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sen. Eheversprechen, Familienfeiern, Friedensverhandlungen, geistliche Freundschaft, liebevolle Auseinandersetzung haben oft einen Tisch als kleinsten gemeinsamen Nenner. Zweitens ergriff Jesus ein ganz normales Handtuch und wusch seinen Freunden die Füße. Fußwaschung war eine ganz gewöhnliche Sache, die normalerweise den Sklaven zufiel. Dass er bereit war, diese Aufgabe dennoch zu übernehmen, zeigte die Liebe Jesu, die ihn letztlich ans Kreuz führen sollte. Der Apostel Johannes hat dies mit den Worten formuliert: „Jetzt gab er ihnen einen letzten und äußersten Beweise seiner Liebe“ (Johannes 13,1). Jesus wollte im Obergeschoss dieses Schlüsselerlebnis schaffen. Dazu lud er die Jünger nicht nur zu Tisch und ergriff das „Handtuch der Dienstbereitschaft“. Er vermittelte ihnen außerdem eine biblische Wahrheit: „Amen, ich versichere euch: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr und ein Bote nicht größer als sein Auftraggeber. Das wisst ihr jetzt; Freude ohne Ende ist euch gewiss, wenn ihr auch danach handelt!“ (Johannes 13,16–17). Jesus überfiel die Gruppe regelrecht mit seinem Dienst. Er zeigte ihnen eine Seite Gottes, die sie bis dahin noch nicht gekannt hatten. Er half ihnen zu verstehen, was Demut ist. Jesus wusste auch, wie man Schlüsselerlebnisse nutzt – eine arme Frau, die ihre letzten beiden Münzen in den Opferstock legt, ein Essen im Haus eines Pharisäers, eine samaritanische Frau an einem Brunnen – alles göttliche Gelegenheiten für Gnade, Wahrheit und Lebensveränderung. Im Obergeschoss ergriff er die Gelegenheit, um die Angst seiner Gruppe zu bekämpfen. Er sagte: „Ich bin nicht mehr lange bei euch, meine Kinder. Ihr werdet mich suchen; aber ich muss euch jetzt dasselbe sagen, was ich früher schon den anderen gesagt habe: ‚Wo ich hingehe, dorthin könnt ihr nicht kommen.‘ Ich gebe euch jetzt ein neues Gebot: ‚Ihr sollt einander lieben!‘ Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieben!“ (Johannes 13,33–34). Er prägte es ihnen ein, indem er ihnen sagte, sie würden auf der ganzen Welt als seine Nachfolger erkannt werden, wenn sie einander mit ebenso unfassender Liebe annähmen. Petrus war einfach zu sehr mit dem Gedanken beschäftigt, dass Jesus sie verlassen würde, als dass er über Liebe nachdenken konnte. Er fragte: „Herr, wohin gehst du?“ Jesus hätte nun antworten können: „Hallo, hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Über das neue Gebot? Über die radikale Liebe?“ Aber das tat er nicht. Stattdessen ergriff er die Gelegenheit, die Furcht zu vertreiben und Hoffnung zu bringen, indem er seine Gruppe daran erinnerte, dass er 105


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