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Kapitel 1 Vom Fahrersitz seines alten Chevy-Lieferwagens aus starrte Dirk Bennett zur Wohnung seiner Freundin im dritten Stock hinauf. Er beobachtete, wie die schattenhaften Umrisse zweier Menschen zusammenkamen und sich nicht mehr voneinander trennten. Eine Minute verging, zwei Minuten. Dann erlosch das Licht in der Wohnung. Dirks Finger zitterten, sein Herz hämmerte so heftig in seiner Brust, dass es wehtat. Er warf einen Blick auf den Revolver, der auf dem Sitz neben ihm lag, und erschauderte. Was war nur mit ihm los? Er war ein Junge aus einer netten Familie. Leute wie er liefen nicht mit Waffen herum und lagen nicht nächtelang, getrieben vom Hass auf einen anderen Mann, schlaflos wach. Vielleicht werde ich verrückt. Oder es lag an den Tabletten. Konnten sie so etwas bei einem Menschen auslösen? Konnten sie einen verrückt im Kopf machen? Nein, das war paranoid. Dirk beruhigte sich wieder. Die Tabletten hatten nichts mit seinen Gefühlen zu tun. Es waren nicht einmal Steroide, nicht direkt. Aber sie wirkten tatsächlich. Er hatte in den letzten sechs Wochen, seit er seine normale Dosis verdoppelt hatte, fünf Kilo zugenommen. Fünf Kilo Muskeln. Dirk fasste sich an die Stirn und versuchte, sich zu erinnern, was sein Trainer ihm gesagt hatte, als er ihm die Flasche verkauft hatte. Es kommt auf die richtige Dosierung an. Zu wenig, dann ist es nutzlos. Zu viel, dann können gefährliche Nebenwirkungen auftreten ... Zorn, Depressionen, irrationales Verhalten. War es das? Dieses ständige Pochen in seinem Kopf? Zu viele Tabletten? Dirk klopfte sich mit der Faust leicht an die Stirn. Das war unmöglich. Die Tabletten waren völlig normal; das sagte jeder. Die Hälfte der Jungen an der Uni nahm sie, und von den anderen zeigte keiner irgendwelche negativen Reaktionen.

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