Leseprobe Trauriges Happy-End

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Leseprobe

TRAURIGES HAPPY-END Autorin

Tatjana Stucki

Verlag art of arts ® - www.artofarts.de


- 4Die Rechte an den veröffentlichten Texten liegen bei der Autorin Tatjana Stucki. Vervielfältigungen zum Zwecke der Veröffentlichung – Publikationsrechte liegen beim Verlag art of arts. Alle Rechte vorbehalten. Verwendung zum Zwecke der Weiterveröffentlichung darf nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlages und des Einverständnisses der Autorin erfolgen. Der Verlag sowie die Autorin übernehmen keine Haftung bei unsachgemäßer Verwendung und Verbreitung und den eventuell daraus entstehenden Folgeschäden. Für Druckfehler keine Gewähr. Nachdruck oder Vervielfältigung ist nur mit Genehmigung des Verlages gestattet, die Verwendung oder Verbreitung unautorisierter Dritter in allen anderen Medien ist untersagt. Die jeweiligen Textrechte verbleiben bei der publizierenden Autorin, deren Einverständnis zur Veröffentlichung vorliegt. Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie – detaillierte bibliografische Daten im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de Original-Erstausgabe 2018

ISBN 978-3-86483-067-9 Herausgebender Verlag: art of arts ® Inh. Silvia J.B. Bartl, 95168 Marktleuthen Satz, Layout, Gestaltung, Illustration, Cover Design: art of formation - Silvia J.B. Bartl Titelbild: Jessica (www.jessicajorgensenart.com) Autorin Tatjana Stucki Künstler: Claire (IG: etoileclaire) - Samira (www.journeyofsaturdays.ch ) Chantal (www.oceaangroen.com) - Tatjana (www.bloomingveins.com ) – Nadine (IG: petiteaventure) Druck und Bindung: inPrint GmbH - published & created in Germany -

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Und dann standen wir da, unsere Blicke auf das weite Meer gerichtet. Irgendwie war ich in diesen Monaten in mir zusammengefallen. Mir war kalt, obwohl er meine Hand festhielt. Diese vertraute und immer da gewesene Wärme blieb verschwunden. Er drückte meine Finger noch fester zusammen, als wäre er kurz davor, einen lauten Schrei loszuwerden. Ich schaute zu ihm rüber, meine zu langen Haarsträhnen schwebten im kühlen Wind. „Wir sollten sie vergessen.“ Ich zögerte kurz. „Sie hat dich angelogen und sie hat dich betrogen. Es macht Sinn, auf sie wütend zu sein.“ Ich spürte, dass ich lauter wurde und beinahe verzweifelt auf Erlösung hoffte. Erlösung von ihm. Meine tränengefüllten Augen wichen nicht von seiner Seite. Das Rauschen des Wassers übertönte unsere lauten Gedanken. „Sie ist tot!“ Meine Stimme klang zornig und gleichzeitig erleichtert, es endlich einmal laut ausgesprochen zu haben. Ich war am Ende meiner Kräfte. „Sie ist nicht mehr länger hier, also sag es mir jetzt!“, schrie ich und riss meine Hand von seiner los. „Dir was sagen?“ „Alles!“ Ich ging ein paar Schritte zurück, da ich seine Nähe


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fast nicht mehr ertragen konnte. Dieses Ohnmachtsgefühl und diese Angst vor seinen Antworten ließen mich am ganzen Körper zittern. „Alles was du sagen möchtest. Alles über deine Wut, deine Trauer oder was auch immer. Aber bitte, sag‘ irgendwas!“ Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. „Es ist nichts von all‘ dem zurückgeblieben.“, sagte er niedergeschlagen. Nachdem ich ein letztes Mal tief einatmete und versuchte, meinen Herzschlag zu überhören, antwortete ich: „Es muss doch etwas geben, was du ihr noch sagen wolltest.“ „Lass gut sein, es ist nichts.“ Wütend sprang ich auf und schubste ihn an der rechten Schulter. „Du pisst mich an! Du riesen Idiot!“ Ich schubste ihn nochmals. „Fahr zur Hölle!“, schlug ich vor und schüttelte verzweifelt meinen Kopf. „Irgendwas!“ „Ich werde dir bei allem zuhören. Wenn sie also hier wäre, was würdest du sagen? Sag mir, was du fühlst, bitte.“, flüsterte ich ihm zu. Dann sagte er etwas. Etwas, was mir das Herz brach. „Alles. Ich würde dir alles verzeihen. Also bitte, ich will, dass du zurück kommst. Komm zurück.“


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„Ann, du darfst jetzt rein.“, sagte diese junge Sekretärin mit ihrem unechten 12-jährigen SekretärinnenLächeln. Ich trat ins Nebenzimmer. Mein Therapeut hieß Mr. Smith, aber das war bestimmt nicht sein richtiger Name. Wahrscheinlich hat er sich einfach nur zu viele Hollywood-Filme reingezogen. „Setz‘ dich doch.“, bat er mich mit ruhiger Stimme und zeigte auf den gegenüberliegenden Sessel. Ich nahm Platz. „Wie geht es dir?“ „Gut.“ „Hast du ihn in der Zwischenzeit mal besucht?“ Ich schüttelte den Kopf. „Schreibst du schön weiter Tagebuch, so wie wir es letztes Mal besprochen haben?“ Ich zog ein kleines Heft aus der Tasche und streckte es ihm hin. „Danke.“ Er überflog ein paar Seiten und legte es dann auf einen Stapel. „Ich werde es mir diese Woche durchlesen.“


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Natürlich las er es nicht durch. Wer würde sich meine ganzen Hirngespinste schon freiwillig antun? Mr. Smith war ein netter Mann und er meinte es auch wirklich nur gut mit mir. Aber er wurde auch dafür bezahlt, nett zu sein. Von meiner Mutter. Ich persönlich hätte mir jemanden außerhalb der Stadt gesucht. Er richtete seine runde Brille und strich sich über seine Halbglatze, die in diesem grellen Licht sofort aufblitzte. Auf seinem Schreibtisch standen vier leere Tassen mit eingetrocknetem Kaffee und daneben zwei volle Aschenbecher, die wahrscheinlich diese 12-jährige Sekretärin vor meinem Besuch hätte leeren sollen. Sein Hemd war zerknittert, seine Hände verschwitzt und ich war immer noch eifrig dabei, diese klebrige Schicht auf meiner Hand mithilfe meiner Jeans weg zu rubbeln.

Also nein, eigentlich hätte ich mir

gar keinen gesucht. „Der nächste Schritt wäre, mit dem Bus bis zum Krankenhaus zu fahren, dort auszusteigen und mindestens 10 Minuten zu bleiben. Du musst nicht zwingend ins Gebäude reingehen, das Aufhalten in seiner Nähe genügt bei dieser Übung schon.“ „Klingt gut.“, antwortete ich abwesend. Wenn ich schon nur ein einziges Wort über meine Lippen brachte, war für ihn seine Arbeit getan. Welche Wörter das am Ende waren, spielte keine Rolle. Ich hätte auch Pfannkuchen oder Magengeschwür ru-


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fen können. Man konnte danach immer die hübschen Dollarzeichen in seinen müden Augen blinken sehen.

Schön, dass ich helfen konnte. Nach einer Stunde war der ganze Spuk dann wieder vorbei. Ich zog die Tür hinter mir zu, wünschte der 12-jährigen Sekretärin noch einen schönen Abend und lief zum Fahrstuhl. Die Anspannung ließ nach und meine Augen wurden schwer. Ich drückte immer wieder auf den abgenutzten Fahrstuhlknopf, bis sich endlich die quietschenden Metalltüren öffneten.

Die Sonne war heller als alles, was ich jemals zuvor gesehen hatte. Zwei Kinder warteten vor einem Bahnübergang. Die großen Bäume warfen ihre Schatten auf die mit Blüten überhäuften Wege und bildeten eine undurchdringbare Blätterdecke über unseren Köpfen, stärker als jede Mauer aus Stein. Der kleine Junge ließ die Hand des Mädchens los und rannte einen steilen Weg hinunter. Das Mädchen lachte ununterbrochen, als es hastig einen Fuß vor den anderen setzte. Aber es war kein gewöhnliches Lachen. Dieses Lachen durchbohrte meinen ganzen Körper, es kämpfte sich durch mein innerstes Chaos und griff sofort nach meinem Herzen. In diesem Moment öffnete ich meine Augen und erblickte den goldenen Himmel über mir. Die Gräser ragten bis zu meinen Schultern und kitzelten mich auf der Haut. Ein starker Windstoß wirbelte den Boden auf und kleine leuchtende Glühwürmchen stiegen empor.


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Ich kann es mir bis heute nicht erklären, was da gerade mit mir passierte, aber es passierte. Es war echt. Ich konnte mich schnell wieder aus diesem unangenehmen Ohnmachtsgefühl retten, doch es fiel mir immer noch unglaublich schwer, die Augen offen zu halten. Ich lag scheinbar auf dem Boden. Es beugte sich ein verblasstes Gesicht über mich. „Hey!“, ein Junge schüttelte mich an den Schultern. „Kannst du mich hören?“ Ich nickte, aber seine Reaktion zeigte mir, dass ich das anscheinend doch nicht tat. Er kramte eine Flasche aus seiner Tasche, drehte den Verschluss auf, kam runter auf die Knie und schüttete etwas Wasser über mein Gesicht. Meine Muskeln spannten sich vor Schreck so stark zusammen, dass es wehtat.

I'm back!

Ich strich mir erschöpft über meine nasse Stirn. „Wie lange ...?“, keuchte ich. „Wie lange war ich weg?“ Er ließ langsam meinen Arm los. „Ein paar Sekunden, schätze ich.“, antwortete er und reichte mir ein Handtuch aus seiner Sporttasche. „Sekunden? Mir kam es vor wie ein ganzer Tag.“


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Ich bemerkte den roten, etwas kratzigen Teppichboden auf meinem Handrücken. Der Teppichboden des Fahrstuhls. Nach der Sitzung schien ich also noch nicht sehr weit gekommen zu sein. „Hast du so was öfters?“ Ich versuchte, mit seiner Hilfe, vorsichtig aufzustehen. „Nein, eigentlich hatte ich so was noch nie.“, antwortete ich. „Kannst du stehen?“ In diesem Moment trafen sich unsere Blicken zum ersten Mal.


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Wie soll ein Mensch das ertragen

Frühling

Philipp Poisel Glückliches Kinderlachen hallte durch die leeren Straßen wie ein ansteckender Duft eines süßen Parfüms. Die Sonne schien mit ihnen um die Wette … ohne Aussicht auf ein Ende. Gelbe Lichtflecke auf dem Boden, raschelnde Blätter in den Bäumen und fliegende Gräser wiesen ihnen den Weg. Der Geruch von frischen Früchten begleitete den kühlen Wind, der sie auf seinem Rücken bis ans Ende der Welt zu tragen schien. Ein Kirschblütenblatt schwebte in eine Pfütze auf dem Gehweg und hinterließ kleine Wellen, welche das Bild verzerrten. Ich konnte gerade noch meinen unregelmäßigen Herzschlag in der Kehle spüren. Das, was vor zwei Monaten im Fahrstuhl passiert war, wollte sich nämlich ständig wiederholen. Vielleicht sollte ich Fahrstühle

zukünftig einfach meiden.

Besonders die

mit einem roten Teppichboden. Ich stand abwesend im Zug und hielt mich an einer dreckigen Eisenstange fest, mit der ständigen Überlegung einfach an der nächsten Haltestelle auszusteigen und niemals an der neuen Schule aufzutauchen. Die Morgensonne schien in mein verschlafenes Gesicht. Sie warf ihre Schatten in das Zugabteil, die


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kleinen Lichtflecke zwischen den Sitzen flackerten abwechslungsweise vor sich hin. Es roch nach Blumen und Haarmasken. Stille, abgesehen von den quietschenden Bremsen. Ich band meine hellbraunen kurzen Haare zu einem Pferdeschwanz, als der Zug langsamer wurde und in die Station einfuhr. Meine Tasche hing straff über meiner Schulter. Die wartenden Menschen zogen an mir vorbei wie unheimliche Geisterwesen, und als der Zug zum Stehen kam, drängelten sie sich bereits durch die noch halbgeschlossene Tür. Männer in Anzügen telefonierten lauthals durch den Waggon und tippten irgendwelche Zahlen in ihren Laptop. Andere, die gerade noch einen Sitzplatz ergattern konnten, lauschten der Musik aus ihren Kopfhörern, schliefen mit offenem Mund oder bissen die Sauce aus ihrem Frühstücksbrötchen. Ich seufzte laut, ohne es zu merken, und versuchte, mich ebenfalls in Richtung Tür zu schlängeln, doch ich stolperte - natürlich. Sich im Zug auf den Bauch legen wie ein tollpatschiger Pinguin?

Kann ich.

Ich ging also davon aus, nein, ich war sogar überzeugt, jetzt direkt im Gepäck einer älteren Dame zu landen. Auf ungemütlichem Gepäck. Auf hartem Gepäck. Gepäck, dessen Inhalt sicherlich Steine waren. Große Steine. Spitzige Steine. Historische Steine. Plötzlich blieb ich in der Luft hängen, als hätte man bei einer – ich meine, dieser - schlechten Filmszene -


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kurzerhand mal auf Pause gedrückt. Find ich gut. Find ich echt gut, diese Funktion. Anstatt meine unübersehbare Begeisterung für einen Pause-Knopf im Real-Life zu teilen, beobachteten mich die erschrockenen Fahrgäste lieber dabei, wie ich mich unbeholfen an einem Sitz hochzog. Es war ein Junge, der mich noch immer am Shirt festhielt. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er leicht grinsend. „Gute Reflexe!“, antwortete ich und zupfte mein Shirt zurecht. „Highschool?“, fragte er und deutete auf meine verstreuten, noch immer eingepackten, Schulbücher zwischen den Füßen der Fahrgäste. Ich bückte mich, er bückte sich ebenfalls. „Ja, Highschool.“ „Kann es sein, dass wir uns noch nie gesehen haben?“ Er reichte mir die letzten beiden Mappen, die unter einen Sitz gerutscht waren. „Heute ist mein erster Schultag, von daher ...“, sagte ich lächelnd und griff nach seiner ausgestreckten Hand, die er mir zum Aufstehen anbot. Kurze Zeit später liefen wir einen flachgetretenen Landweg hinauf zur Schule. Blütenblätter schwebten in der Luft umher und die Sonne kitzelte für einen kurzen Augenblick meine Nasenspitze.


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„Ich bin übrigens Marc.“ „Ann.“, antwortete ich. „Wann bist du denn hergezogen?“ „Vor ungefähr 3 Monaten.“ „Muss das nicht ein richtig gutes Gefühl sein?“ „Was denn?“ „Neu anfangen zu können?“, antwortete er begeistert. „Findest du wirklich?“ Er nickte. „Also ich hätte mir schon oft einen Neuanfang gewünscht.“ „Nun, bis auf das Haus und die Stadt hat sich noch nicht vieles in meinem Leben verändert.“, sagte ich. „Der Kaffee hier schmeckt besser, zählt das auch?“ „Natürlich zählt das. Kaffee verändert Leben.“ Ich wollte gerade etwas sagen, doch die Dachterrasse des Schulgebäudes erstreckte sich bereits am Horizont. Meine Augen wanderten langsam über den großen Vorplatz. Auf den Mauern saßen reihenweise Schüler und lernten, aßen, schrieben Hausaufgaben ab oder unterhielten sich über irgendwelche unwichtigen Themen. Überall Gelächter, das Gefühl von Vertrautheit hing in der Luft. „Gehen wir? Wir wollen ja nicht, dass du schon an deinem ersten Schultag zu spät kommst.“ „Keine Sorge, das kommt sie noch oft genug!“, rief ein aufgedrehtes Mädchen hinter mir. „Was?“, rief ich zurück. „Na, zu spät?!“


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Sie klopfte Marc beim Vorbeirennen auf den Hinterkopf und zwinkerte mir nochmals zu, bevor ich sie schließlich am Eingang aus den Augen verlor. Denn dieser wurde kurz darauf von einer Welle aus Schülern geflutet, und diese Welle wurde immer größer, was mich nicht gerade zum Eintreten ermutigte.

Die Vorstellungsrunde begann, und ich durfte nun jeder einzelnen Klasse und jedem Lehrer, der mich unterrichtete, mein langweiliges Leben vortragen. Glücklicherweise wurden mir fast keine Fragen gestellt, da die Schüler sowieso meistens im Standby-Modus verweilten. Es wurde lieber eifrig spekuliert, ob ich noch eine Jungfrau sein könnte.

Na dann, spekuliert mal schön

weiter Freunde. Seit wann kann man das einem Menschen ansehen? Naja, anscheinend war eine so große Menge an Taktlosigkeit im Angebot, dass es gleich für die ganze Klasse gereicht hatte. Es klingelte zur ersten Pause. Die Schüler sprangen sofort auf, als wären sie aus ihrem tiefen Winterschlaf erwacht. Meine Sitznachbarin war ein unscheinbares Mädchen mit Brille und schwarzen halblangen Haaren, die sie zu einem langweiligen Schnitt gerichtet hatte. Sie saß auf dem Tisch und blätterte konzentriert in einem dicken Buch. Pau-


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se schien nicht so ihr Ding zu sein. Sie hieß Emma, und mehr wollte ich, ehrlich gesagt, auch nicht wissen. „Ann, oder?“ In der Reihe hinter mir beugte sich ein schlankes, rothaariges Mädchen über den Tisch und ich erkannte sie sofort wieder. Es war das Mädchen von vorhin. Ihre grünen Augen funkelten, da konnte mein Kartoffelgesicht leider nicht mithalten. „Ich bin Kimberly, aber alle nennen mich Kim.“ Kim erinnerte mich mit ihren zerrissenen Netz-

strumpfhosen und ihrem ultradicken Lidstrich sofort an einen Rockstar. An einen erfolgreichen Rockstar. Ich wäre dann wohl ihre unscheinbare und erfolglose Angestellte, die hinter der Bühne unwichtige Kabel nach Farbe sortiert, hauptsächlich für das Joint-


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Drehen bezahlt wird und sich von betrunkenen Gästen anspucken lassen muss. Das Klassenzimmer war ruhig, man hörte bloß noch das Rascheln der Buchseiten. Bis jemand mit einem kräftigen Ruck die Zimmertür aufschlug. Der Junge atmete schwer, als er reinkam, er schien wirklich gerannt zu sein.

Freak.

„Jedes Jahr der selbe Unsinn.“, hörte ich Kim hinter mir. „Sie sind wieder zu spät!“ „Verschlafen“, antwortete der Junge gelassen. Mit der Kapuze weit über das Gesicht gezogen, spazierte er zu seinem Platz. Danach schlief er durch bis zur Mittagspause.

Ja, er war die Ruhe selbst.

„So schnell sieht man sich wieder.“ Marc rutschte nach dem Klingeln mit seinem Stuhl an mein Pult. „Was hast du heute Nachmittag?“ „Deutsch“, gab ich zur Antwort. „Und du?“ „Sport“ Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ich wusste gar nicht, dass man Sport den obligatorischen Schulstunden vorziehen kann?“ „Kann man auch nicht, außer du wählst es als Hauptfach.“


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Ich war schon etwas beeindruckt, musste ich zugeben. „Und was spielst du?“ „Basketball“ „Willst du das echt mal beruflich machen?“ „Ja, ich glaube schon. Ich bin gut darin.“, antwortete er. „Wenn du möchtest, kannst du gerne zu einem Spiel kommen und dich selbst davon überzeugen.“ „Ja, warum nicht. Sag mir einfach wann und wo, und ich werde da sein.“ „Wir trainieren jeden Mittwochabend um 7 Uhr hier in der Sporthalle.“ Marc schien wirklich sehr nett zu sein. Er war genauso, wie man sich einen loyalen, braunhaarigen, durchtrainierten Sunnyboy vorstellt, der gerne Proteinshakes trinkt, kostenlose Nachhilfe in Mathematik anbietet und beim Stadtmarkt als freiwilliger Mitarbeiter frische Marmelade anpreist. „Ich muss jetzt los, bevor die Erstklässler den Sportplatz einnehmen.“

Nächster Halt: Die Schulcaféteria. Orangefarbene Wände und abgetretene Bodenplatten waren erst der Anfang. Der Tischbelag war entweder abgekratzt oder mit Buchstaben und Herzchen verschönert worden. Überall klebten getrocknete Kaugummis und eklige Kleberückstände von Stickern unter den Stühlen.


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Kultuuurschooock! Ich meine, es gab insgesamt nur vier Stühle mit gleichlangen Stuhlbeinen? WTF? „Wollen wir uns nicht lieber ans Fenster setzen? Hier stinkt es nach verfaulten Eiern.“, murmelte ich leicht angewidert. Es stinkt überall nach verfaulten Eiern.“, antwortete Kim. „Keine Sorge. Irgendwann bildet sich eine so dicke Hornhaut in deiner Nasenhöhle, dass du gar nichts mehr riechen kannst.“, erklärte mir Chloe standhaft, Kim's Sitznachbarin und Freundin aus der Mittelschule. „Gute Sache.“, sagte ich überfordert und setzte mich an unseren Tisch. „Kennst du hier niemanden von deiner Mittelschule?“ „Nein, aber Marc habe ich heute Morgen schon im Zug getroffen.“, antwortete ich und biss in mein Brötchen. „Da hätte es dich auch schlechter treffen können.“ „Mit seinem besten Freund zum Beispiel.“, ergänzte Chloe mürrisch. Kim schlug mit ihrer Faust auf den Tisch. „Wie wahr!“ „Warum? Was ist mit dem?“, fragte ich. „Wir kennen ihn auch noch von der Mittelschule. Sein Name ist Symen und jedes, wirklich jedes Mädchen stand auf ihn. Wir beide eingeschlossen.“,


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beichtete sie und überspielte ihre unübersehbare Scham, welche man übrigens ganz offensichtlich an ihrem roten Kopf erkennen konnte, einfach mit einem übertriebenen Lachen.

Leute, das war noch fast peinlicher als

die Sache selbst, glaubt mir. „Bis wir dann von diesem Unfall erfahren haben.“ „Oh ja, das weiß ich noch.“, seufzte Chloe und leckte konzentriert die restliche Salatsauce von ihrer Gabel. „Symen wurde berühmt.“ „Was ist passiert?“, fragte ich ungeduldig. „Seine Freundin, Emily, hatte einen tödlichen Autounfall.“, antwortete Kim. „Das hat alles verändert, unsere ganze Schulzeit.“ Nachdenklich schob ich mein inzwischen kalt gewordenes Essen im Teller herum. „Hatte ihn danach nicht sogar noch so eine billige Talkshow eingeladen?“, fragte Chloe. „Oder war das Emma? Ich weiß es gar nicht mehr.“ Kim zog leicht angeekelt die aufgeweichten Pilze aus ihrem Reis. „Emma wird von niemandem eingeladen.“ „Wie kommt ihr jetzt auf Emma?“ „Ah, sie ist Emilys kleine Schwester.“, beendete Kim schließlich die Unterhaltung und ignorierte dabei meinen irritierten Blick. „Was ich dich eigentlich fragen wollte…“, fuhr sie fort. „Wie gefällt dir Marc so?“ „Er ist nett.“, gab ich zur Antwort. „Aber könntet ihr mir bitte erklären, warum mein


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Sandwich nach verfaulten Eiern riecht, obwohl da keine verdammten Eier drin sind?“ „Halt dir die Nase zu, das hilft.“ Ich befolgte Chloe’s Ratschlag, schließlich wollte ich überleben. Ohne

Hornhaut.

„Er scheint dich zu mögen.“, zwinkerte mir Kim zu. „Wer?“ „Na, Marc.“ „Kann sein, weiß nicht.“ „Oder gibt es da schon jemand anderen, von dem wir nichts wissen?“ Ja. Es gibt da einen fremden Jungen aus einem Fahrstuhl mit rotem Teppichboden. Er hat hellblaue Augen. Ein Blau, wie wir es nur vom Meer kennen. Kleine Lachfältchen erstrecken sich über sein Gesicht und der Klang seiner Stimme bereitet mir Gänsehaut.

Und Gänsehaut auf meiner Gänsehaut.

Ich habe keine Ahnung, ob ich ihn jemals wiedersehen werde, und was ich alles dafür tun würde. Seinen Namen kenne ich nicht, denn ich habe vergessen zu fragen. Besser gesagt, meine kluge und manchmal zu weich gekochte Birne hat vergessen, mich zu er-


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Autorenvita Tatjana Stucki, geboren am 22. März 1994, wohnhaft in der Schweiz. Die Liebe zum Schreiben entfaltete sich bereits in sehr jungen Jahren. Der Traum Autorin zu werden, gedeihte schon damals in ihrem kreativen Köpfchen vor sich hin und entwickelte sich schließlich zu einem Lebenstraum. Tatjana ist zudem eine leidenschaftliche Mode-Bloggerin, ein weiteres Interessenfeld der 23-jährigen. Auf ihrem Blog kann sie sich frei entfalten und andere Menschen erreichen. Ein künstlerisch gestalteter Roman mit verschiedenen Illustrationen und Songs, welche die einzelnen Gedankengänge zusätzlich vertiefen - für alle jungen Menschen da draußen, die schon mindestens einmal in ihrem Leben ihr eigenes Gefühlschaos aufräumen mussten.


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Ein großes Dankeschön geht an die folgenden Künstler, die mir Ihre wunderschönen Illustrationen zur Verfügung gestellt haben:

Künstler: Claire (IG: etoileclaire) Samira (www.journeyofsaturdays.ch) Chantal (www.oceaangroen.com) Tatjana (www.bloomingveins.com) Nadine (IG: petiteaventure) Titelbild: Jessica (www.jessicajorgensenart.com)


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Verlagswort Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere Autorin, Tatjana Stucki, den Traum vom eigenen Buch Wirklichkeit werden lassen konnten und bedanken uns herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen sowie das größte Gut eines Schreibenden – das Manuskript, welcher Idee durch dieses Buch nun Leben eingehaucht wurde. "Trauriges Happy-End" ist ein berührendes, wortgewandtes Buch für alle Jugendlichen und Junggebliebenen. Bewegende Gedankengänge ums Leben und die Liebe, mit dem dazugehörigen Gefühlschaos, Gedankenachterbahn, vertiefen diesen herzerfrischenden Roman. Untermalt wird dieses künstlerisch gestaltete Buchstabenspiel mit verschiedenen Illustrationen und Songs. „Es trifft den Nagel auf den Kopf“ wie die Autorin so schön erwidern würde. Freuen Sie sich auf das Schmökern und Mitfühlen dieses spritzigen Werkes, das auch Sie mitten im Herzen berühren wird. Vielen Dank für den Erwerb von: "Trauriges HappyEnd", und dass wir durch dieses Buch Ihr Leseinteresse wecken durften, auch im Namen der Autorin. "Trauriges Happy-End" ist in gedruckter Form als Buch und elektronischer Form als eBook erhältlich. Das Buch ist im Buchhandel unter der ISBN 978-3-86483-067-9 für 18,95 € zu beziehen, das eBook unter der ISBN 978-3-86483-068-6 für 8,95 € bei der Autorin und beim Verlag art of arts, z.B. im online Buchshop www.artofbookshop.com bei amazon, weltweit bestellbar im Buchhandel oder auf der Buchhomepage der Autorin: http://www.tatjanastucki.webnode.com/


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Verlags-Buchprogramm Bücher & eBooks bisher erschienen seit 2006 bis 2018

Bücher der art of books collection art art art art art art art art art art art art art art

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words - Band 1 mind - Band 2 heart - Band 3 mystery - Band 4 man – Band 5 women – Band 6 poetry – Band 7 xmas – Band 8 kids - Band 9 magic - Band 10 erotica – SoBand 1 crime – SoBand 2 live – SoBand 3 fun – SoBand 4

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- 166 Das eine Volk und sein energetischer Kalender Seelenschreie Stich ins Herz Ich kann mehr als nur ... Mezedes Fundstücke am Rande der Straße Flucht aus Bern Die griechische Seele suchend Sophia und das Lächeln Im Herzensgarten Ankommen beim Licht Manifest zum Widerstand Fet(t)a ... kann auch anders 1-2-3 für jeden was dabei Kreta kulinarisch Poesie trifft Kunst Maria kocht griechisch The Catalyst for Life Intrinsische Erinnerungen Im Philosophiegarten KlarTraum – Symphonie des Globalen Aufwachens Trauriges Happy-End

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… dieses Werk besteht aus 164 Seiten, 27.541 Wörtern, 175.325 Zeichen. "Trauriges Happy-End" von Tatjana Stucki, die ihre Worte durch dieses Buch der Öffentlichkeit präsentiert. Die Texte sind urheberrechtlich geschützt (c) 2018 - art of arts ® Beiträge gemäß der neuen Deutschen Rechtschreibung. Für Druckfehler keine Haftung.



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