Arising Realm #17

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Liebe Leser, willkommen zur 17. Runde von Arising Realm. Nachdem wir die letzten Monate seit der Veröffentlichung von Nummer 16 im September 2007 dazu genutzt haben, uns um andere, aber ebenso wichtige Dinge zu kümmern, sind wir nun runderneuert zurück am Start. Wie ihr sehen könnt, hat sich einiges bei uns getan. So erscheint AR ab sofort vollfärbig und mit verändertem Layout. Nach etlichen Ausgaben in Schwarz und Weiß war es absolut notwendig, die optischen Gestaltungsmöglichkeiten auszunützen und AR auf die nächste Stufe zu heben. Dass diese Veränderung natürlich mit höheren Kosten unsererseits verbunden ist, muss hier nicht extra erwähnt werden. Trotz allem ist und bleibt AR nach wie vor ein reines Gratis-Magazin für unsere Leser. Gerade jetzt ist es zugleich enorm wichtig, von euch Feedback auf unser neues Design zu erhalten. Wir würden uns freuen, wenn ihr uns an redaktion@arisingrealm.at eure Meinungen, Verbesserungsvorschläge und gerne auch euer Lob/eure Kritik senden würdet, damit wir uns zukünftig noch weiter verbessern können. An Interviews haben wir diesmal neben bekannten Acts wie Unleashed auch wieder unser Augenmerk auf nationale und internationale Underground-Perlen gelegt. Das Cover zieren beispielsweise die Tiroler von Serenity, die demnächst ihre neue Scheibe „Fallen Sanctuary“ veröffentlichen werden. Überhaupt enthält die vorliegende Ausgabe soviel Text wie noch nie zuvor in der Geschichte von Arising Realm. Nach fast zehn Jahren harter Arbeit hat sich AR mittlerweile als feste Institution etabliert, die sowohl von Bands und Labels gleichermaßen Anerkennung erfährt. Wir hoffen, dass es auch die nächsten zehn Jahre so gut für uns weiterläuft wie bisher. Bis dahin haben wir aber noch einen weiten Weg und etliche ARAusgaben vor uns. Es ist kein Geheimnis, dass es zunehmend schwieriger wird, ein gedrucktes Medium an den Mann/die Frau zu bringen. Gerade deswegen sind wir stolz darauf, als einziges verbliebenes gedrucktes Fanzine in Österreich, welches sich ausschließlich mit dem Thema Metal beschäftigt, zu veröffentlichen. Dass dies zudem für den Leser völlig gratis geschieht, ist keine Selbstverständlichkeit und unserer bescheidenen Meinung nach eine Erwähnung an dieser Stelle wert. Wir hoffen, ihr wisst dies doch ein wenig zu schätzen. Somit bleibt mir nur noch, euch angenehmes Schmökern in unserer Nummer 17 zu wünschen. Ich freue mich auf euer Feedback, Michael & AR-Team


BA’AL “Madness Of The King” (Maintain)

ANCIENT EXISTENCE

Dauer: 4:51 min. web: maintainrecords.com Album: Confusion Of Tongues

“The Soul Is The Prey” (Twilight)

Das neue Album wurde Mitte Januar ’08 in den Rape Of Harmonies Studios aufgenommen, gemixt und gemastert und dürfte mit zum Heftigsten gehören, was diese Hallen in letzter Zeit verlassen hat. Kompromisslos und geradezu bestialisch treiben BA’AL den geneigten Zuhörer vor sich her und mähen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. So ähnlich lautete der Tenor bereits zum Debüt des Fünfers vor einigen Jahren, und eines ist gewiss: Nachgelassen haben die Jungs jedenfalls nicht!

GODHATECODE “Deathlike Complex” (Maintain)

Ancient Existence wurden im Dezember 2000 gegründet. Zwei Jahre später veröffentlichte die Band ihre erste, selbstbetitelte CD. Das zweite Album „Night Eternal“ folgte nur ein Jahr später. Im November 2006 unterschrieben Ancient Existence einen Deal mit Twilight Records aus Deutschland. Auf diesem Label erschien die erste offizielle Veröffentlichung „Hate Is The Law“ im Februar 2007. Nur ein knappes Jahr später wurde „Death Fucking Metal“, ebenfalls über Twilight, nachgeschoben.

INZEST

Dauer: 3:00 min. web: maintainrecords.com Album: Aeons

“Bloodcore” (Mad Lion)

GodHateCode ist ein musikalischer Garant für das, wofür die einzelnen Mitglieder in ihren bisherigen Bands seit Jahren stehen: Old School Death Metal mit einem enormen Potential an Brutalität. Und das Ganze mit einem wirklich extremen Sound und einer Produktion, die keine Wünsche unerfüllt lässt und einem Album dieses Genres mehr als gerecht wird.

PROSPERITY DENIED “The Colors Of Isolation” (Noisehead)

Dauer: 3:39 min. web: inzest-musick.at Album: Grotesque New World

Im September 2008 wird die neue CD von Inzest auf die wartende Meute losgelassen. „Grotesque New World“ nennt sich der zweite Output der Prollcrew und verspricht einen großen Schritt nach vorne. Brachialer, technischer und schneller als je zuvor gehen Inzest hier zugange. Veröffentlicht wird die CD über das polnische Extrem Metal-Label „Mad Lion Records“ und via Twilight wird sie weltweit vertrieben. Gemixt und gemastered wurde das Teil in den Stage One Studios von Andy Classen.

SANGUIS

Dauer: 4:01 min. web: myspace.com/prosperitydenied

“I Saw The Fall Of Idols”

Album: Consciousless

(Bloodred Horizon)

Bitte alle einsteigen – in die Moshpit-Bolognese! Seit dem Jahr 2006 präsentiert Prosperity Denied derben Death/Thrash mit groovigen Nakkenbrechern und brachialem Geknüppel. Das Debüt „Consciousless“ wurde 2007 auf Noisehead veröffentlicht und besticht neben technischer Präzision vor allem durch gigantischen Sound.

Dauer: 4:23 min. web: bloodred-horizon-records.com

Album: Ascension

2006 wurde das Album „Ascension“ aufgenommen, das dritte Machwerk der Band. An den Reglern zeichnete sich Gore (u.a. Pungent Stench, Vargsriket) aus und verlieh dem Werk den bis dato besten Sound der Bandgeschichte. Die Band hat hier eine etwas andere Richtung eingeschlagen, weg vom rohen Black Metal zu ausgereifteren Strukturen und einem differenzierten Image.

REPLICA

PLASMIC OC

Dauer: 4:30 min. web: replica.at Album: Riven By Grief

“Like A Bump On

Replica befördern das Unfassbare auf eine neuartige Ebene und fusionieren gekonnt die Durchschlagskraft des Thrash mit der Intensität und Melodieverbundenheit des Metalcore, ohne dabei ihre gefühlvollen ProgEinlagen außer Acht zu lassen. Nach zahlreichen erfolgreich absolvierten Band-Contests und jeder Menge unvergesslichen Live-Gigs im In- und Ausland wurde im Jahr 2008 das Debütalbum „Riven by Grief“ veröffentlicht.

Extended Rock – „. . . zw Riffomania, zwischen knal (Gitarre & Bass | Heft 05 „Man kann sich, muss es Scheibe ist ganz klar etwa Welt.” (www.rocktimes.de)

“God Is My Cellmate” (Eigenproduktion)

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Dauer: 3:49 min. web: ancientexistence.com Album: Death Fucking Metal

(Eigenproduktio


CEAN

n A Log”

on)

CONVERGENCE “Horror Vacui” (Error05)

SADAKO

Dauer: 4:01 min. web: convergence.at Album: Metropolis

“Little Itches” (Transwaved)

Convergence wurden im Jahr 2002 von Erik und Roman gegründet. Im April des darauffolgenden Jahres stieß Bjoern zur Band. Gemeinsam wurde das Album „Fragments“ aufgenommen. Nur ein Jahr später wurde das zweite Album „Mankind“ veröffentlicht. Nach einer Line-Up-Veränderung wurde im Jahr 2006 das dritte Album „Metropolis“ in Angriff genommen und im Dezember desselben Jahres veröffentlicht. Den Stil umschreibt die Band selbst mit „Dark Atmospheric Death Metal“.

PAIN INC. “As Time Goes By” (Burnside)

“Falling Into Nothingness” (Eigenproduktion)

Seit 1996 hinterlassen die Mannen von Pain Inc. nun schon ihre Blutspur auf diversen Bühnen Österreichs und scheinen keineswegs müde zu sein. Neben den zwei Alben „My Blood Your Life“ und „Morphium“ erscheint nun „If Roses Are Bleeding“.

ZEROFOUR “Dishumanized Society” (Eigenproduktion)

wischen Prog-Pathos und düsterer Alternativellharten Hooks und slashigen Leads“ 5/2007) aber nicht, einen Wolf schreiben, aber diese as Besonderes. Einfach anders als der Rest der

Dauer: 4:36 min. web: standablaze.tk Album: Dead End Evolution

Im Moment sind Stand Ablaze mit dem Feinschliff an ihrem Album „Dead End Evolution“ beschäftigt. Auch wenn ein Veröffentlichungstermin des Albums noch nicht feststeht, so ist die Band doch zuversichtlich, das Album noch dieses Jahr zu veröffentlichen. Das nächste Ziel ist die Suche nach einem Label, das deren Debüt-Album vertreiben will. Weiters möchte die Band nach Veröffentlichung ihres Debüt-Albums zumindest eine Mini-Tour absolvieren.

GOD OF ROTORS

Dauer: 4:48 min. web: zerofour.at

“Praedictae Improbabilites”

Album: The Downfall Of Humanity

(Lights Parade Productions)

Die beiden Metal-Freaks Erwin Wibmer und Markus Jestl (damals Gitarre, Gesang) gründen die Band Diabolic Voices im Jahr 1998. Eine Umbenennung in Zerofour erfolgte im Jahr 2004. Unter diesem Namen wurde das erste Demo „Only Time“ ein Jahr später veröffentlicht und ein weiteres Jahr darauf erblickte das erste volle Album „The Desert Of Reality“ das Licht der Welt. Im Februar 2008 erschien schließlich das aktuelle Werk „The Downfall Of Humanity“, auf dem sich die Band gereift zeigt.

Dauer: 4:48 min. web: plasmic-ocean.de Album: Haptic Trips

Sadako sind der alternative Wahnsinn, der Spaß macht. Wilde Bühnenshows, Absinth und die japanische Vorstellung von Traum und Wirklichkeit sind die Wahrheit, die Sadako leben. Ein Pflichtprogramm für alle Freunde des gepflegten Andersseins. Im März 2006 wurde mit den Recording Sessions zum lang erwarteten Nachfolgealbum „Hikikomori“ begonnen. Die neuen Songs zeigen sich viel ausgereifter und bereit, die einzigartigen Sadako-Tunes über den Globus zu verbreiten.

STAND ABLAZE

Dauer: 6:03 min. web: www.paininc.at Album: If Roses Are Bleeding

Dauer: 4:23 min. web: sadakomusic.com Album: Hikikomori

Dauer: 2:53 min. web: www.myspace.com/godofrotors

Album: The Grand Codex: Masonus

Treibender und grooviger Death Metal à la Six Feet Under mit leichten Napalm Death- oder Brutal Truth-Tendenzen? Noch dazu eine fast unentdeckte Underground-Perle aus Griechenland? Zuviel der Anforderungen oder doch Realität? Klingt zwar alles irgendwie schräg, aber es funktioniert einwandfrei, denn vor gut einem Jahr wurden God Of Rotors gegründet, welche alle diese Anforderungen und noch viele mehr mit Leichtigkeit erfüllen!

INQUIRING BLOOD “Cadaver Project” (Eigenproduktion)

Dauer: 3:27 min. web: www.inquiringblood.com Album: Raping The Silence

Inquiring Blood steht für groovigen Neckbreaker-Metal, der sich immer zwischen Old School und Moderne bewegt. Die Musik der vier Hannoveraner ist sowohl auf CD als auch live immer wieder ein Erlebnis, was auch die bisherigen Resonanzen wiedergeben.

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.serenity-band.com von Michael FREITAG | www

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Seit der Veröffentlichung eures ersten Albums hat sich viel im Hause Serenity getan. Von einem raschen Aufstieg in die Oberliga des Melodic Metals waren nicht wenige überrascht. Wie habt ihr selbst die letzten Monate empfunden? In den letzten Monaten hatten wir eigentlich wenig Zeit, um uns große Gefühle leisten zu können. Wir haben das Album („Fallen Sanctuary“ – Anm. d. Verf.) produziert, uns um das Artwork, Fotos und Termine gekümmert, ein Video produziert und vieles mehr. Da bleibt nicht viel Zeit übrig. Es war sehr stressig, aber als wir dann die ersten Songausschnitte und Vorabversionen unserer neuen Titel hörten, kam schon Freude auf. Direkten künstlerischen Druck haben wir eigentlich nie verspürt. Bevor wir uns dem aktuellen Album „Fallen Sanctuary“ zuwenden, möchte ich noch ein wenig bei eurem Debüt anknüpfen. Mit dieser Veröffentlichung habt ihr die auf euer Demo erhaltenen Kritiken bestätigt. Seid ihr zum damaligen Zeitpunkt froh gewesen, die erste Hürde erfolgreich gemeistert zu haben? Wir haben nach den Reaktionen auf unser Demo natürlich große Hoffnungen in unser Debüt gesteckt. Großteils wurden sie bestätigt, teilweise wurden wir ja auch enttäuscht und in ganz speziellen Fällen haben sich Magazine nicht wirklich mit unserer Musik und unserem Werk auseinandergesetzt – wie sonst könnte man sich erklären, dass unser Herkunftsland Finnland oder Italien sein soll, wir zwei Gitarristen in der Band haben beziehungsweise unser Sänger Simon Holzknecht (Simon ist unser Bassist) heißt. Aber alles in allem waren und sind wir mit den Reaktionen auf „Words Untold & Dreams Unlived“ sehr zufrieden. War es aus Gründen der Etablierung von Serenity auch ein bewusst kalkulierter Schachzug, auf „Words Untold & Dreams Unlived“ einige Demo-Songs zu verbraten, die ja bereits von der Presse als ein gutes Stück Musik klassifiziert wurden? Wir sind keine Band, die 20 Nummern für eine CD schreibt und dann elf Songs wieder wegwirft – das ist Zeitverschwendung. Entweder ein Song ist gut und wir schreiben so lange daran, bis wir alle zufrieden sind, oder wir verwerfen gleich die Idee, weil sie in unseren Ohren zu schwach ist. Warum sollten wir dann die „alten“ Stücke des Demos nicht in ein neues Soundgewand packen, besser arrangieren und sie neu herausbringen? Es sind nach wie vor starke Songs und „Forever“ oder „Engraved Within“ werden oft lauthals von den Fans verlangt. Direkt nach der Veröffentlichung habt ihr Europa mit Live-Konzerten und Tour-SupportSlots beglückt. Zuvor noch im heimischen Tirol unterwegs, eine Sekunde später auf den Bühnen dieser Welt abgefeiert: Welche Gedanken gehen einem aufstrebenden Musiker hierbei durch den Kopf? Es war natürlich unser bis dato größter Traum, auf Tour zu gehen, in einem Tour-Bus mit zehn anderen Gleichgesinnten durch Europa zu tingeln und Länder zu bereisen, in denen wir noch nie waren, neue Fans zu treffen, Autogramme zu geben und viel Erfahrung sowohl auf als auch hinter der Bühne zu sammeln. Auf der einen Seite haben wir auch nicht so schöne Sachen erlebt, wie auf der Bühne zu stehen, zu spielen und es ist noch kein Mensch in der Halle, da der Veranstalter die Hallentür noch verschlossen hält. Oder kein warmes Essen mehr zu ergattern, da sich unser Soundcheck so in die Länge gezogen hat. Oder kann es wirklich so schwer sein, ein nicht eiskalt gekühltes Wasser zu bekommen (für mich als Sänger der Alptraum) beziehungsweise nicht zum sechsten Mal in Folge Chili con Carne zum Essen zu bekommen – man bedenke

die Auswirkungen im TourBus. Aber wenn du auf der Serenity wurde im Jah Bühne stehst und die r 2001 gegründet und wies in den Anfangsta Mario Hirzinger, Matth Zuschauer deine Texte mitgen mit ias Anker, Stefan Sch ipflinger und Stefan ein erstes stabiles Line-Up singen, dann ist alles wieWanker auf. der vergessen und man Im Jahr darauf wurde genießt sein Chili wieder. das erste akustische Leb enszeichen in Form der Songs starken EP „Stars Habt ihr, auch wenn nur sieben eed V.R.“ veröffentlicht . Zum ersten Mal konnte das eigene Können der in geringem Maße, aufman Öffentlichkeit präsentier en und erntete gute Rea nen auf die ersten Eigenk grund eures Erfolgs die ktioompositionen. negativen Seiten (Neid Seit dem Jahr 2004 bes von Kollegen, vor allem teht Serenity aus Geo rg Neuhauser, Thoma berger, Simon Holzkn in Österreich immer ein s Buchecht Mario Hirzinger und Andreas Schipfling auf Hirzinger und Sch Thema) zu spüren er. Bis ipflinger wurde das ges amte Line-Up ausgetaus Damit verbunden kam bekommen? Es gibt in cht. es auch zu einer dezent en mu sika unserem Land etliche und einer Bewegung hin lischen Kurskorrektur zum melodischen Metal-B ereich. Bands, die seit Jahren trotz guter DemoproDas zweite Demo „Engra ved Within“ konnte Fan s und Presse im Jahr duktionen eben diegleichermaßen begeist 2005 ern. Nicht nur regnet e es Top-Noten in eta sen Status nicht überMetal-Gazetten, auch blierten Underground-Fanzines und Webzines erkann winden und dementPotential der Tiroler Wu ten das nderknaben und feierten sprechend die Nase das professionell aufgem te Zweitwerk ab. achrümpfen könnten. Es gibt natürlich MusiDer nächste musikalisc he Schritt sollte zu ein ker und Bands, die em ersten Plattenvertra Das Risiko, das die Ban g führen. d hierfür in Kauf nahm unseren Erfolg als (völlig selbstfinanzierte duktion mit internation Proale m Top -Produzenten sowie Mas überbewertet empfinStudios), war immens tering in den Finnvox, hat sich letztendlic den beziehungsweise h jedoch ausgezahlt. Records aus Eisenerz nah Napalm m die Jungs unter ihre nicht verstehen, Fittiche und veröffentli das erste Album „Words chte Unt old & Dre am warum gerade wir den s Unl ive d“. Euphorische Pressereaktio nen folgten. ersten Schritt geschafft haben. Europa-Tourneen mit Kam elot oder Threshold hal Allerdings darf man fen der Band, ihren Bek heitsgrad noch weiter anntzu steigern. auch nicht vergessen, dass uns erst Im August 2008 wird das zweite Album der Tiroler das komplett fertig namens „Fallen Sanctu veröffentlicht. Darauf prä ary“ sentiert sich die Band noc aufgenommene h verspielter und techni gereift, aber auch bom sch bas tisc her im Vergleich zum Vor Debüt-Album, das gänger. wir selbst finanziert haben (wir haben hier wirklich viel Geld reingesteckt), den Plattenvertrag gebracht hat. Mit dem Demo die kamen nur Angebote von kleinen Labels, die uns womöglich nicht die gewünschten Reaktionicht in der Art und Weise unterstützen hätten nen hervorrufen könnten. Wie vereinbart können, wie dies jetzt Napalm Records man Druck (von außen) und den eigenen machen. Daher verstehe ich oft die Musiker künstlerischen Anspruch? nicht, die mit einem grottenschlechten ProbeWir verspürten eigentlich keinen künstleriraum-Demo zu mir kommen und sich wundern, schen Druck. Nur die Zeit war ein sehr stressidass sie mit diesen super Songs keinen Deal ger Faktor, der uns schon einiges abverlangte. bekommen. Auf der anderen Seite muss man Wir wollten unbedingt bei Jacob Hansen den sich heute teilweise eh nur noch in ein WikinMix und das Mastering durchführen lassen und gerkostüm quetschen, um gesignt zu werden. er war mit Terminen schon bis oben hin voll. Also: Ihr Bands da draußen, stürmt den Somit blieben uns für die Songwriting-Phase Faschingsladen! genau drei Monate, um bereits bestehende Warum glaubst du, habt ihr mit Serenity so Ideen auszuarbeiten oder komplett neue Songs schnell vorzeigbare Erfolge feiern können? zu kreieren. Das war Stress pur, aber er hat sich Welche Gründe können genannt werden und gelohnt und die bombastischere Ausrichtung welchem Ereignis/welchen Ereignissen des Songmaterials war ja bereits von Anfang schreibst du selbst die größte Bedeutung in an klar geplant. diesem Zusammenhang zu? Zunächst fällt auf, dass auf „Fallen SanctuWir haben so schnell vorzeigbare Erfolge ary“ im Grunde alles nach Serenity klingt, gefeiert, weil wir uns im wahrsten Sinn des Wornur eben eine Stufe höher. Ihr habt an tes den Allerwertesten aufgerissen haben und euren technischen Fertigkeiten gearbeitet, uns auch das Glück hold war. Ohne Glück geht legt noch mehr Spielfreude an den Tag und gar nichts. Eines der wichtigsten Ereignisse war könnt generell mit einfach besseren Songs sicher das Treffen mit dem A&R von Napalm auf punkten als vor zwei Jahren. Siehst du diese einem unserer Konzerte. Wir haben ihn live Entwicklung ähnlich? überzeugt und somit eine starke Basis geschafJa, auf jeden Fall. Die neuen Songs sind komfen. Und eines der bedeutendsten Ereignisse für pakter, besser arrangiert und auch eingängiger. die Band war die Tour mit Kamelot. Die FanreMan lernt einfach dazu und entwickelt sicher aktionen waren genial und wir konnten viele weiter. Die drei Tourneen tragen an dieser Entneue Fans dazugewinnen. Außerdem ist es wie wicklung sicher einen sehr hohen Anteil. Wir Balsam auf der Seele, wenn eine Band wie haben uns bei den neuen Songs einfach auf Kamelot zu dir kommt und dir auf die Schulter das Wesentliche konzentriert und nicht über klopft, um dich als beste Vorband, die sie jemals fünf Ecken gedacht. hatten, zu küren. Auffallend ist auch die Zunahme des KlasSeid ihr einem gewissen Druck ausgesetzt sik-Anteils im Vergleich zu „Words Untold & gewesen, als ihr mit dem Songwriting zu Dreams Unlived“. Besteht hier die Gefahr, eurem zweiten Album „Fallen Sanctuary“ dass Serenity die metallische Basis etwas begonnen habt? Immerhin wurden zum vernachlässigen und primär anhand ihrer ersten Mal gänzlich neue Songs komponiert, klassischen Ausrichtung orientiert werden?

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Gibt es Überlegungen, den Klassik-Anteil zukünftig noch auszuweiten? Naja, – Klassik ist es ja nicht direkt – es ist Bombast, den man in die Metal-Songs integriert, damit aber keinesfalls den metallischen Anteil zurükkschraubt. Wir schreiben Metal-Songs und werden immer Metal-Songs schreiben. Wo hört denn Metal auf und wo fängt er an? Ob wir den Bombast-Anteil noch erhöhen, kann ich derzeit noch nicht sagen. Aber er wird sicher nicht weniger. Wir sind einfach große Fans von Bands wie Queen und da gehört Bombast einfach dazu. „Fallen Sanctuary“ klingt wie ein bis ins kleinste Detail perfekt ausgetüfteltes und arrangiertes Album. Oft kann es passieren, dass eine solche Arbeitsweise zu einem eher völlig vorhersehbaren Album führt, dem jeglicher Charme fehlt. Wie schützt man sich vor solchen Gefahren? Was spricht gegen ein wenig Spontanität und kalkuliertes Risiko? Wir haben das Album in sehr kurzer Zeit geschrieben und somit sehr viel Spontanität an den Tag gelegt. Gleichzeitig haben wir aber intensiv an den Arrangements getüftelt und somit eigentlich Spontanität und Perfektionismus verbunden. Ich bin kein großer Fan von Alben, die einfach schnell eingerotzt werden und hinten und vorne Ecken und Kanten haben. Das heißt nicht, dass ich diese Art von Musik nicht akzeptiere, es ist eben Geschmackssache. Aber im symphonischen Metal-Bereich kannst du nicht ausschließlich Spontanität an den Tag legen, dazu müssten wir Stoner Rock spielen. Und gerade ausgetüftelte Arrangements lassen den Hörer immer wieder neue Details entdecken. Das ist in meinen Augen das Spannende in unserem Musikstil. Ihr habt diesmal mit einem anderen Künstler im Artwork-Bereich zusammengearbeitet. Es liegt die Vermutung nahe, dass ihr von Album zu Album alles neu entscheidet und ein Album jeweils als abgeschlossenes Produkt betrachtet, um euch danach gänzlich neu zu orientieren. Inwiefern trifft dies zu? Wir sind mit dem Gesamtpaket „Words Untold & Dreams Unlived“ nach wie vor sehr zufrieden. Allerdings setzen wir uns mit jeder Platte das Ziel, noch eine Verbesserung herauszuholen, und somit probieren wir auch mit neuen Artwork-Künstlern ein noch besseres Ergebnis zu erreichen. Gustavo Sazes, unser Coverartist, hat sich bei uns gemeldet, während wir gerade mit den Studioaufnahmen beschäftigt waren. Er versicherte uns

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ein Cover entwerfen zu können, welches sowohl unserem Musikstil als auch unseren Erwartungen entsprechen würde, und er hat es wirklich geschafft. Wir sind sehr glücklich mit dem Endergebnis und auch die Reaktionen der Fans sind sehr vielversprechend. Vielleicht haben wir mit ihm schon unseren Stamm-Künstler gefunden, wer weiß? Mit „Fallen Sanctuary“ erhöhen sich natürlich auch die Erwartungen an euch, sei es von Sei-

ten eures Labels aus, aber natürlich auch von Seiten der Fans und der Presse. Da bereits euer erstes Album euphorisch abgefeiert wurde, stellt sich die Frage, was bereits als Erfolg für euch gilt? Der größte Erfolg für uns war die Fertigstellung des Albums und das Gefühl beim ersten Durchhören des Endprodukts. Ehrlich gesagt erhoffe ich mir vom Album schon eine deutliche Steigerung hinsichtlich Verkaufszahlen, Konzertanfragen oder Tour-Angebote, aber viel wichtiger ist, dass wir voll und ganz hinter dem Ergebnis stehen können. „Fallen Sanctuary“ ist einfach ein sehr starkes Album geworden, auf das wir sehr stolz sind. Ihr habt

diesmal auch auf weiblichen Gesang zurückgegriffen. Als Grund nehme ich an, um den Songs mehr Atmosphäre zu verleihen und Emotionen besser transportieren zu können. Wie stark plant ihr zukünftig, weibliche Stimmen einzubauen? Es wird in Zukunft sicher immer wieder zum Einsatz von Gastsängerinnen kommen, um die stilistische Bandbreite unserer Musik zu erhöhen. Ich bin ja auch ein Riesen-Fan von Metal-Opern wie Avantasia. Uns ist einfach wichtig, Abwechslung in unsere Songs zu bringen, und ich könnte mir auch vorstellen, mit männlichen Sängern in Zukunft zusammenzuarbeiten. Wir haben ja auch schon auf unserer Demo „Engraved Within“ versucht, eine Frauenstimme zu integrieren. Es ist leider verdammt hart, gute Sängerinnen aufzutreiben, und deshalb haben wir damals die Idee wieder verworfen. Mit Sandra Schleret (Elis) haben wir direkt vor unserer Haustür eine sehr emotionale Sängerin gefunden, die der Ballade „Fairytales“ wirklich die Krone aufsetzen konnte. Du selbst giltst trotz fehlender Gesangsausbildung als Talent. Nutzt du Konzerte auch dafür (beispielsweise mit Kamelot), um dein eigenes Können zu verfeinern? Ich singe neben Serenity noch in einer Coverband namens Scene One, in der wir vor allem Songs von Queen, Toto, Europe oder Van Halen covern. Eine bessere Schule gibt es nicht! Wenn du dich lange mit Gesangslinien von Freddie Mercury beschäftigst und an manchen Wochenenden drei Gigs mit jeweils vier Stunden Set durchsingst, dann lernst du singen. Ich lerne mit jedem Gig und hoffe daher, noch viele Tourneen und Einzelgigs absolvieren zu können. Würdest du Erfolg eher von einem kommerziellen Standpunkt aus betrachten, oder ist Erfolg schon, wenn Fans nach Konzerten um Autogramme bitten oder zu einem guten Album gratulieren? Erfolg ist, wenn in London Fans in der ersten Reihe deine Lieder mitsingen, wenn eine T-ShirtBestellung aus den USA ankommt und du eine Zeichnung erhältst, die von einem Song deiner Band inspiriert wurde. Der kommerzielle Erfolg wäre halt ein schöner Bonus, der vieles einfacher machen würde. Ich glaube, jede Band träumt insgeheim davon und arbeitet darauf hin. Welches kommerzielle Potential siehst du selbst für eine Band wie Serenity? Power Metal-Bands gibt es wie Sand am Meer und auch qualitativ sind große Unterschiede innerhalb dieses Subgenres auszumachen. Was ist, kurz gesagt, für eine Band wie Serenity möglich und


welche Zugeständnisse würdet ihr dafür in Kauf nehmen? Ich denke sehr wohl, dass kommerzielles Potential in unseren Songs steckt. Wir setzen stark auf Abwechslung, es ist für jeden Metal-Fan etwas dabei und einige Songs sprechen auch Leute von außerhalb des Metal-Lagers an. Was in dieser Hinsicht möglich ist, ist schwer bis gar nicht einzuschätzen, da der Markt oft nach undurchsichtigen Regeln zu funktionieren scheint. Solche Dinge kann man nicht steuern. Zugeständnisse hören da auf, wo eine Vollplayback-Show anfängt beziehungsweise wo jemand von außerhalb kreative Dinge zu dirigieren versucht. Um „Fallen Sanctuary“ zu bewerben, werdet ihr sicherlich wieder auf etlichen Konzertbühnen zu bewundern sein. Serenity haben bereits einige Touren absolviert und werden demnächst wohl noch mehr Konzerte als bisher spielen. Dass auch Fans von bestimmten Bands (Stichwort: Vader und Wien) durch übermäßige Live-Präsenz übersättigt werden können, steht außer Zweifel. Wie schützt ihr euch davor? Übermäßige Live-Präsenz hinsichtlich Tourneen kann es für uns gar nicht geben, also brauchen wir uns davor auch nicht zu schützen! Es gibt da draußen noch so viele Menschen, die uns und unsere Musik noch nicht kennen – es gibt daher noch viel zu tun! Hat das deutlich höhere Tour-Pensum bereits Auswirkungen auf euer Privatleben gezeigt? Wenn ja, wie geht ihr damit um? Was hat sich geändert und wie reagiert euer Umfeld darauf? Letzten September war es eher der umgekehrte Fall: Thomas und Mario konnten aus privaten Gründen (Geburt einer Tochter/Beruf) die Threshold-Tour nicht mitfahren. Ansonsten gab es in der Tour-Planung bis jetzt keine gröberen Probleme. Hinsichtlich Urlaubsplanung hat die Band absolute Priorität, sollte in Zukunft das Touring Teil unseres Berufslebens sein (hoffentlich!), dann gibt es sowieso keine zeitlichen Probleme mehr. Die Bezeichnung, die euch seit jeher anhaftet, ist die einer progressiven Power Metal-Band. Gibt es Tage, an denen man sich durch diese Schubladisierung etwas in seiner Kreativität gehemmt fühlt? Wir lassen uns hinsichtlich unserer Kreativität von nichts beeinträchtigen, auch nicht von gedachten musikalischen Schubladen. Wenn wir einen Song schrei-

ben und er die „interne Qualitätskontrolle“ passiert, klingt er auch zu 100 Prozent nach Serenity. Die Richtung der Komposition bestimmen alleine wir. Musikalische „Schubladisierungen“ sind in erster Linie für Musikjournalisten wichtig, um eine Band den Lesern näherbringen zu können, indem auf gewisse Vergleiche zu

anderen Formationen hingewiesen wird. Wie empfindet man dies vom Standpunkt des Musikers aus? Nerven Vergleiche zu anderen Bands, setzen diese unter Druck oder sind Vergleiche für euch oft nicht nachvollziehbar? Einige Vergleiche sind teilweise wirklich nicht nachvollziehbar. Wobei man als Musiker selbst hier nicht immer objektiv sein kann. Nerven oder unter Druck setzen tun uns diese Dinge aber nicht. Höchstens ehrt es uns, zum Beispiel als die österreichische Antwort auf Dream Theater angesehen zu werden, obwohl dieser Vergleich aus unserer Sicht deutlich hinkt. Aber wenn wir mit Symphony X, Kamelot oder

Sonata Arctica verglichen werden, gibt es keinerlei Probleme, denn dies sind alles geniale Bands. Würdest du selbst Serenity als eigenständige Band bezeichnen, die innovative Impulse in der Szene setzen kann? Sicher hört man teilweise unsere Einflüsse heraus, trotzdem bin ich der Meinung, dass wir mittlerweile eigenständig klingen. „Innovative Impulse“? Wir geben unser Bestes, um interessante Songs zu schreiben und dabei den gelegentlichen „Blick über den Tellerrand“ zu wagen. Aber es muss nicht alles neu sein, um gut zu klingen. Wie weit kann euch eine Firma wie Napalm Records bringen? Es stimmt zwar, dass sich Napalm in den letzten Jahren anderen Stilen geöffnet hat, trotzdem ist Napalm Records innerhalb der Szene noch reichlich schwarzmetallisch behaftet. Eine solide Basis für zukünftige Zusammenarbeit? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand als Fan unseres Sounds und unserer Band eine CD nicht kauft, weil Napalm Records draufsteht. In erster Linie zählt die Musik und nur das sollte beim Publikum wichtig sein. Unser Label unterstützt uns in jeglicher Hinsicht und hat auch die finanziellen Kapazitäten, uns weiter nach vorne zu bringen. Was wollen wir mehr? Auch Labels wie Nuclear Blast haben früher verstärkt auf Death- und Black Metal gesetzt und sind jetzt auch bei Melodic MetalBands führend. Ganz allgemein betrachtet: Wie skizzierst du die Zukunft eurer Band? Wo siehst du Serenity in zehn Jahren und wie sehen eure kurzund langfristigen Pläne aus? Unsere größte Leidenschaft zum Beruf machen und von der Musik leben zu können, stellt unser erklärtes Ziel dar. Wir hätten an sich nichts dagegen, wenn sich dieser Wunsch bereits in ein bis zwei Jahren erfüllen würde. Kommendes Jahr werden wir wieder auf Tour gehen und versuchen, so viele neue Fans wie nur irgendwie möglich für uns zu gewinnen. Dazu sind wir sind ja auch schon wieder fleißig mit dem Songwriting beschäftigt. Uns wird es sicher nicht langweilig. Man darf durchaus auf die weitere Entwicklung dieser innovativen Band gespannt sein. Wer an Melodic Metal Gefallen findet, der wird an “Fallen Sanctuary” keinesfalls vorbei kommen.

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Mit ihrem mittl e r w e i l e bereits neunten Studioalbum, das mit dem programmatischen, fast als B e ke n n u n g s schreiben zu verstehenden Titel „Hammer Battalion“ (Steamhammer / SPV) versehen wurde, haben die Jungs aus dem D re i - K ro n e n Land einmal mehr unter Beweis gestellt, dass es ohne der Erwähnung ihres Namens einfach nicht möglich ist, die Essenz des Death Metals zu beschrieben. Fronthüne Jonny Hedlund gab sich die Ehre und hatte jede Menge Wissenswertes zum aktuellen Silberling zu erzählen. Zudem entpuppte sich der Kerl auch als beinharter Fußball-Fan, der, zum Zeitpunkt des Gespräches, wie weitere gefühlte 99,8 % der Bevölkerung des europäischen Kontinents vom Großereignis EURO 2008 vereinnahmt war und seiner Equipe die Daumen drückte. Seit „Midvinterblot“ sind gerade einmal gut anderthalb Jahre verstrichen. Gab es einen besonderen „Kreativitätsschub“ oder weshalb dieses ICETempo? Ich weiß, wir haben verdammt schnell nachgelegt, aber irgendwie lief das Songwriting für „Hammer Battalion“ so einfach w i e

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ken könnten, wie es in den frühen 90er Jahren der Fall war. Aber abgesehen davon denke ich auch, dass dieses nunmehr wesentlich einfacher zu absolvierende Schreiben neuer Songs auf uns als Musiker zurükkzuführen ist, die schlicht gereift sind und das in jeder Weise. Ich denke auch, wir können von Walter SCHEURER | www.unleashed.se mittlerweile von uns behaupten zu wissen, was die Fans von uns hören wollen. schon lange Zeit nicht mehr. Im Prinzip hätten wir Davon bin überzeugt, zumal euer Death Metal ja sogar noch früher mit dem Album nachschlagen auch bei nicht unbedingt auf derlei Sounds spekönnen, denn die ersten Ideen für weitere Songs zialisierte Fans gut ankommt; Stichwort „Bang sind mehr oder weniger unmittelbar nach der FerYour Head“-Festival 2006. tigstellung von „Midvinterblot“ entstanden. Oh ja, das war cool! Wir waren zunächst nicht Von einem „Schnellschuss“ kann aber dennoch sicher, ob es denn wirklich eine gute Idee gewesen keine Rede sein, denn das Album ist abermals ist, auf einem doch eher auf melodiösere Musik ein, ähem, „Hammer“ geworden. ausgerichteten Festival aufzutreten, doch die Danke, die Resonanz darauf ist bislang wirklich Reaktionen des Publikums waren geradezu umwersehr gut, ja fast schon euphorisch. Es scheint, als fend. Klar, es gab wohl einige, die wegen uns dort ob wir heutzutage fast an dieselbe Masse an Fanwaren, im Endeffekt aber werden wir wohl vom scharen blikGroßteil der Zuseher zunächst eher geduldet worden sein, aber eben jene wollten wir dann im Rahmen des Auftritts überzeugen und das ist uns gut gelungen. Das Drama dieses Tages war im Endeffekt ja auch ein ganz anderes, nämlich unsere Achtelfinal-Niederlage gegen Deutschland, aber das ist zum Glück Geschichte und diesen Tag habe ich dennoch positiv in Erinnerung, da d i e


Publikumsreaktionen auf Unleashed einfach sensationell waren. Ich erinnere mich ebenso daran und bin immer noch der Meinung, dass einer Band, die bei gefühlten 45° C (ohne Schatten, versteht sich) vom „Winterland“ singt und dafür Applaus erhält, dafür der „Death Metal Victory“ sicher ist. Auffallend an Unleashed bei Auftritten ist die Erscheinung als harmonische Einheit, was sich in Folge auch auf das Publikum auswirkt, welches immer mit in die Show einbezogen wird. Darum soll es auch gehen. Wir machen ja nichts anderes als Musik, die uns und unseren Fans gefällt. Eben jene Publikumsnähe war uns immerzu wichtig und es hat sich ja auch nichts daran geändert, dass wir ebenso Metal-Fans sind wie die Leute vor der Bühne. Darf man sich die Band auch noch als Einheit vorstellen, wenn es um das Komponieren und Proben geht, oder hat da doch die moderne Technik ihren Einfluss hinterlassen? Leider passiert es immer wieder, dass nicht alle Mitglieder zu vereinbarten Proben erscheinen können, weil es ja auch noch Leben außerhalb der Band gibt. Neu ist daran aber eigentlich nichts, auch früher war das schon so üblich, dass wir uns zunächst als Einzelmusiker an das Komponieren heranmachten, durch die Demokratie in der Band ist es aber dennoch keineswegs so, dass hier nur einzelne Musiker bestimmen oder gar am Werk wären. Unleashed funktionieren einfach als Einheit. Vor Gigs, oder speziell Tourneen, findet ihr euch dann aber doch im Proberaum zusammen, um die Setlist auszutesten und euch gegebenenfalls „warm zu trinken“? Ja, denn da steht ja dann auch einiges auf dem Programm, wobei die Setlist im Laufe einer Tournee doch immer wieder geändert werden kann. Es kommt eher auf die Publikumsresonanz nach den ersten Gigs an, wie es weitergeht, deshalb werden auch mehr Songs einstudiert, als wir zocken können. Zum Trinken brauchen wir aber längst kein „Warm Up“ mehr, hehe. Das macht wohl die Lebenserfahrung, schließlich seid ihr fast zwanzig Jahre unterwegs. Gab es denn (mit Ausnahme der kurzen Schaffenspause zwischen Ende der 90er-Jahre und 2002) auch noch weitere Momente, wo ihr euch nicht mehr wohlgefühlt habt und Unleashed lieber zu Grabe getragen hättet? Nein, seit wir uns wieder sicher sind, dass es Fans da draußen gibt, die unsere Emotionen für unsere Musik teilen, nicht mehr. Ich denke, im Nachhinein war diese schöpferische Pause eine gute Idee und eine wichtige Entscheidung, denn ansonsten wäre das Unternehmen auf Biegen und Brechen am Leben gehalten worden und möglich endgültig zu den Akten gelegt worden. Ein interessanter Aspekt bei Unleashed waren für mich immer die Texte, in denen ihr euch lange vor vielen anderen, heutzutage angesagten Bands mit der Thematik der Wikinger beschäftigt habt. Seht ihr euch als „Initiatoren“ eines Genres? Nein, denn ich weiß, dass sich auch schon vor uns Bands sich mit dieser Thematik beschäftigt haben. Für mich bleiben Bathory die „Erfinder“ des so genannten „Viking Metal“, auch wenn deren Musik eher Black Metal war. Was dieses Thema betrifft, hat Quorthon mit Sicherheit eine Nische geöffnet,

in die mittlerweile unzählige Bands und Formationen hineindrängen, von denen nicht alle wirklich die Essenz der Sache erfüllen, nämlich sich mit historischen, aber dennoch politisch wertfreien Ereignissen zu beschäftigen und in Musik umzumünzen. Ich betrachte es als großes Lob, wenn du Unleashed als Initiatoren bezeichnest, aber Bathory gab es schon vor uns, für den Death Metal-Bereich aber stimmt es schon. Auch bei Black Metal-Fans genießen Unleashed einen recht guten Ruf, was wohl nicht nur an den Lyrics, sondern auch an den beinharten Riffs liegen dürfte. Wir selbst haben das noch nie so eng gesehen. Hauptsache, es gibt überhaupt Leute da draußen, die sich für unsere Musik interessieren. Zu welchem Genre diese sich zählen, ist und bleibt Nebensache. Genau, Hauptsache METAL. Das Stichwort Tournee haben wir bereits erwähnt, auch „Hammer Battalion“ wird euch quer über die Weltkugel führen. Mit dabei sein werden hier bei uns Krisiun und One Man Army & The Undead Quartet. Wie kam es zu dieser Zusammenstellung? Auch wenn wir nicht wirklich Entscheidungsmacht haben, mit wem es auf Tournee geht, so behalten wir uns sehr eine Art Vetorecht vor, wenn uns etwaige Supportbands präsentiert und vorgeschlagen werden. Für die kommende Tour bin ich geradezu euphorisch, denn diese Billing wird in der Tat ein wahres „Hammer-Package“. Kann man wohl sagen, zumal der Death Metal in unterschiedlichsten Facetten abgedeckt wird. Die Tournee zusammen mit Grave, Dismember und Entombed wird aber wohl eine

einmalige Angelegenheit bleiben, oder? Hier war von Beginn an ausgemacht, dass diese Bands zusammen unterwegs sein wollten. Die Chose ist im Endeffekt ein voller Erfolg gewesen und hat zudem mächtig Spaß für alle Beteiligten gebracht. Eine Wiederholung wäre natürlich ein Traum, aber man kann sich wohl denken, wie schwierig es ist, vier Bands gemeinsam auf Tournee zu schicken, deren Pläne völlig unterschiedlich sind. Schade, aber für den „20sten“ im Jahr 2009 wäre so etwas eine grandiose Sache gewesen. Gibt es denn andere Geburtstagsüberraschungen, die du eventuell in petto hast? Richtig geplant haben wir zwar noch gar nichts, außer dass wir noch 20 Jahre dranhängen werden, haha. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, und bis 2009 bleibt ja auch noch ein wenig Zeit zum Überlegen. Eine Idee hätte ich dafür schon. Live-Alben existieren ja bereits mehrfach, eine DVD aber noch nicht. Material dafür sollte ausreichend zur Verfügung stehen, wie sieht’s aus? Material ist reichlich vorhanden, aber leider keineswegs in geordneter Form. Allein das Sichten und Sortieren des Materials würde reichlich Zeit in Anspruch nehmen, die wir im Moment nicht haben, da es eben ein neues Album zu promoten gilt. Danach stehen Festival-Auftritte auf dem Programm und ab September geht es mit Tourneen los. Keine Ahnung, wie wir da irgendwo das „Unternehmen DVD“ unterbringen könnten, aber abschreiben möchten wir dieses Thema logischerweise auch nicht. Kommt Zeit, kommt DVD; oder so ähnlich. Mit Sicherheit aber kommen Unleashed auf Tournee, und zwar noch in diesem Jahr. Nach einem längeren USA-Abstecher zusammen mit Obituary im September und Oktober geht es ab November in den europäischen Konzerthallen los und Österreich steht dabei gleich dreimal auf dem Programm. Zum Abschluss hier noch die genauen Daten von Unleashed bei uns: 27.11., Wörgl, Komma 03.12., Traun, Spinnerei 04.12., Wien, Szene

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Euer neues Album ist definitiv der nächste logische Schritt in eurer Karriere. Ich denke, ihr habt wieder die perfekte Balance zwischen überzeugenden Parts (instrumentell und mit dem zweiten Sänger Rene) aus Death Metal und vielen großartigen melodischen Elementen gefunden. Euer Publikum kann sicher eine kontinuierliche Entwicklung seit eurem „11 Dreams“Album über „The Hours That Remain“ bis hin zum neuen nachvollziehen. Habt ihr jetzt ganz einfach die richtige Formel für eure Musik gefunden? Wir haben sicher den gewissen Sound gefunden, den wir aus verschiedenen Elementen zusammensetzen, und wir sind natürlich glükklich über diesen Fakt. Aber ich würde nicht sagen, dass wir den definitiven Sound oder die finale Formel für uns schon gefunden haben. Ich denke, es ist essentiell wichtig, immer weiter zu experimentieren und uns immer weiter gegenseitig zu pushen, um das jeweils beste nächste Album zu erschaffen. Persönlich glaube ich, dass wir unsere Richtung von Album zu Album ändern, und ich hoffe, dass die Leute merken, dass dies unseren Sound frisch und lebendig erhält. Das ist jedenfalls unser Ehrgeiz, haha… Ich habe mir eure beiden 12

letzt e n Alben am Stück hintereinander angehört. Beide sind absolut großartig. Ich kann aber keine großartigen Unterschiede zwischen „The Hours…“ und „Architect…“ feststellen. Dem widersprichst du jetzt sicher?! Natürlich, ich denke, da gibt es eine Menge Unterschiede. Der größte besteht darin, dass Rene nun als zweiter Sänger dazugekommen ist. Wir haben jetzt jede Menge aggressiven Gesang mehr als auf „The Hours…“. Außerdem haben wir auch mehr schnelle Stücke, einige thrashy Parts mehr. Wir haben auch die Länge der Stücke heruntergefahren und die Songs

einfacher gestaltet, direkt und liveorientiert. Um nicht zu vergessen, dass unser Leadgitarrist Martin die besten Leads überhaupt erst auf dem neuen Album gezaubert hat. Auf eurer limitierten Version der neuen CD legt ihr eine DVD mit 9 Livesongs und dem Bonussong „ D e a t h Connection“ bei. Ich denke, das ist o.k. und bietet einen realen Gegenwert fürs Geld. Aber, wer zur Hölle braucht einen Studioreport? Denkt ihr, das interessiert eure Fans? Ich weiß nicht genau, was die Leute überhaupt brauchen oder nicht. Aber es ist nur ein Angebot und viele Leute fanden es schon interessant. Wir haben schon eine Menge positives Feedback von vielen Fans über die Studioreporte erhalten. Ich finde, der Grund dafür ist, dass sich die Leute über einige Bandbilder und den Bühnenauftritt hinaus für die Band interessieren. Mercenary zeigen auch auf der limitierten Version den Clip zu „My World Is Ending“ und ihr habt gerade ein neues Video zu dem guten melodischen Track „Isolation (The Loneliness In December)“ produziert. Mögt ihr es, derart visuell zu arbeiten? Es ist wirklich einfacher geworden, solche Arbeiten im Zeitalter von YouTube und MySpace usw. zu präsentieren (als in der Vergangenheit, wo derlei Sendezeiten bei solchen Monopolen wie MTV und VIVA lagen. Und die haben so wenig Heavy Metal gesendet…). Yeah, wir hatten jede Menge Spaß, dieses


Video zu machen. Wir haben alle unsere Ideen mit eingebracht und es war klasse, während der gesamten Aufnahme dem Aufnahmeleiter bei seinem Resultat zu helfen. Und da hast du recht: Es ist wichtig, Videos für die Fans zu machen. Schön, wenn du dann das Resultat direkt via YouTube und Ähnlichem sehen kannst. Eine feine Sache, um die Leute auf die Band aufmerksam zu machen und eventuell sogar neue Fans zu gewinnen. Auf eurem neuen Videoclip „Isolation“ zeigt ihre einige einsame, junge Leute. Was wollt ihr damit zeigen: Sind diese depressiv (Ein Junge zerstört eine Vinyl-LP. Ich denke, das ist ein furchtbares Sakrileg und müsste verboten werden – weil ich Vinyl liebe!)? Mein Eindruck ist außerdem, dass einige Szenen auch einige Opfer zeigen, die unter einer Trennung leiden. Ist der Eindruck richtig? Und zuletzt – im Clip trägt euer Sänger Mikkel eine Krawatte. Sind die im Clip gezeigten Anlässe dafür passend? Sei nicht zu traurig über die zerstörte LP. Das war ein Exemplar von unserer „Everblack“-LP, glaube ich… Und es stimmt, die verschiedenen Szenen zeigen natürlich einige unterschiedliche Arten von Trennungen und Isolation. Da gibt es aber keine spezielle Aussage dazu, die wir machen wollten. Viel von unserer Musik schafft nur eine bestimmte Atmosphäre. Viele Fans können uns auch dahin folgen und wir verwenden diese öfters in unserem Songwriting. Das ist hier genauso. Ihr habt bei euch in Dänemark den Eintritt in die Top-40-Charts geschafft. Da seid ihr bestimmt stolz darauf! Wie sind denn bis jetzt überhaupt die weltweiten Reaktionen auf euer neues Album? Natürlich sind wir darauf stolz. Das passiert nicht vielen Metalbands. Aber es zeigt auch, dass Metal nicht mehr nur im Untergrund und vor wenigen Menschen stattfindet. Die Medien nehmen uns ernster, worüber aktuell auch viele Leute froh sind. Und bis jetzt sind die Reviews und Reaktionen auf unser Album sehr, sehr gut. Wir sind auch ganz klar glükklich darüber und nehmen uns das als Ansporn dafür, nach vorn zu schauen und den Leuten noch mehr Metal zu bringen! Im Februar habt ihr in Europa einige Gigs mit Megadeth gespielt. Ist Dave Mustaine eventuell ein kleiner musikalischer Einfluss oder ein Vorbild für euch? Habt ihr während der Tour miteinander gesprochen? Sicher, Mustaines Riffing hat einen gewaltigen Einfluss auf unser Songwriting im letzten Jahrzehnt gehabt. Er ist einer meiner Lieblingssongwriter und -gitarristen aller Zeiten. Und während der Tour war er auch ein cooler Guy – sehr bodenständig, bescheiden und sehr lustig. Auf der Tour war er ständig am Wohlbefinden der Supportbands interessiert, reich-

te seine helfende Hand den jüngeren Bands. Wir können nichts anderes als nur das Beste über ihn sagen, natürlich haben wir ihn auch selbst getroffen und mit ihm gesprochen. Ihr seid in einer musikalisch komfortablen Position: Ihr könnt live mit vielen, vielen unterschiedlichen Musikacts spielen, weil ihr bei Mercenary verschiedene Musikstile vereint: Power-, etwas Progressive- und natürlich viel Thrash- und Death Metal. Habt ihr irgendwelche Bands, mit denen ihr am liebsten touren würdet? Ihr spielt dieses Jahr auch wieder einmal auf dem Wacken-Festival. Schaut ihr euch dort dann auch den Iron Maiden-Auftritt an? Yeah, ich habe Iron Maiden noch nie live gesehen. So ist das dieses Jahr eine großartige Chance dazu, natürlich. Sie haben vergangenes Jahr auf dem Graspop-Festival in Belgien gespielt. Aber an dem Wochenende spielten wir auch auf dem Bang Your HeadFestival (in Balingen/Deutschland, Anm. der Red.). Auf der Rückreise wollten wir sie sehen. Aber das hat leider nicht geklappt. Als wir dort auf dem Gelände angekommen waren, hatten sie bereits die Bühne verlassen und waren bereits mit Polizeieskorte und so weiter auf dem Heimweg. Ich hoffe, unser Timing wird diesmal besser sein… Persönlich habe ich einige Bands, mit denen ich gerne touren würde – schwedische Bands wie In Flames, Dark Tranquillity und Arch Enemy oder Bands wie Megadeth oder Nevermore und natürlich einige mehr. Und weil wir bereits über Iron Maiden gesprochen haben, das wäre natürlich auch nicht schlecht. Euer Keyboarder Morten Sandager hilft gelegentlich live bei Auftritten der dänischen Band Pretty Maids aus. Als Fan deren

alter Klassiker, aber auch deren neuer Songs natürlich folgende Frage: Könntet ihr euch vorstellen, mal von ihnen einen CoverSong zu interpretieren? Ich glaube nicht, dass wir das jemals machen werden. Weil wir überhaupt fast keine Covertracks machen. Aber wenn ich mir einen Song auswählen könnte, wäre der natürlich vom „Future World“Album. Das ist ganz sicher ein Klassiker. Recht so! Und als Letztes noch die Bitte an dich, quasi als Kundenservice für uns alle: Bitte empfehle uns doch mal einige alte und neuere dänische Metal-Bands! Gut, meine dänische Lieblingsband ist ohne Zweifel Raunchy. Die rocken groß und ich freue mich schon auf deren neues Album. Einige coole neuere Bands, die die Fans ruhig mal antesten sollten, sind The Arcane Order (Unbedingt! Anm. d. Red.), Scamp, Pilgrimz, Dawn Of Demise, aber da gibt es wirklich generell viele Bands, die dazu stoßen, checkt bitte www.danishmetal.dk für jede Menge Links und Material. Ein sicher guter Tipp. Aber bevor ihr euch in dieses Bandgetümmel stürzt, legt noch einmal das fantastische, neue Album von Mercenary auf und genießt! Apropos Genuss:

Auf die Frage, was es denn außer den ziemlich trockenen dänischen Butterkeksen noch für dänische, leckere Süßigkeiten zu empfehlen gibt, wollte mir Jakob nicht so richtig antworten. Na o.k., „Let The Music Do The Talking…“ 13


von Michael FREITAG | www.helheim.com Aber auch Künstler wie Ludwig Holberg, einer der ersten Komödiendichter des hohen Nordens, oder J.C. Dahl, der sein Hauptaugenmerk auf norwegische Landschaftsmalereien legte, verhalfen der Stadt zu großer kultureller Anerkennung. Ebenso ist Bergen eng mit dem Dramatiker Henrik Ibsen und dem Maler Edvard Munch verknüpft, die mit ihren Werken auch heute noch begeistern können. Liebhabern von rauen Metal-Klängen ist Bergen vor allem aufgrund der „Sons Of Northern Darkness“, Immortal, bekannt. So wohnt Immortal-Mastermind Abbath in Bergen und auch die allerersten Immortal-Scheiben wurden in den örtlichen Grieghallen-Studios erschaffen. Aber auch für Helheim bildet Bergen den Lebensmittelpunkt, um von hier aus die europäische Szene mit seit Jahren höchst qualitativen musikalischen Werken zu beglükken. So auch mit ihrem aktuellen Album „Kaoskult“, ein progressives und pechschwarzes Monster nördlicher Kompositionskunst, das auch nach etlichen Durchläufen Neues offenbart und gewissermaßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint, ohne auf typische Elemente zu vergessen, die Helheim im Laufe der Zeit zu einer der wichtigsten Bands Norwegens gemacht haben. Auch V’Gandr blickt zufrieden auf die eigene musikalische Entwicklung. So hatten simple Rhythmen im Laufe der Zeit ausgefeilteren Arrangements zu weichen, die innerhalb der Szene des Öfteren als „sophisticated“ bezeichnet werden. Ein Attribut, das auch

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Emperor im Laufe ihrer Karriere immer wieder umgehängt wurde. Ich betrachte Helheim als eine Band, die sich immer weiterentwickelt. Alle unsere Alben zeigen immer eine deutliche Steigerung gegenüber dem zuletzt veröffentlichten Werk. Gleichsam betrachte ich die letzten Jahre in unserer Entwicklung als eine Zeit, in der wir am meisten gewachsen sind. Jeder in der Band beäugt das eigene Schaffen viel kritischer als noch am Anfang. Es bietet sich an, die Entwicklung von Helheim mit den ebenfalls in Bergen beheimateten Enslaved zu vergleichen. Auch Ivar und seine Mannen haben ihr musikalisches Grundgerüst stark verfeinert. Viking Metal, der anfangs noch leidenschaftlich gezockt wurde, reichte als musikalische Profilierung nicht mehr aus und hatte progressiven Strukturen zu weichen. Gemeinsam ist beiden Bands, dass sie trotz aller musikalischer Entwicklung nicht auf ihre Wurzeln vergessen haben. Wir hängen sehr an unserem Back-Katalog und sind uns dessen Wichtigkeit vollends bewusst. Das Wichtigste ist es, das aktuelle Album als einen Wegbereiter für die nächste Veröffentlichung zu sehen. Man muss den Blick weiter in der Ferne richten als auf die Gegenwart. Helheim werden jedenfalls immer Helheim bleiben, unsere Mission ist noch nicht erfüllt. Auf dem aktuellen Album der Bergener, kryptisch „Kaoskult“ betitelt, erwartet den Hörer eine Vielzahl an unerwarteten musikalischen Wendungen, die dieses Album zu etwas wirklich Beson-

derem emporheben. Versucht ihr auf diesem Weg euch von ähnlichen Bands abzugrenzen? Wir sind was wir sind, ein Produkt unseres Selbst und nicht von irgendjemand anderem. Wir entwickeln uns von jedem Album zum nächsten und definieren uns selbst durch die Energie, die wir manchmal schaffen zu kreieren… das Ganze ist relativ schwer zu erklären. Sollte uns das speziell machen und uns von anderen Bands abheben, dann muss ich deiner Frage absolut zustimmen, ansonsten jedoch nicht. Wir planen jedenfalls überhaupt nichts, wir lassen die Musik einfach entstehen, ohne groß darüber nachzudenken. „Kaoskult“ beschreibt die Energie und die Stärke, die hinter den nordischen Kreationen liegen“, so die bedeutungsschwangere Information der Plattenfirma. Ist das angesprochene nordische Element ein wichtiges Attribut für Helheim, abseits der Tatsache, dass ihr in Norwegen beheimatet seid? Absolut! Die nordische Mythologie ist das Gesicht von Helheim. Ohne sie können wir nicht leben. Würde es kein Heidentum geben, so würden auch Helheim mit Sicherheit nicht existieren. Auffallend ist die Tatsache, dass ihr auf „Kaoskult“ wieder die norwegische Sprache verwendet. Denkst du, dass durch die Verwendung deiner Muttersprache „Kaoskult“ ein persönlicheres und auch stimmungsvolleres Werk wird? Es ist für uns ein ganz spezielles Gefühl, da wir auch einen sehr rauen Dialekt sprechen. Wir hatten nie die Absicht, die norwegische Sprache links liegen zu lassen, aber sie hat auf „The Journeys And The Experience Of Death“ einfach nicht funktioniert. Ich weiß nicht, ob es stimmungsvoller ist, aber ein Album bekommt dadurch ein bestimmtes Gefühl angehef-


tet. Ein mehr als wichtiger Bestandteil des neuen Albums ist die auf den ersten Blick konfliktreiche Symbiose zwischen eingängigen Songteilen und Unvorhersehbarkeit. Habt ihr diese beiden Teile bewusst zusammengeführt? Natürlich, denn wir wussten vorab genau, wie das Album zu klingen hat. Wir wollen immer Verworrenheit und Irrsinn mit epischen Melodien und trauervollen Harmonien verknüpfen. Das alles hängt untrennbar mit unseren Songtexten zusammen, die viele unterschiedliche Stimmungen und Situationen transportieren. Es ist auch im Falle von Helheim nur natürlich, Albentitel zu verwenden, über die man sich selbst Gedanken machen muss. „Kaoskult“ stellt in diesem Zusammenhang keine Ausnahme dar. Einstein sagte einmal, dass sich ohne Chaos nichts zu entwickeln vermag. Daher liegt die Frage nahe, ob ein bestimmtes Maß an Chaos wichtig ist, um ein Album wie „Kaoskult“ zu erschaffen. Das aktuelle Album war das bisher am besten organisierte Werk von uns. Chaos war kein Bestandteil des Erschaffungsprozesses und es war auch nie unsere Intention, diesen Eindruck mit dem Wort „Kaoskult“ zu erwecken. Der Titel repräsentiert das obskure Chaos, das existierte, bevor alles entstand. Und der Kult wird von uns verkörpert, die als Kuriere des heidnischen Worts fungieren. Du giltst als eine Person, die mit all ihren bisher erschaffenen Werken zufrieden ist. Welches Werk ist das unterbewertetste Album eurer Bandgeschichte für dich? Ganz klar „Yersinia Pestis“. Das Album hat im Vergleich zu unseren anderen Veröffentlichungen eine Menge negativer Kritiken erhalten. Ich weiß nicht, woran es lag, aber es scheint, als ob die Leute einfach nicht verstanden haben, wohin wir uns entwikkelten. Vielleicht hielten sie das Album auch einfach für zu modern. Zurzeit sieht es aber so aus, als ob „Yersinia Pestis“ mehr Anerkennung erfährt. Dieses Werk hat jedenfalls die neue musikalische Richtung von Helheim präsentiert und zugleich verdeutlicht, dass wir uns niemals musikalisch wiederholen werden. Auf „Kaoskult“ scheint es, als ob die „neuen“ und die „alten“ Helheim ein Treffen veranstalten. Auf keinem eurer Alben zuvor habt ihr eure musikalischen Wurzeln u n d

den neuen progressiven Weg so gekonnt ausbalanciert. Was ist euer Rezept, um solch eine harmonische Balance während des Songschreibens zu erschaffen? Ich weiß es nicht, da wir das nicht bewusst so arrangiert haben. Die einzige bewusste Entscheidung war, dass wir dort weitermachen wollten, wo wir mit „The Journey…“ aufgehört haben. Ich denke, das haben wir recht gut hinbekommen. Erwähnt werden sollte aber auch, dass wir bewusst neue musikalische Richtungen in unseren Sound integrieren wollten, um das Album noch dunkler und epischer werden zu lassen als zuvor. Ich verstehe dich völlig, wenn du von einer Mischung aus den alten und neuen Helheim sprichst, aber im Grunde hat jedes unserer Alben diese Eigenschaft, wenngleich sie beim einen stärker als beim anderen zu Tage tritt. Es gibt bereits eine Vielzahl von Kritiken, die das neue Werk „Kaoskult“ behandeln. Viele schreiben, dass „Kaoskult“ einerseits ein wirklich sehr gutes Stück Musik ist, andererseits scheint es aber, dass die Band nicht genau weiß, was sie eigentlich sagen möchte. Es ist egal, ob dies nun zutrifft oder nicht, mich würde interessieren, ob dich solche Art Kritik persönlich doch etwas angreift? Nein, überhaupt nicht, da Musik etwas völlig Individuelles und Subjektives ist. Ich respektiere die Meinungen anderer Leute, aber ich würde mich sicher nicht danach richten. Dadurch würde man sein eigenes Gesicht verlieren und äußerliche Eingriffe in Helheim erlauben. Würden wir unsere alten Fans zufriedenstellen wollen, so hätten wir den zweiten Teil von „Jormundgand“ abzuliefern. Das wird aber niemals geschehen, da es uns selbst nicht zufriedenstellen würde. Ein Album muss in erster Linie dir selbst gefallen und Konzerte sind dazu da, um wiederum die anderen zufriedenzustellen. Veröffentlicht wurde „Kaoskult“ wie schon der Vorgänger über die ebenfalls in Bergen ansässige Firma Dark Essence Records. Obwohl Dark Essence nicht mehr wirklich neu in der Szene ist, muss euer Label zu den kleineren Independent Labels gerechnet werden. Überhaupt ist eure Veröffentlichungspolitik überaus interessant. Am Anfang habt ihr eure Musik über das Underground-Label Solistitum Records veröffentlicht, seid danach zum Major Massacre Records gewechselt, nur um kurz darauf wieder in den Underground zurükkzukehren und bei Dark Essence zu unterschreiben. Es sieht ganz so aus, als ob ihr euch bei kleinen Firmen, die nach wie vor ihre Finger tief im Underground stecken haben, am wohlsten fühlt, oder? Vielleicht. Wir wollen im Grunde nur Aufmerksamkeit bekommen und mit Respekt behandelt werden und Massacre ließen uns einfach nicht die Aufmerksamkeit zukommen, die wir uns erwartet

haben. Dagegen kann ich mich über die Arbeit, die Dark Essence bisher für uns verrichtet haben, überhaupt nicht beklagen. Sie machen ihre Sache gut. Obwohl Helheim eine der ersten Bands der zweiten Black Metal-Generation war, die Texte über nordische Mythologie mit Black Metal vermischt haben, sind andere stilistisch gleich gelagerte Bands mittlerweile an euch vorbeigezogen und haben den ganzen Ruhm eingestreift. Bedauerst du ab und zu Entscheidungen, die zu dieser Entwicklung geführt haben? Das ist eine wirklich gute Frage, da ich selbst schon oft darüber nachgedacht habe. Ich würde diese Frage von einem anderen Blickwinkel aus betrachten und meinen, dass unglückliche Label-Entscheidungen uns konfus gemacht haben und daraus eine gewisse Müdigkeit resultierte. Jedes unserer Alben ist ein Produkt einer vergangenen Situation und wir können das heute nicht mehr ändern. Es scheint, als ob ihr auch in der Gegenwart nicht von Problemen verschont bleibt. So konnte man vor kurzem vernehmen, dass Thorbjoern Helheim verlassen hat. Denkst du, dass diese Entwicklung negative Auswirkungen auf das Schreiben neuer Songs mit sich bringen wird? Nein, überhaupt nicht, da H’Grimnir und ich immer diejenigen waren, die den Hauptteil der Songs geschrieben haben. Thorbjoern hat gewissermaßen alles nur in die richtige Fassung gebracht. Zudem ist Noralf der gleiche Typ wie Thorbjoern und wird daher den Job sicher perfekt machen. Obwohl es wahrscheinlich noch zu früh ist, um nach zukünftigen musikalischen Ideen zu fragen, wäre es doch interessant zu erfahren, welche Entwicklung du für Helheim vorgesehen hast. Gibt es noch Ideen, die du unbedingt verwirklich willst? Sind noch einige Träume über geniale Melodien oder abgefahrene Songs vorhanden, die erfüllt werden wollen? Unsere Musik entwickelt sich von selbst und es ist unmöglich zu sagen, wohin die Reise gehen wird. Zwei Songs sind bereits fertig und ich glaube, dass die Leute sie mögen werden. Es ist verdammt schwierig, über die eigene Musik zu sprechen, da ich ein Teil meiner Musik bin. Das können andere, die nichts mit Helheim zu tun haben, sicher viel besser beschreiben. Das Einzige, was ich wirklich will, ist, dass ich auch zukünftig kreativ arbeiten kann und das Feuer in mir selbst nicht verliere. Das Feuer kannst du doch sicher in einer so schönen Stadt wie Bergen am Lodern halten, oder irre ich mich? Welche Sehenswürdigkeiten empfiehlst du künftigen Touristen? Wie würdest du deinen Wohnort beschreiben? Meine Geburtsstadt, mein Zuhause, mein Sterbeort. Bergen ist eine Stadt, die von wunderschönen Bergen umgeben ist. Eine Stadt mit eigener Seele und Gesicht, die man nicht unberührt verlassen kann. Somit steht einer ausgiebigen Reise nach Norwegen nichts mehr im Weg.

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www.perzonalwar.de von Torsten STÖCKEMANN |

Nun, nachdem eine lange Zeit zwischen den letzten Veröffentlichungen liegt, erzählt doch, was sich so im Hause Perzonal War getan hat. Nachdem der Zeitraum zwischen „Faces“ und „When the times turn red“ sehr kurz war und wir extrem viele Gigs in dieser Zeit gespielt haben, entschlossen wir uns dazu, ein wenig kürzer zu treten. Da wir ständig aufeinander hingen, kam es auch zu leichten Spannungen, wobei wir die Pause dazu nutzen wollten, wie frisch an die Band herangehen und neue Ideen herantragen zu können. Leider bremste uns dann der Austritt von Sven aus, da wir dazu gezwungen waren, einen Ersatz für ihn zu finden, der menschlich und musikalisch genau so gut drauf ist. Glücklicherweise haben wir dann mit Björn, der uns schon bei der Destruction/Candlemass-Tour ausgeholfen hat, den richtigen Mann gefunden, der diese Aufgabe übernehmen konnte. Der Zeitraum zwischen „When the times turn red“ und dem neuen Album ist allerdings gar nicht so groß, wie es vielleicht erscheint. Wir haben die Scheibe vor ca. einem Jahr fertig aufgenommen, konnten uns mit 16

AFM aber nicht auf ein Release Date einigen, weswegen sich das Ganze nochmals nach hinten verschoben hat. Dadurch bot sich uns die Möglichkeit, noch einmal an den Songs zu feilen und ebenso ein paar coole Gastmusiker an den Start zu bekommen. Kurz vor der Veröffentlichung ist dann aber leider noch Sascha ausgestiegen, der ja von Anfang

an mit an Bord war, was wir sehr schade fanden, aber auch akzeptieren müssen. Für ihn war die Luft raus und wir wünschen ihm alles Gute für die Zukunft. Der neue Mann an der Gitarre ist Daniel Düring und jetzt wird mit neuer Mannschaft nach vorne geblickt. Optimismus und Zuversicht, wie sie sein sollten. Es empfiehlt sich doch immer, nach vorne zu gucken, weil das Vergangene nicht wieder geholt werden kann. Wie verlief denn der Produktionsprozess des neuen Albums, da ihr ja auch einen Neuzugang zu verzeichnen hattet? Die Produktion verlief eigentlich, wie immer, entspannt. Dadurch, dass wir mit dem Gernhart Studio ja beste Voraussetzungen haben und Martin die Produktion übernimmt, läuft das eigentlich immer sehr entspannt und auch konzentriert ab. Björn ist außerdem ein sehr guter Basser, der schon über jede Menge Live- und Studioerfahrung verfügt, weswegen es bei den Aufnahmen keine Probleme gab. Wie schon in der Vergangenheit sind viele Ideen spontan im Studio entstanden, dieses Quäntchen Spontaneität ist uns


sehr wichtig, um die ganze Sache interessant und frisch zu halten. Wie steht es denn mit der Zufriedenheit über die Reaktionen zu eurem neuen Album bzw. wie sahen diese denn aus? Bisher sind wir damit sehr zufrieden. Die Reviews sind bisher fast alle absolut super und meistens attestiert man uns, unsere bisher beste Platte aufgenommen zu haben. Sicherlich gibt es immer auch Nörgler, denen die Band durch die modernen Einflüsse weniger gefällt als zuvor, aber letztendlich kann man es nie jedem Menschen recht machen. Daher sind wir mit dem neuen Album verdammt zufrieden und konnten den lästigen Metallica-Vergleich vollkommen abschütteln. Ja, es gibt immer Menschen, die etwas zu meckern finden. Um bei eurem Stil zu bleiben. Wie seht ihr denn eure stilistischen Veränderungen zu den Anfangstagen? Unsere Wurzeln sind ganz klar die gleichen geblieben. Ich würde sie mal im amerikanischen Thrash der 80er ansiedeln; allerdings wird das Ganze mit modernen Einflüssen gespickt und weiterentwickelt. Als wir angefangen haben, kupferten wir noch viel bei den Bands ab, die wir echt klasse fanden, was für neue Bands sicherlich normal ist. Mit der Zeit findest du dann aber deinen eigenen Stil und merkst auch, was funktioniert und was man besser sein lassen sollte. Stellt man die erste Perzonal War-Scheibe neben die neue, wird man keine allzu großen Parallelen feststellen können. Betrachtet man die gesamte Diskografie aber vollständig, wird man eine schrittweise Weiterentwicklung von Album zu Album spüren. Welche Inspirationen haben denn zu der Arbeit an „Bloodline“ geführt bzw. euch beeinflusst? Grundsätzlich würde ich sagen, dass die neue Scheibe einen Tacken härter ist als seine Vorgänger. Das liegt zum einen daran, dass man natürlich immer neue Bands für sich entdeckt, die dann auch beim Songwriting ihre Spuren hinterlassen. Lustigerweise werden wir gerade auf bei dem neuen Album immer wieder mit Soilwork verglichen, obwohl ich für mich persönlich sagen muss, dass ich gar kein so großer Soilwork-Fan bin. Ich würde eher wiederentdekkte Klassiker zum Haupteinfluss zählen, wozu Scared Reich, Destruction, Slayer oder auch In Flames zählen. Ein zusätzlicher Grund, warum die Platte recht heavy ausgefallen ist, ist die Tatsache, dass wir unsere Band immer mehr als Ventil nutzen. Wir alle haben Jobs und genießen es, bei Perzonal War einfach mal richtig schön die Sau rauslassen zu können. Das war in der Gründungsphase, in der wir noch zur Schule gingen oder studierten, noch anders. Welche Einflüsse anderer Bands finden sich denn auf „Bloodline“? Ein großer Einfluss ist Bay Area oder Bands wie Anthrax, Overkill und Konsorten. Scared Reich, Rage und meine Lieblinge Morgana Lefay gehören ebenfalls zu den musikalischen Einflüssen. Aber auch moderne Sounds wie Fear Factory, Machine Head, Pantera oder In Flames würde ich als Einfluss zählen. Letztendlich machen wir mit Perzonal War genau die Mucke, auf die wir auch persönlich zu 100% stehen. Wer war denn eigentlich für das, meiner Meinung nach, sehr gelungene Coverartwork zustän-

dig? Nun, das Artwork hat meine Freundin entworfen und das Layout des Albums haben wir uns zu zweit aufgeteilt. Da wir beide als Grafik-Designer arbeiten, liegt es nahe, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen, da man auch mit einer Menge Herzblut ans Werk geht. Vielen Dank für das Kompliment. Kommen wir mal zum Titel. Welche Bedeutung hat das Wort Bloodline für euch, dass ihr es als Albumtitel verwendet habt? Der Gedanke hinter „Bloodline“ gefiel uns einfach. Mit Blut verbindet man etwas „Pulsierendes“, „Frisches“ und eben auch das Leben an sich. Das passt auch zu der frischen, modernen Ausrichtung der neuen Songs. Da wird bei „When times turn red“ die Farbe Rot gewählt haben, dachten wir, dass bei „Bloodline“ ein Zusammenhang zwischen der letzten und aktuellen Platte besteht. Der Schädel mit der Krone ist ebenfalls wieder am Start, um den Symbolcharakter zu festigen. Bei welchen Liedern eurer Scheibe bekommt ihr denn eine Gänsehaut, wenn ihr sie hört? Nun ja, den Gänsehautfaktor bekommt man eher, wenn man im Studio die einzelnen Fragmente zu richtigen Songs heranwachsen sieht. Aber meine Favoriten, was dieses Kribbeln angeht, sind „Dead Meaning“ und auch „Same Blood“ am Ende der Scheibe. Beide Songs haben einfach Tiefe... was nicht heißen soll, dass die schnellen Nummern das nicht haben. Um mal von der aktuellen Scheibe wegzukommen. Was sind denn eure Gedanken zum menschlichen Verhalten heutiger Tage? Man macht sich da sicher schon seine Gedanken. Oft kommt es mir so vor, als ob die Leute einfach nur von Tag zu Tag bescheuerter werden. Das fängt schon im Kleinen an, betrifft aber auch den ganzen Kontinent. Vielleicht hat sich aber, im Vergleich zu früher, auch gar nicht so viel geändert, nur bekommt man durch die Medien einfach viel mehr mit. Informationen werden über das Internet in kürzester Zeit verbreitet und so etwas

gab es früher einfach nicht. Aber generell lassen viele Verhaltensweisen heute zu wünschen übrig. Wenn du mal guckst, auf was die Leute heute so alles abfahren. Da gibt es Sendungen wie „Big Brother“, „Superstars“, „Germany’s Next Topmodel“ und das ist einfach völliger Murks. Manchmal frage ich mich, ob die Menschen nichts anderes zu tun haben oder es ihnen einfach nur zu gut geht, weshalb sie sich über belanglosen Mist ernsthafte Gedanken machen. Aber letztendlich spiegelt das ja auch unsere Gesellschaft wider und so lange sich die Leute verarschen lassen, wird es auch keinen Grund geben, eben dieses zu stoppen. Wie beurteilt ihr derzeit die Situationen in Asien, Krisenmanagement und Umgang mit den dortigen Katastrophen? Haben die Regierungen durch ihre Reaktion ihre Rechtmäßigkeit unter Beweis gestellt? Es ist unfassbar, dass eine Regierung die eigenen Leute verhungern lässt, weil fremde Hilfskräfte nicht ins Land gelassen werden sollen, und dass sie dann noch die geplante Wahl durchziehen, setzt diesem Fiasko noch die Krone auf. Wenn international keine Hilfe angeboten werden würde, wäre das schon fatal, und diese angebotene Hilfeleistung auch noch abzulehnen, ist unglaublich. Es ist wirklich traurig, so etwas mit ansehen zu müssen. Ganz ehrlich, bei diesem Rumgemeckere muss man sich wirklich mal vor Augen führen, wie gut wir es in Deutschland haben. Abschließend möchte ich von euch noch ein Statement hören, wie ihr jemandem eure neue Platte schmackhaft machen würdet. Der beste Weg ist mittlerweile wohl zu sagen, dass man uns erst einmal auf unserer MySpaceSeite angucken soll. Denn etwas ohne hörbares Material schmackhaft zu machen, klappt, glaube ich, nur sehr schlecht, wo man sich doch heute überall Lieder runterladen kann. Ansonsten würde ich wohl sagen, dass jeder, der Eier hat, auf unsere Mucke stehen sollte... und da jeder Eier haben will, wär’s dann ja peinlich, Perzonal War kacke zu finden.

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von Torsten STÖCKEMANN | www.dark-age.de Ich für meinen Teil muss „Minus Exitus“ mein Lob aussprechen, da ich finde, dass es eine wirklich gelungene Platte geworden ist. Wie zufrieden die Band selbst mit ihrem Werk ist, zeigt Martin mir, der sich vorerst für das Lob bedankt und darauf mit seinen Ausführungen beginnt. Wir haben sehr viel Arbeit in diese Scheibe gestekkt und finden, dass diese sich wirklich gelohnt hat, da wir mit den Songs, dem Sound sowie dem Artwork durchaus zufrieden sind. Zusätzlich zeigen uns die positiven Reaktionen aus der Presse, von den Medienpartnern und den Fans,

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dass wir bei diesem Album etwas richtig gemacht haben müssen. Diesem Urteil kann ich durchaus zustimmen. Nachdem die Gruppe nun seit ca. 13 Jahren im Musikgenre aktiv mitspielt, wird es Zeit, einmal zu erfahren, wie ihr eure Entwicklung in der Metalszene seht und vor allem was ihr generell zu den Menschen sagt, die ihr kennen gelernt und mit denen ihr gefeiert habt. Unser Musikgeschmack und unser gesamtes Verständnis zur Musik wandelten sich in dieser Zeit sehr stark. Anfangs waren wir alle noch sehr in unserem Geschmack begrenzt, was ebenso auf unsere damaligen musikalischen Fähigkeiten zutraf. Glücklicherweise änderte sich dieses und wir beziehen unsere Einflüsse nun auch aus Genres außerhalb der Metalszene. Es ist schon interessant zu sehen, wie man mal als kleine Schulband angefangen und sich in den Jahren zu einer Band entwickelt hat, die nun auch auf Festivals in Frankreich spielt und nicht einmal den Flug dorthin bezahlen muss. Zwar hätte die eine oder andere Sache durchaus früher kommen können, aber wir sind sehr zufrieden damit, sagen zu können, dass wir stets für unseren Erfolg gearbeitet haben. Bei den Menschen, die wir getroffen haben, kann man nur sagen, dass wir sehr viele trafen, die uns

weiterbrachten und unterstützten, ebenso wie Menschen, die nur viel reden können und sonst nichts folgen lassen. Wenn du weißt, was ich meine. Diese Art Mensch lernte vermutlich fast jeder in seinem Leben kennen und hätte auf diese Erfahrung wohl verzichten können. Haben eure Erfahrungen eure Persönlichkeiten denn beeinflusst? Selbstverständlich haben sie das, wozu es sonst aber auch nicht viel anzumerken gibt. Natürlich beeinflusst einen das Erlebte erheblich und dazu zählt auch die Persönlichkeit, wobei man sehr viel dazulernt. Mittlerweile können wir auch gut einschätzen, wie gewisse Absprachen, Zusagen und Versprechungen einzuschätzen sind. Ebenso lernt man damit umzugehen, entsprechend zu reagieren und selbstsicher darin zu werden, seine Position zu vertreten. Solche Dinge zu lernen ist in diesem Gewerbe sicherlich Gold wert. Weiterhin interessiert mich, welche Umstände denn zur Entstehung der Texte beigetragen haben und wovon das Album generell handelt. Zur Textentstehung kann ich leider keine Stellung nehmen, da diese alle von Eike verfasst werden, aber ich kann dir etwas über den Inhalt erzählen. Die Texte des Albums spielen sehr mit verschiede-


nen Gegensätzen und der ständigen Erwartung des Todes. Im Grunde wartet man sein Leben lang auf den Tod. Jeder in der Band hat dabei seine eigene Interpretation der Texte und des Albumtitels und uns ist wichtig, dass sich der Hörer selbst Gedanken über den Inhalt des Albums macht, da die Bedeutungen der Inhalte von Liedern in den Wahrnehmungen der Menschen doch stark variieren. Für mich bedeutet der Titel aus zwei im Kern negativen Wörtern, das eigene Leben schätzen zu wissen. In eine mathematische Formel gebunden würde der Titel ja „Minus mal Minus ergibt Plus“ lauten. Man kann aus negativen Erfahrungen auch stets etwas Positives ziehen und auch etwas gewinnen, nämlich Erfahrung, aus der man lernen kann. Interessante Interpretation und mal etwas Angenehmes gegenüber sonst lebensverneinenden Einstellungen. Zum Werk selbst erscheint mir noch, dass ihr entgegen früherer Veröffentlichungen deutlich melodischer geworden seid. Kennzeichnet sich dadurch eure Experimentierfreudigkeit aus? Ich finde es schwierig, so etwas zu beurteilen. Ich kann jedenfalls sagen, dass hinter den melodischeren Liedern keine gezielte Absicht steckt, dazu finde ich, dass es eine gute Mischung aus Melodie und Härte geworden ist. Sicherlich probieren wir mittlerweile immer wieder gerne ein paar Sachen aus und versuchen auch neben traditionellen Metal-Pfaden zu laufen. Wir möchten nicht kopieren, sondern selbst Sachen entwickeln. In diesem Zusammenhang ist die Frage, welche Unterschiede ihr in der neuen Veröffentlichung seht, interessant. Hier möchte ich sagen, dass dieses der Hörer selbst beurteilen oder entdecken sollte, denn wir schreiben die Songs nicht bewusst in dem Sinne, dass wir uns ein konkretes Ziel setzen, manches anders zu machen. Weswegen kam es eigentlich zu der Verzögerung der Veröffentlichung? Das Album sollte ja schon früher erscheinen. Sicherlich war diese lange Pause nicht gewollt, aber leider hatten wir nur bedingt Einfluss auf die Geschehnisse. Zunächst erfolgte der Ausstieg unseres langjährigen Bassisten Torsten, als wir bereits mitten im Songwriting steckten. Daher brauchten wir einige Zeit, um alles wieder ordnen und mit Alex einen neuen Bassisten präsentieren zu können. Nachdem dann alle Songs aufnahmebereit waren, traten in Eikes Studio Probleme mit der Schallisolierung auf, weswegen wir erst eine Schallkabine für die Drumaufnahmen finden mussten. Dieser Umstand kostete uns fast die gesamte Aufnahmezeit, wodurch wir gerade noch so Zeit hatten, die Drums im geplanten Rahmen aufzunehmen. Danach standen bereits gebuchte Bands bei Eike vor der Tür und diese Termine ließen sich nicht verschieben. Somit saßen wir und vor allem Eike in jeder freien Minute an dem Album, aber der Prozess zog sich dann bis Herbst 2007 hin, zusätzlich war uns eine amtliche Produktion wichtig, da wir „nicht so nebenbei“ ein Album aufnehmen wollten, nur damit die Platte schnell erscheint. Schlussendlich war es uns dann auch nicht mehr so wichtig, ob nun 3,5 oder 4 Jahre zwischen den Veröffentlichungen liegen. Wir leben nicht von der Musik und daher ist uns das Endprodukt wichtiger als eine schnelle Veröffentlichung. Das klingt schon nach einer ereignisreichen und stressigen Zeit. Wie verlief denn die Zusammenarbeit mit euren Gastmusikern? Gestalten sich die Arbeitsprozesse mit diesen produktiv oder stellt ihr sie vor vollendete Tatsachen und erwartet, dass sie tun, was ihr möchtet? Es war schon eher so, dass wir genau wussten, was jeder zu den Songs beisteuern soll. Wir hatten eben diese Parts, die sich für die jeweiligen Sänger anboten, was die Jungs auch ganz nach unseren Vorstellungen umgesetzt haben. Beim Gastsolo von Crede von Symphore war das allerdings etwas anders. Er hatte ein wenig mehr Freiheit, welche er auch sehr gut umgesetzt hat. Welche sind denn eure Favoriten des Albums? Ich finde „No Way Home“ und „Life For Blood“ mit am besten, wobei diese Lieder für mich auch die Bandbreite des Albums repräsentieren.

„No Way Home“ fällt ja schon ein wenig aus dem Rahmen, von daher denke ich nicht, dass dieser Song das Album repräsentiert. Da kann man doch eher von „Minus Exitus“ reden, denn in diesem Song steckt alles drin. Meine Favoriten sind „Exit Wounds“, „Echoes Disciplie“ und eben „No Way Home“, weil diese Songs, für uns, etwas ungewöhnlicher sind. Da stellt sich die Frage, wie sich denn eure Liveaktivitäten entwickeln. Man sieht zwar ein paar Festivalauftritte in der nächsten Zeit, auf welche ihr euch sicher freut, aber wann kann man euch denn wieder auf einer richten Tour sehen? Klar freuen wir uns auf die Festivalgigs und leider hat sich diesen Sommer keine sinnvolle Tourmöglichkeit ergeben. Wir planen im Moment im Herbst eine Tour nachzuschieben und hoffen, dass das klappt. Da hoffe ich auf jeden Fall für euch mit. Weswegen findet sich bei euch

generell so wenig Liveaktivität? Was könnt ihr denn dazu sagen? Zuerst einmal, dass dieses vor allem wohl mit der langen Pause zu tun hat, wodurch man doch schnell in Vergessenheit gerät und das Interesse der Veranstalter ist dann nicht mehr so stark. Weiterhin sind wir alle beruflich gut eingebunden, weswegen man immer darauf achten muss, dass man alle Leute terminlich unter einen Hut bekommt, was der Erfahrung nach nicht immer einfach ist. Hierbei versuchen wir lieber eine zusammenhängende Tour zu fahren, als jedes Wochenende Einzelgigs zu machen, bei welchen man

noch, wenn es schlecht läuft, drei Tage unterwegs ist. Es ist deutlich sinnvoller, zusammenhängende Gigs zu spielen, und diesbezüglich sollte im Herbst noch was gehen. Wir können gespannt sein. Richtig genial finde ich übrigens den Teil, der ganz am Ende des Albums noch auftaucht. Habt ihr dabei an etwas Bestimmtes gedacht? Denn ich finde die Mischung aus dem recht aggressiven Start und einem schnellen Abflachen dieser Aggressivität sehr cool. Ursprünglich sollte „October“ auf dem Album direkt an „Black September“ anschließen, aber dieses störte den Albumfluss dann doch extrem, weswegen wir ihn als Hiddentrack an das Ende des Albums gepasst haben, wobei wir einen Querverweis auf „Black September“ machten, da wir den Anfang rückwärts laufen ließen. „October“ ist im Übrigen eine Coverversion von U2. In der Musik investiert ja jeder

Musiker einen Teil seines Innersten mit in die Lieder, die er komponiert. Wie weit seht ihr eure Musik mehr als Unterhaltung zum Feiern oder als etwas, worüber man sich tiefgründige Gedanken machen kann? Die Mischung ist hierbei ein wichtiger Teil. Auf der Bühne haben wir natürlich gerne Spaß und rocken mit dem Publikum, welches wir gerne unterhalten wollen. Allerdings haben die Texte auch ihre spezifischen Inhalte, die uns sehr wichtig sind. Wir möchten Songs schreiben, die etwas sagen und über die sich jeder, den es interessiert, zu Hause Gedanken machen kann. Zum Abschluss noch die Frage, was ihr, nachdem ich so lange an „Minus Exitus“ gesessen seid, in der nächsten Zeit bandtechnisch und persönlich vorhabt. Natürlich wollen wir, wie schon gesagt, in diesem Sommer und Herbst das Album noch ordentlich supporten. Danach wollen wir uns wieder recht schnell an ein neues Album setzen, damit nicht wieder vier Jahre zwischen den Veröffentlichungen liegen müssen. Bei idealem Verlauf könnte nächstes Jahr ein neues Album in den Regalen der Plattenläden stehen, wofür ich jetzt aber lieber keine Garantie übernehme. Zu unseren persönlichen Zielen möchte ich hier nichts sagen, da ich denke, dass dies die Leute nicht wirklich interessiert und auch nicht hierher gehört. In diesem Sinne: Danke für das Interview!

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von Danilo BACH | www.ancientexistence.com

„Death Fucking Metal“ als Statement und Titel zu eurer neuen CD kann man zweifellos so stehen lassen! Ihr habt 11 derbe und sehr eingängige Knüller eingespielt. Am wohlsten scheint ihr euch immer noch im schwer groovenden Midtempo zu fühlen. Zusammen mit der abartig tiefen Stimme eures Sängers Steffen ergibt das eine feine, fett einschlagende Death Metal-Walze. Aber auch kompositorisch habt ihr euch weiterentwickelt. Akustische Einsprengsel, die Abwechslung in die Songs einbringen („With Every Human Sin“ oder das wunderbar in den Albumkontext passende Instrumental „Hymn For The Doomed“ beispielsweise), sind relativ neu. Sind derlei Neuerungen geplant gewesen oder ergibt sich so etwas einfach beim Komponieren? Unsere Arbeitsweise war ähnlich wie auch sonst. Aber durch bisherige Erfahrungen sind wir professioneller an die Entstehung von „Death Fucking Metal“ herangegangen. Der groovende Midtempobereich ist und bleibt allerdings unser Metier! Klei-

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nere Erneuerungen, die aber trotzdem zum Ancient Existence-Stil passen, waren im Vorfeld schon angedacht. Das Ziel war, ein abwechslungsreiches Album zu schreiben, das sich nicht wie eine Kopie von der „Hate Is The Law“ anhört. Die akustischen Elemente, die du da ansprichst, sind jedoch so neu nicht! Schon auf unserer selbstbetitelten ersten Veröffentlichung haben wir cleane Gitarrenparts als Elemente eingesetzt. Das stimmt; ich vergaß… Ihr zieht seit acht Jahren in Deutschland und in Europa eure Spur. Seid

ihr mit dem bisher von euch Erreichten zufrieden oder was würdet ihr gern noch erreichen? Einmal eine Tournee, bei der Six Feet Under oder Unleashed für EUCH eröffnen? Platz 1 in den deutschen Media-Control-Charts? Mehr Mädchen mit Ancient Existence-Girlies auf euren Konzerten? Mehr Mädchen mit Ancient Existence-Girlies!!! Innerhalb der letzten acht Jahre haben wir schon viel erreichen können, sind aber auch ehrgeiziger, ziel- und zukunftsorientierter geworden. So haben wir z.B. vor kurzem unser Bühnenbild neu gestaltet und können nun live unsere Musik mit wirklich coolen Bannern unterstützt präsentieren. Wir denken, dass sich dieses Bühnenbild besonders auf großen Bühnen gut macht, egal in welchem Land! Unsere Fans können ob der Zukunft gespannt sein, denn es ist noch einiges geplant. Ihr habt bisher alle eure CDs in je einem anderen Studio aufgenommen. Probiert ihr gern mal


verschiedene Soundtempel aus? Fakt ist: Die neue im Kohlekeller-Studio aufgenommene tönt extrem fett, besser geht es im Death Metal für meine Begriffe kaum. Damit seid ihr sicher auch zufrieden, obwohl ihr ja über den Sound der vorletzten CD „Hate Is The Law“ von Andy Classen/Stage One Studios auch nicht meckern könnt?! Du hast vollkommen Recht, mit „Hate Is The Law“ sind wir nach wie vor sehr zufrieden. „Death Fukking Metal“ ist jedoch vom Songwriting sowie auch vom Soundgewand her einen Schritt weiter. Die Produktion ist einfach hammergeil geworden und passt perfekt zu dem harten, aber abwechslungsreichen Album. Das Ziel bei allen bisherigen Produktionen war es, dass jede Scheibe vom Sound her anders klingt. Jedes neue Studio bedeutet einen neuen Produzenten, wodurch wir nur lernen konnten. Nach wie vor druckt ihr keine Texte in eurem Booklet ab. Sind die Texte nur Beiwerk für die Musik, denkt ihr, dafür interessiert sich eh keiner, oder kann sich Steffen sowieso keine merken? Worum geht es beispielsweise im Song “Revenge Through Fire“? Die Texte sind bei uns nicht einfach nur ein Beiwerk, sondern es sind stilechte Death Fucking Metal-Lyrics. In dem von dir angesprochenen Song, wie auch bei allen Songs von uns, geht es um Folgendes: - Mord und Totschlag - das Ende der Welt Wie war denn euer Auftritt beim „Protzen Open Air“ Ende Mai? Zieht ihr Open Air-Auftritte kleinen Clubgigs vor? Das „Protzen Open Air“ war geil und es wird von Jahr zu Jahr besser. Uns hat es sehr viel Spaß gemacht, dort bereits zum zweiten Mal zu spielen. Wir spielen gerne live, sowohl auf Open Airs als auch Clubgigs. Hauptsache, das Gesamte stimmt!

Auf eurer Website sind eure beiden zuerst erschienenen Mini-CDs noch aufgeführt. Beide fand ich ebenfalls prima. Man erfährt aber leider nicht, ob diese noch erhältlich sind. Ausverkauft? Die „Night Eternal“ ist ausverkauft. Unsere erste CD „Ancient Existence“ ist noch in begrenzter Stükkzahl bei uns erhältlich. Einfach übers Kontakt-Formular eine Nachricht schreiben, dann verschicken wir sie! Mit Johannes habt ihr nur einen Gitarristen. Wo es im Studio noch problemlos möglich ist, mehrere unterschiedliche Gitarrenspuren einzuspielen, dürfte das live gelegentlich Probleme bereiten. Wie funktioniert den beispielsweise ein Song wie „The Soul Is The Prey“ live? Wie kompensiert ihr da das Fehlen einer Rhythmus- oder Leadgitarre? Schon mal überlegt, wieder einen zweiten Gitarristen zu rekrutieren? Früher haben wir ja mit zwei Gitarristen gespielt, live war der Sound dadurch aber auch meistens „matschig“. Im Laufe der Jahre konnten wir feststellen, dass wir mit einer Gitarre zu Gunsten der Transparenz wunderbar auskommen und ein zweiter Gitarrist nicht notwendig ist. Außerdem hat Joe die Parts mit unserem neuen Bassisten Micka so abgesprochen, dass alle Stücke sehr gut und lückenlos live rüberkommen. Ihr lebt in Hannover. Schon mal die Scorpions getroffen oder an die Wand gespielt? Was geht metalmäßig sonst noch ab in der City? Böse Stimmen behaupten, dass die Stadt für Metaller eher uninteressant ist. Die Jungs haben wir bislang leider nicht treffen und somit auch nicht an die Wand spielen können. Hannover ist auf gar keinen Fall uninteressant. Es ist eine Hammer-Stadt, in der im Metal-Bereich sehr viel los ist. Außerdem sind wir keine reine Hannoveraner-Band

mehr. Unser neuer Bassist, Micka, muss für jede Probe eine Strecke von über 150 km hinter sich lassen, weil er aus Hamburg kommt. Und auch dort geht einiges! Live habt ihr bisher in Deutschland, Österreich und sogar schon in der Türkei gespielt. Wo war es am merkwürdigsten und wo am schönsten? Erzählt uns ruhig mal eine Touranekdote! Wie wäre es, einmal auf dem „Deathfest“ in Milwaukee/USA zu spielen? Würdet ihr dafür euren Jahresurlaub opfern? Das „Deathfest“ in Milwaukee, wie auch generell die USA, wäre interessant und für die Musik ist der Jahresurlaub kein Opfer. Außergewöhnlich war es für uns, als man uns die Auftritte in der Türkei angeboten hat. Es war total geil und wir sind immer noch davon begeistert. Man meint fast, dass die türkischen Metalfans ein dankbareres Publikum sind, was allerdings nicht an dem Mangel an Metalbands liegen kann. Wir haben einige gute Bands getroffen, die zum Teil auf extrem hohem Niveau Musik machen. Ganz besonders sind allerdings die gemeinsamen Konzerte mit den Österreichern Outrage hervorzuheben. Seit 2003 spielen wir regelmäßig zusammen, wodurch sich eine intensive Band-Freundschaft herausgebildet hat. Du kannst uns glauben, dass bei der Kombination Alkohol, Outrage und Ancient Existence schon einiges passiert. Dazu fällt es schwer, eine einzelne Anekdote herauszugreifen, zumal es oftmals schon am nächsten Morgen nicht mehr möglich war, sich an die letzte Nacht zu erinnern. Das musst du dir bei unserer nächsten gemeinsamen Show und der sehr langen After-Show-Party alles reinziehen. Danach wirst du schon ein paar Tage von deinem Jahresurlaub zur Erholung opfern müssen. Um aber eins klar zu stellen: Gefeiert wird bei uns erst nach dem Gig.

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Der klitzekleine Unterschied, den ich hiermit als Vorsprung vor anderen Releases sehe, liegt in der unwahrscheinlichen Intensität, den dieses Debüt-Album der Holländer innewohnt. Da sich die Band aus Mitgliedern von Szenegrößen wie den wieder reformierten ASPHYX, THANATOS, GOREFEST und HOUWITSER zusammensetzt, gilt unser Interesse in diesem Interview natürlich auch kurz diesen Bands. Als großer Fan der Band THANATOS stand mir wunschgemäß deren Gitarrist und Sänger Stephan Gebédi zum Gedankenaustausch zur Verfügung: Als erstes, wie habt ihr Burschen euch denn überhaupt zusammengerauft? Habt ihr vielleicht nur mal gemeinsam geprobt und geschaut, was dabei herauskommen könnte? Wer machte den ersten Schritt, um euch überhaupt zusammenzubringen? Ich hatte schon vor Jahren zusammen mit Ed Warby die Idee dazu. Er ist

der HAIL OF BULLETS geboren wurde. Erst danach haben wir begonnen, Songs zu schreiben. Unsere erste gemeinsame Probe fand auch erst statt, als schon 6 – 7 Songs vollendet waren. Habt Ihr mitbekommen, wie enthusiastisch der Metal-Underground auf euer erstes 4-Track-Demo reagiert hat? Deren CD-Version war immerhin innerhalb von 14 Tagen bei Deutschlands führenden Mailorder EMP ausverkauft. Natürlich haben wir das! Eigentlich war diese Promo-CD nur für Labels gedacht und wir haben halt darüber hinaus die Songs zum Download auf unsere MySpace-Seite gestellt. Aber da war so eine Riesennachfrage danach, dass wir uns entschlossen haben, davon eine limitierte Version herauszubringen, die nur bei EMP erhältlich war. Ebenso limitiert war übrigens auch die Vinyl-Version dieser Veröffentlichung, die auf dem kleinen, aber feinen deuts c h e n

w.hailofbullets.com von Danilo BACH | ww

schon sehr lange ein guter Freund von mir und so lag es auf der Hand, dass wir eines etwas zusammen aufnehmen würden. Aber irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen, wie die Reformation von THANATOS 1999 oder die GOREFEST-Reunion ein paar Jahre später. Als wir mit THANATOS 2006 zusammen mit Martins damaliger Band DEATH BY DAWN gespielt haben, meinte ich zu Martin, das es doch cool wäre, Leute von PESTILENCE/ ASPHYX, GOREFEST und THANATOS mal zusammen in einer Band zu haben. Er mochte die Idee und wir blieben in Verbindung. Ich habe mit den anderen darüber gesprochen und wir vereinbarten, uns Ende 2006 auf ein paar Drinks zu treffen und zu sehen, wie das alles auf persönlicher Ebene klappen könnte. Das war die Nacht, in

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Label, Iron Pegasus Records erschienen ist. Dennoch: habt ihr von Beginn an ein komplettes Album geplant? Ich hoffe nicht, denn alle 4 Songs dieses Demos findet man auch auf dem kompletten Album wieder. Einigen könnte deshalb die Veröffentlichung dieses Demos als finanzieller Rip-Off vorkommen. Der Sturm der Entrüstung folgt auf dem Fuße: Ehrlicherweise – das ist totaler Bullshit, weil wir alle 4 Songs eben zum kostenlosen Download für mehrere Monate auf unsere MySpace-Seite gestellt hatten. Auch so enthält das Album über 57 Minuten Musik, so dass außerhalb dieser Songs auch genügend neues Material zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind alle vier erwähnten Lieder auch komplett neu für das Album aufgenommen worden. Und wir sprechen nur von einer Demo-CD, die als limitierte Version über EMP erschienen ist. Da gibt es keinen Grund über einen „Rip-Off“ zu sprechen. Die 4 Tracks sind essenziell wichtig für das Gesamtkonzept des Albums und das ist der Grund dafür, dass sie dort noch mal erscheinen… Abgehakt. Euer Album ist natürlich sowohl textlich als auch rein musikalisch (DIE Stimme, DIE Riffs!!!) ein feines Death Metal-Häppchen! Interessiert ihr euch selbst noch für die internationale Old-School-Death-Metal-Szene? Habt ihr einige holländische und internationale Bands, welche ihr bevorzugt? Seit ich auch für das holländische Magazine AARDSCHOK schreibe, bin ich auch meistens über die aktuelle Death Metal-Szene informiert. Aber wenn es um Old-School Death Metal geht, bevorzuge ich die „richtigen“ Bands davon. Bands wie AUTOPSY, MASSACRE, alte DEATH, CELTIC FROST und POSSESSED. Dies sind die Bands, die unseren Sound am meisten beeinflusst haben, denke ich. Da gibt es aber dennoch noch viel mehr gute holländische Bands. Ich mag zum Beispiel LEGION OF THE DAMNED sehr, obwohl die natürlich mehr


Thrashals Death Metal sind… Ihr habt eure neuen Songs in den EXCESS-Studios in Rotterdam aufgenommen. Den Mix der Aufnahmen habt ihr aber von Dan Swanö, dem „Master Of The Board“ in Schweden vollenden lassen. Er hat in den letzten Jahren wieder sehr viel gute Death MetalScheiben produziert. Habt ihr Dan im Studio besucht, um ihm bei dem Mix einen Blick über die Schulter zu werfen oder habt ihr ihm einfach das Material geschickt und ihm freie Hand gelassen? Konntet ihr eure eigenen Ideen in den Mix mit einbringen? Eigentlich war anfänglich geplant, dass Ed und ich zu Dan nach Schweden fliegen, um beim Abmischen dabei zu sein. Dan meinte aber zu uns, dass er es vorziehen würde, lieber allein zu arbeiten. Und dass wir trotzdem telefonisch und über E-Mails in Kontakt bleiben. Dan wollte uns sämtliche Rough Mixes uploaden und wir sollten ihm dann mitteilen, was uns daran gefällt und was nicht. Bereits nach einigen, wenigen Rough Mixes waren wir dann mit allen weiteren, neuen Mixen zufrieden. Dennoch haben wir ihn beim Abmischen unterstützt. Manchmal war es aber schon ein wenig schwierig, ihm kleine Details, die wir ändern wollten, über Telefon oder Email mitzuteilen. Letztendlich hat es aber prima funktioniert. Der Sound war am Ende definitiv genauso massiv, wie wir ihn haben wollten! Seit kurzem wissen wir, dass Martin plant, eine neue ASPHYX-CD aufzunehmen. Und Ed Warby ist weiterhin bei GOREFEST und auch AYREON aktiv (und noch in einige andere, kleine Projekte involviert). Aber was ist mit THANATOS (wo du zusammen mit dem anderen HAIL Of BULLETSGitarristen Paul spielst) und was ist mit HOUWITSER (bei dem euer Bassist Theo gespielt hat)? Gibt es von diesen Bands irgendwelche Neuigkeiten? THANATOS haben vergangenes Jahr ein neues Album aufgenommen. Aber während der Aufnahmezeit ist unser Label bankrott gegangen, so dass wir momentan nach einem neuen Label Ausschau halten. Paul und ich sind aber derzeit auch mit HAIL OF BULLETS sehr beschäftigt und Martin mit ASPHYX natürlich auch. Aber nach dem

Sommer wird unsere Aufmerksamkeit wieder mehr auf THANATOS fokussiert sein. Derzeit stehen die Chancen gut, dass Dan Swanö eine neue 3Track-Promo mit THANATOS produziert. Und hoffentlich bekommen wir damit dann ein neues Label. Das Material ist auf jeden Fall stark genug dafür. HOUWITSER haben sich kürzlich erst wieder reformiert. Aber unser Bassist Theo wird nicht mehr dabei mitmachen, eine Band ist im Moment genug für ihn und sein Hauptaugenmerk legt er jetzt auf HAIL OF BULLETS. Die Texte von „…Of Frost And War“ handeln vom Zweiten Weltkrieg. Und was bitte sind dabei speziell die „Nachthexen“, um die es in einem gleichnamigen Song geht? Ihr zeigt dabei einige Aspekte aus zwei verschiedenen Gesichtspunkten auf und beleuchtet sowohl die russische als auch die deutsche Frontseite. Wie recherchiert man denn solche konträren Themen? Die Texte resultieren allesamt auf Martin Recherchen und Interessen. Er hatte dieses Konzept über die entscheidenden und kritischen Schlachten an der Ostfront des 2. Weltkrieges in sich. Und schon als wir die ersten Songs fertig hatten, wussten wir, dass wir den perfekten Soundtrack für seine Geschichten schaffen konnten. „Nachthexen“ ist die Geschichte, einer nächtlichen Bombenschwadron, die nur von Frauen handelt. Von den Pilotinnen bis hin zu den Mechanikerinnen waren alles Frauen, welches verblüffenderweise für sich selbst spricht. Der Song beschreibt mehr oder weniger ihren Mut und einige ihrer Missionen… Ihr behandelt auf eurem Album mit dem Kriegsthemen Aspekte, die schon Bands vor euch beleuchtet haben: DEINONYCHUS mit ihrem Album „Warfare Machines“, die mächtigen BOLT THROWER (vielleicht war Martin noch davon beeinflusst, als er bei den Briten gesungen hat?) oder eure Landleute von PENTACLE (die aber den ersten Weltkrieg zum Thema hatten). Natürlich ist der Krieg schon ein interessantes Thema für Death MetalBands. Aber ich denke, der Krieg hat immer nur einen Gewinner: die reichen und einfluss-

reichen, kapitalistischen Diktatoren, alle anderen können nur verlieren. Wie denkt ihr generell über Kriege? Ist das für euch ein Mittel, um Konflikte zu lösen? Yeah, ich weiß, wir sind nicht die erste Band, die über Kriege singt. Aber ich glaube, es hat sich noch niemand mit beiden sich direkt gegenüberliegenden Seiten an der Ostfront beschäftigt. Besonders, wenn es um die letzte Zeit des Zweiten Weltkrieges geht. Martin hat schon lange Interesse an solchen historischen Ereignissen. So denke ich nicht, Martin ist dabei von einer der von dir genannten Bands beeinflusst gewesen… Ich kann definitiv sagen, dass DEINONYCHUS kein Einfluss für uns gewesen sind. Weil die, soweit ich weiß, noch keiner von uns gehört hat… Über den Krieg generell – da hast du sicher recht. Ich bin kein Pazifist oder etwas ähnliches, aber ich glorifiziere ganz deutlich keinen Krieg. Das tut auch keiner von den anderen Bandmitgliedern. Es ist dennoch sehr interessant, etwas mehr über verschiedene Sicherheitsstrategien, über die Rüstung generell und die Anwendung der Waffen zu lesen. Panzer, Artillerie und Kriegsschiffe sind alle sehr fesselnde und brutale Teile der Kunstfertigkeit des Krieges. Wenn ich sage, ein Panzer ist ein cooles Vehikel, meine ich damit nicht die Zerstörung, die er anrichten kann. Nein, dann bedeutet es einfach, dass er ein brutales Vehikel ist. War sucks, aber besonders in der jüngeren Geschichte scheint es ein unausweichlicher, sicher sich oft wiederholendender Moment zu sein… Nachdem Martin 2007 mit ASPHYX bereits auf dem deutschen Party.san-Festival abgeräumt hat, spielt ihr dieses Jahr dort. Welche Shows habt ihr außerdem noch dieses Jahr noch geplant? Habt ihr darüber hinaus noch Pläne für HAIL OF BULLETS? Wie würdet ihr denn die Band charakterisieren – als „richtige“ Band oder eher als ein Side-Projekt? Wir hatten unsere erste Club-Show und unsere Premiere am 6. Juni in Arnheim in Holland. Auch das PARTY.SAN- und das SUMMER BREEZE-Festival in Deutschland stehen auf dem Plan. Einige Festivals sind auch im Juli in Holland geplant, zum Beispiel das ZWARTE CROSS und das WALDROCK (mit SLAYER, fuck yeah!)… Im Herbst werden wir uns definitiv auf mehr Clubshows in ganz Europa konzentrieren… HAIL OF BULLETS sind auf jeden Fall eine Band, kein Projekt. Da wir alle unsere anderen Bands am Laufen haben, wird es sicher nicht möglich allzu lange am Stück zu touren. Aber kurze Touren sind sicher zukünftig möglich. HAIL OF BULLETS ist uns genauso wichtig, wie unsere anderen Bands. So planen wir momentan jede Menge gute Sachen… Das glauben wir an dieser Stelle nur allzu gern. Mit einem solch starken Album, wie „…Of Frost And War“ im Gepäck, dürfte dem auch nichts im Wege stehen. Hail to HAIL OF BULLETS!

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Ein neues Album auf die Beine zu stellen, bedarf viel Arbeit. Viele Einzelheiten, die bedacht werden müssen, um ein stimmiges Ganzes zu ergeben, und jede Menge Kreativität sind gefragt. Das macht sich nicht nur mit dem Album-Titel „Wasteland Discotheques“ bemerkbar, sondern auch am Artwork des Covers, das nicht so recht zu den Kompositionen der Band passen will. Kasper Thomsen, der über jeden Zweifel erhaben scheint, klärt auch gleich den Zusammenhang plausibel auf. „Nun, meiner Ansicht nach ist der Album-Titel typisch für Raunchy. Als mir damals die Idee zu diesem Titel kam, waren die Jungs einstimmig dafür, weil er sich wunderbar assoziieren lässt. Der Titel dient nicht nur als Referenz für unseren Sound, sondern kann auch als post-modernes Wort verstanden werden, dessen Interpretation jedem selbst überlassen ist. Uns hat der Name sehr gut gefallen. Lars machte sich dann auch gleich an das Artwork, welches gut die Geschichte hinter ,Wasteland Discotheques‘ visualisiert. Als Inspiration diente uns ,From dusk till dawn‘.“ Dass der Line-Up-Wechsel der Band persönlich gut getan hat, merkt man deutlich. Harmonisch und äußerst melodiös geben sich die Niederländer auf„Wasteland Discotheques“. Es scheint beinahe so, als wäre Kasper schon immer ein Teil von Raunchy gewesen. „Abwechslung ist uns persönlich wichtig. Meiner Meinung nach haben wir uns als Band gut entwickelt und sind nach all den Touren zu einer Einheit zusammengewachsen. Auch meine gesanglichen Optionen haben sich verbessert. Als wir anfingen ,Wasteland Discotheques‘ zu schreiben, wollten wir einen raueren und dreckigeren Sound erkunden und zugleich auch melodiös bleiben, um das Typische an Raunchy nicht aus den Augen zu verlieren. ,Wasteland Discotheques‘ stellt für mich ein Album dar, das nahtlos an all die anderen Alben anknüpft. Natürlich haben wir noch lange nicht musikalisch den Zenit erreicht, denn wir werden uns auch in Zukunft noch darum bemühen, unsere Talente weiter zu entfalten und uns selbst weiterzuentwickeln. Ich bin mir sicher, dass das nächste Album ein weiterer Schritt auf der Leiter hinauf sein wird.“ Nach dem Prinzip von Yin und Yang hat die Band e i n

unchy.dk von Iris WILKE | www.ra

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Album erstellt, das in ihren Augen eine zusammenhängende Geschichte erzählen soll, in der Gegensätze von großer Bedeutung sind und der Kontext jedes einzelnen Songs für sich verstanden werden soll. „Eigentlich sollte jeder Song in seinem eigenen Kontext verstanden werden. ,Wasteland Discotheques‘ ist kein Konzept-Album, das eine zusammenhängende Geschichte aufweist. Ich würde sagen, es handelt sich dabei eher um einen fragmentarischen poetischen Diskurs, wo jedes Lied metaphorisch eine thematische Saite anschlägt. Die Lieder halten sich thematisch an Aspekte wie Betrug, Ernüchterung, Nihilismus, absolute Destruktivität und PostModerne. Aber wir setzen uns auch mit Hoffnung, Erneuerung und auch dem guten alten Partyleben auseinander.“ Nicht unglücklich zeigt sich die Band darüber, dass sie einen Plattenwechsel von Nuclear Blast zu Lifeforce Records vornehmen musste. Das neue Label präsentiert sich als große Familie, in der Raunchy seinen Platz gefunden hat. „Wir sind absolut glücklich mit Lifeforce Records. Das ist genau das Label, wo wir hingehören, und wir kommen mit den Jungs dort prima zurecht. Klar ist die Arbeit kein Zuckerschlecken, aber wir haben stets das Gefühl, dass wir dort an erster Stelle stehen, was uns sehr beeindruckt. Ich möchte jetzt nicht von der Hand weisen, dass wir natürlich unsere Alben auch verkaufen müssen, aber es ist nicht so, dass wir daran gebunden wären. Zurzeit laufen die Verkäufe recht gut. Was uns an Lifeforce Records sehr gut gefällt, ist, dass unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Es steht also keiner von denen da und sagt uns, was wir zu tun haben. Wir wissen, dass wir mit unserer Musik keine Millionen verdienen können, aber was soll’s. Im Endeffekt wollen wir doch nur die Musik machen, die wir persönlich lieben und die uns Spaß macht. Wir sind dankbar, dass wir ein Teil der Lifeforce-Familie sein dürfen und wir werden uns mächtig dafür ins Zeug legen, damit wir es auch noch in Zukunft sein können.“ Während einige der Ansicht sind, dass es in den 80er-Jahren vermeintlich einfacher gewesen sein muss, musikalisch Erfolg zu erzielen, zeigt sich Kasper darob eher skeptisch. Gerade die Medienvielfalt und das digitale Zeitalter würden es seiner Ansicht nach den Bands viel einfacher machen, sich Gehör zu verschaffen. „Das glaube ich nicht. Damals haben genauso viele Bands um Aufmerksamkeit gekämpft und mussten noch viel härter für den Erfolg arbeiten als heute. Heute gibt es das Internet, MySpace und all die anderen Medien, die du nutzen kannst, um deinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Letztendlich brauchst du aber ein Label, das dich fördert, und natürlich auch die richtige Musik. Du kannst tausende von Shows spielen, aber ohne den perfekten Sound und ein Label, das Werbung für dich macht, ist es beinahe unmöglich, den Durchbruch zu schaffen. Wie auch immer. Es ist wichtig, dass du jede Gelegenheit wahrnimmst, bei der du live auftreten kannst, damit du stets im Blickpunkt der Medien und Fans bleibst. Heutzutage basiert eben alles auf Zusammenarbeit.“ Kasper, der hauptberuflich als Lehrer in einer dänischen Mittelschule Geschichte und Dänisch unterrichtet, liebt seine Arbeit, die ihn, wie er sagt, bodenständig bleiben lässt. Ein Angebot, die Musik zur Vollzeitarbeit werden zu lassen, würde er dennoch nicht ausschlagen. Ein Leben in Reichtum jedoch würde ihn nicht wirklich reizen. „Wenn ich reich wäre, dann würde ich mir wohl ein Leben ohne die Musik gönnen... hehe… das wäre großartig. Nein, ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich etwas total anderes machen würde, vor allem, da ich Musik ja liebe. Wahrscheinlich würde ich mein Geld in geschäftliche Dinge investieren. Ja, das würde Sinn machen. Hauptberuflich bin ich Lehrer, was mir an und für sich gut gefällt. Ich unterrichte zeitgenössische Geschichte und Dänisch an einer Mittelschule. Ich habe auch schon Vorlesungen an der Uni gehalten. Es ist gut, einer geregelten Arbeit neben der Musik nachgehen zu können, weil du dadurch nicht vom Boden abhebst. Gerade, wenn wir eine Tour beendet haben, tut es gut, sich wieder in ein normales Leben einzufinden.

Wenn wir aber das Angebot erhalten würden, vollberuflich unsere Musik ausleben zu können, dann würden wir das auf jeden Fall wahrnehmen.“ Ein Blick ins Netz verrät, dass es nicht gerade viele Interviews von Raunchy zu lesen gibt, obwohl die Band wahrscheinlich viel zu erzählen hätte. Für Kasper ist dieses Faktum unvorstellbar, vor allem weil man ja ständig Interviews geben würde. Das kann doch gar nicht sein! Immerhin geben wir jede Menge Interviews…haha. Ein Band muss sich heutzutage im Internet präsentieren. Gerade das Netz stellt einen wichtigen Ort dar, an dem sich Fans mit Neuigkeiten und Informationen versorgen. Wenn es dir selbst wichtig ist, dass du dich und deine Band gut verkaufst, dann bist du darauf erpicht, dich beispielsweise auf MySpace zu präsentieren. Das ist doch absolut wichtig.“ Auch wenn das neue Format Blu-ray oder das Internet neue und vielfältige Möglichkeiten zur Präsentation geben, glaubt Kasper nicht an das Ende der guten alten CD. Für ihn hat ein Format oder Medium nur dann eine Chance, wenn es von der breiten Öffentlichkeit angenommen wird. „Wenn du mich fragst, dann haben CDs noch immer eine gute Chance, die Zeit zu überdauern. Vor allem wegen dem Artwork und dem Zusatzmaterial, das sich darauf befindet. Gerade das Artwork ist für viele ein wichtiger Aspekt des Ganzen. Manche Labels veröffentlichen limitierte Sonderausgaben als CDs, die jede Menge Zusatzmaterial enthalten. Eine wunderbare Sache in meinen Augen. Klar sind digitale Downloads via iTunes nicht schlecht, vor allem auch, weil wir akzeptieren müssen, dass sich die Gewohnheiten der Menschen bezüglich des Musik-Hörens geändert haben. Man muss da mit der Zeit gehen. Ich persönlich stehe nach wie vor auf alte Platten, die mich aufgrund ihres Artworks ansprechen. Ab und zu kaufe ich mir auch Songs für meinen MP3-Player, aber eigentlich nur Singles und solches Zeug… hehe. Nein, es ist definitiv nicht schwerer geworden, als Band Aufmerksamkeit zu erhalten. Wenn du im Rampenlicht bist, dann bist du mittendrin.“ Kasper ist zwar kein Fan von exzessiven Live-Auftritten, dennoch, so gibt er zu, tourt er gerne, vor allem, wenn gerade ein neues Album seinen Weg frisch in die Läden gefunden hat. „Das Touren ist nach wie vor ein notwendiges Übel für viele Bands. Egal, was anderen Leute über uns denken oder sagen, wir sind gern auf Tour, vor allem dann, wenn wir gerade eine neue CD veröffentlicht haben. Wir gehen einem geregelten Leben nach und ab und zu ergibt sich für uns eben die großartige Möglichkeit, diesem zu entfliehen und live zu spielen. Live zu spielen ist enorm wichtig für uns, aber es muss schon auch einen Sinn ergeben. Es ist uninteressant, sechs Wochen lang in einem kleinen, engen Bus zusammen mit einer bescheuerten GlamBand eingepfercht um die Welt zu touren, nur damit man live spielen kann. Touren hat ein Ziel: Da geben wir mehr als 100 % Leistung für die Fans, für uns und des Spaßes wegen. Um gleich vorwegzunehmen, wir werden mit der neuen Veröffentlichung viel mehr live spielen als bisher. Da gibt es noch einige Plätze, die wir bisher nicht besucht haben, und dort werden wir dementsprechend für die richtige Stimmung sorgen. Ihr könnt euch schon mal warm anziehen!“

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von Michael FREITAG | www.inzest-musick.at

Ihr habt vor einiger Zeit euren Vertrag mit Burnside Records aufgelöst. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, was waren die Gründe für diese Entscheidung? Marco: Leider haben wir uns von Burnside Records getrennt, da wir im neuen Vertrag zu unterschiedliche Interessen hatten. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang: Wenn man als Band bereits bei einem Label unter Vertrag war, ist ein Schritt zurück in die völlige Selbstständigkeit überhaupt denkbar? Kreative Freiheit in allen Belangen schön und gut, aber wie steht ihr dazu? Marco: Natürlich nicht, aber wenn man überhaupt kein Label überzeugen kann, sollte man es lieber lassen, da der Aufwand viel zu groß wäre. Eure neuen Songs wirken auf mich ausgereifter, durchdachter und strukturierter als in der Vergangenheit. Werden Inzest mit „Grotesque New World“ erwachsen? Marco: Wir kommen dem ein Stück näher, wo wir hinwollen. Simon: Es handelt sich um einen ganz normalen Lernprozess. Umso mehr man sich mit dieser Art von Musik beschäftigt, umso ausgereifter werden die Songs. Dominik: Erwachsener drückt es vielleicht nicht ganz treffend aus. Ausgereifter ja, detaillierter auch, aber erwachsener klingt für mich zu sehr nach Wertminderung, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, Innovationen links liegen zu lassen und auf „Bewährtes“ zurückzugreifen. Für mich ist die Entwicklung eher zu vergleichen mit dem Suchen nach dem Sound, der jeden von uns live und beim Proben so richtig auspowert und die spielerischen Grenzen ankratzt. Ihr seid zudem auch musikalisch etwas anspruchsvoller geworden und habt das Album von Andy Classen mixen und mastern lassen. Kurzum: Alles ist auf einem höheren Level angesiedelt. Welche Ziele verfolgt ihr? Marco: Vielleicht irgendwann so weit zu kommen, dass wir in puncto Geld nicht immer jeden Cent aus unseren eigenen Taschen bezahlen müssen. Dominik: Musikalisch anspruchsvoll waren wir 26

schon immer, nur ist es bei dieser Produktion erst möglich gewesen, diese Ansprüche auch zu erfüllen. Simon: Man entwickelt sich im Laufe der Jahre auf dem Instrument weiter, also ist das eher nicht verwunderlich. Die Ziele sind klar definiert: heute Europa, morgen die ganze Welt. Beschreibt doch bitte diese groteske, neue Welt, die ihr auf eurem zukünftigen Album heraufbeschwört. Marco: Über diese Frage ließe sich leicht ein Buch schreiben. Aber um mich kurz zu fassen: Man braucht sich einfach immer nur die Nachrichten anzusehen, dann erblickt man genug von dieser „grotesken, neuen Welt“. Was sind die Eckpfeiler von Inzest? Genauer gefragt: Welche Trademarks müssen auf euren Alben enthalten sein, welche Identifikationsmerkmale müssen immer wieder aufs Neue vorhanden sein? Was ist euch wichtig? Dominik: Das sind groovige Beats, Blastbeats mit ein wenig Gitarrengefiedele, der Bass wummert immerzu und die Lyrics gehen ins Mark. Spielerische Finesse und Evolution dürfen auch nicht fehlen. Und natürlich die Live-Gestaltung im Tiroler Dialekt. Simon: Mittlerweile sind wir technisch anspruchsvoller und vergessen dabei auch nicht auf groovige Parts. Wir wollen keine Band sein, bei der man sich auf einem Konzert nur darüber unterhält, wie unmöglich es ist, die gerade gehörten Songs nachzuspielen. Auf eurer Scheibe „The Sickest Of Society“ habt ihr nur zwei Songs eures Demos („Reincarnation Suffering“, „Bodyshock“) platziert. Damit stellt ihr euch dem Trend entgegen, das erste Album zum größten Teil aus DemoVe r ö f f e n t l i c h u n g e n zusammenzusetzen. Setzt ihr euch hier bewusst Vorgaben? Simon: Nein, wir fanden, dass es einfach schade wäre, zwei so gute Songs nur in „Demo-Qualität“ zu besitzen. Um noch bei „The Sickest Of Society“ zu bleiben, ihr habt euch in einem Statement in eurem Booklet bewusst von Gewalt distanziert. Die Frage, die sich aufdrängt: Warum sich distanzieren, wenn man alle Probleme mit einem anderen Band-/Song-Namen lösen könnte? Marco: Nein, es wird sicher keinen anderen Namen

geben, denn nur so lässt sich unserer „Wegschaugesellschaft“ die Augen öffnen. Dominik: Der Name soll provokant auf das Kränkste der Gesellschaft aufmerksam machen. Ein anderer Name würde möglicherweise mehr Türen öffnen, aber andere Bezeichnungen sind um nichts besser in ihrer Bedeutung als unsere, nur sind diese meist in Latein oder Englisch verfasst (beispielsweise Necrophagist – „jemand, der Leichen frisst“). Bei unserem Namen ist das „Problem“, dass jedem die Bedeutung sofort klar ist. Dies ist aber weniger ein Nachteil, da Leute, die unseren Sound mögen, in der Regel auch nichts gegen den Namen einzuwenden haben, sondern eher den Mut bewundern, einen solchen zu besitzen. Simon: Gewalt und ein Bandname, der provoziert und den man nicht vergisst, haben nicht sehr viel gemeinsam. Verändert sich für euch die Herangehensweise an das Schreiben neuer Songs in gewissen Zeitabständen? Beispielsweise nach Veröffentlichung einer neuen Scheibe und den damit geschriebenen Reviews? Dominik: Wenig. Es ist im Grunde noch immer dasselbe Chaos. Simon: Es ist ein wenig wie in der Schule. Man nimmt sich immer vor, dieses Mal früher anzufangen und mehr Zeit zu investieren, aber im Endeffekt läuft es immer auf dasselbe hinaus: mit dem geringsten Aufwand so viel wie möglich zu erreichen. Ihr habt euch von Album zu Album musikalisch immer etwas verändert. Ist Veränderung ein absolutes Muss, um von außen als konkurrenzfähige Band beachtet zu werden? Dominik: Wie schon vorher gesagt, ist die Veränderung in der Musik nicht eine Sache im Interesse der Allgemeinheit, sondern Veränderung ist auf unsere eigene Evolution zurückzuführen. Zudem gewinnen wir mit jeder Probe und jedem Konzert mehr an Zusammenhalt und sind aufeinander eingespielt. Simon: Auf der einen Seite wird die Musik im MetalBereich immer anspruchsvoller, vor allem in puncto Schlagzeug, weshalb wir hier natürlich konkurrenzfähig bleiben müssen. Auf der anderen Seite verändert sich jeder Musikgeschmack mit der Zeit und man lernt immer wieder neue Bands in diesem Sektor kennen, die einen selbst ansprechen. Somit hat man immer neue Ideen für die nächsten Veröffentlichungen. Eine Pauschalaussage von Musikern lautet, sich nicht von Kritiken beeinflussen zu lassen. Um ehrlich zu sein, ist das nicht vorstellbar, zumindest unbewusst werden die Reaktionen doch auf eine gewisse Art und Weise verarbeitet. Wie seht


ihr das? Marco: Wenn es eine schlechte Kritik ist, dann soll diese zumindest von solchen Leuten geschrieben sein, die etwas davon verstehen, und nicht nur, um eine Band fertig zu machen. Dominik: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen... Simon: Aus Kritik lernt man. Ist es richtig, dass Inzest anfangs eher als Sideproject gedacht war? Zumindest habe ich das einige Male vernommen. Wenn ja, wie stellt sich die Situation heute dar? Für wen genießt was Priorität, sofern auch auf anderen Hochzeiten getanzt wird? Dominik: Die Prioritäten sind klar: Spaß, Versorgung am Konzert und Geld. Je nachdem, was mehr bringt, wird gemacht, aber es hat bis jetzt noch nie einen Konflikt gegeben. Ein Urlaub beispielsweise birgt in diesem Zusammenhang schon mehr Konfliktpotential. Simon: Derzeit hat Inzest für mich musikalisch die oberste Priorität, außer natürlich, es kommt ein Gig mit meiner Jazz-Band dazwischen, an dem man etwas verdient. Euer Bandname ist doch recht pikant und ein Tragen eurer T-Shirts nach dem Amstettener InzestFall doch eher eine Harakiri-Aktion. Zweifelsfrei

ist der Begriff „Inzest“ negativ behaftet. Seid ihr in puncto Touren jemals auf Ablehnung aufgrund eures Namens gestoßen oder haben sich anderweitig Probleme in dieser Richtung offenbart? Marco: Hier möchte ich sehr wohl etwas dazu sagen, da das Tragen unserer T-Shirts bei einigen Leuten, die mit der Musik nichts zu tun haben, für großes Kopfschütteln sorgt. Aber so soll’s ja sein. Wir hatten in Bezug auf unseren Bandnamen auf Konzerten nie Probleme, sehr wohl aber auf manchen Internetplattformen. So hat man uns gebeten, unser Video online zu stellen und nach vielen positiven Feedbacks (sogar von einer internationalen Jury bewertet) einfach wieder rausgeschmissen, weil wir in den Charts innerhalb von zehn Stunden auf Platz auf Platz eins standen. Natürlich darf es nicht sein, dass eine Band Namens Inzest den ersten Platz belegt… Denkt ihr, dass ein Bandname wie Inzest kein Hindernis ist, um weltweit ernst genommen zu werden? In diesem Zusammenhang denke ich auch an Bands wie „Anal Stench“ und Konsorten. Ab wann driftet Provokation in Lächerlichkeit ab? Marco: Der Name kann ein Hindernis werden, da doch einige Magazine damit Probleme haben. Simon: Bei der Bezeichnung Anal Stench driftet

Provokation in die Lächerlichkeit ab. Ob der Name Inzest ein Hindernis ist, ist eine gute Frage, die ich mir selber schon öfters gestellt habe. Bisher kann ich diese Frage mit „nein“ beantworten. Die Tiroler Szene erscheint mir als eine der stärksten in Österreich. Man hört immer wieder vom Zusammenhalt unter den Bands und anderen Dingen, die eure Szene in ein positives Licht rücken Wie siehst du das? Was spricht für eure Szene und wo gibt es Kritikpunkte? Marco: Es ist schon schwierig genug, als Band zu überleben. Irgendwo muss man ja zusammenhalten und ich glaube, dass das hier in Tirol recht gut funktioniert, da das Konkurrenzdenken nicht mehr so groß ist wie früher. Simon: Keine Ahnung, ich bin nicht wirklich bewandert in der Tiroler Metal-Szene, aber rein von den Fans hier habe ich den Eindruck, dass derartige Musik eindeutig gefragt ist. Underground-Bands kämpfen oft mit Aufmerksamkeitsdefiziten deren Berichterstattung betreffend. Um jedes noch so kleine Feature muss gekämpft werden. Wie siehst du diese Entwicklung? Marco: Die Frage, ob man sich als Band für alles hergibt, ist schwierig. Bis jetzt hatten wir noch Glück, das kann sich aber schnell ändern. Simon: Bislang hatten wir dieses Problem nicht. Somit bleibt mir nur noch, euch das demnächst erscheinende Werk „Grotesque New World“ ans Herz zu legen, das gewohnt starke Songs bietet und den typischen Inzest-Sound eine Stufe höher rückt. Wer die Vorgänger mochte, der wird auch am neuen Album zweifellos Gefallen finden.

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n.at

w.crematio SPIWAK | ww von Thomas

Bleiben wir doch gleich beim Thema „bisherige Höhepunkte“ der Bandgeschichte, was gibt es hier zu berichten? Der größte Höhepunkt kommt hoffentlich noch, haha. Nein, Scherz, natürlich es gab Höhen und Tiefen, gute Support-Slots und Konzerte sowie auch Erfolge bei diversen Bandwettbewerben, aber so einen richtigen Höhepunkt, den man wirklich als musikalischen Höhepunkt werten kann, der wird wohl erst mit unserer neuen CD kommen. Davon sind wir überzeugt. Wenn man gewissen Gerüchten Glauben schenken darf, arbeitet ihr ja bereits seit geraumer Zeit an jenem neuen Album, wann darf man mit einer Veröffentlichung rechnen? Falls nicht alle Stricke reißen, sollte es sich noch dieses Jahr ausgehen. Das Gerücht ist also wahr. Wie lange arbeitet ihr schon an dem Album, und wie sieht es mit relevanten Details zur geplanten Veröffentlichung aus? Es wird voraussichtlich neun Tracks enthalten. Graphisch ist noch nichts fix, da wird noch daran getüftelt. Die Arbeiten ziehen sich leider schon seit 2006. Der Gründe dafür sind oft familiärer Natur gewesen oder auch diverse Besetzungswechsel, die teilweise aus heiterem Himmel kamen und so die Aufnahmen weiter verzögerten. Dennoch sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels und eines vorweg: Es heißt nicht umsonst „gut Ding braucht Weile“, haha! Plant ihr, das Album in Eigenregie zu veröffentlichen, oder haben inzwischen schon einige Label angebissen? Das lässt sich im Moment schwer sagen. Es gab zwar Gespräche und wir sind auch auf der Suche, wollen die CD so gut wie möglich vermarktet wissen, aber fix ist noch nichts. Über die Jahre hinweg habt ihr euch als hervor-

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ragende Liveband einen Namen gemacht, aber in letzter Zeit ist es livetechnisch doch etwas ruhiger um euch geworden, warum? Tja, das liegt daran, dass wir mittlerweile doch in die Jahre gekommen sind und die Familie sich immer mehr in den Vordergrund drängt, haha. Man muss halt immer mehr den Konsens zwischen Arbeit, Familie und unserer Leidenschaft, der Musik, finden. Jeder von uns geht neben der Musik einem Job nach, und es gibt zwei Studenten in unseren Reihen. Da wir bei weitem nicht davon leben können, ist nicht jeder Termin und jede Show für uns spielbar. Außerdem kommt noch das leidige Thema Besetzungswechsel hinzu. Was waren eure bisherigen Livehöhepunkte, und wo oder auf welcher Veranstaltung oder in welchen Ländern würdet ihr gerne mal aufgeigen? Also zu unseren absoluten Höhepunkten zählt sicher mal das Fun & Crust und die dortige 0:6-Abfuhr beim Fußballspiel vor dem Gig gegen Hatesphere, hehe! Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, aber dieses deutsche Festival ist für zwei Tage von Österreichern besetzt worden, haha! Weiters waren da noch die Auftritte beim Metalcamp und Kaltenbach Open Air, die wirk-

lich legendär waren!! Danke an dieser Stelle nochmals an die KOA-Verantwortlichen!!!! Aber wenn wir einen Wunsch in Bezug auf ein Festival unserer Wahl frei hätten, wäre das Wacken Open Air auf jeden Fall mal an erster Stelle, haha!!! Du bist inzwischen das einzig verbliebene Gründungsmitglied bei Cremation, eure Geschichte ist von diversen Besetzungswechseln geprägt und vor kurzem hat sich erst wieder euer Schlagzeuger verabschiedet. Warum diese hohe Anzahl an Wechseln? Tja, frag unsere ehemaligen Mitglieder, haha! Was soll ich sagen? Die heutige Jugend hat einfach kein Durchhaltevermögen mehr, haha. Es gab vielerlei Gründe, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will. Du bist nun schon seit mehr als 15 Jahren Teil der österreichischen Szene, was sind die Unterschiede zwischen damals und heute? Wie stehst du der heutigen Szene gegenüber und wie siehst du die Zukunft der heimischen Szene? Der technische Anspruch hat sich sichtlich verbessert, vor allem im Metal. Wenn man damalige Bands mit den heutigen vergleicht, merkt man auch im österreichischen Underground, dass das technische Niveau durchaus gestiegen ist. Auch


international kommt schön langsam wieder ein neuer Wind auf. Bands wie The Sorrow, In Slumber, Hollenthon haben sich auch international einen Namen machen können. Natürlich gibt es noch mehr Bands, die an dieser Stelle erwähnt werden sollten, aber die fallen mir gerade nicht ein, haha! Was die Zusammenarbeit zwischen den Bands betrifft, muss ich sagen, dass sich hier nicht viel geändert hat, auch wenn der Respekt gegenüber anderen Bands durchaus gestiegen ist. Vielleicht wird jetzt der eine oder andere sagen: „Was soll denn diese Floskel?“, aber ehrlich gesagt, dieser „Neid“ zwischen den Bands ist zwar immer noch vorhanden, aber mittlerweile hat

man auch gelernt, sich mit anderen über ihren Erfolg zu freuen. Vielleicht meint der eine oder andere, das wäre Weißmalerei, aber ich finde, dass diese Ansicht durchaus vertretbar ist. Also lebst du nach dem Schema „Wir sind doch alle Metalheads und müssen lieb zueinander sein“? Mit welchen nationalen Bands trinkt ihr auch mal zusammen ein Bier, wer geht dir so richtig am Arsch vorbei und ist deiner Meinung nach total überbewertet? Tja, wie soll ich sagen? Es gibt Bands, bei denen ich mir denke, ein bisschen mehr Übung könnte nicht schaden, andererseits gibt es Bands, die nicht gerade durch ihren Einfallsreichtum glänzen, dennoch finde ich, dass alle eine Existenzberechtigung haben. Mit wem wir gerne Bier trinken gehen? Hm, eigentlich mit allen, wenn wir beispielsweise backstage zusammensitzen. Natürlich gibt es da bestimmte Bands, mit denen wir öfter Kontakt haben und der Kater am nächsten Morgen vorprogrammiert ist, haha! Einige dieser Bands sind zum Beispiel Darkfall, Dusk Ritual, Azrael, Outrage und einige mehr! Gibt es aktuelle Nebenprojekte der Cremation-Mitglieder? Ja, Tom Iberer, unser Bassist, spielt noch bei Drop Down Gods, einer Industrial GrungeBand, einer neuen Band, deren Name noch

nicht feststeht, und aushilfsweise bei einer CoverBand namens Nirvana Teen Spirit. Und unser „neuer“ bzw. „alter“ Drummer Rene Steiner spielt noch bei einer Alternative Rock-Band namens Synergie. Studenten haben eben Zeit, haha! 18 Jahre in einer Band und noch kein bisschen müde? Wie lässt sich das Privatleben mit Cremation vereinbaren, oder gibt es schon ein gewisses Ablaufdatum? Irgendwann hat es mal seitens unseres Gitarristen Martin Söls eine Aussage gegeben, die in etwa den Sachverhalt wiedergibt: „Wir werden wohl mit 40 noch auf der Bühne stehen“ und warum nicht noch länger, haha. Also so schnell werdet ihr uns nicht los!!! Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Was steht uns noch bevor? Album veröffentlichen, touren und Spaß haben. Was ihr euch erwarten könnt? Hm, eine professionelle Bühnenshow und ein qualitativ hochwertiges Album, das kann ich euch mal versprechen und jede Menge Nackenschmerzen, hehe! ANGSCHISSN!!!!! Mehr gibt es wohl nicht mehr zu sagen, außer dass es sich auf alle Fälle lohnt, diese vielversprechende Band zumindest mal anzutesten oder eine ihrer anstehenden Shows zu besuchen! Cremation stehen auch nach über 15 Jahren im Geschäft nach wie vor für feinsten österreichischen Death Metal, und soweit ich informiert bin, werden Cremation im kommenden Herbst auch auf einer Europatour zusammen mit Darkfall zu sehen sein!


von Danilo Bach | www.myspace.com/necroid

Hallo Stefan, auf eurer zweiten CD wagt ihr erneut einen gekonnt wirkenden Spagat zwischen böllerndem, abwechslungsreichem Death Metal und harschem Thrash Metal. Mir gefällt das prima. Ähnlich operierende Kapellen wie beispielsweise MALVOLENT CREATION oder DEAD HEAD zählen auch zu meinen Favoriten. Dennoch: Habt ihr keine Befürchtungen, dass manche die reine Lehre vorziehen? Beispielsweise kann ich mich an die fruchtlosen Diskussionen erinnern, als in den Medien zu SEPULTURAs „Beneath The Remains“-/„Arise“-Zeiten immer wieder die Frage gestellt wurde: „Ist das nun Thrash- oder Death Metal?“. Könntet ihr eventuell aber auch vom momentan propagierten Thrash Metal-Revival profitieren? Chuck Schuldiner hat mal gesagt „Metal is Metal“ – so sehe ich das auch! Diese ganzen Untergenres sind so völlig unsinnig – wofür braucht man denn so was? Entweder man mag harte Musik oder eben nicht! Es gibt doch wohl niemanden, der Thrash Metal mag, aber keinen Death – oder umgekehrt... Also mir ist diese Kategorisierung ziemlich egal! Oder dürfen wir jetzt keine cleanen Gitarren in den Songs haben, weil wir dann untrue sind?! Aber wenn eine von unseren vermischten Unterarten gerade im Trend ist und wir davon profitieren, wäre

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es natürlich nicht schlecht... Ihr habt die Bühne bereits mit Bands wie MYSTIC CIRCLE, MASTER, DISILLUSION, DEBAUCHERY, MY DARKEST HATE oder LENG TCH’E geteilt. Welche davon hat euch irgendwie vielleicht BESONDERS beeindruckt? Gibt es in dem Bereich Vorbilder für euch? Vorbilder sind für mich Metallica, die machen, worauf sie Bock haben, und verdienen ein scheiß Geld damit! *haha* Aber auch bei den Bands, die wir so kennen, sind wirklich viele coole Leute dabei. Der Speckmann von Master beispielsweise... der hat schon lustige Geschichten auf Lager... Oder unsere Freunde von Cruel Experience begeistern mich mit ihren dämlichen Ansagen auch immer wieder aufs Neue! Also wer die noch nie live gesehen hat, sollte das mal schnell nachholen! Stefan, wie kommst du denn mit der Doppelbelastung von Gesang und Gitarrespielen zurecht? Ich habe euch live leider noch nicht sehen können. Da gibt es in der Regel zwei Kategorien: Die meisten bekommen das prima hin, aber einige wirken überfordert (der typische nach unten auf die Gitarre gerichtete Blick beim Singen – „Hoffentlich verspiele ich mich nicht!“). Und andere wieder stört die Doppelbelastung beim Bewegungsdrang und Grimassenziehen (Jeff Waters beispielsweise von ANNIHILATOR)… Ich würde sagen, ich gehöre zu der Kategorie, die das prima hinbekommt! *haha* Ich muss ehrlich sagen, es stresst mich manchmal schon etwas, weil es einfach wirklich anstrengend ist! Wir spielen zurzeit wieder mit dem Gedanken, einen zweiten Gitarristen ins Line-Up zu nehmen, so dass ich dann einfach etwas weniger spiele und mich mehr auf die Vocals konzentrieren kann. Andererseits habe ich in Livereviews schon öfter Sätze wie „was die zu dritt hinbekommen, schaffen andere Bands zu fünft nicht“ gelesen – das würde dann halt leider wegfallen... „Nefarious Destiny“ ist gespickt mit vielen geilen Abrissbirnen. Allerdings finde ich euren ersten Song „Enemy Inside“ am besten gelungen. Die Mischung aus Härte und genialer Melodie macht das Lied zum Überhit für mich. Empfindet ihr das ähnlich oder habt ihr andere Favoriten? Auch wenn das jetzt wohl etwas blöd klingt, aber ich

finde echt alle Songs super! Aber wenn ich welche herausheben müsste, wären das wohl das eher melodische „Betrayed by Life“ und der Rausschmeißer „Demolishing Poetry“. Und... Ne, ich find echt alle cool! Aber sonst wäre es ja auch Quatsch, die Songs auf das Album zu packen, oder? Wir bringen lieber etwas seltener eine CD raus und machen dafür auch nur Songs drauf, hinter denen wir 100%ig stehen, als jedes Jahr irgendwie was Halbgares rauszuhauen... Eure Präsentation als Band ohne Deal eines finanzkräftigen Labels ist vorbildlich. Neben dem mittlerweile unvermeidlichen Auftritt bei MySpace habt ihr ein wirklich aussagekräftiges Infoschreiben beigelegt und sogar Promo-CDs für Labels, Medien und Veranstalter pressen lassen. Wie sind denn die ersten Reaktionen darauf? Gibt’s schon eventuell interessierte Labels? Da kann ich noch nicht wirklich was dazu sagen. Ein paar Optionen haben wir schon, aber wir werden auch keinen schlechten Vertrag unterschreiben, nur um einen Vertrag zu haben! Da machen wir lieber, wie bisher, alles selber... na ja, mal schauen, was die nächsten Wochen noch so mit sich bringen! Euer Debüt „Natural Disharmonies“ hatte Achim Köhler (BRAINSTORM, PRIMAL FEAR) produziert. Das neue dagegen hat Eike Freese (DARK AGE) produziert. Erkläre mal allen, die noch nie ein Studio von innen gesehen haben (mir inklusive), wo der Unterschied zwischen Studio und Studio besteht? Wie wichtig und individuell wirkt der Produzent? Da verweise ich erst mal auf die Seite www.eikeystudio.com – dann habt ihr zumindest mal ein Studio gesehen. Im Prinzip kann man deine Frage gar nicht so allgemein beantworten. Beim Studio ist halt einfach wichtig, dass ausreichend entsprechende Technik vorhanden ist. Das eigentlich Entscheidende ist aber der Produzent, weil was hilft einem ein tolles Studio, wenn man es nicht bedienen kann?! Bei den Produzenten gibt es dann, glaube ich, zwei Lager – die einen wollen einem ihren bestimmten Sound aufdrücken und auch viel beim Songwriting mitreden. Die anderen nehmen halt einfach nur die Band auf, die gerade da ist, und versuchen sie weitgehend so zu belassen, wie sie eben auch live klingt! Eike gehört hierbei klar zu zweiterer Fraktion, wobei er auch bei den Vocals hin und wieder Ideen beigesteuert hat und auch


sonst mit Rat und Tat zur Seite stand... Die Wahrscheinlichkeit, dass wir fürs nächste Album wieder zu ihm nach Hamburg fahren, ist recht hoch! Wie kommt ihr als heftige Band zum Gastauftritt von Henjo Richter, der bei GAMMA RAY schon etwas anders gerichtete Musik macht? Necroid wurden indirekt auf einem Gamma Ray-Konzert gegründet, weil sich da unser Bassist und unser Ex-Sänger kennen gelernt haben. Von dem her ging für uns ein absoluter Traum in Erfüllung, dass wir den Kreis nun mit einem Gastsolo von Henjo schließen konnten! Und was ich von Genreunterscheidun-

gen halte, hab ich ja schon gesagt... ;) Henjo spielt geile Soli und hat dem Song „Demolishing Poetry“ damit den letzten Schliff gegeben! Das düster wirkende Cover eurer neuen CD passt kultigst zu eurer Musik. Trotzdem: Sehe ich da etwa im Hintergrund Licht am Ende des Tunnels? Aus- oder Eingang, bevor der morbide Meister die Szenerie betritt? Hmm, auch eine nette Interpretation! Am liebsten würde ich dazu gar nichts sagen, so dass sich jeder sein eigenes Bild dazu machen kann. Aber unser „morbider Meister“ hat in einer Hand Justitias

Waagschale, in der anderen die Welt... na ja... ob es da Licht am Ende des Tunnels gibt, wage ich stark zu bezweifeln! Man muss sich ja nur mal die Entwikklung der Welt anschauen – seitdem der Mensch ordentlich in alles eingreift, geht es rapide den Bach hinunter. Wir haben nur 100 Jahre gebraucht, um so viel kaputt zu machen, ich bin gespannt, wie’s weitergeht... Wenn ihr nur drei Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung hättet, einmal einen Song von folgenden 3 Bands zu covern, für welche würdet ihr euch entscheiden: - Tokio Hotel - Morbid Angel - Iced Earth? Meinst du jetzt von jeder Band einen oder eine der Bands aussuchen? Das klärt sich eigentlich sowieso, weil Morbid Angel covern wäre Quatsch, da klingt eh alles *kkrrhhkrr*. Wüsste auch gar nicht, was man da noch besser machen soll! Und Iced Earth, hmmm, da wäre es mir wohl zu langweilig, fünf Minuten dieses Triolen-Hüpf-Riff zu spielen, von dem her MUSS die Wahl auf Tokio Hotel fallen! Ich finde die eigentlich auch gar nicht so schlecht, die Sängerin ist etwas schwul, aber ansonsten?! Der Song, wo die Band im Video auf dem Dach steht und die Kiddies unten... der würde sich in einer MetalVariante bestimmt gut machen! Spielt ihr live lieber in kleinen Clubs oder würdet ihr im Sommer lieber auf größeren Openairs rocken? Eigentlich ist das völlig egal – Hauptsache spielen! Wobei es natürlich schon mehr Spaß macht, wenn auch viele Leute da sind, die ordentlich mitgehen! Also in diesem Sinne – wir sehen uns!! Das Letzte schreibe ich euch, liebe Leser, und mir selbst auch ins Tagebuch. Die Band mal live zu sehen, wird sicher ein Erlebnis. Bis dahin kann man sich die Zeit schon mal mit dem exzellenten Brecher „Nefarious Destiny“ vertreiben.


von Thomas SPIWAK | www.myspace.com/godofrotors

U m ehrlich zu sein, ist dies eine wirklich kurze Geschichte, aber lass uns doch einfach loslegen. Die Band wurde im Juni 2007 von Argyris (Schlagzeug), Jim (ExSänger), Kostas (Gitarre) und George (Bass) gegründet, doch schon wenig später teilte Jim den Jungs mit, dass er die Bandaktivitäten und seine alltägliche Arbeit nicht mehr unter einen Hut bringen würde, und so verließ er die Band kurzerhand eben wieder. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade wieder auf Heimaturlaub in Griechenland und Argyris, ein alter Bekannter meinerseits, konfrontierte mich mit dem Gedanken, bei God Of Rotors einzusteigen. Anfangs hatte ich noch einige Bedenken, da ich ja jetzt tausende Kilometer entfernt in Holland lebe, aber inzwischen sind alle Zweifel verflogen, alles läuft perfekt und ich bin froh darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben! Jeder ist dazu bereit hart zu arbeiten, und nur acht Monate nach der Gründung konnten wir schon unser erstes 4-Track-Demo aufnehmen und vier Shows in Europa spielen. Inzwischen schrieben wir auch noch neues Material, welches wir auf den Shows bereits vorstellten, und sind wieder mitten in der Planung für weitere Shows in Europa! Doch damit nicht genug, sind einige Bandmitglieder auch noch anderweitig recht umtriebig! Kostas ist noch immer ein aktives Mitglied bei Sklerotikz und George war früher noch bei Ice In Eyes, welche sich jedoch inzwischen aufgelöst haben. Argyris und ich spielten schon früher bei Homoiratus zusammen, wobei ich neben dem Gesang auch noch für den Bass zuständig war, wo wir die Bühnen mit Bands wie Napalm Death, Cannibal Corpse, Children Of Bodom, Rotting Christ, Malevolent Creation, Hateplow, Nuclear Assault, Nasum, Obituary und noch einigen mehr teilen durften. Eine sehr schöne Zeit, und um ehrlich zu sein, ist es schon etwas schade, dass ich bei God Of Rotors nicht mehr am Bass spielen kann, aber all der Spaß mit den Jungs ist für mich Entschädigung genug!

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Also eine junge Band bestehend aus sehr erfahrenen Musikern, mit einer gewissen Erwartungshaltung? Unser größtes Anliegen ist, unseren Schweiß und unser Blut auf so vielen Bühnen wie nur möglich zu vergießen. Egal ob das Ganze über ein Label oder in Eigenregie abläuft, wir wollen einfach nur spielen, und genau das werden wir auch umsetzen! Es gibt einfach kein besseres Gefühl, als deine Musik mit einem Publikum zu teilen, welches dir deine offenbarte Energie wieder zurückgibt und dich einfach dazu bringt, die ganze verdammte Bühne in Schutt und Asche zu legen! Gebt uns eine Bühne, um darauf zu spielen, wir werden sie für euch zerlegen! Wie sieht es mit der Rollenverteilung im Hause God Of Rotors aus? Hm, eigentlich gibt es bei uns keine bestimmten Rollen, wir alle folgen eigentlich nur einer goldenen Regel: „Wenn es eine Möglichkeit gibt, ergreife diese einfach!“ Egal ob dies nun eine Konzerteinladung ist oder was auch immer, wenn sich eine Möglichkeit ergibt und es gut für die Band ist, weiß jeder von uns, was zu tun ist! Aufgrund dieser Arbeitsweise geht nichts verloren, die Arbeit bleibt nicht liegen, da sich alles auf die einzelnen Mitglieder verteilt. Und in diesen harten Zeiten kann es nur von Vorteil sein, immer etwas

voraus zu sein! Vor einigen Wochen wurde das erste Demo „The Grand Codex: Masonus“ veröffentlicht, was gibt es hierzu zu berichten? Dies war eines der besten Erlebnisse, welches ich je erleben durfte. Und ich bin mir sicher, dass die anderen der gleichen Meinung sind! Die Songs wurden hauptsächlich von Kostas, Argyris und George in Griechenland geschrieben, danach wurden die Grundideen aufgenommen und mir zur Ausarbeitung meiner Gesangslinien als MP3 zugeschickt. Daraufhin nahm ich meine Ideen auf und schickte diese wiederum an die anderen retour zur Endausarbeitung. Nachdem dann alle Details und Texte fertig bearbeitet waren, enterten wir das Studio, um die Songs endlich aufzunehmen! „The Grand Codex: Masonus“ wurde im Independent Studio in Thessaloniki, Griechenland, von unserem alten Bekannten Eugene Tsarides aufgenommen und schließlich auch unter Dach und Fach gebracht! Das Ganze grenzt dennoch irgendwie an ein Wunder, da sich das Studio während unserer Aufnahmesession noch immer im Aufbau befand und wir nur mit den Minimalanforderungen an Equipment auskommen mussten! Somit ist Eugenes Leistung, was das Aufnehmen und Mischen betrifft, wirklich als Wunder zu bezeichnen. Eure Musik ist sehr anspruchsvoll und eigenständig, unterliegt ihr trotzdem gewissen Einflüssen durch spezielle Bands? Uns beeinflusst alles, was heavy und groovig ist. Hierbei spreche ich für Argyris und mich, da wir den gleichen Musikgeschmack besitzen. Wir lieben Bands wie Brutal Truth, Napalm Death, Carcass oder Morbid Angel… ich denke, du weißt jetzt, von welchen Einflüssen ich rede, es sind die allmächtigen alten Bands, welche dir richtig in den Arsch treten! Nimm einfach irgendein beliebiges Album dieser Bands, es wird die Zeit überdauern, diese Alben sind zeitlos, deswegen beeinflussen sie uns. Wer ist für die Texte verantwortlich und worüber handeln sie? Hm, eigentlich jeder. Wir vertreten zu 99% die gleichen Themen und Ideen, und diese werden dann auch zusammen ausgearbeitet. Üblicherweise bin dann jedoch ich derjenige, der diese Ideen verknüpft und daraus einen Text erarbeitet. Für uns ist diese Arbeitsweise sehr wichtig, da wir durch diese verschiedenen lyrischen Einflüsse und Ideen Wiederholungen ausschließen wollen. Der Inhalt bezieht sich hauptsächlich auf sozialpolitische Themen, aber wir versuchen die typischen Klischees außen vor zu lassen und verwenden gerne Gleichnisse oder Metaphern. Wir möchten die Zuhörer


zum Nachdenken anregen, und wir möchten sie dazu anregen, nicht immer alles so hinzunehmen, wie es ihnen vorgekaut wird. Und seitdem so viel Scheiße rund um uns passiert, können uns die Ideen und das Material gar nicht ausgehen. Wir müssen nur unsere Augen und Ohren offen halten, uns selber treu bleiben, der Wahrheit gegenüberzutreten und über die Geschehnisse rund um uns berichten! Das Cover wirkt sehr bedeutungsschwanger, wer hat es entworfen und was soll es aussagen? Das Cover basiert auf einer Idee, welche Argyris mal ausgearbeitet hat und ich dann nur mehr für den Gebrauch von God Of Rotors umarbeiten musste. Was bedeutet es? Hm, ich könnte ein Buch darüber schreiben oder eine lange Diskussion beginnen, aber ich werde euch nur einige Grundgedanken als Denkanstoß vermitteln. Ein Buch mit Stacheldraht umwickelt, es symbolisiert Wissen, Geschichte oder alle Niederschriften, welche uns vor unseren Fehlern der Vergangenheit warnen und verhindern sollen, dass wir die selben Fehler erneut begehen. Aber das Buch ist verschlossen und außerhalb unserer Reichweite, da es ein Mann im Anzug in seinen brennenden Armen hält. Nicht nur, dass wir dieses Buch niemals lesen können, es scheint auch noch voll und ganz durch die Flammen zerstört zu werden. Was der Mann mit einem Kolben anstatt eines Kopfes zu bedeuten hat, sollte jedem, der sich mit Geschichte befasst, klar sein, oder man sollte sich mal damit befassen, durch wen oder was unsere weltweite Ökonomie, Politik, Kriege und dergleichen angetrieben wird! Die lateinischen Wörter injectus, supplicatio, ordo, servitus (Eingebung, Dankfest, Ordnung, Sklaverei – Anm. d. Verf.) lasse ich euch selber nachschlagen, um das Bild dieser lammfrommen Figur zu vervollständigen, welche in den letzten Jahren immer wieder durch diverse lächerliche Hollywoodfilme und komische Dokumentationen als harmlos dargestellt wurde. Dann lies die Texte und du wirst verstehen, dass der Codex eine Anordnung von Regeln ist, welche alle passierten Dinge rechtfertigten, welche die Leben unserer Ahnen beeinflusst haben, unser Leben beeinflussen und auch noch das Leben unserer Kinder beeinflussen werden! Vor ein paar Wochen habt ihr eure erste kleine EuropaTour beendet, was kannst du uns über die Konzerte, die verschiedenen Länder und speziell über die Shows in Österreich und das Land im Allgemeinen berichten? Wie ich schon sagte, wir leben einfach dafür! Wir spielten eine Show in der Slowakei, eine Show in Ungarn und eben zwei in Österreich, genauer gesagt in Kapfenberg und Graz! Es gibt einen ausführlichen Tourbericht auf unserer MySpace-Seite, aber ich versuche alles zusammengefasst wiederzugeben! In der Slowakei war es einfach großartig, Ungarn war bei allem Respekt dem Land und dessen Einwohnern gegenüber einfach nur beschissen, aber dies lag eindeutig am Veranstalter, und in Österreich haben wir uns ganz einfach ver-

liebt, es war einfach das Sahnehäubchen! In Kapfenberg lief es vielleicht nicht ganz so gut wie in Graz und das Ganze erinnerte mich etwas an einen Auftritt in einer Piano Bar, da bei unserem Auftritt fast alle Leute nur an der Bar herumlungerten und sich unterhielten. Aber ganz großer Respekt gebührt Christians (DarkfallBassist – Anm. d. Verf.) Großvater, der den ganzen Auftritt über neben einer Box saß und gemütlich sein Bier trank! Schade, dass nicht alle Leute seinem Beispiel folgten, haha! OK, wahrscheinlich waren die meisten anwesenden Fans eher dem klassischen Thrash zugetan und waren nicht so aufgeschlossen, wie es ein typischer Metal Fan sein sollte! Dementsprechend waren wir auch nicht ganz bei der Sache und es lief nicht ganz optimal für uns! Graz war dann der komplette Wahnsinn, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Schon bei der ersten Note versammelten sich die Leute direkt vor der Bühne, applaudierten und schrien nach jedem Song und bereiteten uns einen Abend, den wir wohl niemals vergessen werden! Für solche Abende leben und sterben wir, es war einfach wirklich unglaublich! Es war so fantastisch, dass ich es manchmal auf der Bühne gar nicht mehr ausgehalten habe und mich einfach unter das Publikum mischen musste! Was ich noch wirklich anmerken möchte, ist eine Tatsache, welche uns wirklich beeindruckte und auf welche die österreichische Szene stolz sein sollte! Alle Bands (Outrage, Vinegar Hill, Misbegotten, Rohstoff & Darkfall - Anm. d. Verf.), welche wir während unseres Österreich-Aufenthalts auf der Bühne sehen durften, verfügten über ein sehr hohes technisches Qualitätslevel! Die Art von Qualität, über welche nur ausgereifte Vollblutmusiker verfügen! Dies war eine wirklich beeindruckende Erfahrung, welche wir einigen unserer Nachwuchsbands in Griechenland offenbarten, welche lieber mehr Zeit für eine Fotosession für MySpace verschwenden, anstatt diese Zeit für Proben zu nutzen! Was kann man über Österreich selber berichten? Während unserer gemeinsamen Zeit bei Homoiratus waren Argyris und ich auf unserer gemeinsamen 2004er-Tour mit Konkhra schon mal in Wien, Graz und Innsbruck! Wir wussten daher schon, dass Österreich ein wunderschönes Land ist, aber diesmal hatten wir dank der Jungs von Darkfall auch die Gelegenheit dazu, viele interessante Dinge über Österreich zu lernen! Die Jungs gaben uns während unserer Zeit in Österreich wirklich das Gefühl, ein zweites Zuhause gefunden zu haben, und waren die perfekten Gastgeber! Wir hatten die Möglichkeit, Graz besser kennenzulernen, und haben uns in diese Stadt und auch das Land einfach verliebt! Also wollt ihr Österreich wieder beehren? Wir wollen dort leben, hahaha! Ruf uns einfach an, wir werden den ersten Flug nehmen, und wenig später sind wir da!!! Wie ist es um die griechische Metal Szene bestellt? Meiner Meinung nach ist sie extrem scheiße! Und hierbei spreche ich nicht über etablierte Bands wie Rotting Christ,

Septic Flesh, Firewind, Inveracity, Terrordrome, Psycho Coke und dergleichen, diese Bands sind old school und nicht in diese Wertung miteinbezogen! Wie ich schon vorher erwähnte, sah ich bei all den österreichischen Bands etwas Besonderes, was ich bei all den jungen Bands in Thessaloniki (Griechenland) leider nicht sehen kann! Unsere jungen Bands kümmern sich mehr darum, das perfekte Foto zu machen und cool auszusehen, anstatt ihre Zeit im Proberaum zu verbringen und dort zu lernen, nicht wie verfluchte Anfängerbands zu klingen! Verdammt, wenn unsere Bands all diese österreichischen Bands, welche wir sehen konnten, und deren technischen Fertigkeiten mal auf der Bühne erleben dürften, sie würden in Schanden vergehen! Natürlich gibt es bei uns auch Ausnahmen und eine dieser Bands besteht aus 15-jährigen Burschen, diese blasen dir echt das Gehirn raus! Sie sind einfach besser und energiegeladener als die meisten anderen Bands unserer Szene, und nicht nur deshalb, weil sie es sein sollen, sondern weil sie es sind! Sie sind einfach so, und so soll es sein! Die Szene ist zwar dynamisch und es gibt noch einige Leute, welche wirklich für gute Musik stehen, aber diese sind von so vielen Möchtegernbands umgeben und gehen deswegen leider in der Masse unter! Es gibt einige Bands, welche neben all den großen Namen bestehen könnten, aber sie wagen einfach nicht den letzten Schritt raus aus Griechenland und sind nicht dazu bereit, alles zu opfern, um erfolgreich zu sein! Dies ist ein großes Problem, an dem viele talentierte Musiker zugrunde gehen, aber ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass sich alles doch noch zum Guten wenden wird! Was sind die Unterschiede zwischen der österreichischen und griechischen Szene? Hm, bis auf die paar Bands, welche wir live in Österreich gesehen haben, weiß ich eigentlich nicht wirklich viel über die österreichische Szene. Mastic Scum kennen wir noch von unserer Zeit in Österreich mit Homoiratus, aber ein ganz großer Unterschied ist die Qualität eurer Bands, welche ich bei den meisten aktiven Bands aus unserer Heimatstadt einfach vermisse. Die Bands, welche wir sehen konnten, beherrschten ihre Instrumente und hatten einfach Spaß auf der Bühne (Ich glaube, jetzt weiß es auch der letzte Leser bereits – Anm. Michael)! Sie spielten die Musik, welche ihnen Spaß macht, und dies war ihnen auf der Bühne jederzeit deutlich anzusehen! Vielleicht war auch dies der Grund, warum ich ihre Auftritte so genießen konnte, die Stimmung war einfach total anders! Welche österreichischen Bands kennst du nun, und wie stehst Du zu ihnen? Naja, ich kenne eben Mastic Scum, eine wirklich ehrliche und großartige Band, sie stehen einfach zu dem, was sie machen, und haben ihr eigenes Ding über all die Jahre hinweg durchgezogen. Outrage sind auch genial und spielen genau den Stil, welcher mir am meisten zusagt! Rohstoff sind eine super Liveband und rocken einfach! Darkfall sind Old School-Thrash pur, bringen wirklich jedes Ohr zum Bluten und sind live eine Offenbarung an Spaß und Metal! Genau das, was man von einer Band sehen möchte und was dich dazu bringt durchzudrehen und dir das Gehirn rauszubangen! Genug vom Fragespiel rund um unsere Szenen, wie sehen eure Zukunftspläne aus? Die Pläne sind eigentlich ganz simpel! Wir werden jede Gelegenheit dazu nutzen, live zu spielen, und wir werden bald ein komplettes Album veröffentlichen, da wir momentan schon etliches an Material beisammen haben! Unser Hauptaugenmerk liegt aber momentan darauf, so viele Live-Shows wie möglich zu spielen und einfach eine geile Zeit zu haben! Es gibt einige Pläne für diverse Festivals und eine weitere Tour, aber noch ist es zu früh, um Details preiszugeben. Die berühmten letzten Worte! Danke für die Möglichkeit, unsere Erfahrungen mit euch und den Lesern teilen zu dürfen, aber letzte Worte bedeuten, ein Kapitel abzuschließen, und wir haben gerade erst eines eröffnet! Deshalb möchte ich hier nur einige Grüße an unsere neuen Freunde aus der Slowakei und Österreich richten: Zildo, Juraj und David (Veranstalter in der Slowakei – Anm. d. Verf.), ihr seid einfach großartig und wir werden uns mit Sicherheit wiedersehen! Jürgen (Tick-Tack Graz), we love you, but not in a gay way! Thomas, Chris, Markus, Alfred und Richie (Darkfall), stay true, you kick ass and we love you, but not in a gay way! Nini, bitte pass auf Thomas auf, und sorge für seinen fetten Arsch und Bauch, und auch dafür, dass mich Dickie alias Satan (Thomas’ riesige und fette Katze) beim nächsten Besuch in Ruhe schlafen lässt! Andy (Rohstoff), du Pussy, bleib einfach so verrückt! Und an alle, die unsere Shows besucht haben, danke, STAY FUCKING TRUE!!! Prost, Mahlzeit und sowieso!!!

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Serenity – „Fallen Sanctuary“ (Napalm) – [9] Die Erfolgsstory der Tiroler Metalheads rund um Frontsirene Georg Neuhauser geht weiter. Zugegeben: Nach dem tollen Debüt war ich sehr, sehr skeptisch, ob die Jungs auf dem zweiten Album genauso überzeugen können, wie man es von der Truppe seit jeher gewohnt ist. Die Befürchtungen waren im Grunde völlig abwegig, denn „Fallen Sanctuary“ knüpft nahtlos dort an, wo „Words Untold & Dreams Unlived“ aufhört, nur dass eben alles noch eine Spur besser, strukturierter, ausgereifter und bombastischer wurde als vor knapp zwei Jahren. Serenity sind nach wie vor in der Lage, packende Songs zu schreiben, und erweiterten ihren Sound zusätzlich um eine große Portion Bombast. Georg Neuhauser hat sich in den letzten Monaten enorm weiterentwickelt und beherrscht alle Kniffe, die ein guter Sänger können muss, um bestehen zu können. Die restlichen Musiker sind ebenfalls eine Stufe höher anzusiedeln, alle haben aus den letzten Tourneen mit etablierten Bands wie beispielsweise Kamelot gelernt und gehen differenzierter und auch konzentrierter an die Sache. Serenity ist nicht länger mehr ein heißer Underground-Tipp aus Tirol, vielmehr müssen die Österreicher als ernstzunehmender Act im internationalen Business betrachtet werden, an dem sich auch die Konkurrenz messen wird müssen. „Fallen Sanctuary“ birgt (wenn überhaupt) nur eine kleine Gefahr in sich: Die Band muss aufpassen, dass der Bombast auf zukünftigen Veröffentlichungen nicht überhand nimmt und das metallische Element in den Hintergrund abdrängt. Bombast ist als Mittel zur Stimmungsverstärkung und zum besseren Transport von emotionalen Songteilen absolut wünschenswert, in inflationärer Verwendung jedoch nur mehr ein aufdringliches Beiwerk, das es zu ignorieren gilt. Davon sind die Österreicher bisher aber noch weit entfernt. Erfreut euch am neuen Werk der Melodic-Metaller und genießt parallel dazu auch das erste Video der Band, welches zum Song „Velatum“ abgedreht wurde. (mf)

[soon] – „Without A Trace“ (Oscillation Music/Twillight) – [7] Die Hamburger [soon] gehen mit ihrem neuen Langspieler „Without A Trace“ in die zweite Runde ihrer Musikgeschichte und verstehen ihr Handwerk durchaus. Die Gruppe bietet eine Mischung aus den Gothic, Rock-, Metal-Bereichen, was schwer zu fassen ist, aber im Allgemeinen doch überzeugen kann. Zwar ist diese CD nichts für die „Die Hard“-Fans, aber sicherlich eine schöne Vertonung zu einem ruhigen Kerzenabend. Wobei man nicht nur ausschließlich Kuschelmusik fabrizieren will. Zwischendurch geht es auch in ein bisschen schnellere und auch leicht härtere Bereiche der Musik, was für Abwechslung sorgt. Man darf gespannt auf die Entwicklung gucken. (ts) 21 Lucifers – „In The Name Of…“ (Pulverised) – [8] Die Jungs der Ex-Band Gridlock haben nach dem Finden des neuen Namens und zwei Demos nun endlich ihr erstes Album am Start. Frönten die Musiker unter dem alten Bandnamen noch ausschließlich dem Grindcore, sind sie jetzt nur noch eins: nämlich extrem. Und das, bis der Notarzt kommt. Aus einer Brutal-Mischung aus immer noch viel Grindcore, Thrash-, Black-, furchtbar schnellem Death Metal und sogar ein bisschen Punk haben sie sich ein eigenes Süppchen zusammengekocht. Das mundet allerdings sehr und geht bei kurzer Spielzeit (knapp über 30 Minuten) und 17 Titeln runter wie Öl. Wer dabei in Verbindung des ausdrucksstarken Covers und des dazugehörigen, provokanten musikalischen Extrembolzens auch mal an Impaled Nazarene denkt, liegt nicht völlig falsch. Falls die eben genannten Finnen wirklich noch mal nach dem letztens inszenierten Desaster in den deutschsprachigen Raum auf Tournee kommen, hätten sie hier den idealen Tourpartner gefunden. Nicht vergessen werden soll auch der volle Sound von Jonas Kjellgren (Black Lounge Studios). Wenn es überhaupt so etwas wie Extremmusik mit Wohlfühlcharakter gibt, sind die 21 Lucifers ganz vorn mit dabei. (db) 3 Ways Of A Brutality – „3 Way Split“ (Mad Lion) – [8] So, jetzt begeben wir uns mal wieder an die Death Metal-Front. Wo uns gleich eine 3-Way-Split-CD auf den Teller geknallt wird. Diese Split mit Parricide, Incarnated und Reexamine ist mal wieder ein wahrer Faustschlag in die Magengrube. Dieses Dreiwegsystem bietet alles an musikalischer Brutalität und Dynamik, wie es sein sollte. Den Anfang dieses Silberlings machen die Polen von Parricide. Gnadenlos werden hier die Death Grind-Äxte geschwungen und zerhacken alles,

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was sich ihnen in den Weg stellt. Die Musik ist simpel gehalten mit nicht zu komplizierten Riffs, aber dennoch mit der nötigen Prise, welche dieses Genre ausmacht. Zwischendurch zur Auflockerung folgen hier und da mal einige Midtempo-Parts. Als Nächstes ballern uns, ebenfalls aus Polen stammend, Incarnated die Ohren zu. Bei Incarnated besitzen die Gitarren den ur-schwedischen Sound, welcher sich auch geradewegs seinen Pfad durchs Death Metal-Spektrum freiräumt. Zwar wird bei den Jungs nicht die ganze Zeit geblastet, aber dennoch besitzen sie die nötige Power. Zu guter Letzt machen die Japaner von Reexamine den Abschluss. Leider fällt die Bewertung hier nicht allzu gut aus. Der Sound ist leider zu dünn gehalten, zwar sind die Vocals schön guttural, aber leider nicht ausreichend genug, um damit das Gesamtbild zu schmücken! Schade eigentlich! Aber dennoch sollte man dieser Hammerscheibe eine Chance geben. (mrl) A Perfect Murder – „War Of Aggression“ (Victory Records/NSM) – [7]

Nach zwei Jahren Pause steht die neue Scheibe von A Perfect Murder in den Regalen der Plattenläden und man bietet hier wirklich schönen Halb-Thrash-Metal, teils irgendwie Sonst-Rock-Album. Generell bewegt man sich im mittleren Tempobereich und, wie ich finde, gelingt es soweit auch gut, damit ein schönes Hörerlebnis zu erzeugen. Ein Manko ist nur, dass die Stimme vielleicht mehr nach Lungenkrebs als nach wirklichem Schreien klingt, trotzdem passt es soweit zum generellen Klangbild. Also kein sehr großer Negativpunkt. Das Angebot an Liedern ist soweit auch recht abwechslungsreich, dass nicht jedes Lied wie das andere klingt. Man hat sich Mühe gegeben, ein gutes Album zu erzeugen. Die überzeugendste Nummer dieser Scheibe ist für mich „In Hell“, welche schon echt gut reinhaut, aber es bewegt sich nur dieses Lied auf einem recht hohen Niveau. (db)

Adversam – „Proclama“ (Bloodred Horizon) – [4] Chaos regiert die Welt, wenn es nach Adversam geht. Die Black MetalVeteranen aus Italien versuchen vergeblich, ihr Bestes zu geben, um eine möglichst professionelle düstere Atmosphäre zu schaffen. Leider will das den Herren nicht ganz gelingen. Heraus kommt dabei ein Werk, das unkoordiniert und überladen klingt. Das Tempo variiert zu wenig und der Gesang geht unter, da die Instrumente im Vordergrund stehen. Zudem klingen die Lieder alle gleich. Man muss schon wirklich einen Notstand haben, wenn man sich dieses Werk zuzulegen gedenkt. (iw) After Death – „Retronomicon“ (Iron Pegasus) – [6,5] Wenn ein Veteran wie Mike Browning (Ex-Morbid Angel, -Incubus, Acheron und natürlich -Nocturnus) wieder mal von sich reden macht, ist man natürlich gespannt. Das dabei die „neue“ Scheibe ein allerdings nur liebevoll zusammengestelltes Sammelsurium aus 3 Demos („Consumed By Fire“/„Reviving The Gods“/„Secrets Of The Lords Of The Chamber Below“) und einer EP („Vibrations“) ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das bekommt man auch nur dann mit, wenn man das Booklet der CD aufmerksam liest. Der Soundteppich aller Lieder ist ähnlich. Die genannten Ex-Bands des singenden Drummers Mike schimmern vor allem in der größtmöglich okkulten Ausrichtung durch. Sein Einfluss in diesem Bereich war bei allen diesen Bands durchaus beträchtlich. Die Keyboardspielereinen wirken nicht überladen, dienen einer unheilsam, leicht dämonisch wirkenden Atmosphäre. Insofern wurde das Klassenziel locker erreicht. Dennoch wirkt die Musik natürlich nicht so brutal wie bei den seligen, einzig wahren Incubus, so durchtrieben fies wie Acheron und natürlich gleich gar nicht so filigran-mächtig wie bei den Anfangstagen der morbiden Engel. Eher erinnert die Musik dann doch etwas an die leider zu Unrecht aufgelösten Nocturnus. Mike macht mit seiner Lebensgefährtin Lisa Lombardo auch bei deren Band Lisa The Wolf mit. Die Sangeskünste (hüstel) seiner Gefährtin sind jedoch hier nicht als solche zu bezeichnen. Völlig neben jeglicher Struktur liegende Geräusche. Die ganze Scheibe hat durchaus ihre gelegentlichen Reize, wirkt aber im Vergleich zu oben genannten Legenden zu esoterisch und zu wenig brutal. Ach so, hätte ich beinah vergessen – Schlagzeug kann Mike natürlich immer noch spielen… (db)

Agnostic Front – „Warriors“ (Nuclear Blast/Warner) – [8] Da ich mich mit Agnostic Front’s Geschichte gar nicht auskenne, fällt es mir schwer, dieses Album im Zusammenhang mit der Qualität alter Scheiben zu vergleichen. Vom Aufgebot her gefällt mir „Warriors“ schon mal gut. Die Lieder sind abwechslungsreich und bieten für den Mitgröhler ebenso Material wie für den, der gerne die Nackenmuskulatur bearbeitet. Gleich zu Beginn wird mit „Addiction“ auf das Gaspedal getreten. Diese Nummer dürfte jeden Liebhaber schneller Musik schon mal erfreuen. Mehr Groove findet man z.B. in der Mitgröhlnummer „Change your ways“ oder auch in „Dead to me“. Warriors bietet also rege Abwechslung, was durchaus zu überzeugen weiß. (ts) Aiden – „Conviction“ (Victory Records/NSM) – [6] Was auch immer hier geboten wird: Spannung ist eindeutig ein Wort, welches nicht gerade zutrifft. Hier wird relativ ruhige RockIrgendwas-Musik geboten, bei der ich nicht gerade weiß, welchem Publikum sie genau zu empfehlen ist. Vielleicht dient Aiden eher dazu, zwischen harten, schnellen Gruppen runterzukommen. Ansonsten fällt mir nicht viel ein, warum ich diese Gruppe lange hören sollte. Alles in allem fehlt mir eindeutig der Wiedererkennungswert. „Conviction“ ist kein Werk, das vor Innovation strotzt und auch sonst stark überzeugt. (ts) Ancient Creation - „Evolution Bound“ (Melissa Records) – [5] Soso, Heavy Metal in seiner ursprünglichsten und reinsten Form wird mir hier gepredigt, wenn das mit ätzendem Klang in Zusammenhang steht, kann ich diese Aussage ohne Probleme bestätigen. Denn eben dieser geht mir gleich von Beginn an auf die Nerven. Weiterhin muss ich feststellen, dass mich Heavy Metal in seiner reinsten Form eher nervt als begeistert. Die Rhythmen wiederholen sich wunderbar angereiht immer wieder und versprühen eine gewisse Monotonie, was die Soli auch nicht besser machen. Eher zeichnet sich hier das Bild von Gruppen ab, die der „alten und ursprünglichen, was auch immer“-Form von Musik frönen wollen, aber anscheinend selbst nicht so wissen, was sie eigentlich tun. Das Gitarrenspiel klingt ebenso überhaupt nicht spannend, mehr so, als hätte man es schon tausendmal gehört. Ebenso verhält es sich mit dem Gesang bzw. dem Aufbau der Lieder. Keine Innovation und dann wird Bekanntes auch mehr schlecht als recht umgesetzt. Vielleicht hätte ein angenehmerer Klang das Album etwas angenehmer machen können, was ich aber eher bezweifele. (ts) Ancient Existence – „Death Fucking Metal“ (Twilight) – [8,5] Mit seinem alles vernichtenden Organ kann Steffen Rehbock auch auf „Death Fucking Metal“ alles bestens in Grund und Boden brüllen. Über stilistische Ausrichtungen der Deutschen braucht man sich angesichts des Albumtitels nicht den Kopf zu zerbrechen, dieser ist nämlich vollkommen Programm. Abwechslungsreicher Death Metal, der mal schleppend, drückend, stampfend oder auch rasant durch die Boxen dröhnt, lässt keinerlei Wünsche übrig. Vor allem Steffens Künste als Sänger, dessen Abwechslungsreichtum und Vermögen, Emotionen trotz Brutalität zu transportieren, müssen erwähnt werden. Auffallend Song Nummer zwei, „With every human sin“, der sich mit coolen Breaks und unerwartet moderaten Einschüben zu einem der besten Songs des Albums entwickelt, weil er eben etwas anders ist als stupides Geknüppel. Die Jungs haben sich nach der Veröffentlichung von „Hate is the law“ nicht auf die faule Haut gelegt und präsentieren nur knapp zwölf Monate später schon neues Material. Trotz des kurzen Abstands wirkt „Death Fucking Metal“ nicht ideenlos, wie beispielsweise das atmosphärische „My Warpath“ erkennen lässt. Lediglich die Kürze der Songs habe ich zu bemängeln, denn nur zwei Songs erreichen die Vier-Minuten-Grenze. Sei es so, „Death Fucking Metal“ ist ein Album, das trotz magerer 38 Minuten Gesamtspieldauer mächtig Spaß macht. (mf) Angantyr/Nasheim – „Split“ (Norther Silence) – [9] Trotz drei Jahren Planung ist sie nun endlich da, die Split-CD von Angantyr und Nasheim. Hier muss man ehrlich sagen, dass sich das lange Warten gelohnt hat. Denn geboten bekommt man über 50 Minuten Musik, verteilt auf vier Songs. Den Anfang der Scheibe machen die dänischen Angantyr mit dem Opener „Arngrims Haevn“ und präsentieren sich in gewohnter Old School-Manier à la Darkthrone. Der Sound an sich klingt auch sehr blechern und stilgetreu, so wie er sein sollte. Die Songs neigen dazu, manchmal etwas depressiv zu klingen, und sorgen somit für die nötige triste Atmosphäre. Den zweiten Teil der Split gestalten nun Nasheim. Mit ihrem Song „Sövande Mjöd Vill Jag Tömma“ kommen sie auf eine Spielzeit von gut 25 Minuten, liefern ein vielseitiges Stück ab, welches mit melodischen Gitarren und grandiosen Instrumental Parts in nordische Klangwelten entführt. Die Intensität diese Songs ist echt der Hammer. (mrl) Atroctiy – „Werk 80 II“ (Napalm) – [6] Als Kind der 80er-Jahre liegt mir die damalige Musik immer noch im Blut und im Gedächtnis. Ein Hit nach dem anderen stürmte


wöchentlich die Charts und auch heute noch finden sich jede Menge „Best Of“-Erscheinungen in den Läden, die nur darauf warten, ergattert zu werden. Damit sich das Metallerherz nicht genieren muss, wenn er mit dem Gedanken spielt, eine ordinäre 80er-Pop-Scheibe zu kaufen, hatten sich Atrocity schon in ihrem ersten Teil daran gemacht, den ihrer Meinung nach besten Songs eine metallische Klangnote zu geben. Und schon folgt der zweite Streich mit dem Titel „Werk 80 II“, auf dessen Plattencover sich leicht bekleidet und verführerisch Tante Dita von Teese räkelt. Sex sells, auch wenn diesmal kein Champagnerglas mit dabei ist. Inhaltlich bietet man verschärfte Versionen von Pop-Gruppen wie AHA „The Sun always shines on TV“, Simple Minds „Don’t you forget about me“ oder auch „People are People“ von Depeche Mode. So sehr sich Herr Krull und seine Mannen auch angestrengt haben, den betagten Songs die härtere Gangart zu verleihen, so sehr fehlt es meiner Ansicht nach am natürlichen Charme der eigentlichen Lieder. Da nützt es wenig, wenn sich ambitionierte und bekannte Musiker bereit erklärt haben, ihren Teil zu diesem Werk beizutragen. Hits, wie sie auf jener Veröffentlichung zu finden sind, leben von ihrer Originalität und brauchen keine metallischen Peitschenhiebe. (iw) Avenged Sevenfold – „Avenged Sevenfold“ (Warner) – [7] Das ist meine erste Begegnung mit dieser interessanten Band aus Kalifornien. Sicher habe ich unbewusst einen Riesenbogen um A7X (so die allgemein übliche Abkürzung der Band) gemacht, da überall zu lesen war, dass die Jungs eine Metalcore-Band sind. Da ich weniger ein Fan dieser Musikrichtung bin, habe ich noch nie in ein Album der Amis reingehört. Sicher ein Fehler, wie der Höreindruck dieser CD beweist. Abwechslungsreichtum steht an erster Stelle, ein großartig klingender Sänger M. Shadows dann gleich an zweiter. In einem Song Streicher, ein wahnsinnig gut gespieltes Metal-Solo und auch gleich die Hooks en masse in dieser Qualität zu verarbeiten („Afterlife“) ist selten. Auch der Song mit Saxophon, Klarinette und Trompete („A Little Piece Of Heaven“) funktioniert, weil er die Ausnahme bleibt. Und bei „Dear God“, dem letzten Song des Albums, streifen A7X gar Country-Gefilde. Textlich ein Liebeslied und nicht(!) – wie vermutet – ein religiöses funktioniert nicht nur bei diesem Titel Crossover vorbildlich. Kein Wunder, dass Metallica die Band auf ihrer letzten Tournee unbedingt als Vorgruppe dabeihaben wollte. Produziert hat Avenged Sevenfold das Album vorbildlich selbst, gemixt hat den Cocktail wie gehabt Andy Wallace (u.a. Slayer, Sepultura) mit Bravour. Ein Detail soll nicht unerwähnt bleiben: das großartige Booklet dieser CD! Da hat der Künstler Casey Howard schlicht acht Meisterwerke erschaffen, um einige der Songs aufregend bizarr zu illustrieren. Allein die genialen Bilder sind eigentlich Kaufanreiz genug. Der Aufkleber „Parental Advisory Explicit Content“ ist dazu gar nicht mehr nötig… (db) Ba’al – „Confusion Of Tongues“ (Maintain/Twillight) – [8,5] Ba’al aus Deutschland sind musikalisch wirklich überall zuhause. Eine Briese Bolth Thrower gefällig? Amon Amarth? Oder doch vielleicht „nur“ harten Death Metal? Hier bekommt ihr alles auf einmal und das zudem noch wirklich gut verpackt. Es macht Spaß, den Songs zu lauschen, denn handwerklich ist das hier Gebotene einwandfrei. Der Sänger ist ein wahrer Glücksgriff, denn was dieser abliefert, ist nicht von dieser Welt: Schrei, grunz, brüll – er hat alles drauf, was man in diesem Metier können muss, um als vielseitiger „Sänger“ gelten zu können. „Confusion Of Tongues“ ist ein wütender musikalischer Hassbatzen, der, könnte Musik töten, wahrscheinlich alle Zuhörer vor den Boxen dahinraffen würde. Die vorhandenen komplexen Arrangements tun ihr Übriges, um dieses Album zu einem vielseitigen Werk werden zu lassen, das jeden eingefleischten Todes-Metaller zu Tränen rühren dürfte. Punkt. (mf) Beatrik – „Journey Through The End…“ (ATMF Records) – [7] Beatrik legen nach zwei Demos ihre Debüt-Scheibe „Journey Through The End Of Life“ vor. „Old funeral melancholic Black Metal“ steht auf der heutigen Speisekarte, angelehnt an Burzum und vorwiegend im Uptempo-Bereich gehalten, versehen mit gelegentlichen moderaten Verschnaufpausen. Damit könnte ich die Kritik auch schon enden lassen, denn es wäre alles gesagt, was Beatrik auf ihrer ersten Scheibe abliefern. Ob man bereits auf der ersten offiziellen Veröffentlichung ein Burzum-Cover („Spell Of Destruction“) braucht, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Italiener einen guten Einstand abliefern, zwar ebenfalls nicht besonders originell zu Werke gehen, jedoch Stimmungen vermitteln, die mir des Öfteren ein kurzes Frösteln bescheren. Sieben Songs voller Verzweiflung, Depressivität und Melancholie dürften jeden Black Metal-Fan zufriedenstellen, der von den neumodischen Auswüchsen dieses Genres die Schnauze gestrichen voll hat und zweitens trotzdem Wert auf gut produziertes Schwarzmetall ohne Mistkübel-Sound legt. (mf) Behexen – „My Soul For His Glory“ (Hammer of Hate) – [6] Behexen aus Finnland geben sich die Ehre, uns nun zum dritten Mal mit einem vollen Album zu beglücken. Nachdem ich die ersten Alben nicht zu Ohren bekommen habe, bin ich gespannt, was mich erwartet. Zuerst schießt der Gedanke „Lärm“ in meinen Verstand, bei einer solch dreckigen Produktion kann man kaum von etwas anderem ausgehen. Angenehm finde ich allerdings, dass der Gesang nicht nur dieses nervige Gekreische ist, obwohl der Halleffekt auch durchaus zu nerven

versteht, die Stimmlage ist mehr in dem Bereich, wo man sich aufhält, wenn der Mageninhalt nach immensem Alkoholkonsum nicht den ursprünglich vorgesehenen Ausgang sucht. Das Liedaufgebot ist einmal sehr ruhig und baut diese Atmosphäre, die man aus dem Fernsehen von Szenen, bei denen ein Kultistentreffen dargestellt wird, kennt, auf und es wird auch gerne richtig reingehauen. Zwar bewegt man sich nicht im extrem hohen Geschwindigkeitsbereich, aber der Black Metal-Fan dürfte sich damit zufriedengeben. (ts) Belenos – „Chemins De Souffrance“ (Northern Silence) – [7] Das französische Black Metal-Ein-Mann-Projekt Belenos ist mit einer neuen Scheibe auf die Bühne des Black Metals zurückgekehrt und bietet eine interessante Mischung zwischen schnellem Geknüppel und relativ ruhigen Zwischenteilen. Herr Cellier schafft es hierbei atmosphärische Musik zu erzeugen, die den Hörer, der dieses Genre bevorzugt, durchaus verwöhnt. „Chemnis De Souffrance“ ist zwar keine innovationsreiche Scheibe, aber überzeugt trotzdem mit einem angenehmen Hörgefühl, trotz des für Black Metal typischen Klangs. Die sägenden Gitarren, mit sehr atmosphärischen Melodien gepaart, bringen wirklich angenehme Lieder zum Vorschein. „Funeste et Hivernal“ gehört zu den Liedern, die eher ruhig und dadurch sehr angenehm für den Hörer sind, aber auch nicht an Aggression missen lassen. Zusätzlich ist der Gesang nicht nur auf Schreien fixiert, sondern man verwendet auch „teutonische“ Gesänge. Wer auf atmosphärischen Black Metal steht, darf hier ruhig zugreifen und kann sich sicher sein, dass er nicht enttäuscht wird. (ts) Belphegor – „Bondage Goat Zombie“ (Nuclear Blast/Warner) – [9] Nimmt man die letzten 4-5 Studioalben der genialen Band zusammen, wird man neidlos einfach attestieren, dass Belphegor mittlerweile ein musikalisches Niveau erreicht haben, von denen viele andere Bands nur träumen können. Das ist definitiv Weltklasse! Und folgerichtig macht das neue Album hierbei keine Ausnahme: Immer noch scheint eine kleine Steigerung möglich. Einige Sprachfetzen in Deutsch („Sexdictator Lucifer“) und spieltechnisch spitzenmäßig eingearbeitete klassisch wirkende Musik („Der Rutenmarsch“) erweitern das Spektrum erneut. Übrigens hat Helmuth nach eigenen Angaben für diese klassischen Passagen hart an sich gearbeitet. Geschwindigkeitsrekorde werden auf dem neuen Album keine gebrochen. Ich denke, zu dem Thema hat Belphegor genügend Duftmarken hinterlassen. Das Album wirkt durch das gelegentliche Drosseln des Tempos sogar noch stärker. Eindringlicher, aber nicht eingängiger. Genaues Zuhören offenbart viele, viele Details. Eingespielt hat das neue Album wieder einmal mehr Interimslösung Drummer Torturer von der Essener Band Mor Dagor. Thematisch wandert die Band wie gewohnt im Mittelalter umher: Besonders haben es Helmuth diesmal die Werke des französischen Dichters, Denkers und Rebellen Marquis de Sade angetan. Dazu passt natürlich das großartige Coverartwork des Wiener Künstlers Ralf Manfreda. Wir sind erneut fassungslos begeistert, Sigurd & Helmuth sei Dank! (db) Benighted – „Icon“ (Osmose/NSM) – [7,5] Benighted sind auf ihrem fünften Album immer noch extrem, brutal und vor allem originell. Mit neuem Drummer und neuem Label präsentiert sich die Sicko-Kapelle erneut mit einem interessanten Wechsel aus Grindcore und sehr schnellem Death Metal. Sänger Julien arbeitet tatsächlich hauptberuflich in einem Hospital der Psychiatrie. Seine dort gemachten Erfahrungen lässt er in dieses Konzeptalbum mit einfließen. In der Story geht es darum, wie sich ein Mann nach und nach verändert und seine krankhaften Psychosen zunehmen. Seine Erinnerungen und Flashbacks geben allemal Raum für genug Krankes, aber auch Nachdenkenswertes. Die Gitarren klingen wunderbar fett, es wechseln heftige Bangerpassagen mit wahnsinnig schnellem Stoff (zu denen Bangen unmöglich ist). Die Rhythmussektion verpasst dem Ganzen das notwendige druckvolle Gerüst. Auf „Icon“ wurden gekonnt einige Limits gesprengt. Besonders interessant ist auch der Song „Human Circles“. Als Gast hilft dort Jagger von Disbelief aus. Zwei derart extreme Stimmen innerhalb eines Songs kommen einem Besuch im Raubtierkäfig vor der Fütterung schon sehr nahe… Überhaupt ist die stimmliche Leistung von Julien auf dem Album eh schier unmenschlich – derart kranke Laute muss man erst mal gehört haben. Für Fans extremer, grenzensprengender Musik gilt hier die unbedingte Kaufempfehlung! (db)

an der mangelnden Abwechslung. Hat man eine Minute von einem Song gehört, dann weiß man auch, wie die restlichen Minuten klingen werden. Man hätte sich auch mehr Mühe geben können, um echt Hits zu schreiben, denn irgendwie klingt jeder Song gleich. Da helfen ein weiblicher Gesang und die harte männliche Passage nicht über die lauen Minuten hinweg. (iw) Black Bonzo – „Sound Of The Apocalypse“ (B&B Records) – [4] Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Abgrund. Irgendwie habe ich mir unter dem „Klang der Apokalypse“ etwas vollkommen anderes vorgestellt, als mir hier geboten wird. Das halb fröhliche Werk scheint den Eindruck zu vermitteln, dass die Gruppe den Untergang kaum erwarten kann. Zum ersten Lied des Albums muss ich sagen, dass es dieses Gefühl gut vermitteln kann, ich erwarte nichts mit mehr Sehnsucht, als das Ende des Liedes. Am Anfang leicht überrascht und nach kurzer Zeit schon sehr genervt muss ich sagen, dass dieses Stück mich alles andere als begeistert. Mir ist das Angebot eindeutig zu überladen. Man bringt viele Instrumente rein, die im Gesamtbild mehr nerven als alles andere. Die recht neutrale Stimme vermag das auch nicht zu vermindern, sondern bringt eher noch einen anderen nervigen Effekt hinzu. „Sound Of The Apocalypse“ bringt den Hörer wirklich dazu, das Ende zu erwarten und ihm frohlockend entgegenzurennen. Willkommen am Ende! (ts) Blind Petition – „Bloody Reunion“ (FRW Records) – [5] Hier gibt es eindeutig etwas für Leute, die auf Rockmusik stehen. Es wurde wieder einmal eine Wiedervereinigung vorgenommen, wie sie ja nicht unüblich sind. Welchen Hintergrund diese hat, mag fraglich erscheinen. Ich persönlich wundere mich ja immer, wieso man sich einerseits wegen sonst welchen Gründen trennte und dann plötzlich wieder auf die Idee kommt, noch einmal etwas zusammen zu machen. Nun ja, die Leute, die diese Gruppe mögen, dürfte es freuen. Geboten wird das, was ich unter Hardrock/Rockmusik einordnen würde und was mich persönlich nie besonders berührt hat. Man bietet Mitgröhlpassagen, ein paar Soli, die „üblichen“ Rhythmen und – tata – fertig ist das „neue“ Werk der Künstler. Innovation findet man keinesfalls, zumindest ist hier nichts zu finden, was mir von Beginn an ins Auge springt und vermutlich wird sich das auch nicht ändern. Da ich von der Gruppe vorher noch nichts gehört habe, kann ich den Leuten auch nicht sagen, ob sie beruhigt zu dieser Platte greifen können, aber dramatische Stilwechsel dürfte man wohl nicht erwarten. (ts) Blodsrit – „Hinterland“ (Unexploded Records) – [4] Nach dem fiesen, beklemmend wirkenden „Intro-Illusion“ präsentieren uns die Schweden ihr fünftes komplettes Album. Da sie mit ihrer Aussage, Black Metal der alten Schule machen zu wollen „and nothing else“, also bewusst das Zielgebiet einengen, werde ich die neue CD zur Hölle bestimmt nicht schönreden. Denn schließlich erwartet man nach derlei Attitüde-Ansagen wenigstens einen gelungenen Retrotrip. Die handwerklichen Mittel, um eine amtliche Old-School-B. M.–CD einzutrümmern, sind eher bescheiden und allerhöchstens Mittelmaß. Das Feeling ist natürlich gewollt knurrig, aber deshalb noch lange nicht dermaßen abgefeimt böse, wie das beispielsweise Locus Mortis, Dark Fortress oder Der Henker auf ihren letzten Veröffentlichungen hinbekommen haben. Absolut lächerlich ist der kurze Frauengesang im sechsten Song „Rasa“. Das Hinterland birgt keine Überraschungen und wird bestimmt nicht zum Hinterhalt für den geneigten Hörer. Wer Wert auf authentisches Black Metal-Feeling legt, darf die Scheibe gern antesten. Wer aber andererseits die besondere und außergewöhnliche Schwarzmetall-Scheibe sucht, wird hier nicht fündig. (db) Bluteszorn – „Victory Of Dead“ (CCP Records) – [6]

Beyond The Void präsentieren mit „Gloom Is A Trip For Two“ ihr mittlerweile drittes Album, wobei ich mich mit den Vorgängern bisher nicht beschäftigte und mir sofort The 69 Eyes in meine Gedanken schießen, sobald ich die Stimme höre. Man bietet hier langsamen, atmosphärischen Gothic Metal, welcher mit Gesang von Mann und Frau durchzogen ist, wobei das Aufgebot zu harmonieren weiß. Der absolute Kracher wird aber auch hier nicht geboten. Die Gruppe weiß auf jeden Fall, was sie tut, aber trotzdem reißt es den Hörer nicht absolut vom Hocker. Wer allerdings auf Gothic Rock/Metal steht, darf hier ruhig einmal reinhören, denn dieses Bedürfnis dürfte befriedigt werden. (ts)

Die Essenz des Black Metals, trotz mehrerer Jahre intensiven Konsums dieser Musik, wird sich mir unwürdigem Menschen wohl immer entziehen. Welchen Sinn haben Texte, mit denen man den Hass auf die Menschheit rausschreien und Gleichgesinnte erreichen will, wenn man kein Wort versteht? Frontmann Njord hat den Gesangsstil soweit perfektioniert, dass ich nicht einmal mit Konzentration ein Wort verstehen kann. Insofern wird man dem Black Metal wohl gerecht. Aber ich kann mich der Tatsache, dass Bluteszorn es irgendwie hinkriegen, für meine Ohren angenehm zu klingen, nicht erwehren. Hochgeschwindigkeitsgekloppe, wie man es von anderen Gruppen gewohnt ist, wird hier nicht betrieben, man kennt nicht nur die Bedeutung des Wortes Rhythmus, sondern weiß es auch umzusetzen. Von daher ist diese Platte schon eine recht angenehme Scheibe. Ansonsten findet man die für Black Metal typische Produktion, wobei die Ohren auch nicht schmerzen, zumindest nicht auf niedriger Lautstärke. Wer allerdings nicht auf auflockernde Elemente mit Klavier und etwas, was einer Geige ähnlich klingt, steht, sollte hiervon die Finger lassen. Man hat zumindest keine Angst, auch kurze andere Teile in die sonst aggressiven Lieder einzubauen. Soweit gelungen. (ts)

Bionic Angel – „Digital Violence“ (Schwarzdorn Productions) – [6]

Braindrill – „Apocalyptic Feasting“ (Metal Blade Records/SPV) – [5]

Von der Folklore erfolgt ein fliegender Wechsel in den Bereich poppiger Gothic Rock von Bionic Angel, einer Mischgruppe aus Deutschland und Amerika. Und das war es auch schon von der vermeintlichen Sensation der Band. 14 Songs werden auf den Hörer losgelassen und alle kränkeln

Durchaus extrem ist das Schlachtfest, die anspruchsvollen und aggressiven Parts wechseln heftig. Die Konkurrenz, das Nonplusultra an extremer Musik, kommt anno 2008 aber aus demselben Stall: Hate Eternal mit „Fury & Flames“. Auf dieser Augenhöhe bewegt sich diese

Beyond The Void – „Gloom Is A Trip For Two“ (Endzeit Elegies) – [6]

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gescheut und zahlreiche Kärtchen von Bildern der Black Metal-Gesellen dazu gepackt, auf deren Rückseite die Texte der Taiwanesen auf Japanisch und Englisch zu lesen sind. Dies sei vorweg einmal erwähnt, bevor ich zum musikalischen Teil übergehe. Und der kann sich auf jeden Fall hören lassen. Wer auf anspruchsvollen Black Metal steht, wird mit ChthoniC seine wahre Freude erleben. Denn qualitativ stehen sie ihren skandinavischen Veteranen in nichts nach. Kennzeichnend für „Pandemonium“ sind die sphärischen Keys, die sich durch die Lieder tragen und so eine düstere, unheilvolle Stimmung aufbauen. Von langsamen Parts bis zu schnellen Einsätzen ist alles zu finden. „Pandemonium“ soll den europäischen Black Metal-Freak in die Welt der Asiaten einführen, die bisher mit deren vorangegangenen Veröffentlichungen noch nicht in Berührung gekommen sind. (iw)

te Gothic-, Rock-, Irgendwas-Musik bezeichnen. Einen, wie im Beipack angekündeten Feuersturm, vermisse ich aber durchgängig. Die Musik ist überhaupt nicht neu und lässt auch sonst mitreißende Elemente vermissen. Zwar ist die Stimme von Frontfrau Olga soweit angenehm, versprüht aber auch kaum die Energie, damit ich jetzt vollständig aus den Latschen gehauen werde, und in dieser Art zieht es sich durch das ganze Album. Zwar klingen die Lieder soweit angenehm, aber auch relativ langweilig. Wer allerdings auf eine Mischung aus Gothic/Rock/Metal steht, könnte durchaus einmal reinhören, weil es ja nicht immer nur um Innovation geht. (ts)

Im schönen böhmischen Land findet seit vielen Jahren das Obscure-Festival statt. Dieses Jahr geht das Festival bereits in seine 13. Runde. Wir haben hier die DVD vom Festivaljahr 2006 vorliegen. Der Name „Brutal Assault“ trifft die Namensgebung des Festivals in Bezug auf die vertretenen Musikrichtungen durchaus, ist aber keineswegs nur auf die härtesten Kaliber beschränkt. Entspannte Düsterbands wie die israelischen Orphaned Land, die interessanten Ador Dorath (dunkler und wirklich harter Gothic Metal, klingt teilweise so, als wenn die deutschen Crematory auf ihren ersten beiden Alben einen guten Schlagzeuger gehabt hätten…) treffen auf lustige Kapellen wie die im Nachthemdchen auftretenden Birdflesh (mit singendem, geschminktem Drummer) oder Carnival In Coal. Natürlich spielen weiterhin wirklich brutale Bands wie Sanatorium (bringen ihren Klassiker „Fetus Rape“), Disavowed, Arsebreed, Skinless, Napalm Death etc. Black Metal-Tupfer setzen Legenden wie Root oder Mayhem (an diesem Abend mit einem als Quasimodo natürlich mit seitlichem Buckel verkleideten Sänger). Hardcore-Bands wie Sick Of It All, Pagan-Bands wie Skyforger oder die Stars von Morbid Angel und Fear Factory (denen ein extra Bonus-Feature gewidmet wird, mit Ausschnitten aus dem Tourbus, in dem der Sänger „Sexy And 17“ singt und die Bandmitglieder einen Apfel rauchen!!!) runden eine ausgewogene Bandauswahl wohltuend ab. Auffallend positiv ist es, dass die Macher des Festivals ihre einheimischen tschechischen Bands keinesfalls am Anfang des Billings verstecken, sondern ihnen durchaus auch Headliner-Positionen einräumen (die anspruchsvollen Black Metaller von Illidiance am Donnerstag oder die schon erwähnten Ador Dorath am Freitag). Man sieht eigentlich nur entspannt wirkende Fans, die ausgelassen und friedlich miteinander feiern. Auch 2008 steht wieder ein hochgradig besetztes Open Air zur Disposition, dessen geiles Billing ihr unter www.brutalassault.cz nachlesen könnt. Wer in seinem Festivalplaner 2008 noch Platz hat, sollte sich das unmittelbar nach dem deutschen Party.sanFest in Bad Berka fett auf seinem Kalender vermerken. Klasse DVD, geiles Festival. (db)

Commander – „The Enemies We Create“ (Bad Land Records/Twilight) – [7]

Wenn die Iren folkloristisch tätig werden, klingt das schon ganz anders als bei den nordischen Kollegen. Das zumindest beweisen Darkest Era mit ihrem Scheibchen, auf dem klarer Gesang statt Gröhlen angesagt ist. An und für sich nicht negativ, etwas weniger Hall auf der Stimme wäre aber nicht von schlechten Eltern gewesen. Nicht von der Hand zu weisen sind die klassischen Einflüsse des Heavy Metals, der mit einer freundlichen Note garniert wird. Darkest Era bieten auf dem Silberling vier Lieder an, die eigentlich nur nett klingen, aber keineswegs Ehrfurcht auslösen. (iw)

Canvas Solaris – „Cortical Tectonics“ (Sensory Records) – [5]

Crematory – „Pray“ (Masscare/NSM) – [8]

Übermotivierung ist hier eindeutig das richtige Wort. Ich weiß nicht, ob hier die Wahrnehmung der Künstler nicht etwas zu sehr verändert wurde. Rhythmus scheint eindeutig ein Fremdwort zu sein oder vielleicht befindet sich das Machwerk hier auf einem Niveau, welches dem Normalsterblichen einfach versagt ist. Nun ja, man kann es soweit ausdrücken, dass die „Erleuchtung“ demjenigen, der erleuchtet wurde, herzlich wenig bringt, wenn sie sich nur in unverständlichem Gebrabbel äußert. Canvas Solaris ist auf keinen Fall etwas für Menschen, die auf nicht zu komplexe Kost stehen, und von daher wird diese CD den CD-Spieler nicht lange füllen. (ts)

Mittlerweile ist es auch schon wieder zwei Jahre her, dass „Klagebilder“ veröffentlicht wurde, und nun steht schon die neueste Scheibe namens „Pray“ ins Haus. Während die letzte Platte nicht meinen persönlichen Geschmacksnerv getroffen hatte, tendiert „Pray“ wieder in Richtung „Illusions“. Also zurück zu den Wurzeln, was ich nicht schlecht finde. Der Opener „When Darkness Falls“ spielt sich leichtgängig in die Ohrmuscheln und bleibt fortan im Gedächtnis hängen. Das Keyboard findet wieder verstärkt Einsatz und zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Klar, die wilden Zeiten sind definitiv vorbei. Mit den Jahren wird man nicht jünger. Das merkt man auch dieser Veröffentlichung an, die viele Midtempo-Passagen aufweist. Erst wenn es Richtung Refrain geht, legt die Band an Geschwindigkeit zu. Alles in allem ist „Pray“ gut gelungen, hört sich leichtverdaulich an und entspannt auf längeren Strecken. Dennoch wird es seine Kritiker aufgrund der mangelnden Innovation auch nach wie vor nicht zu begeistern wissen. (iw)

CD aber beileibe noch lange nicht. Spielerisch durchaus auf der Höhe, fehlt dennoch der rote Faden auf dieser recht kurzen CD. Das Können wird schon eindrucksvoll vorgetragen, keine Frage. Nach 35 Metzelminuten, die von einem ordentlich grindigen Cover flankiert werden, bleibt nur festzustellen, dass hier der Frickelsong im Vordergrund steht. Für Musiker, denen solche Erwähnungen wie ein 7-saitiger Bass Ehrfurcht erzeugt. Oder für solche, die es werden wollen… Für Extrem-Musikfans, die ihren Grindcore lieber „straight forward“ und ohne Milliarden von Breaks zu sich nehmen, gilt bis hierher die Warnung: Noch könnt ihr ausreißen… (db) Brutal Assault – „Open Air Festival Compilation DVD Vol. 11“ (Obscure Promotion) – [-]

Carved In Stone – Tales Of Glory And Tragedy (Schwarzdorn/Twilight) – [8] Carved In Stone bieten mit „Tales Of Glory And Tragedy“ seichte Akustikkost, teils gepaart mit hintergründigen Keyboardmelodien und traditioneller Folklore-Instrumentierung, also sprich: Harfe, Flöte, Gitarre etc. Man kann behaupten, dass sich die Band regelrecht gesteigert hat. Die Gitarren klingen weitaus routinierter und nicht mehr so lieblos und statisch wie noch auf dem Vorgängeralbum. Beim Anhören kommt man regelrecht in Lagerfeuer-Stimmung. Die sanfte Stimme von Swawa wirkt sehr beruhigend und harmonisiert mit den Instrumenten. Die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit sorgt zusätzlich mit der Stimme der Sängerin für verträumte Momente beim Anhören. Wirklich sehr gelungen! (mrl) ChthoniC – „Pandemonium“ (Deadlight Rec./SPV) – [-] Aus dem Fernen Osten beglückte uns dieser Tage eine japanische Black Metal-Band namens ChthoniC, die seit 1996 die schwarzmetallische Welt zu erfreuen versucht. Insgesamt vier Alben haben die Taiwanesen schon veröffentlich, wobei „Pandemonium“ ein Best Of der vergangenen Jahre darstellt. Aus diesem Grund fällt hier auch eine Bewertung des Albums weg. Der erste optische Eindruck fällt positiv auf. Mit viel Liebe zum Detail wurde für den Fan ein Package erstellt, das den Vergleich zu seinesgleichen sucht. Ein aufklappbarer und reichlich verzierter Karton eröffnet dem Käufer eine in schwarz verpackte Papp-CD. Zusätzlich hat die Band keine Kosten und Mühen

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„Die Feinde, die wir selbst erschaffen“. Der Albumtitel hört sich zunächst an wie der Titel eines weiteren, typischen Death Metal-Albums. Aber das Zweitwerk von Commander schöpft damit ein Thema aus, das sich dazu als Quasi-Konzeptalbum entpuppt. Zitat von Sänger Nick Kolar: „Die Gesellschaft verkommt immer mehr zu einem großen, stumpfen Klumpen, der davon lebt und zehrt, sich an anderen, den selbsternannten Feinden, zu messen und diese übertrumpfen zu müssen.“ Wohl wahr. Musikalisch bewegt sich die Münchner Band im heftig knallenden Death Metal. Abwechslungsreichen noch dazu. Viele Riffs erinnern dabei an schnell gespielten und komplexen Thrash Metal, wie ihn zuweilen auch Destruction & Co. zocken. Die nötige Abwechslung, interessante Breaks stehen zusammen mit gelungenen, eingängigen Passagen in einer Einheit. Die 10 Tracks plus ein Live-Video wirken brachial, aber zu keiner Sekunde eintönig. Ein gelungenes Album; keine Frage. (db) Convergence – „Metropolis“ (Error05) – [7] Convergence waren mir bisher völlig unbekannt. Ich erinnere mich zwar, den Namen dieser österreichischen Formationen bereits vernommen zu haben, doch musikalisch ist „Metropolis“ die erste wirkliche Berührung meinerseits mit der Band. Dark Metal steht groß auf der Tagesordnung. Auffallend ist sogleich die Wichtigkeit des Synthesizers, der der Gitarre ebenbürtig positioniert wurde. Dass hier kein menschliches Wesen am Drum-Hocker sitzt, ist ebenfalls nach einigen Sekunden klar. Ein Blick ins Booklet bestätigt, dass auf elektronisch programmierte Schlagzeugspuren zurückgegriffen wird. Alle Songs verströmen eine dichte Atmosphäre, im Dark Metal ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Dazu sind alle neun Track äußerst abwechslungsreich arrangiert, sodass wenig bis gar keine Langeweile aufkommt. Trotzdem ein kleiner Kritikpunkt: Man könnte noch etwas intensiver an interessanten Songstrukturen arbeiten, denn des Öfteren erwartet man ein Riff, welches dann leider doch nicht kommt, obwohl es gedanklich zwingend notwendig wäre. Das soll den guten Eindruck von „Metropolis“ jedoch nicht schmälern. Die Jungs haben sich enorm entwickelt und werden mit der nötigen Routine noch besser werden als bisher. Es gilt nun, einige Kritikpunkte aufzugreifen und vielleicht zukünftig auch auf die Dienste eines realen Drummers zurückzugreifen, um den Songs etwas mehr Druck zu verleihen. (mf)

Crystal Ball – „Secrets“ (AFM Records/Soulfood) – [5] Auch wenn die neue Scheibe mit „Secrets“ betitelt ist, kann ich keine spannenden Geheimnisse auf ihr entdecken. Crystal Ball bieten hier soliden, langweiligen Hard Rock, welcher zwar die alteingesessenen Fans begeistern bzw. erfreuen, aber kaum neue Hörer anziehen dürfte. Dafür ist das Ganze doch zu langsam. Generell fehlen mir eindeutige Spannungsspitzen und für eine Laufzeit von ca. 53 Minuten bei 11 Liedern fehlt mir irgendwie die Abwechslung, was das Tempo angeht. Die Tatsache, dass der Titelsong etwas schneller ist, vermag das nicht wirklich auszugleichen. Zwischendurch können die Herren Gitarristen sich mit einem Solo hervortun und dabei bleibt es dann auch. Die Herren möchten hierbei wahrscheinlich für keinerlei Überraschung beim Hörer sorgen, denn es wird genau das abgeliefert, was man bei Hardrock erwartet. Mitgröhlpassagen ohne Ende, leichte Rhythmen und was die textlichen Offenbarungen angeht, ist es auch eher langweilig. (ts) Dark Princess – „Stop My Heart“ (Out Of Lin) – [6] Was man hier vorfindet, kann man wohl am ehesten als tanzbare, seich-

Darkest Era – „The Journey Through Damnation“ (Northern Silence/NSM) – [6]

Dead Emotions – „Pathways To Catharsis“ (Badland Records/Twilight) – [8] Ein amtliches drittes Langeisen haben die Süddeutschen eingetrümmert. Die fünf Musiker spielen (Old School) Death Metal der alten schwedischen Schule. Das heißt: Nix Götheburg, sondern brutaler Death Metal regiert. Das Tempo pendelt zwischen heftig bis Midtempo. Sogar kurze, gemeingefährliche Keyboardsequenzen (ihr erinnert euch eventuell noch an Pioniere in dem Bereich wie alte Morgoth, Demilich oder etwa Torchure!?) werden eingebunden („Disdained“). Die beiden Leadgitarristen Mexxx und Uis zaubern ein um das andere Mal schöne Solos und interessante Breaks. Passend ist auch der Wechselgesang von Grunzgesang des Sängers Mosh mit den heiseren Screams, die auch Gitarrist Mexxx beisteuert. Klingt sehr cool. Nachdem man in den letzten beiden Jahren schon mit Größen wie Obituary, Onkel Tom Angelripper, Debauchery und Dew-Scented live gespielt hat, wird 2008 eine kleine Festival-Tour nachgeschoben, um den Bekanntheitsgrad weiter zu erhöhen. Dass das klappt, wäre der Band zu wünschen, die hier eine absolut gelungene, empfehlenswerte Death Metal-CD abgeliefert haben. Killer! (db) Deathcult – „Cult Of The Dragon“ (Karisma Records) – [9] Nach dem im 2006 aufgenommenen Demo „Cruel Rehearsal“ holen Deathcult mit ihrer aktuellen CD „Cult Of The Dragon nun zu einem weiterem Schlag aus. Statt Keyboards und prüder Melodien wird man hier mit rohem Gedresche und simplen Riffs verwöhnt, ganz stilgetreu der alten Schule. Musikalisch hat man sich Größen wie Vemom, Bathory, und Gorgorth zum Vorbild genommen. Jedoch Songtitel wie „Sieg Heil Satan“ dürften dem einen oder dem anderem zu denken geben, aber dies soll ja auch nur rein der Provokation gelten. Wie dem auch sei. Die Songs an sich sind alle gut durchdacht und bieten vielerlei Abwechslung, von schnell bis Midtempo dürfte hier alles dabei sein, was ein gutes Black Metal-Herz begehrt. Wirklich ein gelungenes Scheibchen, das sich mal wieder in die alte Ära bewegt und sich von dem ganzen melodischen Keyboardkram etc. abhebt. Für Fans von rohem Black Metal äußerst gut geeignet. (mrl) Deinonychus – „Warfare Machines“ (My Kingdom Music/SPV) – [7] Nach drei Jahren Pause beehrt uns Marco Kehren mit seiner insgesamt bereits siebenten vollen Studioscheibe. In der ganzen Zeit war Deinonychus ausschließlich sein Projekt, bei dem die Musiker reichlich gewechselt haben. Die neue CD hat er mit Giuseppe Orlando von Novembre an den Drums und seinem früheren Bethlehem-Weggefährten Jürgen Bartsch am Bass aufgenommen. Die Musik wirkt gewollt düster und apokalyptisch. Dies beginnt schon beim introartigen ersten Song „Krematorium“, wo Marco mit beklemmend wirkender Stimme den Reigen doomiger, bösartiger Lieder beginnt. Wer die anderen Werke der Band schätzt, wird auch hier wieder kompromisslos bedient. Die Scheibe ist extrem heavy im wahrsten Sinne des Wortes und spielt eigentlich wenig mit diversen Tempi. Die Mucke ist großteils zähflüssig und wohl eher Doom- als Black Metal. Im Kontext mit vielen detailliert beschriebenen Gräueln des Krieges ergibt das ein gewollt negativ wirkendes Werk. Fans der Band greifen bei der gut aufgemachten Slipcase-CD sowieso zu, für alle anderen sei noch die sehr kurze Spielzeit von 33 Minuten erwähnt. Allerdings dürfte Sänger und Gitarrist Marco sicher argumentieren, dass dies doch genug ist, um so viele Negativität auch verarbeiten zu können. (db) Delirium X Tremens – „Crehated X No_thing“ (Punishment 18) – [5,5] Manchmal dauert es halt etwas länger, bis ein Album an den Start geht. Dieses hier wurde bereits im Oktober 2005 aufgenommen und wird leider erst jetzt über ein Plattenlabel vertrieben. Im Prinzip egal, der midtempolastige Death Metal erweist sich als relativ zeitlos. Den Italienern scheint der Groove sehr wichtig zu sein. Immerhin prangert auf ihrem Cover die Aussage: „Technological Death Metal Hate“. Deshalb sind die häufigen Breakwechsel durchaus verwunderlich, die industrialartigen Einsprengsel noch mehr. Die Stim-


me von Ciardo erinnert ein um das andere Mal an Peter von Vader. Hat man sich dann dreimal durch die CD gehört, bleibt aber trotzdem nur das Fazit: „Gut, aber mehr nicht.“ Dennoch denke ich, dass trotz einiger interessanter Ansätze dieses Album in der Masse der Death Metal-Veröffentlichungen untergehen wird. (db) Demiricous – „Two (Poverty)“ (Metalblade Records/SPV) – [8] Demiricous aus Indianapolis bescheren und auf ihrem neuen Album „Two (Poverty)“ Thrash Metal, der sehr stark von Slayer beeinflusst ist. Was an dieser Stelle jedoch keine Kritik sein soll, eher ein Pluspunkt. Musikalisch verstehen es die Jungs, ihren thrashigen Stil mit einer Brise Hardcore zu verfeinern, und stellen so einen dynamischen Sound zusammen. Gesanglich variiert man von Shouter bis Hardcore Vocals à la Hatebreed und Konsorten. Alles im allen klingen Demiricous wie eine geballte Ladung, die ordentlich aus den Boxen ballert. Wen wundert’s? Denn produziert wurde das gute Stück von niemand Geringerem als Erik Rutan, seines Zeichens Frontman und Gitarrist von Hate Eternal. Wer also mächtig Dampf ablassen will, sollte hier mal richtig aufdrehen. Hammer! (mrl) Demolition – „Relict IV“ (Twilight) – [6] Das neue Album der österreichischen Thrasher Demolition ist eine wirklich zwiespältige Angelegenheit. Vor allem die in der Bandinformation gezogenen Vergleiche mit KnüppelKappellen à la Testament kann ich absolut nicht nachvollziehen, denn Parallelen lassen sich – wenn überhaupt – nur am Rande ausmachen. Eine Ansiedlung von Demolition im Thrash Metal ist zudem nicht wirklich zielführend, denn die neue Scheibe hat mehr Death- als Thrash Metal zu bieten, als uns der Infozettel aufschwatzen möchte. Musikalisch kann man Demolition jedoch keinen Vorwurf machen. Handwerklich liegt alles im grünen Bereich, wenn auch nicht besonders originell vorgegangen wird. Und weil wir gerade bei Originalität sind: Diese Eigenschaft fehlt „Relict IV“ an allen Ecken, das Material bietet keinerlei innovative Ansätze, die ausbaufähig wären. Auf gut 37 Minuten passiert sprichwörtlich nichts, was nicht auch bereits andere Bands eingeprügelt haben. Natürlich ist es heute schwierig bis aussichtslos, sich aus der Masse zu erheben, aber etwas mehr experimentellen Mut könnte die Truppe gut vertragen. Zudem will Frontgrunzer Wolfgang nicht so recht dazu passen, da der Härtegrad der Stimme nicht mit dem Aggressionsgrad der musikalischen Kompositionen korreliert. Ich habe das Gefühl, dass die Band selbst (noch) nicht weiß, ob sie nun lieber im gemäßigteren Death/Thrash unterwegs ist oder sich zu härteren Gefilden hingezogen fühlt. „Relict IV“ ist alles andere als eine einfach Scheibe. Einerseits bietet das neue Album dieser österreichischen Band solides Handwerk, andererseits wartet man vergeblich auf den Aha-Effekt, der den neuen Silberling zum „Must-Have“ emporhebt. Die Band leistet sich keinerlei Fehler und kann trotzdem nicht vollständig überzeugen. Routiniert werden die Songs heruntergezockt und das ist es wahrscheinlich auch, was dem Album den nötigen Kick abringt. „Relict IV“ ist routiniert gespieltes Hartmetall, ohne Höhen und Tiefen und leider auch ohne wirklich packende Momente, die einen Kauf rechtfertigen würden. Bedenkt man die Tatsache, dass die Demolition seit etlichen Jahren existieren, so ist „Relict IV“ einfach nicht gut genug, um als bereits viertes Album der Wiener durchgehen zu können. Ich habe mir hier einfach mehr erwartet. (mf) Desolation „Under Pitch-Black Skies“ (AOP Records) – [8] Schon beim flotten Eröffnungsstück „Tribe Of Light“ wird deutlich, dass die Deutschen eine eigene Note besitzen. Das Bemühen darum ist bei jedem einzelnen Lied dieser CD zu entdecken. Die Band mixt auf ihrem zweiten Album viel melodischen Black Metal mit moderatem Keyboardeinsatz, sehr melodischen, oft zweistimmig gespielten Gitarren (Vergleiche zu Riger sind hier angebracht), einigen modernen Einflüssen, melodischem Death Metal zu einem originell eigenen Stilmix. Die wechselnden Stimmen von Hauptsänger Johannes im Wechsel mit Sebastian (auch Keyboards) sorgen weiterhin für Aufhorchen. Die CD lief bei mir in den letzten Tagen in Dauerrotation. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Es gibt einfach immer wieder etwas Neues zu entdecken: Keifen, Growlen, gesprochene Passagen, der Wechsel von englischen mit deutschen Texten, selbst orientalisch wirkende Einsprengsel („Deliverance“) und noch mehr. Die Band hat drei Jahre an diesem Album gearbeitet. In dem Fall hat sich das Ringen um gelungene Hammersongs durchaus gelohnt. Apropos Hammersong: Das getragene Stück „Les Fleurs Du Mal“ entwickelt sich dabei zum Über-Ohrwurm. Hier treffen sich die beiden schon erwähnten Wechselstimmen zum kongenialen Stelldichein. Die Musik tut ein Übriges, um dir die Gänsehaut dick auf die Unterarme aufzutragen. Kompliment: Mir fällt auf Anhieb keine Band ein, mit der man Desolation aktuell vergleichen könnte. Wer abseits von dauernden Geschwindigkeitsattacken wieder einmal die etwas andere Band entdecken möchte, sei hiermit herzlich eingeladen. (db)

Destruction – „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“ (AFM/Soulfood) – [7,5] Destruction dürften wohl jedem Metal-Liebhaber ein Begriff sein, da sie vor allem den Thrash Metal doch in größerem Maße beeinflusst haben. Schmier und seine Mannen schieben seit der Reunion in konsequenten Abständen ein Album ums andere nach, dieser Tage das neueste Album „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“. Auffallend ist, dass die Deutschen etwas anspruchsvoller als auf dem Vorgänger zu Werk gehen, aber natürlich nicht auf ihre traditionellen Elemente verzichten, die die Fans an ihnen lieben. Schmier und Konsorten haben es heute im Grunde nicht ganz einfach. Es gibt eine Vielzahl an ebenso (und noch viel mehr talentierten) Bands im Thrash-Genre, die Konkurrenz ist verdammt groß, um wirklich Akzente setzen zu können. Auf der anderen Seite waren Destruction schon auf den Bühnen dieser Welt präsent, als andere Formationen noch an Mutters Brust nuckelten. Destruction mit anderen Bands zu vergleichen, ist legitim, doch alles andere als einfach, behält man die einflussreiche Karriere der Band im Hinterkopf. Anno 2008 spielen die Jungs einfach drauflos, ohne sich selbst enge Grenzen zu setzen, und klingen gerade deswegen wohl streckenweise viel besser, als auf dem ersten Album seit ihrer Wiedervereinigung. „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“ ist ein gutes Album, obwohl ich Schmiers Stimme wohl niemals wirklich leiden werde können. (mf) Devilish Impressions – „Diabolicanos Act III: Armageddon“ (Conquer Records) – [7] Death Metal aus Polen und kein Ende in Sicht?! Noch dazu guter – die beiden in London lebenden Polen Quazarre und Turquoissa haben ihr zweites Album in ihrem Heimatland aufgenommen und in Deutschland abmischen lassen. Einmal mehr hat Andy Classen einer CD einen guten, druckvollen Sound gemixt. Der gefällige Mix aus Death- und Black Metal wirkt durchdacht und kommt auf leichten Füßen daher. Beileibe kein Leichtgewicht allerdings, will heißen, die Songs wirken wie aus einem Guss, sind prächtig arrangiert und anspruchsvoll, ohne verkrampft kompliziert zu wirken. Lustig für mich: Die erste Auflage, die hier vorliegt, wird in dieser Version nicht ausgeliefert. Die Farben wirkten der Band zu dunkel und werden auf dem Original-Artwork heller ausgebessert und dann so in die Regale gestellt. Als Gastsänger bei zwei Songs und Texter bei einem Lied hilft Cezar von Christ Agony aus. Das macht Sinn, die Musik beider Bands ist durchaus ähnlich und auch von ernst wirkendem Okkultismus geprägt. Tourneen mit Behemoth sind soeben Geschichte, neue Auftritte mit unter anderem Dismember, Samael und Overkill stehen an. Da Devilish Impressions auch bei ruhigen Instrumentalpassagen eine verdammt gute Figur machen („There Is No God Or Satan“ – steht auf dem Cover, aber seitenverkehrt), darf man ruhig sowohl auf die Tournee als auch auf ihr ebenfalls in Kürze erscheinendes, ruhigeres Asgaard-Material gespannt sein. (db) Dies Ater – „Odium’s Spring“ (Twilight Records) – [7] Herzlich willkommen bei Dies Ater. Blackmetal-Gruppe aus Deutschland, mit welcher ich mich aber nie groß beschäftigte. Zu „Odium’s Spring“ kann soviel gesagt werden, dass man eine relativ interessante Mischung aus Gebolze und Rhythmen erzeugt, wobei das Gebolze auch ein bisschen nerven kann. Allerdings sind die anderen Teile dafür recht angenehm. Man drückt auf das Gaspedal, erzeugt Rhythmus und die Doublebass weiß das Ganze zu komplementieren. Positiv ist hierbei wirklich, dass man nicht nur eine Geschwindigkeit komplett durchfährt. Dadurch erzeugen Dies Ater eine recht angenehme Abwechslung in ihren Liedern. Und man hat keine Angst vor einer guten Produktion, was meine Ohren sehr wohlwollend aufnehmen. Der Hass dieser Gruppe scheint doch schon etwas zurückgegangen zu sein. (ts) Disarray – „Edge Of My Demise“ (V.O.I.D. Records) – [4] „Edge Of My Demise“, das neue Werk der Jungs aus Tennessee, ist kein wirklicher Bringer. Nachdem ich die ersten drei Lieder durchgehört habe, merke ich, dass die Abwechslung zumindest bei diesen Liedern mehr als gering ist. Was den Rhythmus angeht, bessert es sich in den darauf folgenden Liedern etwas, aber auch das macht nicht viel wett. Das Klanggewand nervt nach recht kurzer Zeit und wirkt alles andere als innovativ. Zusätzlich kriegen die Jungs es nicht einmal hin, auch nur ein wirklich gutes Lied zu schreiben. Die Emotionen fehlen mir hier eindeutig und außerdem knattert das Ganze eher langatmig vorwärts. Man fragt sich, wann die Lieder endlich vorbei sind. Um die Lieder aufzulockern, baut man dann auch noch ein Solo ein, was aber wirklich nichts bringt. Mitreißen können mich die Jungs aus Tennessee wirklich nicht. Prädikat: „langweilig“. (ts) Divine Heresy – „Bleed The Fifth“ (Roadrunner/Edel) – [8,5] Zu Beginn ehrlicherweise gleich zwei Dinge: Natürlich ist diese feine CD schon August 2007 erschienen. Und mir persönlich gefällt das andere, neu-alte Dino Cazares-Projekt Asesino („Cristo Satanico“) noch einen Tick besser als dieses ebenfalls geile Gerät hier. Das Interessante an dieser relativ späten CD-Besprechung ist der Fakt, dass wir euch gleich die Neuigkeit mitverkünden können, dass Sänger Tommy Vent (oder auch Cummings) im April 08 wegen angeblich unprofessioneller Attitüde von Bandinitiator Dino gefeuert wurde. Live wird er gegenwärtig von Jake Veredika ersetzt, Weiteres ist gegenwärtig noch offen. Und natürlich klingt die Musik von Divine Heresy über weite Strecken wie Dinos ehemalige Band Fear Factory. Das Drumming ist abartig klasse, Tim Yeung (Ex-Vital Remains, Ex-Hate Eternal…) kann’s halt! Der Gesang wechselt wie bei der Angstfabrik von heftig bis gefühlvoll. Und der passt

jeweils zu den mannigfaltigen Stimmungen perfekt. Man kommt sich wie auf einem Schleudersitz vor, wenn beim hitverdächtigen Track „Rise Of The Scorned“ das Geknüppel mit gefühlvollen Abschnitten wechselt. Der kräftige Gitarrist scheint auch weiter an seiner Performance gearbeitet zu haben – akustische Gitarren wie zu Beginn dieses Songs waren bisher eher selten. Derlei Hits gibt es dann natürlich noch mehr. Um es so auszudrücken – Divine Heresy schaffen es oft, an das bisher genialste Fear Factory-Werk „Demanfacture“ zu erinnern. Um dieses monumental-wichtige Werk auszuhebeln, fehlt der Überraschungsfaktor. Dennoch ist diese klasse Scheibe gleich mehrfach besser als das in der Form hoffentlich letzte Werk von Fear Factory namens „Transgression“. (db) Dominici – „O 3 A Trilogy – Part 3“ (Inside Out/SPV) – [6] Der Sänger des für mich bisher unerreichten Dream Theater-Debüts „When Dream And Day Unite“ Charlie Dominici meldet sich hier mit dem letzten Teil seiner Trilogie zurück. Wir erinnern uns: Nach dem Rausschmiss beim Traumtheater zog sich der Sänger erstmal vom Rockbiz zurück. Erst 2005 hatte er wieder Bock darauf, mit neuer Mannschaft Musik zu machen. Ich kenne die ersten beiden Teile der Trilogie leider nicht. Hier auf dem letzten Teil wird er wieder von der kompletten italienischen Band Solid Vision unterstützt. Und großteils bietet der Namensgeber mit seinen Mitstreitern hier überwiegend Metal, der zwar melodisch ist, aber eigentlich nicht (wie vielleicht erwartet) arg progressiv klingt. Die totalen Progressive-Fans werden eigentlich nur beim letzten Track des Albums „Genesis“ mit über 10 Minuten auf reichlich aufgefahrenes, vertracktes Material stoßen. Ansonsten überwiegt anspruchsvoller, leidenschaftlicher Heavy Metal, der natürlich von der starken Gesangleistung von Charlie getragen wird. In der Form dargeboten, versteht man wirklich, warum der Sänger noch einmal Blut geleckt hat, mit den geeigneten Musikern Musik zu machen. Wirkt glaubwürdig. (db) Draconian – „Turning Season Within“ (Napalm) – [7] Wieder einmal steht eine schwedische Gothic Doom Metal-Combo mit ihrem neuen Album am Start und wartet nur darauf, die Welt in ihre düsteren, depressiven Arme schließen zu können. Dieses gelingt der Gruppe auch wirklich gut. Nach drei vorherigen Alben, von denen ich bisher keins hören durfte, wirkt dieses wirklich sehr gelungen. Kreischgesang bzw. tiefer Gesang eines Mannes mischt sich mit einer angenehmen Frauenstimme, wobei sich beide gegenseitig ergänzen und damit eine düstere Atmosphäre schaffen, was von den Instrumenten komplementiert wird. Das mittelmäßige Tempo der Lieder bringt eine interessante Mischung zwischen schleppendem Groove und gleichzeitig aufheizenden Aggressionen mit sich. Was Ausstrahlung angeht, kann man sich bei dieser Scheibe wirklich nicht beklagen, der Höreindruck ist durchwegs sehr angenehm. Die Gruppe versteht ihr Handwerk eindeutig. (ts) Echosilence – „Distorted Horizon“ (Nailboard) – [-] Wieso diese bereits 2005 aufgenommene Mini-CD erst jetzt in die Redaktion zur Besprechung gelangt, ist mir ein Rätsel. Ich vermute, dass das Label einfach mal ein paar CDs zur Besprechung vorbeigeschickt hat. Nun, immerhin ist es außer bis dato zwei zuvor erschienenen Demos immer noch die erste offizielle Veröffentlichung dieser Band aus Estland. Die Musik wechselt eigentlich auf allen vier Songs immer zwischen ruhigen Passagen, in denen immer der Gesang der Sängerin nur mit Bass und Schlagzeug begleitet wird, mit etwas geringfügigeren aggressiveren Passagen mit E-Gitarren. Dass drei Mitglieder von Echosilence vorher in der Death Metal-Band Decease gelärmt haben, merkt man dabei zu keiner Sekunde. Gegen die Scheibe wirkt ein rosa gefärbtes Wattebällchen noch wie ein aggressives Monster aus diversen blutrünstigen Horrorfilmen mit P 18-Freigabe. Auf der bandeigenen Website firmiert man unter Progressive Metal/ Modern Rock. Lassen wir hierbei unbedingt das Wort Metal weg und es passt. Könnte also Rockfans gefallen, Metalfans aller Couleur sollten lieber den Bandnamen sofort wieder vergessen. (db) Ecliptica – „Impetus“ (Rebeat) – [7] Österreich ist ein kleines Land, folglich haben es bisher auch nur wenige Bands bisher geschafft, über die Grenzen hinaus bekannt zu werden. Meistens spielt sich hier viel im Underground ab, wo mittelmäßige Bands um die Vorherrschaft spielen. Oft mangelt es dann am spielerischen und unausgereiften technischen Können, was aber niemand einfach so zugeben würde. Weil in Wirklichkeit sind ja alle Meister ihres Fachs. Um Österreicher handelt es sich auch bei Ecliptica, die mit „Impetus“ dem heimischen Markt beweisen wollen, dass mehr als nur Kaninchen unter ihrem Hut stecken. Gleich zu Beginn wird mir gewahr, dass dem Sound der nötige Druck fehlt. Aber darüber kann man hinwegsehen, denn nicht jeder kann sich eine gute Produktion leisten. Musikalisch haben wir es mit Heavy Metal zu tun, der hauptsächlich von einer männlichen Stimme unterstützt wird. Ab und zu traut sich auch Elisabeth Fangmeyer ans Mikro, um mit ihrem zarten Stimmchen Kollegen Thomas Tieber zu begleiten. Auf der Platte befinden sich zehn Songs, die verspielt und verträumt wirken, gelegentlich kommt ein Klavier zum Einsatz. Es klingt nett, ordentlich und auch bemüht, dennoch fehlt mir hier der Biss. (iw) Edenbridge – „MyEarthDream“

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(Napalm) – [7] Das Label-Prädikat „Symphonic Metal“ passt. Und zwar genau in der Einheit der beiden Begriffe liegt die momentane Stärke der Band: fetter Bombast mit ebenso griffigen, fetten Riffs. Live dürfte das auch klappen. Bandkopf Arne „Lanvall“ Stockhammer hat sich für die Livesituation Unterstützung von Gitarrist Dominik Sebastian (Third Moon) geholt. Die Arrangements dürften auch ein Orchester fordern. Das tschechische Filmorchester (bestimmt preiswerter als eines im eigenen Lande?) steckt aber derlei Aufgaben locker weg. Auf der Website der Band geht es bereits heiß her, wie das Album ankommt, wie fein das Cover geworden ist (ungerechtfertigte Vergleiche mit einer Vorzeigeband aus Finnland werden laut) und so weiter… Begrüßenswert ist also der höhere Anteil an Metal, richtig hart rocken will das Album aber trotzdem noch nicht. Ansätze, die dafür da sind, werden von der üblichen glattpolierten Produktion von Mika Jussila/Finnvox-Studios weggebügelt. Audio-Fans wissen’s schon lange: jede Menge Mitten, genügend Höhen, aber fast keine Bässe. Keine Bässe – kein Biss! Sabine Edelsbacher führt natürlich den geneigten Hörer gewohnt stimmgewaltig durch die 10 Tracks. Wer die limitierte Version als Digipack kauft, bekommt auch nicht mehr Gesang geboten – das anders arrangierte Titellied gibt es als „Suite“ für Gitarre und Orchester als Instrumentalversion. Eine hörenswerte Scheibe; es gab schon Zeiten mit weniger Metallanteil bei den Oberösterreichern. (db) Electric Eel Shock – „Transworld Ultra Rock“ (Double Peace Records) – [1] Einige Bands aus Japan finde ich absolut kultig und verehrenswert: die filigrane orchestrale Black Metal-Kunst von Tyrant, die Asi-Rokkrotz-Attitüde von Barbatos, Sabbat immer und sowieso oder auch die genialen Sigh beispielsweise. Das Nippon-Trio hier gehört aber nicht dazu. Hier wird einem eine lieblose, leicht bluesbeeinflusste Jamsession andreht, für die sich 70er/80er-Jahre-Bands wie Led Zeppelin, Tygers Of Pan Tang, Jimi Hendrix und ähnliche Rockpioniere lachend oder wahlweise angewidert im Grabe umdrehen würden. Retrorock mag ja prima sein, dann sollte die Band, die diesen Stil favorisiert, aber wenigstens gut klauen oder noch besser ein paar eigene, gute Ideen haben. Davon ist hier nix, aber auch gar nix zu spüren. Ärgerlich! Lasst euch keinen Mist als Kult andrehen. Das hier ist nix, nada (vorsichtig ausgedrückt!). Da hilft auch die altbackene Produktion von Produzent Attie Bauw nichts, der schon mit Größen wie Judas Priest zusammengearbeitet hat. Auch das abschließende Duett in „Lovin’ You“ mit Jolien Grunberg rettet nichts mehr, sondern macht dieses lieblose Dilemma nur noch schlimmer… (db) Elffor – „Son Of The Shades“ (Northern Silence Productions) – [7,5] Ellfor, so heißt das Soloprojekt des Keyboarders Eöl von Numen und Suffering Down. „Sun Of The Shades“ bietet ganze 60 Minuten lang düsteren und sehr atmosphärischen Medieval, Black, Ambient, welcher an die alten Tage von Mortiis und Vengonia errinnert, die derzeit auch solche Ambient-Musik machten. Beim Anhören wird man regelrecht in die mittelalterlichen Sphären der Zeit versetzt und man wacht irgendwo in einer Burg- und Ruinen-Landschaft wieder auf. Die Keyboards gleichen schon fast einem Soundtrackalbum zu einem alten Ritterfilm. Wer sich also gerne auf nächtliche und einsame Spaziergänge begibt und dazu die nötige Begleitmusik hören will, dem sei dieses Album sehr zu empfehlen, manchmal zwar etwas eingängig, aber dennoch sehr atmosphärisch. (mrl) Eluveitie – „Slania“ (Nuclear Blast/Warner) – [9] Mittlerweile ist mehr als ein Jahr ins Land gezogen und ich kann mich noch gut an die erste Platte von Eluveitie erinnern. Schon damals hatte sich die Band in meine Gehörwindungen geschlichen und wusste gute Stimmung mit ihren Folklore-Liedern zu verbreiten. Nun liegt „Slania“ vor mir und ich muss gestehen, dass ein Grinsen mein Gesicht ziert. Eluveitie haben mich nicht enttäuscht, sondern noch eins draufgelegt. Abwechslungsreiche Lieder, die mit viel Atmosphäre spielen und den Hörer in andere Zeiten versetzen. Trotz der ruhigeren Momente, die sich immer wieder auf der Scheibe finden lassen, geht die nötige Härte nicht verloren. Gut abgestimmt ist auch der Wechsel zwischen klarem Gesang und den raueren Gesangspassagen, die sich im fliegenden Wechsel die Klinke in die Hand drücken. Nur schwer lässt sich ein einzelner Hit auf der Platte ausmachen, denn selbst der ungeübte Hörer wird bald feststellen, dass jeder einzelne Song seinen eigenen Reiz besitzt. (iw) Empty – „The Last Breath Of Thy Mortal Despair“ (De Tenebrarum Principio/Twilight) – [6] Auf dem duster-grün wirkenden Cover sind diverse Grabsteine und eine Kirche zu sehen. Passend dazu ist auch der stimmungsvolle, betont originell wirken wollende Black Metal. Die Musik bricht oft stark eruptiv aus, Hochgeschwindigkeitsattacken sind überwiegend. Aber auch atmosphärische Parts gibt es oft und die Wechsel zwischen den Prügelparts erfolgen meist ohne erkennbaren Zusammenhang. Aber unkonventioneller und rebellischer Black Metal hält sich natürlich mitnichten an irgendwelche hergebrachten Strophe-RefrainSolo-Refrain-Strukturen. Und das ist gut so. Durch dieses Spiel mit den Tempi und den Atmosphären schafft es diese CD, bis zum Ende hin interessant zu bleiben. Noch kein Überwerk, aber avantgardistische Schwarzkunst. Der Wahnsinn ist nah… Die CD an sich ist nun so neu auch nicht mehr. 2005 hat die Band den Silberling schon einmal

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selbst herausgebracht. Nun, 3 Jahre später soll nun ein Label den „letzten Atem“ neu beleben. Die vier Spanier haben bereits 2002 ihr Debütalbum herausgebracht. Wenn der Dreijahresrhythmus der Veröffentlichungen beibehalten wird, dürfte bald ein wirklich neues Werk das Presswerk verlassen?! (db) Endstille – „Endstilles Reich“ (Regain/NSM) – [4] Düstere Tore öffnen sich für mich und ich durchschreite sie in gespannter Erwartung, was mich in „Endstilles Reich“ wohl erwarten wird. Ziemlich schnell wird klar, dass hier nicht gespaßt wird. Sofort wird mit Geschwindigkeit auf mich eingeprügelt und man versucht meine Ohren mittels Geschrei zum Platzen zu bringen. Na viel Erfolg bei diesem Unterfangen. „Endstilles Reich“ bietet, wie man es von Endstille sowie vom restlichen Black Metal gewohnt ist, ein monotones, aggressives und schnelles Klangwerk. Was auch kaum spannend ist. Die Herren kloppen munter auf ihren Instrumenten rum und keine Sorge – Abwechslung kommt kaum auf. Aller Hass wird hier wunderbar vermittelt, da nach den ersten beiden Liedern die Scheibe echt mehr nervt als alles andere. Bemerkenswert hierbei, dass man innerhalb der Lieder auch kaum spannende Stellen findet. Die Monotonie und Langeweile durchzieht das ganze Lied. Die Black Metal-Fans, die auf diese Art Metal stehen, monoton, langweilig und garantiert nicht chartfähig, können wohl reinhören. Wer Abwechslung mag, sollte hiervon die Finger lassen. (ts) Epping Forest – „Everblasting Struggle“ (Unexploded Records) – [9,5] Eine faustdicke, positive Überraschung ist dieses abartig geile Debüt der Portugiesen von Epping Forest. Dabei handelt es sich nicht um völlig neue, blutjunge Talente, sondern um Musiker, die bereits bei Morbius, Psychotek Trauma, Corpus Christii, Dark Mass und Ordo Draconis gespielt haben. Und das auch teilweise noch bei den genannten Bands tun. Man ist schier sprachlos entzückt, wenn sich das erlesene Geknüppel mit einer majestätischen Pracht ohnegleichen zum bösartigen, abgefeimten und gleichzeitig sinister-schönen Rendezvous trifft. Die Musiker sind unglaublich fit an ihren Instrumenten und haben 10 Attacken an kongenialen, hyperschnellen und trotzdem vor wunderbaren Melodien strotzende Hymnen geschaffen, dass eigentlich kaum noch Steigerungsformen dafür denkbar sind. Die stimmige Mischung aus Death- und Black Metal übertrifft zum Beispiel in ihrer Rasanz, dem hohen Tempo und dem Abwechslungsreichtum die auch nicht schlechten letzten Veröffentlichungen von Dimmu Borgir und selbst Naglfar gleich um mehrere Längen. Wem zum Beispiel beim Song „March Of The Deceased“ mit dem langen orchestralen Mittelteil keine Gänsehaut über den Rücken kriecht, ist entweder völlig abgestumpft (und wahrscheinlich auch taub), kein Extremmusikfan oder im falschen Film! Sänger Azrael kreischt und growlt mit einer Intensität, die einzigartig ist. In einem Land, in dem temperamentsmäßig seit vielen Jahren der traurige Fado zu Hause ist, erscheint diese leidenschaftliche Darbietung zwar nicht überraschend (siehe die ebenfalls genialen Scheiben von Corpus Christii, das TidfallDebüt usw.), trifft einen aber dennoch einigermaßen unerwartet. Den Drummer Menthor wie im Infoschreiben des Labels nur als einen der begabtesten und schnellsten Drummer Portugals mit krassem Understatement zu bezeichnen, ist eigentlich schon Majestätsbeleidigung. Für den Burschen reicht der Begriff Blastbeat definitiv nicht mehr aus. Für diese Schlagzeugarbeit bitte ich hiermit alle Leser und Kollegen um einen neuen Begriff, mir fällt schlicht keiner ein! Dazu verflechten die Jungs noch Einflüsse aus allen möglichen und originellen, dunklen Spielarten der letzten Jahre (beispielsweise aus Norwegen, den seltsam typischen griechischen Black Metal-Stil der frühen 90er und sogar aus der ägyptischen Mythologie), dass es unfassbar scheint, wie einfach man dies alles verbinden kann. Wer meint, im Black Metal gibt es nichts mehr Neues, wird spätestens nach Hören dieser CD eines Besseren belehrt. Ein innovatives Meisterwerk! Die Höchstnote spare ich mir für die nächste Scheibe dieser Megatalente auf, weil ich (Knauser) denke und ahne, dass da noch ein ganz, ganz klein wenig mehr geht. Over The Top! (db) Facebreaker – „Dead, Rotten And Hungry“ (Pulverised Records) – [7] Ja, hier wird zwischendurch wieder einmal angenehmer Death Metal geboten. Zwar klingt der Herr Karlsson manchmal mehr nach Schwein als nach Mensch, aber genau das ist es ja, was man an dieser Musik durchaus zu schätzen weiß. Man verzichtet großteils auf extreme Geschwindigkeit und widmet sich mehr groovigem Riffing, was noch von ordentlicher Double Bass untermalt wird. Sehr schönes Aufgebot an Liedern, damit man den Nacken ordentlich strapazieren kann. „Dead, Rotten And Hungry“ ist wirklich eine gute Death Metal-Scheibe, die man sich als Freund besagter Musikgruppe durchaus einmal anhören kann. Romantische Abende zu zweit werden übrigens noch vom dem wundervollen Coverartwork unterstrichen. Prädikat: „hörenswert“. (ts) Fight - „War Of Words – The Film“ (DVD) (Metal God Entertainment) – [-] Nachdem die Oberpriester nicht mit Rob Halfords Plänen einverstanden waren, ein Soloprojekt durchzuziehen, blieb als logische Konsequenz nach der umjubelten Judas Priest-CD „Painkiller“ nur die Flucht nach vorn. Neueren Klängen gegenüber aufgeschlossen (hauptsächlich natür-

lich Pantera) nahm Rob Halford zusammen mit jungen, hungrigen Musikern und dem Judas Priest-Drummer Scott Travis in Phoenix die ersten Demos für seine musikalisch neue Vision auf. Die Band nannte er passend Fight. Quasi die Werkschau dieser Zeit liegt uns hier als DVD vor. Über die dazugehörige „neu“ abgemixte CD spannen wir lachenderweise hier das Mäntelchen des Schweigens. Soll heißen, alle Songs des Debütalbums sind enthalten, klingt im direkten Vergleich eigentlich gleich. Zur DVD gehören kurze, ziemlich lieblose Interviewsequenzen. Die werden ohne die dazugehörige Fragestellung einfach eingeblendet, teilweise sogar als Telefonmitschnitt. Man spricht kurz über die Vorlieben für Tattoos, der Proberaum der Band ist genauso klein und versifft wie bei anderen kleinen Bands, Rob gibt eine kleine Pressekonferenz vor komplett aufgebauter Bühne etc. Die Livemitschnitte aus den USA, Frankreich und Deutschland zeigen, dass die Songs live funktionieren und das Publikum die Band zweifellos angenommen hatte. Da hatte Rob Halford als Alleinkomponist des Debüts wohl alles richtig gemacht. Bezeichnenderweise gibt es nur einen Song, der nicht auf dem Erstling enthalten ist („Light Comes Out Of Black“, ein noch älterer Demosong). Vom 2. Album „A Small Deadly Space“ gibt es auf dieser DVD keine Lieder. Und das ist auch besser so, war das zweite Album im direkten Vergleich zum Debüt dann nur noch ein Rohrkrepierer. Der Aufwand der mitgefilmten Shows hält sich in puncto Kameraanzahl und -einstellungen eher in Grenzen. Recht interessant finde ich von den drei zusätzlich enthaltenen Videos besonders „Little Crazy“. In der Bonussektion der DVD gibt’s dann noch vier mitgeschnittene Stücke vom Auftritt im MTV-Studio in New York. (db) Firewind – „The Premonition“ (Century Media/EMI) – [9] Jetzt im Frühling befinden sich Firewind mit Kamelot und Forever Slave auf großer Europatournee. Da werden sich die Musiker von Kamelot nach ihrer belanglosen letzten Scheibe warm anziehen müssen, um nicht Abend für Abend an die Wand gespielt zu werden! Die Griechen boten auf ihren vorhergehenden Alben bereits auch schon Melodic-Kraftfutter vom Feinsten. Aber mit dem Rückzug aus dem Gastland Schweden in die wärmere Heimat, den passenden Musikern und der Konzentration auf die Stärken des Quintetts wird hier abermals alles noch einen Tick besser. Das Songwriting ist abwechslungsreich wie nie zuvor, die Tempiwechsel, progressive Einschübe, Hits en masse („Head Up High“/„Mercenary Man“ im Doppelpack) garantieren ein explosives, musikalisch bestens abgestimmtes Feuerwerk. Die Erwähnung des instrumentalen Könnens von Gus G. & Co. nur am Rande. Das weiter auszuführen, hieße Eulen nach Athen zu tragen… Eigentlich sind Firewind im Bereich des melodischen Heavy Metals momentan der Chef im Ring. Auch Ausnahmesänger Apollo Papathanasio (Ex-Time Requiem, -Majestic, -Meduza & -Evil Masquerade) scheint hier in der Band zu singen, die wunderbar zu seiner wandelbaren, volltönenden Stimme passt. Die Jungs geben auf „The Premonition“ ALLES und haben ALLES richtig gemacht. (db) Flesh – „Worship The Soul Of Disgust“ (Pulverised) – [9] Für die, die es nicht wissen: Flesh ist das Projekt von Pete Flesh, welcher auch besser unter dem Namen Peter Karlsson bekannt ist. Mann kennt ihn durch Bands wie Maze Of Torment, Deceiver und Thrown. „Worship The Soul Of Disgust“ ist nun mittlerweile die dritte Scheibe und weiß mit old schooligem Death Metal zu überzeugen. Also ein wahrer Hörgenuss für Freunde dieses Stils. Um sich kurz zu fassen, findet man also keine neuen Erfindungen auf dieser Scheibe, sondern regelrecht eine Weiterführung, die diesen Stil aufrecht hält. Die Songs sind allesamt gut aufeinander abgestimmt und gehen gut ins Ohr. Songs wie „Night If The Funeral Bells“ und „Sluts And Whore“ sind besonders gut gelungen. Tolles Scheibchen. (mrl) Frankenbok – „Murder Of Songs“ (Prime Cuts Music) – [6] Eine Mischung aus Speed, Thrash und Melancholy Metal wird mir hier mit Frankenbok präsentiert bzw. soll präsentiert werden. Wirklich viel atemberaubende Geschwindigkeit findet man auf dem Album allerdings nicht. Ich weiß auch gar nicht, warum man den Begriff Metal soweit heraushebt. Das Album klingt stellenweise sehr rockig, was wohl zur Abwechslung beitragen soll, aber ich muss zugeben, dass auch, wenn sich die Gruppe Mühe gibt, das nur mäßig gelingt. Zwar hat jedes Lied so seine schönen Teile, aber nach relativ kurzer Zeit ist für mich dieses Hörerlebnis eher langweilig als spannend. Auch wenn man ein breites Liedaufgebot bietet. Man wechselt zum Beispiel zwischen Schreigesang und normalem, halbwegs harmonischem Gesang. Was besonders nervig erscheint, sind einmal mehr die in die Lieder eingebauten Soli, mein Eindruck, dass nur wenige Gruppen in der Lage sind, diese angenehm in Lieder einzubauen, bestätigt sich hier einmal wieder. (ts) God Of Rotors – „The Grand Codex: Masonus“ (Lights Parade Productions) – [8,5] Treibender und grooviger Death Metal à la Six Feet Under mit leichten Napalm Death- oder Brutal Truth-Tendenzen? Noch dazu eine fast unentdeckte Underground-Perle aus Griechenland? Zuviel der Anforderungen oder doch Realität? Klingt zwar alles irgendwie schräg, aber es funktioniert einwandfrei, denn vor gut einem Jahr wurden God Of Rotors gegründet, welche alle diese Anforderungen und noch viele mehr mit Leichtigkeit erfüllen! Schon beim ersten Song „The Codex: Caine“ muss man unweigerlich an Six Feet Under


denken, denn sowohl die brachiale Stimme als auch das markante Riffing erinnern mehr als nur einmal an die alternden Ami-Deather. Im Prinzip regieren die selben Zutaten, nur klingt das Ganze bei God Of Rotors etwas frischer und präziser! Doch was macht den kleinen, aber feinen Unterschied aus? Ganz klar das abwechslungsreiche Drumming und die ideenreicheren Songstrukturen auf Seiten der Griechen! Nichts gegen Barnes und Konsorten, aber God Of Rotors strotzen dank ihrer Unbekümmertheit nur so vor Energie, und überhaupt blickt man hier einfach technisch versierter oder anspruchsvoller über den Tellerrand! Denn auf den drei weiteren Tracks auf „The Grand Codex: Masonus“ gesellen sich zum üppigen Groove auch noch einige schräge Grind-Anleihen, atmosphärische Keyboardkollagen, hypnotische Sprechgesangspassagen und Ausschnitte aus diversen Filmsequenzen! Hier wurde ganze Arbeit geleistet, alles ergibt Sinn! Vom aufwändigen lyrischen Konzept und der genialen Idee hinter dem Cover ganz zu schweigen! Wer auf treibenden Death Metal steht und auch mal wieder etwas frisches Blut im CD-Schacht benötigt, der kann bei God Of Rotors definitiv nichts falsch machen! Hier bekommt man noch ehrliche Brutalität und durchdachte Konzepte für sein schwerverdientes Geld! (tos) GodhateCode – „Aeons“ (Maintain) – [6,5] GodhateCode mit Mitgliedern von Coercion, Third Moon, Avulsed und In Slumber spielen abwechslungsreichen Death Metal, der in erster Linie die Old-School-Fans hervorlocken dürfte. Das wichtigste Merkmal dieser All-Star-Truppe ist wohl die Geschwindigkeit, die selten gezügelt wird. Der Gaul geht permanent mit den Jungs durch und auf Dauer muss einfach etwas mehr Abwechslung vorhanden sein, um sich wirklich an den Songs erfreuen zu können. Keine Bange, „Aeons“ ist ein wirklich gutes Album, doch es fehlt das gewisse Etwas, das das vorhandene Material zu etwas Besonderem machen würde. Vielleicht reicht schon das eine oder andere zusätzliche Break oder eben an manchen Stellen reduzierte Tempi, um wirklich originell zu wirken. „Aeons“ bleibt derzeit zwar über dem Durchschnitt, auf Dauer müssen sich die Jungs aber etwas mehr einfallen lassen, um die Meute begeistern zu können. Als Debüt ist GodhateCode ein guter Treffer gelungen, jetzt gilt es, konsequent weiterzuarbeiten und vorhandene Löcher zu stopfen, um mit dem nächsten Album einen Schritt weiter zu kommen. (iw) Goresoerd – „Goremarket Mid-Prices“ (Nailboard) – [6] Großartig, eine Platte, auf der kein Lied eine Länge von über 2 Minuten und 10 Sekunden aufweist. Zumindest muss man hier nicht besorgt sein, dass die Langatmigkeit von Liedern einen schier zu erschlagen droht. Manche Liednamen treiben einem auch wirklich ein Grinsen auf die Lippen, aber soviel dazu. Goresoerd überzeugen mich aber nur mit einem Lied so richtig. Das rhythmische „Have a nice fukking day“ ist schon sehr gut anzuhören und geht verdammt nochmal ins Ohr. Was sich noch in ähnlicher Sparte befindet, aber nicht heranreicht, ist das Lied Nr. 7, „Ghosts from the toilet“, was für ein großartiger Name. Damit hat die Angabe wirklich angenehmer Lieder ein Ende und zwei von 17 Liedern bringen die Scheibe nicht in den Bereich einer hohen Wertung. Sonst finde ich das Klangbild eher nichtssagend bzw. nervig. Gerade die Lieder, in denen geprügelt wird, hätten sie weglassen können. Es wirkt monoton und langweilig, hier muss ich der Gruppe aber echt danken, dass sie nur solch kurze Lieder haben, dadurch wird das Ganze nicht zu dramatisch und man möchte sich nicht aus dem nächsten Fenster stürzen. Interessant hierbei ist die Mischung zwischen nervigen und lustigen Nummern. Gerade „Give me some shit“ ist so aufgebaut, dass ich es einfach nur lustig finde. Vermutlich wurde genau dieses beabsichtigt. Trotzdem sorgen diese Lieder nicht dafür, dass die sonst auftretende, monotone Stimmung die Platte eher runterreißt. Man hätte sich auf den lustigen/rockigen Teil fixieren sollen, dann wäre das sicherlich eine durchweg angenehme Scheibe geworden. (ts) Grantig – „So Muss Es Sein“ (Drakkar) – [6,5] Die deutsche Newcomer-Band machen Midtempo-Thrash. Das wäre schon fast alles, was es musikalisch zu der Münchner Band zu berichten gäbe. Aus der Rolle fällt nur die Abschluss-Ballade „Immer Wieder“. Ansonsten ist die Musik gut gemacht, bestens produziert; aber definitiv nichts Neues oder Originelles. Alle Texte sind in der deutschen Sprache verfasst. Das animiert natürlich des Öfteren zum Zuhören. Nicht übel, was dabei herausgekommen ist. Die Jungs gehen unverkrampft mit der Heimatsprache um und verlieren sich nicht in intellektuellem Geschwätz. Eher sind die Texte korrekte Beobachtungen des Alltags. Bei einem Durchschnittalter von rund 20 Jahren präsentiert sich die Band positiv ungekünstelt. Man hat den Eindruck, dass Grantig ihren eigenen Stil schon gefunden haben. Eventuell noch etwas mehr Abwechslung in den Kompositionen und wir haben eine neue deutschsprachige Hoffnung im Bereich „Neue Deutsche Härte“ mehr. (db) Hackneyed – „Death Prevails“ (Nuclear Blast/Warner) – [8,5] Wer hatte damals nicht den Traum in seinen zarten pubertären Jahren, von der Musikindustrie entdeckt zu werden und einen Plattenvertrag zu ergattern? Hackneyed, noch ziemlich grün hinter den Ohren, konnten überzeugen und liefern hier ein Death Metal-Werk ab, von dem manche anderen Genre-Kollegen nur so träumen. Kennt man das Alter der Bübchen nicht, würde man durchaus alte Hasen hinter

den Instrumenten vermuten, dass dem aber nicht so ist, verrät ein Blick auf deren Homepage. Entgegen dem Alter der Jungs vernimmt man Death Metal ureigen und ohne viel Schnickschnack. Für Puristen ein Grund zur Freude, wer es gern ausschweifender hat, der ist mit „Death Prevails“ auf der falschen Spur. Viel Härte und Abwechslung gepaart mit einem Grunzen, dass der Boden erzittert, offenbaren sich dem Hörer schon nach wenigen Sekunden. So muss es sein, denkt sich die Zunft. (iw) Häive – „Mieli Maassa“ (Northern Silence Productions) – [7] Wistful Finnish Heathen Metal. So, so, da überkommt mich eine wirklich sehr große Erwartung gegenüber dem, was da nun vor mir liegt. Denn auch diese Bezeichnung gehört zu denen, die ich in meinem bisherigen Leben, welches sich mit der Metalszene beschäftige, nicht zu hören bekommen habe. Man fragt sich hierbei, ob es die Marketingabteilungen sind, die auf diese Bezeichnungen kommen, oder ob die Musiker sich diesen Kram selbst ausdenken. Wäre ja auch zu einfach, wenn man die Musik irgendwie einordnen könnte. Vermutlich ein Ausdruck übereifriger Individualität. Was den Hörer hier erwartet, würde ich einfach als sehr ruhigen und atmosphärischen Black Metal bezeichnen. Klanggewand und Gesangsstil erinnern mich zumindest sehr stark daran. Mit der Geschwindigkeit bewegt sich unser, welch Überraschung, Ein-Mann-Projekt durchgängig im mittleren bis langsamen Bereich, was vermutlich daran liegen mag, dass zu viele Instrumente zu schnell eingespielt nicht immer zu positiven Reaktionen führen. Jedenfalls kann hier eindeutig von sehr atmosphärischer Musik gesprochen werden, welche schön anzuhören ist. Ruhiger, rauer Black Metal, ohne dabei übertrieben monoton zu sein. (ts) Headhunter – „Parasite Of Society“ (AFM/Soulfood) – [7,5] Wow, das Eröffnungs-Titelstück knallt! Schmier ist zurück! Auch hier musiziert er wieder im Trio. Nicht bei Destruction, nee, zusammen mit Gitarrist Schmuddel & Drummer Jörg Michael gibt es also nach langer Pause wieder ein neues Album von Headhunter. In alter Stammbesetzung machen die Kopfgeldjäger erneut keine Gefangenen. Auch „Doomsday For The Prayer“ ist ein schneller Thrash-Song. Viel mehr Gemeinsamkeiten mit Destruction gibt es aber nicht. Der Rest der neuen Kompositionen ist ähnlich wie die anderen drei alten Alben von Headhunter mehr dem heftigen Power Metal mit Grips und Feeling zuzuordnen. Der Spaßfaktor, das gemeinsame Rocken steht mehr im Vordergrund. So sind zwei Coverversionen zu verkraften: „18 & Life“ (Skid Row, richtig klasse) und der Judas Priest-Klassiker „Rapid Fire“. Außerdem noch dabei: „Manamana“ aus der kultigen Sesamstraße (Bonusversion). Das ist aber nicht der einzige eingängige Refrain des Albums, satte Midtempo-Nummern wie „Backs To The Wall“ oder „Payback Time“ bieten noch mehr davon. Coole Riffs/Solos von Schmuddel und Drummer Jörg können das zuletzt völlig schaumgebremste Drumkit (bei Stratovarius; R.I.P.) endlich wieder als solches gebrauchen. Normalerweise bin ich bei dem Wort „Reunion“ schon um die Ecke geflitzt, bevor das Wort ausgesprochen ist. In dem Ausnahmefall komme ich aber doch noch mal um die Ecke zurück. Eine Reunion in der Form macht Sinn! (db) Hellhammer – „Demon Entrails“ (Century Media/EMI) – [-] Es ist nicht ganz einfach, sich diesem alten Kram wieder mal zu nähern. Was Anfang der 80er-Jahre unbedingt Kult und aufregend, wild, rebellisch – kurz anders war, war gleichzeitig auch primitiv und dilettantisch gespielt. Es ging bei den Schweizern sicher mehr um Attitüde, den unbedingten Willen aufzufallen und auch darum, schlicht die Härtesten zu sein. Merkwürdigerweise funktionieren die simplen Riffs („Maniac“ oder etwa „Messiah“) auch heute noch. Das liegt zum einen am seltsam einmaligen Gitarrensound, den Hellhammer damals auffuhren, und zum anderen schlicht an der Brutalität. Legionen von Bands haben sich später diesen Sound zum Vorbild genommen, sich nach Songs dieser Band benannt oder gar Pseudonyme der Songtitel (Maniac, Eurynomos, Reaper usw.) übernommen. Bisher offiziell unveröffentlicht von den drei hier enthaltenen Demos „Triumph Of Death“, „Satanic Rites“ und „Death Fiend“ ist nur das Letztere. Von den beiden erstgenannten existieren durchaus brauchbare (Bootleg-)Untergrundveröffentlichungen. Der krass nasale Gesang und die zur Legende gewordenen „Uuuhs“ von Tom Gabriel Fischer (der sich damals den Namen Satanic Slaughter gab – womit wir wieder bei dem Querverweis mit den übernommenen Bandnamen wären…) waren natürlich schon zum frühen Trademark der Band geworden. Die von den Masterbändern der Band remasterten Songs klingen passabel. Wenn überhaupt heute von einer Vorreiterrolle der Schweizer gesprochen wird, ist unbedingt Hellhammer den später daraus folgenden Celtic Frost vorzuziehen. Allen Sammlern und Nochnicht-Besitzern dieser Aufnahmen sei unbedingt die Vinylversion als 3er-LP ans Herz gelegt. Hier sind die drei Demos in logischer Reihenfolge pro Demo auf jeweils einer LP aufgeteilt (also anders und besser als bei der CD-Version). Dazu punktet 180 g schweres Vinyl und ein richtig großes, interessantes 36-seitiges Booklet. Alle, die noch mehr Fakten erfahren möchten, sollten auf das im Sommer erscheinende große Hellhammer-Buch warten. (db) Helstar – „Sins Of The Past“

(AFM/Soulfood) – [4] Wie der Name es bereits andeutet, handelt es sich bei „Sins Of The Past“ mitnichten um neue Songs des amerikanischen Metal-Quintetts, sondern um Neueinspielungen alter Klassiker. Das neue Album des Fünfers soll erst irgendwann im nächsten Jahr erscheinen. Helstar werden oft als Ausnahmemusiker gepriesen, doch „Sins Of The Past“ (übrigens meine erste Berührung mit diesen 80er-Heroes) spricht eine andere Sprache. Und diese gefällt mir absolut nicht. Als Partymucke oder auf einer feucht-fröhlichen Metal-Fete haben Helstar sicher ihre Berechtigung, doch das Teil klingt so dermaßen angestaubt und uninspiriert, dass ich bereits den zweiten Song fürchte. Egal, was die Jungs hier versuchen, im Jahr 2007 gibt es einige – ach, was rede ich, hunderte! – andere Bands, die ihre Sache bessern machen. Sicher, Helstar waren vor allen anderen da und die Songs hätten mir in den 80ern wahrscheinlich ebenso das Hirn aus dem Schädel geblasen, doch anno 2007 interessiert das wahrscheinlich niemanden mehr. Wer auf intelligente Strukturen, musikalische Perfektion und INNOVATION steht, dem zaubern Helstar lediglich ein Lächeln auf die Lippen. Retro-Mucke, 80er-Flair und „alles war früher besser“-Einstellung schön und gut, doch „Sins From The Past“ ist nicht mehr als ein kurzes Aufflackern dessen, was in den 80ern wahrscheinlich jedem Metaller Freudentränen in die Augen getrieben hat. Die Zeit bleibt eben nicht stehen. Bewundernswert ist die Konsequenz, mit der Helstar ihr Ding durchziehen, aber allemal. (mf) Heralder – „Twilight Kingdom“ (Twilight) – [4] Heutzutage reicht es schon lange nicht mehr aus, sich nur mit einem Sänger bzw. einer Sängerin zu begnügen. Mindestens drei müssen es schon sein, wie im Fall von Heralder, wo ein Mann und zwei Frauen sich auch gleich den Part des Sängers aufteilen. Für was das gut sein soll, ist und bleibt mir ein Rätsel. Jedenfalls kann ich gleich hinzufügen, dass weniger manchmal mehr ist. Auch wenn Folklore momentan im Metal eine übergeordnete Rolle spielt, scheint die Band den Nagel nicht auf den Kopf zu treffen. Schon beim ersten Lied kommt nur Langeweile meinerseits auf. Die Mittelmäßigkeit, mit der die Band ihre Lieder an den Mann oder die Frau bringen möchte, entbehrt jeglicher Kauf- und Konsumlogik. (iw) Hopesfall – „Magnetic North“ (Trustkill Records/SPV) – [6] Eins vornweg: Die CD tendiert eher in Richtung pure Rockmusik als Heavy Metal. Immerhin startet der magnetische Norden beim ersten Lied schon ziemlich heftig, der Kompass schlägt metallisch aus. Danach überwiegen gefühlvolle Rocksongs wie „Cubic Zirkonias Are Forever“ mit schönen Gesangslinien oder „Swamp Kittens“ bis zum Ende des Albums. Sänger Jay Forrest hat eine starke Stimme. Auf voller CD-Länge wird trotz hörbarer Qualität einfach zu wenig Fahrt aufgenommen. Der Eindruck, dass der Silberling zunehmend verflacht und derselbe Song sich immer öfters wiederholt, verstärkt sich. Wo es beispielsweise Linkin Park schaffen, Abwechslung zu bieten, bleibt diese hier weitgehend aus. Das ist einigermaßen verblüffend, denn zwischen diesem und dem letzten Album „A Types“ (2004) liegen 3 Jahre. Vielleicht war das Ergebnis aber auch so gewollt. In dem Fall schlägt der musikalische Kompass dann aber eher nach Süden (nach unten) aus. (db) Horn – „Naturkraft“ (Einheit Produktionen) – [9] Mit dem Album „Naturkraft“ präsentiert uns die Ein-Mann-Band Horn den Nachfolger zu dem 2006 erschienenden „Die Kraft der Szenarien“. Auch mit seinem neuen Silberling beweist uns der aus Ostwestfalen stammende Allrounder Nerrath, dass man durchaus auch alleine eine ausgewogene Mischung naturverbundener Rage und atmosphärischer, emotionaler Melodiemomente auf die Beine stellen kann. „Naturkraft“ bietet neben der schon genannten Mischung schöne, hymnenhafte Passagen, die gut ins Ohr gehen und einen regelrecht zu einem Spaziergang durch den Wald einladen. Die Songs sind durchwegs gut unterteilt und aufeinander angepasst, so dass dieses Album ein wahres Hörvergnügen wird. Wer also das Album „Die Kraft der Szenarien“ schon mal gehört hat, wird von „Naturkraft“ nicht enttäuscht werden. (mrl) IC Rex – „Valonkantajan Alkemia“ (Hammer Of Hate/NSM) – [4,5] Sinfonisch soll es sein, was Meister Artifex IC hier fast im Alleingang auf seiner Bontempi-Heimorgel verzapft hat. Schreibt zumindest das Label im Begleitzettel zur zweiten CD der finnischen Band. Ja, Band ist zumindest soweit in Ordnung, weil ein richtiger Drummer auf dem neuen Album mitmacht (Kobalt – auch bei Baptism). Außerdem mischt auch ein zweiter Gitarrist namens SDS mit. Richtig was Tolles herausgekommen ist dabei nicht. Midtempo- bis schleichender Black Metal mit öfters unpassend wirkenden Keyboardeinschüben sind noch lange keine Sinfonie, Meister IC! Allerdings verfügt Artifex IC, der auch Gitarre, Bass und die erwähnten Keyboards spielt, über ein selten krankes Organ. Das passt genau zu richtigen Black Metal, herrlich abgefeimt und krank. Selbst der äußerst selten vorgetragene Klargesang in der finnischen Landessprache wirkt dabei gut. Das ist aber das einzige wirklich herausstechende Highlight auf einer ansonsten durchschnittlichen Veröffentlichung. (db)

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Ice Ages – „Buried Silence“ (Napalm) – [7] Manchen von den älteren Semestern dürfte der Name Richard Lederer durchaus geläufig sein, beispielsweise durch Summoning oder Die Verbannten Kinder Evas. Herr Lederer, der inzwischen eifrig an seinem dritten Werk seines Soloprojektes Ice Ages gearbeitet hat, offenbart mit dieser Langrille seine düstere und romantische Seite im Bereich des Dark Wave. Viele elektronische Einflüsse, eine verzerrte Stimme und ein Keyboard, das versucht, einen dunklen Klangteppich im Hintergrund zu platzieren. „Buried Silence“ wird eher Leute aus dieser Richtung ansprechen, denn die Nackenmuskulatur wird hier definitiv nicht trainiert. In puncto Abwechslung könnte man durchaus noch ein Schäufelchen drauflegen, denn gerade bei langen Liedern ist dies nie verkehrt. Mit zehn Songs soll der Dark Wave-Freund dazu gebracht werden, sich das Werk zuzulegen. Wirklich falsch kann man beim Kauf der Platte nichts machen, aber einen musikalischen Höhepunkt erlebe ich anders. (iw) Idols Are Dead – „Mean“ (Svarlet Records) – [7,5] Idols Are Dead ist eine weitere Band aus Italien, die sich voll und ganz dem Modern Metal verschrieben hat. Beim ersten Reinhören kann man gleich Einflüsse von Bands wie Bullet For My Valentine und Trivium erkennen. Wobei der Song „Proud To Be Sick“ eher mehr in die thrashige Richtung alter Metallica-Stücke geht, wie man sie von dem Album „Kill Em’ All“ her kennt. Als zusätzliches Schmankerl gibt es dann noch „It’s So Easy“ von Guns N’ Roses. Die Band ist persönlich eher nicht so mein Fall, aber die Scheibe rockt trotzdem, also Leute, die auf Modern Metal stehen, können hier mal Probe hören. (mrl) Impaled Nazarene – „Manifest“ (Osmose/NSM) – [4] Wer kennt sie nicht? Die wegen ihres Images umstrittene Band aus Finnland Impaled Nazarene machen wieder von sich reden. Denn noch war das Jahr 2006 kein gutes Jahr für Mika Lutinnen und seine Jungs. Ausschlaggebend dafür war die aus politischen Gründen gecancelte Tour zu ihrem Vorgänger-Album „Pro Patria Finlandia“. Zwar kehrte man verschuldet nach Hause zurück, doch das brachte die Jungs nicht davon ab, eine Pause zu nehmen. Anstatt sich auszuruhen, nahm man mit dem neuen Silberling „Manifest“ ein neues Werk auf. Doch leider muss ich sagen, dass ich mit den neuen Impaled Nazarene überhaupt nichts anfangen kann, denn ich vermisse die alten Zeiten, als Alben rauskamen wie „Soumi Finland Perkele!“, „Ugra Karma“ und „Nihil“. Wo sind nur diese Zeiten geblieben? Anstatt dessen tobt man sich auf der neuen Scheibe aus wie ein 0815-Punkband, die musikalisch überhaupt nicht mehr an frühere Werke erinnert. Eigentlich sehr schade. Na ja, wer dennoch auf den jetzigen, punkigen Stil von Impaled Nazerene steht, der kann ruhig mal reinhören, aber sie sind nicht mehr das, was sie mal waren. (mrl) In Aeternum – „Curse Of Devastation“ (Pulverized Records) – [7,5] Wer auf einem At The Gates-Tribute-Sampler einen Grotesque-Song covert, muss einfach Old School sein! So geschehen auf dem Sampler „Slaughtered Soul“. Die freche Band namens In Aeternum nahm sich die Freiheit, diesen halbkorrekten Stilbruch zu begehen. Somit sind wir gleich bei der neuen Mini-CD namens „Curse Of Devastation“: Klasse und amtliche Old School-Mucke zwischen Death- und Black Metal. Das Gaspedal treten die Verfechter der Nieten- und Patronengurte weiterhin derbe durch. Auch die gelegentlichen melodischen Einschübe erinnern an frühere Veröffentlichungen der Schweden. So hämmern sich die vier Recken durch drei neue Stücke und durch einen neu eingespielten Song ihres Full-Length-Debüts „Forever Blasphemy“ (1999), „Reaper In Black“. Nachdem die Band durchaus etwas Pech mit vorherigen Labels hatte, bleibt für mich die Frage, warum man bei neuem Label nicht gleich ein komplett neues Album herausgebracht hat. Mit einem wieder einmal gut gelungenen und diabolischen Cover-Artwork von Chris Moyen und dem durch Musik manifestierten Wissen, es hier mit Heavy Metal-Überzeugungstätern zu tun zu haben, wäre das sicher besser gewesen. Aber darauf wartet man natürlich gerne… (db) Inzest – „Grotesque New World“ (Mad Lion) – [8] Inzest sind nach wie vor eine sicher Bank, wenn es um Deathcore der brachialen Schule geht. Wie auch schon auf dem Vorgänger spielen die Tiroler ihre Songs auf höchstem Niveau, können diesmal aufgrund größeren Abwechslungsreichtums noch mehr als zuletzt überzeugen. Den Fuß auch einmal vom Gaspedal zu nehmen, so wissen die Jungs, kann durchaus seine Reize haben und für noch mehr Druck und Power sorgen, als den Bleifuß exzessiv zu nutzen. „Grotesque New World“ (diesmal auf einem polnischen Label veröffentlicht) kämpft mit keinen Schwächen, sondern setzt die Fertigkeiten jedes einzelnen Mitglieds perfekt in Szene. Egal, ob es sich um die derben Riff-Attacke des Gitarristen oder um das todessichere Drumming von Marco handelt, jeder Handgriff sitzt und bringt das Köpfchen im Takt zum Rotieren. Unbedingt antesten, auch den Song auf unserer beigelegten CD in diesem Heft! (mf) Iron Maiden – „Live After Death“ (DVD) (EMI) – [8]

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Gut 20 Jahre ist es mittlerweile her, dass Iron Maiden im Rahmen ihrer „World Slavery-Tour“ zahlreiche Fans beglückten. Was damals nur auf Videokassette zu begutachten war, ist nun in Form einer Doppel-DVD mit 5.1 Sound und aufpolierter Bildqualität neu zu bewundern. Neben dem Konzertmitschnitt findet sich auf der zweiten DVD noch Zusatzmaterial, das den Iron Maiden-Fan begeistern soll. So findet man sich auf dem zweiten Teil der DVD plötzlich in Polen und Ungarn wieder, wo eine enthusiastische Menge gierig auf den Auftritt ihrer Favoriten wartet. Eine gelungene Zeitreise, welche dem Fan hier beschert wird, weil er vor allem auch eindrücklich die Bilder der Band auf ihrem Höhepunkt vermittelt bekommt. Fünf unterhaltsame Stunden audiovisueller Genusses verkürzen dem Fan nicht nur die Zeit bis zur nächsten Begegnung mit Iron Maiden, sondern bieten auch einen guten Eindruck in das Tourleben der sympathischen Jungs von der Insel. (iw) Iron Maiden – „Somewhere Back in Time“ (EMI) – [-] Kein neues Album, aber dafür ein Schmankerl für Fans und jene, die es noch werden wollen, bietet Iron Maiden mit ihrer „Best of“-Selection namens „Somewhere Back in Time“. Darauf zu finden sind Lieder aus den ersten sieben Studio-Alben, aber auch eines Live-Albums, die von 1980 bis 1989 entstanden sind. Da jeder Die-Hard-Fan die Lieder in- und auswendig kennt, wird er wahrscheinlich nicht unbedingt viel mit dieser Veröffentlichung anfangen. Konkret angesprochen werden soll vor allem die jüngere Generation, die mit der Band bisher noch nicht in Berührung gekommen ist. Was mich an dieser Veröffentlich stößt, ist, dass der Sound leider nicht mit neueren Produktionen anderer Bands mithalten kann. Im 20. Jahrhundert sollte es mithilfe der technischen Mittel durchaus drin sein, gerade dem audiophil verwöhnten und jungen Publikum soundtechnisch etwas mehr zu bieten als dumpfen Klang. Die Songauswahl ist klug gewählt, dennoch entscheidet letztendlich der Käufer über Sinn und Unsinn dieser Veröffentlichung. (iw) Israthoum – „Black Scenary Avatar“ (Merciless) – [8] Die Holländer von Israthoum legen mit „Black Scenary Avatar“ ein stilgetreues SchwarzmetallAlbum ab. Musikalisch begeisternde, abwechslungsreiche Gitarrenriffs treffen hier auf begleitende Keyboard-Passagen, welche die zum Teil treibende Kraft diese Band markieren. Stilgetreu und wie gewohnt klingen auch die Vocals, nicht zu sehr im Vordergrund, aber auch nicht zu weit weg. Tempomäßig variiert man zwischen schnellen und langsamen Parts, so dass dauerhaft keine Monotonie auftritt. „Black Scenary Avatar“ ist kein herausragendes Album, aber dennoch gut und hörbar. Songs, die man hier ansteuern sollte, wären auf jeden Fall „The Storm Which Lies Ahead“ und „Guidance“. (mrl) Jon Oliva’s Pain – „Global Warning“ (AFM/Soulfood) – [6,5] Man muss es Altmeister Jon Oliva zugute halten, dass er anscheinend immer noch gute Rock- und Heavymusik machen möchte, obwohl er mit dem Transibirian Orchestra zumindest finanziell ausgesorgt haben dürfte. In den USA sorgen damit Teile der Ex-Savatage-Besetzung für Megaerfolge, ausverkaufte Shows auf dem Broadway, Verkaufszahlen in Millionenhöhe. In seinem dritten Werk unter der „Pain“-Flagge zeigt sich Jon natürlich härter als die dort gutklingende Wohlfühl- und Hausfrauenmucke. Die ist trotzdem gut gemacht, keine Frage. Ganz das alte, gewaltige Savatage-Stimmvolumen erreicht er natürlich nicht mehr. Dennoch reicht es aus, um ihm immer noch jede Menge Charisma und Einmaligkeit zu bescheinigen. Im Gepäck hat er einige Riffs, die noch aus der Zeit des gemeinsamen Musizierens mit Bruder Chris (R.I.P.) stammen. Dessen aberwitziges Riffing bleibt natürlich unerreicht. Auch alte Songs aus diesem Fundus (Bonustrack „No More Saturday Nights“) sind zwar eine Verneigung vor dessen Können, reproduzierbar ist dieses anscheinend nicht. Gute Musik gibt es allerdings dennoch: Die Powerballade „Firefly“ erinnert durchaus an Savatage-Sternstunden zu „Gutter Ballet“/„Streets“-Zeiten. Richtig interessant finde ich auch den modern anmutenden Track mit verfremdeter Stimme und diesem genial-einfachen Beat in „Master“. Einige durchschnittliche Stücke gibt es leider auch zu hören. Bleibt festzuhalten: Gute Scheibe, ein nach wie vor begnadeter Tastenwizard und Entertainer namens Jon Oliva, mehr Experimente wie „The Ride“ (mit Slide-Gitarre, außerdem im Wechsel Powerchords/akustische Gitarre) hätten dem Werk mehr Eigenständigkeit verliehen. (db) Kerbenok – „Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)“ (Northern Silence) – [9] Zu allererst sei mal gesagt, dass es die Band Kerbenok nun schon seit sieben Jahren gibt. Nach dem 2005 erschienendem Doppel-Album „Auf wilden Pfaden/Im Einklang der Gewalten“ steht nun ihr aktuelles MiniAlbum „Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)“ am Start. Dieses Scheibchen ist auf hundert Einheiten limitiert und anscheinend schon ausverkauft. Auf ihrem aktuellen Output präsentieren sich Kerbenok wie gewohnt in naturverbundener und authentischer Manier. Das Booklet und Cover sind von schönen Naturaufnahmen geziert und verleiten sofort zum Reinhören. Die am Anfang akustischen Gitarren und Flöten

erinnern regelrecht an Empyrium, doch nur kurz, bevor es in ordentlicher Black Metal-Manier zur Sache geht. Das Tempo wurde hier nicht allzu schnell gehalten, so dass man die einzelnen Riffs und Melodien gut raushören kann. „Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden)“ bietet 25 Minuten lang abwechslungsreiche Intensität, bei der man viel entdecken kann. Schon jetzt eine meiner Lieblingsscheiben! (mrl) Kragens – „Infight“ (Locomotive/NSM) – [9] Schon das kurze, inhaltschwere Intro lässt dich ahnen: Hier passiert gleich etwas Besonderes! Die Franzosen verbinden auf ihrem dritten Album Elemente des modernen, groovenden Metals mit Elementen des traditionellen Thrash Metals, dass es mich verblüffte, wie einfach dies scheinbar umzusetzen ist. Ein großer Trumpf ist sicher auch die starke, kraftvolle und vor allem sehr prägnante Stimme von Renaud Espeche (der nebenbei übrigens auch noch bei Bedarf Schlagzeug und Gitarre spielen könnte). Diese außergewöhnliche Vokalattacke verbindet zusammen mit ganz, ganz starken Gitarrenarrangements eine sehr eingängige, aber ständig roh und unheilschwanger wirkende Präsenz, die einfach nur nach Kragens klingt. Kraft, Gitarre und in erster Linie Groove dominieren eine extrem abwechslungsreiche, spannend anzuhörende CD! Auch die Texte haben im Gegensatz zu den aktuellen, meist langweiligen Themen im Heavy Metal endlich wieder etwas zu sagen. In „Only The Weak Survive“ behauptet die Band, dass die Schwachen, die nichts mehr riskieren, sich aus allem heraushalten und dennoch ständig intelligent intrigieren und infiltrieren, längst die Macht übernommen haben. Der Mut zur Veränderung, zur Rebellion ist aus der Gesellschaft verschwunden. Oder im Track „Ten Treasons We Fight“ prangert die Band aus Nizza die Politik an, die die Unwissenheit der Massen benutzt, um sie für ihre Ziele zu mobilisieren. Fallen euch nicht auch zu dem Thema die aktuellen, unerträglichen Fernseh- und Presseerzeugnisse ein, die nur noch zum Zwecke der Verdummung verbreitet werden?! Absolut großartig ist auch der Song „The Falling Man“ geraten. Hier nimmt die Band eine Tradition des Thrash Metals auf, die in den 80ern mit zahlreichen großartigen Stücken begann: nämlich die wirklich ergreifende (!!!) Ballade. Es gibt sie noch, die Songs, die einen wirklich berühren! Auf „Infight“ sind diese Lieder neunmal vertreten. Das sind nämlich einfach alle, die dieses außergewöhnlich großartige Album umfassen! (db) Legenda Aurea – „Sedna“ (Twilight) – [5] Stilbezeichnungen, die etwas abgefahren klingen, machten mich ja schon immer skeptisch gegenüber der jeweiligen Musikgruppe. Die Bezeichnung „Symphonic Operatic Metal“ gehört auch eindeutig zu den Sparten, die ich nicht kenne und folglich solche Reaktionen hervorrufen. Nachdem die Beilage meint, es würde sich um eine Gruppe im Stile von Nightwish und Within Temptation handeln, bin ich ja wirklich sehr auf die Stimme gespannt. Ob sie es schafft, mir genauso schnell auf die Nerven zu gehen, wie genannte Gruppen oder ob es länger dauert. Man kann gleich nach dem ersten Lied sagen, dass die musikalische Nähe zu Nightwish unbestritten ist. Zumindest von den Gitarren her klingt es dieser Gruppe so etwas von ähnlich. Zur Stimme kann man nur sagen, dass Frontfrau Hofer ihr Handwerk zwar versteht, aber mir auch sofort wieder die Kritik, welche ich bei diesem Stil meistens anbringe, in die Gedanken schießt. Die Stimme klingt einfach kraftlos und stellenweise wirklich etwas langweilig. Selbiges kann ich auch zum Aufgebot der Instrumente sagen. Die Lieder schleppen sich so durch, aber es fehlen die wirklich mitreißenden Momente, bei denen man Gänsehaut bekommt. (ts) Light Pupil Dilate – „Snake Wine“ (Lifeforce Records) – [5] Seltsame Mischung, die mir hier präsentiert wird. Nachdem ich das erste Lied durchgehört hatte, dachte ich, dass diese Scheibe, bis auf die Stimme des Sängers, echt gut sein könnte, was aber auch sehr schnell widerlegt wird. Das rockige und groovige Lied „Prana“ wird leider nicht weiter umgesetzt bzw. wird das, was mir dort gefallen hat, nicht wieder erreicht. So kann ein Ersteindruck doch täuschen. Starke Monotonie lässt sich in den Liedern zwar vermissen, aber mir fehlt hierbei der Teil, der einen richtig in Fahrt bringt. Zwischendurch finden sich in den Liedern auch immer sehr rockige Elemente, aber die können die Scheibe leider nicht rausreißen und die Stimme des Sängers nervt ebenfalls gewaltig. Manchmal frage ich mich, ob der Herr überhaupt richtig singen kann, denn manchmal klingt es mehr wie runtergerödelt und seltsam. (ts) Locus Mortis – „Voust“ (ATMF) – [8] Weil mir die Musik von Locus Mortis am meisten gefällt, behaupte ich einfach dreist, dass diese Band das Hauptprojekt der Musiker MZ (alle Instrumente) und RM (voc) ist. Darüber hinaus spielen die beiden noch bei den Bands Urna und Arcana Coelestia. Die Musik der beiden Bands ist aber völlig anders als diese hier. Im Gegensatz zum Debüt, als noch der Drum-PC den Rhythmus übernahm, haben sie sich mit dem Drummer PV verstärkt. Das wertet den gemeinen und depressiven Black Metal noch auf. Dass MZ absolut fit an den Instrumenten ist, zeigt zum Beispiel das geile Gitarrensoli in „Sonno Eterno“. Der Versuch der Reproduktion dürfte bei einigen Gitarristen nur verwundertes Kopfschütteln erzeugen. Die Italiener spielen geschikkt mit verschiedenen Stimmungen. Von Raserei über fies wirkendes Midtempo bis hin zu klagend-langsamen Passagen ist alles dabei. Die Bandmitglieder leben die dunkle Musik, haben Erfahrungen in den


okkulten Wissenschaften gesammelt und transportieren dies quasi als Quintessenz dieser überzeugend in die beseelt wirkende Mucke. Hier stimmt für Black Metal-Jünger alles: Attitüde, Können, dunkle und bösartige Atmosphäre (Gift und Geifer strömen quasi aus jeder Note!). Eine der wenigen neuen Bands, die ich hiermit als Bereicherung der aktuellen Black Metal-Szene ansehe. Top! (db) Logathore – „Bredenbeckshorst“ (Plugged Records) – [0] Logathore live in Wien zu hören, ist möglich, wenn man sich diese Platte besorgt. Für mich waren Liveplatten schon immer etwas fraglich, weil sie kaum die Atmosphäre eines Konzerts einfangen können, einzig und allein die Liedauswahl könnte eine Liveplatte interessant machen, aber da ich mich mit dieser Gruppe noch nie auseinandergesetzt habe, weiß ich auch nicht, ob man hier von „Klassikern“ sprechen kann oder ob es einfach nur eine Zusammenstellung langweiliger Lieder ist. Von dem, was ich hier höre, scheint mir aber auch keine explosive Atmosphäre auszugehen. Es ist eine eher ruhige Platte, die mich hier auch kaum aus den Latschen haut. Eh nur etwas für Fans, in meinen Augen aber Geldverschwendung. (ts) Loits – „Must Album“ (Nailboard Records) – [7] Loits ist eine der Gruppen, die mich vollständig überraschen. Anfangs startet die Scheibe mit einem Liedaufbau, der mich sehr stark an Darkthrone erinnert, also auf übermäßigen technischen Schnickschnack verzichtet und mit einfachen Rhythmen sofort ins Ohr geht, doch die Gruppe bleibt nicht nur einfach dabei und mischt auch ruhigere, leicht melodiöse Teile in ihre Scheibe ein, was ihnen gut gelingt. Diese Art von Black Metal ist nicht zu bombastisch, einfach, rau und es macht Spaß, sie zu hören. Vor allem fällt mir positiv auf, dass das Gaspedal selten durchgetreten wird, was dieser Scheibe noch zusätzlichen Charme gibt. Man versucht nicht, dem Hörer einfach nur möglichst viele Riffs in möglichst wenig Zeit um die Ohren zu hauen, sondern bleibt im mittelmäßigen Bereich. Ob der „normale“ Gesang wirklich Gesang oder mehr eine Art Predigt sein soll, kann nicht wirklich unterschieden werden, aber von diesem Versuch hätten sie sich eher fernhalten sollen, das Geschrei steht der Scheibe um einiges besser, aber dennoch ist die Platte ein Reinhören wert. (ts) Lost Dreams – „End Of Time“ (Reartone/Twilight) – [8] Die Tiroler haben nun endlich ihr drittes Album draußen. Und auf dem haben sie ihren Stil des melodischen Death Metals weiter verfeinert. Mit neuer Plattenfirma im Rücken stimmt nun alles: perfektes Songwriting, super Produktion (Mix: Frederik Nordström, Studio Fredman, Mastering: Peter In The Betou). Natürlich wird das Genre des Melo-Death nicht neu erfunden. Wie soll das auch gehen?! Besonders auffällig scheint mir aber die melodische, leidenschaftlich vorgetragene Gitarrenarbeit (an den Äxten wie gehabt Andreas Maierhofer und Herbert Sopracolle, nur Bassist Manuel Raass ist neu) im Kontrast zum finsteren oder auch heiseren Gesang von Erwin Wibmer. Gerade dieses scheinbar sorgsam herausgearbeitete Stilmittel drückt dem Fünfer einen eigenen Stempel auf. Wer die CD über die sehr kurzweiligen 58 Minuten allerdings aufmerksam verfolgt, wird sich fragen, warum in der Besetzungsliste kein permanenter Keyboarder auftaucht und ebenfalls auch nicht als Studiogast erwähnt wird. Zu peinlich oder auf Dauer zu teuer? Dennoch: ein wunderbares Album. Anspieltipp: das ganze Album; für mich selber habe ich als Lieblingslied das wunderbar eingängige und trotzdem knüppelharte „I Curse You“ erkoren. (db) Macbeth – „Superangelic Hate Bringer“ (Dragonheart Records/SPV) – [6] Wieder mal etwas, was man schon mehrere Male gehört haben könnte. Irgendwie ist dieses Werk eindeutig etwas, was man nur nebenbei hören kann. Das Duett wirkt kaum spannend und die Musik ist auch kein Mitreißer. Überhaupt ist diese Scheibe nicht gerade das, was man sich für ein überragendes Hörerlebnis vorstellt. Die Stimmen strahlen keine Energie aus, die Instrumente sind relativ schleppend und es sind keine aufregenden Teile enthalten. Die Produktion ist zwar vollkommen in Ordnung, aber leider hat es sich da schon mit den Teilen, die ich als durchweg positiv erwähnen kann. Dieser Scheibe fehlt es eindeutig an Energie, egal wie sehr sich die Dame und die Herren ins Zeug legen, und auch die „Schreinummer“ „H.A.T.E.“ kann daran nichts ändern. (ts) Machine Supremacy – „Overworld“ (Spinefarm) – [7,5] Gelegentlich schlittern mir auch Kombos unter die Finger, die sich musikalisch dem weiten Markt öffnen und so versuchen, den Geschmack der breiten Öffentlichkeit zu treffen. Damit lässt sich eventuell mehr Geld verdienen als mit harter Mucke. Das müssen sich auch die Finnen Machine Supremacy gedacht haben, denn ihr Stück „Overworld“ präsentiert sich radiotauglich auf die Massen zugeschnitten. Ob sie jedoch Erfolg damit haben werden, hängt von mehreren Faktoren ab. „Overworld“ klingt nach einem netten und zahmen Album, welches rockig und sehr melodiös vor sich hin rauscht. Wer open minded ist und für zwischendurch leicht verdauliche Kost nicht scheut, kann ein Ohr riskieren. Der härteren Fraktion rate ich jedoch ab. (iw)

Made Of Hate – „Bullet In Your Head“ (AFM/Soulfood) – [7,5] Furiose Gitarrensoli, aggressiver Kreischgesang, harte, aber gleichzeitig einprägsame Songs ohne Gefühlsduselei?! Wenn ihr jetzt zu Recht denkt, wir besprechen das neue Album der Finnen Children Of Bodom, seid ihr leider einem Trugschluss aufgesessen. Nein, hier geht es um das tolle Debütalbum von Made Of Hate. Ebenso toll finde ich den Bandnamen: kurz und prägnant. Die Jungs haben in ihrer Heimat schon mehrere Bandwettbewerbe gewonnen. Die Band erklärt übereinstimmend, dass sie alle viel Spaß miteinander und an der Musik haben. Das hört man sofort. Kurze, knackige Riffs treffen auf absolut brillante Leadgitarren. Seltsam, wie locker-flockig Sänger und Leadgitarrist Michal die Doppelbelastung meistert. Da gibt’s verkrampftere Gesellen wie beispielsweise den gute, aber überbewerteten Dave Mustaine von Megadeth. Um die Musik der Newcomerband kurz zu erklären, langt in der Tat der Querverweis zu Children Of Bodom. Es handelt sich um eine Mischung aus Death-, Power- und Thrash Metal. Zuzüglich einiger gelungener und kurzer Klassik-beeinflusster Verweise wie etwa beim Titellied. Großes Plus dabei: jeglicher Keyboardschmalz wie bei den Finnen entfällt merklich wohltuend. Drummer Tomek liefert dabei übrigens manches Kabinettstückchen ab, wenn man genau zuhört. Gute Musik schafft gute Laune. Habe mir die CD dreimal hintereinander am Stück angehört. Und die einfache Formel ist jedes Mal aufgegangen. (db) Magica – „Hereafter“ (Acm Records) – [8] „Hereafter“ ist nun mittlerweile das dritte Album der aus Rumänien stammenden Band Magica. Die symphonisch angehauchten Power Metaller verstehen ihr Handwerk und setzen ihre Instrumente gekonnt ein. Bei den ersten Hördurchgängen wird man regelrecht an Größen wie Nightwish, Edenbridge, Europe, Stratovarius und After Forever erinnert. Das musikalische Klangbild der Band setzt sich aus vielen verträumten Gitarrensolis, 80er-Jahre-Synths und klassischem Frauengesang zusammen. Die Stimme der geschulten Ana Mladinovici ist sozusagen die vorantreibende Kraft und die Seele der Songs und verleiht ihnen den finalen Schliff. Wer also Bands wie die oben erwähnten gerne hört, sollte sich mal Magica anhören. (mrl) Marc Rizzo – „The Ultimate Devotion“ (Mascot Records/NSM) – [8] Das konnte nur ein Soloprojekt werden: Hauptsächlich spielt Marc bei Soulfly. Dort ist die Musik natürlich ungleich simpler gestrickt. Ein Ausnahmekönner wie Marc Rizzo mag ja dort gern drei Akkorde zur Hüpfmucke von Cavalera & Co. spielen. Dass er dabei schlicht unterfordert ist, ist nach dem Anhören dieser feinen CD sofort klar. Marc mixt bei den beiden Openern des Albums Flamenco mit vertrackter, typischer Gitarrenhelden-Shredder-Technik der 80er (Friedman, Vinnie Moore, Malmsteen etc.). Den besonders interessanten Flamenco-Einflüssen begegnet man in atemberaubendem Tempo und fingerfertiger Technik auf dem gesamten Album noch öfter. Begeistert bin ich vor allem darüber, dass der Gitarrist es scheinbar mühelos schafft, traumhaft schöne Songs mit seiner Spielkultur in Einklang zu bringen. „Riddle Of Steel“ oder „Trentinara“ sind zwei Beispiele dafür, wie man entspannte, ruhige Passagen mit teilweisen Blastbeats kreuzen kann, ohne dass man einen Bruch im Songwriting erkennt. Auch die beiden Songs mit dem Gesang von TJ Frost, die erst am Schluss des Albums stehen, sind gelungen. Kastagnetten, Basssolos (als Gast ein mir unbekannter AJ) lockern das mit einer opulenten Spielzeit (75 min.) ausgestattete Album weiterhin auf. Großartige Sache. (db) Meliah Rage – „The Deep And Dreamless Sleep“ (Locomotive Records) – [7,5] Nun endlich, nach fast drei Jahren Abstinenz, meldet sich auch die aus Boston stammende Band Meliah Rage mit ihrem aktuellem Album „The Deep And Dreamless Sleep“ wieder zurück. Der Opener „Permanently Damaged“ beweist, dass die Jungs ihrem Stil treu geblieben sind. Mit dem zweiten Song „God And Man“ geht man dann schon etwas grooviger und aggressiver zur Sache, wechselt aber zwischendurch mit cleaneren Passagen. Genug Stil-Eigenständigkeit bietet das Stück „Twisted Wreck“. Gesanglich wechselt man auch zwischen hohen und tiefen Stimmlagen bis hin zu aggressiven Vocals. Die Strukturierung der Songs bietet auch hier wieder mal viel Abwechslung und reichlich Hörvergnügen. (mrl) Mena Brinno – „Icy Muse“ (Dark Balance Records) – [5] Die besten Gedanken, die beim Bewerten von CDs auftreten, sind solche, dass man sich erst einmal über die nervige Stimme des Sängers oder der Sängerin freut, was auf eine gemütliche Zeit vor der Anlage schließen lässt. Herzlichen Glückwunsch, genau das befindet sich gerade in meinem Kopf und die Gesamtspielzeit von ca. 40 Minuten macht das Drama nicht besser. Passend dazu ist das erste Lied mit „Run From Me“ betitelt. Vielleicht hat man sich ja Mühe gegeben, ein derartiges Bedürfnis im Hörer erzeugen zu wollen. Ansonsten empfinde ich das Klangbild, sofern die Stimme ausgeblendet wird, als angenehm, aber auch nicht

wirklich spektakulär. Es wird im mittleren Tempobereich gespielt, man unterstreicht alles mit angenehmen Hintergrundklängen und erschaudert, wenn wieder gesungen wird. Den Versuch, mystisch zu wirken, hätte man sich teils aber auch sparen können. Die Flöten wirken zwischendurch auch nicht gerade sehr angenehm, aber sie sind auch nicht lange vorhanden. Egal, was diese Gruppe macht, die Stimme zerstört es sehr gekonnt. (ts) Midnattsol – „Nordlys“ (Napalm Rec.) – [8] Beinahe jedes Label scheint schon eine Band à la Nightwish in den eigenen Rängen zu haben, denn der Hype um die Vorzeigeband lässt Plattenfirmen schon den Rubel rollen hören. Wie dem auch sei, „Nordlys“ ist trotz der weiblich hohen Stimme ein angenehmes Album, das leider durch die Voice-overs absolut gestört wird. Wenn man nämlich alle paar Sekunden zu hören bekommt: „You’re listening to the new blablabla….“, dann vergeht einem die Laune beim Musikhören und zudem bin ich ja nicht blind. Eine Unart, die sich hier eingebürgert hat. Deswegen fällt auch mein Review nur kurz aus: „You’re listening to the new album of Midnattsol and if you’ll buy this album, you’ll achieve some nice minutes of Nordic Folk Metal, hopefully without daft Voice-overs.”(iw) Misbegotten – „Keeping Promises“ (Noisehead) – [7] Misbegotten aus Lamprechtshausen meldet sich dieser Tage einmal zu Wort in Form ihrer neuesten Veröffentlichung „Keeping Promises“. Sie fabrizieren eine gesunde Mischung aus Hardcore und Thrash Metal. Obwohl alles technisch sauber und ordentlich klingt, kann mich diese Scheibe nicht in ihren Bann ziehen. Es geht schon zu Beginn ohne Wenn und Aber deftig los, dennoch vermisse ich für meinen Teil die kleinen Feinheiten, die ein Album zum Aha-Erlebnis werden lassen. In diesem Fall denke ich mir lediglich, dass die Lieder zwar Hand und Fuß haben, aber das gewisse Etwas nicht zum Ausdruck gebracht wird. Für meinen Teil werden die Lieder erst ab „The Dream Survives“ interessant, da etwas mehr Melodie eingebracht wird und sie so das Album etwas mehr abrunden. (iw) Misery Index/Mumakil – „Ruling Class Cancelled“ (Split-Mini-CD) (Power It Up) – [-] „Dieser globale Aufstand wurde durch die herrschende Klasse verursacht.“ Mit diesem Zitat verbindet die Band Misery Index wieder mal einer der vielen kritischen Ansatzpunkte unserer Zeit mit brutalem Songwriting. Eine rundum gelungene Sache: Intelligentes Hochgeschwindigkeitsmassaker auf allerhöchstem Niveau mit ebenso intelligenten Texten. Leider nur vier kurze neue Songs, die automatisch nach mehr lechzen lassen. Auch die Schweizer Mumakil sind dicke dabei, Grind, bis der Arzt kommt. Tempomäßig sind sie sogar noch derber zu Strich als die Amerikaner. Die Texte der Schweizer sind dagegen leider nicht mit im Booklet abgedruckt. Nach ca. 14 Minuten ist der Express allerdings schon an dir vorbeigezogen. Kann euch nur wünschen, dass ihr nicht auf den Gleisen standet! Es ist nun wirklich nicht das erste Splitprojekt von Misery Index. Zahlreiche EPs und CDs gingen dieser neuesten Veröffentlichung voraus. Damit bleibt die Band sympathisch dem Untergrund verbunden und gibt auch anderen (meist etwas unbekannteren) Bands eine faire Chance. Vorbildlich! (db) Mortal Intention – „Abglanz“ (BlackBlood Rec./Soulfood) – [5] Individualität wird heutzutage großgeschrieben. Zu groß der Einheitsbrei und zu stark der Wunsch, sich von der Masse abzuheben. So auch bei Mortal Intention, die zwar der Masse der Black Metal-Bands angehören, aber durch ihre Eigenwilligkeit versuchen, sich von dieser emporzuhieven. An und für sich keine schlechte Idee, aber Eigenwilligkeit wird nicht immer belohnt und das wird der Band mit ihrer Scheibe „Abglanz“ zum Verhängnis. Schon der Opener „Aller Anfang“ fängt zu episch und gediegen für eine Black Metal-Band an. Der klare Gesang lässt sich verschmerzen, aber die feucht-fröhlichen Melodien, wie zum Beispiel bei „Sehend was nun kommt…“, sind völlig fehl am Platz. Derweil spielt die Band immer wieder mal ihr düsteres Engagement gekonnt aus, um dann wieder dem Witz zu verfallen. Krampfhaft wird es dann bei „Eigenart“, wo gegen Ende ein Wettkrächzen stattfindet, das in meinen Ohren nach Schwachsinn klingt. Leute, so nicht! Und schon gar nicht mit mir! (iw) Moshquito – „Behind The Mask“ (Reartone/Twilight) – [7] Die Band Moshquito existiert seit weit über 20 Jahren. In großen Teilen Deutschlands haben sich die Death Thrasher bereits eine loyale Fanbase erspielt. Nach zwei Alben bei Morbid Records, einem Eigenrelease und einer selbst veröffentlichten, interessanten DVD erscheint nun das neue Album auf neuem Label. Die ersten Reviews in anderen Magazinen lesen sich großartig. Es soll der Band nach Hunderten von Gigs (unter anderem mit Vader, One Man Army & Undead Quartet, Exodus…) gegönnt sein, endlich die nötige Aufmerksamkeit im deutschsprachigen Raum zu bekommen. In der Tat erwartet uns nach einem stimmungsvollen Gitarrenintro eine abwechslungsreiche, mit vielen Ideen gespickte Scheibe. Die Gitarrenarbeit ist erste Sahne. Einige Licks erinnern gar an Chuck Schuldiner von Death (was nicht wundert, wer die Vorliebe des Leadgitarristen Ingo Lohf an dessen Überwerk kennt!). Das Tempo wird

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immer wieder variiert. Auch kurzer Sprechgesang (z. B. im Titellied) wertet die Musik auf. Das starke Instrumental „Visions Of A Better World“ zeigt die hohe Spielkultur der Süddeutschen insgesamt und sorgt für wohlige, entspannte Momente. Ab und an wäre zu wünschen, das Moshquito auch einmal einen Break weglassen, um die Musik zugänglicher wirken zu lassen. Ansonsten ist die CD eine rundum gelungene, starke und empfehlenswerte Angelegenheit. (db) Must Missa – „Martyr Of Wrath“ (Nailboard Records) – [7] Von Beginn an stehe ich dieser Scheibe mit gemischten Gefühlen gegenüber. „Martyr Of Wrath“ geht mir, wegen des Gesangs und der teilweise doch recht monotonen Teile in den Liedern, sehr auf die Nerven. Andererseits kann man auch ein ordentliches Moshbedürfnis erzeugen. Schatten- und Lichtseiten gibt es hier also zuhauf, wobei ich mich frage, was nun dominiert. Der Thrash Metal-Liebhaber würde vermutlich ganz klar für die Lichtseiten sprechen, nur muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt dazu gehöre, wenn die Platte nicht ein Reißer ist, und der Überhammer wird hier nicht geboten. Auch wenn der Gesang durchaus zum Klangbild passt, haut er mich nicht gerade um. Irgendwie wirkt das Ganze wie ein „gewollt und nicht gekonnt“, im Gegensatz zu den Instrumenten. Trotz des Mankos der Stimme denke ich, dass Thrash Metal-Liebhaber hier auf ihre Kosten kommen dürften. (ts) My Bleeding Skies – „Chapters Of Downfall“ (Dark Balance) – [7] Ein finnisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt zeichnet My Bleeding Skies aus, bei dem jeder Erfahrung im Business aufweisen kann. Anhand früherer Rezensionen diverser Allstar-Projekte wurden wir oft eines Besseren belehrt. Nicht immer, wo ein namhafter Musiker seine Ergüsse zum Besten gibt, muss auch Qualität vorhanden sein. Ich gebe zu, dass mich diese melodische Thrash Metal-Band anfangs durchaus zu begeistern wusste, aber mit dem dritten Song war es dann auch schon vorbei mit der Freude. My Bleeding Skies bieten dem Hörer nichts Neues, können aber in einzelnen Songs ihr Potenzial ausspielen. Leider gibt es zwischendurch Hänger, die man nicht so einfach durch bessere Lieder ausmerzen kann. Ansonsten ist das Werk durchaus solide geworden, auch wenn man sich hätte mehr erwarten können. (iw) Nastrandir – „Zwischen den Horizonten“ (Twilight) – [7] Mit „Zwischen den Horizonten“ steht eine weitere Viking/Pagan Metal-Scheibe in den Regalen der Musikläden, wobei ich nicht genau sagen kann, ob diese Platte ein Hammer wird. Das angenehme Klangbild hält sich nicht dauerhaft und die Länge der Lieder neigt dazu, das Zuhören eher anstrengend zu gestalten. Aber nichtsdestotrotz finden sich auch sehr angenehme Teile auf der Scheibe. Die hymnenhaften Bereiche lockern alles angenehm auf und auch sonst bietet die Gruppe ein recht abwechslungsreiches Werk, wobei die schnellen Teile auf mich manchmal etwas holprig wirken. Trotzdem steckt in Nastrandir durchaus Potential und man kann gespannt auf die weitere Entwicklung schauen. (ts) Nåstrond – „Muspellz Snyir“ (Debemur Morti) – [9] Debemur Morti ist ein weiteres Label, welches beweist, dass es guten Geschmack besitzt, wenn es um Black Metal geht. So veröffentlichen sie dieser Tage das neue Album der schwedischen Nåstrond mit dem Titel „Muspellz Synir“, welcher übersetzt „Weltzerstörung“, das Ende des Zyklus und der Zeit bedeutet. Nåstrond bieten uns mit „Muspellz Synir“ 55 Minuten lang düsteren, bedrohlichen Black Metal. Zu hören bekommt man das, was man von dieser Band her so kennt. Genretypische Gitarren, monoton klingende Drums und der dazugehörige hallende, dämonische Gesang. Einfachheit wird hier großgeschrieben, dennoch ist es passend und passt sich dem morbiden Klangbild an wie im Vergleich zu ihrem Vorgänger-Album „Celebration Of The Four“. Hier sollte man unbedingt das Lied mit dem deutschen Titel „Die Sense, die die schwarze Herbstzeitlose mäht“ anhören. Eingefleischte Fans dieses Genres werden auch hier Gefallen finden! Also zugreifen. (mrl) Netherbird – „The Ghost Collection“ (Pulverised Rec.) – [9] Auf den ersten Blick hat sich mir diese schwedische Formation unscheinbar gegeben. Ein nettes Cover, das zwar keinen Preis für seine Gestaltung erhalten wird, und ein Name, der so unleserlich war, dass meinerseits Rätselraten angesagt war. Auf der Homepage des Labels kam es dann endlich zum Aha-Erlebnis. Immerhin war mir schon zu Beginn klar, dass es sich bei dieser Veröffentlichung um Black Metal handelt, dass dieser jedoch Qualitäten ungeahnten Ausmaßes in sich birgt, hätte ich nicht vermutet. Abwechslung wird bei Netherbird genauso großgeschrieben wie Atmosphäre. Was die Schweden hier fabrizieren, lässt Hoffnung erwachen, dass Black Metal immer noch interessant und gut sein kann. Von 13 Liedern hat jedes einzelne seine Daseinsberechtigung gefunden. Als Anspieltipp würde ich „Adrift On The Sea Of Misery“ und „Lighthouse Eternal (Laterna Magica)“ empfehlen, da sie erstens zusammenhängen und zweitens wunderbar die mystisch-dunkle Seite der Band zum Besten geben. (iw)

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Neverland – „Reversing Time“ (AFM/Soulfood) – [4] Die griechische Sängerin Iris Mavraki und die türkische Band Dreamtone präsentieren uns eine neue Band. Beide Seiten haben nach eigenen Angaben in diesem Joint Venture ihre wahre Profession gefunden. Also das, was man schon immer machen wollte. Nun, die Ambitionen dieses Projektes sind leider nur im Ansatz zu spüren: Hier wird als lyrisches Konzept ein eigens kreiertes Märchenland namens „Neverland“ erfunden. In dem ist die Welt noch so, wie sie sein sollte. Blühende Wiesen, Engel, Zauberer, weiße Vögel und ein zufrieden und gutmütig wirkender Zwerg zieren das Cover. In der Ausführung dagegen hapert es dagegen gewaltig: Sowohl Dreamtone-Sänger Oganalp Canatan als auch Iris haben leider Stimmen, die man niemals als originell und außergewöhnlich wiedererkennen würde. Auch die Kompositionen sind weder ausgefeilt genug, um den progressiv gewollten „Aha-Effekt“ zu erreichen, noch hitverdächtig genug, um die Scheibe gern noch einmal aufzulegen. Da Dreamtone in der Türkei schon mit Blind Guardian als Tourpartner unterwegs waren, war es sicher nicht schwer, dessen Sänger Hansi Kürsch als Gastsänger („To Loose The Sun“) zu gewinnen. Auch die beiden Shadow Gallery-Musiker Gary Wehrkamp und Mike Baker sowie Evergrey’s Tom Englund wirken mit. Und last but not least sorgt für die sinfonische Kitschbegleitung gar noch die komplette Besatzung des „The Philharmonia Istanbul Orchestra“. Genützt hat dieser ganze gewaltige Aufwand keinem einzigen dieser 10 Durchschnittswerke. Kurz gehört und im Power Metal-Einheitsbrei schon wieder vergessen. (db) Nightmare – „Genetic Disorder“ (Regain/NSM) – [8] Schon seit 1978 treiben die Franzosen ihr Unwesen auf dem musikalischen Sektor, doch der große Durchbruch ist der Band bis dato verwehrt geblieben. Und das wird sich auch mit der aktuellen Veröffentlichung nicht ändern. Obwohl Nightmare mit dem Opener „Nothing Left Behind“ kräftig und ausdrucksstark loslegen, lässt die Qualität, gemessen am ersten Song, nach. Nichtsdestotrotz merkt man „Genetic Disorder“ seine Reife an. Abwechslungsreich und dennoch eingängig präsentieren sie ihre insgesamt zwölf Songs, die düster und aufrüttelnd für Unterhaltung sorgen. Im Vergleich zur letzten Langrille jedoch, die mir immer noch als Referenz dient, ist das neueste Machwerk etwas schwächer ausgefallen. Im Gegensatz zu manch anderen Bands, die sich mit dem Banner traditionell und „back to the roots“ schmücken, wissen die Franzosen genau, wie man traditionellen Metal mit einer charismatischen Stimme und modernen Elementen einzusetzen weiß. Für Fans dieser Richtung kann ich dieses Album empfehlen. (iw) Nitrous – „Dominant Force“ (Nailboard Records) – [4] Gleich zu Anfang überkommt mich das Gefühl, dass man dem „Nitro“ im Namen alle Ehre machen will. Es soll wohl eine explosive oder krachende Atmosphäre werden, was mich aber nicht überzeugen kann. Das Problem bei manchen Platten ist, dass man gar nichts fühlt, während man sie hören muss. Weder Abscheu noch Freude und gerade hier haben wir einen Kandidaten, der die Voraussetzung dafür blendend erfüllt. Man kloppt mehr oder minder drauflos, mischt das Ganze mit halbwegs gut klingenden Gitarren, dazu noch eine eher nervige als angenehme Stimme und schon ist der Cocktail fertig. Quälend ist eindeutig das richtige Wort, was die Situation hier gut beschreibt. Man versucht interessante Momente zu bringen, unterstreicht damit aber nur die nervtötenden Teile der Scheibe. Ich frage mich hier wirklich, warum man so etwas veröffentlicht. (ts) Nodes Of Ranvier – „Defined By Struggle“ (Victory/NSM) – [5] „Defined By Struggle“nennt sich das neue Werk der Gruppe Nodes Of Ranvier, welches teilweise ganz nett anzuhören ist, aber dabei bleibt es auch. Zwischenzeitlich sind ganz gute Ideen vorhanden bzw. wirkt alles ganz gut, dennoch fehlt der richtige Funke. Durchaus möglich, dass es an der wenig überzeugenden Stimme des Sängers liegt. Die „chorartigen“ Passagen wirken durchaus angenehm, aber der Schreigesang überzeugt kaum. Wieder einmal eine Gruppe, bei der man sich ziemlich sicher sein kann, dass sie nicht lange im CD-Spieler bestehen wird. (ts) Norther – „N“ (Century Media/EMI) – [5] Frisch, saftig, finnisch. Eigentlich bin ich bisher meistens von dieser Annahme ausgegangen. Doch diesmal weiß mich eine namhafte finnische Klimper-Kapelle eines Besseren zu belehren. Ich kann nicht einmal behaupten, dass sich Enttäuschung bei mir breit machen würde, denn ich habe keine Erwartungen gehegt, als ich das neue Scheibchen in den Rotierteller eingelegt habe. Norther wissen seit neuestem, wie es sich anfühlen muss, nur Durchschnitt zu fabrizieren, denn mehr als Mittelmaß stellt die simple Plattenbezeichnung „N“ nicht dar. Lieblos werden Lieder heruntergestrampelt, mit Tempo gesalzen und bei etwaigen ruhigeren Passagen Wind aus den Segeln genommen. So geht’s eben nicht,

wenn man etwas erreichen möchte. Nicht, dass ich bei all den Songs zu einer Kopfschmerztablette greifen müsste, aber selten ist mir so eine belanglose Scheibe in die Ohren gerauscht. Kurz und bündig gesagt ist diese Veröffentlichung eine von vielen, die kein Ringelschwänzchen braucht. (iw) Obskuria – „Discovery Of Obskuria“ (World In Sound) – [5] Die Gruppe Obskuria präsentiert hier ihr neues Werk und bietet eine sehr seltsame Scheibe. Gerade das „For Whom The Bell Tolls“-Cover mutet sehr seltsam an und ich finde, dass man sich die Soundeffekte hätte sparen können. Die unterstützten mehr die negativen Emotionen, welche beim Hören der Platte auftreten können. Das Lied ist wirklich mehr als nervig. Man will hier wohl möglichst innovativ auftreten, aber das gelingt nur kläglich. Ein oder zwei angenehme Nummern findet man wohl auf dieser Platte, aber der Rest wirkt kaum überzeugend. Wie viel den Leuten noch zuzutrauen ist, weiß man nicht. Was sich noch ändern kann oder auch nicht. Interessant hierbei ist, dass die Stimme in den ersten Liedern extrem zu nerven weiß und dann auch etwas angenehmer wird. Was die Länge der Lieder angeht, sollten sich die Jungs aber auch noch einmal beraten lassen. 12 oder 18 Minuten. Herzlichen Glückwunsch. Die Kopfschmerzen kommen. (ts) Orient Express – „Sweet Trade“ (My Kingdom Music) – [7,5] Orient Express aus Italien haben mit „Illusion“ ihr erstes Album rausgebracht. Bevor es überhaupt soweit war, nahm die Band erstmal sieben selbst veröffentlichte Demos auf, bevor sie mit „Illusion“ ihr Debüt bekannt gaben. Musikalisch orientiert man sich an Psychedelic Dark Rock. Einen Teil ihres Ursprungs hat die Musik aus den 70ern und wird hier mit dunkel klingenden Synths und Elektro-Samples versehen, welche regelrecht an die Anfangstage von Pink Floyd erinnern. Das Album bietet zehn Kompositionen und ist – mal abgesehen von dem ganzen harten Metal-Zeugs – mal ’ne gute Abwechslung. Also sollte man schon mal bei Orient Express reinhören. (mrl) Outremer – „Turn Into Grey“ (Pulverised Records) – [6] Die Welt geht vom farbigen Zustand in einen grauen Zustand über. Sicher kein Anlass zur Freude und hier ist es ebenfalls so. Outremer bieten mit „Turn Into Grey“ ein Werk, welches mich kaum überzeugen mag. Zu unkoordiniert wirkt das Zusammenspiel der Instrumente und die Stimme überzeugt mich mal gar nicht. Der Eindruck, dass der Herr die ganze Zeit am Kotzen ist, verbessert das Klangbild nicht gerade und wenn versucht wird, mit dieser Stimme einen melodischen Teil zu untermalen, nun ja, dann geht das eher in die Hose. Wessen Geschmack Outremer mit ihrem Werk auch treffen mögen. Meiner ist es nicht. (ts) Overkill – „Immortalis“ (Bodog/Edel) – [7,5] Dieser Tage sind Overkill wieder mal live unterwegs. Zusammen mit Motörhead auf Tour, bietet es sich geradezu an, mit Lemmy & Co den Song „Overkill“ zu spielen. Nun zählen Motörhead zu den Dinosauriern im Metal-Biz. Betrachtet man es genauer, gehören auch Overkill längst dazu. Mit „Immortalis“ gibt es immerhin schon das 15. Studioalbum der Thrasher zu begutachten. Neu bei Overkill: Drummer Ron Lipnicki (Ex-Hades), das Label Bodog, ein Duett von Bobby „Blitz“ Ellsworth mit dem Lamb Of God-Sänger D. Randall Blythe beim Song „Skull And Bones“. Bewährt: grünes Cover mit Fledermaus & Totenkopf, gutklassiger Thrash Metal (da weiß man, was man hat…) und endlich wieder eine Fortsetzung der Overkill-Saga („Overkill V… The Brand“). Die New Yorker Institution zieht auf „Immortalis“ wieder korrekt vom Leder. Mehrere schnelle Songs, hymnisch Getragenes wie „Overkill V“ und selbstredend viel Heavy MetalSpirit ergeben zusammen den typischen Overkill-Sound. Würde man die Lupe herausnehmen, könnte man sagen, es gibt vielleicht ein, zwei Scheiben der Band, die besser sind („The Years Of Decay“/„Horrorscope“). Allerdings sind die Männer für Erbsenzählerei zu gut und pflegen ihren eigenen Stil. Also lass ich mal die Lupe schön in der Schublade. Auch sehr empfehlenswert: die Bonus-DVD der limitierten Auflage. Hier bekommt man einen sehr gelungenen Auftritt der Band bei W.O.A. 2007 mit einem fetten Best-Of-Programm und bestens aufgelegten und spielfreudigen Overkill geboten. Besonders lustig dabei ist die „Blitz-Cam“, mit der Sänger Bobby das begeisterte Publikum aufnimmt. (db) Pain Inc – „If Roses Are Bleeding“ (Rebeat) – [6,5] Pain Inc. aus dem schönen Burgenland liefern mit „If Roses Are Bleeding“ bereits ihr drittes Album ab. Die Vorgänger sind mir allesamt unbekannt, weshalb ich völlig unbelastet an die Österreicher herangehen kann. Obwohl sich die Truppe oberflächlich betrachtet dem Metalcore zuordnen lassen kann, stimmt diese Bezeichnung nicht ganz. Es wird dem Rezensenten nicht sehr einfach gemacht, die hier vorliegenden Songs wirklich treffend zu schubladisieren. Vielleicht bezwecken Pain Inc. auch gerade das, dann ist ihnen das Vorhaben auf alle Fälle gelungen. Musikalisch fühlt sich die Band im Grunde überall zuhause und schnappt sich aus jedem härteren Bereich einige Schnipsel, um sie auf „If Roses Are Bleeding“ wieder-


zuverwerten. Hinzugegeben wird noch ein großer Schuss Melodie und fertig ist das Gebräu, das zwar nicht ganz überzeugen kann, trotz allem aber einige gute Songs beinhaltet, auf die sich aufbauen lässt. „If Roses Are Bleeding“ ist letztendlich nicht wirklich herausragend (vor allem deswegen, da ein richtiger Hit fehlt), jedoch keinesfalls nur Durchschnittsware, sondern vielmehr ein klassisches Stück Hartmetall, das trotz einiger Kritikpunkte genug Spaß macht. (mf) Parkway Drive – „Horizons“ (Burning Heart Records) – [7] Ach schade, ein wirklich cooles Intro mit einem vielversprechenden Beginn des ersten Liedes und leider geht man dann in recht normalen Death Metal über. Geboten wird dem Hörer bei Parkway Drive relativ gewöhnlicher Death Metal-Stoff, wobei man das Gaspedal nicht vollständig durchtritt, sondern sich eher auf Rhythmen und donnernde Double Bass verlässt, was ja bekanntlich eine beliebte Mischung ist, damit die Lieder nicht zu eintönig klingen und ordentlich fetzen. Man kann diese Gruppe eindeutig dem melodischen Bereich dieser Musikrichtung zuordnen, stellenweise erinnert mich der Liedaufbau an Gruppen wie In Flames, was aber nicht vollständig geklaut wirkt. Man versteht es, schon Dagewesenes umzusetzen, ohne dass es wie eine vollständige Kopie klingt. Man bietet hierbei auch recht abwechslungsreiche Lieder. Wenn „The Sirens Song“ oder „Boneyards“ zu den schnelleren Liedern gehört, bei denen man ordentlich die Sau rauslassen kann, ist „Carrion“ eher etwas zum Entspannen, was ja auch immer mal wieder angenehm ist. Fans des melodischen Death Metal können beruhigt einmal reinhören, es könnte sich lohnen. (ts) Pedigree – „Crowning Apart“ (Nailboard Records) – [8] Irgendwie bin ich mir nicht zu hundert Prozent sicher, wie ich dieser Scheibe gegenüberstehen soll. Allgemein bietet die „Crowning Apart“ eine angenehme Höratmosphäre und teilweise laden die Lieder auch zum „auf das Sofa fallen und chillen“ ein, aber irgendetwas fehlt. Möglicherweise sind es die richtig rockigen Teile oder generell etwas, was mich vollkommen mitzureißen vermag, und dennoch kann ich mich nicht vollständig entziehen. Das Liedmaterial bewegt sich durchgängig im mittleren Tempobereich, der Gesang bewegt sich zwischen einer Art Flüstern und zwischenzeitlichen leicht verzweifelt wirkendem Geschrei. Eindeutig eine Gesangsart, die das düstere Klangbild unterstreicht. Zu meinen persönlichen Favoriten auf dieser Scheibe gehört das Lied „Skincrawler“, hier wird wirklich eine sehr schöne Atmosphäre erzeugt, die ich kaum in Worte fassen kann. Das muss man einfach erlebt haben. Wer auf ruhige, etwas technisch verzierte und leicht depressiv/verzweifelte Musik steht, kann die Scheibe durchaus einmal antesten. (ts) Pestnebel – „Reich der Schatten“ (Bloodred Horizon Records) – [6] Bisher war die deutsche Band ein Zusammenschluss aus den beiden Musikern Pestmeister Tairach (voc, g) und Nebeltroll (dr, keyb – übrigens erklären die Pseudonyme, woher sich der Bandname ableitet). Das wird sich nach der Veröffentlichung dieser dritten CD der Band aus Göttingen ändern, da Nebeltroll aus zeitlichen Gründen ausgestiegen ist. Auf der neuen CD offeriert Pestnebel wie gehabt dunklen und ziemlich ursprünglichen Black Metal. Der wird von wenigen, aber sehr mystisch und passend eingesetzten Keyboards begleitet. Die Texte beleuchten die üblichen schwarzmetallischen Themen und werden sowohl in Englisch als auch in Deutsch vorgetragen. Und was noch besser, aber im Genre selten ist – sie sind durchaus auch zu verstehen. Wahlweise kann man auch das Digipack abgreifen. Das bietet zwar auch nur 34 Minuten Musik, lässt aber beim Öffnen ein umgedrehtes Kreuz entstehen. Pestmeister Tairach hat unlängst seine Band aufgestockt, um zukünftig auch live spielen zu können. Neu im Line-Up ist auch Drummer Malthoekk. Der hat bereits unter dem Namen F.M.H. bei der (aufgelösten?) Band aus Kassel Ewiges Reich bei vier gelungenen Untergrund-Produktionen sein Talent als Highspeed-Derwisch unter Beweis gestellt. So wird die Zukunft zeigen, ob sich Pestnebel weiter einen größeren Publikumskreis erspielen können. Bis jetzt noch kein Highlight, aber trotzdem hörenswert. (db) Pitch Black – „Designed To Dislike“ (Limited Access Records) – [7] „Designed To Dislike“ ist wieder einer der Titel, wo man sich fragt, warum das eigentlich so sein muss? Ist man zwanghaft böse oder versucht man einfach nur etwas zu erzeugen, was zum Aufgebot der Musik passt? Einerlei, Pitch Black bieten mit ihrer Scheibe melodischen Death Metal, der für meinen Geschmack schon fast etwas zu melodisch ist. Das Klangbild drückt zwar und auch sonst sind die Musiker dabei, ein gutes Werk zu bereiten, nur sind die Soli zwischendurch etwas zu viel bzw. wirkt das Ganze auch mehr wie Einheitsbrei als wie etwas wirklich Neues, was nicht einmal sehr stark mitreißend wirkt. Schade, anfangs hatte ich das Gefühl, dass hier durchaus mehr zu machen wäre, aber die Gruppe verliert sich recht schnell im Universum des Metals. Hier fehlt eindeutig der starke Wiedererkennungswert, obwohl dieser sicher möglich gewesen wäre, da die Jungs das Potential dafür besitzen. Mal schauen, wie die weitere Entwicklung verläuft. (ts)

(InsideOut Music/SPV) – [6] Recht angenehmer Heavy/Power Metal wird hier von der Gruppe Poverty’s No Crime geboten. Zwar gibt es hier das Problem, dass mir der Gesang nach recht kurzer Zeit auch auf die Nerven geht, aber ansonsten ist das Aufgebot der Lieder ganz in Ordnung. Allerdings wird mich auch diese Scheibe nicht bekehren. Dafür ist sie einfach zu sehr in diese Richtung ausgeprägt. Da gibt es die Keyboardpassagen, die alles unterstreichen bzw. auch ein bisschen in den Vordergrund gedrängt sind, dann die Soli und die sonst für diesen Musikstil typischen Gitarren. Keine große Neuerung, könnte man also sagen. Wenn jemand allerdings auf diese Gruppe steht, kann er durchaus reinhören. Zumindest weckt sie bei mir keinen permanenten Brechreiz, wird aber auch nicht in den CD-Spieler zurückkehren. (ts) President Evil – „Hell In A Box“ (AFM Records/Soulfood) – [5] Rock’N’Roll Metal oder wie man es auch immer nennen soll, wird aus dem Hause President Evil geboten, was die Jungs auch gut rüberbringen. Immerhin macht es von Anfang an Spaß, dieser Platte zuzuhören, nur bleibt es auch nur bei einem oberflächlichen Hörspaß. Die Lieder klingen soweit alle angenehm, aber auch so, dass man kaum von Innovation plattgemacht wird. Soweit ist das Aufgebot nach kurzer Zeit auch relativ langweilig. Schade, es wäre bei dieser Gruppe sicherlich einiges mehr möglich gewesen. Aber für einen Feierabend allemal in Ordnung. (ts) Prosperity Denied – „Consciousless“ (Noisehead) – [8,5] Wenn drei Metalheads all ihre Energie bündeln und Metal mit voller Lebendigkeit darbieten, ist das, wie in diesem Fall, sofort zu spüren. Die Jungs haben auf ihrem Debütalbum eine bunte, griffige Mixtur aus Death- und Thrash Metal gefunden, die einem Tränen der Freude in die Augen treibt. Sie verbinden derbe Blastbeats mit satten Midtempo-Parts („Harvest“), bringen im Death MetalFest „My Urban Tomb“ noch einen punkigen Mittelteil unter. Super eingängig und dennoch nicht öde wirkende Songs wie „Grinning Tentacles“ (geiler Songtitel übrigens) oder die spürbare Verbeugung vor 80er-Jahre-Thrash (das Riffing von „Underneath A Neon Halo“ erinnert schon sehr an Riffs à la Kreator) bilden eine starke, durchschlagskräftige Einheit. Eigentlich ist JEDER Song dieses Debüts ein Knaller für sich! Hier steppt der Bär. Hier tobt der Moshpit. Kaufen! (db) R:I:P – „...Out To R:I:P All Nations!!!“ (Twilight) – [7] Dafür, dass – nach Beipackzettel – schon einige Leute über Erfahrung im Musikbereich verfügen, habe ich mir die sogenannte Mischung aus Power-, Thrash- und Death Metal irgendwie spannender vorgestellt. Möglicherweise liegt es aber auch an der vollkommen unspektakulären Stimme von Fabz. Im Bereich des Schreiens jedenfalls überzeugt er gar nicht. Zwischendurch tauchen durchaus interessante Lieder auf. „Bittersweet Pain“ ist eine der Nummern, die wirklich rockt, was vermutlich aber an der sehr schnellen Double Bass und weniger am Rest der Gruppe liegt. Die Wirkung des Schlagzeugs in diesem Bereich ist wohl unübertroffen. Auch sonst sind die Rhythmen teils sehr angenehm, aber leider ist die Stimme ein Manko, auf dieser Scheibe und auch sonst ist es kein Langspieler, der in die Geschichte eingehen wird. (ts) Raunchy – „Wasteland Discotheque“ (Lifeforce) – [10]

Die Jungs von Remasculate kloppen auf ihrem zweiten Album weiterhin sinnfrei durch 16 Songs. Herausgekommen sind solch herrlich debile Songtitel wie etwa „Abscessoires“, „I Miss The Pus“ oder „Toilet Paper Cut“. Und auch anständigen Grindcore/Derbdeath liefern die vier Schweden hier ab. Da ist es nicht allein die Geschwindigkeit, die hier entscheidend ist. Sondern es wird auch mal nur ein MidtempoRiff mit passend tiefem Gesang und natürlich tief gestimmten Gitarren eingestreut („Well Hung Over“). Dennoch: Genügend geiles Geknüppel ist auch dabei (z. B. „When I Was A Broad“). Neu auf „Perversemonger“ sind Sänger Ludvig Engellau (der auch das Demonical-Debüt eingesungen hat, dort aber bereits wieder ausgestiegen ist) und Drummer Marcus Jonsson (u. a. Insision). Ihre Einflüsse geben Remasculate auch ohne Umschweife in Interviews und auf ihren Websiten zu: alte Aborted, Exhumed, Nasum etc. Das hört man, stört aber nicht. Oder wer will behaupten, im Grindcore noch groß Neuigkeiten einbringen zu können?! Den Spaß an der Musik hört man den Musikern bei jeder Note an. Kein Genre-Highlight wie etwa Coldworker, aber eine sehr korrekte Angelegenheit. (db) Revenge – „Infiltration, Downfall, Death“ (Osmose Productions/NSM) – [8] Und mal wieder macht auch Herr Helmkamp von sich reden. Seines Zeichens Sänger und Bassist unter anderem bei Angelcorpse, Order From Chaos und Terrororgan tätig. Auf ihrem neuen Album „Infiltration, Downfall, Death“ bieten uns Helmkamp und Co. wie gewohnt ein wildes Chaos aus Geknüppel und old schooligen, schreddernden Riffs. Klar ist es, dass man hier keinen großen Wert auf klaren Sound legt. Das würde ja das dreckige Thrash-Feeling zerstören. Wer diese Band schon mal gehört hat, weiß, dass sie sich durch diesen rohen Sound bestens definiert und als ihren Stil beibehält. Musikalisch hört man einfach aneinandergepaarte Riffs, thrashige Drums und grunzähnliche Vocals. Meiner Meinung nach eine gute Abwechslung zu all den Bands, die wiederum zu viele Elemente in ihrer Musik beinhalten. (mrl) Reverence – „Chamber Of Divine Elaboration“ (Avantgarde Music/NSM) – [5] Kurz zusammengefasst handelt es sich bei dem Zweitwerk der Franzmänner um Mastermind I Lucifera um Depri-Black Metal. Begriffe wie herkömmliche Kompositionen, Songstrukturen werden sicher bewusst negiert. Es geht eher um das Erzeugen von negativen, hoffnungslosen Stimmungen, Soundcollagen etc. Vergleiche mit den Landsmännern von Blut Aus Nord liegen nahe. Ob diese gewollt sind oder auch nicht, sei dahingestellt. Immerhin machte man auf einer Split-Scheibe schon gemeinsame Sache. Richtig überzeugend und bitterböse wirkt die CD noch nicht. Dafür fehlt das nötige Händchen, das den Dolch der totalen Verzweiflung in dein dunkles Herz stoßen könnte. Für Düsterfreunde der oben genannten Band oder natürlich Shining etc. sicher eine Hörprobe wert. Musik ohne Hoffnung, aber noch kein hoffnungsloser Fall. (db) Rob Rock – „Garden Of Chaos“ (Acm Records) – [6,5] „Garden Of Chaos“, so heißt die neue Scheibe von Rob Rock und bietet Power Metal, der in Richtung Primal Fear und Firewind geht. „Garden Of Chaos“ und „Satan’s Playground“ zeigen gleich, wo’s musikalisch langgeht. „Savior’s Call“ und „This Time Is The Last Time“ ist dagegen nur schlechter Durchschnitt. Der Song „Spirit In The Sky“ und das etwas sphärisch ausgefallene „Metal Breed“ sind ganz okay. „Millenial Reign“ weist auf thrashige Einflüsse hin. „Ode To Alexander“, hat Rob Rock zusammen mit seiner Gattin geschrieben. Diese zwei Balladen sind meiner Meinung nach am besten gelungen. Auch wenn die Songs sicherlich nicht schlecht sind, dafür bürgt ja schon der Name Rob Rock, wirkt die CD etwas zu eintönig und kann mich doch nicht so wirklich überzeugen. (mrl) Root – „Daemon Viam Invenient“ (Shindy Productions) – [5,5]

Selten gibt es Tage wie diese, an denen mich die Überraschung am Schopfe packt. Anlass ist niemand Geringerer als Raunchy, die mit ihrer aktuellen Scheibe „Wasteland Discotheque“ den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Hut ab, meine Herren! So recht hatte wohl niemand daran gedacht, dass die Band doch noch den metallischen Olymp erklimmen würde. Zu vergönnen ist es ihnen, denn was Raunchy hier bietet, sollte keinen hartgesottenen und härteliebenden Nackenbrecher unberührt lassen. Langsam, nachdem der alte Sänger der Band adieu gesagt hatte, vollzog sich mit Kasper Thomsen der Wandel. Und der hat der Band sichtlich wohl getan, auch wenn er nicht gravierend erscheint. Was vorher rau und eine Andeutung von einer Melodie hatte, ist nun verfeinert worden, sodass der Hörer Gelegenheit bekommt, Refrains bei Lust mitzusingen. Der Wechsel zwischen rauem und klarem Gesang geschieht beiläufig und erscheint völlig natürlich, ohne den aggressiven Einlagen einen Laufpass zu geben. Anfänglich wird der Hörer mit einem Intro gemächlich eingestimmt und erhält mit „Somewhere Along the Road“ die erste Ladung Raunchy unberührt und unverfälscht. Spätestens mit „The Bash“ und „Warriors“ erfährt der Fan die melodiöse Seite der Band, die absoluten Wiedererkennungswert besitzt und sich in jede Gehirnwindung frisst. Wenn Raunchy mit diesem Highlight nicht den Durchbruch schaffen, dann weiß ich auch nicht weiter. (iw)

Root machen es dem Hörer nicht leicht: Einerseits dürften viele wissen, dass wir hier eine tschechische Semi-Legende tangieren, denen ohne jeden Zweifel eine Vorreiterrolle im europäischen Black Metal zusteht. Vor allem Sänger Jiri (Big Boss) Valter hat sicherlich schon okkulte Literaturbücher aufgeschlagen, als viele noch nicht mal zur ABC-Fibel gegriffen haben. Nur ganz kurz: Big Boss gilt als Begründer der Kirche des Satans in der Nachbarrepublik. Andererseits ist die Konkurrenz mittlerweile riesengroß, der Exotenbonus greift aufgrund weltweiter Publikationsmöglichkeiten nur noch begrenzt. Root greifen auf ihrem neuen, mittlerweile achten Album auf eine Mixtur aus Thrash Metal, Power Metal und natürlich Black Metal zurück. Gesanglich ziemlich flexibel setzt Big Boss sich keine Grenzen: Harte Akzentuierung, melodischer Klargesang, Flüstern, Krächzgesang greifen ineinander. Dass Black Metal nicht immer nur mit extremen Keif- oder Grunzgesängen gleichzusetzen ist, weiß man spätestens seit Mercyful Fate, Death SS oder Mortuary Drape. Musikalisch wirkt die Musik zwar gutklassig, aber über Albumlänge weniger interessant, abwechslungsreich durchaus, aber ohne wirkliche Überraschungen. Die konnte man aber eigentlich nach 20 Jahre Bandgeschichte auch nicht unbedingt erwarten. Oder doch? (db)

Remasculate – „Perversemonger“ (Unexploded Records) – [7]

Ross The Boss – „New Metal Leader“ (AFM/Soulfood) – [8]

Poverty’s No Crime – „Save My Soul“

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Man muss schon sehr von sich überzeugt sei, wenn man das Album „New Metal Leader“ betitelt. Ross The Boss dürfte vor allem Manowar-Fans bekannt sein, da er maßgeblich am Erfolg von „Kings Of Metal“ beteiligt war. Das hier vorliegende Album bietet dann auch (wenig überraschend) epischen Heavy Metal. Die einzige Frage, die es zu beantworten gilt, ist: Ist „New Metal Leader“ ein Ersatz für enttäuschte Manowar-Fans, die mit der musikalischen Ausrichtung ihrer Lieblingsband heute nichts mehr anfangen können? Die Frage kann leicht mit „ja“ beantwortet werden. Ich würde zwar nicht soweit gehen, den Songs ein ähnliches Hitpotential wie alten ManowarSchinken zu attestieren, doch Ross The Boss kommt den alten, ruhmreichen Zeiten recht nahe. Würden Manowar heute so klingen, ihre Fans würden ihnen zum Dank wohl einen Tempel erbauen. Ross The Boss sind die besseren Manowar. Das sage ich als neutraler Zuhörer, der weder Manowar besonders gerne mag, noch den Fanatismus eingefleischter Fans teilt. Für Lieber von „Kings Of Metal“ ist das Album auf jeden Fall Pflicht. (mf) Sadako – „Hikikomori“ (Transwaved) – [8] Lange hat es gedauert: Nach Monaten des Tüftelns und Arrangierens hat das zweite Album der niederösterreichischen Soundakrobaten Sadako das Dunkel unserer Welt erblickt, um den auf „Bedtime Stories“ eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu verfolgen. Eine stilistische Schubladisierung ist wie gewohnt nahezu unmöglich, denn die Musik der Österreicher lebt von innovativ-experimentellen Soundcollagen, die ihre Einflüsse aus allen vorhandenen Stilrichtungen zieht. Dabei findet man neben traditionellen Metal-Zitaten eine große Auswahl an progressiven Synthesizer-Sequenzen, die alle Songs begleiten. Industrial als Fundament dieser musikalischen Achterbahnfahrt zu bezeichnen, ist gerade deswegen mehr als legitim. Das Quartett folgt dabei zwar den wichtigsten kompositorischen Regeln, hat zugleich aber seine helle Freude daran, diese in regelmäßigen Abständen zu brechen. Gängigen musikalischen Mustern zu folgen, war und ist nicht die Intention, die Sadako in sich birgt. Ein Aufrütteln und Vor-den-Kopf-Stoßen würde der Absicht des Vierers näher kommen, gleichwohl die Jungs penibel darauf achten, die Toleranzschwelle des Zuhörers nicht bis zum Exitus zu reizen. Gastsängerinnen wie Kathrin von Xenesthis, Jasmine und Angelika helfen dabei, auch gesanglich Variabilität zu versprühen, wobei der Einsatz des Pfadfinderchors Gloggnitz als doch unerwarteter Schachzug gewertet werden darf, der seine Wirkung nicht verfehlt. Die insgesamt dreizehn Songs bieten zudem eine Fortsetzung des „La Ultima Hora“- Fantasy-Epos, das auf „Bedtime Stories“ seine Geburtsstunde erlebte und mit dem Untertitel „Failure:Red“ versehen als dreiteiliges Konzept am Endes des Albums platziert wurde. Das Faible für zusammenhängende Epen ist im Hause Sadako nicht neu. Überhaupt distanzieren sich die Jungs mit ihren durchdachten lyrischen Kreationen von Szenenkollegen, die von Album zu Album die selben Geschichten erzählen. „Hikikomori“ ist eine klangtechnische Eruption, die, wenn überhaupt, nur mit einigen kleinen Schwächen zu kämpfen hat. So könnte der Sound etwas besser sein und die musikalischen Linien etwas flüssiger in sich greifen. Das ist im Grunde aber nur Erbsenzählerei, „Hikikomori“ ist für das zweite Album ein großer Schritt vorwärts, den es ab jetzt zu verfeinern gilt. (mf) Sanguis – „Ascension“ (Bloodred Horizon) – [8,5] Nach vier Jahren Durststrecke ist es endlich wieder soweit, die steirischen Sanguis lassen endlich wieder von sich hören und wollen mit ihrem neuen Werk „Ascension“ auch wieder kräftig im Kampf um Österreichs Black Metal-Krone mitmischen! Und eine Berechtigung und einen gewissen Anspruch zur Mitmischung offenbart ihnen ihr neuer audiotechnischer Bastard allemal! Das Werk wurde zwar schon im Jahre 2006 eingespielt, hat aber auch im Erscheinungsjahr 2008 nichts von seiner Boshaftigkeit und sterilen Kälte eingebüßt. Sanguis bieten nach wie vor anspruchsvolle Black Metal-Kunst allererster Güte, präsentieren sich in der Gegenwart song- und soundtechnisch sehr gereift und haben ihren Hang zu melodischeren Songstrukturen weiter ausgebaut! Dies soll jetzt nicht heißen, dass Sanguis unter die Warmduscher gegangen sind, doch es soll verlautbaren, dass die Songs mit guten Melodiefetzen versehen wurden und deshalb auch um einiges eingängiger aus den Boxen knallen als noch vor einigen Jahren. Besonders der Gesang wirkt absolut ausgereift und Umbra hat sich über die Jahre hinweg zu einem mehr als sattelfesten Sänger entwickelt! Auch der neue Schlagzeuger Malthus von den steirischen Landsmännern Asmodeus kann das Niveau seines Vorgängers Svart halten und feuert seine genreüblichen Blastattacken aus allen Ärmeln und Waden! Die Saitenfraktion bleibt sich ebenso nichts schuldig und serviert ihre kalten Riffs in bestechender Art und Weise. Lyrisch handelt es sich hierbei um ein Konzeptalbum, wobei der Song „Unter Feinden“ etwas aus dem Rahmen fällt, da dieser mit einem Text von Nietzsche versehen wurde. Ein weiteres Schmankerl ist die für meine Begriffe durchaus gelungene Immortal-Coverversion „Unsilent storms in the north abyss!, welche meine Vermutung, dass sich Sanguis dann doch ab und an etwas an Immortal oder auch Dark Funeral anlehnen, durchaus bestätigt. Das Cover-Artwork ist schlicht gehalten, hat aber Stil und rundet die Sache ansehnlich ab! Anspruchsvolle Black Metal-Puristen, welche vom Drei-Akkord-Black Metal jedoch schon etwas die Schnauze voll haben und auch mit den oben genannten Szenegrößen was anfangen können, müssen bei „Ascension“ soundso zugreifen, die restlichen Jünger sollten dieses Album zumindest mal testen und dann entscheiden, ob ihnen gefällt, was sie hören! (tos) Satariel – „Chifra“(Mini-CD)

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(Pulverised Records) – [-] Verstehe, wer will, wozu diese Mini-CD gut sein soll! Ich tu’s nicht. Wozu eine zugebenermaßen starke Mini-CD veröffentlichen, wo doch die Fans der schwedischen Band seit 2005 („Hydra“/damals noch Regain Records) auf ein neues Album warten müssen? Großartige Kurskorrekturen wurden seitdem auch keine vorgenommen: relativ modern wirkender Death Metal mit wechselweise Grunz-/ Kreischgesang und überzeugendem Klargesang auf den Spuren der üblichen Vorbilder (Stichwort Soilwork und Co.). Eigentlich eine starke Vorstellung von Satariel. Deshalb greift hier die Devise „Weniger ist mehr!“ auf keinen Fall. Dem hoffentlich bald folgenden Longplayer widmen wir hier dann gern mehr Puste und Tinte. Und ist dieses Material dann ähnlich stark wie dieser 16Minuten-Tracker, würde ich ohne zu zögern ein „Sehr gut“ aus der Punktetasche zaubern! Bis dahin… (db) Scald – „Fluke“ (Midhir Records) – [6] Man muss erst zur Website der Band surfen (www.scald.me.uk), um festzustellen, dass das vorliegende Album eine Mini-CD sein soll. 40 min Spielzeit sprechen dafür, diese Veröffentlichung auf den ersten Blick als komplettes Album zu betrachten. Dazu ist der Silberling noch in zwei Abschnitte (Act I & II) unterteilt. Das macht Sinn. Act I bietet dem Hörer fünf überwiegend schnelle Tracks in der Schnittmenge aus viel Grind, etwas Sludge und sogar etwas Thrash Metal. Ziemlich heftige, aber gelungene Angelegenheit. Act II dagegen ist nur ein Track von 25 Minuten Länge. „The Armageddic Omegan“ erweist sich als soundtrakkmäßige Collage mit eingestreuten, zitatmäßigen Predigten, wirren Keyboardsequenzen, Ätherrauschen usw. Könnt ihr euch wahlweise als euer Radio beim Autotuning oder als Soundtrack zur Apokalypse vorstellen. Lässt man also den zweiten Teil wieder weg (um Nerven zu schonen und Zeit für wirklich gute Musik zu gewinnen – beispielsweise für Act I!), ergibt das mit der Mini-CD wieder einen Sinn. Auch kein schlechter Gimmick: Die CD wird mit einem Logo-Patch geliefert, den sich jeder Krachfetischist sicher gern an die Kutte heftet. Wenn man sich zudem noch Livebilder der Bandmitglieder ansieht und feststellt, dass die drei irren Iren mit Gasmaske auftreten, bekommt man glatt Lust, die Show mal anzuchecken. (db) Scar Symmetry – „Holographic Universe“ (Nuclear Blast/Warner) – [8,5] Zugegeben, meine Erwartungen waren nach der letzten Veröffentlichung hoch gesteckt. „Pitch Black Progress“ war zu dieser Zeit ein Dauerbrenner in meiner Anlage, sodass ich mich schon auf einen würdigen Nachfolger freute. Nun liegt dieser vor mir und die Spannung steigt ins Unendliche, gilt es doch mit „Holographic Universe“ zu beweisen, dass der Band kein einmaliger Ausrutscher passiert ist. Kritisch, wie ich bin, wurde die neueste Langrille auf Herz und Nieren geprüft, mittlerweile können meine Nachbarn sogar ein Liedchen von der Platte singen. Diesmal befinden sich zwölf Songs auf der Scheibe, die sich stark an dem Vorgänger orientieren. Sicher ist sicher, dürfte die Devise der Band gelautet haben. Was sich einmal gut gemacht hat, muss auch beim zweiten Mal gut ankommen und schließlich will man die Fans nicht vor den Kopf stoßen. So oder ähnlich könnte die Band sich das gedacht haben, als es daran ging, die Lieder zu schreiben. Aber meistens ist es so, dass sich ein Hit nicht so leicht toppen lässt. Leider ist dies auch bei „Holographic Universe“ der Fall. Viele melodiöse Parts mischen sich mit härteren Arrangements und bieten abwechslungsreiche musikalische Kost. Dennoch fehlt mir hier das gewisse Etwas, dass die Langrille emporhebt und unvergleichlich macht. Fans und Neueinsteiger werden keineswegs eine Durststrecke erleiden, sollten sie sich mit dem Gedanken spielen, sich „Holographic Universe“ zuzulegen, aber sang- und klanglos knüpft sie nicht an den Erfolg des Vorgängers an. (iw) Scorpions – „Live At Wacken Open Air 2006“(DVD) (Sony/BMG) – [-] Nicht nur irgendeine beliebige, schnell zusammen geschusterte DVD, sondern ein Fest ganz in Familie ist diese DVD geworden. Das Motto „A Night To Remember – A Journey Through Time“ ist Programm. Wenn Heavyrock-Pioniere wie die Scorpions als Headliner in Wacken spielen, darf man selbstverständlich etwas Besonderes erwarten. Die Zeitreise ist bei 26 Titeln, einer Spielzeit von weit über 2 Stunden und einem bestens ausgewogenen Programm vollauf gelungen. Den Anfang der Gäste machte dabei in logisch platzierter Chronologie natürlich der immer noch charismatische Uli Jon Roth. Mit seiner selbst entworfenen, mit Edelsteinen besetzten Gitarre, die selbstredend zu seinen Fingerringen passt, spielt er immer noch seinen völlig eigenen Stil. Gespannt war ich auch auf den Auftritt des ebenso charismatischen wie allürenhaften Gitarristen Michael Schenker. Mein Schlüsselerlebnis, seinen Auftritt zusammen mit vielen anderen Heavy Metal-Bands im deutschen ZDF (u. a. Judas Priest, Ozzy Osbourne, Iron Maiden etc.) in „Rock Pop in Concert“, werde ich nie vergessen. Für mich hat er an diesem Abend allen anderen, gewiss auch megatalentierten Gitarristen durch sein überragendes Spiel komplett die Show gestohlen. Die Allüren hat er sich an diesem speziellen Abend natürlich geschenkt, sein gefühlvolles Gitarrenspiel ist dagegen immer noch eine Klasse für sich („Lovedrive“ oder natürlich die an diesem Abend überragende Intonation von

Ravels „Bolero“). Dass bei dieser Show natürlich auch der Drummer Herman Rarebell bei drei Nummern mitspielt, ist Ehrensache. Ein besonders guter Drummer war er sicherlich nie. Sein Nachfolger, der Ami James Kottak, hat ihn in puncto Spieltechnik, Groove und auch Showgimmicks längst übertroffen. Auf gar keinen Fall soll aber hier auch der Michael Schenker-Nachfolger Matthias Jabs vergessen werden, der im Titel „Six String Sting“ sein nicht zu unterschätzendes Können zeigt. Partner Rudolf Schenker wirkt auch im höheren Rockeralter immer noch schlaksig, hoch motiviert und liefert immer noch meistens die grundsolide Rhythmusgitarrenarbeit. Da die Fans vor dem Konzert per Voting im Netz die Titelfolge bestimmen durften, ist natürlich die Titelauswahl vom Feinsten und überrascht teilweise sogar. Bezeichnenderweise fehlt „Winds Of Change“… Wie es sich anhört, wenn 60.000 Fans steil gehen, könnt ihr selber beim obligatorischen Rausschmeißer „Rock You Like A Hurricane“ herausfinden. (db) Shade Empire – „Zero Nexus“ (Dynamic Arts/CCP Rec.) – [7] Hybrid Metal scheint eine neue Modererscheinung zu werden. Immerhin lassen sich hier mannigfaltige Musikrichtungen in eine Kategorie walzen und vermarkten. Angesichts der Genreausflüge mancher Bands ein taktischer Schachzug, um dem Fan Simplizität zu servieren. Was Raunchy gut gemacht haben, fällt bei den finnischen Musikgenossen weitaus weniger euphorisch aus. Das mag gut und gerne daran liegen, dass Shade Empire sich nicht in dem Maße hitverdächtig geben als die Niederländer. Stampfend verlockt der erste Song und verwirrt gleichermaßen durch erzwungene Komplexität, die wahrscheinlich auf die technischen instrumentalen Finessen der Band hinweisen sollen. Wer durchhält, wird mit Melodik belohnt. Schnell und mit etwas Bombast garniert, würde ich „Zero Nexus“ eher der Black Metal-Schiene à la Dimmu Borgir zuordnen, aber keineswegs als Hybrid Metal deklarieren. (iw) Sideblast – „Flight Of A Moth“ (Cyclone Empire) – [5] Brachial an die Wurst und möglichst ohne Gnade brettern Sideblast sich schon nach Sekunden des Hörens durch die Gehörgänge. „Je brutaler, desto besser“ scheint das Motto der Band zu lauten und vereint damit mehrere Musikrichtungen gekonnt miteinander. Abwechslungsreich poltert man sich von Lied zu Lied, ohne dabei einen signifikanten Eindruck zu hinterlassen. Schlecht, wenn man sich mit unzähligen anderen Bands um den besten Platz streiten muss und dann nicht einmal weiß, wie man dauerhaft einen guten Eindruck hinterlässt. (iw) Siebenbürgen – „Revelation VI“ (13.6) (Massacre Rec./NSM) – [9] 2005 noch bei Napalm Records und heute schon bei Massacre Records, für das Label ein Glücksgriff. „Revelation VI“ kommt ohne viel Umschweife zum Punkt, präsentiert seine pfeilschnelle, düstere, melodiöse Art, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. Hier und da eine weibliche Stimme, die härtere Passagen versüßt, sowie verspielte Gitarren, die die Langrille mit ihrem zeitlosen und abwechslungsreichen Spiel herausragen lassen. Wer Siebenbürgen kennt, darf hier blind zugreifen. Neueinsteigern sei gesagt, dass es nur wenige Dark/Melodic Black Metal-Bands gibt, die eine Platte zu etwas Besonderem werden lassen. (iw) Slagmaur – „Skrekk Lich Kunstler“ (Nekk Brekk/Twilight) – [5] Im Booklet der bestens und stimmungsvoll aufgemachten CD fordert uns Multiinstrumentalist General Gribbsphiiser auf, die Musik der atmosphärisch angelegten Reise zu erfühlen. Der General des norwegischen Dreiergespanns meint zu Recht, Black Metal spricht am meisten die inneren dunklen Seiten an und sollte deshalb auch zutiefst aus dem eigenen Inneren kommen. In über 900 Studiostunden hat er zusammen mit Drummer Wardr und Sänger Ätselgribb einen Monolith der Düsternis kreiert. Das hat die Musiker nach eigenen Angaben bis an den Rand der physischen und psychischen Erschöpfung geführt. Die negative, überwiegend monotone Stimmung erfordert eine wirklich aufnahmebereite emotionale Aufmerksamkeit. Zu der nicht jeder (mich eingeschlossen) in der Lage sein wird. Nicht umsonst empfiehlt die Band ein Anhören unter Kopfhörern. „Des Teufels eigenes Orchester“ verwebt für einige dieser Stimmungen typisches Metal-Equipment mit klassischen Instrumenten wie Cello, Violine (Gast: Miss Dissonance) und Piano. Nach dem Vorgängerwerk „Svin“ ertönt hier der zweite Teil des als Trilogie geplanten Werks „Protocols Of Fosen Trilogy“. Das Bemühen bei dem Erschaffen origineller Kunst ist selbstverständlich erkennbar. Das wirkliche Gelingen stelle ich selbst nach Dauerrotation der 33 Minuten in Frage. Vinylfreunde halten Ausschau nach der LP-Version bei dem Lux Infernum Label. Slagmaur haben momentan bereits wieder das Studio betreten, um noch dieses Jahr ihre Trilogie zu beenden. (db) Sodom – „The Final Sign Of Evil“ (Steamhammer/SPV) – [-] Ob es Sinn macht, die alten Kamellen diverser Thrash-Klassiker neu einzuspielen, sei gleich am Anfang absolut und konsequent dahingestellt. Destruction, Tankard & Co. haben vorgelegt, nun lässt sich also auch Sodom nicht lange bitten. Tom Angelripper, Grave Violator und Chris Witchhunter (also fast das Original-Line-Up – sieht man mal vom Uralt-Drummer Aggressor ab) haben die fünf Songs der


„In The Sign Of Evil“-Mini-LP neu aufgenommen. Darüber hinaus hatte Gitarrist Grave Violator noch viele alte Songs und Songfragmente auf Tape, die hier in Form von sieben neuen Songs präsentiert werden. Ich fände es jammerschade, wenn wir demnächst auf Sodom-Konzerten auf Bangerhymnen wie „Hatred Of The Gods“ oder „Defloration“ verzichten müssten! Dem Charme der alten und neuen Rüpelsongs erliegt man erneut; keine Frage. Andreas Marschall als immer noch einer der begnadetsten Coverillustratoren überhaupt hat sich auch dem Motiv der Original-Mini-LP liebevoll angenommen und das Resultat auf „The Final Sign Of Evil“ sogar noch leicht verbessert. Für Sodom-Fans gibt’s keine Frage, kein Zögern! Hier muss man einfach ran! Für-Nicht-Sodom-Fans gibt es sicher bessere Zusammenstellungen zum Anchecken der Ruhrpottler. Genug geschwafelt: und jetzt alle „Witching Meeetal!“ (db) SorgSvarit – „Vikingtid Og Anarki“ (Einheit Produktionen) – [9] Die Band SorgSvarit dürfte bereits jedem Metaller ein Begriff sein. Vor etwa zwei Jahren legte der Norweger Sorg mit seinem DebütAlbum „Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord“ einen wahren Klassiker hin, der seinerzeit sehr viel gute Kritik einholte. Damals hätte man nie gedacht, dass er es schaffen würde, seinen Erstling zu übertreffen. Doch es ist ihm mit „Vikingtid Og Anarki“ gelungen, sein musikalisches Talent weiterzuführen. Wenn man bedenkt, dass er alle Instrumente alleine einspielt und sämtliche Stimmen singt, so macht das schon ein kleines Genie aus ihm. Respekt. Da sich der gute Mann dem Folk Black Metal zugewandt hat, bekommt man auch reichlich viele musikalische Elemente wie Flöte, Glocken, Keyboards und FolkChöre zu hören. Also im wahrsten Sinne des Wortes ein schönes und gelungenes Folklore Black Metal-Klangspektrum, das keine Wünsche offenlässt. (mrl) Spektr – „Wescalyne“ (Debemur Morti) – [8] Im Jahr 2006 veröffentlichten Spektr „Near Death Experience“, welches sehr experimentell ausfiel. Nun, ein Jahr später folgt mit „Mescalyne“ der Nachfolger, welcher ebenfalls im selben Soundgewand daherkommt. Verwirrend aggressiv und gepaart mit vielen Elektro-Samples geben Spektr dem Ganzen ein unheimliches Klangbild. Derber, schnörkelloser Black Metal paart sich mit technischen Spielereien, die auf den ersten und zweiten Höreindruck so rein gar nicht passen wollen. Aber dies unterstützt zum Teil die dunkle Atmosphäre und macht sich im Gesamtbild ganz gut. Wer also auf Black Metal mit zusätzlichen dunkelen Features steht, dem sei Spektr wärmstens zu empfehlen. (ts) Still Remains – „The Serpent“ (Roadrunner Records) – [7] Still Remains bieten mit „The Serpent“ meines Erachtens nach eine Mischung zwischen… ja, zwischen was eigentlich? Manche Teile sind sehr rockig und wirken sehr nach vorne brechend und im nächsten Moment finde ich sehr ruhigen Gesang, der mich nicht so ganz überzeugt. Zwischendurch bin ich verführt, an Power Metal zu denken, was sich aber auch wieder verflüchtigt, weil der Gesang dafür dann doch noch nicht dramatisch genug ist. „The Serpent“ hat zwar manch mitreißenden Teil, der die Nackenmuskeln in Wallung bringen könnte, aber leider sind die Wechsel dann auch wieder zu stark, als dass sie eine solche Stimmung durchwegs halten könnten. Zwar muss das kein Abbruch für die Qualität eines Albums sein, aber dennoch stört es mich eher. Gerade deswegen, weil der Schreigesang dem klaren Gesang eindeutig vorzuziehen ist. Interessant zu beobachten ist auch, dass bei vielen Gruppen immer ein ganz ruhiges Lied dabei sein muss. Wahrscheinlich um zu zeigen, dass man auch anders kann oder auch um die Freundin zu beschwichtigen. Man weiß es nicht. (ts) Stiny Plamenü – „Odpadni Galerie“ (Naga Productions) – [5] Das Genre nennt sich Black Metal, demnach darf die Produktion natürlich nicht sehr gut sein und es sollte möglichst ohne Rhythmus auf die Instrumente gekloppt werden. Nur zeigen Stiny Plamenü gerade, dass sie letzteren Teil nicht erfüllen, was mir sehr angenehm erscheint. Die Jungs prügeln zwar zwischenzeitlich, wie es sich geziemt, ordentlich drauflos, aber es gibt auch rhythmische Teile, die von mir dankend aufgenommen werden. Schon einmal ein Pluspunkt für diese CD, wenn auch nur ein kleiner. Denn gerade die Teile, bei denen es zur Sache geht, sind monoton und langweilig. Zusätzlich überzeugt der Gesang auch nur mäßig. Wenn es wenigstens eine ordentlich tiefe oder kreischende Stimme wäre, würde das Gesamtbild vielleicht beeindruckender klingen, aber das tut es eben nicht und der Teil mit Frauengesang macht auch nichts wett, sondern verschlimmert den Eindruck nur. Nicht, dass ich Frauengesang gegenüber abgeneigt wäre, aber hier passt es einfach nicht und die Dame überzeugt mich auch nicht mit ihren Künsten. Es vermittelt keine Energie und man quält sich eher durch das Hörerlebnis, als dass man mit Spannung das nächste Lied erwartet. Kracher befinden sich wahrlich nicht auf dieser Platte, deshalb kann man sie getrost im Regal stehen lassen. Ich denke, dass es eindeutig bessere Alternativen für den Konsum von Black Metal gibt. (ts) Stuck Mojo – „Southern Born Killers“ (Napalm) – [5,5] Das neue Album der Multi-Kulti-Truppe Stuck Mojo setzt da an, wo die Erfolgskurve der Amis Mitte der 90er-Jahre steil nach oben zeig-

te. Die Band hatte zu dieser Zeit den Begriff Crossover sicherlich mitgeprägt. Den Mix aus Rap und melodischem Gesang mit harten und gleichzeitig verblüffend eingängigen Gitarrenriffs hat die Band natürlich beibehalten. Gitarrist Rich Ward (auch bei Fozzy aktiv) spielt auch immer noch seine geil verzerrten Soli, die auch die Brücke zum Thrash Metal schlagen. Der neue Sänger Lord Nelson zeigt sich stimmlich von der wandelbaren, melodischen Seite („The Sky Is Falling“). Der bunte Stilmix aus Rap, Reggae, Funk, Progressive- und Metal-Rock wird MetalPuristen sicher stören. Ob Crossover-Fans das bunte Süppchen schlukken, wage ich zu bezweifeln. Das liegt daran, dass solche melodischen Songs wie das erwähnte „The Sky Is Falling“ leider, leider die Ausnahme bleiben. Dazu muss man sich unter zunehmend größer werdendem Stirnrunzeln auch durch zu viele Durchschnittssongs quälen, die in keiner der genannten Musikrichtungen hin genügend ausgearbeitet sind. Bis 2006 konnte man sich das Comeback-Album kostenlos von der Homepage der Band herunterladen. Nun um drei Stücke erweitert und von einem Label weltweit vertrieben, muss man dafür bezahlen. So kann man allen nur gratulieren, die bereits damals am Start waren. Ob solche unerträglich langweiligen Stücke wie „Yoko“ wirklich kreativ sind, wie die Bandwebsite ihre neuen Stücke anpreist? Hört selbst… (db) Suffocate Bastard – „Acts Of Contemporary Violence“ (Revenge Productions) – [7,5] Schon mit ihrem ersten vollständigen Release spielen die Deutschen von Suffocate Bastard in der ersten Liga der besten Grind/Extrem Death Metal-Bands mit. Die fünf Jungs föhnen dir das Haupthaar (falls vorhanden) nach hinten, als ob du im Mittelpunkt eines Hurrikans stehst! Und das Schöne dabei ist, dass die Band sehr wohl knüppelt, aber auch Songs spielt, die man als solche erkennt. Der Drummer Thorsten Bertram ist mindestens ebenbürtig mit dem alten Brodequin-Drummer Chad Walls. Absolut klasse, was er an seinen Kesseln für Dampf ablässt. Sänger Stefan verfügt über das notwendige gutturale Organ, um in diesem Sturm die Richtung anzugeben und um natürlich genretypische Texte, die man klarerweise eh nicht versteht, zum Besten zu geben. Mittlerweile krebsen Suffocate Bastard bereits seit 2000 durch den deutschen und auch den internationalen Untergrund. Nach zwei Demos 2001 und 2004 wurde es echt Zeit, dass ein Longplayer eingetrümmert wurde. Auch live hat die Band seit 2005 die Handbremse gelöst und vermehrt mit Könnern wie Beheaded, Disavowed, Deeds Of Flesh und Suffocation gespielt. Auch für 2008 ist ein Auftritt auf dem Deathfest Open Air geplant. Sänger Stefan Meja hat nach den Aufnahmen zur CD die Band verlassen. Mal sehen, wie sich sein Nachfolger Brice Blanchard schlägt. (db) Suicidal Winds – „Chaos Rising“ (Pulverised Records) – [6,5] Nach diversen Split-CDs und einer gelungenen Live-CD kommt endlich wieder einmal eine komplette, neue Scheibe der Schweden heraus. Ihrem Stil kompromisslos treu bleibend, gibt es auch hier wieder Futter für die Old School-Fraktion. Einziger Ausbruch aus dem Gerumpel aus erdigem Heavy Metal (der steht übrigens auch bei MySpace.com bei den eigenen angegebenen Einflüssen an erster Stelle!), Thrash-, Black- & Death Metal bleibt die dem Namen alle Ehre machende „Ballade Of Death“. Nicht ganz alle Songs sind so mitreißend wie der Doppelpack „Unevitable Doom“ und „Freddy Flesheater“. Allerdings ist das kehlige, brutale Organ von Mathias Johansson immer noch ein Garant für den Wiedererkennungswert der Band. So bekommt der geneigte Fan genau das, was er erwartet: ehrliche, geradlinige und natürlich in den 80er-Jahren wurzelnde Vollbedienung. Thrash Til’ Death! (db) Taak – „Koerapööriöö“ (Nailboard Records) – [3,5] Doom-Freunde, aufgepasst! Die Band aus Estland ist vielleicht einigen von euch schon unter dem Namen Dawn Of Gehenna bekannt. Fast alle Mitglieder spielen auch dort mit. Hier hat man sich den neuen Namen deshalb gegeben, weil die Texte ausschließlich in lettischer Sprache vorgetragen werden. Ein recht interessanter Akzent in Verbindung mit der vorwiegend langsamen Musik. Besser gefallen mir die Songs, die etwas beschwingter im Midtempo vorgetragen werden oder gar kurz mit Doublebassdrums unterlegt sind („Trots“ oder „Öö“). Alles recht akzeptabel gespielt, der Gitarrist ist in seinem Bereich auch einer der besseren. Allerdings – und das ist das größte Manko dieser Scheibe – wirken die Songs ziemlich altbacken und arg bieder. Der wichtige „Aha-Effekt“ mag sich einfach nicht einstellen. Übrigens bedeutet der Bandname in deutscher Übersetzung nichts anderes als schwere Last. Hört man die Scheibe öfters, erhöht sich diese noch in den unerlaubten Arbeitsschutz- und Ohrenschmerzbereich. Verzichtbar. (db) The Agony Scene – „Get Damned“ (Century Media Records/EMI) – [4] Hier wird dem Hörer ca. 37 Minuten Metalcore-ähnlicher Stil geboten, wobei man hierbei nicht an Gruppen wie Neaera denken sollte, nur weil das Wort Metalcore erwähnt wird. Dafür ist die Musik dann doch zu seltsam und eben einfach zu anders. Man setzt nicht so auf eine extreme Geschwindigkeit, sondern mehr auf Rhythmus bzw. man versucht es, wobei mich das Album kaum überzeugen kann. Das Material zündet bei mir einfach nicht und geht mir teilweise mit den Effekten auch auf die

Nerven, was durch den, für mich recht anstrengenden, Schrei-Gesang noch verstärkt wird. Eher wünscht man sich das Ende des Liedes herbei, als dass man auf noch bessere Teile hofft. Alles in allem ein für mich mittelmäßiges bis schlechtes Werk, was die Abwechslung etc. betrifft. Man muss sich wohl fragen, ob sich das Geld für diese Platte wirklich lohnt. (ts) The Blackout Argument – „Decisions“ (Lifeforce) – [5] Nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass es eine relativ anstrengende Mischung aus Schreien, klarem Gesang und irgendwie leicht alternativem, aggressivem Stil gibt. Zwischendurch bin ich an Gruppen wie Ill Nino erinnert, welche diesen Stil aber deutlich besser drauf haben. „Decisions“ hat zwischendurch seine angenehmen Momente in den Liedern, wirkt aber allgemein eher hyperaktiv als wirklich solide. Die seltsamen Gröhlereien, welche in die Lieder eingespielt werden, wirken auch so, als ob sie nicht auf die Scheibe gehören. Um einen Hauch von „wir können auch anders“ zu erzeugen, befinden sich auch zwei ruhige Nummern auf der Scheibe, die aber nicht sehr spannend sind. Generell haut mich diese Scheibe überhaupt nicht um. Es gibt Gruppen, die solches Liedmaterial deutlich besser in Szene setzen konnten. (ts) The Bones – „Burnout Boulevard“ (Century Media/EMI) – [6] Gute-Laune-Punk-Rock’n’Roll ist etwas Wunderbares. Die Mundwinkel ziehen sich nach oben. Man muss nicht permanent so gucken, als würde man mit sonstwelchem Material penetriert werden, und man darf auch mal denken, dass das Leben schön ist. Wunderbare Sache. Zur Musik sonst ist zu sagen, dass es sich aber eher um Lieder handelt, die ich in einem Club nicht wirklich zur Kenntnis nehmen würde. Zwar versprühen sie gute Laune, bringen aber auch nicht das Adrenalin zum Ausbruch, welches man bei manchen Liedern sofort spürt. Dafür reicht es dann doch nicht. Überhaupt bietet die 15 Lieder enthaltende Platte keinen wirklichen Reißer, sondern qualitativ sehr ähnliches Material, was natürlich auch den Vorteil hat, dass einem zwischendurch nicht der Brechreiz überkommt. Es handelt sich hierbei um ein mittelmäßiges Album, welches man auf einer Feier durchaus spielen kann, aber für die privaten Hörangelegenheiten nicht unbedingt sehr spannend ist. Dafür ist es doch zu monoton. (ts) The Lamp Of Toth – „Cauldron Of Witchery“ (Northern Silence Productions) – [8] Mit einem weiteren Highlight aus dem Hause des guten Geschmacks, Northern Silence Productions, erreicht uns dieser Tage das erste MiniAlbum der aus England stammenden Band The Lamp Of Toth. Die Band hatte vor gut zwei Jahren ihr erstes Demo veröffentlicht und startet jetzt mir dieser Mini-CD ihr Debüt. Mit dem Openener „The Lamp Of Toth“ werden wieder alten Errinerungen an Paradise Lost erweckt. Dieser Song bietet reichlich Abwechslung und geht regelrecht in ein Doom Rock-Tempo über, wohin entgegen der Song „Sunshine“ nach Slow Motion Rock wirkt. Der Gesang kommt cool, aber dennoch irgendwie fies rüber, so dass man dem musikalischen Gesamtbild schon was Okkultes abgewinnen kann. Also für Neueinsteiger der Doomszene ist dieses Scheibchen bestens geeignet. (mrl) The Ocean – „Precambrian“ (Metalblade/SPV) – 9 von [10]n Mit der Doppel-CD „Precambrian“, die aus der Full-Length-Scheibe „Proterozoic“ und der Mini-CD „Hadean/Archaean“ besteht, haben sich The Ocean ein schönes Stück Arbeit aufgehalst. Insgesamt sind es 85 Minuten an Spielzeit, die es wirklich in sich haben. Die Berliner haben wieder Unmengen an Gastmusikern (u.a. Mitglieder von Converge) angekarrt, um gemeinsam das Referenzwerk in ihrer Diskographie einzuspielen. Wer auf eingängige Songstrukturen und jederzeit passende Melodien steht, der braucht hier gar nicht mehr weiter zu lesen. „Precambrian“ ist alles, aber keine Standardware und schon gar nicht das, was der faule 08/15-Metaller hören möchte. Dieser wird, geprägt von stets nachvollziehbaren Strukturen und „Tralala“-Refrains, einfach nicht die nötige Ausdauer haben, um das neue Werk der Deutschen zu begreifen. Epik, Dramatik, Brutalität: Das sind die Schlagworte, die das neue Werk von The Ocean auszeichnen, den Soundtrack der Evolution in metallischer Form. Hier werden Grenzen ausgelotet, neue Wege beschritten und natürlich auch allseits bekannte Muster zu einem explosiven Gemisch vereint, dass jedem aufgeschlossenen Liebhaber progressiver, epischer und auch düsterer Musik das Wasser im Munde gehörig zusammenlaufen lassen dürfte. „Precambrian“ ist der logische Nachfolger des vor zwei Jahren veröffentlichten Albums „Aeolian“. Von der damals zwiespältigen Kritik ließen sich die Jungs nicht beeindrucken, sondern verfolgten konsequent ihren eingeschlagenen Pfad weiter. The Ocean sind anders und gerade deswegen interessant. Schön langsam kristallisieren sich einige Bands heraus, die sich von der Masse abheben und genau deswegen Erfolg haben werden… diese Jungs hier gehören mit Sicherheit dazu. (mf) The Poodles – „Sweet Trade“ (AFM/Soulfood) – [7] Mit „Sweet Trade“ knüpfen die vier Schweden qualitativ an das 2006er-Debüt „Metal Will Stand Tall“ an und spielen ihren bewährten Mix aus Hard-, Heavy-, Glam Rock. Beim den erst Hörproben fällt vor allem ganz deutlich auf: dass The Poodles absolut genial-eingängige Mitsing-Refrains in ihre Musik miteinbeziehen. Speziell in Songs

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wie „Streets Of Fire“ oder „Walk The Line“ kann man nach ein paar Minuten schon mitsingen, da die Struktur der Songs einfach gehalten ist und diese gleich ins Ohr gehen. Zwar werden auch hier und da einige Klischees bedient, aber dennoch sind The Poodles einfach genial, zumal sich ihre Musik auch aus verschiedenen Elementen wie den oben erwähnten Spielgenres zusammensetzt. Gute Scheibe. (mrl) The Wandering Midget – „I Am The Gate“ (Eyes Like Snow Records) – [4] Langsam und schleppend bewegt man sich hier auf das Tor oder als Tor, welches im Titel angesprochen wird, fort. Man findet einfache, sehr schleppende Rhythmen, die von einer halb heulenden, halb irgendetwas anderes machenden Stimme begleitet werden, wobei der dünne Sound gerade das Schlagzeug sehr schlecht darzustellen weiß. Es klingt schon ein bisschen so, als hätte man hier sparen müssen, was dazu führt, dass einem das Klanggewand nach relativ kurzer Zeit nicht mehr so angenehm erscheint. Zusätzlich wird man, wenn man auf die Zeit des letzten Liedes schaut, keine Freudenschreie von sich geben. 17 Minuten und 46 Sekunden sind einfach zu lange für ein Lied. Hierzu gesellt sich noch die Tatsache, dass dieses Werk kaum für den durchgängigen Konsum geschaffen wurde, da es irgendwann wirklich zu nerven beginnt. Zusätzlich fallen mir zwischenzeitlich keine Unterschiede zwischen den Liedern auf. Phasenweise klingt es echt so, als ob manche Teile in jedem Lied eingebaut sind. Es macht keinen Spaß, diese Scheibe durchgängig zu hören. (ts) Three Headed Monster – „Three Headed Monster“ (Melissa Records) – [5] Auch wenn Instrumentalstücke auf manchen Platten sehr gut sind, ist doch ein rein instrumentales Album mehr als langweilig. Diese Power Metal-Scheibe zeigt mir, dass es doch nicht immer der Gesang ist, der mich bei dieser Musikrichtung in die Flucht schlägt. Die Rhythmenwechsel gehen mir gehörig auf die Nerven, die kurzen Soli verstärken den Eindruck noch und man fragt sich doch, wieso die Jungs dieses Projekt in Angriff genommen haben, da es sicherlich sinnvollere Methoden gibt, sich musikalisch zu betätigen. Nein, das hier ist wahrlich keine tolle Scheibe und entspannt auch überhaupt nicht. Technisch gesehen ist das Album vollkommen in Ordnung, aber das Experiment „kein Gesang“ kann hier vollkommen als gescheitert angesehen werden. Zumindest für Leute, die auf Musik mit Herz stehen, denn dieses fehlt mir bei Three Headed Monster eindeutig. (ts) Thronar – „Unleash The Fire“ (Twilight) – [3] Es gibt Bands, die braucht die Welt nicht, und trotzdem landen sie auf meinem Tisch und schreien nach einer Rezension. Es kommt dann gelegentlich zu einem gewaltigen Aggressionsstau meinerseits, wenn ich mir die Mittelmäßigkeit einer Band anhören muss. Zu diesen leidlichen Veröffentlichungen gehören auch Thronar. Die Mannen haben sich dem Pagan/Viking Metal verschrieben und wollen mit „Unleash The Fire“ die Menschheit quälen. Gut, sie beherrschen ihre Instrumente, jedoch mangelt es den Kriegsherren an songtechnischen Ideen. Was dabei herauskommt, klingt halbherzig, lädt nicht zum Singen ein und wenn ich noch länger lauschen muss, könnte ich einem Amoklauf nicht mehr abgeneigt sein. (iw) Thrudvangar – „Zwischen Asgard Und Midgard“ (Einheit) – [8] Thrudvangar aus der 30.000 Seelen zählenden Stadt Köthen (Sachsen-Anhalt) überraschen auf ihrem dritten Album mit bärenstarker Härte völlig! Auf allen Alben, dem neuen eingeschlossen, spielen textlich Wikingerthemen die große Rolle. Das ist kein Wunder und auch nichts Neues. Neu ist aber: Die sechs Deutschen haben noch nie so ein gewaltiges Gitarrenbrett gefahren wie auf „Zwischen Asgard Und Midgard“. Nur geil! Auch Torsten als Drummer spielt neben soliden Grooves auch noch amtliche Doublebass-Attacken. Das Keyboard spielt anders als bei vielen anderen in Wams bekleideten PaganKapellen nur eine kleine Rolle. Dem Sound fehlt manchmal noch ein wenig Punch, irgendwie fehlen ein wenig die Bässe. Für diverse Soundprobleme können allerdings die wenigsten Bands selbst etwas. Und im Fall Thrudvangar dürfte das wohl kaum anders sein. Und auch für die Präsentation ihres Albums kann die Band nichts: Die Firma aus Drebkau schickt einfach mal so eine lose CD. Ohne jegliche Info, Cover, Begleitschreiben etc. Schämt euch was! Wären die Musik und die Texte nicht so stark, wie etwa „Zwei Raben“ (göttliche Gitarrenarbeit!), könnte solch ein Review aus Zeitgründen oder Faulheit schon mal unter den Tisch fallen… Es gibt genug andere Firmen, Agenturen (und Bands), die sich da mehr Mühe geben. Dennoch und gerne noch einmal sehr deutlich: Das Album ist ganz, ganz stark! Pagan/Black Metal-Fans, die wie ich genug von Akkordeons, Geigen und Dudelsäcken haben und wieder gerne mal eine richtig hartschnelle Scheibe wollen, werden hier fündig! (db) Tourettes – „Treason Songs“ (Armageddon Music) – [5] Die Gefahr der Verwechslung mit der anderen Band namens Tourette Syndrome ist also mit dem neuen Bandnamen gebannt. Und das ist nicht das Einzige, was sich bei dem Aussie-Vierer geändert hat. Nein, rauer sind sie geworden. Auch direkter und ruppiger im Vergleich zum Vorgänger „Sick Sense“ flechten die äußerst attraktive Michele Madden am Mikro und ihre drei männlichen Mitstreiter eine ganze Por-

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tion mehr heftige Parts ein. Tourettes goes Thrash Metal? Mitnichten. Nun, letztens haben wir bemängelt, dass der wesentlich ausladend wirkende Vorgänger mit vielen komplex wirkenden Songs schon anstrengend zu hören war. Meckern wir jetzt schon wieder, wo dieses damals offensichtliche Manko nun behoben wurde?! Nein, aber ehrlicherweise wirkt die neue Orientierung auch nicht überzeugender. Michele keift sich recht bissig mit männlich wirkender Attitüde durch die 11 Songs. Ganz bewusst gewollt brutaler sollen die Songs auch nach Aussagen der Band wirken. Dass dabei etwas Besonderes herausgekommen ist, wage ich zu bezweifeln. Zu eintönig und vorhersehbar wirken die Lieder. Der Tritt in die Fresse, das Salutieren vor der Brutalität bleibt aus. Es soll nicht verschwiegen werden, dass wenigstens das Artwork zur CD einmalig gut gelungen ist. Dazu haben sich die Australier auch stilecht in einem alten Irrenhaus umgesehen und die Eindrücke bestens auf das Cover gebeamt. (db) Toxocara – „The Great Rebellious“ (Twilight) – [5] Diese Gruppe macht es mir von Beginn an schwer. Zwar wird nervtötend drauflos gescheppert, aber zwischendurch kommen auch Wechsel zum mittleren Tempo, was wirklich sehr brutal und fett klingt. Schade, dass sich Toxocara nicht mehr darauf konzentriert haben, denn dann wäre dieses eine fette Scheibe geworden. So bleibt es mehr ein Gepolter, wo zwischendurch mal ein Lichtstrahl durchscheint. Schade, schade, daher wird es auch zu keiner wirklich hohen Bewertung kommen. Ansonsten kann man sagen, dass Menschen, die auf schnelle Musik stehen, bei dieser Death Metal-Kombo gerne einmal reinhören können. Es gibt ordentlich viele Schläge ins Gesicht und die Zeit zur Erholung ist sehr rar gesät. Also genau richtig für alle Die Hard-Fans. Nur wirklich anspruchsvolles bzw. abwechslungsreiches Gekloppe wird kaum geboten. Irgendwie klingen die schnellen Passagen alle sehr ähnlich. (ts) Tragodia – „The Promethean Tragedy“ (Dark Balance) – [6] Wieder einmal halte ich eine traurige Veröffentlichung aus unserem Nachbarland Italien in den Händen und frage mich, was passiert ist, dass das Album nur dem Durchschnitt entspricht. An und für sich hat „The Promethean Tragedy“ einige Ideen parat, die gut klingen, aber so recht will der Pep einfach nicht aufkommen. Viel eher klingt das Werk langweilig, monoton und etwas lieblos. Das mag auch daran liegen, dass es dem weiblichen und männlichen Gesang an Lebendigkeit fehlt. Nämlich jener Lebendigkeit, derer es bedarf, um einem Lied die gewisse Note zu verleihen. Wer mit dem ersten Song durch ist, dem wird spätestens beim zweiten Lied klar, dass der Gesang einfach nur fade dahingeträllert ist. Aber es gibt auch Mängel bezüglich des Songwritings. Lieder, die zu langatmig und von ständigen Wiederholungen geprägt sind, zeichnen kein Gothic Metal-Meisterwerk aus. (iw) Tribes Of Cain – „Retalitation“ (Fast Beast Entertainment) – [6] Nunmehr befindet sich das dritte Album der Schweizer Black/Death/Thrash Metal-Gruppe in den Regalen der Plattenläden und das neue Kind scheint auch etwas geworden zu sein. Man findet sehr gute und angenehm atmosphärische Teile in den jeweiligen Liedern, die von heftigem Gebretter, welches mich persönlich zwischendurch mehr stört, unterbrochen wird. Demnach wird eine Mischung aus Schnelligkeit und Ruhe erzeugt, die durchaus hörenswert ist. Einziges Manko in meiner Betrachtung sind gewisse soliähnliche Teile, welche sich zwischenzeitlich echt schräg anhören. Inwieweit das gewollt ist, scheint fraglich zu sein, allerdings wird auch die starke Monotonie, welche ja bei Black Metal-Stilarten öfter auftritt, großteils nicht eingehalten. Zwischendurch gibt es sogar mal ein Instrumentalstück, bei dem nur ein Klavier zu hören ist. In den Liedern finden sich weiterhin immer wieder Rhythmenwechsel, was bei dem Hörer sicherlich angenehm aufgenommen wird. Als vollständig gelungen kann ich dieses Werk allerdings nicht bezeichnen, da mir doch einige Dinge zu seltsam klingen. Wer sich allerdings für Musikmischungen dieser Art interessiert, kann gern einmal reinhören. (ts) Trollech vs Heiden – „Trollech vs Heiden“ (Naga Productions) – [3] Schlachten zwischen zwei „großen“ Gegnern sind ja generell von sehr viel Lärm gesäumt, der sich für des Zuschauers Ohren eher als nervtötend und unangenehm herausstellt, als die Schlacht irgendwie untermalt. Welches Ergebnis mag nun in dieser Schlacht auftreten? Nun ja, die oben beschriebene Schlachtensituation kam schon immer in jeder Schlacht vor, die es jemals auf der Erde gab. Da die Herren Interpreten ja auch auf das „Alte“ bedacht sind, darf man sich diesem Kreislauf natürlich nicht entziehen, da man stolz auf das ist, was die Trolle, Heiden, Vorfahren etc. erreicht haben! Deswegen bleibt das Klangbild so, wie es schon immer war und auch bleiben wird. Warum? Vollkommen klar, es war schon immer so. Das Gaspedal wird, wie es sich für eine ordentliche Schlacht geziemt, durchgetreten und der Klang ist, den aufeinander prallenden Waffen entsprechend, nicht dafür gedacht, auch nur den Hauch von angenehmer Atmosphäre zu erzeugen. Fraglich ist hierbei noch, ob für einen möglichst authentischen Klang bei den Aufnahmen nicht noch durch den Wald gelaufen wurde. (ts) Turisas – „The Varangian Way“ (Century Media/EMI) – [8] Battle Metal gehörte für mich schon immer zu einer der Genrebezeichnungen, die ich bis heute nicht so richtig einordnen bzw. definieren konnte. Vielleicht hängt das aber manchmal auch mehr mit den Fotos,

Aborted - „Strynchine.213“ (Century Media/EMI) Aborted verlieren immer mehr an Tempo. Das sind nicht die Aborted, die die Fans hören wollen. Zwar spielen die kranken Typen nach wie vor guten Death Metal, doch wohin sie sich letztendlich entwickeln wollen, wissen Aborted wohl selbst nicht. Alte Fans lassen am besten die Finger davon, aufgeschlossene Death Metaller dürften aber eine neue Futterquelle erschließen. (mf) (6,5) All Shall Perish - „Awaken The Dreamers“ (Nuclear Blast/Warner) All Shall Perish geben dem Zuhörer nur eine knappe halbe Stunde Zeit, das Genick zu ruinieren. Danach ist Schicht im Schacht. Sicher, einige der besten Alben dauern nur unwesentlich länger, trotzdem ist die Spielzeit ein Witz. Moderner Extrem-Metal hat wohl nicht allzu viel zu sagen, „Awaken The Dreamers“ hat mich jedenfalls nicht wachgerüttelt. (mf) (6) Beardfisch - ”Sleeping In Traffic“ (Inside Out/SPV) Aufgrund des Namens, des Coverartworks und letztendlich auch ein wenig aufgrund des Albumtitels fällt eine Zuordnung ins progressive Genre leicht. Auf „Sleeping In Traffic“ findet man neben verträumten Passagen auch Einflüsse sämtlicher Prog-Rock-Epochen und gerade deswegen ist dieses Album für Prog-Fans mehr als nur relevant. Tipp! (mf) (8) Defloration - „Necrotic Nightmare“ (Remission) Defloration zocken auf ihrem neuen Album „Necrotic Nightmare“ wie gehabt Death Metal der alten Schule. Hier gibt’s zehn Mal harten Stahl auf die Nüsse, der vor allem Underground-Liebhaber restlos begeistern dürfte. Wie schon der Vorgänger „The Bone Collection“ ein gutes Album mit einigen Dying Fetus-Reminiszenzen. (mf) (7) Dignity - „Project Destiny“ (Napalm) Von Roland Navratil (Ex-Edenbridge) vor knapp zwei Jahren aus dem Boden gestampft, liefern Dignity nun ihr erstes Album „Project Destiny“ ab. Anders als bei Edenbridge zockt der Junge klassischen Hard Rock mit melodischen Einflüssen, kann aber aufgrund einiger Qualitätsschwankungen noch nicht wirklich überzeugen. Trotz allem ein gutes Debüt. (mf) (6) Headshot - „As Above So Below“ (Firefield/Twilight) Die deutschen Headshot spielen knackigen Thrash Metal und können damit auch überzeugen. Dabei können die Jungs vor allem aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten brillieren. Der Sänger „singt“ obendrein noch hörbar und die Produktion ist richtig fett geworden. Gutes Album! (mf) (8) Injustice - „Melancholerie“ (Firefield/Twilight) Injustice haben sich entgegen den Erwartungen nicht dem Gothic Metal verschrieben, sondern spielen 08/15Metalcore. Wer melodischen Klargesang und hartes Staccato-Riffing liebt, ist hier richtig. „Saints Of The Last Day“ sei als Anspieltipp aufgrund diverser Death MetalEinflüsse genannt. (mf) (5) Kalmah - „For The Revolution“ (Spinefarm) Zur im Titel angedeuteten Revolution wird es wohl nicht kommen, denn die Melodic-Deather von Kalmah kommen handwerklich einfach nicht über das Mittelmaß hinaus und tümpeln konsequent im musikalischen Durchschnitt herum, ohne wirklich jemals Akzente setzen zu können. Schade, denn ein vorhandenes Potential ist nicht von der Hand zu weisen, nur an der richtigen Umsetzung mangelt es (noch immer). (mf) (5) Katra - „Beast Within“ (Napalm) Die finnischen Gothic-Rocker Katra (inkl. obligatorischem Weibchen an der Front) spielen strunzlangweilige 08/15-Songs, die im Vergleich zu diversen Szene-Kollegen deutlich abfallen. Fans des angesprochenen Genres müssen nur dann zugreifen, wenn sie ihr Geld nirgendwo anders besser investiert wissen. (mf) (6)


Laid In Ashes - „Solitary Ghostride“ (Perish In Light) Laid In Ashes fahren die Thrash/Death-Schiene und liefern dabei ein gutklassiges Album ab, das Thrash-Liebhaber ins Delirium befördern dürfte. Auch wenn man herausragende Songs nicht einmal mit der Lupe findet, so verströmt „Solitary Ghostrider“ genügend Charme, um sich die nächsten 45 Minuten die Birne durchzublasen. (mf) (7) Melencolia Estatica - „Letum“ (ATMF) Richtig gutes Schwarzmetall ist heute bereits begehrte Ware. Auch Melencolia Estatica (toller Name!) gelingt mit „Letum“ zwar nicht der ganz große Wurf, doch es sind ansatzweise Passagen vorhanden, die aufgrund der melancholischen Ausrichtung gefallen. Trotz allem „nur“ ein Album, das nicht zu Freudensprüngen animiert. (mf) (6,5) Moonsorrow - „Tulimyrsky EP“ (Spinefarm) Über Moonsorrow große Worte zu verlieren, erübrigt sich. Die Finnen gelten als eine der derzeit besten Folk Metal-Bands, was sie mit dieser EP und einem knapp 30 Minuten langen Song nebst diversen Coverversionen eindrucksvoll belegen. Man darf auf das nächste reguläre Album gespannt sein. (mf) (8) Pagan Fire - „Sampler“ (Nuclear Blast/Warner) Für Pagan/Viking Metal-Fans als idealer Einstieg gedacht, gibt dieser Blast-Sampler mit Bands wie Bathory, Amon Amarth oder Moonsorrow einen guten Überblick über die Highlights dieser Szene. Wer der Szene kundig werden möchte, sollte sich das Teil aufgrund vieler Referenzbands zulegen. (mf) (-) Sightless - „Larvae Of Trinity“ (Stay Heavy) Aus Finnland erreichten uns derzeit eine Vielzahl an Veröffentlichungen, die alle beliebig austauschbar klingen. Auch Sightless können mit „Larvae Of Trinity“ zu keiner Zeit überzeugen, deren Black/Death Metal wird zwar in rasendem Tempo gespielt, befindet sich qualitativ jedoch nur im mittleren Bereich. (mf) (6) Sonic Syndicate - „Love And Other Disasters“ (Nuclear Blast/Warner) Album Numero zwei für die in großen Teilen der Szene nicht allzu beliebten Modern-Metaller. Die Jungs und das Mädel biedern sich noch schlimmer dem Mainstream an, als auf ihrem Debüt. „Love And…“ ist ein Album ohne jegliche Leidenschaft und Feuer unter dem Arsch. Trendhuren müssen zugreifen, Qualitätsfanatiker lassen besser die Finger davon. (mf) (4) Subway To Sally - „Schlachthof“ (Nuclear Blast/Warner) STS (die gibt’s auch in Österreich!) legen mit „Schlachthof“ ein sechzehn Songs starkes Live-Album vor, das alle Hits der Band enthält und auch als DVD erhältlich ist. Die Soundqualität ist sehr gut und auch die Auswahl der Songs dürfte die Fans zufriedenstellen. (mf) (-) Svartkraft - „Lord Of Vermin“ (Perish In Light) Wie unschwer zu erkennen befinden wir uns im tiefsten Schwarzwald, in dem Svartkraft ihr neuestes Langeisen schmieden. Auch wenn man angibt, sich an alten Darkthrone zu orientieren, so trifft dies (noch) nicht ganz zu, da „Lord Of Vermin“ vor allem ein gewisser individueller Charme fehlt. Black Metal-Puristen müssen zugreifen, eine der wenigen guten Bands im Old SchoolBlack Metal-Sektor. (mf) (8) Thy Majestie - „Dawn“ (Dark Ballance) Es gibt viel zu wenige gute Symphonic Metal-Bands, Thy Majestie machen hier keine Ausnahme, können aber mit eingängigen und zum Mitgrölen angepassten Songs überzeugen. Neues sucht man vergeblich, Innovationsverweigerer dürften ihre helle Freude an dem Teil haben. (mf) (6)

welche von der Gruppe gemacht werden, zusammen als mit der Musik. „The Varangian Way“ bietet soweit aber ein angenehmes Hörspektakel. Der Gesangsstil, soweit angenehm, manchmal von Chorgesang abgelöst und mit heroischen Gitarrenriffs gepaart, ist schön anzuhören. Platz eins auf den Mitgröhlcharts für alle, die gerne mal einen über den Durst trinken, aber auch für den privaten Hörkonsum durchaus hörenswert. Man weiß schon eine leichte „Teutonen-/Piratenatmosphäre“ zu erzeugen und bewegt sich beim Gesang durchgängig auf einem Niveau, wo einem vor Höhen nicht bald die Ohren platzen, und man wartet ebenso mit Geschrei auf. Für Abwechslung in soweit ist auch gesorgt, dass man ruhige und schnelle Passagen durchaus miteinander verbinden kann und es wie aus einem Guss klingt. Schönes Werk, kann man da nur sagen. (ts) Twilight Guardians – „Ghost Reborn“ (Spinefarm) – [2,5] Die Spinnenfarm in Finnland ist in neue Büroräume umgezogen. Als Altlast nimmt sie diese Veröffentlichung mit. Dermaßen inspirationsloser, unspektakulärer Power Metal ist schlicht überflüssig. Alles schon mal gehört? In diesem Fall garantiere ich euch, dass das 100 %ig zutrifft: Ideenloses Riffing, keine großartigen Melodien, die üblichen füllenden Keyboard-Teppiche. Gitarrensolos wie in „Wildbite“ beginnen explosiv. Man ist fast schon bereit, aufmerksamer zuzuhören, als diese sich dann auch ins Nirgendwo-Nirwana auftrudeln. Würde ich den Sänger jemals wieder erkennen? Nee, niemals. Wozu also hier noch viele Worte machen? Das Teilchen hier ist in der Tat unter dem Durchschnitt anzusiedeln. (db) Vanmakt – „Vredskapta Mörkersagor“ (Pulverised) – [7] Schweden rüstet in Sachen hasserfüllter und brutal-schneller Black Metal weiter auf. Nach nur einem Demo folgt schon der Plattenvertrag mit den Youngstern von Vanmakt. Gelungen ist der Spagat zwischen Raserei, Blasphemie und dem Kreieren von Atmosphäre, dem Einbringen von Melodien. Mit stolzer Brust verkündet die Band, dass Black Metal anno 2007 so zu klingen hat wie ihr Debüt. Das ist zwar von den Jungspunden relativ dick aufgetragen, aber das Resultat in Form von 11 bösartigen, schwarzen Stalinorgeln gibt ihnen Recht. Besonders infam klingt das Organ von Sänger und Gründungsmitglied Gorgoth. Zusammen mit dem anderen Gründungsmitglied und Bassisten Vladr haben sich die beiden drei weitere Mitstreiter für den Kampf gegen das Christentum gesucht. Weiterer angenehmer Nebeneffekt: Man kann nun live auftreten. Selbst bezeichnen sich die Musiker als Fans von Black-, Death-, Gothic- und Doom Metal. Von letztgenanntem Stil haben sie sogar ganz, ganz dezente Einflüsse übernommen. Zu hören etwa im vom Demo übernommenen Song „Diaboli Lubeo“. Auch in hämmernden Thrash MetalEinflüssen („Open The Gates“) scheint sich das Quintett wohl zu fühlen. Das Gros der Musik macht aber klar die sowohl in englischen und schwedischen Texten vorgetragene dunkle Raserei aus. Sehenswert ist übrigens auch der Bonus-Videoclip zum Song „My Darkest Hate“. (db) Virgin Black – „Requiem – Mezzo Forte“ (Massacre Records/NSM) – [7] Schleppend geht die Welt zugrunde! Auf der neuen Platte von Virgin Black wird schleppender Doom/Gothic Metal mit geschlechtergemischtem Gesang geboten. Die recht düstere Stimmung wird mit orchestralen Klängen untermalt, wodurch die Höratmosphäre durchaus angenehm ist. Man versucht auch eine gewisse „Epik“ in die Lieder zu integrieren, was aber nur mäßig gelingt. Den Orchesterteil hätte man durchaus etwas hintanstellen können. Weiterhin ist die Länge der Stücke auch etwas anstrengend. Nur zwei der sieben Stücke haben eine Länge von unter fünf Minuten, was teilweise, gerade durch die schleppenden Teile, eher nervt. Die leicht gitarrenlastigen Teile, welche auch mit tiefem, gröhlendem Gesang untermalt sind, gefallen mir hierbei noch am besten, die Mischung ist aber soweit in Ordnung. Nur richtige Höhepunkte lassen sich schwerlich vermissen, die Musik bleibt, trotz zwischenzeitlicher Aggression, sehr schleppend und langatmig. Lediglich im Rahmen des sechsten Stückes wird ein bisschen Gas gegeben, wenn man es so bezeichnen kann. Das Stück ist soweit nett anzuhören, aber reißt den Gesamteindruck nicht wirklich raus. Es gibt hierbei einige interessante Momente, wenn zum Beispiel Sänger und Sängerin gemeinsam etwas zum Besten geben. Alles in allem ist die Scheibe aber doch eher mäßig. Einige Dinge sind zwar angenehm, aber sonst ist die Scheibe eher nur etwas, um apathisch und traurig in der Ecke zu hocken. (ts) Warbringer – „War Without End“ (Century Media/EMI) – [6] Was, außer Kriegslärm, wäre passender für den Beginn einer CD mit einem solchen Namen? Warbinger entäuschen hier auch nicht und bringen genau dieses, damit man sich gleich auf das, was einem noch so geboten wird, freuen kann. Thrash Metal aus dem Hause Century Media, der an Wünschen vermutlich nichts offenlässt. Man wird mit dem für Thrash Metal üblichen Material bearbeitet. Die Riffs kommen mir sehr bekannt vor, die Soli werden nach kurzer Zeit doch ein bißchen öde und die Stimme ist einmal mehr alles andere als sehr angenehm, genau das, was ich an Thrash Metal zu schätzen weiß. Wer auf Thrash Metal steht, kann durchaus einmal reinhören, sollte aber auch keinen richigen Kracher erwarten. Es wird vielmehr ein ganz gutes Standardwerk aus dieser Musiksparte geboten, welches kaum Innovation bietet, aber das durchschnittliche Hörerbedürfnis durchaus zu befriedigen weiß. (ts)

Der Nevermore-Ausnahmesänger zeigt logischerweise auf seinem ersten Soloalbum mehr von sich selbst. Seine musikalischen Ambitionen, seine interessanten Ansichten, seine Psyche und selbst seine musikalischen Einflüsse (in Form von gleich zwei Coverversionen) legt er uns in einem bunten Kaleidoskop vor. Das Farbenspiel zeigt uns eine melodischere und weniger komplex angelegte Seite von Warrel, als bei seiner Hauptband üblich. Dennoch erreichen die neuen Songs eine Tiefe, die auch in der Reife des Künstlers zu suchen ist. Aussagen wie „Nothing Ever Changes When We Pray“ („When We Pray“) lassen auf ein kritisches Weltbild schließen, dass sowohl Bereitschaft zur Veränderung wie auch auf Resignation schließen lässt. In einer leicht gemäßigteren und melodischeren Ausrichtung als bei Nevermore treffen wir jedoch auf gelungene Songs, in den auch Weltklasse-Balladen (z. B. „Your Chosen Misery“) ihren berechtigten Platz finden. Das Beste daran ist jedoch vor allem eins: Auf dem Album bekommt der charismatische Gesang als Instrument noch mehr Geltung, als es bisher auf jedem Album möglich war, bei dem Warrel mitwirkte. Musikalisch unterstützen ihn natürlich Könner wie Gitarrist Peter Wichers (Ex-Soilwork), Matt Wicklund (g, b ExHimsa) und Dirk Verbeuren (dr, Soilwork). Als Gäste wirken darüber hinaus auch noch mit feinen Gitarrensoli Jeff Loomis (natürlich Nevermore) und James Murphy (Ex-Testament, -Death etc.) mit. Gespannt sein darf man auch auf die folgende Tournee: Warrel hat versprochen, diese mit diversen Klassikern seiner alten Band Sanctuary anzureichern. Das verspricht ein Fest für alle Freunde des gepflegten und originellen Power Metals zu werden. Vor allem auch mit diesem Album im Gepäck. (db) Winds Of Plague – „Decimate The Weak“ (Century Media/EMI) – [8] Mit irgendwelchen Schubladen und dem Bedienen derselben halten sich die Südkalifornier erst gar nicht auf! Aber welch heftige Musikrichtung Winds Of Plague (die sich zuerst Black December nannten) auch einschlagen, die Figur, die sie dabei abgeben, verdient allemal eine gute Note. Ihre ursprünglichen Wurzeln hat die Band im Hardcore. Das hört man nur noch rudimentär. Zum Beispiel im erfrischend einfachen Song „Reloaded“. Stellt euch darüber hinaus einen Mix aus wütendem, formidabel gespieltem Death Metal (Stichwort Nile), heftigen Thrash Metal-Riffs, Black Metal-Düsternis mit finsterdunklem Gesang und einigen Keyboard-Farbtupfern vor und ihr habt einen ungefähren Eindruck, wie die Musik klingt. Das Wichtigste dabei ist, die Musik berührt mich im Herzen. Kein sinnloser Bastard aus ausgesuchten und angesagten Musikrichtungen, sondern heftiger Heavy Metal, der auch die Sinne berührt und gleichzeitig zum Headbangen animiert. Das Zweitwerk der sechs Musiker ist ein kleines Meisterwerk, das nicht in der Flut der Neuveröffentlichungen untergehen sollte. Hier lohnt reinhören unbedingt! (db) Wolfmare – „Whitemare Rhymes“ (CCP Rec.) – 6 Pkte. Seit 2002 geistern Wolfmare aus Sankt Petersburg mit ihrer Folk Metal-Band durch die russische Klangszene und haben es nun endlich geschafft, sich auch in der restlichen Welt Gehör zu verschaffen. Die Texte sind zumeist in Englisch gehalten, aber es finden sich auch Ausflüge ins Lateinische und Altdeutsche wieder. Anhänger dieser Musikrichtung finden auf dieser Platte neun Lieder wieder, die, solange klarer Gesang herrscht, hörbar sind. Kommt jedoch die Black Metal-Stimme zum Einsatz, artet es in einer Qual aus. Heiseres Krächzen, das nicht böse klingt, sondern nur kläglich ins Mikro schallt, nimmt einigen Songs die Stimmung. Auch eine weibliche Stimme kommt immer wieder zum Einsatz, ohne aufdringlich oder opernhaft zu klingen. „Whitemare Rhymes“ wird leider nicht zu meinen Favoriten gehören. Das liegt aber nicht daran, dass die Band nicht ihre musikalischen und technischen Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen weiß, sondern eher daran, dass diese Art von Folklore bei mir leider kein noch so kleines Härchen zum Schwingen bringt. (iw) Wyrd – „Kammen“ (Avantgarde Music/NSM) – [4,5] Die Fanschar der Nebenspielwiese der beiden Azaghal-Leute (Narqath & neuerdings JL Nokturnal) wird auch nach vollzogenem Labelwechsel überschaubar und gering bleiben. Da nützt auch ein heftiger Einstieg beim Song „Cold In The Earth“ nichts, wenn der Rest der CD ein Versuch ist, dem Dark Metal-Genre eine weitere durchschnittliche Scheibe hinzuzufügen. Höhepunkte gibt es sonst auf dieser midtempolastigen, vorhersehbaren Scheibe keine weiteren. Ich weiß nicht, ob sich die Finnen in ihrer Karriere (die schon sechs Alben umfasst, die jeweils im Jahrestakt erschienen sind, zuzüglich diverser SplitVeröffentlichungen, EPs und mehr) an irgendwelchen anderen Bands orientieren. Aber der Eindruck entsteht sofort, dass hier ältere Katatonia und ähnliche Düsterheimer des Öfteren Pate gestanden haben. Eine eigene Note wird man vergeblich suchen. Am Klargesang scheitert Meister Narqath völlig. Noch peinlicher sind seine Versuche, diesem eine heroische Klangfarbe zu verleihen. Fans der Band schlagen zu, Dark Metal-Fans mit ausreichend Taschengeld auch. Alle anderen Metaller suchen bitte woanders. (db)

Mehr Reviews findet Ihr unter www.arisingrealm.at

Warrel Dane – „Praises To The War Machine“ (Century Media/EMI) – [7]

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EIGENPRODUKTIONEN Bereaved – „Demonstration 1.0“ (Eigenproduktion) – [7] Bereaved versorgen mich hier mit einem zwei Lieder langen Demo, was mich zu Beginn neugierig stimmt. Immerhin ist die Frage, ob sie zwei angenehme Lieder präsentieren oder doch nur langweiliges Material draufhaben. Mit viel Abwechslung kann bei zwei Liedern ja eigentlich nicht gerechnet werden. Die Produktion fällt überraschend gut aus, was den Liedern schon einmal einen Pluspunkt gibt. Ansonsten bietet man etwas, was mich irgendwie an Black Metal erinnert, aber nicht nur an das stumpfe Gekloppe, sondern man weiß auch andere Instrumente einzusetzen. Insbesondere hat man keine Angst vor Keyboardpassagen oder sehr ruhigen Momenten in den Liedern. Ebenso ist man in der Lage, mit „Lucid Lady Bereaved“ ein sehr atmosphärisches Lied zu schreiben, welchem es an Aggression aber auch nicht mangelt. Ich denke, man darf auf weitere Veröffentlichungen dieser Gruppe gespannt sein. Sehr schönes Demo.(ts) Black Raven – „The Day Of The Raven“ (Eigenproduktion) – [-] Traditionspflege des „Fucking Heavy Metals“ (O-Zitat des Infoschreibens der Band) betreiben die aus dem Nordosten Italiens kommenden Black Raven. Wie viele andere Bands haben sie erst einmal begonnen, Coversongs von bekannten Bands wie Iron Maiden, Judas Priest und Megadeth zu spielen. Nach vielen Livegigs und einigen Teilnahmen an Bandwettbewerben wurden sie bekannter und beliebter. Das motiviert zu eigenen Songs, deren Resultat uns in Form einer selbstfinanzierten Mini-CD vorliegt. Die Jungs spielen wirklich nur einfach Heavy Metal. Im Song „Live For Metal“ trägt man sogar das Klischee der Motorkettensäge wieder einmal auf. Sänger Andrea „Sax“ Csaszar erinnert von der Tonlage her an Kai Hansen von Gamma Ray, mit denen sich die Band auch selbst vergleicht. Natürlich sind Black Raven mit ihrem Songwriting noch nicht ganz so weit und können mit den gediegenen und ausgereiften Songs der Hanseaten noch nicht mithalten. Recht gute Ansätze sind dennoch vorhanden. Derzeit sucht die Band ein Label, um ihre erste komplette CD aufzunehmen. Spontan fallen einem da Firmen wie die italienischen Scarlet Records oder die deutschen Hellion Records ein, die solche echten Metal-Geschichten meist vorbildlich betreuen. Wer Interesse an einer Ladung ordentlichen Heavy Metals hat, kann den 5-Tracker über die Website der Band www.black-raven.it ordern. (db) Chema Herrero – „Powerfull Sensations“ (Eigenproduktion) – [-] Leider nur ca. 14 Minuten wunderbare Instrumentalmusik umfasst diese Demo-CD-R des jungen, talentierten Spaniers Chema Herrero. Im Alter von 12 Jahren begann er Gitarre zu spielen, mit 16 wechselte er zur elektrischen Klampfe. Beeinflussen konnten ihn viele recht unterschiedliche Musiker: von Bach, Mozart über Gary Moore, Steve Vai, etc. bis hin zu Carcass. Aber auch entspannte Klänge wie etwa von HIM, Journey und Linkin Park liebt der Meister. Nun, Carcass habe ich beim Hören dieser vier stimmungsvollen, gefühlvoll interpretierten Stücke ganz bestimmt nicht herausgehört. Die entspannten Anklänge an Kompositionen von HIM, Journey oder auch Muse schon. Die Liste der Hochschulen, an der Chema jahrelang sowohl hauptsächlich klassische Gitarre, aber auch E-Gitarre studierte, ist beeindruckend und sehr lang. Auch Gitarren-Workshops mit Könnern wie Joey Tafolla und John Petrucci (Dream Theater) hat er bereits besucht und gemeinsam gestaltet. Herausgekommen sind hier einfach nur schöne, tiefgehend gespielte Kompositionen ohne Egomanen-Frickelei. Klasse und zu kurz. Zu haben bei: Chema Herrero, C/Adolfo Miaja de la Muela n° 22, 2° Izda, E – 47014 Valladolid, Spanien oder probiert es online über www.chemaherrero.com. (db) Darkfall – „Through Fiery Times And Beyond“ (DVD) (Eigenproduktion) – [-] Die Wahl des richtigen Zeitpunkts spielt in vielerlei Hinsicht eine große Rolle, natürlich auch im Kontext einer durchdachten Veröffentlichungspolitik von Plattenfirmen und Underground-Bands. Und eben diesen „richtigen“ Zeitpunkt haben Darkfall mit ihrer aktuellen CD/DVD-Veröffentlichung „Through Fiery Times And Beyond“ perfekt getroffen, denn die Nachfrage nach älteren Aufnahmen der Band ist stets ungebrochen. Was liegt näher, sowohl die Gedankengänge des steirischen Urgesteins als alle bisher veröffentlichten Scheiben der Band zum letzten Mal in einer professionell aufgemachten Box zu veröffentlichen und dazu auch gleich noch ein Live-Konzert zu packen? Anhand des Titels lässt sich erahnen, dass diese Box mehr ist als bloß eine weitere Veröffentlichung des Quintetts, vereint der Titel doch gewissermaßen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem. Eine Retrospektive ist es, die durch vier MCDs, 16 Songs oder 13 Jahre Metal ein Streifzug durch Höhen und Tiefen der bisherigen Historie bietet, ohne jedoch abgestanden oder gar unnütz zu wirken. Davon sind die Jungs weit entfernt, denn die Nachfrage der Fans will schließlich gesühnt werden. Zugreifen ist daher Pflicht, denn eine Neuauflage dieser Box wird es mit Bestimmtheit nicht geben. Um den Käufern aber auch etwas

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Neues zu bieten, wurde das Konzert vom Kaltenbach Open Air 2007 als Live-DVD dazugepackt und ein vierseitiges Booklet mit allen wichtigen Informationen zu jeder Veröffentlichung angeheftet. Verwundern tut alleine der Preis der Box, denn zehn Euro sind nichts anderes als ein Schnäppchen. Da stört es wenig, dass der Live-Sound aufgrund technischer Probleme nicht besonders gut (aber natürlich noch immer hörbar) aus den Boxen dröhnt. Was zählt, ist die Absicht, den Fans die Geschichte von Darkfall lückenlos näher zu bringen und Lust auf das wohl erst nächstes Jahr erscheinende erste volle Album zu machen. Bis dahin kann man sich getrost mit alten Perlen wie „Chapter Of Denial“, „Goddess Of Mine“ oder Songs neueren Datums („Phoenix Rising“) die Zeit vertreiben. (mf) Discern – „To Praise With Persecution“ (Eigenproduktion) – [6] Discern bieten auf ihrem neuen Werk recht soliden Death Metal, der noch von einer Stimme, die anscheinend allen möglichen Inhalt auf das Mikro erbricht, untermalt wird. Man versucht abwechslungsreiches Liedmaterial zu präsentieren, was durchaus auch gelingt. Gerade mit „Second Death Honesty“ wird eine Nummer geboten, mit der man so nicht rechnet. Allerdings ist das Werk vom Gesamteindruck her auch nicht so richtig überzeugend. Spielerisches Können vorzuweisen ist eine Sache, allerdings finde ich die Scheibe etwas zu überladen mit Soli, wobei es gerade bei „The Anointing“ sehr nervig wird. Man könnte diesen quasi als „Skip Track“ bezeichnen, da er ein einziges Solo ist. Solche Lieder braucht an und für sich kein Mensch. Positiv an dieser Scheibe ist eindeutig der Sound, welcher sich auf einem recht angenehmen Niveau bewegt, aber auch das reißt die Scheibe nicht vollkommen raus. (ts) Dod Aernst – „Where The Last Laughter Died“ (Eigenproduktion) – [-] Die junge deutsche Band aus dem fränkischen Raum um Bayreuth legt uns ihr erstes Lebenszeichen in Form dieser Mini-CD vor. Um die Bedeutung des Bandnamens müssen wir uns hier nicht den Kopf zerbrechen. Es geht einfach um eine fränkisch angehauchte Wortkreation. Und der Name wird ab 2008 sowieso wieder geändert. Näheres dazu unter der Website www.dod-aernst.de. Der mit einem stimmungsvollen Cover aufgemachte 6-Tracker geht in Richtung Progressive Death Metal. Wer dabei allerdings hohe Erwartungen hat und an diverse Edelkapellen wie etwa Necrophagist, The Old Dead Tree & Co. denkt, wird allerdings bitter enttäuscht sein. Das mit dem großen Wurf ist hier leider noch nichts. Einzig angenehm zu hören ist der Song „Silent Killer“. Der geht etwas in die Richtung progressiver Heavymusik à la Iron Maidens „Rhime Of The Ancient Mariner“ und ist gelungen. Natürlich hat dieser eine ruhige Song deshalb nichts mit dem Prädikat „Death Metal“ am Hut. Den restlichen schnelleren Stücken fehlt aber definitiv noch das gewisse Etwas, das sicher nur durch weiteres Feilen an den Liedern und auch am instrumentalen Können zu erreichen ist. Als Einstand in Ordnung, trotzdem dürfte das Teil in der allgemeinen Veröffentlichungsflut (zu Recht) gnadenlos untergehen. (db) Final Aphorism – „Past And Future Concentrate“ (Eigenproduktion) – [6,5] Keinen neuen, aber einen ausgewogenen Mix aus modernem, melodischem Death Metal und Klassik liefern die Wiener von Final Aphorism auf ihrem ersten Album ab. Da gibt es unter anderem eine rein akustische Nummer wie „814“ oder die Verschmelzung aus akustischen mit harten Metalgitarren wie etwa „My Murdering Kind“. Und dann gibt es noch schnelle Songs wie das mit beseelt schnell und zweistimmig aufspielenden Äxten in „Lament“. Die kurzen Adaptionen zur Klassik mit gelungenen Tempiwechseln machen die Scheibe sehr interessant. Weiterhin abwechslungsreich gestaltet sich auch der teilweise Einsatz von gleich drei unterschiedlich klingenden Sängern. Woran die Band noch arbeiten sollte, ist zum einen, falls es überhaupt erwünscht ist, die Verständlichkeit der Texte. Zum Beispiel könnte man diese, da sie im Booklet leider nicht abgedruckt sind, eventuell auf die Bandwebsite stellen. Ich und noch einige andere gehören zu der sicher aussterbenden Klientel der Fans, die Texte durchaus noch interessieren… Zum anderen wäre da noch eine gewisse kleine (!!!) Holprigkeit beim Songwriting abzustellen. Aber das bekommt man bei dem stets hörbaren Talent der Band sicher noch hin. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich erst einmal zwei Songs des Albums auf der Website www.finalaphorism.com downloaden. Ich bin mir sicher, diese beiden Titel werden bei vielen Fans die Lust auf mehr Musik der sechs Österreicher wekken. Erhältlich ist die CD natürlich auf dieser Website oder auch bei amazon.de. (db)

typischen von dort kommenden höhen- und mittenlastigen Sound. Ich würde gern mal hören, wie es klingen würde, wenn Grave oder Dismember eine CD in diesem Soundtempel aufnehmen würden… Nun denn; Gaia Epicus existieren bereits seit 2001. Das neue Album ist bereits der dritte Longplayer der Norweger. Die Band hat für die Veröffentlichung quasi das Eigenlabel „Epicus Records“ gegründet. Die CD beginnt mit viel Double Bass und einem schnellen Einstieg. Überhaupt wird auf der Powermetal-Scheibe generell ordentlich flott musiziert. In den 80er-Jahren wäre das der typische Speed Metal gewesen. Die Leadgitarrenarbeit von Thomas Christian Hansen ist gutklassig. Sein Gesang Durchschnittsware. Wer solche Musik mag, kann gern und quasi blind zugreifen. Neues in diesem Bereich sollte man aber hier nicht erwarten. Das wäre wirklich eine Überraschung gewesen (siehe oben)! Momentan sucht die Band Verstärkung. Die Posten des 2. Gitarristen und des Bassisten sind vakant, die Steckbriefbilder auf der Website www.gaia-epicus sind noch zu besetzen. Ein Online-Check bei Google hat ergeben, dass die CD (natürlich auch auf der Bandwebsite) problemlos bei vielen deutschen MetalMailorderfirmen erhältlich ist. (db) Hemoragy – „Jesus King Of Wine“ (Eigenproduktion) – [3] Es gibt wieder „Trinkmetal“ und dazu noch welchen, den die Welt sicherlich nicht braucht. Die Gruppe bietet ein sehr langweiliges Klangbild und die Lieder bringen mich auch mehr zum Gähnen als dazu, dass ich feiern oder trinken würde. Die Ohren zuhalten erscheint mir zwischenzeitlich als sehr sympathische Alternative zur Bewertung dieser Platte. Ob der Titel „Jesus King Of Wine“ hierbei möchtegern-blasphemisch sein möchte oder ob die Herren ihr theologisches Wissen zur Schau stellen wollen, entzieht sich meinem Verstand ebenfalls. Zur Musik ist soweit zu sagen, dass es sich um alten, langweiligen Heavy Metal handelt, wobei der Sänger auch mehr eine Geschichte erzählt, als dass er wirklich singt, aber warum sollte man das auch können, wenn man die Position des Sängers besetzt? Vermutlich werden musikalische Fähigkeiten sowieso vollkommen überbewertet und man sollte die Welt noch mehr mit gedankenlosem Schrott bewerfen. (ts) Homicide Hagridden – „Promo 2007“ (Eigenproduktion) – [-] Die Italiener sind sicher als typische Projektband anzusehen. Sie betreiben die Band seit 1994 und haben bis heute nur ein vollständiges Album 2005 veröffentlicht. Mit der neuen 3-Track-Mini-CD sind die Turiner nun wieder auf Labelsuche. Der 13-minütige Appetithappen macht es einem schwer, einzuschätzen, in welche Richtung die zukünftige Fahrt gehen soll. Der erste Song ist schlicht und einfach ein kurzes Death Metal-Geschoss. Kurzes, knackiges AggroGeballer und tschüss. Lied Numero zwei ist dagegen von ganz anderem Kaliber. Das beginnt sehr getragen, durchsetzt mit dezentem Keyboardeinsatz und sehr gefühlvoller, einprägsamer Melodieführung und schlägt dann in einen gewaltigen Nackenbrecher mit heiserem Gesang um. Sehr geil! Der Rausschmeißer lässt dann leider den bis hierher gewonnenen recht guten Eindruck schnell wieder verblassen: Ziemlich durchschnittlicher Song mit absolut nervendem Gesang (singt hier jemand anderes als auf den beiden vorhergehenden Stücken?). Die Bandinfo und auch die Website (www.homicidehagridden.com) geben leider keinen Aufschluss hierüber. So dürfte es für jede bemusterte Plattenfirma schwer werden, einzuschätzen, ob das Potenzial ausreicht, um einen Deal zu rechtfertigen. Ich denke, dazu müsste man mehr hören oder aber das vorausgegangene Material von Homicide Hagridden kennen. Deshalb: Es bleibt spannend… (db) Indyus – „Demonstration“ (Eigenproduktion) – [6] Indyus aus Innsbruck legen mir hier eine EP namens „Demonstration“ vor, die wohl den aktuellen Stand der Dinge präsentieren soll. Selbst ordnet sich diese österreichische Band, die im Jahr 2004 gegründet wurde, im Hardcore/Death-Metal-Genre ein. Nach dem ersten Durchlauf weiß ich nicht, was ich von dieser Band halten soll. Zu unausgegoren wirkt die Mixtur, die mir vorgesetzt wird. Zwar gibt es immer wieder einige wirklich coole Parts, die den Kopf zum Mitwippen animieren, doch das ist auf Dauer etwas zu wenig. Die Truppe hat Potential, das hört man „Demonstration“ an allen Enden an. Kompromisslos kämpfen sich die Jungs durch insgesamt drei Songs, von denen mir „Double Standards“ am besten gefällt. Besonders das brutale Organ von Frontsau Matthias Mayr weiß zu gefallen. Leider ist die Produktion dieses Demos etwas verwaschen, wodurch eine Menge Druck verloren geht. Zusammenfassend daher: Indyus haben Potential und sollten ihr Material weiter verfeinern und versuchen, das musikalische Level (das keineswegs schlecht ist) konstant zu halten. Wird dies alles umgesetzt, dann erwarte ich mir von dieser Truppe eine deutliche Steigerung. (mf)

Gaia Epicus – „Victory“ (Eigenproduktion) – [6]

Inquiring Blood – „Raping The Silence“ (Eigenproduktion) – [7,5]

Eine gebrannte CDR mit der Aufschrift „Promo 2007“. Was erwarte ich da? Wie immer gar nix! Das Motto heißt „Lass dich überraschen!“. Es fällt sofort auf, dass hier die Grenzen eines Produkts einer Plattenfirma und einer Eigenproduktion fließend sind. „Victory“ wurde astrein im Finnvox-Studio produziert und abgemischt. Allerdings auch mit dem

Inquiring Blood aus Hannover bezeichnen ihren derben Death Metal als Neckbreaker – eine Bezeichnung, die man durchaus so stehen lassen kann. Auf insgesamt sechs Songs spielen die Deutschen ihre relativ brutale Interpretation von richtig gespieltem hartem Stahl und können damit einige Pluspunkte ergattern. Der Sänger


grunzt derb und absolut passend zum musikalischen Können der Band. Der Titel der knapp 21 Minuten langen Scheibe passt wie die Faust aufs Auge. Ruhe bekommt man auf diesem Album zu keiner Zeit geboten, Inquiring Blood sind immer in Bewegung und dürften live wohl jeden Nacken zum Mitschwingen animieren können. Die Mucke der Jungs besitzt mächtig Groove und tritt den Allerwertesten mit Freude. Wer zudem an US-Death Metal Gefallen findet, der dürfte hier eine kleine Underground-Perle entdecken. (mf) Lacerater – „Nessun Urlo Nell’Ombra“ (Eigenproduktion) – [-] Wieder eine Band, die sich clevererweise oder notgedrungen umbenannt hat. Da es den Bandnamen Lacerated schon gab, wurde hier kurzerhand aus dem Zerfleischen (engl. „lacerated“) ein Zerfleischer aus dem Blutgrind-Taufbecken gehoben. Auf den neuen Namen folgt nun dieses Lebenszeichen in Form einer 4-Track-Mini-CD. Musikalisch hat sich zu den Vorgängerwerken nichts geändert, die fünf Italiener derbgrinden sich in sehr ordentlicher Manier durch 13 Minuten. Ein in der Kürze gut zu hörendes Death-/Grindfeuerwerk, das sich sicher in voller CD-Länge schneller abnutzen würde. Für Grindcore- und brutalste Death Metal-Fans bestens aufgemachter Stoff unter: www.lacerater.com erhältlich. (db) Last Grain In The Hourglass – „Following The River…“ (Eigenproduktion) – [9] Last Grain In The Hourglass legen mit „Following The River, Finding The Sea“ ihr offizielles Lebenszeichen in Form einer vier Song starken EP vor. Ich las bereits von Vergleichen mit Neurosis, damit man sich unter LGITH musikalisch etwas vorstellen kann. „Following The River…“ ist ein schwer verdauliches Stück Musik, das sich hier durch meine Gehörgänge quält. Kalt, depressiv und auch ein wenig bedrohlich muten die Stücke des Quartetts an, das hier ganze Arbeit geleistet hat. Noiserock, Postrock und einige dezente Anleihen aus dem progressiven Sektor umreißen die musikalische Bandbreite der deutschen Newcomer gut. Dazu gesellt sich das raue, hypnotische Organ von Sänger Christoph, dem das Kunststück gelingt, eine Vielzahl an unterschiedlichsten Emotionen über seine Stimmbänder zu transportieren. „Metropolis“ gefällt mir von allen Stücke am besten, da sich dieser Song monoton vorwärts arbeitet und mit tollem Endpart glänzt. Keine Frage, die Jungs wissen, wie man gute und vor allem interessante Musik schreibt. LGITH legen keinen Wert darauf, sofort beim ersten Durchlauf zu zünden, sondern wollen im wahrsten Sinn des Wortes gehört werden. Immer wieder drängen sich mir Vergleiche mit Bands wie Porcupine Tree oder Long Distance Calling auf. Und das, obwohl LGITH überhaupt nichts mit eben genannten Bands – bis auf die Stimmungen – gemein haben, die sich mir beim Hören von „Following The River, Finding The Sea“ offenbaren. Klanggerüste formen sich zu Bildern in meinem Kopf, eine Geschichte entsteht, die ich mir selbst in Gedanken ausmale. Diese Art von Musik ist bestens dafür geeignet, um dem tristen Alltag zu entfliehen und sich sein eigenes Kopfkino im wahrsten Sinn des Wortes zurechtzulegen. Perfekte Musik für den Winter und – im Unterschied zu Bands wie Porcupine Tree – auch für zart besaitete Individuen geeignet. (mf) Mitigate – „Welcome To Our World“ (Eigenproduktion) – [7,5] In unserer Arising Realm-Ausgabe # 14 haben wir euch schon den Titel „Cold“ in einer Liveversion vorgestellt. Damals hieß es, eine CD ist in Planung. Nun fast genau ein Jahr später liegt diese vor. Die drei Recken haben darauf ihren Anspruch vermerkt, „Modern Symphonic Thrash Metal“ zu spielen. Nun, der Anspruch wird beispielhaft eingelöst. Auf der Website www.mitigate.at legt die Band Wert darauf, nicht ständig mit anderen Bands verglichen zu werden. Ok, akzeptiert. Trotzdem würden euch und mir sicher schnell ein paar Namen aus der modernen und gängigen Szene einfallen. Lest euch ruhig mal bei den einzeln aufgeführten Profilen der drei Musiker die angeführten Vorbilder durch… Aber egal, ziemlich originell ist der Stil der Wiener dennoch. Ich vermute, live werden die sinfonischen, stimmungsvollen Samples vom Mischpult aus eingespielt oder per Clicktrack abgerufen. Ansonsten rocken Mitigate fett, eingängig und mit großartigen Hooklines durch eine starke und super produzierte CD. Da die Band erst 2006 gegründet wurde, haben die drei eine starke Formel im Songwriting gefunden. Die Musik wirkt nicht überladen, ist melodisch und dennoch hart genug, um nicht ins Kitschige abzudriften. Auch der Wechsel von tiefen Growls mit melodischem Klargesang (bitte erlaubt mir ausnahmsweise kurz den Vergleich mit Burton C. Bell/Fear Factory) ist klasse. Übrigens, am Rande: Auch das Bandlogo gefällt mit gut. Dieses wurde wieder einmal von Christophe Szpajdel entworfen, dessen Arbeiten mir immer mehr gefallen. Die CD könnt ihr über die Website oder über Stefan Foitik, Rudolf-Virchow-Straße 14/3/3206, 1210 Wien für einen gut investierten Zehner abgreifen. (db) My Dark Sin – „Libertas In Servitute“ (Eigenproduktion) – [3] Direkt nach den ersten 10 Sekunden kennen meine Gedanken nur noch ein Wort und dieses lautet: „HILFE“. My Dark Sin scheppern sofort los und dieses Wort soll hier so verstanden werden, dass es scheppert, weil Dinge durcheinander auf den Boden fallen. Es geht also um Geschwindigkeit und Aggressionen. Generell keine schlechte Mischung, aber die Gruppe vermag es nicht auf angenehme Weise

in die Tat umzusetzen. Meine Ohren schmerzen jedenfalls schon nach kurzer Zeit und es ist auch keine Besserung in Sicht. Alles klingt mir nicht harmonisch genug, sondern nur nach Schnelligkeit, was ja öfter dazu führt, dass andere Teile vergessen werden und somit nur unkenntliches Material rauskommt. „Libertas In Servitute“ ist jedenfalls kein überzeugendes Album. Die Jungs sollten sich eher noch in den Proberaum zurückziehen und arbeiten. (ts) Necroid – „Nefarious Destiny“ (Eigenproduktion) – [7,5] Wieder einmal fragt man sich nach dem Hören dieser geilen Death Metal-CD, ob die Plattenfirmen weiter taub sind und lieber weiter den Trends hinterhecheln?! Lieber die siebenhundertste langweilige Pagan-/ Folk-Metal-Scheibe herausbringen?! Wie viel Liebe und Glaube an die eigene Musik muss eine Band haben, wenn sie sogar eigene professionell aufgemachte Promo-CDs pressen lässt?! Das Zweitwerk der deutschen Band beginnt mit einem, quasi DEM Überhit des Albums – „Enemy Inside“. Die weiteren Lieder sind auch allesamt stark, erreichen aber leider nie wieder die Qualität dieses Überfliegers. Ekstatische Gitarrenarbeit, ein charismatischer, sich sofort festsetzender Refrain lässt dich diesen Song nicht so schnell wieder vergessen. In insgesamt kurzweiligen 40 Minuten werden alle Death Metal-Fans ihre helle Freude an den eingängigen, technisch gut gespielten und tempomäßig abwechslungsreich gespielten Granaten haben. Erstrangig ist Necroid im Death Metal zu Hause, aber auch einige starke Thrash Metal-Einflüsse schimmern des Öfteren durch. Auch der Sound ist richtig fett, produziert von Eike Freese von Dark Age in dessen „Eikey Studio“. Dieser steuert zusammen mit Jörn Schubert (ebenfalls Dark Age) und Henjo Richter von Gamma Ray auch ein paar Gastbeiträge bei. Ein gelungener D. M.-Knüller. Unbedingt anchecken unter: www.myspace.com/necroid! (db) None Valueless Art – „Forlorn In A Dying World“ (Eigenproduktion) – [4] Zugegeben, eine Musikgruppe, welche sich selbstverliebt None Valueless Art nennt, hat bei mir einen recht schweren Start. Was bitte bringt einen Musiker dazu, sich so zu nennen? Dient es mentaler Selbstbefriedigung, einen „tollen“ Namen ausgesucht zu haben, welcher der Umwelt „subtil“ zeigen soll, wie scheiße sie doch geworden ist? Nun ja, zur Musik: „Forlorn In A Dying World“ ist eine Black MetalScheibe, wie man sie schon mal gehört hat. Manche Keyboardpassage mischt sich in den überlangen Liedern mit Gitarren, die hauptsächlich im mittleren Tempobereich anzusiedeln sind und zwischendurch mal ein bisschen schneller werden. Alles in allem wirkt das Werk sehr monoton. Die Lieder enthalten Passagen, die sich sehr ähneln, was zu Lasten der Abwechslung geht. Irgendwie weiß man zwischendurch nie genau, bei welchem Lied man sich nun befindet. Weiterhin ist die Stimme so eine Sache. Auf mich wirkt sie überhaupt nicht überzeugend. Eher langweilig und stumpf. Man fragt sich, ob sich None Valueless Art mit ihrem Namen nicht doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. (ts) Plasmic Ocean – „Haptic Trips“ (Eigenproduktion) – [8] Gerade als Redakteur einer Musikzeitschrift fällt es relativ schnell auf, wenn eine Band wirklich etwas mehr als Rest zu bieten hat. Dabei ist es keine Überraschung, dass es vor allem im Underground verwurzelte Combos sind, die qualitativ oft über den alten Hasen stehen und eine Spielfreude an den Tag legen, die man nicht überall findet. Plasmic Ocean sind so eine Band, die mit ihrer Melange aus Rock, psychedelischen Elementen und elektronischen Einsprengseln richtig gut Gefallen findet, da sich deren Material herrlich unverbraucht und eigenständig anhört. Dabei wissen die Jungs zu jeder Zeit, wohin sie ihr Weg führen soll. Nicht alle Songs zünden sofort, aber wenn man erst durchblickt, so offenbart sich ein Klanguniversum, das erschlossen werden möchte. Zu entdecken gibt es reichlich, aber nicht nur Rock-Fans sollten hier ein Ohr riskieren, sondern jeder, der nur ansatzweise etwas mit Rock am Hut hat, bekommt hier die Chance auf einen hoffnungsvollen Newcomer, der hoffentlich auch mit zukünftigen Veröffentlichungen von sich reden machen wird. (mf) Replica – „Riven By Grief“ (Eigenproduktion) – [7,5] Replica aus Oberösterreich sind längst keinen Unbekannten mehr im heimischen Underground. Mit „Riven By Grief“ veröffentlichen die Jungs eben ihr erstes Langeisen, das wohl jeden Anhänger härterer Klänge zufriedenstellen dürfte. Auffallend ist zunächst die optische Qualität der Veröffentlichung (tolles Artwork, schöne grafische Spielereien), aber auch musikalisch müssen sich die Jungs nicht verstecken. Im weitesten Sinne würde ich „Riven By Grief“ im Thrashcore einordnen: Brachiales Songwriting trifft auf innovative Arrangements, wobei gelegentlich auch einige Prog-Einflüsse erkennbar werden. Eine interessante Mischung mit Potential, das die Oberösterreicher in Zukunft hoffentlich noch weiter verfeinern und ausbauen werden. „Riven By Grief“ ist ein guter Einstand einer aufstrebenden Band, die

es auf jeden Fall zu unterstützen gilt. Auch ein Video wurde vor kurzem abgedreht, das sich ebenfalls auf höchstem Niveau ansiedelt und als Promotion für das erste Album gedacht ist. Auch wenn die Musik nichts mit Bands wie Porcupine Tree zu tun hat, so erinnert mich das Video der Oberösterreicher oft an Videos zuvor genannter Prog-Größe. Egal, „Riven By Grief“ macht Spaß und solltet ihr am Ende des Monats noch etwas Kohle übrig haben, so wäre das Geld gut in Replica investiert. (mf) Serge – „Defy The Clan“ (Eigenproduktion) – [6,5] Wer zur Hölle spielt Sudoku? Die Aufforderung dazu bekommt man, wenn man die Digi-CD der Schweizer öffnet. Da bin ich schon mal überfordert. Ich würde überall dreimal die Sechs reinschreiben und schon ist das Rätsel (für mich) gelöst. Vielleicht liege ich damit sogar richtig?! Immerhin heißt ein Songtitel „Farmers From Hell“. Auch viele der anderen Texte sind mit einem Augenzwinkern und einem Grinsemund zu betrachten. Das soll auch laut Bandwebsite gar nicht anders sein. Musikalisch machen die aus dem französischen Gebiet der Schweiz stammenden fünf Musiker durchaus ernst. Die Jungs hämmern sich durch ordentlich druckvolle Metal-Hardcore-Geschosse. Ihre Einflüsse benennen Serge selbst mit Slayer und Pantera, aber auch mit beispielsweise Chimaira. Ich selbst habe beim Hören vom ersten bis zum letzten Song aber immer nur an die mächtigen Pro-Pain denken müssen. Und das ist als Kompliment zu sehen. Nur die fein ausgearbeiteten Soli der Amis fehlen noch. Die Moshwalze überrollt einen dennoch mit ähnlich brachialer Gewalt. Zu beziehen unter: Cedric Clement, Ch. Des Epinettes 27, CH - 1723 Marly oder unter www.serge747.ch. (db) Shever – „Oceans Of Illusions“ (Eigenproduktion) – [3] Hier findet sich, im Gruppenaufbau, eine deutliche Abwechslung gegenüber der sonstigen Männerdominanz. Die Vier-Frauen-Formation Shever widmet sich dabei dem Doom Metal und bringt ein Album auf den Markt, bei dem kein Lied unter 6 Minuten lang ist. Irgendwie kann ich mir bei diesem Album kaum vorstellen, dass die Damen Spaß dabei haben, wenn sie es spielen, schwerfällig, dumpf, düster, lang und vor allem langweilig. Die Lieder sind umso nerviger, je länger sie werden. Welche Intention die Gruppe hier hat, ist mir wirklich schleierhaft, aber Spaß habe ich wirklich nicht, wenn ich diese Scheibe höre. Eher frage ich mich, warum die Lieder so lang sein mussten, wenn eh keine Abwechslung in den Liedern auftaucht. Langes, monotones Liedmaterial, welches den Hörer vermutlich in den Wahnsinn treiben soll, anders kann ich mir das nicht vorstellen. Der Gesang unterstreicht die Wirkung hierbei noch. Man bietet eine gröhlende Stimme, die eher heiser als alles andere klingt, und eine vermeintlich melancholische Stimme, die ebenfalls auf die Nerven zu gehen weiß. Ich werde jetzt jedenfalls meine traurige Stimmung zu beenden wissen, weil ich den „Open“-Knopf auf dem CD-Spieler betätigen werde. Für Spaß im Leben. (ts) Shotgun Wedding – „The Perfect Answer“ (Eigenproduktion) – [-] Die Band aus Traun beehrt uns wieder einmal mit einem Lebenszeichen in Form dieses 3-Trackers. Die Jungs haben ihren neuen Gitarristen mit dem für einen Axeman bezeichnenden Namen Christian Riffert (Ex-Sprearhead Inc.) gut integriert. Und dieser liefert auch die fetten Grooves für eine gut geölte Heavy’n’Roll-Party. Die drei Songs sind allesamt im Midtempo gehalten, zu dem der Gesang von Mario Wolf bestens passt. Wer gern feiert, beim Metal gern in Kneipen oder Bars abhängt oder auch für das nächste Biker-Treffen die passende Musik sucht, wird hier fündig. Hoffentlich ist bald ein vollständiges Album in Sichtweite?! Interessenten wenden sich an: Wolfgang Zinganell, Joh.-Roithner-Strasse 78/3/19, A - 4050 Traun oder online an www.shotgun-wedding.com. (db) Zerofour – „The Downfall Of Humanity“ (Eigenproduktion) – [8,5] Beachtlich, was Zerofour auf „The Downfall Of Humanity“ abliefern. Vom Vorgänger kenne ich nur zwei Songs, die sich jedoch qualitativ deutlich unter dem Level befinden, das hier geboten wird. Die Entwicklung der Österreicher ging rasch voran und man kann sich nun zu Recht damit rühmen, ein gutes Thrash Metal-Album eingespielt zu haben. Die Tiroler Szene ist eine der stärksten Gemeinschaften Österreichs. Viele gute Bands wie Inzest oder Serenity kommen aus diesem Bundesland und konnten in der Vergangenheit bereits mit erstklassigen Produktionen überzeugen. „The Downfall Of Humanity“ strotzt nur so vor unterschiedlichsten Einflüssen. Einmal ist es schwedischer Death Metal, den ich zu hören glaube, das andere Mal wiederum Slayer oder Bolt Thrower. Dabei kupfern Zerofour nicht blind bei ihren Helden ab, sondern geben sich durchaus eigenständig und selbstbewusst. Anbiederung an gewisse alte Hasen haben sie auch überhaupt nicht nötig, da „The Downfall Of Humanity“ Klasse besitzt, die viele Bands heute nicht mehr mitbringen. „The Downfall…“ ist ein gutes Album, auf dem auch an den richtigen Stellen die Geschwindigkeit etwas gedrosselt wird, um dem Zuhörer Zeit zum Verschnaufen zu geben. Wenn sich Zerofour zum nächsten Album wieder so stark verbessern, dann steht uns wohl ein richtiger Knaller ins Haus. (mf)

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Die Kritiken zu eurer neuen Langrille „Supernova Overdrive“ sind durchwegs positiv ausgefallen. Habt ihr mit diesem schönen Ergebnis gerechnet oder wart ihr doch etwas erstaunt, dass euer Album so gut angekommen ist? Leider hatten wir nicht die Möglichkeiten wie einst bei Napalm Records, um das Album einer größeren Hörerschaft zu präsentieren, die Resonanzen zum neuen Werk haben uns diesbezüglich jedoch durchaus positiv gestimmt und auch gefallen. Wir hatten uns schon viel v o rge no m men, weil die erste P l a t t e eigentlich auch quer durch die Bank und vor allem international sehr gut kritisiert wurde. Erstaunt waren wir, weil sich anscheinend manche Kritiker die neue Scheibe doch ein zweites Mal angehört haben, was sie vielleicht bei „In Deep Silence“ auch hätten tun sollen. Ich glaube, erst wenn man unsere Mucke besser versteht und kennt, kann man ein urteilsfähiges Statement dazu abgeben. Dazu sind wir teilweise zu komplex. Und dann wird es auch noch dazu gut ausfallen… und das gibt uns recht!

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Wir hatten uns die meisten Reviews natürlich durchgesehen, zumindest jene, die man im Netz und in den Magazinen finden kann (und solche, die man wirklich ernst nehmen kann!). Einige Statements waren schon dabei, die uns richtig gefielen und die dann auch wieder neue Kraft geben, um die nächste Schandtat zu begehen. Es tut gut, wenn man jahrzehntelang versucht, gute Musik zu machen, und dann verdienterweise dafür zumindest in dieser Form belohnt wird. Manchmal waren aber Aussagen

von Iris Wilke |

dabei, die komplett daneben waren und wo wir uns fragten, wo diese Idioten hingehört haben. Der Markt ist schon lange übersättigt, die guten Zeiten sind lange vorbei und neue Generationen wechseln einander ab. Es ist uns klar, dass man es nie allen recht machen kann, aber dafür machen wir nicht unsere Musik!

Du sprichst in einem Interview davon, dass mit dem Bandnamen ein zerstörerischer, apokalyptischer Grundgedanke einhergeht. Grundsätzlich nichts Neues, denn viele Metal-Bands bauen auf dem Prinzip der Destruktivität auf. Warum nicht einmal die positive, konstruktive Seite betonen, anstatt auf eine Thematik zurückzugreifen, die schon hunderte von anderen Bands behandeln? Inwiefern kann man hier noch von Individualität, sofern dies in diesem Genre möglich ist, sprechen, oder ist deiner Ansicht nach Metal automatisch mit Thanatos und Destruktivität verbunden? Wir haben viele positive und auch konstruktive Elemente, die sehr wichtige Teile von Collapse 7 sind. Stimmungen (positiv wie negativ!) aller Art spiegeln sich in unserem Schaffen in allen erdenklichen Facetten ständig wider und verleihen uns damit die Eigenständigkeit, von der bei uns oft die Rede ist. Ob nun Melancholie, Schmerz, Freude, Kummer, Aggression oder schlicht und einfach nur nackte Brutalität; es gibt fast nichts, was wir nicht verwenden würden, um eine spannende Atmosphäre zu kreieren, die uns selbst und natürlich auch unsere Hörer befriedigt. Und das gilt nicht nur für den musikalischen Bereich, sondern auch für den textlichen, weil wir sehr großen Wert auf beides legen, um eine Einheit zu bilden. Der apokalyptische Grundgedanke ist mit Sicherheit vorhanden und auch nicht abstreitbar. Uns (und vor allem mir) gefällt diese Thematik und wir versuchen es in die Musik einzubauen. Auf „In Deep Silence“ war der Anteil noch ein bisschen größer, es war halt die damalige Stimmung. Wer jedoch die Texte kennt, merkt sehr schnell, dass auch hier Abwechslung herrschte. Weit nicht alles drehte sich um die Apokalypse, es wäre uns sofort zu eintönig geworden und das geht einfach nicht. Ein wenig destruktiver als beim neuen Album war es aber schon, das muss ich zugeben. Bei „Supernova Overdrive“ ist schon wieder vieles anders, und es freut mich, dass du mich auf dieses Thema ansprichst. Wir haben nämlich versucht, ein wenig zu ändern und Themen zu b e h a nde l n , die wir eigentlich schon zu Demo-Zeiten verwendeten. Natürlich nicht in dieser Form, aber speziell Gerry behandelt gerne Zwischenmenschliches, Seelisches und man kann durchaus positive Schlüsse daraus ziewww.collapse7.com hen, da man v e r s c h ie de ne Lebensprozesse versucht zu verstehen und sich intensive Gedanken darüber macht, welche den geistigen Horizont erweitern. Wir sehen das Ganze jedenfalls mittlerweile nicht mehr ganz so eng, zumindest ein wenig ironischer, wenn nicht sogar zynischer. Ich glaube, der Albumtitel unterstreicht diesen Prozess nur allzu gut, oder? Uns hat


„Supernova Overdrive“ auf Anhieb gefallen, obwohl ich es eigentlich zuerst nicht ganz ernst gemeint habe, das Album so zu nennen. Es klingt übertrieben, bombastisch und zugleich ein wenig wissenschaftlich. Ich glaube sogar, wir wollten uns selbst ein bisschen aufs Korn nehmen, haha. Schmerz beiseite. Es ist so aber vielleicht leichter und einfacher, das Denken und Handeln einer verkommenen, kriegerischen und selbstzerstörerischen Menschheit zu begreifen! Außerdem muss ich noch dazu sagen (und das ist ein wichtiger Punkt!), dass es auch eine Rolle spielt, wie du die Sache auslegst, denn wenn dieser Planet einmal dem Erdboden gleichgemacht und der Homo destructicus nicht mehr ist, hat vielleicht eine neue Generation die Chance, es besser zu machen. Ist das nicht positiv?!?! Ihr befindet euch seit geraumer Zeit bei Noisehead Records unter Vertrag, nachdem Napalm Records nicht euren Vorstellungen entsprochen hat. Wie beurteilst du die neu eingegangene Beziehung zu diesem Wiener Label? Kann ein kleines österreichisches Label eine Band wie euch in dem Maße fördern, wie sie es braucht (Konzerte, Werbung etc.)? Ich glaube, wir haben nicht ihren Vorstellungen entsprochen. Wenn das nicht so wäre, wären wir mit Sicherheit noch dort, um ehrlich zu sein. NHR versuchen natürlich ihr Bestes, um uns die Möglichkeit zu bieten, um international im Gespräch zu bleiben. Wenn man weiß, wie schwierig es in diesem Genre heute ist zu überleben, kann man sich vorstellen, wie schwer dieses Unterfangen ist. Die Beziehung ist gut, bei der nächsten Platte muss man noch ein wenig Feinabstimmung machen. Eine Eurotour und mehr Promotion wären für uns sehr wichtig. Egal wo wir spielen, dauernd sagen uns die Leute, dass wir richtig gut sind und uns schon längst einen Platz in der Oberliga verdient haben. Ohne großes Label wird das aber nicht funktionieren, und ob wir das noch mit C7 schaffen, liegt in den Sternen. Angebote gab es schon einige, diesbezüglich sind wir von Anfang an aber eher vom Pech verfolgt.

wieder großartige Kapellen gesehen und mich gefragt, wieso zum Teufel gerade die kein Label haben. Vor zehn, fünfzehn Jahren hat das bei uns noch anders ausgesehen. Da waren eine Handvoll Bands und man kannte sich gut. Man versuchte, gute extreme Mucke zu machen. Damals gab es noch mehr Zusammenhalt, man versuchte sich zu helfen. Heute ist das nicht mehr überschaubar, die Qualität stimmt zwar, aber die Originalität leidet schon sehr darunter. Es hat sich durch den technischen Fortschritt auch was getan, und das muss man begreifen. Wenn du damals talentiert warst und eines der raren Konzerte in Österreich gesehen hast, konnte man als Musiker mit viel Leidenschaft und Begeisterung mit ein bisschen Glück was auf die Beine stellen. Heute ist alles so leicht und bequem. Einfach Internet und los! Egal ob YouTube oder sonst was, es gibt nichts, was du nicht zu sehen bekommst. Das macht für mich den großen Unterschied! Der harte, steinige Weg. Das haben nicht viele bei uns geschafft. Alle großen Bands aus Österreich haben/hatten große Labels aus Deutschland (das wird sich auch bei Hollenthon in Zukunft nicht ändern). Sind wir doch mal ehrlich, man muss kein Marktforscher sein, um zu sehen und zu verstehen, dass der Metal-Markt zu einer reinen Geld- und Popmaschinerie verkommen ist und es nur noch um blankes Überleben bei kleinen Labels und Abkassieren bei den Majors geht. Diese Arschkriecherei und Heuchlerei stinkt doch bis zum Himmel. Ich glaube, die heimischen Bands (die halbwegs bekannt sind) haben ein gewisses Etwas. Österreichische Bands sind und waren schon immer ein bisschen eigen und anders. Ich glaube, das liegt auch zum Teil an der Mentalität der Menschen hier. Wir werden doch sehr gern als Eigenbrödler und teilweise als seltsam bezeichnet. Das ist gut so, spiegelt sich in der Musik und vor allem in Originalität. Gerade als Band ist man darauf erpicht, möglichst gute Kritiken für sein beworbenes Produkt einzuheimsen. Wie persönlich nehmt ihr die Kritik bezüg-

kehren. Es tut gut, wenn man für gute Arbeit auch anständig belohnt wird. Wenn man bedenkt, wie lange es uns schon gibt und wir uns den Arsch aufreißen, auch kein Wunder. Ich glaube nicht, dass es sehr viele Bands gibt, die nach so viel Pech noch weiter machen würden. Es gibt so viele, die schon für weniger das Handtuch warfen… Wenn ich ehrlich bin, haben wir noch nicht so viel negative Kritik einstecken müssen, obwohl einiges davon schon hart an der Grenze war. Ich glaube, im Hinterkopf verarbeitet man das schon, versucht es wahrscheinlich unbewusst beim nächsten Mal besser zu machen. Im Endeffekt würden wir aber doch immer das machen, was wir für richtig halten und uns bewegt. Das ergibt sich ganz von selbst. Wir arbeiten zu detailliert, um auf Sonderwünsche, Anregungen und Beschwerden einzugehen. Ein Blick auf eure Homepage offenbart, dass für den User nur die englischsprachige Version vorhanden ist. Inwiefern kann man hier von einer userfreundlichen Bedienung ausgehen? Warum wird die Website nur in Englisch angezeigt? Muss man sich für die deutsche Sprache schämen oder stellt sie ein Mittel dar, um seinen Intellekt der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen? Man sollte nicht außer Acht lassen, dass viele nicht gut der englischen Sprache mächtig sind. Ein anderer Kritikpunkt meinerseits stellt die weiße Schrift auf dem Hintergrund dar, welche sich nicht gut lesen lässt, da das weiße Muster sich an manchen Stellen mit der gleichfarbigen Schriftfarbe deckt. Um ehrlich zu sein, wir haben uns in letzter Zeit nicht allzu viel um die Homepage gekümmert, da sich das meiste eigentlich auf MySpace abspielt. Eine deutschsprachige Version wird es beim nächsten Album geben, da wir das Design sowieso ein bisschen ändern wollen. Wir haben die selben Einstellungen vom alten Album für das neue verwendet, da man sonst die komplette Page hätte neu machen müssen, und das wäre zu aufwändig gewesen. Natürlich schämen wir uns unserer Muttersprache nicht, aber Napalm fanden es damals nicht gut, auch eine deutsche Version zu machen. Und die Page stammt nun mal aus dieser Zeit. Wo seht ihr euch zukünftig als Band stehen? Was sind eure nächsten Ziele und wie stellt ihr euch vor, sie zu realisieren? Gibt es Träume, die ihr gedenkt, in Angriff zu nehmen, egal wie abwegig sie im ersten Moment auch erscheinen mögen?

Aufgeben werden wir auch nicht, dafür sind wir zu verliebt in die Musik. Österreich ist ein kleines Land, dessen Markt nicht die gleichen Möglichkeiten für Bands parat hält wie beispielsweise Deutschland. Folglich hat es bisher nur wenige heimische Bands gegeben, die es geschafft haben, in der internationalen Liga mitspielen zu können. Was, denkst du, unterscheidet österreichische Bands von internationalen in puncto Musik und warum erhält man den Eindruck, dass nationale Acts sich dementsprechend schwerer tun gute Deals zu ergattern als auswärtige Kollegen? Wie du schon gesagt hast, in Deutschland hat man einfach mehr Möglichkeiten, es herrscht dort aber auch eine richtig grausige Freunderlwirtschaft, und das haben schon viele Bands am eigenen Leib spüren müssen. Ich habe auf meinen zahlreichen Gigs, die ich gespielt habe, immer

lich eurer Musik? Wie geht ihr mit negativer Kritik um und inwieweit stellt sie für euch einen Grund dar, sich diverse Punkte daraus herauszupicken, um Fehler sowie Mängel auszumerzen? Ab wann kann man von eurer Sicht aus von unfairer bzw. nicht fachgerechter Kritik sprechen? Welche Punkte müssen gegeben sein? Ich finde gute und ehrliche Kritik ein wichtiges Kriterium, um sich ein wenig zu orientieren und neue Energien zu tanken. Natürlich machen wir uns wie jeder andere Künstler Gedanken und fragen uns, wie das Zeug ankommt, das wir auf die Menschheit loslassen. Wer das nicht zugibt, würde lügen. In erster Linie jedoch wollen wir uns selbst beweisen, dass wir etwas Gutes und Kreatives schaffen können, ohne dabei unser Gesicht zu verlieren. Im Gegenteil, wir mögen es, unsere Gefühle und Gedanken nach außen zu

Mittlerweile hat sich, glaube ich, unser Name nicht nur in Österreich weit herumgesprochen. Hierzulande kennt und respektiert man uns bereits als Urgestein. Wir haben des Öfteren vor allem auch live bewiesen, zu was wir im Stande sind. Das heißt, unsere Position daheim sollte gefestigt sein. Unser Ziel ist und muss das Ausland sein, wir müssen dort mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Das kann und wird wie gesagt nur mit großer Unterstützung möglich sein. Wir werden versuchen, doch noch irgendwann unser Glück aufs Neue zu fordern, um das zu schaffen. Wir wollen im Prinzip nichts anderes als regelmäßig neue Scheiben zu machen, auf Tour zu gehen und viele Festivals zu spielen. Vielleicht wird der Metalgott unsere unreinen Gebete ja mal erhören! Vielen Dank fürs Interview und Prost aus Salzburg!!!

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Juho, obwohl eure Band bereits seit knapp zehn Jahren existiert, seid ihr im restlichen Europa noch weitestgehend unbekannt. Wo liegen die Gründe? Juho: Unser erstes Album wurde von einem recht kleinen japanischen Label (World Chaos Productions – Anm. d. Verf.) veröffentlicht. Ein richtiges Marketing fand in Europa nur in sehr begrenztem Rahmen statt. Dazu dauert es auch einfach seine Zeit, bis eine Band, die extremen Metal spielt, bekannter wird. Wir können nur hoffen, dass sich diese Situation mit dem neuen Album ändern wird. Vor kurzem habt ihr eure zweite Scheibe „Eryx“ veröffentlicht. Das Artwork mit der Schlange als Hauptmotiv erregt sofort Aufmerksamkeit, ist jedoch alles andere als natürlich für eine Death Metal-Band. Hat das Artwork eine bestimmte Bedeutung? Jarmo: Schlangen haben unzählbare symbolische Bedeutungen überall auf der Welt. Zudem werden diese Tiere in den unterschiedlichsten Kulturen mit verschiedensten Assoziationen

versehen. Daher dachten wir, es wäre eine wirklich gute Idee, die Schlange auf dem Cover zu platzieren, sodass jeder Käufer damit seine eigenen Vorstellungen verknüpfen kann. Auch der Name „Eryx“ hat sehr viele verschiedene Bedeutungen. Nur im Christentum symbolisiert die Schlange Satan, dagegen wird diese in anderen Kulturen auch als heilig und stellvertretend für Scharfsinn oder Hinterlist angesehen. Beschäftigt ihr euch selbst auch mit symbolischen Thematiken? Jarmo: Wir haben schon immer ein Faible für Symbolismus gehabt, was sich auch in unseren Texten widerspiegelt, die immer einen symbolischen Wert aufweisen.

Obgleich wir sehr viele mythische Kreaturen, Plätze und Charaktere ansprechen, gibt es immer einen Bezug zur modernen Welt. Diese Mythen sind lediglich Metaphern, um gewisse Aspekte der ganzen Geschichte zu repräsentieren. Wir verwenden diese aus vielen Gründen. Einerseits peppen diese die textliche Seite auf und fesseln den Zuhörer. Andererseits bekommt der Zuhörer dadurch die Möglichkeit, sich mit merkwürdigen Dingen in unseren Texten zu beschäftigen, was der ganzen Geschichte noch mehr Tiefe verleiht. Beispielsweise kann man durch einen Verweis auf einen Charakter aus der griechischen Mythologie tausend Seiten an Erzählungen in den Texten mit einem einfachen Namen hinzu addieren. Obwohl Gloria Morti eine Vielzahl an extremen Stilen kombinieren, wirkt alles bestens ausbalanciert. Welches extreme Metal-Genre genießt für euch Priorität und welchen Vorgaben folgt ihr?

.com von Michael FREITAG | www.gloriamorti

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Jarmo: Wir folgen keinerlei Richtlinien. Wir machen nur, was uns gefällt, was normalerweise zu einem Song führt, der sich so brutal wie nur möglich anhört. Der Schwerpunkt liegt auf Death Metal und alle Songteile haben eine Art furchterregenden Unterton, wie es im Black Metal üblich ist. Trotzdem ist es die meiste Zeit recht ausbalanciert. Juho: Während wir neue Songs schreiben, denken wir nie daran, wie wir uns anhören sollen. Wir lassen die Songs einfach ganz natürlich entstehen. Alle in der Band hören die unterschiedlichsten Genres und jeder hat seinen Teil zur Band beizutragen. Das führt letztendlich zu einer Mixtur aus vielen unterschiedlichen Stilen. Natürlich sind Black- und Death Metal die Haupteinflüsse, wenn man das Grundgerüst unserer Songs betrachtet, doch jeder von uns würzt es nach seinem eigenen Geschmack. Interessant ist vor allem, dass ihr in den Anfangstagen Thrash Metal gespielt habt, doch in den letzten Jahren immer extremer wurdet. Woher kam der Wunsch auf, sich stilistisch zu verändern? Jarmo: Das geschah ganz natürlich. Wir haben nichts bewusst beschlossen, es hat sich einfach so entwikkelt. Extreme Musik ist etwas, das aus uns ganz natürlich herausströmt, gewissermaßen unsere Passion. Unüblich ist jedenfalls der Titel „Eryx“. Während sich der Großteil der Death Metal-Bands mit aggressiveren Themen wie Krieg und Tod beschäftigt, dreht sich bei Gloria Morti alles um die Sandboa. Jarmo: Wir finden Schlangen einfach gut, aber auch wir haben kriegerische und andere ekelhafte Themen, die wir unseren Texten abhandeln. Warum denkt ihr, unterscheidet sich Gloria Morti von unzähligen anderen, stilistisch ähnlich gelagerten Bands im harten Sektor? Jarmo: Ich denke, wir sind einfach brutaler als andere Bands. Viele von ihnen streben nach melodischeren Strukturen und versuchen sich mehr dem Mainstream anzupassen, während wir melodische Teilstükke nur sehr spärlich einsetzen und den Fokus auf harten Death Metal richten. Juho: Unsere größte Stärke ist es, dass wir verschiedenste Ansätze wechseln und ausprobieren können. Wir verschwenden keinerlei Zeit daran, uns Gedanken zu machen, ob dieser oder jener Song nun bestimmten Genre-Konventionen entspricht. Wir machen immer nur, was wir im Moment gerade machen wollen und was sich für uns richtig anhört. Mit Cyclone Empire habt ihr ein sehr interessantes Label gefunden. Cyclone Empire beschränken sich auf anspruchsvollen Death Metal und Gloria Morti passen daher perfekt ins Programm. Trotz allem wird Cyclone Empire wohl nicht die finanzielle Stärke haben, euch auf eine ausgiebige Promo-Tour zu schicken. Ein Nachteil? Juho: Bisher verrichten Cyclone Empire und unser finnisches Label Stay Heavy Records einen tollen Job. Wir können uns überhaupt nicht beklagen. Es geht nicht um das Geld, das wir zur Verfügung haben,

sondern darum, wie viel Arbeit das Label in die Band investiert (was natürlich auch mit Geld zusammenhängt – Anm. d. Verf.). Bei größeren Firmen kommt man sich sehr schnell verloren vor, daher befinden wir uns derzeit in einem wirklich glückli-

chen Zustand. Euer Debüt-Album „Lifestream Corrosion“ wurde von World Chaos Productions aus Japan veröffentlicht. Stimmt ihr mir zu, dass euch dieser Deal nur unwesentlich weitergebracht hat? Nun, Jahre nach der Veröffentlichung dieses Albums, wäre es interessant zu erfahren, ob ihr eure damalige Entscheidung für World Chaos Productions als Fehler betrachtet? Jarmo: Wir sind eigentlich sehr glücklich mit der Arbeit von World Chaos. „Lifestream Corrosion“ wurde weltweit veröffentlicht und sie haben alle Versprechen, die sie anfangs gemacht haben, eingehal-

ten. Da es sich um ein kleines japanisches Label handelt, war unser Album in Europa nicht leicht zu bekommen. Trotz allem war es ein guter Start für uns. Es ist zudem für eine finnische Band ungewöhnlich, eine Kooperation mit einem Label einzugehen, welches sich etliche tausend Kilometer entfernt für die Geschäfte verantwortlich zeigt. Gröbere Probleme scheint es trotzdem nicht gegeben zu haben. Jarmo: Natürlich gab es einige Kommunikationsprobleme, die in erster Linie auf den großen Entfernungsunterschied zurückgeführt werden können, aber der Rest unserer Zusammenarbeit gestaltete sich recht schmerzlos. Von Japan zurück nach Finnland: Wo ordnet ihr Gloria Morti in eurer nationalen Szene ein? Seid ihr noch immer ein Underground-Tipp oder habt ihr euch bereits einen gewissen Status erarbeiten können? Jarmo: Langsam, aber sicher bekommen wir auch in Finnland mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht. „Lifestream Corrosion“ bekam relativ wenig Aufmerksamkeit von den hiesigen Medien, aber „Eryx“ hat uns in dieser Hinsicht bereits enorm weitergebracht. In Finnland existieren so verdammt viele Bands, sodass es sehr schwer ist, genug Beachtung zu bekommen. Juho: Wie Jarmo schon gesagt hat, haben sich die Medien einen Dreck um unser Debüt-Album gekümmert. Der Hauptgrund war sicher, dass sich unser Label in Japan befand. So war „Eryx“ irgendwie auch erst das erste Album in Finnland, wenn man die Reaktionen der Medien betrachtet. Denkt ihr, dass es für finnische Bands generell schwieriger ist, zu wachsen und im Rest Europas für Aufsehen zu sorgen? Juho: Probleme gibt es bei der Organisation von Touren, da die zu bewältigenden Distanzen einfach zu groß sind. Im Zeitalter des Internets gibt es jedenfalls deutlich weniger Probleme als vor 20 Jahren. Im Grunde machen wir uns nur wenig Gedanken darüber, wie unsere Band wächst. In Finnland bekommen Metal-Bands sehr viel an öffentlicher Aufmerksamkeit. Kennt ihr die Gründe, warum diese Art von Musik bei euch auch in der Masse erhöhten Anklang findet? Juho: Finnland ist ein sehr kleines Land und sollte etwas öffentliche Aufmerksamkeit erregen, so verteilen sich die Neuigkeiten gleich über das ganze Land. Die wenigen finnischen Bands, die in den letzten Jahren Erfolg hatten, waren alle Metal-Bands. Wir waren schon immer eine Nation, die auf die Erfolge der eigenen Landsmänner stolz ist, und wir tendieren dazu, diejenigen zu unterstützen, die in der großen, weiten Welt Erfolg haben. Ein schönes Schlusswort der freundlichen Finnen. „Eryx“ wurde bereits veröffentlicht und wer an brutalem und zugleich abwechslungsreichem Metal Gefallen findet, der kann seine Kohle bedenkenlos in Gloria Morti investieren.

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von Thomas SPIWAK | www.sanguis.at

Doch irgendwie kam zwischen den Veröffentlichungen des zweiten Albums „Infernum infinitum“ (2004) und dem aktuellen Werk „Ascension“ (2008) etwas Sand ins Getriebe, und man geriet etwas in Vergessenheit. Doch hinter den Kulissen brodelte es gewaltig, wie uns Gitarrist Azazel zu berichten weiß. Hallo erstmal! Nach dem Erscheinen von „Infernum infinitum“ 2004 wurden im gleichen Line-Up, welches auch die CD eingespielt hat, noch eine Menge Konzerte gespielt. 2005 verließ uns dann unser Bassist Aries, fast zeitgleich stieg allerdings Necrodeath von Alastor an der zweiten Gitarre ein. Am Bass wurde Surtur rekrutiert, in diesem Line-Up wurde dann 2006 „Ascension“ eingespielt. Kurz nach der Aufnahme verließ uns unser Drummer Svart und auch Surtur verschwand wieder von der Bildfläche. Am Schlagzeug stieß nach kurzer Zeit Malthus von Asmodeus und am Bass Azahel von Alastor und Azahel’s Fortress zu uns. Kann man davon ausgehen, dass diese Line-Up-Wechsel auch die Gründe für eure doch etwas länger andauernde Live-Abstinenz waren, oder gab es auch andere Aspekte? In gewisser Hinsicht kann man auch die Wechsel im LineUp dafür verantwortlich machen, dass wir es in den letzten Jahren etwas vernachlässigt haben, live zu spielen. Aber ehrlicherweise muss man auch sagen, dass bei uns nach der Aufnahme von „Ascension“ etwas die Luft raus war. Es hat sehr lange gedauert, bis wir ein Label gefunden haben, welches unser Album veröffentlichen wollte. Aber jetzt, mit dem neuen Album im Rücken, brennen wir natürlich wieder darauf, auf die Bühne zu kommen. Ist ja eigentlich auch die geilste Sache an der Musik. Es ist also endlich wieder so etwas wie Stabilität bei Sanguis eingekehrt? Das derzeitige Line-Up besteht tatsächlich schon seit 2 1/2 Jahren, da kann man ja schon wieder von Stabilität sprechen. Mit eurem neuen Album „Ascension“ habt ihr ja eindrucksvoll bewiesen, dass auch weiterhin mit euch zu rechnen ist, wie sind die Songs zu eurem neuen Werk entstanden?

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Entstanden sind die Songs sehr natürlich. Wir haben nicht gesagt, dass wir jetzt mal was etwas anderes machen müssen, das hat sich einfach so ergeben. Geschrieben haben die Songs Azazel und Necrodeath. Das Album wurde ja bereits 2006 eingespielt, wie zufrieden seid ihr eigentlich noch mit dem Endergebnis? Aufgenommen haben wir diesmal in Wien mit El Gore, der vielen vermutlich von Pungent Stench oder Hollenthon bekannt sein dürfte. Wir kennen ihn schon sehr lange und haben es nicht bereut, mit ihm zusammengearbeitet zu haben. Er hat uns sicherlich die beste Produktion bis dato beschert. So wie es aussieht, werden wir wohl auch das nächste Werk wieder bei ihm einprügeln. Ihr scheint euch ja inzwischen von Black Metal-typischen Klischees zu distanzieren, auf welche Inhalte konzentriert ihr euch auf „Ascension“? Das mit den Klischees hat sich einfach über die Zeit hin so ergeben. Irgendwann wollten wir halt kein Corpse Paint mehr benutzen, und auch das restliche Zeug brauche ich persönlich nicht mehr. Die Texte schreibt unser Sänger Umbra. Die Texte auf „Ascension“ bilden bis auf „Unter Feinden“, dieser Text stammt von Friedrich Nietzsche, ein Konzept. Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Leben im Allgemeinen. Im Prinzip handeln die Texte von Dingen, die mich täglich beschäftigen, blindes und gedankenloses Folgen oder Anbeten, innere Unruhe, Wut, Aufstand und Ignoranz. Das neue Werk erschien nun vor kurzem auf eurem

neuen Label Bloodred Horizion Records, warum kam es zum Split mit Supreme Chaos Records und wie zufrieden seid ihr mit dem neuen Label? Der Vertrag mit Supreme Chaos Records ist nach zwei Alben ausgelaufen, einen richtigen Split gab es also nicht. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit Bloodred Horizion Records. Es ist uns wichtig, dass wir uns auf die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, verlassen können. Wir sind überzeugt, dass dies eine sehr gute Zusammenarbeit wird. Inzwischen gibt es ja auch die ersten Resonanzen von Fans und Presse, wie fallen diese aus, und entsprechen diese in etwa euren Erwartungen? Die Reviews, die ich bisher gelesen habe, waren größtenteils sehr positiv. Einige Leute finden allerdings die Cover-Version („Unsilent storms in the north abyss“ von Immortal, Anmerkung des Verfassers) nicht so gelungen, aber ansonsten sind wir mit den Resonanzen bisher sehr zufrieden. Was darf man in der Zukunft von Sanguis erwarten? Wie schon vorher gesagt, möchten wir wieder vermehrt auf der Bühne unser Unwesen treiben. Vielleicht klappt es ja auch endlich mal mit einer Tour, das fehlt uns bisher noch. Außerdem haben wir schon mit dem Schreiben für den „Ascension“-Nachfolger begonnen, noch ist es allerdings zu früh, um schon konkrete Details zu erläutern. Inzwischen hört euch mal unsere Songs auf www.myspace.com/sanguisaustria an. Dem kann ich mich eigentlich nur anschließen, denn Sanguis haben mit „Ascension“ eindeutig bewiesen, dass mit ihnen noch immer zu rechnen ist und die vier Jahre zwischen „Infernum infinitum“ und „Ascension“ eigentlich nur die Ruhe vor dem Sturm waren! Ich bin davon überzeugt, dass uns Sanguis noch viele weitere Hammerwerke in die Lauscher donnern und Bloodred Horizion Records noch viel Freude an ihrem neuen Zugpferd haben werden! Für alle anspruchsvollen Black Metal-Jünger unter euch, welche auch mal etwas über den Tellerrand schielen wollen, ist „Ascension“ auf jeden Fall ein Pflichtkauf, und man darf gespannt sein, was die Zukunft für Sanguis noch bereithalten wird!


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et von Michael FREITAG | www.destinity.n

David, natürlich sind Fragen nach der Entstehungsgeschichte einer Band alles andere als interessant. Da ihr zumindest in Österreich noch nicht allzu bekannt sein dürftet, hat diese Frage aber durchaus ihre Berechtigung. Kannst du uns kurz den bisherigen Werdegang von Destinity skizzieren? Gegründet wurden Destinity von Mick, Zephiros und Morteus bereits im Jahr 1996. Ich bin erst vor knapp drei Jahren zur Band gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band bereits hunderte von Gigs überall in Europa absolviert, vier Alben aufgenommen und ihre technischen Fertigkeiten enorm weiterentwickelt. Dazu ist ein Jahr nach mir noch Ponce in die Band eingestiegen. Zurzeit haben wir mit Sicherheit das

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stärkste Line-Up in der Bandgeschichte. Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, Songs zu schreiben und gemeinsam daran zu arbeiten. „The Inside“ ist wohl der beste Beweis dafür. Eben genanntes Album wurde vor ein paar Wochen veröffentlicht. Würdest du mir zustimmen, wenn ich auf „The Inside“ viele unterschiedliche Metal-Subgenres entdecke? Ihr scheint überall zuhause zu sein, denn neben Death Metal finden sich auch Anleihen aus dem Black- und Progressive MetalBereich. Damit kann ich absolut leben. Musik ist so einfach zu fühlen, wir haben niemals wirklich versucht, unseren Stil genau so hinzubekommen, wie er heute auf „The Inside“ gehört werden kann. Wir spielen nur die Sachen, die wir spielen mögen und auch selbst hören würden. Wenn du also ein wenig Black Metal in unserem Sound ausmachen kannst, dann ist das großartig. Du hast zwei wirklich wichtige Einflüsse für uns genannt. Am Anfang spielten wir Black Metal. Im Laufe der Zeit hat sich unsere Ausrichtung verändert. Wir wurden reifer und mit uns hat sich auch unsere Musik weiterentwickelt. Trotz allem können noch immer Einflüsse von unseren Anfängen ausgemacht werden, deine Beschreibung trifft den Nagel im Grunde auf den Kopf und ist eine genaue Beschreibung dessen, wie wir selbst Destinity heute sehen. Dass ihr das musikalische Rad nicht neu erfindet, ist euch sicherlich bewusst. Habt ihr nicht auch das Verlangen, etwas wirklich Neues zu kreieren, das vorher noch nicht gehört wurde? Natürlich ist das heutzutage ein fast aussichtsloses Unterfangen, doch sicherlich ein Bestreben eines jeden Musikers, oder? Es gibt eine Vielzahl von Musikern und Bands, die der Ansicht sind, etwas wirklich Einzigartiges zu erschaffen. Das gelingt einigen auch manchmal. Unsere Musik klingt nach etwas, dass du vielleicht schon zuvor irgendwo anders vernommen hast, aber was soll’s? Uns geht es im Grunde nur darum, aus dem Spielen unserer Songs Befriedigung zu ziehen, einige gute Songs aufzunehmen und so viele Live-Shows wie nur möglich zu absolvieren. Metal hat nicht nur einen künstleri-


schen oder technischen Aspekt, es geht auch um das Herzblut, das du in deine Musik hineinsteckst Jedes Mal, wenn wir einen neuen Song schreiben, versuchen wir interessante Strukturen einzubauen. Dabei ist es uns relativ egal, ob das nun einzigartig ist oder nicht. Solange es sich für uns selbst gut anhört, ist es vollkommen in Ordnung! Leider hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, auch in ältere Veröffentlichungen von Destinity hineinzuhören. Was sind aus deiner Sicht die größten Unterschiede zum aktuellen Album „The Inside“? Gute Frage! Ich würde den größten Unterschied wohl in uns selbst sehen, also im Line-Up. Wir sind dafür verantwortlich, wie sich Destinity in all den Jahren entwickelt hat. Musik ist immer ein Spiegelbild einer bestimmten Situation beziehungsweise eines bestimmten Moments. Dein eigener Gemütszustand ist der stärkste Einfluss auf die Musik, du selbst bist verantwortlich für alle Änderungen, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben. „The Inside“ ist das erste Album mit einer weltweiten Veröffentlichung. Wo liegen die Gründe dafür, dass ihr scheinbar erst jetzt einen ersten Schritt in Richtung Durchbruch unternehmt, obwohl bereits einige Alben von Adipocere Records aus Frankreich veröffentlicht wurden? Das ist ganz einfach zu erklären, denn vor ein paar Jahren war Metal aus Frankreich für die Fans einfach nicht interessant genug. In den letzten Jahren hat sich die Qualität heimischer Veröffentlichungen um ein Vielfaches verbessert und wir bekommen nun endlich den Preis für unsere jahrelange Arbeit. Wir haben nun zum zweiten Mal ein starkes Album im berühmten Hansen-Studio mit Jacob Hansen aufgenommen und auch ein Label gefunden, das uns voll und ganz unterstützt. Die Dinge entwikkeln sich für uns im Moment ganz natürlich, wir verstehen uns mit Lifeforce Records sehr gut. Sie glauben an uns und das ist im Grunde das Wichtigste. Wir sind in der glücklichen Lage, unsere Musik gemeinsam zu verbreiten, so einfach. Denkst du, dass euch eure lange UndergroundZeit heute zugute kommt? Absolut! Dadurch können wir unseren heutigen Erfolg einfach viel mehr genießen. Wir haben in der Vergangenheit viele Shows – oft auch unter sehr schlechten Konditionen – gespielt und sind durch alle Höhen und Tiefen gegangen, die man sich nur vorstellen kann. Die Undergroundzeit ist enorm wichtig, um die heutige Situation wirklich schätzen zu können. Bescheidenheit und Blick auf die wirklich wichtigen Dinge sind in diesem Zusammenhang von unschätzbarem Wert. Wie weit kann euch ein Label wie Lifeforce Records weiterbringen? Hast du in eure Zusammenarbeit bestimmte Erwartungen, die erfüllt werden sollten? Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich keinerlei Erwartungen in unsere Zusammenarbeit habe, da wir einfach nicht über alle Möglichkeiten, die sich uns nun eröffnen, Bescheid wissen. Es gibt so

viele Dinge, über die man sich Gedanken zu machen hat, wie beispielsweise die Verkaufszahlen eines Albums. Wir haben mit Lifeforce eine für uns sehr wichtige Chance bekommen und warten einfach ab, wie sich die Dinge entwickeln. Die Tatsache, dass ein professionelles Label wie Lifeforce an unsere Musik glaubt, ist bereits Ehre genug. Auf „The Inside“ experimentiert ihr auch mit klarem Gesang und derben, tiefen stimmlichen Variationen. Wie wichtig ist gesangliche Abwechslung für Destinity? Für uns ist das sehr wichtig, da die Songs dadurch einfach mehr Energie bekommen. Es ist dadurch möglich, viel größere Emotionen zu transportieren, und auf der anderen Seite auch weniger langweilig für die

Was denkst du darüber? Ich stimme dieser Aussage völlig zu. Fokussiere dich auf einen bestimmten Stil, aber lass dem Geist genug Freiraum. Wenn man verschiedene musikalische Stile hört, so kommt dies den eigenen Fertigkeiten zugute, und sich nur auf einen Stil zu beschränken, befriedigt einen nicht wirklich. Versucht man, in verschiedenen Stilen gute Dinge zu entdecken, so ist das ein Beweis für Aufgeschlossenheit und zugleich Eigenschaft eines guten Musikers. Nebenbei gehört Mikael für mich zu den besten Künstlern, die es derzeit gibt. Für viele Jahre haben sich Destinity hauptsächlich auf Black Metal konzentriert. Heute findet man nur mehr einige wenige schwarzmetallische Einflüsse in eurem Sound. Was waren die Gründe für diesen Stilumbruch?

Zuhörer. Natürlich macht es auch mehr Spaß, die Songs live vorzutragen. Die Kritiken zu „The Inside“ waren zum größten Teil euphorisch. Trotzdem wird bemängelt, dass euch ein roter Faden fehlt. Gib es einen? Es geht um das Innere eines jeden Menschen. Egal ob jemand glücklich, normal oder ruhig ist, es kann in jedem Menschen völlig anders aussehen. Das passiert aus den unterschiedlichsten Gründen. Wir alle haben verschiedenste persönliche Situationen erlebt, die sich auf Musik und Texte ausgewirkt haben. Der rote Faden ist einfach das tägliche Leben und deine Art, damit umzugehen. Im Grunde ein sehr persönliches Thema, daher überrascht es mich nicht, dass die Leute dieses nicht auf Anhieb erkennen. Ihr werdet in diversen Kritiken auch öfter mit Hypocrisy oder Pain verglichen. Stören oder ehren dich solche Vergleiche? Wenn wir mit einer großen etablierten Band verglichen werden, dann haben wir damit kein Problem. Wir versuchen nicht zwanghaft, wie die eben genannten Bands zu klingen. Natürlich hören wir sehr viel schwedischen Death Metal und sind daher klarerweise davon beeinflusst. Das ist, denke ich, ganz normal. Oder denkst du, dass Tom Jones seine Art der Musik machen könnte, würde er Britney Spears hören? Vor einiger Zeit las ich ein Interview mit Opeth’s Mikael Aakerfeldt. Darin sagte dieser, dass es, um ein besserer Musiker zu werden, unumgänglich ist, den Blick über den Tellerrand schweifen zu lassen und sich auch für andere musikalische Stile zu interessieren.

Wir wurden älter, haha! Wenn man älter wird, verändert sich auch der eigene Musikgeschmack etwas. Einige Einflüsse sind noch zu hören, da wir nach wie vor Bands aus unseren Anfangstagen hören und diese auch heute noch Black Metal spielen. Unsere Musik ist eine Fortführung dessen, was wir selbst sind. Heutzutage hören wir mehr Thrash Metal, daher spielen wir in erster Linie diesen Stil. Thrash ist sehr schlagkräftig und zurzeit wollen wir ihn einfach zocken. Lass uns einen Blick auf die französische Szene werfen. Gibt es neue Bands, über die wir Bescheid wissen sollten? Was unterscheidet die französische Szene vom Rest Europas? Es gibt so viele Bands, die es sich wirklich verdient hätten, bekannter zu sein. Unsere guten Freunde von Benighted zum Beispiel, Kronos, Otargos, Overload, Fatal oder Absinthe. Es gibt vieles zu entdecken! Unterschiede zum Rest Europas kann ich nicht erkennen, außer dass unsere englische Aussprache doch etwas eigenwillig anmutet, haha. Zum Abschluss noch eine allgemeine Frage. Oft wird Musik für politische Zwecke missbraucht. Welche politischen Themengebiete haben deiner Ansicht nach nichts in der Musik zu suchen? Wenn man meint, bestimmte politische Themen von deren Verwendung innerhalb der Musik ausschließen zu müssen, so verhält man sich erst recht politisch. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass Extremismus niemals etwas Gutes sein kann. Politik und Musik haben noch nie ein wirklich gutes Paar abgegeben. Politik sollte von Politikeren betrieben werden, wir dagegen konzentrieren uns auf die Musik. Let’s rock!

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Herausgeberin/Redakteur/Anzeigenleitung: Iris Wilke (iw) Chefredakteur/CD-Redaktion/Layout: Michael Freitag (mf) Mitarbeiter: Pascal Zuger (pz), Thomas Spiwak (tos), M. Etl, Danilo Bach (db), Mario-Ricardo Losert (mrl), Torsten Stöckemann (ts), Walter Scheurer (ws) Lektorat: Judith Beatrix Mädl Websiten: www.arisingrealm.at www.myspace.com/arisingrealm Druck: Druckerei Wograndl, Mattersburg CD-Presswerk: BWK Publishing Solutions, Wien Redaktionsanschrift: Arising Realm Sechshauserstr. 59/6 A-1150 Wien Österreich E-Mail: redaktion@arisingrealm.at Erscheinungsweise: 3-monatlich Preis: Gratis / Priceless Auflage: 2000 Stück AR-Logo: Bernd Grünwald (www.sternenstaub.org)

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