Gl juni sep 2013

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Ausgabe Juni – September 2013

Evangelische Kirchengemeinde BensheimGronau / Zell

Gemeindebrief


nach gedacht „Dies ist der Tag, den der HERR macht, lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ (Psalm 118, 24) Liebe Leserinnen und Leser unseres „Guckloch“, Sie kennen sicherlich alle die Festzeiten von Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Diese Feste der Christenzeit, die fester Bestandteil der christlichen Fest- und Glaubenstradition des Abendlandes sind, feiert die westliche Christenheit gemeinsam mit vielen weiteren Kirchen. Für alle Feste gelten verbindliche Zeiten. In Deutschland beginnt Weihnachten alter kirchlicher Tradition gemäß bereits am Vorabend, also dem 24. Dezember, dem Heiligen Abend. Der Weihnachtsfesttag ist der 25. Dezember. Wegen der Wichtigkeit des Festes gibt es dann noch einen zweiten Feiertag, den 26. Dezember. Auch Ostern und Pfingsten haben diesen zweiten Feiertag. Der Ostertermin liegt aber nicht auf einem bestimmten Datum, das Osterfest wird stets am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gefeiert. So haben es die alten Christen schon zur Zeit des römischen Reiches festgelegt. Pfingsten wird dann immer rund 50 Tage, bzw. sieben Wochen nach Ostern gefeiert. Es gibt aber auch Feste im Jahreslauf, bei denen die Gemeinden eigene Traditionen pflegen. Bei uns in Gronau fängt dies an mit der Konfirmation. Das Konfirmationsfest ist immer am fünften Sonntag nach Ostern, bzw. zwei Wochen vor Pfingsten. Weitere bei uns bedeutungsvolle Fest-, oder Gedenktage

liegen dann im Herbst. Am 29. September oder am Sonntag danach gedenken wir des Erz‑ engels Michael und der nach ihm benannten ehemaligen Michaelskapelle in Zell. Erntedank feiern wir, wie viele Weinbaugemeinden, dann am zweiten Sonntag nach dem 29. September, dem Michaelistag. Zu diesem Zeitpunkt ist nach der Ernte wieder mehr Ruhe eingekehrt. Am Sonntag nach dem 16. Oktober, dem Gallustag, wird die Kirchweihe der Gronau-Zeller St. Anna-Kirche begangen. Bei den Gottesdiensten an den Festen mit zwei Festtagen wird der erste stets in Zell, der zweite in Gronau gefeiert. Taufsonntage sind Ostern und jeweils der erste Sonntag in einem Monat und das Abendmahl wird zuzüglich zu den Fest‑ sonntagen in der Regel am jeweils letzten Sonntag des Monats gefeiert. So ist für die Gottesdienstgemeinde, wie für die Menschen im Meerbachtal ein verlässlicher kirchlicher Kalender vorgegeben, der das Allgemeine, wie auch das Örtlich-Besondere berücksichtigt.

Eine schöne und segensreiche Sommerzeit wünscht Ihnen im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Gronau/Zell Ihr Pfarrer Peter Voß

evangelisch aus gutem Grund


IMPRESSUM

Herausgeber: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bensheim-Gronau / Zell Märkerwaldstraße 100 64625 Bensheim www.gronau-zell-evki.de Pfarrer Peter Voß Unser Pfarrbüro ist geöffnet: dienstags, mittwochs, 9.30 – 12.00 Uhr und donnerstags von 16.00 – 19.00 Uhr Telefon: 6 51 36 • Fax: 6 56 84 ev.kirchengemeinde.gronau@ekhn-net.de Gemeindepädagoge Arik Siegel Bürozeit Gronau: mittwochs 11–16 Uhr siegel.gmp@bergkirche-auerbach.de Tel. 0 157 / 73 16 88 01 Evangelischer Kindergarten Gronau Hambacher Straße 25 Mo.-Do. 7.30 – 16.30 Uhr und Fr. 7.30 – 14.00 Uhr (mit Mittagessen) Tel. 13 89 25 Leitung: Marina Weinlich Evangelischer Kindergarten Zell Auf der Mauer 3 7.30 – 16.00 Uhr (mit Mittagessen) Tel. 49 33 Leitung: Cornelia Klüver Bankverbindung: Bezirkssparkasse Bensheim Konto-Nr. 5 010 434 • BLZ 509 500 68 Guckloch-Redaktion: Dr. Helmut Bitsch, Arik Siegel, Ursula Teschner, Pfarrer Peter Voß, Stefan Züge Redaktionsschluss: 20. September 2013 Fotos: Arik Siegel Grafik: Titelseite: Evangelische Kirche St. Anna, Gronau (erbaut 1834), vom Steinförst (Campingplatz) her gesehen.

Tel. 0 62 52 - 91 03 94 Druck: Gemeindebriefdruckerei

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VERANSTALTUNGEN

besuchsDIENST

Wir besuchen Frauen und Männer über 80 Dr. Helmut Bitsch, Ludwig Böhm, Karl Fink, Gisela Franke, Marlis Marquardt, Monika Noll, Christel Schmitt, Helmut Schmitt, Emma Stephan, Helga Toll, Heide Voigtländer, Christa Voß, Pfr. Peter Voß

Nächstes Treffen: 06.11.2013, 19.00 Uhr Clubraum Ev. Gemeindehaus Gronau Kontaktadresse:

Gisela Franke Tel. 3 95 07 / Dr. Helmut Bitsch Tel. 6 87 35

Unsere Bitte für Krankenbesuche und allgemeine Besuche: Um rechtzeitig zu erfahren, wann und wo ein Besuch seitens des Pfarrers und/oder eines/r Vertreters/-in der Kirchengemeinde gewünscht wird, ist es uns immer wieder eine Hilfe, wenn wir von Angehörigen oder den zu Besuchenden selbst eine kurze Nachricht erhalten. Sie können sich an das Pfarramt (Tel. 65136) direkt wenden, an ein Mitglied des Kirchenvorstandes oder des Besuchsdienstes. Wir besuchen Sie gern!!!

Frauenkreis

Gronau – vierzehntägig, dienstags um 20.00 Uhr Ev. Gemeindehaus / Hintergasse Nächste Termine: 11.06.; 25.06.2013 Ansprechpartnerin: Lilli Rodemich Tel. 3 82 33

FRAUENFRÜHSTÜCK

Ev. Gemeindehaus Zell, Auf der Mauer 5 Nächster Termin: 18.06.2013, 9.00 Uhr frauenfrühstück 18. Juni 2013, 9.00 Uhr

Referentin: Marianne Holyn

(Lindenfels)

Thema:

„Lachen und Singen“

Anmeldung: Marlis Marquardt Tel. 6 34 50 oder Pfaramt Tel. 6 51 36

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1. Mittwoch des Monats Frau Erika Deichert Tel. 6 51 58 3. Mittwoch des Monats Fam. Helmut Schmitt Tel. 21 16 Ü-20 Hauskreis: jeden Montag 20.00 Uhr Ansprechpartner: Susanne und Daniel Albert Tel. 1 05 52 74

JUNGSCHAR Gronau, Ev. Gemeindehaus / Hintergasse mittwochs von 16.30 Uhr – 18.00 Uhr (ausser während der Schulferien) „Jungschar Gronau”

Alter: 8-13 Jahre

VERANSTALTUNGEN

HAUSKREISE

Leitung: Gemeindepädagoge Arik Siegel Tel. 0 15 77/3 16 88 01 Eric Franke, Tel. 0 62 51/67707 u. a. Teamer/-innen der TGM

Zell, Ev. Gemeindehaus / Kigo-Raum freitags von 18.30 – 20.00 Uhr Teeniekreis Leitung: Uwe und Nicole Reichelt Tel. 6 15 38

Nächste Termine in Zell: Ev. Gemeindehaus / Auf der Mauer, 10.00 Uhr Alle Termine per Handzettel und Aushang Leitung: Marlis Marquardt, Tel. 6 34 50, oder Pfarramt, Tel. 6 51 36 Nächte Termine in Gronau: Ev. Gemeindehaus / Hintergasse, 10.15 Uhr Sonntäglich jeweils parallel zum Hauptgottesdienst (ausser während der Schulferien)

MAUS-KIGO

Leitungsteam: Susanne und Daniel Albert Tel. 1 05 52 74, Eva Jung

MAUS-KIGO

Nach den Sommerferien wieder Datum wird bekannt gegeben - ca. 12.30 Uhr Leitung der „Maus-Kigos“ (Gronau und Zell!): Arik Siegel mit Kigoteams Tel. 0 157 / 73 16 88 01

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VERANSTALTUNGEN 4

www.ev-jugend-bergstrasse.de

Konfis

Konfi Jahrgang 2013 / 2014

dienstags 16.15 Uhr – 17.30 Uhr Ev. Gemeindehaus Gronau / Ev. Gemeindehaus Zell

Leitung: Pfarrer Peter Voß, Elna Singer Gemeindepädagoge: Arik Siegel

Konfifreizeit Hohensolms

Termine:

vom 28.08. – 31.08.2013

Ev. Gemeindehaus Gronau Juni, Juli und August 2013 Ev. Gemeindehaus Zell September 2013

Männer UNTER SICH

jeweils am 3. Freitag im Monat, ab 19.00 Uhr

Posaunenchor

mittwochs ab 20.00 Uhr Ev. Gemeindehaus Gronau / Hintergasse Ansprechpartnerin: Angela Bitsch, Tel. 6 91 43 Chorleiter: Ralph Dinu-Biringer, Tel. 0 62 04/7 25 81 Jungbläserlehrer: Uwe Sänger

Singkreis

jeden 1., 2. und 4. Freitag im Monat Ev. Gemeindehaus Zell, Auf der Mauer um 20.00 Uhr Leitung: Esther und Markus Schmitt Kontaktadresse: Angela Bitsch Tel. 6 91 43

Spinnkreis

in der Regel montags um 20.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Gronau Leitung: Ruth Böhm Tel. 6 46 19

Ort nach Absprache Ansprechpartner: Helmut Schmitt, Zell Tel: 21 16


Wir laden Sie auf den folgenden Seiten herzlich zu unseren Gottesdiensten ein. In der Regel feiern wir sonntäglich Gottesdienst um 9.00 Uhr in Zell (Ev. Gemeindehaus, Auf der Mauer 5) und um 10.15 Uhr in Gronau (Ev. Kirche).

16. Juni 2013

23. Juni 2013

30. Juni 2013

GOTTESDIENSTE

Liebe Mitglieder unserer Gemeinde, liebe Besucher/innen unserer Gottesdienste in Gronau und Zell!

3. Sonntag nach Trinitatis Tag der Geburt Johannes des Täufers (Johannis) VOM VERLORENEN SCHAF Evangelium: Lukas 15, 1-7 9.00 Uhr Gottesdienst Zell 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau

4. Sonntag nach Trinitatis (Johannis) VON DER VERGEBUNG Evangelium: Lukas 6, 36-42 9.00 Uhr Gottesdienst Zell 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau

5. Sonntag nach Trinitatis EINER TRAGE DES ANDEREN LAST Evangelium: Lukas 5, 1-11 10.15 Uhr Frühschoppengottesdienst Gronau Im Anschluss Bewirtung, bei schönem Wetter vor der Kirche Musikalische Gestaltung: Ev. Posaunenchor Gronau/Zell

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GOTTESDIENSTE

07. Juli 2013

14. Juli 2013

21. Juli 2013

28. Juli 2013

6. Sonntag nach Trinitatis GLAUBE UND NACHFOLGE JESU Evangelium: Matthäus 28, 16-20 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau*

7. Sonntag nach Trinitatis TAUFGEDÄCHTNISSONNTAG Evangelium: Johannes 6, 1-15 10.15 Uhr Gottesdienst Zell

8. Sonntag nach Trinitatis VOM WERT DES TEILENS Evangelium: Matthäus 5, 13-16 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau

9. Sonntag nach Trinitatis GLAUBE UND GUTE WERKE Evangelium: Matthäus 25, 14-30 10.15 Uhr Gottesdienst Zell** Leitung: Pfr. Dr. Martin Bräuer

04. August 2013

10. Sonntag nach Trinitatis DIE KIRCHE UND DAS VOLK ISRAEL Evangelium: Lukas 19, 41-48 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau Leitung: Dipl. Rel.-Päd. Uwe Ranft

11. August 2013

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11. Sonntag nach Trinitatis VOM PHARISÄER UND ZÖLLNER Evangelium: Lukas 18, 9-14 10.15 Uhr Gottesdienst Zell Leitung: Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten


12. Sonntag nach Trinitatis VOM HÖREN UND TUN Evangelium: Markus 7, 31-37 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau Leitung: Dipl. Rel.-Päd. Uwe Ranft

20. August 2013

GOTTESDIENSTE

18. August 2013

ÖKUMENE IN KIRCHE UND SCHULE

Dienstag! 9.00 Uhr Schulanfangsgottesdienst Gronau Mitwirkende: Märkerwaldschule Gronau, Ev. Kindergarten Gronau

25. August 2013

13. Sonntag nach Trinitatis VOM BARMHERZIGEN SAMARITER Evangelium: Lukas 10, 25-37 10.15 Uhr Gottesdienst Zell**

01. September 2013

14. Sonntag nach Trinitatis VOM DENKEN UND DANKEN Evangelium: Lukas 17, 11-19 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau* Einführung der Konfirmanden Jahrgang 2013/2014

08. September 2013

15. Sonntag nach Trinitatis VOM GELASSENEN SORGEN Evangelium: Matthäus 6, 25-34 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau Leitung: Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten

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GOTTESDIENSTE

15. September 2013

16. Sonntag nach Trinitatis UMKEHR FÄNGT IM HERZEN AN Evangelium: Johannes 11, 1-4 und 17-27 10.15 Uhr Gottesdienst Zell

22. September 2013

17. Sonntag nach Trinitatis GLAUBE BEWEGT DIE WELT Evangelium: Matthäus 15, 21-28 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau 19.30 Uhr Jugendgottesdienst Auerbacher Schloß Es wirken mit: Gronau/Zell, Auerbach, Schwanheim, Zwingenberg

29. September 2013

18. Sonntag nach Trinitatis (Michaelis) VON DER LIEBE ZU GOTT UND DEN MENSCHEN Evangelium: Markus 12, 28-34 10.15 Uhr Gottesdienst Zell / Manlay-Platz Michaelisgottesdienst mit Gedenken an die Zeller Michaelskapelle Musik: Ev. Posaunenchor Gronau/Zell Leitung: Dipl. Rel.-Päd. Uwe Ranft

06. Oktober 2013

19. Sonntag nach Trinitatis VOM HEIL DES LEIBES UND DER SEELE Evangelium: Markus 2, 1-12 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau*

13. Oktober 2013

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ERNTEDANKGOTTESDIENST Evangelium: Lukas 12, 15-21 10.15 Uhr Gottesdienst Gronau** Musik: Ev. Posaunenchor Gronau/Zell Hinweis: Erntedankgaben bitten wir am Samstag, 12.10.2013 zwischen 15.00-17.00 Uhr in der Kirche abzugeben. Danke!


Beiträge zur Heimat- und Kirchengeschichte Nr. 2 / 2013 Das Guckloch wird fortan durch eine neue Rubrik bereichert, die vornehmlich heimat- und kirchengeschichtliche, aber auch aktuelle volkskundliche Beiträge aus den beiden Gemeindeteilen Gronau und Zell beinhalten soll. 2012 standen die Artikel im Zeichen des Jubiläums „625 Jahre Kirche St. Anna“ und befassten sich mit dem Gotteshaus und seinen Pfarrern. Im Jahre 2013 soll verstärkt kirchlich-volkskundliches aus dem Meerbachtal und der anschließenden Odenwaldregion im Zentrum der Erörterung stehen.

IN EIGENER SACHE

Glaube und Leben im Meerbachtal

Die vormaschinelle Getreideernte: Arbeitsabläufe, Fruchtbarkeitssymboliken und Dankbarkeitsrituale Stefan Hebenstreit „Peter und Paul macht dem Korn die Wurzel faul“, weiß eine Bauernregel und meint damit, dass nach dem Gedenktag an die Apostel und Kirchenväter Simon Petrus und Paulus von Tarsus (29. Juni) die Körner ausgereift sind, die Pflanze nun abstirbt und die Ernte alsbald beginnen kann. Neben dem Abernten von Obst und Gemüse sowie der Heumahd ist das Einbringen des Getreides die wichtigste bäuerliche Arbeit in den Sommermonaten. Die mundartliche Bezeichnung „Frocht“ bringt die zentrale Bedeutung des Getreides zum Ausdruck – als Rohstoff für Mehl und damit für das Grundnahrungsmittel Brot oder als Viehfutter. Neben vielen Getreidesorten wie Hirse, oder Spelz sowie den spelzähnlichen Getreidesorten Einkorn und Emmer oder der Pseudo-Getreideart Heidekorn bzw. Buchweizen, die früher im Odenwald verbreitet waren, wurden auch damals schon die Hauptgetreidesorten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer angebaut. Der vorliegende Beitrag schildert die einzelnen Arbeitsschritte der vormaschinellen Getreideernte und die mit ihr verbundenen Ernterituale. Als Quelle dienen vor allem die Ergebnisse einer Dorfältestenbefragung, die der Heimatforscher Heinrich Winter während des Zweiten Weltkrieges in Gronau und Zell durchführte. [1] Für wertvolle Hinweise sei an dieser Stelle außerdem Willi Schwinn und Philipp Rettig aus Zell recht herzlich gedankt.

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IN EIGENER SACHE 10

Das Schneiden des Getreides Bis zur Einführung der Handablage- und Selbstbindermaschinen, den Vorgängern der heutigen Mähdrescher, musste das Getreide von Hand geerntet werden. Meist wurde das Getreide von Frauen ‚gegroast’ und mit der Sichel in die Hand geschnitten, was aufgrund der gebückten

Körperhaltung zwar mühevolle Arbeit war, aber den Vorteil hatte, dass bei Überreife weniger Körner ausfielen als beim harten Sensenschlag. Dennoch verbreitete sich wegen des schnelleren Arbeitstempos um 1870 auch in Gronau und Zell die Verwendung spezieller Sensen mit korbartigem Aufbau, die je nach Machart ‚Reff’ oder ‚Bletsch’ genannt wurden. Ein ‚Reff“ besteht aus dem Wurf (Stiel) mit einer nach links abgehenden Krücke (Griff), den Spangen, den Zinken und sowie dem ursprünglich mit einem Schlagring, später mit einem Schraubring am Wurf befestigten Sensenblatt dem Keil zur Feineinstellung der Zinken zum Sensenblatt. Als Material diente Eschenholz; für die Krücke verwendete man Apfel- und Birnbaumholz. Eine ‚Bletsch’ ist ähnlich wie ein ‚Reff’ gefertigt, nur besteht der Aufbau aus einem Sackleinen oder feinem Drahtgeflecht bespannten Holzbogen und der Griff weist nach rechts [2]. Beim Mähen schiebt sich das ‚Reff’ wie eine greifende Hand zwischen die Getreidehalme,

wobei die Zinken den abgewinkelten Fingern, die Spangen der Mittelhand und der Wurf dem Arm entsprechen. Allerdings lässt sich die Anwendung des ‚Reff’ in zweierlei Techniken unterscheiden: Die schwachen Getreidearten (mundartlich: Gerscht) und Hafer (Hawwe) wurden früher ‚gemäht’, d. h. der Schnitt bewegte sich von der noch stehenden Frucht weg und legte sich auf die Stoppeln. Geschickte Mäher ‚stülpten’ den Hafer, indem sie die Bündelchen, die sich im Reffgestell bildeten durch eine schnickende Bewegung auf den Boden warfen, was das Aufnehmen erleichterte. Die zweite, vor allem bei Weizen (Waaz) und Roggen (Korn) ange‑ wandte Arbeitstechnik war das ‚Werrehaache’ (Widerhauen), d. h. das ‚Reff’ wurde auf das Getreide zugeführt, so dass die geschnittenen Halme sich – vom Bügel des ‚Reff’ zusammengerafft – gegen die noch stehende Frucht legten und von einer nachlaufenden Person mithilfe einer Sichel aufgenommen und gebündelt werden konnten. Nicht ohne Grund erinnert Lehrer Heinrich Sehnert (Seeheim) in seinem Buch bei der Betrachtung des ‚Reff’ an das altnordische Wort ‚rifa’, was soviel wie ‚zusammenbinden’ bedeutet [3]. Das Rad- bzw. Rundmähen - Arbeits‑ erleichterung oder kultische Handlung? Normalerweise wurde das Getreide längs gemäht, was zur Folge hatte, dass der Mäher am Ende des Feldes die Ackerlänge ‚leer’ zurückgehen und damit einen erheblichen Zeitverlust in Kauf nehmen musste. Wo es die Form sowie Größe und die Hangneigung des Ackers zuließen, wurde deshalb ‚rundgemäht’, so dass die Schwaden eine schneckenförmige Spirale bildeten. Ein derart abgemähtes Feld erinnerte beim Blick von einem gegenüber‑ liegenden Höhenrücken an ein sich drehendes Rad. Weil Rad und Spirale in vielen Kulturen und Religionen als Sinnbilder für die Sonne bzw. den


Handlung in der bäuerlichen Arbeit. [4] Inwieweit kultische Vorstellungen bei der Arbeitsweise eine Rolle spielten bzw. ob das Radmähen ausschließlich aus praktischen Gründen praktiziert wurde, bleibt fraglich. Das Gartenbinden und –aufstellen Nach dem Mähen bzw. ‚Werrehaache’ lagen die geschnittenen Getreidehalme meist noch für einige Tage zum Trocknen auf dem Stoppel‑ acker. Entweder blieben sie einfach in Schwaden liegen, wurden nach Bedarf gewendet und erst unmittelbar vor dem Einfahren gebunden oder

man bündelte sie direkt nach dem ‚Werrehaache“ in einzelne Garben. Zum Zusammenbinden

solcher ‚Bindelschen’ (Bündelchen) wurden einst sogenannte ‚Saalschen’ (Seilchen) aus Stroh verwendet, später nahm man hierzu vor allem für große, schwerere Garben die ‚Eernstrick’ (Ernstestricke). War für die Strohseilchen kein glattes Stroh mehr vom Vorjahr vorhanden, mähte man die erforderliche Menge Korn, welches dann vorsichtig gedroschen wurde. Hierzu ist zu erwähnen, dass die Getreidehalme früher nicht wie heute ‚korngespritzt’ wurden und deshalb weitaus höher wuchsen, was sie zwar durch Wind und Wettereinfluss leichter knicken ließ, zum Anfertigen von Strohseilchen aber optimal war. Die aus je zwei Handvoll Stroh an der Ährenseite verknoteten Strohseilchen wurden angefeuchtet, damit sie nicht brachen. Auf dem Feld geschah das Antragen der Halme durch die Frauen; je nach Größe wurden die Garben von mehreren Personen gebunden. Das zeltförmige Aufstellen der Garben dürfte sich in Gronau und Zell frühestens in den 1890er Jahren verbreitet haben. Dies geschah in der Regel derart, dass drei Garben zu einer Pyramide zusammengestellt und weitere Bündel – die Anzahl schwankte zwischen 8 und 14 Stück – rundherum angelehnt wurden. Das Einfahren der Ernte Der nächste Arbeitsschritt war das Einfahren der Ernte, wozu der Wagen umgerüstet werden musste. So wurden u. a. die Dielleitern durch Ernteleitern ersetzt und ein Wagentuch eingelegt, welches die Leitern und das Bodenbrett überdeckte, um das Durchfallen von Körnern zu verhindern. Lage auf Lage (‚Gelegg’) wurde der Wagen beladen, wobei die abgeschnittenen Enden nach außen zeigten, damit etwa bei der Durchfahrt durch enge Hohlwege keine Ähren hängenblieben. Man achtete auf eine akkurate Beladung des Wagens, zumal die Feldwege früher meist in schlechtem Zustand waren und es gelegentlich vorkam,

IN EIGENER SACHE

Kreislauf der Natur und des menschlichen Lebens stehen, deuteten Volkskundler das Rundbzw. Radmähen als Relikt einer kultischen

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IN eigener In EIGENER Sache SACHE 12

dass Wagen umkippten. Gesichert wurde die Ladung mithilfe des ‚Wissboam’, einer langen Holzstange, die mittels Stricken und Winden derart befestigt wurde, dass sie die Ernte auf dem Wagen zusammenpresste.

Rituale im Zusammenhang mit der Getreideernte Die Getreideernte ist der Höhepunkt im bäuerlichen Kalender. Sie bringt den Lohn für die mühevolle Arbeit der zurückliegenden Monate und sichert das Überleben im Folgejahr. Deshalb ist es kein Wunder, dass in den meisten Kulturen und Religionen mit der Getreideernte bestimmte Gebräuche einhergehen. Auch im Christentum spielt die Getreideernte eine besondere Rolle. Der Anbau von Getreide symbolisiert den Kreislauf von Werden und Vergehen, Leben und Tod. In der Bibel steht das Weizenkorn als Symbol für Fruchtbarkeit und Gottes Segen; sein Wachstum wird im Neuen Testamten (Mk 4, 2-9) zum Bild für die Ausbreitung des Gottesreiches. Jesus wird im Johannesevangelium (12, 24) mit einem Weizenkorn verglichen, das sterben muss, um als Frucht zu dienen. Ein allen religiösen und kultischen Ernteritualen gemeinsames Hauptelement ist der Dank an die Natur (im christlichen Verständnis: an den Schöpfer) für Frucht. Dies geschieht in der Gewissheit, dass es nicht allein in der Hand des

Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Schließlich bedrohten witterungs‑ bedingte Missernten immer wieder die Existenz der Bauern und Kleinbauernfamilien. Während die christliche Tradition ihre Dankbarkeitsrituale auf das Erntedankfest konzentrierte, überlebten in der bäuerlichen Bevölkerung lange Zeit einzelne Rituale mit teils kultischem Ursprung. Glaube an Korndämonen In einigen Handlungen und Ausdrucks‑ weisen überlebte der Glaube an sogenannte Korndämonen: mythische Wesen, die sich als Fruchtbarkeitsgeister im Getreidefeld auf‑ halten. So pflegte man in Gronau und Zell beim letzten Hieb mit dem ‚Reff’ zu sagen, dass nun ‚de Bock’ oder ‚de Hoas’ herausspringe. Der Ausdruck Hase dürfte hier als Metapher für eine schwer zu fangende Beute stehen, aber auch die österliche Bedeutung des Hasen als Frucht‑ barkeitssymbol mag eine Rolle spielen. [5] Als Korndämon ist der Hase auch in Bayern, Mitteldeutschland und Westpreußen bekannt. [6] Oder man rief „Alleweil hemme’ de Oalde!“, womit der Korngeist gemeint war, für den man andernorts auch das letzte Ährenbüschel stehenließ. In manchen Odenwalddörfern war es üblich, dass jene Frau, die das letzte Bündel zum Einbinden antrug, liegend in die Garbe eingebunden wurde. Der Ausruf „Mer hewwe die Oald!“ erinnerte dabei an die Kornmutter oder Kornmuhme, die regional auch in Gestalt von Frau Holle bekannt war. In diesem Zusammenhang sind auch die Ausdrücke zu nennen, mit denen man gebundene Garben bezeichnete, die von der durchschnittlichen Größe abwichen. So sprach man in Gronau von einer ‚Oalde’ (dicken Garbe) oder einem ‚Böckelchen’ (dünne Garbe). Fiel in Zell die zuletzt gebundene Garbe kleiner aus, nannte man sie ‚Bock“, ‚Booz’ oder ‚Bobb’ (Puppe); fiel sie größer aus, weil man den gesamten Rest in


Auch ist nicht bekannt, dass in Zell oder Gronau auf den Stoppelfeldern bestimmte Strohpuppen aufgestellt worden wären, z. B. mit Stroh und Feldblumen verzierte Kreuze aus Stöcken, um die man andernorts in Hessen umher sprang und tanzte oder vor denen sitzend gebetet wurde (Bayerischer Wald). [10] Vielerorts im Odenwald war es üblich, auf dem zuletzt abgeernteten Haferacker ein Hafermännchen zu binden, welches unter dem Scheunendach angebracht wurde, wozu man folgenden Spruch aufsagte: “Schitz uns vor Feie’, Hagel unn Zorn – Ve’hiet Uheil, Blitz unn Storm.“ Eine andere Strohpuppe, die sogenannte ‚Eernfitzel’, spielte in manchen Odenwalddörfern bei einem Streich eine Rolle. Demjenigen Bauern, der als letzter mit der Ernte fertig wurde, steckte man die Strohpuppe auf den Wagen und verspottete ihn mit folgenden Vers: „Eernfitzel, lach doin Baue’ aus, / der konn net aus em Bett eraus / unn lässt soi Frocht ve’derwe. / Do spoart er all die Nout unn Mieh, / kriggt nix fer sich unn nix fer’s Vieh / unn hot nix ze ve’erwe. / SchiScha-Scherwe, / Schi-Scha-Scheie’maus, / de Baue’ muss zum Houf enaus. / Ätsch-ätschätsch.“ [11]

IN EIGENER SACHE

sie einband, sprach man von ‚de Letzschde’. [7] Solche Garbenpuppen sind gewissermaßen als Nachbildungen von Korndämonen zu verstehen, die als männliche oder weibliche Figuren und Tiergestalten erscheinen. [8] Dabei war die weibliche Figur der Kornmutter häufig negativ als böshafte, teils todbringende Hexe bekannt. [9] Dies entspricht der Funktion der Korndämonen als Kinderschreck, der davon abhalten sollte, in die Frucht zu laufen. Andererseits lässt sich die Dicke der Garbe positiv auch als Ausdruck für Gebärkraft und damit als Sinnbild für die ‚Mutter Natur’ deuten. Der letzte Wagen, der vom abgeernteten Feld nach Hause fuhr, wurde in Gronau und Zell mit einem Sträußchen aus Feldblumen geschmückt, das man am sogenannten ‚Kafflaadersche’ oder am ‚Wissboam’ befestigte und nach der Einfahrt in den Hof an die Kinder verschenkte. Ein besonderes Erntefest wie etwa die heutige Sichelhenk in Schwanheim war weder in Gronau noch in Zell üblich. Das Ende der Getreideernte begannen die einzelnen Familien mit einem besonderen Essen. Aus Zell ist hierfür die Bezeichnung ‚Eernbroore’ (Erntebraten) über‑ liefert.

[1] Heinrich Winter: Die Braucherscheinungen des Jahreslaufes und Menschenlebens in Starkenburg [2] Vgl. Karl Schwinn: Speis und Trank im Odenwald, 3. Aufl. Mörlenbach 1982, S. 19 [3] Heinrich Sehnert: Sou woarsch ba uns dehoam. Volkstum an der nördlichen Bergstraße und im vorderen Odenwald, Seeheim-Jugenheim 1982, S. 24 [4] Heinrich Winter, das Radmähen (Volk und Scholle, 1935, S 313f.; Germanien 1940, S 291ff., 1942, S. 77ff). [5] HDA Bd. 5, Korndämonen 295 [6] 257 [7] Winter: Braucherscheinungen, S. 1121f. und 1257f. [8] 301f.

[9] 265

[10] 279

[11] vgl. Schwinn, S. 21

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IN EIGENER SACHE

Frühschoppen-Gottesdienst – St. Anna-Gronau am Sonntag, den 30. Juni 2013 Beginn: 10.15 Uhr Wer kann sich noch an die Zeiten erinnern, als viele Gemeindemitglieder nach dem Gottesdienst zum Frühschoppen gingen? Die meisten Jüngeren werden davon vielleicht nur gehört oder gelesen haben. Wir meinen: Die Zeit ist gekommen, diese Tradition wieder aufleben zu lassen! Daher wollen wir am 30. Juni (das ist der 5. Sonntag nach Trinitatis) den Gottesdienst – in der Kirche – mit einem Frühschoppen – vor der Kirche – ausklingen lassen. Bei hoffentlich schönem Wetter gibt es zu zünftiger Musik vom Posaunenchor Weißwurst und Weizenbier. Natürlich gibt es auch andere Getränke und Kleinigkeiten zum Essen. Sie sind herzlich eingeladen zu diesem Gottesdienst (um 10.15 Uhr) mit Frühschoppen!

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IN EIGENER SACHE Mal wieder stellten die Gronau/Zeller die grĂśĂ&#x;te Dekanatsgruppe auf dem Kirchentag.

Neben Prominenz war auch aus dem Motto viel zu machen ;-)

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06.06.1920

93 Jahre

Frau Gertrud Jäger / Zell

11.06.1931

82 Jahre

Frau Hilde Hogen / Zell

12.06.1926

87 Jahre

Frau Margret Knapp / Zell

17.06.1928

85 Jahre

Frau Martha Pötzl / Gronau

18.06.1924

89 Jahre

Herr Ernst Grüner / Zell

22.06.1926

87 Jahre

28.06.1928

85 Jahre

04.07.1928

85 Jahre

10.07.1933

80 Jahre

Herr Philipp Schulz / Zell

17.07.1933

80 Jahre

Frau Martha Ruß / Zell

28.07.1927

86 Jahre

01.08.1929

84 Jahre

11.08.1933

80 Jahre

16.08.1932

81 Jahre

r

17.08.1931

82 Jahre

24.08.1920

93 Jahre

29.08.1931

82 Jahre

01.09.1926

87 Jahre

10.09.1930

83 Jahre

29.09.1933

80 Jahre

Frau Margareta Hofmann / Zell

07.10.1924

89 Jahre

Frau Elsa Volk / Zell

07.10.1919

94 Jahre

Frau Barbara Büttner / Gronau

14.10.1931

82 Jahre

Frau Meta Böhm / Gronau

18.10.1925

88 Jahre

Frau Lina Schäfer / Zell

18.10.1922

91 Jahre

Frau Marianne Metzger / Zell

23.10.1933

80 Jahre

Herr Wolfgang Niemann / Zell

m

Herr Hans Hiesinger / Zell

o

Juni - Oktober 2013

b

Frau Helga Schneider / Zell

Frau Ingrid Lanczik / Zell

a

Frau Emilie Bitsch / Zell

n

DIE GEMEINDE GRATULIERT

Herzliche Glückwünsche

Frau Erna Tempel / Zell Herr Paul Christ / Zell Frau Rosa Russ / (z. Z. Altenwohnheim) Frau Erika Lautenschläger / Gronau

e

Frau Hertha Hiesinger / Zell

Frau Erika Lesch / Gronau

16

g

Herr Heinrich Hofmann / Zell

e

Frau Maria Mößinger / Zell


Auch Gronauer Kinder waren bei den gelungenen Kinder-Oster-Tagen dabei - mit Ausflug ins Technikmuseum

GRONAU / ZELLER BILDERBOGEN

Viel los nach dem Konfirmationsgottesdienst


Konfirmanden 2012 / 2013 Konfirmation 28.04.2013 – Ev. Kirche St. Anna


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