4. ABO-KONZERT I «Neue Welt» | Dvořák und Bernstein
FASZINATION NEUE WELT Ende des 19. Jahrhunderts öffneten ver-
verfolgte damit kein geringeres Ziel, als dass
besserte Transportmöglichkeiten mit dem
der böhmische Nationalkomponist Dvořák
Dampfschiff europäischen Komponisten
auch den Amerikanern eine eigene National-
und Musikern den Weg nach Amerika. Sie
musik kreieren sollte. Eine unlösbare Aufgabe.
brachten damit auch europäische Musik nach Übersee – und umgekehrt. Ein faszi-
Aus Dvořáks Bemühungen entstand die Sym-
nierendes Kapitel in der Entwicklung der
phonie Nr. 9 «Aus der Neuen Welt», eines
klassischen Musik.
seiner berühmtesten Stücke. Zuvor studierte
Von Dr. Verena Naegele
der der schwarzen Bevölkerung. Anklänge an
Dvořák Spirituals, Sklaven- und Plantagenliediese neuartige Musik finden sich, wenn auch Einer der ersten europäischen Komponis-
rudimentär, in seiner Symphonie. So basiert
ten, die nach Amerika gingen, war Antonín
etwa die Englischhorn-Melodie des 2. Satzes
Dvořák. Er folgte 1892 einer Einladung des
auf der in der Indianermusik gebräuchlichen
New Yorker National Conservatory of Music,
halbtonlosen fünftönigen Skala, und rhyth-
wo man ihm die Stelle als Kompositionslehrer
misch fallen die für Negro Spirituals typischen
und Direktor angeboten hatte. Die Präsiden-
Synkopen auf.
tin des Konservatoriums, Jeanette Thurber, 6