Magazin #2

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Das Archiv der Zukunft ist eine Investition in die Zukunft von Lichtenfels. Das neu entstehende Gebäude am Marktplatz will mit seiner ungewöhnlichen Architektur Fragen aufwerfen und Motor für Verände­ rung sein. Es ist offen für alle und wird Veranstaltungen anbieten, die überraschen und inspirieren. Das Archiv der Zukunft macht neugierig und lädt die Besucher ein, sich über Neues aus den Bereichen Technik, IT, Design, Architektur und Kunst zu in­ formieren und auszutauschen. Mit Aus­ stellungen, Talks und Diskussionen werden Technikbegeisterung geweckt, Ideen an­ gestoßen und Innovation gefördert. 08 Editorial 10 „Ein wirklich lebendiger Marktplatz“ Interview mit Bauherr Stefan Mehl 14 Modellstadt Lichtenfels? Ein Gespräch mit Peter Haimerl und Andreas Hügerich 21 Was ist für Sie der wichtigste Treiber von Innovation? Zukunftsexperten antworten 25 Zwischen Gestern und Morgen: Die Stadtgeschichte neu schreiben 36 Familie Fuchs und die Weiden aus Stahl Herausforderungen auf der Baustelle 43 Impressum



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Liebe Leserinnen und Leser, seit unserem ersten Magazin im vergange­ nen Jahr ist viel passiert. Nicht nur in Lichtenfels. Eine globale Pandemie hat uns mit ungeahnten Herausforderungen konfrontiert und uns zum Wohle aller enorme Belastungen abverlangt. Dabei haben wir uns auch immer die großen Fragen unseres Zusammenlebens gestellt. Was ist uns wirklich wichtig? Wie werden wir zukünftig miteinander leben, und wie kann unsere Zukunft überhaupt aus­ sehen? In der zweiten Ausgabe unseres Magazins bringen wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen. Wir haben uns auf die Spurensuche unserer Stadtgeschich­ te gemacht und berichten von den Heraus­ forderungen der Bauarbeiten. Wir haben historischen Fundstücken zeitgenössische Produkte gegenübergestellt. Architekt Peter Haimerl und Bürgermeister Andreas 8


Hügerich sprechen über stadtplanerische Ideen für Lichtenfels und Bauherr Stefan Mehl gibt einen Einblick in den Fortschritt der Planungen. Was uns aus dem letzten Heft und den vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern nachhaltig in Erinnerung ge­blieben ist: der Wunsch, Lichtenfels stärker mit der Welt zu vernetzen. Daran möchten wir besonders in diesen Tagen festhalten. Wir laden Sie ein, dazu auch unsere Website zu besuchen, auf der wir verschie­ dene Stimmen und Visionen für die Zeit nach Corona sammeln. Wie auch immer die Zukunft aussieht, wir freuen uns darauf, sie gemeinsam mit Ihnen im Archiv der Zukunft aktiv mitzugestalten. Günter und Robert Hofmann, Initiatoren Archiv der Zukunft

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„EIN WIRKLICH LEBENDIGER MARKTPLATZ“ Ein Gespräch mit dem Bauherrn Stefan Mehl über die Vision für das Archiv der Zukunft und warum sich die Stadt Lichtenfels mit ih­ rer Mischung ausTradition und Innovation be­ sonders für das ambitionierte Projekt eignet. 11 Interview: Lilli Heinemann


Herr Mehl, wenn Sie sich den Marktplatz in Lichtenfels in zwei Jahren vorstellen, was sehen Sie? SM: Meine Vision ist ein wirklich lebendiger Marktplatz. Ich sehe regelmäßige Veranstaltungen, bei denen sich Menschen treffen und austauschen; einen Ort, an den man immer wieder schaut, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Neben dem geplanten Archiv der Zukunft gibt es ja noch andere spannende Projekte hier in Lichtenfels. Meine Hoffnung ist, dass sie sich alle miteinander vernetzen und Lichtenfels eine Modellstadt wird. Wir haben hier das Glück, dass die Zusammenarbeit zwischen den politischen Verantwortlichen, der lo­ kalen Wirtschaft und allen interessierten Bürgern extrem gut ist. Dadurch entstehen Projekte, die die Region beleben und zeigen werden, wie man sich in so einer kleinen Stadt der Zukunft stellt. Es gab aber auch kritische Stimmen zum Bau des Archivs der Zukunft. Welche waren das? SM: Von Anfang an wurde das Vorhaben sehr positiv aufgenommen, viele Bürger waren froh, dass endlich etwas mit dem alten Gebäude passiert. Aber es gab auch ein paar wenige, denen die Architektur des neuen Gebäudes zu ungewöhnlich erschien und die befürchteten, dass das neue Gebäude nicht zum Marktplatz passen könnte. Sie sind dann direkt mit den Bürgern ins Gespräch ge­ gangen. Wurde der Rückhalt in der Bevölkerung dadurch gestärkt? SM: Wir haben viel in Kommunikation und Darstellung des Bauprojekts investiert und ich glaube, das hat sich gelohnt. Viele Bürger sind zu unseren Veran­ staltungen gekommen, haben Interesse gezeigt, sich mit dem Projekt auseinanderzusetzen, und ich hat­ te auch viele persönliche Gespräche. Mir ist es nicht gelungen, jeden Einzelnen zu überzeugen, aber ich habe den Eindruck, dass die Menschen bereit sind, abzuwarten und sich vom fertigen Bau überzeugen zu lassen. Hat sich durch das Feedback der Bürger auch etwas an der Vision für das Archiv der Zukunft verändert? SM: Das Projekt steht noch am Anfang der Entwicklung, aber wir werden versuchen, die vielen Vorschläge und Ideen in den dynamischen Prozess einzubinden. Das Gebäude selbst ist mittlerweile relativ klar und alle wichtigen Bestandteile sind festgelegt und be­ finden sich in der Umsetzung. Aber was dann wirklich das Archiv der Zukunft ausmachen wird, also, was wir drinnen und rundherum machen werden, das ist gerade erst im Entstehen. Es gibt die Vision, die Leute für die Zukunft zu begeistern, und jetzt erarbei­ ten wir daraus Stück für Stück etwas Konkretes. Was sind die nächsten Schritte? SM: Wir entwickeln gerade gemeinsam mit dem Archi­

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tekten Peter Haimerl und einer Firma, die auf die Konzeption von Ausstellungen spezialisiert ist, ein Konzept, wie die Ausstellungen im Archiv der Zukunft aussehen könnten. Es gibt bereits erste Entwürfe und Vorschläge, die im Laufe des Jahres ausgearbei­ tet und dann hoffentlich bis zum Herbst nächsten Jahres fertig werden. Können Sie schon erste Ideen verraten? SM: Es wird in jedem Fall keine Ausstellung im herkömm­ lichen Sinne sein. Es gibt bereits einige spannende Projekte wie das Futurium in Berlin, die sich mit dem Thema Zukunft beschäftigen. Wir haben aber kein Interesse daran, solche Projekte im kleinen Rahmen nachzuahmen. Wird der virtuelle Raum eine Rolle spielen? SM: Ganz sicher. Wir werden stark investieren, um das Archiv der Zukunft auch weltweit präsentieren zu können. Auch weil wir nicht wahnsinnig viel Platz haben, müssen wir sehr viel stärker virtuelle Wege der Vermittlung nutzen. Wir wünschen uns auch, dass es interaktiv wird, dass sich die Besucher – so­ wohl vor Ort als auch im virtuellen Raum – mit ein­ bringen und ausprobieren können. Langfristig soll ein Kurator das Archiv der Zukunft be­ spielen. SM: Das stimmt, wir suchen zurzeit die richtige Person für diese Aufgabe und ich bin sehr neugierig, wer sich das zutraut und sich auf diese Stelle bewerben wird. Es ist eine große Herausforderung, etwas zu gestalten, das es in der Form bisher noch nicht ge­ geben hat, und es dann auch dauerhaft attraktiv zu machen. Haben Sie konkrete Wünsche, was diese Person mitbrin­ gen soll? SM: Die Person sollte eine gewisse Offenheit und eine Vorliebe für ländliche Regionen haben – das braucht man, um sich hier vor Ort durchzusetzen. Noch wichtiger ist aber, dass die Person engagiert ist und innovative Ideen und Mut hat. Sie muss immer wie­ der neue Dinge entwickeln und auch auf Entwick­ lungen reagieren. Wenn sich irgendwo eine neue Entwicklung abzeich­ net, die unsere Zukunft beeinflusst, dann möchten wir sie gerne so früh wie möglich hier präsentieren. Wir wollen die Menschen immer wieder überraschen mit dem, was wir da machen. Wir suchen also jeman­ den, der kreativ ist und gleichzeitig ein ausgespro­ chenes Faible für technische Zusammenhänge hat. Welche Themenschwerpunkte wünschen Sie sich für das Archiv der Zukunft? SM: Mir ist wirklich wichtig, dass wir versuchen, über den Tellerrand hinauszublicken. Ich finde zum Beispiel das Thema Vertical Farming spannend, weil ich


„Es geht uns darum, immer wieder spannende Projekte zu finden, die real und virtuell umgesetzt werden, damit wir uns mit Orten und Menschen auf der ganzen Welt vernetzen können.“ denke, dass das für unsere Zukunft sehr wichtig werden könnte. Bei jedem Thema sollte man sich die Fragen stellen: Was können wir damit in der Zukunft machen und wie wird es unser Leben verändern? Ich finde es spannend, aufzuzeigen, wie etwas unser Leben und das Leben nachfolgender Generationen beeinflusst. Da kann es um Mobilität, Umweltschutz oder Nachhaltigkeit gehen; Dinge, die jetzt wichtiger werden und wo wir jetzt Weichen stellen können. Es soll darum gehen, Themen aufzugreifen, Wege zu zeigen, wie sie umgesetzt werden, und den Menschen die Angst vor neuen Entwicklungen zu nehmen. Was macht Lichtenfels zu einem guten Ausgangspunkt für ein solch ambitioniertes Projekt? SM: Die gute Mischung. Einerseits unsere Traditionen und das Gemütliche, Fränkische, andererseits die Betriebe, die hier in den letzten Jahren entstanden sind, die innovative Technologien entwickeln und

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jetzt teilweise an der Weltspitze mitarbeiten. Diese Mischung aus Tradition und Zukunft gibt es nicht so häufig und sie zeichnet Lichtenfels aus. Unser Bürgermeister ist sehr engagiert und konnte vieles bewegen und auch parteiübergreifend werden hier Projekte angeschoben und nach vorne gebracht. Das gibt es in dieser Form vermutlich nicht so oft, dass man sich nicht bekämpft und versucht, den anderen mit besseren Ideen zu übertrumpfen, son­ dern in der Lage ist, sich zurückzunehmen, damit man gemeinsam etwas erreicht.

Es gibt den Wunsch, dass sich Lichtenfels durch das Archiv der Zukunft mehr mit der Welt vernetzt. SM: Wir werden versuchen, die technischen Möglichkei­ ten dafür zu schaffen – da gibt es bereits erste Ideen, die auch in das Ausstellungskonzept mit einfließen könnten, zum Beispiel die Möglichkeit, virtuelle Ver­ bindungen an andere Orte der Welt herzustellen und sie auch dauerhaft einzurichten. Die Firmen hier in der Region zeichnen sich dadurch aus, dass sie weltweit exportieren. Es gab die Idee, dass man zeigen könnte, was irgendwo auf der Welt mit Produkten aus Lichtenfels und der Region ge­ macht wird. Und umgekehrt gäbe es die Möglichkeit, dass jemand, der an einem ähnlichen Projekt arbei­ tet oder eine tolle, neue Idee hat, hier ein Forum findet, in dem er sich virtuell präsentieren kann. Aber auch die persönliche Begegnung soll wichtig bleiben. SM: Die persönliche Begegnung gewinnt gerade jetzt an Wert. Wir möchten spannende Leute einladen, die hier Vorträge halten. Das konnten wir bereits mit unseren Veranstaltungen im letzten Jahr testen, er­ staunlich viele Menschen konnten sich dafür be­ geistern und hatten Interesse mitzudiskutieren. Es geht uns darum, immer wieder spannende Projekte zu finden, die real und virtuell umgesetzt werden, damit wir uns mit Orten und Menschen auf der gan­ zen Welt vernetzen können.


MODELLSTADT LICHTENFELS? Architekt Peter Haimerl und Bürger­ meister Andreas Hügerich über die Lichtenfelser Tradition der Verände­ rung und die Notwendigkeit, mit digi­ talen Technologien Stadtentwicklung als Prozess sichtbar zu machen. Eine ungewöhnliche Perspektive auf Lichtenfels. Designer Gero Wortmann, der im Team von Peter Haimerl den digitalen Input verantwortet, hat Daten über die Stadt am Fluss in eine experimentelle Illustration übersetzt. Die orange Färbung und die Höhe der Variablen korres­ pondieren hier mit der Dichte der Bebauung.

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Text: Stephan Becker

Illustration: Gero Wortmann


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Herr Haimerl, was sehen Sie, wenn Sie nach Lichtenfels kommen? Peter Haimerl: Zunächst mal sehe ich eine intakte histo­ rische Stadt mit einer Wirtschaft, die sich nach schwierigen Jahren wieder erholt hat, die Anschluss gefunden hat an die Technologien der Gegenwart. Außerdem sehe ich Bürgerinnen und Bürger, die ihre Stadt nicht aufgegeben haben und die sie nun wei­ ter nach vorne bringen möchten. Und eine Gemein­ de, die sie dabei unterstützt. Das sind die positiven Aspekte. Ich sehe aber auch eine Stadt, die, wie viele andere Städte im nichtmetropolitanen Raum, auf der Suche ist nach einer Identität. Wie kann man seine Heimat bewahren und sich trotzdem weiter­ entwickeln, ja vielleicht sogar eine Vorreiterrolle spielen? Herr Hügerich, deckt sich das mit Ihrer Sicht als Insider? Andreas Hügerich: Auf jeden Fall, ja. Es ist sicherlich so, dass uns andere Kommunen in der Vergangenheit schon mal ein, zwei Schritte voraus waren. Aber in­ nerhalb einer kurzen Zeit konnten wir viele positive Impulse setzen, insbesondere auch im Dialog zwi­ schen Politik, Unternehmen und den Menschen hier vor Ort. Der Glauben der Lichtenfelser an ihre Stadt, an ihre Stärken, der ist jetzt wieder gefestigt. Das merkt man nicht zuletzt bei Projekten wie dem Ar­ chiv, das anfangs ja nicht unumstritten war. Jetzt gibt es einen gewissen Stolz, und der überträgt sich auch auf andere Vorhaben wie die neue Bibliothek am Marktplatz 10, für die ebenfalls ein architekto­ nisch interessantes Gebäude entstehen soll. An diesem Weg, an diesem Selbstverständnis, das die Gesellschaft eben auch zusammenhält, möchten wir uns auch in Zukunft orientieren.

„Der Glauben der Lichtenfelser an ihre Stadt, an ihre Stärken, der ist jetzt wieder gefestigt. Das merkt man nicht zuletzt bei Projekten wie dem Archiv, das anfangs ja nicht un­ umstritten war.“

Provokant gefragt: Wenn alles so gut läuft, warum braucht es dann einen Zukunftsentwurf, wie ihn Herr Haimerl ins Spiel bringt? AH: Es ist einfach der nächste logische Schritt. Gerade wenn es gut läuft, besteht die Gefahr, sich auszu­ ruhen und damit das bisher Erreichte zu gefährden. In den letzten Jahren haben wir am Gemeinschafts­ gefühl gearbeitet, aber jetzt müssen wir auch schau­ en, wie es weitergeht. Und selbst wenn es, wie bei uns, viel unternehmerisches Engagement gibt, darf das für die Stadt keine Ausrede sein, um sich zurück­ zulehnen.

Gewerbegebiet und dann lief das. Für solche Themen waren die damaligen Verwaltungsstrukturen im Großen und Ganzen gut geeignet. Seither hat sich allerdings ein fundamentaler Paradigmenwechsel vollzogen. Das betrifft die großen Fragen – Ressour­ cenverbrauch, Klimawandel und so weiter. Aber auch, was die Lebens- und Arbeitswelt der Bevölkerung angeht, ist nichts mehr wie vor 30, 40 Jahren. In Lichtenfels können wir lernen, wie sich solche Herausforderungen angehen lassen.

Herr Haimerl, Sie haben den Begriff „Modellstadt“ ins Spiel gebracht. Wofür könnte Lichtenfels modellhaft sein? PH: Ich arbeite ja mit einigen Kommunen und da fällt mir zum Teil auf, dass sich Mechanismen eingeschlichen haben, die nicht mehr den Anforderungen der Gegen­ wart entsprechen. Vor 30 Jahren hatten wir komplett andere Probleme als jetzt, da ging es um Straßenbau und Kanalisation, da hat man vielleicht noch eine neue Einfamilienhausgegend ausgewiesen und ein

Was bedeutet das beispielsweise auf der Ebene der Stadt­ entwicklung? PH: Nehmen Sie die Probleme, die sich aus der Archi­ tektur der Moderne ergeben, aus Siedlungsstruktu­ ren, die vor allem am Verkehr orientiert waren. Wie kommen wir stattdessen wieder zu spannenden, lebenswerten StadtRÄUMEN? Für solche Fragen sind die Kommunen schlecht aufgestellt. Selbst die Landespolitik gibt längst keine klaren Linien mehr

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vor. Anstatt nun aber hier und da etwas rumzudok­ tern, mal ein paar Fahrradstellplätze zu bauen oder ein Ärztezentrum einzurichten, braucht es meiner Meinung nach ein komplett neues Denkmodell. Wie wollen wir Stadt in Zukunft gestalten, und welche Akteure gibt es? Das betrifft nicht zuletzt auch die Behörden, die weg müssen von einer eher passiven Verwaltungstätigkeit hin zu einem unternehmerischschöpferischen Ansatz. Das möchten wir in Lichten­ fels näher untersuchen.

lung der Unternehmen in der Region, in den lokalen Strukturen. Und das ist nicht nur identitätsstiftend, sondern sorgt auch für eine gewisse Nachhaltigkeit.

Das Verhältnis Stadt-Land steht derzeit verstärkt im Fokus. Ist kleinteiliges Engagement ein Thema, das Lichtenfels zur Diskussion beitragen kann? PH: Das ist für mich in jedem Fall ein entscheidender Aspekt. Es gibt viele Gemeinden, die haben ein paar finanzkräftige Unternehmen oder auch eine Bevöl­ kerung mit gewissen ökonomischen Möglichkeiten. Was macht Lichtenfels prädestiniert dafür? Aber wenn die sich letztlich nicht für die Region PH: Ganz entscheidend ist eine Bevölkerung, die sich interessieren, wenn die nicht hier verankert sind, solchen Herausforderungen stellen möchte. Die zu dann hilft das alles nichts. Was es braucht, sind ihrer Stadt steht und die etwas Bürgerinnen und Bürger, die aus ihr machen will. Weiter geht sich ihren Städten verbunden es mit den Stadträten, der Ver­ fühlen. Und diese Bereitschaft waltung und natürlich dem Bür­ spürt man in Lichtenfels. germeister, sie alle müssen mit AH: In diesem Sinne versuchen wir an Bord sein. Und zusätzlich auch als Stadtverwaltung, unse­ braucht es Unternehmer, die ren Part zu spielen. Das geht bereit sind, etwas Neues zu pro­ vielleicht nicht von jetzt auf bieren. Wenn es zu viele Brem­ gleich, aber entscheidend ist, ser gibt, die mit dem Status quo dass die Richtung stimmt. Zum zufrieden sind, denen alles Beispiel gibt es kaum eine Stadt gleichgültig ist, kann man nichts unserer Größenordnung, die wie machen. Lichtenfels hat außer­ wir ein eigenes Wirtschaftsamt dem den Vorteil, dass es in einer hat. Oder die Frage nach der längst wieder prosperierenden Digitalisierung von Planung, die Region liegt. Wobei Oberfran­ uns dabei hilft, auch langfristi­ ken – und das ist noch wichtiger ge Entscheidungen verständlich – zugleich auch seit Jahrhun­ zu machen. Das alles sorgt da­ Andreas Hügerich ist seit derten ein kultureller Hotspot für, dass sich die Menschen 2014 Bürgermeister der war. Das ist einfach drin in den dafür interessieren, was hier Stadt Lichtenfels. Gemein­ Menschen. Am Ende braucht es passiert. sam mit einem Strategie­ vor allem Kultur, um lebens­ PH: Genau darum geht es auch bei team startete er 2018 den werte Räume zu schaffen. dem Stadtmodell, an dem wir Strategieentwicklungspro­ mit meinen Studierenden der zess Vision 2030; im Vor­ Woher kommt die Innovationsfreude Kunstuniversität Linz arbeiten. dergrund stand die Frage: der Lichtenfelser? Es entsteht ein digitales Abbild, Wie soll Lichtenfels in Zu­ AH: Das hat viel mit historischen das aber eben nicht statisch ist, kunft aussehen? Der Pro­ Erfahrungen zu tun. Die Region sondern das Veränderungen zess greift dabei Ideen und war schon immer von stetem unterworfen ist und mit dem Wünsche der Bürger auf. Wandel geprägt. Es gibt hier sich Prozesse darstellen lassen keine kontinuierliche wirt­ – ein wenig wie bei einer Wetter­ schaftliche Entwicklung, es karte. Das führt bei den Men­ brauchte immer wieder neue schen oft zu einem grundlegen­ Ideen. Von der Korbflechterei ging es über den Korb­ den Perspektivwechsel, weil klar wird, dass es nicht handel zur Möbelindustrie, dann kam in den 1950er auf eine einzelne Fassadenverkleidung ankommt, Jahren der Werkzeugbau, der wiederum Vorläufer sondern auf die größeren Zusammenhänge. für die heutigen lasergesteuerten 3-D-Drucktech­ niken war. Es gibt also nicht dieses eine feste Funda­ Das Modellhafte von Lichtenfels könnte also auch in ei­ ment, auf dem alles aufbaut. Aber es gibt bestimm­ nem prozessorientieren Planungsansatz bestehen? Dass te Fähigkeiten – beispielsweise was das räumliche es nicht mehr darum geht, fixe Vorgaben zu machen, Vorstellungsvermögen angeht, das möglicherweise sondern zusammen mit allen Akteuren die sich stellenden noch auf die Flechtkunst zurückgeht –, die immer Herausforderungen zu verhandeln? wieder auf neue Weise zum Einsatz kommen. Daraus PH: Das könnte ein Ziel sein, ja. Und wir haben das gro­ folgt dann im Umkehrschluss eine starke Verwurze­ ße Glück, dass sich auch die Verwaltung hier in

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Lichtenfels auf diese Ideen einlässt. Dabei hilft si­ cherlich, dass Gerhard Pülz, der Stadtbaumeister, studierter Bauinformatiker ist. Mit dem digitalen Modell kommen wir weg von der Einzelentscheidung hin zu den größeren Zusammenhängen. Wenn es zum Beispiel um das Thema Verkehr geht und sie planen eine Grünstraße, dann sagt jeder sofort: Wie sieht das denn aus, wie ist das gemacht? Aber genau um diese ästhetische Ebene soll es nicht gehen. Sondern darum, wie sich diese Grünstraße auf die restliche Stadt auswirkt – und ob sie überhaupt Sinn macht.

AH: Wissen Sie, ich bin ja als Politiker ein architektoni­ scher Laie. Aber wenn sie sich umschauen hier in Oberfranken oder auch anderswo in Europa, das macht gute Kommunen einfach aus, dass sie eine eigene Identität haben, und eben auch eine eigene architektonische Sprache. PH: Architektur ist absolut entscheidend, das wird selbst von vielen Kollegen komplett unterschätzt. Das Hauptthema wird auch in Zukunft sein, dass wir eine Umwelt brauchen, die uns einen Mehrwert schafft. Und der Mehrwert der Moderne lag ja darin, dass alles immer bequemer wurde, dass wir überall hin mit dem Auto fahren konnten, dass es Supermärkte mit einem riesigen Angebot gab. Das hat schon funktioniert, allerdings zu dem Preis, dass wir viele Städte in den letzten vierzig Jahren kom­ plett zerstört haben. Die not­ wendige Dramaturgie der Stadt­ räume geriet dabei vollkommen in Vergessenheit. Gerade in kleinen Städten müssen wir je­ doch wieder spannende Räume schaffen. Und Architektur jen­ seits von Funktionalität und Reduktion wird dabei eine ganz entscheidende Rolle spielen. Hinzu kommt, dass sich Städte als Orte der Gemeinschaft oft mittels Architektur selbst ver­ gewissern.

Herr Hügerich, wie sehen Sie diesen Ansatz in Bezug auf die Stadtverwaltung? AH: Zunächst mal freut es uns sehr, dass wir in diesem Sinne eine Modellstadt sein dürfen. In der Kommunalpolitik ist der Dialog ganz entscheidend, es geht nur gemeinsam mit den Bürgerin­ nen und Bürgern. Wenn sie bei­ spielsweise architektonisch eingreifen wie am Markplatz 2, dann gibt es positive ebenso wie kritische Stimmen. Aber gerade aufgrund solcher Rei­ bungsflächen kann es erst zu einer positiven Entwicklung kommen. Entscheidend ist nur, dass die Diskussion sachlich bleibt. Und eine Voraussetzung Peter Haimerl, der Archi­ dafür ist, dass alle wissen, wo­ Die Frage nach der Attraktivität der tekt des Archivs der Zu­ rüber gesprochen wird und was Innenstädte ist auch mit Blick auf kunft, ist Professor für die möglichen Auswirkungen den Einzelhandel entscheidend. Wie Architektur an der Univer­ sind. ist da die Perspektive in Lichtenfels? sität für künstlerische und AH: Es ist natürlich klar, dass sich industrielle Gestaltung Die Projekte rund um den Marktplatz die Lebenswelt der meisten Linz. Er entwirft dort mit haben Sie erwähnt. Spielen solche Bürgerinnen und Bürger sehr Studenten ein digitales Ansätze auch für andere Vorhaben verändert hat. Früher fand oft Stadtmodell von Lichten­ in Lichtenfels eine Rolle? der gesamte Alltag in den Kom­ fels, das Veränderungen AH: Nehmen Sie zum Beispiel das munen statt, von der Arbeit und Entwicklungsprozesse Forschungs- und Anwendungs­ über die Freizeit bis zur Versor­ abbildet. zentrum für digitale Zukunfts­ gung. Das ist heute komplett technologien, an dem wir zu­ anders, was eben auch weit­ sammen mit der Hochschule reichende Folgen für den sta­ Coburg arbeiten. Damit ent­ tionären Handel hat. Wichtig ist steht auch ein neues Quartier jenseits der Innenstadt, auch hier der Dialog beispielsweise mit den Haus­ und das bringt zahllose Fragen mit sich, nach Grün­ eigentümern, dass die sich für neue Nutzungen flächen, Handel, Kinderbetreuung oder auch kultu­ öffnen, dass es vielleicht vom Handel zum Wohnen rellen Angeboten. Kurz gesagt, es geht eigentlich oder zu sozialen Angeboten wie Kinder- und Alten­ nicht um Details, sondern um ein neues Miteinander. betreuung geht. Ohne private Partner geht es dabei Und in diesem Sinne die Auswirkungen unserer Ent­ nicht, da wären wir mit unseren Finanzen schnell am scheidungen darzustellen, das wird für uns Kommu­ Ende. Es braucht wirtschaftlich starke Akteure, wie nalpolitiker in Zukunft ganz entscheidend sein. eben auch am Marktplatz 2, die sagen: Uns liegt das am Herzen, das unterstützen wir, dass die inner­ Wir haben viel von Prozessen gesprochen, aber welche städtischen Strukturen wieder fit gemacht werden. Rolle spielt dann die Architektur in der Modellstadt?

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„Wie erreichen wir auch Menschen außerhalb von Lichtenfels? Und wie können wir es schaffen, dass diese Menschen Lichtenfels dann eben auch bereichern?“ Interessant am Archiv ist, dass moderne Technologien, die ihren Platz sonst im Gewerbegebiet haben, in der Altstadt eine Präsenz bekommen. Aber wie vielerorts wohnen die meisten Menschen gar nicht mehr dort, sondern in Einfamilienhausgegenden. Kann Lichtenfels auch jenseits des Zentrums eine Modellstadt werden? PH: Bei unseren Studierenden ist es tatsächlich so, dass viele sich mit der Peripherie beschäftigen. Ein Aspekt ist die Größe der Häuser. Vieles ist überdimensioniert, weil die Kinder ausgezogen sind, oder auch, weil niemand mehr Zeit hat, um einen riesigen Garten zu unterhalten. Für den Straßenraum gilt Ähnliches, und zusammen ergibt das ein Riesenpotenzial. Durch neue Nutzungen können bestimmte Gebiete eine ganz andere Bedeutung bekommen. Das sind zum Teil experimentelle Ansätze, dass zum Beispiel eine dünn besiedelte Gegend verdichtet wird, während andere Bereiche eine offene, multifunktionale Nut­ zung mit viel Grün bekommen. Aber ich glaube auch, dass man oft gar nicht groß umzubauen braucht. Es geht eher darum, neue Orte zu etablieren. Und auch hier hilft wieder ein übergeordnetes Modell, damit

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wir wegkommen von der Einzelentscheidung zu­ gunsten der größeren Zusammenhänge. AH: Da geht es oft auch um bestimmte Bilder, die die Menschen im Kopf haben. Bei einer Einfamilienhaus­ gegend wissen alle, wie das aussieht. Aber wenn wir das jetzt neu denken wollen, wie lässt sich das ver­ mitteln? Und in vielen kleineren Kommunen ist die Situation eben so, dass die Neubaugebiete in den 1970er Jahren stark ausgeweitet wurden, was heute eine gewisse Einförmigkeit zur Folge hat. Da müssen wir gemeinsam Antworten finden, damit auch die Außenbezirke lebendig bleiben. Herr Hügerich, Stichwort privates Engagement, sehen Sie manchmal die Gefahr, dass das zu sehr in Ihre kom­ munale Gestaltungshoheit eingreift? AH: Das spielt für mich keine Rolle. Als Bürgermeister muss ich vor allem Vermittler sein, Motivator und Antreiber, einer, der Perspektiven eröffnet, aber die Leute auch zusammenbringt. In diesem Sinne muss ich offen sein für alle Seiten, und das bedeutet viel­ leicht auch, mal etwas zurückzutreten im Sinne des Ganzen. Es geht darum, auf Augenhöhe mit den Bürgern die Stadt voranzubringen. Und in diesem Sinne ist private Initiative für mich immer ein Glücks­ fall. Es ist sicherlich ein Potenzial von kleineren Städten, dass es leichter ist, sich zu engagieren. Gibt es Ideen, wie sich das vielleicht noch ausbauen lässt? AH: Generell arbeiten wir im Rahmen unserer Vision 2030 auch zum Thema Bürgerbeteiligung. Die Vision war wichtig, weil sich die Stadtgesellschaft vielleicht zum ersten Mal hinsichtlich aller Bereiche – vom Städtebau bis zum sozialen Miteinander – gemein­ sam Gedanken gemacht hat. Seither heißt es nicht mehr: „Macht ihr mal“, sondern: „Wir ergreifen selbst die Initiative“. Konkret ist auch der Aspekt Öffentlich­ keitsarbeit entscheidend, an dem wir mit Kollegen aus der Verwaltung, aber eben auch mit Bürgerinnen und Bürgern arbeiten. Da gibt es viele Ansätze, die sofort Wirkung zeigen. Was konnte bisher schon erreicht werden? AH: Wir haben zum Beispiel die Bürgerversammlung aus dem Schloss in die Stadthalle verlegt und stärker dialogisch organisiert. Es gab auch einen Marktplatz zum Austausch über verschiedene Themen. Und dann kamen tatsächlich deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger. Ein anderer Aspekt ist die Vermittlung. Meine Idee war zunächst, vor allem auf digitale An­ gebote zu setzen. Wir sind da auch dran, aber gleich­ zeitig kam aus unserer Arbeitsgruppe die Anregung, dass mit Blick auf unsere vielen älteren Mitbürger eine Zeitung sinnvoll wäre. Ich war erst skeptisch, aber schon die erste Ausgabe hat gezeigt, dass das gut angenommen wird. Und es ist ja auch klar: Vie­ le Menschen wollen einfach etwas in der Hand haben,


„Es geht ja nicht nur darum, schöne Räume zu schaffen für das Miteinander hier vor Ort. Das Ziel muss auch sein, übe­rregional Menschen hierher zu locken, einfach weil es eine tolle Stadt ist.“ und die müssen wir ebenfalls mitnehmen, wenn es weitergehen soll in Lichtenfels. PH: Die Frage nach der älteren Generation ist oft ganz entscheidend. Nicht selten sind es gerade die Älte­ ren, die sich dafür interessieren, was in der Stadt passiert, die sich beteiligen. Die Jungen haben oft mit ganz anderen Themen zu schaffen, da geht es erst mal um den Beruf oder die Familie. Mit einer Zeitung erzeugt man außerdem eine gemeinsame Grundlage, auf die sich alle beziehen können. Das ist wichtig, gerade in Zeiten, in denen allzu leicht gefährliche Filterblasen entstehen. Im Kontext von Austausch und Dialog ist auch das Thema Migration entscheidend. Wichtige Impulse kommen oft von außen, sei es aus einer 200 Kilometer entfernten Stadt oder aus einem ganz anderen Land. Welche Rolle spielt das für ein Lichtenfels der Zukunft?

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AH: Ich muss sagen, mit Blick auf die letzten Jahre, wo es in Deutschland ja insgesamt viel Zuzug gab, war ich sehr beeindruckt von den Anstrengungen hier in Lichtenfels. Das haben wir gut verkraftet, einfach weil es viele aktive Bürgerinnen und Bürger gab, die wissen wollten: Wie können wir es schaffen, was für Strukturen braucht es? Es lässt sich natürlich immer etwas verbessern, aber der Anspruch und der Wille der Menschen hier vor Ort, der stimmt schon mal. Und für unsere Unternehmen gilt das ohnehin, da stehen die Türen immer offen für jeden, der sich etwas erarbeiten möchte. PH: Für mich ist Migration ebenfalls ein ganz entschei­ dender Gratmesser. Es geht ja nicht nur darum, schöne Räume zu schaffen für das Miteinander hier vor Ort. Das Ziel muss auch sein, überregional Men­ schen hierher zu locken, einfach weil es eine tolle Stadt ist. Und dazu gehört Vielfalt, das Besondere und die Überraschungen, die Menschen von woan­ ders mitbringen. Deswegen haben wir immer die Frage im Hinterkopf: Wie erreichen wir auch Men­ schen außerhalb von Lichtenfels? Und wie können wir es schaffen, dass diese Menschen Lichtenfels dann eben auch bereichern? Wenn alles läuft, ist es leicht, Veränderungen anzugehen. Aber mit der Corona-Pandemie kommen große Unsicher­ heiten auf uns zu. Wird es gelingen, die Menschen auch dann mitzunehmen? AH: Als Kommune stellt uns das wirtschaftlich natürlich vor große Herausforderungen. Und das bedeutet auch, dass wir nicht einfach dort weitermachen können, wo wir im Februar aufgehört haben. Aber gleichzeitig ist allen klar, dass wir gerade jetzt nicht nachlassen dürfen. Furcht ist schließlich nie ein guter Ratgeber. Wenn wir nun beispielsweise an der Bildung sparen würden, wäre es fatal. Aber ich glau­ be auch, dass wir dahingehend gefestigt sind. Dass wir jetzt also nicht in ein „Neinsager“-Mantra ver­ fallen, sondern weiterhin an unsere Stärken glauben. Selbst wenn wir unsere Ziele vielleicht hier und da anpassen müssen. PH: Wie ich die Stimmung in Lichtenfels bisher wahr­ genommen habe, mache ich mir dahingehend eben­ falls keine Sorgen. Mit Corona wird sich vielleicht sogar manches im positiven Sinne beschleunigen, und dann sind wir hier schon allemal auf dem rich­ tigen Weg.


„Was ist für Sie der wichtigste Treiber von Innovation?“

Menschen. Es sind immer einzelne Men­ schen, die sich bislang Unvorstellbares vorstellen können. Menschen, die Lösun­ gen für Probleme entwickeln und dadurch die Welt gestalten und verbessern. Unse­ re Städte, Viertel, Nachbarschaften brau­ chen gerade jetzt Menschen, die mit ihrer Vorstellungs- und Gestaltungskraft voran­ gehen. Damit wir gut und gesund mitei­ nander leben können, brauchen wir kei­ ne Beton gewordenen Exceltabellen. Wir brauchen ein neues Mindset beim Ent­ werfen, Gestalten und Bauen. Mein Treiber für neues Stadtleben und bessere Stadt­ räume heißt Socialtecture. Eine neue Disziplin, eine neue Kunst. Socialtecture stellt uns als Menschen, uns als soziale Wesen und uns als Stadtbenutzer in den Mittelpunkt allen Schaffens. Und das sorgt unmittelbar für innovative Stadtge­ staltung. JULIA ERDMANN Die Architektin und Designerin Julia Erd­ mann ist Gründerin des Netzwerkes JES für Vordenker aus den Sparten Stadtpla­ nung, Soziologie und Zukunftsforschung.

www.jes.place

Treiber von Innovation ist für mich, gesellschaftliche Trans­ formation so zu gestalten, dass eine breite Bereitschaft zur Verhaltensänderung und Erneuerung entsteht. Nur so kann auf komplexe Herausforderungen wie die Klimakrise reagiert werden. Innovationen sollten nicht „von oben herab“, son­ dern im Zusammenspiel und Austausch mit der Bevölkerung entwickelt werden. Architektur besitzt hier eine wichtige Vermittlerfunktion und kann durch Mut und Kreativität prototypische Lebenswelten demonstrieren. MORITZ MARIA KARL untersucht die Verbindungen zwischen vernetzten Techno­ logien, Städten und Menschen.

www.moritzmariakarl.de


Ich glaube, der wichtigste Treiber von Innova­ tion ist Langeweile; die Langeweile, in der sich eine Unzufriedenheit mit dem Gegebenen ausdrückt, und auch die Langeweile, die die Zeit zum Träumen und Nachdenken über bes­ sere Lösungen mit sich bringt. PROF. DR. FRIEDRICH VON BORRIES agiert in den Grenzbereichen von Stadtent­ wicklung, Architektur, Design und Kunst. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht das Verhältnis von Gestaltung und gesellschaftlicher Ent­ wicklung.

www.friedrichvonborries.de

Die Neurobiologie. Mich fasziniert die Manifestation unseres sich immer weiter entwickelnden Vorstellungsvermögens. Jede echte Innovation beginnt mit einer Fantasie und dem zunächst visionären Glauben, dass die eigene Kraft und das eigene Durchhaltevermögen ausreichen werden, diese Fanta­ sie gegen die etablierte Wirklichkeit zu prüfen. Die Fähigkeit zu träumen und die imaginäre Kraft der Fantasie sind es, die den Menschen wirklich Neues denken und machen lassen. Wenn ich in einer komplexen Roboter-Program­ mierung den Fehler in einem Algorithmus nicht finde, lasse ich mein Gehirn nachts im Traum für mich arbeiten. Morgens habe ich dann meistens eine Lösung. CAROLINE HØGSBRO Ihr Spezialgebiet ist das robotische 3-D-Drucken mit keramischen Materia­ lien. Bis 2021 ist im Futurium Berlin ihre Ausstellung „Printed Tower“ zu sehen.

www.hoegsbro.de


„Was ist für Sie der wichtigste Treiber von Innovation?“

Die Zukunft ist ein großer Möglichkeitsraum. Leider betreten wir diesen Raum zu wenig, da die Gegenwart uns vollkommen beansprucht. Der Möglichkeitsraum ist voller Signale, die uns dabei helfen, dass etwas Neues in die Welt kommt. Die Provokation und das Stellen von großen Fragen sind der wichtigste Treiber für Innovation. RAPHAEL GIELGEN reist als „Future of Work Trendscout“ für den Design-Möbelhersteller Vitra um die Welt und besucht rund 100 Büros und Unternehmen weltweit im Jahr.

www.vitra.com

Neugierde, Flexibilität und Offenheit. Dies sind viel­ leicht einige der wichtigsten Treiber von Innovation – zumindest in unserem Alltag eines kleinen CircularDesign-Studios. Innovation passiert nicht von einem Tag auf den anderen, es ist ein Langstreckenlauf. Wir denken, dass eine Innovation Sinn macht, wenn sie sich auch verwirklicht. Tausende Experimente, hun­ derte Fehler und trotzdem kreativ bleiben und nicht aufgeben. Es geht nur, wenn man wirklich daran glaubt, was man macht, und nicht nur einer, sondern alle im Team. Innovation ist der Versuch, das „Bessere“ zu finden, in unserem Fall das Bessere für die Umwelt. VLASTA KUBUŠOVÁ UND MIROSLAV KRÁL (crafting plastics!) erforschen und designen nach­ haltige Produktionsprozesse natürlicher Biokunst­ stoffe.

www.craftingplastics.com


Die Neugier, etwas zu kreieren, was es (in der Art oder Form) noch nicht gibt. Ich finde, dass Fortschritt nicht nur anhand neuer technologischer Entwicklungen definiert werden kann, sondern auch durch eine neue Deutung von Altbewährtem; so kann Innovation auch immer eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft schaffen. In meiner Arbeit versuche ich durch das Experimentieren mit Material und Technik herkömmliche Handwerkskünste anders zu interpre­ tieren, aber auch neue Verfahren zu entwickeln, um dem Handwerk eine gegenwärtige Relevanz zu geben. SOPHIE ROWLEY forscht zu innovativer und nachhaltiger Materialent­ wicklung.

www.sophierowley.com

„Was ist für Sie der wichtigste Treiber von Innovation?“ Der wichtigste Treiber von Innovation ist die Bereitschaft, Regulierungen und Beschränkungen bei Technologien zu­ zulassen, die nicht mehr in die Zeit passen. Einfallsreichtum und Erfindergeist sind immer davon getragen, für ein kon­ kretes Problem eine konkrete Lösung zu finden. Viele Technologien für die Herausforderungen der Zukunft sind schon bekannt – wir müssen sie jetzt aber so weiterentwi­ ckeln, dass sie wirklich in der Lage sind, die alten endgültig abzulösen. Das gelingt nur, indem wir ihnen Grenzen setzen. KAI SCHÄCHTELE erzählt mit seinem Bühnenformat vollehalle die notwendi­ gen Veränderungen des Klimawandels so, dass es Spaß macht.

www.kaischaechtele.de


ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN: DIE STADTGESCHICHTE NEU SCHREIBEN Vor Beginn der Bauarbeiten zum Archiv der Zukunft rückten Archäologen an, um den Grund auf historische Überreste zu untersu­ chen. Was sie bei ihren Ausgrabungen fan­ den, war außergewöhnlich und beweist, dass Lichtenfels älter ist, als bisher angenommen. Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zu­ kunft – in Bild und Text. 25 Fotografie: Johannes Bauer


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Lichtenfelser Geschichte: Die kleine Spielfigur in Form eines doppelkรถpfigen Pferdes war mรถglicherweise Teil eines Schachspiels und stammt aus dem 13. Jahrhundert.


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Das Konzept zukünftiger Spielzeug-Generationen ist, sich sein Spiel selbst zu programmieren. Den kleinen Computer Calliope Mini können Kinder auf der Plattform „Open Roberta“ zum Leben erwecken.


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Ein Miniaturgefäß aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde möglicherweise Duftöl darin aufbewahrt. In seinem Inneren befindet sich eine kleine Kugel, mit der die Flüssigkeit aufgeschüttelt worden sein könnte.


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Zukunftsdrink: Reiner Duft macht aus Leitungswasser ein Getränk mit Geschmack. Die Duft-Pods werden beim System von Air Up auf den Flaschenhals gesteckt und funktionieren, da wir den größten Teil der Aromen nicht mit der Zunge, sondern retronasal aufnehmen.


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Bei diesem Gefäßensemble aus der Zeit um 1000 n. Chr. handelt es sich ver­ mutlich um ein Bauopfer. Doch sein Inhalt hat die Zeit nicht überdauert und lässt uns über den tatsächlichen Zweck nur spekulieren.


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Mit Laser in Quarzglas geschrieben erhalten sich Daten Millarden von Jahren. 360 Terrabyte auf 12 cm Durchmesser will man an der University of South­ ampton zukünftig mit 5-D-Speicherung für die Ewigkeit festhalten.


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Ein SchlĂźssel, noch im originalen Fundzustand und vor der Restaurierung. Er wird auf das 12. oder 13. Jahrhundert datiert.


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Deep Authentication: Nicht nur das Passwort, das gesamte Verhalten entscheidet zuk端nftig da足 r端ber, wer Zugang bekommt. Geschwindigkeit, Rhythmus, Fingerposition, Tastendruck, Ort und Zeit pr端fen beispielsweise neueste Systeme von BehavioSec aus Schweden.


Eine zeitliche Einordnung – mit Mut zur Fantasie Irgendwann im 12. oder 13. Jahrhundert: Ein Herr ist auf seinem Pferd unterwegs. Vielleicht stammt er aus der Gegend um Leipzig und reist in den Süden, um dort Handel zu treiben. Nach fünf Tagesritten auf Straßen und Wegen, die kaum mit den heutigen vergleichbar sind, kommt er an einem Spätnachmittag am Obermain an. Die umfangreichen Waldgebie­ te, die die Gegend prägen, lichten sich. Er sieht schon aus der Ferne eine Festung, die das Tal überblickt. Etwas unterhalb entdeckt er einen klei­ nen Ort mit einem Marktplatz. Er steigt von seinem Pferd, beschließt zu bleiben. Er ist müde, er hat Hunger, er hat Durst. Er mag den Blick, der weit über den Main geht. In einem der Gebäude steht ein großer Kessel, in dem Hirsebrei köchelt. Er bittet um einen Schlag davon. In einem anderen Ofen wird gebacken, der Duft eines Brotes aus Einkorn oder Emmer zieht unserem Helden verführerisch in die Nase. Vielleicht trinkt er ein Bier. So könnte unsere Geschichte beginnen. Sicher sagen kann man das natürlich nicht, aber es würde in die Zeit passen: Dass es eine Handels­ route gab, die von Leipzig nach Bamberg führte, ist verbrieft. In Lichten­ fels, ziemlich genau dort, wo nun das Archiv der Zukunft errichtet wird, zweigte eine weitere ab, sie ging über den Main Richtung Coburg. Die erste urkundliche Erwähnung von Lichtenfels stammt aus dem Jahr 1142. 1231 verleiht Otto der VIII., Herzog von Meranien, Lichtenfels das Stadtrecht. Es gilt aufgrund historischer Forschung die Annahme, dass an der Stelle des heutigen Schlosses, das 40 Meter oberhalb des Stadtkerns thront, schon seit ca. 1000 eine Burg stand. Archäologische Funde rund um die Stadt legten auch in der Vergangenheit eine deutlich frühere Besiedlung nahe. Aber die Ausgrabungen unter dem Archiv der Zukunft erbringen erstmals den Beweis: Hier, an diesem Marktplatz, wurde schon einige Jahrhunderte vor der offiziellen Urkundennennung Handel getrieben. Hier haben Menschen gelebt. Sie liefern Schlaglichter auf deren Alltag im Früh- und Hochmittelalter.

Die Schachfigur Die Archäologen stießen bei ihren Grabungen auch auf eine Schachfi­ gur. War der Reisende vielleicht ein früher Anhänger des Spiels, das spä­ testens 200 Jahre danach in Europa als etabliert gelten durfte? Verlor er eine Partie, wurde wütend, schmiss das Pferdchen in die Ecke? Fest steht: In der Region gibt es einige ver­ gleichbare Funde, die aus dieser Zeit stammen und wohl auch in der Ge­ gend gefertigt wurden – etwa in Lußberg im Kreis Hassberge, wo Figuren und Teile eines Brettes aus dem 13. Jahrhundert im Abfallhaufen einer ehemaligen Töpferei zutage

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gefördert wurden. Auch weitere Quellen deuten darauf hin, dass Schach am Hofe der Andechs-Me­ ranier beliebt war. Es ist also durch­ aus wahrscheinlich, dass mit der Fi­ gur vor Ort gespielt wurde – vielleicht auch von einem der Bewohner, die später dort ihr Zuhause hatten, wo der Reisende Quartier nahm. Viel­ leicht ein Ritter: Das von den Arabern aus Persien im Zuge der islamischen Expansion nach Europa importierte Spiel gehörte neben Dingen wie der Jagd und dem Schwertkampf zu den Tugenden, die diese beherrschen mussten. Ein ritterliches Soft Skill, sozusagen.

Der Ofenplatz Der Hirsebrei, das Bier und das Brot, all die Dinge, die sich unser Reisen­ der schmecken ließ, sind natürlich nur Vermutungen. Dass da ein Feuer brannte, ist Gewissheit: Bei den Aus­ grabungen wurden die Reste meh­ rerer Öfen gefunden, die wohl aus der Zeit um 1200 stammen. Mit den Öfen der heutigen Zeit hatten sie nicht viel zu tun. Es waren Erdöfen, einfache Feuerstellen, birnenförmige Gruben mit einer Kuppel, die nur von temporärer Natur waren. Vermutlich dienten sie verschiedenen Zwecken: Neben erwähnter Speiseherstellung hatte hier vielleicht ein Schmied seinen Arbeitsplatz, wurde dringend benötigtes Baumaterial für den Marktplatz angefertigt. Der wurde vom Herrschergeschlecht der An­ dechs-Meranier schließlich vergrö­ ßert, die Stadtmauer hochgezogen. Und so fand der Reisende an diesem Ort ein Lager für die Nacht. Er kannte ihn vom Hörensagen, schon sein Vater und sein Großvater machten hier Station, vielleicht sogar schon deren Vorfahren. Denn dort, wo er nun in seinem Hirsebrei rührte, befand sich vorher eine Siedlung. Darauf weisen nicht nur Keramik­ scherben aus dem 8. und 9. Jahr­ hundert, sondern auch eine bemer­ kenswerte Gefäßdeponierung (siehe Interview) und einige Pfostengruben hin, die bei den Grabungen entdeckt wurden. Diese Beweise ergänzen Forschungsergebnisse aus der Ver­ gangenheit: 150 Meter entfernt ver­ mutet man seit Grabungen im 19. Jahrhundert ein karolingisch-ottoni­ sches Gräberfeld.

Text: Jochen Overbeck


Das Kellergewölbe Ein Ritter könnte es also gewesen sein. Auf jeden Fall war es jemand von Bedeutung, der in diesem Ge­ bäude lebte. Jemand, der mit den Herrschern gut konnte, das besaß, was man heute „Connections“ nennt. Zwei Dinge gibt es, die dafürspre­ chen. Zunächst die Lage: Damals wie heute befand sich das Haus im Zen­ trum des Geschehens, wie eine Insel ragte es in den Straßenmarkt. Vor allem aber stellten die Archäologen bei ihren Grabungen fest: Der Keller, auf dem das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert stand, das für das Archiv der Zukunft abgetragen wurde, ist älter als bisher bekannt. Er ist her­ vorragend gearbeitet, zum Teil liegen die Steine auf Stoß. Das Gewölbe stammt aus dem Spätmittelalter, die Bauweise des eigentlichen Kellers deutet auf eine Entstehung in der ausgehenden Romanik, um 1200, hin. Der annähernd quadratische Grundriss wiederum lässt vermuten, dass hier ein sogenannter Wohnturm mit bestem Blick auf den Marktplatz stand. Der Keller wurde im Rahmen der Grabungen in chirurgischer Präzi­ sion freigelegt, das Gewölbe aus­ gebaut, dafür Stein für Stein durch­ nummeriert, dokumentiert und vor Beginn der Bauarbeiten wieder an der richtigen Stelle eingesetzt. Zu­ sammengenommen mit den anderen Funden verändert er die Geschichte von Lichtenfels, lässt sie mindestens 300 bis 400 Jahre weiter in die Ver­ gangenheit verfolgen. Aus groben Vermutungen ist Wissen geworden, aus Vorstellungen ein genaueres Bild. Der Keller samt wohl darüber auf­ ragendem Wohnturm stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhun­ derts, als die Andechs-Meranier Lichtenfels zur Stadt ausbauten. Das Archiv der Zukunft wendet den Blick nach vorne – und legt dabei Ge­ schichte frei.

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„Wir können jetzt nach­ vollziehen, wie Lichtenfels entstanden ist.“ Gemeinsam mit seiner Kollegin Maria Messingschlager zeichnete Michael Jandejsek für die Grabungen auf der Baustelle des „Archivs der Zukunft“ ver­ antwortlich. Drei Fragen an den Archäologen. Aus welcher Zeit stammen die Fundstücke, die bei der Grabung unter dem Archiv der Zukunft zutage traten? MJ: Einige Scherben geben bereits Hinweise auf eine Ansiedlung an diesem Ort in der ausgehenden Kaiserzeit, also im 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus. Belegbare kontinuierliche Siedlungstätigkeiten lassen sich ab dem 8. oder 9. Jahrhundert nachweisen. Die Fundstücke reichen von dieser Zeit über das Mittelalter weiter bis hin zum Bau des Vorgänger­ gebäudes des „Archivs der Zukunft“ im 18. Jahrhundert. Was bedeuten diese Funde für die Geschichte von Lichtenfels? Lassen sich daraus neue Erkenntnisse ableiten? MJ: Auf jeden Fall. Die Ersterwähnung des Ortes ist auf das Jahr 1142 datiert und nimmt Bezug auf eine Burg Litenuels auf der Anhöhe des heutigen Stadtschlosses, dem sogenannten Kastenboden. Das ist der früheste Beleg aus historischer Sicht. Es ist aber oft so, dass es über die Entste­ hung eines Ortes keine Schriftquellen gibt und die Archäologie Auskunft geben kann. Wir können jetzt nachvollziehen, wie an einer Kreuzung zweier Fernhandelswege – der eine führte von Bamberg nach Leipzig, der andere zweigte nach Coburg ab – ab dem 8./9. Jahrhundert ein Sied­ lungsplatz entstanden ist, der sich zum Marktort entwickelt hat und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den Andechs-Meraniern zur Stadt ausgebaut wurde. Welches der Fundstücke hat Sie am meisten beeindruckt? MJ: Als Archäologe hat man meistens nur mit Scherben oder Bruchstücken zu tun. Wir stießen aber auf eine Gefäßdeponierung aus der Zeit um 1000. Ein komplett erhaltenes Gefäßensemble im Boden, also ein Gefäß mit Abdeckgefäß, bewusst abgestellt, das ist etwas eher Seltenes. Es handelt sich wohl um eine Art Bauopfer für ein Gebäude in Holzbauweise. Darauf deuten teils massive Pfostengruben hin, die bei den Grabungen doku­ mentiert werden konnten. Sie gehören zu einer Ansiedlung, die im Zu­ sammenhang mit der in der historischen Forschung angenommenen Errichtung einer Burganlage auf der Anhöhe des Kastenbodens durch die Markgrafen von Schweinfurt im frühen 11. Jahrhundert steht.


FAMILIE FUCHS UND DIE WEIDEN AUS STAHL

Architektonisch werden beim Archiv der Zu­ kunft drei Teile verbunden: ein historisches Kellergewölbe, das Archivgebäude als leich­ ter, verglaster Stahlbau und darüber drei Wei­ den aus Metall, bis zu zwölf Meter hoch. Christian Fuchs ist für die Baustelle zustän­ dig – er berichtet von den Herausforderun­ gen bei diesem ambitionierten Projekt. 36 Text: Florian Heilmeyer


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Prototyp eines 3-D-gedruckten Metallknotens: Zwischenstation auf der Suche nach einem prak­ tikablen Weg zur Realisierung der Weidenbaum-Architektur.


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Spektakuläre Aktion: Das erste von mehreren je 35 Tonnen schweren Betonelementen wird als Stütz- und Brandschutzwand zum Nachbargrundstück eingesetzt.


Der Bauingenieur Christian Fuchs stammt aus Lichten­ fels, das ist an der oberfränkischen Melodie mit dem weich gerollten R gut zu hören. Mit seiner Frau Undine betreibt er das Ingenieurbüro Fuchs im Ort, für das Archiv der Zukunft machen sie die Tragwerksplanung. Gleich­ zeitig ist Herr Fuchs auch Bauleiter und für die gesamte Organisation des Baus verantwortlich. Man kann Herrn Fuchs getrost als den „Mann für Alles“ bezeichnen; er sorgt dafür, dass das Archiv der Zukunft am Marktplatz von Lichtenfels baubar ist. Den Entwurf des Architekten Peter Haimerl hat Fuchs zum ersten Mal gleich nach dem Architekturwett­ bewerb gesehen und er erinnert sich noch gut, was er damals dachte. „Oh, oh“, hat er gedacht, „da kommt ja ganz schön was zu auf den, der das umsetzen muss.“ Aber es hat ihn auch gereizt, dieses transparente Haus unter den drei künstlichen Weiden. Er spricht mit seiner Frau darüber, sie überlegen, wie man das bauen könnte. Dann kommen die Bauherren auf sie zu, sie wollen den Architekten aus München mit einem lokalen Ingenieur­ büro zusammenbringen. Das Büro Fuchs kennen sie aus früheren, gemeinsamen Projekten. „Die haben uns ver­ kuppelt“, sagt Herr Fuchs. „Aber im Nachgang würde ich sagen, wir führen eine glückliche Ehe.“ Die Ideen der Architekten sind sehr anspruchsvoll. Wie lassen sich Weiden aus Metall so bauen, dass sie alle Bauvorschriften und Sicherheitsbestimmungen einhalten? Schnell einigt man sich, das Gebäude in drei Teile zu trennen: den Keller, das Haus und die Weiden. Damit sind nicht alle Probleme gelöst, aber es wird übersichtlicher: „Die größte Herausforderung sind die drei Weiden. Als Metallkonstruktion reagieren die auf das Wetter, den Wind oder auf Temperaturschwankungen ganz anders als das Haus. Hätten wir die miteinander verbunden, dann wären Schäden unvermeidlich gewesen: die Metalläste hätten die Dachhaut zerrissen oder die Konstruktion und Fas­ saden beschädigt.“ Mit der Dreiteilung hingegen lässt sich jedes Teil in seiner eigenen Logik entwickeln. Der Keller ist inzwischen fertig. Dabei hatten die archäologischen Grabungen gleich zu Beginn für eine Verzögerung gesorgt, aus vier Wochen wurden wegen der überraschenden Funde rasch über vier Monate. Dann war der historische Keller vollständig ausgegraben, jeder Stein einzeln nummeriert und eingelagert. Danach konn­ te die Baugrube ausgehoben werden. Weil es aber am historischen Markt so eng ist, wurde die Grube nicht einfach ausgegraben. Stattdessen bohrten die Arbeiter 157 Pfahlbohrungen entlang der Grundstücksgrenze, dicht an dicht, bis zu neun Meter tief. Jedes zweite Loch wurde mit Bewehrungsstahl verstärkt, die Löcher mit Beton verfüllt und so setzen sich die Außenwände aus einer engen Reihe von Rundstäben aus Stahlbeton zu­ sammen. Das bleibt im Keller sichtbar: Die Wände haben ein sehr ungewöhnliches Wellenprofil, in dem sich die Spuren der aufgebohrten Erde deutlich abzeichnen. Sie geben dem Keller eine Haptik, sie fordern die Besucher heraus, mit den Händen über sie zu fahren, den Beton und die Erde zu erspüren.

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„Wir müssen bei diesem Projekt genau die richtigen Firmen und Handwerker finden, die bereit sind, sich mit uns zusammen auf dieses Experiment ein­zulassen“ Der Keller besteht aus einem neuen und einem alten Teil. Im neuen Teil liegen die Nebenräume, die Toiletten und ein kleiner Veranstaltungsraum. Durch eine große Öffnung sieht man auf den historischen Gewölbekeller, der Stein für Stein wieder zusammengesetzt wurde. Ein großer Aufwand für einen historisch nicht besonders bedeutenden Keller. „Das war dem Peter Haimerl ganz, ganz wichtig“, erinnert sich Christian Fuchs. „Den brau­ chen wir, das ist die Wurzel des Projekts, hat er gesagt, das ist Lichtenfels bis zurück ins 13. Jahrhundert.“ Der Keller gehörte wohl mal zu einem Brau- oder Wirtshaus, ein niedriges Gewölbe, kaum 1,60 Meter im Scheitel, eher ein Lagerraum fürs Essen und die Fässer. Die Fehlstellen in den originalen Steinen wurden ergänzt, Schäden aus­ gebessert, auch das historische Pflaster aus großen, groben Sandsteinblöcken wieder eingesetzt. Der Umgang mit dem Alltäglichen geschieht mit demselben Respekt wie bei einem historischen Monument, das wird die Aus­ sage dieses vorsichtig wieder eingesetzten alten Gewöl­ bes unter dem Archiv der Zukunft einmal sein. Auf den Bohrpfählen sitzt die Bodenplatte aus 40 cm Stahlbeton. Das Haus darauf wird ein einfacher, leich­ ter Stahlbau, der im Südwesten an die Brandwand des Nachbarhauses anschließt. Die anderen drei Seiten sind große Glasfassaden, das Haus unter den Bäumen soll so durchsichtig und offen wie möglich sein. Deswegen sol­ len die Glasscheiben so unsichtbar wie möglich sein, das


ist der Anspruch. Die Wahl fiel auf die übergroßen Schie­ und Handwerker finden, die bereit sind, sich mit uns zu­ befenster der Schweizer Firma Sky-Frame, die diesen sammen auf dieses Experiment einzulassen“, sagt Herr Anspruch einlösen sollen. Die Dimensionen sind ein­ Fuchs. „Premium-Handwerker, die bereit sind, an der drucksvoll. Manche Elemente reichen über zwei Etagen, gemeinsamen Lösung mitzuarbeiten, mitzudenken und sechs Meter hoch und zweieinhalb Meter breit, und die vielleicht auch mal etwas zurückzubauen, weil es noch Stahlprofile, die diese Scheiben fassen, sind extrem dünn: nicht so gut ist, wie es sein könnte.“ gerade 30 Millimeter sieht man von vorne. Das verspricht Was die Weiden angeht, so soll ein möglichst großer eine tatsächlich extrem transparente Hülle – und für den Teil der Bäume im Werk vormontiert werden, den muss Vogelschutz gibt es eine spezielle Verspiegelung der man auf der Baustelle nur noch aufstellen. Die drei Fuß­ Scheiben, schwarze Vogelschatten wird man nicht auf­ punkte – die „Wurzeln“ – sind in der Bodenplatte ein­ kleben müssen. Die Bodenplatte ist jetzt fertig, der Stahl­ betoniert, jeder als eigene Stahlbetonkonstruktion mit bau für das Gebäude wird schnell gehen. „Danach stellen einem Eigengewicht von 3,5 Tonnen. Sie müssen das wir den kompletten Innenausbau fertig, die Fassade Eigengewicht der Bäume, vor allem aber alle Schwingun­ kommt als letztes – die Elemente sind nicht gerade gen und Schwankungen aufnehmen können. Die Stämme günstig, denen darf auf der Baustelle nichts passieren,“ werden angeschweißt, das weitere Astwerk soll in mög­ sagt Herr Fuchs. Das Ge­ lichst großen, ebenfalls vor­ bäude werde im Frühjahr montierten Bauteilen gelie­ bezugsfertig sein, danach fert und dann vor Ort kommen erst die Weiden. angefügt werden. Und wie, „Geht nicht anders. Wenn die schrauben, schweißen, nie­ Bäume erst einmal stehen, ten? Wie baut man einen dann kommen wir nicht mehr Baum, Herr Fuchs? „Wir su­ richtig ran. Bei der Montage chen noch nach dem idealen der Weiden darf dann einfach Weg. Eine sichere Schraub­ nichts schief gehen, die rie­ verbindung sieht nicht schön sigen Scheiben werden wir aus. Aber eine schöne Schraubverbindung be­ wohl mit Holzplatten schüt­ zen.“ kommt keine Zulassung.“ Die drei Weiden, sie sind Außerdem sollen die Ver­ das große Experiment des bindungen nicht alle laut Projekts. Sie werden als klappern, sobald ein Wind­ Stahlkonstruktion geplant, hauch durch die Konstruk­ das natürliche Vorbild haben tion weht. „Wir müssen für die Ingenieure analysiert und all die Anforderungen den in drei verschiedene Zonen richtigen Mittelweg erfin­ zerlegt: einen Stamm aus den. Wir können nicht unse­ verschweißten Stahlplatten, re Hand dafür ins Feuer le­ die eine borkenähnliche gen, dass die Bäume am Struktur bilden. Es ist ein Ende nicht doch ein bisschen kräftiger Stamm, der Durch­ klappern: Sie sind aus Metall, messer liegt bei um die 40 das können und das wollen bis 50 Zentimetern. Am wir gar nicht ganz verheim­ Undine und Christian Fuchs sind mit ihrem Stamm werden Äste aus Büro für die Bauleitung verantwortlich. lichen. Alle Beteiligten wuss­ Stahlrohr befestigt, in ver­ ten vorher, dass wir an vielen schiedenen Profilen zwi­ Stellen Neuland betreten schen 40 und 20 Zentime­ müssen. Dafür bauen wir ein tern, ein Baum kennt ja auch nicht nur drei Größen. An Unikat, auf das wir stolz sein werden.“ den Ästen wiederum hängen die Zweige, bis zu sechs Herr Fuchs ist jetzt nicht nur Hausbauer, sondern Zentimeter dünne Profilstäbe. Die Bäume sollen filigrane Baumbauer. „Wenn ein Bauherr kommt und will eine Skulpturen werden, deren Astwerk die Konturen des Alt­ Halle mit 20.000 Quadratmetern bauen, da wissen wir baus nachzeichnen, der hier früher stand. Aber wie soll genau, wo wir anfangen müssen. Das ist bei den Weiden das halten? Herr Fuchs bezeichnet es als „große Tüftelei“, nicht so einfach.“ Da muss alles neu entwickelt werden, einen langwierigen Prozess, mit sehr viel Hin und Her das ist für die Ingenieure genauso schwierig wie für die zwischen den Architekten, den Ingenieuren und der Fir­ Architekten, die Handwerker und die Prüfbehörden. In­ ma, die endlich gefunden wurde und die sich den Metall­ zwischen arbeitet man mit der obersten Baubehörde in bau zutraut: die Firma Gföllner in Oberösterreich, eigent­ Berlin zusammen, die sind für alle ausgefallenen Bau­ lich Spezialisten für Container- und Klimatechnik. „Wir werke zuständig, spezielle Prüfstatiker nehmen die Ab­ müssen bei diesem Projekt genau die richtigen Firmen nahme der statischen Berechnungen vor. „Konstruktiv“

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„Wir arbeiten jenseits der Normen, die für das Bauen normalerweise gelten. Also brauchen wir für viele Lösungen Ausnahme­ genehmigungen.“ sei die Zusammenarbeit. Es müssen physische und digi­ tale Modelle angefertigt werden, die dann im Rechner und zum Beispiel auch im Windkanal bestehen müssen. „Das Institut wird dann für das Projekt individuelle Wer­ te festlegen, die unsere Berechnungen erfüllen müssen; das ist wie eine individuelle Norm, die nur für unser Pro­ jekt festgelegt wird, und die wir dann erfüllen müssen. Daraus ergibt sich, was die Verankerung der Weiden im Boden können muss, die Verbindungen für Äste und Zweige oder die notwendige Stärke der Metallprofile.“ Dieser Prozess erfordert erneut viel Abstimmung zwi­ schen den Ideen der Architekten, den Berechnungen der Ingenieure und den Hinweisen der ausführenden Firmen. „Es kann schon sein, dass die Modelle mehrfach geprüft und wieder überarbeitet werden müssen.“ Wenn die Mo­ delle die Tests bestanden haben, „dann haben wir ge­ wonnen“, sagt Herr Fuchs, denn dann ist rechnerisch bewiesen, wie es gehen kann. „Wir arbeiten jenseits der Normen, die für das Bauen normalerweise gelten. Also brauchen wir für viele Lösungen Ausnahmegeneh­ migungen.“ So wie für den Blitzschutz der bis zu zwölf Meter hohen Metallweiden. Ein Gutachten hat jetzt be­ stätigt, dass es keine speziellen Anforderungen an den Blitzschutz gibt. Es ist einer der Reize, die das Projekt für Christian Fuchs von Anfang an so attraktiv gemacht haben: die Grenzen auszutesten und etwas ganz Besonderes zu

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bauen, am Marktplatz seiner Heimatstadt. Die Weiden sind architektonische Symbole des Wandels in Lichten­ fels, von der Korbflechter-Stadt zur High-Tech-Stadt, in der einige der innovativsten digitalen Produktionsbetrie­ be Süddeutschlands ansässig geworden sind. Diese Ver­ änderung sieht man am Marktplatz bereits, und das Archiv der Zukunft, da ist sich Herr Fuchs sicher, wird diesen Wandel weiter befeuern. „Sie müssen sich vor­ stellen, Lichtenfels hatte noch vor ein paar Jahren wirklich eine tote Innenstadt. Wenn Sie da sonntags über den Marktplatz gelaufen sind und mit einem Herzinfarkt um­ gefallen wären, da hätte Sie vor Montag früh keiner ge­ funden.“ Jetzt gibt es wieder junge Leute, die Cafés sind voll, das liegt an den wachsenden Betrieben, die hoch­ qualifizierte Angestellte anlocken. Diesen Trend wird das Archiv der Zukunft weiter verstärken, da ist sich Chris­ tian Fuchs sicher. „So wie es in Blaibach geschehen ist; hätte der Haimerl da nicht dieses Konzerthaus gebaut, Blaibach wäre heute noch ein toter Ort irgendwo im Bayerischen Wald.“ Dasselbe werde auch in Lichtenfels passieren. „Die Leute werden sich anstupsen und sagen, komm, das schauen wir uns einmal an.“ Dabei war das Konzerthaus in Blaibach lange Zeit sehr umstritten, der Bauherr und Opernsänger Thomas Bauer musste sich dort schon anhören, ein „Fitzcarraldo vom Bayerischen Wald“ zu sein – bis das Haus 2014 er­ öffnete und Blaibach weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt machte. Zu den Konzerten kommen Musiker und Gäste aus aller Welt, die Deutsche Post gab 2019 eine Sonderbriefmarke heraus. Auch in Lichtenfels gab es von Anfang an kritische Stimmen. Allein die Idee von Metallweiden und einem modernen Stahl-Glas-Haus am historischen Markt haben viele als Provokation emp­ funden. „Das war eine Stimmung, da wollten wir die Baustelle am liebsten komplett einhausen, damit uns nur ja keiner reinschauen kann“, sagt Herr Fuchs. „Aber dann haben wir gemerkt, wie groß das Interesse der Passanten ist und haben die Baustelle geöffnet. Jetzt kann jeder jederzeit reinschauen und es hängen Folien, die erklären, was wir gerade machen.“ Die Stimmung in Lichtenfels ist gekippt, die Transparenz der Baustelle hat dazu sicher beigetragen. „Mein Eindruck ist, die meisten Leute sind jetzt positiv neugierig, wie es mal wird.“ Und er selbst? „Ich bin Lichtenfelser, ich bin der Stadt verbunden. Ich freue mich sehr darauf, wenn meine Frau und ich mit unseren Kindern über den Marktplatz laufen werden und sagen können, schau mal, die Metallweiden da drüben, zwölf Meter hoch, die haben wir gebaut. Das wird etwas ganz Einmaliges.“



AUTOREN Jochen Overbeck hat fränkische Wurzeln – heute lebt er in Berlin und berichtet für zahlreiche deutsche Medien über Themen aus dem Stil- und Kulturbereich. Florian Heilmeyer lebt in Berlin. Er schreibt über Architektur und die Stadt für Zeitun­ gen, Zeitschriften und Webseiten. Er ist Teil des Netzwerkes &beyond collective. Stephan Becker, geboren in Rheinfelden, Architekturstudium in Berlin. Seit 2013 Redakteur bei BauNetz, darüber hinaus Arbeit an Büchern und Ausstellungen. Lilli Heinemann arbeitet seit ihrem Studium an der Universität der Künste in Berlin als freie Autorin und schreibt über Design, Kultur und Gesellschaft. FOTOGRAFIE UND ILLUSTRATION Büro Peter Haimerl peterhaimerl.com Seiten 3, 6/7, 14/15, 18, 37, 42 Stephan Wilm www.wilmvisuals.de Seiten 4/5, 38 Sebastian Arlt www.bastiarlt.de Seite 10 Studio Johannes Bauer www.studiojohannesbauer.com Seiten 27–33 Seite 17: PR Seiten 21–24: PR, Marina Stanimirovic, Thomas Schweigert, Malou von Simson, Dearwork.de, Jakub Markech, Davis Born, Thomas Duffé Seiten 26, 32: Alexandra Meschke, ReVe — Büro für Archäologie Bamberg Seiten 28, 30: Helmut Voß, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Seite 35: Stefan Loeber, www.stefanloeber.de Seite 40: Ulrike Präcklein, www.uli-graphics.de

REDAKTION UND TEXT Bureau N, Caroline Wolf & Sören Zuppke www.bureau-n.de KONZEPTION UND GESTALTUNG Herburg Weiland, München www.herburg-weiland.de KONTAKT Archiv der Zukunft Lichtenfels Marktplatz 2 96215 Lichtenfels Tel +49 (0)9571.896 5249 Fax +49 (0)9571.896 5251 E-Mail info@archivderzukunft-lichtenfels.de www.archivderzukunft-lichtenfels.de Instagram: @archivderzukunftlichtenfels Registereintrag: Eintragung im Handelsregister. Registergericht: Amtsgericht Coburg Registernummer: HRB 5403


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