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Vor 100 Jahren

1920 Vor hundert Jahren ...

Zusammengestellt von Karl-Heinz Sparber

01.12.1920 Die politische Freiheit

Sämtliche deutsche Bezirkshauptleute Südtirols wurden sofort nach der Besetzung durch die feindlichen Truppen von ihren Stellen entfernt und für sie chauvinistische italienische Zivilkommissäre eingesetzt. Für den Geist, in welchem diese ihres Amtes walten, diene folgender Fall als Beispiel: In Sterzing bediente sich ein deutscher Redner in einer Versammlung für Italien des Ausdruckes: „Das Land wo die Zitronen blühen“. Er wurde für die Verwendung dieses Zitates vom Zivilkommissär mit einer Geldstrafe von 200 Lire bestraft, legte Rekurs ein, wurde aber damit von der zweiten Instanz abgewiesen. Das Erkenntnis des Zivilkommissärs und des Generalkommissärs kamen in die Zeitungen, und hiefür wurde der Redner nun neuerdings, ohne den mindesten Beweis, daß diese Veröffentlichung von ihm ausgegangen sei, zu 14 Tagen Arrest verurteilt! Die Zivilkommissäre arbeiten nach reiner Willkür. Versammlungen der deutschen Parteien und auch reine Standesversammlungen werden verboten. Innsbrucker Abendblatt

04.12.1920 Wintersport in Südtirol

Unter jenen Höhenstationen, welche den Wintersport in seinen verschiedenen Formen schon in diesem Winter in großzügiger Weise aufnehmen, dürften Gossensaß und Cortina d’Ampezzo an erster Stelle stehen. In beiden Orten wird in den bestens eingerichteten mit Zentralbeizung versehenen Hotels der volle Betrieb für Wintergäste aufgenommen. Die günstige Lage von Gossensaß als Brennerstation und die Möglichkeit, Ampezzo mit Autos auch während der rauhen Jahreszeit zu erreichen, sichern beiden Orten lebhaften Besuch. Der Kurverein Gossensaß plant Eislaufwettbewerbe, Bobsleigh- und Rodelrennen, Winterfeste und Schlittenfahrten, dann Skikonkurrenzen und Eisschießwettbewerbe. Die jüngst gegründete Federazione in Cortina, die mit dem Ampezzaner Club sportivo auf dem Gebiete des Sportwesens Hand in Hand geht, will diesen Ort zu einem zweiten St. Moritz gestalten und den Sport dort nach Schweizer Muster organisieren. Daß auch Sterzing, das hauptsächlich (wegen der Jaufenstraße) in Betracht kommt, in seinen Sporteinrichtungen und altbewährten Gaststätten der Wintersaison wohlgerüstet entgegensieht und durch den rührigen Wintersportverein für Veranstaltungen Sorge trägt, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Die Kohlererbahngesellschaft hat in unmittelbarer Nähe des Bergbahnhofes in Kohlern bei Bozen eine allen Anforderungen gerecht werdende Sprungschanze erbauen lassen. Diese Schanze ist die erste festgebaute Sprungschanze in Südtirol. Illustriertes Sportblatt

07.12.1920 Ein Kino in Franzensfeste

Nach Südtiroler Meldungen hat der Besitzer des Bahnhofhotels in Franzensfeste Johann Maier die behördliche Bewilligung zur Errichtung eines Kinos erhalten. Innsbrucker Nachrichten

07.12.1920 Stadtpfarrer Dr. Theodor Franz Xaver Helff-Hibler, Edler von Alpenheim gestorben

Gossensaß, 6. Dezember. Letzten Samstag wurde der greise Stadtpfarrer von Sterzing, Dr. Theodor von Alpenheim, zur ewigen Ruhe be- Dr. Theodor Franz Xaver Helff-Hibler, Edler von Alpenheim, Sterzinger stattet. Es waren mit den Kapuziner-Patres geStadtpfarrer 1907-1920 (sterbebilder.schwemberger.at) gen 40 Priester, welche ihrem Mitbruder das letzte Geleite gaben. (…) Das Begräbnis selbst war eine imposante Trauerkundgebung für den seligen Stadtpfarrer, und es bot die Stadtgemeinde wirklich al- 03.12.1920 (Allgemeiner Tiroler Anzeiger) les auf, um dem heimder Seite der früheren Seelsorger beigesetzt. gegangenen Seelsorger zum letzten Male ihre (…) Er mußte furchtbar leiden. Aber nie kam Liebe und aufrichtige Anhänglichkeit öffentlich eine Klage über seine Lippen. „Wie der liebe zu zeigen. Der Gemeinderat mit Bürgermeister Herrgott will“, das war die Antwort auf die FraVetter, die Beamten des Gerichtes mit Landes- ge, wie es ihm gehe. Ruhig, voll Gottvertrauen gerichtsrat Stötter, die Steuerbehörde, Carabi- und ergeben erwartete er den Tod. Die letzten nieri-, Finanzieri- und Alpini-Offiziere, eine Ab- sechzehn Tage konnte er nur mehr etwas Wehrteilung Alpini, alle Kongregationen, Bündnisse muttee und zuletzt etwas Eis zu sich nehmen. und Vereine, Bürgermusik und Feuerwehr, die Am 1. Dezember, halb 2 Uhr nachmittags, holte Seelsorgskinder und Leidtragende von nah und ihn der Herr heim, um ihm reichen Lohn für alle fern nahmen an der Leichenfeier teil. Der treffli- Erdenmühen zu geben. Stadtpfarrer Dr. Theoche Stadtpfarrchor mit den herrlichen Stimmen dor Franz Xaver Helff-Hibler, Edler von Alpensang unter der Leitung des hochw. Herrn Chor- heim wurde zu Innsbruck am 20. Oktober 1850 regenten Jakob Flarer ein gefühlvolles Grablied geboren und war seit dem 8. Februar 1874 von Michael Haller und Requiem von Ettl. Die Priester. Herr gib ihm die ewige Ruhe! Leiche wurde in der schönen Friedhofkapelle an Allgemeiner Tiroler Anzeiger

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