Erker 12 2009

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Das Schicksal der Arbeitnehmer titelgeschichte Im Wipptal sind derzeit 199 Frauen und 106 Männer arbeitslos. Das sind 2,4 Prozent der Erwerbstätigen im Bezirk (2008: 2,0 %). 60 von ihnen haben zuvor als Saisonarbeiter im Dienstleistungs- und Gastgewerbesektor gearbeitet. „Viele mussten den Arbeitsplatz wegen Betriebsschließung oder Personalreduzierung verlassen“, sagt Klaudia Palfrader, Koordinatorin des Arbeitsvermittlungszentrums in Brixen. Unter den Arbeitslosen finden sich auch Angestellte im Handel und Handwerk. Obwohl in Südtirol die Zahl der Arbeitslosen nur leicht gestiegen ist, prophezeien die Gewerkschafter den Arbeitnehmern ein Jahr des Bangens. „Die Arbeitslosenzahlen steigen, zunehmend beanspruchen auch kleinere Betriebe die Lohnausgleichskasse, und Arbeitsstreitfälle häufen sich“, so ASGB-Bezirkssekretärin Beatrix Angerer. Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, hätten auch diejenigen, die ihren Job vorerst noch halten konnten. Mittlerweile können auf der Jobbörse www.provinz.bz.it/arbeitsboerse alle freien Arbeitsplätze zwischen Südtirol und Südbayern abgerufen werden. Einige Gemeinden in Südtirol unterstützen Familien, die wegen eines Arbeitsplatzverlustes in finanziellen Schwierigkeiten stecken, mit Beiträgen. werden. Hinzu kommen die Mauterhöhungen, Fahrverbote und unstabilen Dieselpreise – es gab Monate, in denen Forer bis zu 50.000 Euro mehr für Sprit ausgeben musste. Währenddessen ist auch die Autoindustrie dabei, ihre Wunden zu lecken. Es ist erst wenige Monate her, dass Regierungen tief in die Staatstaschen greifen mussten, um großen Autoproduzenten gerade noch rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Das Wipptal selbst scheint von der Autokrise überraschend unberührt geblieben zu sein. „Einen Rückgang gab es auch dank der Verschrottungsprämien, weder bei Autokäufen noch bei Reparaturen“, sagt Unternehmer Robert

Holzer von der Garage Europa Holzer Gmbh. Dass weltweit ein Einbruch der Produktion von Autos befürchtet wurde, spüre man aber daran, dass man länger auf Ersatzteile warten müsse. Auch bei der Beschaffung von Winterreifen gebe es Engpässe. Von der Krise zum Gewinner Die Krise hat in Südtirol schon viele Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht. Anderen wiederum hat sie zu einem Aufschwung verholfen: Unternehmens- und Finanzberater, Firmenpsychologen und sogar Kartenleger haben derzeit Hochkonjunktur. Auf einem scheinbar unsinkba-

ren Boot sitzen seit Jahren auch Firmen, die sich auf die erneuerbare Energie spezialisiert haben. „Unsere Auftragsbücher sind voll“, sagt Stefan Troyer von Turbinenbau Troyer in Sterzing. „Wir fühlen uns ein bisschen wie auf der Insel der Seligen.“ Die Firma, die Wasserkraftanlagen und Kraftwerke plant und errichtet, zählt heute über 100 Mitarbeiter – vor drei Jahren waren es noch 75 – und arbeitet mittlerweile in der Produktion im Schichtbetrieb. Stabil ist die Auftragslage auch bei Leitner Technologies geblieben, die neben Seilförderanlagen und Pistenfahrzeugen auch Windgeneratoren baut. Um die Klimaerwärmung einzudämmen, versuchen einige Länder schon seit Jahren, die Wirtschaft für erneuerbare Energie durch Förderungen anzukurbeln. „Wir hoffen, dass die Politik bald voll auf die erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung setzt, anstatt durch zweifelhafte Übergangslösungen wie CO 2Speicherung oder Atomenergie kurzfristige Erfolge zu erzielen“, so Troyer. Die Wirtschaftskrise hat ihren Teil schon dazu beigetragen: Der Ausstoß an Treibhausgasen ist laut der Internationalen Energieagentur heuer so stark zurückgegangen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Das Klima, oder vielmehr der Wetterfrosch, meinte es auch mit den Touristikern gut: Der

viele Schnee beschaffte den drei Skigebieten im vergangenen Jahr einen Traumwinter, und die vielen Sonnentage eine gute Sommer- und Herbstsaison mit stabilen Nächtigungszahlen und einer hohen Bettenauslastung. „Gespart haben die Hausgäste allenthalben bei Nebenausgaben“, fällt HGV-Gebietsobmann Hermann Gögl auf. Zwar halten sich Urlaubsgäste heutzutage nicht mehr so lange wie früher auf, doch viel Gästewechsel bringt auch viel Wertschöpfung. „Gäste und Einheimische schätzen die lokalen Angebote und nutzen sie auch“, so Peter Righi, Direktor des Tourismusverbandes Eisacktal. Spurlos am Tourismus vorübergehen werde die Krise laut Gögl trotzdem nicht. „Die bevorstehende Wintersaison spricht andere Gästeschichten an und ist aus der Sicht des Gastes ausgabenintensiver. Ob sich der Erfolg wiederholen wird, bleibt abzuwarten.“ Bei den Wipptaler Kaufleuten fällt die Bilanz unterschiedlich aus. Ihre Verkaufszahlen hängen nicht zuletzt davon ab, welche Waren im Regal stehen. „Beim Internet sparen die Kunden nicht, beim Handy-Aufladen sind sie dafür umso knausriger“, meint ein Elektrofachmann. Die landesweite Digitalisierung hat ihm wie allen anderen Elektrogeschäften heuer einen hohen

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