Erker 07 2010

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Großer Parkplatz Durchgehend geöffnet Eisackstr. 9, I-39040 Vahrn

„In meiner kleinen Stadt, die ich liebe ...“ Auszug aus Langers Autobiographie „Minima Personalia“ vom Jahre 1986

Warum geht Vater nie in die Kirche? In Sterzing (950 Meter, 4.000 Einwohner), wo ich in einer demokratischen und bürgerlichen Familie aufwachse, die zu Hause hochdeutsch spricht anstatt des Tiroler Dialekts, in einer völlig offenen und toleranten Atmosphäre, beunruhigt mich, dass mein Vater nie in die Kirche geht. Eines Tages, ich nutze die Gelegenheit, dass ich Geburtstag habe, wage ich meine Mutter nach dem Warum zu fragen. Ich bin ein wenig schuldbewusst, so wie ich schuldbewusst bin, weil ich nicht Dialekt spreche. Vater ist den ganzen Tag im Krankenhaus (er war der einzige Chirurg im Umkreis) und dient Gott jeden Tag auf diese Weise. Der Kaplan kann dir bestätigen, dass das so gut ist. Später erklärt meine Mutter mir auch, dass Vater jüdischer Herkunft sei und dass es nicht so sehr darauf ankäme, was man glaubt, sondern wie man lebt. In jenen Jahren war sie im Gemeinderat als Unabhängige, gewählt auf der deutschen Liste der Südtiroler Volkspartei. Aber als das politische Klima sich verschlechtert und Antifaschisten auf der Liste nicht mehr gefragt sind, zieht sie sich bald zurück. In meiner kleinen Stadt, die ich liebe, fühle ich eine gewisse Fremdheit, die mir den frühzeitigen Übergang nach Bozen, in die Mittelschule der Franziskaner, leichtmacht. Während der Woche pendle ich nach Bozen, wo die Schule ist (in Sterzing haben paradoxerweise nur die erker juli 10

Italiener eine höhere Schule: Ein Viertel der Bevölkerung, aber die Kinder der Offiziere). Es ist undenkbar, eine Fahrkarte oder Auskunft auf Deutsch zu verlangen. In der Stadt fühlt man sich geradezu in der Minderheit als Tiroler. In meinem Bus (die Linie 3 von Bozen) sind wir nur zwei deutschsprachige Kinder. Die Faschisten machen Demonstrationen wegen Ungarn und gegen Magnago (Magnago a morte Tod dem Magnago). Auch ich fühle mich bedroht und beginne, die Faszination des ethnischen Widerstands zu spüren. Jeden Samstag lese ich die Kulturseite der Dolomiten, wo von den Höhepunkten der Südtiroler Geschichte berichtet wird, von den Übergriffen der Italiener, den nicht eingehaltenen Versprechungen des Staates und vom Leben unter dem Faschismus. Der Prozess gegen die Jugendlichen von Pfunders (die zu Unrecht, glaube ich, angeklagt waren, nach einem Streit im Wirtshaus einen Beamten der Finanzpolizei umgebracht zu haben, und hart verurteilt wurden) bewegt und empört mich. Als ich eines Morgens bei Waidbruck (Ponte Gardena) vom Zug aus sehe, dass der Aluminiumduce in der Nacht in die Luft gejagt worden war, bin ich froh darüber. Fanfani versprach dann, dieses Reiterdenkmal des italienischen Genius, das Mussolini zu Pferd darstellte, wiederherzustellen. Aber es kam nie dazu. ...

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Übersetzung aus dem Italienischen von Peter Kammerer

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