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Whitepaper Maschinenbau

Unternehmenssoftware für den Mittelstand

Mittelständische Maschinenund Anlagenbauer auf dem Weg in die digitale Souveränität

Autor: Thomas Keilwerth · Stand Mai 2022

Einleitung

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau wird häufig als das industrielle Rückgrat des Landes bezeichnet. Rund 1,3 Mio. Beschäftigte arbeiten für die Branche, die für das produzierende Gewerbe zugleich der wichtigste Innovationsgeber ist.

International hält Deutschland bereits seit 2013 eine Spitzenposition als drittgrößter Maschinenproduzent. 2019 belief sich der deutsche Maschinenumsatz noch auf 296 Mrd. Euro, das sind etwa 11 % des weltweiten Maschinenumsatzes. Stärker waren nur die USA (13 %) und China (33 %). Allerdings ist der Anteil exportierter Maschinen mit 80 % vergleichsweise hoch. Der deutsche Maschinenbau ist deshalb wie kaum eine andere Branche auf funktionierende und freie internationale Märkte angewiesen.

Die Pandemie traf den deutschen Maschinenbau und die wichtigsten Kunden der Branche hart – zumal sich bereits 2019 ein Strukturwandel und rückläufige Exporte abzeichneten. Der Grund: Durch die solide Auftragslage im vergangenen Jahrzehnt wurden viele wichtige Trends zwar registriert, jedoch nicht final umgesetzt. Kundenorientierte Zusatzmodelle wie Leasing, Abo oder additive Services sind bisher eher selten und machen lediglich ein Fünftel des Umsatzes aus.

Angespannte Finanzreserven und der Fachkräftemangel in der Branche erhöhen den Handlungsdruck zur Digitalisierung von Produkt und Produktion für alle Marktteilnehmer in DACH.

Durch den gestiegenen Kostendruck, gerade der letzten zwei Jahre, wird eine Neudefinition des Vertriebs- und Entwicklungsmodells nicht einfacher.

Während Asien, allen voran „Frenemy“ China, und auch die USA, speziell die Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley, weiter auf dem Vormarsch sind, fehlt es hierzulande gegenwärtig an Know-how.

So gelingt der Weg nach vorne

„Made in Germany“ gilt jedoch weiterhin als Qualitätsversprechen und steht international wie kein anderes Label für Präzision und Zuverlässigkeit.

Um allerdings international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen deutsche Hersteller heute mehr denn je ihre Maschinen zu marktgerechten Preisen anbieten können – und zwar ohne dabei die eigenen Qualitätsansprüche zu unterlaufen.

Wer bspw. in noch junge Absatzmärkte vordringen will, muss die Anstrengungen auf eine Erweiterung des Portfolios und des Produktionssetups legen. Im Fokus stehen stückkostenoptimierte Maschinen, die schnell ausgeliefert werden können. Kundenbedarfe verändern sich zudem schnell.

Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer müssen hierfür sensibel sein und auf Nachfrageverschiebungen oder veränderte politische Rahmenbedingungen (z. B. Umweltpolitik, Sanktionierungen) flexibel reagieren können. Parallel sollte diese Agilität für kurze Innovationszyklen und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle genutzt werden.

So steht der deutsche Maschinenbau aktuell vor großen Herausforderungen, die einerseits Risiken, aber auch Chancen bergen. Der Preiswettbewerb – vor allem mit Asien – ist nicht zu gewinnen. Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer haben im globalen Wettbewerb deshalb nur eine Möglichkeit: Konzentration auf ein hochwertiges und innovatives Portfolio.

Nicht nur die großen Konzerne, sondern gerade auch kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich intensiv mit den steigenden Anforderungen ihrer Kunden auseinandersetzen und daraufhin ihre Produkte und Aftersales-Modelle entwickeln. Ebenso gilt es strategische Partnerschaften zu schließen und zu erweitern. Dazu gehört allem voran auch der Aufbau einer digitalen Infrastruktur, der Zusammenschluss mit Digitalisierern und die Etablierung neuer Allianzen für die Transformation, die den Wandel schnell voranbringen. Gerade jetzt erfordert es die entsprechende Weitsicht, Innovationsinvestitionen mit mittel- bis langfristigem Return on Invest zu tätigen.

Denn nicht zuletzt die Corona-Krise hat gezeigt, dass Digitalisierung das wichtigste Fundament darstellt, um krisenresistent in die Zukunft zu gehen. Neue Geschäftsmodelle und erweiterte Serviceangebote eröffnen Marktchancen fernab von Maschinenqualität und Preis. Business-Plattformen, Sales- und Serviceportale, virtuelle Inbetriebnahmen und digitale Zwillinge, vorausschauende Maintenance-Lösungen sowie eine allgemein höhere Automatisierung auf Basis von Vernetzung befähigen den deutschen Maschinenbau, seine Spitzenposition auch in Zukunft zu halten und weiter auszubauen.

› Neues Potenzial für Umsatzsteigerungen und Einsparungen

Im Zeitalter von Industrie 4.0 wächst das vorhandene Datenvolumen exponentiell. Und gerade in industriell nutzbaren Daten steckt viel Potenzial für enorme Umsatz- und Effizienzsteigerungen.

Diesen Datenschatz gilt es zu bergen und für in- und externe Zwecke zu monetarisieren. Voraussetzung ist der Erwerb digitaler Kompetenzen sowie die gezielte Auseinandersetzung mit neuen Technologien wie etwa dem Internet der Dinge (IoT), RFID, künstliche Intelligenz (KI) oder Big Data. Wer auf Grundlage von moderner Software und Rechenleistung Menschen, Maschinen und Endgeräte intelligent miteinander vernetzt, ermöglicht die Integration, Verarbeitung und Analyse einer Fülle von Daten aus unterschiedlichen Quellen.

Durch die horizontale Vernetzung von Systemen sowie dem Einsatz von KI und Big Data kann die Maschinenauslastung sukzessive erhöht werden. Pufferzeiten oder Produktionsausfälle lassen sich im Gegenzug verringern, wodurch die Fertigung langfristig effizienter wird. Planungsvorgaben können zudem flexibler gestaltet werden, was wiederum zu optimierten Liefer- und Lagerzeiten führt. Auch der Einsatz von Personal, Material und Werkzeug lässt sich auf Grundlage intelligenter Algorithmen neu definieren und effektiver gestalten.

Deutsche Hersteller wissen: Die größten Margen lassen sich nicht durch den Verkauf von Maschinen, sondern im Aftersales und Servicegeschäft erzielen. Und so profitiert auch der Aftermarket-Bereich zunehmend von den neuen digitalen Möglichkeiten. Fehlerquellen an Maschinen und Anlagen, die erst im alltäglichen Betrieb sichtbar werden, lassen sich über Nutzungsdaten und Reparaturberichte an die Hersteller zurückmelden. Predictive Maintenance verfolgt darüber hinaus einen vorausschauenden Ansatz bei der Wartung von Maschinen und Anlagen, der vor allem dazu dient, Ausfallzeiten bei den Kunden zu minimieren.

Parallel wird es intern immer wichtiger, Mitarbeiter zu entlasten und Servicezeiten zu verkürzen, um nicht zuletzt auch dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Webportale und Wissensbibliotheken stellen umfassendes Wissen für Kunden bereit, sodass der Innendienst gar nicht erst beratend tätig werden muss. Webshops sind direkt mit den ERP-Systemen der Hersteller verbunden, Bestellungen – bspw. von Ersatzoder Verschleißteilen – laufen automatisiert bis zur Rechnungsstellung durch. Auch etablieren sich zunehmend neue Servicemodelle wie etwa Remote Assistance: Kunden werden dabei vom Hersteller via VR-Brille instruiert, sodass sie in der Lage sind, kleinere Reparaturen und Wartungstätigkeiten in Eigenregie durchzuführen. Auf dieselbe Weise können auch externe Servicemitarbeiter bei der Schadensaufnahme und Ersatzteilbeschaffung unterstützt werden. Die Arbeitsteilung zwischen dem „Wissenden“ im Backoffice und dem „Ausführenden“ vor Ort birgt gerade für Unternehmen mit weltweit schnell wachsendem Servicegeschäft unschätzbare Vorteile.

Das globale Beratungsunternehmen Frost & Sullivan geht davon aus, dass Unternehmen durch den Einsatz von Big Data ihre Produktionseffizienz um zehn Prozent steigern können.

Eine Verringerung der Instandhaltungskosten um bis zu 50 % sei ebenfalls möglich, ebenso eine Reduktion der Betriebskosten von annähernd 20 %. Allerdings ist Big Data im Maschinenbau aktuell noch weit weniger repräsentiert als in vielen anderen Branchen. Laut der jüngsten Erhebung von FTI Andersch liegt der Durchdringungsgrad von Big Data im deutschen Maschinen- und Anlagenbau gerade mal bei 11 %. Einer der Gründe: Die Umsetzung entsprechender Konzepte erfordert eine hoch performante digitale Infrastruktur, an der es gerade hierzulande vor allem im ländlichen Raum vielerorts noch mangelt.

› Neue Mitarbeiterkompetenzen vs. Fachkräftemangel

Parallel zu den neuen Technologien stellt sich aber auch die Frage, wer sie am Ende nutzen und ihr Potenzial voll ausschöpfen soll. Schon vor der Pandemie galt der Fachkräftemangel als eine der Hauptsorgen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau.

Kostspieliges Recruiting

Wer heute noch qualifiziertes Personal und junge Talente an sich binden will, muss attraktive Rahmenbedingungen schaffen, was häufig mit immensen Investitionen wie etwa steigenden Recruiting- und Personalkosten verbunden ist.

So leiden besonders kleine und mittelständische Unternehmen mit begrenzten Ressourcen unter fehlendem Personal. Vor allem Mitarbeiter mit digitalen Kompetenzen werden schmerzlich vermisst.

Daten erfordern Spezialisten

Die Beschäftigten aller Bereiche müssen in Zukunft mehr Datenverantwortung übernehmen und wissen, wie größere Datenmengen visualisiert und im Sinne der Unternehmenszwecke ausgewertet werden.

Der personelle Aufbau ausgewiesener Spezialisten wie etwa Data Scientists spielt hierbei zwar eine wichtige Rolle, bereits vorhandene Facharbeiter müssen aber ebenso hinreichend auf die neuen Abläufe geschult werden. Denn die intelligente Vernetzung im Sinne einer Industrie 4.0 umfasst sämtliche Bereiche – von der Produktentwicklung über die Produktion und Logistik bis hin zum Produkteinsatz und den dazugehörigen Services.

Hochschulen als Personal-Ressource

In den Personalstrategien der Unternehmen werden deshalb Hochschulen immer wichtiger: Laut dem aktuellen HochschulBildungs-Report arbeitet heute jedes vierte Unternehmen mit Hochschulen zusammen – 2025 schon mehr als jedes dritte. Immer dringender wird dabei der Appell der Wirtschaft und des VDMA, neue Bildungsangebote zu eröffnen, in denen verstärkt Zukunftskompetenzen wie etwa komplexe Datenanalyse oder kollaboratives Arbeiten vermittelt werden.

Digitalisierung als Chance

Digitale Anwendungen effektiv zu nutzen, ist ein entscheidender Enabler bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen.

Wer über eine horizontal vernetzte IT-Infrastruktur mit durchgängiger Datenbasis (bis hinein in den Shopfloor) verfügt, kann nicht nur Produktions- und betriebswirtschaftliche Prozesse effektiver steuern, sondern auf diesem Fundament auch neue Geschäftsmodelle entwickeln.

So lassen sich durch die Entnahme von Felddaten aus der laufenden Produktion bspw. neue Dienstleistungen zur Anlagenverfügbarkeit entwickeln, wie etwa Ferndiagnosen oder vorausschauende Wartungsmaßnahmen. Langfristig dient eine solche Basis aber vor allem dem Aufbau eines agilen Produktionsmanagements: Dazu zählen zukunftsfähige Applikationen, die den Entscheidungsprozess aktiv unterstützen, wie etwa Reporting-Tools und Monitoring-Plattformen, aber auch Simulationswerkzeuge wie die virtuelle Inbetriebnahme, CAD-Software oder KI.

› Business-Plattformen ersetzen klassische ERP-Systeme

Wenn Unternehmen agiler werden, muss auch die eingesetzte Unternehmenssoftware diesen Weg mitgehen. Kernstück einer modernen Software-Orchestrierung bleibt nach wie vor das ERP-System, das aber in neuerer Zeit selbst eine Transformation durchlaufen hat.

Kamen früher in der Regel monolithisch aufgebaute, standardisierte Anwendungsentwicklungen zum Einsatz, so wandelt sich ERP heute immer mehr zur leistungsfähigen Business-Plattform mit umfangreichen Querschnittsfunktionen. Die Verwendung von Services aus der Cloud, mobile Applikationen sowie die Einbindung von Webportalen, KI und RFID sind aktuell ebenso gefragt wie höchste Sicherheitsstandards, Möglichkeiten zur Internationalisierung oder bedienerfreundliche Systemoberflächen.

Denn Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit sind entscheidende Erfolgsfaktoren hinsichtlich des digitalen Wandels im deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Moderne Business-Plattformen beseitigen technische Konflikte historisch gewachsener IT-Landschaften. Sie machen umfangreiche Standardlösungen verfügbar, schaffen Zugang zu neuen Technologien und laufen auf aktueller Infrastruktur und Architektur.

Darüber hinaus verfügt eine Plattform-ERP-Lösung über eine offene und universelle Integration zu vorund nachgelagerten Softwarekomponenten.

Wichtig dabei ist, dass die Plattform über einen festen funktionalen Kern verfügt, aus dem sich vielfältige Möglichkeiten ergeben. Dazu gehören bspw. Zusatzmodule, Add-ons und mobile Applikationen. Kundenanforderungen, die bspw. erst während eines Einführungsprojektes entstehen, lassen sich agil mit Extensions bzw. Business Process Management (BPM) umsetzen.

Mittels BPM können Maschinenbauer zudem im Handumdrehen selbst eigene Geschäftsprozesse visualisieren und bedarfsgerecht modellieren. Funktionale Änderungswünsche aus den unterschiedlichen Abteilungen lassen sich auf diese Weise direkt und ohne kostspieligen Programmieraufwand umsetzen.

Eine fortschrittliche Extension-Technologie ermöglicht zudem releasesichere Modifikationen:

Ist Customizing notwendig, werden diese vom Kern separiert hinterlegt. Bei einem Releasewechsel wird also lediglich die neue Version installiert und die bestehenden Extensions einfach darüber gelegt.

› Optimale Kommunikation zwischen ERP und MES

Zentrale Aufgabe einer Business-Plattform im Maschinen- und Anlagenbau ist weiterhin das Sammeln und Aufbereiten von Daten für die Steuerung und Entscheidungsfindung, egal ob dies künftig Menschen, Computer oder Roboter sind.

Zunehmend wichtiger wird daher das Zusammenspiel von ERP-Software und den Systemen der Produktionssteuerung (Manufacturing Execution Systems, MES). Das ERP-System muss die wesentlichen Prozesse der Wertschöpfungskette nahtlos integrieren können – allen voran das MES, denn die neuen Datenmengen aus dem Shopfloor müssen direkten Einfluss nehmen können auf Produktionsplanung und Supply-Chain-Simulationen.

Funktionale Schnittstellen sind diesbezüglich unabdingbar – eine intelligente Systemvernetzung beruht vor allem darauf, dass Daten nicht zwei- oder dreifach im System vorhanden sind. Wird bspw. in der Produktion die Maschinenvernetzung auf Basis von IoT vorangetrieben, lässt sich dies mit einer bereits realisierten ERP-MES-Umgebung am besten verknüpfen. So kommunizieren bei einer nahtlosen Verbindung aus ERP und MES beide Systeme synchron – ohne Brüche und Dateninkonsistenzen –miteinander und stellen Daten in Echtzeit bereit. In manchen Fällen ist aber auch eine asynchrone Anbindung ausreichend, bei der die Datenaustauschfrequenzen im Vorfeld entsprechend festgelegt werden.

› Ideales Zusammenspiel mit PDM und CAQ

Bei der Prozesssicherung auf Grundlage der Stammdatenkonsistenz sollte jedoch berücksichtigt werden, dass unternehmensrelevante Produkt- und Prozessstammdaten nicht nur von ERP- und MES-Systemen vorgehalten und verarbeitet werden, sondern auch in anderen Lösungen zum Einsatz kommen.

Maschinen- und Anlagenbauer verwenden häufig Systeme für das Produktdatenmanagement (PDM) oder für die Qualitätssicherung (Computer Aided Quality, CAQ), die ebenfalls Stammdaten verwenden und dokumentieren. Im besten Fall bringt die Business-Plattform eine CAQ-Lösung schon mit. Stammund Bewegungsdaten werden dann im ERP gepflegt und stehen in Echtzeit dem CAQ zur Verfügung. Ebenso werden relevante Informationen etwa zu Kundenreklamationen nahtlos an das ERP zurückgemeldet.

Lösungen auf Werkstatt- und Maschinenebene werden in die Plattform-ERP-Umgebung künftig noch stärker eingebunden – die Systeme müssen hierfür aber insgesamt offener und agiler werden. Der Trend geht zwangsläufig zur smarten Softwarearchitektur, die einen kompakten, vernetzten Funktionsumfang besitzt und ein hohes Maß an Selbstauskunfts- und Selbstorganisationsfähigkeit mitbringt.

Plattform-ERP mit regelbasierten Steuerungsmethoden

Intelligente Analysen lassen sich nur auf Basis einer hohen Datenqualität durchführen. Ein koordiniertes Stammdatenmanagement wird deshalb für mittelständische Maschinen- und Anlagenbauer immer wichtiger.

Schon heute gibt es Tools, die Unternehmensdaten mit einem hohen Automatisierungsgrad bereinigen und fehlerfrei überführen. Eine weitere Möglichkeit, die moderne Business-Plattformen bieten, sind regelbasierte Steuerungen. So lassen sich im Vorfeld exakte Regeln festlegen für die Stammdaten- und Stücklistenanlage, für die Feldvorbelegung sowie für die Prüfung von Stammdatensätzen. Auch Standardwerte können konfiguriert werden, wie etwa Pflichtfelder, Wertebereiche oder Ersatzteilkennzeichen.

Durch eine stetige Aktualisierung der Datenbasis lassen sich bspw. dispositive Kennzahlen aus Vergangenheitswerten berechnen. Automatisierte Workflows unterstützen die Anwender zudem dabei, eine konkurrierende Bearbeitung zwischen den einzelnen Abteilungen zu vermeiden. Die Abfolge der Verantwortlichkeiten inklusive Meilensteinplanung kann vorab genau koordiniert werden. Ein rollen- und regelbasiertes Stammdatenanlagemanagement ist so übergreifend auf sämtliche Organisationseinheiten möglich.

Um den Aufwand möglichst gering zu halten und bestmöglich in das laufende Tagesgeschäft zu integrieren, gibt es aktuell verschiedene Möglichkeiten, die zu einer vollständigen oder teilweisen Automatisierung der Stammdatenpflege führen.

Eine Plattform-ERP-Lösung ist bereits randvoll mit Informationen, aus denen die Korrektheit der Stammdaten abgeleitet werden kann. Dispositionsdaten wie Verbrauch, Sicherheits- und Meldebestände lassen sich aus historischen Daten stetig neu berechnen und auf diese Weise aktuell halten. Dasselbe gilt auch auf Produktionsebene für bspw. Rüst-, Stück- und Übergangszeiten.

Eine immer größere Rolle bei der Erhebung und Pflege geschäftlicher Daten spielen auch Webdienste.

Über Verknüpfungen mit der Business-Plattform lassen sich bspw. Intra-Warennummern, Rohstoffpreise oder Währungskurse aktuell halten. Auch die automatisierte Prüfung von Steuernummern beim Bundeszentralamt für Steuern (BZSt.) gehört mittlerweile zum Standard moderner ERP-Plattformen. Daten zu neuen Kunden oder Geschäftspartnern lassen sich ebenfalls aus sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn importieren. So lässt sich festhalten, dass organisatorische Bestrebungen die Stammdatenpflege weitestgehend zu automatisieren, nicht nur die Anwender massiv entlastet, sondern auch zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung der Stammdaten führt und somit insgesamt zu einem höheren Leistungspotenzial der vorhandenen IT-Infrastruktur.

Intelligente Vernetzung berücksichtigt auch Zulieferer und Kunden

Die aufkommenden Datenmengen müssen dann sicher gespeichert, aber auch in Bezug zu den Geschäftsprozessen ausgewertet werden.

Denn die intelligente Vernetzung im Sinne von Industrie 4.0 umfasst sämtliche Bereiche eines Unternehmens – gleich mehrfach wird davon auch der Kontakt nach außen zu Partnern, Zulieferern und Kunden tangiert. Eine moderne Business-Plattform unterstützt die Supply Chain über vernetzte Strukturen und bindet bspw. Vorlieferanten oder eine „verlängerte Werkbank“ nahtlos ein. Immer mehr Industriekunden nutzen auch Webportale, die direkt mit der ERP-Plattform der Maschinenlieferanten verbunden sind, um ihre Aufträge darüber abzuwickeln.

Spezialisierte ERP-Anbieter bieten ihren Kunden darüber hinaus ein durchgängig integriertes Projektmanagement für eine optimale Lieferanteneinbindung. Maschinen und Anlagenbauer können ihre Lieferanten damit direkt in ihre Projekte einbinden.

Traditionelle EDI-Anbindungen erfahren im Zuge von Industrie 4.0 eine neue Relevanz.

Moderne Business-Plattformen sind in der Lage, EDI-Daten aus unterschiedlichen Verzeichnissen abzuholen, und zwar unabhängig davon, wie die Ablagenstruktur eines Unternehmens gemanagt wird.

› Mehrere Standorte parallel verwalten

Der einfache Zugriff auf komplexe, mandantenübergreifende Informationen gehört ebenfalls zu den Stärken einer ERP-Plattform.

Entscheider erhalten auf einen Blick sämtliche Daten zu allen Niederlassungen und Tochterfirmen, gesammelt und übersichtlich kuratiert auf einer Oberfläche. Auf diese Weise lassen sich bspw. Lagerengpässe an einzelnen Standorten identifizieren, sodass fehlendes Material zentral nachbestellt werden kann.

Maschinen- und Anlagenbauer ohne Multisiteund Intercompany-fähige Lösung müssten hierfür regelmäßig Statusberichte ihrer Lagerbestände anfertigen und diese untereinander austauschen.

Multisite-fähige Systeme sind in der Lage, komplexe, standortübergreifende Organisationsstrukturen abzubilden.

› Variantenmanagement

Im Maschinen- und Anlagenbau herrscht starker Wettbewerb, auch im internationalen Umfeld. Kein Wunder, dass die Anbieter versuchen, immer näher an die mitunter speziellen Anforderungen ihrer Kunden heranzurücken.

Die Folge davon sind immer mehr Varianten mit einer wahren Vielfalt an Baugruppen und -teilen, die ihrerseits die Komplexität der Produktionsprozesse auch im administrativen Ablauf deutlich erhöhen.

Um auch in diesem Kontext Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu behalten und auszubauen, ist es für Maschinen- und Anlagenbauer entscheidend, ein leistungsfähiges Variantenmanagement einzusetzen. Die komplett individualisierbaren Variantenlogiken reduzieren die Komplexität der Produkte für die Sachbearbeiter und bedienen auf Basis der erfassten Merkmale alle Bereichsabläufe, angefangen vom Vertrieb über die Fertigung bis hin zum Service und dem Einkauf.

Darüber hinaus sorgt das Variantenmanagement durch seinen ganzheitlichen, produktzentrierten Ansatz dafür, dass Variantenvielfalt, Kosten und Komplexität bei voller Datenkonsistenz unter einen Hut zu bringen sind. Ein wichtiger Beitrag in diesem Zusammenhang ist u. a. auch die Reduktion der Konstruktions- und Produktentwicklungsaufwendungen durch die Verwendung umfassender Variantenlogiken.

› Zollprozesse integriert abwickeln

Einheitliche Regeln, Abbau von Zöllen und Erschließung neuer Absatzmärkte: Freihandelsabkommen bergen enorme Chancen für internationale Beziehungen.

Zugleich sind sie aber auch Herausforderungen für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer, die mit diesen oftmals raschen Veränderungen Schritt halten müssen. Eine in die Business-Plattform integrierte Zollsoftware mit Präferenzkalkulation unterstützt insbesondere die Zulieferindustrie bei der Ausstellung und Abgabe von dringend benötigten Langzeitlieferantenerklärungen an die Hersteller (OEMs). All das natürlich zoll- und prüfungskonform und auf Wunsch auch in Form einer digitalen Zollakte, direkt im Dokumentenmanagementsystem integriert.

Diktatoren, kriegerische Auseinandersetzungen sowie die weltweite terroristische Bedrohung nehmen keinerlei Rücksicht auf Handelspartner und langjährige Geschäftsbeziehungen. Durch eine automatisierte Sanktionslistenprüfung können Geschäftskontakte und Lieferungen aus der Business-Plattform gegen die Sanktionslisten abgeglichen werden – und das bei minimalem Zeitaufwand. Die Prüfung erfolgt mithilfe tagesaktueller Sanktionslisten, die in Echtzeit aktualisiert werden. Stammdatenabgleiche zur Prüfung bestehender Geschäftskontakte lassen sich dabei entweder zeitgesteuert oder auch einfach manuell anstoßen.

› Digitale Technologien und eine technologisch vernetzte Kommunikation

Der Zugewinn von Know-how ist im steigenden internationalen Wettbewerb essenziell. Unternehmensübergreifende Kooperationsfähigkeit wird deshalb zum Schlüsselfaktor für erfolgreiches Wirtschaften.

Das bestätigt auch eine aktuelle Studie der Fraunhofer Gesellschaft, nach der sich ein Großteil des deutschen Mittelstands bereits in Kooperationsnetzwerken befindet oder sich grundsätzlich dafür offen zeigt. Auch intern hat das Arbeiten im Team längst an Bedeutung gewonnen. Unternehmen gründen Projektteams und verteilen Aufgaben bereichsübergreifend an mehrere Mitarbeiter. Selbst in der Zusammenarbeit mit anderen Niederlassungen, Partnern oder Agenturen wird dieses Prinzip deutlich.

Kurz: Kollaboratives Arbeiten ist aus der heutigen Unternehmenswelt nicht mehr wegzudenken. Doch wie lässt sich die Kommunikation im Team so koordinieren, dass daraus ein echter Wettbewerbsvorteil entsteht?

Je mehr die Business-Plattform zum komplexen Organ übergreifend vernetzter Informationsund Materialflüsse wird, desto wichtiger wird es für Anwender, diese Informationsströme effektiv zu bewältigen.

Die ERP-Lösung fungiert dabei als zentraler Navigationsstartpunkt für alle Unternehmensanwendungen und bringt Anwender aufgabenorientiert zusammen. Das Frontend wird dabei zum entscheidenden Werkzeug im digitalen Workflow. Prozesse erscheinen weniger komplex, wenn sie von einer intuitiven Bedienlogik getragen werden – ähnlich wie bei Smartphone-Apps liegt die Kunst in der Reduktion auf das Wesentliche.

Moderne Systemoberflächen lassen sich auf Tätigkeitsfelder und Projekte personalisieren und weisen intelligente Verknüpfungen auf, damit Anwender ihre individuellen Arbeitsziele intuitiv mit wenigen Klicks erreichen können.

Social ERP –das Beste aus Usability und Mobilität

Das Nutzerverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mobile Devices wie Tablets oder Smartphones sind aus der heutigen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken.

Die Usability der eingesetzten Business-Plattform muss dies entsprechend berücksichtigen und komplexe Abläufe, wie bspw. im Lager oder Service, auch mobil verfügbar machen. Aufgabenorientierte Workflows sowie eine rollen- und kontextbasierte Benutzerführung verbessern die User Experience zusätzlich. Und auch der kooperative Gedanke hält zunehmend Einzug in die Systemarchitektur.

› Short-Messenger und die Einbettung von Social-Media-Services unterstützen neue Arten der Kommunikation. Die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit gestaltet sich langfristig effektiver.

Cloud, SaaS und das Thema

Cybersicherheit

Laut dem deutschen Branchenverband BITKOM waren in den Jahren 2020/21 fast neun von zehn Unternehmen von Datenklau, Spionage oder Sabotage betroffen.

Aktuell entstehen dadurch jährliche Schäden im Rekordwert von etwa 223 Milliarden Euro – das sind durchschnittlich 21.818 Euro pro Vorfall. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen stünden im Fokus der Angreifer, da man sich neben guten Erfolgsaussichten tendenziell auch unter dem Radar der Strafverfolgungsbehörden bewege. Kleinere Unternehmen sind zudem innovativ und tief in die Lieferketten großer Konzerne eingebunden. Die Angreifer haben es also entweder auf das spezielle Know-how der KMU abgesehen oder nutzen kleinere Unternehmen als Einfallstore gegen Größere.

Angesichts der wachsenden Komplexität wird es für Maschinen- und Anlagenbauer immer schwieriger und kostspieliger, Cybersecurity erfolgreich in Eigenregie zu bewältigen. Auch der Zuwachs mobiler und Homeoffice-gebundener Mitarbeiter hat die Gefahr potenzieller Risiken noch einmal nachweislich verstärkt. Zunehmend wichtiger werden deshalb moderne Bereitstellungs- und Abrechnungskonzepte, die dazu beitragen können, den ERP-Betrieb sicherer, flexibler und effizienter zu gestalten.

Zentrale Themen sind dabei natürlich Datenschutz und Datensicherheit. So hat sich in den letzten Jahren die Nutzung sogenannter Software-as-a-Service-Modelle (SaaS) stetig erhöht und die Pandemie hat diesem Trend zusätzlichen Vorschub geleistet. Mit Managed Services bieten manche ERP-Anbieter in Zusammenarbeit mit deutschen Rechenzentren ein umfassendes Leistungsspektrum, das Anwendern einen schnellen und flexiblen Zugriff auf eine sichere, cloudbasierte virtuelle Serverumgebung erlaubt. Das Angebot reicht dabei von maßgeschneiderten Managed Services über die kurzzeitige Bereitstellung von Rechenleistung bis hin zur Langzeitarchivierung.

Besonders für kleine und mittlere Maschinen- und Anlagenbauer gibt es eigentlich keine bessere Lösung, als ihre Unternehmensdaten von einem hochsicheren deutschen Rechenzentrum nach deutschen Datenschutzrechten verwalten zu lassen.

Cloudbasierte Lösungen sind zudem einfacher zu implementieren und erfordern einen geringen Betreuungsaufwand.

Die internen IT-Beauftragten werden auf diese Weise entlastet, während der ERP-Anbieter die Plattform exakt nach den Anforderungen der Kunden betreibt und gleichzeitig die erforderliche Leistung sowie die notwendigen Ressourcen dafür bereitstellt.

Dazu gehören auch sämtliche Tätigkeiten, die in den Bereich IT-Administration fallen, wie etwa das Einspielen von Patches und Updates, den Wechsel auf ein neues Release, Performance-Optimierungen, Wartungsarbeiten, Zutrittskontrollen etc.

Die Wahl des passenden Anbieters

Maschinen- und Anlagenbauer sollten die genannten Funktionen und Features bei der Wahl des richtigen ERP-Anbieters unbedingt berücksichtigen.

Ratsam ist ein offenes und frei skalierbares Plattform-ERP, das vor- und nachgelagerte Lösungen nahtlos integrieren kann.

Dazu ein verlässlicher und erfahrener Digitalisierungspartner, der die Prozesse der Branche und des Unternehmens kennt und die Unternehmenssteuerung daraufhin anzupassen vermag.

Dies wird nicht zuletzt auch untermauert durch ein starkes Netzwerk strategischer Partner, die das Produktportfolio mit Speziallösungen ergänzen. Eine große Anzahl gemeinsamer Projekte beweist in der Regel die Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit solcher Partnerschaften. Darüber hinaus lohnt sich auch immer ein Blick auf die Kunden: Wer nutzt die Lösung bislang? Sind Partner und Branchenteilnehmer darunter? Gibt es aussagekräftige Referenzen auf der Homepage des Anbieters? Oder Anwender, die bereitwillig Auskunft geben?

Gerade die Kunden von langjährigen ERP-Anbietern sind in der Regel gut vernetzt, tauschen sich regelmäßig aus und formieren sich in sogenannten User Groups. Der rege Austausch innerhalb der Gruppe dient unter anderem dazu, die Anforderungen der vertretenen Firmen an den Softwarehersteller zu bündeln. Ein guter Anbieter zeichnet sich dann darin aus, diese Anregungen zu sammeln und in kommenden Releases zu berücksichtigen.

Zukunftsfähigkeit wird darüber hinaus immer mehr über die Cloud entschieden – der Anbieter sollte deshalb über ein entsprechendes Angebot verfügen. Überschaubare Kosten, eine starke Verschlüsselung der unternehmenseigenen Daten und Kommunikation, ein strenges Rollen- und Rechte-Management sowie kontinuierliche Sicherheitsupdates machen SaaSLösungen zur idealen Wahl für KMUs.

Auch die Release-Sicherheit und der langfristige Betriebsaufwand sollte bei der Auswahl einer passenden Business-Plattform berücksichtig werden. Unternehmen sollten mit ihrem Anbieter vorab klären, ob er zukunftsfähiges Customizing mittels teilautomatisierter Updates wie bspw. Rolling Release garantiert.

Plattform-ERP-Lösungen sind mit ihrer breiten und offenen Technologiearchitektur die Enabler für die digitale Transformation.

Essenziell ist aber auch die faire Partnerschaft zu einem zukunftsfähigen Lösungsanbieter, dessen Werte und Geschäftsmodell eindeutig markt- und mittelstandsgerecht sind. Erst diese Kombination bildet das starke Fundament für die digitale Souveränität im Maschinen- und Anlagenbau.

Über den Autor

Thomas Keilwerth

Branchenexperte Maschinen- & Anlagenbau bei Aptean

Mobil: +49 173 142 3572

E-Mail: thomas.keilwerth@aptean.com www.aptean.de

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