Bekennende Kirche Nr. 46

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Bei diesem Vers könnten wir vorlaut dazwischenrufen: Es ist doch gar nicht wahr, dass Gott es einmal gesagt hat! Wir finden doch nahezu auf jeder Seite der Bibel die Aussage, dass die Macht bei Gott steht! Ja, das ist richtig! Tatsächlich bezeugt das Wort Gottes diese Wahrheit zigmal. Aber die Absicht dieser Aussage ist: Wenn Gott es einmal gesagt hat, dann höre nicht mit einem halben Ohr hin. Höre auch nicht mit nur einem Ohr zu, sondern mit beiden Ohren oder so wie es David formuliert: „Was ich gehört habe, ist zweifach.“ Auf dem Weg von Gottes Mund zu uns wird das Wort gewissermaßen verdoppelt, denn wir haben zwei Ohren. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, dass wir hören, dass wir so eindringlich hören können, dass wir es nicht vergessen: „Die Macht steht bei Gott!“ (Ps. 62,12). Es ist Gnade Es wäre ein verhängnisvolles Missverständnis, wenn wir das Bekenntnis Davids „Nur auf Gott wartet still meine Seele, von ihm kommt meine Rettung“ so deuten würden, als wären wir hier in einer Zeugnisversammlung, in der sich ein „Glaubensheld“ selbst produziert. Nein! David weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Die Macht steht nicht bei mir, sie steht bei Gott! Nur Gott ist das Fundament meines Stillseins und meines Vertrauens! Folglich brauchen wir auch nicht neidisch auf David zu blicken oder diesen Psalm mit der Bemerkung abzutun: Schön für ihn, dass er das mit dem Warten auf Gott geschafft hat. Ich bekomme das nicht hin! Hören wir genau hin: „Die Macht steht bei Gott!“ Sie steht bei dem, der das alles 12

– auch für dich – wahrmachen will. Deswegen ist im letzten Vers von der „Gnade“ die Rede, „die bei dem Herrn ist“. Es ist auch davon die Rede, dass Gott einem jeden „nach seinem Tun vergilt“ (62,13). Die Sache mit dem „Tun“ kann bedrohlich erscheinen: Wer erschrickt nicht, wenn er nur daran erinnert wird, dass der Herr kommt und bei ihm dann die Vergeltung ist! (2Kor. 5,10.11). Was ist das für ein Tun, nach dem der Herr uns vergelten wird? Als der Sohn Gottes einmal gefragt wurde, was man denn für Werke Gottes tun solle, erwiderte der Herr: „Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ (Joh. 6,29). Im ersten Augenblick scheint dies überhaupt nicht eine Antwort auf die gestellte Frage zu sein. Aber wenn wir einmal darüber nachsinnen, dann kann es sein, dass wir erfassen, was der Herr damit sagt: Unser – scheinbares – Tun ist das Werk Gottes. Es besteht darin, an Christus zu glauben. Der Apostel Paulus formuliert es entsprechend: „Wir sind Gottes Schöpfung. Wir sind in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ (Eph. 2,10). Dieser ganze Psalm spornt uns an, unser Vertrauen weder auf Menschen zu setzen, die nur ein „Hauch“ sind, noch auf materielles Gut, das „trügerisch“ ist, sondern „nur“ auf ihn: „Nur auf Gott vertraut still meine Seele.“ Meine und deine Seele auch? Allgemeines zur Bekennenden Kirche Ein Leser der Bekennenden Kirche, der den einen oder anderen Artikel aus unBekennende Kirche Nr. 46


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