Anzeiger Luzern 25 / 27.06.2018

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Anzeiger Luzern – Mittwoch, 27. Juni 2018

Leute

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Jeder darf ein Gärtner sein Nachgefragt bei Stefan Herfort, stellvertretender Leiter und Projektleiter Naturund Landschaftsschutz

Maximilian (links) und Oliver Marx freuten sich auf den Höhenflug mit dem Hubkran.

Sebastian Huber (links) und Valentin Manser weihten die neue Feuerstelle ein.

Roswita und Köbi Suter hatten während 30 Jahren einen Schrebergarten im Friedental.

EVENT DER WOCHE: Entdeckertag und Eröffnung

Landschaftspark Friedental

Der Naturpark von Luzern

Stefan Hertfort, so ein grosses Projekt begleitet man nicht alle Jahre, was war die grösste Herausforderung der letzten zwei Jahre? Sehr anspruchsvoll war vor allem die Grösse der Baustelle: Sie hatte die Fläche von fast zehn Fussballfeldern. Um zu verhindern, dass die Schadstoffe der ehemaligen städtischen Kehrichtdeponie weiterhin an die Oberfläche gelangen, wurde die Deponie mit rund 30 000 Kubikmetern Erdmaterial abgedeckt. Diese Arbeiten konnten nur bei trockener Witterung durchgeführt werden, so dass es immer wieder Verzögerungen und Unterbrüche gab. Weshalb wurde die Kehrichtdeponie einfach zugedeckt? 2008 und 2009 führte der Kanton Luzern eine Risikoanalyse zu möglichen Bodenbelastungen in Familiengärten im Kanton Luzern durch. Mehr als die Hälfte der städtischen Familiengartenareale, unter anderem die Familiengartenareale im Friedental, wurden der höchsten Risikoklasse 1 zugeordnet. Ursache der Belastungen ist die Lage der Gärten im Bereich beziehungsweise im näheren Umfeld der ehemaligen städtischen Kehrichtdeponie. Nach Abschluss der Deponierung Ende der 1940er-Jahre erfolgte keine ordentliche Rekultivierung beziehungsweise Abdeckung des Deponiematerials. Weitere Untersuchungen in den Jahren 2010/11 zeigten, dass abgesehen vom Schutzgut «Boden» aber keine weiteren Umweltgüter betroffen waren. Weder im Grundwasser noch in den angrenzenden Oberflächengewässern waren die Grenzwerte überschritten. Als Optimalvariante wurde die Erstellung einer grossflächigen mineralischen Abdeckung des Deponiekörpers ermittelt und von den zuständigen Fachstellen, dem Bund und Kanton genehmigt.

Über zwei Jahre hat die Renaturierung des Landschaftsparks im Friedental gedauert. Am Sonntag entdeckten zahlreiche Luzernerinnen und Luzerner den Park, in dem sich bereits einige Tiere neu angesiedelt haben. Bilder: Lamija Beciragic

Hans-Jörg, Benjamin und Stephanie Thormann (von links) versuchten sich am Wettbewerb der Stadtgärtnerei.

Manuela, Werner, Amelie, Ronny, Claudia und Leon Furrer (von links).

Johanna Hasler, Albert Steffen und Margrit Ineichen (von links) sind von der Vogel- und Pflanzenvielfalt im Landschaftspark Friedental begeistert.

Nala, Zora, Greta mit Mama Stephanie Briner (von links) konnten vieles über Bachforellen lernen.

Stadtrat Adrian Borgula, neben der frisch gepflanzten Eiche.

Thomas Suter und Melanie Bachmann versuchten die verschiedenen Gemüsepflanzen zu erraten.

Die Neugier hatte sie in den Landschaftspark gelockt: Christina und Matthias Rich.

Oskar Rieser (Mitte), Bauleiter Landschaftspark Friedental, und Fredy Banz, Zuständiger für die Ansaat im Landschaftspark, mit Claudia Banz.

Otto Helfenstein der Stadtgärtnerei Stadt Luzern informierte Eva Maria Bertsch über die Mischung von Kompost und Erde.

Christian und Andrea Kraemer erkundeten den Landschaftspark.

Wäre eine Entfernung der Deponie schlichtweg zu teuer geworden? Die vollständige Dekontamination hätte tatsächlich ein Vielfaches an Kosten nach sich gezogen. Sie wäre dann zum Tragen gekommen, wenn tatsächlich auch erhöhte Schadstoffgehalte im Grundwasser und in den Oberflächengewässern festgestellt worden wären und es keine Möglichkeit gegeben hätte, die anfallenden Deponiesickerwässer zu fassen und zu reinigen.

Stefan Herfort,Leiter Stv./Projektleiter Natur- und Landschaftsschutz.

Im neuen Gemeinschaftsgarten konnten die Besuchenden erste Gartenerfahrung sammeln, ist dieser Gemeinschaftsgarten auch in Zukunft für alle zugänglich, oder wer pflanzt dort an? Wer Lust hat, im Gemeinschaftsgarten zu gärtnern, kann sich bei der Stadtgärtnerei melden. Je nach Wunsch kann man eine Fläche zwischen etwa 10 und 50 Quadratmetern bepflanzen. Gartenhäuschen gibt es im Gemeinschaftsgarten keine, dafür stehen Materialboxen für die Unterbringung von Werkzeug zur Verfügung. Einzige Voraussetzung, um im Gemeinschaftsgarten mitmachen zu können, ist ein Wohnsitz in der Stadt Luzern. Ein Wort zu den Kosten: Was hat diese Renaturierung gekostet? Die Kosten für die Neugestaltung des Friedentals belaufen sich auf rund 6 Millionen. Darin enthalten sind insbesondere der Rückbau der bestehenden Familiengartenareale, die Erstellung der bis zu 1,5 Meter dicken Erdabdeckung über der ehemaligen städtischen Kehrichtdeponie, der Neubau der städtischen Kompostieranlage, die Wiederherstellung der Familiengärten und des Gemeinschaftsgartens sowie die Wege, Aufenthaltsbereiche und naturnahen Lebensräume im neuen Landschaftspark. Interview: Marcel Habegger


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