Anzeiger Luzern 42 / 19.10.2016

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ANZEIGER-LUZERN.ch – Nr. 42 Mittwoch, 19. Oktober 2016

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Weg von den Keksen Nachgefragt bei Marco Štorman, Regisseur der Oper «Rigoletto», Luzerner Theater in der Viscosistadt

«Ich vergiesse oft Tränen, wenn ich als Zuschauerin Opern geniesse»: «Wir unterstützen regionale Kulturprojekte»: Stephan Bruhin, RegionalDie Luzerner Sopranistin Regula Mühlemann mit Partner Claudio Bergen. leiter Zentralschweiz der Valiant Bank, mit Partnerin Karine Handlery.

Grosse Stimmen, charismatische Hauptdarsteller: Claudio Otelli (Rigoletto) und Magdalena Risberg (Gilda) wenige Minuten nach Vorstellungsende.

EVENT DER WOCHE: Premiere der Oper «Rigoletto»,

Luzerner Theater in der Viscosistadt

Giuseppe Verdi in der Fabrik

Wie haben Sie es geschafft, sich «von den Keksen» zu lösen? Wir haben das Glück, nicht die x-tausendste «Rigoletto»-Aufführung zu machen. Wir spielen in einer stillgelegten Fabrikhalle in der Viscosistadt: ein untergegangener, versunkener Ort, in der «Rigoletto» vielleicht mal gearbeitet hat, dessen Existenz aber, wie der der Halle, dort keine Zukunft mehr hatte. Der Spielort nimmt die Sinnhaftigkeit des Stücks auf: Die Zeit überholt das Leben.

Ein faszinierender Spielort, eine spannende Deutung der Handlung und hervorragende Solisten: Die Gäste in den ehemaligen Werkhallen in Emmenbrücke quittierten die Vorstellung mit intensivem, lange anhaltendem Applaus. Bilder: ahy

«Jetzt findet die Salle Modulable halt in Emmen statt»: Gemeinderätin von Emmen, Susanne Truttmann, über die aussergewöhnliche Theaterlokalität, mit Hermann Blöchlinger.

«Unsere Studenten waren in die Realisation von ‹Rigoletto› involviert»: Ursula Bachmann, Vize-Direktorin der benachbarten Schule Design u nd Kunst, mit Ehemann Urs Gröbli.

Die Kommunikationsberaterin Mascha Santschi mit Ehemann Daniel Kallay, Red-Bull-Verwaltungsrat.

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Was macht Ihren «Rigoletto» einzigartig? Der Spielort wird die Zuschauer faszinieren. Dann der erste Akt, das Fest beim Herzog: Wir alle, die Zuschauer, sind Gäste beim Duca, bekommen Getränke, und wir entdecken im Getümmel den verlorenen «Rigoletto», bewegen uns mehr und mehr in seinen Kopf. Er ist allein, übrig geblieben, um ihn herum tobt ein Leben, das er nicht mehr verstehen kann. Er verliert am Ende alles: seine Funktion, seine Tochter, seine Liebe, den Sinn zu leben ... Natürlich weiss ich, dass man beim Verlassen von Sehgewohnheiten gerade bei einem solch bekannten Stück sehr geteilte Meinungen auslösen kann.

Des Lobes voll über die Zusammenarbeit mit dem Luzerner Theater: die Vertreter der Viscosistadt Elmar Ernst mit Ehefrau Sophia, Alain Homberger mit Sofia Fejzaj.

Walter Settele (l.) arbeitete einst in den Räumen der Viscosuisse als Forschungsdirektor, auf dem Bild mit Bernhard Kesseli und Partnerin Mariella von den Luzerner Freilichtspielen.

Der Verwaltungsdirektor des LT Adrian Balmer ist glücklich über die Zuschauerreaktionen nach der Vorstellung, mit Kurt Aeschbacher.

luzernertheater.ch 041 228 14 14

16.10. Viscosi <-

«Rigoletto», ein Hitparadenklassiker der Opernwelt: Fluch oder Segen, ein so populäres Stück inszenieren zu dürfen? (lacht) Es ist beides! Segen, weil es eine visionäre, emotional aufgeladene Musik ist. Eine Musik, die ihrer Zeit weit voraus war und uns, vor allem im 3. Akt, in die seelischen Abgründe der Figuren schauen lässt. Fluch, weil man sich von all der Zweckentfremdung, die eine Arie wie «La donna è mobile» erlitten hat, als Soundtrack für Kekse und Spaghetti, lösen muss. Dabei hatte schon Giuseppe Verdi selbst vor der Uraufführung geahnt, was für einen «Schlager» er da komponiert hatte: Er sollte Recht behalten.

Marco Štorman, Regisseur der Oper «Rigoletto». Bild: Ingo Höhn

Die Leiter des Luzerner Sinfonieorchesters: Chefdirigent James Gaffigan und Intendant Numa Bischof Ullmann.

«Meinungen»: Bringen Sie Verständnis auf für Opernbesucher, die mit einer, sagen wir mal, «konservativen» Erwartungshaltung ins Theater kommen? Sie sprechen damit dieses vermeintlich «Werktreue» an. Da darf man nicht vergessen, das sind ja auch Opernbilder, wie sie vor 30 Jahren realisiert wurden, das hat meist mit der historischen Aufführungstradition nicht viel zu tun. Theater ist die lebendigste Kunstform überhaupt: Es geht darum, ein Stück aus früherer Zeit im Heute zu erzählen. Ich bin als Regisseur der, der ich bin, mit dem, was ich erlebt habe. Und so kommen die Farben, die kreierten Atmosphären dementsprechend aus mir und jedem Teil meines Teams heraus. Sie haben das Luzerner Theater vertieft kennen gelernt: Was ist das für ein Haus? Es ist eine Perle! Das Theater ist ein freundschaftlicher Betrieb mit Mitarbeitern aller Bereiche, die mit grosser Lust am Austausch von Ideen und Konzepten beteiligt sind. Das ist toll und aussergewöhnlich. Interview Andréas Härry

Rigoletto Oper von Giuseppe Verdi

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