"einmal weg", Unterwegs in Nepal

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ein mal weg UNTERWEGS IN NEPAL

von Dagmar Petersen



ein mal weg UNTERWEGS IN NEPAL von Dagmar Petersen

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inhalt nepal in der luft ankunft in kathmandu bouda zwischen staub und farben fahren.aber wie? die fahrt dal bhal die schule alltag schuhwerk

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„Wieviel o Wieviel Welt. Wieviel Wege.“ paul celan

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nepal, ein Sehnsuchtsort. Seitjeher beflügelt Nepal die Phantasie; einst Traumland von Yogis, Hippies und Bergsteigern. So klein und doch vielfältig ist dieses am höchsten gelegene Land zwischen China bzw. dem autonomen chinesischen Gebiet Tibet und Indien. 2015 wurde Nepal durch ein unfassbar starkes Erdbeben im Kathmandutal erschüttert: 9000 Tote, viele Kulturstätten und Häuser zerstört. Es ist der Treffpunkt der Religionen und Ethnien, das Geburtsland Buddhas, Sitz des Himalayas, eine Welt der Kontraste. Der Mount Everest mit seinem 8848m ist der höchste Berg der Erde, ersehnt, gefährlich, vermüllt; Tourismusmagnet mit bisher unzähligen Opfern und 11000 $ Lizenzgebühren für den Aufstieg im Frühjahr. In der Anapurnaregion ist der heilige Berg Machapuchare, aufgrund seiner Form

auch „Fishtail“ genannt, mit einem Besteigungsverbot belegt. Betriebsamkeit trifft auf Ruhe. Trekking, Rafting, Tandemflüge: Nepal lebt von den Touristen, die gleichzeitig Ruhe, Spiritualität, unverfälschte Natur, aber auch Umweltsünden, Verkehrschaos und große Armut vorfinden. Überall erkennt man die Zeichen des religiösen Lebens, dazwischen gibt es Graffitis, Reaggieclubs und natürlich die überall präsente Handynutzung; Jene Mischung aus alten Kulturen, Religion, Ethnien, Kastengruppen und modernem Leben, die zunächst unüberschaubar ist, uns stets berührt, ergreift und verändert. Es ist das Land mit der einzigen nicht rechtwinkeligen Flagge in der Nationalfarbe Rot, deren zwei nach rechts gerichtete Dreiecke die Berggipfel des Himalayas nachzeichnen und die blaue Umrandung den Frieden symbolisieren soll. Der Halbmond und die Sonne stehen heute stehen für die Hoffnung, die Nation möge so lange Bestand haben wie die Himmelskörper.

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Blaue Socken, Stoppuhr für das nächste Gebet, Schlafmaske, Fluginformationen mit Panoramabild, schräge Filmauswahl.

annehmlichkeiten der turkish airline


in der luft

die schlechte luft und der staub sind folgen des erdbebens von 2015 und des hohen verkehrsaufkommens auf teils nicht asphaltierten straßen. wer auf längere sicht in kathmandu überleben möchte, der trägt mundschutz.

Der Flug war einerseits ermüdend, mit nur zwei Stunden Schlaf, andererseits recht spannend. Tatsächlich bekam ich meinen fantastischen Sitzplatz am Fenster und dachte erst, dass der Platz neben mir leer bleiben würde. Kurz vor Abflug gesellte sich dann jedoch ängstlich eine Nepalesin zu mir. Namaste und ma german ho bescherten mir Chips und ihr Lebkuchen. Unter viel Kichern erkundeten wir die Annehmlichkeiten der Turkish Airline. Mit Rückenwind kam schon nach etwas über 5 Stunden der Himalaya ins Blickfeld. Atemberaubend, aber wir durften noch nicht landen und hatten dann völlig gratis eine Stunde Rundflug über den Himalaja und Kathmandu. 8 9


ankunft in kathmandu


Selbst Schachteln mit lebendigen Küken gab es im Angebot.

Bei den Visaautomaten war ich mit meinem bereits ausgefüllten Visum die Königin. Aber dann hat es doch gedauert: an der Gepäckausgabe standen gefühlt zweitausend Menschen an vielen Bändern und am Ausgang wurde peinlich kontrolliert. Glücklicherweise hatte ich den Boardingpassaufkleber zu meinem Gepäck aufgehoben. Vor dem Flughafen stand eine riesige Menschenmenge und es herrschte Verkehrschaos wie in Nürnberg nach einer aus dem Ruder gelaufenen Demo. Zusätzlich Linksverkehr mit die reisenden nahmen die unglaublichsten allem Vorstellbaren, was sich motorisieren lässt. gepäckstücke Meinen Namen habe ich zuverlässig vorgefunden, dazu zwei nette junge vom band. Männer mit Taxi. Abends kann ich mich über meinen Schlafsack freuen, denn es gibt bei nächtlichen 7 Grad Außentemperatur keine Heizung. Zuvor durfte ich Reis mit Linsensuppe und scharfem Salat genießen. 10 11



links stoe und muster, typisch fßr nepal

oben traditionelle kleidung

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oben wandbild „nepal mero maya“, nepal meine liebe rechts türe in kathmandu


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blick vom aenberg aus auf kathmandu

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Flötenklänge aus der Bambusflöte des Vermieters, Hundegebell, Gurren von Tauben, Motorengeräusche, Gesprächsfetzen, Wasserrauschen, Kinderspiele… das ist der geräuschpegel hier in meiner unterkunft in kathmandu


Mein abendlicher Spaziergang zur Bouda-Stupa ist unbeschreiblich. Von meiner Unterkunft mache ich mich allein auf den Weg. Durch die staubigen Gassen finde ich mittlerweile den Weg: RECHTS am Buttershop, dann links, an der Shepabrewerie erneut, dann kommt das Stück Straße auf dem die Jugendlichen durch eine Kabelschlaufe Basketball spielen, danach die Schule und ein verdreckter Platz mit den federballspielenden Kindern, dazwischen wird allerlei verkauft: Gerupfte Hühnchen, Hülsenfrüchte Obst… LINKS kommt jetzt noch der Hof mit der Fahrschule und dann trete ich durch ein Tor auf die staubige Hauptstraße. Dieser folge ich nach Osten und passiere Hotels, Schuhläden, Pfützen und Straßenstände aller Art. Jetzt könnte ich auch so eine Atemmaske gebrauchen. Es knattert, stinkt und ich bin mit vielen Menschen zu der größten Stupa Nepals unterwegs.

ich entrichte am tor den obligatorischen eintritt und bin überwältigt vom licht, der größe und der stimmung dieses ortes.

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bouda Seit meinem Rundgang mit Rajeev, meinem netten Vermieter, blicke ich schon einigermaßen durch: Gebetsmühlen, also buddhistisch… und natürlich die sehenden Augen Buddhas. Im letzten Abendlicht flattern tausende Gebetsfahnen im Wind, im Hintergrund sind die Gebirgszüge zu sehen. Das Ganze ist das erhöhte Zentrum eines runden Platzes, in dessen Arkaden Geschäfte, Restaurants und Cafés untergebracht sind.

die flatternden fahnen im wind haben eine unglaubliche anziehungskraft, dazu die weiche helle sprache, glockenklänge, musik und das rattern der gebetsmühlen, wenn sie jemand in bewegung setzt.

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marygold (tagetes) findet verwendung in religiรถsen zeremonien


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So sehen manche Figuren aus wie angemalt und an anderen Stellen wirkt es als ob jemand Blumen- und Mandarinenmandalas kreiert hat. geopfert werden blumen, reis (auch gekocht), farben und düfte. dazu leuchten vegane „butterlämpchen“.

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blick auf kathmandu von meiner unterkunft aus


zwischen staub

Auch der Vormittag war ein tiefes Eintauchen in diese wunderbare Stadt. Leider sind die Folgen des Erdbebens Ăźberall zu sehen und durch den Staub zu spĂźren, denn Ăźberall wird herumgerissen, gebaut und renoviert.

und farben

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„verkabelung“ in den straßen kathmandus


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die aufgerissenen strassen scheinen niemanden zu stĂśren, es wird einfach Ăźber den bauschutt hinweggestiegen

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fahren. aber wie?

Taxi Tuk-Tuk Microbus


taxi (ca. 500 rupien, sehr exklusiv!) tuk-tuk (ca. 20 rupien, - 15 personen, hinten einsteigen!) microbus (ca. 20/30 rupien,- asiatische, grĂśĂ&#x;ere vw-busvariante)

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verkehr in kathmandu


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hauptsache reifen, schon ist das gefährt verkehrstauglich.


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In der FrĂźh starte ich mit dem Taxi zur Bushaltestelle und bekomme den Auftrag, mich an den Mann mit der roten MĂźtze zu halten. Beruhigt bin ich, als ein Japaner neben mir nach meiner Destination fragt und wir feststellen, dass wir das gleiche Ziel haben.

Um sieben Uhr passiert

...nichts.


Gegen 7 Uhr 15 folgen wir der roten Mütze quer über die Hauptstraße, durch einige Gassen und finden in einer Art Hinterhof ca. sechs fast ineinander geparkte Busse vor. Mit uns steigen noch drei weitere Fahrgäste ein und dann erfolgt das Ausparken nach dem Rush Hour Spiel. Unser Bus ist ein „Touristik deluxe“ mit unglaublichen Musikvideos. 30 Minuten zu spät fahren wir los und brauchen allein zwei Stunden um die Außenbezirke von Kathmandu zu erreichen. Die Prozedur an jeder zweiten Kreuzung läuft ungefähr so: Zwei ältere Jungen steigen aus, verkünden wild, wohin der Bus fährt und kommen dann mit Fahrgästen im Schlepptau zurück. Für unsere Strecke von 200 km benötigen wir mit dem Touristenbus acht Stunden. Baustellen und Staus verlängern unsere Fahrt zusätzlich noch. Bei Staus wird grundsätzlich einfach überholt und besonders spannend wird es, wenn der Gegenverkehr kommt. Irgendwie einigt man sich. Ich sitze und staune, es gibt so viel zu sehen: Baracken am Straßenrand, Obststände, Menschen, die sich neben ihrem Haus waschen, Mönche, aufgespießte Fische zum Verkauf, Bauruinen, Hängebrücken über den Fluss, Bananenstauden, Bäume, die wir als Weihnachtssterne kennen; zwischendurch wird getankt.

Der Bus ist recht voll, Mittagspause machen wir in einer Art Garküche: man wählt entweder mit oder ohne Hühnchen, alles recht lecker, danach noch einen Chai Tee-der wird dann gleich mit in den Bus genommen. Immer wieder sitze ich neben freundlichen, hilfsbereiten Menschen, die mich anlächeln oder mir zu verstehen geben, dass ich etwas essen und trinken muss… Mein Anschlussbus sollte um zwei Uhr in Besisahar weiterfahren. Fast um halb vier kommen wir dort an. Der Bus spuckt alle Menschen aus und ich frage mich mühsam nach dem Fußweg durch. Ob ich es wohl vor Einbruch der Dunkelheit schaffe? Schon nach 600m durch den Ort fühlt sich mein Rucksack langsam schwer an. Und plötzlich steht da ein Bus nach Gaunshahar und bringt mich in einer atemberaubenden Fahrt an meinen Bestimmungsort. Angekommen ist es zunächst seltsam, weil ich nicht mit so vielen anderen Volontären gerechnet habe. Die Stimmung ist für Nepal erst eher ungewöhnlich, dann wieder klassisch; Reis mit Linsensoße, ein überwältigendes Bergpanorama, einfachste Unterkünfte, unglaublich liebenswerte Menschen. Abends Lagerfeuer und Vorstellung der „Neuen“. Einteilung der Arbeit für den nächsten Tag und eine Art Aussprache, für was wir heute dankbar sind…

die fahrt

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dal bhat -so heißt das Gericht, das ich seit einer Woche esse.

Reis mit Linsensoße und dazu Saisongemüse. Im Wesentlichen eine Schöpfkelle Kartoffeln, Bohnen, braune Kichererbsen und Linsen, hier zweimal am Tag. Es gibt dazu kein Brot, aber eine Art Pfannkuchen aus Hirse oder kleinen schwarzen Bohnen. Dal bhat schmeckt fantastisch. Getrunken wird nur schwarzer Tee und Wasser. Für meine mitgebrachten Teebeutel bin ich sehr dankbar, damit habe ich zumindest ein wenig Abwechslung. 42 43


Ho heißt ja!

In der Stadt unten kann man beinahe alles kaufen und auch Kaffee trinken. Das habe ich mir heute gegönnt. Ich hätte heute morgen mit dem Schulleiter mit dem 125ger Motorrad fahren können, um den Zaun von den Spenden zu kaufen. Da er aber nur einen Helm hatte, beschloss ich, lieber die 1 1/2 Stunden durch wunderschöne Landschaft abzusteigen. Im Hotel „Tukuche“ gab es dann den Kaffee. Auf dem Postamt haben wir eine Überwachungskamera abgeholt, die Spende eines Australiers. Von unserem Spendengeld haben wir einen Teil des Zauns gekauft und mit dem „Plomber“ für die Küche gesprochen. Ich habe Materialien für den Kunstunterricht besorgt, insbesondere Scheren. Dazu noch Obst und Wasser. Auch sind wir meiner Idee gefolgt, in Zukunft warmes Wasser mit einer Art


Solarpanel zu erzeugen. Ja, der Schuleiter hat Visionen und ist für alle Ideen offen. Er finanziert alles mit dem Unterkunftsgeld der Volontäre (5 Dollar am Tag) und deren Spenden. Er selbst schläft mit seiner Frau im gleichen Haus wie wir. Sie haben ein kleines Zimmer und der Sohn ist in der weiterführenden Schule in einer anderen Stadt. Nun noch ein paar Eindrücke von meinem Rückweg. Ho heißt ja. Das rufen die Menschen, wenn ich nach dem Weg frage. Erst habe ich „no“ verstanden. Ich durfte mich zu zwei Frauen setzen, die mir Miniorangen spendiert haben. Freundlich und liebenswürdig begegnen mir hier alle. Den Weg zurück habe ich schließlich gefunden. Heute Abend war dann wieder „Teamsitzung“, um Wichtiges zu erzählen und die Arbeit für den nächsten Tag einzuteilen. Morgen ist eine Art Feiertag und

es wird hier kalt abgespült und warmes wasser in einer schulküche wäre ein vorbild.

deswegen gibt es schulfrei. Der Schulleiter hat die Eltern eingeladen, um Dinge besprechen zu können und die Pläne für seine Schule vorzustellen. Wir helfen erst beim Steine tragen für den Küchenbau und dann beim Teekochen für die Eltern. Zwischendurch wird noch ein Huhn geschlachtet und mit dem Blut der Türrahmen die Küchentür gesegnet. Das Kehle durchschneiden übernimmt ein Volontär, der Fleisch isst. Das Huhn wird dann für alle Arbeiter gekocht.

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eindrĂźcke des schulweges


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blick nach besisahar


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die schule Die Heaven Hill Academy ist eine Privatschule in Gaunshahar, einem kleinen Ort nicht weit von Besishahar, die im Gegensatz zu anderen nicht staatlichen Schulen f체r jedes Kind nur so viel kostet, wie sich die Familie leisten kann. Mit diesem System versucht der Schulleiter Shamser Thapa, der selbst aus Gaunshahar stammt, den auch heute noch pr채senten Einfl체ssen des ehemals in Nepal vorherrschenden Kastensytems entgegenzuwirken. Die Ungleichheit macht sich vor allem im Schulsystem bemerkbar und so wird an der Heaven Hill Academy mit der Hilfe von Spenden und Freiwilligen versucht, Kindern, unbedeutend ihrer Herkunft, eine umfassende Schulbildung zu garantieren. Besonderer Fokus liegt auf dem Englischunterricht, der an anderen Schulen mit hohen Kosten verbunden w채re.

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Meist wache ich morgens von einem Pfeifen auf.

Das ist der Schnellkochtopf von Kaipana, die Linsensoße kocht. Zum Frühstück so gegen 8Uhr gibt es dann Reis mit Linsensoße, manchmal auch mit etwas Gemüse. Nachdem es morgens noch ziemlich kalt ist, starten wir nach einer Katzenwäsche zur Schule. Jeder hat die am Abend zuvor besprochene Aufgabe. Die meisten Volontäre unterstützen die Lehrer, außer es ist jemand krank. Die 3. und 4. Klasse kann dem Unterricht schon auf Englisch folgen. Die Library wird komplett von Volontären übernommen. Hier unterrichte ich im Moment Kunst mit Unterstützung von Denise. Gegen 9Uhr gehen wir in die Klassenzimmer, räumen auf und bereiten uns vor. So langsam kommen die Kinder, stets fröhlich und gut gelaunt. Manche haben schon einen Fußmarsch von einer Stunde hinter sich. Die Schule startet täglich mit Liedern und Tänzen. “ Head, shoulders, knees and toes…“ dann schlägt ein Kind die Trommel und darf Turnübungen ansagen. Sehr bewegend ist dann das Singen der Nationalhymne. Der Rektor begrüßt und es gibt ein paar Fragen des Tages. Nach zwei Stunden Unterricht ist Pause, dann gibt es nochmal zwei Stunden und anschließend kommen die Eltern und bringen das Mittagessen oder die Kinder essen Mitgebrachtes. Schulschluss ist von Sonntag bis Freitag um 15.30 Uhr. Samstags ist schulfrei. Vieles ist wie bei uns, nur dass die Kinder oft auf dem Boden sitzen oder in den Schulbänken ganz eng zusammenrücken. In Heaven Hill wird nicht wie hier üblich geschlagen, alles verläuft freundlich aber bestimmt. So komme ich auch ganz gut zurecht. Das ganze Projekt finanziert sich durch die Volontäre. Viele bringen Spenden mit wie ich oder unterstützen durch Knowhow, Ideen oder Kreativität. So finde ich in der Library viele Sachen auch aus anderen Ländern. Die Verlegung der Stromkabel und einen Pizzaofen haben wir Volontären aus aller Welt zu verdanken. Ständig werden Ideen ausgetauscht und Shamser, der Rektor, interessiert sich, wie es in anderen


blick auf besishahar, aufgenommen auf dem weg zur schule

Ländern gehandhabt wird. Durch die vielen Spenden und Ideen entsteht hier eine kreative Schule für alle. Die neusten Projekte sind der Küchenbau und das Computerlab. In der Küche dürfen die Kinder kochen lernen und außerdem ist der Gedanke, dass mit den Gästen, internationale Speisen zubereitet werden sollen. Ansonsten gibt es wenig Spielraum, denn es muss streng den Schulbüchern gefolgt werden. Mittags können wir bei Bimala Hirsepfannkuchen mit etwas Gemüse bestellen, das bezahlen wir extra. Ab ca. 2Uhr haben wir frei, spielen mit den Kindern, lesen oder gehen spazieren. Man nutzt die Zeit zur Vorbereitung oder hilft Ziegen einzufangen. Abends gibt es wieder Dal bhat und das Lagerfeuer. Dann ziehen wir uns in unsere Zimmer zurück und kuscheln uns in die Schlafsäcke bis...

der Linsentopf pfeift. 52 53


eindrĂźcke aus dem schulalltag


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Heute auf dem Weg zur Schule musste ich genau hinsehen, was da vor mir saß: Affen, eine ganze Horde. Fasziniert folgte ich der „Affenbande“, die sich hangelnd, fressend und leichtfüßig im Gelände bewegte. Fast ebenso plötzlich erschien eine ganze Gruppe Kinder, johlend und Steine werfend, um jene Affen zu verjagen.

mir erschien es falsch nach tieren zu werfen, richtig war es wohl aber von den kindern, denn die affen plündern regelrecht die gärten und lassen nichts mehr übrig.


Hier findet das Leben öffentlich statt. Die Waschplätze sind am Rand der Wege, die Wasserinstallation, sofern es eine gibt, ist außerhalb des Hauses. So wird im Freien Zähne geputzt oder sich mal eingeseift. Dagegen haben wir es fast luxuriös. Es existiert eine kalte Dusche mit Duschvorhang. Ansonsten gibt es ein Waschbecken im Zentrum des Hauses, da trifft man sich dann zum Zähneputzen. Auch wenn es im Winter nicht richtig frostig wird, kriecht die Kälte in die Glieder. Viele Dinge sind auch überbewertet. Heizung, Einbauküchenschränke, Garderobenhaken, warmes Wasser zum Abspülen, nass wischen und vieles mehr. Alles ist einfach mal mehr, mal weniger tauglich – zumindest was meinen Eindruck angeht. Und das ist es, was mir zu denken gibt. Vieles erscheint auch nicht so wichtig, anderes dagegen umso mehr. Einerseits ist es überall sehr staubig und nicht gerade steril, andererseits muss man immer die Schuhe ausziehen, bevor man das Haus betritt. Ist dann auch wieder verständlich, da hier überall und immer auf den Boden gespuckt wird. Das ist für mich das einzige, das ich so richtig unangenehm finde…

alltag

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schuh

Grundsätzlich sind die Schuhe vor dem Betreten des Hauses auszuziehen. Auch die Kinder betreten die „Klassenhäuser“ ohne Schuhe. Oft helfen die Größeren den Kleineren beim Schuhebinden. Zur Schuluniform gehören schwarze Schnürschuhe oder Schlupfschuhe, aber nicht jedes Kind hat sie. Die meisten Erwachsenen tragen allerdings alle möglichen Varianten von Badeschuhen und Flip-Flops, auch mit Strümpfen. Das ist umso erstaunlicher, da damit auch sehr schwere Lasten über ein Stirnband getragen werden. Zum Beispiel große Holzbündel aus dem höher gelegen Wald. Zur Polsterung wird Gras zwischen Rücken und Holz gestopft.Aber auch Stroh, Heu oder frischer Grasabschnitt wird so getragen. Auch spezielle Körbe werden über die Stirn getragen.


werk selbst bei schweren lasten, ob auf dem kopf oder dem rĂźcken, werden hier zum laufen und wandern flip-flops getragen

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ÜBER DIE AUTORIN: Dagmar Petersen ist eine deutsche Mittelschullehrerin und Hobbyfotografin aus Rothenburg ob der Tauber, Bayern. In ihrem Sabbatjahr bereiste sie unter anderem Teile Nepals, um dort an der Heaven Hill Academy, einer kleinen Schule im Herzen Gaunshahars auf freiwilliger Basis Kunst zu unterrichten. Ihre Reiseerlebnisse sowie ihre Erfahrungen an der Schule hat sie hier festgehalten.

CREDITS Free University of Bolzano - Bozen Faculty of Design and Art Bachelor in Design and Art - Major in Design WUP 18/19 | 1st semester foundation course Project Modul: Editorial Design Design by: Luisa Maria Heindl Book | einmal weg, unterwegs in nepal Supervision: Project leader Prof. Antonino Benincasa Project assistants Maximilian Boiger, Gian Marco Favretto Photography: Dagmar Petersen Text: Dagmar Petersen Paper: Munken Lynx 150 gr. Arjowiggins Curious Skin Black 270 gr. Fonts: Arno Pro Geogrotesque Printed: Bozen-Bolzano, January 2019 Inside pages – Digital Print | Canon Cover – UV-Serigraphy



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