Glückliches Arabien? Mythos und Realität im Reich der Königin von Saba

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Wohlriechende Harze. Ein begehrter Rohstoff Duftstoffe in Form von Räucherwerk spielten in den meisten Kulturen des antiken Mittelmeerraums und des Vorderen Orients eine wichtige Rolle. Die Harze, allen voran Weihrauch und Myrrhe, waren besonders in religiösen Handlungen und im Totenkult begehrt. Der wohlriechende, dicke Rauch, der beim Verbrennen der Harze von den Altären der Tempel und Heiligtümer emporstieg, sollte die Kommunikation mit den Göttern ermöglichen, sie friedlich stimmen und für die Gebete der Priester empfänglich machen. Auch im häuslichen, profanen Gebrauch haben Duftstoffe aber eine nicht zu unterschätzende Bedeutung gehabt, bedenkt man, dass die Gerüche einer antiken Stadt wohl alles andere als angenehm waren. Bei der Herstellung von Körperparfümen spielten Harze ebenfalls eine wichtige Rolle, so beispielsweise Myrrhe, deren Öl als Fixativ verwendet wurde. In Ägypten wurde Myrrhe als Balsam bei der Mumifikation verwendet. Zahlreichen dieser Essenzen sagte man ferner medizinale Wirkungen nach. So benutzte man beispielsweise Weihrauch aufgrund seiner blutstillenden und wundheilenden Eigenschaften bei der Herstellung von Medikamenten. Es bleibt im Dunkeln, wann genau der Handel mit Aromata anfing. In den mesopotamischen Quellen wurde bereits im ausgehenden 3. Jt.v.Chr. von wohlriechenden Harzen aus Dilmun (heute Ostarabien/Bahrain) berichtet. Bemalte Reliefs im Tempel von Deir el-Bahari der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut (1479  –  1458 v.Chr.) zeigen, wie eine Schiffsexpedition in das sagenumwobene Land Punt (Somalia oder Äthiopien) reiste, um dort wohl Weihrauchbäume aufzuladen. Auch die Geschichte vom Besuch der Königin von Saba bei Salomo im 1. Buch der Könige spielt auf die Handelstätigkeit mit exotischen Waren an. Neuassyrische Quellen aus dem 8. und 7. Jh.v.Chr. berichten von südarabischen Händlern und tributpflichtigen Königen mit Geschenken in Form von Duftharzen. Besser ist die Quellenlage ab dem 5. Jh.v.Chr. Da wäre beispielsweise der griechische Geschichtsschreiber Herodot, der zum ersten Mal „Arabia“ als Herkunftsort zahlreicher Aromata nennt. Die früheste direkte Nennung der altsüdarabischen Königreiche im Zusammenhang mit der Produktion von Duftharzen stammt vom eingangs zitierten Theoprast von Eresos, einem Naturforscher aus dem ausgehenden 4. Jh.v.Chr. Er zählt die wichtigsten Königreiche, nämlich Saba, Hadramawt, Qataban und Ma’in als Herkunftsorte zahlreicher Aromata auf. Weihrauch 62

Palmyra

Sidon Tyros

Seleukia

Damaskus

Jerusalem

Babylon

Gaza Petra

Bosra

Charax

Ailana

Dumat Tayma

Myos Hormos

Hegra

Koptos

Gerrha?

Qala’at al-Bahrain

Yathrib

Berenike

Qaryat al-Faw

Najran

Ma’rib

Yeha

Moscha

Shabwa

Sumhuram

Weihrauch

Tamna Muza

Okelis

Myrrhe

Qani

Karawanenrouten

Aden

Sokotra

Verbreitung von Weihrauch und Myrrhe sowie Handelswege. Karte: © L. Gorgerat. 63

Seerouten


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