Gladiator. Die wahre Geschichte

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Im Angesicht des Todes. Der Kampf in der Arena

Der Höhepunkt im Amphitheater Gladiatorenkämpfe bildeten den unumstrittenen Höhepunkt der Darbietungen im Amphitheater. An einem solchen Veranstaltungstag fanden am Morgen die Tierhetzen und -kämpfe statt (Beitrag F.-W. von Hase), über Mittag wurden die zum Tode Verurteilten in teilweise morbiden Inszenierungen hingerichtet und am Nachmittag liefen die Stars der Arena ein, die Gladiatoren. Bereits im Vorfeld wurden die auftretenden Gladiatorentruppen beworben wie die zahlreich erhaltenen Graffiti in Pompeji bezeugen. Wahrscheinlich nicht ganz so pompös wie Julius Fučiks berühmter „Einzug der Gladiatoren“ (1899), aber dennoch unter musikalischer Begleitung zogen die Kämpfer durch die Stadt in die Arena und wurden dort von einem Ausrufer, dem sog. praeco, dem Publikum vorgestellt. Dieser wiederholte die Namen der Arenenkämpfer und ihre bisherige Kampfstatistik, die bereits im Vorfeld in der Form von libelli, kleinen Kampfbroschüren, allgemein bekannt waren. Nach einer letzten Prüfung der Waffen und Ausrüstungen bliesen die Musiker zum Beginn des Kampfes.

Der kodifizierte Kampf Entgegen der vor allem auf der Leinwand verbreiteten Annahme, dass jeweils Horden von Gladiatoren in einem brutalen Gemetzel aufeinander losgingen, wurden die Kämpfe in festen Paarungen ausgetragen. Kämpften die frühen Gladiatorentypen der Republik weitgehend gegen ihresgleichen, so wurden ab dem frühen Prinzipat asymmetrische Paarungen bevorzugt. Oft findet man in der Fachliteratur die Bezeichnungen von „Schwerbewaffneten“ und „Leichtbewaffneten“, um beispielsweise die Kämpfe zwischen Thraker und Murmillo oder Retiarius gegen Secutor zu umschreiben. Obschon diese Bezeichnungen dem militärischen Bereich entliehen sind, in dem man tatsächlich den Unterschied zwischen einer leichten und einer schweren Bewaffnung ausmachen kann, sind sie für die Gladiatur unzutreffend und irreführend. Betrachtet man nämlich das Gesamtgewicht der Ausrüstung eines angeblich leichtbewaffneten Gladiators wie eines Thrakers, so war sein Schild zwar tatsächlich kleiner und somit leichter als derjenige eines Murmillo, dafür trug er aber die zwei grossen Beinschienen, die deutlich schwerer waren als die kleinere, einfache Version des Mur-

Mosaik aus Bad Kreuznach: Kampf zwischen Thraex und Murmillo, spätes 2. Jh. n. Chr.

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