MOVING WORDS – SLOGANS 2013

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MOVING WORDS SLOGANS 2013 MOVING WORDS – SLOGANS 2013-I, konzeptuelle Grafik, 2013 MOVING WORDS – SLOGANS 2013II, konzeptuelle Grafik, 2013 MOVING WORDS – SLOGANS 2013, Sonderedition, konzeptuelle Grafik, 2013


MOVING WORDS SLOGANS 2013-I WANDINSTALLATION, 2013 32 Laserdrucke, 60 cm x 80 cm Die Arbeit ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit Werbeslogans des Jahres 2013. Bereits im Arbeitsprozess an der fotografischen Wandinstallation OHNE TITEL, welche sich mit prägnanten Details auf Werbeplakaten auseinandersetzte, spürte ich meine Faszination für die auf diesen Plakaten enthaltenen Sprüche. Sie spiegeln den Stand der Gesellschaft, ihre Normen, Werte, Ideologien und Utopien in sehr komprimierter und pointierter Form. Nimmt man diese Sprüche aus ihrem Werbekontext, entfalten sie ihr spezifisches Potential und regen zum Nachdenken und Dekonstruieren dieser, in ihnen enthaltenen, Normen und Wertvorstellungen an. Seit 2010 sammle ich Werbesprüche aus Printwerbekampagnen. Dabei fällt mir auf, dass der Gebrauch von Imperativen, also die Verwendung von Werbesprüchen mit Aufforderungen an den Konsumenten, als Werbestrategie immer häufiger genutzt wird. Ein paar Beispiele hierfür: Gesicht zeigen, Werte schaffen, das Richtige tun, Zeit wahr nehmen, Genuss erleben, weiter denken, was Echtes geniessen, sieh dich wach, schütze deine Heimat, mach aus Zeit mal Auszeit, triff die Vielfalt, werde laut, bilde dich fort, trau dich zart zu sein, schütze was du liebst, werden sie aktiv ... Dies scheint mir einen allgemeinen gesellschaftlichen Trend – wenn nicht sogar Zwang – wiederzuspiegeln. Unsere westliche Gesellschaft ist in einer Art Optimierungswahn gefangen, welcher einen ungeheuren Druck auf uns ausübt und das Gefühl verbreitet, jeder Einzelne soll und kann sich ständig weiter verbessern und verändern.


Ausstellungsansicht Augustinerkloster Gotha, 2013


MOVING WORDS – SLOGANS 2013, 2013 32 Laserdrucke, 60 cm x 80 cm, 11-20




... Die Foto-, Video- und Performancekünstlerin Anke Stiller hielt im Rahmen einer Ausstellungseröffnung auf dem Europaplatz in Stuttgart im September 2010 eine Eröffnungsrede, die als Performance konzipiert wurde und die allein aus einer Aneinanderreihung von Werbesprüchen bestand. Diese Aktion zeigt bereits, wie zahlreich, wie präsent Werbestrategien und Werbesprüche sind; wie sie uns in unserem Alltag umgeben, ja wie sie uns einfangen und unser Denken, Bewusstsein und Handeln prägen können. In ihren Schriftbildern isoliert sie die knappen, aber umso eindringlicheren Zitate von meist Werbeplakaten aus unserem Umfeld heraus. Indem sie allein den Text, d.h. die einzelnen schwarzen Lettern, auf weißem Papier in fetten Majuskeln druckt und rahmt, entnimmt sie diese aus ihrem eigentlichen Kontext. Die weiße Fläche des Grundes unterstützt dabei den vermeintlichen oder gut gemeinten Wahrheitsanspruch. Textzeilen wie „BILDE DICH FORT“, „TRIFF DIE VIELFALT“ oder „THINK GREEN“ sowie „JUMP INTO LIFE“ oder „OPEN YOUR MIND“ aus der Serie MOVING WORDS 2013, Slogans I sind an uns gerichtete Imperative, die nicht nur eine bestimmte Lebenshaltung und -einstellung fordern, sondern die zugleich darauf verweisen, wie wir nicht sind und was uns – anscheinend – fehlt. Dabei sollen wir doch nur „WEITER KOMMEN“, „MEHR ERLEBEN“ und „DAS RICHTIGE TUN“ und können dabei noch „GENUSS ERLEBEN“. Was spricht dagegen? Auszug aus der Rede von Elisabeth Rentsch zur Ausstellungseröffnung „WORTE“, Augustinerkloster Gotha, 07.09.2013


MOVING WORDS – SLOGANS 2013, 2013 32 Laserdrucke, 60 cm x 80 cm, 21-32




MOVING WORDS SLOGANS 2013-II WANDINSTALLATION, 2013 11 Laserdrucke, 19 cm x 17 cm

Ausstellungsansicht, Detail, Augustinerkloster Gotha, 2013


MOVING WORDS – SLOGANS 2013 II, 2013 Ausstellungsansicht Augustinerkloster Gotha



... In den kleinformatigen Arbeiten MOVING WORDS 2013, Slogans II begegnen uns nicht selten auch paradoxe Konstellationen innerhalb eines Werbespots zum Beispiel wenn es heißt „flexibler. sicher. fair.“ oder „natürlich. effektiv. gesund.“. Insgesamt können diese als Bestandsaufnahmen unserer Gesellschaft gelesen werden: es sind Erwartungshaltungen, die wir zu erfüllen haben, die aber – vor allem in ihrer Gesamtheit – von einem Ideal ausgehen, das es nicht gibt. Was wir in dem Kirchenraum und in den angrenzenden Ausstellungsräumen sehen, sind im Grunde Schrifttafeln, die in ihrer Prägnanz, Eindringlichkeit und vor allem auch in ihrer Reihung einen neuen und auch bewussteren Blick auf die gesellschaftlichen Formeln und Vorgaben zulassen und herausfordern. Anke Stiller spielt dabei mit Bekanntem und Irrationalem, mit Anspruch und Wirklichkeit und nicht zuletzt mit der Verortung des Individuums in dem Makrosystem der Gesellschaft. In diesem Sinne können wir in diesen Textzeilen und Wortblöcken auch Indikatoren unserer Gesellschaft lesen. Ihre künstlerische Umsetzung besticht durch das Herausfiltern des Kerns, also der Worte, aber sie bietet uns vor allem die Möglichkeit, eine neue Auseinandersetzung mit deren Bedeutungen, Strategien sowie deren ideologischen Gehalt und ihrer Relevanz für unser Alltagsleben und unser Bewusstsein zu aktivieren. Auszug aus der Rede von Elisabeth Rentsch zur Ausstellungseröffnung „WORTE“, Augustinerkloster Gotha, 07.09.2013


MOVING WORDS SLOGANS 2013 SONDEREDITION, 2014 10 Laserdrucke, 10 cm x 15 cm, Auflage: 10

MOVING WORDS – SLOGANS 2013 Sonderedition Vorderseite, 2014


Anke Stiller SteubenstraĂ&#x;e 15 99423 Weimar 03643 254523 anke-stiller@gmx.de www.anke-stiller.de Š Anke Stiller 2015


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