2009_04_anschlaege

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an.schläge 04/2009

an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april

thema

kultur

Darwinismus

Omnibus

Evolutionsbiologie und Feminismus: Ein schwieriges Verhältnis.

Subversion und Stadtgeschichte: Eine spannende Fahrt.

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-


FOTO: LUKAS BECK

Koproduktion: (UA)

MILLI BITTERLI / artificial horizon (A) Can you feel my hard beat? 08. bis 10. April 2009 INSEL NR. 8

Musen.Meister.Monster 17. bis 30. April 2009 Die Skulpturenedition Scherentänzerinnen von VALIE EXPORT kann käuflich erworben und gewonnen werden. Der Gesamterlös geht an den Verein BART.

OPEN UP

MÄRZ / APRIL 2009

VALIE EXPORT OPEN UP KOMMUNIKATION www.tqw.at


an.spruch

Kritische Allianzen Warum die Rechten inzwischen so gerne vom Patriarchat reden

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kapitalismus.kongress

Neue alte Kapitalismuskritik Der Kapitalismuskongress von Attac war weitgehend geschlechtsblind

08

migrations.management

„Wir brauchen mehr Festnahmen”

forum

thema

politik

Menschenhandel als Legitimation für Migrationskontrolle

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kinder.soldatinnen

Kinder im Krieg Mädchen werden an der Front und häufig auch sexuell ausgebeutet

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feminismus.darwinismus

Wer hat Angst vor Darwin? „Darwinistischer Feminismus“ und das Rätsel der Rädertiere

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weiblicher.terrorismus

Von Kätzchen und Tigerinnen Weiblichkeit als Camouflage und strategisches Mittel im Kampf

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an.sage

Happy Birthday, Puppe! Chris Köver gratuliert Barbie zum 50. Geburtstag

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liebe.ist

L(i)ebensformen lernen

gesellschaft

Barbie ist heuer 50 geworden, Charles Darwin würde 2009 seinen 200. Geburtstag feiern. Das langbeinige Busenwunder ist blutjung geblieben, Darwins Evolutionstheorie bis heute einflussreich – und beides hat einige feministische Relevanz. Den ambivalenten Aspekten der Plastiksache widmet sich in der an.sage diesmal nur eine Autorin: Lasst die Puppen tanzen, schlägt Chris Köver sinngemäß vor (S. 25). Dafür sind die zwei Positionen zum Darwinismus-Thema dieser Ausgabe höchst kontrovers. Denn während Kirsten Smilla Ebeling vor naiven Mensch-Tier-Analogien und ihren deterministischen Biologismen warnt, macht sich die Philosophin Griet Vandermassen für einen „darwinistischen Feminismus“ auf Grundlage der Evolutionspsychologie stark, die die Kontinuität zwischen den Spezies (S. 16ff) betont. Einen Differenzfeminismus ganz anderer Natur vertritt Katharina Karcher. In ihrer Studie über Terroristinnen der RAF und der Bewegung 2. Juni verweist sie auf deren strategische Inszenierungen von Weiblichkeit als häufig angewandtes Tarnungsmanöver (S. 22f). Dezidiert gegen jede Form weiblicher Camouflage spricht sich Hank Bobbit aus. Die Hillbilly-Rockabilly-Musikerin definiert sich als Butch und will als solche sichtbar sein – auf der Bühne wie auch auf der Straße (S. 36f). Um die Sichtbarmachung subversiver Stadtgeschichte geht es bei einer rebellischen Tour mit dem Omnibus durch Linz (S. 34f), um die Sichtbarkeit alternativer L(i)ebensformen bei einem engagierten Schulprojekt in der Steiermark (S. 28f). Nahezu unsichtbar blieb feministische Theorie auf dem Berliner Kapitalismus-Kongress von Attac, eine einzige Veranstaltung beschäftigte sich dort mit feministischer Kapitalismuskritik (S. 8f). Und dass Sichtbarwerden keineswegs zwangsläufig eine erfreuliche Entwicklung ist, zeigt schließlich der Bericht über ein EU-Projekt, das Richtlinien zur Datensammlung über MigrantInnen erarbeitet hat und neue Maßstäbe im europäischen Migrationsmanagement setzen wird (S. 10f). Kontrolle über Zuwanderung ist auch Kern des neuen humanitären Bleiberechts, das vor kurzem im österreichischen Nationalrat beschlossen wurde. Wie sich Gender- und Migrationsdiskurse auf unheilvolle Weise miteinander verbinden und weshalb kritische Allianzen gefordert sind, kommentiert Vina Yun im an.spruch. Ab sofort vertritt sie übrigens Saskya Rudigier, die sich seit März in Bildungskarenz befindet, als koordinierende Co-Redakteurin der an.schläge: Willkommen!

Liebe abseits von Heterosexualität vermittelt ein engagiertes Projekt

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sabine.strasser

Alice Schwarzers Nebenwidersprüche Parallelgesellschaften als populistisches Phantasma rechter Politik

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bus.touren

RebellInnen im Omnibus Drei Bustouren in Linz erkunden verborgene Stadtgeschichten

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hank.bobbit

„Ich definiere mich als Butch!“ Die Hillbilly-Rockabilly-Musikerin bricht mit Rock’n’Roll-Klischees

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an.klang

Österreichisch-schweizerische Freundschaft Musik für den Frühling!

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an.lesen

Vier Leben Hannah Behrends Autobiografie erzählt vom Überleben

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ge.sehen

kultur

auf.takt

an.schläge

Bestrickende Tierfilme Tricky Women 09: Schnelle Bilder, bunte Geschichten, viel Feminismus

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an.uns

an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen:

In 80 Pickerln um die Welt:

an.schläge i n

New York City

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at

Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78 Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76

Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at

Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@anschlaege.at

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Bettina Surtmann/ besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Sonja Eismann, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Verena Hasenhuber, Andrea Heinz/han, Ute Hölzl, Nina Honzik/niho, Gabi Horak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Mia Kager/miaK, Fo t o : S o l H a r i n g

Katharina Karcher, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Chris Köver, Eva Kuntschner, Kerstin Oberhauser/ker, Petra Öllinger, Nicole Rennhofer/nr , Julia Roßhart, Sara Fiona Schmidt, Nicole Sekler, Eva Steinheimer, Michèle Thoma, Griet Vandermassen, Ulrike Vieten

plus.minus: Lea Susemichel, Andrea Heinz Fotos: an.schläge-Archiv, Attac, Kevin Dooley, Mehmet Emir, Sol Haring, Emilie Jouvet, liebeist.org, Offenes Haus Oberwart, Harriet Vine, John Spooner, Anna Ternheim, trafo.K, Tricky Women

Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002

04 an.schläge april 2009

an.schläge werden gefördert von:


Vina Yun

Kritische Allianzen „Es gibt kein Bleiberecht in Österreich. Es gibt eine Novelle zur Erteilung von Aufenthaltstiteln aus humanitären Gründen.“ Sprach ÖVP-Innenministerin Maria Fekter Mitte März, als die Neuregelung des sogenannten humanitären Aufenthalts im Parlament debattiert und mit den Stimmen der Regierungsparteien angenommen wurde. Grund für die Änderung des Gesetzes war die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes im Juni letzten Jahres, dass es für Betroffene in Österreich keine geregelte Antragsmöglichkeit für ein humanitäres Bleiberecht gibt. Stattdessen wurde ein Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen bislang nur „von Amts wegen“, das heißt quasi als „Gnadenakt“ der Behörden gewährt. Abgeleitet wird das Bleiberecht aus der Europäischen Menschenrechtskonvention, die in Österreich im Verfassungsrang steht. Um dieses in Österreich zu erhalten, müssen nach der Neuregelung, die mit 1. April in Kraft tritt, bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie etwa Grad der Integration, Unbescholtenheit, das „tatsächliche Bestehen“ eines Familienlebens, Ausbildung, Deutschkenntnisse oder Selbsterhaltungsfähigkeit. Können z.B. Unterhalt, Unterkunft oder Krankenversicherung nicht vorgelegt werden, gibt es die Möglichkeit,„diese Mängel“ durch eine „Patenschaftserklärung“ (durch Einzelpersonen oder Organisationen) zu ersetzen. Solche „PatInnen“ haften für drei Jahre:„Damit sollen Kosten, die der Gebietskörperschaft und dem Steuerzahler entstehen könnten, vermieden werden“, verlautbarte das Innenministerium im Entwurf zur Gesetzesnovelle. Die Kritik an der Neuregelung, wie sie von antirassistischen NGOs und Medien formuliert wurde, reicht von der Problematisierung der Unterscheidung der Bleiberechtsfälle in zwei unterschiedliche Gruppen („Altfälle“ vs. Personen, die nach dem 1. Mai 2004 nach Österreich gekommen sind) über den Hinweis, dass die Letztentscheidung über einen „humanitären Aufenthaltstitel“ weiterhin beim Innenministerium liegt, bis hin zur Beanstandung des nach wie vor fehlenden Zugangs für Asylsuchende zum Arbeitsmarkt (die Aufnahme einer Arbeit ist „nur nach Erteilung eines Aufenthaltsvisums möglich“). Auch der erwähnte Kriterienkatalog und das Modell der Patenschaft verdeutlichen, was die Innenministerin bereits selbst in aller Klarheit formulierte: Für „Fremde“ gibt es in Österreich kein Recht zu bleiben.Wir erinnern uns:Von Fekter kam auch die Wortschöpfung des „Kulturdelikts“ – vor dem

Hintergrund einer öffentlichen Diskussion über Zuwanderung, in der die ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern immer häufiger als Erklärung für die Schwierigkeit oder das Scheitern einer „erfolgreichen Integration“ herangezogen werden. Dabei geht es stets um eine angeblich rückständige Geschlechterideologie innerhalb der migrantischen (insbesonders muslimischen) Familien und Communities – und nicht etwa um die Strukturen in der Einwanderungsgesellschaft, die Migrantinnen weitgehend entmachtet. Ursprünglich war das „Patriarchat“ ein in der Soziologie und Anthropologie entwickeltes Denkmodell, das während der 1970er von der Zweiten Frauenbewegung in den westlichen Industriestaaten reformuliert und von radikalen, marxistischen und psychoanalytisch orientierten feministischen Theoretikerinnen als zentrale Kategorie zur politischen Gesellschaftsanalyse eingesetzt wurde. Heute schlägt sich die Rede vom Patriarchat zunehmend als Abgrenzungsmerkmal zwischen MigrantInnen und Mehrheitsgesellschaft in Medien und Politik nieder. Entscheidend dabei ist, dass bestimmte Formen der Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen kausal mit „Kultur“ verknüpft werden. Letztlich dienen das empörte Aufdecken „patriarchaler Strukturen“ und „überkommener Traditionen“ hinsichtlich des Geschlechterarrangements im migrantischen Kontext auch immer dazu, Zuwanderung generell zu delegitimieren. Nicht von ungefähr stehen daher auch Themen wie Zwangsheirat und sogenannte Ehrenmorde seit einiger Zeit verstärkt auf den Agenden von PolitikerInnen und im Mittelpunkt der Berichterstattung, wenn es um „Integration“ geht. Sobald sogenannte traditionsbedingte Gewalt an Migrantinnen ins Spiel kommt, wird mit ungewöhnlicher Leidenschaft über weibliche Emanzipation und die Gleichstellung der Geschlechter debattiert – auch unter den Rechten. Unter der herrschenden Logik, in der sich kultureller Rassismus und Sexismus ineinander verschränken, werden die Stimmen von Migrantinnen selbst nur mehr in einem prekären Gegensatz von „für“ oder „gegen Tradition“ hörbar. Und gerade weil aktuelle Politiken die Geschlechterverhältnisse zu einem zentralen Thema in den hiesigen Migrationsund Integrationsdiskursen machen, bleiben Allianzen zwischen feministischen und antirassistischen Bewegungen ❚ weiterhin unerlässlich. april 2009 an.schläge 05


österreichan.riss dert mächtigsten Frauen gereiht, wirkte wie eine neoliberale Motivationstrainerin, der Beitrag der Geschäftsführerin von „Ja! Natürlich“ wie eine Werbeeinschaltung. Und Tina Reisenbichler resümierte schließlich, dass fünf Kinder, ein Studium in Mindestzeit und die Sales und -ServiceGeschäftsführung bei t-mobile eigentlich gar nicht der Rede wert sind, wenn man nur das richtige Zeitmanagement betreibt. miaK

opfer.schutz graz

Zweites Gewaltschutzgesetz beschlossen

Neue Unabhängige Frauenbeauftragte Seit 1. März ist mit Maggie Jansenberger die neue Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz im Amt. Sie wurde in einem öffentlichen Hearing und von einer unabhängigen Jury unter 31 Bewerberinnen ausgewählt. Jansenberger hat viel frauenpolitische Erfahrung, war zuletzt Obfrau des DOKU, Frauendokumentations- und Projektzentrums, und bei der Gesundheitsstelle Omega aktiv. Als unabhängige und weisungsfreie Frauenbeauftragte ist sie nun für fünf Jahre bestellt. Sie hat sich vor allem zum Ziel gesetzt, dass der Grazer Frauenrat, dessen Geschäftsführerin sie nun auch ist, ein Gremium wird, das bei politischen Entscheidungen mit einbezogen wird. GaH

auszeichnung

Women’s World Congress 09 Anfang März fand im Wiener Rathaus der zweite Women’s World Congress statt. Während der erste Kongresstag ganz im Zeichen des „neuen Feminismus“ stand, geriet vor allem der dem Thema Frauen und Finanzkrise gewidmete zweite Veranstaltungstag zunehmend zur Farce. Die Unternehmerin Marilyn Carlson Nelson, von Forbes unter die hun-

Das sogenannte Zweite Gewaltschutzgesetz wurde in langen Diskussionen mit ExpertInnen aus dem Opferschutzbereich detailliert vorbereitet und die Freude über baldige wesentliche Verbesserungen für Gewaltschutzopfer war durchaus berechtigt. Das meiste davon wurde Anfang März nun im Nationalrat auch beschlossen. Allerdings hatten die Regierungsparteien Tage zuvor noch schnell einen Abänderungsantrag im Justizausschuss ein- und durchgebracht: Das geplante Recht auf kostenlose juristische Prozessbegleitung auch in Zivilprozessen wurde wieder gestrichen.„Eine massive Einschränkung zu Lasten der Frauen“, empörte sich Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Auch für Maria Schwarz-Schlöglmann vom Gewaltschutzzentrum OÖ ist die Vorgangsweise skandalös:„Monatelang haben uns die politisch Verantwortlichen vertröstet, um jetzt, ohne jemanden zu informieren, das Gesetz über Nacht in wichtigen Teilen abzuändern.“ Bei der Abstimmung im Nationalrat wurde diese Kritik auch von den Grünen formuliert, gemeinsam mit allen anderen Parteien stimmten sie dem Gesetz aber letztlich zu. Zeitgleich präsentierten die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser übrigens ihre Jahresstatistik für 2008: 1.600 Frauen und 1.620 Kinder haben in 26 Frauenhäusern in ganz Österreich Schutz und Unterstützung (etwa bei der Arbeitssuche und -qualifikation) bekommen. Aufrecht bleiben muss auch die langjährige Forderung der Frauenhäuser nach einem eigenständigen Aufenthaltsstatus für Mig-

„STOLZ, NEID, ZORN UND WOLLUST“

führen das Sünden-Ranking an. Allerdings nur bei den Frauen. Wie die Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ berichtete, zeigen sich nämlich auch beim Sündigen deutliche Geschlechtsunterschiede. Das männliche Best-of: Wollust, Völlerei, Faulheit und Zorn. Überraschend unessenzialistisch fällt die vatikanische Analyse dieser Differenzen aus: Die Missachtung des Keuschheitsgebots etwa sei für Nonnen „wegen der sozialen Folgen besonders gefährlich“. Wohingegen Mönchen oft einfach „das für Eifersucht nötige Interesse füreinander fehle“. 06 an.schläge april 2009

maskulin

feminin

Armselig

Rührselig

Michelle Obamas Vorliebe für ärmellose Kleider stößt auf Kritik. Weil sie zu viel nackte Haut zeigen einerseits, weil die unter dieser Haut sichtbaren Muskeln zu unfeminin ausgeprägt seien andererseits. Doch wer braucht noch Feinde, wenn er solche Freunde hat: CNN bietet auf seiner Homepage Tipps fürs weibliche Oberarm-Training und schreibt:„Michelle Obama hat der Welt als 44-jährige Frau, als Mutter und First Lady gezeigt, dass man nie zu beschäftigt sein kann, um sich seinem Körper zu widmen.“ –

Mord und Totschlag, ein bisschen Prostitution, wenn es die Zeit erlaubt noch eine kleine Frauengeschichte. So kennen wir das von männlichen Verbrechensbekämpfern, sei es bei James Bond oder Wolf Haas’ Brenner: Testosteron bekämpft das Böse. Und auf einmal spritzt sich da einer Östrogene und will seine Männlichkeit wegschneiden lassen. In „Der Knochenmann“ lässt sich Brenners Spezi Berti staunend was über Geschlechtsumwandlungen erzählen und verliebt sich auch noch. Selten so schön unaufgeregt im falschen Film gelandet. +


rantinnen: Immer noch ist für viele von ihnen aufgrund der Gesetzeslage in Österreich eine Trennung vom Gewalttäter kaum möglich, ohne den Aufenthaltsstatus zu riskieren. GaH

16.april

Equal Pay Day Vollzeit beschäftigte Frauen in Österreich müssen dieses Jahr um exakt 73 Tage länger arbeiten, um das gleiche Gehalt wie ihre Kollegen zu bekommen. Das hat das internationale Karriere-Netzwerk Business and Professional Women (BPW) erhoben und deshalb den 16. April 2009 zum EQUAL PAY DAY erklärt. In allen Bundesländern finden an diesem Tag Aktionen und Diskussionen zum Thema Lohngerechtigkeit statt. Einer von vielen Gründen für die wachsende Lohnschere sei die fehlende Lohntransparenz, denn „viele Frauen wissen gar nicht, dass männliche Kollegen mehr verdienen und demnach fehlt ihnen die Grundlage für eine faire Gehaltsverhandlung“, so Sylvia Dillinger-Brigl, Präsidentin von BPW Austria. GaH

Womyn’s Gathering Das erste gab es 2008 in Freiburg, das zweite AutonomFeministische FrauenLesbenTreffen wird nun vom 9. bis 14. April in Wien stattfinden. NADINE KEGELE hat mit Frauen aus dem Organisationsteam über die geplante feministische Zusammenkunft mit buntem Programm gesprochen.

www.equalpayday.at, www.bpw.at

övp.tirol

Frauenpolitikerinnen gehen Ausgerechnet am Frauentag haben drei führende Frauen der Tiroler VP-Frauenorganisation das Handtuch geworfen. Die bisherige Obfrau Gretl Patscheider kritisierte, dass Frauen in der Partei nicht ernst genommen würden. Schon VP-Frauenchefin Maria Rauch-Kallat hatte beim Parteitag im November 2008 die geringe Frauenquote ihrer Partei kritisiert (Frauenanteil im Nationalrat: 23,5 Prozent). ÖVP-Generalsekretär Kaltenegger gesteht zwar gewissen Handlungsbedarf ein, eine verpflichtende Frauenquote komme allerdings nicht in Frage. GaH

preis.verleihung

MiA 2009 In fünf Kategorien wurden Anfang März zum zweiten Mal die Migrantinnen-Awards (MiA) für besondere Leistungen von Frauen mit internationalem Hintergrund in und für Österreich vergeben. Staatssekretärin Christine Marek, die Initiatorin des Awards: „Zum einen geht es darum, Erfolgsgeschichten von Frauen mit Migrationshintergrund, die in Österreich eine neue Heimat gefunden haben, vor den Vorhang zu holen und damit die öffentliche Wahrnehmung zum Positiven zu verändern. Zum anderen können gerade diese hervorragenden Frauen anderen Frauen Mut machen, Schritte zur eigenen Entfaltung zu setzen.“ Araba Evelyn Johnston-Arthur hatte den Preis im vergangenen Jahr abgelehnt. Ihre Begründung: „Einzelne Schwarze Frauen und Migrantinnen für ihre Erfolge vor den Vorhang zu bitten, macht nicht Mut, sondern inszeniert Anerkennung bei gleichzeitiger Aberkennung grundlegender Menschenrechte.“ Die Preisträgerinnen 2009: Aida Bohrn, Maria Archodoulaki, Emel Yahsi, Julya Rabinowich, Mirna Jukic, Sara Mansour Fallah. GaH www.mia-award.at

Der beim Womyn’s Gathering zu verhandelnde Themenkomplex umfasst nicht nur Themen wie Homophobie, Sexismus, Feminismus und Patriarchat, sondern z.B. auch Kapitalismus, Faschismus und Rassismus. Wie ist das alles unter einen Hut zu bringen? Für uns sind diese Herrschaftsverhältnisse untrennbar miteinander verwoben. Die autonom-feministische Frauen- und Lesbenbewegung verstehen wir als eine politische Bewegung, die diese Gesellschaft grundlegend neu gestalten will und kann. Dazu ist es notwendig, in gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen zu denken und Unterdrückung in jeglicher Form aus feministischer Sicht zu analysieren und zu bekämpfen. Ihr setzt nicht auf Frontalvorträge, sondern auf interaktive Mitgestaltung durch jede Teilnehmerin. Macht ihr es so zu einem persönlichen Treffen für alle und aktiviert gleichzeitig die Handlungskompetenz einer jeden? Selbstorganisierung (oder „D.I.Y.“) ist der Ausgangspunkt jeder feministischen Bewegung. Sie ist der einzige Weg aus der Abhängigkeit und entsteht aus Eigeninitiative, Kreativität und aus dem Wunsch, sich als Frauen aufeinander zu beziehen – jenseits von Hierarchien und Qualifikationen. Das FrauenLesbenTreffen ist ein bewusster Kontrapunkt zur herrschenden Eventkultur, und wir sind stolz, dass ein Treffen dieser Größenordnung in Selbstorganisierung in Wien stattfindet. Was hat das Treffen mit der EU zu tun? Nichts. Das „europaweite“ Treffen verstehen wir als ein kontinentales Treffen. Es steht in Widerspruch zu der Ausbeutung, den Grenzen und der militärischen „Ordnung“, die die Wirtschafts- und Militärmacht EU setzt. Ihr organisiert zusätzlich zum Diskussionsprogramm auch eine Demo, also auch ein explizit politisches Treffen? In einer von Männern dominierten, heteronormativen Gesellschaft ist ein autonom-feministisches FrauenLesbenTreffen per se politisch. Demos und Aktionen waren und sind immer Teil der autonomen Frauenbewegung. http://feministgathering.wolfsmutter.com

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kapitalismuskongress

Fo t o s : At t a c

Neue alte Kapitalismuskritik Eine einzige Veranstaltung des Attac-Kapitalismuskongresses machte Geschlechterverhältnisse zum zentralen Thema. Julia Roßhart war dort.

Haug, Frigga: Die Vier-in-einemPerspektive. Politik von Frauen für eine neue Linke. Argument Verlag 2008 Attac Gender-AG: www.attac-netzwerk.de/gender-ag

08 an.schläge april 2009

Der Kapitalismus ist mit der Finanzkrise zum massenmedialen Thema avanciert, über Kapitalismus wird wieder verhandelt, Kapitalismus wird kritisiert. Befragt man die omnipräsenten Kritiken und Lösungsangebote auf ihre Radikalität hin, relativiert sich die Rede von der gegenwärtigen Salonfähigkeit der Kapitalismuskritik jedoch: Zielen die Kritiken auf den Kapitalismus als solchen ab oder wird bloß der gegenwärtige Status Quo des Kapitalismus als „Casino-Kapitalismus“ kritisiert? (Und: Wo liegt die Grenze zwischen beiden?) Verfolgen die vorgeschlagenen Maßnahmen eine Stabilisierung oder Reformierung, eine Transformation oder gar das Ende des Kapitalismus? So unterschiedlich die Diskussionsbeiträge hinsichtlich ihrer Radikalität und Stoßrichtung auch sein mögen,

was in der aktuellen medial-öffentlichen Diskussion insgesamt – und fast vollständig – fehlt, sind feministische Kapitalismuskritiken und Reflexionen über das Verhältnis von Kapitalismus und Geschlecht.

wohnte Leerstelle: Eine einzige von insgesamt knapp hundert Veranstaltungen befasste sich mit Kapitalismus und Geschlechterverhältnissen. Nur Frigga Haug, bis 2001 Professorin für Soziologie in Hamburg, entwarf eine dezidiert feministische Zielperspektive für eine Feminismus und Kapitalismus. Vom 6. bis 8. alternative Organisation von Leben und März (Internationaler Frauentag!) fand Arbeit. Ihre „Vier-in-Einem-Perspektive“ in Berlin der Kapitalismuskongress der gründet auf der Überzeugung, dass der globalisierungskritischen Organisation kapitalistische Akkumulationsprozess durch eine Mittel-Zweck-Verkennung Attac statt – mit 2.500 BesucherInnen gekennzeichnet sei, in der die Produktiein unerwartet erfolgreicher Kongress, on des Lebens der Produktion der Leder in dutzenden Veranstaltungen Raum für Weiterbildung und Diskussion bensmittel – heute organisiert als Lohnarbeit – untergeordnet sei. Das heißt: in Sachen Kapitalismus und Krise bot, Reproduktionsarbeiten werden als Beiund damit für linke Bewegungen in Deutschland ein wichtiges Moment ka- werk des kapitalistischen Produktionsprozesses marginalisiert, der allerdings pitalismuskritischer Diskussion und seinerseits in eine ÜberakkumulationsMobilisierung darstellte. krise geraten sei. Darin machte auch Doch leider offenbarte der Blick in Globalisierungstheoretikerin Saskia das Programmheft auch hier die ge-


kongresskapitalismus Sassen im Eröffnungspodium die Spezifik der gegenwärtigen Krise aus: Sie ließe sich – und das sei neu – nicht lösen, indem weitere gesellschaftliche Sektoren in den Finanzsektor und seine Logik integriert werden, da fast nichts mehr übrig sei. Die Folge: „Capitalism implodes“. In der Marginalisierung jener Tätigkeiten, die sich nicht sinnvoll in die

ruhmreiche Bilanz ziehen: Es blieb bei der einen Veranstaltung von Frigga Haug, die als einzige das Geschlechterverhältnis zum zentralen Thema machte. Was die zahlenmäßige Vertretung von Frauen auf dem Kongress anbelangt, standen circa vierzig Referentinnen etwa 110 Referenten gegenüber. Positiv hervorzuheben ist indes, dass die zentralen Podien auf dem Kongress ge-

großen Debatten der feministischen Wissenschaften nicht gerade en vogue zu sein. Das heißt aber natürlich nicht, dass es überhaupt nichts dergleichen gibt – eine Fülle wissenschaftlicher Arbeiten befasst sich etwa kritisch mit dem Neoliberalismus und problematisiert den Abbau sozialer Absicherungen und dessen Prekarisierungsfolgen, von denen Frauen tendenziell in stärkerem

Frigga Haugs politische Forderung zielt auf eine radikale Verkürzung der täglichen Erwerbsarbeitszeit auf vier Stunden, um Platz zu schaffen für reproduktive Arbeit, für die Gestaltung der Gesellschaft und für die Arbeit an sich selbst. „Zeitsparlogik“ (Haug) oder in die Logik des „Maximalprofits“ (Publizistin Daniela Dahm auf dem Eröffnungspodium) einfügen lassen, treffen bei Haug Kapitalismus und Geschlechterungleichheit aufeinander. Die politische Forderung, die sie ableitet, zielt auf eine radikale Verkürzung der täglichen Erwerbsarbeitszeit auf vier Stunden, um Platz zu schaffen für reproduktive Arbeit, für die Gestaltung der Gesellschaft und für die Arbeit an sich selbst. Ziel ist die gleichwertige Verknüpfung der vier Bereiche Erwerbsarbeit, Reproduktionsarbeit, politische Arbeit und individuelle Entwicklung, bei Anerkennung ihrer je eigenen Logiken. Damit einher geht eine Absage an die arbeitsteilige StellvertreterInnenpolitik: Mit dem vorgeschlagenen Zeitmodell kann diese durch die aktive Gestaltung von Gesellschaft durch alle ersetzt werden. Unfeministische Kapitalismuskritik. Haug sprach zudem die historische Marginalisierung der Frauenbewegung in der ArbeiterInnenbewegung an und bemerkte, dass auch gegenwärtige linke kapitalismuskritische Interventionen wie der Attac-Kongress schlicht unter Auslassung der Frauenfrage operieren. Auch Deborah Ruggieri, Mitglied der Gender-AG von Attac und Moderatorin auf dem Kongress, teilte diese Einschätzung: In globalisierungskritischen, linken Bewegungen und NGOs des deutschsprachigen Raumes sei es um die Verknüpfung von Feminismus und Kapitalismuskritik momentan schlecht bestellt. Bezogen auf den Attac-Kongress jedenfalls lässt sich eine wenig

schlechterparitätisch besetzt waren. Auch sonst nimmt Attac bis dato keine Vorreiterrolle ein, was die Berücksichtigung feministischer Perspektiven, eine geschlechtergerechte Organisationsstruktur und die Repräsentation nach außen anbelangt. Allerdings tut sich hier etwas: 2008 hat sich die bundesweite Gender-AG gegründet, die auf die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Organisation hinwirkt und zugleich inhaltlich zu Geschlecht und Globalisierung beziehungsweise Kapitalismus arbeitet. Die AG intervenierte am Abschlusstag des Kongresses mit einer politischen Aktion, um auf die Marginalisierung feministischer Perspektiven auf dem Kongress aufmerksam zu machen. Denn: „Auch bei Attac wird Wirtschafts- und Finanzkompetenz offensichtlich männlich geschrieben“, so das begründende Statement der AG auf ihrer Homepage. Ruggieri schätzt das feministische Veränderungspotenzial bei Attac allerdings sehr positiv ein: Erstens sei eine deutliche Tendenz in Richtung einer besseren Verankerung von Geschlechtergerechtigkeit auszumachen. Und zweitens werde die Verknüpfung von Geschlecht und Finanzkrise verstärkt zum Thema inhaltlicher Arbeit. Kapitalismusunkritischer Feminismus. Haug verwies darüber hinaus auf Nachfrage auf eine weitere Leerstelle: Das weitgehende Fehlen kapitalismuskritischer Perspektiven im gegenwärtigen akademischen Feminismus (was Deutschland und Österreich anbelangt). Tatsächlich scheint Kapitalismuskritik in den

Maße betroffen sind als Männer. Des Weiteren werden Kritiken an neoliberalen Subjektvorstellungen und politischen Programmen (Hartz IV) formuliert, die auf individuelle Selbstverantwortung und „Aktivierung“ setzen: Ungleiche Ausgangsbedingungen aufgrund von Geschlecht, Klasse und Ethnizität würden unsichtbar gemacht, was zu einer Entpolitisierung und Entsolidarisierung beitrage. Arbeiten aus den Forschungskontexten der Queer Theory kreisen um die Frage nach dem Verhältnis von Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität auf der einen und Kapitalismus auf der anderen Seite. Hier hat eine Reflexion darüber eingesetzt, dass sich der gegenwärtige (neoliberale) Kapitalismus möglicherweise als so flexibel erweisen könnte, dass ihn auch eine grundlegende Irritation der zweigeschlechtlichen Gesellschaftsordnung nicht zwangsläufig maßgeblich erschüttern würde. Mit der Frage nach einer feministischen Kapitalismuskritik stellt sich auch jene nach einem zeitgemäßen linken Feminismus neu. Jenseits von „F-Klasse“ und „Karrierefeminismus“ sowie konservativer Familienpolitik und MutterEthos; global denkend, nicht elitär, die unterschiedlichen und miteinander verknüpften Ungleichheitsrelationen und Ausschlussmechanismen im Blick. Möglicherweise liefern die wirtschaftliche Krise und die sie umgebenden Debatten einen Anstoß für eine diesbezügliche Suchbewegung – in den wissenschaftlichen Kontexten ebenso wie in linken (globalisierungskritischen) Bewegungen. ❚ april 2009 an.schläge 09


migrationsmanagement

„Wir brauchen mehr Festnahmen“ Um die Migration in die EU noch stärker zu kontrollieren, systematisieren Regierungen, Exekutive und andere Institutionen den Datenaustausch auf europäischer Ebene – und argumentieren dabei immer öfter mit dem „Opferschutz“ im Kampf gegen den Menschenhandel. Von Verena Hasenhuber Ende Februar standen etliche Polizeiwagen vor dem Palais Festetics in Wien. In feierlichem Rahmen wurden hier die Ergebnisse des EU-finanzierten Projekts „Richtlinien zur Datensammlung im Kampf gegen den Menschenhandel inklusive komparativer Indikatoren“ vorgestellt. Der unscheinbare Titel steht für ein Projekt, das mit seiner Tragweite alle EU-Staaten betrifft und enorme Auswirkungen auf die Wissensproduktion über Migration und damit auf die Migrationskontrolle haben wird. Entsprechend einflussreich waren die TeilnehmerInnen der Konferenz, die sich auch als „Task Force against Trafficking in Human Beings“ (TF-THB) be-

NGOs und anderen Opferschutzeinrichtungen, Migrations- und Grenzkontrollinstitutionen, Aufsichtsbehörden und anderen ausgetauscht werden. Dieses Datenkonglomerat wird dann an eine nationale Plattform transferiert und von dort an die EU weitergegeben. Eröffnet wurde die Konferenz von der österreichischen Innenministerin Maria Fekter, die damit ein „deutliches Signal gegen den Menschenhandel“ setzen wollte – denn einem globalen Problem könne nur gemeinsam begegnet werden. Es handle sich um komplexe Ausbeutungsszenarien, es gehe um Männer, Kinder und Frauen, um sexuelle Ausbeutung genauso wie um Organhandel, Kinderhandel und die Ausbeu-

nach einer repressiveren Asylpolitik aufgefallen ist, für die Opfer von Menschenhandel stark macht. „Opferschutz“. Ähnliches gilt für den Innen- und Justizminister Tschechiens, Ivan Langer, der sich auf der Konferenz mitunter fast wie ein Menschenrechtsaktivist anhört. Dabei fordert Langer in Zeiten der Finanzkrise eine Abschiebung von arbeitslos gewordenen vietnamesischen ArbeiterInnen. Sie bekommen dafür einen Freiflug und 500 Euro, denn das sei, so Langer, immer noch billiger, als sie illegal im Land zu lassen. Die Dramaturgie der Ansprachen gleicht sich. Die PodiumsteilnehmerInnen beginnen mit der Dringlichkeit, den

Die Bekämpfung von Menschenhandel ist Teil eines EU-Migrationsmanagements geworden, das Rückführungen von MigrantInnen als Rettungsmassnahmen etikettiert. zeichnen und aus unterschiedlichen Bereichen kommen. In den letzten 18 Monaten haben MinisterInnen aus Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei, Migrationskontroll-Agenturen wie Frontex und die IOM (International Organization for Migration), Polizei aus Luxemburg und Belgien, EUROPOL (Europäisches Polizeiamt), WissenschaftlerInnen und NGOs gemeinsam Richtlinien erarbeitet, durch die sowohl Opferals auch Täterdaten vereinheitlicht und damit im Kampf gegen den Menschenhandel eingesetzt werden können. Die Daten sollen auf lokaler Ebene gesammelt und etwa zwischen Polizei, 10 an.schläge april 2009

tung in Arbeitsverhältnissen. Um Menschenhandel bekämpfen zu können, brauche man entsprechende Daten – das Problem bei der Datensammlung seien bisher aber die unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen in den verschiedenen Nationalstaaten, die fehlende Kompatibilität der technischen Systeme und die Frage nach den Nutzungsrechten, womit gemeint ist, wer die Daten einspeist und wer auf sie zugreifen darf. Angesichts dieser Vorhaben verwundert es auch nicht, dass sich nun ausgerechnet Maria Fekter, die bislang weniger durch humanitäres Engagement denn durch ihre Forderungen

Opfern zu helfen, und enden mit unterschiedlichen Aspekten der Migrationskontrolle. Die Bekämpfung von Menschenhandel ist Teil eines EU-Migrationsmanagements geworden, das Rückführungen von MigrantInnen als Rettungsmaßnahmen etikettiert. Der Generaldirektor der IOM, William Lacy Swing, etwa stellt ein Ungleichgewicht zwischen qualitativen und quantitativen Daten fest. Durch das gemeinsame Projekt solle nun das Schwergewicht auf die Datenmenge gelegt werden: „Wir brauchen mehr Festnahmen“, lautet seine abschließende Feststellung.


Österreichs „Problem“ sei es, zugleich Ziel- und Transitland zu sein, meint wiederum Maria Fekter, und ohnedies könne man die Opfer in ihren Herkunftsländer am besten beschützen. Sie betont, dass es beim Menschenhandel nicht nur um die Täter, sondern explizit auch um die Opfer und – im Sinne der Prävention – insbesondere um die potenziellen Opfer gehe. Diese, führt Ivan Langer weiter aus, sind vor allem Fremde in der EU und MigrantInnen in prekären Lebenssituationen, da gerade sie besonders gefährdet seien. Deshalb schlägt er ein Projekt der freiwilligen Rückkehr für potenzielle Opfer vor, da sie den Gefahren zuhause am besten entgehen können. Grenzenlose Kontrolle. Weil laut Tibor Draskovics auch Ungarn Ziel- und Transitland ist, wünscht er sich eine übergeordnete Institution, damit das Projekt nicht gleich wieder an Schwung verliere. Sein Vorschlag: EUROPOL. Vladimir Cecot, Staatsekretär und Innenminister der Slowakei, verweist auf das Informationszentrum für die Sammlung von Daten zum Thema Menschenhandel seines Landes. Er schlägt vor, dieses als europäisches Zentrum zu nutzen, dort die Daten zu analysieren und sie schließlich nach Europa weiterzuleiten. Und er verweist auf die nicht-registrierten Roma-Kinder, die ein großes Problem darstellen würden, da sie quasi nicht existieren und so leicht zu Opfern würden. Deshalb habe die Slowakei nun Roma-Müttern sogenannte Gesundheitsassistenten zur Seite gestellt. Diese begleiten die schwangeren Frauen bis zur Geburt, um sicher zu stellen, dass das Kind auch registriert wird. Maria Fekter fallen hierzu sofort die Bettlerbanden in Österreich ein, die gerade aus solchen Kindern bestünden. Hier gebe es enorme Schwierigkeiten bei den freiwilligen Rückkehrangeboten. Für Eva Biaudet, Sonderbeauftragte des OSZE, zeigt sich an solchen Beispielen die Wichtigkeit einer nachhaltigen Zusammenarbeit der Nationalstaaten, denn wenn ein Staat nicht mitziehe, sei das schlecht für alle. So brauche es zuallererst einen politischen Willen auf lokaler Ebene – die OSZE wäre dann gerne Partner bei der Umsetzung. Migration oder Menschenhandel. Doch es gab auch Lichtblicke auf der Konferenz. Wie etwa die Wortmeldung des Botschafters

aus Ecuador, der auf die Vermischung zwischen Menschenhandel und Migration hinwies und damit auf die Gefahr aufmerksam machte, Migration im Gesamten zu kriminalisieren. Oder die Statements von Podiumsrednerin Barbara Uhl, Präsidentin der EU-ExpertInnengruppe zur Menschenhandelsbekämpfung: Sie plädierte für einen Opferschutz, der sich nicht in Rückführungen ins Herkunftsland erschöpft, und forderte einen Abschiebestopp sowie Bürgerrechte für MigrantInnen. Insgesamt jedoch werden die grausamen Realitäten von Ausbeutung und Gewalt instrumentalisiert, um Migration zu kontrollieren. Daran arbeiten sowohl staatliche wie nicht-staatliche Akteure mit. Dieser Diskurs über Menschenhandel fragt nicht nach den tatsächlichen Ursachen, denn dann würde man gerade in der Grenz- und Migrationskontrolle fündig werden. Hier finden Entrechtungen in den Aufenthalts- und Arbeitsbestimmungen statt, die Menschen dazu zwingen, sich überhaupt in prekäre Abhängigkeitsverhältnisse zu begeben. Aber über die Entrechtungen durch die Nationalstaaten wird kein Wort verloren. Datenspeicher gegen Terror. Die Konferenz diene nicht alleine der Präsentation der Ergebnisse des Projekts, wie Fekter nicht müde wird zu betonen. Denn die Tagung ist zugleich der Startschuss für die Implementierung der erarbeiteten Richtlinien zum vereinheitlichten Datenabgleich von Täter- und potenziellen Opferdaten in den Nationalstaaten. Im Grunde sind damit fast alle MigrantInnen gemeint. So werden also die „Guidelines for the Collection of Data on Trafficking in human beings, including comparable indicators“ zu einem weiteren Stützpfeiler des Migrationsmanagements. Ivan Langer, dessen Land den EURatsvorsitz im ersten Halbjahr 2009 innehat, hat bereits angekündigt, den juristischen Rahmen für die umstrittene Sammlung von Fluggastdaten nach USamerikanischem Vorbild schaffen zu wollen. Natürlich aus Gründen der Terrorsicherheit. Für Datenspeicherung wird immer die Sicherheit des Einzelnen vorgeschoben. Nun auch die Sicherheit der Opfer von Menschenhandel, die dadurch gleich noch einmal Opfer werden, nur diesmal ❚ durch ihre „Retter“.

Beate Hammond

Gattinnenwahl Neulich gab der mir bekannte F. seine herannahende Hochzeit bekannt. Da er vorher ziemlich lange als Single lebte, war der Bekanntenkreis dementsprechend neugierig auf seine Zukünftige. Wir hatten schon viel von ihr gehört, aber noch nicht wirklich viel von ihr gesehen. Ein gemeinsames Essen schien zunächst gut gelaufen zu sein. Wir aßen, tranken, amüsierten uns. Sie sei ja wirklich nett, sagte eine Teilnehmerin nachher. Sogar sehr nett, bekräftigte ein anderer. Ein liebenswürdige, witzige Person, charakterstark. Zweifellos intelligent, denn wie konnte sie sonst ein Mathematikstudium abschließen und auch noch in einem Großkonzern in verantwortlicher Stellung reüssieren. Ein glückliches Händchen hätte F. mit dieser Partnerin bewiesen, sagte ein Mann, besonders da F. öfter mit Geldproblemen kämpfte. Nun wäre zumindest die Haushaltskasse wohl immer prall gefüllt. Allerdings, warf nun eine Frau ein, allerdings … Pause, betretenes Schweigen, Herumdrucksen … Alle sahen sich an und dachten das Gleiche. Schön ist sie nicht gerade, sagte schließlich jemand. Erleichtertes Aufatmen. Nein, wirklich nicht, nickten einige. Aber auch nicht hässlich, werfen andere ein. Und überhaupt, liegt Schönheit nicht sowieso im Auge des Betrachters? Ja, ja, selbstverständlich, natürlich. Und so schiach war sie ja nicht. Aber eigentlich, sind wir doch ehrlich, sagte nun eine besonders gehässige Person, eigentlich hätte F. doch etwas Besseres haben können. Oder? Niemand sprach, denn allen war das Thema peinlich. Wir hielten uns doch ausnahmslos für aufgeklärte Menschen, die sich nicht von Äußerlichkeiten blenden ließen. Und trotzdem. Es war schon traurig, dass die liebenswürdige, witzige, intelligente, gut verdienende Mathematikerin nicht auch noch schön (was auch immer das sein mochte) war. Und noch trauriger ist es, dass selbst im 21. Jahrhundert, mehrere Jahrzehnte nach der Zweiten Frauenbewegung, Schönheit oft immer noch der einzig entscheidende Maßstab ist, an dem Frauen gemessen werden. april 2009 an.schläge 11


kindersoldatinnen

Kinder im Krieg Schätzungsweise gibt es weltweit 250.000 bis 300.000 KindersoldatInnen. Ungefähr 120.000 davon sind Mädchen, die nicht nur an die Front müssen, sondern häufig auch noch sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Von Silke Pixner gegen den Einsatz von Kindersoldaten“, die sich aus Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Terre des Hommes und Human Rights Watch zusammensetzt, oder die UNICEF, haben durch ihre Arbeit zwar ein verstärktes Bewusstsein für die Problematik geschaffen, doch noch immer werden in mehr als zwanzig Ländern Kinder als SoldatInnen eingesetzt. Obwohl der Missbrauch von Kindern international geächtet und verboten ist, werden Minderjährige rekrutiert – und zwar nicht nur von Rebellenorganisationen und Milizen, sondern auch von Regierungstruppen. Vor allem aus Myanmar gibt es immer wieder Augenzeugenberichte, dass Kinder mit falschen Versprechungen an den Bushaltestellen oder Bahnhöfen angelockt und dann entführt werden. Auch in Sri Lanka und Kolumbien werden Kinder als SoldatInnen zwangsrekrutiert. Am schlimmsten ist die Situation aber nach wie vor in Afrika: In Somalia, wo seit Jahren Warlords Angelockt und entführt. Neun Jahre sind herrschen, in der sudanesischen Kriinzwischen vergangen, doch an der Si- senregion Darfur, wo seit Jahren ein tuation von KindersoldatInnen hat blutiger Krieg seine Opfer fordert, und sich wenig geändert. Zahlreiche Hilfsim Tschad, wo Flüchtlinge aus Darfur organisationen, wie etwa die „Koalition in den Camps angeworben werden. „Ich wurde zweimal in einem Busch von meinem Hauptmann und seinem Bodyguard vergewaltigt. Ich fühlte mich so schlecht, weil ich noch so jung und nicht bereit für Sex war. Aber das Schlimmste ist, dass ich nicht weiß, ob sie AIDS hatten“, berichtet eine 17-jährige Kindersoldatin. „Mädchen, die zurückschimpften, wenn sie in den Lagern als Huren und Schlampen beschimpft wurden, wurden aufsässig genannt. Die Soldaten sagten, die Braut ist in Hitze und sie bekam „la vaca“ (die Kuh). Das ist eine Massenvergewaltigung, an der sich zwanzig oder fünfundzwanzig Jungs beteiligten“, erzählt eine ehemalige Kindersoldatin unbekannten Alters aus Kolumbien. Entnommen sind diese Schilderungen einem Vortrag von Guila Tamayo, einer Rechtsanwältin, die für das Lateinamerikanische und Karibische Komitee für Frauenrechte (CLADEM) arbeitet. Der Vortrag fand im Jahr 2000 statt.

12 an.schläge april 2009

Ende 2007 waren etwa 10.000 KindersoldatInnen im Tschad. „Kindersoldaten sind ideal, weil sie sich nicht beschweren und keinen Lohn erwarten. Und wenn man ihnen befiehlt zu töten, dann töten sie“, so ein Offizier der tschadischen Armee im Bericht der „Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten“, der zuletzt 2008 veröffentlicht wurde und alle vier Jahre erscheint. Gefügig gemacht. KindersoldatInnen töten, weil sie zuvor selbst Opfer unvorstellbarer Gewalt wurden. Martha Miklin von UNICEF Österreich über die Methoden der Peiniger: „Die Kinder werden so abgehärtet, dass ihnen nicht bewusst ist, was sie tun. Sie müssen töten, foltern, werden zu kleinen Tötungsmaschinen herangezüchtet und verlieren den Zugang zu ihrem Unrechtsbewusstsein, denn auch für sie geht es um’s nackte Überleben. Ihre Peiniger beherrschen es perfekt, sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen und zu manipulieren. Sie zerstören ihre Seelen systematisch aus eiskaltem Kalkül und deformieren sie zu Marionetten, um Eigeninteressen zu befriedigen. Jemand, der dieses Schicksal selber nicht erlitten hat, ist wohl unmöglich in der


soldatinnenkinder Lage, affektiv nachzuvollziehen, was in so einem Kind vorgeht.” Auch extreme Gewalt gegenüber Gleichaltrigen oder Jüngeren wird als „Ausbildungsmethode“ verwendet. Ein 13-jähriges Mädchen aus Uganda erzählt im Bericht der „Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten“: „Seit Tagen hatten wir nichts zu essen und als wir Asamuk (Anm.: Stadt in Uganda) erreichten, sagten die Rebellen, wir sollen Essen zubereiten. Sie sagten uns, wir sollen unter uns ausmachen, wer aus unserer Truppe gegessen werden würde. Zuerst glaubten wir an einen Scherz, doch dann wählten sie ein Mädchen aus. Sie schlachteten es und schnitten es in Stücke. Dann befahlen sie uns, es zu kochen. Als es fertig war, mussten wir das gekochte Mädchen essen. Nachher wurden wir gezwungen,

fürchte mich davor, eine Krankheit zu haben. Ich würde mich gerne testen lassen, aber es ist niemand da, um mir zu helfen. Ich wurde zwar in einem Aufnahmezentrum in Gulu (Anm.: Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Uganda) getestet, aber ich erfuhr nie das Ergebnis des Tests. Der Doktor sagte mir, es sei besser, das Resultat nicht zu wissen”, berichtet eine ehemalige 17jährige Kindersoldatin. Geschlechtskrankheiten und AIDS sind oftmals die Resultate einer Vergewaltigung. Außerdem sehen sich die Mädchen immer wieder mit ungewollten Schwangerschaften konfrontiert. Laut Miklin müssen junge Mädchen die Kinder ihrer Peiniger austragen und erfahren in vielen Fällen dadurch zusätzlich Diskriminierung und Ausgrenzung.

aus den Fängen der bewaffneten Gruppierung ziehen wollen. Denn trotz allem wird die Gruppierung zu einer Art von Familie, an die man sich gewöhnt hat und die einem Schutz gibt”, erklärt Miklin die Mechanismen. Um Kinder in Zukunft vor einem Schicksal als SoldatIn zu bewahren, fordert etwa die „Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten”, dass niemand, der/die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, angeworben, zwangsweise rekrutiert oder in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt werden darf. Ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den Missbrauch von Kindern als SoldatInnen ist außerdem die UN-Kinderrechtskonvention. Im Mai 2000 wurde ein Zusatzprotokoll beschlossen, das es verbietet, Kinder unter

„Ehemalige Kindersoldatinnen reagieren oft mit Wut und Aggression auf die Personen, die sie aus den Fängen der bewaffneten Gruppierung ziehen wollen. Denn trotz allem wird die Gruppierung zu einer Art von Familie, an die man sich gewöhnt hat und die einem Schutz gibt.”

einen alten wehrlosen Mann zu töten. Nach einer Woche kamen wir in mein Heimatdorf. Mir wurde befohlen, meinen Großvater zu ermorden. Ich versuchte mich zu weigern, doch sie schlugen mich so lange, bis ich einwilligte, ihn zu steinigen.“

Befreiung und Hilfsprojekte. Auch nach einer Flucht oder Befreiung sind die Leidenswege der KindersoldatInnen noch lange nicht zu Ende: Neben den möglichen gesundheitsgefährdenden Folgen der Vergewaltigungen sind die Kinder oft verstümmelt oder müssen mit ihrer Drogen- und Medikamentensucht ferSexuelle Gewalt. Besonders hart trifft es tig werden. Die psychischen Folgen sind die entführten Mädchen. Denn sie müs- kaum nachzuvollziehen. Die vergewalsen nicht „nur” Hilfsdienste im Kampf tigten Mädchen erfahren bei ihren Faleisten: „Mädchen werden in bewaffne- milien oftmals kein Verständnis. Sie ten Konflikten meistens als Sexsklavin- werden als entehrt und unrein gesenen missbraucht, viele werden sehr hen, oft ist es ein langer Weg, bis sie jung verheiratet und sind dann tägliwieder in den Familienverband aufgechen Vergewaltigungen und Demütinommen werden – falls das überhaupt gungen ausgesetzt, ganz abgesehen der Fall ist. Zeigt sich die Familie verdavon, dass sie sich um den Haushalt ständnislos, endet der Weg für die kümmern und dort schuften müssen”, Mädchen oft in der Prostitution. schildert Martha Miklin von UNICEF Dass die Kinder häufig gezwungen Österreich das Schicksal der Mädchen. wurden, Verwandte oder Nachbarn zu Sexuelle Gewalt gegen Kindersoldatin- töten, erschwert eine Rückkehr ins Lenen ist eine Methode, um Kontrolle, ben zusätzlich. Durch ihre Taten werden Macht und Zwang innerhalb der Hierar- sie stigmatisiert und eine Wiederaufchie durchzusetzen. Eine Methode, die nahme ins Dorf oder in die Familie wird neben den seelischen und körperlichen so gut wie unmöglich. Ein Wissen, das Schmerzen auch noch eine ganz andere die Peiniger ausnützen, um sie von eiGefahr birgt: „Ich kann den Schmerz der ner Flucht abzuhalten. „Ehemalige KinVergewaltigung spüren, als ob ich Wun- dersoldatinnen reagieren oft mit Wut den in meinem Inneren hätte, und ich und Aggression auf die Personen, die sie

18 Jahren einzuziehen. 122 von rund 200 Staaten haben das Abkommen bisher unterzeichnet. Die UNICEF führt sogenannte DDR-Programme (Disarmament, Demobilisation und Reintegration) durch: Die Kinder werden entwaffnet, der Gruppierung entzogen und betreut sowie in Folge in die Gesellschaft reintegriert. „UNICEF kümmert sich darum, dass die Kinder zurück in ihre Familien kommen, oder, wenn das nicht möglich ist, eine andere Form der Betreuung (wie Angehörige oder Pflegefamilien) und des Schutzes erfahren. UNICEF führt aber auch Gespräche mit Konfliktparteien, so dass sie keine Kinder mehr als SoldatInnen einsetzen und klärt sie über die Konsequenzen auf, mit denen Kinder zu leben haben, wenn sie als SoldatInnen dienen mussten", erklärt Miklin. 5. März 2009: Das UN-News Centre sendet eine Nachricht über die Befreiung von 880 Kindersoldaten aus dem Kongo aus. Die 839 Buben und 41 Mädchen wurden zwischen 30. Januar und 2. März 2009 aus den Fängen ihrer Peiniger befreit und verschiedenen NGOs anvertraut. Die Hoffnung lebt. ❚ april 2009 an.schläge 13


internationalan.riss

uruguay

Yessie Macchi gestorben

Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r

„Eine Operation im CIM durchführen heißt, sich in die Höhle des Löwen zu begeben.“ 30. Mai 1970: Ein Kommando der uruguayischen Stadtguerilla MLN-Tupamaros überfällt kurz nach Mitternacht das Ausbildungszentrum der Marine (CIM) im Hafenviertel von Montevideo. Ohne dass ein einziger Schuss fällt, gelingt es ihnen, die Kaserne einzunehmen und die anwesenden Soldaten zu überwältigen. Die halbe Nacht über verladen sie die Beute – mehrere hundert Gewehre und eine große Anzahl weiterer Waffen – in Lastwägen. Zum Abschluss der Aktion hissen sie am frühen Morgen am Fahnenmast der Kaserne die Flagge des „Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros“, der linken Guerillabewegung Uruguays. An der Aktion sind zwanzig Männer und zwei Frauen beteiligt. Eine von ihnen ist Yessie Macchi, Kampfname „Cecilia“. Am 3. Februar 2009 ist Yessie Macchi nun in ihrer Heimatstadt gestorben. Die Tochter eines Offiziers wurde 1946 in Montevideo geboren. 1966 schloss sie sich den Tupamaros an. Zweimal konnte sie aus dem Gefängnis entkommen. Bei ihrer Festnahme 1972 wurde ihr Compañero Leonel erschossen. Nach dem Putsch der Militärs wurde Yessie Macchi zur Geisel des Staates erklärt. Am 14. März 1985, nach 13 Jahren Haft, öffneten sich endlich auch für die letzten 63 politischen Gefangenen – unter ihnen Yessie Macchi – die Gefängnistore. „Wenn ich durch die Straßen in unserem Viertel spazierte, haben die Leute mich umarmt, haben geweint und immer wieder gesagt, verzeih mir, wir haben nicht gewusst, was sie mit euch gemacht haben. Dann kam die Zeit, die wir die Depression nach der Freilassung nennen“, beschrieb Macchi die ersten Tage nach ihrer Freilassung. Sie engagierte sich in der Folge in zahlreichen politischen und sozialen Projekten, u.a. beim Radio Panamericana und der unabhängigen Nachrichtenagentur COMCOSUR, deren Frauenprogramm sie betreute. 1992 wurde in dem Buch „Odranoel. Die Linke zwischen den Welten“ ein erstes Interview mit ihr publiziert. Gemeinsam mit Monika Berberich und Irene Rosenkötter arbeitete sie an „Aber wir haben immer auf das Leben gesetzt“, in dem ebenfalls ein längeres Interview mit ihr zu lesen ist. besu www.assoziation-a.de/gesamt

malaysia

Schmutzkampagne Der liberalen Oppositionspolitikerin Elizabeth Wong wurden im Februar dieses Jahres Handy-Fotos zum Verhängnis, die sie halbnackt in ihrer Wohnung zeigen. Die Fotos wurden den Medien zugespielt – eine politische Schmutzkampagne, in der Wongs Persönlichkeitsrechte schwer 14 an.schläge april 2009

verletzt wurden. „Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen“ – mit diesen Worten erklärte die malaysische Regionalabgeordnete am 10. Februar ihren vollständigen Rückzug aus der Politik und legte ihr Mandat zurück. Unklar ist, wer die Fotos gemacht hat. Die Politikerin erstattete deshalb Anzeige bei der Polizei. Wong engagierte sich vor ihrer politischen Laufbahn als Menschenrechtsaktivistin in Malaysia, Indonesien, Burma und Nepal. Sie war darüber hinaus Umweltministerin der Regierung des von der Opposition regierten Bundesstaates Selangor. „Ich möchte feststellen, dass ich zu den kursierenden Bildern und Anfeindungen bzw. zu meinem Privatleben keinerlei Stellungnahmen mehr abgeben werde“, erklärt die 37-jährige Politikerin chinesischer Abstammung auf ihrer Website. Wong plädiert dafür, dass sich die Medien den dringenden wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen des Landes widmen sollten, nicht ihr als Privatperson. Gegenüber der Presse erklärte Wong, dass die Affäre darauf abziele, nicht nur ihren Ruf, sondern auch den ihrer Partei (Gerechtigkeitspartei) und ihres Vorsitzenden Anwar Ibrahim zu schädigen, weshalb sie sich schließlich zu ihrem Rücktritt entschlossen habe, um weiteren Schaden für ihre Partei zu verhindern. Die Gerechtigkeitspartei hat laut Umfragen realistische Chancen, nach den nächsten Wahlen die Regierung zu übernehmen. Parteivorsitzender Anwar versicherte Wong seine Solidarität und erklärte, dass es sich offensichtlich um eine Rufmordkampagne des Regierungslagers handelte. besu www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/die-halbnackte-kanone http://elizabethwong.wordpress.com

s ü d a f r i ka

Frauen, Gewalt und HIV In Südafrika sind Frauen täglich mit sexuellen Übergriffen, Gewalt und der Gefahr, sich mit dem HI-Virus anzustecken, konfrontiert. 55 Prozent der HIV-Infizierten in Südafrika sind Frauen. Die gefährliche Kombination von sexueller Gewalt, gleichgültigen Behörden, fehlender medizinischer Versorgung und Armut hindern sie daran, ihr Recht auf Gesundheit wahrzunehmen. Südafrika hat eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt. Von April 2006 bis September 2007 wurden 75.000 Vergewaltigungsfälle von der Polizei dokumentiert, die Dunkelziffer dürfte jedoch weit darüber liegen, befürchten ExpertInnen. 5,5 Millionen Menschen in Südafrika sind HIV-positiv, Schätzungen zufolge sind rund zehn Prozent der Bevölkerung infiziert. Laut UNO ist das Ansteckungsrisiko für junge Frauen bis zu viermal höher als jenes von Männern. Für Frauen, die Opfer von Gewalt werden, fehlen entsprechende Anlaufstellen. Bei offiziellen Stellen gilt häusliche Gewalt als familiäres Problem und ist somit auch dort zu lösen. Zwar ist generell die Zahl der Schutzeinrichtungen für Frauen in den letzten Jahren gestiegen, in manchen Landstrichen fehlen aber spezialisierte Einrichtungen noch völlig. Auch die medizinische Versorgung ist in den ländlichen Gebieten unzureichend. Obwohl medizinische Behandlung und AIDS-Prophylaxe in Südafrika grundsätzlich kostenlos sind, gibt es diese Dienstleistungen hauptsächlich in Krankenhäusern – in den Städten. Somit sind die meisten Frauen aus ländlichen Gebieten von der Gesundheitsversorgung praktisch ausgeschlossen. Amnesty International fordert, dass die südafrikanischen Behörden Gesundheitsdienstleistungen für Frauen auf dem Land verfügbar und zugänglich machen und eine Erstberatung für von Gewalt betroffene Frauen gewährleisten. Weiters müssten Polizisten und Polizistinnen für den Umgang mit Gewaltopfern geschult werden. besu www.amnesty.de


an.rissinternational

iran

Tod durch Steinigung Laut iranischem Recht wird „Ehebruch“ mit Tod durch Steinigung geahndet. Anti-SteinigungsaktivistInnen befürchten, dass das Leben vieler Menschen im Iran, die zum Tod durch Steinigung verurteilt worden sind, in unmittelbarer Gefahr sein könnte, da mit einer Urteilsvollstreckung jederzeit gerechnet werden müsse.

www.grassrootsfeminism.net

Ashraf Kalhori sollte zusammen mit ihrem Nachbarn im Juli 2006 gesteinigt werden, doch ihre Hinrichtung wurde vorübergehend ausgesetzt. Die 33-jährige wurde außerdem aufgrund der angeblichen Beteiligung am Mord ihres Mannes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Laut Ashraf Kalhori wurde sie von ihrem Mann angegriffen und die Tötung geschah unbeabsichtigt. Auch ein Zeuge hatte beobachtet, wie sie von ihrem Mann geschlagen worden war. Die Polizei warf ihr jedoch vor, den Angriff provoziert zu haben. Am 23. Februar 2009 berichteten zwei iranische Tageszeitungen, dass der Amnestie- und Begnadigungsausschuss ihre Petition abgewiesen hätte und das nunmehrige Urteil jederzeit vollstreckt werden könnte. Ein Gericht in der Provinz Khuzestan verurteilte sie zu fünf Jahren Gefängnis wegen Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemanns und zum Tode durch Steinigung aufgrund des Ehebruchs. Ihr Fall wird seit über einem Jahr in einem Amnestie- und Begnadigungsausschuss verhandelt. Afsaneh R. aus Shiraz (im Süden des Iran) wurde wegen des Mordes an ihrem Ehemann vom Gericht in Fars bereits vor einem Jahr sowohl zum Tode durch Steinigung wegen Ehebruchs als auch zum Tode im Sinne der Vergeltung (qesas) verurteilt. Das Urteil wurde am 4. August 2008 vom Obersten Gerichtshof bestätigt, am selben Tag, als der Sprecher der Justiz, Ali Reza Jamshidi, erklärte, dass Hinrichtungen durch Steinigung im Iran ausgesetzt würden. Vier weitere Fälle sind kürzlich von Anti-SteinigungsaktivistInnen im Iran aufgedeckt worden. 2002 verfügte die Oberste Justizautorität des Iran, Ayatollah Shahroudi, ein Moratorium für Hinrichtungen durch Steinigung. Dennoch sind seit 2002 mindestens vier Männer und eine Frau zu Tode gesteinigt worden. besu www.amnesty.de

Ins Deutsche übersetzt heißt Grassroots „Bodenoberfläche“ oder „Graswurzelebene“ und das hilft nun nicht wirklich weiter. „Grassroots Feminism: Transnational archives, resources and communities“ dagegen tut dies sehr wohl. Ihr sei aufgefallen, dass Mädchen und jungen Frauen oft unterstellt würde, sie seien, vor allem in kulturellen Belangen, unproduktiv und rein passive Konsumentinnen, so die Betreiberin von Grassroots Feminism Elke Zobl. Tatsächlich aber wird der kulturellen Produktion von Frauen und Feministinnen einfach kein Raum geboten – zu wenig „wertvoll“ für den Malestream. Weitab des ungesunden männlichen Werte- und Hierarchiedenkens bietet Grassroot Feminism nun eine Art, nun ja, Graswurzelebene, auf der feministische Gegenkultur wachsen kann. Im Archiv lassen sich Ressourcen jeder Art suchen und finden, Film, Literatur, Kunst, Zeitschriften, Performances, Diskussionen und Aktivitäten. Feministinnen können hier ihre eigene Kulturproduktion herausbilden und sie vor allem sicht- und erinnerbar machen. Grassroots steht übrigens auch für „a bottom-up, counter-hegemonic citizen resistance with a focus on the everyday practices and lives of ordinary people and an encouragement of participatory democratic practices.“ Wurzeln schlagen eben, damit der festgefrorene Boden irgendwann aufbricht. han april 2009 an.schläge 15


Fo t o : Ke v i n D o o l e y


feminismusdarwinismus

Wer hat Angst vor Darwin? Stehen die Evolutionswissenschaften im grundsätzlichen Widerspruch zum Feminismus oder ist es möglich, Darwins Erbe feministisch neu zu bestimmen? Griet Vandermassen plädiert für einen „darwinistischen Feminismus“.* Das Verhältnis zwischen Feminismus und den Evolutionswissenschaften ist seit jeher äußerst schwierig. Viele Feministinnen betrachten das darwinistische Modell als Beispiel für genetischen Determinismus und Sexismus. Zahlreiche EvolutionswissenschafterInnen wiederum werfen feministischen Denkerinnen vor, rein „ideologisch“ zu argumentieren und dabei „unwissenschaftlich” vorzugehen. Auf den ersten Blick ist dieser Konflikt nicht ohne weiteres selbstverständlich, ähneln doch eine Reihe von Beobachtungen feministischer Forscherinnen über die Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft jenen der EvolutionistInnen, etwa wenn sie sich mit dem männlichen Kontrolltrieb über

Sex erklärt, zu dem eine allgemeine Fähigkeit zu lernen und Kultur zu absorbieren hinzu kommt. Ursachen für Geschlechterunterschiede werden typischerweise kulturell oder mit der Sozialisation begründet. Diese Annahme beruht auf einer absoluten Trennung zwischen Menschen und anderen Spezies – und steht somit in einem Spannungsverhältnis zur evolutionistischen Perspektive, die die Kontinuität zwischen den Spezies betont. Evolution revisited. Die Evolutionspsychologie ist eine Disziplin, die den Entwurf des menschlichen Geistes als ein Resultat der Evolution betrachtet. Sie ist in ihrem Kern als kognitive Psychologie zu verstehen, die sich mit dem Wissen der Evolutionsbiologie und weiteren Wis-

barer Nahrung, Akzeptanz in der Gruppe und das Finden (und Halten) eines/einer sexuellen Partners oder Partnerin. Unsere Interessen, Wahrnehmungen und Gefühle bauen auf der Funktion dieser Module auf, wie sie sich entwickeln und äußern, hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Lebenserfahrung und Umwelteinflüssen ab. Damit bietet die Evolutionspsychologie ein interaktionistisches Modell an, das die unauflösbare Verschränkung von Angeborenem und Erworbenem betont. Billiges Sperma. Die Evolutionspsychologie und ihre Vorläuferin, die Soziobiologie, wurden und werden von Feministinnen immer wieder heftig kritisiert. Eine der Behauptungen, die bis heute

Das dichotome Denken von Angeborenem versus Erworbenem sowie die Annahme, dass ein evolutionistischer Ansatz an sich bereits einen genetischen Determinismus implizieren würde, sind Trugschlüsse: Kein/e einzige/r EvolutionswissenschafterIn behauptet, dass unsere Entwicklung und unser Verhalten allein durch Gene gesteuert würden. weibliche Sexualität und Reproduktion oder dem strategischen Einsatz von Attraktivität im Konkurrenzkampf unter Frauen konfrontiert sehen. Was diesem Konflikt jedoch zugrunde liegt, sind einander entgegenstehende Betrachtungsweisen der menschlichen Natur. In den unterschiedlichen feministischen Strömungen neigen die meisten Feministinnen zu einem sozialen Konstruktivismus, der, sofern er überhaupt so etwas wie eine menschliche Natur annimmt, diese als ein unorganisiertes Set von Trieben wie Hunger, Durst und

senschaftsdisziplinen wie der Anthropologie, Paläontologie und Primatologie verbindet. Aus der Sicht der Evolutionspsychologie ist unser Gehirn nicht einfach ein genereller Lernmechanismus, sondern besteht aus hoch spezialisierten, informationsverarbeitenden Bausteinen, auch Module genannt. Bestimmte Module wurden im Laufe der menschlichen Evolution bewahrt, da sie unseren Vorfahren halfen, bestimmte Probleme zu lösen, um das Überleben und die Reproduktion zu sichern, zum Beispiel die Suche nach verwert-

auf besonders viel Widerstand stößt, lautet, dass zahlreiche psychosexuelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern – wie etwa die durchschnittlich höhere Tendenz unter Männern zu Wettbewerb, Risikobereitschaft und Aggression oder dass Frauen sexuell wählerischer sind und im Durchschnitt eine größere Bereitschaft aufbringen, Kinder aufzuziehen – ein Produkt des evolutionären Erbes und damit biologisch begründet seien. Diese Annahme basiert auf der Theorie der sogenannten Elterninvestition („parental invest-

•Übersetzung aus dem Englischen: Vina Yun Griet Vandermassen ist Philosophin und Postdoctoral Fellow am Zentrum für Geschlechterstudien an der Universität Ghent. Sie beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen feministischen und evolutionistischen Darstellungen der menschlichen Natur und Geschlechterdifferenzen. Veröffentlichungen:„Who's Afraid of Charles Darwin? Debating Feminism and Evolutionary Theory“, Rowman & Littlefield 2005

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darwinismusfeminismus ment theory“), die 1972 vom Evolutionsbiologen Robert Trivers entwickelt wurde. Dieser Theorie zufolge beruht der Ursprung der Geschlechterdifferenz auf dem unterschiedlichen Ausmaß der „elterlichen Investition“ – gemeint ist damit jene Zeit und jener Aufwand, die ein Lebewesen einsetzen muss, um Nachwuchs zu erzeugen. Die Unterscheidung zwischen der Produktion „billigen Spermas” und „kostbarer Eier” wurde bei den meisten Säugetieren dahingehend erweitert, dass männliche Wesen ihren Samen bloß „abliefern“ konnten und weibliche in Schwangerschaft und Stillzeit investieren mus-

Disziplin als eine weitere Instanz männlicher Theoriebildung verwarfen. Wahr ist allerdings auch, dass darwinistische WissenschafterInnen sehr wohl auf feministische Kritik reagierten und schon bald neue Perspektiven in ihre Arbeit integrierten. Sarah Hrdys Buch „The Woman That Never Evolved“ von 1981 war von entscheidender Bedeutung, den bis dahin bestimmenden männlichen Blick auf die Sexualität weiblicher Primaten (menschlicher wie nicht-menschlicher) in Frage zu stellen. Strategien weiblicher Sexualität sind seitdem ein ergiebiger Bereich der Forschung (siehe z.B. Birkhead, 2000).

ber, welche Gene ihre Wirkung entfalten werden (siehe etwa Ridley, 2003). Darwinistischer Feminismus. Ich plädiere dafür, dass Feminismus und Evolutionspsychologie einander auf unterschiedliche Weise brauchen.Weil Wissenschaft immer sozial eingebettet ist, braucht es einen prüfenden feministischen Blick, um männliche Voreingenommenheit zu entlarven. Sozialkonstruktivistische Modelle reichen jedenfalls nicht aus, um die menschliche Natur und Phänomene wie Geschlechteridentität, sexuelle Differenz, Patriarchat und andere geschlechterspezifische, transkulturelle Erscheinun-

Sozialisation ist durchaus entscheidend, doch um zu verstehen, wie sie funktioniert, braucht es eine umfassende Theorie darüber, wie der menschliche Geist funktioniert. Als Resultat aktueller Theoriebildung stellt sich die Evolutionspsychologie, in der auch viele Frauen forschen, wesentlich differenzierter und wissenschaftlich ausgereifter dar als die Soziobiologie. Die verbleibenden Kritiken spiegeln meiner Meinung nach eher die Ignoranz gegenüber der Biologie und ideologische Motive wider. Das dichotome Denken von Angeborenem versus Erworbenem sowie die Annahme, dass ein evolutionistischer Ansatz an sich bereits einen genetischen Determinismus implizieren würde, sind Trugschlüsse: Kein/e einzige/r EvolutionswissenschafterIn behauptet, dass unsere Entwicklung und unser Verhalten allein durch Gene gesteuert würden. Bad Science? Feministische Kritiken an dieser Theorie – und am Evolutionsmo- Eine grundlegende Botschaft der Evolutionspsychologie ist, dass die Evolution dell im Allgemeinen – richten sich gegen Sexismus, Reduktionismus und ge- Organismen in Relation zu ihrer Umwelt und nach ihrer jeweiligen Verfasnetischen Determinismus. Sie halten sung formt. solche Erklärungen für ein politisch Gene, so erklären GenetikerInnen, motiviertes Argument zur Erhaltung des Status Quo – und nicht zuletzt ein- steuern das Erworbene: Sie legen den Rahmen fest, in dem jene Information fach für „schlechte“ Wissenschaft. Allerdings verfehlen diese Kritiken ihr Ziel aus der Umwelt extrahiert wird, die für unser Überleben und unsere Reprodukweitgehend: Zwar ist es richtig, dass tion wesentlich ist (beispielsweise bedie frühe Soziobiologie nicht sondersitzt ein neugeborenes Baby die Prädislich differenziert war. Sie hatte blinde Flecken in ihrer Sicht auf weibliche Or- position, seine Aufmerksamkeit auf ganismen und zog manchmal Schlüsse menschliche Stimmen und Gesichter auf der Basis selektiver Daten. Insofern zu richten), jedoch bestimmt zugleich überrascht es nicht, dass in den 1970er die Art und Weise, wie wir leben, darüJahren zahlreiche Feministinnen die sten. Im Laufe der Evolution, so die Theorie, hätte dieser unterschiedliche elterliche Aufwand zu unterschiedlichen Verhaltensweisen von Männern und Frauen geführt, da die Geschlechter derart ihren reproduktiven Erfolg durch unterschiedliche Strategien steigern würden. Folgt man der Theorie der elterlichen Investition, anhand derer für die Tierwelt durchgängig sehr erfolgreiche Voraussagen in Bezug auf den Grad sexueller Verschiedenheit getroffen wurden, könnte man also bestimmte wohlbekannte (und universelle) Differenzen zwischen Männern und Frauen und ihren jeweiligen Interessen, Werten, Zielen und Können annehmen.

Literatur: Birkhead, Tim (2000). Promiscuity: An Evolutionary History of Sperm Competition and Sexual Conflict. London: Faber & Faber. Hrdy, Sarah (1981). The Woman That Never Evolved. Cambridge and London: Harvard University Press.. Ridley, Matt (2003). Nature Via Nurture: Genes, Experience and What Makes Us Human. London: Fourth Estate Trivers, Robert (1972). Parental Investment and Sexual Selection. In: Sexual Selection and the Descent of Man, 1871-1971, ed. Bernard Campbell. Chicago: Aldine.

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gen erklären zu können. Sie basieren auf einer Psychologie, die sich unmöglich evolutionär entwickelt haben kann und für die es keine fundierten Belege gibt. Die Annahme, dass es keine inhärenten Geschlechterunterschiede gibt, widerspricht Erkenntnissen aus einer Reihe wissenschaftlicher Disziplinen wie der Evolutionsbiologie, Entwicklungspsychologie, den kognitiven Neurowissenschaften und der Endokrinologie. Sozialisation ist durchaus entscheidend, doch um zu verstehen, wie sie funktioniert, braucht es eine umfassende Theorie darüber, wie der menschliche Geist funktioniert. Ich bevorzuge einen neuen „darwinistischen Feminismus“, der bereit ist, das Wissen über eine entwickelte Geschlechterdifferenz miteinzubeziehen. Der Terminus ist kein Oxymoron: Die Existenz eines Geschlechterkonfliktes sowie die spezifischen Faktoren, die diesen herbeiführen, sind keine Überraschung angesichts der unterschiedlichen Sexualpsychologie der Geschlechter. So ist die männliche Tendenz, weibliche Sexualität zu kontrollieren, ein Fundament des Patriarchats. Je mehr wir über diese zugrunde liegenden Verhaltensmechanismen erfahren, desto eher können wir lernen, sie zu kontrollieren und eine Welt zu schaffen, die Menschen die größtmögliche Freiheit gibt, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu leben. ❚


feminismusdarwinismus

Rätselhafte Rädertiere „The universe is as queer as we want it to be“, sagt Kirsten Smilla Ebeling. Denn das Treiben von Blattläusen und Wasserflöhen ist auch in der Biologie eine Interpretationssache. Ein Interview von Lea Susemichel. an.schläge: Kreationismus oder Darwinismus – was ist für FeministInnen das kleinere Übel? Kirsten Smilla Ebeling: Beide werden verwendet, um durch eine höhere Instanz (Schöpfer oder Natur) die Geschlechter, ihre Verhältnisse zueinander und Sexualitäten festzuschreiben. Die Berufung auf eine höhere Instanz ist eine gut funktionierende, einfache und bequeme Argumentationsfigur, die für viele bestechlich sein mag. Was die Evolutionstheorie betrifft, so liegt bisher keine bessere Erklärung für die Entstehung der Arten vor, aber es gibt einige verbesserungswürdige Punkte, weswegen Darwins Theorie der natürlichen und sexuellen Selektion ja auch weiterhin diskutiert wird. In der Öffentlichkeit finden jene Aspekte eine große Beachtung, die Tierarten mit einem Geschlechterdimorphismus betreffen. Außerdem wird die sexuelle Selektion oft dahingehend interpretiert, dass alle Weibchen naturgemäß wählerisch bei ihren Fortpflanzungspartnern und zudem monogam veranlagt sind, und dass alle Männchen ihrer Natur

nach anstreben, sich mit möglichst vielen Weibchen fortzupflanzen. Problematisch sind dabei viele Aspekte, wie allein schon die Fokussierung auf die Zweigeschlechtlichkeit und die Koppelung des Sexualverhaltens an die Fortpflanzung. Kritisch sind auch die Generalisierungen von Weibchen und Männchen, die Festschreibungen als in der Natur verankerte Eigenschaften und Verhaltensweisen sowie der Anschein der Unveränderlichkeit. Schaut man sich die Darstellungen von Tieren in der Biologie genauer an, so sind dort vielfältigere und flexiblere Geschlechter-, Paarungssysteme und Sexualverhaltensweisen zu finden, als in der Öffentlichkeit dargestellt und allgemein angenommen werden. Biologistische Erklärungen über den Unterschied der Geschlechter haben seit Jahren ungebrochen Konjunktur. Die Theorien von feministischen Biologinnen wie Anne Fausto-Sterling, wonach soziale Umweltfaktoren maßgeblich an der Herausbildung biologischer Geschlechtsunterschiede beteiligt sind, stoßen in den Mainstream-Medien hingegen kaum auf

Resonanz. Finden sie mittlerweile zumindest innerhalb der Scientific Community Beachtung? Interessanterweise werden in den Medien sehr viel stärker biologische Determinismen verbreitet, die eine Binarität der Geschlechter und die traditionellen Geschlechterverhältnisse festschreiben. Forschungsarbeiten, die zum Beispiel keine Unterschiede in den Gehirnen von Frauen und Männern feststellen, werden hingegen kaum populärwissenschaftlich verbreitet. Und das hat sicherlich eine gesellschaftliche Funktion. Die Theorien und Studien von feministischen Biologinnen, wie etwa Anne Fausto-Sterling oder auch Donna Haraway, werden in den interdisziplinär ausgerichteten Gender Studies breit rezipiert und viel diskutiert. Für Wissenschaftler_innen der Gender Studies ist es ein wichtiges Anliegen, die neueren Erkenntnisse der Biologie und anderer Naturwissenschaften zu verstehen und Argumente im Umgang mit veralteten biologischen Determinismen zu entwickeln. In der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Biologie werden

Kirsten Smilla Ebeling ist Juniorprofessorin für „Gender, BioTechnologien und Gesellschaft: Körperdiskurse und Geschlechterkonstruktionen“ an der Carl-vonOssietzky Universität Oldenburg und forscht u.a. auf dem Gebiet der Gender & Science Studies und der Animal Studies. Ihre Publikationen zum Thema: - Die Fortpflanzung der Geschlechterverhältnisse. Das metaphorische Feld der Parthenogenese in der Evolutionsbiologie. - Geschlechterforschung und Naturwissenschaften – Einführung in ein komplexes Wechselspiel. Wiesbaden 2006 (gemeinsam mit Sigrid Schmitz) - Homosexuell durch die Geburt? Biologische Theorien über Schwule und Lesben. Göttingen 2005 (gemeinsam mit Volker Weiss)

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darwinismusfeminismus

feministische Arbeiten nur von einzelnen Wissenschaftler_innen wahrgenommen und diskutiert. Die Mehrheit ignoriert sie bewusst oder erklärt sie für unwichtig, ohne sie genau zu kennen. Eine Auseinandersetzung ist u.a. auf Grund unterschiedlicher erkenntnistheoretischer Positionen schwierig – und leider auch deshalb, weil der Feminismus immer noch zu leicht als Kampfbegriff verstanden wird. Darwins Diktum, dass erworbene Eigenschaften nicht vererbbar sind, wird inzwischen angezweifelt. Wäre solch ein, quasi „lamarckistischer“, Paradigmenwechsel im Sinne der feministischen Forschung? Im Kontext der Begrifflichkeit des Lamarckismus erhält die These der Vererbung erworbener Eigenschaften eine Konnotation von Naivität und Einfältigkeit, die das Nachdenken darüber behindert. Einige Wissenschaftler_innen, unter ihnen auch feministische Biologinnen, rücken seit einigen Jahren von der Frage nach dem Entweder-Oder von angeborenen und erworbenen Eigenschaften und Verhaltensweisen ab und versuchen das Zusammenwirken von beidem in den Blick zu bekommen. Zum Beispiel wird dies mit dem Ansatz des „Embodiment“ versucht. Dieser Ansatz erscheint mir sehr viel spannender, als die alten Festschreibungen der Geschlechter zu wiederholen. Die Wiederholungen machen die rückständigen biologistisch determinierten Geschlechterverhältnisse zwar nicht plausibler, verhelfen ihnen aber zu einer starken Präsenz in der Öffentlichkeit. Das ist fatal für die Verbesserung der Situation von Frauen und anderen mar20 an.schläge april 2009

ginalisierten Gruppen in der Gesellschaft, zu denen – wie inzwischen von den Gender Studies gut herausgearbeitet wurde – auch Männer gehören können. Es geht um die Situation aller Geschlechter, und meiner Meinung nach bringen uns da neue Denkansätze eher weiter. Beim Festhalten an alten Denkmustern scheint es indes um das Aufrechterhalten von alten Machtstrukturen zu gehen. Sie haben über „Die Fortpflanzung der Geschlechterverhältnisse“ und über Metaphern in evolutionsbiologischen Fortpflanzungstheorien geschrieben. Worum geht es da? Mich interessiert vor allem, ob und wie die Wissensproduktion der Biologie von den Geschlechterverhältnissen in der Gesellschaft und von den kulturellen Vorstellungen über die Geschlechter beeinflusst wird. In meiner Studie habe ich Fortpflanzungstheorien in der Evolutionsbiologie untersucht und dabei Fortpflanzungsformen fokussiert, die nicht zum Modell der Zweigeschlechtlichkeit und zur Heterosexualität passen. Insbesondere für die Beschreibungen und Theoretisierungen der so genannten Parthenogenese (Jungfernzeugung) und von reinen Weibchenarten (Männchen sind unter diesen Tieren unbekannt) ließ sich zeigen, dass traditionelle Geschlechtervorstellungen wirken. Weibchen, die sich den Darstellungen der Biologie zufolge zwar durch die Entwicklung von Eizellen, aber ohne Befruchtung fortpflanzen, werden nicht nur negativ konnotiert, beispielsweise als „männermordende Amazonen“, „Spermaparasiten“ oder „Männerverächter“. Sie werden auch diskursiv ne-

giert, d.h. als etwas dargestellt, das es eigentlich gar nicht gibt. Weibliche Eidechsen zum Beispiel, die miteinander kopulieren, werden in Begrifflichkeiten beschrieben, die das Phänomen als Kopulation von Männchen und Weibchen erscheinen lassen. Oder es wird davon ausgegangen, dass reine Weibchenarten, wie mikroskopisch kleine Rädertiere, evolutionsbiologisch betrachtet nicht lange leben und aussterben werden. Das tun sie bisher aber nicht. Sehr auffällig ist, dass die Biologie die Existenz von Parthenogenten nicht erklären kann, und dass mit der Parthenogenese immer die Abschaffung von Männern assoziiert wird (auch wenn es um Blattläuse oder Wasserflöhe geht). Ich denke, dass hier die traditionellen Geschlechterverhältnisse im Weg stehen. Sie forschen auch zu Homosexualität im Tierreich. Mit welchem Ergebnis? Im Kern interessiert mich, wie in der Biologie mit den Themen Geschlecht, Fortpflanzung und Sexualität umgegangen wird. Daher beforsche ich nicht Tiere, sondern die Literatur über Tiere in der Zoologie. Lange wurde – und wird teilweise heute noch – z.B. das Thema der Homosexualität oder des gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens im Tierreich gemieden – aus Angst vor Rückschlüssen auf die Forschenden selbst. Allein das zeigt, dass die Forschung im Kontext von soziokulturellen Werten erfolgt. Inzwischen liegen aber wunderbare Studien vor, die zusammengetragen haben, welches Verhalten unter Tieren beispielsweise als gleichgeschlechtlich angesehen werden kann (z.B. von Bruce Bagemihl und Joan Roughgarden). Insgesamt werden in der


feminismusdarwinismus Biologie zahlreiche Sexualitäten und Geschlechter dargestellt, die eingeschlechtliche Fortpflanzung (die besagte Jungfernzeugung), gleichgeschlechtliches Sexualverhalten, Geschlechterwechsel, Intersexualität, Hermaphroditismus und Geschlechtermodelle mit mehr als zwei Geschlechtern beinhalten. Man kann also von einer Geschlechter- und Sexualitätenvielfalt in der Zoologie sprechen. Was genau in der Tierwelt bzw. in der Natur vorliegt, ist eine andere Frage. Ist es nicht grundsätzlich eine höchst ambivalente Strategie, Akzeptanz durch den Nachweis der „Natürlichkeit“ oder „Angeborenheit“ von Homosexualität erreichen zu wollen? Das ist ein wichtiger Punkt. Mir geht es keinesfalls darum, Geschlechter oder Sexualitäten in der Natur zu verorten und auf diese Weise zu begründen oder zu legitimieren. Wichtig ist mir, zu verdeutlichen, dass wir oft einen Kreislauf von Übertragungen zwischen Mensch-Tier-Mensch in der Ar-

lernen wir, mit Tieren zu denken, und wir lernen, dies gerne zu tun. Daher funktionieren die Übertragungen von Mensch zu Tier und vom Tier auf den Menschen sehr gut. Hinzu kommt, dass es so schön einfach ist, Erklärungen gesellschaftlicher Verhältnisse in der Natur zu finden. Heteronormativität wirkt also u.a. durch Naturalisierungen, biologische Determinismen und über das Denken mit Tieren. Ich möchte diese effektive Form der Konstruktion von Geschlecht und Sexualität nicht mehr der Legitimierung und Durchsetzung von Heterosexualität überlassen und halte es für wesentlich, auf andere Geschlechter und Sexualitäten hinzuweisen, die in der Zoologie beschrieben werden. Dabei ist es extrem wichtig, den konstruierten Charakter des Wissens der Zoologie und dessen Interpretationsgehalt deutlich zu machen. Das ist nicht einfach, denn die meisten Menschen in unserer Gesellschaft gehen davon aus, die Natur in einem Einszu-eins-Verhältnis erfassen zu können,

ob Fruchtfliegen nun vergewaltigen oder nicht? Ich halte es für falsch, von Vergewaltigung im Tierreich zu sprechen und mit diesem Begriff das Umgehen eines Balzrituals unter Tieren mit Taten unter Menschen gleichzusetzen, in denen es um Machtverhältnisse, Erniedrigung, Gewalt, Unterwerfung und vieles mehr geht. Es gibt keinen plausiblen Grund, diesen Begriff für die Beschreibung von Verhaltensweisen im Tierreich zu verwenden. Einige Soziobiologen wiederholen jedoch seit mehr als dreißig Jahren (heute unter der Bezeichnung der evolutionären Psychologie) immer wieder die gleichen Aussagen über Vergewaltigung unter Tieren und Menschen und meinen, Vergewaltigung beim Menschen biologisch erklären zu können. Dafür wurden sie nicht nur von Feminist_innen sondern auch innerhalb der Biologie stark kritisiert, ihre Aussagen halten naturwissenschaftlichen Kriterien nicht Stand. So lassen sich etwa die Ausführungen über Vergewalti-

Vom Einzeller über Fische, Vögel und Mäuse bis zum Menschen: überall wird Heterosexualität geschildert. Man erhält den Eindruck, es gäbe nichts Anderes. Sensationelle Berichte über das davon abweichende „bizarre Sexleben“ der Tiere bestätigen die Norm der Heterosexualität.

gumentation vollziehen. So werden gerne Verhältnisse und Werte aus der Gesellschaft auf das Tierreich projiziert, in die Natur eingeschrieben und als „natürlich“ wieder auf den Menschen übertragen. Inhaltlich ist das an sehr vielen Themen zu beobachten und mit heterosexuellen Strukturen wird das fortwährend in der Öffentlichkeit praktiziert. Zum Beispiel erfahren Sie in Zoologischen Gärten, Naturkundemuseen, Fernseh- und Kinofilmen über Tiere und in den populärwissenschaftlichen Printmedien sehr viel über genau zwei Geschlechter und über gegengeschlechtliches Sexualverhalten. Vom Einzeller über Fische, Vögel und Mäuse bis zum Menschen: Überall wird Heterosexualität geschildert. Man erhält den Eindruck, es gäbe nichts Anderes. Sensationelle Berichte über das davon abweichende „bizarre Sexleben“ der Tiere bestätigen die Norm der Heterosexualität. In unserer Gesellschaft

und glauben, dass die Biologie ihnen sagen kann, welche Geschlechter und Sexualitäten es in der Natur gibt. Die Darstellung meiner Position erfordert eine vorsichtige Ausdrucksweise, die Aussagen über die Wahrheit von Tieren, Geschlechtern und Sexualitäten vermeidet. Der einflussreiche Evolutionsbiologe John Haldane hat einmal gesagt: „The universe is not only queerer than we suppose, it is queerer than we can suppose“. Dieses Zitat habe ich einige Zeit gerne verwendet, wenn es um Tiere jenseits der Heterosexualität ging. Heute würde ich es im Bemühen um eine präzisiere Sprache verändern in: „The universe is as queer as we want it to be“. Mitunter scheint feministische Biologie generell in einem Rechtfertigungszwang gefangen. Es muss aber doch möglich sein, z. B. sexuelle Gewalt zu verurteilen, unabhängig von der Tatsache,

gung beim Menschen nicht mit den von ihnen herangezogenen Daten belegen. Auch bei diesem Thema halte ich es zum einen für wichtig zu erkennen, dass unsere Beschreibungen von Tieren Interpretationen sind, die stark von ihrem soziokulturellen Kontext abhängen. Zum anderen können wir unabhängig vom Tierreich bestimmen, welche Geschlechter- und Machtverhältnisse wir in unserer Gesellschaft legitimieren und leben wollen. Dafür brauchen wir keine Tiere. Auch wenn das Denken mit Tieren Spaß macht, sollten wir mit Legitimierungen vorsichtig sein. Selbst wenn eine männliche Skorpionsfliege in den Beschreibungen der Biologie ohne Einhaltung des arttypischen Balzrituals mit einem Weibchen kopuliert, so müssen Männer noch lange nicht vergewaltigen. Ebenso wenig werden Männer abgeschafft, wenn sich die Weibchen von Wasserflöhen oder Blattläusen parthenogenetisch fortpflanzen. ❚ april 2009 an.schläge 21


weiblicherterrorismus

Von Kätzchen und Tigerinnen Weiblichkeit als Camouflage: Katharina Karcher ergänzt die Terrorismusforschung um differenzfeministische Ansätze.

Der Titel von Katharina Karchers Magistraarbeit ist:„Guns 'n Roses – women's participation in leftist terrorism since the 1970s in Germany“. Derzeit schreibt sie an der Universität Utrecht im Rahmen des Forschungsprogramms „Gender and Ethnicity“ an ihrer Dissertation zum Thema. 1 Vgl. dazu an.schläge, April 2008. 2 Kätzel 2002, S. 16. 3 Zitiert nach der SPIEGEL-Titelgeschichte, Ausgabe 33, 1977. 4 Gerade in religiös und ethnischnational motivierten sowie rechtsradikalen Gruppierungen kann weibliche Beteiligung durchaus Hand in Hand mit konservativen und antifeministischen Zielsetzungen gehen.

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Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Zahl von Frauen, die aktiv in politische Konflikte involviert sind, deutlich zugenommen. Die wenigen Studien, die sich diesem Phänomen widmen, tendierten bislang jedoch häufig dazu, Täterinnen politischer Gewalt zu dämonisieren und zu pathologisieren. Am Beispiel von Gudrun Ensslin – einer der Mitbegründerinnen der Roten Armee Fraktion, die sich 1970 in Westdeutschland formierte – möchte ich zeigen, wie wertvoll differenzfeministische Ansätze für die Erforschung von Terrorismus und politischer Gewalt sein können. Frauen und linke Gewalt. Mit Aktionen wie Sigrid Rügers Tomatenwurf1 kündigte sich bereits Ende der 1960er in Westdeutschland die Zweite Welle des Feminismus an. Leicht hatten es Feministinnen in der Neuen Linken jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: „Frauenpolitik“, so Ute Kätzel, „galt als ‚konterrevolutionär‘ und ‚kleinbürgerlich‘“.2 Nur wenige Frauen waren in Führungspositionen in Organisationen wie dem So-

zialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und der Außerparlamentarischen Opposition (APO). In Anbetracht dieser Ausgangssituation ist es umso überraschender, dass Frauen von Beginn an zentrale Rollen in den militanten linken Gruppen spielten, die sich in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik formierten. Gisela Diewald-Kerkmann hat nachgewiesen, dass der Frauenanteil in der Roten Armee Fraktion (RAF) zeitweise bei sechzig Prozent lag. Auch in der Bewegung 2. Juni (B2J) waren viele Frauen involviert. Schließlich entstand in den späten 1970ern auch noch die Rote Zora, eine feministische Fraktion des militanten Netzwerks Revolutionäre Zellen, die ab 1986 eigene Wege ging. Anders als die meisten linksextremen Gruppen dieser Zeit verstand sich die Rote Zora als bewaffneter Flügel der internationalen Frauenbewegung. Zu Unrecht wurde die hohe Beteiligung von Frauen in linksterroristischen Organisationen mitunter als „Nebeneffekt“ der Frauenbewegung dargestellt. So mutmaßte zum Beispiel der frühere Verfassungsschutzpräsident Günter

Nollau:„Vielleicht ist das ein Exzess der Befreiung der Frau.“3 Tatsächlich aber haben die meisten Täterinnen politischer Gewalt keinen feministischen Hintergrund4, und die überwältigende Mehrheit von Feministinnen lehnt Gewalt ab. Warum es höchste Zeit für feministische Ansätze in der Terrorismusforschung ist, möchte ich am problematischen Diskurs über Gudrun Ensslins Rolle im bewaffneten Kampf veranschaulichen. Ensslin – eine schizoide Hysterikerin? Gudrun Ensslin wurde 1940 als viertes von sieben Kindern in einer Pastorenfamilie in Bartholomä, Deutschland geboren. Als Kind war sie aktiv in der christlichen Jugendbewegung und in den 1960er Jahren nahm sie an vielen Aktionen und Kundgebungen der Studentenbewegung teil. 1967 wurde ihr Sohn Felix geboren, der nach dem Selbstmord seines Vaters Bernward Vesper bei Pflegeeltern aufwuchs. Ensslin war Mitbegründerin der RAF, Kassenwart und bis zu ihrem Tod im Gefängnis 1977 eine der führenden ideologischen Kräfte der Gruppe.


terrorismusweiblicher In Medien und Wissenschaft wurde Ensslin – überspitzt formuliert – vor allem als emotional und sexuell abhängige Geliebte von Andreas Baader und schizoide Hysterikerin porträtiert.5 Ensslins Körper und Sexualität waren ein Lieblingsthema der Boulevard-Presse. Die Tageszeitung BILD druckte 1974 Nacktaufnahmen von Gudrun Ensslin ab, mit der Bildunterschrift: „Szenen aus dem Leben einer Terroristin: Pfarrerstochter Gudrun Ensslin als nackte Darstellerin in einem Pornofilm“. Noch 2003 präsentierte eine BBC-Dokumen-

beziehe ich mich dabei vor allem auf Vertreterinnen des Differenzfeminismus. In monosexuellen Systemen wie der westlichen Kultur und Sprache, ist die Rolle der Frau – so Irigaray – darauf beschränkt, als das Andere zum männlichen Subjekt zu fungieren. Der affirmative Dekonstruktivismus von Braidotti und Irigaray beginnt mit einer bewussten Adaption dieser Rolle. Durch mimetische Inszenierungen weiblicher Züge wird dabei die patriarchale Konstruktion von Weiblichkeit von innen heraus in Frage gestellt. Mi-

und dabei bewusst auf mimetische Strategien zurückgriffen. Neue Perspektiven auf Terroristinnen. Als Gudrun Ensslin in den Untergrund ging, brach sie radikal mit gesellschaftlichen Erwartungen, die an sie als Frau und Mutter gestellt wurden – eben dies unterscheidet sie von männlichen Mitstreitern. Dass sie von einer christlichen Pfarrerstochter zur Chefideologin einer terroristischen Organisation werden konnte, mag schockieren und irritieren. Statt ihre Beteiligung am bewaffneten

Terrorismus wurde und wird vor allem mit Männlichkeit und Eigenschaften wie Aktivität, Macht und Gewalt assoziiert. Weiblichkeit erwies sich daher bei klandestinen Operationen im urbanen Raum westdeutscher Städte in den 1970ern durchaus als Vorteil. Während beispielsweise zwei wartende Männer in einem Auto der Polizei schnell auffielen, weckten Frauengruppen oder Paare weniger Verdacht. tation ähnliches Material und stellte sie als eine Frau vor, die vom „Sex-Kätzchen zur Tigerin wurde“.6 Im Gefängnis wurde Ensslin ein „kühles, schizoid anmutendes Temperament“ attestiert, sie wurde nicht nur als „seelisch abhängig“ von Andreas Baader, sondern auch als „leidenschaftlich und hysterisch“ dargestellt.7 Auch die vehemente Kritik, die sie und Ulrike Meinhof an den Haftbedingungen von RAF-Mitgliedern äußerte, wurde als „hysterische Übertreibung“ interpretiert.8 Terrorismus- und feministische Theorie. In den vergangenen Jahren haben sich in der Terrorismus- und Extremismusforschung Ansätze etabliert, die Manifestationen politischer Gewalt nicht isoliert betrachten, sondern innerhalb spezifischer historischer Zusammenhänge analysieren. Einer dieser Ansätze, der „Collective Action Approach“, versteht bewaffneten Widerstand als eine extreme Zuspitzung größerer sozialer Bewegungen. Die Methode erweist sich als vielversprechend, um die Entstehung von Linksterrorismus in Westdeutschland zu analysieren. Da der „Collective Action Approach“ Gender-Dynamiken weitestgehend ignoriert, kombiniere ich die Methode mit Ansätzen aus der feministischen Theorie. Mit Luce Irigaray und Rosi Braidotti

mesis ist, wie Braidotti ausführt, in diesem Kontext zu verstehen als eine „Praxis des ‚als ob‘, […] eine politische und intellektuelle Strategie, die auf dem subversiven Potential von Wiederholungen basiert“.9 Terrorismus wurde und wird vor allem mit Männlichkeit und Eigenschaften wie Aktivität, Macht und Gewalt assoziiert. Weiblichkeit erwies sich daher bei klandestinen Operationen im urbanen Raum westdeutscher Städte in den 1970ern durchaus als Vorteil. Während beispielsweise zwei wartende Männer in einem Auto der Polizei schnell auffielen, weckten Frauengruppen oder Paare weniger Verdacht. In der Geschichte von RAF und B2J lassen sich zahlreiche Beispiele für einen strategischen Einsatz von Weiblichkeit finden. RAF-Mitglied Birgit Hogefeld etwa setzte ihre „weiblichen Reize“ ein, um den jungen GI Edward F. Pimental 1985 von einer Diskothek in einen tödlichen Hinterhalt zu locken. Susanne Albrecht überraschte 1977 einen Freund ihrer Familie mit einem Blumenstrauß, um seine Entführung durch die RAF einzuleiten. Darüber hinaus wurden Waffen häufig in Handtaschen und Kinderwägen versteckt. Diese und andere Fälle haben mich zur Schlussfolgerung kommen lassen, dass Frauen in der RAF und B2J Weiblichkeit als Camouflage einsetzten

Kampf der RAF mit sexueller Abhängigkeit oder Persönlichkeitsstörungen zu erklären, sollte zukünftige Forschung unbewusste Prozesse und situationsbedingte Dynamiken auf psychischer und sozialer Ebene in Betracht ziehen. Unterschiedliche Formen von Differenzen, wie von Braidotti angeführt, erweisen sich als entscheidungsrelevante Faktoren im Radikalisierungsprozess von weiblichen Terroristinnen wie Gudrun Ensslin und müssen daher berücksichtigt werden. Hysterie scheint das Schlüsselkonzept einer maskulin orientierten Wissenschaft zu sein, um weiblichen Terrorismus zu pathologisieren. Doch die meisten Kämpferinnen waren weder krank noch verrückt. Wenn wir den Rekurs auf Weiblichkeit der Frauen linksterroristischer deutscher Gruppen als Mimesis anstatt als Hysterie verstehen, erschließen sich neue Perspektiven auf weibliche Beteiligung am bewaffneten Kampf. Der gezielte Einsatz femininer Rollen durch Terroristinnen kann dann als strategische Subversion von Weiblichkeit verstanden werden. Ziel meines Forschungsprojektes ist es, diese Hypothese zu überprüfen und differenzfeministische Ansätze fruchtbar zu machen, um sowohl repressive als auch emanzipatorische Aspekte von weiblichem Ter❚ rorismus herauszustellen.

5 Eine nennenswerte Ausnahme ist beispielsweise Margarethe von Trottas einfühlsamer Film „Die bleierne Zeit“ von 1981. 6 Vgl. „Raf – Baader Meinhof – in love with terror“, Part 1, auf YouTube 7 Aust 1998, S. 319; DER SPIEGEL 25/1972 vom 12.06.1972, S. 67; Eager 2008, S. 59. 8 Kraushaar 2008, S. 24 9 Braidotti 1994, S. 39. Quellen: Aust, Stefan 1998. Der Baader Meinhof Komplex. München: Goldmann. Braidotti, Rosi 1994. Nomadic Subjects. New York: Colombia University Press. Diewald-Kerkmann, Gisela. Frauen in der RAF. Online- Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung über die RAF. URL: http://www.bpb.de/ themen/XXH74N,0,0,Frauen_in_der_ RAF.html Eager, Paige W. 2008. From Freedom Fighters to Terrorists:Women and Political Violence. Aldershot and Burlington: Ashgate. Irigaray, Luce 1985. This Sex Which is not One. Ithaca/New York: Cornell University Press.

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Happy Birthday, Puppe! Die berühmteste Modepuppe der Welt feiert ihren 50. Geburtstag: Ist Barbie ein Traum oder ein Albtraum in Plastik? Oder aber auch beides zugleich, wie Chris Köver meint? Vor fünfzig Jahren wurde Barbie erfunden und ziemlich genau ebenso lange wird sie nun schon gleichermaßen begehrt und gehasst. Die Liste der Anklagepunkte gegen die meistverkaufte Puppe der Welt ist lang, und besonders feministische Kritikerinnen sehen in ihr all das verkörpert, wogegen die Frauenbewegung seit Generationen gekämpft hat: Sie ist weiß, blond und blauäugig (wohingegen viele Frauen das nicht sind), hat Pferde, Traumhäuser, Cabriolets sowie ein niemals endendes Arsenal von Klamotten und Schuhen (das sich viele Frauen niemals werden leisten können) und liebt einen braungebrannten Kerl mit Sixpack und Colgate-Lächeln (wohingegen viele Frauen lieber andere Frauen lieben). Hauptpunkt der Anklage des feministischen Tribunals ist jedoch Barbies Körperbau. Mit ihrem Atombusen, der Mini-Taille und den überlangen Beinen verkörpere sie ein Schönheitsideal, das in der Realität nie erreicht werden könne; eine lebende Frau mit diesen Körpermaßen, so wird immer wieder vorgerechnet, könne keinen Schritt gehen ohne umzufallen und sei auch sonst nicht lebensfähig. Die Gegnerinnen sehen in ihr deshalb 206 Gramm pures Gift für das Körperbewusstsein junger Mädchen, deren Taille nie so schmal, Beine nie so lang und Oberweite nie so ausladend sein werden. Viele sähen Barbie am liebsten verboten. Ist die von der Firma Mattel rund um Barbie gesponnene Erzählung heteronormativ und regt zu unkritischem Konsum an? Ja, sicher. Und obwohl sich Mattel seit Mitte der 1980er Jahre mit ethnisch diversen Barbie-Freundinnen um mehr Political Correctness und neue nicht-weiße Zielgruppen bemüht, sind die Sidekicks Shani, Kayla und Lea sicher niemals so cool und begehrenswert wie die kaukasische Schnitte, die den Mittelpunkt ihrer Clique bildet. In diesen drei Punkten sei der Anklage also recht gegeben. Trotzdem ist Barbie in erster Linie immer noch eine Puppe – und mit dieser lässt sich theoretisch (fast) jedes Szenario nachspielen, das seiner Nutzerin beliebt. Mich zum Beispiel hat die von den HerstellerInnen propagierte Verwendung der Puppe zum An- und Auskleiden, Schminken und Frisieren gar nicht interessiert. Stattdessen habe ich meiner einzigen Barbie einen pflegeleichten Kurzhaarschnitt verpasst und sie gemeinsam mit der ohnehin viel cooleren kleinen Schwester Skipper in Ronja-Räubertochter-Manier durch den Wald reiten oder auf Bäume klettern lassen. Später haben wir dann – wie vermutlich neunzig Prozent aller mit Barbie spielenden Mädchen – unsere Barbies und Kens vor allem dazu genutzt, das nachzustellen, was wir nachts unerlaubterweise auf RTL2 gesehen hatten. Aber wer

sagt, dass Barbie statt mit Ken nicht auch mit Shani, Kayla oder Lea ins Bett gehen könnte? Der Punkt ist: Die Erzählung rund um Barbie mag noch so heteronormativ, ethnisch diskriminierend und konsumverherrlichend sein. Der Fantasie sind trotzdem nur wenige Grenzen gesetzt, und was die Besitzerinnen letztlich mit ihren Barbies anstellen, ist allein ihnen überlassen. Mit Barbie ist es in dieser Hinsicht wie mit der Fernsehserie „Sex and the City“. Auch deren Erzählung propagiert ein unrealistisch dünnes Körperbild, stellt Frauen als Shopaholics dar, die sich lieber ein paar Jimmy Choos kaufen als ihre Miete zu zahlen und suggeriert, dass wahres Glück schlussendlich nur durch die Heirat des Traumprinzen zu erlangen sei. Trotzdem bleiben nicht wenige Zuschauerinnen von all dem unbeirrt – und schaffen es dennoch, unter diesen geschlechterkonservativen Narrations-Schichten noch Sedimente eines feministischen Subtextes freizulegen. Das einzige, was sich in der Tat kaum umkodieren lässt, sind Barbies Körpermaße. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass Barbie bzw. die Firma Mattel in diesem Punkt ihrer Zeit voraus waren: Die Puppe sah schon zu einer Zeit, als Models noch nennenswerte Hüften und Oberschenkel hatten, so virtuell aus, wie die digital übertünchten Körper und Gesichter, von denen wir heute umringt sind. Natürlich ist diese Entwicklung schlimm, weil sie die Illusion erzeugt, es sei normal, kindlich-schmale Hüften, dellenfreie Oberschenkel, aquamarinfarbene Reh-Augen und einen perfekten Teint zu haben – und so nach und nach auch unsere Vorstellung von Normalität verschiebt. Und natürlich ist auch Barbie in dieser Hinsicht schlimm. Sie deshalb aus Kinderzimmern verbannen zu wollen, wie die Anklage fordert, wäre aber in etwa so sinnvoll, wie kleinen Mädchen einen Kartoffelsack über den Kopf zu ziehen und zu hoffen, dass sie auf diese Weise von den Auswirkungen manipulierter Medien-Bilder verschont bleiben. Wer als Frau in dieser Gesellschaft aufwächst, wird täglich mit unrealistischen Entwürfen weiblicher Schönheit konfrontiert. Die einzige Hoffnung bleibt da, Mädchen möglichst viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg zu geben, ihnen zu signalisieren, dass sie so geliebt werden, wie sie sind – und dann zu hoffen, dass sie zu selbstbewussten jungen Frauen aufwachsen, die keine lebenden Puppen sein wollen. Denn Barbie und der ganze Rest werden so schnell nicht weggehen. ❚ Chris Köver ist gemeinsam mit Sonja Eismann und Stefanie Lohaus Chefredakteurin des „Missy Magazines“. Nebenher arbeitet sie als freie Autorin, u.a. für „Die Zeit“,„Zeit Campus“ und „Neon“.

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an.zeigen JOANNEUM Graz und unter anderem ehrenamtlich bei den Rosa Lila PantherInnen aktiv, wo ich seit Neue Archivräume gesucht etwa einem Jahr im Rahmen des Der Verein Frauenforschung und Projekts „liebeist.org“ Aufklärungsweiblicher Lebenszusammenhang und Sensibilisierungsarbeit zum sucht neue Räumlichkeiten (ca. Thema „andere L(i)ebensformen“ 200 m2) für den Archiv- und leiste. Bibliotheksbetrieb. Ich bin gerade dabei, meine Bevorzugt wird die Umgebung der Diplomarbeit zum Thema "GleichUniversität Wien, sowie die angren- geschlechtliche Pflegeeltern – zenden Bezirke. Näheres zu unseGesellschaftliche Einflüsse auf die ren Wünschen und Vorstellungen Paarbeziehung" zu beginnen, findet sich auf der STICHWORTweshalb ich Ihre Unterstützung Website unter „Aktuelles“. benötige: Hinweise und Tipps nehmen wir Ich suche gleichgeschlechtliche dankend entgegen! Paare die eine Pflegeelternschaft www.stichwort.or.at übernommen haben und bereit sind, mir im Frühling 2009 als InterviewpartnerInnen für InterviewpartnerInnen zu Forschungsarbeit „GleichVerfügung zu stehen. geschlechtliche Pflegeeltern Die Interviews werden selbstverGesellschaftliche Einflüsse auf ständlich anonymisiert und die ferdie Paarbeziehung“ gesucht. tige Diplomarbeit steht Ihnen zu Ich bin Studierende des Verfügung. Honorar kann ich leider Studiengangs Sozialarbeit/ keines anbieten, aber ich werde Sozialmanagement an der FH mich um eine angenehme

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an.rissarbeit.wissenschaft

Fo t o : J o h n S p o o n e r

Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6

f i l m . a ka d e m i e

Männlicher Zweiervorschlag „Es mutet höchst eigenartig an, wenn Frauen bei der Besetzung einer Professur nicht einmal in der Vorschlagsliste berücksichtigt werden. Noch dazu, wenn es sich um höchst qualifizierte Kandidatinnen handelt, wie zahlreiche Reaktionen aus der Filmszene beweisen“, kommentiert die Frauensprecherin der Wiener Grünen Judith Schwentner die Ereignisse rund um die Vergabe einer Professur für die Studienrichtung Schnitt an der Filmakademie. Fest steht, dass seit beinahe zwei Jahren einE Schnitt-ProfessorIn gesucht wird. Drei Frauen und zwei Männer wurden zur Präsentation eingeladen. Beim Rektor landete ein rein männlicher Zweiervorschlag. „Die deutliche Mehrheit der Studierenden würde Cutterin Karina Ressler sehr gern sehen“, so ein Studierendenvertreter. Götz Spielmann, an dessen Oscar-nominiertem Film „Revanche“ Ressler mitwirkte, dazu: „Karina Ressler ist pädagogisch und intellektuell brilliant. Wenn jemand so vehement verhindert wird wie sie, dann vielleicht, weil die Entscheidungsträger Angst vor dieser geistigen Vitalität und Kreativität haben.“ Jetzt ist, so Schwentner, „Wissenschaftsminister Johannes Hahn gefordert, dem traurigen Schauspiel des Übergehens von hochqualifizierten Frauen bei der Stellenbesetzung an Universitäten rasch ein Ende zu bereiten.“ kaiv

vorlesungen

lohn.gefälle

Feminismus an den Unis

Gender Pay Gap

Im April nicht das Frühlingswetter genießen, sondern an der Uni Vorträge hören? Es zahlt sich aus! Einige Unis im deutschsprachigen Raum widmen sich den unterschiedlichsten feministischen Themen: An der Universität Hamburg startet wieder die von der AG Queer Studies organisierte Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen”, die sich ausdrücklich auch an Nicht-Student_innen richtet. Vorgetragen wird u.a. über nicht-monogame Lebensweisen, Sexualität, feministisch-queere Raumkonstruktionen und Verschränkungen von Biologie und Kultur. Um Körper und vieles andere (z.B. Alter, Ethnizität, Politik) geht es auch in Marburg im Rahmen der Ringvorlesung „Gender Studies und feministische Wissenschaft“. In Wien wird über Körperregime gesprochen: Hier erwarten uns Vorträge zu u.a. Genitalverstümmelungen oder Körpervorstellungen an der Schwelle zur Scientific Revolution. Am Wiener Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft gibt es u.a. Embodiment-Debatten und einen Vortrag zur Rolle der Braut bei Hochzeiten in Minderheitenkulturen. Dass Alice Schwarzer an der Wiener Universität für angewandte Kunst Gastprofessorin ist, dürfte sich schon herumgesprochen haben. Nun hält sie außerdem noch drei Vorträge im Rahmen der TheodorHerzl-Dozentur für Poetik des Journalismus mit den Titeln: „Mein Weg: Von der Volontärin zur Blattmacherin“, „Das Interview: Kein Dokument, eine Kunstform“, „Journalismus & Ethik: Wir schreiben über Menschen“. Gut, dass uns hier ihre Thesen zu Pornografie und Islamisierung erspart bleiben. be

Im März wurde die jährliche „Gender Pay Gap“-Studie der EU veröffentlicht, die die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen misst. Und die stellt Österreich ein schlechtes Zeugnis aus, denn hierzulande verdienen Männer durchschnittlich 25,5 Prozent mehr als Frauen. Somit liegt die Alpenrepublik auf dem 26. und vorletzten Platz, knapp vor Estland. Den geringsten Unterschied weist Italien mit 4,4 Prozent auf, gefolgt von Malta, Polen und Slowenien. Die Unterschiede ergeben sich teilweise aber auch aus verschiedenen strukturellen Differenzen. In Italien, Malta und Polen ist etwa der Prozentsatz der erwerbstätigen Frauen allgemein ziemlich niedrig, in Österreich gibt es dafür mehr Teilzeitbeschäftigte. EU-weit konnte die Schere im Durchschnitt um gerade einmal 0,3 Prozentpunkte geschlossen werden und liegt nun bei 17,4 Prozent. Hochgerechnet auf die Lebensarbeitszeit sind das 160.000 Euro, die Männer mehr verdienen. Gleichzeitig mit der Präsentation der Studie startete auch die „Close the Gender Pay Gap“-Kampagne gegen geschlechtsspezifische Lohngefälle. niho

dossier

Prekäre Arbeitswelten

www3.mdw.ac.at/index.php?pageid=579&Suchstring=ringvorlesung

2008 fand die Enquete „Prekäre Zeiten“ statt, nun wurden die Ergebnisse in einem Dossier zusammengefasst. Permanenter Zeitdruck, ständige Verfügbarkeit und keine Möglichkeit längerfristiger Lebensplanung betreffen besonders oft Frauen, die Politik ist hier aufgerufen, gegenzusteuern. Heftbeiträge kommen u.a. von Michaela Moser (Armutskonferenz), Kirstin Essenthier-Höchstätter (Leiterin der Bundesfrauenabteilung der GPA-djp) und Gudrun Giese (Politologin). be

Alice Schwarzer: 22.4., 29.4., 6.5., 10-12.00, Universität Wien, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger Ring 1, HS 33

Bestellungen unter www.ksoe.at, T. 01/310 51 59, office@ksoe.at

Ringvorlesung Hamburg: www.aww.uni-hamburg.de/jenseits-der-geschlechtergrenzen-sose2009.htm Ringvorlesung Marburg: www.uni-marburg.de/genderzukunft/aktuelles/events Ringvorlesung Uni Wien: www.univie.ac.at/gender/index.php?id=12 Ringvorlesung Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft:

april 2009 an.schläge 27


liebeist Fo t o s : l i e b e i s t . o r g

L(i)ebensformen lernen Ein engagiertes Projekt vermittelt Jugendlichen die Welt der Liebe abseits von Heterosexualität. Von Bettina Enzenhofer

Die Mitarbeiter_innen von liebeist.org suchen sowohl Leute, die gerne mitarbeiten würden (beson-

„Als Jugendliche lebte ich heterosexuell. Wenn ich mir vorstelle, dass ich an so einem Projekt teilgenommen hätte, hätte ich vielleicht früher kapiert, dass ich eigentlich lesbisch bin“, sagt Christina, die ihr Outing erst als Erwachsene hatte. Alexas Outing hingegen war viel früher, mit positiven Reaktionen und Unterstützung im Freund_innenkreis. Solch ein erfreuliches Erlebnis ist aber weiterhin eher die Ausnahme als die Regel, und genau dies motivierte die beiden, mit anderen „anders L(i)ebenden“ ein Projekt zu starten.

ders jungen Nachwuchs, der bereit ist, etwas über sich zu erzählen), als auch Workshop-Interessent_innen. Kontakt: info@liebeist.org, Infos zum Projekt: www.liebeist.org

28 an.schläge april 2009

Liebeist. Seit 2007 existiert liebeist.org, die Projektmitarbeiter_innen (davon fünf bis zehn im Kernteam und an die

50 bisher Beteiligte, alle ehrenamtlich) können mittlerweile einiges vorweisen: Rund 15 Workshops, Homepage, Infomappe, Broschüre, Plakate, eine DVD mit Kurzfilmen und etliche Interessierte. Projektgründerin Janine Zettl und Mitgründer Patrick Antal, damals erst 17 bzw. 20 Jahre alt, wollten den Status Quo nicht mehr hinnehmen. Patrick: „Wir dachten: Es muss endlich was passieren, vor allem auf schulischer Ebene. Nicht mal Lehrer_innen wussten, an wen sie sich wenden könnten, falls sie Interesse an Workshops hätten. Also haben wir gesagt: Wir machen das selbst.“ Die Finanzierung übernahmen die RosaLila PantherInnen, eine schwullesbische Arbeitsgemeinschaft aus der Steiermark, mit öffentlichen Geldern und aus Einnahmen des jährlich statt-

findenden „Tuntenballs“. Vorerst war nur eine Infomappe in Planung, daraus wurde dann immer mehr – inzwischen sind Workshops für Jugendliche das Herzstück des Projekts. Aufklärungsarbeit. In Schulen ist Sexualerziehung zwar Inhalt des Lehrplans, doch L(i)ebensformen abseits der Heterosexualität werden oft nur als Randbzw. Sonderthemen bearbeitet. Petra Tinkhauser, selbst Lehrerin in einer Hauptschule, sagt dazu: „In der Regel wird Heterosexualität als Norm und Homosexualität bestenfalls additiv behandelt. Homosexualität als ‚das Andere’ oder ‚das Besondere’ bestätigt allerdings nur das heteronormative Denken. Wünschenswert wäre meiner Meinung nach, die Vielfalt als Ausgangs-


istliebe punkt zu nehmen und die Vielfältigkeiten homosexueller und heterosexueller Lebensformen und alles, was ‚dazwischen’ ist, zu thematisieren. Aber wenn ich die derzeitige schulische Situation betrachte, scheint mir das als reine Utopie.“ Von liebeist.org ist Petra begeistert: „Mit dem Projekt wird endlich eine Lücke gefüllt und ein weiterer Schritt gesetzt, um Diskriminierungen und Homophobie einen Riegel vorzuschieben. Es sollte eine Pflichtveranstaltung an jeder Schule sein!“ Deklariertes Ziel von liebeist.org ist es, die Vielfalt von Sexualitäten zu thematisieren und damit vor allem Jugendliche, aber auch Eltern, Lehrer_innen und Multiplikator_innen für alternative L(i)ebensformen zu sensibilisieren. Einerseits soll Jugendlichen vermittelt werden, dass Bezeichnungen wie „schwule Sau“ diskriminieren und verletzen, andererseits sollen Jugendliche, die homo-/bisexuell oder transgender leben, gestärkt werden. Talkshow-Workshops. Derzeit finden die Workshops nur in der Steiermark statt – und längst nicht jede Schule hat Interesse. Doch 15 Mal hat es bisher geklappt, und das mit großer Begeisterung seitens der jugendlichen Teilnehmer_innen. Die Workshops selbst finden in Form von Talkshows statt: Vier bis fünf junge, anders l(i)ebende Pro-

teile und Diskriminierung, ein historischer und globaler Blick auf die Thematik sowie Sexualität. Zwischendurch gibt’s Filmszenen und Musik, zum Abschluss einen Feedbackbogen. In Schulen dauert der Workshop zwei Schulstunden, in Jugendzentren mindestens eineinhalb Stunden.

stützung etc. zu bekommen, an Intoleranz oder mangelndem Bewusstsein über die Bedeutung der Thematik liegt“, so das Team.

Eine gute Ausgangsbasis. Petra erzählt, dass „schwul“ bzw. „gay“ immer noch als Schimpfworte verwendet werden. Seit neun Jahren ist sie Lehrerin, ein Vorurteile? „Natürlich stößt man bei den Outing an der Schule hat sie jedoch noch nie erlebt. Im Gegensatz zu den Jugendlichen auf Vorurteile, sonst Burschen spielen die Mädchen mit howären unsere Workshops auch nicht mosexuellen Zuschreibungen: „‚Lesnotwendig. Von Lehrer_innenseite habisch sein’ wird von den Schüler_innen ben wir bis jetzt nichts Negatives geweniger ausgrenzend verwendet, und spürt. Oft merkt man bei den Workshops, dass Scheu da ist, offen über die Schülerinnen bestätigen oftmals eigenen Vorurteile in unserer Anwesen- selbstbewusst den ‚Verdacht’ und gehen dann demonstrativ händchenhalheit zu sprechen. Hier gilt es, für diese tend auf’s WC. Ob dabei von einer lesVorurteile Verständnis aufzubringen bischen Zuneigung im romantischen (insofern als dass die Jugendlichen oft nichts dafür können – Sozialisation und Sinne ausgegangen werden kann, bleibt aber offen.“ Wenn man so will, Erziehung in einer heteronormativen eine gute Ausgangsbasis für AufGesellschaft, Unsicherheiten etc.) und klärungsarbeit. sie mit Fingerspitzengefühl herausDie Projektmitarbeiter_innen leizukitzeln, um sie einer Thematisierung sten hierfür einiges: Die Jugendlichen und Aufarbeitung zugänglich zu maernst nehmen, mit ihnen diskutieren, chen“, sagt das Team von liebeist.org. Vorurteile thematisieren und ihnen verMitunter müssen die Mitarbeiter_inmitteln, dass sie mit ihren Sexualitäten nen aber gar nicht viel herauskitzeln – alle individuell und besonders und damanchmal äußern sich Jugendliche mit ganz normal sind. Geoutet hat sich mit Selbstverständlichkeit homophob. Wie etwa bei einem Vorfall in einem Ju- zwar bisher von den Teilnehmer_innen gendzentrum, in dem eine liebeist-Mit- während eines Workshops noch niemand, aber das ist auch nicht das Ziel. arbeiterin arbeitete. „Ein ‚Leitwolf’ im Rudel stachelte die anderen derart auf, „Insgesamt ist Österreich ausgespro-

Petra erzählt, dass „schwul“ bzw. „gay“ immer noch als Schimpfworte verwendet werden. Seit neun Jahren ist sie Lehrerin, ein Outing an der Schule hat sie jedoch noch nie erlebt. jektmitarbeiter_innen sind TalkshowGäste und erzählen aus ihren eigenen Leben. Unterschiedliche Selbstdefinitionen, Geschlechtsidentitäten und Vorlieben sind dabei wichtig, um nicht ein Klischeebild („die Homosexuellen“) zu vermitteln. Wie in anderen Talkshow-Formaten gibt es eine Person, die moderiert, die Gäste vorstellt und die Jugendlichen motiviert, sich in die Diskussion einzubringen. Großer Wert wird auf Fragen der Jugendlichen gelegt, ein paar thematische Fixpunkte gibt es aber in jedem Workshop: Coming-Out, die (Nicht-)Veränderbarkeit der sexuellen Orientierung, gleichgeschlechtliche Paare und Kinder, Vorur-

dass die ganze Diskussion darin gipfelte, dass eine Jugendliche sagte: ‚Die Schwulen gehören alle vergast.’ Diese Eskalation führte aber dazu, dass alle (zuvor mitwetternden) Kids tatsächlich sehr erschrocken und entsetzt waren. Der Auslöser dieser homophoben Entgleisung kam daraufhin zur Mitarbeiterin, distanzierte sich von der Aussage des Mädchens und sagte reumütig: ‚Ein bisschen gay ist auch okay.‘“ Ungeklärt ist, wie es mit Vorurteilen seitens öffentlicher Institutionen, die Gelder bereitstellen könnten, aussieht. „Es bleibt der Interpretation überlassen, ob die Schwierigkeit, Aufträge, Werbemöglichkeiten, finanzielle Unter-

chen homophob – da bräuchte es mehr als ein paar Workshops,“ sagt Alexa. Bei ihr haben die richtigen Probleme erst im Erwachsenen- bzw. Berufsleben begonnen. Aber: „Ein Projekt, in dem Jugendliche über ihre sexuelle Identität reden können, ist gut, richtig und wichtig.“ Und wenn liebeist.org schon vor zehn Jahren existiert hätte, hätte Christina eventuell ein Aha-Erlebnis gehabt. Aber auch falls nicht: „Ich bin davon überzeugt, dass Verwirrungen, Probleme mit der ‚Geschlechtsidentität’ usw. seltener vorkommen würden, wenn den Kids neben der Heterosexualität auch noch andere ‚natürliche Wahrheiten’ präsentiert würden.“ ❚ april 2009 an.schläge 29


kulturan.riss

Fo t o : H a r r i e t Vi n e

© Linda Bilda

Im Kölner Museum Ludwig werden Aquarelle und Zeichnungen von 1947 bis heute gezeigt. „Im Möglichkeitsspiegel“ präsentiert Lassnigs surrealistische Arbeiten der 1940er Jahre, ihre „Körpergefühlszeichnungen“, Aquarelle aus den 70ern und 80ern sowie aktuelle, grellbunte Bleistiftzeichnungen. Nach dem Studium in Wien und ihrem Kunstschaffen in Paris lebte Lassnig zwischen 1968 und 1980 in New York, wo sie mit Trickfilm zu arbeiten begann. Auch in ihren Animationen behandelt sie Mann/Frau-Beziehungen und die Erfahrungen des eigenen Frau- und Künstlerinnen-Daseins. Lassnigs Kurzfilme gibt es nun erstmals versammelt auf einer DVD. nad 13.2.-17.5. Maria Lassnig – Das neunte Jahrzehnt, MUMOK Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, MuseumsQuartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/525 00, www.mumok.at; 14.3.-14.6. Maria Lassnig – Im Möglichkeitsspiegel, Museum Ludwig, 50667 Köln, Heinrich-Böll-Platz, T. 0221/221 26165, www.museenkoeln.de/museum-ludwig. Maria Lassnig – Animation Films, Index, 28,80 Euro

film

Die Freiheit nehm' ich mir!

konzert

Musikalischer Angriff auf den Kunst-Malestream Ein Mädchenmonster hat definitiv seine traditionell-gesellschaftliche, nämlich mädchensüße Bestimmung vertan. Dass das gut so ist, zeigen die von den Chicks on Speed-Musikerinnen Melissa Logan und Alex-Leslie Murray ins Leben gerufenen Girl Monster. Mit dem gleichnamigen Audio-Fanzine, das 2006 auf dem eigenen Label erschien und weibliche sowie cross-gender KünstlerInnen aus fast 20 Jahren vereinte, war die Girl-Monster-Philosophie geboren: ein Mix aus Musik, Theorie und Kunst, aus Lectures, Video-Screenings und Performance, der Künstlerinnen „dazu animieren soll, neue Freiheit zu erlangen, einzigartig und wild zu sein“. Zu sehen in Krems beim donaufestival 09 live in concert: Men, Yo! Majesty, The Raincoats, Koko von Napoo, Ann Liv Young machen Musik, A. L. Steiner sorgt für Lectures und Videoprogramm, C.L.U.E. für eine multimediale Performance, Prick Your Finger werden mit bühnentauglicher Unterweisung in Sachen Stricken nachhelfen und Gustav (alias Eva Jantschitsch) dirigiert das Girl Monster Orchestra. „A cold fusion, an explosive meeting of matter and anti-matter.“ Das riecht nach Rebellion. nad 25.4., ab 19 Uhr, Donaufestival, 3500 Krems, Messegelände Halle 1, Utzstraße 12, Tickets unter www.donaufestival.at

a u s s te l l u n g

Gefühlter Körper im Bild und Trickfilm Gleich zwei Personalen darf die österreichische Malerin Maria Lassnig dieses Jahr verbuchen. Das MUMOK in Wien widmet ihr anlässlich ihres 90. Geburtstags die Ausstellung „Das neunte Jahrzehnt“. Zu sehen gibt es, teilweise erstmals, großformatige Bilder aus Lassnigs Schaffen über den eigenen Körper, die eigene Befindlichkeit und den Blick von außen. Daneben hängen im MUMOK aber auch Arbeiten wie der Bilderzyklus „Adam und Eva“, mit dem sie Geschlechterverhältnisse thematisiert. 30 an.schläge april 2009

Dortmund avanciert vom 21.-26.4 wieder zur „internationalen Frauenfilmstadt“. Der Freiheit widmet sich das diesjährige Frauenfilmfestival mit rund hundert filmischen Werken aller Genres und Längen: vom ersten Spaghetti-Western einer Regisseurin („The Belle Starr Story“) bis hin zum Leben im Schweizer Elite-Internat („Zuoz“). Die Schwierigkeit ist, dass der „Begriff Freiheit häufig mit der Abwesenheit von Freiheit verbunden wird“, sagt Festivalleiterin Silke Räbinger und setzt deshalb die drei Programmpunkte „Innere Freiheit“, „Grenzen“ und „Unter Kontrolle“. Das Nebenprogramm umfasst mehrere Workshops, u.a. ein Werkstattgespräch über Bildgestaltung mit der Kamerafrau Bella Halben („Hierankl“), ein Symposium widmet sich außerdem vorab speziell Filmregisseurinnen, die „in transkulturellen Kontexten leben und arbeiten.“ Bei „A Wall is a Screen“ wird Kino beim nächtlichen Stadtspaziergang auf Hausmauern projiziert. sr 21.-26.4., Internationales Frauenfilmfestival Dortmund. Infos zum Programm: www.frauenfilmfestival.eu; 20.-21.4., Symposium „Grenzüberschreitungen: Transkulturelle Perspektiven in Filmen von Regisseurinnen“. Infos unter www.affaportal.de/forschungeprojekte.html

musik

Das Klanglabor Wenn Punk auf Komposition und Tanzkunst auf neue Medien treffen, hat das einen Namen: phonoFemme. Das internationale Klangkunstfestival, das vom 21. bis 25. April im KosmosTheater Wien stattfindet, stellt sich gegen die männliche Dominanz in der gegenwärtigen Kunst. Von Olga Neuwirth bis Paola Bianchi, von Pauline Oliveros bis Lydia Lunch – 17 Künstlerinnen verwandeln fünf Tage lang ein Theater in ein Klanglabor aus Musik, bildender Kunst, Tanz, Performance Art und Medienkunst. Auf drei Plattformen verteilt bespielen die Künstlerinnen die ersten drei Festivalabende. Am vierten Tag diskutieren internationale VertreterInnen über Definition und Positionierung der aktuellen Klangkunst. Am letzten Tag kommen die Künstlerinnen der drei Plattformen für eine gemeinsame Sound-Art-Performance zusammen. Bei „phonoFemme_art in progress“ kann das vernetzte Publikum Soundfiles zum Thema „Maschinenklang“ abspeichern und weiterverarbeiten. nad 21.-25.4., KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 10,- bis 72,- Euro, www.phonofemme.at


t h e a te r

Auf dem Weg Mit dem Projekt „Auf Achse 09: Alle wandern aus“ erweitert das interkulturelle Team des Theaters Fleischerei in Wien das 2008 begonnene Projekt „Asylcafe“ und bringt es in den öffentlichen Raum: In Performance-Prozessionen sollen alternative Kunstszene, lokale Wirtschaft und Asylwerbende/MigrantInnen einander besser kennen lernen, Vorurteile abbauen und gemeinsam künstlerisch tätig sein. Das Publikum folgt dabei sechs Projektteams, die jeweils 20 Minuten an zwölf Standorten entlang der Kirchengasse – im Café, in der Schneiderei oder der Boutique – kollektive Straßentheateraktionen, Chor-Performances und Jazz-Improvisationen veranstalten. Ebenfalls in der Fleischerei präsentiert „Töchter der Kunst“ das Stück „Abgefahren“. Fünf Frauen treffen sich in einem Zugabteil und erzählen durch ihre Interaktion von Integration und Identitätsfindung. niho „Auf Achse 09“: 27.-29.4., jeweils 19 Uhr;„Abgefahren“: 7.-9. und 14.-16.5. jeweils 20 Uhr. Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, Eintritt: 10,-/7,- Euro, gratis für AsylwerberInnen und Arbeitslose, www.experimentaltheater.com

magazin

Achten Sie auf die Nebenfiguren!

Eva Steinheimer

Der/Die/Das Sissy ist eine … Nebenfigur, die in jedem anständigen Hollywood-Film vorkommt. „Er vermittelt dem Zuschauer subtil, dass es andere, womöglich befriedigendere Wege gibt als die konventionelle Heterosexualität“, erklärt uns die glbtq-Enzyklopädie. Der/Die/Das Sissy ist auch ein … brandneues (und ja, auch brandheißes) Film-Magazin, das vierteljährlich nicht-heterosexuelle Kinofilme und DVDs vorstellt. Das freut uns ebenso sehr wie die Ankündigung der AutorInnen, dabei, wenn irgend möglich, gegen jeden Trend zu verstoßen. Außerdem ist Tilda Swinton auf dem Cover. Und kostenlos ist es auch noch. Ein Hoch auf die Nebenfiguren. han

„Wenn’s ein Bub wär …“

Sissy erscheint alle drei Monate, lässt sich deutschlandweit in schwul–lesbischen Buchläden und ausgewählten Kinos mitnehmen, auf www.sissymag.de downloaden oder kostenlos per Mail unter abo@sissymag.de abonnieren.

fotografie

Familienausflüge und Patti Smith Berlin ist nicht unbedingt der nächste Weg, das ist schon klar. Aber Annie Leibovitz ist ja auch nicht irgendeine Fotografin. Fotografierte 1971, mit gerade mal 22 Jahren, John Lennon. Wurde mit 24 Chef-Fotografin des „Rolling Stone“. „I hate the word ‚celebrity’. I’ve alwas been more interested in what people do than who they are, and I hope my photographs reflect that.“ Tun sie. Und weil das C/O Berlin in der (deutschlandweit übrigens einzigen) zweihundert Bilder umfassenden Retrospektive neben Berühmtheiten auch Leibovitz’sche Familienfotos stellt, sieht man, was Frau Leibovitz so macht und dass man ihr gerne das Etikett „Role-Model“ verpassen darf. Ihr Leben mit der langjährigen Lebensgefährtin Susan Sontag und den drei leiblichen Kindern, ihr Engagement in der Lesben- und Schwulenbewegung. Aber auch das Sterben der an Krebs erkrankten Sontag. Hinfahren! han Bis 24.5., Mo-So, 11-20 Uhr: Annie Leibovitz. A Photographer’s Life. 1990 bis 2005. C/O Berlin im Postfuhramt, 10117 Berlin, Oranienburgerstraße/Tucholskystraße, www.co-berlin.com

Fünf Monate noch bis zu Lennis Schulanfang. Schön, dass ab Herbst der Kindergarten gratis ist. Pech, dass wir nicht mehr davon profitieren. Zum Glück werden die WienerInnen jetzt (fast) alle vom Wiener Bürgermeister per Brief darüber informiert. Da gibt’s in neun Monaten sicher einen Geburtenhype! Wenn sie aber erst mal da sind, die G’schrazen, ist dann doch nicht alles eitel Wonne. Ein Beispiel: Meine Freundin Alma war vor kurzem mit ihren beiden Kindern Matia, fast sechs, und Fiona, vier, im Drogeriemarkt. Fiona stürzt, fällt gegen eine Metallkante und hat einen blutenden Cut überm Auge. Im Drogeriemarkt, könnte frau denken, gibt es Pflaster und Verbandszeug. Leider aber keine Hilfe der Angestellten. Was die denn tun, wenn sie sich mal wehtun, bleibt unbeantwortet. Erste-Hilfe-Kasten? Gibt es nicht, aber gegenüber eine Apotheke. Bloß raus mit dem heulenden Kind. In der Apotheke ist man hilflos und für Erste Hilfe nicht „zuständig“. Aber gleich um’s Eck liegt ein Spital. Bloß raus mit dem blutenden Kind. Im Spital wird die Familie eingelassen: „Jetzt, wo Sie einmal drin sind, müssen wir sie auch behandeln.“ Gut, oder? Nein, denn es handelt sich um ein kleines Krankenhaus ohne Notfallambulanz. Aber jetzt ist der Fall Fiona schon mal in der Bürokratie angekommen und wird professionell an eine Kinderambulanz verwiesen. Bloß weiter mit dem Kind! Es folgt eine Taxifahrt quer durch die Stadt. Fiona heult jetzt nicht mehr, der Cut ist notdürftig verbunden. In der Kinderambulanz dann der Bescheid, dass es nicht ganz eindeutig sei, ob genäht werden muss. Wenn ja, muss Fiona aber ins SMZ-Ost, dort ist die nächste Kinderchirurgie. Empfehlen würde der nette Onkel Doktor es ja schon: „Wenn’s ein Bub wär, wär’s egal, aber es könnte ja eine Narbe bleiben!“ Medizinisch will er sich nicht festlegen, die kosmetische Relevanz sollte eigentlich genügen, um die Mutter samt Kind bloß weiter zu kriegen. Die kann nicht mehr, nimmt alle Verantwortung auf sich und geht mit den Kindern nach Hause. Willkommen in Wien! PS: Fiona geht’s prima, ganz ohne Narbe! april 2009 an.schläge 31


sabinestrasser

Fo t o : M e h m e t E m i r

Alice Schwarzers Nebenwidersprüche Zugehörigkeit und Zwangsfreiheit sind Themen zweier neuer Bücher der Sozialanthropologin Sabine Strasser. Mit Kerstin Kellermann sprach sie u.a. über „Parallelgesellschaften“ als populistisches Phantasma rechter Politik. an.schläge: Was steckt hinter der Rede von „Parallelgesellschaften“? Sabine Strasser: Parallelgesellschaften sind für mich ein Konstrukt, das helfen soll zu erklären, warum gesellschaftliche Harmonie trotz der Vielfalt, in der wir leben, nicht entsteht. Warum gibt es überhaupt Konflikte? Schwierigkeiten wurden sichtbar, wie z.B. beim Mord an Van Gogh, als Holland plötzlich sein tolerantes Selbstbild verlor. Bei uns sind es die Schwierigkeiten von Jugendlichen, Arbeitsplätze zu finden oder Probleme in den Schulen, etwa dass die SchülerInnen nicht ausreichend Deutsch lernen. Bei allen sozialpolitischen Problemen musste man feststellen: Die Art, wie wir integriert 32 an.schläge april 2009

haben, hat nicht gefruchtet. Doch anstatt nun offen festzustellen, dass unsere Integrationspolitik offensichtlich nicht die richtige war, sagte man: Die begeben sich in Parallelgesellschaften, sie sondern sich von uns ab. Ab 2004, vielleicht aber auch schon mit dem globalen Ereignis von 9/11, kann man in Europa verstärkt von einer „Integration Neu“ sprechen. Seitdem herrscht ein Ansatz vor, der viel stärker und ungehemmter auf Assimilation abzielt als vorher. Die müssen die Sprache lernen, die müssen ihr Kopftuch ablegen, wenn sie einen Job haben wollen, die müssen eben auf ihre Differenz verzichten … denn sonst spricht man schon wieder von Parallelgesellschaften, in denen ganz viele Ma-

chenschaften vermutet werden. Zwangsheiraten, Ehrenmorde, Frauenunterdrückung – das ist ein besonders beliebtes Spielfeld von PolitikerInnen, die sonst nicht wahnsinnig viel Geschlechter-Egalität im Kopf haben. Geschlechtergerechtigkeit ist dabei ganz offensichtlich nicht ihr Ziel, eher geht es darum, einen Punkt zu finden, an dem sich diese Parallelgesellschaften festmachen lassen. Vor allem ist das wieder so eine Herstellung von „Wir als die Überlegenen, die Egalitären“ versus „diese Unterdrücker“, die so viel Probleme mit Gleichheit haben. Damit können wir uns vorzüglich darüber stellen und eine Integrationspolitik entwickeln, die dann eigentlich Anpassung bedeutet.


strassersabine Was aber gleichzeitig auch passiert ist: Durch die misslungene Integrationspolitik ist es tatsächlich so, dass sich Minderheiten zum Teil frustriert und hoffnungslos zurückziehen und sagen: Die wollen uns eh nicht. Und wenn die uns sowieso nicht wollen, was sollen wir denn dann tun? Je mehr wir uns bilden, desto weniger wollen sie uns eigentlich! Ist es nicht so, dass mit zunehmender Bildung und Artikulationsmöglichkeit sichtbarer wird, was die Unterschiede sind, und die Ablehnung eigentlich anstatt kleiner zu werden – weil ja mehr Integrationsbemühung von seiten der Minderheit da ist – größer und radikaler wird?

Parallelgesellschaften so beliebt geworden ist. Noch einmal zurück zu Ehrenmord und Zwangsheirat. Da wird Gewalt ja gerne kulturalisiert und so getan, als gäbe es gewalttätige Kulturen. Die arme ausländische Frau als Opfer ihrer Kultur wird integriert – aber ist das nicht Theater, denn sie bekommt ja deswegen auch kein Aufenthaltsrecht? Genau. Wenn man die Frauen zum Opfer macht, ist das überhaupt kein Schritt in Richtung Emanzipation, Selbstbestimmung oder Handlungsfähigkeit der Frau – all das, was eigentlich gefordert wird mit dem Diskurs. Im Gegenteil – das Geschlechterverhältnis

für sie machen. Da brauche ich sie nicht mehr zu fragen, denn es ist klar, sie sind unter uns, und wir müssen sie entwickeln. Da ist im Verborgenen immer ein Entwicklungshilfegedanke drinnen und keine ernsthafte Auseinandersetzung. Warum sind da Feministinnen gerade so anfällig dafür? Es sind ja nicht nur Feministinnen. Es sind die Missethons, die das ganz stark vertreten. Feministinnen setzten sich in Österreich erst seit Ende der 1980er Jahre, Anfang der 1990er mit Differenzen zwischen Frauen intensiv auseinander. Seither hat sich die feministische Theorie um einige wichtige

Zwangsheiraten, Ehrenmorde, Frauenunterdrückung – das ist ein besonders beliebtes Spielfeld von PolitikerInnen, die sonst nicht wahnsinnig viel Geschlechter-Egalität im Kopf haben. Geschlechtergerechtigkeit ist dabei ganz offensichtlich nicht ihr Ziel …

Aber was genau ist das Bedrohliche? Mir erscheint das wie bei einem Horrorfilm: Es ist etwas da, was man aber nicht sieht – wie eben die „Parallelgesellschaften“. Der ÖVP-Politiker Missethon meinte etwa, man wüßte ja nicht, was sich unter den Kopftüchern abspielt, welche Gedanken da gewälzt werden … Wichtig ist, dass unterschiedliche Bedrohungen hergestellt, verschiedene Differenzachsen aktiviert werden können. Missethon griff ja auch Feministinnen an, er befand sich da aber in bester Gesellschaft mit Alice Schwarzer. (lacht) Er zitierte sie immer wieder und beschimpfte uns Feministinnen in Österreich. Da steckte ganz viel von diesen „reports from within“ drinnen, in denen einzelne Frauen ihr Schicksal beschreiben, auf eine Weise, die Außenstehende sehr in ihrer Meinung bestätigt. Diese Authentizität bestätigt genau ihre Ewartungshaltungen. Diese Frauen haben auch den Begriff der Parallelgesellschaft bestätigt und salonfähig gemacht. Das finde ich das Gefährliche an diesen Berichten. Ich gestehe denen natürlich allen zu, dass sie ihre Geschichte aufarbeiten, aber die sorgten einfach dafür – durch ihre Form der Repräsentation –, dass sie stark homogenisieren und abschließen. Sie haben mit zu verantworten, dass der Begriff der

„der Anderen“ wird gerne übertrieben gezeichnet. Ich sage nicht, dass es keine patriarchale Grundstruktur in diesem Geschlechterverhältnis gibt. Wenn ich aber dieses Bild herausgreife und sage, alle Minderheiten haben ein Problem mit dem Geschlechterverhältnis, dann übersehe ich ein paar Dinge: Zum einen, dass es nicht alle trifft, und zum anderen, dass es bei uns auch sehr viele trifft. Damit erzeuge ich ein „Uns“ und ein „Die da“, mit dem einzigen Zweck, alle voneinander getrennt zu halten. Das ist Kulturalismus, oder wie Balibar es nennt, ein kulturalistischer Differenzialismus. Man trennt aufgrund von kulturellen Elementen, die man herauspickt. Es gibt ein hierarchisches Geschlechterverhältnis auf beiden Seiten. Die EU hat sicher einige Anstrengungen unternommen, was aber nicht dazu führte, dass wir keine Lohnschere mehr hätten, die wird mit der Krise sicher nicht kleiner. Insofern geht es nicht darum, wirklich zu schauen, wo die Probleme bei den Geschlechterverhältnissen der Minderheiten sind und was man dagegen tun kann, sondern um eine Skandalisierung der Geschlechterverhältnisse der anderen, um sich selber größer und gerechter zu machen. Vor dem Hintergrund dieser Selbstgerechtigkeit kann man ja dann wieder Politik

Konzepte wie Intersektionalität oder „differences within“ weiter entwickelt. Also ist es nur eine bestimmte Generation von Feministinnen, die so denkt? Ich befürchte nicht … (lacht). Es gibt einfach verschiedene Lager, so wie in der Politik auch. Es gibt feministische Positionen, bei denen die Kategorie „Geschlecht“ als die dominante Kategorie gesehen wird. Ich versuche eben verschiedene Kategorien einzubeziehen. Wenn ich die Kategorie Geschlecht immer als die wichtigste ansehe und sage, ethnische Hintergründe haben ja nicht alle, dann mache ich einen großen Fehler. Dann übersehe ich, dass die Mehrheit auch eine Kultur und einen ethnischen Hintergrund hat. Wir tun so, als hätten den nur die anderen, dann kann ich behaupten, „ethnisch“ ist nicht für alle wichtig. Aber alle Kategorien sind für alle Menschen relevant. Das betrifft sozusagen die Nebenwidersprüche der Alice Schwarzer. (lacht) Für sie gibt es einen neuen Hauptwiderspruch – das sind nicht die Produktionsbedingungen, sondern das ist das Geschlechterverhältnis. Aber die Feministinnen sind nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem bleibt populistische und rechte Politik, und wie erfolgreich die sich diese Denkmecha❚ nismen zu Nutze macht.

Sabine Strasser: Bewegte Zugehörigkeiten. Nationale Spannungen, Transnationale Praktiken und Transversale Politik. Verlag Turia + Kant, Wien 2009 Sabine Strasser, Birgit Sauer (Hg.innen): Zwangsfreiheiten. Multikulturalität und Feminismus. Buchreihe Historische Sozialkunde/ Internationale Entwicklung 27, Promedia Verlag, Wien 2008

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bustouren

B i l d : t ra f o. K

RebellInnen im Omnibus Drei Bustouren in Linz erkunden verborgene Geschichten. Passagierin Saskya Rudigier berichtet.

RebellInnen! Geschichten erfahren durch den Omnibus Tour 1: Von einem Kampf zum anderen 25.4., 13.6., 1.8., 3. 10 Tour 2: Kämpfen, sticken und Rosen 4.4., 4.7., 18.7., 12.9. Tour 3: Papiere, Arbeit, Aufenthalte 18.4., 16.5., 30.5., 20.6. Jeweils Samstags 14.00 bis 18.00 Uhr Abfahrt: Bushaltestelle Untere Donaulände 26, Linz Infos: www.linz09.at/de/projekt2106434/rebellinnen.html

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„Geboren wurde ich am 16.09.1920. (...) 25 Jahre war ich Fabrikarbeiterin, zehn Jahre Betriebsrätin. Aber geraucht habe ich nie!“, erzählt Leopoldine Feichtinger von ihrer Arbeit in der Austria Tabakfabrik. Die „Tschickbude“ wurde 2001 unter der Schüssel-Regierung vollständig privatisiert und gehört seit 2007 JT International. Trotz Protest wird Ende 2009 der Betrieb nach 160 Jahren eingestellt. Einer der Gründe für diese Entscheidung: Weil der Bau denkmalgeschützt ist, wird die Produktion in das modernisierte Werk nach Hainburg verlagert. 275 ArbeiterInnen sind davon in Linz betroffen.

Verborgene Geschichten entdecken. Diese und viele andere Geschehnisse bekommen MitfahrerInnen während einer außergewöhnlichen Busfahrt in und von der Kulturhauptstadt 2009 zu hören. „Wie wird die Geschichte einer Stadt dargestellt? Wo kann diese Geschichte sichtbar werden? Wie kann Erinnerung wirksam werden?“ Die Organisatorinnen und Mitbeteiligten des Linz09-Projekts „RebellInnen! Geschichten erfahren durch den Omnibus“ haben sich auf die Suche nach Stadtereignissen begeben, die in keiner Oberösterreich-Werbung vorkommen. „In unserem Projekt war es ganz wichtig, Geschichten zu suchen, die verborgen

sind, die nicht besprochen werden und keine große Öffentlichkeit in Mehrheitsmedien finden können“, fasst Mitorganisatorin Renate Höllwart von trafo.K1 die Zielsetzungen zusammen. Linztouren dreimal anders. Drei thematisch unterschiedliche urbane Stadterkundigungen sind während der Recherche entstanden. Gefahren wird entweder direkt zu den Originalschauplätzen, wo dann die Geschichten erzählt werden, derer hier bislang niemand gedacht hat. Oder die „andere“ Geschichte der Stadt wird, wenn sie nicht verortbar ist, in Form von künstlerischen Auseinandersetzungen wieder eingebracht.


tourenbus So steht bei der ersten RebellInnen!Stadtrundfahrt „Von einem Kampf zum anderen“ die Streikgeschichte von Linz im Zentrum des Interesses. Lärmen, aussitzen, besetzen, stürmen oder „Katzenmusik machen“: Gemeinsam mit der oberösterreichischen Gewerkschaftsjugend stellten sich die Projektbeteiligten die Frage, welche alternativen Formen des Protests, des Widerstands und der öffentlichen Raumeroberung existieren. Von den Austria Tabakwerken zu ehemaligen AsylbewerberInnenheimen, vom Asyllager in Traiskirchen über das Gelän-

Bewusst wurde der rote Schulbus ausgesucht, weil er sich als öffentliches Verkehrsmittel selbstverständlich in den Stadtraum einschreibt. „Wir bespielen diesen Bus mit neuen, anderen Inhalten und wollen uns auch ganz selbstverständlich innerhalb des Stadtraumes bewegen“, so Charlotte Martinez-Turek von trafo.K. Die künstlerischen Installationen – so setzt sich Sabine Kern zum Beispiel mit Gratiszeitungen auseinander – und die an den Fenstern angebrachten Forderungen wie etwa „Gleiche Rechte für Alle!“

allgegenwärtig. Normalerweise sind sie mit Themen besetzt, die sich sehr positiv verkaufen lassen. Die den kitschigen, schönen Geschichten einer Stadt entsprechen. „Wir wollten so etwas herstellen wie eine Gegenerinnerung, deshalb auch der Ausdruck Kontra-Souvenirs“, erklärt Charlotte Martinez-Turek. Dabei war es wichtig, eine Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Erinnerung zu initiieren: „Was ist Erinnerung? Was bleibt von Ereignissen? Was bleibt von Aktionen?“

die an den Fenstern angebrachten Forderungen wie etwa „Gleiche Rechte für Alle!“ oder „Die Zeit müssen wir uns nehmen!“ bleiben auch während der „normalen“ Inbetriebnahme bestehen und erregen so auch ausserhalb des Kunstprojektes Aufmerksamkeit.

de des Voest-Konzerns, wo 2003 über 12.000 Menschen gegen die Privatisierung des Betriebes demonstrierten, bis hin zu einem in den 1980er Jahren leer stehenden Studentinnenheim, das damals von 45 Frauen in einer Nacht und Nebel-Aktion besetzt wurde („Hillinger du wirst noch schauen, wir kriegen unser Haus für Frauen!“2) führt diese Tour unter anderem. Auf die Suche nach feministischen Forderungen und Veränderungen der gesellschaftlichen (Arbeits-)Verhältnisse führt die Route der Busfahrt „Kämpfen, sticken und Rosen“ entlang der Geschichte der Textilindustrie in Linz. In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz werden hierbei Geschlechterverhältnisse und die Problematik feminisierter Arbeit beleuchtet. Ein weiterer Nachmittag im Omnibus, unter Mitwirkung der Kunstuniversität Linz und Radio FRO, ist „Papiere, Arbeit, Aufenthalte“ – eine Tour, die zur Auseinandersetzung mit Migration und Regulierungsregimen anregen soll. Der Omnibus als Diskursort. Alle diese Stadterkundigungen führen die Fahrgäste vier Stunden lang vom Linzer Zentrum in die Peripherie und wieder zurück. Sie sind zugleich immer auch ein Experiment, mit dem die Umgebung der Stadt neu entdeckt und anders betrachtet werden soll.

oder „Die Zeit müssen wir uns nehmen!“ bleiben auch während der „normalen“ Inbetriebnahme bestehen und erregen so auch außerhalb des Kunstprojektes Aufmerksamkeit. Aber der Bus dient nicht nur als Informationsträger, er ist auch gemeinsamer Diskursort, Ausstellungsraum, Bühne und Hörgebiet. So sind im Laufe des Arbeits- und Rechercheprozesses mit den beteiligten Initiativen und durch die Unterstützung der Dramaturgin Marty Huber unterschiedliche Formen der Vermittlung entwickelt worden. Mit Performances, Filmen, künstlerischen Interventionen, (Streik-)Musik oder Interviews inner- und außerhalb des RebellInnen-Omnibusses sind die Touren auch ein Versuch, die Diskussion zu öffnen. Passagiere und Passagierinnen werden eingeladen, „Interessen oder Informationen, die vermisst werden, selbst zur Sprache zu bringen“, so Renate Höllwart. Kontra-Souvenirs und Gegenerinnerung. Bei jeder dieser untypischen Linz-Rundfahrten finden die Mitfahrenden schwarze Umhängetaschen mit dem Projektschriftzug RebellInnen! auf den Sitzen vor. Neben Informationen aus dem Rechercheprozess sind sie mit „Kontra-Souvenirs“ versehen, die zum „alltäglichen Gebrauch“ einladen sollen. Souvenirs sind in einer Stadt ganz

Das Streikset von Eva Egermann besteht aus einem schwarzen Mini-Megaphon, Trillerpfeife, einem 09-Streikschal und einer Gebrauchsanweisung für den täglichen Kampf auf der Straße. Die betexteten Webbänder mit Forderungen und kritischen Statements von Künstlerin Dagmar Höss für die Tour „Kämpfen, sticken und Rosen“ können ganz im Sinne der Selbstaneignung für Absperrungen oder auch nur als Armband verwendet werden. Auf dem beigelegten Schneidermaßband werden Normen und Zahlen gängiger Messinstrumente hinterfragt. Sticker gegen Rassismus befinden sich unter anderem in der Tasche von Alexander Jöchl für die Fahrgäste von „Arbeit, Aufenthalte, Papiere“. Mittel, um sich „selbstverständlichen oder unhinterfragten Stereotypen in der Verwendung von Sprache gegen Rassismus im öffentlichen Raum gegenüberzustellen“, wie Martinez-Turek erläutert. Jene sechzig Fahrgäste, die sich an diesem kalten und regnerischen Märztag einfanden, um bei der Premiere von „RebellInnen! Geschichten erfahren durch den Omnibus“ dabei zu sein, haben das Megaphon zwar nicht für eine spontane Streikdemo benützt. Aber im Laufe der ungewöhnlichen und aufregenden Tour trugen immer mehr von ihnen den schwarz-roten Streik-Schal um den Hals. Und das lag nicht nur am Wetter. ❚

1 Das Wiener Büro trafo.K arbeitet seit 1999 an Forschungs- und Vermittlungsprojekten an der Schnittstelle von Bildung und Wissensproduktion. www.trafo-k.at 2 Franz Hillinger war von 1969-1984 Bürgermeister von Linz.

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hankbobbit

Fo t o : E m i l i e J o u v e t

„Ich definiere mich als Butch!“ Hank Bobbit spricht mit Irmi Wutscher über wehrhafte Frauen, Rock’n’Roll-Klischees und die Sichtbarkeit

als Butch. an.schläge: Bist du Feministin und

www.hankbobbit.com www.myspace.com/hankbobbit88 www.myspace.com/lorenaandthebobbits

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wie definierst du das? Hank Bobbit: Klar bin ich Feministin! Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie irgendwer nicht FeministIn sein kann. Wie ich das definiere, ist schon eine ein bisschen schwierigere Frage … Erstmal überhaupt als Frau ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist für mich schon feministisch, also das zu machen, woran man Spaß hat. Und auch andere Frauen dabei zu unterstützen, das zu machen, worauf sie Bock haben und Netzwerke zu schaffen. Für mich als Lesbe ist es natürlich im lesbischen Rahmen wichtig, sich gegenseitig Unterstützung zu geben. Aber die zwei Dinge schließen sich nicht aus. Für mich gehen Frauen immer vor, egal worum es geht. Und wer ist das jetzt, deine Bühnenperson Hank Bobbit? Hank Bobbit ist eine Hillbilly Butch Dyke from Hell. Ich hatte vorher eine Band, die hieß „Lorena and the Bobbits“. Für die, die’s nicht mehr wissen: Lorena Bobbit war jene Dame, die ihrem Mann, als er schlief, den Schwanz abgeschnitten hat. Nachdem er sie jahrelang in der Ehe vergewaltigt und körperlich misshandelt hat. Ich war damals so 18, 19

Jahre alt und diese Geschichte wurde von den Medien damals total gehypt. Ich fand das großartig, ehrlich gesagt. Denn Lesben sind Schwanz-Abschneiderinnen, das wissen ja alle … Nein, ernsthaft:Wenn man sich ansieht, wie viele Männer ihre Frauen umbringen oder ihnen irgendein körperliches Leid zufügen, im Vergleich zu der Anzahl von Frauen, die ihre Ehemänner ermorden, das geht ja total auseinander. Daher fand ich die Tat vom Symbolcharakter her großartig. Und wie die Medien sich darüber aufgeregt haben, fand ich auch sehr bezeichnend. Daran habe ich mich erinnert, als ich später eine Band gegründet habe, deshalb haben wir sie Lorena and the Bobbits genannt. Mein Nachname ist noch immer Bobbit, und meinen Vornamen verdanke ich einem Freund, der einmal meinte, ich sähe aus wie ein langer dünner Cowboy, der Hank heißt. Du bezeichnest dich als Hillbilly … Ja. Hillbillies sind für mich Leute, die in den USA am Arsch der Welt im Mittleren Westen oder weiß der Geier wo wohnen. Das ist eigentlich mehr so ein Schimpfwort, Elvis wurde zum Beispiel oft als Hillbilly bezeichnet, weil er so einen Slang draufhatte. Und damit geht auch einher, ein Redneck zu sein, keine Erziehung zu haben, keine Manie-

ren, keine Zähne, ein Alkoholproblem zu haben … Andererseits kommt eben genau von diesen Hillbillies der Rock’n’Roll, zusammen mit dem Blues aus dem Süden der USA. Ist das nicht auch ein sehr weißer, heterosexuell-patriarchal geprägter Begriff? Willst du das auch aufweichen? Für mich steht an erster Stelle eigentlich immer der Humor. Ich stehe selber einfach total auf Rock’n’Roll. Mein Lieblingsmusiker ist Jerry Lee Lewis, der sieben Mal verheiratet war, der ein Alkoholiker ist, bei dem mindestens drei Ehefrauen auf merkwürdige Weise gestorben sind. Also eine aus feministischer Sicht nicht unbedingt vorbildliche Männlichkeit … Aber ich versuche, das was am Rock’n’Roll so rockt, diese Energie, rauszubringen und in was Positives umzuwandeln. Mit meinen Texten, die auch nicht immer – habe ich mir sagen lassen – politisch korrekt sind, versuche ich das schon bewusst in etwas umzusetzen, wozu ich stehen kann. Das fehlt mir oft im Rock’n’Roll. „I got a woman mean as she can be“ von Elvis ist z.B. eigentlich ein cooles Lied, weil es geht darum, dass sie die Knete hat und er irgendwie nicht, und dass sie immer nett zu ihm ist etc. Aber in der letzten Stro-


phe kommt dann der Knaller, da kommt dann: „She knows a woman’s place“ – und das ist dann zuhause in der Küche! Solche Sachen gibt’s immer wieder im Rock’n’Roll: Frauen werden angebetet und verehrt, natürlich auch als Sexualobjekt, aber dann kommen immer wieder so sexistische Hämmer. Bist du im Alltag auch Hank? Wieviel Hank steckt in dir? Also es steckt schon ziemlich viel Hank in mir. Ich habe Leute nie darum gebeten, dass sie mich Hank nennen. Das ist jetzt auch nicht so ein TransDing, dass ich meine Gender-Identität über den Namen definiert wissen möchte, sondern es ist wirklich ein Spitzname. Lustigerweise haben das auch viele Leute aufgegriffen und nennen mich Hank, in E-Mails schreiben

Aber sonst wüsste ich nicht von Performerinnen, die von sich sagen, sie sind Butch. Also in den USA gibt’s das bestimmt, aber es ist nach wie vor eher ungewöhnlich. Lesbisch, ja – aber dann feminin oder gender-queer so irgendwo dazwischen. Trans gibt’s jetzt auch nicht viele, in den USA allerdings schon einige PerformerInnen. Ich finde es einfach wichtig, eine Sichtbarkeit dafür zu schaffen, weil selbst in der Lesbenszene immer noch ein bisschen auf Butches heruntergekuckt und man als Mannweib bezeichnet wird. Ich fühle mich total wohl, wie ich bin. Und ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass ich so sehr gut bei Frauen ankomme, also das hat schon seine Vorteile (lacht)! Andererseits kriegt man halt manchmal auf der Straße eine in die Fresse. Weil ich so als

Hank Bobbit ist eine Hillbilly Butch Dyke from Hell. Ich hatte vorher eine Band, die hiess „Lorena and the Bobbits“. Für die, die’s nicht mehr wissen: Lorena Bobbit war jene Dame, die ihrem Mann, als er schlief, den Schwanz abgeschnitten hat. manche auch „die Hank“. Viele Leute fanden anscheinend, dass das viel besser zu mir passt als mein richtiger Name, Daniela, den ich aber auch gerne mag. Und wenn ich Leute kennenlerne, dann sag ich meistens, sie dürfen sich das aussuchen. Hat das Spiel mit Gender-Rollen für dich etwas Subversives oder ist das eher ein Spaß-Ding? Für mich ist das absolut kein SpaßDing. Ich laufe auch als Rockabilly gestylt durch Berlin. Aber das mache ich nicht jeden Tag, weil mir das auch manchmal zu anstrengend ist. Denn man wird schon immer angeglotzt. Manchmal ist das Outfit ein Schutz, aber manchmal wird man dadurch auch sehr angreifbar. Mit Gender-Rollen zu spielen ist einfach ein Teil meiner Persönlichkeit. Ich definiere mich als Butch – das hieß früher KV, das wissen vielleicht auch noch einige. Und ich finde es persönlich wichtig, auf der Bühne sichtbar als Butch dazustehen und die Performance ganz klar als Butch zu machen, weil ich sonst auch keine kenne, die das so macht. In den 1980er Jahren gab es S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a „Frank“, eine Folksängerin aus den USA.

Lesbe hundertprozentig sichtbar bin. Im ersten Moment halten die mich für ’nen Typen, im zweiten raffen sie, dass ich eine Frau bin, und im dritten Moment hauen sie mir eine rein. Das ist mir schon oft passiert. Wie geht es mit deiner Musik weiter? Im März und April bin ich auf USATour, für die habe ich auch eine Platte rausgebracht, beim Label „Crunk’s not dead“. Und das freut mich insofern, als es jetzt wirklich schon Netzwerke zwischen queeren und queer-feministischen Orten usw. gibt. Ich habe meine Band vor sieben Jahren gegründet, und weiß einfach: Die Konzerte, die ich jetzt in einem Jahr gemacht habe – im letzten Jahr waren es vierzig Konzerte nur mit meinem Soloprogramm –, hätten vor sieben Jahren nicht stattgefunden, weil es die Strukturen nicht gab! Es gab vielleicht irgendwo ein feministisches Café oder ein autonomes Zentrum, aber inzwischen existieren auf Deutschland verteilt unheimlich viele Orte, die queere Konzerte veranstalten, wodurch sie auch ein wenig Geld einnehmen, um die KünstlerInnen zumindest minimal zu bezahlen. Da hat sich wirklich viel getan in den letzten zehn Jahren. ❚

denice

R-Evolution It is 8 o'clock p.m. on the 8th of March and I'm sitting at home in front of my computer. No demo for me today, no party tonight. “The 8th of March used to be my favorite day of the year. I got up early to fight for my rights, and partied through the night with this intoxicating feeling that everything is possible. But not now. I have changed, but the deals haven't. What I see as the 8th of March demo” is here called “frauen lesben mädchen demo”. And why does this bother me? Because, as a very clever lady once said,“I want a feminism that saves the WORLD and not the woman.” I am truly sick of the tolerated trans-bashing and I want things to change dammit! There is not enough space in my little column to go into this on a deeper level. But maybe this at least can lead to an active, more visible (or audible) discussion. “You should write about what you know”, is a well-known advice given to writers. And I know how it is to be transphobic. I used to be it myself. I, like an ape, evolved through the years like this (and this is embarrassing and painful to admit, but if I can confess my asshole-ism, so can you): 1. staring, pointing, denial of trans existence, exoticism 2. transHating, since “they”“destroy/disturb” the feminist struggle by either pretending/thinking that “they” know what it feels like to be oppressed as a woman, or that the other “they” want to “join/defect to the enemy (men)”. 3. transTolerating,“I totally accept that you want to be called ‘he’ now, but why when you simply can be queer? Your sexuality doesn't have to be defined by your gender, and I thought that we were past this binary thinking, and oops! did I call you she again? I'm so sorry, but it's not that easy since your body looks the way it does, and isn't it weird that somebody transforms to 'become' a gay man when it would be sooo much easier to find and date men as a woman, and by the way, what did you look like before your transition and what is your REAL name?” (All quotes made by me.) Some, like the people who have decided not to allow (trans)butch-lesbian-riotgrrls into women-only parties because they are not “real women”, are still stuck on no 2. The majority of any “open-minded” community is stuck on 3, and they still think that they are progressive. They accept the (trans)butch-dyke because she says she is like that, but no lesbian wants to make out with her. The transguy is told that he's going to die from taking testosterone from somebody who is part of a group that is supposed to present a safe environment for all genders and sexualities. Without having to face any consequences for that kind of behavior. The trans-struggle is apparently for transpeople to fight on their own. The transgender who wants to be referred to as “it” is making people roll their eyes, because IT is exaggerating and it's too language-complicated to use that pronoun ('großes I', anyone?). There are girls that are “just” girls, no matter what they were labeled at birth, there are girls who are transgirls, and all the other ways round. Trans-exoticism is NOT about showing love and appreciation, it is about applying a “freak” label. The die is cast: If you haven't already passed level 3, start your (r)Evolution! april 2009 an.schläge 37


Österreichisch-schweizerische Freundschaft Sonja Eismann und Ute Hölzl mit Musik für den kommenden Frühling

www.heidihappy.ch www.myspace.com/heidihappy www.sophiehunger.com www.soapandskin.com www.myspace.com/soapandskin www.myspace.com/luisepop www.asinellarecords.com

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Wenn sich eine Schweizer Musikerin Heidi Happy nennt, dann nimmt sie damit ziemlich tongue-in-cheek-mäßig schon die banalsten Projektionen vorweg, die sich um ihre Herkunft ranken könnten. Vielleicht muss sie das aber auch, denn nachdem in puncto Musik jahrelang wenig bis gar nichts über die Grenzen des Nachbarlands drang, scheint sich im Moment gerade ein veritabler Hype um junge Songwriterinnen aus der Schweiz zu etablieren. Im Januar kam das fast softe, introspektive Album der früher so hart rappenden Züricherin Big Zis auf den Markt, auf dem sie unter anderem mit Sophie Hunger kollaborierte. Ende Februar legte diese dann ihren viel beachteten Zweitling Monday's Ghost (Universal) vor, und Mitte März war es bei Heidi Happy mit Flowers, Birds and Home (Little Jog Records), ebenfalls ihr bereits zweites Album, soweit. Während sich österreichische Musikerinnen wie Soap&Skin oder Gustav, um einmal den „alpinen“ Nachbarinnen-Vergleich zu bemühen, an düsteren bis selbstzerfleischenden Exorzismen oder politisch-diskursiven Chansons abarbeiten, geht es beim Nicht-EU-Mitglied reichlich fluffiger zu. Heidi Happy,

die gar nicht so übermütig fröhlich wie ihr Name, aber auch nicht zu schwermütig wirkt, um ihn wie komplette Ironie erscheinen zu lassen, geht gerne mit klassisch-jazzigen Instrumenten wie Streichern und Vibraphon zu Werke und intoniert mit ausdrucksstark säuselnder Stimme Popsongs zwischen Norah Jones und Erykah Badu, wie die Presseinfo behauptet. Die extravagante Weirdness von Ms. Badu ist hier zwar nicht wirklich zu erkennen, aber die luftige Leichtigkeit, die Jones so erfolgreich macht, durchaus. Etwas gravierender klingt die Stimmung auf dem höchst professionell produzierten Album der Berner Diplomatentochter Sophie Hunger, die ihre in Eigenregie aufgenommene erste Platte vor gerade mal zwei Jahren selbst vertrieb und so einen Überraschungserfolg landen konnte. Hier bricht sich zwischen Akustikgitarren, Flöten und Posaune auch immer ein Hauch von P.J. Harvey'scher Verzweiflung Bahn, der aber meist schnell von den aufgeräumten Arrangements aufgesogen wird. Ein gutes Musikjahr scheint sich auch hierzulande anzubahnen. Gerade ist mit großem Getöse und Rummel das Debütalbum der zuvor bereits erwähnten Soap&Skin, Lovetune for the

Vacuum (Play It Again Sam/Hoanzl) erschienen – und der Hype besteht durchaus zu Recht, wenn man sich dem Album widmet, ohne die Zuschreibungen und Projektionen auf die junge Künstlerin allzu ernst zu nehmen. Vor Kurzem ist auch das erste Album von Luise Pop aus Wien, The Car The Ship The Train, erschienen. Neben Vera Kropf und Lisa Berger ist nun, statt Ina Freudenschuß, Andreas Spechtl von Ja, Panik mit dabei. Erschienen ist die DebütCD auf Asinella Records, dem von Clara Luzia gegründeten Label – auch auf ihr neues Album muss man nicht mehr lange warten. Das in Heimarbeit aufgenommene Luise Pop-Album ist voller feiner Lo-Fi-Indie-Elektro-Songs, in denen zwischen Drumcomputer-Sounds und Schlagzeug das Keyboard seine Melodien zieht, die Gitarre zwischendrin mal zur Ukulele schrumpft, mal zur Lap-Steel-Guitar wird und immer wieder im Hintergrund ein Chor auftaucht. „But don't you know that nighttime is right time for conspiracies with the feminist terrorists“, singen Luise Pop, und auch: „That boy is a boy, and one can be fun, but twenty make you cry“. Ein schönes Album für diesen Frühling, der bald richtig beginnen wird. ❚


Vier Leben Ulrike Vieten über die Autobiografie der sozialistischen Utopistin und Feministin

Hanna Behrend. Es gibt diesen Spruch von den Katzen, die angeblich neun Leben haben; aber können Frauen, kann eine Frau mindestens vier haben? Dr. Hanna Behrend, 1922 in Wien geboren, blickt in ihrer 2008 erschienen Autobiografie auf ein bewegtes Leben zurück. Es fügen sich chronologisch ein österreichisches der Jugend, ein englisches des Exils, ein ostdeutsches der engagierten intellektuellen Sozialistin und ein gesamtdeutsches des trotzenden Widerstands einer Utopistin als Lebenswerk ineinander. Obwohl sie die Ereignisse und Bedingungen ihrer verschiedenen Lebensabschnitte mit Höhen und Tiefen in einem sachlichen Schreibstil beschreibt, klingen die Abschürfungen durch, machen sich Narben bemerkbar, die ihren ungebrochenen Willen zur Zukunft begleiten. Wie eine Klammer halten sie ihre zwei Ehen, ihre Kinder und die zahlreichen Begegnungen mit Gleichgesinnten, ArbeitskollegInnen, FreundInnen und Familie, die Verarbeitung von Schicksal und eigenem Weg. Über ihren ersten Mann schreibt sie: „Hugo Köditz wurde für mich der entscheidende politische Einfluss. Sein Hauptverdienst war, dass er mich von dem Minderwertigkeitsgefühl befreite, das ich seit dem Anschluss nicht überwinden konnte. Es hatte seine Wurzeln darin, dass ich mich im tiefsten Innern so sah, wie es die Nazi-Ideologie propagierte: als forever unbelonging (…)“. Anhand dieser und auch anderer Reflexionen können

wir nachvollziehen, wie entscheidend die Zugehörigkeit zu der kommunistischen deutschen Heimat für Behrend wurde. Dennoch hinterließ der autokratische Staat seine Spuren: In den 1950ern, zu einem Zeitpunkt, an dem es ihr gelang, mit der Arbeit am Aufbau des Museums für Deutsche Geschichte berufliche Zufriedenheit, Anerkennung und Erfolg zu erlangen, wurde Köditz mit einem kalten Berufsverbot belegt. Auch wenn Behrend immer wieder betont, wie sehr die spätere, zweite Ehe mit Manfred Behrend ihr in jeder Hinsicht Erfüllung brachte, zeigt das Scheitern der ersten Ehe die enge Verflechtung von politischem System und privatem Leben. Behrends Biografie ist besonders dadurch bemerkens- und lesenswert, dass sie sich unentwegt selbstkritisch ihren Chancen und Entscheidungen stellt. Sie scheut sich nicht, von der eigenen Naivität und Anpassung, ihrer politischen Passion und den privaten Leidenschaften zu schreiben; Energien, die sie vorantreiben, aber eben auch Konflikte und ‚Leichen im Keller’ hinterlassen. Dabei ist es nicht „Ostalgie“, sondern Detailkenntnis aus erschautem und ergriffenem Leben, was Behrend als sozialistische Utopistin und Feministin in ihrer Autobiografie zusammengetragen hat. Eine SSchmökerschwarte“, wie die Rheinländerin zu sagen pflegt, die uns und zukünftigen Generationen vor allem Aufzeichnungen aus einem untergegangenen Atlantis mit dem Na-

men „Realsozialismus“ hinterlässt. Die Berichte aus ihren gesammelten Tagebüchern, ihre Essays, Briefe, Anekdoten und die zahlreich hinein gewobenen Sekundärquellen illustrieren wichtige Lebensphasen eines widerständigen Frauenlebens, auch dort, wo nach 1989 in Deutschland ein symbolischer NichtOrt entstand: Lieben, Familien, Arbeit und geistige Produktion, Freizeit und Ferien; kollektive Erfahrungen und Visionen in der DDR. Im Kontext ihrer akademischen Arbeit zur Arbeiterliteratur in England und Irland wurde Behrend gegen Anfang der 1980er Jahre zunehmend von der neuen westlichen, insbesondere angloamerikanischen, Frauenbewegung beeinflusst. Als Gründungsmitglied des ostdeutschen Unabhängigen Frauenverbandes (UFV) in der Wendezeit und als Herausgeberin der Schriftenreihe „Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft“ sind weitere zeitgeschichtliche Materialien zugänglich. Im Sommer 2005 gab Hanna Behrend mir freundlicherweise ein Interview, als ich im Rahmen meiner englischen Doktorarbeit eine kritische deutsche Stimme zum neoliberalen Diskurs des „New Cosmopolitanism“ suchte. So lernte ich sie damals kurz kennen – und fuhr inspiriert und beeindruckt wieder nach London. Behrends Leben zeigt mir die nachhaltige Stärke des sozialistischen Traumes an soziale Gerechtigkeit, einen Traum, den Behrend hinüberrettet für uns andere Träumerinnen. ❚

Hanna Behrend: Die Überleberin: Jahrzehnte in Atlantis Guthmann-Peterson 2008, 29,80 Euro

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lesezeichen Weißsein als Praxis Seit Ende der 1990er Jahre werden die im US-Kontext entstandenen, multidisziplinären Critical Whiteness Studies (CWS) auch im deutschsprachigen Raum rezipiert. Welche Relevanz diese für die Rassismusforschung in Deutschland und Österreich haben, untersuchen die beiden Wiener Soziologinnen und Politologinnen Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr in ihrer jüngsten Buchveröffentlichung. „Kritische Forschung zu Weißsein ermöglicht es, alle Menschen, nicht nur die sog. ‚Nicht-Weißen’ innerhalb rassistischer Strukturen zu positionieren“, erläutern die Autorinnen den mit den CWS einhergehenden Perspektivenwechsel: Damit werden nicht mehr nur rassistisch Diskriminierte als vom Rassismus Betroffene in den Blick gerückt, sondern Weißsein als die zugrunde liegende, unsichtbare Norm und „gelebte Dominanz“ entlarvt, die immer wieder hergestellt und bestätigt werden muss. Um Rassismus in seiner Mehrdimensionalität begreifen zu können und Fragen der gesellschaftlichen Machtverteilung differenzierter zu adressieren, schließen Amesberger und Halbmayr zudem die Ansätze der Critical Whiteness Studies mit Birgit Rommelspachers Konzept der „Dominanzkultur“ kurz. Mit ihrem kritischen Hinweis auf den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontext, in dem Whiteness/Weißsein in den USA und in Europa diskutiert wird – u.a. hinsichtlich des historischen Einschnittes und der Nachfolgen des Nationalsozialismus – plädieren die Autorinnen für eine Re-Positionierung der CWS sowie eine „dominanzkritische Perspektive“, die der Intersektionalität gesellschaftlich zugewiesener Positionen Rechnung trägt. Die Komplexität des Themas erweist sich leider zugleich als Schwäche des Buches: Dem ambitionierten Versuch, eine Vielzahl an Entwicklungen und Perspektiven abzudecken, fehlt es – angesichts der zwangsläufig knappen Darstellung – mitunter an analytischer Tiefe. Zudem wurde eine zentrale Frage gänzlich ausgelassen: Welches Interesse verfolgen eigentlich

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weiße ForscherInnen (wie auch Amesberger und Halbmayr selbst), wenn sie ihre eigenen, vormals unsichtbaren Privilegien nunmehr sichtbar machen? Und welches sind die Unsicherheiten, die – wie die beiden Autorinnen im Vorwort nur andeuten – die Auseinandersetzung mit Weißsein für das eigene Selbstverständnis mit sich bringt? Als einführende Zusammenfassung und Diskussionsgrundlage zum Status Quo der CWS im deutschsprachigen Raum lohnt sich die Lektüre trotzdem.

duktionsarbeit zuständig. Und noch eine weitere Glorifizierung jugoslawischer Historiographie sozialistischer Prägung dekonstruiert Wiesinger. Die Überzeugung nämlich, die Partizipation am PartisanInnenkampf hätte der Emanzipation der Frauen im Jugoslawien nach 1945 den Weg bereitet. Alles andere als eine selbstbestimmte politische Praxis sei ihre Beteiligung vielmehr gewesen, urteilt die Autorin. Eine ernüchternde, nichtsdestotrotz äußerst erhellende Studie. Lea Susemichel

Vina Yun

Barbara N. Wiesinger: Partisaninnen. Widerstand in Jugoslawien (1941Helga Amesberger/Brigitte Halbmayr: Das Privileg der Unsichtbarkeit

1945)

Braumüller Verlag 2008, 24,90 Euro (Ö)

Böhlau 2008, 29,90 Euro

Widerstände „Männer und Frauen marschierten gemeinsam, damit die Jahrhunderte alte Vorstellung von der Getrenntheit weiblicher Aufgaben von jenen, deren ausschließlich ‚der Mann‘ würdig sei, zerschlagend.“ Soweit die Propaganda zum antifaschistischen Widerstand der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee. In ihrer nun veröffentlichten Dissertation „Partisaninnen. Widerstand in Jugoslawien (1941-1945)“ kommt die Historikerin Barbara N. Wiesinger zu einem anderen Ergebnis: Auch im Widerstandskampf war es mit der Gleichberechtigung nicht allzu weit her. Frauen durften zunächst oftmals gar nicht am bewaffneten Kampf teilnehmen, gleichzeitig wurde ihre Beteiligung am zivilen Widerstand, ihre Leistung als Sanitäterinnen und Ärztinnen als weniger bedeutsam abgewertet. Und auch nachdem die militärische Rekrutierung von Frauen gängiger wurde, sicherte ihnen das keine gleichberechtigte Teilhabe in der Armee. So hatten sie etwa geringere Aufstiegschancen in der Hierarchie, dafür deutlich mehr zu tun – auch beim Kampfeinsatz waren Frauen weiterhin für die Repro-

„Ich weiß nur jetzt kein Wort dafür“ „Sie sagten sich Dunkles und Helles“ heißt es in Paul Celans Gedicht „Corona“ und nichts könnte den Briefverkehr BachmannCelan besser beschreiben. Als „Hauptvertreter der deutschen Nachkriegslyrik“ gelten die beiden – und doch sind es ausgerechnet die Worte, die sich immer wieder gegen sie verbünden. Eine einfache Beziehung war es nie. Immer wieder ist von „Schuld“ die Rede, von „Schwere“ und „Dunkel“. Immer steht die Vergangenheit zwischen ihnen, das Sterben von Celans Eltern im KZ, die Mitgliedschaft von Bachmanns Vater in der NSDAP. Es ist ein ständiges, verzweifeltes Ringen um die richtigen Worte, um Liebe, Freundschaft oder zumindest irgendeine Art von Beziehung. Aber es sind immer wieder nur Missverständnisse, Verletzungen und Schweigen, das die Post in harmlosen Briefumschlägen zwischen Wien und Paris, Paris und Zürich hin und her trägt. Selten gibt es Momente, in denen die Worte ihren Dienst nicht versagen. „Du warst, als ich dir begegnete, beides für mich: das Sinnliche und das Geistige. Das kann


lesezeichen nie auseinandertreten, Ingeborg.“ Dazwischen muss das Berufliche geklärt werden, Gedichte werden hin- und hergeschickt, Aufträge vermittelt. Es ist „sehr schwer, heute einen einigermaßen ordentlichen Beruf zu ergreifen“, schreibt Ingeborg Bachmann und klagt über den Kulturbetrieb: „all dies widerwärtige Treiben, die dummdreisten Gespräche, die Gefallsüchtigkeit, das grossgeschriebene Heute“. Früher war’s eben auch nicht leichter – die Liebe nicht, und das Leben auch nicht. Andrea Heinz

Herzzeit. Ingeborg Bachmann – Paul Celan. Der Briefwechsel. Mit den Briefwechseln zwischen Paul Celan und Max Frisch sowie zwischen Ingeborg Bachmann und Gisèle Celan–Lestrange. Suhrkamp 2008, Euro 24,80 (D)

Zurück zum Begriff „Beschneidung“ Im internationalen Sprachgebrauch wie auch in der WHO hat sich „Weibliche Genitalverstümmelung“ (Female Genital Mutilation, FGM) als Bezeichnung für die traditionelle Beschneidung der weiblichen Genitalien durchgesetzt. Es gibt mittlerweile zahlreiche nationale wie internationale Kampagnen gegen diese Tradition, zur Sensibilisierung und zur Prävention, zahlreiche Untersuchungen und Bücher, die sich mit dem Thema auf unterschiedlichste Weise auseinander setzen. Das Buch von Fana Asefaw, in Eritrea geborene Ärztin, basiert auf ihrer Doktorarbeit, einer Feldforschung in Eritrea und in Deutschland von 1999 bis 2005. Bei aller Kürze und Kompaktheit ihrer Ausführungen ist es ein wertvoller Beitrag zur aktuellen Diskussion, denn Asefaw lässt schon in der Einleitung mit der Forderung aufhorchen, vom Begriff FGM wieder wegzukommen und stattdessen den Begriff „Weibliche Genitalbeschneidung“ (Female Genital Cutting, FGC) zu verwenden. Die Begründung dafür ist denkbar einfach: Sie plädiert für eine stärkere Ausrichtung der Forschung und Präventionsarbeit auf die Betroffenen, ihre Bedürfnisse, Ängste, Lebensbedingungen. Keine der hunderten betroffenen Frauen, mit denen sie im Rahmen ihrer Forschung gesprochen hat, würde sich selbst als „verstümmelt“ bezeichnet wissen wollen, sehr wohl aber als „beschnittene“ Frauen – und das mitunter mit gewissem Stolz. Was zu ei-

nem weiteren wichtigen Aspekt im Umgang mit FGC führt, der für Asefaw oft zu kurz kommt: der Kontext. Weibliche Beschneidung erfüllt in Gesellschaften, in denen sie üblich ist, eine bestimmte Funktion, sie verschafft den Frauen kulturelle und soziale Identität und Anerkennung. Diese gesellschaftlichen Tatsachen in der Präventionsarbeit einfach auszuklammern sei kontraproduktiv und lasse Kampagnen im Sand verlaufen. Auch dürfe nicht vergessen werden, dass FGC etwa in vielen Gegenden Afrikas nur eines – und oft als vergleichweise gering empfundenes – von vielen Problemen sei:„Internationale Strategien zur Beendigung von FGC können erst dann wirksam werden, wenn sie zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen beitragen (...).“ Armut, geringe Bildung, schlechte Gesundheitsversorgung und Wasserversorgung – das alles verlangt weitgehend die volle Aufmerksamkeit vieler Gesellschaften und hier vor allem der Frauen. Ein grundsätzliches „Aufbrechen der gesellschaftlichen Strukturen“ sei deshalb unabdingbar. Fana Asefaw hat jedenfalls ein übersichtliches Buch zum Thema geliefert, mit spannenden und provokanten Diskussionsbeiträgen und vielen Erfahrungen betroffener Frauen.

Pflegefälle werden österreichweit zu Hause von meist weiblichen Verwandten betreut. Von paradoxen Interventionen bis hin zu den Schwimmversuchen der Nichtschwimmerin („Nee, nee, da bringen mich keene zehn Pferde rin…“) – die Palette unorthodoxer Ideen, die alte, wieder mädchenhafte Frau zu unterhalten, ist einfallsreich. Dannebergs Schreibstil ist fröhlich („Nervig ist ihr Rücksichtl, Vorsichtl:‚Störe ich?‘,‚Bin ich im Weg?‘,‚Huch‘, sagt sie und rückt schon zur Seite, bevor man überhaupt da ist.“) und äußerst kurz angebunden hinsichtlich der eigenen Trauer und Schmerzen. Die Zeichnungen von Julius Mende sind schwarz verknäult und lebendig. Kerstin Kellermann

Bärbel Danneberg: Alter Vogel, flieg! Tagebuch einer pflegenden Tochter ProMedia 2008, 15,90 Euro

Ab 8 -9

Freundinnen?

Jahre n

Karla ist ein frisch gebackenes Trennungskind Gabi Horak und gerade mit ihrer Mutter in eine mickrige HochFana Asefaw: Weibliche Genitalbeschneidung. Hintergründe, gesundheitlihauswohnung gezogen. che Folgen und nachhaltige Prävention Das Leben erscheint ihr Ulrike Helmer Verlag 2008, 15,40 Euro (D) ziemlich trist. Es sind noch Ferien, draußen regnet es, ihre beste Freundin Julia aus der alten Reihenhaussiedlung ist noch auf Ibiza und ihre Mutter ist mit dem Einrichten der neuen WohUniversum voller nung beschäftigt. Eher missmutig – was soll sie auch sonst tun? – geht sie zu dem „ollen Liebe Spielplatz für Babys“ vor dem Haus. Und da trifft sie Sengül mit ihrer kleinen Schwester. Die langjährige „Stimme Offenherzig wird Karla von dem türkischen der Frau“- und „Volksstim- Mädchen begrüßt und auch gleich zu einer me“-Redakteurin und Fahrstuhlreise eingeladen. Im obersten StockJournalistin Bärbel Danne- werk schauen sie aus dem Fenster. „Fast wie berg gibt in ihrem Tageein Fenster zur Welt. Als könne man einfach buch „Alter Vogel, flieg!“ losfliegen, bis zu unserer alten Straße“, flüstert einen intimen Einblick in ihr Privatleben als Karla. „Und weiter bis nach Karabük, wo Anne Tochter einer an Alzheimer erkrankten Mutter – und Baba und Büyükanne herkommen und wo und damit in ihre persönlichsten Gefühle, Ängwir im Sommer immer sind,“ stimmt Sengül ste und Hoffnungen. Vor allem beschreibt sie ihr zu. Der Anfang ist getan. Ob aber die beiden aber eine Welt, ja ein Universum, voller Liebe wirklich Freundinnen werden? und eingeforderter wie gegebener AufmerkLeicht macht die Autorin es ihren Protagosamkeit. Wie Danneberg – genervt und zärtlich nistinnen nicht. Denn wie im „richtigen Leben“ zugleich – ihre 90-jährige Berliner Mutter vier ist die Auseinandersetzung mit dem jeweils anJahre lang erfolgreich pflegt, sodass diese imderen kulturellen Background kein einfaches mer wieder in die „reale“ Welt zurückkehren Unterfangen. kann und auch in ihrer Demenz nicht völlig ver- Svenja Häfner loren geht, ist hoffentlich beispielgebend für weitere Interventionen und Veröffentlichungen Nikola Huppertz: Karla, Sengül und das Fenster zur Welt im Pflegebereich. Denn rund achtzig Prozent der Gabriel Verlag Stuttgart/Wien 2009, 8,90 Euro april 2009 an.schläge 41


ge.sehen

K l a ra S w a n t e s s o n – Tr i c k y Wo m e n Tra i l e r

N i n a Pa l e y: S i t a S i n g s t h e B l u e s

Bestrickende Trickfilme Tricky Women 09: Schnelle Bilder, bunte Geschichten, viel Feminismus und dazwischen immer wieder eine kleine Moralkeule. Andrea Heinz hat sich nicht erschlagen lassen. Gut, dass es alle Jahre wieder das Tricky Women-Festival gibt. Gut deswegen, weil es die Erinnerung daran wieder auffrischt, dass Animationsfilm doch mehr war als sprechende Esswaren in der Fernsehwerbung und PixarStudios voller schwarz gekleideter Männer mit nerdigen Brillen. Vier Tage lang Frauen aus aller Welt und wie sie die Welt sehen: gestrickt, gezeichnet oder geknetet. Die Wettbewerbs-Vorführungen waren leider oft ein wenig moralinsauer. Umweltverschmutzung ist ein wichtiges Thema und ja, wir sollten alle öfter mal mit Stofftaschen einkaufen gehen. Aber wenn die Zuschauerin von den geballten Endzeitszenarien so genervt ist, dass sie tagträumt, mit nicht-FCKW-freiem Haarspray wild um sich zu sprühen, dann war es wohl zuviel. Wobei die Holzhammer-Methode nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Pascale Osterwalders Animation zu Christoph und Lollos „Moritat vom Kriegsminister Theodor Graf Baillet de Latour“ wirft mit Blut und Körperteilen nur so um sich. Und nachdem frau sich ob der herzallerliebst gezeichneten Figürchen die Lach-Tränen weggewischt hat, denkt sie nach. Darüber, dass Revolutionen immer gleich so gewalttätig werden müssen. Und dass die Frauen, wenn es ums Massakrieren geht, auch 1848 schon „ganz prächtig integriert“ waren. 42 an.schläge april 2009

Feministisch stricken. Neben einigen plumpen Betroffenheits-Filmen, die zweifellos wichtige Themen wie eben Umweltverschmutzung, Krieg und AIDS auf Schulniveau herunterbrachen, war sich die Mehrheit bewusst, dass die ZuseherInnen durchaus selber denken können. Liebevoll in Tim-Burton-Manier gezeichnet etwa „Bibliomania“, ein Märchen über einen Mann, dessen Leidenschaft für Bücher in einem faschistischen Königreich ausartet. Alles erklären muss auch Vera Neubauer nicht, die mit einem Best-Of geehrt wurde. Ohne große Worte spielt sie Frauenleben durch, probt Selbstmord, Feminismus, Mutterschaft und Psychotherapie, um am Ende alles wieder auszuradieren. Die Genesis zeichnet sie in den Sand eines einsamen Strandes in Wales – und lässt sie von der Flut immer wieder wegspülen. Eine gestrickte Ratten-Frau durchlebt Gewalt und Unterdrückung in der Ehe. Aber hier wird Herr Ratte am Ende aufgetrennt. Sage noch einmal jemand, stricken wäre unfeministisch. Verseuchte verstoßene Ehefrau. Weitab vom Wettbewerbs- und Best-Of-Treiben: Nina Paleys ganz wunderbarer animierter Spielfilm „Sita Sings The Blues“. Eine 82minütige Collage aus Fotografien und handgemalten Zeichnungen, aus dem indischen Ramayana-Mythos und dem sehr realen Zerbrechen ihrer eigenen Ehe. Im antiken Epos folgt Sita ihrem

Mann Rama für eine 14-jährige Verbannung in den Wald. Eh klar, der Platz einer Frau ist an der Seite ihres Mannes. Das geht auch in vorchristlicher Zeit schon nicht gut, und ehe Sita sich versieht, hat ein böser König sie nach Sri Lanka entführt. In bester Ritter-Manier metzelt Rama Bösewicht und Gefolge nieder und wirft sich seine Frau über die Schulter. Soweit alles in Ordnung. Doch Rama zweifelt an der Unberührtheit seiner Frau (Paley versieht sie im Film kurzerhand mit Totenkopf- und „Contaminated“-Schildern) – und Sita beweist ihre Treue äußerst probat, indem sie sich selbst umbringt. Betty Boop singt Jazz. Als Nina Paley diese Stelle liest, ist sie gerade ihrem Mann nach Indien gefolgt. Wenig später wird sie auf einer Geschäftsreise eine E-Mail von ihm bekommen. Sie solle nicht zurückkommen. Und so erzählt der Film nun auch von Nina, Dave und der „größten Trennungsgeschichte aller Zeiten“. Sita mutiert zwischendurch zur kuhäugig-hüftschwingenden BettyBoop-Imitation und gibt einschlägigschmachtende Nummern der Jazz– Sängerin Annette Hanshaw zum Besten: „Why so mean to me?“ Letzten Endes spielt sie das Spiel aber nicht mehr mit: In einer Art Apotheose nimmt Mutter Erde sie auf. Und Rama hat das Nachsehen. Wir dagegen sehen nächstes Jahr weiter. ❚


an.künden musik.tanz 1.4., 20.00, Wien Birgit Denk WUK Saal, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 70, tickets@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 16,-/14,- Euro

8.4.-10.4., 20.30, Wien Milli Bitterli/artificial horizon: Can you feel my hard beat? Gruppenchoreografie Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, Halle G, T. 01/581 35 91, www.tqw.at, Kosten: 15,- Euro

10.4., 21.00, Linz Célia Mara LIVA/POSTHOF – Zeitkultur am Hafen, 4020 Linz, Posthofstraße 43, T. 0732/781 800, kassa@posthof.at, Kosten: 15,-/13,-/11,- Euro

13.4., 22.00, Wien Gustav und Aber das Leben lebt. Split-7”-Präsentation Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at

16.4., 20.00, Wien Clara Luzia, CD-Releaseparty ‚The Ground Below‘ + Special Guest. Support: Dandies and Darlings WUK Saal, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 21 70, tickets@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 13,-/11,- Euro

21.4.-25.4., 20.00, Wien PhonoFemme - Internationales Klangkunstfestival. Mit Lydia Lunch, Paola Bianchi, Maria Chavez, Miya Masaoka u.a.

Uni Wien, 1010 Wien, Dr. Karl-Lueger-Ring 1, Hauptgebäude, Hörsaal 7, Eintritt frei, www.vsstoe-wien.at/lichtblicke

29.4.-6.5., Zürich 12. Pink Apple Schwullesbisches Filmfestival Pink Apple Filmfestival, 8024 Zürich, Postfach 264, info@pinkapple.ch, www.pinkapple.ch

15.5., 19.30, Wien Pippi Langstrumpf in Taka Tuka Land Uni Wien, 1010 Wien, Dr. Karl-Lueger-Ring 1, Hauptgebäude, Hörsaal 7, www.vsstoe-wien.at/lichtblicke, Eintritt frei

t h e a te r . ka b a r e t t bis 4.4., 20.30, Wien Land ohne Worte. Von Dea Loher. Regie: Evelyn Fuchs KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, office@kosmostheater.at, Kosten: 16,-/10,- Euro

bis 18.4. (Di-Sa), 20.00, Wien Lieblingsmenschen. Von Laura de Weck Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, www.drachengasse.at

17., 19.4., 20.00 Pam Ann. “fly different!” mit der australisch-britischen Komödiantin Caroline Reid Theaterverein Wiener Metropol, 1170 Wien, Hernalser Hauptstraße 55, T. 01/407 77 407, tickets@wiener-metropol.at, www.wiener-metropol.at, Kosten: 32,- Euro

KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.phonofemme.at, www.kosmostheater.at, Tageskarte 14,-/10,- Euro

21.-24.4., 20.00, Wien theatercombinat: coriolan review. shakespeare, eine reduktion. Regie und Konzept: Claudia Bosse

22.4.-2.5., Krems Donaufestival Krems. Mit Sonic Youth, CocoRosie u.a.

ehemalige Ankerbrotfabrik, 1100 Wien, Absberggasse Ecke Puchsbaumgasse, www.theatercombinat.com

3500 Krems, T. 02732/908 033, www.donaufestival.at

22.4., 20.00, Wien Eva D.: Rausch. Kabarett und Chansons

24.4., 20.00, Wien Balkan Fever Festival: Oana Catalina Chitu „Bukarest Tango“

Kulisse, 1170 Wien, Rosensteingasse 39, T. 01/485 387 0, office@kulisse.at

Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/998 98 111, www.sargfabrik.at, www.balkanfever.at

27.4., 20.00, Wien Au revoir Simone WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 13,-/11,- Euro

29.4., 20.30, Wien Doris Uhlich: SPITZE. Tanzperformance Tanzquartier Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, Halle G, T. 01/581 359 112, tanzquartier@tqw.at, www.tqw.at, Kosten: 15,- Euro

film 15.4., 19.00, Wien Vom Busenfiedeln und anderen Körperspielen. Kurzfilme von Janina Arendt, Nana Swiczinsky u.a. Top-Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, T. 01/208 30 00, ww.topkino.at

21.-26.4., Dortmund Internationales Frauenfilmfestival Dortmund Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, D-44122 Dortmund, c/o Kulturbüro Stadt Dortmund, Küpferstraße 3, T. +49/231 502 5162, info@frauenfilmfestival.eu, www.frauenfilmfestival.eu

24.4., 19.30, Wien Die Ritterinnen. Regie: Barbara Teufel, D 2003

27.-29.4., 19.00, Wien Auf Achse 09: Alle wandern aus. Sozialtheatrales Projekt mit AsylwerberInnen Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 01/524 07 38, office@experimentaltheater.at, www.experimentaltheater.at, Eintritt: freie Spende

28.4., 20.30, Wien Ladies Night. Von und mit dem Weiberstammtisch KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at, www.cosmostheater.at

6.-16.5., 20.30, Wien Covergirl. Wie Lynndie England dazu kam, das böse Amerika zu verkörpern CosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, office@cosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/10,- Euro

7.-9., 14.-16.5., 20.00 Abgefahren. Starkes Theater von und für Frauen Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 0699/101 900 41, infomail@toechterderkunst.at, www.experimentaltheater.com

s e m i n a r . w o rk s h o p 17.4., 14-18.00, 18.4., 10-18.00, Wien Schluss mit Frust, ich werde selbstbewusst. Workshop zur Stärkung des Selbstbewusstseins

Körper-(De)konstruktionen Roberta Lima, Anja Manfredi, Judith Pichlmüller und Käthe Hager von Strobele gehen den Verflechtungen von Körper und Gesellschaft auf den Grund: Mode, Tanz, Massenmedien und ihre Macht über den menschlichen Körper. Das kann schon mal schmerzhaft werden – spätestens, wenn Kleider am Körper festgepierct werden müssen. Bis 30.4., Galerie Raum mit Licht, 1070 Wien, Kaiserstraße 32, www.raum-mit-licht.at, Mi, Do, Fr 14-19.00, Sa 11-14.00 FEM Gesundheitszentrum, 1180 Wien, Ignaz-Semmelweis-Frauenklinik, KAR, Bastiengasse 36-38, T. 01/476 155 771, fem@aon.at, www.fem.at

17.4., 17-21.00, Wien Workshop-Reihe für Frauen: Frauen in Führungspositionen Institut Frauensache, 1150 Wien, Reindorffgasse 29, T. 0699/19 45 2624, office@frauensache.at, www.frauensache.at, Kosten: 60,- Euro

21.-23.4., Wien Mädchentage im WUK. Workshops für Mädchen in Handwerk und Technik

Pädagogische Hochschule Kärnten, 9020 Klagenfurt, Hubertusstraße 1, Anmeldung im Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0316/83 79 98, frauengesundheit@fgz.co.at, www.fgz.co.at, kostenfrei

24.4., 18-21.00, 25.4., 10-17.30, Wien Ist DIE Kommunikation weiblich? Kommunikationsworkshop für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren Volkshochschule Florisdorf, 1210 Wien, Angerer Straße 14, T. 01/271 32 36, office@vhs21.ac.at, www.vhs21.ac.at, Anmeldung bis 20.4., Kosten: 80,- Euro

WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at

30.4., 9.00, Graz Fachtagung Mädchengesundheit Steiermark für MultiplikatorInnen in der Jugendarbeit

23.4.-25.4. und 14.5.-16.5., Klagenfurt Wissen macht stark und gesund – Kompetenztraining

Jugend- und Familiengästehaus, 8020 Graz, Idlhofgasse 74, Anmeldung im Frauengesundheitszentrum Graz,

T. 0316/83 79 98, frauengesundheit@fgz.co.at, www.fgz.co.at, kostenfrei

v o r t r a g . d i s ku s s i o n 2.4., 19.00, Zeltweg Wechseljahre im Leben von Frauen. Über körperliche und seelische Veränderungen, Hormonbehandlungen und ihre Alternativen Volksheim Zeltweg, 8740 Zeltweg, frauen.gesundheit@fgz.co.at, www.fgz.co.at, Eintritt frei

2.4., 16.30, Wien Ringvorlesung Gender Studies. Innovationen und Traditionen. Noraldine Bailer: „Die MusiklehrerInnenforschung im Fokus geschlechtsspezifischer Unterschiede”

april 2009 an.schläge 43


an.künden Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, 1030 Wien, Anton-vonWebernplatz 1, Hauptgebäude, Zimmer D 0263

18.4., 9-12.00, Innsbruck Warum ist die Zukunft weiblich? Ursulinensäle am Marktplatz, 6020 Innsbruck, Innrain 7, Eintritt frei, kostenlose Kinderbtreuung: Anmeldung bis 17.4., 12.00 unter 0512/508 35 81

20.-21.4., Dortmund Internationales Symposium. Grenzüberschreitungen: Transkulturelle Perspektiven in Filmen von Regisseurinnen Organisation und Kontakt: Seminar für Filmwissenschaft, Johannes GutenbergUniversität Mainz, D-55122 Mainz, Wallstraße 11, info@affa-portal.de, www.affa-portal.de

20.4., 19.00, Wien Zoom Naher Osten 3: Frieden oder Krieg? Mit Gertraud Auer, Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog Fleischerei, 1070 Wien, Kirchengasse 44, T. 01/524 073 8, office@experimentaltheater.com, www.experimentaltheater.com

6.5., 18.30, Wien Vortragsreihe Feministische Theorie und Gender Studies. Silvia Stoller (Wien): Der Schlaf des Geliebten – Simone de Beauvoir über die Liebe Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/533 88 83

11.5., 18.30, Wien Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst. Utopie und Wirklichkeit. Ursula Lengauer (Wien): Projekte – Karrierechance oder Karrierefalle für Frauen in der Wissenschaft? Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk

a u s s te l l u n g bis 14.6., Köln Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel Museum Ludwig, 50667 Köln, HeinrichBöll-Platz, T. +49/221 221 261 65, info@museum-ludwig.de, www.museenkoeln.de/museum-ludwig, Di-So 10-18.00, jeden ersten Do im Monat 10-22.00, Kosten: 9,-/6,- Euro

bis 24.5., Berlin Annie Leibovitz. A Photographer’s Life. 1990-2005 C/O Berlin, 10117 Berlin, Postfuhramt,

verständnisse. Arbeiten von Kristina Ask, Alexandra Croitoru, Lise Harlev, Ingrid Wildi u.a.

(De)konstruktionen. Claudia Larcher, Wiebke Elzel und Jana Müller, Marja Pirilä u.a.

Shedhalle, 8038 Zürich, Seestrasse 395, T. +4101/481 59 50, www.shedhalle.ch, info@shedhalle.ch

Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 59/WUK, T. 01/408 54 62, fotogalerie-wien@wuk.at, www.fotogaleriewien.at, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00

bis 10.5., Krems Jenny Watson Factory Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3, T. 02732/ 90 80 10256, www.factory.kunsthalle.at, factory@kunsthalle.at, tgl. 10-18.00

bis 12.4., Krems Helga Cmelka: “Der Faden ist die Linie”. Malerei und Graphik Artothek Niederösterreich, 3500 Krems-Stein, Steiner Langstraße 3, T. 02732/90 80 22, www.artothek.cc, Di-So 14-18.00

bis 2.6., Linz Michaela Melián. Speicher Lentos Kunstmuseum, 4021 Linz, ErnstKoref-Promenade 1, T. 0732/7070-3600, www.lentos.at

bis 20.4., Linz Magdalena Frey. Digitale Collagen und Fotos Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Starhembergstraße 10, 2. Stock, T. 0732/602 200 16, www.frauenzentrum.at, Women only!

bis 12.4., Salzburg Linda Bilda: Zukunft und Ende der Goldenen Welt. Anna Artaker: 48 Köpfe aus dem Merkurov Museum Salzburger Kunstverein, 5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3, www.salzburgerkunstverein.at, Di-So 12-19.00

bis 14.6., Salzburg Nancy Spero. The Woman as Protagonist MdM Mönchsberg, 5020 Wien, Mönchsberg 32, T. 0662/84 22 20, info@mdmsalzburg.at

bis 1.6., Wien The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 0, office@kunsthallewien.at

bis 13.4., Wien Katrin Plavcak: Human or Other Secession, 1010 Wien, Friedrichstraße 12, www.secession.at

bis 17.5., Wien Maria Lassnig - das neunte Jahrzehnt MUMOK, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/525 00 1400, www.mumok.at

bis 25.4., Wien Konturen. Künstlerische und wissenschaftliche Positionen zur Person des/r WissenschafterIn Kunstraum Niederösterreich, 1014 Wien, Herrengasse 13, T. 01/90 42 112, office@kunstraum.net, www.kunstraum.net, Di-Fr 11-19.00, Do 11-20.00, Sa 11-15.00, Mo, So und Feiertag geschlossen

bis 30.4., Wien Kälteeinbruch. Das Volksgartenprojekt. Alugraphien von Margret KohlerHeilingsetzer Renner-Institut, 1120 Wien, Khleslplatz 12, T. T 01-804 65 01-36, www.rennerinstitut.de, Mo-Do 8-17.00, Fr 8-13.00

bis 31.5., Wien

bis 26.4., Zürich

Megan Lewis. Conversations with the Mob WestLicht. Schauplatz für Fotografie, 1070 Wien, Westbahnstraße 40, T. 01/522 66 36, info@westlicht.com, www.westlicht.com, Di, Mi, Fr 14-19.00, Do 14-21.00, Sa, So 11-19.00, Mo geschlossen

Übersetzungsparadoxien und Miss^^

7.4.-6.5., Wien

Oranienburger Straße/Tucholskystraße, T. +49/30 280 919 25, info@co-berlin.com, www.co-berlin.com

44 an.schläge april 2009

lesung 1.4., 19.00, Wien El Camino oder Finding essential things on the road. Ausstellung mit Lesung von Irmingard Beirle WUK, 1090 Wien, Währingerstraße 59, Intakt, Stiege III, 1. Stock, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at

16.4., 18.30, Wien Lydia Mischkulnig (Wien): Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen. Einleitung und Gespräch mit der Autorin: Alexandra Millner (Literaturkritikerin und -wissenschafterin) Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, info@alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at

20.4., 19.00, Wien Friedrike Mayröcker liest aus „Scardanelli. Gedichte“ Alte Schmiede, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 83 29, www.alte.schmiede.at

s e l b s t v e r te i d i g u n g 25.4., 10-18.00, 26.4., 9-17.00, Neunkirchen Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Frauen Sporthaus Neunkirchen, 2620 Neunkirchen, Fabriksgasse 34, T. 02635/611 25, freiraumfrauen@frauenberatungfreiraum.at, www.frauenberatung-freiraum.at, Anmeldung bis 17.4., Kosten: 20,- bis 40,- Euro

a k t i v i t ä te n 4.4., 17.00, Graz FrauenStadtSpaziergang. Frauenkriminalität – auf den Spuren von Kindsmörderinnen in Graz Treffpunkt: Hauptplatz, Rathaus, 8020 Graz, T. 0650/9141183, office@frauenservice.at, palaver@frauenservice.org, kostenlos

19.-25.4., Neustadt Frauen Segeln. Skipperinnentörn Anmeldung und Information: Simone Fliegner, 33602 Bielefeld, Am Sparrenberg 52, T. +49/521 290 754, www.frauensegeln.de

23.-24.4., Frankfurt Internationale Konferenz „Care und Migration“ Goethe-Universität Frankfurt, D-60054 Frankfurt am Main, Campus Westend, Casino 1.801/823, Anmeldung online unter www.cgc.uni-frankfurt.de/care/index.shtml

25.-26.4., 15-18.00, Wien Tanz-Kamasutra. Ganzheitliche Bewegung und Körperspannung, intensiver Kontakt und erfüllende Rollenbilder im Sinne von Folgen und Führen. Café Standard, 1050 Wien, Margaretenstraße 63, tanzclub@resisdance.at, www.resisdance.at, Kosten: 40,- Euro

f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben ... und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00

Diskuthek im Frauencafé

Frauencafé

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00

Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30

Frauencafé

Frauencafé

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00

„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben

Transgender-Treff

7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.istim-netz.at, jeden 2. Montag

Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00

Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro

Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas

Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30

Dienstag

Lesbengruppe

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00

Q-motion Stammtisch

Offene Frauengruppe

Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html

Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50

Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich

Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00

Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93

Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen

ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00

Mittwoch

FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00

Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium

Salon de Femme

Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at

Offener Abend

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00 Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,


an.künden www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30

Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30

Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen!

Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00

Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00

© A n n a Te r n h e i m

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30

Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00

Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr

Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00

Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00

Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung

g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00

Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr

Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00

First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122

Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at

Schnörkellose Songs Anna Ternheim kommt aus Schweden und ist dort bereits zur Female Artist of the Year gekürt worden. Zu Recht, denn sie macht ziemlich gute Musik. Stimme, eine handvoll Instrumente, keine großen Sperenzchen. Schwedisch eben. Unterstützung kommt von The Tiny. Praktischerweise auch aus Schweden, wird also ein runder Abend. 20.4., 20.00, Szene Wien, 1110 Wien, Hauffgasse 26, Kosten: 19,-/17,- Euro Samstag Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00

Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa

Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00

Sonntag

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30

Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54

Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet

Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00

E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So

HOSI Sonntagsbrunch

Nach Vereinbarung

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,

aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de

Di 17-19.00

Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,

Frauenberatung

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,

Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen

ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,

Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen T. 0662/442 255, kostenlos

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung

Patchwork-Familien-Service.

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,

april 2009 an.schläge 45


an.künden Fo t o : O f fe n e s H a u s O b e r w a r t

Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“ Orange 94.00 MHz

Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information

an.schläge

im Mai

international

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz

Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz

Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio

Pink Empowerment Rosa Unterwäsche zum Valentinstag: Indische FeministInnen kämpfen mit ungewöhnlichen Mitteln.

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do

Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr

Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums

an.schläge TV

Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr

Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule

27.4., 21.00

Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro

AUF

tanz.fest

Weibliche Weihen Formal bleibt die österreichische Autorin Katharina Tiwald in ihrer „Messe für Eine“ im katholischen Toleranzbereich, ansonsten ist das Ganze glatte Blasphemie: Eine Frau liest ihre eigene Liturgie und stellt darin den allmächtigen Gottvater und seine letztgültigen Weisheiten in Frage. Immerhin nicht am heiligen Sonntag. 8.-11.4., 20.30, KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/10,- Euro Joanneumring 3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen

Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at

Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch

abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!

Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39

Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!

Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00

46 an.schläge april 2009

Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71

Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger

2.4., 20.00, Wien Das schöne Leben für eine Nacht. unique-Fest/ÖH Uni Wien. Yasmin Hafedh (Poetry Slam), el/la (One Woman Act) und diverse andere PerformerInnen und DJanes Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at

18.4., 20.00, Wien Tanzfest mit Live-Musik. FrauenTanzClub Resisdance. Standard- und Lateintänze mit dem SiGMAballroomdance Quintett Hotel Hillinger, 1220 Wien, Erz-HerzogKarl-Straße 105, Kosten: 12,- Euro

11.4., Wien Klub Kohelet wird 3 Fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at

diverses bis 2.7., 17.30-20.45, Wien Sappho. Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen Beratungsstelle Courage, 1060 Wien, Windmühlgasse, T. 01/585 69 66, info@courage-beratung.at, Kosten: 48,Euro pro Abend

2.4., 20.00, Wien About:Blank. Abschlusskollektion der Absolventinnen des Modekollegs Herbststraße WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, T. 01/401 210, info@wuk.at, www.wuk.at, Kosten: 5,-/2,- Euro

9.-14.4., Wien Autonom-Feministisches-FrauenLesben-Treffen Autonom-feministisches FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59, Stiege 6, feministeurope@wolfsmutter.com, feministga-

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at

r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo

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an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Berta – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei kbuch

1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4040 4600 5020 6020 6900 8010 8020 9020 9020

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Redaktionsschluss Termine 05/09: 7.4.2009 Termine 06/09: 12.5.2009

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an.schläge

Nr. 04/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M


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