aMun Magazin Nr. 57

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Ausgabe 2 / 2018 | 3,50 € 20. Jahrgang / Heft Nr. 57

Magazin für die Freunde Ägyptischer Museen und Sammlungen

ISSN 2196-8942

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E D I T O R I A L

Horst Creutz

Dr. Hartmut Häger

Hartwig Löger

Dr. Jürgen Kroneberg

Dr. Thomas Ritter

Dr. Angela Onasch

Margot Rathenow

Klaus Suckow

Verehrte Freunde und Förderer der Ägyptischen Museen und Sammlungen, heute halten Sie das neue Heft unseres Magazins in den Händen. Unsere ­Autorinnen und Autoren waren - wie immer - wieder sehr fleißig und haben zehn abwechslungsreiche Berichte und zahlreiche Veranstaltungshinweise zusammengestellt. Vielen Dank hierfür! In der letzten Ausgabe hat Sie Herr Gauert zu einer Weltpremiere nach Hildesheim eingeladen. Heute gibt es wieder etwas Besonderes zu berichten: „O Isis und Osiris“ ist für das gesamte Gestaltungskonzept dieser Sonderausstellung für den GERMAN DESIGN AWARD 2019 nominiert. Drücken Sie unserem Museum August Kestner bitte fest die Daumen. Im November ist Bekanntgabe, also werden Sie in der nächsten Ausgabe mehr darüber erfahren. Was wäre , wenn Sie nicht wieder zu einer Weltpremiere eingeladen werden? ­Hannover und Hildesheim untersuchten erstmals den queeren Blick auf die Archäologie und Kunst. Fünf Berichte widmen sich wieder den laufenden Ausstellungen in unseren ­Museen. Zögern Sie nicht, sich diese selbst vor Ort anzuschauen, wenn wir Sie neugierig gemacht haben. Unser „Blick über den Tellerrand“ ist diesmal eher ein „Blick über Europa hinaus“. Frau Schulz entführt Sie nach Kairo. Weitere Berichte widmen sich einem Neuzugang in Bonn, einer Neuinterpretation aus Giza sowie einer künftigen Ausstellung in Bonn. Mit dieser Ausgabe ist der 20. Jahrgang nun abgeschlossen. Die nächste Ausgabe im April 2019 wird schließlich das Jubiläum „zwei Jahrzehnte “. Ihnen wünsche ich nun viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe. Lassen Sie sich überraschen, informieren und inspirieren! Ihr Klaus Suckow Unsere Museen im Internet: http://www.smb.museum http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de http://www.museum-august-kestner.de http://www.rpmuseum.de http://www.gko.uni-leipzig.de/aegyptisches-museum http://www.khm.at 2


Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03 Wolfgang Cortjaens / Christian E. Loeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 05

Weltweite Premiere

In Hannover und Hildesheim wurde erstmals der queere Blick auf Archäologie und Kunst untersucht Frank Förster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Der Papyrus Stoltenberg

Ein Neuzugang im Ägyptischen Museum der Universität Bonn Markus Mergenthaler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Heinrich Schliemann TROJA

Sonderausstellung im Knauf-Museum Iphofen Daniela Rutica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Tempel – Städte – Pyramiden

Besucherrekord bei den Tagen der Ägyptologie in Brenkhausen

Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Olga Fast / Annika Felten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

„Der Weg zum ewigen Leben“

Eine Ausstellung zum Jenseitsglauben der Alten Ägypter im Ägyptischen Museum Bonn Ralf Kluttig-Altmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44

Chephren sammelt sich

Neuer Blick auf Altfunde aus Giza Regine Schulz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49

Yesterday — Tomorrow

A Work in Aspective Realism by Marc Erwin Babej Robert Kuhn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Neueingerichtet

Die Vitrinen zur formativen Phase und dem Alten Reich im Neuen Museum Berlin Jalina Tschernig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56

„Fleisch“ im Alten Museum

Eine Ausstellung der wissenschaftlichen Museumsassistenten i. F. Thomas Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .62

Nachruf auf Prof. Dr. Wilhelm „Wilm“ Tegethoff Andreas Blasius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64

„Ich Augustus, Kaiser, Pharao und Gott!“ eine Bonner Ausstellung

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .71

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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .02


TAGUNGSORTE 27. – 29.06.2018 MUSEUM AUGUST KESTNER Trammplatz 3 D – 30159 Hannover 30.06.2018 ROEMER- UND PELIZAEUS-MUSEUM Am Steine 1-2 D – 31134 Hildesheim

VERANSTALTER Museum August Kestner Hannover Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim in Kooperation mit: Egyptology – The Leiden University Institute for Area Studies (LIAS) Leiden (Niederlande) getragen von: Kunst- und Kulturstiftung Hannover

QUEER ARCHAEOLOGY

Winckelmann and his Passionate Followers: Queer Archaeology, Egyptology and the History of Arts 1750 – 2018

Tagung anlässlich des 250. Todestages von Johann Joachim Winckelmann (09.12.1717 – 08.06.1768)

27. – 30.Juni 2018 Winckelmann und die Menschenrechte Prof. Robert Deam Tobin, PhD

27. Juni 2018 um 18.30 Uhr (öffentlicher Vortrag)

Winckelmann under Psychoanalysis Prof. Whitney Davis, PhD 28. Juni 2018 um 09.30 Uhr

Jenseits der Heroen. Geschlechterübergreifende gelehrte Arbeit an der Antike um 1800 Dr. Adelheid Müller

28. Juni 2018 um 18.30 Uhr (öffentlicher Vortrag)

TAGUNGSSEKTIONEN I. Winckelmanns Zeitgenoss_innen: Archäologie und Erotologie als kulturelle Praxis II. Agent_innen des Geschmacks: Sammler_innnen – Mäzen_innen – Connoisseurs III. Gendering Archaeology IV. Queere Lesarten in Wissenschaftsgeschichte und Alltagskultur

getragen von:

Kunst- und Kulturstiftung Hannover

CONTRIBUTOR S Christian Bayer Helmut Brandl Gian Franco Chiai Wolfgang Cortjaens Whitney Davis Susanne Deicher Martin Dönike Christina Dongowski David Eleuterio Jana Esther Fries Oliver Gauert Thomas E. Gertzen Friedrich-Wilhelm von Hase Amgad Joseph Olaf E. Kaper Jörn Lang Christian E. Loeben Martin Maischberger Eric M. Moormann Adelheid Müller Gunnar Och Martin Pozsgai Frank Schablewski Christoph Schmälzle Regine Schulz Rogério Sousa Robert Deam Tobin WWW.QUEER-ARCHAEOLOGY.DE

Gestaltung: SEBASTIAN MOOCK

KEY NOTE LECTURES


Weltweite Premiere In Hannover und Hildesheim wurde erstmals der queere Blick auf Archäologie und Kunst untersucht

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Wolfgang Cortjaens / Christian E. Loeben

om 27. bis 30. Juni 2018 fand im Archäologie am 8. Juni dieses Jahres. WinMuseum August Kestner in Han- ckelmanns für die damalige Zeit erstaunlich nover und im Roemer- und Pelizaeus-­ offen ausgelebte und in s­einen Texten und Museum ­ Hildesheim in Kooperation mit Briefen klar angesprochene Homosexualität der ­ Ägyptologie der Universität Leiden war in der Forschung lange Zeit ein Tabu, die weltweit wohl erste interdisziplinäre ist es teilweise heute noch. In Form einer wissenschaftliche Tagung zum Themenfeld Ausstellung wurde dieses Tabu erstmalig in „Queer Archaeology“ statt: Winckelmann 2017, anlässlich von Winckelmanns 300. and His Passionate Followers: Queer Archa- Geburtstag am 9. Dezember, mit der auch eology, Egyptology and the History of Arts international beachteten ­Ausstellung „Win1750–2018. Den äußeren Rahmen bildete ckelmann – Das göttliche Geschlecht“ im der 250. Todestag von Johann Joachim Schwulen Museum in Berlin durchbrochen, Winckelmann (1717–1768), dem „Urva- die in Kooperation mit der Klassik Stiftung ter“ der Kunstgeschichte und klassischen Weimar ausgerichtet wurde.

Abb. 1: Wolfgang Weinzettl und Martin Pozsgai beim Registrieren durch den studentischen Tagungsmitarbeiter Erik Reissmann (Ägyptologie Universität Köln). Foto: Sebastian Moock 5


hafter internationaler Wissenschaftler_innen wurden sexuelle als auch geschlechtsübergreifende Lesarten der genannten Disziplinen beleuchtet, etwa die Erforschung von Homosexualität(en) in den antiken Kulturen oder die Homosexualität der sie erforschenden oder sammelnden Gelehrten.

Die damit neu angestoßene Diskussion wurde nun durch die internationale und interdisziplinäre Tagung in Hannover und Hildesheim fortgeführt. Doch anders als in Berlin verfolgte die Tagung keinen primär biografischen Ansatz. Deshalb wurden gezielt Vertreter der unterschiedlichsten Disziplinen aufgefordert, sich mit Beiträgen zu Winckelmanns Nachleben einzubringen: Neben der Kunstgeschichte, den Queer- und Gender-Studies, Literaturwissenschaft, Ur- und Früh- sowie Wissenschafts- und Sozialgeschichte waren dies vor allem die Klassische Archäologie und Ägyptologie – was zum großen Teil den beiden Veranstaltungsorten geschuldet ist, die deutschlandweit bedeutende ägyptische Sammlungen beherbergen. Der Zeitraum wurde von den Organisatoren bewusst bis in die Gegenwart ausgedehnt, um aufzuzeigen, wie stark die oben genannten klassischen Wissenschaftsdisziplinen punktuell vom Diskurs um race und gender geprägt sind und wie fruchtbar eine Betrachtung unter geschlechtsübergreifenden oder feministischen Aspekten sein kann.

Den Anfang machte am Eröffnungsabend der Festvortrag des US-amerikanischen Literaturwissenschaftlers Robert Deam Tobin (Clark University, Worcester/Mass.), der unter dem Titel „Winckelmann und die Menschenrechte“ aufzeigte, dass Winckelmanns an der Antike ausgebildete dezidiert männliche Ästhetik zugleich als Destabilisierung und Kritik an ebendieser ausschließlich männlichen Perspektive gelesen werden kann. Das Sprechen über die Antike erscheint bei Winckelmann als Reflex auf die Ideen der Aufklärung und die Menschenrechte, während andererseits Wissenserwerb und das Recht auf freie Meinungsäußerung durch Klasse, Geschlecht und Rasse eingeschränkt waren.

Winckelmanns Werk bzw. das seiner 32 Wissenschaftler_innen aus sieben Nationen tauschten sich an insgesamt vier Tagen Zeitgenoss_innen und sein Nachleben stanzum Thema aus. In den 20 Beiträgen nam- den auch in den ersten beiden Sektionen des Folgetages im Mittelpunkt: Whitney Davis, Professor für Kunstgeschichte an der Berkeley University of California, Winckelmann-Experte und Wegbereiter der Queer Theory, leitete als Key Note Speaker den Tag und Sektion I „Winckelmanns Zeitgenoss_innen: Archäologie und Erotologie als kulturelle Praxis“ ein. Sein Vortrag „Winckelmann Under Psychoanalysis“ widmete sich den ‚Winckelmannians’ um 1900, deren Wiederaufgreifen der griechischen Kultur und ihrer latenten Homoerotik eng Abb. 2: Wilhelm Böttner, Ölgemälde von 1790 mit der Entstehung neuer Subkulturen und (Detailausschnitt), frei nach Mengs’ Fresko „Zeus und Ganymed” (1759/60), Foto: © Axel Wippermann

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geschlechtsspezifischer Konzepte verknüpft war. Parallel dazu wurden Homo- bzw. Bisexualität, Fetischismus und Narzissmus zum Gegenstand medizinischer und psychiatrischer Untersuchungsmethoden, wie an Fallbeispielen aus der Praxis von Sigmund Freud dargelegt wurde.

Eric M. Moormann (Radboud Universiteit Nijmegen) stellte in seinem Exkurs zu „Winckelmann und Pompeji“ dessen neapolitanischen Netzwerke sowie einen von der Forschung bislang unbeachteten „lettere in cazzita“ von 1762 in den Mittelpunkt. Der Kunsthistoriker Christoph Schmälzle (Berlin) widmete sich in seinem Beitrag mit dem provozierend-ironischen Obertitel „Brustwarzen-Kennerschaft“ der „Ikonographie des Weiblichen bei Winckelmann und seinen heterosexuellen Herausgebern“. Letztgenannte sahen in den entsprechenden Passagen ein Skandalon, wie die umfänglichen Kommentare der späteren

Anschließend präsentierte der Berliner Archäologe Gian Franco Chiai (Freie Universität Berlin) seine Ergebnisse zu Winckelmanns Platon-Lektüre unter dem Titel „Im Dienste des Eros: Winckelmann, die Griechen und die Knabenliebe“, das auf einen der wohl problematischsten Aspekte der Winckelmann-Rezeption verwies.

Abb. 3: Vom Designer durchgestaltete ‚Corporate Identity‘ der Tagung, inklusive Eiskaffee und Prosecco in Dosen. Foto (und Design): Sebastian Moock 7


Winckelmann-Ausgaben belegen. Zugleich deklinierte Schmälzle die verschiedenen Definitionen und Funktionen der weiblichen Brust anhand zeitgenössischer Texte von Zedler über Meyer bis hin zu Herder durch.

Der Literaturhistoriker Gunnar Och (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) führte am Beispiel des 1826 verfassten Sonetts „An Winckelmann“ vor, wie der Dichter August von Platen (1796–1835) mit subtilsten sprachlichen Mitteln ein identifikatorisches Verhältnis zwischen Sprecher und Adressat herzustellen ­vermochte. Winckelmann erscheint bei Platen als „Plastiker des Wortes“, somit stehe das noch vor Platens Abreise nach Italien ­entstandene Gedicht in der Paragone-Tradition. Zugleich betonte Och, dass Platen keineswegs als „Vorkämpfer“ der homose­ xuellen Emanzipationsbewegung zu werten sei, wie von Hubert Fichte und anderen postuliert.

Sektion II stand unter dem Motto „Agent_ innen des Geschmacks: Sammler_innen, Mäzen_innen, Connoisseurs“. Einleitend erläuterte Tagungs-Co-Organisator Wolfgang Cortjaens (Berlin/Herzogenrath) in seinem Vortrag „Verfemte Ganymeden. Kennerschaft zwischen Repräsentation, Attidtüde und Karikatur“, wie der Winckelmannsche ‚Kanon des Schönen’ das Bild des Kunstsammlers veränderte, welch unterschiedliche Funktionen das Posieren mit antiker Kunst in der repräsentativen Porträtmalerei des späten In das 19. Jahrhundert führte auch der 18. Jahrhunderts von Maron bis Zoffany ein- Vortrag des Tagungs-Hauptorganisators nehmen konnte und welche Rolle der Karika- Christian E. Loeben (Museum August tur innerhalb dieser Entwicklung zufiel. Kestner, Hannover). Er widmete sich dem ab 1817 überwiegend in Italien lebenden Der Archäologe Jörn Lang (Antikenmu- August Kestner (1777–1853), dessen der seum Universität Leipzig) behandelte mit Stadt Hannover vermachte Sammlung den dem in Florenz lebenden Gemmensammler Grundstock des heutigen Museums bildet. Baron Philip von Stosch (1691–1757) einen Kestner wirkte 36 Jahre in Rom, zunächst als „Passionate Predecessor“ Winckelmanns und Delegationsrat, später als Botschafter Haneine für dessen Werdegang in mehrfacher novers und Großbritanniens am Heiligen Hinsicht bedeutende Persönlichkeit. Unter Stuhl. Er stellt tatsächlich einen „Passionate anderem inventarisierte Winckelmann Follower“ von Winckelmann in Rom dar. Stoschs bedeutende Gemmensammlung und Für das frühe 19. Jahrhundert außergevermittelte diese 1764 an König Friedrich II. wöhnlich ist auch seine Anhand von Briefvon Preußen. Der Vortrag stellte den leiden- material eindeutig belegte, selbstbekennende schaftlichen Sammeltrieb Stoschs als wohl Homosexualität. Vor diesem Hintergrund markantestete Charaktereigenschaft einer als sind auch die eigenhändigen, auffallend Mensch kaum greifbaren Persönlichkeit in häufig junge Männer darstellenden Porträtden Mittelpunkt. Angesichts des Fehlens von zeichnungen auszudeuten, mit denen der Quellen müsse die gelegentliche Bezeich- Referent den aus Diplomaten, Archäologen, nung Stoschs als „Päderast“ immer auch als Gelehrten diverser Disziplinen und vielen Teil einer inszenierten Diffamierungsstrate- jungen Künstlern bestehenden römischen gie gelesen werden. Freundeskreis Kestners vorstellte. 8


Zum Abschluss des ersten Tages berichtete die Berliner Archäologin und Kunsthistorikerin Adelheid Müller (Freie Universität Berlin / Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) in ihrem Abendvortrag „Jenseits der Heroen: Geschlechtsübergreifende gelehrte Arbeit an der Antike um 1800“ über ihr Spezialgebiet: die Rolle von Frauen in der frühen Archäologie. Mit Elisa von der Recke und Friederike Bruns standen zwei frühe Vertreterinnen des Faches im Mittelpunkt. Müller erläuterte, warum gerade diese Disziplin Frauen so lange verschlossen blieb und wie die institutionsgeschichtlich (d.h. männlich) orientierte Historiografie des Faches zu einer Marginalisierung der weiblichen Akteure führte.

Als „internationalster“ Teil der Tagung mit Sprechern aus Deutschland, den Niederlanden, Portugal und Ägypten erwies sich die Sektion III „Gendering Archaeology“. Den Auftakt bildete, ganz in diesem Sinne auf Englisch referierend, die Prähistorikerin Jana Esther Fries vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Oldenburg, die sich die Frage stellte, ob überhaupt „gender-bedingte“ Aussagen über schriftlose, wie z. B. prähistorische Gesellschaften gemacht werden können. Anhand eigener Ausgrabungen von Gräberfeldern zeigte sie, dass sich heutzutage mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden leicht die Geschlechter der Bestatteten leicht bestimmen lassen und somit Rückschlüsse über entsprechende

Abb. 4: Rede von Regine Schulz (Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim) bei der Tagungseröffnung im Museum August Kestner, Hannover. Foto: Sebastian Moock 9


Die Himmelsgöttin Nut war auch Gegenstand der Beobachtungen, die der derzeit in Liverpool (England) lebende ägyptische Ägyptologe Amgad Joseph anhand einer berühmten Szene auf einem Papyrus im British Museum (London) anstellte. An derjenigen Stelle des Bildes, an der die Himmelsgöttin Nut zu erwarten wäre, zeigt diese außergewöhnliche Szene eine an ihrem übergroßen Phallus eindeutig als männlich erkennbare Himmelsgottheit. In der Beischrift wird sie Osiris Res-wedja genannt. Unter ihr ist der Erdgott Geb in der selten belegten Pose der Autofellatio zu sehen, was zu der Frage führt, ob es wegen der Männlichkeit der Himmelsgottheit dazu kommen sollte/musste, dass sich Geb als bisexuelles Zwitterwesen im Mund selbst befruchtet?

Grabbeigaben getroffen werden können. Jedoch sind für Anzahl und Qualität der Beigaben häufig nicht das Geschlecht der Bestatteten, sondern andere Kriterien, wie z.B. ihr Alter ausschlaggebend. Aussagen über Homosexualität lassen Untersuchungen von Gräberfeldern nicht zu. Der portugiesische Ägyptologe Rogério Sousa (Universität Coimbra) beschäftigt sich seit Langem intensiv mit Särgen der ägyptischen 21. Dynastie (1069–954 v. Chr.) und beobachtete eindeutige Umarbeitungen an ihnen, die aus für Männern bestimmte Särge solche für Frauen und umgekehrt werden ließen. Neben einem offensichtlichen, rein pragmatisch-ökonomischen Motiv für dieses Verfahren fragte sich Sousa jedoch berechtigterweise, ob auch religiöse Gründe dafür ausschlaggebend gewesen sein könnten, ruhe nach ägyptischen Vorstellungen der Tote doch stets im Leib der Himmelsgöttin Nut, was die Benutzung eines (vormals) „weiblichen“ Sarges dann durchaus unterstrichen hätte.

Der Klassische Archäologe David Eleuterio (Universität Coimbra) untersucht für seine Dissertation die heute nicht mehr erhaltenen, jedoch durch Zeichnungen nachgewiesenen Fresken im Haus „dell‘accademia della musica“ (W3, 7) in Pompeji. Eines zeigte

Abb. 5: Helmut Brandl (rechts) beim Sektionsmoderieren nach dem Vortrag von Olaf E. Kaper (links). Foto: Jörn Lang 10


Königin Dido von Karthago beim Abschied von Aeneas, und Eleuterio untersuchte, aus welchen Gründen es 85 Jahre nach der Schlacht von Actium und dem Sieg Roms über die ägyptische Königin Kleopatra im römischen Pompeji zu dieser Darstellung jener anderen bedeutenden Herrscherin in Nordafrika kommen konnte.

Kontrastreich schloss sich der Vortrag des Architektur- und Kunsthistorikers Martin Poszgai (Technische Universität Darmstadt) an: „Apollo, Adonisse und Spartaner im homoerotischen Bilderrausch. Zur Antikenrezeption in den sog. ‚Beefcake’-Magazinen der 1950er und 1960er Jahre“. Reiches Bildmaterial illustrierte den kulturgeschichtlichen Exkurs in die frühe Grauzone halb-pornografischer Schriften, die unter Titeln wie „Physique Pictorial“, „Apollo“ oder „Grecian Guild“ die Schaulust ihrer Käufer mit ‚künstlerischen’, oft antikisierenden Posen und Inszenierungen bedienten.

Der karthagische Heerführer Hannibal besuchte es, aber auch Alexander der Große: das berühmte Orakel des Zeus-Ammon in der Oase Siwa (Libysche Wüste). In diese am Rande der Klassischen Welt liegende Gegend und in eine viel jüngere Vergangenheit entführte Olaf E. Kaper (Ägyptologie, Universität Leiden) die Tagungsteilnehmer_innen mit seinem Vortrag über ab 1900 veröffentlichte Berichte von Ägyptologen und Ethnologen, denen zufolge vor den Toren der Oasenstadt angeblich junge Männer in homosexueller Ehe lebten. Im Kontext der Zeit und im Vergleich mit ähnlichen Berichten, z.B. aus der Antike betrachtet, erwiesen sie sich als zum Teil „verklärt-bewunderte“, zum Teil mit Abscheu und Vorurteilen begegnete Missverständnisse, die offensichtlich auf keinen Tatsachen fußen.

Die Kunsthistorikerin Susanne Deicher (Hochschule Wismar) erläuterte am Beispiel einer zentralen Passage aus Goethes „Italienischer Reise“ (1828) zu Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle (die wiederum auf einen bereits 1786 geplan-

Sektion IV beschloss unter dem Titel „Queere Lesarten in Wissenschaftsgeschichte und Alltagskultur“ mit vier bewusst interdisziplinären Beiträgen den zweiten Tagungstag. Der Wissenschaftshistoriker Thomas L. Gertzen (Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam) wertete in seiner biographischen Fallstu­ die die Homosexualität des Ägyptologen Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873-1956), die nach einem Skandal seine Professur in Utrecht beendete, als konstitutiv für seine gesamte Biografie.

Abb. 6: Sortiert und bereitgelegt: der Inhalt aller Tagungsbeutel. Foto: Sebastian Moock 11


ten Aufsatz zu Michelangelo zurückgeht) seine implizit homoerotische Rezeption des männlichen Aktes, kanalisiert durch Muskelspiel, Bewegung und Sensualität.

Jubiläumsjahre 2017/2018 vorherrschende Winckelmann-Manie relativierten und ihr Beispiele etwa aus dem angelsächsischen Kulturkreis an die Seite stellten. Besonders eindrücklich waren auch die Schilderungen des Redners Amgad Joseph, der aus der Ägyptologie und Archäologie in seinem Heimatland Ägypten berichtete. Vor diesem Hintergrund waren sich alle Teinehmer_innen darin einig, dass die Tagung offensichtlich ganz besonders „den Nerv der Zeit/Forschung“ getroffen und aus den genannten, nicht gerade als „Rampensäue“ bekannten Fachdisziplinen heraus ein gewisses Zeichen gesetzt hat gegen die leider wieder wachsende Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Minderheiten. In diesem Sinne erwies sich in der Abschlussdiskussion auch die Frage nach der Deutungshoheit als zentral. Sie wird zugleich die künftige Entwicklung einer gendergerechten, allgemeinen Museumsdidaktik bilden müssen. Gerade die archäologischen Museen bieten hierfür so mannichfache wie lohnende Ansätze, die sie sich – wie es das Buch „A Little Gay History“ von Richard B. Parkinson anhand von Objekten des British Museum so vorbildlich zeigt - nicht entgehen lassen sollten! Dies zeigte auch der anschließende Besuch des Roemer- und Pelizaeus-Museums mit Abstechern in die ägyptische Dauerausstellung sowie die erst am Vorabend eröffnete beeindruckende Sonderausstellung „Ta cheru – Eine Reise ins Innere der Mumie“.

Der Schriftsteller Frank Schablewski (Düsseldorf ) berichtete in bewusst offener, teils improvisierter Form von den „Namenlosen Hermaphroditen“, denen er auf seinen Reisen in die Türkei in zahllosen kleinen und großen Museen begegnet ist. Anhand dieser antiken Kleinplastiken zeigte Schablewski Entwicklungslinien zur Gegenwartskunst (etwa André Yuen und Dries Verhoeven) und zur Transgender Community in Istanbul auf. Am dritten und letzten Tagungstag stand ein Besuch des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim auf dem Programm. Im Anschluss an einen Impulsvortrag von Friedrich Wilhelm von Hase (ehem. Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz und Universität Wien) entspann sich unter der Leitung von Museumsdirektorin Regine Schulz eine lebhafte Abschlussdiskussion, in der Winckelmannn paradigmatisch für die vielschichtigen Rezeptionsstränge und Lesarten im Wissenschaftsdiskurs stand: vom „letzten Renaissance-Menschen“ und schwuler Identifikationsfigur bei Symonds über Fridells Diffamierung als zur Perversion neigender „Provinz-Antiquar“ bis hin zu aktuellen TV-Dokumentationen. Dabei stellte sich heraus, dass es vor allem die Kunst- und Literaturgeschichte waren, die die Person Winckelmann lange vor der aktuellen Diskussion in einen „queeren“ Kontext gestellt und etabliert haben, während er für die Archäologie stets eher ein „Neutrum“ blieb. Interessant waren hier speziell die Beiträge der ausländischen Teilnehmer_innen, da sie die hierzulande gerade während der

Als besonders großer Erfolg der Tagung ist sicher zu werten, dass bei allen Teilnehmer_innen der Wunsch laut wurde, das Thema der Tagung in zwei Jahren wieder aufzugreifen. Von dieser Forderung ließ sich umgehend der Teilnehmer Rogério Sousa anstecken, der zuversichtlich ist, 2020 eine 12


Folgetagung in Porto (Portugal) organisieren zu können. Hannover und Hildesheim werden dabei tatkräftig unterstützen, freut es das gesamte Organisationskomitee doch ganz besonders, mit einem für alle Teilnehmer_ innen anregenden Treffen die Initiatoren einer hoffentlich langlebigen Tagungsreihe gewesen zu sein.

passenden Opern „Aida“ in Hannover und Telemanns „Orpheus oder die wunderbare Beständigkeit der Liebe“ in Hildesheim erstreckte. An dieser Stelle möchten die Organisatoren nicht nur allen Beitragenden sowie den „unerbittlichen“ Sektionsmoderatoren Helmut Brandl, Martin Dönike, Christina Dongowski und Martin Maischberger, sondern vor allem natürlich der „Kunst- und Kulturstiftung Hannover“ ihren größten Dank aussprechen, die großzügig die komplette Finanzierung der Tagung und der 2019 in Buchformat sowie online erscheinenden Tagungsbeiträge übernommen hat.

Last but not least gefielen allen Tagungsteilnehmer_innen sowohl die originelle Corporate Identity der Tagung, die dem jungen Gestalter Sebastian Moock (Hannover) zu verdanken ist, als auch das Rahmenprogramm, das sich von Führungen in beiden Museen bis zu den bestens ins Tagungsthema

Abb. 7: Reihen von hinten nach vorne und v.l.n.r.: - Tom Hardwick, Rogério Sousa, Thomas L. Gertzen, Frank Schablewski, David Eleuterio - Gunnar Och, Veit Vaelske, Eric M. Moormann, Jutta Ronke, Olaf E. Kaper, Wolfgang Weinzettl, Martin Pozsgai - Niki Trauthwein, Jana Esther Fries, Robin Deam Tobin, Christian Bayer, Amgad Joseph, Daniel Graepler - Vera Elizabeth Allen, Christina Dongowski, Karen Baffour, Christoph Schmälzle, Adelheid Müller, Martin Dönike, Götz Lautenbach, Friedrich-Wilhelm von Hase - Christian E. Loeben, Wolfgang Cortjaens, Martin Maischberger, Erik Reissmann Es fehlen: Helmut Brandl, Gian Franco Chiai, Whitney Davis, Susanne Deicher, Jörn Lang, Regine Schulz Foto: Jekaterina Kredovica (Historisches Museum Hannover) 13


Der Papyrus Stoltenberg Ein Neuzugang im Ägyptischen Museum der Universität Bonn Frank Förster

W

ie wohl jedes andere Ägyptische Museum auch, erreichen uns von Zeit zu Zeit Anfragen zu „echt ägyptischen” Papyri, die sich oft in Nachlässen von Verwandten oder Freunden fanden, die das Land am Nil bereist hatten. In der Regel stellt sich dann während eines Telefonats, bei

einem persönlichen Gespräch im Museum oder durch den Bildanhang einer E-Mail schnell heraus, dass es sich um moderne, meist ziemlich bunte (und meist eben nicht aus Papyrus, sondern aus den Fasern von Bananenstauden hergestellte) Exemplare einer touristischen Massenproduktion han-

Abb. 1: Der „Papyrus Stoltenberg” mit arabischer Widmung und zwei Bildmotiven: rechts die berühmte Goldmaske des Tutanchamun, links eine Darstellung des sitzenden Königs beim Bogenschießen (vgl. Abb. 2). Foto: © Frank Förster 14


auf: einer auf Arabisch geschriebenen Widmung am unteren Rand. Diese lautet nach freundlicher Übersetzung des ägyptischen Kollegen Dr. Amr El Hawary folgendermaßen:

delt, deren Dekorationen fast immer mehr oder weniger bekannte altägyptische Motive wiedergeben – wobei die Qualität der oft mit (Pseudo-)Hieroglyphen angereicherten Malereien durchaus sehr unterschiedlich ausfallen kann. Ein nettes, typisches Mitbringsel aus dem Land der Pharaonen, jedoch ohne nennenswerten materiellen oder gar wissenschaftlichen Wert, lautet dann die meist etwas enttäuscht aufgenommene „Expertise”.

„Geschenk von General Mohammed Hussein Tantawi, Verteidigungsminister, an Herrn Dr. Gerhard Stoltenberg, Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland. Kairo, den 5.2.1992”

Bei der Anfrage, die uns Anfang Juli diesen Jahres erreichte, verhielt es sich ein wenig anders. Zwar war auch hier auf den ersten Blick klar, dass es sich bei den beiden betreffenden bemalten Papyrusblättern um moderne Werke, wenn auch recht guter Qualität, handelte. Doch der eine der beiden Papyri, der auch dadurch auffiel, dass er durch kleinere Löcher und unregelmäßige, faserige Ränder „auf alt getrimmt” worden war, wartete mit einer überraschenden Besonderheit

Auf Rückfrage stellte sich heraus, dass es sich bei den beiden Papyri tatsächlich um Gastgeschenke anlässlich eines Treffens zwischen dem damaligen deutschen Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (1928–2001) und seinem ägyptischen Amtskollegen Mohammed Hussein Tantawi (*1935) handelt, das Anfang Februar 1992 auf Einladung des letzteren in Kairo statt-

Abb. 2: Tutanchamun auf Vogeljagd: Umzeichnung einer Szene auf einem vergoldeten Statuenschrein, die als Vorlage für das linke Motiv auf dem Papyrus diente. Zeichnung: O. Keel, Der Bogen als Herrschaftssymbol, Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 93, 1977, S. 155, Abb. 18 15


fand. Eine vorab vom Bundesministerium der Verteidigung herausgegebene Pressemitteilung informierte über die vorgesehenen, vor allem sicherheitspolitischen Aspekten gewidmeten Gesprächsthemen. In der ägyptischen Presse wurde über den Besuch im Zusammenhang mit einem Termin der beiden Minister beim damaligen Staatspräsidenten Hosni Mubarak berichtet.

nister Stoltenberg, der als deutscher Verteidigungsminister seit 1989 im Amt war, von diesem bereits am 31. März 1992, also nur wenige Wochen nach dem Treffen in Kairo, zurück. Anlass hierfür waren umstrittene Waffenlieferungen u.a. von Panzern an die Türkei, für die er die politische Verantwortung übernahm. Nach seinem Rücktritt übergab Stoltenberg den Papyrus, den er aus den Händen Tantawis erhalten hatte, seinem persönlichen Referenten Dr. Paul Jansen, der bei dem Treffen ebenfalls ein bemaltes Papyrusblatt erhalten hatte, jedoch ohne arabische Beschriftung. Dieses zeigt in seinem Bildmotiv noch deutlicher als das Stoltenberg zugeeignete Exemplar einen ausgesprochen

Während Tantawi, der als Offizier unter anderem am Suez- (1956), Sechstage- (1967) und Jom-Kippur-Krieg (1973) teilgenommen hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine außerordentlich lange militärische Karriere zurückblicken konnte und noch bis 2012 Verteidigungsminister seines Landes bleiben sollte, trat der frühere Finanzmi-

Abb. 3: Ein weiterer moderner Papyrus, der anlässlich des Treffens im Februar 1992 in Kairo dem persönlichen Referenten Gerhard Stoltenbergs, Dr. Paul Jansen, geschenkt wurde. Das Motiv zeigt Ramses II. mit Kriegskrone beim Bogenschießen vom fahrenden Streitwagen aus. Foto: © Paul Jansen 16


Abb. 4: Pressemitteilung des Bundesministeriums der Verteidigung vom 30.1.1992 zu den bevorstehenden Gesprächstreffen Gerhard Stoltenbergs in Griechenland und Ă„gypten

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des Tutanchamun quasi als ein Wahrzeichen Ägyptens gesellt sich eine Darstellung desselben Königs, wie er im Sitzen einen Bogen spannt und irgendein Ziel anvisiert, begleitet von einem Löwen. Neben Pfeil und Bogen sind hier auch Köcher und Unterarmschutz recht detailliert wiedergegeben. Als Bildvorlage lässt sich unschwer eine bekannte Szene auf einem vergoldeten Statuenschrein aus dem Grabschatz Tutanchamuns identifizieren, wo auch das auf dem Papyrus ausgesparte Ziel und der sonstige Bildkontext zu sehen sind: Der junge König schießt im Sumpfdickicht auf Vögel, wobei ihm seine vor ihm hockende Gemahlin Anchesenamun einen weiteren Pfeil reicht und mit der anderen Hand auf die Tiere deutet. Es handelt sich hierbei also nicht um eine kriegerische Szene, sondern augenscheinlich nur um die Darstellung eines vergnüglichen, harmonischen Jagdausflugs, wenngleich hier sicherlich auch andere Sinnebenen mitschwingen, die sich um die männliche Potenz des

militärischen Charakter, eine Wahl, die – so darf man spekulieren – in diesem Kontext wohl nicht ganz zufällig war: Ramses II. in vollem Kriegsornat beim Bogenschießen vom fahrenden, von zwei reich geschmückten Pferden gezogenen Streitwagen – als Hightech-Waffe sozusagen der Panzer der damaligen Zeit. Die recht martialischen hieroglyphischen Beischriften, wenngleich nicht ganz fehlerfrei von einer entsprechenden Vorlage kopiert, unterstreichen diese Atmosphäre, was aufgrund der Bildhaftigkeit mancher „Feind-Hieroglyphen” durchaus auch Schriftunkundigen auffallen könnte. Unser mit einer Größe von ca. 30 x 45 cm etwas kleinerer, auf schwarzer Pappe aufgeklebter und dort mit einer Künstlersignatur versehener „Papyrus Stoltenberg” hingegen ist in dieser Hinsicht zurückhaltender. Neben die trotz recht hoher künstlerischer Qualität fast zwangsläufig etwas kitschig wirkende Wiedergabe der goldenen Totenmaske

Abb. 5: Foto in einem Zeitungsbericht über das politische Treffen in „The Egyptian Gazette” vom 6.2.1992

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Herrschers und seine angestammte Rolle als Feindvernichter und Beseitiger aller Bedrohungen drehen. Ohne den ursprünglichen Bildkontext fokussiert die Darstellung auf dem Papyrus aber auf den bogenschießenden König allein, was ihm einen eher martialischen Charakter verleiht. Trotz einer dem Anlass durchaus angemessenen Motivik dürfte es sich allerdings auch in diesem Fall eher nicht um eine Auftragsarbeit handeln, die speziell für das Zusammentreffen der beiden Verteidigungsminister im Februar 1992 angefertigt worden wäre. Es ist vielmehr allein die zusätzliche arabische Beschriftung, die den ausgewählten Papyrus als Ehrengeschenk für einen hochrangigen ausländischen Staatsvertreter ausweist, ihn situativ verortet und so zu etwas Besonderem macht. Dennoch bleibt auch die Verwendung altägyptischer Motive auf dieser politischen Ebene bemerkenswert. Der „Papyrus Stoltenberg”, den uns Herr Dr. Jansen freundlicherweise zusammen mit der oben erwähnten Pressemitteilung und einem Zeitungsartikel als Schenkung zur Verfügung stellte, wird in unserem kleinen Museum, das als ein „Laboratorium der Aneignung” auch rezeptionsgeschichtlichen Aspekten Raum bietet, einen würdigen Platz erhalten!

Abb. 6: Verteidigungsminister Dr. Gerhard Stoltenberg (1928–2001) und sein ägyptischer Amtskollege General Mohammed Hussein Tantawi (*1935). Fotos: © https://bit.ly/2CAXCfQ und https://bit. ly/2MZt3Fl (gemeinfrei; Zugriff 23.8.2018)

Abb. 7: Die arabische, auf den 5.2.1992 datierte Widmung auf dem „Papyrus Stoltenberg” (vgl. Abb. 1).

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Heinrich Schliemann TROJA Sonderausstellung im Knauf-Museum Iphofen Markus Mergenthaler

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is heute ist Heinrich Schliemanns Bedeutung - Schatzgräber oder Pionier archäologischer Forschung - ebenso umstritten wie die Frage, ob die von ihm ausgegrabene Stadt tatsächlich das homerische Troja war. Das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte besitzt weltweit die größte Sammlung von archäologischen Funden aus Schliemanns Grabungen in Troja, der sagenhaften Stadt des Dichters Homer.

Schliemann vermachte seine Ausgrabungsfunde testamentarisch seinem Herkunftsland „zu ewigem Besitz und ungetrennter Aufbewahrung in der Reichshauptstadt”. Obwohl als Folge des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetarmee Bestände der Trojasammlung, darunter die meisten Kostbarkeiten aus dem berühmten „Schatz des Priamos”, in Berlin requiriert und bis heute nur zum Teil restituiert worden sind, lassen sich Schliemanns

Abb. 1: Das Trojanische Pferd am Marktplatz von Iphofen Foto: © Stefan Ernst 20


Grabungsergebnisse nur anhand der Berliner wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie das Kollektion, zusammen mit hervorragenden Schicksal der Berliner Trojasammlung. Repliken des Priamosschatzes umfassend, darstellen. Zur Ausstellung ist eine umfangreiche Begleitpublikation im Verlag Schnell & Die Ausstellung im Knauf-Museum Steiner, Regensburg, erschienen ISBN 978Iphofen thematisiert die Person Heinrich 3-7954-2270-7. Diese ist an der MuseumsSchliemanns, seine Grabungsmethoden und kasse und im Buchhandel erhältlich!

Abb. 2: Ein Blick in die Sonderausstellung „Heinrich Schliemann TROJA“, Foto © Stefan Ernst

Abb. 3: Ein Blick in die Sonderausstellung „Heinrich Schliemann TROJA“, Foto © Stefan Ernst

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Tempel – Städte – Pyramiden Besucherrekord bei den Tagen der Ägyptologie in Brenkhausen Daniela Rutica

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rund um das pharaonische und koptische Ägypten. Veranstaltet wurde die Tagung auch in diesem Jahr von S.E. Bischof Anba Damian (Koptisches Kloster Brenkhausen) und Prof. Dr. Rainer Hannig (Ägyptologie Marburg). Die Organisation übernahmen wieder die beiden Ägyptologinnen und Pressereferentinnen des Klosters: Daniela Rutica M.A. und Jennifer Peppler M.A.

as Motto der 11. Tage der Ägyptologie, die vom 27.–29. Juli 2018 im Kloster Brenkhausen stattfanden, lautete diesmal „Tempel – Städte – Pyramiden. Über 100 Besucher aus ganz Deutschland, aus Ägypten, Polen und der Schweiz waren zur diesjährigen Tagung nach Brenkhausen gereist – so viele wie nie zuvor. Neben Forschern und Studierenden waren auch wieder viele Ägyptenfreunde und Hobby-Ägyptologen mit dabei und es gab nicht nur spannende Vorträge zu aktuellen Forschungsergebnissen, sondern auch ein unterhaltsames künstlerisches Rahmenprogramm

Am Freitag startete das Programm nach der Begrüßung mit dem Vortrag von Renate Siegmann M.A. (Ägyptologie-Forum Zürich). Die Ägyptologin aus der Schweiz berichtete über das „Swiss Coffin Project” und

Abb. 1: Bischof Damian mit Referenten und Besuchern der Tagung vor dem Kloster Foto: © koptisches Kloster Brenkhausen 22


Jahre lang für ihren historischen Roman „Tage des Ra”, den sie während der Tagung am Büchertisch signierte. Das Highlight des Abends war der Vortrag des Ägyptologen Dr. Edgar Pusch (Roemer und Pelizaeus-­ Museum Hildesheim). Der berühmte Ausgräber der Ramses-Stadt im Nildelta gewährte einen Einblick in seine 36-jährige Forschung über die Hauptstadt Ägyptens zur Zeit von Ramses II. Dank magnetometrischer Aufnahmen (Magnetische Prospektion), die von der heute unter dem Bodenniveau ­liegenden und teilweise überbauten Hauptstadt angefertigt wurden, war es möglich, die einstige Metropole teilweise zu rekonstruieren. Darüber hinaus stellte Dr. Pusch erstaunliche Ergebnisse aus seiner Forschung vor, wie die Entdeckung von Streitwagenstallungen für über 400 Pferde und Werkstätten für die Glasproduktion um 1 200 v. Chr.

referierte über bisher wenig bekannte ägyptische Särge, Mumien und Sammlungen in der Schweiz. Joachim Willeitner M.A. aus München präsentierte auf unterhaltsame Weise die neusten Entwicklungen in der sogenannten „Dorak-Affäre” – einen mysteriösen Schatzfund aus den 1950er Jahren, der angeblich auch ägyptische Objekte enthalten haben soll. Um den skandalösen Vorarbeiter Paneb, der bereits vor 3 200 Jahren für Gesprächsstoff im Dorf Deir el Medina sorgte und dessen Verbrechen durch Papyrusfunde überliefert sind, ging es im spannenden Vortrag von Dr. Katharina Stegbauer (Universität Leipzig). Die kriminelle Karriere des Paneb im Alten Ägypten wurde auch in einigen historischen Romanen thematisiert, am ausführlichsten von Judith Mathes. Die Autorin studierte mehrere Semester Ägyptologie und recherchierte 9

Abb. 2: Das Helfer- und Orga-Team mit dem TdÄ-Logo (von links): Tamara Martinovic, Chris Kleint, Carina Felske, Daniela Rutica und Michael Habicht; Foto: © Chris Kleint (Selket-Shop) 23


derts. In seinem Vortrag „O Isis und Osiris – Ägyptens Mysterien und die Freimaurerei” zeigte Dr. Christian E. Loeben Bilder aus der gleichnamigen Ausstellung, die bis zum Juni diesen Jahres im Museum August Kestner in Hannover zu sehen war. Weiter ging es mit dem Thema „Frauen am Königshof im Alten Ägypten”, das von Karin Stephan M.A. (Universität Mainz) vorgestellt wurde, die auf einige überraschende Forschungsergebnisse zu nicht-königlichen Frauen im Mittleren Reich hinwies. In ihrem Vortrag „Städte in Ägypten – vom Mythos zur Realität” berichtete Prof. Dr. Regine Schulz (Direktorin des Roemer-und Pelizaeus Museums in Hildesheim) über langsam gewachsene und künstlich gegründete Städte und definierte den Stadtbegriff im Alten Ägypten. „Von Narmer bis Cheops – die frühesten Tempel

Der Samstag begann mit eindrucksvollen Bildern, die Wilhelm Grupe (Dipl. Ing., Obertshausen) in seinem Vortrag über „die Rote Kapelle” der Königin Hatschepsut in Karnak präsentierte. Danach erläuterte Dr. Ellen Schwinzer (ehemalige Direktorin des Gustav-Lübcke Museums in Hamm) in ihrem Vortrag „Geheime Zeichen und Symbole – Esoterik und Ägypten” den Einfluss ägyptischer Hieroglyphen auf die Bauhausbewegung und die Theosophische Gesellschaft. Auch der nächste Vortrag beschäftigte sich mit der Ägyptenrezeption im 18. Jahrhundert. Isis und Osiris, das bekannteste altägyptische Götter- und Liebespaar, inspirierte Mozart zu Musikstücken in seiner Oper „Die Zauberflöte”, beeinflusste die Freimaurerei und steht stellvertretend für das romantische Ägyptenbild des 18. Jahrhun-

Abb. 3: Tagungshelfer und Verkäufer am Büchertisch (von links): Björn Kappe, Carina Felske (Selket-Shop), Anne Hesmer und Myla Krokowski Foto: © Daniela Rutica 24


Ägyptens” lautete der Vortrag von Dr. Heidi Köpp-Junk (Universität Trier), in dem die unterschiedlichen Tempelformen von der Prädynastik bis ins Alte Reich vorgestellt wurden. Die Ägyptologin, Musikarchäologin und ausgebildete Sängerin machte zudem anhand von Nachbauten einer Laute aus dem Neuen Reich und anderer antiker Instrumente den Klang altägyptischen Hymnen wieder erlebbar und ließ mit ihrem Konzert „Laute vom Nil – Past and Present” den

Abend stimmungsvoll ausklingen. Ein weiteres Event-Highlight bildete das Theaterstück der Leipziger Gruppe Ebers’ Erben. Unter der Regie von Joost Hagen M.A. (Universität Leipzig) zeigte das Ensemble die koptische Heiligengeschichte „Der heilige Mose von Abydos und der Dämon im Tempel” in einer erfrischenden und amüsanten Inszenierung, die neben aller Komik aber auch nachdenklich machende Untertöne zum Umgang der Religionen miteinander enthielt. Das Stück

Abb. 4: . „Der bitterböse Paneb Vorarbeiter und Verbrecher” war das Thema von Dr. Katharina Stegbauer (Universität Leipzig) Foto: © Daniela Rutica

Abb. 5: Renate Siegmann M.A. (Ägyptologie-Forum Zürich) berichtete über das Swiss Coffin Project Foto: © Daniela Rutica

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TOURS vor und zeigte Bilder vergangener Nilreisen mit Kleingruppen, die er 2017 und 2018 gemeinsam mit der Reisejournalistin Begga Rolfsmeyer und Prof. Rainer Hannig auf einem Segelschiff (Dahabiya) organisiert und betreut hatte. Zum Abschluss berichtete Anne Hesmer aus Gustedt in ihrem Vortrag „In den Schuhen der Pharaonen” über die Schuhherstellung im Alten Ägypten und heutige Rekonstruktionsversuche derselben im Sinne von experimenteller Archäologie. Im Anschluss an die Tagung nahmen einige Teilnehmer die Einladung des Roemer-und Pelizaeus-Museums wahr und reisten am Montag nach Hildesheim, wo sie in einer exklusiven Führung von Dr. Christian Bayer durch die ägyptische Sammlung und die Sonderausstellung geführt wurden. Die Besucher waren zutiefst beeindruckt und begeistert von der holographischen Präsentation der Mumie der Ta-cheru, einer vornehmen Ägypterin aus dem 1. Jahrtausend v. Chr., die als Weltpremiere bis Ende September in Hildesheim zu sehen sein wird.

basiert auf koptischen Originaltexten aus dem frühen 6. Jahrhundert, die von Joost Hagen in seinem Vortrag „Die Mönche und der Dämon im Tempel – die Konfrontation von Christen und ägyptischen Göttern in koptischen Texten” am Sonntag vorgestellt und erläutert wurden. Ebenfalls um alte koptische Manuskripte ging es im Vortrag von Joanna Hypszer M.A. (Universität Göttingen), die in ihrem Referat „Das vergessene Skriptorium” über die Buchproduktion im Fayum des 9.-11. Jahrhunderts und über den Aufbau koptischer Codices berichtete. Als Beitrag zur aktuellen politischen Lage in Ägypten stellte der Autor Martin Mosebach sein Buch „Die 21” vor und machte auf die Verfolgung koptischer Christen aufmerksam. Um nachhaltiges Reisen für geschichtsinteressierte Touristen im heutigen Ägypten ging es im Vortrag von Awad Saady aus Luxor. Der Diplom-Reiseführer, der extra für die Tagung aus Ägypten angereist war, stellte das neue Reiseformat BEGGA

Abb. 6: Pause im Klostergarten (von links): Carina Felske mit Begga Rolfsmeyer und Awad Saady (Begga Tours) Foto: © Chris Kleint (Selket-Shop) 26


Abb. 7: In seinem Vortrag „Einsicht und Ausblick - die Struktur der Ramessiden-Residenz” berichtete Dr. Edgar Pusch über seine Forschungen in Qantir Foto: © Daniela Rutica

Abb. 8: „O Isis und Osiris” Vortrag von Dr. Christian E. Loeben (Museum August Kestner, Hannover) am Samstag Foto: © Daniela Rutica

Abb. 9: „Städte in Ägypten - Vom Mythos zur Realität” - Vortrag von Prof. Dr. Regine Schulz (Roemer- und Pelizaus-Museum Hildesheim) Foto: © Daniela Rutica

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Die Natur prägte die 11. Tage der Ägyptologie deutlich mit – während die Hitzewelle viele Herausforderungen an das Organisationsteam und die vielen freiwilligen Helfer stellte, gab die Beobachtung der Mondfinsternis am Freitagabend der Tagung eine ganz besondere Atmosphäre. Zudem war die ägyptische Gastfreundlichkeit des koptischen Klosters wie immer der perfekte Rahmen für die Veranstaltung, in der sich Wissenschaftler und Künstler, Studierende und Ägyptenfreunde generationsübergreifend kennenlernen, begegnen und miteinander ins Gespräch kommen konnten.

Neben dem Vortrags- und Eventprogramm in Brenkhausen gab es auch in diesem Jahr wieder viele zusätzliche kleine Highlights. So zeigte Raymond Gunkel seine 3-D Rekonstruktion des heute zerstörten Tempels von Hermonthis. Die 3-minütige Präsentation basiert auf dem Buch von Daniela Rutica „Kleopatras vergessener Tempel” und wurde anlässlich der Tagung zum ersten Mal gezeigt. An den Büchertischen der ­Göttinger Ägyptologie und des Hildesheimer Luxor-Shops konnte neue ägyptologische Fachliteratur erworben werden, während die Buchkunst-Werkstatt von Silvia Kreye handgebundene Bücher und koptische Bindungen anbot. Am Tisch von Begga Tours wurde das Winter-Reiseprogramm 2018/19 vorgestellt. Hieroglyphen-Tassen, Tutanchamun-T-Shirts und Ägyptenfanartikel aller Art lockten die Besucher an den Stand des Selket-Shops von Carina Felske und Anne Hesmer präsentierte die von ihr nach antikem Vorbild handgefertigten Schuhe und pharaonischen Sandalen.

„Die Resonanz der Tagung war großartig”, sind sich alle Mitarbeiter und Organisatoren einig. Zu den 12. Tagen der Ägyptologie (26.–28.07.2019) werden noch mehr Besucher erwartet. Dann wird auch das neue Restaurant mit modernem Design im Gästehaus fertiggestellt sein, das momentan mit ägyptischen Wandmalereien dekoriert wird und in Kürze eröffnet werden soll.

Abb. 10: Gruppenfoto mit Hem Iunu in Hildesheim - Im Anschluss an die Tagung besuchten einige Teilnehmer am Montag das Roemer- und Pelizaeus-Museum Foto: © Daniela Rutica

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Abb. 11: Das Theaterstück der leipziger Gruppe Ebers’ Erben (Joost Hagen, Katharina Stegbauer, Kevin Kluckert, Helmar Wodtke und Josi) basiert auf einem koptischen Text aus dem 6. Jahrhundert Foto: © Daniela Rutica

Abb. 12: Am Samstag zeigte die leipziger Gruppe Ebers’ Erben das Stück „Der Heilige Mose von Abydos und der Dämon im Tempel” Foto: © Daniela Rutica

Abb. 13: Welturaufführung in Brenkhausen: Als Premiere präsentierte Heidi Köpp am Samstag Abend ihr neues Programm „Laute vom Nil - Past and Present” Foto: © Daniela Rutica

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Abb. 14: Joanna Hypszer M.A. (Universität Göttingen) hielt einen Vortrag über die Buchproduktion im Fayum vom 9.-11. Jahrhundert Foto: © Björn Kappe

Abb. 15: Joost Hagen M.A. (hier mit Daniela Rutica) stellte in seinem Vortrag am Sonntag die koptischen Quellen vor, die als Basis für das Theaterstück dienten Foto: © Björn Kappe

Abb. 16: In ihrem Vortrag „In den Schuhen der Pharaonen” berichtete Anne Hesmer über Ägypten und Reenactment Foto: © Daniela Rutica

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Abb. 17: Als Vorbilder für die neuen Wandmalereien im koptischen Gästehaus St. Markus dienen Fisch- und Vogeljagdszenen aus der 18. Dynastie Foto: © Daniela Rutica

Abb. 18: Das neu eingerichtete Restaurant und Gästehaus St. Markus (gegenüber vom koptischen Kloster) erhält momentan seine ägyptische Wandmalerei Foto: © Daniela Rutica 31


V E R A N S T A L T U N G E N

BERLIN

07. Oktober 2018 – 11:00 Uhr

„Stellvertreter Pharaos“ Kopf einer Beamtenstatue aus dem Neuen Reich Dr. Olivia Zorn

Sonderausstellungen Altes Museum

Verlängert bis 06. Januar 2019 Di, Mi, Fr, Sa, So: 10:00 Uhr – 18:00 Uhr Do: 10:00 Uhr – 20:00 Uhr Mo: geschlossen

04. November 2018 – 11:00 Uhr

„Hoheitsvoll“ Die Göttin Hathor auf ihrem Thron Dr. Jana Helmbold-Doyé

„Fleisch“ Aufgrund des großen Erfolges wird die thematisch übergreifende Kabinettausstellung bis zum 06. Januar 2019 verlängert. Fleisch: Gerade noch bewegliche Grundlage des Lebens, plötzlich verwesende Substanz – für die einen abstoßend, für die anderen Nahrung oder Opfergabe an die Götter. Fleisch offenbart den allgegenwärtigen Konflikt zwischen Leben und Tod in der menschlichen Kultur. Die Position des Fleisches im Spannungsfeld zwischen Entstehen und Vergehen ist dabei paradox. Die Ausstellung fragt, wie dieses Paradoxon die Bereiche Ernährung, Kult und Körper beeinflusst und damit auch unser heutiges Verhältnis zum Fleisch prägt. Im Zuge der thematisch übergreifenden Ausstellung, in der insgesamt zwölf Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin pointiert Objekte aus ihren universellen Beständen einander gegenüberstellen, entleiht auch das Ägyptische Museum und Papyrussammlung 8 Objekte, darunter Amulette und Rundbilder.

02. Dezember 2018 – 11:00 Uhr

„Heilende Mächte“ Eine magische Horusstele Dr. Olivia Zorn Die Veranstaltung ist frei. Der Eintritt in das Museum muss von Nichtmitgliedern entrichtet werden.

Vorträge

Brugsch-Pascha-Saal 16. Oktober 2018 – 19:00 Uhr

Die ägyptischen Statuetten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz und ihre Berliner Parallelen PD Dr. Jan Moje 20. November 2018 – 19:00 Uhr

Weitsicht. Georg Möller und die Berliner Grabungen in Theben/West Klaus Finneiser Dr. Jana Helmbold-Doyé

Kunstwerk des Monats 2018

Neues Museum Pädagogikraum im 3. OG Anschließend Führung am Objekt im Raum 1.09 („Dreißig Jahrhunderte“)

18. Dezember 2018 – 19:00 Uhr

Papyri und (k)ein Ende? Ergebnisse der neusten Forschungen Prof. Dr. Verena Lepper

In unserer neuen Veranstaltungsreihe „Kunstwerk des Monats“ werden in diesem Jahr ganz besondere Objekte des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung vorgestellt, die ansonsten nicht in der Dauerausstellung zu sehen sind.

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Vorträge 24. Oktober 2018 – 18:30 Uhr

Sonderausstellungen

Heqet – göttliche Geburtshelferin: Frosch oder Kröte? Dr. Dina Faltings

Verlängert auf unbestimmte Zeit Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr

14. November 2018 – 18:30 Uhr

Wadi Ameyra Ein proto- und frühdynastisches Inschriftentableau im Südwest-Sinai – Eine interaktive Sonderausstellung –

„Wenn ein Mann sich im Traum sieht…“ – Die Bilderwelt des ramessidischen Traumbuches Annika Felten B.A.

(Siehe Beitrag im Heft Nr. 55) Verlängert bis Ende Oktober 2018 Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr

12. Dezember 2018 – 18:30 Uhr

„Wenn du handelst, dann nach deinem Verstand!“ – Annäherung an einem ägyptischen Freiheitsbegriff Dominic Jacobs B.A.

„Der Weg zum ewigen Leben“ Eine Ausstellung zum Jenseitsglauben der Alten Ägypter Die neue Sonderausstellung widmet sich dem Jenseitsglauben und den Bestattungssitten im Alten Ägypten und entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Abteilung für Ägyptologie der Universität Bonn. Tod und Jenseits sind Themen, mit denen sich bereits die Alten Ägypter intensiv auseinandergesetzt haben. Die zahlreichen Grabbeigaben, die aufwändige Grabarchitektur und die vielfältige, sich über die Jahrhunderte immer weiter entwickelnde Jenseitsliteratur bis hin zum Totenbuch unterstreichen die Wichtigkeit dieser Themen. (Siehe auch Beitrag in diesem Heft, ab Seite 46)

Dauerausstellung Drei Wege nach Ägypten Die Dauerausstellung ist in drei Bereiche gegliedert, die drei Wege beschreiben, das Alte Ägypten zu erkunden: Reichtum und Vielfalt der pharaonischen Kultur werden in Vitrinen zu den Themen Keramik, Werkzeuge, Leben und Luxus, Schrift, Pharao, Götter, Mythen und Tod sowie Kunst gezeigt, die gemeinsam ein Kulturhistorisches Panorama des Alten Ägypten entwerfen. In der Studiensammlung werden Amulette, Gefäße, Uschebtis und zahlreiche weitere Objekte nach Material, Form und Funktion geordnet präsentiert. Dadurch lassen sich Formen und Gattungen unterschiedlicher Herkunft aus verschiedenen Epochen vergleichen. In der Studiensammlung befinden sich auch die Grabausstattungsobjekte aus den Bonner Ausgrabungen auf der Qubbet el-Hawa bei Assuan. Das Kabinett des Sammelns schließlich stellt einzelne Kollektionen und ihre Sammler vor. Sie stehen beispielhaft für die Auseinandersetzung mit und Aneignung der pharaonischen Kultur im Heute. In der Dauerausstellung finden sich zudem in der neuen „Forschungsvitrine“ Informationen zu Objekten, die Gegenstand von Abschlussarbeiten, von Aufsatzund Buchprojekten oder von laufenden Forschungsarbeiten sind.

28. Oktober 2018 – 28. Februar 2019 (abhängig von Baumaßnahmen im Gebäude)

Crafting Power – Konzepte und Praxis von Arbeit im prä- und frühdynastischen Ägypten In Vorbereitung:

Kaiserliche ­Pharaonen – pharaonische Kaiser. Die Herrschaft der römischen Principes zwischen Republik und ägyptischem Königtum (Siehe Beitrag in diesem Heft, ab Seite 64)

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V E R A N S T A L T U N G E N

BONN


V E R A N S T A L T U N G E N

HANNOVER

13. Februar 2019 – 18:30 Uhr

Sound of Silence? Musik im Alten Ägypten Dr. Heidi Köpp-Junk

Sonderausstellungen Noch bis zum 28. Oktober 2018

Expertenführungen

Von Krösus bis Karl – Weltgeschichte in Münzen

05. Oktober 2018 – 15:00 Uhr

Der Schatz des Priamos. Die galvanotechnischen Repliken der WMF Dr. Anne Viola Siebert

08. November 2018 – 07. April 2019

Prachtstücke. Kunst und Kultur der Barockzeit

30. November 2018 – 15:00 Uhr

06. Dezember 2018 – 16. Juni 2019

Alles andere als vegetarisch: Die Küche zur Zeit der Pharaonen. Dr. Christian E. Loeben

Spuren der NS-Verfolgung. Provenienzforschung in den kulturhistorischen Sammlungen der Landeshauptstadt Hannover

Sonderführung

Vorträge

01. Januar 2019 – 15:00 Uhr

Neujahrstag, Führung mit dem Direktor: Einblicke in das Museum August Kestner Prof. Dr. Thomas Schwark

17. Oktober 2018 – 18:30 Uhr

Naukratis in Ägypten – ein frühes Beispiel für eine multikulturelle Stadt im 1. Jahrtausend v. Chr. Dr. Daniel von Recklinghausen Eberhard Karls Universität Tübingen

Führungen 14. Oktober 2018 – 11:30 Uhr

21. November 2018 – 18:30 Uhr

Leben und Sterben am Nil Lena Höltkemeyer, M.A.

Italienische Weinprobe: Weingenuss im antiken Italien und heute Anmeldung bis 09.11.2018! Besucherservice: 168-42120 oder museenkulturgeschichte@hannover-stadt.de, Stichwort: Weinprobe Kosten: 15,00 € pro Person

21. Oktober 2018 – 11:30 Uhr

Das alte Ägypten – eine Einführung Victoria Elisa Stöxen

Kultur erleben am Vormittag

28. November 2018 – 18:30 Uhr

07. Februar 2019 – 11:15 Uhr 14. Februar 2019 – 11:15 Uhr

Persische Hofkunst in der Levante: Marisa und Jericho Prof. Dr. Winfried Held Universität Marburg

„Musikinstrumente im Alten Ägypten“

Konzert zum Valentinstag

19. Dezember 2018 – 18:30 Uhr

14. Februar 2019 – 19:00 Uhr

4 x Weihnachten – Geschichten der Kuratoren des Museum August Kestner Dr. Christian E. Loeben, Dr. Sally Schöne, Dr. Anne Viola Siebert, Dr. Simone Vogt

„4000 Jahre Liebe: Liebeslieder vom Alten Ägypten über klassische Arien bis heute“ mit Dr. Heidi Köpp-Junk 34


11. November 2018 – 11:30–16:00 Uhr

Museumsfest „Barocke Welt“

Sonderausstellungen

Zur Ausstellung „Prachtstücke. Kunst und Kultur der Barockzeit“ erwarten Sie nach einem Sektempfang Musik, Kurzführungen, besondere Aktionen und kulinarische Erfrischungen.

Noch bis zum 03. Februar 2019

Kunstvoll! Hildesheim in Malerei und Grafik

Sonderausstellungseröffnungen

„Kunstvoll“ sind viele der Bilder in der kunstund regionalhistorischen Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim. Trotzdem wurden etliche von ihnen nur selten oder noch nie öffentlich gezeigt.

24. Februar 2019

Noch bis zum 17. Februar 2019

07. November 2018 – 18:30 Uhr 05. Dezember 2018 – 18:30 Uhr

Kinderfest (zum Thema „Barock“)

Afghanistan. Menschen & Kulturerbe in Gefahr

Herbstferien im Museum 2018

Eine partizipative Ausstellung zur Kunst und Kultur des Landes von der Antike bis heute.

02. Oktober 2018 – 11:00 Uhr + 13:30 Uhr 09. Oktober 2018 – 13:30 Uhr 11. Oktober 2018 – 13:30 Uhr

24. November 2018 - 26. Mai 2019

Irrtümer und Fälschungen der Archäologie

Bei den alten Römern Wie lebte man im Alten Rom? Wie wohnten die Römer, wie waren sie gekleidet und wo kauften sie ein? Und was spielten die Kinder? Es werden typische Spiele aus dem alten Rom gespielt und ein Rundmühlen-Spiel angefertigt.

Die Ausstellung geht der Wahrheit auf Grund, vom Einhorn bis zu den Hitler-Tagebüchern.

Themenführungen Jeden Sonntag um 14:30 Uhr

04. Oktober 2018 – 11:00 Uhr + 13:30 Uhr

Dauerausstellung „ÄGYPTEN“

Auf ins Alte Ägypten

Anmeldung ist nicht erforderlich pro Person 2,00 € zzgl. Museumseintritt

Wir begeben uns ins Reich der Pharaonen und erleben, wie die Ägypter gekleidet waren, woran sie glaubten, was das Besondere ihrer Hieroglyphen-Schrift ist, gießen einen Skarabäus in Gips und beschreiben Papyrus mit Hieroglyphen. Und natürlich besuchen wir auch unsere Mumien!

Sinnesführung „Museum der Sinne“ Anfassen oder Experimentieren im Museum? Bei uns geht das! Die Aktiv-Führung leitet durch die Ausstellung und macht Kultur- und Erdgeschichte mit allen Sinnen erlebbar! pro Gruppe 40,00 € zzgl. Museumseintritt

11. Oktober 2018 – 10:00 Uhr 12. Oktober 2018 – 10:00 Uhr

Brot backen damals und heute Nach einer interaktiven Führung zu den Wurzeln unserer Brotkultur im Alten Ägypten geht’s in die Küche der VHS, um dort selbst angesetzten Brotteige zu backen und das frische Brot mit selbstgemachten Aufstrichen zu genießen. Maximal 15 Kinder, zzgl. 2,00 € Lebensmittelumlage

Führung im Dunkeln! „Museum der Sinne“ Für sehende Menschen ist Dunkelheit verunsichernd, für Blinde aber Normalität. Mit Mut zum Experimentieren kann man die Ausstellung mit verbundenen Augen erleben. pro Gruppe 55,00 € zzgl. Eintritt

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V E R A N S T A L T U N G E N

HILDESHEIM

Sonderveranstaltungen


V E R A N S T A L T U N G E N

IPHOFEN

LEIPZIG

Sonderausstellungen

Sonderausstellungen

Noch bis zum 04. November 2018 Di–Sa: 10:00 Uhr – 17:00 Uhr So: 11:00 Uhr – 17:00 Uhr Mo: geschlossen

Noch bis zum 18. Oktober 2018

Hohe Zeit – Gemäldeausstellung der Leipziger Künstlerin Britta Schulze

Heinrich Schliemann TROJA

Vorträge

Große Sonderausstellung anlässlich 35 Jahre Knauf-Museum Iphofen In Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museum Berlin – Museum für Vor- und Frühgeschichte

Campus Augustusplatz 04. Oktober 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Kleider machen Leute Katharina Stegbauer

Noch bis zum 04. November 2018

Frauen Alt Amerikas

11. Oktober 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

In Kult und Alltag Ergänzung zur Dauerausstellung „Reliefsammlung der großen Kulturepochen“

New Papyri and Ostraca from the Mortuary Temple of Thutmose III. Prof. Dr. Fredrik Hagen, Kopenhagen

Dauerausstellungen

01. November 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Die Reliefsammlung – Kultur lebendig erleben

Krieg im Tempel

„Hiermit gebe ich dir den Sieg“ Lutz Popko

Das Kunstschaffen der alten Weltkulturen erleben - dazu wäre eine Reise zu den Stätten der antiken Weltkunst oder zu den Museen Europas und Amerikas nötig, denn keine Publikation kann den Eindruck des Kunstwerks in Originalgröße ersetzen, kein Bild die Griffigkeit einer Reliefwand oder Dreidimensionalität einer Statue vermitteln. Das Knauf-Museum bietet jedoch eine einmalige Alternative: Meisterwerke des alten Ägypten, Mesopotamiens, Persiens und des Hethiterreiches, weltberühmte Spitzenwerke griechischer und römischer Kunst, des alten Indien und der dem Europäer wenig bekannten Kulturen Altamerikas und der Osterinsel sind in den weitläufigen Räumen und dem großen Innenhof des historischen, ehemaligen Amtshauses in meisterlichen Abformungen ausgestellt. Kunst aus vier Erdteilen und fünf Jahrtausenden ist in den Abformungen des Knauf-Museums in Iphofen versammelt. Ein imaginäres Museum, einmalig in Europa, ist somit Wirklichkeit geworden. Weitere Infos unter: www.knauf-museum.de

22. November 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Palaeographic analysis in co- and context: The AKU project Dr. Kyra van der Moezel, Mainz 06. Dezember 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Propaganda in der Westentasche – antike Münzen Franziska Naether 13. Dezember 2018 – 18:15 Uhr, Hörsaal 8

Stories from Early Egypt: New discoveries at Hierakonpolis Dr. Renee Friedman, London/Oxford 24. Januar 2019, 18:15 Uhr, Hörsaal 8

A dialogue of archives and excavation: Schiaparelli’s „tempio“ vs. The Late Period settlement in Heliopolis Klara Dietze M.A., Leipzig & Dr. Federica Ugliano, Pisa 36


13. Oktober 2018, 14:00 Uhr

Sonderausstellungen

Führung durch die Dauerausstellung Svenja Damm

Kunsthistorisches Museum Wien

28. Oktober 2018, 14:00 Uhr

Noch bis zum 25. November 2018

Ansichtssache #22

Herrin des Hauses.

Auferweckung am Arno. Ciro Ferris Wunder des Hl. Zenobius

Die Stellung der Frau im Alten Ägypten.

Kerstin Seidel

2. Oktober 2018 – 13. Januar 2019

10. November 2018, 14:00 Uhr

Bruegel

Führung durch die Dauerausstellung Vanessa Schweinem

2019 jährt sich der Todestag von Pieter Bruegel dem Älteren zum 450. Mal.

25. November 2018, 14:00 Uhr

06. November 2018 – 28. April 2019

Der Restaurator führt durchs Museum. Eine andere Sicht der Dinge Karl Heinrich von Stülpnagel

Spitzmaus Mummy in a Coffin and Other Treasures Wes Anderson and Juman Malouf

08. Dezember 2018, 14:00 Uhr

Noch bis zum 31. Dezember 2018

Führung durch die Dauerausstellung Stefanie Weber

The Last Day Fotoausstellung von Helmut Wimmer

16. Dezember 2018, 16:00 Uhr

Der Fotograf Helmut Wimmer begleitet die Ganymed-Serie im KHM bereits seit Jahren mit seinen aufregenden Autorenporträts.

Taschenlampenführung für Kinder von 7 bis 13 Jahren Kerstin Seidel M.A.

Noch bis zum 28. April 2019

Zuhanden Ihrer Majestät

Aufgrund begrenzter Teilnehmerzahl nur mit vorheriger Anmeldung unter 0341-9737015

Hörsaal 8, Campus Augustusplatz

Medaillen Maria Theresias Das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums bewahrt sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht die exquisiteste Sammlung an Medaillen Maria Theresias.

14. November 2018, ganztägig

16. Oktober 2018 – 20. Januar 2019

Sonstige Veranstaltungen

8. Steindorff-Tag

Falsche Tatsachen

zum Anlass des 157. Geburtstages von Georg Steindorff ab 14 Uhr Vorträge zu aktuellen Forschungen rund um das Ägyptische Museum Leipzig 18:15 Uhr Festvortrag

Der Wunsch, mit Hilfe falscher Behauptungen Tatsachen zu schaffen, ist nicht nur in unserer Zeit allgegenwärtig, sondern wohl so alt, wie die Menschheit selbst. Er liegt auch der bekanntesten Urkundenfälschung der österreichischen Geschichte zugrunde, welche das Selbstverständnis des Hauses Habsburg im Gefüge der politischen Großmächte Europas bis 1918 wesentlich prägte und als Schöpfung eines jungen und ehrgeizigen Politikers bis heute fasziniert: dem sog. „Privilegium Maius“.

Details zum Programm unter www.aegyptisches-museum.uni-leipzig.de/ veranstaltungen

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V E R A N S T A L T U N G E N

WIEN

Führungen


Verlängert bis Ende Oktober 2018


„Der Weg zum ewigen Leben“ Eine Ausstellung zum Jenseitsglauben der Alten Ägypter im Ägyptischen Museum Bonn Olga Fast / Annika Felten

I

m Alten Ägypten glaubte man bekanntlich an ein Weiterleben nach dem Tod. Das heißt, dass der Tod nicht als das Ende des menschlichen Daseins galt, sondern dass es in der Vorstellungswelt eine jenseitige Existenz gab. Dieser Jenseitsglaube wird unter anderem anhand der erhaltenen, oft vielfältig dekorierten Grabbauten, der zahlreichen religiösen Texte und durch Berichte antiker Reisender deutlich. Dieses Leben nach dem Tod

konnte erreicht werden, indem den Göttern gegenüber Frömmigkeit gezeigt wurde und einige Vorbereitungen für das Jenseits getroffen wurden. Dazu gehörte unter anderem der Erhalt des Körpers durch die Mumifizierung und die Versorgung des Verstorbenen im Jenseits durch entsprechende Grabbeigaben. Natürlich waren auch die Grabbauten von großer Bedeutung, schließlich galten sie als „Wohnhäuser für die Ewigkeit“.

Abb. 1: Blick in eine Vitrine, die dem Teil­ aspekt Grabbeigaben gewidmet ist und einige ­Möbelstücke, Statuetten und hölzerne Sargmasken aus der Samm­lung des Museums zeigt. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Olga Fast

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ähnlichen Grundprinzipien ausgestattet. Ihre Grabbeigaben und Wanddekorationen waren jedoch weitaus kostbarer und beeindruckender gestaltet. Viele Beigaben, die aus Kostengründen bei den nichtköniglichen Personen durch Darstellungen an der Wand ersetzt wurden, sind in den Königsgräbern in wertvollen Materialien ausgearbeitet und in großer Anzahl vorzufinden.

Da die Jenseitsvorstellungen eine Versorgung des Körpers im Jenseits verlangten, wurden viele verschiedene Grabbeigaben wie beispielsweise Nahrungsmittel, Kleidung, Möbel und Toilettenartikel mit in die Gräber gegeben (Abb. 1). Hierbei konnten die Beigaben in physischer Form vorhanden sein oder ersatzweise als Modelle auftreten. Da die Vorstellung herrschte, dass Bild und Schrift im Jenseits Wirklichkeit werden konnten, wurden zudem viele Grabbeigaben an den Grabwänden schriftlich oder in Form von Bildern für die Ewigkeit zur Verfügung gestellt. Diese Versorgung des Toten und die zahlreich wiedergegebene Jenseitsliteratur, die dem Verstorbenen das notwendige Wissen für das Jenseits gab, boten ihm den nötigen Schutz in der jenseitigen Welt und garantierten seine Fortexistenz (Abb. 2). Die Grabbauten von Königen waren nach

Als weitere Grundvoraussetzungen für das jenseitige Leben waren neben diesen Vorbereitungen im Grab eine rituelle Bestattung des Toten und eine regelmäßige kultische Versorgung durch die Lebenden notwendig. Dazu diente die Scheintür als Hauptopferstelle im Grab, an der die Angehörigen den Toten Opfergaben darbringen und ihrer gedenken konnten. Sie fungierte quasi als Schnittstelle zwischen den Lebenden und den Toten.

Abb. 2: Vitrine zum Thema Jenseitsliteratur mit einigen entsprechenden Textträgern aus der Sammlung des Ägyptischen Museums Bonn. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Olga Fast 40


verwunderlich, dass die Antworten auf die Frage „Was interessiert und fasziniert Sie am Alten Ägypten am meisten?“ bei den Besuchern des Ägyptischen Museums der Universität Bonn häufig sehr ähnlich ausfallen: Mumien, Pyramiden und andere Gräber, Jenseitsglaube und Mythologie. Auch bei Führungen von Schulklassen oder auch älteren Besuchern verbringt man die meiste Zeit mit dem Erklären der Mumifizierung, des Jenseitsgerichts und der Erbauung der Pyramiden. Nach diesen Beobachtungen und Erfahrungen lag es nahe, eine neue Sonderausstellung zu entwerfen, die genau diese Themen abdeckt und in den Vordergrund stellt.

Trotz mancher Unterschiede in der Grab­ ausgestaltung lässt sich sagen, dass königliche und nichtkönigliche Personen offenbar einen sehr ähnlichen Jenseitsglauben teilten: Jeder Verstorbene benötigte als Voraussetzung für ein Leben nach dem Tod eine ausreichende Versorgung mit Nahrung und anderen lebensnotwendigen Gütern sowie den nötigen Schutz durch religiöse Texte auf den Grabwänden oder auf anderen Medien. Außerdem bedurfte es einer rituellen Bestattung und eines Totenkults durch die Lebenden. All diese Aspekte sicherten dem Verstorbenen ein ewiges Leben im Jenseits.

Da die Themen Jenseitsglaube und Um den Studierenden der Ägyptologie Bestattung bereits für die Alten Ägypter von größtem Interesse waren und einen entspre- an der Universität Bonn einen Einblick in chenden Niederschlag in ihren kulturellen die praktische Museumsarbeit zu vermitteln Hinterlassenschaften fanden, ist es kaum und ihnen den Umgang mit Originalen

Abb. 3: Aufnahme der vier Vitrinen auf der linken Seite des Mittelganges, die den Themen Grabbau und Grabbeigaben gewidmet sind. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Olga Fast 41


welcher das jeweilige Thema, mit passenden Illustrationen versehen und durch Original­ objekte aus der Sammlung des Museums ergänzt, besucherfreundlich und anschaulich erläutern sollte (Abb. 3).

nahezubringen, wurde diese Ausstellung im Rahmen einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Mitarbeitern des Ägyptischen Museums (Olga Fast und Annika Felten) konzipiert und aufgebaut, begleitet vom Kurator des Museums, Dr. Frank Förster.

Am Wochenende vor der Ausstellungseröffnung am 21. März 2018 erfolgten Aufbau und Einrichtung der ausgewählten Vitrinen durch die Studierenden unter Anleitung der Museumsmitarbeiter (Abb. 4). Eines der Highlights der neuen Sonderausstellung war die Nachbildung einer prädynastischen Bestattung. Dank einer großzügigen Spende des Fördervereins des Ägyptischen Museums Bonn konnte ein künstliches anatomisches Skelett erworben werden, welches von den Beteiligten der Ausstellung bemalt und so „auf alt” getrimmt wurde, um in der Eingangsvitrine die Besucher in Empfang zu nehmen (Abb. 5).

Die Planungsphase erstreckte sich über das gesamte Wintersemester 2017/2018, in dem sich die Studierenden regelmäßig einmal in der Woche trafen, um an der Präsentation der wichtigsten Aspekte des Themas – dazu zählten unter anderem die Bestattung, das Grab, die Mumifizierung, die Grabbeigaben und der Totenkult – zu arbeiten, passende Objekte aus der Sammlung des Ägyptischen Museums auszuwählen und ein Ausstellungskonzept und -design zu entwickeln. Zu jedem Teilaspekt wurde von den Studierenden ein kurzer Text verfasst,

Abb. 4: Aufnahme der großen Vitrine auf der rechten Seite des Mittelganges, die als „Grabkammer” hergerichtet wurde und den Besuchern Einblicke in Totenkult und Bestattungssitten im Alten Ägypten bietet. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Olga Fast 42


Die bis Ende Oktober verlängerte Ausstellung, die besonders bei Kindern und Familien auf großen Anklang stößt, entstand in Zusammenarbeit mit den folgenden Studierenden der Abteilung Ägyptologie des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie an der Universität Bonn:

Estella Friedlin (5. Semester) Susanne Kroschel (5. Semester) Annette Dorn (5. Semester) Christa Ohlendorf (5. Semester) Erik Kiesel (5. Semester) Lena Akyüz (3. Semester) Sophie Gissat (3. Semester)

Abb. 5: Aufnahme der Vitrine rechts des Einganges mit der Nachbildung einer prädynastischen Bestattung. © Ägyptisches Museum Bonn, Foto: Olga Fast

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Chephren sammelt sich Neuer Blick auf Altfunde aus Giza Ralf Kluttig-Altmann Es repräsentiert, soweit man das an den Fragmenten ablesen kann, hauptsächlich mehrere Sitzstatuen und Standfiguren verschiedener Größe; es gibt Einzel-, DoppelStromberg und Gruppenstatuen. Der überwiegende Teil ogar in Fundmaterial, welches sich seit der Fragmente gehört wohl zu Bildnissen des über 100 Jahren in einer Sammlung Chephren. befindet und in dieser Zeit wiederholt bearDie Fragmente gelangten 1910 von der beitet wurde, lassen sich unter Umständen neue Entdeckungen machen – vor allem Ausgrabung bei Giza unter Georg Steindorff wenn Blickwinkel und Zugangsweise eine nach Leipzig, einen Teil des Konvoluts erhielt – nach Gesteinsart getrennt – das etwas andere sind als zuvor. Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Eine Der Verf. ist eigentlich Mittelalter- und komplette Rekonstruktion der zertrümNeuzeitarchäologe und als solcher u.a. spe- merten Statuen wird auch in Zukunft nicht zialisiert auf die Bearbeitung und Rekonst- möglich sein, da Steindorff zum einen nur ruktion großer Mengen klein fragmentierter Fragmente mitbrachte, die einen Ansatz der Keramik. Inspiriert durch die in der Leipzi- Außenfläche aufweisen – das „Innere“ der ger Ausstellung viele Regalböden füllenden Figuren fehlt also. Zum anderen ist bereits in Fragmente des „Königskleins“ überzeugte er historischer Zeit ein Teil des Statuenbruchs die Hüter des Materials von der Idee, durch bewusst vernichtet worden. Man verbrannte eine erneute Gesamtauslage eine Neustruk- die zerschlagenen Steine, wahrscheinlich um turierung zu erreichen und, wenn möglich, wertvolle Mineralien wie Gold daraus zu weitere Fragmentkombinationen zu finden. gewinnen oder in ihrem Inneren zu finden. Trotz einer verständlicherweise skeptischen Was heute jedem Ägyptologen Tränen in die Haltung gegenüber einem Fachfremden war Augen treibt, galt damals als einzige sinnvolle man in Leipzig bereit, sich auf diesen Plan Verwendungsmöglichkeit für die unzähligen Standbilder aus grauer Vorzeit, die regellos einzulassen. im Wüstensand lagen. Das sog. Königsklein ist ein Konvolut von ca. 650 Fragmenten zertrümmerter Statuen Für die Durchsicht Ende 2017/Anfang aus den Totenkultanlagen des Chephren in 2018 wurde der Hauptteil des Leipziger Giza aus der 4. Dynastie des Alten Reiches. „Königskleins“ ausgewählt, das aus Anor„Fachwissen engt ja auch ungeheuer ein, das muss man ja auch mal sehen.“

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Es war also damit zu rechnen, dass Bruchstücke derselben Statue, die sich heute im „Königsklein“ befinden, durch verschiedene sekundäre Einflüsse (oder deren Ausbleiben) unterschiedliche Mineralfarben aufweisen können.

thositgneis besteht (ca. 585 St.). Die leicht zu separierenden wenigen Fragmente aus hellem Alabaster oder schwarzem Basalt wurden aus praktischen Gründen nicht berücksichtigt. Bei der Durchsicht sollten nicht wie bisher kunsthistorische resp. ägyptologische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen, sondern zuallererst materialkundliche – Beschaffenheit und Maserung des Anorthositgneises. Hilfreich war auch, wie sich im Laufe des Arbeitsprozesses immer deutlicher herausstellte, eine weitgehende Vernachlässigung der Steinfärbung, denn diese changiert im Königsklein von frischen grauen, beigen und schwarzen Tönen bis zu weiß-gelblichen, teilweise wie gefrittet wirkenden Bruchstücken. Letztere Fragmente waren vermutlich im Zuge der mittelalterlichen Verarbeitung von Statuenbruch großer Feuerhitze ausgesetzt, was die Steine mürbe machte und die Mineralfarben veränderte.

Diese – zugegebenermaßen vom Verf. aus der Keramikforschung entliehene – These bestätigte sich beim steinernen Leipziger „Königsklein“ schnell auf das Nachdrücklichste. Der Verf. versuchte in mehreren Arbeitssitzungen zahlreiche Fragmentkombinationen – darunter anscheinend auch einige, die alle bisherigen Bearbeiter des Materials ausgelassen hatten, weil sie z. B. aufgrund farblicher Unterschiede und/oder der Vorstellung, es hier mit Fragmenten verschiedener Statuen zu tun zu haben, eine Zusammengehörigkeit von vornherein ausschlossen, und keinen Versuch machten.

Abb. 1: Füße und Basis einer Doppel- oder Gruppenstatue © Foto: Marion Wenzel

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tuchstreifen zugeordnet werden (Abb. 2). Der Kopf einer Königsstatue erhielt endlich einen Bart (Abb. 3), und das Kopfunterteil einer anderen Königsstatue konnte durch eine Mundpartie weiter vervollständigt werden (Abb. 4). Alle hier genannten Beispiele zeichnen sich mehr oder weniger durch die bereits genannte unterschiedliche Steinfärbung der zusammenpassenden Fragmente aus, während ihre Maserung selbstverständlich jeweils übereinstimmt.

Die letzte umfassende Publikation zum Leipziger „Königsklein“ stammt von Renate Krauspe (1997). Parallel durfte der Verf. unpublizierte Unterlagen von Antje Spiekermann einsehen, die sich in den letzten Jahren mit dem Material beschäftigt hatte. Gegenüber diesem Stand konnte durch die jetzt neu gefundenen Kombinationen ein messbarer Wissensfortschritt erreicht werden, da sich auch einige der herausragenden, größeren Fragmente verbinden ließen, die man bisher meist verschiedenen Skulpturen zugeordnet hatte. So gelang es unter anderem, zwei rechte Füße auf flachen Standplatten, die man bisher verschiedenen Individuen zugeordnet hatte, zu einer ­ Doppel- bzw. Gruppenstatue zu verbinden (Abb. 1). Eine andere Gruppenstatue ist durch eine Schulterpartie nachgewiesen; ihr konnte jetzt ein Kopffragment mit rechtem plissiertem Kopf-

Der neue methodische Zugang hat wieder deutlich gemacht, dass die Objekte der Sammlung noch längst nicht „ausgeforscht“ sind. Vor diesem Hintergrund werden dreidimensionale virtuelle oder auch reale ­ Visualisierungen zum „Königsklein“ des Chephren zu den Leipziger Projektvisionen gehören.

Abb. 2: Kopf und Oberkörper des Königs mit Ansatz einer weiteren, begleitenden Person © Foto: Marion Wenzel

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Abb. 3: Bruchstück eines Königskopfes mit nun anpassendem Bartfragment © Foto: Marion Wenzel

Abb. 4: Statuenfragment mit neu angepasster Gesichtspartie © Foto: Marion Wenzel

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Yesterday — Tomorrow A Work in Aspective Realism by Marc Erwin Babej Regine Schulz

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esterday – Tomorrow ist eine Ausstellung des New Yorker Fotokünstlers Marc Erwin Babej, die im Sommer 2017 zusammen mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim (RPM) unter Leitung von Dr. Christian Bayer konzipiert und dort auch zum ersten Mal gezeigt wurde. An der Entstehung der Bilder war ein Team aus 50 Spezialisten beteiligt, darunter 13 Ägyptologen und Ägyptologinnen aus Ägypten, Europa sowie Nord- und Südame-

rika. Ziel des Künstlers war es, die Methodik und Motivik der komplexen altägyptischen Bildsprache in eine zeitgenössische fotorealistische Kunstform zu überführen und sie dadurch wiederzubeleben. Die vom Künstler als „Fotoreliefs“ bezeichneten großformatigen Bilder sind eindrucksvoll und verbinden Antike und Moderne auf eine bislang völlig neue Art und Weise.

Abb. 1: Marc E. Babej, Soft power, entstanden in Zusammenarbeit mit Regine Schulz (RPM), die hier das Bild erklärt

Abb. 2: Marc E. Babej, Mariam Ayad (l.) und Regine Schulz neben der Büste der Hatschepsut

Drei wichtige Merkmal der altägyptischen Flachbildkunst spielten dabei eine grund­ legende Rolle: • die Aspektive (d. h. die Kombination verschiedenen Frontal- und Profilansichten innerhalb einer einzigen Darstellung anstelle einer zentralperspektivischen Ansicht), • das Zusammenwirken von Bild- und Schriftelementen sowie • die Konzentration auf Kernaussagen.

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Marc Babej und die mit ihm zusammenarbeitenden Ägyptolog*innen greifen gesellschaftliche Themen auf, die sowohl in der Antike, als auch heute eine wichtige Rolle spielen, und die im englisch-deutschen Begleitbuch zur Ausstellung ausführlich besprochen werden. Dabei geht es sowohl um politische Themen wie Macht und Einflussnahme, aber auch um das Infragestellen gesellschaftlicher Normen.

der Fotoreliefs wurden ausgewählt und außerdem Zielsetzung und Herstellungsprozess der Bilder mithilfe von Medienstationen vorgestellt. Als zweite Station in Ägypten wurde die Ausstellung vom 02.09.–02.10.2018 in etwas veränderter Form im Egyptian Museum (EM) in Kairo präsentiert. Die Konzeption wurde vom Team des EM unter Leitung der Direktorin Sabah Abdel Razik Seddik und dem RPM zusammen mit dem Künstler erarbeitet. Neben den thematischen Fotoreliefs wurden hier auch eine Reihe von Einzelfiguren gezeigt und außerdem altägyptischen Exponate mit eingebunden. Besonders eindrucksvoll war die Gegenüberstellung der Figur des kleinwüchsigen Mannes aus dem Fotorelief By a diffrent Measure mit der Statue des Khnum-hotep aus der späten 5. Dynastie, die dem Künstler als Anregung gedient hatte.

Abb. 3: Plakat zur Ausstellung in der Bibliotheca Alexandrina

Abb. 4: Marc E. Babej, By a diffrent Measure, entstanden in Zusammenarbeit mit Juan Carlos Moreno Garcia (Sorbonne)

Vom 28. Mai bis 10. Juni 2018 wurde die Ausstellung in etwas reduzierter Form vom Antiquities Museum in der West Gallery der Bibliotheca Alexandrina gezeigt. Die Auswahl und Präsentation der Fotoreliefs wurden in enger Zusammenarbeit mit den dortigen Kollegen Dr. Galal Refai und Mohamed Aly Essam durchgeführt. Sieben

Neben den Fotoreliefs und Einzelfiguren wurde auch die Augmented Reality ­Version einer Büste der ägyptischen Königin ­Hatschepsut gezeigt, die auf einem 3D-Scan und Ausdruck einer lebenden Person beruht und die von der Büste der Nofretete in Berlin abgeleitet worden ist.

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Abb. 5: Marc E. Babej, Büste der Hatschepsut nach dem Vorbild der Berliner Nofretete-Büste

Abb. 7: Marc E. Babej, Harfenspielerin Abb. 6: Statue des Khnum-hotep, aus Sakkara, späte 5. Dynastie (um 2400 v. Chr.), Kairo, Ägyptisches Museum, CG 144

Grand Egypt Museums in Giza Dr. Tarik Tawfik, der Direktor des Child Museums Prof. Dr. Ossama Abdel Meguid sowie die Professorinnen der American University in Cairo Dr. Fayza Haikal und Dr. Mariam Ayad, sodass im Anschluss an die Eröffnung spannende Diskussionen begannen.

Die Eröffnung in Kairo fand am 02.09.2018 statt und wurde von der Leiterin aller Museen im ägyptischen Antikenministerium Elham Aly Salah El-Din und der Direktorin des Ägyptischen Museums Sabah Abdel Razik Seddik zusammen mit der Direktorin des RPM Prof. Dr. Regine Schulz und dem Künstler Marc Erwin Babej durchgeführt. Zahlreiche renommierte Ägyptolog*innen waren dazu gekommen, wie der ehemalige Antikenminister Prof. Dr. Mamdouh El-Damaty, der ehemalige Direktor des Ägyptischen Museums Prof. Dr. Mohamed Salah, der Direktor des neuen

Die Ausstellung wird 2020 wieder in der ausführlichen Variante zu sehen sein, und zwar in den Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim. Der Katalog zur Ausstellung kann über den Luxor-Shop des RPM erworben werden.

Abb. 8: Marc E. Babej und Regine Schulz bei der Eröffnung der Ausstellung mit Elham Salah und Sabah Abdel Razik (r.)

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Neueingerichtet Die Vitrinen zur formativen Phase und dem Alten Reich im Neuen Museum Berlin Robert Kuhn

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Damit werden dem Besucher Objekte zugänglich gemacht, die teilweise sehr lange Zeit nicht mehr ausgestellt waren und die die bislang klaffende chronologische Lücke in den Berliner Ausstellungsräumen ­schließen. Fortan können auch die Anfänge der ägyptischen Kultur mit Hilfe einiger ausgewählter charakteristischer Fundobjekte nähergebracht werden. Der Fokus der kleinen Ausstellung liegt vor allem auf den „Highlights“ der Sammlung. Gezeigt werden neben den Prunkpfeilspitzen aus Feuerstein, Fischschwanzdolchen aus Obsidian sowie Schminkpaletten diverser Form auch die berühmten Berliner „Flint-Tiere“

chließtage sind häufig nicht nur der willkommene Anlass das Reinigen von Vitrinen etc. zu bewerkstelligen, sondern werden gerne dafür genutzt, größere und kleinere Veränderungen in der Dauerausstellung herbeizuführen. Dies war auch in diesem Jahr der Fall und so kann der Besucher bereits seit dem 22.03.2018 die Neuaufstellung einiger Preziosen aus dem Alten Reich im Neuen Museum im Foyer der Ebene 0 des Hauses bewundern. Ab September soll zudem die Neuaufstellung der Vor- und Frühzeit im Berliner Museum abgeschlossen sein, die sich ebenfalls in der Ebene 0 (Raum 0.03) befindet.

Abb. 1: Sicht auf das Pyramidenmodell © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Leon Beel 52


Abb. 2: Neuaufstellung von Objekten der formativen Phase © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Jana Helmbold-Doyé

eines Konvolutes von Prunkgefäßen aus dem Königsgrab des Chasechemui in Abydos bestaunen. Hierzu gehört auch das große Weinflaschenimitat aus Kalzit-Alabaster (ÄM 18139).

(ÄM 15707–15711), die L. Borchardt nahe des heutigen Fundplatzes Hierakonpolis ankaufte und die mit großer Wahrscheinlichkeit der Naqada II-Nekropole zuzuweisen sind. Wenngleich keine Rekonstruktion des ehemaligen Fundkontextes mehr möglich ist, so besticht doch die Ähnlichkeit der Berliner Stücke mit denen während der neueren Grabung entdeckten Funde (Abb. 4). Hiervon kann sich auch der Besucher überzeugen, da ein Abguss des neuentdeckten Steinbockes aus Grab 23 in Hierakonpolis (Areal HK 6) freundlicherweise von R. Friedman für die Berliner Ausstellung ausgeliehen wurde. Eine weitere Replik aus Hierakonpolis stellt der Fund eines geschäfteten Fischschwanzdolches dar (Hierakonpolis HK 43, Grab 412), der somit zum Verständnis dieser Objektkategorie beiträgt. Wahre Meisterwerke frühägyptischer Handwerkskunst kann der Besucher in Form von Steingefäßen – große Teller aus den Gräbern in Sakkara – sowie

Eine Besonderheit der Berliner Sammlung sind einige exquisite Beispiele frühägyptischer Rundplastik aus Ton und Stein, von denen eine Auswahl herausgesucht wurde. Hierzu gehört nicht nur der – dem Stammpublikum des Hauses gut bekannte Nar(-mer)-Pavian aus Kalzit-Alabaster (ÄM 22607) – sondern gleichsam das Berliner Tonboot mit Besatzung (ÄM 13834) und der Granitlöwe (ÄM 22440), der mutmaßlich aus dem Tempelareal von Gebelein stammt. Erstmals wird auch das gesamte Konvolut um die sogenannte Berliner Schweinegöttin (ÄM 31658) gezeigt, die derzeit Gegenstand intensiverer Forschung ist und in Kürze publiziert vorliegen soll. 53


Abb. 3: Aufbau der Ausstellung mit der Restauratorin N. Loschwitz © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Pia Lehmann

zieller Unterstützung des Freundeskreises restaurierte Pyramidenmodell der Anlage des Sahure in Abusir. Es ist nun nicht nur zentraler Anlaufpunkt für künftige Führungen, sondern reiht sich ebenfalls mit ausgestellten Objekten – Reliefkunst aus dem Pyramidentempel – organisch in die neue Aufstellung ein. Hierzu gehören auch die berühmten Berliner Bären mit einer syrischen Flasche. Daneben werden Fragmente von Königsplastik, darunter Bruchstücke von Statuen der Könige Chefren, Userkaf und Sahure Räumlich getrennt von der formativen präsentiert. Phase, hat das Alte Reich in zwei größeren Seit langem einmal wieder zu sehen, Vitrinen im Foyer der Ebene 0 schon während der Schließtage Einzug gehalten. Das sind außerdem zwei inschriftliche Schwerhier gezeigte Konvolut ergänzt damit die gewichte der Sammlung: eine Königsliste im gesamten Haus an unterschiedlichen aus Sakkara und das Dahshur-Dekret. Die Stellen gezeigten Objekte und Architektur Königsliste (ÄM 1116) ist zwar nicht zeitgeder Pyramidenzeit um einige weitere, bislang nössisch – sie stammt aus einem nicht mehr nicht gezeigte Facetten. Das Zentrum bildet sicher zu identifizierenden Grab des Neuen das 1908 geschaffene und 2010 mit finan- Reiches in Sakkara – ist aber ein wichtiges Neben der Beherrschung unterschiedlichster Rohmaterialien, die letztlich auch zur Entwicklung von Spezialhandwerk und erster Massenproduktion führt, ist sicherlich die Entwicklung der Kulturtechnik „Schreiben“ eine der wichtigsten Neuerungen, die im Zuge des 3. Jt. v. Chr. für Ägypten belegt werden können. Früheste Schriftbelege in Form von eingeritzten Beintäfelchen und den sogenannten Zylindersiegeln runden die kleine Schau daher ab.

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schaft zwar gut in Form der Strichzeichnungen von L. Borchardt sowie H. Goedicke bekannt, kann es nun auch frisch restauriert den Besuchern und Fachkollegen im Original vorgestellt werden, das sicher so manche Diskussion um undeutliche und unklare Aspekte aufwerfen dürfte.

historisches Dokument. Der aus dem Grab herausgeschnittene Kalksteinblock stammt aus der Expedition von R. Lepsius, ohne dass dieser uns in seinen Aufzeichnungen einen genauen Grabplan oder die Erwähnung der genauen Herkunft hinterlassen hätte. Die Bedeutung des Blockes liegt zum einen in der Seltenheit von Königslisten aus Privatgräbern, zum anderen in der kulturgeschichtlich interessanten Frage der schriftlichen Bewahrung von Geschichte und Tradition in Form solcher Auflistungen. Kriegs- und erhaltungsbedingt ist die Lesung der einzelnen hier festgehaltenen Königsnamen nicht unproblematisch – eindeutig lässt sich lediglich der Name des Chefren erkennen. Im Rahmen der Neuaufstellung wurden aber auch RTI-Fotografien angefertigt, deren Auswertung einen differenzierten Blick auf das Objekt erhoffen lässt.

Die meisten der hier zugänglich gemachten Objekte wurden von den Restauratorinnen gereinigt und teils neu restauriert, so dass sich dem Besucher ein frischer Blick auf bekannte Fundobjekte bietet, die nicht zuletzt auch häufig eine neue wissenschaftliche Beschäftigung mit der Mehrheit der Objekte angestoßen haben. Namentlich gebührt daher vor allem den Kolleginnen I. Hertel, P. Lehmann, N. Loschwitz, L. Ettmüller und der Volontärin J. Tschernig unser herzlicher Dank. Unser unermüdlich arbeitendes Team hat nicht nur die reibungslose Umsetzung und Einrichtung der Vitrinen, sondern auch die konstruktive Diskussion zu den Stücken selbst immer wieder vorangetrieben.

Eines der wichtigsten juristischen Texte des Alten Reiches stellt bislang unzweifelhaft das Dahshur-Dekret König Pepi I. (ÄM 17500), gefunden nahe der Roten Pyramide des Snofru in Dahschur, dar. In der Wissen-

Abb. 4: Augenkontakt… links: ÄM 15777 (Ägyptisches Museum Berlin); rechts: Kopie eines Grabungsfundes aus Hierakonpolis (zur Verfügung gestellt vom Hierakonpolis-Project, Dr. R. Friedman) © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Jana Helmbold-Doyé

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„Fleisch“ im Alten Museum Eine Ausstellung der wissenschaftlichen Museumsassistenten i. F. Jalina Tschernig

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unter anderem das Ägyptische Museum und Papyrussammlung, die Antikensammlung, das Ethnologische Museum, die Kunstbibliothek und das Kupferstichkabinett. Fleisch ist ein universelles und kontroverses Thema, da es den Menschen in unterschiedlichsten Lebensbereichen tangiert. Dem Menschen kann Fleisch nicht nur als Nahrungsquelle dienen, er selbst besteht aus Fleisch. Die Ausstellung gliedert sich daher in drei übergeordnete Themenbereiche: Kost, Kult und Körper, die jedoch nicht scharf voneinander abgegrenzt werden können, sondern inein-

m 31. Mai 2018 – ausgerechnet an Fronleichnam – wurde die Ausstellung „Fleisch” im Alten Museum feierlich eröffnet. In der sammlungsübergreifenden Sonderausstellung werden 74 Objekte aus 5000 Jahren Menschheitsgeschichte gezeigt, die sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Thema Fleisch befassen. Die Ausstellungskonzeption und -durchführung erarbeiteten 12 wissenschaftliche Assistent*Innen der Staatlichen Museen zu Berlin, die sich dazu mit Objekten aus 15 Sammlungen beschäftigten. Zu den Leihgebern zählen

Abb. 1: Banner der Fleisch-Ausstellung zwischen den Säulen des Alten Museums. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel 56


das Schwein, das als einziges Nutztier zu Lebzeiten keine weiteren Produkte wie Wolle, Milch oder Eier liefert, in vielen Kulturen als Hauptfleischlieferant, wird in anderen Kulturen aber als ebensolches tabuisiert. Aufgrund dieser konträren Bedeutung nimmt es in dieser Ausstellung eine Schlüsselrolle ein. In einer Vitrine werden Schweinefigurinen, -votive und -amulette aus verschiedenen Kulturen einander gegenübergestellt (s. Abb. 6). Hier finden sich auch fünf Amulette aus dem sudanesisch-ägyptischen Raum, die als Symbole für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt interpretiert werden.

ander übergehen. Die Ausstellung soll den Besuchern die Komplexität und Vielfalt des Fleisches vor Augen führen und zum Nachdenken über das heutige Verhältnis zwischen Mensch und Fleisch anregen. Kost Schon bei unserer täglichen Nahrungsaufnahme müssen wir uns mit einer Vielzahl an Fragen auseinandersetzen: Esse ich Fleisch oder nicht? Welche Tiere esse ich und welche nicht? Wie man diese Fragen beantwortet, hängt nicht nur von der persönlichen Vorliebe ab, sondern wird auch von der jeweiligen kulturellen Prägung beeinflusst. Dieser Aspekt wird beispielhaft anhand zweier Tiere verdeutlicht: dem mexikanischen Masthund (300 v. Chr.–300 n. Chr.) und dem Schwein. Aus unserer eurozentristischen Perspektive heraus ist es schwer vorstellbar, einen Hund zu mästen und zu verspeisen. Daneben gilt

Kult Als Opfergabe an Götter spielte Fleisch schon immer eine große Rolle im Zusammenhang mit Kulthandlungen, aber auch Verstorbene konnten durch fleischliche Opfergaben im Jenseits versorgt werden. Neben Tieren

Abb. 2: Vom Modell zur Ausstellung. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel 57


wurden in einigen Kulturen auch Menschen geopfert. Das tote Fleisch – egal ob Tier- oder Menschenfleisch – wird hier zum Medium zwischen der diesseitigen und einer transzendenten Welt. In der Ausstellung sind in diesem Zusammenhang unter anderem ein selten praktiziertes hinduistisches Ziegenopfer, ein späthellenistischer Opferaltar aus Pergamon sowie eine Monstranz aus der christlichen Glaubenswelt zu sehen, die das Thema des Opferfleisches in unterschiedlichen Ausprägungen zeigen. Aus dem Ägyptischen Museum Berlin ist eine Stele aus der 2. Zwischenzeit (1794–1539 v. Chr.) zu sehen, die den Verstorbenen Mentuhotep vor Opfergaben zeigt, zu denen auch ein Ziegenkopf, ein Rinderschenkel und eine gebratene Gans gehören (s. Abb. 7). Auch der Aspekt des Kannibalismus, das Verspeisen menschlichen Fleisches, wird durch einen Holzschnitt von Lucas Cranach d. Ä. (15.-16 Jhdt.) und eine Gabel für gekochtes Fleisch von den Fidschi-Inseln (19. Jhdt.) thematisiert.

wird neben Otto Dix‘ „Schädel“ aus der Serie „Der Krieg“ (1924) auch durch eine Plakette von Hans Schwarz „Der Tod und das Mädchen“ (um 1520) illustriert. Zugleich ist unser Körper gesellschaftliche Projektionsfläche für Schönheit, Gesundheit und Potenz. Für den idealen Körper stehen in der Ausstellung stellvertretend ein sogenannter Muskelmann von Jean-Antoine Houdon (18. Jhdt.) sowie die Fortuna oder Venus von Christoph Weiditz (um 1550). Die Fleischeslust spielt in der Ausstellung ebenfalls eine zentrale Rolle und wird unter anderem durch eine peruanische Figurine „Frau den Tod masturbierend“ der Moche-Kultur (0–600 n. Chr.) und ein erotisches Terrakottarelief aus Uruk (1800–1600 v. Chr.) repräsentiert. Die heutige sozio-politische Bedeutung, die dem menschlichen Körper zuweilen zugeschrieben werden kann, wird durch zwei Fotografien einer Performance von Vanessa Beecroft illustriert, die 2005 in der Neuen Nationalgalerie stattfand.

Körper

Begleitend zur Ausstellung ist beim Wienand Verlag ein Katalog erschienen, der einzelne Themen der Ausstellung vertieft und detaillierte Informationen zu den Objekten bietet. Zudem findet ein vielfältiges Begleitprogramm statt. Unter anderem werden Tandem- und Kuratorenführungen sowie Workshops und Diskussionsabende angeboten, zu denen Experten aus unterschiedlichsten Bereichen, wie dem Bestattungswesen, der Medizin und Körpermodifikation, eingeladen werden.

Da der Mensch selbst aus Fleisch besteht, ist uns der natürliche Verfall des Fleisches ständige Mahnung der eigenen Vergänglichkeit. Die Endlichkeit des Fleisches bzw. des Seins

Aufgrund des großen Publikumserfolges wird die Ausstellung bis zum 6. Januar 2019 verlängert. Kuratorenführungen werden jeden zweiten Donnerstag angeboten.

Abb. 3: Sattelschoner mit dem Aufdruck „Sitzfleisch“ wurden vor der Ausstellungseröffnung rund um die Museumsinsel verteilt. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel 58


Abb. 5: Blick in den Ausstellungsbereich Körper. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel

Abb. 4: Blick in die Ausstellung. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel 59


Abb. 6: Blick in eine Vitrine mit Objekten in Gestalt von Schweinen. © Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Stefanie Dietzel

Abb. 7: In der Sektion Kult werden unter anderem eine ägyptische Stele (ÄM 22708) und ein Video eines selten praktizierten Ziegenopfers gezeigt. © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Foto: Jalina Tschernig 60



Nachruf auf Prof. Dr. Wilhelm „Wilm“ Tegethoff * 24.03.1927  † 30.08.2018 Thomas Ritter

W

Er war nach seinem juristischem Studium bestimmend in der Energiebranche tätig, 1975 bis 1984 als Geschäftsführer des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VdEW), anschließend als Vorstandssprecher der Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG (BEWAG) sowie darauf ab 1991 als deren Aufsichtsratsmitglied. Zudem war er Mitglied in den Aufsichtsräten der Deutschen Bank Berlin AG, des Berliner Tierparks und des Zoologischen Gartens sowie des Beirats der Pax-Bank. Er ist Autor grundlegender wissenschaftlicher Werke zum Energierecht.

ilm Tegethoff verstarb im Alter von 91 Jahren in seinem Geburtsort Warburg, wo er auch die letzten beiden Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau Marianne verbrachte. Wilm Tegethoff wird uns als eine herausragende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben, die dem Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin unter großem persönlichen Einsatz diente und die darüber hinaus auch beruflich eine hohe öffentliche Reputation genoss.

Wilm Tegethoff war in vielfacher Weise sozial und ehrenamtlich engagiert. So verwirklichte er – getragen von seinem tiefen christlichen Glauben – als Mitglied des katholischen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem bis ins hohe Alter zahlreiche Sozialprojekte im Heiligen Land. Im Bereich der Kunst war er ab dessen Gründungsjahr 1992 Mitglied im Verein der Freunde und Förderer der Staatsoper Unter den Linden.

Abb. 1: Prof. Dr. Wilhelm „Wilm“ Tegethoff

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Abb. 2: Herr Prof. Dr. Dietrich Wildung, Direktor des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung (1989-2009) mit Herrn Dr. Wilm Tegethoff auf der Empore des Alten Museums anlässlich der Finissage der Dauerausstellung für den Förderverein zur Schließung am 27.05.2009. Foto: © Dolf-Dieter Eigner

Im Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin war Wilm Tegethoff seit 1992 mitgliedschaftlich aktiv. In der Zeit vom 28. April 1992 bis zum 01. Juni 2010 wirkte er prägend als 1. Vorsitzender und bis zu seinem Tod als Mitglied des Kuratoriums.

Wilm Tegethoff war Großkreuzritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Träger der Goldenen Palme von Jerusalem und des Bundesverdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Bei der Ausübung seiner beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten stellte Wilm Tegethoff hohe Anforderungen an sich selbst. Bis ins hohe Alter beschäftigte er sich mit wisenschaftlichen Fachthemen. Seine tiefe Spiritualität, aber auch seine innere Heiterkeit wie seine Hilfsbereitschaft sind uns Vorbild.

Der Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin wird Wilm Tegethoff ein ehrendes Gedenken bewahren. Im Namen des Vereins zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e. V. Dr. Thomas Ritter (1. Vorsitzender)

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„Ich Augustus, Kaiser, Pharao und Gott!“ eine Bonner Ausstellung Andreas Blasius

A

ls Augustus im Sommer des Jahres 30 v. u. Z. Ägypten in Besitz nahm, endete – nicht zuletzt durch den Tod der berühmten Kleopatra VII. – die fast 300 jährige Herrschaft der Ptolemäerdynastie am Nil. Auf das engste nun als kaiserliche Provinz mit dem römischen Princeps verbunden galt das Land angesichts seines legendären Reichtums und gerade auch in seiner Funktion als eine zentrale Kornkammer Roms als wichtiges Machtmittel der Kaiser, das sie, vertreten durch ihre Statthalter in Alexandria, auszubeuten und zu nutzen wussten. In demonstrativ scharfer Abgrenzung vom feierlich bezwungenen und dabei als größtes Übel beschworenen orientalischen Despotismus ließ Augustus zahlreiche ägyptische Monumente, allen voran Obelisken, nach Rom bringen, um damit den Triumph zu illustrieren.

gegen die bisherige Herrschertradition und knüpfte unter Ausschluss der Ptolemäer direkt an Alexander den Großen an. Diesen hatte auch schon Julius Caesar 48/47 v. u. Z. im Grab aufgesucht, so dass sich Octavian mit seinem Besuch zudem in dessen Tradition stellte. Dass der Römer seinen extrem undiplomatischen Unwillen dabei nicht im engen Kreise äußerte, sondern ausgerechnet den stolzen Alexandrinern entgegenschleuderte, mochte ihn bei seinem heimischen Publikum umso mehr punkten lassen, eine Taktik, die ja gerade auch in der aktuellen Tagespolitik wieder als besonders erfolgreich gilt. Wie authentisch die Geschichte nun sein mag, passt sie jedenfalls in das Bild, dass auch andere Autoren wie Livius oder Horaz in Historiographie und Dichtung zeichnen. Politisch administrative Maßnahmen wie die Beschneidung der städtischen Selbstverwaltung der quasi-autonomen Polis Alexandria und die Gründung der östlich davon gelegenen Kolonie Nikopolis, die im Namen als ‚Stadt des Sieges‘ und mit ihren alle vier Jahre stattfindenden Actia-Festspielen den Triumph Roms und damit des Octavian bzw. Augustus über Kleopatras Ägypten feierte, scheinen ebenfalls diese harte Haltung des neuen Machthabers zu unterstreichen, der in seinem Tatenbericht nur lapidar anmerkt: „Ägypten habe ich der Herrschaft des römischen Volkes hinzugefügt.“

Auch durch die Literaten entstand dabei ein Bild, das in seiner Schärfe keine Fragen offen ließ. So berichtet etwa der römische Historiker Cassius Dio noch im frühen 3. Jh. u. Z. eine Anekdote, die anlässlich des Besuches Octavians am Alexandergrab bald nach Einnahme der Metropole stattgefunden haben sollte. Als der neue Machthaber Ägyptens aufgefordert wurde, neben Alexander auch die Ptolemäergräber zu besichtigen, habe er gesagt: „Ich wollte einen König, nicht aber Kadaver sehen.“ Damit stellte er sich in brüskierender Form 64


Offiziell war Ägypten eine, wenn auch kaiserliche, römische Provinz unter vielen, und dies schien die augusteische Propaganda vor allem für ein römisches Publikum zu betonen. Dabei wurde schon in der Affäre um den ersten von Augustus selbst eingesetzten ritterlichen Statthalter-Präfekten C. Cornelius Gallus und am Eklat um den unerlaubten Ägyptenbesuch des kaiserlichen

Gesandten und Verwandten Germanicus trotz Sondervollmachten unter Tiberius im Jahre 19 u. Z. deutlich, welch enge Bindung Augustus und die nachfolgenden Kaiser selbst zu dieser Provinz hatten. Dies betraf natürlich zunächst ihre materielle Potenz, die nicht in die Hände römischer oder anderer Gegner fallen durfte. Schon in der späten Republik hatten sich die Senatsparteiungen davor gehütet Ägypten zu annektieren, um nicht der einen oder anderen Seite oder Personengruppe zu viel Machtpotential zuzugestehen. Augustus löste dies Problem effizient und dauerhaft dadurch, dass er Ägypten zu der Provinz machte, die wie keine zweite dem Kaiser eingeschworen blieb. Die Reichtümer und Bodenschätze des Landes gehörten gleichsam dem Kaiser und er verwendete sie zur Eigenrepräsentation oder als huldvolle Gabe an ihm loyale Politiker, Bürger und Gemeinden und schuf sich nicht zuletzt durch die Einrichtung der classis Augusta Alexandrina, die als Schiffskonvoy fortan alljährlich für ca. 350 Jahre Getreide nach und für Rom und dessen Bevölkerung transportierte, eine breite Basis der Abhängigkeit und Zustimmung im römischen Volk. Ägypten spielte damit eine wichtige Rolle als politische und territoriale Eroberung Roms sowie als kaiserliche Machtbasis. Dies ist jedoch nur eine Seite der Medaille, so zeigen die archäologischen und textlichen Hinterlassenschaften in Ägypten selbst bereits ein weitaus differenzierteres Bild der Herrschaft Roms am Nil. In vielen Bereichen des politischen wie des alltäglichen Lebens zeichnet sich eine bemerkenswerte Kontinuität oder ein nur begrenzter Wandel ab, der durchaus eine Wertschätzung ägyptisch-ptolemäischer Traditionen erkennen lässt. Zwar betonte die vernichtende

Abb. 1: Bronzestatuette der Göttin Isis mit dem HorusKind, Foto © Agyptisches Museum / AKM Bonn 65


Dieser rührte die weit über lebensgroßen Szenen und Texte mit Mutter und Sohn vor den Göttern nicht an, sondern erscheint hier lediglich in Fortführung und gleichsam planmäßigem Abschluss des Dekorationsprogrammes in dem deutlich unterlebensgroßen Szenenregister darüber. Dort opfert und agiert Octavian/Augustus in vollem Pharaonenornat vor Hathor-Isis und den mit ihr verbundenen altägyptischen Gottheiten. Offensichtlicher konnte Kontinuität nicht vor Augen geführt werden. Dies, so lehren datierte Inschriften mehrfach, fußte dabei nicht auf einem späteren Umdenken in der kaiserlichen Vorgehensweise, sondern fand bereits, wie es auch die unter Augustus abschließend verfasste hieroglyphische Bauinschrift des Dendera-Tempels verdeutlicht, im ‚ersten Jahr‘ des Augustus statt, also unmittelbar 30/29 v. u. Z. Dabei lässt sowohl die ausgeklügelte Pharaonentitulatur

und mitunter weit ‚unter der Gürtellinie‘ angelegte Polemik gegen Kleopatra und auch die Ermordung des Caesarion, der als anerkannt leiblicher Sohn Caesars dem Adoptivsohn Octavian-Augustus ein Dorn im Auge war, eine unversöhnliche Haltung der Ptolemäerherrschaft gegenüber. Doch zeigt der Umgang gerade an einem zentralen Ort der demonstrativen Präsenz von Mutter Kleopatra und Sohn Ptolemaios Kaiser, dem laut Beititel „Mutter (= Kleopatra) und Vater (= Julius Caesar) liebenden Gott“, nämlich an der rückwärtigen Außenwand des Hathor(Isis)-Tempels im oberägyptischen Dendera, die in Ägypten selbst im Götterkontext zelebrierte Pietät des „Horus mit starkem Arm und groß an Kraft, jungen Mannes mit großer Beliebtheit, Königs von Ober- und Unterägypten: König der Könige, erwählt von Gott Ptah, Sohn des Re: (Kaisaros, er lebe ewig, geliebt von Ptah und Isis)I“ usw.

Abb. 2: Der „König von Ober- und Unterägypten, Herr der beiden Länder (Autokrator)I Sohn des Re, Herr der Kronen (Kaisaros, er lebe ewig, geliebt von Ptah und Isis)I“ opfert zusammen mit Nilgott Hapi sowie unterstützt von den Kindgöttern Ihi, und Harsomthus vor Isis, Pronaos, nach Lepsius, Denkmäler IV 69a 66


wie die auch in den griechischen Urkunden eindeutig formulierte „Machtübernahme“ und schließlich die damit ägyptisch und griechisch gleichsam selbstverständlich nun beginnende Regierungsjahrzählung des neuen Pharao erkennen, dass damit eine klar monarchische Position umgesetzt wurde. Beides, Pharaonentitulaturen und Regierungsjahrzählungen, werden dann auch von den Nachfolgern bis in das 4. Jh. u. Z. hinein genutzt.

Spätere Kaiser nutzten dann auch immer offener Ägypten, seine Götter und sein Pharaonenkonzept selbst in Rom und Italien in Gestalt teils hieroglyphischer Inschriften, Statuen und Monumente positiv besetzt als Ausdrucksformen ihres Machtanspruches und ihrer Legitimation als göttliche erwählte Anführer. Eine gewisse Ägyptomanie hatte auch schon zu Augustus Zeiten in der römischen Bevölkerung zunehmend um sich gegriffen und mit der Loslösung vom einst bekämpften Pharaonentum in Gestalt der Kleopatra nicht zuletzt im Isis-Kult breites Interesse gefunden. Isis, Osiris (bzw. für das griechisch-römische Publikum Sarapis) und ihr Sohn Horus bildeten eine heilige Familie, die aufgrund ihrer mythischen Geschichte als Heilsbringer, Retter und Beschützer galt. Zudem ließ sich das Schicksal des verstorbenen und von Isis wiederbelebten Osiris/ Sarapis perfekt im Rahmen der zunehmend um sich greifenden Mysterienkulte mit dem des rituell wiedergeborenen neu eingeweihten Mitglieds verknüpfen, wie dies eindrucksvoll der Autor Apuleius in seinem Abenteuerroman „der goldene Esel“, im 2. Jh. u. Z. beschreibt. Heiligtümer der ägyptischen Götter, allen voran die Tempel der Isis, entstanden in Rom, Italien und den Provinzen des römischen Reiches, so dass es trotz fortgesetzter Tradierung der augusteischen Ablehnung parallel dazu kein ‚Aufreger‘ mehr war, wenn sich spätere Kaiser wie Vespasian, Titus, Domitian, Hadrian und Septimius Severus auch gegenüber einem römischen Publikum offen als den ägyptischen Göttern nahe stehend zeigten, und nun sogar, wie es vor allem Sueton für Vespasian ausführlich schildert, von Sarapis zum wundertätigen Weltenherrscher und

Mehr noch übten Religion und Kult, dabei nicht zuletzt die Herrscherverehrung, eine große Anziehungskraft aus, die nicht nur die Römer am Nil, sondern auch rasch das gesamte römischen Reiches erreichte. Die Kaiser, in Ägypten als göttliche Pharaonen, „Söhne des Sonnengottes Re“ oder im Falle des Augustus dort auch griechisch schon als „befreiender Zeus“, Zeus Eleutherios, verehrt, nutzten dies für ihre Legitimation vor Ort und darüber hinaus. Das hellenistisch-orientalische, der göttlichen Sphäre verhaftete Königtum prägte so den Principat offenbar in markanten Punkten mit – und dies eben bereits seit und mit Augustus, ja eigentlich auch schon mit C. Julius Caesar, dessen Adoptivvater, dem dies allerdings noch häufig vorgeworfen wurde. Octavian-Augustus, der divi filius, „Sohn des Vergöttlichten“, verstand es demgegenüber umso besser die Zeichen der Zeit zu erkennen und ein weitaus sensibleres Publikumsverständnis zu entwickeln. Nach und nach wurden so die in und für Ägypten als Pharao und ‚Erbe‘ des gottverliehenen Throns nötigen und attraktiven Aspekte einer klar monarchisch geprägten Herrscheramtsstruktur auch im römischen Umfeld akzeptabel, hielt man doch offiziell an der klaren Abgrenzung vom orientalischen Despotentum, das sich in Kleopatra zu manifestieren schien, fest. 67


Abb. 3: Bronze-Obole des Vespasian, Alexandria 72/73 u. Z. belorbeerter Kopf des „Autokrator, Kaisar, Sebastos, Vespasianos“ / Horus-Falke mit Doppelkrone, Privatbesitz Foto: © Andreas Blasius

Kaiser erwählt werden, oder, wie er es für Obelisken nach hieroglyphischer Textaussage Titus fast beiläufig erwähnt, den Tierkulten selbst „aufgestellt“ habe) im Verbund mit den in Ägypten ihre Reverenz erweisen konnten. ägyptischen Göttern, allen voran Isis, die dem Pharao Domitian Insignien der gottgewollten Zudem konnten sich sowohl die Kaiser als Herrschaft übergeben. Mit immerhin varianauch die Anhänger ägyptischer Kulte sicher tenreicher vierteiliger ägyptischer Pharaonensein, dass ihre Wahl auch ägyptischer Sym- titulatur ist der in zusätzlicher Umsetzung der bole und Botschaften zur Eigenrepräsenta- griechischen Lehnworte als Autokrator Kaisation und Charakterisierung des Principats ros Domitianos Sebastos benannte Imperator in Ägypten aber eben auch im italisch-rö- Caesar Domitianus Augustus der „Erbe des mischen Kontext medial verstanden wurde. Vaters der Götter, der auf dem Thron des (GotDies lässt sich deutlich an den beiden in tes) Horus sitzt“, er ist „der Horus, über den sich römischen Isis-Heiligtümern aufgestellten die Götter und Menschen freuen, nachdem er Obelisken aus ägyptischem Rosengranit von das Königtum) seines Vaters Vespasian, des Gotbzw. für Kaiser Domitian anlässlich seiner tes, durch seinen großen Bruder Titus, den Gott, Übernahme des Principats im Jahr 81 u. Z. erhielt, als dessen Seele (Ba) nach oben flog“. veranschaulichen: Hier werden auf bemerkenswerte Weise, Der heute auf der Piazza Navona auf- wenn auch ägyptisch wenig überraschend, gestellte und ehemals im von Domitian die menschliche und göttliche Sphäre in nach einem Brand restaurierten Iseum der ‚Thronfolge‘, real: in der Nachfolge des Campense geweihte sogenannte Domiti- Titus durch Domitian im September 81 u. anobelisk bietet ein unmittelbares Zeugnis Z., miteinander verknüpft. Das gleichsam der Verherrlichung des Princeps (der den ursprüngliche ägyptisch-göttliche Königs68


modell: Horus folgt mit Hilfe seiner Mutter Isis auf den Thron seines verstorbenen Vaters Osiris wird hier verbunden mit der Inkarnation des Domitian als neuer Horus, der seinen verstorbenen Vater (und Bruder) beerbt. Im zweiten Abschnitt wird dabei klar auf die römischen Realien und Befindlichkeiten Rücksicht genommen. Der ‚Umweg‘ der klassischen Vater-Sohn-Folge über VaterSohn 01-Sohn 02 ist ebenso aufgegriffen wie die römische Vorstellung der consecratio des verstorbenen Vorgängers, der, wie sein ja ebenfalls verstorbener Vater zudem durch das ägyptische Äquivalent ‚pa netjer‘, „der Gott“, als divus charakterisiert wird: divus Titus stieg in den Himmel empor, seine Apotheose erfolgte in geschickter Verknüpfung der Vorstellungen ‚fliegend‘.

Unterstrichen wird diese enge Verbindung zu den ägyptischen Göttern und ihre letztlich zentrale Rolle bei der Erwählung des neuen Kaisers auch durch das Textzeugnis ebenfalls in hieroglyphischer Schrift beschriebener Obelisken aus dem Iseum des süditalischen Benevent. Zwar wurde das Heiligtum nicht direkt vom Kaiser in Auftrag gegeben, doch auch die Dedikationsinschriften des Stifters Rutilius Lupus auf den dortigen Obelisken stellen eine enge Beziehung zum Kaiser her: „Er errichtete einen Obelisken aus Rosengranit … [für] das Heil und das Einsetzen des Herrn der Beiden Länder (Domitian)I, er lebe ewiglich.“ Hier wird also ebenfalls auf die Machtübernahme durch Domitian Bezug genommen und das offizielle Statement des Domitianobelisken gleichsam durch den Blick der ‚Untertanen‘ ergänzt. Das von Domitian in die Welt gesetzte Motiv eines vor allem durch Isis erwählten und legitimierten Kaisers aufzugreifen, setzt dabei ein weiter verbreitetes Wissen und weiter verbreitetes Interesse bezüglich der Nähe des Domitan zu dieser Göttin voraus. Wäre es ein rein exotisches, eher unglücklich zufälliges Element im Kontext der Machtübernahme gewesen, hätte es wohl kaum zu einem solchen Reflex wie in Benevent geführt. Die darin enthaltene Wechselwirkung zwischen einer kaiserlich pharaonischen Herrschaft am Nil und der Adaption ägyptisch-pharaonischer und damit letztlich auch hellenistischer Vorstellungen eines göttlich legitimierten Principats, dessen Vertreter auch selbst übermenschliche Positionen einzunehmen vermochten, waren natürlich gerade für solche Herrscher und Dynastien attraktiv, die sich nicht unmittelbar an die Vorgängerlinie anbinden konnten, wie etwa die Militärs Vespasian und später Septi-

Abb. 4: Domitianobelisk auf der Piazza Navona in Rom, Ausschnitt: Name des „(Kaisaros Domitianos)I, der ewig lebe“ 69


Abb. 5: Bronze-Diobol des Domitian, Alexandria 85/86 u. Z. Belorbeerter Kopf des „Autokrator, Kaisar, Domitianos, Sebastos, Germanikos“ / Apis-Stier, davor Altar, oben im Feld Datum: „Jahr 5“, Privatbesitz Foto: © Andreas Blasius

römischen Principes zwischen Republik und ägyptischem Königtum‘ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Alten Geschichte und Ägyptologie im Rahmen des Sonderforschungsbereiches ‚Macht und Herrschaft‘ an der Universität Bonn.

mius Severus. Gerade die in der römischen Bevölkerung des späteren 1. und 2. Jh. u. Z. offenbar wohlverbreiteten ägyptischen kulturell-religiösen Vorstellungen übten aber auch eine deutlich über den eher pragmatischen Zusammenhang hinausreichende Attraktivität auch auf manchen Kaiser aus. So bietet die römische und ägyptische Elemente verbindende Verehrung des in Ägypten verstorbenen und vergöttlichten Freundes Kaiser Hadrians, Antinoos, ein beredtes Zeugnis der Faszination gerade des ägyptischen Totenkultes auf die Römer. Dass all dies indes keine rein lineare oder gar flächendeckende Entwicklung darstellt, mögen vielleicht die von Sueton genannten vermeintlich letzten Worte des von ­Sarapis erwählten, wunderheilenden ­Kaisers ­Vespasian verdeutlichen, der angesichts seines nahenden Todes ironisch ausgerufen haben soll: „Oh weh, ich glaube, ich werde ein Gott!“.

In verschiedenen Unterthemen, denen die Vitrinen gewidmet sind, gilt es letztlich die zentralen Fragen nach dem Charakter und dem Selbstverständnis der pharaonischen und kaiserlichen Macht und Herrschaftsausübung der römischen Principes zu stellen. Das Spannungsfeld zwischen den vermeintlich fundamental verschiedenen und doch miteinander in Verbindung tretenden Modellen der Herrschaft, die sich teils durch die politische Großwetterlage, teils durch persönliche Vorlieben und gesellschaftliche Trends immer wieder miteinander in Bezug setzten, sollen dabei im Detail wie in einer übergreifenden Vernetzung beleuchtet werden. Stattfinden wird die Ausstellung Die für Winter bis Frühjar 2018/19 ­ geplante Ausstellung‚ Kaiserliche P ­ haraonen im Ägyptischen Museum der Universität – pharaonische Kaiser. Die Herrschaft der Bonn. 70


V.I.S.D.P.:

Hildesheimer Museumsverein c/o Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim GmbH Am Steine 1–2 31134 Hildesheim Tel.: +49 5121 9369-24 E-Mail: museumsverein@rpmuseum.de

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I M P R E S S U M

Magazin für die Freunde Ägyptischer Museen und Sammlungen

Ausgabe Oktober 2018 Heft-Nr. 57 / 20. Jahrgang ISSN: 2196-8942 (Print) ISSN: 2513-0161 (eBook)



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