aMun Magazin Nr. 56

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blieben nur drei fragmentarisch erhalten. Nach einer Analyse des Schädigungsgrades (Abb. 2 und Abb. 3) wurden die erhaltenen F ­ragmente in einen gegenüber seiner ursprünglichen Form leicht reduzierten Kubus eingefügt, dessen Binnenformen lediglich angedeutet ­wurden (Abb. 4). Die Farbigkeit der ergänzten ­ Flächen wurde gegenüber dem Bestandsmaterial etwas heller gewählt. Durch die ­ Integration der Fehlstellen bleibt die ­ Spannung zwischen gewollter und g­ewordener Ästhetik erhalten. Der Betrachter kann auf diese Weise die ursprüngliche Form der Scheintür wahrnehmen und gleichzeitig die Zerstörung sehen. Dies könnte ihn dazu veranlassen, sich nicht nur an der Ästhetik eines ägyptischen Architekturelements zu erfreuen, sondern auch die Frage nach dem Grund der Zerstörung zu stellen.

wenn auch ihre störende Wirkung aufgehoben wurde. Im Moment der Betrachtung wird die Schale als historischer Gegenstand in seinem Widerspruch von gewollter und gewordener Ästhetik sinnlich-sensuell wahrnehmbar. Von dieser Wahrnehmung ausgehend kann sich auch die Frage nach den sachlichen Informationen einstellen. Die Restaurierung wird inzwischen auch von den anderen an der Bewahrung und Überlieferung des historischen Kunst- und Kulturgutes beteiligten Wissenschaften als eigenständige Disziplin wahrgenommen, so dass der interdisziplinäre Dialog gelingen kann. Literaturverzeichnis Brandi, Cesare: Theorie der Restaurierung. In: ICOMOS Hefte des Deutschen Nationalkomitees XLI, München 2006

Keramikschale aus dem Fundkomplex des Friedhof N von Aniba Choay, Francoise: Das architektonische Erbe, eine Allegorie; Braunschweig, WiesbaDie Keramikschale zeigt neben den Her- den, 1997 stellungspuren auch Spuren, die sie als Gebrauchsgegenstand kennzeichnen. Insbe- Lipp, W. (Hrsg.): Denkmal – Werte – Gesellsondere die Verschwärzungen auf der Innen- schaft: Zur Pluralität des Denkmalbegriffs, wand und die Störungen an der Gefäßlippe Frankfurt, M., New York 1993 legen diese Interpretation nahe. Die Schale wurde möglicherweise schon im Ergebnis Paul Philippot, Paolo und Laura Mora: Die des Gebrauchs beschädigt oder auch erst Behandlung von Fehlstellen in der Wandin Folge der Bodenlagerung zerstört. Von malerei, in: Beiträge zur Kunstgeschichte dem Gefäß sind vier größere und mehrere und Denkmalpflege, Walter Frodl zum 65. kleinere Fragmente erhalten (Abb. 5). Nach Geburtstag gewidmet, Wien 1975, S. 204einer Festigung des Scherbens und der Kle- 217 bung der Fragmente wurden die verbliebenden Fehlstellen in Form und Farbe in den Philippot, Paul: Die Restaurierung im Lichte erhaltenen Bestand integriert (Abb. 6 und der Geschichtlichkeit des Kunstwerkes; in: 7). Im Ergebnis der Restaurierung bleiben Beiträge zur Erhaltung von Kunstwerken, die Fehlstellen für den Betrachter erkennbar, Heft 7; Berlin 1997, S. 7–9

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