aMun Magazin Nr. 54

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Man fand in Ägypten bis vor Kurzem kein Steingerät aus der Urzeit. Die Bohrun­ gen wurden bis zu 72 Fuß Tiefe im Nil­ schlamm vorgenommen, und man fand in dieser Tiefe gebrannte Ziegelstücke, was auf eine über 12 000 Jahre zurückreichende Vergangenheit des Volkes schließen lässt. Erst in neuerer Zeit wollen mehrere Fran­ zosen bei ihren Ausgrabungen auf Steinge­ fäße gestoßen sein.

die ältesten Schädel reinere und edlere For­ men haben, als die jüngeren (Prognathismus der letzteren), dass der Gesichtswinkel der heutigen Kopten schlechter ist, als der der Mumien, dass letztere alle Eigentümlich­ keiten der semitischen Rasse haben. Ebenso nahe stehen die alten Ägypter psy­ chologisch betrachtet den historischen Völ­ kern Asiens. Die Ägypter sonderten sich von den Semiten später als die Chamiten, und zwar in einer Zeit, wo die Semiten noch nicht ihre hohe sprachliche Ausbil­ dung erlangt hatten. Das Ägyptische ist eben nicht zu den semitischen Dialekten zu rechnen.

Aus jenem negativen Ergebnisse der Boh­ rungen ergibt sich wohl sicher, dass entwe­ der die Ägypter überhaupt keine Steinzeit durchgemacht, oder die ersten Perioden ihrer vorgeschichtlichen Entwickelung anderswo als am Nil beschlossen haben.

Endlich verwarf Dr. Ebers die Annahme, als ob die Chamiten mit den Indogerma­ nen und Semiten eine Familie gebildet hätten, bevor Erstere ihre Wanderung mit den Ägyptern antraten. Chamiten ist der die sogenannten schönen Rassen Ostafri­ kas und Südarabiens zusammenfassende Name.“

Dr. Ebers meint, die Ägypter kamen an den Nil, als sie bereits den Metallgebrauch kannten. Woher kamen sie aber? – Aus dem Süden, wie Herodot meint? – Dazu sind die äthio­ pischen Denkmäler zu jung, die Abneigung der alten Ägypter gegen die Nehast und die elenden Kusch (Neger) zu groß, abgesehen von den starken aus der Sprache hergeleite­ ten Gegenbeweisen. Die Ägypter kamen vielmehr über Ara­ bien, was schon aus der Verwandtschaft der ältesten Sprachformen mit dem Semitischen und aus der größeren Verschiedenheit der jüngeren Sprachformen von diesem hervor­ geht. Auch anatomisch betrachtet, sind die Ägyp­ ter grundverschieden von den Negern. Man hat zahlreiche Messungen an den Mumien­ köpfen vorgenommen und so und durch die Bilder auf den Denkmälern gefunden, dass

Abb. 2: Ebers starb 1898 in München, wo auf dem Nordfriedhof ein Grab mit Büste an ihn erinnert. Foto: © Universitätsbibliothek Leipzig 49


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