Gebäudelehre (Haus Moller, Farnsworth House)

HAUS MOLLER ADOLF LOOS

FARNSWORTH HOUSE MIES VAN DER ROHE

Analyse und Vergleich

Gebäudelehre 2 Prof. Ansgar Lamott Amina Said 742660 WS 2016/17

G L I E D E R U N G 1. Einleitung - Architektur des 20. Jahrhunderts Merkmale moderner Architektur 2. Biographie Adolf Loos 2.1 Analyse Moller Haus 3. Biographie Ludwig Mies van der Rohe 3.1 Analyse Farnsworth House 4. Vergleich der beiden Architekten 5. Vergleich Farnsworth House mit Haus Moller 6. Fazit 7. Quellen und Literaturverzeichnis

Moderne Architektur

„Modern architecture is not a style, it's an attitude“

Historische Einbettung

Merkmale

- ab Beginn des 20. Jahrhunderts - Abwenudng von der Architektur des 19. Jahrhunderts - die Moderne hat verschiedene Strömungen

- Verwendung von neuem Baumaterial: Stahl, Glas, Stahlbeton, Aluminium und Kunststoff - Verbesserung durch technologische Fortschritte => effizientes und schnelles Bauen - Verwendung von industriell gefertigten Baustoffen - Ablehnung und Verzicht von Dekorationen und Ausschmückungen - asymmetrische Komposition - einfache kubische Hauptformen - weite, oft in horizontalen Streifen angeordnete Fensterfronten - Vorliebe für weißen Verputz - strenge und minimalistische Architektur - sparsam

Marcel Breuer

3 Prinzipien und architektonische Leitsätze

„Form follows function“ Louis Sullivan

„Ornament ist ein Verbrechen“ Adolf Loos

„Less is more“ Mies van der Rohe

Obwohl die Architektur der Klassischen Moderne auf bestimmten gemeinsamen Prinzipien basiert, ist sie doch kein klar definierter Stil im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Epoche. Auch die Verwendung von vorwiegend Glas und Stahl oder aber von Beton kann zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen, wie ich in den folgenen Beispielen veranschaulichen werde.

HAUS MOLLER ADOLF

LOOS

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

„Ornament ist ein Verbrechen“ Geboren 10. Dezember1870 in Brunn 1893 bis 1896 Aufenthalt in Amerika, besuchte die Weltausstellung in Chicago, arbeitete in diversen Hilfsarbeiterjobs, als Möbelzeichner und Architekt.

1897 in Wien als freier Architekt und Journalist tätig 1908 Teilnahme an der Werkbundtagung in München 1910 entsteht sein bekanntestes und damals umstrittenes Gebäude - „Das Haus ohne Augenbrauen“, am Michaelerplatz in Wien 1912 gründete die Adolf-Loos- Bauschule; Fertigstellung Haus Scheu 1914 Veröffentlichung Manifest „Ornament und Verbrechen“ 1920 entwickelt einen Generalsiedlungsplan für Wien; erhält eine Einladung für Ausstellung in Paris mit dem Projekt Wintersporthotel auf dem Semmerring 1921 Chefarchitekt des Siedlungsamtes; Fertigstellung des Siedlungshauses in der Gartenstadtsiedlung Friedensstadt; erscheint der Essay „Ins Leere Gesprochen“ 1922 Wettbewerbsteilnahme für die „Chicago Tribune“ 1923 Leiter Siedlungsamt in Wien 1924 gibt seinen Posten auf und zieht nach Paris 1925 Realisierung Hausa Tristan in Paris 1926 wird mit einem Hauskonzept von der Werkbundsiedlung in Stuttgart abgelehnt 1928 Rückkehr nach Wien: Entwurf und Umsetzung Haus Moller; Arbeit an Haus Khuner und Haus Müller in Prag 1930 Fertigstellung Haus Müller 23. August 1933 stirbt Adolf Loos in Kalksburg bei Wien

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N Starkfriedgasse 19, Wien 1927/28 Das Haus Moller befindet sich im Wiener Stadtteil Pötzleinsdorf, einem noblen Villenbezirk.

Adolf Loos entwarf es für das Ehepaar Anny und Hans Moller, einem wohlhabenden Textilfabrikant.

Das Gebäude plant Loos in Paris, die Bauarbeiten werden von dem in Wien tätigen Jacques Groag beaufsichtigt, mit dem er in ständigem Briefkontakt steht.

Hans und Anny hatten einen ausgeprägten Kunstsinn und mit ihrer Wahl für Loos entsteht ein heute außergewöhnliches Baudenkmal.

Heute steht das Gebäude unter einem besonderen Schutz als Residenz für die israelische Botschaft.

M !:1000

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

„Ich entwerfe keine Grundrisse, Fassaden, Schnitte, sondern Raum.

Bei mir gibt es weder Erdgeschoss, Obergeschoss noch Keller.

Es gibt nur verbundene Räume, Vorzimmer, Terrassen... Man muss diese Räume so miteinander verbinden, dass der Übergang unmerklich und natürlich, aber auch am zweckmässigsten wird“

Eingang

Pförtnerraum

kammer

Bibliothek

Garderobe

Balkon Sitznische Küche

Zimmer Zimmer

Zimmer

Zimmer

Zimmer

Halle

WC Zimmer

Küche Musikzimmer

Zimmer Wäscheraum

Esszimmer

Bad

Zimmer

Zimmer

Dachterrasse

Garage Balkon Garage

Terrasse

M 1:200 Tiefpaterre

Das Haus Moller besteht insgesamt aus vier Geschossen, in denen die eigentlichen Räume der Familie im Hochparterre und dem ersten Obertragende Wände geschoss untergebracht sind.

Erschließung Jedes Zimmer ist nach Funktion auf einer anderenInnenraum Ebene und hat unterschiedliche Höhen und Grundflächen.

Hochpaterre

Von der Halle gelangt man in den Wohn/ Essbereich und über ein paar Stufen gelangt man zur Sitznische und der Bibliothek/ Herrenzimmer.

Bibliothek, Musikzimmer, Esszimmer sind mit großer Fensteröfnnung zur Gartenseitigen Terrasse orientiert.

1.OG

Das Obergeschoss ist durchgehend eben.

Man erschließt fünf Räume und ein Bad. Die meisten Zwischenwände dieser Etage bestehen aus hölzernen Schrankwänden.

DG

Das Dachgeschoss mit zwei Zimmern und der Dachterrasse erreicht man über eine kleine Wendeltreppe.

Die große Terrasse bietet einen Blick in den größzügigen Garten.

Nur die rot markierten Außenwände sind tragend.

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

Kubatur

Tiefpaterre

Hochpaterre

1. OG

DG

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N Schnitt

Raumplan System - Jedes Zimmer ist auf einer anderen Ebene Die Villa wurde durch Loos' Konzept der Raumnutzung geprägt. Die Räume haben je nach Zweck nicht nur verschiedene Grundflächen sondern auch Höhen.

Grundriss

Privatssphäre und Zurückgezogenheit Die Fenster sind nur dazu da zwar Licht hinein zu lassen, aber keine Blicke nach außen zu ermöglichen. Die Sitzbänke im Haus Moller sind so vor die Fenster gestellt, dass die Person eben nicht hinaus, sondern nur in das Zimmer hineinschauen kann.

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

„Das Haus sei nach außen verschwiegen, im Inneren offenbare es seinen ganzen Reichtum“

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht West

Das Haus wird von Norden über die Starkfriedgasse erschlossen.

Die Gartenseite im Süden hat eine dem Erdgeschoss vorgebaute Terrasse und ein zurückspringendes Obergeschoss: es ensteht der Eindruck eines Terrassenhauses. Der zwei geschossige Mittelteil und die Öffnungen folgen einer lockeren Teilsymmetrie.

Hinsichtlich der Fassadeneinteilung wird bereits an der Fassade die Durchberechung der Geschossebenen sichtbar gemacht.

Der symmetrische Fassadenaufbau gibt kaum Aufschlüsse über die komplexe Verschachtelung der innenliegenden Raumebenen.

Ansicht Ost

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

„Das Bauwerk hat einen Zweck und dessen Räume werden zweckentsprechend entwickelt.“

Schnitt M 1:200

Tragend sind nur die Außenwände und eine zentrale Stütze, in der die Schornsteine verlaufen.

Somit wird die individuelle Raumgliederung ermöglicht.

Die raumtrennenden Wände werden völlig frei innerhalb der Außenmauern und der zentralen Kaminachse angeordnet und mit verschiedenen Gängen und Treppenläufen miteinander verbunden.

ADOLF HM OAL LUE RS LOOS W I E N

„Je weiter man in das Haus eindringt, desto privater und zurückgezogener werden die Räume.“

Für die Innenraumgestaltung verwendet Loos besonders edle Materialien um Anmut und Sinnlichkeit zu erzeugen.

Dabei folgte er einem modernen Anspruch, legte aber auch Wert auf eine gemütliche Einrichtung.

Die einzelnen Räume des Hauses sind folgen verschiedenen Farb- und Materialkonzepten, um den Räumen verschiedene Qualitäten / Funktionen zuzuweisen.

Raumbeziehungen zwischen Esszimmer/ Musikzimmer und Halle/ Musikzimmer lassen sich durch Schiebetüren ändern.

Je nach räumlichen Prioritäten des Architekten ergeben sich verschiedene Geschosshöhen. Erkennbar im Esszimmer, liegt dieser Raum höher als die anderen Zimmer, da es der zentrale Raum des Hauses ist.

Erschließung in der Tiefpaterre

Ansichten der Wohnhalle Erhöhte Sitznische und Blick auf die Tür zur Bibliothek.

FARNSWORTH HOUSE

LUDWIG MIES VAN DER ROHE

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

„Less is more“ - weniger ist mehr

Geboren 27. März 1886 in Aachen 1892-99 Besuch der Grund- und Domschule 1899-1902 Studium an der Gewerbeschule in Aachen 1903 bis 1904 arbeitete er als Zeichner in einem Aachener Architekturbüro 1905-07 Zeichnerlehre im Atelier Bruno Paul 1908-1910 Mitarbeit als Architekt bei Peter Behrens 1913- 14 gründet sein eigenes Architekturbüro in Berlin 1921 Mitglied der Architektursektion „Novembergruppe“ 1925-1927 übernimmt die Leitung und Ausführung der Weissenhofsiedlung in Stuttgart 1929 Deutscher Pavillion Internationale Ausstellung in Barcelona 1930-33 Direktor des Bauhaus in Dessau 1930 Haus Tugendhat in Brno 1937 Emigration in die Vereinigten Staaten, Direktor am Illinois Institut of Technology (bis 1958) 1938 eröffnet eigenes Architekturbüro in Chicago 1944 Amerikanische Staatsbürgerschaft 1945-51 Haus Farnsworth, Illinois 1948-51 Lake Shore Drive Appartments, Chicago 1954- 58 Seagram Building, NY 1962-68 Neue Nationalgalerie, Berlin 17. August 1969 stirbt er in Chicago

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

1945 erhielt Ludwig Mies van der Rohe von Edith Farnsworth den Auftrag, ein Wochenendhaus auf ihrem großen Grundstück in Plano zu entwerfen.

Das Haus soll als Rückzugsort, zur Erholung und Ausübung ihrer Hobbys dienen.

Mies van der Rohe hat 5000 Stunden an Details des Hauses gearbeitet und betrieb einen enormen Planungsaufwand.

Im Jahre 1951 wurde das Haus fertiggestellt.

Die Auftraggeberin, Edith Farnsworth war unzufrieden mit dem Bau ihres Hauses, das es viel Geld kostete. Sie verklagte Mies van der Rohe, weil sie das Haus für unbewohnbar hielt.

Das Gebäude wurde 1972 von Edith Farnsworth an einen Enkel Mies van der Rohes verkauft und von diesem restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Heute wird es vom Landmarks Preservation Council of Illinois als Museum betrieben und befindet sich im Besitz des National Trust for Historic Preservation.

„Ich wollte etwas „Bedeutungsvolles“ haben, und alles, was ich bekam, war diese glatte, oberflächliche Sophisterei.“ -Edith Farnsworth

M 1:1000

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

- Das Farnsworth House ist ein Einraumhaus, es besteht neben einem Wohnraum aus einer Loggia und einer etwas tiefer gelegenen Außenterrasse - Mies van der Rohe platzierte den rechteckigen Bau parallel zum Flusslauf, um einen Ausblick in den Süden und auf die Lichtung im Norden zu ermöglichen.

-Das Haus und die daran anschließende Terrasse umfassen gemeinsam eine Grundfläche von gut 8 x 23 m. Die untere Terrasse misst etwa 7x17 m, was ungefähr der Wohnfläche entspricht.

- Die beiden Terrassen stellen sicher, dass Besucher sich dem Haus auf eine bestimmte Weise nähern: Man kommt aus östlicher Richtung auf das Gebäude zu, blickt dann frontal auf seine südliche Fassade und geht anschließend die Treppen hinauf.

- Der Innenraum ist etwa 140 m² groß und bis auf einen in der Mitte gelegenen Block mit Küchenzeile und Bad frei von Konstruktion und Trennwänden.

Grundriss M 1:200

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE Ansicht Nord

- Das Haus ist 1,6 Meter vom Erdreich abgehoben, wegen der Überschwemmungen des nahen Fox River => erweckt den Eindruck des Schwebens beim Betrachter - Das Gebäude besteht aus drei horizontalen Ebenen: dem Boden des Hauses, dem Dach und einer tiefer liegenden Terrasse

Ansicht Ost

- Treppen mit relativ flacher Steigung verbinden die einzelnen Ebenen miteinander - Es gibt es nur eine Tür, die nach außen führt - Die Außenwände sind vollkommen aus Glas, erlauben unverhüllte Einblicke in das Gebäude und ermöglichen in jeder Situation einen direkten Bezug zur Natur

Ansicht Süd

- Als Sichtschutz sind lediglich leichte Vorhänge aus Seide vorgesehen

Ansicht West

M 1:200

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

„Meine Versuche an einem Glasmodell wiesen mir den Weg, und ich erkannte bald, daß es bei der Verwendung von Glas nicht auf eine Wirkung von Licht und Schatten, sondern auf ein reiches Spiel von Lichtreflexen ankam.“

Schnitt A-A

Schnitt B-B

M 1:200

M 1:20

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

Loggia

„[...] nicht die Form an sich kann das Ziel sein, die Form hat sich vielmehr als „Dienerin“ gegebenen Umständen anzupassen, da nur aus Lebensqualität wahre Formintensität erwachsen kann.“

Wohnraum

Eingang

Terasse

Wegeführung Aufenthatsbereich Schlafbereich Nasszelle Stützen

Zonierung

Innenraum- Zonierung

Fließender Raum - Durchwegung

Blicke - außen nach innen

Blicke - innen nach außen

Einbeziehung der Umgebung

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

- Die Tragstruktur des „Farnsworth Houses“ ist deutlich lesbar - Die Decken bestehen aus Stahlrahmen, die zusammen mit den Stahlstützen (Doppel-T-Träger), die selbsttragende Stahlskelettkonstruktion bilden - Die Rahmen der Decken sind mit Betonplatten gefüllt - Die Fassade aus großflächigen Glasscheiben ist mit Winkeln an den tragenden außenliegenden Stützen befestigt - Laut Mies van der Rohe besteht das Farnsworth Haus dank seiner reduzierten Tragstuktur und den die horizontale betonenden Bodenund Deckenscheiben aus „praktisch nichts“ - In der gesamten Betrachtung des Gebäudes ist der von Mies van der Rohe geprägte Begriff „less ist more„ (weniger ist mehr) deutlich erkennbar

„God is in the details“

M I E S VAN DER R O H E

FA R N S WORTH HOUSE

„Wenn Sie eine halbe Stunde in dem Haus sind, verschwinden die Wände. Sie sind dann mitten in der Natur.“ John Palmatier

ADOLF

LOOS

(1870 - 1933)

MIES VAN DER ROHE (1886 - 1969)

Gemeinsamkeiten

Beide prägten und beieinflussten die Geschichte der modernen Architektur in der Welt .

Die Söhne von Steinmetzen hatten dadurch schon in einem frühen Alter eine starke Beziehung zu edlen Materialien erworben, was in der Verwendung hochwertiger Materialien und Baustoffe sichtbar wird.

Beide vertraten durch ihre minimalistische Einstellung den Vorsatz, das Ästhetik durch die Nutzung und Verwendung der Räume entsteht, nicht durch architektonische Ausschmückungen. Der Leitsatz „less is more„ gilt bei beiden, wird aber jeweils anders interpretiert.

Gestaltungs- und Architekturmerkmale Typischer Baustil

Raumplan - System: - komplexe Raumfolge mit gezielter Führung - Raumniveaudifferenzierung - Terrassierung und kubische Gliederung des Baukörpers - äußerste Rationalität bei gleichzeitig eleganter Innenausstattung - reiche Raumfolge ist am Außenbau infolge des strengen Kubuses nicht ablesbar.

- Hang zur Privatheit, zur Abgeschlossenheit -Er lehnt die Verschwendung von Raum, Material und Arbeitskraft ab - Sensibilität des Architekten bei der Wahl und Anwendung der Materialien - Gegenstände sollen nur dann in Erscheinung treten, wenn sie auch in Benutzung sind - Loos plant von innen nach außen

- offene Raumkompositionen - Innen und Außen sollten ineinander übergehen - Funktionalität und klare Formen - Modulbauweise - Großzügige Räume - Reduktion auf das Wesentliche - Lebenslanges Streben nach Vereinfachung - Perfektion im Detail - Entmaterialisierung - Verwendung hochwertiger Materialien und Baustoffe

„Einen warmen, wohnlichen Raum herstellen, für diesen Raum ein konstruktives Gerüst erfinden“

„Less is more“ - Weniger ist mehr

Philosophie

Sichtbare Unterscheidung von „Skin und Skeletton“ => es wird unterschieden zwischen rein konstruktiven und bloß verkleideten Bauelementen

HAUS MOLLER

FARNSWORTH H O U S E

1927–1928

1945–1951

Haustyp

- Einfamilienhaus

- Einraumhaus

Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit

- geschlossener Baukörper - räumlich organisierte Diskretion - Privatssphäre und Zurückgezogenheit - Fenster sind dazu da, Licht hinein, nicht aber Blicke hindurchzulassen

- Gläserne Hülle - Offenheit im inneren und zur Außenwelt - offener Baukörper, der freien Einblick in das Gebäude gewährt - Einbeziehung der Umgebung, so dass die Natur Teil des Hauses wird

Bauweise

- massiver Mauerwerksbau - tragende Außenwände - symmetrischer Fassadenaufbau - verschachtelte Innenräume

- Skelettbauweise - Stützen - Tragstruktur des Farnsworth Houses ist deutlich lesbar - kubische Bauweise - Leichtigkeit => „schwebend“

Raumkomposition

- Raumausnutzung bis auf den letzten Zentimeter - Jedes Zimmer hat je nach Funktion verschiedene Grundflächen, Höhen und liegen auf unterschiedlichen Ebenen - komplexe Raumfolge mit gezielter Führung - konträre Gestaltung von Äußerem zu Innerem

- fließender Raum - frei unterteilbar - offener Grundriss ohne feste Wände - offene ineinander übergehende Räume - eingebauter Fuktionskern als einziges festes Element im Innenraum

Innenraumgestaltung

Verwendung hochwertiger Materialien und Baustoffe im Innenraum

Einfach gehaltene Einbauelemente, die mit selbst entworfenen Möbeln kombiniert sind

FAZIT Die Architekten Ludwig Mies van der Rohe und Adolf Loos verbanden viele Gemeinsamkeiten.

Sie lebten in der selben Zeit und architektonischen Epoche, der klassischen modernen Architektur. Diese prägten beide auf eine besondere Art. Sie waren beide Söhne von Steinmetzen und hatten somit starke Beziehungen zu edlen Materialien und ihren Einsatz. Auch arbeiteten beide auf eine sehr minimalistische Art und waren der Meinung, Ästhetik sei nicht durch Ornamentik und Verschnörkelungen zu erreichen, sondern durch klar strukturierte und aus der Funktion entstandenen Räume.

Trotzdem unterschieden sich die architektonischen Ansätze der beiden radikal voneinander.

Diese Tatsache erkennt man sehr gut an der Bauweise und Ideologie der beiden analysierten Häusern.

Adolf Loos bevorzugte tragende und funktionale Außenwände, die oft das Innenleben nicht sichtbar machen. Im inneren verwendete er komplexe Raumfolgen, bei denen durch leichte Wände getrennte, sehr funktionale Räume aufeinander folgten. Dadurch entstanden private Räume mit teils abgeschlossenen Zonen bei denen keine Fläche ohne Nutzen blieb. Er erkannte dass das Zusammenspiel von Außen und Innen nicht funktionieren konnte, solange es keine radikale Trennung zwischen dem privaten- Inneren und dem öffentlichen- Äußeren gibt.

Auch Mies van der Rohe hatte als Leitlinie Funktionalität und klare Formen. Diese äußerte sich bei ihm im Gegensatz zu Adolf Loos jedoch in fließenden Räumen und der unklaren Trennung von Innen und Außen. Er bevorzugte offene Stahlskellettbauten, bei denen die Fassade größtenteils verglast und der Innenraum beliebig durch leichte und meist wenig Trennwände bespielt werden konnten. Seine sehr leichten Räume waren so auf das wesentliche reduziert das die Tragstruktur spürbar wird und das Gebäude so einen sehr leichten und fließenden Eindruck hinterlässt.

Das wird vor allem im Farnsworth Haus sichtbar, bei dem er die Perfektion der Verbindungen so weit herausarbeitete, das ein Übergang zwischen Außen und Innen kaum spürbar ist. Durch die fehlende Privatsphäre ist es kaum möglich das Haus über längere Zeit zu bewohnen.

Im Mollerhaus hingegen ist durch die tragenden Außenwände und das sehr strukturierte Innere eine gute Wohnatmosphäre durch genug private Rückzugsorte gegeben. Hier verdeutlicht sich die von Loos geforderte Auffassung von einem einfachen funktionalem Äußeren, dass die komplexe Verschachtelung des Innenlebens nicht preisgibt.

Das macht seinen Wunsch nach der Trennung zwischen dem öffentlichen Äußeren und dem Privaten Inneren sichtbar.

Trotz ihrer großen Unterschiede waren beide Häuser für die damalige Zeit revolutionär und prägten durch die beispielhafte Veranschaulichung der beiden extremen offen-fließend und introvertiert-privat nachhaltig die Entwicklung der modernen Achitektur.

Quellen und Literaturverzeichnis Internet http://www.architekt.de/Architekturstil/klassische_moderne.php http://www.nextroom.at/building.php?id=2407&sid=2897 http://www.bauhaus-movement.com/designer/mies-van-der-rohe.html https://deu.archinform.net/projekte/2096.htm http://www.manager-magazin.de/lifestyle/reise/farnsworth-house-glanzstueck-von-mies-van-der-rohe-a-1005531.html http://www.glanzunddesign.de/Mies-van-der-Rohe.23.0.html Literatur RAUMMODELLE: Wohnhäuser des 20. Jahrhunderts; Verlag Anton Pustet, Autor Friedrich Kurrent, 1995 Adolf Loos; Raumplan Wohnungsbau; Akad. der Künste 1983 Werner Blaser: „Mies van der Rohe, Farnsworth House: Weekend House/Wochenendhaus“, Basel, Birkhäuser, 1999 Loos: Kleine Reihe - Architektur, von Peter Gössel und August Sarnitz, 2010 Mies van der Rohe. Das gebaute Werk, von Carsten Krohn, 2014