Amen Magazin «Gemeinsam beten»

A U S G ABE 2 S O MM E R 2 02 0 WWW. AM EN - MAG A Z I N . C H

VOLL GLAUBEN LEBEN

GEMEINSAM BETEN ANKE & DANIEL KALLAUCH

BETEN IN KRISEN

PETER HÖHN

GLAUBENSVERMITTLUNG ÜBER DAS TISCHGEBET HINAUS

MIT WERNER KÜBLER, MARIANNE MEYNER,LILIAN STUDER, PETER SCHNEEBERGER U.A.

BETEN, DASS GOTT UNS DEN WEG ZEIGT, DER ZUM LEBEN FÜHRT

INHALT

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G EMEIN SAM GO TTWÄRTS

Interview mit Walder, Iten, Iantorno

04 IM GE B E T D E M L E B E N NAC H JA GE N von Peter Höhn

08 « L IE B E R GO T T »

Umfrage von Manuela Kaufmann

1 1 B E Z IE H UNGSW E ISE

Kolumne von Sabine Fürbringer

1 2 GE M E INSA M E S GE B E T SC H A F F T E INH E I T UND VE R SÖ H NUNG Interview mit Hanspeter Nüesch

1 5 SINGE N, L E UT E , SINGE N!

Kolumne von Jonathan Schmidt

1 6 B E T E N IN K R ISE N

Sieben persönliche Statements

20 GE M E INSA M GO T T WÄ R T S

Interview mit Walder, Iten, Iantorno

24 B E T E N UND F E IE R N

Portrait über die Offensive Junger Christen

31

G OTT DA R F UNS UNTERBREC HEN

Portrait über Jill Weber

27 M O D E R NE L IT UR GIE N – E IN P R A X ISVE R SUC H

Auszug aus dem Magazin «Einfach beten»

31 GO T T D A R F UNS UNT E R B R E C H E N Portrait über Jill Weber

35 B L IC K P UNK T W E L T

Kolumne von Nathalie Burgherr

36 E NT SPA NNT B E T E N A L S E H E PA A R

Interview mit Manuela & Marc Bareth

39 B E T E ND SINGE N, SINGE ND B E T E N

Interview mit Anke & Daniel Kallauch

4 2 F ÜR M E NSC H E N B E T E N – UND M IT GO T T R E C H NE N Interview mit Jean-Luc Trachsel

4 5 GE M E IND E L E B E N

Kolumne von Leonardo Iantorno

4 6 K UR Z UND GUT

mit Monika & Peter Markwalder

4 8 WA S C A M P US B E W IR K T 5 3 A UT O R E N/ IM P R E SSUM

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5 5 P E R SÖ NL IC H

von Philipp Wegenstein

D AS M AG AZIN VON

F Ü R MEN SC HEN BETEN – UND MI T GO TT REC H NE N

Interview mit Jean-Luc Trachsel

Amen ist hebräisch und bedeutet fest, verlässlich, treu und ist verwandt mit Begriffen wie Glauben, Wahrhaftigkeit und Treue. Das Magazin Amen, voll Glauben leben inspiriert mit Lebensberichten und geistlichen Impulsen zu authentischer, verbindlicher und glaubwürdiger Jesus-Nachfolge.

EDITORIAL

MIT EHRLICHKEIT UND LEIDENSCHAFT Gemeinsame Gebete haben mir schon manch anstrengende Minuten beschert.

Ich habe nicht enden wollende Stillen durchlitten und schwerfällige bis (gefühlt) tote Zeiten ausgehalten, während meine Gedanken um ganz andere Themen kreisten. Mindestens genauso oft aber war ich innerlich bewegt – inspiriert durch Menschen, die mit mir oder für mich gebetet haben. Und beschwingt durch die Erfahrung, wenn unsere gemeinsamen Gebete ihre besondere Kraft entfalten.

Im Hinblick auf begeisterndes Gebet ist mir in den letzten Jahren wichtig geworden, dass unsere Gebetszeiten nicht von religiöser Korrektheit, sondern von Ehrlichkeit bestimmt sind – von Gebeten, die direkt dem Herzensboden entspringen.

Und die dürfen ganz gerne auch mal erbärmlich und holprig daherkommen.

Ein weiteres Hindernis für lebendige Gebetsgemeinschaften ist unsere Zufriedenheit mit dem Status Quo. Es geht nicht einfach um «Hauptsache, dass gebetet wird», sondern darum, dass wir immer wieder leidenschaftlich darum ringen, wie wir miteinander beten können, damit wir es mit Freude und Lebendigkeit tun.

Dabei müssen wir nicht den Anspruch haben, dass jede halbe Stunde Gebet immer gleich einen geistlichen EndorphinSchub auslösen muss.

Lassen wir doch unser gemeinsames Gebetsleben immer wieder mit Hilfe von Gottes Kreativität erneuern. Genau dazu dient die aktuelle Ausgabe mit einer Fülle belebender Gebetsanstösse. Geniesst die

Zeilen von Peter Höhn, der für mich ein Vorbild ist in der Art und Weise, wie er in Glaubens- und Gebetsdingen dem «nachjagt», was Leben hervorbringt. Findet bei Daniel und Anke Kallauch sowie Marc und Manuela Bareth wertvolle Impulse, wie Gebetszeiten in Familie und Partnerschaft gefeiert werden können. Lernt von Gemeinschaften wie dem «Order of the Mustard Seed» oder der «Offensive Junger Christen», wie gemeinsames Beten, Arbeiten, Feiern und Leben zu einer dynamischen Einheit werden. Und nutzt die Beiträge zum Thema «Beten in Krisen» als Ermutigung, in der aktuellen Situation im Gebet Neuland einzunehmen.

Gerade in diesen Corona-Zeiten hat mich das gemeinsame Gebet persönlich neu motiviert. Zwar ist es gewöhnungsbedürftig, mit manchmal bis zu 70 Bildschirmfensterchen auf dem Desktop in eine tiefe Gebetsstimmung zu kommen. Aber die Tatsache, dass wir aus zig Wohnzimmern der Schweiz und Europas gemeinsam vor Gott kommen können, ist kraftvoller, als anfänglich gedacht. Und während uns momentan viele Grenzen gesetzt sind, öffnet sich durch das gemeinsame Gebet ein neuer, weiter Raum.

Testet fröhlich aus. Und erfindet euer gemeinsames Gebet immer wieder neu – mit Ehrlichkeit und Leidenschaft!

Andreas «Boppi» Boppart

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IM GEBET DEM LEBEN NACHJAGEN

von Peter Höhn

W

ozu beten? Ich kenne keine bessere Antwort und keine stärkere Motivation als Psalm 16,11: Gott, du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. – Doch wie und was beten, um diesem «Leben» in jeder Beziehung näherzukommen?

Als kleiner Junge und von vier Geschwistern der jüngste, mit dem niemand spielen wollte, war es mir dann und wann furchtbar langweilig. Auf meine Frage «Was sölli mache?» folgte oft die wenig hilfreiche, sarkastische Antwort: «Am Bode sitze und lache!» Doch mir war nicht zum Lachen. Auch später und mitten im Trubel des Lebens holte mich die Langeweile immer wieder mal ein. Sie wurde mit zum Grund, warum ich als Student anfing, mich für Gott zu interessieren. Ich fing an zu beten, weil ich zutiefst erkannte, dass ich mir selbst kein «Leben» vermitteln und aus mir selbst keinen Sinn ziehen kann.

JESUS – DAS LEBEN – EINLASSEN

Meine Gebete um Leben wurden erhört. Nicht immer genau so, wie ich es erwartete, aber im Blick auf die gut vierzig Jahre, die ich mit Jesus unterwegs bin, weit über meine Erwartungen hinaus. Immer wieder habe ich erlebt, wie aus dem Gebet dieses von Gott geschenkte, nicht machbare Leben floss: sei es in meiner Gottesbeziehung, in der Beziehung zu anderen Menschen, im Miteinander bei Campus für Christus, im Erkennen meiner Berufung, aber auch in überraschenden Begegnungen und Erfahrungen des gewöhnlichen Alltags.

Im Buch «Die Hütte» gibt es einen interessanten Dialog, in welchem Jesus dem Protagonisten

Mack sinngemäss erklärt, dass es beim Beten einfach darum gehe, «unser ganzes Leben aus der Beziehung mit Gott zu ‹erfahren› und zu gestalten».

Gott ist der Lebensspender schlechthin (1. Timotheus 6,13). Bei ihm ist die Quelle des Lebens (Psalm 36,10), und wenn wir beten, öffnen wir diesem göttlichen Lebensstrom die Tür. Darum sagt Jesus zu allen und besonders zu den selbstgenügsamen Menschen (Offenbarung 3,20): Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und mit ihm essen und er mit mir. Es ist ein wunderschönes Bild, das immer wieder Wirklichkeit wird, wenn wir uns echt mit dem Herzen darauf einlassen. Der norwegische

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IMMER WIEDER ERLEBE ICH, WIE AUS DEM GEBET DIESES VON GOTT GESCHENKTE, NICHT MACHBARE LEBEN FLIESST. Theologe Ole Hallesby (1879–1961) definiert das Gebet mit ebendiesem Bild: «Beten heisst Jesus einlassen.»

Denn mit Jesus – der Gott und der das Leben ist (Johannes 1,1–5) – kommt auch dieses göttliche Leben mit seinem Duft und Glanz, seiner Kraft und Weite hinein, wo immer wir ihm durch unser Gebet die Tür öffnen.

DAMIT AN UNS LEBEN GESCHIEHT

Mir gefällt diese Perspektive. Gebet ist dann nicht in erster Linie eine Anstrengung unsererseits, ein Wegbeten von Problemen oder ein verbissenes Ringen um Gebetserhörungen, sondern ein Sichöffnen zu Gott hin, damit an mir und an unserer Gemeinschaft das hier

notwendige «Leben aus Gott» geschieht. Das kann sich auf unterschiedliche Weise ausdrücken: × Meine Sicht der Dinge, meine Sicht der Menschen verändert und klärt sich. × Ideen, Kreativität und Lösungen für Probleme kommen uns in den Sinn. × Herzen und Beziehungen werden gestärkt, geheilt, vertieft, erneuert. × Das ganze Klima unseres Miteinanders verbessert sich.

Häufig verändert sich durch unser Beten im Moment nichts Augenfälliges. Aber längerfristig werden wir sehr wohl feststellen, dass unser persönliches und gemeinsames Gebet etwas bewirkt – dass es unser Sein und Tun, unsere Beziehungen, unser Arbeiten und Zusammenarbeiten immer wieder

eigenartig wärmt, belebt und erfüllt.

Und andererseits, dass ohne Gebet still und leise die Substanz des Lebens entweicht – wie die Luft aus einem Pneu: Routine schleicht sich ein, Beschwertsein, Stress und Dünnhäutigkeit nehmen zu, unser Inneres stumpft ab, wird träge und müde.

In diesem Sinn ist es eine gute Gewohnheit, nur schon mal dieses schlichte Gebet immer und überall zu beten: «Jesus, komme du hier mit deinem Leben hinein – in diese Begegnung … in dieses Gespräch … in diese (schwierige) Beziehung … in mein Chaos mit den Kindern … in meine Arbeit heute … in meine Ferien und meine Freizeit, aber auch in meine Gottesbeziehung und in die Gestaltung meines ganzen Lebens!»

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ICH FING AN ZU BETEN, WEIL ICH ERKANNTE, DASS ICH MIR SELBST KEIN «LEBEN» VERMITTELN KANN. KETZERISCHE BEOBACHTUNGEN

Wie eingangs erwähnt, kann auch das tollste Leben, wenn es nicht von Gott her «belebt» ist, ganz schön langweilig sein. Darum tun wir gut daran zu beten. Aber wer hat es nicht schon erlebt, dass auch Beten – ob allein oder manchmal noch mehr in der Gruppe – mitunter irritierend langweilig ist. So langweilig, dass wir dann doch lieber langweilig leben, als langweilig beten.

Doch gerade, weil ich davon überzeugt bin und es immer wieder erfahren habe, dass ohne Gebet auch das Leben auf der Strecke bleibt, habe ich versucht, dem Geheimnis des Betens tiefer auf den Grund zu gehen. Einmal bin ich der Frage nachgegangen: Wofür wird eigentlich gebetet – und wofür nicht? Und wie unterscheidet sich das von meinen und unseren durchschnittlichen Gebetszeiten?

Beim Auswerten aller Stellen zum Thema Gebet im Neuen Testament machte ich einige interessante, zum Teil ketzerische Beobachtungen – hier stichwortartig wiedergegeben:

× Viel Dankgebet und Aufruf zum Dank, wenig «Worship» × Viel Gebet um tiefere Erkenntnis Gottes, seiner geistlichen «Schätze», seines Willens × Viel Gebet für die gemeinschaftliche Beziehungsqualität und Wachstum in der Liebe × Viel Gebet für die Zeugniskraft der Gemeinde nach aussen × Wenig Gebet für die «Welt» – ausser 1. Timotheus 2,1–2 und «Vergib ihnen …», jedoch Auftrag zu segnen

DREI DIMENSIONEN DES GEBETS IM NEUEN TESTAMENT

Zusammengefasst erkennen wir drei Dimensionen, an denen wir unser Gebet immer wieder ausrichten können: UP – nach oben: Mit Dank, Lob und einem Bibelwort richten wir den Blick auf Gott und seine Verheissungen und beten um die Verherrlichung seines Namens und dafür, dass wir in der Beziehung zum dreieinigen Gott und im Erkennen seines Willens wachsen.

IN – nach innen: Wir beten für unsere Beziehungen, für das Wachsen in der Liebe, für die Einheit in der Leitung und für unser Zusammenleben und -arbeiten als Gemeinschaft.

OUT – nach aussen: Wir beten für unser Zeugnis persönlich und als Gemeinschaft nach aussen in Wort und Tat, Evangelisation, Mission, Diakonie, Kinder- und Jugendarbeit usw.

Diese drei Dimensionen sind eine hilfreiche Leitlinie für unser persönliches Gebet, besonders aber auch dafür, wenn wir zum gemeinsamen Gebet zusammenkommen. Eine einfache, regelmässige Gebetszeit von 30 bis 60 Minuten kann sich etwa an folgendem Ablauf orientieren: × Leitwort (Tageslosung, Wochenspruch, Bibelvers, Lied – keine Predigt!) × Lob und Dank für die Zusage dieses Leitwortes und/oder Dank für

Gottes Wirken in und mit uns unter dem Aspekt «UP» – Gebet gemeinsam, zu zweit oder in Gruppen × Zwei bis drei aktuelle Gebetsanliegen unter dem Aspekt «IN» (Zusammenarbeit, Liebe, Einheit) – Gebet in Gruppen, zu zweit oder gemeinsam × Eines oder mehrere Gebetsanliegen unter dem Aspekt «OUT» (Verkündigung, Mission, Neuland, Kraft und Kreativität Gottes) – Gebet gemeinsam oder in thematischen Gruppen × Segen – Segensgebet oder Segenslied, einander zu zweit segnen

ALS GEMEINSCHAFT EINE BEGEISTERNDE GEBETSKULTUR ENTWICKELN

Was können wir darüber hinaus tun, damit unser Gebet nicht Gefahr läuft, langweilig zu werden, sondern im Gegenteil die Teilnehmenden ermutigt und motiviert? Wie können wir als Gemeinde, Gemeinschaft, Gruppe eine begeisternde Gebetskultur entwickeln?

Leitung: Es ist für alle Teilnehmenden hilfreich, wenn Gebetszeiten – ausser im ganz kleinen Kreis – (gabenorientiert) geleitet werden. Als Raster für den Ablauf kann oben genannte Struktur dienen. Beim Leiten geht es jedoch nicht darum, eine Andacht oder Predigt zu halten, sondern den Ablauf zu moderieren, ein Gespür für den Gebetsfluss zu haben und das Gebet thematisch und von der Form her (Plenum, Gruppen von zwei oder drei, Themengruppen usw.) zu lenken.

Dazu gehört zum Beispiel auch, liebevoll, aber klar aufs gegebene Thema zurückzuführen, wenn gewisse Beter «abdriften», oder auch mit geeigneten Formen dafür zu sorgen, dass sich alle Anwesenden, nicht nur die Schnellen, Geübten oder «Vielbeter», beteiligen.

Werte: Bei Campus für Christus haben wir für unsere gemeinsamen Gebetszeiten fünf Werte definiert, die

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uns pädagogisch wichtige Orientierung geben, die wir sichtbar an die Wand geheftet haben, zu denen wir uns bekennen und wozu wir einander immer wieder ermutigen: Dankend: Wir pflegen eine Gebetskultur der Dankbarkeit und Anbetung, indem wir uns stets vergegenwärtigen, dass Gott die Quelle aller guten Gaben ist und dass es im Letzten immer darum geht, dass Gott verherrlicht und seine Ehre vermehrt wird.

Wahrnehmend: Wir versuchen beim Beten stets wach zu sein im Geist, und zwar auf drei Ebenen: × für das, was gebetet wird,

× für das, was im eigenen Inneren vorgeht, × für das, was wir von Gottes Geist oder seinem Wort her empfinden.

Daran versuchen wir anzuknüpfen und es im Gebet weiter zu entfalten.

Verheissungsorientiert: Wir halten uns an die Verheissungen der Bibel, beten glaubensvoll vom Wort Gottes her und pflegen damit eine Gebetssprache, die von Freude und Erwartung geprägt ist.

Aktiv: Wir bleiben nicht passiv, sondern tragen zu einer dynamischen Gebetsgemeinschaft bei, indem wir uns schnell und aktiv beteiligen, einander beim Beten bestärken und

WENN WIR BETEN, ÖFFNEN WIR DIESEM GÖTTLICHEN LEBENSSTROM DIE TÜR.

überhaupt zum gemeinsamen Gebet ermutigen.

Vielfältig: Wir pflegen bewusst eine Vielfalt von Gebets- und Ausdrucksformen – von charismatisch bis liturgisch, von enthusiastisch bis eher leise, von Gebet in kleinen Gruppen bis Plenumsgebet – und bringen uns auch da ein, wo es uns von unserer Persönlichkeit her nicht so liegt.

Rhythmisierung: Eine gute Gebetskultur besteht einerseits aus Gefässen für regelmässiges Gebet, die von der Zeit, dem Ort, und der Länge her möglichst alltagskompatibel sind, zum Beispiel wöchentlich eine halbe Stunde frühmorgens. Daneben lebt gemeinsames Gebet von zusätzlichen, kreativen Initiativen und Aktionen wie Gebetsraum, Gebetswochen, Gebetsnächten, Gebetsstationen nach Gottesdienst etc.

Arbeitsgruppe für Kernauftrag Spiritualität und Gebet: Es kann sich als (Kirch-)Gemeinde lohnen, eine solche Arbeitsgruppe – zu der auch ein Mitglied der Gemeindeleitung gehören sollte – einzusetzen mit dem Auftrag, dem geistlichen Leben der Gemeinde zu dienen, Gebetsaktivitäten zu koordinieren und Angebote zur Vertiefung des geistlichen Lebens bereitzustellen.

UM DEN HEILIGEN GEIST BITTEN

Das Trachten des Geistes ist Leben und Frieden. Römer 8,6 bringt nochmal auf den Punkt, worum es beim Beten geht: dass wir uns immer wieder beim Heiligen Geist einklinken und um den Heiligen Geist bitten, dass er uns aus aller Langeweile heraus zu mehr Leben und Frieden führt. Dass er uns davor bewahrt, einem Ideal – auch einem Gebetsideal – nachzueifern, sondern uns da, wo wir als Gemeinschaft stehen, den nächsten Schritt auf dem Weg zu dem Leben zeigt, das Gott uns schenken möchte.

«Jesus» «Vater im Himmel» «Lieber Gott» «Herr» «Papa» «Ach Herr»

«Wunderbarer himmlischer Vater»

«Hier bin ich. Was ist?»

«Ewiger Vater»

«Danke Gott»

«Ja, Herr»

«Ich danke dir»

«Guete Morge Papi»

«Hallo Gott»

«Grosser Gott»

«Mein Heiland»

«Oh Jesus»

«Hey Daddy» «Guter Gott» «Okay Gott»

«Seigneur»

«Himmlischer Vater»

«Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes»

von Manuela Kaufmann

J

eder tut es an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit, auf eine andere Art und Weise. Beten. 334 Befragte geben Auskunft über ihr ganz persönliches Gebetsleben und beschreiben, welche Rituale ihnen dabei helfen, sich auf das Gebet zu fokussieren.

Ein Rosenkranz, blaue Ritter, vorformulierte Liturgien, Kerzen und Instrumentalmusik haben wohl nur eine Gemeinsamkeit: Alles soll dabei helfen, sich aufs Beten zu fokussieren.

In einer Welt mit Ablenkung an jeder Ecke hat jeder eigene Strategien entwickelt, um einen Schritt aus der Alltagshektik herauszutreten und sich auf Gott auszurichten. Diese Methoden könnten unterschiedlicher nicht sein. Währenddessen sich die einen zum Beten am liebsten in eine Decke einwickeln, fahren andere

lieber Fahrrad. Einige bevorzugen es, auf dem Boden zu liegen und Beine und Hände auszustrecken. Manchen hilft es, auf den Knien zu sein.

Andere gehen im Zimmer auf und ab oder sitzen auf dem Sofa und atmen bewusst ein und aus. Während Stricken, Spazieren im Dunkeln oder Schwimmen Tätigkeiten sind, die gewissen Personen helfen, sich aufs Gebet zu konzentrieren, stört es andere nicht, beim Beten den Fokus zu verlieren: «Für mich ist es ein konstantes Gespräch mit ständigem

On und Off. Plötzlich merke ich, dass ich am Beten bin», so eine Teilnehmeraussage.

BEWUSSTES AUSRICHTEN Vielen hilft es, Zeiten in den Alltag einzuplanen, welche dem Gebet gewidmet sein sollen. Dieses Planen helfe, nicht durch andere Termine oder beispielsweise das plötzliche Bedürfnis, das Haus abzustauben, abgelenkt zu werden. Je nachdem, wo ein Mensch sich auf der Skala zwischen dem nachtaktiven Morgen-

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muffel und dem sofort wachen Frühaufsteher einordnet, werden diese Zeiten anders geplant. Dementsprechend bieten sich entweder der Morgenkaffee, die Mittagsruhe, der Sonnenuntergang oder die Bettdecke als Gebetsbegleiter an.

Diese bewusst herausgenommenen Zeiten werden ganz unterschiedlich und durch die verschiedensten Elemente wie beispielsweise ein Kreuzzeichen, das Ausziehen der

Brille, das Falten der Hände oder das Halten eines Kreuzes umrahmt.

Manche lesen Psalmen, andere schreiben, die nächsten zeichnen.

«Ich bete dem Vaterunser entlang, das mich als Leitfaden durch meine Gebetszeit führt», erzählt eine Umfrageteilnehmerin. Wieder andere lieben es, einfach zu sitzen und zu horchen, viele hören Musik, viele schliessen die Augen, nicht wenige öffnen die Augen bewusst und

versuchen ihren Gott vor sich zu sehen, wie die folgende Person: «Ich schaue Jesus in die Augen, bis alles andere an Wert verliert.»

Wie auch immer, alles soll dazu dienen, sich ganz auf Gott auszurichten und mit ihm in Kontakt zu treten.

MEIN LIEBLINGSGEBETSPLATZ IST...

...überall und nirgends. 41.5 %

...zu Hause. 23 %

...im Bett. 1 % ...im Auto. 2 % ...auf dem Fahrrad. 0.5 % ...im Büro. 0.5% ...in einem Gebetsraum. 1.5% ...unter der Dusche. 0.5%

...in der Kirche. 4.5% ...draussen. 25 %

GRÖSSTENTEILS...

...bitte ich Gott um seine Gegenwart. 0.5%

...bringe ich Bitten vor Gott. 26 %

...danke ich ihm für Umstände. 25 %

...stelle ich ihm Fragen. 5 %

...höre ich zu. 1.5% ...bete ich in Sprachen. 0.5% ...bete ich ihn an. 3 % ...bete ich mit Bibelversen. 1 %

...klage ich. 1 %

...erzähle ich ihm, was so ansteht. 27 %

...Danken, Bitten, Erzählen zu gleichen Teilen. 9 %

...bin ich einfach gerne bei und vor ihm. 0.5 %

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AM LIEBSTEN BETE ICH...

...alleine. 67 %

...in einer Gruppe oder Gemeinschaft. 11 %

...in meiner Familie. 2 % ...mit einem Freund/Partner, einer Freundin/Partnerin. 17%

...abwechslungsweise in verschiedenen Settings. 3 %

EINMAL, ALS ICH BETETE...

«Es passiert eigentlich immer etwas, wenn ich bete», meint einer der Umfrageteilnehmer. Die einen durften erleben, wie jemand geheilt wurde, ein anderer fand nach einem Gebet ein Sechserpack Bier am Strassenrand, eine verlorene Brille tauchte auf und Menschen wurden finanziell auf

übernatürliche Art und Weise versorgt. Jemand bekam ein Auto geschenkt, und zwar exakt diesen VW-Kombi, für den er gebetet hatte.

Viele durften erfahren, wie Gott ihre Wünsche kennt, wahrnimmt und erfüllt. Wenn auch manchmal ganz anders, als sie erwartet hätten: «Gott schlug mir einen inständigen Wunsch

«… war das Problem plötzlich kein Problem mehr.»

«… spürte ich Jesus mit mir weinen. Sein Mitgehen gab mir tiefen Frieden ins Herz.»

«… verschwanden meine negativen Gedanken.«

«… wurde ich dankbar und gelassen.» «… fühlte es sich an, als ob mich jemand ganz real in die Arme nimmt.»

«… bekam ich Liebe für eine Person, über die ich mich zuvor ärgerte.»

«… gab mir Gott den Befehl, keine Angst zu haben.»

«… öffnete ich die Bibel und Gott sprach durch den Text genau zu mir.»

«... wurde ich mit Freude überschüttet.»

«… konnte ich meinen Fokus neu ausrichten und verstand, worum es wirklich geht.» «… ist die tiefe Überzeugung gewachsen, dass Gott gut ist.»

aus. Sein ‹Nein› war aber so intensiv in seine Liebe gehüllt, dass ich es freudig annehmen konnte.» Viele durften erleben, wie die Zeit im Gebet etwas veränderte und beendeten den Satzanfang «Einmal, als ich betete …» mit:

«… veränderte sich nicht die Situation, sondern ich mich selbst.»

«… begann ich zu weinen.»

«… verschwand die Wut aus meinem Herzen.»

«… schlief ich ein.» «… wurden mir die Augen für eine Sache geöffnet und Gott zeigte einen Weg.»

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BEZIEHUNGSWEISE

HINHÖREN Sabine Fürbringer ist Psychologin, arbeitet als Referentin und Beraterin und leitet bei Campus für Christus den Arbeitszweig Campus WE.

Wenn Gebet Reden mit Gott ist, dann findet da ein Wechselspiel zwischen Senden und Empfangen von Nachrichten statt. Bin ich dran mit Senden, kann ich das in ein Gebet einpacken und losschicken. Oft ist nur schon das eine Herausforderung – in meinem Herzen nachzuspüren, was ich wirklich will. Mit seiner Frage «Was willst du, dass ich dir tun soll?» hat Jesus den Menschen zuweilen geholfen, ihr Anliegen zu präzisieren.

Doch vielleicht noch anspruchsvoller ist das Hinhören, was Gott mir denn dazu oder überhaupt im Gebet sagen will. Gerade weil wir meist keine akustisch wahrnehmbare Stimme vom Himmel vernehmen, ist es entscheidend wichtig, unsere innere Hörfähigkeit zu schärfen und nicht nur vertraut damit zu werden, was, sondern auch wie Gott vorzugsweise zu mir spricht.

Erfahrungsgemäss am hilfreichsten und auch am häufigsten kommt Gottes Reden durch die Bibel zu mir. Zwar empfange ich nur selten eine eindeutige Wegweisung, die ich eins zu eins umsetzen könnte. Aber es sind diese Worte des Lebens, die meine Seele

sättigen, die Ruhe und Frieden bringen, die den Verstand übersteigen und trotz offener Fragen auf einer anderen Ebene die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche lenken. An so einem Wort kann ich mich konkret festhalten, kann darüber nachsinnen, kann es wieder ins Gebet einfliessen lassen.

Dieses Gespräch mit Gott ist kein Hin und Her von Fragen und Antworten, sondern da entfalten sich Wahrheiten, wächst die Gottes- und Selbsterkenntnis. Die konkreten Fragen erledigen sich entweder nebenher oder sie sind gar nicht mehr relevant.

was ich allenfalls auf meinem Seelengrund antreffe, ist Ausgangspunkt, um das Gespräch mit Gott weiterzuführen.

Es gibt Zeiten, in denen die Dinge super laufen, wo Glücksmomente zum Feiern Anlass geben. Auch so spricht Gott, zeigt seine Liebe und sein Wohlwollen. Was für ein idealer Ausgangspunkt, um im Gebet mit Dankbarkeit und Lob zu reagieren.

Gott spricht in Naturereignissen, durch Zeitungsartikel, beim Museumsbesuch, im Zusammensein mit Kindern, in Körperempfindungen, er kann alles nutzen, um sich bemerkbar zu machen.

Doch es gibt noch andere Kanäle, auf denen Gott mich ansprechen will. Wer mit geschärften Sinnen unterwegs ist, wird auf unterschiedliche Weise Gottes Reden begegnen, manchmal ganz unerwartet. Im Gespräch mit einem anderen Menschen setzt sich eine Aussage bei mir fest. Sie kann befreiend und erhellend sein, und im Nu ordnen sich Dinge im Inneren. Sie kann aber auch ein Unbehagen auslösen, das sich nicht einfach abschütteln lässt. Da muss ich also tiefer gehen und erkunden, was denn in mir betrübt, verärgert oder ängstlich reagiert. Das,

Entscheidend ist, ihm gegenüber ein offenes Herz zu bewahren und dem Heiligen Geist zuzutrauen, dass er in jeder Situation präsent ist und uns hilft, in die Verbindung mit Gott zu treten. So stelle ich mir das, was Paulus «Beten ohne Unterlass» nennt, vor.

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GEMEINSAMES GEBET SCHAFFT EINHEIT UND VERSÖHNUNG Interview: Lukas Herzog

I

ch bin nicht der typische Beter», sagt einer, den viele als «Mann des Gebets» bezeichnen. Wohl, weil für Hanspeter Nüesch Leben Gebet und Gebet Leben ist. Ganz unkompliziert und alltäglich.

Es ist ein unscheinbares Tal, ein unscheinbares Dorf, ein unscheinbares Wohnzimmer, eine unscheinbare Gruppe von fünf Männern. Niemand, wohl oft auch sie selbst nicht, kennen die ganzen Auswirkungen von dem, was sie an diesem Dienstagmorgen tun. Sie tun es seit 35 Jahren.

Jede Woche. Sie lesen ein Wort aus der Bibel und beten gemeinsam, ehrlich, konkret. Diese Treue, die spürbare Einheit, sie machen einen sofort ruhig und hoffnungsvoll. Sie beten kurz und unkompliziert.

«Wenn wir nicht so ehrlich beten würden, wäre ich schon lange weg», sagt ein Geschäftsmann, der von Anfang an dabei ist. Sie beten für die Verantwortlichen aller Kirchen im Tal. Sie erzählen mir, wie sie für mehr christliche Amtsträger und Lehrer gebetet haben, die nun in grosser Zahl hier sind. «Vor allem aber haben wir uns immer gegenseitig mitgetragen, selbst dann, wenn einer von uns selbst nicht mehr beten konnte», erklärt ein anderer die vielleicht grösste Auswirkung dieses gemeinsa-

men Gebets. Sie haben Amtsträger, Unternehmer, CEOs von Grossfirmen, Prediger mitgetragen – und eben auch Hanspeter Nüesch, der 30 Jahre lang Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz war und selbst mit 70 noch immer als Initiator von Christustagen auf der ganzen Welt aktiv ist.

Hanspeter, seit wann betest du?

Ich hatte immer eine recht heisse Beziehung zu Gott, habe schon als Kind gebetet. Doch echte Freude am

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Gebet erhielt ich erst, als ich mit 23 der Kraft des Heiligen Geistes begegnete. Er fragte mich, ob ich es wirklich ernst meine mit ihm. Da wurde mir klar: «Gott, ich brauche deine Hilfe. Sonst bin ich kein gutes ‹Exportprodukt› für dich.» Als Sohn und Nachfolger eines Unternehmers gab ich all meine Karrierepläne und noch vieles andere auf. Da machte ich ganz unerwartet eine tiefe Gotteserfahrung, und mit ihr kam total unvermittelt die Lust am Beten.

Warum erhört Gott nicht alle Gebete?

Es ist so: Manchmal werden Gebete sofort erhört, manchmal dauert es Jahrzehnte, manchmal passiert scheinbar gar nichts. Gott setzt den Zeitpunkt und ist nie unter Zeitdruck. Wenn Gebete nicht in Erfüllung gehen, hat das meist einen Grund. Und der ist häufig ganz banal: Wir sollen warten lernen – und nicht eigenmächtig «Ismaels» auf die Welt stellen.

Und die ist seither immer geblieben?

Tatsächlich erlebte ich seither nur sehr wenige Gebetstiefpunkte. Wenn schon, dann nach grossen Events wie den Explos. Da musste ich mir jeweils klar werden, dass es etwas Wichtigeres als diese Anlässe gibt.

Nämlich meine Herzensbeziehung mit Gott, die auch dann bleibt, wenn äusserlich nicht viel Spektakuläres läuft, und die uns frisch hält, auch wenn der Alltag zuweilen recht trocken sein kann.

Deine Schlussfolgerung?

Jesus lehrt uns im Vaterunser zu beten «Dein Wille geschehe». Und darum geht es beim Beten: seinen Willen zu erkennen und in die Realität hineinzubeten. Gott ist souverän. Er muss nichts tun. Er weiss besser als wir, was für uns gut ist.

Wie haben diese Tiefpunkte dein Gebetsleben verändert?

Sie haben mich zu einer neuen Definition von Gebet geführt. Für mich wurde das ganz simpel: Gebet ist Freundschaft mit Gott. Es ist das, was bleibt. Das motiviert mich, immer wieder weiterzumachen.

Haben deine Gebete immer Auswirkungen?

Ganz klar nein. Mein Sohn hat seit Jahren Diabetes, und Gott tat bisher nichts. Einer der Christustag-Fahnenträger hatte Borreliose und wurde geheilt, einige Jahre später starb er trotz Gebet an Krebs. Innert kurzer Zeit musste ich dreimal auf Flüge warten und verpasste deshalb wichtige Treffen. Bei den ersten beiden Verzögerungen begegnete ich einem hochrangigen Vertreter der offiziellen Kirche und einer Frau, die dringend meine Hilfe brauchte. Beim dritten Mal geschah gar nichts.

Wie betet ihr – und was bringt dich und deine Frau Vreni zum Beten?

Wir sind keine typischen Beter. Wir führen keine Gebetsliste. Das, was uns beschäftigt, bringt uns zum Beten. Egal, ob das nun die Not einer bestimmten Person, unseres Dorfes oder die eines bestimmten Landes ist.

Meistens kommen diese Impulse von aussen, von anderen Leuten oder aus der Zeitung. Dann bringen wir die Anliegen vor Gott in der Fürbitte oder danken Gott für Gebetserhörungen und loben ihn dafür, dass uns alle Dinge zum Besten dienen müssen.

Gibt es Gebetsschätze, die erst in den letzten Jahren dazugekommen sind?

Ich habe begonnen, auch während Besprechungen auf Gott zu hören, oft sogar mit dem Hören auf Gott zu starten. Das ist nichts anderes als Gemeinschaftspflege und ein Warten darauf, wie Gott ganz unterschiedlich zu verschiedenen Menschen spricht. Dann hat auch die Anbetung einen viel grösseren Platz eingenommen. Das entstand aus dem Bewusstsein, dass Gott in unserem Lob

ES GEHT DARUM, GOTTES WILLEN ZU ERKENNEN UND IN DIESE REALITÄT HINEINZUBETEN. wohnt. Das hat übrigens eine missionarische Komponente, weil andere Menschen diese lobende Haltung spüren.

Wie betet ihr denn?

Im Fauteuil, die Zeitung lesend, vor dem Computer, am Telefon mit einer anderen Person zusammen, oft im Bett sitzend, seltener kniend, während des Wanderns, bei einem Kristallfund. Manchmal beten wir ganz ruhig in uns gekehrt, manchmal laut und mit erhobenen Händen, ganz nach dem Vers: Habe deine Freude am Herrn und er wird dir geben (Psalm 37,4).

Einige bezeichnen dich wegen des Stellenwerts, den Gebet in deinem Leben hat und wegen der Auswirkungen einiger deiner Gebete als «Mann des Gebets».

So würde ich mich selbst nicht bezeichnen. Gebet greift einfach immer und überall in mein Leben ein. Auch weil ich davon überzeugt bin, dass es für alle erwecklichen geistlichen Aufbrüche der Schlüssel war und für immer bleiben wird.

Besonders wichtig ist dir seit Langem das gemeinsame Gebet auf allen Ebenen – mit Vreni, in der Männergruppe im Dorf, im 7er-Team mit den Leitern der

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grössten Denominationen, das zum weitergefassten Murtener Leitergebet wurde. Wie kam es dazu?

Bei all diesen Initiativen ging es mir darum, eins zu werden vor Gott.

Einheit beginnt im gemeinsamen Beten. Auf dem einmütigen Gebet liegt eine grosse Verheissung und gewaltige geistliche Power. Indem wir miteinander vor Gott kommen, lernen wir einander kennen, und Gräben zwischen uns werden zugeschüttet. Man wird zu Freunden, die einander wohlgesinnt sind und die nur das Beste für den jeweils anderen wünschen.

Was sind sichtbare Auswirkungen davon?

Wir spürten die Herzen der anderen und hatten alle das gleiche Ziel: eine geistliche und moralische Erneuerung in unserem Lande. Darum wurden wir trotz verbleibender Unterschiede gute Freunde, die sich durch alle Spannungen hindurch nie getrennt haben. Die wachsende Wertschätzung und Einheit in unserem Land über Gemeinde- und Werkgrenzen hinaus sind einzigartig. Das habe ich sonst noch kaum in einem anderen Land angetroffen.

Hanspeter, du selbst wirkst eher polarisierend als zusammenbringend, und doch hat dich Gott gebraucht, um zerstrittene Gruppen als Friedensstifter zusammenzubringen. Wie geht das zusammen?

Ja, vom Typ her bin ich eher dominant und polarisierend. Aber es ist eben oft so, dass Gott uns gerade dort brauchen will, wo wir aus uns selbst heraus wenig Fähigkeiten mitbringen.

Dann sind wir ganz auf Gottes Hilfe

angewiesen. Er bekommt dann auch die ganze Ehre, wenn etwas gelingt.

Wie wirkt denn Gebet als Friedensstifter und Katalysator für geistliche Erneuerung?

Indem man beginnt, den anderen zu segnen. Vergebung ist dabei oft der erste Schritt. Im Segnen liegt eine unglaubliche Kraft. Wir werden dabei immer auch selber gesegnet (vgl.

1. Petrus 3,9). Deshalb wurde «Lobe Gott, segne Menschen» zu meinem Lebensmotto in jeder Situation.

Wobei ich oft traurig bin über mein Versagen und dann immer wieder Gottes Gnade und die Gnade meiner Geschwister beanspruchen muss.

Weshalb fällt es uns oft so schwer, gemeinsam zu beten?

Es gibt leider viel zu viele langweilige Gebetsgruppen, aus denen man belasteter herausgeht, als man hereingekommen ist. Es gibt zu viel glaubensloses Gebet. Solche Gebetskreise stimmen niemanden fröhlich und

Hanspeter Nüesch

war von 1983 bis 2013 Leiter von Campus für Christus. Der Visionär und Brückenbauer motiviert bis heute Christen im In- und Ausland zu gemeinsamem Gebet und missionarischer Sicht für ihr Land.

bringen auch wenig geistliche Frucht.

Mein Erleben ist, dass jedes Gebet, das Gottes Grösse und Liebe proklamiert und aufrichtig ist, eine segensreiche Wirkung entfaltet.

Was kann man als Gebetsgruppe dagegen unternehmen?

Wir müssen ehrlich und von Herz zu Herz beten. So wie ich mit meiner Frau Vreni spreche. Unkompliziert, nicht fromm, einfach so. Und wir müssen miteinander Gott fragen, was ihm auf dem Herzen liegt, damit sein Reich unter den Menschen wächst.

Das führt dazu, dass wir weniger für uns selbst und mehr für den Leib Christi als Ganzes und die Rettung der Aussenstehenden beten. Unser gemeinsames Gebet bekommt dann eine grosse Autorität (Matthäus 18,18–20).

Zum Schluss: Was beschäftigt dich aktuell im Gebet?

Ich bete, dass wir nicht vergessen, dass das Evangelium eine frohe Botschaft ist. Es ist unsere Aufgabe, aufzuzeigen, wie erfüllend und schön eine lebendige Beziehung mit unserem göttlichen Freund ist. Wir müssen lernen, die Menschen wieder mit Gottes Liebe zu lieben, ohne gleichzeitig alles gutzuheissen. Menschen werden die Gegenwart Gottes und seinen Frieden erleben, wenn wir unsere Schweizer Berufung als Sendungsnation und Ort des Friedens wieder ernstnehmen.

Ich bete, dass die Schweiz zu einem Zufluchtsort für Menschen wird, in dem sie zur Ruhe kommen können, um dann erneuert wieder hinauszugehen und das neu gewonnene Glaubensfeuer in die Welt hinauszutragen.

WIR MÜSSEN EHRLICH UND VON HERZ ZU HERZ BETEN.

15 | AMEN

SINGEN, LEUTE SINGEN Jonathan Schmidt

leitet die Kreativbewegung Central Arts und bloggt auf centralarts.ch. Der vorliegende Text entstammt dem Blogbeitrag vom 18. März 2020.

Vor ein paar Monaten – ich präzisiere: am 26. September 2019 – hatte ich eine dieser Offenbarungen. So eine Anti-Mondlandungs-Erfahrung: klein für die Menschheit, umso grösser für mich selbst. Na, du weisst schon. So ein Moment, der Theorie zu Praxis werden lässt und in dem dir innerlich spürbar ein Licht aufgeht. Dieses Licht leuchtet angesichts unserer Lage der letzten Stunden und Tage gerade wieder auf.

Zusammen mit unseren vier Kids tanzten und grölten meine Frau und ich wild durch unser Wohnzimmer. Ich präzisiere: Vor allem meine Frau und die Kinder tanzten. Meine Frau, weil sie es gut kann, und meine Kinder, weil sie keine Hemmungen haben. Ich alberte ein bisschen zwischen meinen tanzenden Derwischen rum und trug mit meinen spastisch anmutenden Zuckungen zur allgemeinen Erheiterung bei. Wir machen das ab und zu.

Einfach, weil’s Spass macht und guttut, gemeinsam das Leben zu feiern. So weit unser Ansatz.

An diesem Abend jedoch spürte ich plötzlich eine heilsame Freiheit beim Singen und Tanzen. Eine, die sich vielleicht deshalb einstellte, weil ich just an jenem Tag wieder einmal richtig ernüchtert darüber war, wie sehr sich Menschen auf den sozialen

Plattformen nicht zuhören können.

Oder wollen. Oder beides zusammen.

Vielleicht erlebte ich auch einfach den ganz natürlichen physischen Effekt, der eintritt, wenn man sich einer Tätigkeit ganz und gar hingibt (Stichwort: Flowtheorie).

Ganz egal, was der Grund, die Vorgeschichte meiner Erfahrung war: Das Tanzen und Singen befreiten mich. Ich spürte einen kurzen Moment lang nichts anderes als Glückseligkeit. Ein perfekter Moment sozusagen. Er mündete in einen Song, den ich noch am selben Tag schrieb, deshalb weiss ich das Datum noch.

Es ist meine ganz persönliche Erfahrung dessen, was Expertinnen und Experten längst behaupten. Ich präzisiere: Sie sagen, wenn man singt, ist es dem Gehirn unmöglich, Angst zu produzieren. Angeblich werden zum Beispiel beim Singen im Chor gar unsere Herzfrequenzen getaktet und stabilisiert. Auch unsere Psyche profitiert, wie Forschungen mehrfach bewiesen haben: Singen fördert die Produktion von stimmungserhellenden Hormonen wie etwa Serotonin und gleichzeitig bauen sich Stresshormone wie etwa Cortisol ab.

Das alles ist Theorie. In der Praxis bewiesen wird sie aktuell von Hunder-

ten von Menschen in Italien, Spanien, Israel und ganz bestimmt noch an ganz vielen anderen Orten der Welt.

Claude Cueni, ein Schweizer Schriftsteller, der wegen einer Immunschwäche seit 10 Jahren Quarantäne erlebt, wurde in den letzten Tagen interviewt und gefragt, wie man diesen Zustand am besten aushält. Zunächst sagte er: «Man soll nicht auf Dinge fokussieren, die man nicht mehr tun kann, sondern darauf, was man tun kann.

Es ist wie bei einer Speisekarte: Man findet dort keine Sachen, die man nicht bestellen kann.» Dann konkretisierte er, was denn auf seiner persönlichen Speisekarte stehe: «Ich sitze auf dem Sofa und singe Lieder. (...)

Man kann nicht gleichzeitig singen und sich Sorgen machen.»

Ich fordere dich da draussen hiermit von ganzem Herzen auf: Wenn dir in den nächsten Tagen die Decke droht auf den Kopf zu fallen, wenn du dich einsam fühlen solltest, wenn dir einfach danach ist oder du deine ganz persönliche Freiheit in vollen Zügen erleben möchtest, dann … singe! Sing dir die Seele aus dem Leib.

Hoffentlich haben wir das ein Stücklein mehr verinnerlicht, wenn diese ganze Geschichte hier vorüber ist und wir wieder in unserem Alltag landen. Ich würde es der Krise danken.

AMEN | 16

BETEN IN KRISEN A

uch wenn unser Handlungsspielraum aufgrund der momentanen globalen Krisenlage massiv eingeschränkt ist, so können wir eines tun: beten. So klingen die persönlichen Gebete von sieben Menschen in aussergewöhnlichen Zeiten wie diesen:

WERNER KÜBLER CEO des Universitätsspitals Basel Vorstandsmitglied von Campus für Christus

Gott kommt uns in einer Krise vielleicht noch näher als sonst, wie Psalm 23,4 sagt. In den CoronaWochen war unser gesamtes Universitätsspital-Team rund um die Uhr gefordert wie sonst selten.

Besser hören und gezielter beten trotz Zeitmangel schien unmöglich – und fiel doch leicht. Ich habe meine kurzen Gebetszeiten viel dichter und intuitiver erlebt: Verheissungen

und Anliegen vor Gott bewegt.

Einen Gedanken für das nächste Meeting aufgeschnappt, der sich als klar und zielführend erwies.

Einen überraschenden Eindruck mitgenommen, den richtig umzusetzen eine Glaubensherausforderung war, aber genau passte. Auf dem Flur mit jemandem auf ganz ungewohnte Art gebetet… Jesus ist in der Krise wunderbar liebe-

voll und nahbar. Er gibt mehr als genug, damit wir als Christen und Kirchen im Gebet, mit Ideen und beherztem Handeln für die Menschen Teil der Lösung und Quelle von Hoffnung werden.

«Ich bete dich an, König des Himmels und der Erde. Du bist 100 Prozent in Kontrolle über dieser Krise.

In deiner Autorität gebiete ich Einhalt und spreche deinen Schutz aus über dem Land und besonders über den Menschen in meiner Verantwortung. Liebender, naher Vater, sprich zu meinem Geist in der Nacht und am Tag, lass mich hören und verstehen. Ich bitte dich um Weisheit und gute Entscheidungen für die Regierungen, Behörden, Unternehmensleitungen, für mich und all unsere Teams.»

17 | AMEN

MARIANNE MEYNER Chefsekretärin (CEO) Stiftung Heilsarmee Schweiz

In Sachen Gebet lasse ich mich grundsätzlich von den Worten des Paulus leiten: Betet ohne Unterlass

(1. Thessalonicher 5,17). Nicht, dass ich mehrere Stunden am Tag bete, dafür eigne ich mich nicht. Ich vertraue auf Gottes Gegenwart und bete mehrmals täglich kurze Gebete.

Ich danke für den neuen Tag, bitte um Weisheit bei wichtigen Entscheidungen, befehle Gott schwierige Gespräche an und danke, wenn der heikle Moment überstanden ist.

Gebet begleitet meinen Alltag in guten und schwierigen Situationen.

Daraus hat sich eine starke Gottesbeziehung entwickelt, die auch in Herausforderungen standhält. Meine Überzeugung ist: Damit das Gebet in der Krise durchträgt, ist die tägliche Übung darin ausschlaggebend. Mein Gebet – inspiriert vom Gebet, das Jesus uns lehrt:

«Mein Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name. Mein Gott, ich bete dich als Schöpfer aller Dinge an. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Ich suche deinen Willen. Ich möchte zur Verwirklichung deines Reiches beitragen, mich einsetzen für Gerechtigkeit, Frieden, Nächstenliebe. Unser tägliches Brot gib uns heute. Danke für alle, die in dieser Corona-Krise Lebensmittel an Risikogruppen verteilen. Danke für alle, die in den Institutionen Alte und Kranke versorgen. Vergib mir meine Schuld und hilf mir, zu vergeben. Führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Bösen. Hilf mir, zu vergeben und Versöhnung zu leben. Mach mich frei von Kritikgeist und Ignoranz.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Darauf vertraue ich!»

RALPH KUNZ Professor am Theologischen Seminar der Universität Zürich «Herr, erbarme Dich!» – eher ein Stossgebet – entfährt mir in der Not. Oft auch nur der Name «Herr Jesus!».

Nicht jede Krise ist akut. Manche Krisen dauern. Das schlägt sich auf mein Beten nieder. Mir sind dann die

Psalmen ein Trost, besonders die Zusage, dass Gott denen nahe ist, die zerbrochenen Herzens sind (Psalm 34,19). Mir hilft auch der Gedanke, dass wir nicht Gebete an Gott richten, sondern uns an Gott wenden

in unseren Gebeten. Wir dürfen uns auch die Worte eines anderen Menschen ausleihen. Zum Beispiel:

«Guter Gott, ich danke dir, dass du deine schützende Hand über meine Lieben und mich hältst. Ich danke dir, dass du uns im Alltag unterstützt und uns hilfst, das Gute zu sehen und die Liebe zu erkennen. Gib mir die Kraft, gemeinsam mit meinen Lieben, meinen Freunden und meinen Mitstreitern den Alltag zu meistern und das Positive im Leben zu sehen. Gib mir die Kraft, die Erwartungen zu erfüllen, die andere in mich setzen. Gib mir die Gelassenheit, die Dinge anzunehmen, die sich nicht verändern lassen, und die Kraft, die Dinge zu verändern, die sich ändern lassen. Gib mir die Demut, Distanz zu mir selbst zu halten und stets zu hinterfragen, welche Auswirkungen meine Handlungen auf andere haben. Segne alle Menschen, die in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche Verantwortung tragen, und hilf ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.» Gebet von Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

Aus «Wenn ich rufe.», dem reformierten St. Galler Gebetsbuch, S. 152.

AMEN | 18

DORIS LINDSAY Co-Leiterin HopeTown Ministry, Südafrika Gründerin von «More than pretty»

Vor vier Jahren wurde einer unserer Jungs aus «Ocean View» niedergestochen. Schwer verletzt kam er auf die Intensivstation und kämpfte um sein Überleben. Wir beteten in dieser Krise als Team, als Ehepaar und Familie. Wir glaubten an Heilung. So ermutigte ich seine muslimische Familie mit den Worten, dass Gott stärker sei als der Tod. Ich war überzeugt, Gott würde

sich offenbaren. Doch der Junge starb an seinen schweren Verletzungen. Ich glaubte an Auferstehung, an ein Wunder und an Gottes Eingreifen.

Doch trotz meines Mutes und des Händeauflegens auf seinen toten Körper geschah nichts. Es kam kein Leben in seinen kalten Körper zurück.

Dies stürzte mich in eine tiefe Krise, in der ich Gott anklagte. Ich verstand nicht, wie er das zulassen konnte. Und überdies: Wie konnte mich dieser «alleskönnende» Gott so vor diesen Menschen, denen ich Hoffnung gemacht hatte, demütigen? Ich war wütend. Wütend auf Gott und seine

«Passivität». In dieser dunklen Nacht nach der Beerdigung konnte ich nicht schlafen. Ich rang mit Gott und klagte ihn an. Ich wälzte mich hin und her und weinte. In diesem Moment begegnete mir Gott. Er forderte mich auf, den Psalm 46 zu lesen. Während ich las, wusste ich, dass er mich verstanden hatte. Er wusste, wie ich mich fühlte. Er wusste, dass meine Welt zusammengebrochen war und ich seine Hilfe und seinen Schutz brauchte. Ich formulierte schliesslich mein eigenes Psalm-46-Gebet, das mich seither in jeder Krise trägt.

«Vater, ich verstehe dich nicht. Mein Herz ist umgeben von Wellen und einem Erdbeben, das mich erschüttern lässt. Doch du bist da. Du gibst mir Schutz und Zuflucht. Was auch immer andere über mich denken, du bist bei mir. Was auch immer geschieht, du weisst es. Dein Strom von lebendigem Wasser lässt mich leben. Du gibst mir Leben. Du kämpfst für mich. Ich muss die Umstände nicht verstehen, um nahe bei dir zu sein. Ich fühle mich hilflos, doch ich berge mich bei dir. Ich fühle mich überfordert, doch ich berge mich bei dir. Ich fühle mich alleine, doch ich berge mich bei dir. In deiner Burg bin ich nicht alleine. Du liebst mich und schützt mich. Ich lebe. Ich atme. Dafür bin ich dir dankbar.»

LILIAN STUDER Nationalrätin, EVP Geschäftsführerin Blaues Kreuz AG/LU Insbesondere in schwierigen Situationen ertappe ich mich bei Stossgebeten. Manchmal ist es mir zu Mute, Danke für etwas Gutes zu sagen, das ich gerade erlebt habe. Dann wiederum geht es meist um Weisheit, die ich dringend benötige. Frustration, Unzufriedenheit, Unverständnis oder Schmerzhaftes nehmen ebenso Raum ein. Ich bin froh, dass ich besonders

in herausfordernden Zeiten einen an meiner Seite weiss, der aushält, was ich zu sagen habe. An den ich meine Sorgen und Gedanken richten kann.

Ich habe aber auch schon nicht die richtigen Worte gefunden, meine Gedanken liessen sich nicht sammeln oder es fehlte mir schlichtweg die Kraft, um zu beten. Wenn das passiert, helfen mir Gospel- und

Lobpreislieder, die mir die nötige Ruhe und den Fokus geben, das Lesen von Gebeten oder auch nur schon das Wissen um Freunde, die für mich oder mit mir beten.

«Danke, dass ich in dir Ruhe, Geborgenheit und Zuversicht finde. Danke für deine Kraft, Freude und Liebe, die du mir tagtäglich zeigst. Auch wenn ich es nicht immer erkennen kann, weiss ich, dass du souverän bist, über allem stehst und dass du aus jeder Situation Gutes hervorbringen kannst. Danke, dass du mein ständiger Begleiter bist, mich und meine Situation kennst, ich dir meine Sorgen und Nöte hinlegen und dich um deine Wegweisung, Schutz und Gnade bitten darf.»

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PETER SCHNEEBERGER Präsident Freikirchen Schweiz Vorsitzender FEG Schweiz

Vor ein paar Jahren sind innerhalb von kurzer Zeit zwei junge Pastoren bei schrecklichen Unfällen ums Leben gekommen. Gott hat es zugelassen, dass zwei wichtige Nachwuchskräfte aus dem Leben gerissen wurden. Ich haderte mit Gott. Vor einer Woche

kam das WhatsApp, dass ein junger Pastor durch eine Virenerkrankung auf die Intensivstation verlegt wurde. Als diese Nachricht auf meinem Computer aufpoppte, sass ich zuerst einmal still in meinem Sessel. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Nicht schon wieder ein Pastorengrab. Dann habe ich gewohnheitsmässig YouTube geöffnet und meine Playlist mit Anbetungsmusik angeklickt. Es ist mein Weg, wie ich in Krisen mit Gott rede. Das heisst, ich rede nicht. Zuerst

einmal bin ich still und lasse die schwierigen Gedanken zu. Dann fange ich an, zu singen. Ich weiss nicht, wie häufig ich das Lied «Oceans» von Hillsong United schon gesungen habe.

«In tiefsten Tiefen find’ ich Gnade und deine Hand gibt mir Geleit, wo ich vor Angst und Schwachheit falle, hebst Du mich auf …!» Ich brauche in Zeiten der Krise Worte, die andere für mich gefunden haben. Übrigens: Der junge Pastor ist wieder zuhause. Gott sei’s gedankt.

«Gute Gnade, guter Gott, dein Name ist Jesus Christus. Ich erhebe deinen Namen. Du bist meine Rettung. Du bist das Licht des Himmels. Wir kommen als deine Leute zusammen. Du hältst uns zusammen. Menschen aus allen Generationen. Bitte, Jesus, dein Reich soll kommen, mitten in der Finsternis meiner Umstände. Gute Gnade, guter Gott, dein Name ist Jesus Christus. Amen.»

Abgeleitet von «Good Grace», Hillsong United.

SUSANNA RYCHIGER Im Leitungsteam von 24-7CH Prayer In Krisensituationen nehme ich auf der einen Seite einen Gebetsleitfaden von 24-7 Prayer zu Hilfe, um für die Situation zu beten, und auf der anderen Seite danke ich Gott, formuliere göttliche Wahrheiten und frage nach meiner Verantwortung für den Tag. Leitfaden: Informiere dich: Die Informationen hole ich von seriösen Seiten/ Nachrichten-Quellen

1–

ete für die Menschen: Wen B betrifft es, wer ist gefährdet, wer sind die Opfer, wer sind die Vergessenen in dieser Situation?

3 – Bete für die Umstände: Was sind die Probleme, wie soll Gott eingreifen?

4 – Bete für die Verantwortungsträger: Regierungen, Rettungsteams etc.

5 – Bete für die Kirche: damit Pastoren, Kirchen und NGOs versorgt werden, um zu versorgen.

Damit sie Hoffnung leben und 2–

Gottes Liebe weitergeben können.

Damit durch sie Gott in dieser Situation verherrlicht wird und Menschen nicht nur physisch, sondern auch geistlich gerettet werden.

«Vater im Himmel, danke, bist und bleibst du der allmächtige Gott. Bei dir gerät nichts aus den Fugen, dir vertraue ich, auch wenn ich die Situation nicht verstehe. Ich weiss, dir ist nichts unmöglich, und so bitte ich dich, erbarme dich unser und führe uns aus dieser Krise heraus. Hilf mir, in der Krise ein Zeugnis zu sein für deine Liebe und deine Leidenschaft für uns Menschen. Zeige mir, wo du mir heute Verantwortung überträgst. Zeige mir die Menschen, denen ich heute Gutes tun soll, und hilf mir, es zu tun. Vater, ich liebe dich und danke dir, dass du der gleiche bist gestern, heute und bis in alle Ewigkeit.»

AMEN | 20

GEMEINSAM GOTTWÄRTS Tamara Boppart im Gespräch mit:

Niklas Walder – der Reformierte

Martin Iten – der Katholik

Leonardo Iantorno – der Freikirchler

...über eine ökumenische Initiative, die Begegnungen zwischen jungen Menschen mit unterschiedlichem kirchlichem Hintergrund ermöglicht und das Verbindende sucht, ohne dabei billige Kompromisse zu machen.

«Gemeinsam Gottwärts». Der Name ist Programm. Was steckt hinter der Initiative?

N: Das sind die beiden Dimensionen, welche unser Anliegen ausmachen.

Wenn wir gottwärts gehen, sind wir unterwegs zu Christus hin – unsere Mitte. Und dabei kommen wir uns gegenseitig automatisch näher und sind so gemeinsam unterwegs.

M: Dahinter liegt auch unsere Sehnsucht, als Christen unterschied-

licher Traditionen einen gemeinsamen Weg der Freundschaft zu gehen.

Dabei wollen wir aber nicht einfach uns gegenseitig selber betrachten und feiern, sondern zusammen auf Jesus Christus – eben «gottwärts» – schauen.

Wie ist das alles entstanden?

L: Am Anfang stand eine E-Mail vom Einsiedler-Benediktinermönch Pater Thomas Fässler.

M: Er hatte den Eindruck, dass er

junge Verantwortliche aus verschiedenen kirchlichen Hintergründen zusammentrommeln soll, um sich mit ihnen über seine Vision eines ökumenischen Anlasses für junge Menschen auszutauschen.

L: Also sassen wir um einen Tisch im Kloster Einsiedeln. Keiner wusste genau, wohin die Reise gehen würde.

Wir wollten gemeinsam etwas auf die Beine stellen, ein Zeichen der Einheit besonders für junge Christen.

21 | AMEN

M: Inzwischen haben wir zwei «Gemeinsam Gottwärts»-Wochenenden mit jeweils zirka hundert Teilnehmenden durchgeführt.

Ihr seid eine neue Generation von Christen aus unterschiedlichen kirchlichen Traditionen, die das Miteinander sucht. Was ist neu an der jungen Ökumene?

N: Wir kennen die alten konfessionellen Gräben und Kämpfe nicht, weil wir sie nicht erlebt haben. In meinem Dorf gab es vor einigen Jahrzehnten eine katholische und eine reformierte Käserei und man ging als Reformierter nicht zum Katholiken einkaufen und umgekehrt. Das gehört nicht mehr zu meiner Geschichte. Weil die verschiedenen Kirchen angesichts der Säkularisierung und der wachsenden Zahl an Konfessionslosen plötzlich vor den genau gleichen Problemen stehen, eröffnen sich auch neue Möglichkeiten von einem guten und bereichernden Miteinander.

L: Es geht nicht so sehr darum, die Unterschiede aufzulösen oder wegzudiskutieren, sondern um persönliche Beziehungen und

Freundschaften. Wir wollen die Vielfalt aushalten und uns immer wieder auf das Zentrum in Christus und Mission als gemeinsamen Auftrag ausrichten.

M: Wir alle versuchen, die Schönheit und die Schätze der anderen Konfessionen kennenzulernen und sie zu ehren.

Wie finden Begegnung, Austausch und Gebet bei «Gemeinsam Gottwärts» statt?

M: An den Treffen legen wir Wert darauf, dass Begegnung möglich wird durch gemeinsame Zeiten von Austausch, Workshops und vor allem Essen. Beim letzten «Gemeinsam Gottwärts» bereiteten wir den Teilnehmern ein grosses sonntägliches Festmahl und luden sie an eine lange Tafel. Hundert Personen, bunt durchmischte Leute, sassen an einem Tisch.

Das war für mich eines der stärksten gemeinsamen Erlebnisse in Bezug auf Begegnung bisher.

N: Aber auch die Gebetszeiten sind uns wichtig. So beteten wir gemeinsam still, meditativ oder betrachtend im Stil der katholischen Mönche, aber

ebenso auch laut, emotionsgeladen und impulsiv im freikirchlichen Stil.

Diese Vielfalt der Formen, die im Wesentlichen aber doch immer die gleiche innere Ausrichtung hat, lernte ich gerade am «Gemeinsam Gottwärts» sehr zu schätzen.

L: Das weitet den eigenen Horizont, und es fordert natürlich auch heraus, sich anderen Zugängen zu öffnen. Für mich ist die gemeinsame Leidenschaft für Christus eine besondere Erfahrung während «Gemeinsam Gottwärts».

Was macht eine wirkungsvolle und echte Begegnung zwischen zwei Menschen aus, die unterschiedlich glauben?

N: Dieser Moment, wenn ich in einem fremden Gewand etwas Vertrautes und Wertvolles finde.

Hinter einer mir fremden Form aus dem katholischen Gottesdienst entdecke ich durch die Begegnung mit einem Katholiken seine Motivation dahinter, seine Liebe zu Christus.

L: Die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen, ohne überzeugen zu müssen. Das ist für mich eine konkrete Form der Nächstenliebe.

AMEN | 22

M: Das Zauberwort ist «Annahme».

Den anderen so annehmen, wie er ist, und nicht so, wie er zu sein hätte.

Wie entsteht ein Raum, in dem das Verbindende zentral und somit stärker wird als das Trennende?

Wie gestaltet ihr ihn?

L: Ich gehe nicht davon aus, dass meine Art zu glauben die einzig richtige ist, sondern, dass ich von anderen lernen kann. Wo wir einander diese Offenheit entgegenbringen, schaffen wir Räume, um einander wirklich zu begegnen und zu verstehen.

N: Mir gefällt der Begriff «generous orthodoxy» (grosszügige Orthodoxie).

Wenn wir gemeinsam Gottesdienste feiern und beten, müssen wir eine Grosszügigkeit gegenüber anderen Formen, Ideen und auch Theologien an den Tag legen. Wir müssen das Fremde auch mal aushalten, uns nicht in allen Punkten einig sein. Sondern dürfen – ja müssen vielleicht sogar – im richtigen Tonfall miteinander streiten und ringen.

M: Ich glaube, dass es dazu zwei unterschiedliche Formen von Dialog gibt. Es gibt den Dialog der Wahrheit und den der Liebe. Letzterer ist die Grundlage, um überhaupt fruchtbar miteinander um Wahrheit ringen zu können.

Wie schafft ihr es persönlich, euch an den Unterschiedlichkeiten zu freuen, statt in Unterschieden zu denken?

N: Ich erlebe die «Unterschiedlichkeiten» nicht unbedingt entlang konfessioneller Grenzen. Jemand aus der reformierten Tradition kann mir in gewissen Fragen fremder sein als meine katholischen oder freikirchlichen Freunde.

M: Ich freue mich nicht per se an der Unterschiedlichkeit, sondern einfach daran, dass die anderen durch ihr Bekenntnis und ihre Taufe genauso zur christlichen Familie gehören wie ich. Und dadurch sind sie für mich

alle auch grosse Vorbilder darin, wie Jesus-Nachfolge geht.

L: «Wir glauben nicht immer dasselbe, aber an denselben», hat es Andreas «Boppi» Boppart mal ausgedrückt. Ich darf mich daran stören, dass wir Dinge anders sehen.

Geschwister muss man ja auch mal aushalten, aber sie gehören zur Familie und bereichern das Zusammenleben.

Barbecue und heisse Diskussionen, Inputs und Meditationen, Worship und Weihrauch. Wie findet ihr passende Formen und gemeinsame Schätze?

L: Es geht nicht um einen christlichen Einheitsbrei, sondern um das Entdecken der christlichen Vielfalt.

Wir beten alle, nur tun wir das auf unterschiedliche Art und Weise und diese bringen wir mit zu «Gemeinsam Gottwärts» und lernen die Schätze der anderen kennen.

M: Wir wollen ja nicht «unter-konfessionell» sein, also so, dass alle ihre Schätze und Eigenheiten weglassen müssten, damit wir uns erst begegnen können. Im Gegenteil, wir wollen «über-konfessionell» sein, alle klaren Identitäten sollen Platz finden.

Daraus ergibt sich immer ein schönes, faszinierendes und inspirierendes Potpourri.

Ihr betont immer wieder die Freundschaft. Ist sie zwingend notwendig oder Luxus?

M: Die Philia, also die Freundesliebe, ist in der Tat sogar wortwörtlich «Not wendend»! Aber sie ist im Wortsinn natürlich auch Luxus, nämlich zur Verschwendung gedacht. Daher: sowohl als auch.

N: Die Zeiten des Anfeindens sind vorbei. Das können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen Wege der Freundschaft untereinander finden.

Aber gleichzeitig bleibt es immer ein Luxus, ein Geschenk, wenn ein Gegenüber zu einem Freund wird.

Was habt ihr auf der bisherigen Wegstrecke gelernt? Was wurde euch wichtig, was stellte sich als Sackgasse heraus?

M: Wir haben gelernt, dass derselbe Heilige Geist in uns und um uns wirkt und dass uns dank ihm viel mehr verbindet als trennt.

L: Vielfalt ist auch dann noch Reichtum, wenn ich nicht immer alles verstehe oder teilen kann. Wir sprechen auch über die Dinge, die wir aktuell noch nicht teilen können.

Das hindert uns aber nicht daran, weiter gemeinsam unterwegs zu sein.

M: Dazu gehört die Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl, die wir bisher dahingehend beantwortet haben, dass wir an «Gemeinsam Gottwärts»-Treffen kein gemeinsames

23 | AMEN

Abendmahl feiern. Wir fänden es nicht richtig, hier in einer Weise etwas zu feiern, das wir – leider – aufgrund verschiedener Überzeugungen so noch nicht leben können.

N: Das Abendmahl, welches wir nicht gemeinsam feiern, ist tatsächlich eine potenzielle Sackgasse. Das gilt es auszuhalten, und es gilt zu hoffen, dass es irgendwann möglich werden wird.

Welche persönliche «Gemeinsam Gottwärts»-Erfahrung hat sich in eurem Herzen eingeprägt?

L: Ich glaube, es sind vor allem die Freundschaften, die durch «Gemeinsam Gottwärts» entstanden sind und mein Denken und meinen Glauben mitgeprägt haben. Diese Beziehungen

haben das Potenzial, unser Miteinander als Christen in der Schweiz in Zukunft zu gestalten.

N: Meine prägendste Erfahrung hatte ich eigentlich abseits vom Treffen, als ich mir der nachhaltigen Nebenwirkungen von «Gemeinsam Gottwärts» bewusst wurde. Ich war an einer evangelischen Konferenz für Studierende. So gut es auch war, wurde ich doch den Eindruck nicht los, dass mir etwas fehlte. Ich merkte, wie essenziell diese konfessionelle Weite und der Reichtum an Formen für mich geworden ist.

M: Wir hatten unser erstes «Gemeinsam Gottwärts» im September 2018 in Einsiedeln. Nach diesem Treffen stiess ich zufällig auf die Information, dass der Reformator Zwingli just im September 1518, also auf die Tage genau 500 Jahre vorher, vom Kloster Einsiedeln nach Zürich reiste, um dort die Reformation zu starten. Es bewegte mich, dass wir nun ausgerechnet 500 Jahre später am selben Ort zusammenkamen und in Freundschaft für die Einheit beteten.

Es machte mir deutlich, dass wir in unserer Generation eine historische Zeitenwende miterleben. Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre ein «Gemeinsam Gottwärts» nicht möglich gewesen.

Welche Zutaten braucht ein gelingendes Miteinander?

N: Es braucht die Bereitschaft für Begegnung, vielleicht sogar für eine Begegnung mit etwas Fremdem, mir bis dahin Unbekanntem. Und dazu eine grosse Portion Entspanntheit.

M: Das Miteinander darf nicht auf sich selber bezogen bleiben. Es braucht auch im Miteinander eine Fruchtbarkeit nach aussen hin, sonst wird das Miteinander mittelfristig ranzig.

L: Demut, Interesse und Humor. Ich darf mir bewusst werden, dass ich erstens nicht alles verstehe, andere vielleicht weiter sind als ich, und dass es zweitens nicht primär darum geht, Recht zu haben.

Als nächstes steht Pilgern an. Im Sommer 2020 pilgert «Gemeinsam Gottwärts» von der Flüeli-Ranft nach Einsiedeln. Warum?

L: Gemeinsam eine Wegstrecke miteinander zu gehen, ist ein besonderes Erlebnis. Und das Pilgern vereint das gemeinsame Unterwegssein mit dem gemeinsamen Gebet.

Wir hoffen, dass diese Reise neue Begegnungen untereinander und mit Gott ermöglicht.

M: Unser «Gemeinsam-GottwärtsGehen», wie auch das christliche Leben ganz allgemein, ist ein Pilgern.

Flüeli-Ranft ist ein jahrhundertealter Pilgerort, liegt zudem in der geografischen Mitte der Schweiz und hat mit Bruder Klaus eine dort einst ansässige Gestalt, die vorreformatorisch als «Mann der ungeteilten Kirche» gilt und für Frieden steht.

Ein Blick über das nächste «Gemeinsam Gottwärts» hinaus: Was glaubt und hofft ihr?

M: Ich glaube, dass uns da was sehr Wertvolles geschenkt und anvertraut wurde, und ich hoffe, dass noch viele andere mit uns gottwärts gehen.

N: Durch das Gebet von Jesus für seine Jünger in Johannes 17 bin ich davon überzeugt, dass Einheit für die Erkennbarkeit der Botschaft Christi in der Welt enorm wichtig ist. Darum bin ich voller Hoffnung und neugierig auf das, was Gott mit seiner Kirche, seinen Kirchen in der Schweiz, vorhat.

L: Ich glaube, dass «Gemeinsam Gottwärts» ein Ort der Freundschaft und des Gebets für viele sein kann und dass wir da noch neue Wege entdecken werden. Und ich hoffe, dass wir als Christen immer mehr lernen, gemeinsam unser Licht in der Welt leuchten zu lassen.

AMEN | 24

BETEN UND FEIERN von Felix Rechsteiner

W

as mich in den vier Wochen Auszeit bei der Offensive Junger Christen (OJC) am tiefsten beeindruckt und am nachhaltigsten geprägt hat: Ich habe eine Gemeinschaft erlebt, die jede Möglichkeit wahrnimmt, das Leben zu feiern – und genau damit die Herzen der Menschen bewegt.

2018 bekam ich durch einen Monat «Mitleben auf Zeit» die Möglichkeit, die OJC-Gemeinschaft von innen kennenzulernen. Im Vorfeld wusste ich nur, dass ich am Morgen jeweils bei anfallenden Arbeiten mithelfen und an den Nachmittagen Zeit für mich haben würde, dass die Gemeinschaft ein tägliches Mittagsgebet hält und am Freitagmorgen das Abendmahl feiert. Doch als ich in Reichelsheim ankam, wurde ich überrascht – nicht mit weiteren Verpflichtungen, aber mit ganz vielen Einladungen: Frühstücken da, Mittagessen dort, und immer wieder Einladungen zum Festen und Mitfeiern. Ich habe eine Offenheit erlebt wie vermutlich noch nie in meinem Leben, nicht ein Zurschaustellen toller Projekte, sondern ein echtes Interesse an mir als Person. Erst später ging mir auf, dass wohl genau in dieser Kultur des Feierns eines der Geheimnisse der Strahlkraft dieser Kommunität liegen könnte.

SICH ERINNERN, WAS GOTT GETAN HAT Dem wollte ich genauer auf den Grund gehen und habe die Kommunität kürzlich nochmal besucht. Ich habe mich mit Klaus und Heidi,

Antje, Monika und Michael, die seit 15, 17 bzw. 35 Jahren Teil der Gemeinschaft sind, zum Gespräch getroffen und sie gefragt, warum man denn so viel feiern solle. «Feiern hat viel mit Vergewisserung und Erinnerung zu tun», sagt Klaus. «Darum feiert man die kirchlichen Feste – um sich dessen zu vergewissern und vergegenwärtigen, was an Ostern, Pfingsten oder Weihnachten passiert ist.» Es sei aber auch wichtig, persönliche Feste wie den Geburtstag oder den Hochzeitstag zu feiern. Gerade die Geburtstagsfeste zeigten etwas von einem einzelnen Leben und was Gott mit diesem Leben gemacht und entfaltet habe. «Gerade letzthin haben zwei Mitglieder der Kommunität ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert», erzählt Heidi. Das Fest sei schön gewesen mit Kaffee und Kuchen, so, wie man Geburtstage feiere. Aber für sie das klare Highlight der Feier sei der Moment gewesen, als beide Jubilare je zwanzig Minuten aus ihrem Leben, besonders aus ihrer Kindheit, erzählt hätten. «Man bekam einen tiefen Einblick, wie Gott selbst aus einer schweren Kindheit so viel Gutes hat wachsen lassen.» Damit jemand etwas Persönliches von sich mitteilen könne, dafür seien persönliche Feste

wie Geburtstage besonders gute Gelegenheiten, die man unbedingt nützen sollte.

DIE VERBINDENDE KRAFT DES FEIERNS Bei liturgischen Festen ist das Feiern noch einmal etwas Tieferes und Verbindenderes. Da verbindet bereits Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Festes sehr. Eine

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geistliche Feier – wie zum Beispiel das Feiern des gemeinsamen Abendmahls – gibt einem das Gefühl, man ist auf dem Weg zum Himmel. «Wir feiern nicht nur, wir haben nicht nur den Alltag, es gibt auch einen Vorgeschmack auf den Himmel», meint Klaus. In der Grammatik der Gemeinschaft1 wird unter Abschnitt 57 «Das Kirchenjahr feiern» festgehalten:

eines Auferstehungsfestes und jeder Feiertag gibt dem Leben Halt, Schwung und Zukunft.

Sicherlich sei es auch immer wieder ein Ringen, dass all die gemeinsamen Feste und Feiern gefeiert werden. «Gerade die jüngeren Mitglieder der Gemeinschaft sind hier mehr auf Effizienz orientiert», meint Michael. Sie finden, das Festen sei doch schon mit Mühe verbunden

ALLE SINNE ANSPRECHEN Natürlich haben auch das Gebet und die Stille Zeit einen festen und wichtigen Platz in der Gemeinschaft.

Bezeichnenderweise widmet sich der erste Absatz des Leitbildes dem Thema Gebet und Stille. «Gebet und Feiern sind wie eine Klammer in unserem Leitbild», erklärt Antje. Alle Mitglieder pflegen ihre persönliche Zeit mit Gott am Morgen. Zum gemeinsamen

WIR ARBEITEN GERN UND FEIERN VIEL – GENIESSEN BRAUCHT GENOSSEN.

Feste sind Hoch-Zeiten des Lebens – wir feiern sie gern. Insbesondere die Feste des Kirchenjahres verdichten die Erfahrung der Heilswege Gottes mit seinem Volk: Wir gedenken seiner Treue, Güte und Zuwendung in der Geschichte. Der Atem dieser Geschichten entfacht unsere Glaubens- und Hoffnungsglut immer wieder neu.

Jeder Sonntag im Kirchenjahr hat seine eigene Bedeutung und trägt die Würde

und das Hin und Her mit den Kindern anstrengend. Die Älteren hingegen betonen das Feiern, weil das die Gemeinschaft mehr zusammenhält als nur das gemeinsame Beten und Arbeiten. Das Feiern hat bei der OJC einen so hohen Stellenwert, dass es sogar prominent im Leitbild vorkommt: Wir arbeiten gern und feiern viel, steht ganz am Schluss ihres Leitbildes.

Mittagsgebet trifft man sich dann jeweils um zwölf Uhr in drei Kapellen über den Ort verteilt. Das Gebet ist einfach gehalten, aber klar strukturiert.

Montag bis Donnerstag wird für verschiedene Themenblöcke Fürbitte gehalten. Der Freitag ist dem Lob und Dank vorbehalten. Hier wird für den erfahrenen Segen gedankt und Gott für seine Treue gelobt.

Doch für die OJC-Leute ist neben dem Beten und Arbeiten der Aspekt des Feierns ebenso wichtig.

Feiern hat sehr viel mit Verleiblichung zu tun. Zusammen feiern spricht mehr Sinne an als zusammen beten.

Da isst und trinkt man etwas Besonderes oder tanzt gemeinsam. Ebenfalls

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ist ein wichtiger Part beim Feiern, dass man das nicht allein machen kann.

Feiern verbindet. «Geniessen braucht Genossen», so hat es Klaus schon vor Jahren auf den Punkt gebracht.

LEBEN IST NICHT NUR ARBEIT Feiern unterscheidet den Alltag vom Festtag. «Das Leben ist es wert, dass wir es immer neu feiern», sagt Monika.

Als Gemeinschaft hat man im Alltag viel miteinander zu tun. «Da reibt sich auch vieles und dann ist man plötzlich wieder zusammen an einem Fest, trinkt ein Glas Wein miteinander, lacht und es ist lustig. Das macht vieles wieder gut. Es darf vorhandene Konflikte nicht übertünchen, aber es kann den Konflikten zeigen, dass es da noch mehr gibt», stellt Klaus klar. «Wir sind nicht nur der Konflikt, den wir gerade haben, sondern auch das Fest, das wir miteinander feiern.» Hier hat auch die wöchentliche Abendmahlsfeier eine sehr hohe Bedeutung. Wenn zu viele ungeklärte und unausgesprochene Konflikte im Raum sind, dann ist das gemeinsame Feiern des Abendmahls schwierig und der Friedensgruss kann nicht oder nur mit schlechtem Gewissen gegeben werden. Das zwingt die Gemeinschaft im positiven Sinn, versöhnungs- und vergebungsbereit miteinander unterwegs zu sein. Die Feiern verändern sich auch immer wieder. Vor Jahren kam die Idee auf, nach Ostern eine Emmaus-Woche zu gestalten, in der die Gemeinschaft jeden Morgen zum gemeinsamen Abendmahl zusammenkommt. Diese Woche ist mittlerweile fester Bestandteil geworden.

DEN AUFWAND NICHT SCHEUEN Auf die Frage nach den Schlagseiten und Gefahren, wenn so viele Feste gefeiert würden, meint Michael, man müsse aufpassen, gerade die grossen liturgischen Feste nicht immer mit noch mehr Elementen zu überladen, sondern sich auch zu beschränken.

«Was aber nicht heisst, dass eine Feier immer genau gleich aussieht, sondern dass sie sich über die Jahre auch verändern darf.» Es gelte, weise zu schauen, welche Elemente gleichbleiben sollten und was sich verändern darf. Bei der OJC ist einzig die wöchentliche Abendmahlsfeier am Freitagmorgen sehr traditionell gehalten und bis heute praktisch unverändert geblieben. Im Übrigen dürfe man ob der vielen Arbeit, die ein grosses Fest macht, das Geniessen nicht vergessen. Aus dem Alten Testament kann man jedoch lernen, dass man beim Festen auch grosszügig sein darf und gerade durch das Geniessen die grösste Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck bringt. Die Feste im Alten Testament waren gross und üppig und dauerten tagelang. Bezeichnend hier ist auch, dass das erste Wunder, das Jesus im Neuen Testament machte, das Weinwunder an der Hochzeit zu Kanaan war. Er hat die Party gerettet, indem er Wasser in Wein verwandelt hat.

So verlasse ich diesen speziellen Ort mit dem hoch über dem Dorf thronenden Schloss Reichenberg viel zu rasch, aber tief gefüllt mit dem klaren Vorsatz, das Leben noch mehr zu feiern, im Wissen, dass Jesus selbst

viele Feste gefeiert hat.

Inzwischen ist aus den Erfahrungen, die ich bei der OJC gemacht habe, in unserer Kirchgemeinde ein wöchentliches Angebot entstanden, im Rahmen dessen einige Familien miteinander essen und dann eine Liturgie feiern – einmal im Monat mit Abendmahl. Das gemeinsame Essen, Beten und Feiern hat unsere Beziehungen erfreulich verbunden und vertieft.

Offensive Junger Christen (OJC) Die OJC ist eine ökumenische Kommunität in Reichelsheim im Odenwald, Deutschland, entstanden aus einer kleinen Gruppe von gesellschaftlich engagierten Christen, die zur Zeit der Studentenunruhen von 1968 mit Schüler- und Studentenkonferenzen persönliche und politische Fragen der jungen Menschen aufgriffen und nach lebbaren Antworten im Evangelium suchten. Auf Initiative von Horst-Klaus und Irmela Hofmann wagte man in der Nachwirkung dieser Konferenzen mit der OJC das Experiment eines gemeinsamen Lebens. Daraus hat sich eine ökumenische Kommunität mit heute mehr als 100 Mitlebenden und Mitarbeitenden entwickelt. Auf ojc.de unter Audio/Video gibt es einen 17-minütigen Film, den die OJC zum 50. Jubiläum produziert hat.

1 Wie Gefährten leben Eine Grammatik der Gemeinschaft, Brunnen Verlag, Basel/Giessen.

Wenn Christen heute gemeinsam beten, sprechen sie am häufigsten die Jesusworte im Chor, die auf die Bitte der Jünger folgte. Darüber hinaus gibt es unzählige Wege, gemeinsam zu beten. Manchmal erleben wir sie als aufbauend und glaubensstärkend. Und manchmal stolpern wir im Beten auch übereinander, stehen

Es gibt nur eine einzige Stelle in den Evangelien, in der die Jünger ihren Meister bitten, ihnen etwas beizubringen. Sie wollten von ihm weder lernen, wie man ein erfolgreicher Redner wird, noch wie man das mit den Wundern hinbekommt.

Die Bitte eines Jüngers war schlicht und einfach: «Herr, lehre uns beten!» (Lukas 11,1) Offensichtlich sahen sie am Leben von Jesus, welche Bedeutung und Auswirkungen das Gebet auf alles andere hatte, was er tat. Was für ein grundlegender Faktor seiner Verbundenheit mit dem Vater es darstellte.

uns gegenseitig mit unseren Formulierungen, Prägungen und Persönlichkeiten im Weg. Viele Glaubensgemeinschaften und kirchliche Traditionen halten sich in einem bestimmten Rhythmus an fixe liturgische Gebete. Die Tagzeitengebete auf den folgenden Seiten entstammen dem Buch «Einfach beten» und sind ein Versuch, das gemeinsame Sich-auf-GottAusrichten zu fördern, anstatt zu hindern.

Es sind moderne Liturgien, die eine Hilfe sein können, Gott immer wieder ins Zentrum des Herzens und Geschehens zu rücken. Auf dass der kleinste gemeinsame Nenner gross gemacht wird!

– EIN PRAXISVERSUCH

MODERNE LITURGIEN

Seiten raustrennen, kopieren und loslegen! Beim nächsten Gebetstreffen, auf der Gemeindefreizeit oder während eines Seminars.

Abwechslung reinbringen mit anderen Bibelstellen, eigenen Gebeten oder Liedern.

Booklet und dazugehöriges Kartenset kann man unter shop.cfc.ch erwerben.

Viel Freude damit!

BESTELLEN?

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Titel, Text – die fetten und kursiven Texte werden nicht laut vorgelesen. Sie dienen der besseren Übersichtlichkeit und inneren Orientierung des Beters.

A: Alle – Die ganze Gruppe betet diesen Text gemeinsam.

E: Einer betet vor – Diese Person leitet die Gebetszeit. Sie zündet eine Kerze an, beendet gegebenenfalls eine Stille mit «Amen», liest längere Texte vor oder stimmt klassischerweise die Lieder an.

ERLÄUTERUNGEN

A: Amen.

Ich schliesse die Augen und lasse die Worte in mir nachklingen.

A: Herr, lass dein Wort in uns lebendig werden.

E: Lesung der Tageslosung

E: Herr, Jesus Christus, zu wem sollen wir gehen?

A: Du hast Worte des ewigen Lebens.

Im Ausblick auf Gottes Begleiten singe ich erwartungsvoll.

LESUNG TAGESLOSUNG

Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben, Meer ohn‘ Grund und Ende, Wunder aller Wunder: Ich senk mich in dich hinunter.

Ich in dir, du in mir,

Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten.

Gott ist in der Mitte, alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge.

Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder; gebt das Herz ihm wieder.

LIED (von Gerhard Teerstegen, Strophen 1, 5 und 6)

Im stillen Gebet sage ich Gott, was ich heute von ihm brauche.

STILLE

A: Herr, wir beten dich an.

E: Die Sonne, wenn sie aufgeht, verkündigt den neuen Tag. Sie ist ein Wunderwerk des Herrn. Es muss ein grosser Herr sein, der sie gemacht hat!

A: Herr, wir beten dich an.

E: In seiner starken Hand hält mich Gott. Er umgibt mich mit der Macht seiner Liebe.

Herr, mein Gott, gross sind die Wunder, die du getan, und die Pläne, die du für uns gemacht hast; dir ist nichts gleich!

A: Herr, wir beten dich an.

E: Du gibst unserer Seele neue Kraft.

A: Herr, unser Gott, gross sind deine Wunder, heilig sind deine Ordnungen, tief sind deine Geheimnisse.

E: Dich rufen wir an.

A: Stärke uns den Glauben.

GEMEINSAMES GEBET

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.

Amen.

Gemeinsame Stille.

E: Herr, zu dir rufe ich! Hilf mir, meine Gedanken zu sammeln und vor dich zu treten; ich kann es nicht allein.

Das Anzünden einer Kerze symbolisiert die Wärme, Liebe, Nähe und das Licht Gottes.

MORGENLOB

E: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus.

(Epheser 1,3) A: Was Gott einmal beschlossen hat, das führt er auch aus. Jetzt sollen wir mit unserem Leben Gottes Herrlichkeit für alle sichtbar machen.

(Epheser 1,11b-12a)

WOCHENSPRUCH (BEISPIEL)

A: Herr, öffne meine Augen, E: damit ich nicht blind bleibe für deine Gegenwart in dieser Welt.

A: Herr, öffne meine Ohren, E: damit ich dein Wort vernehme in den Worten der Bibel und der Menschen.

A: Herr, öffne meine Nase, E: damit ich deinen Wohlgeruch wahrnehme und den Duft aller Dinge empfange.

A: Herr, öffne mein Herz, E: damit deine Gegenwart es erfülle und das Feuer deines Geistes es entzünde.

A: Herr, öffne meine Lippen, E: damit mein Mund dein Lob verkünde und ich anderen Menschen weitersage, was ich von dir erfahren habe.

A: Herr, öffne mein ganzes Gesicht, E: damit ich dir zugewandt lebe und allen Menschen offen begegne.

A: Herr, öffne meine Hände, E: damit ich die Fülle des Lebens fasse und reich bin im Geben.

A: Amen.

GEMEINSAMES GEBET

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E: Jubelt Gott zu, denn er ist unsere Stärke!

Stimm ein in sein Lob, meine Seele, und alles, was in mir ist, erhebe seinen Namen.

GEMEINSAMES LOB

Ich lieb dich, Herr, keiner ist wie du, anbetend neigt sich mein Herz dir zu.

Mein König Gott, nimm dies Lied von mir!

Lass mich, Herr, ein Wohlklang sein vor dir!

LIED

Gemeinsame Stille und Vergegenwärtigung. Ich mache mir bewusst, dass mich

STILLE

E: Mein Gott, aus der Unruhe des Tages komme ich zu dir. Nimm mich auf in deine Geborgenheit. Lass mich Ruhe finden in deiner Nähe.

A: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.

Amen.

Das Anzünden einer Kerze symbolisiert die Wärme, Liebe, Nähe und das Licht Gottes.

ABENDLOB

Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.

Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.

lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.

E: Unser Abendgebet steigt auf zu dir, Gott, und es senkt sich auf uns herab dein Erbarmen.

A: Dein ist der Tag und dein ist die Nacht.

Lass, wenn des Tages Licht vergeht, das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.

E: Gepriesen seist du, Ewiger, am Tage, gepriesen seist du in der Nacht.

A: Gepriesen seist du, wenn wir wachen, gepriesen seist du, wenn wir schlafen.

Gepriesen sei dein Name für alle Zeit.

GEMEINSAMES GEBET

der dreieinige Gott an diesem Tag begleitet hat und auch jetzt bei mir ist.

E: Es segne und behüte uns heute der dreieinige Gott: Der Vater, der uns liebt, der Sohn, der uns erlöst, der Geist, der uns erneuert.

A: Amen.

SEGEN

Heilig, Herr Gott Zebaoth!

Heilig, Herr der Himmelsheere!

Starker Helfer in der Not!

Grosser Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke.

Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke.

Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit.

Im Vertrauen auf Gottes Fürsorge lasse ich mit dem Singen des Liedes alles Unfertige und Ungelöste vor Gott los. Ich lobe den in mir wohnenden Herrn.

LIED

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Ich schliesse die Augen und lasse die Worte in mir nachklingen.

E: Lesung Kolosser 1,15-22.

HYMNUS

A: Du, mein Gott, vergib meinen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages und hilf, dass ich denen vergebe, die mir Unrecht getan haben.

Gemeinsame Stille.

E: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele, mit all deiner Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. (nach Markus 12,30-31)

BESINNUNG

Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen.

Rett’ aus Sünden, rett’ aus Tod, sei uns gnädig, Herr und Gott!

Himmel, Erde, Luft und Meere sind erfüllt von deinem Ruhm; alles ist dein Eigentum.

E: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus.

(Epheser 1,3)

WOCHENSPRUCH (BEISPIEL)

Gelobet sei der Herr, denn er hat wunderbar seine Liebe mir erwiesen und Güte mir gezeigt.

||: In deiner Hand steht meine Zeit. :||

Ich trau auf dich, o Herr. Ich sage, du bist mein Gott.

LIED

A: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66,20) Amen.

E: Unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

(Psalm 121,2)

Wir suchen Gottes Angesicht und bringen ihm laut oder leise unsere Anliegen oder Bitten. Manchmal reicht es, ein einziges Wort oder einen Namen auszusprechen.

FÜRBITTE

E: Gott aller Lebenden, gib, dass wir uns dir in Stille und Liebe überlassen.

Du rührst unser Innerstes an und willst, dass wir im Licht der Hoffnung leben können.

A: Amen.

SEGEN

A: Was Gott einmal beschlossen hat, das führt er auch aus. Jetzt sollen wir mit unserem Leben Gottes Herrlichkeit für alle sichtbar machen. (Epheser 1,11b12a)

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GOTT DARF UNS UNTERBRECHEN

von Sabine Fürbringer

J

V

ill Weber ist Teil des internationalen Leitungsteams der 24-7-Gebetsbewegung. Kindliches Gottvertrauen und die Bereitschaft, auf Gottes Überraschungen positiv zu reagieren, kennzeichnen ihren Lebensweg.

«Gott nimmt sich das Recht heraus, unsere Pläne mit seinen Ideen zu unterbrechen – und genau das tat er vor rund zwanzig Jahren in meinem Leben. Wir gehören nicht mehr uns selbst, und darum darf er das tun, jederzeit.» Jill Weber sagt das mit einem strahlenden Lachen im Gesicht, und ihr ganzes Sein zeugt davon, dass es gut ist, sich diesem Gott, der uns überraschen kann, anzuvertrauen.

Während des ganzen Gesprächs, das wir miteinander führen, wechseln sich diese beiden starken Aussagen ihres Lebens ab: Ein uneingeschränktes, hingegebenes Gottvertrauen und eine grosse Lebensfreude und Lebendigkeit. Das zeigt sich einerseits in ihrem lauten Lachen, der engagiert gestikulierenden Kommunikation und einem treffsicheren Sinn für Humor.

Andererseits hält Jill immer wieder inne, so, als horche sie in sich hinein und wolle die leise Stimme des Heiligen Geistes ja nicht übertönen.

Für sie gehören diese beiden Welten eng zusammen, da scheint es keine Trennlinie zu geben.

VON GOTT ÜBERRASCHT

Was ist das für eine Frau? Aufgewachsen in Vancouver, in einem säkularen Elternhaus, kam sie als Vierzehnjährige mit dem christlichen Glauben in Berührung. In einem Jugendcamp

Jill Weber leitet die Gebetshäuser von 24-7, ist verheiratet mit Kirk und die beiden haben eine Tochter. Jill ist die globale Vorsitzende des Senfkorn-Ordens, ausgebildete spirituelle Leiterin und Schriftstellerin. Sie liebt Spaziergänge in der Natur und ist begeistert davon, anderen zu helfen, für die Gegenwart und Aktivität Gottes wach zu sein.

sollten sich die Jugendlichen eines Abends an einen stillen Ort zurückziehen, um mit Jesus zu sprechen. Jill setzte sich unter einen Baum, schaute hoch und dachte sich, da oben müsste dieser Gott wohl sein. «Hallo, ich bin Jill», das war ihr erstes Gebet.

Ganz plötzlich fühlte sie sich nicht mehr allein, sie nahm eine wundersame Gegenwart um sich herum wahr. Nach dieser Begegnung mit dem Heiligen Geist rannte sie zurück in ihr Zimmer. Als das Team am nächsten Tag die Einladung von Jesus, seine Jüngerin zu werden, in den Raum stellte, sagte Jill Ja zu ihm.

Sie hatte diesen unsichtbaren Gott ja bereits am Vorabend unter dem Baum getroffen. Bis heute ist Jill deshalb begeistert davon, Raum zu schaffen, damit Menschen ins Gebet finden, egal von wo aus sie starten.

Gott Hallo zu sagen, dazu kann man jeden einladen. Im Anschluss ans Camp erkundete Jill ihren neuen Glauben im Rahmen von Intervarsity, einer studentischen Bewegung, und lernte dort jüngerschaftliche

AMEN | 32

Prinzipien kennen. Da ihr Leitungspotenzial rasch sichtbar wurde, übernahm sie auch bald eine Kleingruppe an ihrer Schule.

TRAUMA UND WIEDERHERSTELLUNG

In ihrer Gemeinde lernte sie einen Mann kennen, den sie sehr jung heiratete. Es folgten achtzehn dramatische Monate häuslicher Gewalt, die dazu führten, dass sie als 21-jährige alleinerziehende Mutter in ein Frauenhaus flüchtete. Die Einsicht, dass sie ihre drei Monate alte Tochter nicht beschützen konnte, gab den Ausschlag zur Flucht. Jill brauchte einige Jahre, um sich von dieser traumatischen Erfahrung zu erholen.

Doch in der Gegenwart des Heiligen Geistes erlebte sie viel Heilung. Als ihre Tochter fünf war, heiratete sie ihren heutigen Mann, einen Musiker.

Mit dem Schuleintritt ihrer Tochter orientierte sich Jill beruflich neu und arbeitete während fünf Jahren als professionelle Clownin. Parallel dazu hatte sie eine Teilzeitanstellung in ihrer Gemeinde als Musikerin und Worshipleiterin.

Um die Jahrtausendwende dann – Jill gehörte zum Mitarbeiterteam einer Vineyard-Gemeinde in Toronto – wurde sie zur Gemeindegründerin ausgebildet und ordiniert. Im Jahr 2000 gastierte ein Team aus Kansas City vom International House of Prayer in ihrer Stadt und so war es naheliegend, dass Jill, ganz ahnungslos, an ein Treffen ging. «Ich sass in diesem Treffen und alles in mir begann mitzuklingen, ganz stark. Als Musikerin und Worshipleiterin erlebte ich hier Menschen, die ihre Gebete sangen. Ich dachte, das kann ich auch.» Das Team sang Bibeltexte, indem sie einfach die Bibel öffneten und begannen, das Geschriebene zu singen. Für Jill wurde so das Gebet auf eine neue Art zugänglich.

GEBETSEXPERIMENTE

Ihr war sofort klar, dass sie dazulernen und mithelfen wollte, falls eine Gebetsbewegung dieser Art in Toronto entstehen sollte. Jills Mann hatte den Abend ähnlich erlebt und in der Folge entschlossen sich die beiden, Teil des IHOP (International House Of Prayer) in Kansas City zu werden.

Die Umzugspläne in die USA standen, aber kurz vor ihrer Abreise kam unerwartet die Anfrage, beim Aufbau des HOP Kanada mitzuhelfen. Wieder durchkreuzte Gott ihre Pläne. Jill und ihr Mann blieben in Kanada. Ab 2001 sammelten sie Menschen um sich und gingen mit ihnen auf einen Weg des Gebets: Das GOHOP (Greater Ontario House of Prayer) war geboren, der Anfang einer siebzehnjährigen geistlichen Reise.

In diesen Jahren entdeckte und erforschte Jill eine «monastische Art der Spiritualität», wie sie das mittlerweile nennt. Dazu gehörte eine grosse Portion Experimentierfreude: «Was würde passieren, wenn wir Gott während zwölf Stunden statt lediglich 45 Minuten anbeten? Was passiert, wenn wir in eine der ärmsten Gegenden unserer Stadt umziehen – wie ist es, als betende Menschen dort mit unserer Liebe präsent zu sein?

Was, wenn wir unsere Häuser für die Nachbarn öffnen und gemeinsame Essen anbieten?» Die Perspektive für die Armen entstand durchs Bibellesen.

Das Gleichnis vom grossen Gastmahl erinnerte sie stark an die Situation

«HALLO, ICH BIN JILL», WAR IHR ERSTES GEBET.

33 | AMEN

ihrer Gebetstreffen. Wie oft hatten sie zu Gebetstreffen eingeladen und obwohl viele der Angesprochenen begeistert reagierten und dabei sein wollten, hatten sie schlussendlich doch anderes zu tun. So sind sie raus auf die Strasse und haben die Armen gesucht. Die hatten Zeit, und sie waren sich ihrer Bedürftigkeit bewusst. Das waren offenbar die Menschen, die Gott in den Gebetstreffen haben wollte. Dieses neuartige Modell war ein grosser Segen über all die Jahre. Die bunte Zusammensetzung der Menschen trug mit dazu bei, eine Gebetsgemeinschaft zu werden, zu der Leute aus den unterschiedlichsten geistlichen Traditionen einen Zugang finden konnten. «Ich fand bei 24-7, einer anderen globalen Gebetsbewegung, die interessanterweise zur gleichen Zeit wie das IHOP in Kansas City startete, viel Inspiration. Ich übernahm die Ressourcen von 24-7 und fügte sie in meinen Kontext ein.

24-7 hat nicht nur Gebet, sondern auch Mission und Gerechtigkeit im Blick. Das hat uns als Gebetscommunity geformt und unsere Experimente befeuert.»

Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, ins Bild. In seiner Sehnsucht nach einer Wiederbelebung des Gebets und religiösen Lebens in seiner Kirche, suchte er die Zusammenarbeit mit Pete Greig (siehe Kasten S.34). Der religiöse

«ORDER OF THE MUSTARD SEED»

Orden als Brutstätte für geistliche Aufbrüche bekam ein neues Gewicht.

Und in diesem Zusammenhang bekam Jill die Anfrage, sich in den folgenden zehn Jahren dem Aufbau des wiedererwachten «Order of the mustard seed» zu widmen. «Ich hatte bis dahin ganz im Stillen gearbeitet, und da kam diese Herausforderung. Ich fragte mich, ob das eine Einladung des Erzbischofs oder von Gott selbst war. Ich hatte den Eindruck, dass es sich um einen Ruf Gottes handelte und so sagte ich zu.»

Die 24-7-Bewegung wurde stark von den Herrnhutern inspiriert. Zinzendorf, der die bis heute existierende Herrnhuter Brüdergemeine im 18.

Jahrhundert gründete, ging ursprünglich von einem Ordensgedanken aus.

24-7 begann diesen Samen wieder auszugraben, der sich im Kern um drei Themen formiert: Wahr sein vor Gott, Freundlichkeit Menschen gegenüber, die gute Nachricht den Nationen. Einige Menschen aus der 24-7-Bewegung beschlossen, Wege zu suchen, diese Leitlinien als Gemeinschaft auszuleben – der erste «Boiler Room» war geboren.

Noch bevor Jills Gemeinschaft in Kanada sich der 24-7-Bewegung anschloss, lernten sie von den «Boiler Room»-Gemeinschaften.

Vor fünf Jahren kam der anglikanische

ES IST GUT, SICH DIESEM GOTT, DER UNS ÜBERRASCHEN KANN, ANZUVERTRAUEN.

EINE GLOBALE DIMENSION

Ab da wurde der Aufbau des Ordens strategischer angegangen. 2017 wurde Jill zur globalen Delegierten des «Order of the mustard seed» berufen.

Der Orden ist nicht hierarchisch organisiert, Jill sieht sich als diejenige,

die Leute sammelt. Die Mitglieder dieses ökumenischen Laienordens setzen sich aus den unterschiedlichsten Menschen zusammen, vom Banker über Mütter zu Missionaren oder Lehrerinnen. Das Gelübde gilt für jeweils fünf Jahre. Der Orden ist keine Gemeinde, die Leute bleiben in ihren Gemeinden und leben dort ihren fokussierten Lebensstil. Die Treffen vom Orden her sind nur wenige, damit man die Beziehungen in der Gemeinde weiter pflegen kann.

Die Gelübde sind zentral auf den Missionsauftrag bezogen, es geht nicht um Gehorsam oder Dogmen.

Bei den Praktiken, die das Ordensleben ausmachen, hat das Gebet eine tragende Funktion. Wie genau jemand das aber umsetzt, hängt stark von seiner Lebenssituation ab.

Auch regelmässige Kleingruppentreffen sind ein fester Bestandteil. «Selber gehöre ich zu einer Frauengruppe, in der wir uns zu viert einmal monatlich in einem Pub treffen. Uns geht es nicht darum, eine Checkliste abzuarbeiten, denn das würde Gesetzlichkeit und Dogmatismus fördern. Wir fragen uns jeweils: Wo hat Gott mich diesen Monat dazu eingeladen, etwas zu vertiefen, auszuprobieren oder worauf hat er meine Aufmerksamkeit gerichtet? Wir fokussieren auf Gott und sein Handeln statt auf das, was wir tun.» In diesen Fragen spiegelt sich Jills übergeordnetes Lebensziel.

Sie möchte dazu beitragen, dass Menschen erkennen, wie Gott in ihrem Leben handelt. Sie möchte sie ermutigen und herausfordern, auf dieses Handeln Gottes adäquat zu reagieren.

Selbst versucht sie ebenfalls, in dieser Offenheit Gott gegenüber flexibel zu bleiben und auf sein Werben und Führen zu reagieren.

Und genau so ist sie zu ihrer Aufgabe im internationalen Leitungsteam von 24-7 gekommen, mit der Konsequenz, dass sie und ihr Mann 2018 nach England übersiedelten, weil die Aufgabe diesen Umzug erforderte.

AMEN | 34

Zunächst wollte sie diesen Schritt aber nicht tun. «Mir war es wohl zu Hause, ich liebte mein Umfeld und hatte kein Bedürfnis, Kanada zu verlassen.

Dummerweise habe ich aber den Eid abgelegt, das Evangelium zu den Nationen zu bringen. Mein Mann und ich nahmen uns ein Jahr Zeit, um zu entscheiden und sagten dann Ja zu Jesus. Jesus ist ein so ausserordentlicher Leiter, ich hätte mir nie ausmalen können, wie sich mein Leben entwickelt.» Einmal mehr ist dieser Gott in Jills Leben getreten und hat ihm eine neue Richtung gegeben.

GOTT HALLO ZU SAGEN, DAZU KANN MAN JEDEN EINLADEN.

Die 24-7-Bewegung Die 1999 gestartete Gebetsbewegung 24-7 fokussiert auf die Wiederbelebung der Kirche und die Neuausrichtung der Kultur um sie herum. Der Weg dazu ist das nicht abbrechende, 24 Stunden anhaltende Gebet.

Begonnen hatte alles mit einer einfachen, von Studenten initiierten Gebetszeit, die plötzlich überschwappte und an unterschiedlichen Orten Nachahmer fand. Daraus ist eine internationale, interdenominationale Bewegung entstanden. Die drei Pfeiler Gebet, Mission und soziale Gerechtigkeit stehen dabei im Zentrum. Durch die Gebetstreffen wurde in diesem Jahrtausend weltweit in weit mehr als der Hälfte aller Länder jede Minute gebetet.

Pete Greig, Pastor, Dozent und Gründer von 24-7, hat mehrere Bücher veröffentlicht, die sowohl einen tieferen Einblick in die Hintergründe der Bewegung erlauben, als auch zur persönlichen Weiterentwicklung des eigenen Gebetslebens inspirieren. × Pete Greig und Dave Roberts, «Red Moon Rising.

Wenn Freunde anfangen zu träumen und zu beten», SCM, Witten 2003 × Pete Greig, «Offline. Warum antwortest du nicht, Gott?», Brunnen, Giessen 2007 × Pete Greig, «Dirty Glory. Gebetserhörungen an vorderster Glaubensfront heute», Asaph, Lüdenscheid 2017 www.orderofthemustardseed.com www.24-7ch.ch

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BLICKPUNKT WELT

WARTEN AUF GOTTES STIMME Nathalie Burgherr arbeitet im Back Office von Agape international, der Auslandarbeit von Campus für Christus Schweiz, und im Leitungsteam von Agape Europe, der europäischen Dachorganisation.

Vor fast vierzig Jahren entschied ich mich, mein Leben ganz unter Gottes Leitung zu stellen. Seit diesem Moment hat Gott zwei Dinge in mein Herz gepflanzt: Weltmission und Gebet. Schon früh spürte ich einen starken Ruf in die Mission. Ich wollte Gott dort dienen, wo er mich hinsendet – egal wo. Dabei war das Gebet schon immer essenzieller Bestandteil meines Glaubenslebens.

Ich war in verschiedenen Gebetsgruppen aktiv und durch Gebetsbriefe mit Menschen in aller Welt verbunden.

Heute lebe ich zwar immer noch im selben Haus, in dem ich aufgewachsen bin, aber durch meine Arbeit bei Agape international bin ich weltweit mit unseren Projekten connected.

Mit anderen zu beten, ist meine Leidenschaft. Wohl deshalb bin ich Teil der globalen Gebetsbewegung von Campus. Aktuell üben wir uns im Hören auf Gottes Stimme – nicht das Bitten steht im Zentrum, sondern vielmehr still und in empfangender Haltung vor Gott zu verweilen. So

wählten wir als Grundlage für unseren letzten internationalen Gebetstag passend Psalm 46,11–12: Seid still und erkennt, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden. Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela.

Sela ist ein Pausenzeichen im Psalmlied, ein sogenannter Ruhepunkt. Wie der Psalmist an besagter Stelle ruhig wurde und auf eine Antwort Gottes harrte, so sind wir ebenfalls angehalten, Räume des Wartens und Hinhörens zu schaffen. Gerade in einem Werk, in dem das Tun so grossgeschrieben wird, brauchen wir zwingend diese Pausen vor Gott. Früher sammelten wir jeweils für den obgenannten Gebetstag Anliegen aus allen Ländern und Regionen. Dieses Mal nicht. Wir wollten gemeinsam Raum schaffen, um Gott anzubeten und ihn sprechen zu lassen. Und obschon dieses stille Vorgehen einige befremdete, war es letzten Endes eine wohltuende Erfahrung. Gott ist mit

jedem von uns unterwegs, auch wenn wir kulturell an verschiedenen Punkten dran sind.

Bezogen auf unser Gebetsleben scheint mir eines vor allem wichtig: in Bewegung zu bleiben. Und dabei offen zu sein für die verschiedenen göttlichen Zugangswege, die so mannigfaltig sein können. Es gibt nicht die eine richtige Art, vor ihn zu kommen, nur nicht zu ihm zu kommen, ist keine Option.

Wir haben einen grossartigen Gott, der es liebt, mit jedem einzelnen von uns Beziehung zu pflegen. Und wie er selbst meine Vorstellung von Weltmission neu definierte – in der Schweiz wohnhaft und doch durch Projekte mit der ganzen Welt verbunden zu sein –, ist er auch immer wieder daran, meine Vorstellung von Gebet neu zu füllen. Sela.

ENTSPANNT BETEN ALS EHEPAAR Interview: Peter Höhn

M

arc Bareth leitet bei Campus für Christus das Ministry von FAMILYLIFE. Wir sprachen mit ihm und seiner Frau Manuela über ihr Gebetsleben, über Führungen Gottes, Fernsehauftritte und fünf Minuten für beziehungsstarke Paare.

Marc, wann und wie betet ihr gemeinsam als Ehepaar?

Marc: Momentan beten wir zusammen, während Manuela am Abend unsere Tochter stillt. Wann und wie wir zusammen beten, verändert sich ständig und hängt stark von unserer aktuellen Lebensphase ab. Das Einzige, was wir seit unserer Hochzeit 2014 immer beibehalten haben, ist ein kurzes gemeinsames Gebet vor dem Schlafen. Das ist ein guter Tagesabschluss. Am gemeinsamen Gebet gefällt mir besonders, dass man damit die beiden wichtigsten Beziehungen gleichzeitig stärkt: die vertikale Beziehung zu Gott und die horizontale Beziehung zur Ehepartnerin.

Manuela, was gefällt dir an eurem gemeinsamen Gebet?

Erinnerst du dich an eine besondere Gebetserhörung?

Manuela: Mir gefällt der Gedanke, dass wir uns innerlich Seite an Seite stellen und den Blick sowie die Ohren auf Gott ausrichten. Dies gibt oft einen neuen Blick auf unseren Alltag.

Ermutigend und lehrreich war eine Gebetserhörung nach Marcs Wirtschaftsstudium. Es ging darum, ob er eine Stelle in der Wirtschaft annehmen oder einem Angebot als Sporttrainer nachgehen sollte, was Marc mehr lockte. Doch die Löhne waren sehr unterschiedlich. Wir wollten heiraten und Geld dafür sparen. Ich war in einer teuren Weiterbildung und konnte nur wenig Geld zur Seite legen. Wir hatten beide den Eindruck, uns gegen das Geld und für Marcs Leidenschaft zu entscheiden. So

kamen wir mit dieser Situation vor Gott und «übergaben» ihm im Gebet unser Geldproblem. Ich meldete Marc bei einer Quizshow im Fernsehen an, wo er zunächst eine Absage bekam.

Kurze Zeit später wurde er trotzdem zu einem Casting eingeladen, und schlussendlich gewann er genau jene Summe, die wir für unser Hochzeitsfest inklusive Kleid und allem Drumherum benötigten. Gott ist treu und er wirkt kreativ und oft anders, als wir es erwarten.

Ist euch das gemeinsame Gebet von Anfang an leichtgefallen? Wo habt ihr euch finden müssen?

Marc: Manuela hat einen grossen Glauben und eine prophetische Begabung. Diese Mischung kann manchmal schon echt nerven. Als wir

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beispielsweise von unserem Auslandjahr zurückkamen und dringend eine Wohnung brauchten, wusste Manuela schon bald, welche «Gott uns schenken möchte». Dumm war nur, dass es die letzte von all den zwanzig Wohnungen war, die wir damals besichtigten. Und weil wir beide noch keinen Job hatten, waren die Chancen gering, eine Wohnung zu kriegen.

Während ich also zunehmend nervöser wurde, betete Manuela seelenruhig für diese letzte Wohnung, von der wir ja nur den Grundriss kannten. Das stresste tierisch und schien mir total realitätsfremd. Doch tatsächlich bekamen wir diese Wohnung dann durch verrückte Umstände.

Wie hat sich euer gemeinsames Gebetsleben über die Zeit entwickelt und was hilft euch dranzubleiben?

Manuela: Unser Abendgebet ist ein gutes Beispiel dafür. Das ist einfach klar, dazu müssen wir uns nicht jedes Mal durchringen. Ein anderes Beispiel war die wöchentliche Gebetszeit während unseres Auslandjahres. Uns beschäftigte damals die Frage, wo wir unsere Zeit und Energie einsetzen sollten. Diese Berufungsfrage bewegten wir jede Woche zusammen. Wir nannten diese Zeiten «Vision Prayer».

Was auch hilft, ist, dass wir uns gegenseitig darin unterstützen, Zeit für unsere Gottesbeziehung zu nehmen.

So kommt es zum Beispiel oft vor, dass Marc mich fragt: «Wie kann ich dich unterstützen, dass du dir Zeit mit Gott nehmen kannst? Wo kann ich dir den Rücken freihalten?»

Wie ist es bei Krisen, betet ihr dann auch?

Marc: Während eines Konflikts zwischen uns beten wir nicht zusammen. Das würde sich für uns heuchlerisch und überfromm anfühlen. Gott hat uns die Fähigkeit und die Verantwortung gegeben, diese Konflikte zu lösen. Erst nachdem wir uns versöhnt haben, beten wir zusammen, das fühlt sich für uns echter an.

Manuela: Dazu ist zu sagen, dass wir normalerweise nicht sehr lange streiten. Wenn sich ein Konflikt jedoch über mehrere Tage hinzöge, würden wir bestimmt auch zusammen beten. Bei einer Krise, die nicht unsere Beziehung betrifft, bei der also nichts zwischen uns steht, sind wir sehr schnell im gemeinsamen VorGott-Kommen. Wir haben schon oft erlebt, wie Gott unsere Gebete erhört und in unmögliche Situationen eingegriffen hat. So ist es für uns nur logisch, dass wir uns gemeinsam an Gott wenden und mit ihm über unsere Probleme sprechen. Wir wollen unser Leben im Gebet bewältigen.

Das ist für uns die einfachste und natürlichste Art des Betens.

Tageslosung beim morgigen Tag auf.

Dort stand: Gott sprach zu Jakob: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters, fürchte dich nicht. Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen (1.

Mose 46,3–4). Ich war zutiefst bewegt. Gott ist so real und lebensnah. Und das Beste: Ich habe Marc in jenen Ägypten-Ferien kennengelernt!

Marc: Es gibt auch weniger spektakuläre Situationen. Wenn uns etwas stresst und wir die Situation mit Gott besprechen, wird alles wieder ins richtige Verhältnis gerückt. Wenn uns bewusst wird, dass Gott eine viel grössere Perspektive hat als wir und dass ihn unsere Probleme nicht überfordern, entspannt das ungemein.

GEMEINSAMES GEBET VERTIEFT UNSERE VERBINDUNG ZUEINANDER UND ZEIGT UNS, WIE GOTT UNS ALS PAAR BRAUCHEN MÖCHTE. Kannst du ein Beispiel erzählen, wie das Gebet in einer Krise weitergeholfen hat?

Manuela: Es war 2011. Ich wollte mit einer Freundin Ferien in Ägypten machen, doch es gab dort Unruhen.

Zwei Kollegen wollten uns dabei begleiten. Es war alles gebucht und bezahlt. Eine Person, auf deren Meinung ich viel Wert lege, sagte mir dann, ich solle diese Reise absagen, es sei viel zu gefährlich. Dies belastete mich und ich ging damit zu Jesus: «Was soll ich tun? Ist es zu gefährlich?

Sollen wir die Reise absagen?» Kurz darauf hatte ich den starken Eindruck, ich solle die Tageslosung vom morgigen Tag lesen. Etwas skeptisch und verwundert schlug ich also die

Als Leiter von FAMILYLIFE habt ihr Einblick in viele Ehedynamiken.

Was ratet ihr Ehepaaren, die das gemeinsame Gebet kaum kennen, warum sie gut daran tun, miteinander zu beten, und wie sie es umsetzen können, ohne sich dabei zu überfordern?

Marc: Als wir frisch verheiratet waren, hat mir ein Bekannter gesagt: «Wenn ihr mehr Sex haben möchtet, müsst ihr einfach mehr zusammen beten.»

Obwohl ich diese Aussage so nicht unterschreiben würde, gibt es schon Gemeinsamkeiten zwischen Gebet und Sex. Beides sind wichtige Elemente in einer Ehe, die verbindend wirken.

Viele Christen haben überhöhte Vorstellungen, wenn es um das

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Marc und Manuela Bareth er Ökonom, sie Psychotherapeutin, leiten die Arbeit von FAMILYLIFE. Sie haben zwei kleine Kinder und wohnen im Zürcher Oberland. Marc bloggt unter www.familylife.ch/five

gemeinsame Gebet geht: täglich mindestens eine Viertelstunde oder einmal die Woche eine Stunde oder länger. In der Realität gelingt das dann häufig nicht, man ist enttäuscht und bricht das Experiment «gemeinsames Gebet» gleich ganz ab.

Manuela: Besser ist es, sich kleine Ziele zu setzen. Zum Beispiel, sich einmal eine Woche lang jeden Tag immer um 21.00 Uhr einen Wecker zu stellen und dann ganz kurz zusammen zu beten. Nach einer Woche kann man zurückschauen und sich entscheiden, ob man das beibehalten oder noch ergänzen möchte. So kann ein Gebetsleben langsam heranwachsen und wird von ermutigenden Erfahrungen statt von Misserfolgen geprägt sein.

Zusammen beten kann bei jedem Paar und in jeder Lebensphase ganz unterschiedlich aussehen. Es ist sinnlos, sich da mit anderen zu vergleichen oder an einer starren Form festzuhalten, die einem nicht entspricht. Wichtig ist es, immer wieder kreativ zu sein. Bei uns sorgt Marc eher für die Abwechslung und ich bringe Beständigkeit in unser Gebetsleben.

Marc, du hast gerade ein Buch veröffentlicht mit kurzen Paarim-

pulsen. Was hat dich dazu motiviert, dieses Buch zu schreiben?

Für die meisten Menschen ist ihre Partnerschaft etwas vom Wichtigsten im Leben. Gleichzeitig investieren sie oft nichts oder nur wenig in ihre Beziehung. Es kann doch nicht sein, dass uns etwas super wichtig ist, wir aber wenig bis nichts dafür tun. Das ergibt keinen Sinn und ist geradezu fahrlässig. Diese Beobachtung hat dazu geführt, dass ich begonnen habe, kurze Texte zu den wichtigsten Beziehungsthemen zu schreiben. Jeder dieser kurzen Impulse soll helfen, die eigene Partnerschaft ein bisschen stärker zu machen. Dabei wollte ich nicht die immergleichen, schon 1000-mal gehörten Tipps weitergeben, sondern aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse alltagsnah und anwendbar machen. Die 52 besten dieser Texte sind jetzt das Kernstück meines Buches mit dem Titel «Beziehungsstark» geworden.

Welche Rolle spielt das Gebet, damit ein Paar in der Beziehungsqualität wachsen kann?

Manuela: Absolut entscheidend ist das persönliche Gebet. Wir sind selbst für unsere Beziehung zu Gott verantwortlich, und wenn wir sie gesund kultivieren, dient das nicht nur der Vertiefung unserer Paarbeziehung, sie ist auch die Grundlage für unser gemeinsames Gebet.

Marc: Das persönliche Gebet hilft mir, unsere Beziehungsdynamik auf einer anderen Ebene zu reflektieren.

Wenn ich mich beispielsweise darüber aufrege, dass Manuela unserem Sohn etwas erlaubt, was ich nicht erlaubt hätte, kann ich das nicht nur direkt mit ihr, sondern auch mit Gott besprechen. Im persönlichen Beten und Hören auf Gott merke ich dann, dass das mindestens genauso viel mit mir wie mit Manuela zu tun hat. Gott arbeitet mit mir an meinen Verletzungen und an meinem Charakter, und das kommt natürlich schlussendlich auch Manuela zugute.

Was sind die Chancen, was sind die Grenzen des Gebets?

Manuela: Das gemeinsame Gebet schafft Raum, dass wir nicht nur als Einzelpersonen, sondern auch als Ehepaar mit Gott reden und ihn damit auch in unsere Partnerschaft integrieren. Das vertieft unsere Verbindung zueinander und erweitert gleichzeitig unseren Horizont dafür, wo und wie Gott uns als Paar brauchen und einsetzen möchte.

Marc: Die Grenzen des Gebets sind dort, wo wir es als Ersatz oder Ausflucht missbrauchen, anstatt unsere konkrete Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich eine Entscheidung fälle, ohne Rücksicht auf Manuelas Bedürfnisse zu nehmen, muss ich mich entschuldigen und das wieder in Ordnung bringen. Ich kann dann nicht einfach sagen: «Lass uns zusammen beten», in der Hoffnung, dass dann schon wieder alles gut ist.

Zum Glück habe ich aber eine Frau, die das auch nie zulassen würde.

Marc Bareth beleuchtet in diesem Buch sieben Themengebiete (Kommunikation, Eheverständnis, Konfliktlösung, Beziehung pflegen, Sexualität, Spiritualität und gemeinsame Vision).

52 Fünf-Minuten-Impulse, die überraschend, praktisch umsetzbar und biblisch fundiert sind. Ein echtes Lesevergnügen für Ehepaare und solche, die es werden wollen.

Weitere Informationen zum Buch: www.familylife.ch/beziehungsstark

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BETEND SINGEN, SINGEND BETEN Interview: Leonardo Iantorno

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it der Frage, wie Eltern und Kinder gemeinsam Gott begegnen und mit ihm ins Gespräch kommen können, beschäftigen sich Anke und Daniel Kallauch schon seit Jahren.

Im Gespräch teilen sie ihre Begeisterung für gelebten Glauben in der Familie und die Bedeutung von lebendigen Ritualen.

Man könnte meinen, es sei das Natürlichste auf der Welt, in der Familie miteinander zu beten und den Glauben zu teilen. Warum ist das Thema Gebet jedoch oft ein so schwieriges?

Anke: Eltern sind von ihren eigenen Gebetserfahrungen, die nicht alle nur positiv waren, stark geprägt. Deshalb soll Gott in der eigenen Familie Raum

bekommen, aber anders, als man es selbst erlebt hat. Eigene neue Wege zu finden, ist jedoch eine Herausforderung. In der Familienstudie des Forschungsinstituts «empirica» unter christlichen (= hochreligiösen) Familien zeigte sich, dass nur ein Drittel dieser Familien zu Hause in irgendeiner Form betet. Dabei fühlen sie sich jedoch nicht wohl oder sind

unsicher, ob sie es «richtig» machen.

Es herrscht offensichtlich eine grosse Verunsicherung darüber, wie Gebet in der Familie aussehen könnte.

Daniel: Wir haben auch keine festen Formen mehr, nach denen wir Gebet pflegen. In meiner Kindheit war es gesetzt, dass gemeinsam gebetet und in der Bibel gelesen wurde. Es wurde einfach gemacht, ob ich gerade dazu

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KINDER ENTWICKELN SICH UND DESHALB MUSS SICH AUCH UNSER GEBETSLEBEN ALS FAMILIE WEITERENTWICKELN. Lust hatte oder nicht. So wollte ich das mit meinen Kindern nicht machen. Deshalb haben wir nach verschiedenen Möglichkeiten gesucht, wie wir unser Glaubensleben als Familie neu gestalten könnten.

Besonders wichtig war uns, dass sich geistliches Leben in unserem Alltag abspielt. Wo unsere Kinder Fragen gestellt haben, haben wir uns Zeit für das Gespräch und für das gemeinsame Gebet genommen.

In eurem Buch «Wenn Familien beten» habt ihr euren Erfahrungsschatz festgehalten. Wie können wir neue Freiheit entdecken und die als Familien leben?

Anke: Unsere Kinder sollen Jesus kennen lernen. Das baut einen theologischen Druck auf, der in Spannung zu unserer freiheitlich geprägten Gesellschaft steht. Deshalb brauchen wir neue Ansätze. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus uns dazu berufen hat, Zeugen zu sein. Wir sollten unser eigenes Glaubenserleben teilen, statt darüber zu reden, was wir und andere für richtig halten. Unter anderem darum geht es in «Wenn Familien beten». Das Buch bietet die Möglichkeit, einander von den eigenen Erfahrungen zu erzählen. Eltern hören

ihren Kindern zu und umgekehrt. Man ist als Familie gemeinsam unterwegs.

Daniel: Offen und ehrlich mit den eigenen Kindern zu sein, ist aber auch eine Herausforderung. Man teilt nicht nur die guten Dinge, sondern gibt Einblick in die eigenen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten. Diese Ehrlichkeit ist wichtig, damit man als Familie offen und ehrlich Gott begegnen kann. Wenn unsere Kinder diese Offenheit nur aus dem Kindergottesdienst kennen, ist das zu wenig.

Eltern haben viel mehr Zeit mit ihren Kindern zur Verfügung und es ist eine Chance, diese Zeiten aktiv zu gestalten. Dazu kommt, dass Gebet ja immer auch ein Innehalten und Zur-Ruhe-Kommen ist. Solche Zeiten fallen uns nicht zu, man muss sie bewusst suchen. Ob vor dem Essen oder beim Ins-Bett-Bringen, man muss sich fürs gemeinsame Gebet Zeit nehmen, wenn es über ein Stossgebet hinausgehen soll.

der Schulzeit nicht mehr und wir müssen bereit sein, Dinge zu verändern, auch wenn das immer wieder Energie kostet.

Daniel: Wenn wir von Eltern gehört haben, die mit ihren Kindern schon früh morgens eine Bibellese und feste Gebetszeiten einhielten, hat es uns kurz irritiert und wir hinterfragten unsere eigene Praxis. Wir sind beide keine Frühaufsteher und wussten, dass das so bei uns nicht funktioniert. Wir mussten eigene Wege finden, wie wir das Leben mit Gott sowie das Gebet als

Welche Zugänge können Familien helfen, zu einem gemeinsamen Glaubensleben zu finden?

Anke: Wir vermitteln unseren Glauben nicht nur durch das Tischgebet, sondern durch unser ganzes Leben. Wie wir in alltäglichen Situationen reagieren, ist ein Spiegel unseres Glaubens. Geistliches Leben wird eben nicht nur in gemeinsamen Gebetszeiten sichtbar. Ausserdem sind Rituale sehr wichtig. Kinder schauen sich vieles ab, und an uns sehen sie, wie geistliches Leben aussehen könnte. Wenn wir unseren Kindern beibringen wollen, wie man kocht, zeigen wir ihnen anfangs die einfachsten Schritte und führen sie dann immer weiter. Das ist bei Gebet und geistlichem Leben nicht anders – es entwickelt sich schrittweise. Wir brauchen die Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu gehen. Kinder entwickeln sich und deshalb muss sich auch unser Gebetsleben als Familie weiterentwickeln. Was in der Kindergartenzeit noch richtig war, passt in

Anke und Daniel Kallauch leben in Hattingen bei Bochum und haben drei erwachsene Kinder. Ihr Herzensanliegen ist es, Kinder und Familien in ihrem Glauben zu stärken und zu ermutigen.

Teil unseres natürlichen Familienalltags in Verbindung bringen konnten. Auf diesem Weg haben wir vieles ausprobiert. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, wie geistliches Leben vorgelebt und miteinander erlebt werden kann.

Und sich als Eltern unter Druck zu setzen, hilft nicht weiter.

Welche Bedeutung haben Rituale für das Gebetsleben als Familie? Mit welchen Hilfsmitteln können wir einfache Rituale schaffen?

Anke: Rituale bieten Strukturen, die uns dabei helfen, unser Leben zu gestalten. Kinder brauchen Rituale,

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Kallauchs, die als Künstler besonders von der Corona-Krise betroffen sind, kann man unter folgendem Link ganz praktisch unterstützen: www.startnext.com/danielkallauch

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Wie können wir in unseren Gemeinden neue Räume für «Familienglauben» schaffen?

Daniel: Kinder lieben Humor, denn er öffnet Herzen und macht bereit, zuzuhören. Glaube und Humor

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Was können wir von unseren Kindern lernen, wenn es ums Beten geht?

Anke: Kinder haben oft eine sehr intensive und lebendige Beziehung zu Gott, aber sie haben dafür oft keine Worte. Ich glaube, Jesus wusste das, als er ihnen zusprach, dass ihnen das Himmelreich gehören werde. Wir glauben oft, dass wir für all das Worte finden müssten. Kinder beten kurz und kräftig und sie finden das auch gut so. Für sie ist ein Gebet oft nur ein Satz mit einem abschliessenden «Amen» und dann geht es weiter.

Kinder bringen ihre Anliegen unmittelbar und einfach vor Gott.

Daniel: Wenn Eltern beim Beten immer ihren Tonfall verändern und ganz andere Worte gebrauchen als sonst, ist das für Kinder oft befremdlich. Kinder reden mit Gott so, wie sie sonst auch reden. Sie vertrauen Gott ganz natürlich und so sprechen sie auch mit ihm, ohne zuerst zu analysieren, was sie eventuell beten wollen.

gehören zusammen und sollten auch gemeinsam erlebt werden. In unseren Gemeinden sind wir oft zu gesetzt und ernst. Wir sollten uns fragen, wie Spass und Humor mehr Raum in unseren Gemeinden bekommen können.

Anke: Kreativität im Gebet scheint mir sehr wichtig. Ich habe kürzlich einen Gebetsabend für Erwachsene und Kinder gestaltet, wo wir in verschiedenen kreativ arrangierten Etappen gebetet haben. Entweder gab es etwas zu essen, zum Anfassen oder man musste aufstehen. Die Kinder haben da ganz automatisch mitgemacht und die Erwachsenen haben sich mit hineinnehmen lassen. Es war nicht kindisch oder albern, lediglich eine andere Methodik, um Gebet auszudrücken. Und darum sollte es letzten Endes auch gehen: dass wir in Bewegung bleiben und nicht statisch an etwas Fixem, was nicht wirklich fröhlich macht, festhalten.

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Warum sind Lieder und gesungene Gebete für unser geistliches Familienleben wichtig?

Daniel: Lieder gehen tiefer, sie gehen oft direkt ins Herz. Wir nehmen die Dinge, die wir singen, viel intensiver wahr als gesprochene Worte. Als ich damit angefangen habe, Lieder für Kinder zu schreiben, war mir von Anfang an bewusst, dass ich eine grosse Verantwortung annehme. Kinder glauben, was sie singen. Deshalb sollten meine Lieder theologisch durchdacht und trotzdem einfach sein. Es ist wichtig, dass wir in unseren Familien wieder lernen zu singen. Viele der aktuellen christlichen Lieder sind nur schwer nachzusingen.

Auch deshalb ist es mir wichtig, Lieder zu schreiben, die man ganz einfach zu Hause singen kann, ohne selbst Musiker sein zu müssen. Gemeinsam zu singen schafft positive Gefühle und es verbindet auf eine andere Art, als gesprochene Gebete es können.

Anke: Durch Lieder entstehen Bilder in uns, sie transportieren Gefühle, und was wir singen, bleibt uns in Erinnerung. Deshalb sind sie wichtig für das Gebetsleben. Sie schaffen eine Glaubensatmosphäre, die Kinder weit über die Kindheit hinaus prägen. Weil sonntags die Erwachsenen meist ihre und die Kinder wieder andere Lieder singen, ist ein gemeinsamer Schatz an Liedern wichtig, den Eltern und Kinder teilen können.

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um sich geborgen zu fühlen und deshalb sollten sie auch in unserem Gebetsleben Platz haben. Das können einfache Dinge sein, wie z.B. das gemeinsame Anzünden einer Kerze oder das Reichen der Hände während des gemeinsamen Gebets. Wir tun das bis heute mit unseren Kindern, obwohl sie alle bereits erwachsen sind.

Es braucht Mut, Dinge auszuprobieren, wobei es nicht für alles zwingend ein Ritual braucht.

Daniel: Ich finde das Gebet vor dem Schlafengehen sehr wichtig. Oft reflektieren Kinder in diesen Momenten, was sie tagsüber erlebt haben und es können gute und intensive Gespräche zwischen Kindern und Eltern entstehen. Das ist eine grosse Chance, um ins Gespräch miteinander und ins gemeinsame Gebet zu finden. Ich bin früher mit unserem jüngsten Sohn die 15 Minuten Fussweg zum Kindergarten täglich gelaufen und wir haben dabei über alles Mögliche gesprochen. Auch durch dieses tägliche Ritual ist eine tiefere Beziehung zwischen uns gewachsen. Damit, wie wir unsere Familienzeiten besonders in den ersten 15 Lebensjahren unserer Kinder gestalten, legen wir eine wichtige Grundlage für ihre Glaubensentwicklung.

13 lieder zum mitsingen

Gemeinsam Zeit verbringen - Gott begegnen Vorwort Dr. Johannes Hartl

© & 2016 VOLLTREFFER D-45529 Hattingen 50465 GEMA

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FÜR MENSCHEN BETEN – UND MIT GOTT RECHNEN Interview: Séverine Christen

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ean-Luc Trachsel leitet die «International Association of Healing Ministries».

Sein Herz brennt dafür, dass Menschen, die Jesus nicht kennen, seine Realität erfahren. Und dass alle Christen mutiger darin werden, mit Menschen zu beten und Gottes Kraft zu erwarten.

Jean-Luc, woher kommt deine Leidenschaft für das Heilungsgebet?

Schon in meiner Kindheit kam ich in Kontakt mit Männern und Frauen einer Heilungsbewegung.

Das hat in mir einen grossen Hunger und Durst danach geweckt, selbst zu sehen und zu erleben, wie sich das Evangelium im Leben von Menschen auf konkrete und kraftvolle Art auswirkt. Seit meiner Jugend habe ich ein starkes Bedürfnis, das Evangelium zu verkünden und das, was Jesus tat, auch zu praktizieren. Denn in den Evangelien handeln mehr als 40 Prozent der Texte von den Heilungen Jesu. Ich möchte seinem Beispiel folgen, das heisst tun, was er uns aufgetragen hat, und meine Zeit der Verkündigung des Evangeliums und dem Gebet für die Kranken widmen.

schliessen, sondern dass sie den Namen Jesus anrufen, um geheilt und gerettet zu werden. Das ist eine Priorität für uns als Christen: Wenn nicht wir das Evangelium verkünden, wer wird es sonst tun? Die Menschen sind offen für das Übernatürliche, aber die «Religion» interessiert sie nicht.

Natürlich kann man keinen Menschen gewinnen, indem man ihm sagt, dass er ein Sünder ist und Busse tun soll. Aber fast jedes Mal, wenn ich jemandem erzähle, dass Jesus ihn oder sie liebt, spricht es zu ihnen. Die Menschen erlauben mir, für sie zu beten, und Gott berührt sie. Einige möchten Gott ihr Herz anvertrauen. Oft dauert das nicht länger als 30 Sekunden, und ich erlebe ständig, dass es funktioniert: im Flugzeug, im Zug, auf der Strasse …

Dir liegen vor allem die Menschen am Herzen, die Jesus nicht kennen.

Das war auch bei Jesus so. Als Hauptgrund für sein Kommen nannte er den Auftrag, die Menschen zu suchen, die verloren sind und Gott nicht kennen. Auch heutzutage wären viele Personen offen für Gott und bereit, sich ihm zuzuwenden, aber sie haben dafür keine Gelegenheit bekommen, weil sie das Evangelium nicht gehört haben.

Aufgepasst, ich rede nicht davon, sie davon zu überzeugen, sich dieser oder jener Kirche anzu-

Wie können wir in der Hektik unseres Alltags ein brennendes Herz für suchende Menschen bekommen?

Die Bibel sagt in 1. Korinther 2,10, dass der Heilige Geist ergründet, was in den Tiefen Gottes verborgen ist, um es uns zu offenbaren. Der Heilige Geist führt uns zu Jesus und hilft uns dabei, dass wir seine Leidenschaft mitempfinden können, um den Menschen zu begegnen, die er im Alltag berühren möchte: dem Verlorenen, dem Vergessenen, dem Armen, dem Waisen – und

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wenn ich arm sage, dann denke ich auch an den, der in seinem Reichtum erstickt, der ein Luxusauto fährt, der keine Hoffnung mehr hat und dem noch niemand das Evangelium verkündet hat. Lass es mich gegenüber allen Lesern klar ausdrücken: Jesus möchte unsere Zeitgenossen retten, und es eilt. Jesus kommt bald, und in der letzten Zeit will er seinen Geist über alle ausgiessen, nicht nur für charismatisch-exotische Erfahrungen, sondern damit wir alle das Evangelium verkünden, wie es die Jünger am ersten Tag verkündet haben.

Welche Verbindung machst du zwischen dem Heil und der Heilung?

Die zwei gehören zusammen. Man sagt mir oft, das Predigen des Evangeliums habe Priorität gegenüber dem Heilungsgebet. Klar, die Rettung ist das Wichtigste. Es nützt nichts, vom Krebs geheilt zu sein und seine Seele zu verlieren. Wenn Jesus für uns gelitten hat und am Kreuz gestorben

MENSCHEN SIND OFFEN FÜR DAS ÜBERNATÜRLICHE, ABER DIE «RELIGION» INTERESSIERT SIE NICHT.

ist, hat er unsere Sünden und unsere Krankheiten auf sich genommen. Ich möchte darum mit Nachdruck sagen, dass wenn ich für Kranke bete, egal ob in einer entsprechenden Veranstaltung oder auf der Strasse, ich ihnen immer auch die Möglichkeit gebe, zu Gott umzukehren.

Die Wunder- und Heilungsabende, die du organisierst, scheinen ein guter Aufhänger für das Evangelium zu sein. Welches Echo erlebst du dabei?

Viel Ermutigendes! Heute ist die Mehrheit der Menschen krank (physisch oder psychisch).

Verschiedene finden keine Heilung in der Medizin und wenden sich darum an Gurus oder dubiose Heiler. Der Wunsch nach Heilung entspricht einem gewaltigen Bedürfnis! Zudem ist sie eine starke Manifestation des Reich Gottes auf der Erde. In der französischsprachigen Schweiz sind es mehrheitlich Christen, die an unseren Veranstaltungen teilnehmen, aber es kommen auch viele, die Christus nicht persönlich kennen – in Frankreich oder Belgien sind das manchmal über die Hälfte der Anwesenden. Meistens erleben wir, dass zwischen zwanzig und fünfzig Menschen zum ersten Mal im Gebet Jesus in ihr Leben aufnehmen.

Wie verhindert man, dass Menschen der spirituellen Erfahrung zu viel Wert beimessen?

Das ist die Frage eines guten Christen, der in seiner christlichen Blase lebt. Wenn unsere Zeitgenossen von Gott selbst angesprochen werden und eine spirituelle Erfahrung machen, indem sie Jesus begegnen, werden sie sich in ihn verlieben und werden erkennen, was seine Rettung bedeutet.

In unseren Begegnungen wird das Evangelium von Anfang an klar verkündet! Wir ermutigen die Leute, nicht die spirituelle Erfahrung zu suchen, sondern Jesus, der auf ihre Bedürfnisse antworten wird. Im selben Moment führen wir sie ganz praktisch zu Jesus. Wir glauben, dass es nur Jesus ist, der rettet und heilt.

Wie muss ich mir eine solche Veranstaltung vorstellen?

Nach einer Anbetungszeit verkündigen wir das Evangelium, verbunden mit einem klaren Aufruf zur Umkehr. Danach beten der Redner und sein Team für die Kranken. Sie machen es auf seriöse und persönliche Art, nicht auf eine pauschale, oberflächliche Weise: «Gott heile alle, die hier sind, nach deinem Willen!» Einige Menschen werden sofort geheilt, andere schrittweise und einige

werden nicht geheilt. Wir bedauern das, aber müssen es akzeptieren. Für uns ist die Einheit als Christen ebenfalls wichtig: Ich versuche, auch Redner aus anderen Denominationen zu gewinnen, sprich Katholiken.

Wie gehst du damit um, dass du für eine Person betest und sie wird nicht geheilt?

Ich bin ehrlich, jedes Jahr sehe ich tausende Heilungen und tausende Menschen, die nicht geheilt wurden.

Ich lege die Hände auf die Kranken, weil Gott dies geboten hat, aber ich kann keine vollständige Heilung garantieren. Es ist eine der grössten Spannungen, die ich in meinem Ministry erlebe, und sie ist immer da.

Ich verspreche nichts anderes, als was in der Bibel steht: Durch die Wunden (Jesu) seid ihr heil geworden (1. Petrus 2,24). Das stelle ich nie in Frage. Auch wenn ich es nicht immer erfahre, dass es geschieht, stelle ich nicht meine Erfahrung über die Verheissung, wer Gott ist und was er tut. Ich versuche einfach, den Kranken zu helfen, ihren Glauben auf Gottes Wort zu setzen, das ein starkes und stabiles Fundament ist.

Inwieweit bremsen oder entmutigen dich ausbleibende Resultate in deinem Ministry?

Ich basiere mein Ministry nicht auf die Resultate, sondern auf das, was Gott mir aufträgt, zu tun. Natürlich gibt es Entmutigung, wenn man sieht, dass nicht alle geheilt werden. Meine Schwiegereltern sind beide gestorben, obwohl ihr Glaube ausserordentlich war und unsere ganze Familie gebetet und gefastet hat. Schliesslich starb meine Schwiegermutter doch an ihrem Krebsleiden. Doch dasselbe gilt auch für unsere Predigt: Stellen wir das Heil in Frage, weil nicht alle Menschen Jesus als ihren Erlöser und Herrn annehmen? Nein, und gleich verhält es sich mit der Heilung. Ich versuche, nicht dem Geist des Zweifels zu verfallen. Wenn man sich die Frage «Warum?» stellt, öffnet man dem

Jean-Luc Trachsel ist, neben der Leitung von «IAHM», Mitglied des Kernteams von «Europe Shall Be Saved», das sich zum Ziel gesetzt hat, ganz Europa mit dem Evangelium Jesu Christi zu erreichen.

Er ist verheiratet mit Josiane und Vater von vier Kindern.

Zweifel und dem Unglauben die Tür.

Der Teufel nützt das aus und treibt uns in eine Theologie der Nicht-Heilung.

Ich habe Mitgefühl für die Menschen, die nicht geheilt werden, aber ich möchte meinen Glauben rein und einfach halten, basierend auf dem Wort Gottes und nicht der Nicht-Heilung.

Wie pflegst du das Gebet in deinem täglichen Leben?

Meine Gebetszeiten haben keine fixen Regeln. Wenn ich morgens erwache, wende ich mich als Erstes an den Heiligen Geist. Ich danke ihm für seine Präsenz auf der Erde und in mir und beginne, Jesus zu loben und Gott, den Vater, anzubeten. Danach nehme ich mir gerne Zeit, um in die Bibel einzutauchen. So halte ich es seit Jahren, heute eher noch öfter und länger, weil ich Freude daran habe und die Gegenwart des Heiligen Geistes spüre. Montagmorgen ist besonders.

Da bin ich grundsätzlich nicht erreichbar, sondern verbringe drei bis fünf Stunden Zeit mit Jesus im Gebet, und an diesem Tag faste ich auch. Seit einigen Wochen bete ich häufig den Psalm 51,10 – Schaffe in mir ein neues Herz – eine Gewohnheit, die mich im Moment berührt, und eine Bitte, die ich erleben möchte.

Wie können wir für unsere Nachbarn beten und ihnen Jesus bezeugen?

Ich möchte dazu ermutigen, «natürlich übernatürlich» und «übernatürlich natürlich» zu sein. Sei angenehm, freundlich und denke daran, natürliche Beziehungen zu pflegen. Lass dem Wort Taten folgen und deinen Taten die Worte. Mir ist bewusst: Es ist einfacher, vor hunderttausend Menschen zu predigen, so, wie ich es kürzlich in einem Stadion in São Paulo erlebt habe, als deinen Nachbarn, die dir täglich begegnen, aber für die du wenig Zeit hast, von Jesus zu erzählen.

Es ist eine Herausforderung, aber Gott hat uns hierhin gestellt, damit wir den Menschen Jesus bezeugen. Beginne darum, für sie zu beten und dafür, dass sich eine Türe öffnet, um ihnen das Evangelium zu verkünden. Und hier hat jeder andere Möglichkeiten.

Zum Beispiel?

Das kann eine Einladung zum Essen sein, das du mit einem Gebet beginnst und bei dem du erzählst, dass du mit Jesus lebst. Und dann erwarte auch den übernatürlichen Aspekt: Der Heilige Geist gibt uns Kreativität, dass unsere Nachbarn und Kollegen von Jesus berührt werden. Das kann bedeuten, sie im Spital zu besuchen oder ihnen mal den Rasen zu mähen, weil sie keine Zeit haben, so, wie ich es kürzlich wieder erlebt habe. Auf diese Weise konnte ich schon einige meiner Nachbarn zu Gott hinführen, während bei anderen die Türe zu ist. Wichtig ist: Wir müssen aus der Angst heraustreten. Es ist wirklich so, wie wenn uns der Teufel in einem Ghetto hält und wir jedes Mal Angst haben, wenn wir es verlassen. Wir müssen raus aus dem Ghetto – aus unseren Gottesdiensten, Versammlungen und Privaträumen – und ganz natürlich mit den Menschen Beziehung leben.

Und ihnen dann in aller Einfachheit Jesus verkünden. Gott wird seinen Teil dazu tun!

GEMEINDE LEBEN

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KIRCHE BETET Leonardo Iantorno ist ein Lautdenker, Redenschwinger, Doppel-Daddy und leitet die Studentenarbeit CAMPUS live bei Campus für Christus Schweiz.

Gebet ist privat und persönlich. Wir brauchen Zeiten, in denen wir Gott unter vier Augen begegnen. Gebet ist aber auch ein Raum der Begegnung, in dem mehr als nur ich selbst und Gott Platz haben. Wo Christen zusammenkommen, ist Gebet mehr als ein Teil des Programms oder mehr als eine fromme Pflicht. Wir teilen unsere Sorgen, unseren Dank, unsere Fragen und Begeisterung im Gebet miteinander und mit unserem Gott. Gerade weil Gebet immer auch etwas Persönliches ist, ist das gemeinsame Gebet auch ein Ort des Vertrauens, den wir zusammen mit anderen Christen begehen und Gottes Reden zu uns erwarten und erleben.

«Lasst uns zum gemeinsamen Gebet aufstehen!» – Diese Aufforderung höre ich regelmässig im Gottesdienst. Zu Beginn eines Gottesdienstes und spätestens für den Segen erheben wir uns Sonntag für Sonntag, um gemeinsam zu Gott zu beten

und mit ihm zu sprechen. Das ist gut so. Mir ist allerdings aufgefallen, dass wir in unseren Gottesdiensten selbst sonst nicht so viel Zeit im Gebet verbringen.

Wir haben stattdessen das Gebet ausgelagert und auf neue Formen wie Missions-, Gemeindegebet oder auch Worship-Abende übertragen.

Alles Orte, an denen wir uns als Kirche Zeit nehmen, um Gott zu suchen, mit ihm zu sprechen und seinem Reden Raum geben. Wenn wir Christen zusammenstehen und gemeinsam beten, löst das etwas in uns aus. Wir erleben, dass wir gemeinsam den gleichen Gott anbeten, seine Gegenwart suchen und von ihm Antworten erhoffen.

Als Petrus und Johannes zusammen mit dem Gelähmten vor der religiösen Elite Rede und Antwort stehen mussten, wurde ihnen gedroht, nicht mehr über diesen Jesus sprechen zu dürfen (Apostelgeschichte 4,21). Die beiden gingen nach dem Verhör

direkt zu den anderen Christen und gemeinsam beteten sie. Und Gott antwortete mit einem Erdbeben (Apostelgeschichte 4,31).

Wir sollen und dürfen als Gemeinschaften erwarten, dass unsere Gebete von Gott gehört und ernstgenommen werden. Lasst uns also immer wieder gemeinsam auf vielfältige und kreative Weise seine Gegenwart suchen – ob im Gottesdienst selbst oder ausserhalb. Ich wünsche mir neue Räume des gemeinsamen Redens und Hörens auf Gott, der uns und unsere Gemeinschaft mitgestaltet und prägt.

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KURZ UND GUT

MONIKA UND PETER MARKWALDER

Interview: Tiago Gysel

Unsere Familie: Monika und Peter mit Sarah und Stefan Hier wohnen wir: Altstätten SG / kronenhaus.ch (Begegnung.Café.Gebet) So alt sind wir: 60 und 62 Jahre Liebste Freizeitbeschäftigung: M: Lesen und Gitarre spielen / P: Mountainbiken Letztes Buch: M: Intimität mit Gott / P: Wo? Unser Letzter Film: Zwingli Peters Job bei Campus: Backoffice von Alphalive Seit: Juni 2009 Ich liebe an Campus: M: Den Drive und die (geistliche) Bewegung / P: Den wertschätzenden Umgang, die geistliche Inspiration ÖV oder Auto: Die Mischung macht’s aus Frieren oder schwitzen: Erfroren sind schon einige, «verschwitzt» noch niemand Salz oder Zucker: Salz Lebenstraum: M: Ein erfülltes Leben, Jesus ähnlicher werden / P: Mein christliches Fundament weitergeben, mit dem Bike durch die Wüste Manchmal kann ich nicht einschlafen: M: … vor ereignisreichen Tagen / P: … wenn ich zu lange am Computer gesessen bin Jesus und wir: Ein super Trio! Er ist unser Verbündeter

Wie hört ihr Gottes Reden?

P: Oft höre ich Gott im Traum, vor allem vor grossen Entscheidungen.

Aber auch im Gebet, wenn ich an schönen Orten in der Natur bin.

M: Gott spricht ebenfalls in Träumen zu mir, aber auch durch das Gebet und die Bibel. Für mich ist es wichtig, Gehörtes schriftlich festzuhalten.

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Wie bleibt ihr mit Gott in Kontakt?

P: Wir versuchen in einer Dauerverbindung zu Gott zu stehen. Das bedeutet nicht, dass wir ständig einen aktiven Dialog mit ihm führen; oft geht es darum, einfach mit ihm zu «sein». Dazu braucht es allerdings immer wieder die Entscheidung, wirklich Zeit dafür zu investieren.

Doch das lohnt sich!

Wie geht es euch, wenn ihr tagsüber keine aktive Zeit mit Gott verbringen konntet?

P: Für mich ist es wichtig, den Tag zumindest mit Gott zusammen abzuschliessen.

M: Das zeigt sich bei mir in Ungeduld und Unruhe, die ich dann den Tag durch erlebe.

Wo habt ihr Gottes Reden erlebt?

M: Einmal haben wir ein prophetisches Wort erhalten, in dem es um die Bibelstelle Haggai 2,9 (Herrlichkeit des neuen Hauses) ging. Zu diesem Zeitpunkt ergab dieses Wort keinen Sinn, begleitete uns aber in der darauffolgenden Zeit. Erst später, als wir während einer Auszeit zwei Wochen im Gebetshaus in Augsburg verbracht hatten, verstanden wir die Prophetie, als in uns der Wunsch erwachte, selbst ein Gebetshaus zu eröffnen.

Wie ging das dann weiter?

M: Unsere Gebete bezüglich der Frage nach Gottes Weg für uns intensivierten sich und gleichzeitig überlegten wir, wie so ein Projekt umzusetzen wäre. Dann wurde uns ein Traum einer engen Bekannten zugetragen. Ohne etwas von unserer Idee zu wissen, träumte sie, dass wir ein Gebetshaus mit Café betreiben würden, und sie konnte dieses bis auf das kleinste Detail beschreiben.

Das war für uns das eindeutige «Go» von Gott, für das wir im Voraus gebetet hatten.

Gibt es nach so einem Zeichen noch Zweifel?

P: Wir wussten, dass Gottes Liebe für uns gleich bleibt, auch wenn wir uns aus irgendwelchen Gründen gegen dieses Projekt entscheiden würden.

Das gab uns Sicherheit und die Freiheit, auf unsere persönlichen Grenzen zu achten. Und trotzdem waren wir uns bewusst, dass unser Leben letzten Endes erfüllter ist, wenn wir Gottes Willen folgen.

Und so begabt ihr euch auf die Suche.

P: Genau, wir sahen uns mehrere Immobilien an, wobei Gott auch da deutlich zu uns sprach. In einem Traum wurde mir klar, dass wir uns gegen ein altes, renovationsdürftiges Objekt entscheiden und in ein neues Gebäude ziehen sollten. Auch als wir schliesslich in Altstätten landeten, stiessen wir auf positive Reaktionen: Unbekannte Nachbarn, die sich bereits auf uns freuten, und andere, die lange für so einen Ort gebetet hatten.

Seit August 2018 steht nun das Kronenhaus. Gibt es Dinge, die ihr noch weiterentwickeln möchtet?

M: Die Angebote im Gebetsraum sollen sich mit den Menschen vor Ort weiterentwickeln. Uns ist es wichtig, eine gewisse Offenheit zu bewahren, damit sich die Leute hier wohlfühlen.

Was sind Früchte eurer Arbeit im Kronenhaus?

M: Wir bieten nebst dem Café einen wunderschönen Raum an, in dem Menschen vor Gott kommen können. Oft brauchen sie einfach jemanden, der ihnen zuhört und auf Wunsch für sie betet. In dieser Einfachheit dürfen wir erleben, wie Gott Menschen berührt. Der Gebetsraum wird von verschiedensten Menschen – darunter auch Jugendlichen – sowie Gruppen, wie beispielsweise jene des Stadtgebets,

besucht. Auch kamen schon andere Gebetshäuser aus der Region zu uns, um sich neu inspirieren zu lassen.

Was für Rollen habt ihr eingenommen?

P: Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, selbst ein grosses Programm anzubieten, sondern Gastgeber, «Ermöglicher» zu sein und ein offenes Ohr zu haben.

Gibt es auch im Café «göttliche Begegnungen»?

M: Wir glauben, dass keine unserer Begegnungen hier ein Zufall ist.

Einmal kam ein Partygänger vorbei, der ziemlich verwirrt war. Wir hatten noch gar nicht geöffnet, aber ich liess ihn herein und fragte, was er brauche. Er habe seinen Schlüssel verloren und suche eine Leiter, um in sein Haus zu kommen. Ich konnte ihm helfen und durfte am Schluss sogar noch für ihn beten. Wir versuchen, uns leiten zu lassen und den Menschen so zu begegnen, wie Gott es uns aufs Herz legt.

Was können wir tun, wenn wir Gott nicht hören?

P: Gott hat uns einen gesunden Menschenverstand gegeben. Den dürfen und sollen wir nutzen, um auf unserem Weg vorwärts zu gehen.

Wenn Gott dann eine Türe schliesst, ist das auch eine Art, wie er uns lenkt.

M: Schade wäre es, einfach stehen zu bleiben. Die grundsätzliche Bereitschaft, Gottes Willen zu tun und die Komfortzone zu verlassen, muss ja zuerst einmal gegeben sein. Das ist eine Frage, die man sich immer wieder selbst stellen muss. Manchmal müssen wir auch Ausschau halten nach den kleinen Dingen.

Gott zeigt sich oft im Säuseln, seltener im Donnergrollen. Darum braucht es unbedingt diese stillen Zeiten vor Gott.

ERFAHREN WAS CAMPUS BEWIRKT – ATHLETES IN ACTION –

TRAINIEREN MIT DEN BESTEN Die Projektwoche «Züri Oberland» bot auch dieses Jahr den 158 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen ein vielseitiges und attraktives Freizeitangebot. Jedes der insgesamt acht Camps wurde von professionellen Fachpersonen geleitet – mitunter von sehr bekannten.

in Zusammenarbeit mit Partnern und Kirchen aus der Region organisierte Anlass wurde seinem Slogan «Trainiere täglich in deiner Sportart und erlebe viel Spass!» einmal mehr gerecht. athletes.ch

Hochkarätige Profisportlerinnen und -sportler aus dem In- und Ausland vermittelten den Kids während einer Woche im Februar ihr Know-how. So wurden beispielsweise die Unihockey-Fans mit einem exklusiven Trainingstag durch Nati-A-Cracks überrascht. Jonas Wittwer, NLA-Goalie bei Alligator Malans und Schweizer Nati-Goalie, liess es sich nicht nehmen, sein Wissen und Können nur wenige Tage vor seinem Cup-Final an den Nachwuchs weiterzugeben. Der von Athletes in Action

- CAMPUS FÜR CHRISTUS SCHWEIZ -

TRAINIERE DEIN GEISTLICHES LEBEN MIT DIESER NEUEN APP Lass dich täglich durch die kurzen und besinnlichen Einheiten des Spiritual Life Trainings inspirieren: Lerne den Heiligen Geist besser kennen, trainiere das Hören auf Gottes Stimme, lerne geistlich zu atmen und vieles mehr. Geniesse täglich ein Training, komm zur Ruhe und lass das Gelernte in deinen Alltag einfliessen. Dabei kannst du dir in der App einen täglichen Reminder zu einer dir passenden Zeit stellen und dich so ganz einfach an dein nächstes Training erinnern lassen. Egal, ob du noch im Bett liegst, beim Spazieren oder im Zug zur Arbeit bist. Setze deine Kopfhörer auf und los geht’s!

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ERSTES ONLINE-TRAINING Not macht bekanntlich erfinderisch. So traf sich Ende März das Alphalive-Team mit 30 Teilnehmenden zum ersten Alphalive Training via Bildschirm. Nebst der Vermittlung der besten Tricks und Tipps dazu, wie Alphalive online durchgeführt werden kann, gab es ein Exklusiv-Interview mit den Alphalive Jugendleitern von Altstätten SG, die aus dem Nichts ein Alphalive Onlinestudio auf die Beine gestellt haben, um mit ihren 50 Jugendlichen Alphalive online durchzuführen!

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HOFFNUNG. ZUVERSICHT IN ZEITEN VON CORONA Das Coronavirus hat eine Krise ausgelöst und von heute auf morgen unser Leben verändert – bis in die persönlichsten Bereiche hinein. Manche haben viel verloren, von Freiheiten über die berufliche Existenz bis hin zu nahestehenden Menschen – oder den Glauben und die Hoffnung. Corona ist eine Chance, darüber nachzudenken, was im Leben wichtig ist, was trägt und bleibt.

18 Hoffnungsmenschen geben ganz persönlichen Einblick in die Tiefpunkte ihres Lebens und erzählen von ihren Erfahrungen, warum und wie sie trotz allem Hoffnung gefunden haben: Andrea Wegener - Patrick Knittelfelder - Inka Hammond - Werner Kübler Doris Lindsay - Daniel Schöni - Daniela Mailänder - Gunnar Engel - Elena Schulte - Tobias Teichen - Mihamm Kim-Rauchholz - Samuel Koch - Déborah Rosenkranz - Konstantin Kruse - Jana Higholder - Johannes Hartl - Elke Werner - Andreas Boppart SCM Hänssler – 144 Seiten – CHF 15,40 Erhältlich im Campus-Shop: shop.cfc.ch

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GOTT SUCHEN IN DER KRISE Gleichzeitig ist ein zweites Buch – Herausgeber Ulrich Eggers – erschienen, bei dem auch Peter Höhn einen Beitrag geschrieben hat.

Ein inspirierendes Denkpaket darüber, ob und wie der Glaube in Krisen trägt. Wer Gott ist – und auf welche Weise er verlässlich ist. Namhafte Autorinnen und Autoren berichten ehrlich, wie sie mit solchen Glaubensfragen umgehen und wie ihre Beziehung zu Gott in Krisenzeiten belastbar und offen bleibt, mit Dr. Ulrike Bittner, Prof. Thorsten Dietz, Prof. Michael Herbst, Peter Höhn, Birgit Schilling, Martin Schleske, Nicola Vollkommer, Hanspeter Wolfsberger u.a. – SCM R.Brockhaus – 160 Seiten – (D) € 12,99 / (A) € 13,40 / CHF 20,00

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AUTOREN

ANDREAS «BOPPI» BOPPART

ist Herausgeber des Amen Magazins und Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz, Deutschland und Österreich. aboppart@cfc.ch

ANGELA SCHMIDT leitet die Amen-Redaktion bei Campus für Christus. aschmidt@cfc.ch

PETER HÖHN arbeitet bei Campus für Christus als Referent, Autor und Redaktor. phoehn@cfc.ch

MANUELA KAUFMANN arbeitet bei Campus für Christus im Bereich Marketing und Kommunikation. mkaufmann@cfc.ch

TAMARA BOPPART arbeitet bei Campus für Christus im Team von Central Arts sowie als Referentin. tboppart@cfc.ch

FELIX RECHSTEINER verantwortet die Administration und Produktion beim Magazin Amen. frechsteiner@cfc.ch

SABINE FÜRBRINGER ist Psychologin, Referentin und Beraterin und leitet bei Campus für Christus den Arbeitszweig Campus WE. sfuerbringer@cfc.ch

LEONARDO IANTORNO arbeitet als Teamleiter und Referent bei SHINE und leitet die Studentenarbeit CAMPUS live. liantorno@shine.ch

SÉVERINE CHRISTEN ist Teil des Leitungsteams von Campus für Christus Suisse Romande und arbeitet im Arbeitszweig von Alphalive. schristen@campuspourchrist.ch

TIAGO GYSEL absolviert das zehnmonatige TeamerProgramm von Campus für Christus Schweiz. tgysel@cfc.ch

LUKAS HERZOG ist Geschäftsführer der Agentur Fontijn/Enderli und freischaffender Autor. herzog@fe-agentur.ch

IMPRESSUM HERAUSGEBER

Campus für Christus, Josefstrasse 206, 8005 Zürich +41 (0)44 274 84 84, www.cfc.ch Campus für Christus ist eine Schulungs- und Missionsbewegung, die Christen aus allen Kirchen fördert und vernetzt, um das Evangelium ganzheitlich und gesellschaftsrelevant in Wort und Tat weiterzugeben.

Diesem gemeinsamen Ziel dienen alle unsere Arbeitszweige: Alphalive, Agape international, Athletes in Action, Campuslive/Dozentenforum, Campus WE, Central Arts, CGH-Schulungen, Crescendo, FamilyLife, Frauen-Frühstückstreffen, Global Leadership, Leben in Freiheit, MyFriends, SHINE, THE FOUR, Explo-Schulungskonferenzen sowie unser humanitärer Partner GAiN. Wir orientieren uns stets am Motto «Make Jesus Known».

VERLAG

Magazin Amen, Josefstrasse 206, 8005 Zürich Telefon +41 (0)44 274 84 34 E-Mail info@amen-magazin.ch // office@campusaustria.at Web www.amen-magazin.ch // www.campusaustria.at

ISBN 978-3-9524988-1-1 ISSN 2297-8429 AUFLAGE 4076 Ex. Gemeinnützige Organisation,

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Wiedergabe von Artikeln und Bildern nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

GRAFIK UND SATZ Campus für Christus, Manuela Kaufmann DRUCK UND VERSAND gndruck, Bachenbülach ERSCHEINUNGSWEISE Vierteljährlich JAHRESABONNEMENT

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Schnupperabos, Geschenkabos und reguläre Jahresabos des Magazin Amen sind jeweils auf Ende Jahr (bis spätestens 31. Dezember) per Telefon, Email oder Post kündbar. Alle Abonnemente, die nicht per Ende Dezember gekündigt werden, werden automatisch um ein Jahr verlängert.

INSERATE

Das Amen publiziert grundsätzlich nur Inserate von Campus für Christus bzw. von Campus für Christus-Partnerschaftsprojekten sowie von Veranstaltungen, die das landesweite Miteinander des Leibes Christi im Fokus haben.

BILDNACHWEIS

Titelbild: Manuela Kaufmann © manuelaphotography.com | Seite 5, 7, 12, 16-19, 20, 32, 34, 39, 43: Unsplash | Seite 21-23: Daniel Gut | Seite 25: Dietmar Schöbel | Seite 26: OJC | Seite 36, Illustrationen Seite 8, 9, 16-19, 20: Manuela Kaufmann | Seite 46: Tiago Gysel

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PERSÖNLICH

PAUSE UM 11.02 UHR von Philipp Wegenstein

Gratulation! Du bist am Ende dieses Magazins angelangt.

Und was jetzt? Du hast tausend neue Ideen, weisst, was du anpacken, wie du in die nächste Woche starten willst. Du kannst kaum warten loszulegen. – Oder aber dir geht es wie mir: Überforderung pur! Vor lauter Bäumen siehst du den Wald nicht mehr. Erschlagen von all den Beiträgen weisst du nicht, wo anfangen.

Dann mach mal Pause und bete. Jesus hat sich immer wieder eine Pause gegönnt. Vor grossen Entscheidungen zog er sich zurück, um sich mit seinem Vater über den nächsten Schritt auszutauschen. Gebet ist kraftvoll! Das wusste schon der grosse Evangelist John Wesley, von dem das Zitat stammt: «Gott tut alles mit Gebet und nichts ohne.» Also, folgender Vorschlag:

1. WECKER STELLEN STELLE DIR JETZT DEINEN WECKER AUF 11.02 UHR. FALLS DU EIN SMARTPHONE HAST, AM BESTEN GRAD MIT DER EINSTELLUNG «TÄGLICH ERINNERN».

2. FREUNDE NOTIEREN SCHREIBE HIER DREI FREUNDE AUF, FÜR DIE DU TÄGLICH BETEN WILLST.

3. PAUSE MACHEN UM 11.02 UHR ALS DIE JÜNGER JESUS FRAGTEN, WIE SIE BETEN SOLLEN, ANTWORTETE ER IN LUKAS 11,02: «VATER, DEIN REICH KOMME! DEIN WILLE GESCHEHE, WIE IM HIMMEL, SO AUCH AUF ERDEN.» WENN DEIN WECKER UM 11.02 UHR KLINGELT, DANN HALTE DORT, WO DU BIST, EINEN MOMENT INNE UND BETE DIESES KURZE GEBET FÜR DEINE FREUNDE: «VATER, DEIN WILLE SOLL GESCHEHEN, WIE IM HIMMEL, SO AUCH IM LEBEN VON …!»

Wenn wir anfangen, regelmässig für unsere Freunde zu beten, dann wächst in uns die Liebe für sie. Dies ist die beste Voraussetzung, um ihnen Jesus lieb zu machen.

Also, Wecker stellen und täglich um 11.02 Uhr kurz

Pause machen! Sei offen und gespannt darauf, wie Gott dich brauchen möchte.

11.02-Gebetskarten gibt’s als PDF auf alphalive.ch/shop

D AR U M S O LLT IH R S O BE T E N:

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

LUTHERBI BE L 20 17 ( MAT THÄUS 6 , 9 -1 3)

Und führe uns nicht in Versuchung,