Bergeerleben - AVS-Magazin März 2020

Page 92

TIPPS & INFOS

BERGSTEIGERTIPP

Sicher umfädeln

Von der Halle an den Fels – die ­Saison im Klettergarten hat begonnen. Beim Felsklettern kann es vorkommen, dass man am Umlenker (Stand) keinen Karabiner vorfindet und umfädeln muss.

D

as Umfädeln brauchen wir im­ mer dann, wenn das Seil durch ein geschlossenes System ­gefädelt werden muss, wie es ein Ring, ein Maillon Rapide, ein geschlossener Karabiner oder zwei Ringe oder Klebe­ haken sein können. 92

Bergeerleben 01/20

Es gibt zwei bewährte Methoden: die Französische und Schweizer Me­ thode. Beide beruhen auf denselben Grundprinzipien. 1. Sicherheit: Der Kletterer ist in ­jedem Moment des Umfädelns redun­ dant gesichert. Besonders im Toprope ist zu beachten, dass vor dem Umfä­ deln das Seil auch in der letzten Zwi­ schensicherung eingehängt wird. 2. Seilring: Der Seilring am Gurt ist der einzig zulässige Anhängepunkt. Das Seil wird mittels Schraubkarabiner im­ mer – und nur am Seilring – angehängt.

3. Schraubkarabiner: Beim Umfädeln braucht es einen Schraubkarabiner. Ein Schraubkarabiner ist für ein sicheres Umfädeln unbedingt erforderlich; das soll schon beim Einstieg in die Route bedacht werden. Meistens ist den Klet­ terern bereits bekannt, in welchem Ge­ biet umfädeln Usus ist. Nur in Notfällen sollen zwei gegengleiche Karabiner der Expressschlingen verwendet werden. 4. Seilpartner: Der Sichernde bleibt während des gesamten Umfädelns aufmerksam in Blickkontakt und das Sicherungs­gerät bleibt eingehängt. Französische Methode Diese Art des Umfädelns bewährt sich wegen des einfachen Handlings; die Methode ist sicher, übersichtlich und schnell. Einziger Nachteil: Bei zu klei­ nem Umlenkkarabiner oder -ring kann das Seil nicht doppelt durchgefädelt werden. 1. Der Kletterer fixiert sich am Standplatz. (Bild links) Wie schon oben erwähnt, soll dabei die letzte Zwi­ schen­sicherung in jedem Fall auch im ­Toprope eingehängt sein. 2. Er zieht genügend Seil in einer Doppelschlaufe durch den Umlenk­ karabiner oder -ring. (Bild S. 93, links) 3. In die durchgezogene Schlaufe wird ein doppelter Achterknoten ge­ bunden. 4. In der entstandenen Öse wird das Seil nun mittels Schraubkarabiner an den Seilring des Gurtes gehängt. (Bild S. 93, Mitte) 5. Erst jetzt wird der fixe Anseil­ knoten gelöst und das lose Seil durch­ gezogen. 6. Nun erfolgt das Kommando „Zu!“ an den Seilpartner. Der Kletterer spürt sofort den richtigen Zug am Kletter­ gurt. (Bild S. 93, rechts) 7. Wichtig, die letzte Blickkontrolle vor dem Aushängen der eigenen Selbstsicherung und vor dem abschlie­ ßenden Kommando „Ab“! Schweizer Methode Diese Methode ist auch bei engen Umlenkkarabinern, z. B. kleinen Maillon Rapide, möglich. Sie unterscheidet sich von oben genannter Methode ab Punkt 2. Nachdem sich der Kletterer


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Bergeerleben - AVS-Magazin März 2020 by Alpenverein Südtirol - Issuu