Bergeerleben - AVS-Magazin März 2020

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GEH-SUNDHEIT

Im Zeckenwald Über Ängste und Gefahren. Ein Faktencheck Die Schilder lauern am Wegesrand, genauso wie die Tiere, die sie abbilden. Die Informationstafeln warnen die Besucher von Risikogebieten vor Zecken und Infektionskrank­ heiten – aufklärend, genauso wie bedrohlich. Da kann man schon mal den Wald vor lauter Zecken über­ sehen. Viele Menschen meiden die Wälder und Wiesen, besonders im Überetsch/Unterland, besonders Familien mit Kindern. Wir ­haben mit der Kalterer Kinderärztin ­Christiane Spitaler über reelle ­Gefahren und übertriebene Ängste gesprochen. Kaltern gehört zu den Zecken-­ Risiko­gebieten. Sind Zecken ein Thema in ihrer Kinderarztpraxis? Zecken sind ein häufiges Thema. Die Anfragen haben in den letzten vier bis fünf Jahren stark zugenommen; 88

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bei den Eltern sind große Ängste vor durch Zecken übertragene Krank­ heiten spürbar, und es steht vor allem die Frage im Raum, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen oder nicht. Und was empfehlen sie? Ich frage die Eltern, ob sie selbst geimpft sind. Den Eltern ist meistens nicht klar, dass sie selbst einem grö­ ßeren Risiko ausgesetzt sind als ihre Kinder. Kinder sind zwar am Wegrand in den Gräsern unterwegs, aber die größeren neurologischen Folgeschä­ den nach einer Infektion treffen die Erwach­senen. Je jünger ein Kind ist, ­desto gutartiger ist der Verlauf bzw. unwahrscheinlicher ist eine schwere Erkran­kung. Die meisten Eltern wissen das nicht und reagieren überrascht. Besteht der Wunsch nach einer Imp­ fung, raten wir, die ganze Familie zu impfen.

Foto: Stefan Steinegger

Von welchen Erkrankungen infolge eine Zeckenstichs sprechen wir? Und wie häufig sind sie? Zeckenstiche können zwei Krankhei­ ten verursachen: die FrühsommerMeningo­enzephalitis (FSME) und die Borreliose. Die Borreliose gibt es in Südtirol seit den 1980er-Jahren; aktuell sprechen wir von jährlich 8 bis 16 Fäl­ len. Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst, die von jedem Tier über­ tragen werden können, das sticht. Das kann im Grunde auch eine Hum­ mel oder Mücke sein. FSME überträgt nur die Zecke und ist in Südtirol seit der Jahrtausend­ wende nachgewiesen. Je nach Risiko­ gebiet ist jede zwanzigste bis tau­ sendste Zecke Träger des FSME-Virus, aber nur bei einem Drittel der Perso­ nen, die infiziert werden, treten Krank­ heitssymptome auf, und nur bei einem Foto: Stefan Steinegger kleinen Anteil kommt es zu einem


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