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Eis – See

Vom Kommen und Gehen des nicht ewigen Eises. Im Schaukasten, Teil 37

Ve RONIK a Ra Ich  Alpenverein-Museum

Der Gurgler Eissee – eine wahre Perle unter den landschaftlichen Schönheiten nicht nur des Ötztales, sondern des Alpenbogens um 1867. Das Phänomen der Gletschereisseebildungen war in der Phase der Kleinen Eiszeit (15. bis Mitte des 19. Jh.) sehr häufig anzutreffen.

Auch der Gurgler Ferner erlebte in dieser Zeit starke Vorstöße und seine Eisblöcke sperrten so das von Süden ins Gurgler Tal einmündende Langtal ab. Zeitweise erreichte der See eine Größe von 4 km2 und lockte Menschen aus nah und fern in die Hochgebirgslandschaft des Ötztales. Das Bild „verschweigt“ gänzlich die kontinuierliche Brisanz der Bedrohungen, Gefahren und Verwüstungen, die von ihm ausgingen.

Der Salzburger Alpenzeichner Anton Sattler unternahm Exkursionen in die Ötztaler Alpen und malte vermutlich am

13. Oktober 1867 die Vorlage zu diesem von Conrad Grefe in eine Chromolithografie übertragenen Blatt. Grefe, der sich als Landschaftsmaler, Radierer und Lithograf seinen Lebensunterhalt erarbeitete, gehörte nebenberuflich auch der Redaktion des Jahrbuchs des Oesterreichischen Alpenvereins an, für das er zahlreiche Illustrationen beisteuerte. Das Blatt, 21,7 x 15 cm, erschien 1869 als Beilage in dem Buch „Aus Tirol“ von Anton von Ruthner.

Heute halten wir an diesem Standort vergebens Ausschau nach dem See oder gar nach dem Gletscher. 1915 wurde ein letztes Mal eine Seebildung dokumentiert. Der Gletscher schmilzt stetig ab und hat sich in die Hochlage des Gebirges zurückgezogen.

Der Blick ist steil nach oben gerichtet. Wie weit mag es noch sein bis zum Gipfel? Betrachten wir den Kletterer etwas genauer: langärmelige Jacke, Kniebundhose, Stutzen, Lederschuhe. Kein Rucksack. Die Ausrüstung unseres Alpinisten ist äußerst knapp bemessen. Um den Bauch hat er ein Seil geschlungen, das sich nach oben hin, zum Bergkameraden, der vorausgeklettert ist, straff spannt. Derart notdürftig gesichert, erklimmt er den fast senkrechten Felsgrat. Im steilen, bröckligen Kalkgestein finden die Füße und die Hände nicht immer den gewünschten Halt. Unter dem Kletterer geht es weit hinunter in die Tiefe.

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