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Ausgeapert
from Bergauf #2
Der große, 6000 Jahre alte Pasterzenbaum im Porträt.
Im Herbst 2014 wurde von Mitarbeitern der Gletscherbahn im Gletschervorfeld der Pasterze ein großer Baumstamm an einer Stelle entdeckt, die erst um 2010 eisfrei geworden war. Der insgesamt ca. 7,9 m lange, in zwei Teile zerbrochene Baum wurde im Folgejahr geborgen und ist heute in der Ausstellung auf der Franz-Josefs-Höhe zu besichtigen.
Die an der Universität Innsbruck durchgeführte Jahrringanalyse ermöglichte die Datierung des Baumes: die Zirbe konnte rund 200 Jahre lang wachsen, bevor sie um 3.920 v. Chr. abstarb. Das jahrgenaue Absterbedatum ist nicht mehr bestimmbar, ist doch der äußerste Stammbereich wegen der späteren Eisüberlagerung – Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Zirbe noch unter 250 m Eis – gestaucht. Der Baum wurde bei einem Murereignis im damals eisfreien Gletschervorfeld verschüttet, erst durch die Verschüttung blieb das Holz bis heute erhalten.
Dieser aufgrund seiner Größe außergewöhnliche Pasterzenbaum reiht sich ein in eine Serie von Holz- und Torffunden, die in den letzten rund drei Jahrzehnten nahe dem immer weiter zurückschmelzenden Eisrand gemacht wurden und die in den Zeitraum von rund 10.200 bis 3.400 Jahren vor heute datieren. Diese Holz- und Torffunde dokumentieren eine lange Phase geringer Größe des Gletschers in der frühen und mittleren Nacheiszeit. Demgegenüber fehlen jedoch solche Funde aus den letzten Jahrtausenden, in denen die Pasterze immer weiter vorstieß und auch das Wuchsareal des Pasterzenbaumes unter Eis verschwand. In den Sagen von den „übergossenen Almen“ ist die Auswirkung dieser Entwicklung für die Bevölkerung erhalten geblieben. Maßgeblich für diese langfristige Gletscherentwicklung sind letztlich die Veränderungen der sommerlichen Einstrahlungswerte in der Nordhemisphäre, die nach einem Maxi- mum in der frühen Nacheiszeit über die Jahrtausende hinweg abgenommen und zu einer Klimaabkühlung geführt haben, was in der Kleinen Eiszeit im vergangenen Jahrtausend kulminierte.
Dass der Pasterzenbaum 2014 zum Vorschein kam, ist jedoch dem heutigen, vom Menschen verursachten Klimawandel zuzuschreiben. Und dass der Fundort der Zirbe erst um 2010 eisfrei wurde, ist bezüglich der Stärke der heutigen Klimaerwärmung keine Beruhigung, denn die einst so mächtige Pasterze verfälscht den Eindruck: Der Gletscher hinkt dem Klimawandel deutlich hinterher und wird selbst dann noch mehrere Kilometer zurückschmelzen, wenn die Erderwärmung heute gestoppt werden könnte.