Alpenpost 21 2015

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Sanierungsverfahren für GrimmingTherme Aktuelle Reportage von Florian Seiberl Durch eine zu hohe Annahme an externen Tagesgästen konnte die Auslastung in der Grimming Therme leider nicht das erforderliche “Soll” von rund 200.000 Gästen pro Jahr erreicht werden. Die damit verbundenen Umsatzeinbußen brachten die Grimming Therme in Liquiditätsschwierigkeiten. Man konnte zwar erforderliche Re-Investitionen, Lieferanten und Bankzinsen erwirtschaften, die zum Teil kurzfristigen Förderungskredite konnten aber nicht im erforderlichen Ausmaß bedient werden. Da es wechselseitige Bürgschaften von „Therme“ und „Hotel“ gibt, blieb den Geschäfsführern der Therme und des Hotels nichts anderes übrig, als auch das Schuldenregulierungsverfahren bei der Hotelbesitzgesellschaft zu beantragen. Den Gläubigern wurde eine Mindestquote von 20 Prozent angeboten, die innerhalb von zwei Jahren zu begleichen ist. Ob dies so einfach möglich sein wird, muss sich erst zeigen, denn dazu müsste mit den Banken eine Einigung erzielt werden, die ja auch Pfandrechte halten. 24 Mio. Euro Bankverbindlichkeiten Bei beiden Projektgesellschaften zusammen stehen rund 24 Mio. Euro Bankverbindlichkeiten zu Buche (Therme 8,1 Mio., Hotel 14,9 Mio. Euro), wobei die Aktivpostionen mit ca. 40 Mio. Euro die Passiva deutlich übersteigen (Therme 19 Mio., Hotel 21 Mio). Das operative Ergebnis lässt allerdings die Bedienung des Fremdkapitals (Bankverbindlichkeiten) nicht im erforderlichen Ausmaß zu. Die Grimming Therme steht zu 49 % im Besitz der Marktgemeinde Bad Mitterndorf (bzw. in Besitz der Marktgemeinde Bad Mitterdorf Thermalquelle ErschließungsGmbH), die für einen Kreditteil von rund 1,8 Mio. EUR die Haftung übernommen hat. Im Businessplan wurden für einen wirtschaftlichen Betrieb der GrimmingTherme 200.000 Gäste pro Jahr definiert, die so leider nicht erreicht werden konnten: 2014 bsuchten rund 180.000 Gäste die Ther me (davon knapp 100.000 Externe), heuer werden es rund 175.000 sein. In den Planzahlen war man von einer noch besseren Entwicklung des Ausseerlandes in touristischer Hinsicht ausgegangen. Fortbetrieb wird angestrebt Ziel der Hauptveranwortlichen von Therme und Hotel ist es, dass der Weiterführung von beiden Betrieben im uneingeschränktem Ausmaß gesichert ist. Dafür wurden dem Masseverwalter bereits Liquiditäts2

Es war eine Schreckensnachricht, die am 2. Oktober medial verbreitet wurde: „Grimming Therme insolvent“ wurde verlautbart. Leider sind die Besucherzahlen (noch) nicht dort, wo sie geplant waren, dies hatte sich bereits vor rund zwei Jahren abgezeichnet. Die Folge waren Liquiditätsengpässe, die durch hohe Rückzahlungsbelastungen für Bankverbindlichkeiten entstanden sind. Beide Besitzgesellschaften, sowohl die Grimming Therme GmbH als auch die Hotel Bad Mitterndorf Errichtungs- und Verwertungs GmbH & Co KG, stellten daher am 5. Oktober beim Landesgericht Leoben den Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Nicht davon betroffen ist die Betreibergesellschaft „Aldiana“. pläne und Prognoserechnungen vorgelegt. Ebenso gibt es diesbezüglich auch die Garantie eines Dritten, der damit den Fortbetrieb und die Erhaltung der 34 Arbeitsplätze in der Grimming Therme abgesichert hat. Im Zuge des Sanierungsverfahrens sollte eine deutliche Reduzierung der Bankverbindlichkeiten erreicht werden, bzw. auch ein eventueller neuer Investor für das Projekt gefunden werden. Jedenfalls sind die Verantwortlichen optimistisch, dass noch vor Weihnachten wesentliche Weichen für eine Gesundung beider Betriebe möglich erscheint. Dazu der Grazer Rechtsanwalt Mag. Mario Kapp, der die Gesellschaften als Insolvenzanwalt vertritt: “Die Therme und das Hotel werden ohne Einschränkungen weiter fortgeführt. Die 34 Dienstnehmer sind sehr motiviert, diesen Weg mit der Therme und dem Hotel zu gehen. Ein Sanierungsverfahren bringt gewisse Mittel mit sich, mit denen man im Einvernehmen mit der Bank einen Schuldenschnitt bewirken kann. Auch wenn die Bank nicht mitspielen will, kann man - gegen ihren Willen - einen derartigen Schnitt erreichen”, so Kapp. Aus seiner Sicht war die Rückzah-

lung der hohen Gesamtinvestitionskosten aus dem laufenden Thermenbetrieb kaum erwirtschaftbar. “Bei dieser Konstellation bereiten schon kleinere Ereignisse, wie ein heißer Sommer oder eine hohe Ther mendichte in der Umgebung Schwierigkeiten, die Planzahlen zu erreichen. Somit sind die Umsätze nicht da und die Tilgungen können nicht mehr bedient werden. Das ist ein Kreislauf, der bedingt, dass man tätig wird. Wir haben nun einen Sanierungsplan eingebracht, der am 16. Dezember im Rahmen der Sanierungsplantagsatzung verhandelt wird. Man kann noch vor Weihnachten mit einer Entscheidung rechnen”, so Kapp abschließend. Wichtiger Beitragszahler und Arbeitgeber Die Therme und das Hotel sind wesentliche Leitbetriebe der Region und auch unverzichtbare Beitragszahler für die Gemeinde Bad Mitterndorf, Kurfonds und Tourismusverband. In einer Studie von Strauss & Parnter über die “Regionalwirtschaftliche Bedeutung der GrimmingTherme und Hotel Aldiana Salzkammergut” wurde im Juli 2014 eine generelle Wertschöpfung von 7,475 Mio. Euro pro Jahr berechnet,

182 Personen sind direkt oder indirekt damit in Vollbeschäftigung, der Fiskaleffekt für den Bund, das Land und die Gemeinde wurde mit 4,2 Mio. p. a. berechnet und der Fiskaleffekt für die Region AusseerlandSalzkammergut mit knapp 600.000,pro Jahr. Chance zur Sanierung Natürlich ist die Nachricht vom Sanierungsverfahren Wasser auf den Mühlen jener, die der Grimming Therme von Anfang an nicht gut gesonnen waren. Beginnend mit den ersten Bohrungen über den Fund von Thermalwasser bis hin zu den Plänen und der Fertigstellung der Anlage waren aber viele Visionäre und Avantgardisten am Werk, die die GrimmingTherme als maßgebliche Infrastruktureinrichtung für Bad Mitterndorf verwirklicht haben. Mit großem unter nehmerischen Mut wagte man einen großen Wurf. In Amerika gilt erst jener als “Unternehmer”, der schon einmal einen “Bauchfleck” hingelegt hat. Nicht, dass man nun alles aus Amerika gut heißen muss, aber es ergibt sich daraus die Chance, ein neues Konzept für eine erfolgreiche Zukunft der GrimmingTherme zu entwickeln.

Die GrimmingTherme und die Hotelbesitzgesellschaft haben am 5. Oktober beim Landesgericht Leoben einen Antrag auf Sanierung ohne Eigenverwaltung gestellt.


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