Der Monat | September 2009

Page 16

K UNSTDEN K MÄLER

Mühlsteine mahlen wieder Die Mühle in Balzers

Foto: Marco Nescher

16

Der Mahlbetrieb in der alten

Brot bildete in früheren Zeiten Mühle in Balzers wurde 1965 eineines der Hauptnahrungsmittel. gestellt, nach einer Renovierung Zu einem Gutshof gehörte desaber 1994 wieder aufgenommen. halb eine Mühle, die aus dem Getreide das erforderliche Mehl lieferte. Mühlen sind in unserer Gegend fast vollständig aus den Dörfern verschwunden. Eine Ausnahme ist Balzers, wo eine stillgelegte Mühle renoviert wurde und seit 1994 wieder ihren Dienst tut. Wahrscheinlich steht die Mühle genau dort, wo sich schon im 9. Jahrhundert eine Mühle befand. Das churrätische Reichsgutsurbar von 842 erwähnt drei Mühlen auf dem heutigen Gemeindegebiet von Balzers, eine zum Hof «Meilis» gehörende Mühle und zwei Mühlen beim Hof «Palazoles». Es ist nicht auszuschliessen, dass schon die Römer am heutigen Mühleplatz eine Mühle betrieben, weil sich der Standort für die Nutzung der Wasserkraft gut eignet. Auch für die Herstellung von Strom diente einst der Mühlebach. Die Mühle Balzers war der erste Gebäudekomplex in der Gemeinde Balzers,

Das Buch zum Thema Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Cornelia Hermann: Das Oberland. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. 2007

september 2009

der im Jahr 1918 mit selbst erzeugter Elektrizität versorgt wurde. Auf dem Mühle-Areal stehen ein Wohnhaus und zwei durch einen Zwischentrakt verbundene Wirtschaftsgebäude, wovon eines die Mühle enthält. Im Buch über die Kunstdenkmäler Liechtensteins wird das Gebäude der heutigen Mühle in das Jahr 1837 datiert, ein Mühlegebäude als stützungsloser zweigeschossiger Saalbau unter Krüppelwalmdach. Weiter heisst es dort in der Beschreibung: «Die Decke über dem Mahlraum ist in einem liegenden Hängewerk-Dachstuhl aufgehängt. Der Mahlgangraum weist über dem hölzernen Mühlenboden eine Galerie auf. Das Mahlwerk bestand ursprünglich aus vier Steinmahlgängen, von denen heute noch drei erhalten sind. 1944 war ein Steinmalgang durch einen Walzenstuhl, Maschinenfabrik Bühler, Uzwil, mit zwei stählernen Walzen und Antrieb mittels Riemenscheibenwelle ersetzt worden. Der südliche Mahlgang zeigt barocke Verzierungen und die geschnitzte Jahreszahl 1858 am Trichter. Der mittlere Mahlgang ist biedermeierlich verziert. Der Siebkasten stammt aus neuerer Zeit. Der nördliche Mahlgang, mit zierlich gebautem klassiszistischem Stuhl, verfügt über einen Sechskantsichter.» Der Mühlebetrieb setzt heute ganz auf biologische Produktion. Das Angebot der Mühle umfasst hochwertige Produkte wie Vollkornmehl und Halbweissmehl aus Weizen, Vollkornmehl und Halbweissmehl aus Dinkel, Vollkornmehl aus Roggen, dazu Maismehl und Maisgriess. Ein Wort noch zu den beiden anderen Gebäuden auf dem Mühle-Areal: Die Stallscheune beherbergte in früheren Zeiten das Wohnhaus und die Mühle unter einem Dach. Bis zum Bau des Wohnhauses in den Jahren 1898/99 hatte der Müller seine Wohnung in diesem Gebäude. Das Wohnhaus, das damals nach den Plänen von Ing. Karl Schädler gebaut wurde, wird als typisches Bürgerhaus der Jahrhundertwende bezeichnet. Das dreigeschossige Haus hat ein Satteldach und weist charakteristische | Züge des spätklassizistischen Stils auf.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.