nota bene
Zu Weihnachten empfinden wir besonders stark, wie eng wir in der Familie zusammengehören und was wir ihr verdanken.
8. Jahrgang | 3. Ausgabe | Dezember 2021 | € 5,00
Richard von Weizsäcker (1920 – 2015)
Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss
Das Jahr, in dem Weihnachten fast ausfiel …
06 Bad Liebenzell
Autodidakt fertigt von der Trinkhalle in Bad Liebenzell ein detailgetreues Modell
Neue Wege eröffnen neue Chancen …
Die Pflegedirektion – eine neue Herausforderung
10 Kultur
Der Dichter der Menschlichkeit
11 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam Leckereien im Advent
12 Weihnachtsliteratur
Die Christtagsfreuden der Weltliteratur
14 Ernährung
In der Weihnachtsbäckerei – Mehl ist nicht gleich Mehl …
16 Weihnachten
Warum der Engel lachen musste
18 Bad Wildbad
Schwarzwald Musikfestival 2021 zu Gast in Bad Wildbad
20 Bad Liebenzell
Roberto Chiari – das neue Stadtoberhaupt in der Bäderstadt
21 Kommentar
Gedanken zum Fest – einmal anders …
22 Jubiläum
Friedrich Böckle – seit 50 Jahren Apotheker mit Leidenschaft
23 Natur und Heilkunde
Stechpalme – nicht nur ein Winterschmuck
CoronaTicker
Stand 3. Dezember 2021
Impressum
Herausgeber:
MHT
Gesellschaft für soziale
Dienstleistungen mbH
Hochwiesenhof 5–10
75323 Bad Wildbad
www.mht-dienstleistung.de www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de
Redaktion:
Gabriele Pawluczyk
gabriele.pawluczyk @monacare.de
A weltweit mehr als 264 Millionen Infektionsfälle
A weltweit rd. 5,23 Millionen Tote
A europaweit mehr als 88,42 Millionen Infektionsfälle
A europaweit mehr als 1,56 Millionen Tote
A mehr als 6 Millionen Infektionsfälle in Deutschland
A mehr als 102.900 Tote in Deutschland
Am Stichtag weltweit mehr als 702.000 Infektionsfälle
Jeder einzelne ist einer zuviel!
Achtsam bleiben, zu unser aller Schutz –Impfen ist zuallervorderst ein Akt der Solidarität!
Martin Kromer
Wolfgang Waldenmaier
Bianka Zielke
Grafische Umsetzung:
Dagmar Görlitz
kontakt@goerlitz-grafik.de
Drucktechnische Umsetzung:
Karl M. Dabringer
dabringer@gmx.at
Auflage: 3.000
nota bene | Dezember – 2021 Seite 2 Inhalt 03 Editorial
04 Weihnachtsgeschichte
08 MHT Gruppe
09 MHT Gruppe
Zusammenkommen ist ein Anfang, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein echter Erfolg.
Henry Ford
nd es ist immer noch nicht vorbei. Als wir unsere letzte Weihnachtsbotschaft geschrieben haben, hätten wir nicht gedacht, dass uns die Probleme und Herausforderungen der Pandemie auch noch in diesem Jahr vor weitere und teilweise noch größere Herausforderungen stellen werden. Wir alle sind und bleiben gefordert. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch in diesem Jahr an allererster Stelle unser Dank steht. An alle, die uns auf diesem schweren Weg unterstützt haben und dies auch weiterhin aufopferungs- und verständnisvoll tun – unsere Mitarbeitenden ebenso wie unsere Bewohnerinnen und Bewohner, unsere Patientinnen und Patienten und all ihre Angehörigen. Nur gemeinsam können wir die Krise meistern. Bleiben wir stark.
Im zweiten Jahr werden wir wohl das bevorstehende Weihnachtsfest mit Einschränkungen in unserem persönlichen Umfeld begehen müssen. Ihnen allen wünschen wir aus tiefstem Herzen die Kraft und die innere Haltung, auch diese schmerzlichen Einschnitte zu überwinden und dennoch einige geruhsame und friedliche Stunden zumindest im engsten Kreis Ihrer Familien erleben zu können.
Auch künftig werden wir uns mit Ihnen der Verantwortung stellen, die wir alle gemeinsam gegenüber unseren eigenen Familien, unseren Mitarbeitenden und allen anderen in unserer Gesellschaft haben. Wenn wir zusammenstehen, werden wir auch diese Pandemie überwinden. Wir wünschen eine friedvolle Weihnachtszeit und für 2022 Hoffnung, Zuversicht und vor allem Gesundheit.
Ihre
Anneli Zenker
Geschäftsführerin MHT
Manfred Preuss
GlobalConcept.Consult AG
Dezember – 2021 | nota bene Seite 3
Editorial U
Anna war ein wahrhaftiges Weihnachtswesen. Schon im September freute sie sich, dass es endlich wieder Lebkuchen und Schokonikoläuse zu kaufen gab. Pünktlich zum ersten Advent schmückte sie zusammen mit ihrer Familie die gesamte Hausfront mit einem Meer aus Lichtern. Als Kind war sie das Weihnachtsengerl der Stadt gewesen und seit sie selber Kinder hatte, liebte sie es, die Kleinen, so lange sie noch daran glaubten, für all die Geschichten vom Christkindl, Nikolaus und dem Krampus zu begeistern und die Adventsbräuche zu pflegen.
Anna hatte viele schwierige Jahre erlebt und wusste, dass es das Leben nicht immer gut mit einem meinte. Aber es war ihr jedes Jahr gelungen, ein glückliches gemeinsames Weihnachtsfest für die ganze Familie zu organisieren. Ohne Ausnahme kam ihre Familie seit fast vierzig Jahren am Heilig Abend im selben Wohnzimmer zusammen. Und seitdem ihre Eltern nicht mehr unter ihnen weilten, war sie selbst das heimliche Familienoberhaupt, das die Brüder, die Schwägerinnen, die Schwiegereltern und die stetig wachsende Kinderschar bekochte und verwöhnte. Seit fast vier Jahrzehnten gab es jedes Jahr dieselben Würstel und dasselbe Kraut. Und auch am Ablauf des Heiligabends hatte sich seit der Zeit, als die Uromas noch mit trällernder Stimme „Stille Nacht“ gesungen hatten, nichts verändert.
Weihnachten war ihr Anker in einer unsteten Welt und Trost in widrigen Zeiten. Und widrige Zeiten waren es in diesem Jahr in der Tat gewesen. Ihr Mann musste im Frühjahr mehrere Monate in Kurzarbeit und hatte seitdem Angst, seine Arbeit zu verlieren. Sie selbst hatte ihren Minijob als Köchin verloren. Was sie letztendlich als Glück im Unglück empfand, weil sie so aufgrund der langen Schulschließung zu Hause bei ihren Kindern bleiben konn-
Das Jahr, in dem Weihnachten fast ausfiel…
te. Am meisten sorgte sie sich aber um die Schwiegereltern, die viele Wochen nicht mehr das Haus verlassen wollten aus Angst, sich anzustecken.
Gottseidank kehrte mit dem Sommer ein wenig die Normalität zurück. Anna half wieder in der Küche der Gastwirtschaft nebenan aus und die Kinder gingen wieder zur Schule. Und ganz so, als wäre nichts gewesen, entdeckte sie pünktlich zur letzten Septemberwoche die ersten Lebkuchen im Regal vom Supermarkt. Voll Vorfreude begann Anna sogleich, das Weihnachtsfest zu planen. Sie hatte die Familie in diesem Jahr kaum gesehen, deshalb sollte es das größte und schönste Weihnachtsfest werden, das sie je veranstaltet hatte.
Aber dann wurden die Nachrichtesprecher immer ernster und die Zahlen, die diese jeden Tag verkünden, immer bunter. Sie waren erst gelb, dann wurden sie rot und bald redete man nur noch von dunkelroten Zahlen. Dunkelrot sollte eigentlich nur der Mantel vom Nikolaus sein, dachte sie und hoffte, dass wenigstens in der kommenden staden Zeit einmal nicht von Krankheiten geredet wurde. Sie hatte bereits die ersten Geschenke gekauft und in der Baumschule eine schöne Weißtanne ausgekundschaftet, als die Ansprachen der Politiker immer wieder auf Weihnachten zu sprechen kamen. Anna war ein wenig erleichtert, als die Regierenden erklärten, dass das Land bereits jetzt Einschränkungen einführte, damit alle im Dezember wie gewohnt Weihnachten feiern könnten.
nota bene | Dezember – 2021 Seite 4 Weihnachtsgeschichte
Der Advent rückte näher und obwohl sie lange bangte, ob die da oben gemeinsame Weihnachten erlauben würden, hatte sie bald die erhoffte Gewissheit: Der Ministerpräsident verkündete, dass 10 Erwachsene miteinander Heiligabend feiern durften. Das ging exakt auf. Voller Vorfreude suchte sie den Bestellzettel für die Weihnachtswürstel heraus und bastelte mit den Kindern die Einladung für das Weihnachtsfest, die sie gleich zur Post brachten. Sie wartete zwei, drei Tage, aber es kam keine Antwort. Weder von den Brüdern,
zu verderben, dann braucht’s euch aber auch nächstes Jahr nicht mehr blicken lassen.“
Es dauerte keine Minute, da klingelte ihr Telefon. „Ja?“ murrte sie in ihr Handy. Es war ihr jüngerer Bruder. Er fragte, ob er ihr seine Gründe erklären dürfe. „Ich höre“, antwortete sie knapp. Er erklärte ihr lang und breit, warum er es nicht verantworten wolle, in dieser Zeit mit zehn Erwachsenen und fast genauso vielen Kindern gleichzeitig zu feiern und zu singen. „Aber das ist doch ge-
wer ist im Laufe der Nacht sonst noch vorbeigekommen?“ „Du stellst Fragen! Ein paar Hirten.“ „Und glaubst du, dass Maria es schöner gefunden hätte, dass an diesem Heiligen Abend – sagen wir mal acht Hirten und jede Menge Kinder mit dabei gewesen wären?“
Plötzlich verstand Anna, was ihr Bruder vorhatte und musste lächeln. „Nein“, gestand sie sich ein und musste an ihre eigene erste Geburt denken. „Wäre ich Maria gewesen, hätte ich lieber gar keinen Besuch gehabt.“ „Kann es sein, dass wir heuer endlich einmal die Chance haben, Weihnachten so zu feiern, wie es ganz ursprünglich einmal gewesen ist?“ Anna seufzte. „Du hast ja recht“, sagte sie und merkte, wie sie schon wieder etwas ruhiger wurde. „Bist du mir böse, wenn wir an HeiligAbend nicht kommen und wir uns die Tage danach treffen?“ Anna war immer noch ein klein wenig wütend und schwieg. „Du weißt schon, dass wir nach diesem schwierigen Jahr nichts lieber getan hätten, als zusammen mit dir und allen anderen gemeinsam zu feiern?“ Anna seufzte. „Natürlich“, antwortete sie und konnte schon wieder lächeln.
noch von den Schwiegereltern. Am vierten Tag schrieb sie eine zaghafte Nachfrage in die WhatsApp Gruppe der Familie, ob sie denn die Karten schon bekommen hätten und wer wie viele Würste wünschte.
Wieder passierte einen Tag lang nichts. Am Abend des nächsten Tages las sie in der Gruppe folgende Nachricht: „Liebste große Schwester, Ich feiere wegen der aktuellen Situation heuer zu Hause und nur mit meiner Familie. Würstel brauchen wir auch keine. Wir sind doch seit diesem Jahr Vegetarier.“ Anna war drauf und dran, das Handy durch die Wohnung zu werfen. Stattdessen begann sie wütend zu tippen: „Wenn ihr diesen bescheuerten Virus als Vorwand nehmts, um mir Weihnachten
nau das, was Weihnachten ausmacht. Und außerdem ist es erlaubt!“, entgegnete Anna. „Aber nur weil es nicht verboten ist, heißt das nicht, dass es richtig ist“, entgegnete er ein wenig genervt. „Ihr wollt einfach nicht zu uns kommen“, schimpfte Anna ins Telefon. Und legte auf.
Es dauerte nicht lange, da kam der nächste Anruf. Ihr älterer Bruder. „Willst du auch absagen?“, rief sie ins Telefon, ohne ihn zu grüßen. „Eigentlich wollte ich dir die Weihnachtsgeschichte erzählen“, sagte er ruhig.
„Die kenne ich schon.“ „Ehrlich?“, fragte er und fügte hinzu: „Dann erzähl mir mal, wie viele Menschen bei der Geburt Jesu in Betlehem dabei waren.“
„Nur Maria und Josef. Na und?“ „Und
Sie dachte nach dem Telefonat lange über den Vergleich ihres Bruders nach. Und als ihr nach und nach klar wurde, dass es beim wahren Geist der Weihnacht nicht darum ging, mit der ganzen Verwandtschaft ein lautes, üppiges Fest zu feiern, sondern im engsten Kreis still und andächtig bewusst Zeit miteinander zu verbringen und dankbar für die kleinen Freuden des Lebens zu sein – da freute sie sich auf diesen kommenden Heilig-Abend noch mehr als jemals zuvor.
Bernhard Strasser Chiemgauseiten
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Seite 5 Dezember – 2021 | nota bene Weihnachtsgeschichte
Zu einem recht ungewöhnlichen Hobby entwickelte sich der Kuraufenthalt von Arnold Fischer aus Ludwigsburg, der vor drei Jahren die Stadt an der Nagold erstmals besuchte. „Dass daraus eine längerfristige Bindung werden würde, hätte ich nie gedacht“, erklärt der leidenschaftliche Modellbauer, der jüngst die Bad Liebenzeller Trinkhalle als Meisterwerk in der Bäderstadt abgeliefert hat.
seinem Kuraufenthalt in ein simples Fachwerkhaus verliebt hatte und den Gedanken hegte, dieses in seiner Freizeit nachzubauen. „Da die Stadt dazu keine Pläne ausfindig machen konnte, wurde ich von Frau Kerstin Schillinger auf die Trinkhalle aufmerksam gemacht.“
Fischer lacht schelmisch, denn dieses Gespräch liegt nun mehr als drei Jahre zurück und in dieser langen Zeit hat sich wahrlich vieles getan. „Ich habe mir den schönen Rundbau angeschaut und dann meine Zusage gegeben, da-
Doch darum geht es Fischer nicht, der als Namensvetter des aktuell amtierenden Bürgermeisters dessen Freude am Gestalten teilt. „Das Modell war in der Durchführung eine absolute Herausforderung, denn ich habe bislang noch nie so etwas gemacht.“ Kerstin Schillinger klatscht spontan in die Hände und bezeugt damit ihre Anerkennung als Geschäftsführerin der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH. „Das Modell hat einen hohen künstlerischen Anspruch, denn es wurde mit viel Liebe und Akribie zum Detail gemacht.“
Authentisch und maßstabsgetreu
Als architektonisches Juwel steht die Trinkhalle in Bad Liebenzelle als Synonym für die Bäderstadt, in der elf Thermalquellen sprudeln. Sie steht als Zeugnis für die Kraft des Wassers, das bereits im 16. Jahrhundert von Paracelsus als Arzt und Naturforscher lobend Erwähnung fand. Doch das alleine war nicht ausschlaggebend für die Idee des aktiven Rentners, der sich zunächst bei
Autodidakt fertigt von der Trinkhalle in Bad Liebenzell ein detailgetreues Modell
von ein Modell zu bauen.“ Offenherzig und ehrlich bestätigt der Hobbybastler aus Ludwigsburg, dass er die Stunden zur Erstellung der maßstabsgetreuen Trinkhalle nie notiert hat. „Beim Kupferdach kann ich über 200 Stunden bestätigen, aber in Summe müsste ich diesen Zeitrahmen mal fünf oder sechs nehmen, um in etwa den gesamten Aufwand zu beschreiben.“
Ohne Zugriff auf einstige Originalpläne glich die Gestaltung auf Grundlage eines einfachen Schnittplanes einer wahren Sisyphusarbeit. Mehrmals reisten Fischer und seine Frau Elisabeth in die Bäderstadt, um Fotos von Details zu machen. Selbst der für Betrachter unsichtbare Dachstuhl, der sich unter dem eindrucksvollen Kupferdach verbirgt, wurde inspiziert, abgelichtet und
nota bene | Dezember – 2021 Seite 6 Bad Liebenzell
Fotos: Sabine Zoller
detailgetreu mit Schwarzwälder Fichtenholz rekonstruiert. Die Balken bestehen aus rund 45 laufenden Metern Holz mit einem Querschnitt von 10 x 10 bzw. 10 x 12 mm, ohne die dazugehörigen Bretter für die Dachverschalung von 3 mm Dicke mit einzuberechnen, die alle einzeln verleimt wurden.
scher seinen Antrieb, der ihn auch in Coronazeiten monatelang beschäftigt hat. „Das Kupferdach sollte von der Spenglerschule gefertigt werden, aber coronabedingt war das nicht möglich. Daher habe ich mir von Fachleuten zeigen lassen, wie man Kupfer dengelt und habe alles selbst gemacht.“
aus Glas sind auch die beiden Türen mit Scharnieren versehen und zum Öffnen geeignet, um das Innenleben der Trinkhalle auch bei Beleuchtung zu bestaunen.
Mit einem eindrucksvollen Durchmesser von 50 Zentimetern begeistert das circa 80 Zentimeter hohe Modell durch seine Detailtreue, bei der weder Dachrinnen, noch Fenstergriffe fehlen. „Künstlerischer Idealismus“ nennt Fi-
Während Bürgermeister Fischer von den Details begeistert ist, schmiedet Kerstin Schillinger bereits weitere Pläne: „Wir werden das Modell der Trinkhalle im kommenden Jahr in unserem Lesesaal präsentieren“, so die Ausführungen der Tourismuschefin, die zudem erläutert: „2022 wird das Kurhaus umgebaut und aus organisatorischen Gründen bleibt zu diesen Bauarbeiten die Trinkhalle ebenfalls geschlossen.“
Für Kerstin Schillinger ist Fischer ein Allroundtalent, der sich meisterhaft in die einzelnen Gewerke eingearbeitet hat und zudem Originalmaterialien wie Kupfer oder Solnhofer Platten für den Fliesenbelag verwendet. Neben 16 Fenstern
Damit nun die Gäste nicht auf das liebgewonnene Juwel verzichten müssen, wird die Miniaturausgabe der Trinkhalle in Zukunft indoor vor der Kulisse des Kurgartens zu sehen sein.
Dezember – 2021 | nota bene Seite 7 Bad Liebenzell
Sabine Zoller
Jeder kennt es. Im Leben gibt es manchmal Einschnitte, die es erforderlich machen, innezuhalten und nachzudenken. Nicht selten stellt man im Ergebnis fest, dass man einiges in seinem Leben vielleicht neu strukturieren, einfach anders machen sollte.
In der Entwicklung einer Pflegeeinrichtung ist dies nicht anders. Nur ist die Verantwortung größer. Es geht nicht nur um das eigene Leben, das man neu ordnen möchte, es geht um das Wohl all der Menschen, die sich einer Einrichtung anvertraut haben – übrigens meist nicht freiwillig, sondern weil sie infolge Krankheit, körperlicher oder geistiger Einschränkung oder unterschiedlicher Handicaps ihren eigenen Lebensraum nicht mehr eigenverantwortlich gestalten können. Diese für die Betroffenen schwierige Situation gilt es immer im Auge zu behalten. Sie erfordert ein besonders hohes Maß an verantwortlichem und kompetentem Handeln. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner haben ein Recht darauf, dass ihnen trotz ihrer Einschränkungen wertschätzend und respektvoll begegnet wird, dass man ihre persönliche Würde wahrt und dass man alles unternimmt, um gerade auch ihre ganz persönlichen Befindlichkeiten und Interessen nie aus den Augen zu verlieren.
Das macht Pflege oft nicht einfach. Gerade auch in Zeiten einer Pandemie wie der, die wir seit nunmehr rd. 20 Monaten erleben und durchleben müssen. Aber gute Pflege kennt keine Auszeit. Ihre qualitativen Grundlagen, deren Sicherung und Weiterentwicklung und die zuverlässige Kontrolle, dass all das, was an Zielen und Maßnahmen vereinbart wird, auch
im Pflegealltag gewährleistet ist – das alles muss auch in Zeiten besonderer Belastung sichergestellt sein. Es ist die selbstverständliche und nicht verhandelbare Grundlage eines Lebens im Pflegeheim.
Prozesse gebündelt werden. Die neue Pflegedirektorin begleitet und steuert Inhalte und Strukturen der Pflege in beiden Einrichtungen. Sie ist Partnerin der beiden Pflegedienstleitungen und aller weiteren Mitarbeitenden. Hierzu
Pflege ist nicht statisch. Pflege ist vielfältigen Entwicklungen unterworfen. Da bleibt es nicht aus, manchmal korrigierend einzugreifen.
Neue Wege eröffnen neue Chancen…
Alles, was in einer Pflegeeinrichtung geschieht, hat sich nur einem Ziel unterzuordnen – dem Wohl und der Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner. Alles, wirklich alles.
Und trotzdem bleibt es nicht aus, dass auch in diesen Bereichen Probleme auftreten können. Auch die Pflegemitarbeitenden sind Menschen mit ihren ganz persönlichen Sorgen und Ängsten. Keiner kann erwarten, dass die mit Dienstantritt so einfach abgelegt werden können. Ein verantwortliches Unternehmen bietet in solchen Situationen Hilfestellungen und Unterstützung, schult und mahnt gleichermaßen. Und manchmal sind im Interesse der Menschen, um die es geht, auch strukturelle Veränderungen erforderlich.
Die MHT hat sich aktuell für einen neuen Weg entschieden. Für die beiden Johanneshäuser in Bad Wildbad und Bad Liebenzell-Monakam ist eine direkt bei der Geschäftsführung angesiedelte Pflegedirektion installiert worden, bei der alle zentralen Fragen der Pflegequalität, des Qualitätsmanagements, der Schulung und Fortbildung sowie der Begleitung, Evaluation und Kontrolle aller Maßnahmen und
ist sie mit allen Vollmachten ausgestattet, soweit erforderlich, hat sie auch Weisungsbefugnis.
Parallel hierzu sind im Johanneshaus Bad Wildbad auch alle Leitungsfunktionen neu besetzt worden. Neue Wege und ein neues Team für neue Chancen – Chancen, im Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner zu einem vertrauensvollen Miteinander zu finden. Alle Beteiligten haben an diesem neuen Konzept mitgewirkt, jetzt dürfen sie es mit Leben erfüllen.
Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas Schönes bauen.
Erich Kästner
nota bene | Dezember – 2021 Seite 8 MHT Gruppe
red
Das neue Führungsteam im Johanneshaus Bad Wildbad: Carola Unger (rechts) und Nicole Großmann
Unser oberstes Ziel ist und bleibt, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern bei Erhalt soviel persönlicher Individualität wie möglich ein Höchstmaß an persönlichem Wohlbefinden, herzlicher Atmosphäre und optimaler Betreuung und Pflege zu gewährleisten.
Meine pädagogische Ausbildung unterstützt diese Aufgabenstellung. Hier geht es nicht um unterrichten, sondern um das Verstehen. Was man verstehen kann, kann man auch akzeptieren, umsetzen und optimieren. Die gesetzlichen Anforderungen werden verstanden, das Individuum wird
Eine der herausragenden Aufgaben der Altenpflege ist es, die Qualität der Pflege zu sichern, zu bewahren und stetig weiterzuentwickeln. In der MHT Gruppe ist genau zu diesem Zweck jetzt eine zentrale Pflegedirektion eingerichtet worden.
Die Pflegedirektion –eine neue Herausforderung
Dies macht es notwendig, die Effizienz der Pflegeprozesse und ihre Optimierung und alle zugrundliegenden Arbeitsprozesse stets zu evaluieren und zu kontrollieren. Dabei bleibt es nicht aus, dass dies auch zu Spannungen zwischen verantwortlichen Leitungskräften und allen übrigen Mitarbeitenden führt. Leitungskräfte dürfen und müssen diese Herausforderung annehmen und beispielgebend sein, mit welchem fachlichen Verständnis und innerer Haltung dieses Miteinander gelebt werden soll.
Der andauernde „Kampf“ zwischen dem „Papier“ (Qualitätshandbuch, Konzepte, Standards u.a.m.) und der „Handlung“ (Umsetzung, Evaluierung, Optimierung, Kontrolle) belastet dabei nicht selten den gesamten Pflegeprozess erheblich.
Als Pflegedirektorin habe ich die Rolle, dieses Spannungsfeld zu beseitigen und in einer engen Kooperation mit allen an dem Pflegeprozess Beteiligten unsere interne Struktur zu optimieren und an neue gesetzliche Anforderungen mit dem Ziel anzupassen, eine optimale, individuelle Versorgung unserer Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen.
Durch die aktive Begleitung der Mitarbeitenden werden die Konzepte und Standards in der Praxis auch erlebt. Schulungen und Fortbildungen sind nur die ersten Schritte eines langen Prozesses, in dem das Pflegepersonal begleitet, gefordert und gefördert wird.
gesehen und die Maßnahmen werden entsprechend geplant. Die Mitarbeitenden und deren Fähigkeiten werden gefördert und sinnvoll eingesetzt. Jeder gibt das Beste, wenn er seine Aufgabe und Rolle versteht. Eine optimale Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner kann nur möglich werden, wenn die Mitarbeitenden in die Prozesse aktiv involviert sind und diese auch verinnerlicht haben und verstehen. Anders gesagt, mein Hauptziel ist es, zunächst das Verständnis der Mitarbeitenden zu gewinnen, um wirklich effektiv zusammenarbeiten zu können.
Dabei liegt mir die junge Generation Pflegender besonders am Herzen. Den „Nachwuchs“ zu gewinnen, ihn im Team zu behalten und zu motivieren, sein Wissen weiter zu geben und einzubringen – das ist ein wichtiger Baustein in der künftigen Entwicklung. Jeder darf und kann von jedem etwas lernen.
Die Herausforderungen, die ich angenommen habe, sind vielfältig und gehören zu einem Prozess – mit dem Ziel, die Verbindungen zwischen Handlungen zu schaffen und ein großes Team aufzubauen, ein Team, welches den Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner in einer humanitären Art und Weise folgt. Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Chance gegeben wurde, diese Gedanken zu verwirklichen.
Berufliche Stationen
2000 – 2011
Kunstpädagogin beim Kunstgymnasium
„Margareta Sterian“ Buzau/Rumänien
2009 – 2011
Leiterin des Lehrstuhls für visuell gestaltende Künste ebenda
2015 – 2018
Ausbildung zur Altenpflegerin in Bad Wildbad und Höfen an der Enz
2018 – 2020
Pflegefachkraft und Wohnbereichsleitung
(u.a. im geschützten Bereich, Menschen mit Demenz) in Pforzheim
2020 – 2021 (Oktober)
Qualitätsmanagementbeauftragte, MHT Gruppe
2021 (November)
Berufung zur Pflegedirektorin in der MHT Gruppe Schulische Stationen (Rumänien)
1990 – 1994
Kunstgymnasium mit Abitur
1994 – 1999
Universität für Kunst (10 Semester mit Abschlussdiplom)
2008 – 2009
Weiterbildung und Erwerb des II. Didaktischen Grads
Schulische Stationen (Deutschland)
2012 – 2014
Sprachkurs A1, A2, B1, B2, C1 inkl. Integrationskurs
2015 – 2018
Ausbildung zur Altenpflegerin, Johanna Wittum-Schule, Pforzheim
2018 – 2020
Weiterbildung „Verantwortliche Pflegefachkraft nach §71 SGB XI inkl. Qualitätsbeauftragte“ seit 2020
Studium Bachelor of Art, Pflegepädagogik, IU – internationale Hochschule
Dezember – 2021 | nota bene Seite 9 MHT Gruppe
Diana Petrache
Diana Cristina Petrache (Jahrgang 1976)
Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski wurde vor 200 Jahren geboren. War er ein dichtender Psychologe, ein Visionär und Prophet, ein Krimiautor mit philosophischem Ansatz oder ein missionierender Theologe? Dostojewski wird mit einer Unmenge an Charakterisierungen und Zuschreibungen dargestellt und/oder in Verbindung gebracht. In diesem Jahr, am 11.11.2021, jährte sich nun seine Geburt zum zweihundertsten Mal. Die Literaturwelt und die Kulturredaktionen sämtlicher Medien feiern und ehren den Dichter durch zahllose Veranstaltungen und Beiträge.
Der Dichter der Menschlichkeit
Im Jahre 1849, im Alter von siebenundzwanzig Jahren, wurde er zum Tode verurteilt. Grund: Er hatte im Freundeskreis aus dem Brief eines befreundeten Systemkritikers vorgelesen.
Die Hinrichtung sollte am 22. Dezember desselben Jahres vollstreckt werden. Erst als der Trommelwirbel des
Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.
Hinrichtungskommandos schon eingesetzt hatte, kam ein Bote des Zaren auf den Platz geritten und verkündete die Begnadigung. Eine unglaubliche Aktion, die vom Zaren genauso perfide geplant war – statt Erschießung nun Straflager und Verbannung nach Sibirien.
Dostojewskis Romanfiguren sind Leidende, Geschlagene und Erniedrigte. Wieviel die Charaktere mit dem Autor gemein haben, lässt sich nicht sagen. Die Erfahrungen, die der Dichter jedoch im Straflager gemacht hatte, beeinflussten ganz sicher sein Leben und auch seine Kunst. Da ist beispielsweise Rodion Raskolnikow, aus dem Roman „Schuld und Sühne“, der eine alte, raffgierige Pfandleiherin und deren geistig behinderte Schwester mit einem Beil erschlägt, jedoch durch diese Tat selbst zugrunde geht. Da ist der 1.300 Seiten starke Roman „Die Brüder Karamasow“, er handelt von einem Vatermord und der Verurteilung des unschuldigen Sohnes Dimitrij Karamasow, der die Strafe
Friedrich Nietzsche
dennoch geduldig antritt, weil er sich selbst als schlechten, einer Läuterung bedürftigen Menschen sieht. Also doch ein dichtender Psychologe? Friedrich Nietzsche sagte: „Dostojewski ist der einzige Psychologe, bei dem ich etwas zu lernen hatte.“
Im Epilog des Romans „Schuld und Sühne“ erlebt Raskolnikow im Fiebertraum die weltweite Bedrohung durch ein tödliches Virus. Die Menschheit steht vor dem Ende und nur wenige überleben. Er sieht im Traum das Chaos und eine schreckliche Katastrophe durch die Epidemie. Also doch: Dostojewski als Visionär und Prophet? Die Frage kann jede Leserin und jeder Leser nur für sich selbst beantworten. Also, dringende Empfehlung: Eintauchen in die Welt –wie es Hermann Hesse sagt – dieses schrecklichen und herrlichen Dichters.
Wolfgang Waldenmaier
nota bene | Dezember – 2021 Seite 10 Kultur
Es ist schon zur Tradition geworden, dass alljährlich die Bewohnerinnen und Bewohner im Johanneshaus Bad LiebenzellMonakam mit selbstgebackenen Weihnachtsleckereien
überrascht werden. In diesem Jahr war es liebevoll zubereitetes Quarkstollenkonfekt.
Die Küchenmannschaft hat sich mit der Ernährungsberaterin zusammengetan, um nach einem erprobten Rezept für die Bewohnerinnen und Bewohner zu backen. Schon die ersten „Qualitäts-Testversuche“ haben einmal mehr unter Beweis gestellt, nichts geht über Selbstgebackenes, der Aufwand lohnt sich auf alle Fälle.
Schon der Geruch von frischem Weihnachtsgebäck ist eine Freude und auch geschmacklich toppt Selbstgebackenes alles Gekaufte. So sind auch für die weiteren Advents- und Weihnachtsfeiertage fast ausschließlich selbstgebackene Gebäcke von der Küche vorgesehen, wie zum Beispiel klassischer Christstollen oder Baumkuchen und Bärentatzen.
Leckereien im Advent
Auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Backgruppe wurden schon einige Plätzchen mit großer Freude und Hingabe selber gebacken. Das weckt immer auch viele Erinnerungen an vergangene Tage in der eigenen Familie und offenbart viele schöne und fröhliche Geschichten. Eine wunderschöne Abwechselung, die in der Adventszeit einfach dazu gehört und allen Beteiligten viel Freude macht.
Bianka Zielke
Wer die kleinen Quarkstollen selber backen möchte, hier unser Rezept:
500g Mehl (Weizenmehl 405 oder Dinkelmehl 630)
250g Quark (Magerstufe)
150g Butter
2 Eier
125g Zucker
1 Päckchen Backpulver
1 Päckchen Vanillezucker
100g gehackte Mandeln
200g Rosinen in Apfel- oder Orangensaft eingeweicht (geht auch sehr gut mit Cranberries)
Wer mag, weniger Rosinen nehmen und dafür Orangeat und Zitronat dazu geben; Stollengewürz oder Zimt nach Geschmack.
Aus allen Zutaten einen Knetteig herstellen. Kleine Portionen des Teigs formen und bei ca. 180 Grad (je nach Ofentyp) 15 – 20 Minuten backen.
Flüssige Butter zum Bestreichen des fertigen Stollenkonfekts und Puderzucker zum Bestäuben des Stollenkonfekts verwenden.
Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.
Johann Wolfgang von Goethe
Dezember – 2021 | nota bene Seite 11 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
Zur Advents- und Weihnachtszeit werden alljährlich durch die Verlage unzählige Bücher mit Weihnachtsgeschichten herausgegeben. Durch dieses Dickicht an Veröffentlichungen hindurch zu dringen, um damit möglichen Lesestoff – der es auch Wert ist, gelesen zu werden – ausfindig zu machen, ist eine Herkulesaufgabe. Um auf Nummer sicher zu gehen, greift man am besten auf traditionelle Weihnachtserzählungen der klassischen Literatur zurück, die sich teilweise seit mehr als einhundertfünfzig Jahren bei den Leserinnen und bei den Lesern bewährt und sich bis in unsere Zeit – in aller Frische – als erquickliche Lektüre erhalten haben.
Die Christtagsfreuden der Weltliteratur
Weihnachtsklassiker zum Vor- und Selberlesen
Die vielleicht bekannteste Weihnachtsgeschichte der Welt ist A Christmas Carol (Ein Weihnachtslied) des Briten Charles Dickens. Er verfasste dieses Stück Weltliteratur im Jahre 1843. In dieser Geistergeschichte verwandelt sich das raffgierige Scheusal Ebenezer Scrooge auf wundersame Weise in den gütigsten und freigiebigsten Menschen von ganz England. Doch vorher muss Scrooge und auch die gesamte Lesegemeinde durch einige schaurige Szenen der Läuterung hindurch gehen. Allein schon das Erscheinen des Geistes sei-
nes verstorbenen Geschäftspartners Marley, der als Vorbote der drei Weihnachts-Geister auftritt, lässt einem den Atem stocken. Das Elend der arbeitenden Bevölkerung im Viktorianischen England zur Mitte des 19. Jahrhunderts bildet den erzählerischen Hintergrund für dieses Meisterwerk von Charles Dickens. Die soziale Frage spielt auch hier, wie in fast allen Werken des großen Dichters, eine tragende Rolle. Die angekündigten drei Geister, die Ebenezer Scrooge in der Heiligen Nacht heimsuchen, bewirken bei dem Menschenfeind, der ausschließlich auf den eigenen Profit aus ist, eine Wandlung zum großherzigen Menschenfreund. Fürwahr die Blaupause für jede ordentliche Weihnachtserzählung.
Es gibt einige herrliche weihnachtliche Erzählungen der schwedischen Literatur-Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf. Eine davon jedoch berührt die Herzen der Lesenden seit Generationen in besonderer Weise. Es ist Die Legende von der Christrose. Die Erzählung entstand im Jahre 1908
und berichtet von einer Räubermutter, die mit ihren Kindern und mit der ständigen Androhung eines zornigen Räubervaters, die Gegend unsicher macht und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Als die Räuberfamilie am wunderschönen Klostergarten des Abtes Johannes vorbeikommt, teilt die Räubermutter mit, dass der Garten des Abtes zwar sehr schön sei, dass sie aber zur Weihnacht einen Ort im Wald kenne, mit dem sich dieser hier nicht messen könne. Neugierig geworden, beschließt der Abt, sich am Heiligen Abend dieses Wunder eines blühenden Paradiesgartens im schneebedeckten Walde anzuschauen. Als Gegenleistung verspricht er, dass die Räuberfamilie, wenn es diesen Garten tatsächlich geben sollte, nicht länger vogelfrei sein solle und das Christfest wieder unter den Menschen feiern dürfe. Letztendlich: Der Abt muss sterben. Die Blume, die er in seiner Todesstunde vom Waldboden pflückte und die er auf dem Wege zum Paradies noch in seiner Hand festhielt, nannte man fortan Christrose. In einem Vers, der einem bei die-
nota bene | Dezember – 2021 Seite 12 Weihnachtsliteratur
ser Szene unausweichlich in den Sinn kommt heißt es: Christrose, Blume der Heiligen Nacht, hast mir die Hoffnung gebracht.
Eine der wunderbarsten Weihnachtserzählung des österreichischen Heimatdichters Peter Rosegger ist zweifelsohne: Als ich Christtagsfreude holen ging aus dem Jahre 1897. Rosegger berichtet darin, wie er als zwölfjähriger Waldbauernbub, der mit seiner Familie in ärmlichsten Verhältnissen aufwuchs, am Frühmorgen des Heiligen Abends vom Vater geweckt wird, um den langen, beschwerlichen Weg durch den Schnee hinunter nach Langenwang zu wandern. Dort soll er die noch ausstehende Summe (2 Gulden und 36 Kreuzer für das gelieferte Holz) vom reichen Herrn Spreitzegger erbeten, um damit für die Mutter beim Kaufmann Doppelreiter die nötigen Sachen zur Bereitung des Festtagsschmauses zu besorgen. Was der Waldbauernbub während der Erfüllung seines Auftrages erlebt (vor allem auf dem Heimweg), ist spannend, hochdramatisch und dabei anrührend
und voll von natürlichem Gottvertrauen. Peter Rosegger verstand es, mit einfachen, verständlichen Worten auch intellektuellen Gemütern zu gefallen. Vielleicht befähigten die Erfahrungen als „bildungsferner“ Waldbauernbub den späteren Dichter zu dieser wundervollen Gabe.
Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags.
Adalbert Stifter
es in der Christnacht beiden Dörfern durch die gemeinsame Suche nach den vermissten Kindern gelingt, Frieden zu finden und eine lange Feindschaft zu überwinden. Das sind doch alles Zutaten für eine besinnliche Weihnachtserzählung mit sehr viel menschlichem Tiefgang.
Zwei zerstrittene Dörfer – Gschaid und Millsdorf – dazwischen ein hoher Berg. Niemand wusste noch genau, wie der Streit entstanden war. Von diesem Umstand handelt die Erzählung Der Heilige Abend (Bergkristall) von Adalbert Stifter aus dem Jahre 1853. Zwei Kinder machen sich am Heiligen Abend von Gschaid aus auf den Weg hinüber nach Millsdorf, um ihre Mutter zu besuchen. Diese stammt aus Millsdorf und ist gerade dort, um ihre schwer kranke Mutter zu pflegen. Die Anfeindungen zwischen beiden Gemeinden machen ihr das Leben zur Hölle – und zwar von beiden Seiten. Auf dem Rückweg der Kinder zieht jedoch ein Schneesturm herauf und die Kinder verlieren die Orientierung. Sie geraten auf den falschen Weg und verirren sich. Adalbert Stifter erzählt die zu Herzen gehende Geschichte, wie
Viel Freude beim Schmökern!
Wolfgang Waldenmaier
Charles Dickens: Weihnachtserzählungen/ Weihnachtsmärchen, Pabel Moewig Rastatt, 1998
Selma Lagerlöf: Geschichten zur Weihnachtszeit, GTB, 1988
Peter Rosegger: Als ich Christtagsfreude holen ging, Ullstein, 1993
Adalbert Stifter: Der Heilige Abend, Artemis Verlag Zürich, 2001
Dezember – 2021 | nota bene Seite 13 Weihnachtsliteratur
Es gibt viele Vorteile, sein Weihnachtsgebäck selber zu backen. Da wären zum Beispiel die Freude am Backen, der gute Geruch in der Wohnung, das gesellige Zusammensein, wenn man mit der Familie backt, die liebgewordene Tradition…
Gesünder leben – Ernährung als Lebensstil (8)
In der Weihnachtsbäckerei –Mehl ist nicht gleich Mehl…
Aus der Sicht der Ernährungsberaterin gibt es da aber noch einen ganz anderen Blickwinkel: „Wenn ich selber backe, weiß ich was drin ist.“ Gerade wenn man in der Adventszeit ohne Reue oder schlechtes Gewissen ein paar Plätzchen mehr essen möchte, kann man schon mit ein paar Veränderungen im Teig das Gebäck etwas gesünder machen.
Die Grundzutat in den meisten Rezepten ist Mehl. Das bekannteste Mehl, und im Handel auch das preiswerteste, ist das Weizenmehl 405. Aber was bedeutet diese Zahl eigentlich? Die Bezeichnung Mehltype gibt den Mineralstoffgehalt eines Mehles in mg an. D. h., bei der Verglühung von 100 g Mehl (unter Laborbedingungen) bleibt ein Rest von 405 mg an Mineralstoffen übrig. Habe ich ein Mehl mit einer hohen Typenbezeichnung, wie z. B. 1050, habe ich auch einen höheren Mineralstoffgehalt, nämlich 1050 mg.
Aber auch der Ballaststoffgehalt eines Mehles mit hoher Type ist höher. Das liegt daran, dass der Ausmahlungsgrad des Mehles auch höher ist, denn je höher der Ausmahlungsgrad ist, desto mehr Kornbestandteile sind enthalten. Bei einem Ausmahlungsgrad von 60 % werden aus 100 Gramm Getreide 60 Gramm Mehl gewonnen. Bei einem Vollkornmehl, erhalte ich fast 100 % Mehl, da das ganze Korn mit Mehlkörper, Schale und Keimling vermahlen wird. Ein klarer Vorteil, da damit auch der Mineralstoffgehalt höher ist.
Muss ich dann Sorge haben, dass mein Gebäck eher wie Brot schmeckt? Vielleicht ist das erstmal gewöhnungsbedürftig, wie alles, was ich in der Ernährung verändern möchte. Jedoch eine gute Zwischenstufe zwischen 405 und Vollkorn ist das 1050 Mehl. Es ist etwas dunkler, hat mehr Ballaststoffe und Mineralien.
Und warum eigentlich Ballaststoffe? Die Empfehlung der DGE sind 30 g Ballaststoffe am Tag. Ein Großteil der Bevölkerung nimmt weniger zu sich und leidet an Verstopfungen. Um dem nicht mit Abführmitteln zu Leibe zu rücken, ist es hilfreich, auch über ballaststoffreichere Mehle den Anteil an Ballaststoffen in der Nahrung zu erhöhen. Langsam und beständig umzustellen, wäre wünschenswert.
nota bene | Dezember – 2021 Seite 14 Ernährung
Und dann gibt es da ja auch noch andere Mehlsorten, wie z. B. Dinkelmehl. Gerade diese Sorte wird von einigen Allergikern, die Weizen nicht gut vertragen und mit Blähbauch oder Völlegefühl reagieren, gut akzeptiert. Das mag daran liegen, dass der Dinkel im Verhältnis zum Weizen über die Jahre nicht so sehr durch Zucht verändert wurde und dem Ur-Korn noch viel näher ist als der Weizen. Auch Dinkel gibt es mit unterschiedlicher Typenzahl. Jedoch beginnt es hier mit Typ 630, was dem Weizenmehl 405 ähnlich in der Verarbeitung ist.
In den Backrezepten lässt sich das angegebene Weizenmehl meist ohne Probleme mit Dinkelmehl ersetzen. Es schmeckt nussiger als Weizenmehl, was aber gerade bei Gebäcken, bei denen auch Nüsse ins Rezept kommen, gut passt.
Als drittes, häufig verwendetes Getreide ist noch Roggen zu nennen. Dieses Mehl ist aber für Feingebäck nicht gut geeignet, da der Anteil an Klebereiweiß, welches für eine gute Teigbindung zuständig ist, zu gering ist. Aus Roggenmehlen werden eher Brote hergestellt. Auch hier gilt, je höher der Ausmahlungsgrad ist, desto mehr Ballaststoffe und Mineralien sind enthalten.
nicht 1 : 1 ersetzen. Ihnen fehlt die Klebereigenschaft und das Gebäck würde nicht gut zusammenhalten. Es empfiehlt sich also, entweder glutenfreie Backmischungen zu verwenden, die schon ausgeklügelte Zutaten enthalten, damit das Backen gelingt, oder im Internet auf die Suche nach einigen guten Rezepten zu gehen. Da findet man inzwischen wirklich eine gute Auswahl, da viele Menschen auf Gluten verzichten möchten, auch wenn keine schwere Erkrankung zu Grunde liegt. Auch bietet die deutsche Zölliakiegesellschaft Backkurse und Unterstützung an, um sich bei einer Glutenunverträglichkeit gut ernähren zu können.
Was aber tun, wenn ich unter einer Gluten-Unverträglichkeit leide? Als Gluten bezeichnet man das Klebereiweiß im Mehl, welches für die gute Backeigenschaft notwendig ist. Einige Menschen vertragen dieses Gluten, welches in Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste, aber auch handelsüblichem Hafer vorkommt, nicht. Da gibt es Alternativen, wie z. B. das Pseudogetreide, zu dem Amaranth, Quinoa und Buchweizen gehören. Aber auch Reismehl, Maismehl, Nussmehle, Kichererbsenmehl, Sojamehl und Süßlupinenmehl sind glutenfrei. Allerdings kann man diese in den Backrezepten
Es gibt auch einige Rezepte, die gänzlich ohne Mehl auskommen. Das sind z. B. Zimtsterne (Eiweiß, Zucker und Nüsse), Makronen (Eiweiß, Kokos oder Nüsse und Zucker), aber auch Elisenlebkuchen (Eier, Nüsse, Zitronat/Orangeat, Honig und Gewürze). Achtung, dabei bitte keine Oblaten aus Mehl verwenden, sondern die Masse direkt auf Backpapier setzen.
Und mein zusätzlicher Tipp für die meisten Rezepte ist: die Zuckermenge kann oft um gut ein Drittel reduziert werden. Das spart zusätzlich Kalorien und ist damit auch gesünder
Ich wünsche viel Freude beim Backen und eine gesegnete Weihnachtszeit
Bianka Zielke MHT Ernährungsberaterin
Quellenangaben und weitere Infos unter:
https://www.bzfe.de/lebensmittel/lebensmittelkunde/getreide/ https://www.dasbackstuebchen.de/grundrezepte/mehl-wissen https://www.mein-mehl.de/ernaehrung/getreide-inhaltsstoffe/ https://www.dzg-online.de/
Dezember – 2021 | nota bene Seite 15 Ernährung
Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.
Was man auch verschenkt, es wird einem übel genommen. Otto von Bismarck
Auch zum Weihnachtsfest dürfen Witz und Humor nicht fehlen…
Es ist schon das siebte Mal, dass meine Schwiegermutter an Weihnachten zu uns kommt. Diesmal lassen wir sie rein.
Woody Allen
Warum der Engel lachen musste
Ihr könnt predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig Minuten.
Martin Luther
Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett, aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug und in der Stalllaterne fehlte das Öl.
Geschenke sind die einzige Form von Rache, die kultivierten Menschen noch bleibt.
Peter Ustinov
Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.
Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merken konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels.
Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und
nota bene | Dezember – 2021 Seite 16 Weihnachten
die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme „ Ein Kind ist uns geboren ...“, konnte aber nichts sehen. Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. „Heilige Nacht hin oder her“, sagte die Katze zu der entsetzten Maus, „jetzt krieg ich dich!“
Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.
Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt. Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze
Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht.
Joachim Ringelnatz
die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, „Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht“. Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.
Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte.
Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit. Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden – die Fledermäuse – wie damals im Stall von Bethlehem.
Autor: unbekannt
Man altert nicht während des Jahres, sondern während der Weihnachtstage.
Greta Garbo
entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.
Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte
Seite 17 Dezember – 2021 | nota bene Weihnachten
Die 1934 erbaute Trinkhalle von Bad Wildbad liegt im Herzen des Kurparks, direkt gegenüber der Enz und zählt zu einem der authentischen SchwarzwaldSpielorte des Schwarzwald Musikfestivals, das seit 1998 Jahr für Jahr den gesamten Schwarzwald zum Klingen bringt.
Trinkhalle als Konzertbühne
„Den Schwarzwald mit Musik zu erfüllen und für die Konzertbesucher an schönen und ungewöhnlichen Orten erlebbar zu machen, ist erklärtes Ziel des Schwarzwald Musikfestivals“, erklärt Mark Mast , der Intendant des Festivals zum Eröffnungskonzert 2021 und berichtet über seine ersten Eindrücke zum außergewöhnlichen Spielort: „Als ich diese Trinkhalle entdeckt habe, da war sie gerade vom Förderverein mit sehr viel Ehrenamt bespielbar gemacht worden und für mich eine akustische Sensation.“
Der Bau, der nach nur achtmonatiger Bauzeit zur Saison 1934 eröffnet wurde, entspricht in seiner Architektur dem vorherrschenden Zeitgeschmack der Jahre zwischen 1920 und 1933. Die der Bauhausschule verpflichtete Sachlichkeit dominiert und mit Blick auf die Webseite des Fördervereins wurde die Trinkhalle im Laufe der Jahre für verschiedene Zwecke genutzt.
Da stand zu Anbeginn die Ausgabe von Wildbader Thermalwasser im Vordergrund, gefolgt von repräsentativen Zwecken als Ausstellungsort, Wandelhalle und Veranstaltungsort für Kurkonzerte. Auch als Tennishalle fungierte der Bau, der von der Lage und den räumlichen Möglichkeiten heute als Kleinod gilt. Erst durch den Kauf der Immobilie 2005 durch den Förderverein wurde er wieder zu neuem Leben erweckt und als Spielstätte für „Rossini in Wildbad“ und Konzertort für das Schwarzwald Musikfestival entdeckt.
Nun sind wieder international hochkarätige Künstler in der einstigen Wan-
delhalle zu Gast und, wie Mast ausführte, sind auch diese überglücklich darüber „wieder spielen zu dürfen“, nachdem coronabedingt der letzte Ton des Schwarzwald Musikfestivals im Juni 2019 verklang.
nota bene | Dezember – 2021 Seite 18 Bad Wildbad
Schwarzwald Musikfestival 2021 zu Gast in Bad Wildbad
Zum Konzert war auch der Sänger Joy Alexander anwesend.
Zu Ehren von Ludwig van Beethoven
Weltmusik von renommierten Künstlern an ungewöhnlichen Spielorten –das ist seit mehr als zwanzig Jahren das Konzept des Festivals, das 2021 zu Ehren des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven sein Augenmerk dem vierten Beethovenzyklus und dem Ausnahmepianisten Alexej Gorlatch gewidmet hat.
Mit dem international gefeierten Konzertpianisten wird die Trinkhalle zur großen Konzertbühne. Seine Konzerttätigkeit führt ihn üblicher Weise auf die wichtigsten Konzertpodien der Welt, unter anderem in die Carnegie Hall New York, Wigmore
in der Münchener Philharmonie mit einer packenden Version von Ludwig van Beethovens drittem Klavierkonzert. Und nun spielt er unter der Leitung und dem Dirigat von Mark Mast mit der Philharmonie Baden-Baden das Klavierkonzert Nr. 4 von Beethoven,
Hall London, das Konzerthaus Berlin und den großen Saal der Berliner Philharmonie, um nur einige wenige zu nennen. Gorlatch ist Professor für Klavier an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und gibt Meisterkurse in Europa, Asien und den USA.
Vor zehn Jahren gewann der Ukrainer, der seit frühester Kindheit in Deutschland lebt, das Finale der Pianisten beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Damals überzeugte er die Jury
das als das große „Werk der Reife“ gilt und „tiefe Emotionalität mit kraftvollvirtuoser Brillanz vereint.“
Die Presse notiert: „Ein Höhepunkt des Abends.“ Alexej Gorlatch, der das Klavierkonzert Nr. 4 „zum Strahlen brachte und ihm virtuosen Glanz verlieh, überzeugte in der Trinkhalle mit seiner Interpretation der schnellen Stimmungsund Tempowechsel“ und erntete dafür stehende Ovationen.
Sabine Zoller
Dezember – 2021 | nota bene Seite 19 Bad Wildbad
Fotos: Sabine Zoller
offiziell ab dem 2. Januar 2022 die Geschäfte als parteiloses Stadtoberhaupt in der Bäderstadt, um seine Ziele und Visionen umzusetzen.
„Für mich steht an erster Stelle ein konsequenter Dialog mit den Bürgern,
nota bene sprach mit dem neuen Bürgermeister von Bad Liebenzell Roberto Chiari – das neue Stadtoberhaupt in der
Bei der Bürgermeisterwahl in Bad Liebenzell hat sich Roberto Chiari durchgesetzt. Der Ortsvorsteher von Möttlingen konnte mit 54 Prozent die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang erringen und übernimmt
den Ortschaftsräten und dem Gemeinderat – denn nur gemeinsam können Lösungen gestaltet werden“, erklärt Chiari, der als Quereinsteiger mit der Verwaltung bislang wenig zu tun hatte. Seit 2019 ist er Ortsvorsteher von Möttlingen und engagiert sich dort im Vorstandsteam des TSV für den Bereich Freizeitsport. Kein Wunder, denn der Vater von zwei Söhnen verbringt seine Freizeit am liebsten mit der Familie beim Wandern und bei Outdooraktivitäten. Geboren in Böblingen, im württembergischen Südwesten, will der gelernte Kaufmann im Groß- und Außenhandel nun einen transparenten und „schwäbischen“ Umgang mit Haushaltsmitteln verfolgen.
In der Kernstadt der Kommune gilt dazu seine Zielsetzung den Leerständen und dem akuten Wohnungsmangel. „Dazu benötigen wir progressive und moderne Ideen, die ich gemeinsam mit den politischen und öffentlichen Verantwortlichen erarbeiten möchte.“
Dabei steht Teamwork an erster Stelle, denn „nur mit einem harmonischen Gemeinderat ist eine bürger- und zukunftsorientierte Stadtpolitik zu betreiben“, so der Tenor des 47-jährigen, der seit geraumer Zeit Möttlingen als Lebensmittelpunkt für sich und seine Familie auserkoren hat und seit 1999 in der IT-Branche nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz tätig war.
Was das kulturelle Geschehen betrifft, so vertritt Chiari die Auffassung, dass es in der Kernstadt von Bad Liebenzell bereits ein breites kulturelles Angebot gibt. „Mein Ziel ist es, unsere Teilorte wieder stärker in das kulturelle Geschehen mit einzubinden.“ Seiner Meinung nach gibt es dazu genügend Räumlichkeiten, um zum Beispiel Veranstaltungen, wie Lesungen, Ausstellungen oder Konzerte, durchzuführen. „Wir haben eine Vielzahl an Künstlern, die in Bad Liebenzell leben“, so sein Tenor, und lächelnd ergänzt er dazu seine Vision: „Diese Menschen zusammenzubringen und gemeinsam etwas entstehen zu lassen, wäre eine großartige Sache.“
Sabine Zoller
nota bene | Dezember – 2021 Seite 20 Bad Liebenzell
Bilder: Fotoatelier Ebinger
Bäderstadt
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür, ein schweres Jahr neigt sich seinem Ende zu – Zeit des Friedens, aber auch der Nachdenklichkeit. Aber dennoch oder gerade deshalb, das, was mich zutiefst umtreibt, es muss einfach einmal gesagt werden. Feiertage hin oder her.
Ich bin mir sicher, dass nicht jeder meine Gedanken teilen wird, aber das ist auch nicht notwendig. In einer freien Gesellschaft muss man auch abweichende Auffassungen ertragen können. Man darf und sollte sich die intellektu-
Gedanken zum Fest –einmal anders…
elle Fähigkeit erhalten, sich über unterschiedliche Positionen auszutauschen –ja, gerade um den besten Weg streiten zu können. Streitkultur ist einer meiner meist geliebten Begriffe – er kennzeichnet die Fähigkeit, sich um des besseren Ergebnisses Willen miteinander auseinandersetzen zu können. Ohne den Gegenüber zu verunglimpfen, nur an der Sache orientiert. Das ist etwas Positives – und zwar ausschließlich Positives.
Geht das heute noch? Ich sage seit Jahren, dass unsere Gesellschaft in weiten Teilen verkommt. Dies hat mir viel Gegenwind eingebracht. Aber hat nicht gerade die Zeit der Pandemie dies nachhaltig bestätigt? Wo in unserer Gesellschaft sind heute noch sachliche Diskussionen über Corona, deren Bekämpfung oder deren Folgen möglich? Die Diskussion hat längst militante Züge erreicht und zerstört nicht selten lang gewachsene familiäre oder auch freundschaftliche Beziehungen. Corona ist das marodierende Ventil einer Gesellschaft, die keinen Kompass mehr hat, der Werte verloren gegangen sind. Nicht erst jetzt, aber plötzlich wird es deutlich.
Ich kann es schon lange nicht mehr ertragen, mir von allen und jedem vorschreiben zu lassen, was ich zu tun und wofür ich mich zu schämen habe. Minderheiten, die exzessiv ihre verbrieften Minderheitsrechte wahrnehmen, haben mir nicht vorzuschreiben, was ich zu tun, zu sagen oder zu lassen habe. Und ich habe es satt, wenn von jedem „Berufenen“ unaufhörlich Attacken gegen unsere Muttersprache unternommen werden und mir vorgeschrieben wird, wie ich zu schreiben, zu sprechen und zu denken habe. Und das alles mit
Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlicher sexueller Ausrichtung wertgeschätzt und unterstützt werden, s dass die, die durch ihre tägliche Arbeit einen unschätzbaren Beitrag für die Gemeinschaft erbringen, respektiert und geachtet werden, s dass die Lehrer unserer Kinder wie auch die Pfleger unserer Alten und Hilfsbedürftigen die gesellschaftliche Anerkennung erhalten, die sie
einer medialen Begleitung, die längst den Boden eines seriösen Journalismus verlassen hat.
Wenn Sechstklässler, wie in Berlin geschehen, zu über 60 % als Berufswunsch Hartz IV angeben, dann hat unsere Gesellschaft schlicht versagt –dies ist nicht ein Problem der Sechstklässler, es ist ein grundlegendes Problem der Eltern, Erzieher und Lehrer.
Unsere Gesellschaft hat zu einem ganz überwiegenden Teil das Denken delegiert – an andere, an wen, interessiert schon nicht mehr. Gemeinsinn war einmal, jeder denkt nur noch an sich, alles andere um ihn herum ist ihm weitestgehend egal. Noch nie war seit dem zweiten Weltkrieg der Ruf nach dem Staat grösser als heute – andere sollen es richten. Ich hatte geglaubt, dies hätten wir längst überwunden.
Nein, ich möchte nicht aufhören, daran zu glauben, s dass in unserer Gesellschaft Menschen unterschiedlichen
verdienen.
Grenzen,
Jeder darf die Grenzen, die ihm unser Rechtsstaat gibt, ausschöpfen, jeder darf Opposition leben, aber unserer Gesellschaft würde es gut zu Gesicht stehen, wenn auch von den Jüngeren anerkannt würde, dass es die Älteren waren und sind, die ihnen ihre Lebensbedingungen in Freiheit und Wohlstand geschaffen haben, ohne die sie ihre Rechte auf Widerstand, Opposition und andere Meinung nicht ausleben könnten. Um dies klarzustellen, in diesem Sinne fühle ich mich auch heute noch in der Pflicht und Verantwortung der Jüngeren.
Ein wenig mehr miteinander und weniger gegeneinander, mehr Respekt und mehr Bereitschaft, den andern wahrzunehmen und zu verstehen – das ist es, was unserer Gesellschaft fehlt.
Es ist spät, aber nie zu spät. Wir dürfen nie aufhören, anzufangen. Wir dürfen nie aufhören, nachzudenken.
Dezember – 2021 | nota bene Seite 21 Kommentar
Ein Kommentar von Manfred Preuss
Friedrich Böckle –seit 50 Jahren Apotheker mit Leidenschaft
1971 unterschrieb Friedrich Böckle einen Ausbildungsvertrag zum Apothekerberuf. Und jetzt, 50 Jahre später, kann der Inhaber der Quellen-Apotheke in Bad Liebenzell auf eine ein-
zigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Gemeint ist dabei nicht nur die Versorgung der Menschen und die Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegeeinrichtungen und Dienstleistern, sondern
auch die Ausrichtung der Apotheke zu einem Competence-Center für Naturarznei und die Entwicklung eigener Produkte mit pflanzlichen Ausgangsstoffen, wie beispielsweise die Liebenzeller Einreibung, das Propolis Mundspray oder die Contra-Infekt Tropfen.
Die Verwendung von pflanzlichen Wirkstoffen wurde zu einem Schwerpunkt seines Wirkens in der Bäderstadt und das Entdecken von entsprechenden Pflanzen und deren Wirkstoffen zu seinem persönlichen Hobby. „Die Ausbildung zum Apotheker war 1971 noch verpflichtend mit einem zweijährigen Praktikum in einer Lehrapotheke verbunden“, so Böckle, der darüber berichtet, dass in dieser Zeit zusätzlich ein Herbarium mit mindestens 100 Pflanzen angelegt werden musste. „Also wurden Pflanzen in der Freizeit gesammelt, gepresst und mit entsprechenden Beschriftungen in Ordnern abgelegt.“ Als Praktikant lernte er zudem, Pflanzen im Labor zu verarbeiten, und so entstanden selbst gefertigte Tinkturen, Tropfen und Tabletten.
Nach dem Pharmaziestudium an der Universität Tübingen und der Übernahme der Quellen-Apotheke besann er sich nach eigenen Angaben seiner Praktikantentätigkeit und entwickelte im Laufe der Jahre „viele pflanzliche Produkte, die inzwischen in großer Stückzahl produziert und deutschlandweit vertrieben werden.“
Mit seinem persönlichen Engagement im Schwarzwaldverein konnte zudem die Idee zur Schaffung eines großen Apothekergartens im Kurpark der Bä-
derstadt umgesetzt werden. Im Jahr 2000 wurde auf einer Fläche von rund 1.200 Quadratmetern ein Lehrgarten eröffnet, der hauptsächlich heimische Pflanzen in elf Indikationsbeeten präsentiert. Als Fachmann für die Anwendung von pflanzlichen Arzneimitteln vermittelt Böckle dort mittlerweile seit über 20 Jahren sein Wissen und hat laut Statistik des Schwarzwaldvereins inzwischen mehr als 6.000 Teilnehmer für die Naturarznei begeistert.
Das große Jubiläumsfest zur 50-jährigen Apothekertätigkeit musste allerdings wegen seiner schwerwiegenden Corona-Infektion ausfallen. Gott sei Dank ist die Genesung schnell gelungen und er kann nun wieder wie gewohnt seine Kunden beraten.
Sabine Zoller
Es geht nicht um das, was wir tun oder wie viel wir tun.
Sondern darum, wie viel Liebe wir in das Tun legen.
Mutter Teresa
nota bene | Dezember – 2021 Seite 22 Jubiläum
Bilder: Friedrich Böckle
Natürliche Hilfe
Ein Ratschlag aus der Apotheke
Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.
Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.
In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.
Friedrich Böckle (Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)
Foto: F. Böckle
Stechpalme –nicht nur ein Winterschmuck
Bei Waldspaziergängen in den Wintermonaten begegnet uns vereinzelt eine immergrüne Pflanze mit leuchtendroten Früchten. Es handelt sich dabei um die Stechpalme (Ilex aquifolia), die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammt, jedoch inzwischen auch bei uns heimisch ist.
Der Name „Palme“ ist allerdings irreführend, denn es handelt sich um kein Palmengewächs. Die Verwendung als Dornenkrone bei christlichen Veranstaltungen am Palmsonntag haben zu der Namensgebung geführt. Dabei sind es die scharfen dornenartigen Blattspitzen, die zu Verletzungen führen, und die roten Früchte simulieren dann die Blutstropfen.
Die Pflanze ist bereits seit Jahrhunderten als Arzneipflanze bekannt, wird jedoch bei uns heute nur noch in homöopathischen Präparaten verarbeitet. Bei der Verwendung als Arznei ist die hohe Giftigkeit der Pflanze stets ein Problem gewesen. Die Giftstoffe (u. a. Ilexin) sind dabei jedoch hauptsächlich in den reifen Beeren enthalten und bei einem Verzehr von ca. 20 Früchten sind diese für den Menschen tödlich.
Deshalb finden in der Volksmedizin nur Teeanwendungen aus den Blättern eine Verwendung. Die Inhaltsstoffe (hauptsächlich Saponine) wirken sehr gut bei Erkältungskrankheiten. Der Tee wirkt dabei schleimlösend im Bronchialbereich und fiebersenkend durch einen schweißtreibenden Effekt. Zudem wird die Harnausscheidung angeregt.
Es gab auch mehrere Studien bezüglich der Wirkung gegen Bakterien, die bei Erkältungskrankheiten häufig auftreten. Als Ergebnis konnte eindeutig festgestellt werden, dass eine gewisse antibiotische Wirkung vorhanden ist. Medikamente wurden jedoch auf dieser Basis nicht produziert.
Auf Grund der harntreibenden Wirkung wird der Tee aus den Blättern auch bei Blasenentzündungen zur Durchspülungstherapie eingesetzt, dabei gerne in Mischungen mit weiteren harntreibenden Pflanzenextrakten. Der harntreibende Effekt beschleunigt die Ausscheidung von Giftstoffen aus dem Körper. Der Einsatz bei Gicht ist auch bekannt.
Wegen der sehr harten Blätter ist die Teezubereitung nicht so einfach. Die Blätter werden in eine Tasse lauwarmes Wasser gegeben und zugedeckt über Nacht ziehen gelassen. Am nächsten Tag wird dann dieser Auszug erwärmt und vor dem Trinken abgefiltert. Zwei Tassen pro Tag sind dabei die empfohlene Dosierung.
Meine Empfehlung: Verwenden Sie die Stechpalmenwedel als Winterschmuck!
Dezember – 2021 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten.
Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.
„Na klar, der Gänsebraten“, sagte der Fuchs, „was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!“.
„Schnee“, sagte der Eisbär, „viel Schnee!“. Und er schwärmte verzückt: „Weiße Weihnachten!“
Das Reh sagte: „Ich brauche einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern.“
„Aber nicht so viel Kerzen“, sagte die Eule, „schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache.“
„Aber mein neues Kleid muss man sehen“, sagte der Pfau. „Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist es für mich kein Weihnachten“.
„Und Schmuck“, krächzte die Elster, „an jedem Weihnachtsfest kriege ich etwas: Einen Ring, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten.“
„Macht es wie ich“, sagte der Dachs: „Schlafen, schlafen, das ist das Wahre. Weihnachten heißt für mich: Mal richtig schlafen.“
„Und saufen“, ergänzte der Ochse, „mal richtig einen saufen und dann schlafen.“
Aber dann schrie er „Aua!“, denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt: „Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?“
Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: „Das Kind, ja, das Kind, das ist doch die Hauptsache.“ –
„Übrigens“, fragte er dann den Esel: „Wissen das die Menschen eigentlich?“
nota bene | Dezember – 2021 Seite 24