Rührstück mit Verdener Drehorten Rückschau auf „Das Mädchen Marion“ / Schauspielerin Brigitte Grothum erinnert sich Verden (as). Es ist fast genau 60 Jahre her, seit ein Leinwandstreifen anlief, den das Internationale Lexikon des Films ein „Heimat-Rührstück mit Scheinkonflikten“ nennt. Um aber gleich einzuschränken: „Die sorgfältige Kameraarbeit und Regie drängen die Klischees etwas zurück“. Knapp drei Jahre vor „Das Mädchen Marion“ war „Meines Vaters Pferde“ in die Kinos gekommen, „ein leicht gesellschaftskritischer, von vielen schönen Landschaftsund Reiterbildern geprägter Generationenfilm“, wie in besagtem Lexikon festgehalten wurde. Damals musste man ein Lichtspielhaus aufsuchen, um sich für anderthalb bis zwei Stunden dem Filmgenuss hingeben zu können. Viele Verdener brannten geradezu darauf, ab Februar 1954 auf dem riesigen Kinobildschirm „Meines Vaters Pferde“ (1. Teil „Lena und Nicoline“) zu verfolgen und ab Oktober 1956 „Das Mädchen Marion „ bzw. „Preis der Nationen“, wie der Filmtitel zunächst lautete; beides starbesetzte Filme, für die etliche Szenen in der Reiterstadt und der Umgebung gedreht worden waren, etwa im Schloss Etelsen, in Otersen und in Ludwigslust bei Rethem. Für „Meines Vaters Pferde“, eine Produktion der Carlton-Film GmbH (München), beorderte Regisseur Gerhard Lamprecht seine illustre Crew 1953 vor allem ins Niedersächsische Landgestüt Celle. Zu den weiteren Drehorten gehörte neben Bremen, Stade und Schneverdingen aber vor allem
Zu den weiteren Drehorten für den Film „Meines Vaters Pferde“gehörte neben Bremen, Stade und Schneverdingen vor allem Verden.
Verden. Hier fand man ideale Bedingungen und genügend Fachleute vor, um auch knifflige, gar gefährliche Szenen drehbuchgemäß in den Kasten zu bekommen. Davon später mehr. Im Fokus der Zaungäste standen natürlich die prominenten Darsteller. So wie es 1966 bei den Dreharbeiten für „Wie ich den Krieg gewann“ der berühmte Beatle John Lennon sein sollte, der alle Blicke auf sich zog, waren es 13 Jahre zuvor besonders Curd Jürgens und seine spätere (dritte von insgesamt fünf) Ehefrau Eva Bartok. Frauenschwarm Jürgens (1915 – 1982) verkörperte den tollkühnen irischen Freiheitskämpfer Pat, die gebürtige Budapesterin Bartok (1927 – 1998) seine über alle Widrigkeiten hinweg treue Gattin, die Aristokratin Nicoline.
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Die Geschichte, die in dem zweiteiligen Film (die Fortsetzung erschien 1956) erzählt wird, ist ziemlich verwickelt und wird mit Rückblenden und Rahmenhandlungen aufgerollt. Bei dem Vater, dem Titelhelden sozusagen, handelt es sich um den Ulanen-Offizier und Pferdezüchter Michael Godeysen, gespielt von Martin Benrath (1926 – 2000). Dessen Vita wird im Film mit der seines Sohnes Jürgen verwoben. Den gab der Wiener Mime Ernst Stankovski, Jahrgang 1928. Gewohnt hat das Team in einem Hotel, dessen Jahre schon gezählt waren: im Hannoverschen Hof in der Großen Straße/Ecke Brückstraße, heute Drogeriemarkt Müller. 1934 als Hotel d‘ Hanovre gegründet, war es
Vielen Dank an alle langjährigen Stammkunden und Neukunden für ein gemeinsames Jahr kopfarbeit. Christiane Schmidt und das Team
über 120 Jahre eine Säule des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt. 1955 kaufte die Firma Debler das Haus. Gedreht wurde u.a. in der alten Niedersachsenhalle („Bullenhalle“) am Lönsweg, wo sich bis in die neunziger Jahre die Hannoversche Reit- und Fahrschule befand. Dort wirkte – und wohnte – seinerzeit Reitlehrer Theo Hansen. Man erzählt noch gern, dass der muntere Junggeselle wohl großen Gefallen an der aparten Ungarin Eva Bartok gefunden hat. Die soll damals allerdings schon mit dem schnieken Curd Jürgens, „normannischer Kleiderschrank“ genannt, verbandelt gewesen sein. Auf jeden Fall musste die hübsche Eva sich in der Reitschule mehrfach umziehen. Zu ihrer textilen Ausstattung gehörte auch ein fesches Schnürmieder, und das war eines Tages verschwunden. Nun, eine Reinemachefrau soll es gefunden haben – unter der Matratze von Theo Hansens Bett.
Auch Verdens späterer Bürgermeister Dr. Hartmut Friedrichsen, der Unternehmer Horst Witte sowie der Verdener Schleppjagdverein wirkten mit Als Statisten konnten Mitglieder des Verdener SchlepFrepjagd-Reitvereins verpflichtet werden. Sie wurden in schmucke Uniformen gesteckt. Derart kostümiert kamen auch Verdens späterer Bürgermeister Dr. Hartmut Friedrichsen und der Unternehmer Horst Witte („Spielwaren Witte“) zu der Ehre, in einem Streifen mitzuwirken, der einmal zu den deutschen Filmklassikern zählen sollte. Die „Schleppis“ leisteten noch einen ganz anderen Dienst. Für die brisante (Pferde-) Filmgeschichte stellten sie eine Schimmelstute namens Birke zur Verfügung. Birke sollte den Part von Abony übernehmen, Nicolines heißgeliebter Stute, die Ehemann Pat bei einem Turnier bewusst in den Tod reitet. Nach dem angeblichen Genickbruch blieb Birke auch drehbuchgemäß „tot“ liegen. Aber oweia, der Tierarzt hatte sie dem Vernehmen nach zu stark narkotisiert. Die Stute brauchte Stunden, um sich zu berappeln.