All about Italy DE_#4.2019

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ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN

N°26 - 2019 - 18,50 EURO - WWW.ALLABOUTITALY.DE

Neue Wege

DER MYSTISCHE WEG VON SCARZUOLA DI MONTEGIOVE Menschen und ihre Geschichte

ALS DIE BANK DEN ÄRMSTEN IHRE TÜREN ÖFFNETE

Legendäre Süße

ITALIEN WAR NOCH NICHT VEREINT, ABER DIE PASTIGLIE LEONE GAB ES SCHON! Marco Gallotta

“ICH ZERSCHNEIDE PAPIER, UM GEFÜHLE ZU BESCHREIBEN“



EDITORIAL GESCHICHTEN ÜBER ITALIEN, DIE DEN ZAHLEN GERECHT WERDEN In einer wirtschaftlichen Situation, die uns immer öfter das Lachen vergehen lässt, gibt es ein paar Lichtblicke, die die Lage, in der wir uns befinden, aufhellen, fast so wie feste Bezugspunkte oder manchmal auch Bestätigungen. Für ein Land wie Italien geht dieses Leuchten von seinen Erzeugnissen aus, die auf der ganzen Welt Erfolg haben. Das wird unter anderem von einer Studie der Coldiretti (dem größten italienischen Landwirtschaftsverband) belegt, die sich auf die Daten des staatlichen italienischen Statistikamts ISTAT über den Außenhandel im Mai 2019 im Vergleich zum Vorjahr stützt: die italienischen Lebensmittelprodukte haben mit einem sprunghaften Anstieg von 9,4% einen Rekord aufgestellt, der aufgrund der Ausmaße dieser Branche ein Zugpferd für das Made in Italy ist. Die Auslandsnachfrage nach unseren Lebensmitteln hat mit einer Wachstumsrate von 13,7% für die Exporte in die USA einen Boom erreicht, aber nicht nur die Vereinigten Staaten erliegen dem Charme unserer Produkte. Der italienische Export in die Länder der EU und in den Rest der Welt ist und bleibt eine Garantie. Eine Bestätigung für die Qualität der italienischen Lebensmittelprodukte, die immer und überall geschätzt und bewundert werden. Das Food & Beverage ist nur eine der vielen Branchen, die zu dem breitgefächerten Repertoire des allseits beliebten Made in Italy gehören. Wir sprechen hier nicht von einem Klischee, sondern von Zahlen. Aber sie alleine reichen nicht aus, um dem italienischen Savoir-faire gerecht zu werden: man braucht dazu Geschichten. Aus diesem Grund hat All about Italy schon vor über 20 Jahren beschlossen, über Ereignisse, Aktivitäten und Personen zu erzählen, die zu dem Erfolg Italiens in der ganzen Welt beigetragen haben. Und dass wir das weiterhin mit derselben Leidenschaft und derselben Begeisterung machen, die uns seit Anfang an begleiten, so rührt das daher, dass die Geschichten, die wir Ihnen erzählen, nie aufhören, sondern Tag für Tag durch neue Personen und neue Ereignisse bereichert werden, die das Made in Italy, heute genauso wie gestern, zum Erstrahlen bringen. Paolo Del Panta Editor in Chief


ZEITSCHRIFT FÜR LIFESTYLE, KULINARIK UND KULTUR AUS ITALIEN

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Neue Wege

28. DER MYSTISCHE WEG VON SCARZUOLA DI MONTEGIOVE Italien entdecken

34. DIE TUSCIA IST SCHÖN, ABER MIT STERNEN IST SIE BESSER Legendäre Süße

40. ITALIEN WAR NOCH NICHT VEREINT, ABER DIE PASTIGLIE LEONE GAB ES SCHON! Der Geschmack italienischer Lebensart

46. GRANA PADANO DOP: EIN GESCHMACK, DER GESCHICHTE SCHREIBT

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50. PARMASCHINKEN: VIELFALT F0R GENIEBER Menschen und ihre Geschichte

52. ALS DIE BANK DEN ÄRMSTEN IHRE TÜREN ÖFFNETE

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FANTASIE DIKTIERT DIE NEUEN STILREGELN Lamborghini DNA

76. LAMBORGHINI URUS: DAS WELTWEIT ERSTE SUPER SPORT UTILITY VEHICLE

Kunst

58. DIONISIO CIMARELLI: INSPIRATION ZWISCHEN ORIENT UND ABENDLAND Kunstformen

64. “ICH ZERSCHNEIDE PAPIER, UM GEFÜHLE ZU BESCHREIBEN“ Ikonen

70. ROBERTO CAVALLI: EINE UNZÄHMBARE

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Luxus in Forte dei Marmi

80. AUGUSTUS HOTEL & RESORT: MEER UND STRAND DAS GANZE JAHR ÜBER Am Steuer

82. FIAT 500X SPORT, DER SPORTLICHE CROSSOVER, DEN ES NOCH NIE GAB

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I M P R E S S U M Alle Rechte vorbehalten. Die vollständige oder teilweise Vervielfältigung des Inhalts dieser Ausgabe ist nicht erlaubt. Texte und Bilder dürfen ohne die Zustimmung des Verlages nicht weiter genutzt werden. Eingereichte Manuskripte, auch nicht veröffentlichte, können nicht zurückgegeben werden.

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München - Iscoa GmbH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 T: + 49.(0)89.909.79.874

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Editor in Chief All About Italy: Paolo Del Panta - p.delpanta@allaboutitaly.de Associated Editor: Franco Del Panta - f.delpanta@allaboutitaly.de Partner: Arturo Prisco

Ein idealer Rückzugsort

84. GRAND HOTEL FASANO: EIN AUFENTHALT IN DER GESCHICHTE Autoleidenschaft

90. DAS TRAUMAUTO HEISST ALFA ROMEO Interview

96. EMMANUELE F. M. EMANUELE DI VILLABIANCA: EIN PIONIER UNSERER ZEIT. Flug in die Zukunft

104. AIR DOLOMITI: WENN DIE TECHNOLOGIE ZU DEN STERNEN GREIFT

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FOTOREPORTAGE

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FOTOREPORTAGE

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LEUTE

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ITALIENISCHE FILMSETS

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NACHHALTIGE ARCHITEKTUR

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TRADITIONEN

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LESEN IN LUFTIGEN HÖHEN

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FOOD

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AUF DEM BILDSCHIRM

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FOOD

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MOTORRAD

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ZUM WOHL!

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ARTEMEST

Redaktion und Verlagsmitarbeiter: Marco Bertollini, Margherita Pituano, John Daporto, Eugenio Della Croce, Sveva Riva, Sascha Mallinckrodt, Ilona Catani Scarlett, Elisa Rodi, Martina Morelli, Elisabetta Pasca, Lucia Mancini, Stefano Valentini, M. Bieber Illustrationen und Dienstleistungen: Unter der Verantwortung der Redaktion Editing und Übersetzung: Isabel Leppla Art Direction: Francesco Sciarrone www.francescosciarrone.it Informationen und Abonnement: ALL ABOUT ITALY ist in Deutschland ausschließlich über den ISCOA GmbH-Abonnements-Service Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München im Versandhandel erhältlich. Anfragen und Infos: subscription@allaboutitaly.net

Bilder: Shutterstock, L. M. C. Beduschi, Luca Omiccioli, Milko Vaccaro, DUNA S.A. N.B. Wir garantieren maximale Vertraulichkeit im Bezug auf die Daten der Abonnenten. All About Italy wird herausgegeben von: ISCOA GmbH Kufsteiner Str. 4/a - 81679 München info@allaboutitaly.de - www.allaboutitaly.de


FOTOREPORTAGE

DIE UNESCO SIND WIR: DIE HÜGEL DES PROSECCOS Vergangenen Juli hat das Komitee der UNESCO die Hügel von Conegliano und Valdobbiadene, auf denen der Prosecco angebaut wird, offiziell zum 55. italienischen „Weltkulturerbe“ erklärt. Aber aufgepasst, diese wichtige Anerkennung gilt nicht dem Produkt, das aus diesem Gebiet stammt und auf den Tisch von Millionen seiner Liebhaber gelangt, sondern dem Gebiet, das der Mensch im Lauf der Jahrhunderte geformt und in eine zauberhafte Landschaft verwandelt hat. Wir sprechen hier von einer Gesamtfläche von 18.967,25 Hektar im Herzen Venetiens, die aus einer „Pufferzone“ von 9.769,80 Hektar und einem Mittelstück von 9.197,45 Hektar besteht, mit sehr steilen Hängen, die von Vittorio Veneto im Osten bis nach Valdobbiadene im Westen reichen. Ein faszinierendes und einzigartiges Gebiet, das in die Kategorie „Kulturlandschaft“ eingereiht wurde. Margherita Pituano

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FOTOREPORTAGE

2026: DAS JAHR DER ITALIENISCHEN OLYMPIADE Als am vergangenen 24. Juni der Präsident des IOCs Thomas Bach – Goldmedaillen-Gewinner der Olympiade 1976 in Montreal – verkündet hat, dass die olympischen und paraolympischen Winterspiele 2026 in Italien ausgetragen werden, brach im ganzen Land eine Freudenwelle aus, in der auch Genugtuung und Stolz mitschwangen. Mit „Milano Cortina 2026“ werden nach Cortina d’Ampezzo 1956 und Turin 2006 die Olympischen Winterspiele zum dritten Mal in Italien stattfinden. Die Wahlkommission des IOCs bewertete die italienische Bewerbung als die vertrauenswürdigste und verlässlichste und zog sie deshalb der Kandidatur von Stockholm-Aare vor, das sich bereits zum neunten Mal erfolglos beworben hat. Die Eislauf- und Eishockey-Wettkämpfe werden in Mailand im San-Sirio-Stadion ausgetragen, in dem auch die Eröffnungszeremonie stattfinden wird, während in Cortina d’Ampezzo die meisten Alpinski-Wettbewerbe auf dem Programm stehen. Marco Bertollini

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LEUTE XXX ROCK MAL 1000 XXX XXX

Alles begann mit der Idee von Fabio Zaffagnini, einem ehemaligen Meeresgeologen, der vor Jahren 1000 Musiker einspannte, um die Foo Fighters zu überreden, ein Konzert in Cesena abzuhalten. Die Band akzeptierte und unterstützte so den Aufstieg der Rockin‘1000. Ein musikalischer Exkurs in die Geschichte des Rocks, ein randvolles Stadion, eine Menschenmasse, die singt und zum Rhythmus klatscht. Das alles scheint ein normales Konzert zu sein, wie so viele, die man gesehen und die man besucht hat. Aber trotzdem ist dieses Konzert nicht wie die anderen. Denn in diesem Fall ist die Bühne ein Fußballfeld, das präpariert wurde, um circa 1000 Musiker aufnehmen zu können. Das ist das Besondere an Rockin‘1000, einer italienischen Rockband auf Tour, die aufgrund der außergewöhnlichen wie auch zahlreichen Teilnahme von Performern aus verschiedenen Ländern, die live auftreten, in der ganzen Welt berühmt ist. Ein ausschließlich italienisches Musikprojekt, das in der Emilia-Romagna entstanden ist und kürzlich die italienischen Grenzen überschritten hat, um in Paris und Frankfurt mit zwei Konzerten aufzutreten, die im letzten Sommer mit über 70.000 Zuschauern ein riesiger Publikumserfolg waren. Nicht nur der Zulauf von Fans war groß, sondern auch der der Musiker, die aus ganz Europa anreisten, um mit den anderen, mehreren hundert Künstlern zu spielen. In Paris kamen die Performer, unter der Leitung des jungen Dirigenten Alex Deschamps, vor allem aus Frankreich (745) und Italien (243) sowie aus Belgien, Deutschland, Polen, Holland, Schweden, Österreich, Kanada und San Marino. Das gleiche gilt für den Auftritt in Deutschland, wo die 1000 unter der Leitung von Wolf Kerschek im größten Stadion der Stadt spielten. Die übermittelte Botschaft ist sehr wichtig: viele gewöhnliche Menschen, die dieselbe Leidenschaft hegen und sich in dieselbe Richtung bewegen, erzielen Resultate, die sie alleine nie erreichen könnten. Und vielleicht ist gerade dies das Erfolgsgeheimnis der größten Musikband der Welt. Die Rockin‘ 1000 sind ein derartiges musikalisches Phänomen, dass schon bald ein Kinofilm über sie gedreht wird. 2020 kommt der Film heraus, der über die Entstehung, die Formation und die Entwicklung dieser weltweit berühmten Band erzählt. Alessandro Creta

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ITALIENISCHE FILMSETS

KLAPPE! FILM LÄUFT!... IN ITALIEN Viele Regisseure haben im Lauf der Zeit italienische Städte als Drehorte für ihre Filme gewählt. Rom, Mailand, Venedig, Neapel und Turin tauchen, über den Daumen gepeilt, in mehr als zweitausend Filmen auf. Die beliebteste Stadt ist zweifellos Rom, in der ungefähr 1500 Filme gedreht wurden. Unter ihnen befinden sich ein paar Meisterwerke der Filmgeschichte wie „Das süße Leben“ von Federico Fellini – mit der berühmten Szene von Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in der Fontana di Trevi -, „Ein Herz und eine Krone“ von William Wyler – der Film, mit dem Audrey Hepburn berühmt geworden ist –, sowie der neuere Film „La Grande Bellezza“ von Paolo Sorrentino, der mit einem spektakulären Rundblick auf dem Gianicolo beginnt. Mailand folgt der Hauptstadt mit „nur“ 352 Filmen, die im Schatten des Doms gedreht wurden. Zu ihnen gehören „Das Wunder von Mailand“ von Vittorio De Sica und das neorealistische Meisterwerk „Rocco und seine Brüder“ von Luchino Visconti. Außerdem hat der Oscarpreisträger Salvatores seinen Film „Happy Family“ in Mailand angesiedelt, mit einigen schönen Aufnahmen von der Galleria Vittorio Emanuele und dem Dom, malerischen Winkeln in der Altstadt und Bildern von den Navigli-Kanälen. Eine Szene spielt auch im Sarpi-Viertel, dem Chinatown der lombardischen Stadt. Venedig, die schwimmende Stadt, stand dank ihrer Einzigartigkeit 287 Mal im Mittelpunkt eines Films. Neben „Tod in Venedig“ von Visconti und dem neueren „Spider-Man: Far From Home“ von Jon Watts diente die Serenissima auch als Kulisse für „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ von Steven Spielberg - in dem die Fassade der Kirche San Barnaba als Eingang einer imaginären Buchhandlung dient – und „Casino Royale“ aus der Reihe der James-Bond-Filme. John Daporto

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NACHHALTIGE ARCHITEKTUR

DIE STADT DER ZUKUNFT IST MADE IN ITALY Nach dem Erfolg des „Vertikalen Waldes“ in Mailand, hat das Architekturbüro Stefano Boeri Architetti mit dem Projekt „Liuzhou Forest City“ seine Forschungen für eine neue Generation von Urbanistik weiterentwickelt, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt und neue Modelle für die Zukunft unseres Planeten vorschlägt. The Forest City, die von der chinesischen Stadt Liuzhou in Auftrag gegeben wurde, wird 2020 fertiggestellt und einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Zum ersten Mal auf der Welt wird dank eines italienischen Projekts ein neues Wohngebiet die Herausforderung der eigenständigen Stromversorgung und die Benutzung erneuerbarer Energien mit der Aufgabe kombinieren, die Biodiversität zu verbessern und die Luftverschmutzung im Stadtgebiet durch ausgedehnte Flächenbegrünung wirksam zu verringern. Liuzhou Forest City wird im Norden von Liuzhou in der südlichen und gebirgigen Provinz Guangxi entstehen, einem Gebiet von circa 175 Morgen am Liujiang-Fluss. In weniger als zwei Jahren

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werden die Büros, Häuser, Hotels, Krankenhäuser und Schulen fertiggestellt sein, die ganz mit Pflanzen und Bäumen bedeckt sind und Platz für 30.000 Einwohner bieten. Die große Neuerung des Projektes von Stefano Boeri Architetti ist die Begrünung jedes Gebäudes mit Pflanzen und Bäumen aller Größen und mit verschiedenen Funktionen, mit insgesamt 40.000 Bäumen und fast einer Million von mehr als hundert verschiedenen Pflanzenarten. So wird sich die Stadt selbst mit Strom versorgen können und dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern, da pro Jahr 10.000t CO2 und 57t Feinstaub absorbiert und circa 900t Sauerstoff produziert werden. Außerdem werden die Pflanzen die durchschnittliche Lufttemperatur und den Geräuschpegel senken, sowie die Biodiversität der verschiedenen Lebewesen unterstützen, indem ein Habitat für Vögel, Insekten und Kleintiere geschaffen wird, die das Gebiet von Liuzhou bevölkern. Ilona Catani Scarlett


ICH WILL MICH NICHT NUR VERSICHERN, SONDERN JEDEN TAG VERBESSERN.

Angelique Kerber 3-fache Grand-Slam-Siegerin

AUS VERSICHERUNG WIRD VERBESSERUNG

Generali Deutschland AG, Adenauerring 7, 81737 München


TRADITIONEN

VIETRI SUL MARE: KERAMIKEN UND FARBEN VON DER AMALFIKÜSTE In der Provinz Salerno, dem Tor zur herrlichen Amalfiküste, liegt der wunderschöne Ort Vietri sul Mare, der für seine einzigartigen Keramiken weltweit berühmt ist. Dieses an Monumenten und Kulturgütern reiche Städtchen, angefangen von der Pfarrkirche San Giovanni Battista bis zur Villa Guariglia, der Torre di Marina di Vietri und dem Ponte di Molina, wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das, was Vietri jedoch in aller Welt berühmt gemacht hat, sind seine bunten Keramiken, eine Tradition, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Die Keramikproduktion begann in der Spätrenaissance dank der Adelsfamilie Sanseverino und war seither stets ein Wahrzeichen von Vietri sul Mare. Die Kunstwerke, die Straßen und Gassen verzieren, verleihen der von sich aus schon einzigartigen Stadt und Küstenlandschaft einen besonderen Reiz. Die Keramiken von Vietri sul Mare sind wahrhafte Meisterwerke mit jahrhundertealter Tradition, die sich nicht in allen Orten an der Amalfiküste finden und die zu den Spitzenprodukten dieser Gegend gehören. Das Außergewöhnliche ist, dass jede Keramik ein Einzelstück ist und nicht mehrfach produziert wird. Das liegt an dem sehr langwierigen und komplizierten Herstellungsprozess, der in drei Phasen eingeteilt ist: zunächst wird der Ton auf der Töpferscheibe modelliert und im Ofen gebrannt. Dann wird der Gegenstand in eine weiße Glasur getaucht, getrocknet, mit Hand bemalt und schließlich nochmals im Ofen gehärtet, um die unglaublichen Farben der Verzierungen zu fixieren. Noch heute werden die besten Keramiken in Kunstwerkstätten hergestellt, in denen Familientraditionen fortgeführt werden, die teilweise schon über hundert Jahre alt sind. Sascha Mallinckrodt

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Sparkling moments with scavi & ray


LESEN IN LUFTIGEN HÖHEN

EINE BUCHHANDLUNG DEM HIMMEL SO NAH „Das, was die Berge so einzigartig und den Bergsteiger so glücklich macht, ist die Möglichkeit, die Welt von einem anderen und aufregenden Blickwinkel aus zu betrachten. Und genau das ist es, weshalb sich ein gutes Buch und die Berge, der Leser und der Wanderer so ähneln“. Mit diesen anschaulichen Worten hat der italienische Verlag La Feltrinelli letzten Juni die höchste Buchhandlung Europas eingeweiht. Mit einer Fläche von 60m² auf 3.466m Höhe (daher der Name laFeltrinelli 3466), einem atemberaubenden Blick und einem Bücherangebot für alle, die gerne wandern und in der Natur unterwegs sind, wurde die neue Buchhandlung an der Punta Helbronner eröffnet, einem Skiort an der Südseite des Mont Blanc, den man von Courmayeur mit den Seilbahnen von Skyway Monte Bianco erreichen kann. „LaFeltrinelli 3466“ verfügt über insgesamt 1726 Bände mit 376 verschiedenen Buchtiteln, die in unterschiedliche Themenbereiche aufgeteilt sind: von der Abteilung Bestseller, die in den Bergen spielen, bis zu Bildbänden über das Gebirge, von Wanderführern für das AostaTal bis zu Gebirgsromanen, von Büchern über die Kunst und die Weine im Aosta-Tal bis zu Kinderbüchern. Federica Bieller, Präsidentin der Funivie Monte Bianco Spa, erklärt: „Skyway Monte Bianco ist nicht nur eine Seilbahn, sondern eine Idee. Nämlich den Menschen die Berge und den Himmel nahezubringen, Horizonte zu erweitern und Grenzen zu überschreiten. Dank der Eröffnung von „laFeltrinelli 3466“ wird unsere technologische Seilbahn die Bergfahrten weiter verbessern und zu einem Kulturausflug machen“. John Daporto

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FOOD

PECK. DAS GROSSE MAILÄNDER DELIKATESSENGESCHÄFT Die Geschichte Pecks zieht sich durch drei Jahrhunderte. Im Jahr 1883 eröffnet Franz Peck, der kurz zuvor aus Prag nach Mailand kam, seinen ersten Laden, der in nur sieben Jahren so großen Erfolg hat, dass er zum offiziellen Hoflieferanten des damaligen italienischen Königshauses ernannt wird. Nach dem ersten Weltkrieg verkauft Peck sein Unternehmen an Eliseo Magnaghi, einem Unternehmer und Intellektuellen aus Mailand, der den Namen beibehält und das Geschäft in der Via Spadari zu einem regelrechten kulinarischen Treffpunkt für Gourmets aus aller Welt, berühmten Politikern, Intellektuellen und Künstlern macht. Von 1956 bis 1970 geht das Unternehmen auf die Brüder Grazioli über, die den Führungsstil ändern und nun auch warme Speisen, Gerichte zum Mitnehmen und Gourmet-Sandwiches anbieten. Daraufhin übernehmen die Brüder Stoppani das köstliche Erbe Pecks und erweitern das Angebot mit Ofengerichten, Backwerk und einem ansehnlichen Weinhandel. Die Verkaufsräume werden vervierfacht und erreichen die

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heutige Größe von 6000 m², mit einem großen unterirdischen Keller, in dem das luftgetrocknete Fleisch reifen kann und mehr als 3000 verschiedene Weine gelagert werden. Wir kommen zum Jahr 2013, in dem die Firma von Pietro Marzotto übernommen wird, dem Erben einer der wichtigsten Unternehmerfamilien Italiens. Sein jüngster Sohn Pier Leone kümmert sich im Dezember 2018 um die Eröffnung eines zweiten Mailänder Geschäfts von Peck, im luxuriösesten und ultramodernen Viertel der Stadt, unter den Türmen, die von international berühmten Architekten entworfen wurden. Hier verblüfft Peck seine Gäste mit vier verschiedenen Lokalen – Feinkostladen, Restaurant, Wine Bar und Cocktail Station – und von hier aus werden endlich die nationalen Grenzen überschritten, um London und New York zu erobern. www.peck.it Ilona Catani Scarlett



AUF DEM BILDSCHIRM

WE ARE WHO WE ARE, DIE NEUE FERNSEHSERIE VON GUADAGNINO

Ende Juli hat Luca Guadagnino, der Regisseur von „Call Me by Your Name“ und „Suspiria”, mit den Dreharbeiten zu seiner ersten Fernsehserie begonnen, die er mit Paolo Giordano (Autor von „Die Einsamkeit der Primzahlen) und der Drehbuchautorin Francesca Manieri geschrieben hat. Der Film mit dem Titel „We are who we are” handelt von zwei Jugendlichen, Caitlin und Fraser, die mit ihren Familien in einer amerikanischen Militärbasis in Italien leben. In diesem kleinen Fleckchen Amerika, das sich jedoch mitten in Italien befindet, erzählt die Serie von Freundschaften, erster Liebe, Kämpfen und Geheimnissen der beiden Protagonisten. Zu den zumeist sehr jungen Darstellern gehören auch Chloë Sevigny und die Tochter von Martin Scorsese, Francesca, die bisher nur in den Filmen ihres Vaters und in einem Film ihrer Schwester Domenica Cameron-Scorsese mitgespielt hat. In einem Interview, das Guadagnino letzten Sommer gegeben hat, erklärte er: „Paolo Giordano und Francesca Manieri haben dieses wunderbare Bild von zwei Jugendlichen in einem amerikanischen Militärstützpunkt in Italien gezeichnet. Die Arbeit mit ihnen hat mich wirklich zutiefst befriedigt“. Nachdem er sich über den Unterschied zwischen einer Film- und einer Fernsehproduktion ausgelassen hat, fährt er fort: „Diese Arbeit ist für das Fernsehen gedacht und ich fand es sehr interessant, über Jugendliche von heute zu erzählen, die in einem Umfeld leben, das für mich bisher völlig unbekannt war, nämlich in der Welt des Militärs“. Die Sky-HBO-Serie besteht aus 8 Folgen, die von Lorenzo Mieli und Mario Gianani für Wildside produziert wurden, während Fremantle für den internationalen Vertrieb verantwortlich ist. Marco Bertollini

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FOOD

EIN GOURMET-ERLEBNIS IN SCHWINDELNDER HÖHE Auf einem Stuhl zu speisen, der 50m über dem Boden schwebt, mit einem atemberaubenden Blick auf die Weinberge der Franciacorta, auf Sardinien oder auf die Amalfiküste: das ist das prickelnde Angebot von EnjoySky, das letzten Sommer diese aufregende Initiative im Park der Villa Bernese in Passirano bei Brescia eingeweiht hat, der Geburtsstadt von Nicola Maffessoli, dem Gründer des Unternehmens, der schon seit vielen Jahren im Gastronomiegewerbe arbeitet. Die Gäste werden zunächst auf den ergonomischen Stühlen festgeschnallt, dann hebt ein Kran den Tisch für 20 Personen in die Luft, wo die Köche vor den Augen der Gäste exquisite Speisen zubereiten. Maffessoli, der durch eine ähnliche Struktur inspiriert wurde, die er auf einer Reise durch Nordeuropa entdeckt hatte, beschloss, ein 100% italienisches Wanderprojekt zu entwickeln, das in den schönsten Landstrichen Italiens angeboten wird. Schon bald wird EnjoySky denselben Service an der Amalfiküste, am Comer

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See und in Sardinien anbieten. Maffessoli erklärt den Erfolg seiner Initiative so: „Am Anfang haben wir uns an die Küchenchefs einiger berühmter Restaurants in Brescia gewandt, die auf der schwebenden Plattform direkt vor den Augen der Gäste gekocht haben. Wir wurden von Reservierungsanfragen überrannt und mussten vielen Leuten absagen, die gerne diese neue Erfahrung machen wollten, aber wir werden sie bald an anderen Orten anbieten, die ebenfalls eine wunderschöne Aussicht haben. Natürlich ist dieses unvergessliche Erlebnis nichts für Personen, denen es schnell schwindlig wird, aber ideal für diejenigen, die auf einen echten Adrenalinschub aus sind. Die Mutigsten können sogar ihre Sitze um 90° Grad drehen, um atemberaubende Fotos und Selfies zu knipsen und sich eventuell vor einem Sonnenuntergang auf 50m Höhe zu verewigen. Giorgio Migliore



MOTORRAD

DUCATI: DIE 916 SPIELT DIE SINFONIE NR. 25 Komponenten, die vom Racing-Modell stammen, die Mechanik der Panigale V4 und ein Desmosedici-Straßenmotor. Die neue Ducati wird in limitierter, sogar in äußerst limitierter Auflage produziert. Die Motorradfirma aus Borgo Panigale bringt ein Modell auf den Markt, das letzten Juli präsentiert wurde und das nicht nur auf die legendäre Sportvergangenheit des roten Motorrads anspielt. Es wird V4 25 Anniversario 916 heißen und nur knapp 500 Mal produziert. Eine Reise in die Vergangenheit, bei der die Firma Ducati, während sie versucht, auf den Rennstrecken des Moto-GP den Weltmeistertitel zu erringen, auf der Straße die glorreiche Vergangenheit der 916 wiederaufleben lässt. Im Oktober wird der 25. Geburtstag des Modells gefeiert, das 1994 und in den darauffolgenden Jahren nicht nur ein großer kommerzieller Erfolg war, sondern auch viele Titel gewann. Die Firma Ducati, die jedes Jahr circa 60.000 Motorräder produziert und in der ganzen Welt vertreibt, wird das 25-jährige Jubiläum der 916 mit einem extra dafür gebauten Motorrad begehen, das eine Sonderversion der neueren Panigale V4 sein wird. Die Grundmechanik ist die des Spitzenprodukts von Borgo Panigale, das zusätzlich mit einigen technischen Racing-Details ausgerüstet wird, wie dem „Front Frame“ - Rahmen, der von Ducati Corse entworfen wurde, der Trockenkupplung und den elektronischen Kontrollsystemen wie dem Quick Shift up/down EVO 2 und dem Traction Control EVO, die besonders für die Piste geeignet sind. Die Motorradfans müssen nicht lange auf dieses neue Schmuckstück an Mechanik und Design warten. Die neue 916 kommt im Oktober in den Handel und kostet 42.000 Euro. Die Frage ist, ob es bei diesem Preis nicht besser wäre, das Motorrad im Wohnzimmer unterzustellen, statt in der Garage… Sascha Mallinckrodt

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THE TRADITION OF TOMORROW.


ZUM WOHL!

FERRARI TRENTO DOC IST SEKT-WELTMEISTER Zum ersten Mal hat Italien bei dem wichtigsten internationalen Sektwettbewerb „The Champagne & Sparkling Wine World Championships“ mehr Medaillen als Frankreich eingeheimst. Zum Großteil verantwortlich für diesen Rekord ist die Kellerei Ferrari in Trient, die bei diesem Wettbewerb im Mittelpunkt stand. Insgesamt hat sie 15 Goldmedaillen für ihre Produkte gewonnen, und Trento DOC stand zum dritten Mal auf dem Siegerpodest des Wettbewerbs „Produzent des Jahres“. Schon seit der ersten Veranstaltung dieser Messe wurden die Weine Trento DOC von Ferrari zu den besten der Welt gekürt. Dieses Ergebnis zeugt nicht nur von der Qualität der ganzen Weinpalette aus dem Keller von Trient, sondern verleiht dem Hersteller, der zu den besten der Welt gehört, noch größeres internationales Ansehen. „Wir sind ungeheuer stolz über diese Auszeichnung“, kommentiert Matteo Lunelli, der Präsident von Ferrari Trento, „denn das beweist wieder einmal, dass das Trentino dank seines Weinanbaus auf den Berghängen eine Region ist, die eine einzigartige und außergewöhnliche Begabung für die Herstellung von Spitzensekten besitzt. Es verwundert nicht, dass Trento DOC die meisten Medaillen in diesem Wettbewerb gewonnen hat. Ich widme diesen Erfolg – auch im Namen meiner Familie – all den Frauen und Männern von Ferrari Trento, die seit über einem Jahrhundert, Tag für Tag, den Traum Giulio Ferraris verwirklichen und mit großem Ehrgeiz die höchsten Ziele anstreben“. Ilona Catani Scarlett

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ALL ABOUT ITALY | Neue Wege

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Neue Wege | ALL ABOUT ITALY

Nichts wird mehr wie zuvor sein. Denn die Besichtigung von Scarzuola di Montegiove – ein Ort der Gemeinde Montegabbione bei Terni – ist weit mehr als eine Kunstausstellung oder ein Museumsbesuch im traditionellen Sinn, bei dem der Besucher auf passive Weise den Erklärungen des Führers zuhört.

Der mystische Weg von Scarzuola di Montegiove D

er Weg, den Sie beschreiten werden, ist mystisch, aber auch zutiefst pragmatisch, und Sie werden alle etwas verändert daraus hervorgehen. Die Besucher dieser Theater-Stadt werden nämlich dazu aufgefordert, sich (metaphorisch) auszuziehen, sich Fragen zu stellen (auch die unbequemsten) und jedes Vorurteil fallen zu lassen. Nur wer bereit ist, das wirklich zu tun, wird die Welt und sich selbst mit anderen Augen sehen. Die Scarzuola befindet sich in einem Wald, weitab von den Blicken der Neugierigen, dort, wo im 13. Jahrhundert Franz von Assisi beschloss, sich niederzulassen und, noch vor dem Bau des eigentlichen Klosters, eine Hütte aus „Scarza“ zu errichten. Nach dieser Sumpfpflanze wurde das Werk des Architekten und Innendesigners Tomaso Buzzi benannt. Nachdem er den

Scarzuola bedeutet in erster Linie Freiheit, durchtränkt von Esoterik und der persönlichen Auffassung über das Leben und die Architektur ihres Schöpfers.

Großteil seines Lebens in akademischen Kreisen verbracht hatte, beschloss er 1956, das Grundstück zu kaufen und dort seinen Wohnsitz zu errichten. Hier arbeitete er ungefähr zwanzig Jahre an seiner „idealen Stadt“ und verwirklichte so seinen Lebenstraum. Er machte diesen Teil Umbriens zu einem Unikum, indem er seiner Fantasie und seiner unbegrenzten Kultur freien Lauf ließ. Deshalb bedeutet Scarzuola in erster Linie Freiheit, durchtränkt von Esoterik und der persönlichen Auffassung über das Leben und die Architektur ihres Schöpfers.

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Das Thema „ideale Stadt“ entwickelt sich längs eines spiralförmigen Wegs, der am großen Amphitheater hinter dem Kloster beginnt und an sieben Theaterbühnen vorbeiführt, um den Menschen von der Ordnung des franziskanischen zum Anwesen Buzzis zu führen, das von Unordnung und Fantasie beherrscht wird. Und doch ist nichts dem Zufall überlassen! Das Chaos folgt einer inneren Harmonie, die auf die Welt der Musik anspielt, der auch Buzzi als leidenschaftlicher Geigenspieler angehörte. Die Architektur ist nichts anderes als „zur Materie gewordene Musik“, behauptete der Architekt, „denn am Anfang von allem steht die Musik“. Der neomanieristische Stil geht von der klassischen Architektur des Pantheons und des Kolosseums zur Bauweise der Renaissance über (Palladio, Serlio). Er ist äußerst symbolträchtig und geheimnisvoll, mit verschlungenen Treppen und ineinander verschachtelten Gebäuden, verschobenen Proportionen und Geometrien und voller Anspielungen auf die Astronomie und Literatur.

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Neue Wege | ALL ABOUT ITALY

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Im Besonderen bezieht er sich auf Hypnerotomachia Boden des Amphitheaters bedeckt, unter dem Blick eines Poliphili, einen allegorischen Roman von 1499, der großen Auges, reproduziert. Aber eigentlich ist der ganze Francesco Colonna zugeschrieben wird, in dem der Gebäudekomplex, der durch Korridore und Treppen erotische Traum des Protagonisten Polifilo beschrieben verbunden wird, eine Art Labyrinth, in dem der Anfang wird, eine Metapher über seine innere Wandlung, zum Ende wird und umgekehrt. In dieser fließenden die zur platonischen Liebe tendiert. So wird auch der Unendlichkeit muss man Prüfungen und Hindernisse Besuch von Scarzuola zu einer Reise in die Tiefen des überwinden, die nur ein Ziel haben: das Erreichen des Unterbewusstseins, zu perfekten Gleichgewichts einem Weg, der über eine zwischen Laster und hermetische und surreale Der neomanieristische Stil lehnt sich einerseits Tugend, Geist und Materie. Sprache den Besucher zur 1981 ging der Besitz auf an die klassische Architektur des Pantheons spirituellen Perfektion den Neffen Marco Solari und des Kolosseums an, andererseits und zum vollständigen über, der das Projekt auf Bewusstsein seiner selbst der Grundlage der geerbten an die Bauweise der Renaissance führen soll. Zeichnungen weiterführte. (Palladio, Serlio). Ein immer wiederkehrendes Bis heute veranstaltet er Symbol ist das Labyrinth, das Führungen für alle, die in der Sprache der Freimaurer die unaufhörliche Suche diesen Ort besuchen wollen. Für die Besichtigungen muss nach sich selbst bedeutet, ein ständiges sich Verlieren man sich voranmelden, der Eintritt kostet 10.00 ฀ pro und Wiederfinden im Leben, und das in der Welt Buzzis Person. zum Ausgangspunkt für seinen Weg der Initiation und der Weisheit wird. Deshalb wurde es auf dem Rasen, der den Beatrice Vecchiarelli

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Danilo Ciavattini und Lorenzo Iozzia sind die beiden Küchenchefs, die aus der Tuscia in der Umgebung Viterbos ein Land für Feinschmecker gemacht haben. Ihre Restaurants sind in die letzte Ausgabe des Guide Michelin aufgenommen worden, und nun leuchten ihre Sterne im Herzen Italiens.

Die Tuscia ist schön, aber mit Sternen ist sie besser I

n Viterbo und Umgebung, einem hügel- und seenreichen Gebiet im Latium, durch das der Tiber fließt, erlangt die Gastronomie neuen Ruhm. Das ist vor allem den beiden Küchenchefs zu verdanken, die in die letzte Ausgabe des Guide Michelin aufgenommen wurden, der internationalen Bibel für Kochkunst und für die qualitative Bewertung von Restaurants. Diese wertvolle Auszeichnung haben zwei Profis erhalten, die in einer Region Italiens arbeiten, die besonders reich an Geschichte und Natur ist. Um zu verstehen, weshalb die Tuscia in kultureller Hinsicht so wichtig ist, muss man sich nur daran erinnern, dass ein Wort, das wirklich in aller Welt benützt wird, hier seinen Ursprung hat, aber vielleicht wissen nur wenige, dass der Ausdruck „Konklave“ genau hier entstanden ist. In der einstigen Papststadt Viterbo beschloss die Bevölkerung im Jahr 1270 eine Nominierung zu beschleunigen, die sich zu lange hinzog, indem sie die entscheidungsschwachen Kardinäle mit dem Schlüssel (lateinisch: cum clave) unter Verschluss hielt. Diese Anekdote würde schon ausreichen, um behaupten zu können, dass Viterbo und das gesamte Territorium der Tuscia zu einem der geschichtsträchtigsten, traditionsreichsten und kulturellsten Gebiete Italiens gehört. Auf diesem Fleckchen Erde im Herzen Italiens befinden sich Villen, Parks, mittelalterliche Orte und interessante Städtchen, um die uns die ganze Welt beneidet, deren Existenz aber leider auch viele Italiener nicht kennen (oder unterschätzen). Wie zum Beispiel Civita di Bagnoregio und die Villa Lante, der Parco dei Mostri von Bomarzo und die Villa Farnese, die Ausgrabungsstätte von Vulci und der Bosco del Sasseto, um nur einige zu nennen. Die Seiten dieser Zeitschrift würden nicht ausreichen, wenn man ausführlich über die architektonischen und landschaftlichen Schätze der Tuscia berichten würde. Es wäre auch schwierig, all die historischen Plätze, Straßen und Gassen von Viterbo, der Hauptstadt dieses Fleckchens Erde, bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Und genau in einer dieser Gassen in der Altstadt, ganz in der Nähe eines der größten Brunnen Viterbos (Fontana Grande von 1212, nach der der Platz benannt wurde), befindet sich das einzige Restaurant der Stadt, das einen Michelin-Stern hat.

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DANILO CIAVATTINI: DIE TUSCIA WIRD BEDIENT Der Küchenchef, dem zu verdankten ist, dass nun auch Viterbo zu den Feinschmeckerstädten gehört, heißt Danilo Ciavattini. In seinem gleichnamigen Restaurant bietet er seinen Gästen typische Gerichte aus der Umgebung an, die er neu interpretiert. Der Koch, der in Soriano nel Cimino, im Herzen der Tuscia geboren ist, konnte nicht anders, als seine Heimat mit den Kochkünsten, die er sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, aufzuwerten. Das Ergebnis ist eine Feinschmeckerküche, die auf den Traditionen einer der historisch und kulturell reichsten Regionen Italiens basiert. Danilo hat uns die Türen zu seinem Restaurant geöffnet und uns über seine Küche erzählt, die aus Territorialität und Tradition besteht. Viele deiner Kollegen sind in der ganzen Welt umhergereist, um weit entfernt von zu Hause Anerkennung zu finden. Nachdem du viel gereist bist, hast du dich endgültig in deiner Heimat niedergelassen… All das, was ich gemacht habe, wurde von der Liebe zu meiner Heimat beeinflusst. Die Reisen, die ich unternommen habe, um mich beruflich weiterzubilden, waren darauf ausgerichtet, wieder dorthin zurückzukehren, wo ich herkomme. Das Ziel war immer das eine: die Welt kennenzulernen, um schließlich in meine geliebte Heimat zurückzukehren. Daran habe ich nie gezweifelt. Viele deiner Gerichte basieren auf der Tradition der einfachen Küche aus der Gegend. Vielleicht ist das „Acqua Cotta“ (gekochtes Wasser) das typischste Gericht aus Viterbo. Wie schafft man es, ein „einfaches“ Gericht in einem Sternemenü unterzubringen? Mir ist klar geworden, dass die wahre Stärke eines Restaurants mit der Territorialität und der einheimischen Esskultur zusammenhängt. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn wenn ein Tourist in ein fremdes Land kommt, lernt er es am besten kennen, wenn er die dort typischen Gerichte isst. Die „Acqua Cotta“ ist ein perfektes Beispiel: sie hat bäuerlichen Ursprung, aber Traditionen dürfen nicht als Fesseln angesehen werden, die dir bestimmte Zubereitungsweisen vorschreiben, sondern sie stellen eine Verbindung zu einer bestimmten Gegend dar, und dann kannst du mit Innovationen und neuen Techniken spielen. Du hast in deiner Heimat mit der einheimischen Küche Erfolg. War es schwierig, die Gäste von einer neuen Version der traditionellen Gerichte der Tuscia zu überzeugen? Meine Küche ist nicht regional, nur um Produkte aus der Umgebung zu verwenden, die ich vielleicht nicht einmal mag. Meine Küche beschäftigt sich mit dem Territorium. Ich wollte nie in meinem Restaurant Gerichte mit hochtrabenden Namen servieren, die aus anderen Kulturen stammen. Die passen nicht zu mir.

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Ändert sich der Kochstil mit dem Alter und größerer Berufserfahrung? Das Reisen hat meine Berufserfahrungen bereichert und mir ermöglicht, verschiedene Kulturen kennenzulernen, aber gleichzeitig habe ich mein Land und seine Esskultur noch mehr schätzen gelernt. Das war der Ausgangspunkt, um meinen ganz persönlichen Kochstil zu entwickeln und zu verbessern. Ist inzwischen der ästhetische Aspekt genauso wichtig wie der Geschmack? Das ist ein großer und wichtiger Punkt. Natürlich wollen wir alle ein schönes und gutes Endprodukt auf dem Teller. Ich selbst habe jedoch immer bevorzugt, beim Geschmack anzufangen und ihn in den Gerichten hervorzuheben, ohne jedoch die Ästhetik zu vernachlässigen, die ein sehr wichtiger Aspekt bei dem ist, was man den Gästen vorsetzt. Wie ändert der erste Stern die Küche und die Mentalität eines Kochs? Seit dem Tag nach der Verleihung des Michelin-Sterns sind die Reservierungen unglaublich in die Höhe geschnellt. Was das Kochen betrifft, so ist es wichtig, die Übereinstimmung zwischen einem Ort und einem gewissen Stil beizubehalten, denn nur aus diesem Gedankengang heraus ist der Stern gekommen.

Hat sich auch die Klientel verändert? Dank des Sterns kommen jetzt auch immer mehr Gäste von außerhalb. Wir hatten viele Gäste, die nicht aus der Gegend sind und die von dem Stern „angezogen“ wurden, aber wir kochen auch weiterhin für die Leute von hier… Wenn ein Koch seine Gerichte entwirft, richtet er sich dann nach dem Geschmack der Gäste oder verfolgt er seinen eigenen Geschmack? Ich arbeite gerne an dem, was ich selber mag, das heißt ich verfolge meinen eigenen Geschmack und versuche, das Gericht so zu servieren, wie ich mir gute Küche vorstelle. Foto: © Videosolution

DANILO CIAVATTINI RISTORANTE Via delle Fabbriche, 20-22 Viterbo T. +39 076.1333767

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LORENZO IOZZIA: SIZILIEN BEI TISCH In Vitorchiano, wenige Kilometer von Viterbo entfernt, befindet sich ein Restaurant mit… sizilianischer Küche. Das alles ist das Ergebnis der Arbeit eines Träumers, der vor Jahren in die Tuscia kam: Lorenzo Iozzia, der aus der Provinz Siracusa hierher zog, um in der Mitte Italiens mit typisch sizilianischen Gerichten Ansehen zu erlangen. Eine Wette für einen jungen Koch, der so fern der Heimat sein Glück sucht, aber die Wette ist mit seinem Restaurant „Casa Iozzìa“ aufgegangen. Casa, weil es wichtig ist, den Gast so zu empfangen, als wäre er bei sich zu Hause. Casa, weil es ein bisschen so ist, als wäre man daheim, umgeben von Aromen, Düften und Eindrücken, zwischen denen Lorenzo aufgewachsen ist und die er bei seiner Abreise in einen fiktiven Koffer gepackt hat, um sie in der Tuscia wieder hervorzuholen. Eine Mischung, die ihm Erfolg beschert hat. Und einen Stern. Wir haben auch die Küche von Chefkoch Iozzia besucht, der uns zwischen einem „Crudo di Mazara“ und einem Teller Spaghetti mit Meeresigeln über seine Auffassungen von Kochen, Bewirten und Gastlichkeit erzählt. Du hast dein Restaurant „Casa“ genannt : was steckt hinter dieser Entscheidung? Der Begriff „Casa“ hat etwas mit Gastlichkeit zu tun. Als ich diesen Raum renoviert habe, wollte ich ein Ambiente schaffen, das modern und dynamisch ist und meine Auffassung von Gastlichkeit widerspiegelt. Vom Licht bis zu den Farben soll alles den Gast so fühlen lassen, als wäre er bei sich zu Hause, sobald er das Restaurant betritt und bis er es nach dem Essen wieder verlässt. Und natürlich auch während des Servierens und Essens. War es schwierig, dich mit deiner sizilianisch beeinflussten Küche mitten in der Tuscia zu behaupten? Die sizilianische Küche ist überall beliebt, deswegen war es nicht schwierig. Sagen wir einmal so, meine Küche wird eher von Sizilien beeinflusst. Dahinter steckt eine Geschichte über meine Erinnerungen, über die Grundprodukte, die Aromen und Düfte. Es war etwas komplizierter, meine Art des Arbeitens und des Kochens zu vermitteln. Es wird schwierig, aufgrund seiner Arbeitsweise geschätzt zu werden, wenn bestimmte Anerkennungen ausbleiben. Danach, wenn diese Anerkennungen eingehen, hat man sicher eine größere Resonanz. Ist hier das Geschmacksempfinden anders als bei dir zu Hause? Glaubst du, dass ein Geschmack anders aufgenommen wird, wenn man aus einer anderen Gegend kommt? Hier konzentriert sich die Esskultur sehr auf den Wald, die Erde und das Wild. Es gab aber keine besonderen Schwierigkeiten, denn wer zu mir kommt, weiß, welche Küche in erwartet. Es gibt Gaumen, die gewisse Nuancen nicht wahrnehmen, aber das ist normal. Wenn ich ein Gericht serviere, versuche ich zu erklären, was ich damit ausdrücken will. Das schwierigste ist, die Botschaft, die ich vermitteln will, verständlich zu machen.

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