UNIVERSALIS Nr. 07

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Campus

Theresa Herzog nach dem Freilegen eines Steines

UNTER STOCK UND STEIN Immer weniger Menschen entscheiden sich für eine klassische Beerdigung auf dem Friedhof. Auch die Stadt Daun folgt dieser Entwicklung und arbeitet nun mit dem Studiengang KunstPäda­gogik-Therapie zusammen an der Errichtung einer Naturbegräbnisstätte.

Die Gruppe erkundet das Gelände

Es ist kalt geworden in der Vulkaneifel. Über den ungenutzten Teil des Dauner Friedhofes zieht ein Schwarm Krähen hinweg. Ein Mann mit orangefarbenen Arbeitshandschuhen springt trotz seiner schweren Stiefel leichtfüßig auf eine etwa ein Meter hohe Natursteinmauer. Sogleich beginnt er aus dem angrenzenden, verwilderten Erdreich die Sträucher und Gräser auszureißen. Eine junge Frau eilt ihm zu Hilfe. Erst als ein großer moosbewachsener Stein freigelegt ist, hören die beiden wieder auf. „Wer konnte so etwas ahnen!? Das ist ja Klasse! Der muss auf jeden Fall da bleiben“, bricht es aus der Professorin Diemut Schilling heraus, die mit ihren Studentinnen und Mitgliedern des Dauner Stadtrates auf der Suche nach geeigneten Naturgegenständen für zukünftige Grabstellen ist.

turbegräbnisstätte umzugestalten. Da auch in Daun die Nachfrage nach klassischen Sargbeerdigungen in den letzten Jahren stetig zurückgegangen ist, sind große Teile der hierfür vorgesehenen Flächen ungenutzt geblieben. Von einer Naturbegräbnisstätte unterscheidet sich der klassische Friedhof gleich in mehreren Aspekten. Gräber werden zum Beispiel nicht künstlich nebeneinander angelegt. Viele Naturbegräbniskonzepte nutzen in speziell ausgewiesenen Waldgebieten Bäume als Grabstellen für die Urnen. Einige Konzepte sind allerdings markenrechtlich geschützt und dürfen daher nicht ohne weiteres nachgeahmt werden. „Auch unsere Ursprungsidee war es, den Menschen hier aus der Region die Möglichkeit zu geben, sich später einmal an den Wurzeln eines Baumes bestatten zu lassen, wie man es zum Beispiel von einem FriedWald kennt“,

BESTEHENDE KONZEPTE ­ ERWEITERN

erklärt Theresa Herzog, die in ihrem dicken Wollmantel und dem großen Schal beim Freilegen des Steines ein wenig ins Schwitzen gekommen ist. „Nun ist die Vegetation hier auf dem Gelände zwar üppig, es gibt aber einfach nicht viele und schon gar nicht große kräftige

Schon lange hat die Stadt Daun darüber nachgedacht, die ungenutzten Flächen des städtischen Friedhofs „Wehrbüsch“ zu einer Na-

Bäume. Wir haben uns daher gefragt, wieso man die Begräbnisstellen derart auf Bäume begrenzen muss“, berichtet die Studentin, deren Atem sich beim Sprechen in der kalten Morgenluft zu weißem Nebel verwandelt. „In unserem Konzept sind auch Bestattungen unter einem Busch oder einem anderen Naturgegenstand wie eben einem großen Stein oder einer kräftigen Baumwurzel möglich“, erklärt sie. Naturbegräbnisstätten sind auch deshalb so beliebt, da sie weder an eine bestimmte Glaubensrichtung gebunden sind, noch viel Aufwand für die Hinterbliebenen bedeuten: Die Grabpflege entfällt, da es keine Beete oder die üblichen großen beschrifteten Grabsteine

Der obere Abschnitt der zukünftigen Naturbegräbnisstätte


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