Tomorrowtoday 02 14

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02 TOMORROWTODAY QUARTERLY 2014

Developing the technologies, methods and tools of tomorrow

ENERGY

DIE LUFT ALS WÄRMEQUELLE HEALTH & ENVIRONMENT

SATELLITENDATEN GEGEN RUTSCHGEFAHR

SAFETY & SECURITY

GESICHERTE ZUKUNFT INNOVATION SYSTEMS

KLÜGER EINKAUFEN


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Mehr Informationen über uns finden Sie hier:

Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können. Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at

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18.01.2011 12:37:47 Uhr


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➜ INHALT/EDITORIAL

EDITORIAL

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Das Portfolio der AIT-Forschungsschwerpunkte. Die Highlights aus dem letzten Jahr.

AUF KURS

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Stabiler Gewinn und steigende Auftragslage. Das AIT zieht eine positive Bilanz.

ALPBACHER TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2014

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Vom 21. bis 23. August steht in Alpbach „Innovation – at the crossroads“ im Mittelpunkt. Das ausführliche Programm.

DIE LUFT ALS WÄRMEQUELLE DER ZUKUNFT

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Das AIT entwickelt im Rahmen des EU-Projektes „Green Heat Pump“ neue, hocheffiziente Luftwärmepumpen.

GESICHERTE ZUKUNFT

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Eine neue Diskussionsplattform, auf der auch das AIT vertreten ist, beleuchtet spezielle Aspekte der Sicherheitsforschung.

SATELLITENDATEN GEGEN RUTSCHGEFAHR

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Mit der Teilnahme am europäischen Sentinelprojekt setzt das AIT nun auch Radardaten aus dem Weltall für die Früherkennung von Hangrutschungen ein.

KLÜGER EINKAUFEN

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Das AIT berät die öffentliche Hand in Sachen „innovationsfördernde öffentliche Beschaffung“.

LEUCHTENDE EINPARKHELFER

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AIT-ForscherInnen arbeiten an einem wirksamen Warnsystem für allzu sorglose EinparkerInnen entlang von Straßenbahnlinien.

Foto: www.peterrigaud.com

LEISTUNGSCHAU AIT

Das AIT Austrian Institute of Technology ist klar darauf fokussiert, Antworten und Lösungen zu den Innovation Needs der Infrastructure Systems zu geben. Dafür bietet es seinen Partnern und Kunden die entsprechenden Kompetenzen und Forschungsinfrastrukturen, sowohl auf strategischer Ebene – als auch im Bereich der Umsetzung und Verwertung von Technologien. In dieser Ausgabe von TomorrowToday können sie das Portfolio der Forschungsschwerpunkte des AIT in den Infrastrukturthemen der Zukunft kennenlernen. Dafür haben wir für Sie die Highlights aus dem letzten Jahr zusammengestellt. (ab Seite 4) Nehmen Sie uns nicht nur beim Wort, sondern lassen Sie uns mit Taten sprechen. Über Wort und Tat zum Thema „Innovation – at the crossroads“ geht es auch bei den Technologiegesprächen vom 21. bis 23. August in Alpbach. Bereits jetzt zeichnet sich ein regelrechter Besucheransturm ab. Das liegt sicherlich auch an den Themen, den wissenschaftlichen Partnern wie Helmholtz und Europäischer Forschungsrat und den Experten und Expertinnen, die an den zahlreichen Arbeitskreisen und Plenarsitzungen teilnehmen. In dieser Ausgabe finden Sie eine ausführliche Programmübersicht (ab Seite 10). Das AIT und ORF-Ö1, als Veranstalter der Alpbacher Technologiegespräche, blicken wir auf eine jahrelange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem europäischen Forum Alpbach zurück und freuen uns, Sie auch heuer in Alpbach begrüßen zu dürfen. Zum Schluss: Das AIT hat vor kurzem seine Bilanz präsentiert. Wirtschaftlich gesund und schlagkräftig für Ihren Mehrwert. Erfahren Sie mehr auf Seite 9.

Ein informatives Lesevergnügen wünscht Ihnen Ihr

INNOVATIONSKALENDER

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SCIENTIFIC PAPERS

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Michael H. Hlava Head of Corporate and Marketing Communications PS.: Beachten Sie auch die Rückfragehinweise pro Artikel: Unser Kommunikationsteam ist für Sie da.

IMPRESSUM. Tomorrow Today ist ein Magazin, das in Form einer Medienkooperation mit dem AIT Austrian Institute of Technology umgesetzt wird. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ. Medieninhaber und Verleger_Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co. KG., A-1110 Wien, Leberstr. 122, Tel.: +43 1 740 95-0. DVR: 0408689. Geschäftsführung_Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Herausgeber_AIT Austrian Institute of Technology, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien, Tel.: +43 (0) 50550-0. Verlagsleitung_Patrick Lehnhart. Chefredaktion_Michael H. Hlava, E-Mail: michael.hlava@ait.ac.at, Norbert Regitnig-Tillian, E-Mail: nrt@bohmann.at. Redaktion_Margit Noll, Daniel Pepl. AutorInnen dieser Ausgabe_Alfred Bankhamer, Doris Griesser, Eva Pfisterer, Angelika Prohammer. Projektmanagement:_Daniel Pepl. Grafisches Konzept:_Anita Frühwirth. Layout_Markus Frühwirth (REPROMEDIA). Druck_Druckerei Odysseus, Haideäckerstr. 1, A-2325 Himberg. Titelfoto_123rf. Erscheinungsweise_4-mal jährlich. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. ISSN 1994-5159 (Print), ISSN 1994-5167 (Online). Gratis Abo via E-Mail_cmc@ait.ac.at. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Medieninhaber: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. Sitz: 1110 Wien, Leberstraße 122. Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Fachzeitschriften. Buch-, Zeitschriften-, Kunst- und Musikalienhandel. Handel mit Waren aller Art. Organisation von Veranstaltungen. Geschäftsführer: MMag. Dr. Gabriele Ambros, Komm.Rat Gerhard Milletich. Beteiligungsverhältnisse: Dietrich Medien Holding Gesellschaft m.b.H. 90,91 %, Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. 9,09 %. Geschäftsführender Gesellschafter: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H.. Die Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m.b.H. & Co. KG. ist im Sinne des § 25 Mediengesetz beteiligt an: D & R Verlagsgesellschaft m.b.H. Nfg KG mit dem Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Die Herstellung, der Verlag und Vertrieb von Druckschriften aller Art, insbesondere Fach- und Servicezeitschriften. Verlag Holzhausen GmbH mit Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Sachbuch- und Fachbuchverlag in den Bereichen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit, sowie Kunst, Architektur und Kultur. Norbert Jakob Schmid Verlagsgesellschaft m.b.H. mit dem Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Buch- und Zeitschriftenverlag. V & R Verlagsgesellschaft m.b.H. mit dem Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Redaktion. Repro-Media Druckgesellschaft m.b.H. Nfg KG mit dem Sitz in Wien; Unternehmensgegenstand: Atelier für Werbegrafik, Erzeugung und der Handel mit Vorstufenprodukten. Schau Media Wien Ges.m.b.H. mit Sitz in Wien, Unternehmensgegenstand: Beteiligung an Medien. Geschäftsführender Gesellschafter: Komm.Rat Gerhard Milletich. Beteiligungsverhältnisse: 50 % MMag. Dr. Gabriele Ambros, 50 % Komm.Rat Gerhard Milletich. Grundlegende Ausrichtung der Zeitschrift TomorrowToday ist die Information einer möglichst breiten Öffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen, Umsetzungserfolge, Innovationen, Anwendungsbeispiele und Konzepte der außeruniversitären, anwendungsorientierten und wirtschaftsnahen Forschung des AIT Austrian Institute of Technology.

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➜ AIT LEISTUNGSSCHAU

ENERGY

AIT LEISTUNGSSCHAU I HIGHLIGHTS 2013 DAS AIT ENERGY DEPARTMENT verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um die innovative Stromversorgung, Heizung und Klimatisierung der Gebäude und Städte von morgen zu gewährleisten. Mit Hilfe hochqualitativer Messtechnik und innovativer Simulationstools verknüpfen unsere interdisziplinären Forschungsteams dezentrale Erzeuger, effiziente Verteilungsnetze und intelligente Gebäude mit effizienten Heiz- & Kühltechnologien zu einem nachhaltigen Energiesystem.

HIGHLIGHTS 2013/14 RESEARCH FIELD: SMART GRIDS AREA: ENERGY INFRASTRUCTURE

SmartEST Labor. (SmartEST steht für Smart Electricity Systems and Technologies). Die Inbetriebnahme einer europaweit einzigartigen Forschungseinrichtung für Smart Grids stellt ein Highlight in der strategischen Forschung des AIT Energy Departments dar. Komponentenhersteller, Netzbetreiber und öffentliche Institutionen können hier die komplexen Vorgänge und Wechselwirkungen zwischen Stromerzeugern und -verbrauchern in Echtzeit simulieren. RESEARCH FIELD: COMPLEX ENERGY SYSTEMS AREA: INTEGRATED ENERGY SYSTEMS

Vom AIT organisiert, wurde die IECON 2013, die „39th Annual Conference of the IEEE Industrial Electronics Society“ im November 2013 zum vollen Erfolg. 1.600 TeilnehmerInnen kamen ins Austria Center Vienna, über 2.000 wissenschaftliche Vorträge wurden eingereicht – ein All Time High in der Geschichte der Industrial Electronics Society. Dem internationalen Trend folgend war die „IECON 2013“ auch als Green Meeting zertifiziert. Die Stadt Wien ehrte das AIT für die er­folgreiche Kongressorganisation. Peter Palensky, verantwortlich bei AIT für die „IECON 2013“, nahm stellvertretend für alle Veranstalter eine Ehrenur-

●● RESEARCH AREAS AND RESEARCH FIELDS: INTEGRATED ENERGY SYSTEMS Smart Cities and Regions Complex Energy Systems ENERGY INFRASTRUCTURE Smart Grids Smart Buildings Photovoltaics Thermal Energy Systems

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kunde von Vizebürgermeisterin Renate Brauner entgegen. RESEARCH FIELD: SMART BUILDINGS UND ­PHOTOVOLTAICS AREA: ENERGY INFRASTRUCTURE UND ­INTEGRATED ENERGY SYSTEMS

Gewinnerhaus LISI (Living Inspired by Sustainable Innovation) ist Gewinner des internationalen Wettbewerbs Solar Decathlon, der wichtigste universitäre Wettbewerb für solares Bauen, der alle zwei Jahre vom US-Energieministerium ausgeschrieben wird. Bei dem TU-Projekt waren drei Studierende aus dem AIT Energy Department mit der technischen Gestaltung des Hauses betraut (PV-Anlage am Dach, Design des Haustechniksystems). RESEARCH FIELD: PHOTOVOLTAICS AREA: ENERGY INFRASTRUCTURE

Preis für mobiles Sonnenkraftwerk. Bei der Vergabe des heurigen Staatspreises für Innovation erhielt das neue AIT-Energy-Geschäftsfeld Photovoltaik Systems – gemeinsam mit der Güssinger smartflower energy technology GmbH, den Sonderpreis VERBUND-E-Novation Award, VERENA. Ausgezeichnet wurde das smartflowerTM, das erste mobile Sonnenkraftwerk. Wie eine Sonnen­ blume entfaltet sich das weltweit erste mobile Plug and Play Photovoltaik-System und richtet sich, dank GPS-Sender, eigenständig nach der Sonne aus. Das System ist ideal für Unternehmen und Kommunen, die in Sachen Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit gerne außergewöhnliche Zeichen setzen wollen – aber auch für Hausbesitzer und Mieter, die bislang keine Möglichkeit zur Installation einer Aufdachanlage haben.

AIT GOES EUROPE Brigitte Bach, Head of Energy Department, wurde zur Chairwoman der Horizon 2020 Advisory Group on Energy gewählt. Bach leitet damit zwei Jahre lang eine aus 30 unabhängigen ExpertInnen ­zusammengesetzte Gruppe, die für die Europäische Kommission Input für die langfristigen Perspektiven in der Europäischen Energieforschung und für das nächste zweijährige Energy Arbeitsprogramm (Horizon 2020) erarbeiten. Bach wurde auf Vorschlag der vorigen Chairwoman Marianne Haug als Chairwoman vorgeschlagen und von den Mitgliedern des Advisory Boards gewählt.

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AIT LEISTUNGSSCHAU

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DAS AIT SAFETY & SECURITY DEPARTMENT leistet einen wesentlichen Beitrag im IKT-Kontext und widmet sich schwerpunktmäßig der Sicherstellung von operativer Effizienz und Zuverlässigkeit aller kritischen Infrastrukturen. In enger Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen aus Industrie und Wissenschaft sowie öffentlicher Hand forschen ExpertInnen in Schlüsseltechnologiebereichen wie z. B. „Multikamera-Netze“, „3DBildverarbeitung“ oder „optische Qualitätsinspektion“. Darüber hinaus werden Technologielösungen für Bereiche wie z. B. Krisen- und Katastrophenmanagement, IT-Sicherheit oder digitale Langzeiterhaltung von Daten entwickelt. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung neuer Softwarestandards und Methoden zur Verifizierung und Validierung hoch zuverlässiger und sicherer Software und Systeme, mit einem speziellen Fokus auf autonome Systeme (z. B. Robotik, Automotive oder Spezialmaschinen). HIGHLIGHTS 2013/2014 RESEARCH FIELD: MULTI-CAMERA VISION AREA: INTELLIGENT VISION SYSTEMS

Bildverarbeitungsforschung. Die Kooperation von AIT und TU Graz, die im September 2013 im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche unterzeichnet wurde, ist eine strategische Positionierung des High-Tech-Standortes Österreich, um im Bildverarbeitungsbereich eine international führende Position einzunehmen. Ein zentraler Schwerpunkt der Kooperation liegt zudem auf der aktiven Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der anwendungsorientierten Forschung.

Kameras Hindernisse dreidimensional erkennen. Die Daten werden in Echzeit verarbeitet und können den Fahrer im Falle einer bevorstehenden Kollision warnen. Ab Ende 2014 könnte das System, das in Frankfurt am Main bereits im Probebetrieb ist, internationalen Straßenbahnbetreibern angeboten werden. RESEARCH FIELD: MULTI-CAMERA VISION AREA: INTELLIGENT VISION SYSTEMS

Airport Security durch „EGATE“. Das AIT ist internationaler Technologieführer für automatisierte Grenzkontrolle und hat im Rahmen des nationalen KIRAS-Sicherheitsforschungsprojektes Future Border Control (BMVIT) ein „eGate“ für Flughäfen entwickelt, das die Grenzkontrolle automatisiert und auch bei erhöhtem Personendurchsatz höchste Sicherheit ermöglicht. Bei einem Probebetrieb am Flughafen Wien wurde die Akzeptanz unter Einbeziehung rechtlicher, sozialer und ethischer Aspekte getestet. Die Erfahrungen, die das AIT mit seinen Forschungspartnern sammelte, fließen nun in die europäischen Projekte „FastPass“ und „MobilePass“ ein. RESEARCH FIELD: SECURE INFORMATION ACCESS IN DISTRIBUTED SYSTEMS AREA: FUTURE NETWORKS AND SERVICES

SAFETY & SECURITY

2013/14 I AIT LEISTUNGSSCHAU I HIGHLIGH

SECCRIT – sicheres Cloud Computing. Das AIT entwickelt Tools für ein „sicheres Rechnen in der Wolke“. Da Sicherheitsfragen im Cloud Computing eine große Herausforderung darstellen, entwickelt das AIT konkrete Problemlösungen für das Design, die Implementierung und Prüfung von Sicherheitsaspekten im Rahmen von Cloud Computing Szenarien. Das internationalen ­Projekt SECCRIT – SEcure Cloud computing for ­CRitical infrastructure IT wird von AIT koordiniert.

●● RESEARCH AREAS AND RESEARCH FIELDS: INTELLIGENT VISION SYSTEMS Multi- Camera Vision High-Speed Imaging

RESEARCH FIELD: MULTI-CAMERA VISION AREA: INTELLIGENT VISION SYSTEMS

3D-Fahrerassistenzsystem. Das AIT lehrt Straßenbahnen das Sehen. Das vom AIT gemeinsam mit Bombadier entwickelte 3D-Fahrerassistenzsystem lässt Straßenbahnen mit Hilfe mehrerer

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FUTURE NETWORKS AND SERVICES Advanced Applications in Sensor Networks Next-Generation Content Management Systems Secure Information Access in Distributed Systems HIGHLY RELIABLE SOFTWARE AND SYSTEMS Assessment and Testing of Autonomous and Safety-Critical Systems

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AIT LEISTUNGSSCHAU

HEALTH & ENVIRONMENT

IGHTS 2013/14 I AIT LEISTUNGSSCHAU I H DAS AIT HEALTH & ENVIRONMENT DEPARTMENT ist ein starker Partner für Innovationen im Bereich Gesundheit und Umwelt. Es nutzt seine Kompetenzen, um Technologien und Lösungen zu entwickeln, die dazu beitragen, Lebensqualität und Gesundheit für jeden einzelnen zu verbessern. HIGHLIGHTS 2013/2014 RESEARCH FIELD: MOLECULAR DIAGNOSTICS AREA: BIOMEDICAL AND BIOMOLECULAR HEALTH SOLUTIONS

Europäisches Patent „Elektroporation“. Mit dem neuen und jetzt patentierten Verfahren können Erreger im Blut weitaus schneller als mit herkömmlichen Methoden nachgewiesen werden. Der junge AIT-Kollege Klemens Wassermann gewann mit diesem Thema zudem den Wettbewerb Falling Walls LAB in Berlin, der anlässlich der Falling Walls Konferenz stattfand.

Digitale FotoKiste. Gemeinsam mit der FH Campus Wien wurde eine digitale „FotoKiste“ entwickelt, die auch ä ­ ltere Menschen ohne Computererfahrung intuitiv bedienen können. Das System basiert auf einem im Handel erhältlichen Tisch mit Multitouch-Display und wurde bereits im NÖ Landes­pflegeheim Gutenstein getestet: Die BewohnerInnen erhielten eine Art Stempel zur Identifikation. Stellen sie den Stempel auf den Tisch, wird automatisch ein Ordner mit den persönlichen Fotos geöffnet. Zum Betrachten zieht man die Bilder einfach mit dem Finger aus dem Stapel von Bildern. Den Fotoordner können Angehörige via Internet mit Bildern von Smartphones, Tablets, Webcams und Digitalkameras befüllen. Das Projekt wurde beim Ideenpreis RIZ Genius 2013 mit dem 2. Platz ausgezeichnet. RESEARCH FIELD: AAL AMBIENT ASSISTED LIVING AREA: BIOMEDICAL AND BIOMOLECULAR HEALTH ­SOLUTIONS

RESEARCH FIELD: PRECLINICAL AND CLINICAL ­DIAGNOSTICS AREA: BIOMEDICAL AND BIOMOLECULAR HEALTH SOLUTIONS

Um das kardiovaskuläre Risiko exakter bestimmen zu können, wurden Algorithmen zur Pulswellenanalyse entwickelt. Diese wurden nun an ein zweites internationales Unternehmen in den Bereichen kardiopulmonale Diagnostik der Patientenüberwachung sowie Notfallmedizin auslizensiert.

●● RESEARCH AREAS AND RESEARCH FIELDS: BIOMEDICAL & BIOMOLECULAR HEALTH SOLUTIONS Preclinical and Clinical Diagnostics Molecular Diagnostics AAL Ambient Assisted
Living Advanced Implant Solutions RESOURCE EXPLOITATION AND MANAGEMENT Exploitation of Biological Resources Microbial Detection Green Processes

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RESEARCH FIELD: AAL AMBIENT ASSISTED LIVING AREA: BIOMEDICAL AND BIOMOLECULAR HEALTH SOLUTIONS

AAL AUSTRIA Summit. Key-Player aus Industrie, Forschung, Förderung und Pflegediensten trafen zum Thema Ambient Assisted Living (AAL) im April am AAL AUSTRIA Summit zusammen. Ziel war es, eine gemeinsame österreichische Vision für Technologien und Leistungen im Bereich des selbstbestimmten Lebens, insbesondere für die ältere Generation, zu entwickeln. Die Veranstaltung wurde vom Verband AAL Austria organisiert. RESEARCH FIELD: GREEN PROCESSES AREA: RESOURCE EXPLOITATION AND ­MANAGEMENT

Klaus Fischer Innovationspreis. Yguanira Muhren, ehemalige FEM-Praktikantin des Health & Environment Departmens, hat für ihre Master­arbeit „Degradation of pesticides in water by electrochemical and UV oxidation“ den Klaus Fischer Innovationspreis für Innovation und Technik erhalten, der von der Universität für Bodenkultur verliehen wird. Betreuerin der Masterarbeit war DI Prof. Dr. Zdravka Lazarova, Senior Scientist am AIT.

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AIT LEISTUNGSSCHAU

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DAS AIT INNOVATION SYSTEMS DEPARTMENT beschäftigt sich mit Innovationsforschung zur Bewältigung der großen Herausforderungen der Zukunft. Das Department unterstützt Entscheidungsträger bei einer zukunftsweisenden Forschungs-, Technologie- und Innovations-Politik (FTI-Politik) und hilft ihnen bei der Entwicklung wirtschaftlich attraktiver, sozial verträglicher und umweltfreundlicher Technologien & Infrastrukturen. Die Business Unit Research, Technology & Innovation Policy befasst sich mit Herausforderungen für Forschungs- und Innovationssysteme sowie mit den Anforderungen, die sich hieraus für die FTI-Politik ergeben. Die Business Unit Technology Experience unterstützt bei der Entwicklung von hochqualitativen Technologien mit besonderem Fokus auf User Experience.

RESEARCH FIELD: ANTICIPATORY GOVERNANCE AREA: FORESIGHT & GOVERNANCE

HIGHLIGHTS 2013/2014 RESEARCH FIELD: NEW RESEARCH &INNOVATION PROCESSES AND SYSTEMS AREA: FORESIGHT & GOVERNANCE

RESEARCH FIELD: NEW R&I PROCESSES AND SYSTEMS AREA: FORESIGHT & GOVERNANCE

Abschluss des EU-Projektes INFU. Das Projekt Innovation Futures – kurz INFU – beschäftigte sich damit, welche neuen Formen von Innovation in unterschiedlichen Branchen an Bedeutung gewinnen und wie diese aussehen werden. In einem Folgeprojekt (finanziert durch aws) wird nun untersucht, was diese Entwicklungen für das Innovationsmanagement der österreichischen Indus­ trie bedeuten. RESEARCH FIELD: EXPERIENCE FOUNDATIONS AREA: FORESIGHT & GOVERNANCE

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Technologien wird in Zukunft die sogenannte Technology Experience sein, die sich mit der Nutzung und Akzeptanz neuer Produkte und Systeme befasst. Aus diesem Grund wurde im IS Department auch die neue Area „Technology Experience“ eingerichtet. Auf der ACM Conference on Human Factors in Computing Systems in Toronto, Kanada, der wichtigsten Konferenz auf dem im Gebiet der ­Human-Computer Interaction, organisierte die neue Research Area bereits einen vielbeachteten Workshop. TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen diskutierten den Einsatz taktiler Methoden für die Evaluation interaktiver Systeme. Die taktilen Prototypen, die während des Workshops kreiert wurden, sollen nun in zukünftigen Studien validiert werden.

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AIT Innovation Systems evaluiert den Staatspreis Innovation. Der Staatspreis Innovation zeigt Wirkung. Zu diesem Fazit kommt Senior Scientist Karl-Heinz Leitner mit seine beiden Diplomanden Tim Röhrich und Johannes Roth in einer aktuellen Studie. Im Rahmen einer Diplomarbeit erhoben die Forscher Daten bei ehemaligen Teilnehmern. Erstmals konnten konkrete Wirkungseffekte des Staatspreises abgeleitet werden. Die Analyse zeigt, dass die Teilnahme am Staatspreis Innovation aus Sicht der Unternehmen sowohl nach außen als auch innen äußerst positive Wirkung hatte. Die Ergebnisse der Studie präsentierten Leitner und die beiden Diplomanden auch bei der Verleihung des Staatspreises (www.staatspreis.at) auf der Bühne.

Neues am Buchmarkt von AIT Innovation Systems. Im Frühjahr 2014 sind zwei Bücher erschienen, die von MitarbeiterInnen des AIT Innovation Systems Departments herausgegeben wurden: Thomas Scherngell editierte eine Anthologie aus Beiträgen von weltweit führenden WissenschaftlerInnen mit dem Titel „The Geography of Networks and R&D Collaborations“ in der Springer Reihe „Advances in Spatial Science“. Die Geographie von Forschungsnetzwerken gilt derzeit als eines der zentralen Themen der Innovationsforschung. Die beiden AITForscher Bernhard Dachs und Georg Zahradnik sind gemeinsam mit Robert Stehrer (Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche) Herausgeber von „The Internationalisation of Business R&D“. Dieses Buch beschäftigt sich damit, dass Unternehmen rund um die Welt in den letzten Jahrzehnten Waren und Produkte immer öfter auch im Ausland entwickeln – und nicht nur dort produzieren und verkaufen.

INNOVATION SYSTEMS

U I HIGHLIGHTS 2013/14 I HIGHLIGHTS 2013/

●● RESEARCH AREAS AND RESEARCH FIELDS: FORESIGHT & GOVERNANCE New R&I Processes and Systems Anticipatory Governance TECHNOLOGY EXPERIENCE Contextual Experience Experience Foundations

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AIT LEISTUNGSSCHAU

MOBILITY

IGHTS 2013/14 I AIT LEISTUNGSSCHAU I A DAS AIT MOBILITY DEPARTMENT nutzt Systemansätze und eine hochwertige Forschungsinfrastruktur, um kompetitive F&E Dienstleistungen für die Entwicklung neuer Technologien und Prozesse von avancierten Mobilitätslösungen in den Bereichen „Transportinfrastruktur“, „Emissionsarmer Transport” und „Multimodale Mobilitätsysteme” zu erbringen, die sie sicher, effizient und ökologisch nachhaltig ans Ziel bringen. HIGHLIGHTS 2013/2014 RESEARCH FIELD: SUSTAINABLE PROCESSES AREA: LOW-EMISSION TRANSPORT

Für die Herstellung hochkomplexer Profil-Halbzeuge wurde ein Simulationstool für die Industrie entwickelt, das die virtuelle Betrachtung von Strangpresssverfahren ermöglicht. In der industriellen Anwendung hat dieses Instrument sowohl für den Transport als auch für das Bauwesen eine besondere Bedeutung. RESEARCH FIELD: INNOVATIVE ROAD ­INFRASTRUCTURE SAFETY STRATEGIES AREA: TRANSPORTATION INFRASTRUCTURE

AIT Mobility analysiert die Gefahrenquelle Elektrofahrzeuge. Im Projekt „E-Endorse“ („Effects of E-Cars and Electric Powered Two-Wheelers on Road Safety“) erforscht man gemeinsam mit dem Institut für Fahrzeugsicherheit an der Technischen Universität Graz die Fahrdynamik von Elektrofahrzeugen, um potenzielle Gefahren und Sicherheitsrisiken zu erkennen. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung neuer Sicherheitsmaßnahmen, aber auch angepasster Versicherungsprodukte für den E-Mobilitätsmarkt einfließen. RESEARCH FIELD: REAL-TIME DYNAMIC MANAGEMENT OF TRANSPORTATION SYSTEMS AREA: MULTI-MODAL MOBILITY SYSTEMS

Für das Management der Personenflüsse bei Groß-Events wurde das System RAVE weiterentwickelt. Nun wurde damit die automatische Steuerung der Passagierströme in der U-Bahnstation „Stadion“ erweitert und die Fahrtrichtung „Aspern“ mit einbezogen. RESEARCH FIELD: POWERTRAINS AND LIGHTWEIGHT COMPONENTS. REAL-TIME DYNAMIC ­MANAGEMENT OF TRANSPORTATION SYSTEMS AREA: LOW EMISSION TRANSPORT, MULTI-­ MODAL MOBILITY SYSTEM

Um die Einsatzmöglichkeiten der Elektromobilität für die innerstädtische Güterlogistik zu untersuchen, koordiniert das Mobility Department ein österreichisches Konsortium im Rahmen des Forschungsprojektes „EMILIA“ („Electric Mobility for Innovative Freight Logistics in Austria”). Unter anderem sollen energieeffiziente Antriebsstränge für Lasten- und Nutzfahrzeuge entwickelt werden, sowie ­hybride Lastzüge für den Straßenverkehr in Leichtbauweise.

●● RESEARCH AREAS AND RESEARCH FIELDS: TRANSPORTATION INFRASTRUCTURE Environmentally-friendly transport infrastructure Cost-effective and resilient transport infrastructure Innovative road i nfrastructure safety strategies LOW-EMISSION TRANSPORT High performance materials Powertrains and lightweight components Sustainable processes MULTI-MODAL MOBILITY SYSTEMS Human factors for personal mobility Integrated management of transport systems Real-time dynamic management of transportation systems

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RESEARCH FIELD: HIGH PERFORMANCE ­MATERIAL, POWERTRAINS AND LIGHTWEIGHT COMPONENTS, SUSTAINABLE PROCESSES AREA: LOW-EMISSION TRANSPORT

AIT-Tochter holt das COMET-Projekt nach Ranshofen. Das Leichtmetallkompetenzzentrum (LKR) in Ranshofen überzeugte mit dem Projekt „Amoree“ eine interna­tionale Jury bei der fünften Ausschreibung des COMET-Programmes der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. 5,3 Mil­lio­nen Euro stehen nun für die Entwicklung neuer Herstellverfahren und optimierter Produktionsprozesse für Leichtmetalle zur Verfügung.

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AIT BILANZ

09

MIT EINEM JAHRESGEWINN VON 2,3 MILLIONEN EURO UND EINEM EGT VON 2,2 MILLIONEN EURO KANN DAS AIT ZUM SECHSTEN MAL IN FOLGE ­POSITIV BILANZIEREN. DAMIT ERBRACHTE ES AUCH 2013 EINE ­BETRIEBSLEISTUNG AUF STABIL HOHEM NIVEAU.

Steigerungen konnten sowohl in der Auftrags- als auch in der kofinanzierten Forschung erreicht werden. „Das AIT konnte 2013 in fast allen Bereichen der Bilanzzahlen stabil im positiven Bereich bleiben. Die Gewinne werden wie bereits in den vergangenen Jahren in den Ausbau der Forschungsinfrastruktur investiert, um die Attraktivität für unsere Kunden und Partner zu erweitern und das Unternehmen auch international sichtbarer zu machen“, sagt AIT-Geschäftsführer Anton Plimon anlässlich der Bilanzpräsentation für das Geschäftsjahr 2013. Für das Jahr 2014 erwartet Plimon eine weitere positive Entwicklung für die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Österreichs.

AIT UND BMVIT SCHLIESSEN ­RAHMENFINANZIERUNGSVEREINBARUNG

Ende 2013 wurde mit dem BMVIT eine Rahmenfinanzierungsvereinbarung für die Jahre 2013-2017 abgeschlossen. AIT Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch: „Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass der erfolgreiche Weg des AIT weiter fortgesetzt wird. In der Rahmenfinanzierung ist vorgesehen, dass in diesen vier Jahren 310 Millionen Euro aus externen Erlösen des AIT Budgetmitteln von 203 Millionen Euro gegenüberstehen werden. Das Unternehmen soll in den vier technologisch orientierten Departments weiter wachsen.“ Für jeden Euro aus der Finanzierungsvereinbarung wirbt das AIT 1,5 Euro extern ein. Zwischen 2013 und 2017 ist geplant, dass die selbst durch das AIT erwirtschafteten Finanzmittel aus der Auftragsforschung, EU-Förderungen, etc. um 32 Prozent an­ steigen.

AUF KURS

U I AIT BILANZ I AIT BILANZ I AIT BILANZ

MEHR FÖRDERMITTEL EINGEWORBEN

Erfolgreich war das AIT 2013 trotz deutlich verschärftem Wettbewerb und neuer Rahmenbedingungen bei der Einwerbung von EU-Förderungen. „Unsere Strategie basiert auf Systemkompetenz und Einzeltechnologien, aus denen Geschäftsmodelle entstehen. Output ist ein Bündel an Forschungsleistungen in den zentralen Infrastrukturthemen von Morgen für klar umrissene Kundengruppen“, so Plimon. Insgesamt arbeitet das AIT an 32 Schwerpunkten im Rahmen seiner Infrastrukturforschung. Diesen sind 12 Research Areas zugeordnet, die wiederum in 5 Departments integriert sind. „Mit dieser klar definierten internen Positionierung haben wir den Anspruch, innerhalb der internationalen Forschungslandschaft eine führende Rolle zu übernehmen“, sagt AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll.

INTERNATIONALISIERUNG UND KRÄFTEBÜNDELUNG

Strategisches Ziel des AIT ist es dabei, ein hohes wissenschaftliches Profil und eine internationale Wettbewerbsfähigkeit als Basis für einen hohen Mehrwert für seine Kunden zu erreichen. Die Internationalisierung dient vor allem dazu, langfristige Partnerschaften mit Top-Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu etablieren sowie SpitzenforscherInnen zu rekrutieren. Dazu werden die Kompetenzen des AIT in ausgewählten Bereichen gebündelt, um eine stärkere Marktposition zu erzielen und sowohl wissenschaftliche als auch wirtschaftliche Synergieeffekte zu nutzen. Diese Bereiche sind z. B. Smart Grids, Ambient Assisted Living oder Urban Systems.

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MITARBEITER

2013 konnte der Mitarbeiterstand von durchschnittlich 890 auf 915 Personen erhöht werden. Derzeit arbeiten inklusive der DissertantInnen rund 1.180 MitarbeiterInnen am AIT an den „Grand Challenges“ der Infrastrukturthemen der Zukunft. Bis 2017 soll die Mitarbeiterzahl auf 1.335 erhöht werden.

SCIENTIFIC & PERFORMANCE INDICATORS

2013 konnten die Anzahl der angemeldeten Patente auf 22 gesteigert werden (2011: 15, 2012: 20). Die Anzahl der Publikationen in wissenschaftliche referenzierenden Zeitschriften mit Impact-Faktor ist von 143 auf 183 angestiegen. Die Zahl der DissertantInnen stieg 2013 von 153 auf 191. Im Berichtjahr wurden am AIT 20 Dissertationen und 53 Diplomarbeiten abgeschlossen. 33 neue ForscherInnen wurden aufgenommen.

STRATEGISCHE PARTNERSCHAFTEN

Das AIT und der Halbleiterspezialist Infineon sind im Frühjahr 2014 eine strategische Partnerschaft eingegangen. Aufgrund der beiderseitigen Unternehmensstrategien entsteht ein hohes Synergiepotential. Anfang 2014 wurde auch die Zusammenarbeit AIT – Meduni Wien – NTU Singapore fixiert. Dabei zählen Molecular Imaging, eHealth und Ambient Assisted Living (AAL) zu den wichtigsten Forschungsschwerpunkten.

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➜ EUROPÄISCHES FORUM ALPBACH

2014

TECHNOLOGIEGESPRÄCHE

/// Forschung und Innovation at the crossroads: Das ist das Generalthema der Technologiegespräche, die im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach vom Donnerstag, den 21. August, bis Samstag, den 23. August, in Alpbach stattfinden. ///

Veranstaltet vom AIT Austrian Institute of Technology und dem ORF-Ö1 werden bei den Alpbacher Technologiegesprächen 2014 Fragen aus dem Bereich der Forschung, Innovation und Technologie thematisiert, bei denen die Gesellschaft heute an einer Weggabelung steht. In hochrangig besetzten Plenarsitzungen und 11 Arbeitskreisen werden entscheidende Themen diskutiert, die die Forschungsförderung und Innovationspolitik der Zukunft betreffen. Dazu gibt es, wie immer, reichhaltige Gelegenheit fürs Netzwerken sowie das Wissenschaftsprogramm für junge Menschen, wie „Junior Alpbach” und die Ö1 Kinderuni Alpbach. Alle Infos und Programm-Updates gibt es auf: http://www.alpbach.org/technologie

D O N N E R S T A G , 2 1 . A U G U S T 2 0 1 4 ab 10.00 Uhr Technologiebrunch 13.00 Uhr Plenum Begrüßung und Eröffnung Franz Fischler Präsident Europäisches Forum Alpbach, Wien FTI-Politik at the crossroads Die Technologiegespräche gelten als Gipfeltreffen der heimischen Forschungs-, Technologieund Innovations- Community. In einer Talk-Runde zum Auftakt erörtern die Spitzenrepräsentanten der involvierten Ministerien und des Rats für Forschung und Technologieentwicklung den Weg Österreichs zum Innovation Leader. Moderation Gerald Groß, Wien. Hannes Androsch, Industrieller; Präsident des Aufsichtsrates AIT

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Austrian Institute of Technology GmbH; Vorsitzender Rat für Forschung und Technologieentwicklung, Wien. Doris Bures, Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie der Republik Österreich, Wien. Reinhold Mitterlehner, Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft der Republik Österreich, Wien 14.00 Uhr Plenum Industrie 4.0 - die nächste industrielle Revolution? Die industrielle Produktion wird immer tiefer von Informationstechnologien durchdrungen. Wie werden sich durch die vierte „industrielle Revolution“ nicht nur Produktion und Konsum, sondern auch Arbeitswelt und Gesellschaft verändern? 16.15 Uhr Plenum Stanford zu Gast bei den Technologiegesprächen: Innovation und die Kultur des Scheiterns Dass auch kreatives Misslingen die Voraussetzung für künftige Erfolge sein kann, ist besonders in Europa kaum verankert. Welche Lehren lassen sich für Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus einer „Kultur des Scheiterns“ ziehen? Wäre es produktiv, spielerischer mit Risiken und Fehlentscheidungen umzugehen? 20.00 Uhr Plenum Wir und unser Gehirn – neurologische Forschung at the crossroads Das Gehirn wird oft als die „komplizierteste Maschine im bekannten Universum“ bezeichnet. Die modernen Neurowissenschaften sind ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet par excellence. Welche Durchbrüche konnten in letzter Zeit erzielt werden? Und wohin wird die Forschung führen? In Zusammenarbeit mit Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.

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EUROPÄISCHES FORUM ALPBACH

21.45 Uhr Abendempfang gesponsert durch Forschung Austria, Hotel Böglerhof

Lösungen. Welche Städte nehmen bereits heute eine Vorreiterrolle ein?

21.45 Uhr Karrierelounge für StudentInnen und JungakademikerInnen Networking von (angehenden) Young High Potentials mit SpitzenvertreterInnen aus Forschung und Wirtschaft, gesponsert durch die Veranstalter der Alpbacher Technologiegespräche und Siemens AG Österreich, Hotel Alpbacherhof

20.00 Uhr Urban Innovators Challenge – Stadt und Zukunft Österreichische Start-Ups stellen ihre technologischen Innovationen für die Stadt von Morgen vor. Im interaktiven Abendprogramm wird das Publikum einbezogen, um die beste Idee und somit die GewinnerInnen der Challenge zu küren. Veranstaltungspartner: AustriaTech und bmvit.

F R E I T A G , 2 2 . A U G U S T 2 0 1 4

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09.00 Uhr Beginn der Arbeitskreise, sowie Junior Alpbach und Ö1 Kinderuni Alpbach

9.00 Uhr Plenum Complexity Science – Teil I Die Verstrickung in komplexen Systemen ist eine Grundbedingung modernen Lebens. Welche wissenschaftlichen Ansätze gibt es, robustere Vorhersagen über Entwicklungen in komplexen, dynamischen Systemen zu machen? Und welche Anwendungsmöglichkeiten für die Steuerung komplexer Planungs- und Produktionsprozesse?

15.00 Uhr

Ende der Arbeitskreise

16:00 Uhr Plenum Digital University Die Umbrüche des digitalen Zeitalters erzwingen auch im Bereich des Lehrens und Lernens einen Paradigmenwechsel. In der Hochschulbildung hat sich das Potenzial neuer Technologien aber erst in Ansätzen entfalten können. Wie lassen sich die neuen Werkzeuge am besten einsetzen, um ein Curriculum des 21. Jahrhunderts zu entwickeln? 16.45 Uhr Plenum Open science – Wissen von und für Menschen in der Gesellschaft Die Bemühungen, die Bevölkerung durch „open science“ direkt in das Forschungsgeschehen einzubinden, nehmen rapide zu. Wie wird die Öffnung der Wissenschaften das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft neu ordnen? Welche Veränderungen bringen der offene Zugang und gemeinsame Plattformen? In Zusammenarbeit mit European Research Council (ERC).

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10.30 Uhr Plenum Complexity Science – Teil II 11.45 Uhr Plenum Innovation an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft In diesem Plenum wird diskutiert, welche Rolle Kreativität und Innovation spielen, wenn KünstlerInnen und WissenschafterlerInnen sich gemeinsam auf unbekanntes Terrain begeben. Beson­ deres Augenmerk wird auf die Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie in Silicon Valley und in Cambridge, England, gelegt. 13.15 Uhr Plenum Abschluss-Statement des Europäischen Forums Alpbach Franz Fischler Präsident Europäisches Forum Alpbach, Wien

ARBEITSKREISE

18.30 Uhr Plenum Städte at the crossroads Megatrends wie Urbanisierung und Klimawandel bestimmen die Zukunft der Städte, in denen 2050 laut OECD zwei Drittel der Weltbevölkerung leben werden. Gefragt sind intelligente und nachhaltige

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➜ EUROPÄISCHES FORUM ALPBACH

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TECHNOLOGIEGESPRÄCHE /// Die Arbeitskreise (jeweils Freitag, 22. August, 9.00 bis 15.00 Uhr) /// ARBEITSKREIS 1 TECHNOLOGY – GLOBAL MARKET: ÖSTERREICHISCHE TECHNOLOGIEN FÜR DEN GLOBALEN MARKT

Österreichische Unternehmen sind Weltmarktführer in zahlreichen Infrastrukturtechnologiebereichen. Das bmvit unterstützt diese Unternehmen bei der internationalen Vermarktung ihrer Technologien. Denn die international erfolgreichen Unternehmen leisten einen überproportionalen Beitrag zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, der Sicherung des Wirtschaftsstandortes und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Österreich. AK 2 TECHNOLOGY-HOTSPOTS DER ZUKUNFT – HAT EUROPA EINE CHANCE?

Hongkong, Singapur und China haben ihre wirtschaftliche Attraktivität und Innovationsdynamik weiter gesteigert. Auch die USA treiben die ReIndustrialisierung stark voran. Europa ist mit einem verschärften Wettbewerb um hochqualifizierte Talente, Forschungsinstitutionen und innovative Unternehmen konfrontiert. Wie stellen sich innovative Leitbetriebe in Europa diesen Herausforderungen? AK 3 HERAUSFORDERUNG DISRUPTIVE INNOVATION: STRATEGIEN FÜR EINE ERFOLGREICHE BEWÄLTIGUNG (IN ENGLISCHER SPRACHE)

Unternehmen müssen sich ständig neu erfinden und forcieren daher vernetzte, branchen- und unternehmensübergreifende Innovationsprozesse. Welche Strategien, Methoden und Prozesse aber braucht es, um Unternehmen erfolgreich an neue Bedingungen anzupassen? Welche Best Practices gibt es? Wie können gewonnene Erkenntnisse verallgemeinert werden? AK 4 AGILE UND ROBUSTE SUPPLY CHAIN (IN ENGLISCHER SPRACHE)

Geringe Transportkosten und die Erfolge der WTO fördern den internationalen Warenaus-

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tausch. Kundenaufträge werden individuell mit kurzen Lieferzeiten in schlanken Produktionssystemen erfüllt. Die dafür notwendige Supply Chain ist komplex und fragil. Seit der Wirtschaftskrise 2009 sind kurzfristige Nachfrageschwankungen zur Normalität geworden. Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Anzahl von Naturkatastrophen. Agilität und Robustheit der Supply Chain gewinnen an Bedeutung. AK 5 BIOENERGIE – AUSWEG ODER IRRTUM?

Neben der Vermeidung des Verbrauchs und der Steigerung der Effizienz sind erneuerbare Energiequellen unumgänglich für eine „Zero Carbon Society”. Energie aus Biomasse hat beste Chancen, im Jahr 2050 Grundpfeiler eines globalen und nachhaltigen Energiesystems zu sein. In einem „World Café“ wird die Entwicklung der Bioenergie in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit „Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt“ mit ExpertInnen diskutiert. AK 6 WAS KOSTET DIE ZUKUNFT DER STADT – SOZIOÖKONOMISCHE ASPEKTE DER SMART CITY

Megatrends wie Urbanisierung und Klimawandel bestimmen die Zukunft der Städte, in denen 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung leben werden. Die Vision einer Smart City, die für intelligente und nachhaltige Lösungen steht, kostet aber Geld. Booz & Company schätzt den Investitionsbedarf in urbane Infrastruktur für die nächsten 30 Jahre auf 350 Billionen US-Dollar, das Fünffache des globalen Sozialprodukts. AK 7 SMART ENERGY: HERAUSFORDERUNGEN FÜR EINE INTERDISZIPLINÄRE ENERGIEWENDE

Die begrenzten Potenziale erneuerbarer Energiequellen und deren Fluktuation erfordern eine hohe Energieeffizienz und langfristige Speichertechnologien mit großen Kapazitäten. Basierend auf den interdisziplinären Inputs soll im Arbeits-

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kreis eine ökonomisch wie sozial gangbare Strategie für den gleichberechtigten Zugang zu sauberer Energie zu bezahlbaren Preisen entwickelt werden. AK 8 WISSENSCHAFT IN DER GESELLSCHAFT – WIE MAN BARRIEREN ÜBERWINDEN KANN (IN ENGLISCHER SPRACHE)

Das Leben in modernen Gesellschaften wird maßgeblich durch Wissenschaft und Forschung beeinflusst. Dessen ungeachtet wird Wissenschaft oft als distant oder wenig relevant wahrgenommen. Diese Diskrepanz zu überwinden ist gegenwärtig eine der größten wissenschaftspolitischen Herausforderungen. Der Arbeitskreis bringt nationale wie internationale ExpertInnen zusammen, die sich der Verbindung von Wissenschaft und Gesellschaft annehmen. AK 9 IPR-STRATEGIEN IN UNTERNEHMEN: HERAUSFORDERUNG FÜR DAS IP-MANAGEMENT UND DIE INNOVATIONSPOLITIK

Herausfordernde Felder für eine IP- Strategie von Unternehmen sind unter anderen Geheimhaltung, Anmeldestrategien, Bewertung und Qualität von IPR, Internationalisierung, verschiedene Typen von IPR, optimales IPR-Portfolio, etc. Wie kann man die Innovationspolitik der Unternehmen beim Auf- und Ausbau von IP-Management unterstützen?

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AK 10 FORSCHUNGSFINANZIERUNG – ÖFFENTLICH/PRIVAT? NEUE MODELLE IN EINER NEUEN ÖKONOMIE.

Krisenerscheinungen beeinflussen spürbar die Finanzierung der Forschung. Knappe Budgets der öffentlichen Haushalte schlagen sich auch auf die Forschungsausgaben privater Unternehmen nieder. Eine Reihe neuer Finanzierungsformen versuchen nun private Forschungsfinanciers zu aktivieren – von Crowdfinancing, über Privatstiftungen bis hin zu DrittmittelfinanzierungsModellen. Doch reicht das aus, um Europa und Österreich international reüssieren zu lassen? AK 11 AKUSTIK-INNOVATIONEN: TRENDS IN INDUSTRIE UND ALLTAG

Gerade auf dem Gebiet der Akustik erfordern technologische Entwicklungen Interdisziplinarität und die Einbeziehung der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Diese Wechselwirkungen und sich daraus ergebende Herausforderungen werden in den Bereichen Mobilität, industrielle Anwendungen sowie Mensch und Kultur diskutiert.

Weitere Infos: Michael H. Hlava, Head of Corporate and Marketing Communications, Tel.: +43 505 504014, E-Mail: michael. hlava@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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MICHAEL MONSBERGER /// Leiter Business Unit Sustainable Thermal Energy Systems „Ziel des Projekts ,Green Heat Pump‘ ist es, neue Ansätze auf der System- und Komponentenebene zu verfolgen, um Entwicklungspfade aufzuzeigen.“

DIE LUFT ALS WÄRMEQUELLE DER ZUKUNFT /// Mit luftbasierten Wärmepumpen kann die Umgebungswärme günstig genutzt werden. Im EU-Projekt „Green Heat Pump“ arbeiten ForscherInnen an den Luft/ Wasser-Wärmepumpen der nächsten Generation. /// ●● AUF DEN PUNKT GEBRACHT Um die angestrebten Klimaziele zu erreichen, müssen auch bestehende Gebäude auf CO2-neutrale Heizsysteme umgerüstet werden. Als zukunftsträchtige Technologie bietet sich dafür die Wärmepumpe an. Während bislang erdgebundene Systeme dominierten, zeichneten sich vor allem Luft/Luft- und Luft/Wasser-Wärmepumpen durch ein rasantes Marktwachstum aus. Der Einsatz von Luftwärmepumpen in großvolumigen Bauten im urbanen Raum stellt eine technologische Herausforderung dar. Im Rahmen eines vom AIT koordinierten EU-Projekts wird zurzeit ein hocheffizientes Wärmepumpenkonzept für diesen Einsatzbereich entwickelt, dessen Innovationen auf Komponenten-, Geräte- und Systemebene für eine weitere Optimierung und Verbreitung dieser umweltschonenden Klimatechnologie sorgen sollen.

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DER CO2-AUSSTOSS unserer rasant wachsenden Städte ist enorm und muss in den nächsten Jahren drastisch reduziert werden, wenn wir die europäischen Umweltziele auch nur annähernd erreichen wollen. Ein wesentlicher Aspekt bei der Umgestaltung der Städte in nachhaltige Lebensräume für viele Menschen auf relativ kleinem Raum ist die Sanierung und Nachrüstung von Gebäuden mit stark emissionsreduzierten Heizsystemen. Dabei spielt auch die Wärmepumpentechnologie eine zentrale Rolle, mit der die Umwelt-

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energie zum Heizen, Kühlen und zur Warmwasserbereitung genutzt werden kann. Um sie für den Einsatz im urbanen Raum fit zu machen, sind allerdings noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Zum einen sollten Wärmepumpen aufgrund des begrenzten Platzangebots in Städten einfach in bestehende Gebäude integriert werden können, zum anderen müssen sie mit bereits vorhandenen Energiesystemen kompatibel sein. Nicht zuletzt sollten die Installations- und Betriebskosten so attraktiv werden, dass ein Umstieg auf die Wärmepumpe auch im städtischen Bereich zum Akt nicht nur der ökologischen, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft wird. WÄRMEPUMPEN FÜR DEN URBANEN RAUM

Während noch bis vor etwa 10 Jahren an die 80% aller in Österreich installierten Wärmepumpen erdreichgekoppelte Systeme waren, dominieren heute zunehmend luftbasierte Wärmepumpen. Allerdings ist dafür der Einsatz dieser Systeme vor allem im kleinen Leistungsbereich in Ein- und Zweifamilienhäusern verantwortlich. Als besonders zukunftsträchtig gilt die Nutzung von Luftwärmepumpen aber auch in den Städten mit ihrer notorischen Platznot und dem großen Sanierungsbedarf bereits bestehender Bausubstanz. Da bei dieser Technologie keine Bohrungen für Sonden erforderlich sind und keine unbebauten Flächen für horizontale Kollektoren aufgegraben werden müssen, sind luftbasierte Wärmepumpensysteme für die Energieinfrastruktur der Smart Citys von morgen eine interessante Option. Um Luftwärmepumpen für diesen Einsatzbereich noch attraktiver zu machen, wird derzeit an mehrern Themen intensiv gearbeitet und geforscht: etwa die Einsetzbarkeit im größeren Leistungsbereich, eine weitere Steigerung der Gesamtjahreseffizienz, der Einsatz von Kältemitteln mit geringem Treibhauspotenzial oder die Reduktion der Schallemissionen der Außeneinheiten. Letzteres ist insbesondere im dicht bebauten städtischen Raum ein wichtiges Thema. ARBEIT AN DER NÄCHSTEN GENERATION

Im Rahmen des EU-Projekts „Green Heat Pump“ arbeiten ForscherInnen und Komponentenhersteller aus Österreich, Schweden, Deutschland und Belgien an der Entwicklung einer Luftwärmepumpe der nächsten Generation, die noch effizienter sein soll und sich auch für den Einsatz in renovierten Gewerbe- oder Bürogebäuden und

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ANDREAS ZOTTL /// Engineer und Projektmitarbeiter „Green Heat Pump“ „Für die Green Heat Pump wurde das natürliche Kältemittel Propan R290 ausgewählt, da es nur ein sehr niedriges Treibhauspotenzial hat.“

großen Wohnblöcken eignen. Koordiniert wird diese internationale Forschungskooperation vom AIT, das in Person von Michael Monsberger auch maßgeblich an der Entstehung dieses Projekts beteiligt war. „Ziel des Projekts ist es, neue Ansätze auf der System- und Komponentenebene zu verfolgen, um zukünftige Entwicklungspfade der Technologie aufzuzeigen“, erklärt der Leiter der Business Unit Sustainable Thermal Energy Systems. Von den erarbeiteten Innovationen soll letztlich die gesamte Wärmepumpen-Branche profitieren. SUCHE NACH DEM OPTIMALEN KÄLTEMITTEL

Die zentralen Forschungsschwerpunkte umfassen neben der Effizienzsteigerung durch die Entwicklung neuer Komponenten auch den Einsatz eines flammbaren natürlichen Kältemittels und den Aufbau von Schnittstellen zwischen der Wärmepumpe und anderen Energiesystemen sowie Komponenten. Für die Integration der Wärmepumpe in die auf Smart Grids basierenden Energiesysteme der Zukunft müssen neue Regelkonzepte für einen optimalen Betrieb entwickelt werden. Im Rahmen des „Green Heat Pump“-Projekts werden derartige Konzepte erforscht und entwickelt. Mittlerweile beschäftigen sich die ForscherInnen seit eineinhalb Jahren in 12 Work Packages mit diesen Fragestellungen, und die ersten Ergebnisse liegen bereits vor. So konnten beispielsweise zwei Kältemittel mit dem geringsten Umwelteinflusspotenzial für die betrachtete Anwednung auf Basis einer Lebenszyklusanalyse ermittelt werden. Dabei handelt es sich um ein synthetisches sowie ein natürliches Kältemittel, die beide eine gleich gute Life-Cycle-ClimatePerformance (LCCP) aufweisen. Dass die Entscheidung zugunsten des natürlichen Kältemittels ausfiel, hat mit seinem niedrigen GWP-Wert (Global Warming Potential) und seiner hohen volumetrischen Kälteleistung zu tun, welche für die im Projekt angestrebte Reduktion der Kältemittelfüllmenge entscheidend ist. „Für die Green

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Basis dieser Untersuchungsdaten konnten die ForscherInnen schließlich die Lamellenstruktur mit dem besten Anti-Vereisungs- bzw. Abtauverhalten und den günstigsten Wärmeübertragungseigenschaften auswählen. EXPERIMENTIEREN & SIMULIEREN

UNTERSUCHUNGEN IM WINDKANAL

Das AIT ist neben seiner Koordinationsfunktion auch in mehreren Work Packages engagiert. So beschäftigen sich die ForscherInnen etwa mit unterschiedlichen Aspekten des Verdampfers, wobei in diesem Projekt erstmals gelötete Aluminium-Mikrokanalwärmetauscher (Brazed Micro Channel HEX) zur Reduktion der notwendigen Kältemittelfüllmenge und zur Optimierung der Kältemittelverteilung eingesetzt und getestet werden. Durch die Verwendung von MPE-Rohren (Multiport Extrusion Tubes) zur Volumenreduktion der Wärmeübertrager sind völlig neue Forschungs- und Designfragen zu klären. „Um den Verdampfer zu optimieren, haben wir die Eisbildungs- und Abtauvorgänge sehr genau unter die Lupe genommen“, berichtet Andreas Zottl. „Das ist deshalb so wichtig, weil durch ein vereistes Lamellenpaket nur noch wenig Luft strömen kann, wodurch sich die Effizienz des gesamten Systems verschlechtert.“ Experimentelle Untersuchungen im AIT-Windkanal an Verdampferoberflächen mit unterschiedlichen Lamellenstrukturen und Beschichtungen sollten zeigen, wie sich die Vereisung jeweils auf den Druckverlust und den Wärmeübergang auswirkt. Auf der

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LABOR-PROTOTYP AUS DEN NEUEN KOMPONENTEN

Die dritte große Aufgabe der AIT-SpezialistInnen ist es, die im Projekt entwickelten neuartigen Komponenten zu einer kompletten Pilot-Wärmepumpe zu integrieren. Die Performance dieser Pilot-Luft/Wasser-Wärmepumpe der nächsten Generation wird dann in den AIT-eigenen Speziallabors getestet. Diese Feuerprobe wird voraussichtlich in einem Jahr erfolgen. Von den neuen Erkenntnissen des „Green Heat Pump“-Projekts sollen in der Folge aber nicht nur die fünf Indus­ triepartner durch die Herstellung optimierter Einzelkomponenten profitieren, sondern die gesamte Branche. Um dies zu gewährleisten, hat die European Heat Pump Association mit Sitz in Brüssel die Aufgabe übernommen, als unabhängige Schnittstelle zu fungieren und das im Projekt erarbeitete Wissen entsprechend zu verbreiten. ///

Weitere Infos: Energy Department, Michaela Jungbauer, Tel.: +43 505 50-6688, E-Mail:michaela.jungbauer@ait.ac.at, Web: http://www.ait.ac.at/ energy

Fotos: 123rf

Heat Pump wurde das natürliche Kältemittel Propan R290 ausgewählt, da es nicht nur ein sehr niedriges Treibhauspotenzial hat, sondern auch mehr Umweltwärme pro gefördertem Volumen aufnehmen kann als andere Kältemittel“, erläutert Projektmitarbeiter Andreas Zottl. „Dadurch lässt sich die benötigte Kältemittelfüllmenge minimieren.“

Parallel zu den Untersuchungen in den Klimakammern des AIT wurde die Performance der unterschiedlichen Lamellen auch in CFD-Simulationen abgebildet. Damit kann man im nächsten Schritt die Geometrien der Lamellen verändern und Optimierungen rechnen, ohne jede einzelne Änderung und ihre Auswirkungen mühsam an realen Lamellenpaketen im Labor durchzutesten. „Aus dem Vergleich zwischen den experimentellen Versuchen und den numerischen Vorhersagen ist zu erkennen, dass die stärkste Vereisung am Eintritt in den Verdampfer stattfindet“, so Zottl. „Mit den beiden Methoden ist es also möglich, die Zeit der Vereisung, die zu einer Minderung der Verdampfer-Effizienz führt, zu bestimmen und damit Empfehlungen für das Verdampfer-Design und die Abtaustrategie zu geben.“

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RESEARCH SERVICES Das Energy Department unterstützt die Hersteller bei der Entwicklung innovativer Komponenten und bei deren Integration auf Systemebene. Neben Forschungsdienstleistungen spielen Qualitätssicherungsmaßnahmen eine wesentliche Rolle, welche in Form von Leistungsprüfungen für die unterschiedlichen Wärmepumpentypen, Feldtests von Prototypen oder Ausbildungsprogrammen angeboten werden. Bei der Realisierung neuer Konzepte kommen neben hochgenauer Mess- und Prüftechnik auch Simulationsmethoden zum Einsatz. Industrielle Forschung Das umfangreiche Know-how und die langjährige Erfahrung seiner MitarbeiterInnen in Verbindung mit einer herausragenden Infrastruktur machen das AIT zu einem kompetenten und zuverlässigen Entwicklungspartner für Hersteller. Durch seine Normungstätigkeiten auf europäischer Ebene und die Mitarbeit in der Internationalen Energieagentur ist das Energy Department weltweit vernetzt und stets auf dem neuesten Stand der Forschung. Die Schwerpunkte der Forschungsdienstleistungen: • Dynamische Systemsimulationen (statisch oder dynamisch) und Systemintegration • CFD Simulation (Strömungsführung, Vereisung, Aeroakustik) • Experimentelle Untersuchungen o Strömungsmesstechnik (PIV,CTA) o Vereisungscharakterisierung von Komponenten (HEX) o Charakterisierung thermodynamischer Eigenschaften von Wärmeübertragern • Technologische Weiterentwicklung von Kompressionswärmepumpen auf Komponentenund Systemebene Leistungs- & Funktionstests Mit seinem Know-how und einer europaweit einzigartigen Laborinfrastruktur zur Messung und akkreditierten Prüfung von Wärmepumpen und Komfortlüftungsgeräten ist das AIT Energy Department eine gefragte Prüfinstitution für Unternehmen aus ganz Europa. Es bietet folgende Prüfungen: Prüfung von Wärmepumpen nach EHPA-Prüfreglement sowie nach EN14511 Teil 1-4, EN 15879 Teil 1, EN 14828, EN 16147 und NF-414 • für Luft/Wasser-Wärmepumpen: bis 40 kW Heizleistung • für Sole/Wasser-Wärmepumpen: bis 100 kW Heizleistung • für Wasser/Wasser-Wärmepumpen: bis 100 kW Heizleistung • für Direktverdampfung/Wasser-Wärmepumpen: bis 35 kW Heizleistung

Fotos: 123rf

Prüfung von Komfortlüftungsgeräten nach EN 13141-7 • bis zu einem Volumenstrom von 450 m³/h Weiterbildung •W eiterbildung zum zertifizierten Wärmepumpeninstallateur •U mgang mit Kältemittel nach Kategorie II ///

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DI (FH) JOACHIM DIETLE, BRANCHENMANAGER WÄRMEPUMPEN BEI ZIEHL-ABEGG SE ÜBER DIE VORTEILE DER LUFTBASIERTEN WÄRME­ PUMPENSYSTEME UND DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE FORSCHUNG, DIE MIT DIESER TECHNOLOGIE VERBUNDEN SIND. Worin sehen Sie die großen Vorteile der Luft/Wasser-Wärmepumpe? Die Wärmepumpe ist ein Heizsystem mit einem Wirkungsgrad über 100%, da hier neben dem Primärenergieträger Umweltwärme mit genutzt wird. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Ausnutzung unserer regenerativen Energiequellen durch Smart Grids. Da die regenerativen Energieträger wie Sonne, Wind oder Wasser nicht bedarfsorientiert geregelt werden können, benötigt man steuerbare Energiespeichersysteme. Neben dem Heizen wird in Zukunft auch die Kühlung bzw. Klimatisierung von Gebäuden eine immer größere Rolle spielen. Diese Zusatzfunktionen lassen sich optimal mit einer Wärmepumpe kombinieren. Daher ist die Wärmepumpe das Heizsystem der Zukunft. Es stehen verschiedene Umweltquellen wie Geothermie, Prozessabwärme oder ganz einfach die Umgebungsluft zur Verfügung. Das größte Plus der Umgebungsluft ist die orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit. Zudem ist die Erschließung kostengünstig und kann rasch und einfach realisiert werden. Daher sind luftbasierte Wärmepumpen prädestiniert für den Renovierungsbereich. Wo sehen Sie im Bereich der luftbasierten Wärmepumpensysteme gegenwärtig die großen Herausforderungen für die Forschung? Ein Nachteil luftbasierter Wärmepumpen ist die Varianz der Lufttemperatur. Der höchste Wärmebedarf besteht bei niedrigen Umgebungungstemperaturen. Insbesondere bei monovalentem Betrieb ohne zusätzliche Heizquelle und bei gleichzeitiger Warmwasserbereitung müssen große Temperaturerhöhungen erreicht werden. Dies führt zunächst theoretisch zu einem schlechten Wirkungsgrad. Ein weiteres Problem: die Vereisung des Wärmetauschers, vor allem bei geringen Plustemperaturen. Wie einige Forschungsprojekte gezeigt haben, gibt es jedoch sehr gute Ansätze, die weiter verfolgt werden müssen. Wesentlich ist dabei, die Wärmepumpe als System, und nicht nur als Summe von Einzelkomponenten zu verstehen. Neben der Systemoptimierung auf Geräteebene sind jedoch auch die übergeordneten Gebäude- und Energieversorgungssysteme zu betrachten. Ziel ist die optimale Integration der Wärmepumpe in den Gebäudebestand in Kombination mit anderen regenerativen Energieträgern wie etwa Solarthermie oder Photovoltaik, oder die Einbindung der Wärmepumpentechnologie in Smart Grids. Um eine möglichst hohe Kundenakzeptanz für die Wärmepumpe zu erreichen, müssen die Produktlebenskosten weiter optimiert werden - hier sehe ich noch einigen Forschungsbedarf. Anzustreben sind geringe Investitions- und Betriebskosten bei gleichzeitig sicherem, wartungsfreiem und langlebigem Betrieb. Da in dicht besiedelten Ballungsräumen Geräuschquellen ein zunehmendes Problem darstellen, sollte sich die Forschung auch die Optimierung der Geräuschemissionen zum Ziel setzen. Ein weiteres Thema: die Veränderungen im Bereich der Kältemittel. Für Europa sind in der neuen F-Gas-Verordnung jene Ziele festgelegt, die nun in der Gerätetechnik umzusetzen sind. Hier geht es auch darum, neue Komponenten für Wärmepumpen zu entwickeln. Was zeichnet die Kooperation Ihres Unternehmens mit AIT aus? Wir schätzen die Erfahrung und das umfassende Know-how des AIT im Wärmepumpenbereich. Als Kooperationspartner profitieren wir sehr von dieser Kompetenz, außerdem erleben wir das AIT als äußerst zuverlässig und innovativ. ///

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➜ SAFETY & SECURITY

GESICHERTE ZUKUNFT /// Sicherheit ist essenziell für eine Gesellschaft. Sie ist die Voraussetzung für die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Doch wie kann Sicherheit garantiert werden und welche Maßnahmen werden gesellschaftlich akzeptiert, um Bedrohungen - von Naturgewalten bis hin zu menschlicher Gewalt am besten schon im Vorfeld zu verhindern? /// KARL BLECHA /// Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Forschung (GFF) „Sicherheit ist ein öffentliches Gut und die Gewährleistung von Sicherheit eine staatliche Kernaufgabe.“

WANN UND IN WELCHER FORM darf beispielsweise Videoüberwachung eingesetzt werden, um Gefahren zu vermeiden? Wie kann dabei die Privatsphäre geschützt werden? Österreich ist dank Forschungsprogrammen wie KIRAS, in dem das AIT in einigen Projekten vertreten ist, ein Vorzeigemodell für die europäische Sicherheitsforschung. Eine neue Diskussionsplattform beleuchtet spezielle Aspekte wie beispielsweise die Verantwortung der Forschung für die Gesellschaft im Kontext der Sicherheitsforschung. Ös-

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terreich genießt im Bereich Sicherheitsforschung international einen sehr guten Ruf. Vor allem mit KIRAS, dem österreichischen Sicherheitsforschungsförderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), konnte sich Österreich eine Führungsrolle in der europäischen Sicherheitsforschung erarbeiten. „Sicherheit ist ein öffentliches Gut“, betont Karl Blecha, Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Forschung (GFF). Die Gewährleistung von „Sicherheit“ ist damit eine staatliche Kernaufgabe. Vor dem Hintergrund vielfältiger, sich in stetem Wandel befindlicher Bedrohungslagen für unsere Gesellschaft gilt es, innovative Ansätze für die Begegnung dieser Bedrohungen zu entwickeln. Darin manifestiert sich die unbedingte Notwendigkeit eines Beitrages von ForGERNOT GRIMM /// Leiter Stabsstelle für Technologietransfer und Sicherheitsforschung, BMVIT „Es ist uns gelungen, die ­österreichische Sicherheitsforschungsarchitektur sogar nach Brüssel zu ­exportieren.“

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schung und Innovation bei der Begegnung der Herausforderung „Gewährleistung von Sicherheit“. Sicherheit ist jedoch auch ein sensibles Gut, welches immer im Spannungsfeld zwischen notwendiger Intervention und Wahrung der Privatsphäre steht. Sicherheitsforschung und gesellschaftliche Verantwortung gehören somit zusammen. Das spiegelt sich sehr gut im ganzheitlichen KIRAS-Konzept wider, das seit dem Jahr 2005 auf die enge Kooperation zwischen Forschung, Unternehmen und Bedarfsträgern setzt, um zukunftsweisende Technologien zu entwickeln. Gerade im Bereich Sicherheit ist die gesellschaftspolitische „Verträglichkeit“ von Technologie ein wichtiges Thema. Bei allen Forschungsvorhaben und den folgenden Maßnahmen darf nie darauf vergessen werden, dass der Mensch klar im Mittelpunkt steht. Neben der konsequenten Einbindung der Bedarfsträger, die als potenzielle Nutzer die bedarfsgerechte Entwicklung neuer Sicherheitstechnologien begleiten, ist vor allem die umfassende Einbindung von geistes-, sozial-, und kulturwissenschaftlicher (GSK-)Expertise ein Erfolgsfaktor von KIRAS. „Mit der verpflichtenden Integration von Bedarfsträgern und GSK-Expertise setzte Österreich in der Sicherheitsforschung von Beginn an auf einen innovativen Ansatz. So gelang es, diese Architektur sogar nach Brüssel, also in die europäische Sicherheitsforschung, zu ´exportieren´“, erklärt Gernot Grimm, Leiter der Stabsstelle für Technologietransfer und Sicherheitsforschung im BMVIT. Die erfolgreiche Performance österreichischer Einrichtungen in der europäischen Sicherheitsforschung belegt zudem den Hebeleffekt der nationalen Förderaktivitäten. KIRAS fördert die Schaffung jenes Wissens, damit Österreich seine sicherheitspolitischen Ziele erreichen kann. Dementsprechend liegt eine der Zielsetzungen in der Erhöhung der objektiven Sicherheit und des subjektiven Sicherheitsempfindens der Bevölkerung. Als technologie- und forschungspolitisches Instrument zielt KIRAS daneben aber auch auf die Entwicklung von Technologiesprüngen, das Wachstum der Sicherheitswirtschaft, die wiederum Know-how und Arbeitsplätze schafft, den Aufbau von Forschungs-Exzellenz und besonders auch die Integration aller relevanten gesellschaftspolitischen Fragen in die Sicherheitsforschungsprojekte ab.

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SAFETY & SECURITY

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HELMUT SCHNITZER /// Abteilungsleiter für Sicherheitspolitische Angelegenheiten im BKA. „Die zunehmende Globalisierung eröffnet neue Chancen, verstärkt jedoch die wechselseitigen Abhängigkeiten von Gesellschaften.“

KRITISCHE INFRASTRUKTUREN FÜR DIE GESELLSCHAFT

Aus Sicht des BKA gilt die Sicherheitsforschung insgesamt als Musterbeispiel und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der objektiven und subjektiven Sicherheit. Trotzdem gehört der Bereich Sicherheitsforschung weiter ausgebaut, denn besonders die Internationalisierung bringt laufend neue Herausforderungen für die österreichische Sicherheitspolitik. „Die zunehmende Vernetzung von globalen Handels-, Kommunikations-, Finanz- und Wissensströmen eröffnet neue Chancen, verstärkt jedoch die wechselseitigen Abhängigkeiten von Gesellschaften“, betont Helmut Schnitzer, Abteilungsleiter für Sicherheitspolitische Angelegenheiten im Bundeskanzleramt. Ein stärkerer Fokus sollte daher auf die Vernetzung von in- und ausländischen Sicherheitsakteuren und die zwischenbehördliche Zusammenarbeit gelegt werden. HELMUT LEOPOLD /// Head of AIT Safety & Security Department „Cyberkriminalität und Cyberkrieg und die damit verbundene fehlende Sicherheit in unseren IKT-Infrastrukturen können zu einer generellen Ablehnung neuer Technologien führen.“

ERFOLGSFAKTOR SICHERHEIT

Allein die rasante Entwicklung der Informationsund Kommunikationstechnologien bringt laufend neue Technologien und Geschäftsmodelle, die vor nicht allzu langer Zeit für unmöglich gehalten wurden. Dies löst zugleich heftige Diskussionen zu Themen wie Datensicherheit, Schutz der digitalen Identität oder Cyberwar aus. „Die neuen Dimensionen von Cyberkriminalität und Cyberkrieg und die damit verbundene fehlende Sicherheit in unseren IKT-Infrastrukturen können zu einer ge-

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SAFETY & SECURITY

nerellen Ablehnung neuer Technologien führen und wichtige Innovationen behindern“, erklärt Helmut Leopold, Head of AIT Safety & Security Department. Richtig eingesetzt, bieten diese neuen Technologien aber vor allem große Fortschritte, um den BürgerInnen das Leben zu erleichtern und es auch sicherer zu machen. Ein Beispiel: Im Rahmen einer umfassenden Forschungskooperation zwischen Industrie, Wissenschaft, Forschung, Betreibern und öffentlicher Hand koordinierte das AIT das nationale, durch das BMVIT geförderte, KIRAS-Sicherheitsforschungsprojekt Future Border Control - FBC. Ziel war die Entwicklung eines automatischen Grenzkontrollsystems („eGate“), das auf Basis modernster Sicherheitsstandards zukünftig eine Erhöhung des Personendurchsatzes unter Gewährleistung höchster Sicherheit ermöglichen und die Grenzkontrollbeamten bei Ihrer Arbeit unterstützend entlasten soll. Doch mit dem Hinstellen einer Technologie alleine ist GI-EUN KIM /// Mitglied im Rat für Forschung und Technologieentwicklung „Open Innovation könnte besonders in der Sicherheitsforschung ein erfolgsversprechender Ansatz sein.“

es nicht getan. Ein solches Vorhaben bringt die Einbeziehung verschiedenster wichtiger Aspekte mit sich. So müssen zusätzlich zur Entwicklung sowie Evaluierung aller einzusetzenden Technologiekomponenten (Sensorik, IT, Bildverarbeitung) vor allem auch die landesund infrastrukturspezifischen Prozesse, gesetzliche Bestimmungen sowie Datenschutzund Sicherheitsvorgaben im Kontext eines internationalen Umfeldes berücksichtig werden. Durch die zentrale Einbeziehung von Bedarfsträgerbedürfnissen, wissenschaftlicher Exzellenz, Aspekten der gesellschaftlichen Akzeptanz, des Datenschutzes sowie des Nutzens für BürgerInnen wurde ein Best Practice Beispiel für eine sichere Grenzkontrolle der Zukunft geschaffen, mit dem sich die österreichische Sicherheitsforschung erfolgreich auf dem wettbewerbsintensiven europäischen Parkett positioniert hat.

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ERHÖHUNG DER SICHERHEIT

„Ein Grundsatz der österreichischen Sicherheitsforschungsphilosophie liegt klar in der Erhöhung der objektiven Sicherheit in Verbindung mit der Steigerung des subjektiven Sicherheitsempfindens der Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Gernot Grimm vom BMVIT. Wie die Evaluation der KIRAS-Projekte zeigt, konnte durch die Miteinbeziehung aller relevanten Gruppen eine hohe gesellschaftspolitische Akzeptanz für die Entwicklung neuer, zukunftsweisender Technologien erreicht werden. „Erfolgreiche Sicherheitsforschung kann nur durch eine aufgeklärte Perspektive, die Gesellschaft, Soziales und Kultur in enger Kooperation mit den Technikwissenschaften berücksichtigt, gelingen“, betont Reinhard Kreissl, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie in Wien. Dabei sollte Technologie jedoch nur dort zum Einsatz kommen, wo diese die subjektive Sicherheit effizienter erhöhen kann als andere Möglichkeiten. KARL-HEINZ DERNOSCHEG /// Direktor der WKO Stmk. „Ein trügerisches Sicherheitsgefühl beeinträchtigt die europäische Sicherheitsund Verteidigungswirtschaft. Es braucht ausreichend ­Mittel für die Sicherheits­ forschung.“

WIRTSCHAFTSFAKTOR SICHERHEITSFORSCHUNG

Wenn sich neue Technologien und Systeme bewähren, sind sie freilich auch für andere Staaten und Organisationen interessant. Der Markt für Sicherheitslösungen gilt laut Marktanalysen als ein wichtiger globaler Zukunftsmarkt mit überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten. Und die noch relativ junge Sicherheitsforschung ist der Wegbereiter dazu. Das Thema sorgt in Europa aber auch für gesellschaftspolitische Kontroversen. Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der WKO Steiermark (davor Leiter der ARGE Sicherheit und Wirtschaft in der WKO), warnt, dass ein „trügerisches Sicherheitsgefühl“ die europäischen Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft beeinträchtige. Denn wenn Frieden und Sicherheit als selbstverständlich angesehen werden, werden Investitionen zu deren Erhalt als überflüssig dargestellt. Doch gerade die durch die Vernetzung zunehmende Verwundbarkeit kritischer Infra-

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strukturen (Energie, Wasser, Transport, etc.) und u.a. dadurch entstehende neue terroristische Bedrohungen erfordern neue Methoden, Herangehensweisen und Lösungen in Sicherheitsfragen. Dazu braucht es natürlich ausreichende Mittel für die nationale, wie auch die europäische Sicherheitsforschung.

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sen und Katastrophen oder die Prävention unterschiedlichster sozialer, wirtschaftlicher und kriegerischer Gefahren. Um diesen komplexen Themenbereich bewältigen zu können, ist in der Sicherheitsforschung ein Netzwerk von ExpertInnen aus allen relevanten Bereichen wichtig. OPEN INNOVATION

PLATTFORM FÜR SICHERHEITSFORSCHUNG

„Sicherheitsforschung ist keine Geheimwissenschaft“, betont AIT-Sicherheitsexperte Helmut Leopold, „ForscherInnen und TechnikerInnen haben gerade im Bereich Sicherheit eine klare Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.“ Gefragt ist deshalb ein möglichst breiter Dialog. Aus diesem Grund gab es schon im Vorjahr bei den Alp­ bacher Technologiegesprächen einen Arbeitskreis zum Thema „Sichere Gesellschaft = Gesicherte Zukunft = Sicherheitsforschung“, um mit einem sehr universalen Perspektivenanspruch die aktuellen Herausforderungen für das ForREINHARD KREISSL /// Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie

Fotos: AIT, Ludwig Schedl, Fischer, iStock

„Erfolgreiche Sicherheitsforschung kann nur durch eine aufgeklärte Perspektive, die Gesellschaft, Soziales und Kultur in enger Kooperation mit den Technikwissenschaften berücksichtigt, gelingen.“

schungsthema „Sicherheit“ im Spannungsfeld „Gesellschaft, Technologie und Markt“ zu behandeln. ExpertInnen vom BMVIT, dem Bundeskanzleramt, der Wirtschaftskammer Österreich, dem Rat für Forschung und Technologieentwicklung, dem Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie aus Wien sowie der Gesellschaft zur Förderung der Forschung beleuchteten das Thema Sicherheit aus unterschiedlichen Perspektiven und stießen eine rege Diskussion an. Um diesen breiten, gesellschaftlichen Dialog aufrecht zu erhalten, ist, ausgehend von diesem Arbeitskreis, ein laufender Diskussionsprozess aller Akteure für den regelmäßigen Austausch rund um das Spannungsfeld Sicherheitsforschung in Verantwortung für die Gesellschaft notwendig. Denn – Themen wie die Rechte der BürgerInnnen oder Kritik an gesellschaftlichen Strukturen treffen auf sicherheitspolitische Anforderungen wie sichere Infrastrukturen, das effektive Managen von Kri-

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Gi-Eun Kim, Professor am Department of Biotechnology, Seokyeong University, und Mitglied im Rat für Forschung und Technologieentwicklung, tritt dabei für die Schaffung eines flexiblen Forschungssystems ein. „Open Innovation“ könne besonders auch in der Sicherheitsforschung ein erfolgversprechender Ansatz sein. Denn gerade der Sicherheitsbereich verlange eine vorausschauende Technologieentwicklung, bei der Innovationen vor allem durch die enge Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Industrie und Sicherheitsdienstleistern der öffentlichen Hand betrieben werde. Dabei sollten diese Kooperationen nicht nur innerhalb eines Landes erfolgen, sondern in einem globalen Kontext gesehen werden. Ob im neuen digitalen Universum oder der realen Welt: Für die Sicherheitsforschung gibt es noch viel zu tun. „Die Komplexität der Systeme und die Dynamik der Technologieentwicklung verhindern heute längst ein Totalwissen bei Ingenieuren und Unternehmen“, so Helmut Leopold vom AIT. Daher sind kooperative bzw. dialogisch angelegte Herangehensweisen an technologische Herausforderungen unverzichtbar geworden. Technologiehersteller, Dienstebetreiber, Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie die öffentliche Hand als Bedarfsträger aber auch als Gestalter der Einsatzbedingungen neuer Technologien müssen gemeinsam einen gesamtheitlichen Entwicklungsansatz verfolgen. ///

Weitere Infos: Safety & Security Department, Michael Mürling, Tel.: +43 505 50-4126, E-Mail:michael. muerling@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at

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➜ HEALTH & ENVIRONMENT

SATELLITENDATEN GEGEN RUTSCHGEFAHR /// Das AIT hat sich in der Früherkennung von drohenden Hangrutschungen bereits international einen Namen gemacht. Mit der Teilnahme am europäischen Sentinelprojekt will man dafür nun auch Radardaten aus dem Weltall einsetzen. /// ●● AUF DEN PUNKT GEBRACHT ExpertInnen sind sich einig, dass der Klimawandel durch längere Trockenperi­ oden und häufigere Starkregen in Mitteleuropa auch zu einem vermehrten Auf­ treten von Hangrutschungen führen wird. Diese zerstörerischen Massenbewe­ gungen stellen nicht nur eine Gefahr für Menschenleben dar, sondern führen auch zu enormen wirtschaftlichen Schäden an Infrastrukturen wie Bahnglei­ sen oder Straßen. Das AIT beteiligt sich am europäischen Satellitenprojekt Sentinel, um diese Gefahren möglichst frühzeitig zu erkennen. Mit hochpräzi­ sen Radardaten aus dem All wird es in Zukunft möglich sein, Erdbewegungen großflächig und über längere Zeiträume hinweg präzise zu erfassen. Ziel ist es, politische EntscheidungsträgerInnen in der Prävention von Naturgefahren und im Katastrophenmanagement noch besser zu unterstützen.

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ALS FOLGE DES KLIMAWANDELS werden wir zukünftig nicht nur mit höheren Temperaturen, einem steigenden Meeresspiegel und abschmelzenden Polkappen konfrontiert sein. Auch der Boden unter unseren Füßen wird zunehmend instabil. ExpertInnen gehen davon aus, dass Hangrutschungen dem österreichischen Staat bis zum Jahr 2050 mehr Kosten verursachen werden als beispielsweise Überflutungen. „Das liegt zum einen daran, dass gegen diese steigende Naturgefahr – anders als beim Hochwasserrisiko – bislang kaum Prä-

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nel für die Lösung durchaus erdverbundener Probleme einsetzen. Die Partner in diesem FFGgeförderten Projekt sind ENVEO, ein Spin-off der Universität Innsbruck, und die steirische Forschungsschmiede Joanneum Research. „Sentinel liefert Radardaten in noch nie dagewesener Genauigkeit und Qualität und ist damit ein echter Quantensprung in der Erdbeobachtung“, so Leopold. „Und wir sind österreichweit die ersten Forschungsinstitutionen, die mit diesen brandneuen Daten arbeiten.“ Die AIT-ExpertInnen haben sich zum Ziel gesetzt, die hochauflösenden Radardaten des Satelliten für die frühzeitige Erkennung von Hangrutschungen zu nutzen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Prävention von Naturgefahren und zum Katastrophenmanagement zu leisten. PHILIP LEOPOLD /// Scientist und Experte für Naturgefahren am AIT „Hangrutschungen stellen eine steigende Naturgefahr dar. Anders als beim Hoch­ wasserrisiko wurden da­ gegen aber bislang kaum Präventionsmaßnahmen ­getroffen.“

ventionsmaßnahmen getroffen wurden“, so Scientist Philip Leopold, Experte für Naturgefahren am Health & Environment Department des AIT. Zudem wird erwartet, dass sich auf Grund des Klimawandels immer längere Trockenperioden mit immer intensiveren Starkregenereignissen abwechseln. „Das führt zu einer verstärkten Instabilität von Hanglagen und damit auch zu einem vermehrten Auftreten von Erdrutschen“. Die AIT-ExpertInnen haben sich in den vergangenen Jahren auf die Früherkennung dieser gefährlichen Massenbewegungen spezialisiert. Ihr Know-how wird von Landesregierungen und Ministerien mittlerweile ebenso genützt wie bald auch von der ASFINAG und chinesischen Behörden. Mit der Teilnahme am Satellitenprojekt Sentinel (englisch für „Wächter“) des ESA-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus macht man sich nun auch den Blick aus dem Weltraum zunutze, um Naturgefahren auf der Erde frühzeitig zu erkennen. UMWELTWÄCHTER SENTINEL

In einem zweijährigen Projekt im Rahmen des österreichischen Weltraumprogramms ASAP wird das AIT die Daten des ESA-Radarsatelliten Senti-

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SCHARFER BLICK AUS DEM ORBIT

Der erste Vertreter der neuen Satellitenflotte – Sentinel-1A – ist Anfang April vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guayana in seine Erdumlaufbahn gestartet und wird die ersten Daten im Laufe des Jahres senden. Ab Mitte nächsten Jahres wird der derzeit alleine seine Kreise ziehende Radarsatellit Gesellschaft in Form seines Zwillings Sentinel-1B erhalten. Im Tandem werden die beiden Himmelsspäher dann die Erde in einer polaren Umlaufbahn umrunden und so alle sechs Tage ein Bild der gesamten Erdoberfläche erstellen. Zu diesem Zweck senden die Satelliten Radarsignale auf die Erdoberfläche und messen Laufzeit und Phasenverschiebung der reflektierten Wellen mit Hilfe von InSAR (Interferometric Synthetic Aperture Radar). Damit können aus 700 Kilometern Entfernung Erdbewegungen im Bereich von Zentimetern und sogar Millimetern erfasst werden. Dem Satellitenauge entgeht damit keine noch so kleine Veränderung an der Erdoberfläche, wie Senkungen, Hebungen, Verschiebungen oder Rutschungen. Ein großer Vorteil des Radars: Es sieht bei Tag ebenso gut wie bei Nacht und die Signale durchdringen auch dichte Wolken, Gras und Buschwerk. FOKUS AUF KERNKOMPETENZ: HANGRUTSCHUNGEN

Die hochauflösenden Radardaten werden von Forschergruppen weltweit für die Beantwortung verschiedenster Fragestellungen herangezogen. Die Projekte reichen von der Verfolgung von Ölspuren nach Tankerunfällen über Messungen der

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Eisdecke im Polarmeer bis hin zur Früherkennung von Erdbeben. Im österreichischen Projekt beschäftigt sich der Lead Partner ENVEO mit der Entwicklung der Algorithmen und der Software, die benötigt werden, um die neuen Aufnahmen von Sentinel zu verarbeiten. Auf der Anwendungsseite nimmt Joanneum Research Gletscherbewegungen und Bodensetzungen ins Visier, während sich das AIT vor allem auf seine Kernkompetenz konzentriert: die Vermessung von Hangrutschungen. „Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf sogenannten Kriechbewegungen, das sind Erdbewegungen in der Größenordnung von wenigen Zentimetern und Millimetern pro Jahr“, so der Naturgefahrenexperte Leopold. SATELLITENDATEN FÜR ERKENNUNG UND MONITORING

Trotz ihrer Zeitlupengeschwindigkeit darf die von Kriechbewegungen ausgehende Gefahr nicht unterschätzt werden. So verursachen Erdbewegungen dieser Art über die Jahre hinweg beträchtliche Schäden an Infrastrukturen wie Pipelines oder Verkehrswegen. Für Schutzmaßnahmen und auch für die spätere Sanierung ist es von zentraler Bedeutung zu wissen, wo der instabile Bereich anfängt bzw. aufhört und wie schnell sich der Untergrund bewegt. Mit herkömmlichen terrestrischen Messungen kann man Ausmaß und Geschwindigkeit dieser Prozesse allerdings nur sehr unzureichend erfassen. „Aus der Satellitenperspektive hingegen lässt sich sehr genau eruieren, welcher Bereich sich bewegt, und vor allem um wieviel“, so Leopold. Denn anders als herkömmliche Messsysteme stellen die Satelliten quasi im Wochentakt ein neues Bild zur Ver-

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fügung und bieten so großflächige dynamische Informationen anstelle von statischen und punktuellen Daten. Dieses kontinuierliche Monitoring erlaubt es den ExpertInnen, die Entstehung gefährlicher Tendenzen bereits im Ansatz zu erkennen und dementsprechend frühzeitig Maßnahmen vorzuschlagen. UNTERSTÜTZUNG IM KATASTROPHENMANAGEMENT

Langsame Kriechbewegungen können sich aber jederzeit schlagartig beschleunigen und führen dann nicht nur zu wirtschaftlichen Schäden, sondern fordern auch Menschenleben, wie etwa der verheerende Erdrutsch im US-amerikanischen Bundesstaat Washington im März dieses Jahres. „Solche Katastrophen kommen nicht aus dem Nichts, ihnen gehen immer Kriechbewegungen voraus“, konstatiert Leopold und führt damit die Notwendigkeit kontinuierlicher Messungen vor Augen. Aber nicht nur für das langfristige Monitoring, sondern auch für die kurzfristige Reaktion bei drohenden Naturkatastrophen lassen sich die Radardaten einsetzen. „Wenn zum Beispiel für Niederösterreich starke Niederschläge prognostiziert sind, lässt sich mit Hilfe der Bilder aus dem All bestimmen, wo das Gefahrenpotenzial

Weitere Infos: Health & Environment Department, Zlata Kovacevic, Tel.: +43 505 50-4406, E-Mail: zlata.kovacevic@ait.ac.at, Web: www.ait.ac.at/ health_environment

Fotos: AIT, ESA, Böhringer Friedrich, iStock, Eurico Zimbres

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am höchsten ist und wie sich die Situation entwickeln wird“, ist der Experte überzeugt, dass die Fernerkundung auch einen wichtigen Beitrag zum Katastrophenmanagement leisten kann.

Fotos: AIT, ESA, Böhringer Friedrich, iStock, Eurico Zimbres

GROSSES INTERESSE AUF LÄNDEREBENE

Von den Daten aus dem All erwarten sich politische EntscheidungsträgerInnen tatkräftige Unterstützung bei der Vorsorge und beim Management von Naturgefahren. Dass hier Bedarf besteht, zeigt die Tatsache, dass die beiden Länder Niederösterreich und Burgenland bereits Interesse an den Ergebnissen des Projekts und an einer Mitarbeit angemeldet haben. In unserem östlichsten Bundesland liegt auch eines der beiden geplanten Testgebiete. Es handelt sich dabei um einen Abschnitt der Raaberbahn, wo eine rund 1 km² große Rutschungszone das Bahngleis deformiert und immer wieder zu Schäden und Unterbrechungen geführt hat. Mit hochgenauen GPS-Messungen sollen hier die von Sentinel gelieferten Daten validiert werden, um so eine wissenschaftlich fundierte Referenz für den künftigen Einsatz der Satellitendaten zu schaffen. EFFEKTIVER METHODENMIX FÜR DEN UMWELTSCHUTZ

„Die Teilnahme an diesem europäischen Prestigeprojekt gibt uns die Gelegenheit, unser bestehendes Know-how noch weiter zu festigen und mit neuen Methoden zu ergänzen“, freut sich Philip Leopold. Die satellitengestützte Fernerkundung soll als weiteres Puzzlestück zum bestehenden Serviceportfolio hinzugefügt werden, das derzeit von der flugzeuggestützten Lasermessung und Modellierung über die Erstellung von

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Gefahrenkarten bis hin zur Sanierung von Hangrutschungen reicht. Da in Zukunft aktuelle Daten und Zeitreihen für sämtliche Gebiete des Globus quasi auf Knopfdruck abrufbar sein werden, eröffnet das Projekt darüber hinaus eine Vielzahl von Kooperationsmöglichkeiten auf internationaler Ebene. ///

RESEARCH SERVICES Landslide Identification & Hazard Modeling Klimawandel und Veränderungen in der Landnutzung erhöhen welt­ weit die Gefährdung des menschlichen Lebensraumes durch Massen­ bewegungen wie z.B. Hangrutschungen. Mit Hilfe modernster Ansätze der statistischen Modellierung können AIT-ExpertInnen diese Gefahr flächenhaft sichtbar machen. Die am AIT erstellten Gefahrenkarten für Massenbewegungen ermöglichen es EntscheidungsträgerInnen, die Gefahren durch Hangrutschungen bereits frühzeitig in der Raumpla­ nung zu berücksichtigen. Neben Früherkennung und Monitoring um­ fasst das Portfolio auch die Beratung bei der Sanierung instabiler Rut­ schungszonen. Services und Forschung: • Identifikation & Aufnahme von Massenbewegungen im Gelände mit­ tels Fernerkundung und digitalen Höhenmodellen auf der Basis von Airborne Laser Scanning • Monitoring von Massenbewegungen • Beratung und Planung zur dauerhaften Sanierung von Hangrut­ schungen • Modellierung der flächenhaften Gefährdung durch Massenbewegun­ gen mit modernsten statistischen Methoden (Weights of Evidence) • Erstellung von Gefahrenkarten für Massenbewegungen und ­entsprechendes Consulting für EntscheidungsträgerInnen • Anwendung von InSAR-Daten des europäischen Sentinel-Satelliten­ projekts für die Vermessung von Hangrutschungen und die Erken­ nung rutschungsgefährdeter Bereiche ///

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➜ INNOVATION SYSTEMS

KLÜGER EINKAUFEN /// Öffentliche Beschaffung und Innovation? Das Gebot zur Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit fördert selten Neues. Andererseits rechnen sich beispielsweise energieeffizientere Gebäude langfristig und tragen zugleich zum Klimaschutz bei. Neue Technologien ermöglichen wiederum qualitativere und effizientere Services für BürgerInnen. Seit kurzem ist die „innovationsfördernde öffentliche Beschaffung“ (IÖB) im Bundesvergabegesetz als ein Ziel festgeschrieben und die Umsetzung des IÖB-Leitkonzeptes beschlossen. Das AIT unterstützt hierbei das BMWFW und BMVIT als wissenschaftlicher Berater und Begleiter, berät in Fragen IÖB Auftraggeber wie die Stadt Wien und vertritt Österreich auf europäischer Ebene. /// DIE ÖFFENTLICHE HAND ist unbestritten ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. Rund 40 Mrd. Euro beträgt in Österreich pro Jahr das Einkaufsvolumen von Bund, Ländern, Gemeinden und öffentlichen Unternehmen. Dass hier zugleich ein großes Potenzial besteht, um Innovationen in der Gesellschaft und Wirtschaft zu fördern, wurde bislang zu wenig beachtet. In der öffentlichen Beschaffung geht es nicht nur um Bedarfsgüter wie

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Kugelschreiber oder Papier, sondern auch um Kommunikationstechnologie, Infrastruktur und vieles mehr. „Das letztendliche Ziel für die öffentliche Hand ist es, Leistungen für die BürgerInnen zu schaffen, die dem Gemeinwohl und der Lebensqualität dienen“, erklärt Eva Buchinger, Spezialistin für innovationsfördernde öffentliche Beschaffung am AIT Innovation Systems Department. Und da sich die Gesellschaft laufend ver-

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ändert, sei es eigentlich selbstverständlich, dass sich ebenfalls die öffentlichen Services anpassen müssen. „Ohne Innovationen ist dies nicht möglich“, so Buchinger. Zugleich sei das Beschaffungsgeschäft aber „aus den allervernünftigsten und besten Gründen strukturkonservierend und risikoavers“. Die öffentliche Beschaffung ist gesetzlich zur „Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit“ verpflichtet, weswegen möglichst kostengünstige und gut geprüfte Produkte und Dienstleistungen erworben werden. Das hat öfters zur Folge, dass das große innovationstreibende Potenzial der öffentlichen Wirtschaftsmacht ungenützt bleibt und lieber auf Altbewährtes zurückgegriffen wird. Neue Technologien bergen im Vergleich zu den besten am Markt schon verfügbaren Technologien immer ein gewisses Risiko. VORTEILE DURCH INNOVATIONEN

Öffentliche Beschaffung und Innovation sind also nicht immer einfach zu vereinen. Aber wenn alle Faktoren optimal zusammenwirken, profitieren BürgerInnen, Staat und Wirtschaft gleichermaßen von IÖB. Das gilt besonders, wenn der Markt noch keine passenden Lösungen parat hat. Ein Beispiel dafür ist das 2004 in Österreich eingeführte LKW-Mautsystem. Die politische und gesetzliche Anforderung war, ein gerechteres System für die Kosten der Straßenbenützung einzurichten. Nach einer europaweiten Ausschreibung im Jahr 2001 wurden aus drei Anbietern der Auftrag an die italienische Europpass vergeben, die mittlerweile von der ASFINAG übernommen wurde. 430 Mautportale wurden errichtet, die per Mikrowelle die Mautdaten mittels On-board-Geräten (GO-Box) in den LKW übertragen. Das System selbst stammt vom österreichischen Unternehmen Kapsch und funktioniert so gut, dass es die Kapsch TrafficCom AG beispielsweise auch in Tschechien und Polen installieren konnte. Der erste österreichische Auftrag für das neue MautEVA BUCHINGER /// Scientist und Spezialistin für innovationsfördernde öffentliche Beschaffung „Das letztendliche Ziel für die öffentliche Hand ist es, Leistungen für die BürgerInnen zu schaffen, die dem Gemeinwohl und der Lebensqualität dienen.“

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system war wichtig, damit das Unternehmen im Bereich Verkehrstelematik international expandieren konnte und heute global vertreten ist. Vom LKW-Mautsystem profitieren wiederum durch die Mauteinnahmen indirekt die BürgerInnen. Die einfache Handhabung des vollautomatischen Mauterfassungssystems erleichtert aber auch den Frächtern die Mautabrechnung. Dank der eingesetzten Technologie funktioniert die GO-Box ebenfalls im kürzlich installierten neuen EU-weiten Mauterhebungssystem. So gesehen ist die österreichische LKW-Maut ein Musterbeispiel dafür, was innovationsfördernde öffentliche Beschaffung bewirken kann. INNOVATION ERSTMALS IM GESETZESTEXT

Um diese innovationsfördernde Kraft von öffentlicher Beschaffung besser zu nutzen, wurde im Juli 2010 im Ministerrat ein Aktionsplan für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung beschlossen. Im September 2012 folgte der Beschluss zur Umsetzung des Leitkonzeptes für eine innovationsfördernde öffentliche Beschaffung, das unter der Federführung von BMWFW und BMVIT in Kooperation mit allen relevanten Stakeholdern aus Wirtschaft, Politik und Interessensvertretungen erarbeitet wurde. Das AIT, das schon seit 2007 die Ministerien zu IÖB berät, wirkte und wirkt maßgebend bei der Vorbereitung, Erarbeitung und Umsetzung des Leitkonzeptes mit. Der Prozess begann mit ersten Hintergrundstudien, um einen Überblick zu erhalten, wo welche Aktivitäten – auch international – bereits gesetzt werden, und geht über die begleitende wissenschaftliche Beratung bis hin zur Unterstützung bei der konkreten Umsetzung von IÖB-Projekten. Das betrifft einen IÖB-Piloten in der vorkommerziellen Beschaffung (F&E) genauso wie die IÖB-Novellierung des Bundesvergabegesetzes (Juli 2013). Erstmals wird im Gesetzestext Innovation klar als ein anzustrebenswertes Ziel bei der Vergabe definiert. Darüber hinaus unterstützt und berät das AIT das BMVIT und das BMWFW bei der Einrichtung und Steuerung der IÖB-Servicestelle (in der BBG) und den IÖB-Kompetenzstellen (AustriaTech, Energieagentur, FFG, aws); alles mit dem erklärten Ziel, dass das Potential der Innova­ tionsförderung auch den Weg in die Praxis findet. ERFOLGREICHE VORREITER

Mittlerweile gibt es schon einige „Good Practice“ Beispiele, die klar die Vorteile von IÖB belegen.

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Dazu zählen etwa die thermische Sanierung von Schulen, Green Light Initiativen wie in Perchtoldsdorf, wo auf LED-Beleuchtung umgesattelt wurde oder auch völlig neue Systeme wie Laserscanner und Infrarotkameras, die die Außenhülle von LKW erfassen, um überhitzte Fahrzeuge aus Brandschutzgründen an der Einfahrt in Tunnels zu hindern. Bei den IÖB-Projekten der ASFINAG geht es beispielsweise um die Ausschreibung innovativer Produkte wie LED-Beleuchtung für Tunnel, Baustellen oder Rastplätze, alternativ betriebene Betriebsfahrzeuge oder neue Tunnelsicherheitssysteme. Ein sehr großes Potenzial für innovationsfördernde Beschaffung schlummert im Gebäudebestand der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Im Rahmen von Programmen wie BIGMODERN wurden Demonstrationsobjekte wie ein Amtsgebäude in Bruck an der Mur ausgewählt, um zu zeigen, wie neueste Technologien nicht nur die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit von Gebäuden verbessern, sondern sich auch möglichst schnell amortisieren. Zum Einsatz kam hierbei beispielsweise eine neu entwickelte Solarwabenfassade aus vorgefertigten Elementen. GESELLSCHAFTLICHER WANDEL

In manchen Bereichen ist IÖB ganz klar eine Notwendigkeit, um etwa eine gewisse Qualität eines Services oder neue gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, die die Veränderungen in der Gesellschaft fordern. Gerade das digitale Zeitalter öffnet viele neue Möglichkeiten und große, kostensparende Vereinfachungen. An konkreten Lösungen, die sozial akzeptiert werden, mangelt es aber oft. Hier kommt die sogenannte vorkommerzielle Beschaffung (PCP, Pre-Commercial Procurement), zum Tragen, die erstmals ab 2011 in einem Pilotprojekt vom BMVIT, der ÖBB Infrastruktur AG und der ASFINAG durchgeführt wurde. Das Ziel ist die Lösung eines gesellschaftsrelevanten Problems, für welches es gegenwärtig am Markt noch keine (optimale) Lösung gibt. Im konkreten Projekt geht es um das Themenfeld „Mobilität der Zukunft: Verkehrsinfrastruktur gemeinsam entwickeln“. Dazu wurden die Verkehrsinfrastrukturforschung-Projekte in einem zweistufigen Wettbewerbs-Verfahren (Machbarkeitsstudie und Prototypenentwicklung) mit klar definierten Auswahlkriterien ausgeschrieben. Zuerst wurden die eingereichten Vorschläge in Bezug auf ihr Gesamtkonzept evaluiert. Die besten Projekte bekamen

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einen Werkvertrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Diese wurden nach sechs Monaten erneut evaluiert. Die Projekte mit den besten Konzepten bekamen schließlich eine Einladung zur Prototypenentwicklung. UMFASSENDE FORSCHUNGSKOMPETENZ

Das AIT kann dank der breitgefächerten technischen Kompetenzen auch bei thematischen Schwerpunktsetzungen gezielt beitragen. Im Projekt IÖB-IKT im Rahmen des FFG-Programmes IKT der Zukunft erfasst das AIT die konkrete Bedarfslage bei öffentlichen Beschaffern. Da geht es auch um neue Themen wie Big Data, Cyber Security, eHealth und Disaster Management. Neben den IÖB-ExpertInnen aus dem Innovation Systems Department sind hier beispielsweise auch drei Experten aus dem AIT Safety & Security Department im Kernteam vertreten. Mittlerweile bietet das AIT wissenschaftliche Beratung und Begleitung zu IÖB auf allen Ebenen: auf Bundesebene beispielsweise mit dem IÖBLeitkonzept, auf kommunaler Ebene beispielsweise mit dem Strategieprojekt zur Positionierung Wiens als Leitmarkt für innovative Lösungen und seit kurzem vertritt die AIT-IÖB-Expertin Eva Buchinger Österreich bei der ERAC Arbeitsgruppe (European Research Area and Innovation Committee) zu Public Procurement and Innovation. Hier ist das Ziel, auf EU-Ebene bessere Rahmenbedingungen für IÖB zu schaffen. Bei all den Aktivitäten steht immer klar der Nutzen der BürgerInnen im Vordergrund: in Form einer effektiven öffentlichen Verwaltung, einer hochwertigen Infrastruktur, in Form neuer bzw. verbesserter Services sowie in der Verwirklichung wichtiger gesellschaftspolitischer Ziele wie dem Umwelt- und ... Klimaschutz, die wiederum eine höhere Lebensqualität garantieren. Und nicht zuletzt hilft IÖB, innovative Unternehmen zu fördern und den Wirtschaftsstandort zu stärken. ///

Weitere Infos: Innovation Systems Department, Beatrice Rath, Tel.: +43 505 50-4508, E-Mail:beatrice.rath@ ait.ac.at, Web: www. www.ait.ac.at/ioeb

Fotos: AIT, Kapsch, BIG Markus-Kaiser

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IÖB-SPEZIALISTEN ANDREAS ZACHARASIEWICZ, VOM BMVIT UND BERND ZIMMER, VOM BMWFW DARÜBER, WIE „INNOVATIONSFÖRDERNDE ­ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNG“ ALLEN ETWAS BRINGT UND WELCHE HERAUSFORDERUNGEN ES NOCH BEI DER UMSETZUNG GIBT. Was ist das Besondere/Innovative/Neue am Projekt „Innovationsfördernde öffentliche Beschaffung? (IÖB)“ Zacharasiewicz: Das Politikfeld „IÖB“ an sich ist neu. Dass man nämlich hier versucht, zwischen verschiedenen Politikfeldern, also zwischen Technologiepolitik, Beschaffungs- und Budgetpolitik, Wirtschafts- und Umweltpolitik und Verwaltungsreform neuartige Verknüpfungen zu schaffen, die uns gleichzeitig helfen, positive Synergien zu nutzen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern: Wenn zum Beispiel die ÖBB, wie in unserem letzten Workshop geschildert, statt herkömmlicher Beleuchtung zunehmend LEDs beschafft, führt das zu niedrigeren Energie- und Wartungskosten für die ÖBB, zu einer besseren Lichtsituation für die Reisenden, zu weniger Umweltbelastung und fördert die Innovation bei heimischen Beleuchtungsunternehmen. Und innovative Unternehmen wachsen im Durchschnitt schneller als weniger innovative und schaffen mehr Arbeitsplätze. Wenn man das gut überlegt macht, haben wir also eine Win-Win-Situation für alle.

Fotos: AIT, Kapsch, BIG Markus-Kaiser

Wo liegen die Herausforderungen? Zimmer: Innovative Produkte sind per se natürlich nicht so erprobt wie traditionelle Produkte, daher zögern öffentliche Beschaffer/innen oftmals mit deren Ankauf. Dazu kommt, dass viele Dinge gleichzeitig finanziert werden müssen. Wir versuchen diesen Umständen zu entsprechen, indem wir das Voneinander-Lernen zwischen Beschaffern/innen anhand von Best-Practice Beispielen beschleunigen, eine professionelle Beratung durch die Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) ermöglichen und Informationen über Amortisationsfristen und Lebenszykluskosten sammeln und zur Verfügung stellen. Unser Angebot soll ein One-Stop-Shop für alle sein, die Unterstützung bei der Anschaffung innovativer Produkte in Anspruch nehmen wollen. Welche Ergebnisse brachte das Projekt bis jetzt und was davon konnte bereits umgesetzt werden? Zacharasiewicz: Das Infrastrukturministerium und das Wirtschaftsministerium haben zuerst grundlegende Studien beauftragt. Dann haben wir gemeinsam mit zahlreichen Stakeholdern und nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung durch das AIT ein Leitkonzept für eine innovationsfördernde öffentliche Beschaffung (IÖB) in Österreich ausgearbeitet, das vom Österreichischen Ministerrat im September 2012 beschlossen wurde. Seither wurde das Bundesvergabegesetz novelliert und Innovation dort explizit aufgenommen; Wir haben Ende letzten Jahres eine Servicestelle für innovationsfördernde öffentliche Beschaffung in der BBG eingerichtet und zahlreiche Veranstaltungen zum Erfahrungs- und Informationsaustausch organisiert. Im Bereich der Verkehrsinfrastrukturforschung hat das BMVIT mit ASFINAG, ÖBB und FFG mit zwei Pilotprojekten der sogenannten „vorwettbewerblichen Beschaffung“ eine völlig neue Form der Zusammenarbeit in Österreich erprobt. Unter www. bbg.gv.at/ioeb stellen wir viele Informationen zum Download gratis zur Verfügung. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem AIT? Zimmer: Sehr gut und sehr praxisbezogen. Das AIT ist durch Eva Buchinger in diesem Projekt sehr nahe an der praktischen Umsetzung involviert und begleitet uns beratend. Es ist schön zu sehen, dass die Mehrzahl der Handlungsempfehlungen, die das AIT erarbeitet hat, in den letzten Monaten und Jahren schon umgesetzt wurde. Die Handlungsoptionen waren so konkret ausgearbeitet, dass daraus Maßnahmen ausgewählt und diese schließlich umgesetzt wurden. Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat das Projekt in seinem aktuellen Monitoringbericht zur Umsetzung der FTI-Strategie positiv hervorgehoben und Österreich hat mit dem Projekt auch in der EU bzw. in Brüssel viel Anerkennung bekommen. ///

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LEUCHTENDE EINPARKHELFER FÜR KRITISCHE STELLEN /// Wenn sich Straßenbahnen und Busse relativ enge Fahrbahnen nicht nur mit fahrenden, sondern auch noch mit parkenden PKW teilen müssen, kann es leicht zu folgenschweren Behinderungen kommen. AIT-ForscherInnen arbeiten deshalb an einem wirksamen Warnsystem für allzu sorglose EinparkerInnen. /// WIRD IN ÖSTERREICH ein öffentliches Verkehrsmittel durch eine Privatperson lahm gelegt, steckt meist keine Sabotageabsicht dahinter, sondern ein gröberes Einparkproblem. Für die Bus- oder Straßenbahnfahrgäste sind die dadurch verursachten Verzögerungen extrem ärgerlich und führen zu einer verminderten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Für die UrheberInnen ist es im besten Fall peinlich, im schlechtesten ziemlich teuer. Rund 4.000 Mal wurden Wiener Öffis allein im Jahr 2012 bis zu 40 Minuten lang durch falsch geparkte PKW am Weiterfahren gehindert. Für das Personal der Wiener Linien bedeuten diese ungeplanten Aufenthalte mitunter Überstunden, die je nach Ausmaß der Störung vom Unternehmen an die ParksünderInnen weiterverrechnet werden. Insgesamt sorgt das ungenaue Einparken an besonders engen Stellen also für eine Kettenreaktion von Unannehmlichkeiten.

●● AUF DEN PUNKT GEBRACHT Schlampiges Einparken an engen städtischen Straßenabschnitten mit Busoder Straßenbahn-Verkehr kann teuer werden. Rund 2000 Mal pro Jahr müssen in Wien schlecht geparkte PKW, die Öffis am Vorbeifahren hindern, auf Kosten des Lenkers abgeschleppt oder von der Feuerwehr in ihren Parkplatz gerückt werden. Um dieses Problem an der Wurzel zu packen und potenzielle ParksünderInnen unmissverständlich zum Umparken zu motivieren, haben AIT-ForscherInnen des Mobility Departments die wirksamsten Sensor- und Warnsysteme ermittelt. Die Methode der Wahl besteht aus einem 3D-Bildverarbeitungssystem zur genauen Ermittlung der PKW-Position sowie einem blinkenden Hinweisschild zur Information der FahrerInnen. Der Praxistest an einem Wiener Hotspot brachte eine deutliche Reduktion der unfreiwilligen Straßenbahnaufenthalte an dieser Engstelle.

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DAS ÜBEL AN DER WURZEL PACKEN

Wie aber kann man PKW-LenkerInnen zum genauen Einparken bringen, wenn sie oft selber gar nicht bemerken, dass ihr Fahrzeug über die Markierung hinausragt? Im Rahmen des Projekts „TramInTakt“ der Wiener Linien mit dem Mobility Departement des AIT sowie der Firma SLR Engineering ist man dieser Frage nachgegangen. Die Untersuchung ist Teil des vom BMVIT geförderten Programms „Intelligente Verkehrssysteme und Services plus“. Für das Projekt haben AIT-ForscherInnen eine Sammlung von Lösungsvorschlägen erarbeitet, die von einer klar erkennbaren Markierung des Parkstreifens über bewusstseinsbildende Maßnahmen, etwa in Fahrschulen oder Medien, bis zu einer taktilen Kennzeichnung der Parkstreifen-Berandung oder einer noch deutlicheren Berücksichtigung bei der Auslegung des Straßenraums reichen. Kern der Arbeiten war jedoch die Entwicklung einer zuverlässigen Methode, die Behinderungen öffentlicher Verkehrsmittel durch schlecht geparkte PKW schon im Ansatz verhindert. „Wir haben nach einem System gesucht, das den Fahrer bei Bedarf, noch während er sich im Auto befindet, auf seine schlechte Parkposition hinweist, sodass er das Fahrzeug sofort richtig einparken kann“, erläutert Projektleiter Wolfgang Ponweiser. „Dazu mussten wir einerseits geeignete Sensoren zur genauen Erfassung der Fahrzeugposition finden, zum anderen brauchten wir eine Technologie, die den Fahrer unmissverständlich auf das Problem hinweist“.

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Fahrzeug darauf positioniert ist“. Aus diesem Grund wurden auch Laser-Scan-Technologien in die Untersuchung einbezogen, die als sehr genaue Sensoren gelten. „Zu unserer Überraschung haben wir herausgefunden, dass diese Technologie für die geforderten Distanzen nicht die nötige Präzision erreicht“, berichtet der Forscher. Wie auch schon bei Vorsondierungen in der Antragsphase festgestellt, bieten sich auch 2D- und 3D-Bildverarbeitungssysteme als weitere mögliche Lösungen an und wurden im Zuge der Recherchen einer genaueren Testung unterzogen. DIE TECHNOLOGIE DER WAHL

SUCHE NACH DEM PASSENDEN SENSOR

Um die optimalen Sensoren für dieses spezielle Warnsystem zu ermitteln, haben die ForscherInnen verschiedene am Markt erhältliche Parksensoren – von Metalldetektoren bis hin zu Infrarotsystemen – sondiert. „Das Problem bei den meisten Sensoren ist jedoch“, so Wolfgang Ponweiser, „dass sie nur erfassen können, ob ein Parklatz besetzt ist, nicht jedoch, wo genau das WOLFGANG PONWEISER /// AIT-Projektkoordinator „Wir haben nach einem System gesucht, das den Fahrer bei Bedarf, noch während er sich im Auto befindet, auf seine schlechte Parkposition hinweist, sodass er das Fahrzeug sofort richtig einparken kann.“

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Für eine exakte Feststellung der äußeren Umrandung eines Fahrzeugs erwiesen sich letztlich dreidimensionale Bildverarbeitungssysteme als Technologie der Wahl. Sie sind auch über weitere Strecken hochgenau, allerdings nicht ganz billig: „Teuer ist dabei jedoch nicht die Hardware, sondern die Bildbearbeitung, da eine spezielle Software erforderlich ist“, so Ponweiser. Wobei sich das System durchaus rechnen kann, da die einmaligen Investitionskosten für die Software durch den potenziellen Einsatz an mehreren Standorten relativiert werden. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie ist zudem die Möglichkeit, die Videobilder live an die Leitstelle der Wiener Linien zu übermitteln. Dadurch lassen sich aktuelle Situationen besser bewerten, und bei Bedarf kann auch gleich der Abschleppdienst organisiert werden, um wertvolle Zeit zu sparen. Im Testbetrieb in der Geweygasse in Döbling, wo es durch FalschparkerInnen immer wieder zu

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Verzögerungen der Straßenbahnlinie 37 kommt, hat das 3D-Bildverarbeitungssystem schon sehr gute Ergebnisse erzielt. Nun müsse die Software nur noch lernen, „semantische Fehlinterpretationen“ zu vermeiden. Was das bedeutet? Das System muss zwischen einem Fahrzeug und beispielsweise einer ruhig stehenden Person unterscheiden können, damit nicht etwa durch einen Fahrer, der einige Sekunden an der Tür seines Autos verharrt, ein Fehlalarm ausgelöst wird. Die Feinanpassung des Systems an diese spezielle Detektionsaufgabe soll in einem Folgeprojekt erarbeitet werden. RICHTIG WARNEN WILL GETESTET SEIN

Wird das Fahrzeug vom System als Behinderung für den öffentlichen Verkehr erkannt, muss aber auch der Lenker darüber informiert werden – und zwar unmittelbar. Wie aber kann ein Autofahrer unmissverständlich darauf hingewiesen werden, dass er schlampig eingeparkt hat und dies möglicherweise sehr unangenehme Folgen haben wird? „Um den Lenker zu warnen, haben wir zunächst Hupen und Sirenen etc. sondiert“, berichtet Wolfgang Ponweiser. „Das Problem dabei ist allerdings, dass der Lenker oft nicht weiß, warum diese eigentlich losgehen“. Zudem haben die Wiener Linien die Erfahrung gemacht, dass solche lauten Warnsysteme – ebenso wie Lautsprecherdurchsagen – äußerst unangenehm für die Anrai-

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ner sein können. Auch lichtbasierte Systeme, bei welchen etwa Projektionsoder Laserstrahler einen kurzen Text auf die Motorhaube projizieren, erwiesen sich als ungeeignet: sie sind bei Tageslicht kaum lesbar. Gute Erfahrungen haben die ForscherInnen hingegen mit direkten Lichtquellen wie beispielsweise in den Asphalt eingebrachten Boden-LEDs gemacht. Diese kaum über den Boden hinausragenden Leuchten beginnen zu blinken, wenn ein Fahrzeug schlecht eingeparkt wurde. „Um den Fahrer über die Ursache des Signals zu informieren, könnte man seinen Blick mit Hilfe eines Lauflichtes zum entsprechenden Hinweisschild lenken“, so der Projektleiter. KLARE BOTSCHAFT DURCH BLINKENDE SCHILDER

Auf ihre Tauglichkeit als Fahrerinformationssystem wurden auch durch Leuchtelemente verstärke Hinweisschilder überprüft. „Da diese Schilder von unmittelbar davor liegenden Parkplätzen ebenso gesehen werden sollen wie von weiter entfernten, müssen davon allerdings relativ viele aufgestellt werden“, betont Wolfgang Ponweiser. Um zu testen, ob solche Schilder von den LenkerInnen auch richtig verstanden werden, haben die ForscherInnen eine Onlinebefragung durchgeführt. Dazu wurden den ProbandInnen drei Videos einer Engstelle mit schlecht eingeparktem PKW vorgeführt: in einem Fall ohne Hinweisschild, im zweiten Video mit unbeleuchtetem Schild und im dritten mit einem blinkenden Hinweisschild. Bei fehlendem Hinweisschild kam nur

Weitere Infos: Mobility Department, Nancy Brandt, Tel.: +43 505 50-6322, E-Mail:nancy.brandt@ ait.ac.at, Web: www.ait. ac.at/mobility

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ein Drittel der Befragten auf die Idee die eigene Fahrzeugposition zu überprüfen. Im Fall des unbeleuchteten Schildes erhöhte sich dieser Anteil kaum. Das blinkende Hinweisschild brachte dagegen beachtliche 88 % der Befragten auf den richtigen Gedanken. Letztlich erwiesen sich also die mit Leuchtelementen verstärken Schilder als beste Lösung, um den Lenker auf sein Parkproblem aufmerksam zu machen und ihn zur sofortigen Korrektur zu motivieren. Für die Feuerprobe in der realen Verkehrswelt wurden im 22 Meter langen Testbereich in der Geweygasse schließlich drei dieser leuchtenden Schilder aufgestellt, wodurch während der Testphase eine deutliche Reduktion von Fahrtbehinderungen der Straßenbahn durch schlampig geparkte PKW erzielt werden konnte. „Insgesamt gibt es in Wien mindestens 10 vergleichbare Hotspots, wo ein solches Warnsystem sehr vielen Menschen sehr viel Ärger und Kosten ersparen könnte“, kann sich Wolfgang Ponweiser auf Aussagen der Wiener Linien stützen. „Bezeichnenderweise haben bereits zwei Wiener Bezirke Interesse an unserem System bekundet“. ///

Fotos: AIT, Wiener Linien

RESEARCH SERVICES Evaluierung von Verkehrssensoren In der Infrastruktur- und Verkehrsplanung spielen Messdaten von Verkehrssensoren eine wichtige Rolle. Die Verwendung unterschiedlicher Sensortechnologien sowie unterschiedliche Einsatzbedingungen führen jedoch zu starken Schwankungen in der Datenqualität. Oftmals sind Herstellerangaben, beispielsweise über die Zählgenauigkeit, im Echteinsatz nicht nachvollziehbar. Die ExpertInnen des Departments bieten Infrastrukturbetreibern und Sensorherstellern daher eine genaue Evaluierung an: Das Verkehrsgeschehen wird gleichzeitig zur Sensormessung mit einer Kontrollkamera aufgezeichnet, deren anonymisierte Videos zwecks Gewinnung von Referenzdaten manuell mit einer Videoannotationssoftware erfasst werden. Statistische Modellierungsverfahren kommen zur Ermittlung der Qualität des Sensors zum Einsatz. Die Ergebnisse der Evaluierung sind aufgrund des videobasierten Verfahrens reproduzierbar. • Evaluierung der Qualität von Verkehrssensordaten, z.B. Genauigkeit der Personenzählung bzw. der Fahrzeugklassifikation (LKW/PKW) • Auswahl der geeigneten Sensortechnologie (Induktionsschleife, LPR-System, Kamera, Laser, Infrarot, Bluetooth etc.) für die jeweiligen Rahmenbedingungen • Beratung bei Teststellungen und der Systemintegration unterschiedlicher Verkehrssensoren ///

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MOBILITY

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DI STEPHAN LEWISCH, BEREICHSLEITER STRASSENBAHNBETRIEB DER WIENER LINIEN, ÜBER DEN EINSATZ NEUER TECHNOLOGIEN ZUR ERFASSUNG VON FALSCHPARKERINNEN UND DIE VORTEILE EINES AUTOMATISCHEN WARNSYSTEMS FÜR DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHR. Welche Auswirkungen haben schlampig eingeparkte Autos für den öffentlichen Verkehr und insbesondere für die Straßenbahnen der Wiener Linien? Fahrzeuge, die zu nahe dem Gleisbereich abgestellt werden, stellen täglich ein großes Hindernis für einen reibungsfreien Betrieb dar. Dies gilt sowohl für die Straßenbahn als auch teilweise für den Bus. Das Spezielle an dem Problem ist unter anderem, dass sich die Auswirkungen einer ausschließlich punktuellen Ursache - es handelt sich in den meisten Fällen nur um wenige Zentimeter - abhängig von Ort und Länge der Störung, auf mehrere Linien ausweiten können. Im schlimmsten Fall ergeben sich dadurch nicht nur verlängerte Wartezeiten für eine Vielzahl von Fahrgästen, sondern auch hohe Kosten für den Autofahrer, die durch die Behinderung des öffentlichen Verkehrs entstehen. Die neuralgischen Häufungsstellen, die in Wien einen Großteil der Fahrbehinderungen ausmachen, sind uns bekannt. Durch den gezielten Einsatz eines geeigneten Warnsystems könnte ein fertig entwickeltes System an jenen Stellen effektiv eingesetzt werden. Warnsysteme sollen nun also Abhilfe für dieses Problem schaffen. Warum ist Ihre Wahl bei der Suche nach einem Kooperationspartner auf das AIT gefallen? Mit dem AIT haben die Wiener Linien einen Kooperationspartner gefunden, mit dem schon viele erfolgreiche Projekte in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Verkehrs umgesetzt werden konnten. Die erworbene Erfahrung des AIT im Bereich des ganzheitlichen Projektmanagements lassen sich mit der langjährigen betrieblichen Erfahrung der Wiener Linien gut verbinden. Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich vom Projekt „TramInTakt“ bzw. ist schon eine Entscheidung gefallen, welche der untersuchten Technologien zum Einsatz kommen wird? Ziel des Projekts war es, sowohl eine geeignete Technologie zur Detektion von Falschparkern als auch eine geeignete Methode zur Warnung der Autofahrer vor Ort zu finden. Wir haben beide Forschungsziele erreicht und sind mit dem Ergebnis des Projekts sehr zufrieden. Im Zuge des Forschungsprojekts hat sich gezeigt, dass mit dem Einsatz von dreidimensionalen Kamerasensoren bei der Erfassung von Falschparkern eine gute Detektionsquote erreicht werden konnte. Die Ausgestaltung der Warnelemente in Form von blinkenden Schildern ist bewiesenermaßen effektiv. Die Information muss jedoch generell nicht ausschließlich über Schilder übertragen werden. Der Test anderer Varianten ist noch ausständig. Ein erstrebenswertes Ergebnis, nach Abschluss der Entwicklung, ist ein kompaktes System, das an einem gewünschten Ort installiert werden kann, wenn die Rahmenpunkte wie u.a. Sichtverhältnisse und Stromversorgung gewährleistet sind. ///

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➜ VERANSTALTUNGEN

INNOVATIONSKALENDER 1.7.: WORKSHOP LASERTECHNIK Workshop zur Potenzialerhebung der Lasertechnik in der Fertigung. Durchgeführt vom AIT Innovation Systems Department Ort: WKO Oberösterreich, Sparte Industrie, Hessenplatz 3 | 4020 Linz 1. – 02.7.: Zukunftskongress Staat & Verwaltung Auf dem zweiten Zukunftskongress treffen sich 1.300 Spitzenvertreter aus Bund, Ländern und Kommunen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Repräsentanten innovativer Unternehmen. Diskutiert wird in 12 Zukunftsforen und 48 Best-Practice-Dialogen. Ort: Berlin Infos: www.zukunftskongress.info 9.7.: Workshop on Inse1.7. cure Interfaces Learning from User Interfaces that lead to Circumvention of Organizational Information Security Policies Workshop, veranstaltet vom Innovation Systems Department im Rahmen der “SOUPS-Konferenz” im Facebook Headquarter. Ort: Menlo Park, Kalifornien Infos: http://cups.cs.cmu.edu/soups/2014/workshops/insecure.html 24.8.: Austrian Materials Foresight im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche Das AIT Innovation Systems Department führt gemeinsam mit der Austrian Society for Metallurgy and Materials (ASMET) einen ForesightProzess durch. Ort: Alpbacher Hof Infos: www.alpbach-technologyforum.com/ 24. – 29. 8.: CIGRE 2014 Bei der alljährlichen CIGRE Session trifft sich die internationale Szene der Energieversorger. Ort: Paris Ansprechperson: Wolfgang Hribernik 26. – 29.8.: 54th ERSA Kongress 2014 Ende August veranstaltet die European Regional Science Association (ERSA) ihre jährliche Konferenz in St. Petersburg mit zahlreichen Beiträgen des AIT Innovation Systems Departments. Ort: St. Petersburg Infos: www.ersa.org 30.8. – 3.9.: ESC-Congress 2014 Der Kongress der European Society of Cardiology (ESC) ist der größte Medizin-Kongress Europas. Ort: Barcelona Infos: www.escardio.org/ESC2014 9. – 12.9.: AAL Forum Das AAL Forum ist die jährliche Konferenz der Ambient Assisted Living (AAL) Community. Umfangreiches Programm, in dem Innovationen, Projekte und Entwicklungen diskutiert werden. Ort: Parlament, Bukarest, Rumänien Infos: www.aalforum.eu/ 15. – 19.9.: EASD Annual Meeting 2014 Die Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) findet heuer in Wien statt. Großevent mit mehr als 12.000 Teilnehmern. Ort: Wien Infos: www.easd.org

16. – 19.9.: EuroSun 2014 Auf der europäsichen Solarenergiekonferenz treffen sich Wissenschaftler, TechnikerInnen, ArchitektInnen und RepräsentantInnen aus Industrie und Wirtschaft, um technologische und ökonomische Neuentwicklungen zu diskutieren. Ort: Aix-les-Bains Ansprechperson: Giorgio Belluardo 18.9.: CEEES Conference Environmental Testing and Safety of Batteries and Fuel Cells Organisiert wird diese internationale Konferenz vom CEEES-Mitglied (CEEES: Confederation of European Environmental Engineering Societies …) GUS (Gesellschaft für Umweltsimulation, Germany) und unterstützt von der holländischen Gesellschaft PLOT (Environmental Technology Platform, Niederlande). Ort: Fraunhofer ICT in Pfinztal, Deutschland Infos: /www.gus-ev.de/index.php/veranstaltungen 22. – 26.9.: PVSEC 2014 Amsterdam Der EU PVSEC - European Photovoltaic Solar Energy Conference and Exhibition - ist ein internationaler Fachkongress für Photovoltaik Forschung und Entwicklung, Industrie und Anwendung sowie gleichzeitig eine weltweit führende PV Industriemesse. Ort: Amsterdam Ansprechperson: Roman Leidl/Georg Lauss/Roland Bründlinger Infos: www.photovoltaic-conference.com 22.9.-26.9. ComForEn 14 Bei dieser Konferenz, organisiert von AIT, TU Wien und OVE, treffen sich Energie- und TechnologieexpertInnen aus Wissenschaft und Industrie. Diskutiert werden Themen der Smart Grid Forschung im österreichischen Kontext. Ort: Wien Infos: www.energyit.ict.tuwien.ac.at 23. – 26.9.: security essen security essen ist die weltweit bedeutendste Messe für Sicherheit und Brandschutz. Der Weltmarkt für Sicherheit boomt – in Essen präsentiert er sich mit allen Facetten. Vom Brandschutz über Cyber Security und CCTV bis zum Freilandschutz: Die Experten, Entscheider und Einkäufer der Branche treffen sich in Essen. Ort: Essen Infos: www.security-essen.de/impulsgeber/ 28. – 29.: Oktober Energy Forum Bei der Konferenz treffen sich WissenschaftlerInnen, ArchitektInnen, EnergiemanagerInnen und VertreterInnen der Industrie, um den nachhaltigen Gebäudebau multidisziplinär zu diskutieren und neue Strategien zu entwickeln. Ort: Brixen Ansprechperson: Marcus Rennhofer 21. – 23.10.: eCarTec Munich In den letzten Jahren hat sich die eCarTec Munich mit rund 500 Ausstellern und 12.000 Besuchern zur weltweit größten Fachmesse für den Bereich Elektro- und Hybrid-Mobilität etabliert. Ort: München Infos: www.ecartec.de/home/


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➜ SCIENTIFIC PAPER

AIT TOP JOURNAL PAPERS /// Aktuelle Forschungsergebnisse von AIT-WissenschaftlerInnen, die kürzlich in Impact-starken, renommierten internationalen Journalen publiziert wurden. /// Günter Brader, Stéphane Compant, Birgit Mitter, Friederike Trognitz, Angela Sessitsch METABOLIC POTENTIAL OF ENDOPHYTIC BACTERIA Current Opinion in Biotechnology, Volume 27, June 2014, Pages 30–37 Bakterielle Endophyten fördern das Wachstum und die Gesundheit von Pflanzen, wobei positive Wirkungen in vielen Fällen auf metabolische Interaktionen zurückzuführen sind. In letzter Zeit konnte vor allem gezeigt werden, dass Mikrosymbionten der Pflanzen eine Reihe verschiedener Metaboliten produzieren können. Diese Stoffe spielen in der Verteidigung und im Wettbewerb eine wichtige Rolle, können aber auch zur spezifischen Interaktion und Kommunikation mit der Wirtspflanze dienen. Derzeit sind nur wenige Beispiele bilateraler Metabolitenproduktion bekannt und Endophyten könnten auch die Synthese von Metaboliten in der Pflanze beeinflussen. Wir sind gerade erst dabei, diese metabolischen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Endophyten zu verstehen. Es werden noch weitere Forschungsarbeiten notwendig sein, um nützliche Pflanzen-Mikroben-Interaktionen noch effizienter zu nutzen, den Befall mit Pathogenen zu reduzieren und auch neue wirtschaftlich nutzbare bioaktive Substanzen zu entdecken.

Hochleitner, C., Graf, C. & Tscheligi, M. DO YOU ENJOY GETTING GIFTS?: KEEPING PERSONAS ALIVE THROUGH MARKETING MATERIALS. CHI '13 Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems (CHI EA '13). ACM, New York, NY, USA, 2013, Pages 2355-2358. Personas werden als Design-Tool eingesetzt, um einen starken Nutzerfokus in der Projektarbeit sicherzustellen. In dieser Fallstudie vergleichen wir sieben verschiedene Marketingmaterialien und untersuchen, inwieweit sie die Akzeptanz von Personas im Projektteam erhöhen. Bei den Marketingmaterialien handelt es sich um einen Mix aus Verbrauchsgütern (z.B. Wein oder Kuchen) und langlebigen Marketingmaterialien (z.B. Poster oder Sparbüchse). Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse sind vielversprechend und bestätigen, dass Marketingmaterialen eingesetzt werden können, um die Akzeptanz und Nutzung von Personas zu erhöhen.

Angelo Coluccia (Dipartimento di Ingegneria dell'Innovazione, University of Salento, Lecce, Italy), Fabio Ricciato (AIT Austrian Institute of Technologies, Mobility Department, Dynamic Transportation Technologies), Giuseppe Ricci (Dipartimento di Ingegneria dell'Innovazione, University of Salento, Lecce, Italy) POSITIONING BASED ON SIGNALS OF OPPORTUNITY IEEE Communications Letters, - (2014), Vol. 18, Issue: 2; 356 - 359. Dieser Beitrag präsentiert einen neuen Ansatz zur Positionsbestimmung anhand vorhandener Signale (sog. ‚signals of opportunity’), der auf Zeitmessungen zwischen Funkknoten basiert. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden ist das vorgeschlagene Modell vollständig asynchron, d.h. es kommt ohne Syn-

chronisierungsmechanismus zwischen den Knoten aus. Darüber hinaus benötigt es auch keine neue Infrastruktur, sondern beruht auf der Wiederverwendung bestehender Signale von Funkübertragungssystemen. Das vorgeschlagene Modell kann auch die ‚horizontale’ Kooperation zwischen etwaigen GPS-fähigen Nachbarknoten nutzen. In unserem Modell werden asynchrone Funkübertragungen von fixen Stationen und von mobilen GPS-fähigen Knoten zusammen genutzt, um einen Blind Node zu lokalisieren. Zu diesem Zweck wird ein WLS-Schätzer (WLS = ‚weighted least squares’) vorgeschlagen. Die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Methode wird mittels Simulationen in einem realistischen Szenario demonstriert.

Štolc, S., Huber-Mörk, R., Holländer, B., Soukup, D. DEPTH AND ALL-IN-FOCUS IMAGES OBTAINED BY MULTI-LINESCAN LIGHT-FIELD APPROACH. K. S. Niel, P. R. Bingham (Eds.), SPIE- IS&T Electronic Imaging – Image Processing: Machine Vision Applications VII (p. 16). San Francisco, CA, USA. (2014) Die Lichtfeld-Bildaufnahme bietet die Möglichkeit, Tiefeninformationen aus digitalen Bildern zu ermitteln und Bilder nachträglich rechnerisch auf unterschiedliche Schärfeebenen zu fokussieren. Dieser Beitrag, der bei der diesjährigen SPIE Electronic Imaging Conference als bestes Paper ausgezeichnet wurde, beschreibt eine kompakte Multi-Zeilenkamera auf Lichtfeldbasis mit speziell entwickelten Verarbeitungsalgorithmen, die zur Oberflächenanalyse in der industriellen Prüfung eingesetzt werden kann. Die zuverlässige Abschätzung von räumlich dichter Tiefeninformation und die rechnerische Ableitung von ‚all-in-focus’-Bildern wird anhand von virtuellen und realen Daten demonstriert. ///

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SAVE THE DATE

Forschung und Innovation at the crossroads 21. – 23.08.2014 Congress Centrum Alpbach/Tirol Informationen: www.alpbach-technologyforum.com Auskünfte: claudia.klement@ait.ac.at

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