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„Messen können eine wichtige Rolle beim Aufschwung der Wirtschaft spielen“

„Messen können eine wichtige Rolle beim Aufschwung der Wirtschaft spielen“

Der Messestandort Deutschland lockt jährlich über 180 000 Austeller und rund zehn Millionen Besucher in seine Hallen. Infolge der Corona-Pandemie wurden in diesem Jahr jedoch einige bedeutende Messen abgesagt oder verschoben – mit großen Konsequenzen für die Messegesellschaften. Viele Angestellte befinden sich in Kurzarbeit, und Reisewarnungen sowie Veranstaltungsverbote sorgen für Ungewissheit in der Branche.

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Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Bundesregierung und Bundesländer haben sich Anfang Mai darauf verständigt, dass Messen in Deutschland nicht mehr zu Großveranstaltungen wie Volksfesten zählen. Außerdem wurde beschlossen, dass die Länder „vor dem Hintergrund des jeweiligen Infektionsgeschehens und landesspezifischen Besonderheiten“ über die schrittweise Öffnung von Veranstaltungen wie Messen entscheiden.

Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft, erzählt, was diese Entscheidung für die Messegesellschaften bedeutet, und wie Messen dazu beitragen können, die Wirtschaft nach der Coronakrise wieder anzukurbeln.

Wie groß sind Ihre Hoffnungen, zu einer baldigen Wiederaufnahme und Durchführung von Messen zurückkehren zu können? Wie könnte ein Messe-Neustart aussehen?

In den letzten Wochen sind unsere Hoffnungen deutlich gestiegen, denn die Trennung von Messen als Business-Events und Großveranstaltungen mit Unterhaltungscharakter hat Bewegung ausgelöst, auch dadurch, dass jetzt die Bundesländer die Rahmenbedingungen festlegen. Aber Messen haben lange Vorlaufzeiten, die kann man nicht wiedereröffnen wie ein kleines Geschäft. Aussteller und Besucher wollen sich natürlich schnell wieder an „ihren“ Messen beteiligen, aber unter sicheren und erfolgversprechenden Rahmenbedingungen. Wir rechnen damit, dass einzelne große Messen wieder im September stattfinden können. Ein breiteres Programm wird aber wohl erst wieder im späten Herbst stattfinden.

Inwieweit können Messen dazu beitragen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln?

Messen können eine sehr wichtige Rolle beim Aufschwung der Wirtschaft spielen. Besonders durch die öffentliche, auch medienwirksame Präsentation von Innovationen, aber auch durch den Aufbau von Vertrauen als Plattform für Kooperationsverhandlungen. Außerdem können Messen eine optimistische Grundstimmung verstärken.

Welches Feedback bekommen Sie von Unternehmen?

Sehr viele Unternehmen warten dringend darauf, dass Messen wieder starten. Sie setzen große Hoffnung auf die persönlichen Kontakte zu ihren Geschäftspartnern, die ihnen zurzeit fehlen. Und natürlich geht es auch um die Erwartung direkter Geschäftsabschlüsse, gerade nach einer relativ langen Zeit des Stillstands.

Hat die Messebranche alternative digitale Konzepte als Übergangslösung in der Hinterhand?

Eine Reihe von Veranstaltern in Deutschland bietet in diesem Jahr als Alternative digitale Formate an, um zumindest einzelne Funktionen von Messen abzubilden. Aussteller und Besucher sind daran durchaus interessiert, auch weil die Veranstalter entsprechende Branchenkompetenz haben. Auf Dauer werden solche Digital-Events aber allenfalls Ergänzungsfunktionen haben, denn reale Messen transportieren eben auch Emotionen und bieten Erlebnisse mit allen Sinnen. Sie ermöglichen Medienkontakte, Personalrecruiting und vieles andere, was persönliche Kontakte erfordert.

Bisher waren Messen Orte des fachlichen Austauschs, Marktplatz für Kontakte und Impulsgeber für die Wirtschaft. Wird sich an diesem Konzept durch Covid-19 etwas ändern?

Nach Ereignissen mit den Ausmaßen dieser Pandemie wird sicherlich nicht alles wie vorher sein. Routinekontakte und -geschäfte mögen sich vielleicht stärker als bisher ins Digitale verlagern. Bei Kernfunktionen wie der Vorführung neuer Produkte, dem Aufbau neuer Kundenkontakte und der emotionalen Kundenansprache werden Messen aber weiter unschlagbar sein.

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