Bungalow statt Beton: Ökotourismus in Nordzypern Jw 2015 03 04

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ALTERNATIVES REISEN

Mittwoch, 4. März 2015, Nr. 53

Bungalow statt Beton Familiäre Basis: Im Norden Zyperns wächst die zarte Pflanze des Ă–kotourismus. Von Marcus Bauer schrieben hat sich Ibrahim Cemal. Nach vielen Jahren im Ausland kehrte er gemeinsam mit seiner englischen Frau in sein Heimatdorf BĂźyĂźkkonuk zurĂźck. ÂťWir haben uns Gedanken gemacht, wie man diese ländliche Gegend entwickeln kĂśnnteÂŤ, erinnert er sich. ÂťTourismus ist die Zukunftsperspektive fĂźr Zypern, weil es hier keinen Sektor mit Triebkraft fĂźr eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung gibt.ÂŤ NĂśtig seien alternative Angebote fĂźr Reisende, so ihre Ăœberlegung. ÂťWir haben ein perfektes Klima, und unsere Lage an der Schnittstelle dreier Kontinente â€“ Europa, Asien und Afrika â€“ ist auch exzellent. Also haben wir da angesetzt.ÂŤ

Informationen zu allen Mitgliedsbetrieben der Karpas-Ă–kotourismusvereinigung sowie zu lokalen Aktivitäten auf www.karpazekoturizm. com/en FlĂźge nach Nordzypern bietet Turkish Airlines via Istanbul www. turkishairlines.com

BILDQUELLE

Lernprozesse

PRIVAT

D Marcus Bauer – ist freiberuflicher Journalist aus dem Saarland, seine Schwerpunkte sind nachhaltiger Tourismus, Schutzgebiete und lokales Reisen; – hat ein Faible fĂźr Frankreich, den Kaukasus und fĂźr SĂźdasien; – träumt von einer Reise entlang der StilwellRoad von Assam zum See ohne Wiederkehr in Myanmar, und dann gleich weiter nach Kunming in China. Sein Tip: eine Fahrt mit dem Einbaum durch den Gauja-Nationalpark in Lettland.

ie Karpas-Halbinsel gilt als eines der letzten naturbelassenen Gebiete im Mittelmeerraum. Von 08/15-Ferienanlagen aus Beton ist dieser Landstrich im Nordosten Zyperns weitgehend verschont geblieben. Seit der Besetzung durch tĂźrkische Truppen 1974 ist ein Teil des Nordens von Zypern vom SĂźdteil abgetrennt. Die 1983 ausgerufene ÂťTĂźrkische Republik NordzypernÂŤ wird ausschlieĂ&#x;lich von Ankara anerkannt. Auch wenn die Spuren des ungelĂśsten Zypernkonfliktes im ÂťEU-SondergebietÂŤ auch auf dem Karpas weiter gegenwärtig sind: FĂźr die hier Einheimischen dreht sich ihr Le-

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ben nicht zuerst um die groĂ&#x;e Politik. Obwohl die Peninsula eine Schatzkammer der Natur ist, sind Arbeitsplätze knapp. Chancen bietet da der alternative Tourismus, mit kleinen familiengefĂźhrten UnterkĂźnften. An manchen Stellen funktioniert er schon, trägt die Verbindung von Gastfreundschaft und Natur. Hinter dem Haus hat Yusuf Gerste angebaut. ÂťVielleicht schaffe ich es, das Feld dieses Jahr zertifizieren zu lassenÂŤ, erzählt er. ÂťMeiner wäre dann der zweite mit Bioakkreditierung ausgezeichnete Betrieb. Vorausgesetzt, mir vertrocknet nicht allesÂŤ, fĂźgt er hinzu. Denn was gemeinhin als angenehm empfunden wird â€“ die fĂźr Zypern typischen milden Wintermonate â€“ kann fĂźr die Landwirte schnell zur Crux werden, wenn der Regen fast komplett ausbleibt. Auf den Bananengarten hat er deshalb gleich ganz verzichtet. Statt dessen hat er vier kleine Bungalows und ein Restaurant aufgebaut. Die Bezirksverwaltung stellte hierfĂźr einen zinsgĂźnstigen Kredit aus einem FĂśrderprogramm zur VerfĂźgung. In dessen Genuss kommen Mitglieder der Karpaz Ecotourism Association, der Yusuf vorsteht.

Kaum Lobby Yusuf macht sich Sorgen, dass man dem vermeintlichen Fortschritt zu unbedacht den Weg bereiten kĂśnnte. ÂťEs ist ein kleines Land, und es ist sinnvoll, die wenige Fläche klug geplant zu erschlieĂ&#x;enÂŤ, erläutert er. ÂťWenn die BaubehĂśrde Genehmigungen ausgibt, ohne ästhetische Aspekte zu berĂźcksichtigen, dann beeinflusst das das harmonische Erscheinungsbild der traditionellen DĂśrfer.ÂŤ Aber die Lobby derer, die ähnlich denken, ist noch schwach. Es soll schlieĂ&#x;lich aufwärtsgehen, weg vom Gestern der Agrargesellschaft. Allenthalben werden GrundstĂźcke angeboten; Zypern ist attraktiv, nicht nur traditionell fĂźr Pensionisten aus GroĂ&#x;britannien, auch fĂźr Bessergestellte aus der TĂźrkei und aus Russland. Diese zieht es eher in die Bummelpassagen der Städte, wo Rollkoffer zu Schnäppchenpreisen

darauf warten, mit billig erstandenen Alkoholika und Markenklamotten â€“ oder deren Fälschungen â€“ vollgestopft zu werden. Die wenigen alternativen Tourismusangebote wirken wie kleine Triebe an den mächtigen Stämmen des Massentourismus. 15 Mitglieder hat die 2007 ins Leben gerufene Karpas-Ă–kotourismusvereinigung bis dato, alles kleine Familienbetriebe mit einer Handvoll Bungalows. So wie der von Yusuf, dessen Mutter es sich nicht nehmen lässt, ihren Sohn abends in der KĂźche zu unterstĂźtzen. ÂťDabei hätte sie es längst verdient, sich zur Ruhe zu setzenÂŤ, sagt er. ÂťSie hat im Leben schon genug gearbeitet.ÂŤ Offen bleibt, ob er sie aus Respekt vor dem Alter aus der KĂźche verbannen mĂśchte oder um sich von der mĂźtterlichen Kontrolle Ăźber den KochlĂśffel zu emanzipieren. Schon lange dem Ă–kotourismus ver-

Ibrahim richtete auf seinem Hof ein paar Zimmer fĂźr Gäste her und legte dabei Wert darauf, mĂśglichst viel von der traditionellen Bauweise zu erhalten. Als die Besucher dann kamen, nahm er sie einfach mit: zum HĂźhnerfĂźttern, zum GemĂźseschnippeln, zum gemeinsamen Essen. Und weil ihm die Ăźberlieferte Handwerkskunst am Herzen lag, begann er, Kurse anzubieten. ÂťWir konnten so wieder ein Bewusstsein schaffen fĂźr unser lokales Kulturerbe, nicht nur bei den Gästen, sondern auch bei den Einheimischen. Die haben schnell gemerkt, dass Althergebrachtes und regionale Spezialitäten nicht weniger attraktiv sind als die sogenannten modernen ErrungenschaftenÂŤ, erzählt er, während wir in seiner KĂźche GemĂźsesuppe mit selbstgebackenem Brot verzehren. Dazu gibt es frisch zubereitete Zitronenlimonade. Auch, wenn er selbst keine Zimmer mehr vermietet â€“ die Gastfreundschaft ist geblieben. Besucher schickt er zu einer der anderen Familien, die, seinem Beispiel folgend, mittlerweile UnterkĂźnfte im Dorf erĂśffnet haben. Auch dort stehen hausgemachter Käse und handgerollte Nudeln auf dem Tisch. Der Funken scheint â€“ wenn auch nicht auf dem ganzen Karpas, so doch zumindest an einigen Stellen â€“ Ăźbergesprungen zu sein. Beim jährlichen Ă–kotourismusfestival, wenn sich die Tische unter den regionalen Spezialitäten biegen, herrscht regelmäĂ&#x;ig Parkplatzmangel.

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