FORMAT #5 - Über dem Tellerrand

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Ăœber Format


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Editorial

Sie halten die fünfte Ausgabe von FORMAT in Händen. Ein kleines, erfolgreiches, vorbildhaftes Stück Hochschulgeschichte, in dem die Macherinnen und Macher ihren Weg gegangen sind, Neuland betreten haben, dabei beständig an Profil gewonnen haben und mit FORMAT eine wichtige Brücke für die Hochschule, die Studierenden, die interessierten Bewerberinnen und Bewerber und die Öffentlichkeit geschaffen haben. Zu dieser Tradition gratuliere ich FORMAT. Und wünsche dem Magazin eine erfolgreiche Zukunft. „Ein schönes Autodesign, ein atemberaubendes Kleid - das ist Stil, aber der betrifft nur die Ästhetik. Kreativität und echtes Design dagegen haben die Kraft, die Dinge grundlegend zu verändern. Es ist fundamental und bedeutet, dass man die Dinge, die man hat, so kombiniert, dass man die Dinge und Werte erreicht, die man will.“ Das sagt Edward de Bono, Psychologe und Denkforscher in brand eins 11/2009. Was also war für die stets am Puls der Zeit agierende Redaktion von Format naheliegender, als sich mit dem aktuell gewählten Schwerpunktthema „über dem Tellerrand“ zu beschäftigen? Denn: Wer morgen noch dabei sein will, tut gut daran, aus eingefahrenen Denkbahnen auszubrechen. Und gerade auch Designerinnen und Designer stehen vor der schwierigen Aufgabe, Neues zu denken, ohne den Ausgangspunkt aus den Augen zu verlieren: Nämlich, dass ihr Auftraggeber vor allem der Mensch ist, der den Nutzen dessen haben soll, was sie entwickeln und entwerfen. Es ist nicht unbedingt leicht und schon gar nicht bequem, über den eigenen Horizont hinaus zu wachsen, denn das verlangt zwangsläufig die Aufgabe angenehmer Routinen und Abläufe, lieb gewordener Standards und Gewohnheiten. Und außerdem sind Fragen immer auch Zweifel daran, ob das Bestehende tatsächlich ein so uneingeschränktes und unveränderliches Existenzrecht hat, oder ob nicht neue Fragestellungen neue Antworten erfordern. Wer Fehler um jeden Preis vermeiden will, bleibt am besten auf vertrauter Strecke. Wer Neues sucht, muss experimentieren, probieren, ausbrechen. Auch wenn mal was danebengeht. Aus Fehlern werden Fragen, aus Fragen wird Veränderung. Das ist der Sinn des Nachdenkens und des Experiments. In der aktuellen Ausgabe des Zeit Magazins Wissen (3/10) werden 15 Lösungsmodelle und Erfindungen, die die Welt verändern werden, vorgestellt – unter anderem: der Bauernhof im Hochhaus, Nachwachsende Organe für Transplantationen, das In-vitroSteak aus Stammzellen gezüchtet, Sonnenfeuer auf Erden zur Lösung der Energieprobleme, der elektronische Simultanübersetzer, Nanofood, eine Pille zur Verbesserung des Sozialverhaltens, Vernetzte Zeitungen, Vollkörper-Videospiele, Sonnenfängerfarbe statt Solarpaneelen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie keine Hirngespinste sind, sondern Visionen, an deren Umsetzung schon jetzt Forscher und Ingenieure arbeiten. In jedem Fall Ideen mit Potenzial, und doch, am Anfang ihrer Entwicklung, einfach nur unglaublich, phantastisch oder auch einfach lächerlich. Zu früh, zu quer. Oder einfach zu weit vorn? So geht das oft, wenn einer denkt, was andere in ihrem Denken aufrüttelt und in Frage stellt. „Wer nur den Hammer kennt, für den ist jedes Problem ein Nagel“, dieser Ausspruch, der unter anderem auch Paul Watzlawick zugeschrieben wird, verdeutlicht die Skepsis die dem Vor- und Querdenken entgegengebracht wird und den Sinn des Erwerbs von Wissen und seiner Anwendung gleichermaßen. Ich wünsche mir, dass die Hochschule unseren Studierenden einen ganzen Werkzeugkasten mitgibt, aus dem sie sich bedienen können, wenn sie etwas Neues schaffen. Cristina Salerno, Rektorin


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Über Format

Inhalt

Über Format

Vollformat Heftthema Nummer Fünf: Über dem Tellerrand

3 Editorial 4 Inhalt 70 Impressum

7 Recycling Design Die etwas andere Müllverwertung 10 Performance Hotel Zimmer frei für Kunst 14 ISO 668 Das Modulsystem im Portrait 16 Allein daheim? – Coworking! Vom Teilen des Arbeitsplatzes 20 Das Richtige vom Falschen Im Sperrgebiet der Fehler 22 Die Jugend von Heute Auf der Suche nach den verlorenen Träumen 26 Stepping outside the safe Problem seeking through generative design research 28 Promotion im Design Design als Wissenschaft von morgen 72 Translation


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Sonderformat Alles, was nicht in das Raster passt.

In Formation Einblicke in aktuelle Studentenprojekte der HfG Schwäbisch Gmünd

32 Bilderflut Gmünder Studenten fotografieren

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Interaktives Ausstellungsexponat Subraum Music Of The Spheres Zwischen den Dingen Stammplatz, jahrelang Phonetik Phonologie Das Pixel Des Pudels Kern SYMBIO+light a bendable light Heizkörper Joules Produktindividualisierung BOX – Möbelsystem to go


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Vollformat, Heftthema Nummer Fünf: „Über dem Tellerrand“


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Recycling Design Artikel Jasmin Weinmann Bilder Philip Fürstenhöfer, Matthias Borowski

Vom Schrottplatz in den Loft: Not macht erfinderisch – die etwas andere Müllverwertung.


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Bachelorarbeiten der Studenten Philip Fürstenhöfer, p.fuerstenhoefer@gmail.com und Matthias Borowski, borowski.matthias@gmail.com

Die Konsum- und Wegwerfgesellschaft in den westlichen Industrienationen stellt für Mensch und Umwelt zunehmend ein Problem dar. Es ist eine große Herausforderung, die stetig steigende Gütererzeugung und den Schutz der endlich vorhandenen Umweltressourcen in Einklang zu bringen. Daher wird Recycling zukünftig immer wichtiger. Darunter versteht man heutzutage nicht mehr nur die rein pragmatische Wiederverwertung gebrauchter Materialien, sondern weckt indessen auch die Kreativität der Designer. Inzwischen hat sich in der Gestaltungsbranche rund um das Thema Recycling Design eine eigene Stilrichtung entwickelt. Die Verwandlung von Sperrmüll zu Gebrauchsgegenständen zieht einen Preisaufschlag mit sich. Die Kosten orientieren sich am Arbeitsaufwand und/ oder der Idee, die dahinter steckt. Materialien, die bis jetzt noch für alle zugänglich sind, werden verarbeitet nur noch Luxusgüter sein, die sich nicht mehr jeder leisten kann. Kann das wirklich ein Ziel von Recycling sein? Man könnte davon ausgehen, dass der Trend des „Do-it-

yourself“ ein Resultat dieser Wiederverarbeitung ist. Die heimische Herstellung ist auch eine Gegenbewegung zur Produktion im Ausland und tritt somit gegen die Billigmöbelhäuser und deren einheitliches Design an. Ich halte es für eine prägnante Phase, in welcher wir unbedingt unsere oftmals verschwenderische Lebensweise überwachen sollten. Zwei Organisationen, die sich mit dem Thema Wiederverwertung ausreinandersetzen, sind der Herforder Arbeitskreis Recycling e.V. (AKR) und Drap Art in Barcelona. Und sie könnten gegensätzlicher kaum sein. Der Herforder Arbeitskreis Recycling e.V. (AKR) wurde 1984 gegründet und präsentiert sich als gemeinnütziger, selbstständiger und unabhängiger Verein. Das Konzept „Aus Alt mach… Arbeit“ verschafft Langzeitarbeitslosen die Chance an einem Qualifizierungsprojekt teilzunehmen. Unter Aufsicht von Oliver Schübbe (OS2-Designgroup) werden in Werkstätten alte Möbel, ausrangierte Kleidung sowie unzähliger Schrott zu neuen Möbeln


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verarbeitet. Die Aufgabe ist es, den verborgenen Sinn weggeworfener Dinge zu entdecken und diesen neu zu interpretieren. Von der Recyclingbörse Herford werden Kleider und Stoffspenden gestellt, sodass eine Vielfalt an Farben und Materialien geboten ist. Eine perfekte Grundlage, um sich auszutoben und den Charakter des Werkstoffes zu erfassen und umzusetzen. Seit seiner Gründung steht der AKR in ständigem Dialog mit Kunst und Kultur und führte 2007 selbst den Recycling Design Preis ein. Der Wettbwerb findet jährlich statt, um den Gedanken der Wiederverwendung zu verbreiten. Die Realisierung eines eingereichten Modells wird unter den Gesichtspunkten Gestaltungsqualität, Realisierbarkeit, beispielsweise in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, sowie nach dem Gebrauchswert bemessen. Außerdem sind Neuartigkeit, Zukunftspotential und Umweltverträglichkeit wichtige Bewertungskriterien. Analog hierzu ist der Grundgedanke des Bauhauses, welcher der Zusammenarbeit von Handwerk, Technik und Kunst entspringt. Darüber hinaus erreicht der Gestaltungsleitsatz „Form follows Function“ zwar noch seine Gültigkeit, doch könnte man in diesem Fall schon fast von „Product follows Product“ sprechen. Die primäre Aufgabenstellung ist wie schon erwähnt die Schonung der endlichen Ressourcen und legt eine umweltfreundliche Intension zugrunde. Good Design is „environmentally friendly“ – so Dieter Rams in einem Interview. Bekanntlich bringt es nichts, die Folgen eines Problems zu bekämpfen, ohne etwas gegen deren Ursprung zu unternehmen. Deswegen ist meiner Meinung nach Wiederverwertung zwar die Lösung einer Folge, jedoch nicht die des Ursprunges. „Neue Blickwinkel“ ist einer der Zielsätze, auf welchem die Non-Profit-Organisation „Drap Art“ basiert. Aus dem katalanischen Wort für Lumpensammler („Drapaire“) entwickelte sich der Name der Organisation. Die Produkte leidenschaftlicher Second-Handler und Recycler werden in künstlerischem Raum gezeigt, was dem ursprünglichen Sinn des Wiederverwertens entgegenstrebt. Nach der Gründung 1995 gab es einige Veranstaltungen, wie Festivals, Ausstellungen und Workshops, die an unterschiedlichen Standorten stattfanden. Unter diesem Aspekt wurden andere Städte in Europa, wie auch weltweit, inspiriert, das Prinzip der Recyclingkunst umzusetzen. Seit 2004 hat Drap Art seinen eigenen Standort in einer alten Kohlefabrik in Barcelona, in der seither das Drap Art Festival stattfindet. Diese und andere derartige Veranstaltungen sind ein guter Anfang, um die Menschen daran zu gewöhnen, mit Dingen anders umzugehen und sie

dementsprechend auf andere Weise wahrzunehmen. Es ist zwar nur ein kleiner, für viele unbedeutender Schritt, doch allemal ein Schritt in die richtige Richtung. Im Sinne Dieter Rams sind unspektakuläre Dinge entscheidend für die Zukunft. Nichtsdestotrotz bringt uns ein Stuhl aus Zeitungen auf Dauer nicht weiter, was die Umweltschonung betrifft. Folglich begünstigt Recycling dieses Problem, doch es werden drastischere Maßnahmen folgen müssen, um eine echte Lösung zu finden. Da diese weltweit bekannten Organisationen ohnehin schon eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich ziehen, möchte ich in diesem Artikel noch ein Projekt der Hochschule für Gestaltung näher beleuchten. Die beiden Produktdesign-Studenten Philip Fürstenhöfer und Matthias Borowski haben ihre Bachelorarbeit auf dieses Thema ausgerichtet. Der Grundgedanke „Müll ist das falsche Material

Die Aufgabe ist es, den verborgenen Sinn weggeworfener Dinge zu entdecken und diesen neu zu interpretieren. zur falschen Zeit am falschen Ort“ soll die richtige Verwertung gebrauchter Gegenstände verdeutlichen. Diese Aufteilung in besagte Teilgebiete Material, Zeit und Ort zeigt die sich überschneidenden Bereiche und vereinfacht das Gesamtverständnis des Recycling Designs. Es beginnt nun die Umsetzung der vorliegenden Materialien in einen Gebrauchsgegenstand, welcher möglichst viele Personengruppen ansprechen soll. Module, aus Filz hergestellt, sollen einen alten Gegenstand verhüllen. Die dabei entstehenden „Löcher“ heben bestimmte Teile hervor und bieten somit einen abstrahierten Blick. Abschnitte von Endlosbändern eines Industrieunternehmens bilden die Hülle des bequemen Filzhockers. Im Inneren befinden sich dickere Filzreste, welche für die richtige Erscheinung zuständig sind. Heißprägefolie wird nur einmal genutzt um ein Logo oder etwas derartiges zu prägen. Der Überschuss wird normalerweise thermisch entsorgt, also verbrannt. Die beiden Recycler haben sich jedoch mit dem Material auseinandergesetzt und herausgefunden, dass es sehr reißfest ist. Es folgte die Idee, eine Schnur daraus zu fertigen. Diese dient in einem Projekt als Befestigung innerhalb einer Tischkonstruktion. Was nun den Charakter eines hochwertigen Drahtes besitzt, wurde aus Müll entworfen.


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Vollformat Performance Hotel


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Performance Hotel Text und Bilder Anna Baranzew, Nicole Gauch

„Jeder Mensch ist ein Künstler“, lautet die bekannte Aussage von Joseph Beuys. So einfach und primitiv ist das allerdings nicht, weist uns Susanne Jakob, Dozentin der ABK Stuttgart, zurecht. Denn worauf es ankommt, ist der meist vernachlässigte Zusatz: „Wenn man denkt und handelt wie ein Künstler.“

Matratze: 10 Euro. Liege: 8 Euro. Schlafsack: 3 Euro. Boden: 50 Cent – Performance: kostenlos. Eine seltsame Anmutung hatten die handgeschriebenen Zeilen auf einer alten, ausgehangenen, weiß gestrichenen Türe, welche an der eindrucksvoll tapezierten Fassade des Gebäude Nr. 22 im Stuttgarter Osten lehnte. Performances mitten auf der Gablenberger Hauptstraße gehörten ein ganzes Jahr zum täglichen Geschehen. Die Nachbarn wunderten sich längst nicht mehr über das seltsame Treiben in dem ehemaligen Weingärtnerhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert. Im Rahmen des Stadtteilprojekts „DISTRICT_OST“ eröffnete der koreanische Performancekünstler Byung Chul Kim am 25. Juni 2009 das erste Hotel dieser Art. Das Performance Hotel bot eine Schnittstelle für unterschiedliche Handlungs- und Kunstformen. Jedermann war dazu eingeladen Teil des Projekts zu werden. Zum einen konnte man die Chance ergreifen, im öffentlichen Raum sein Können anhand einer Performance zur Schau zu stellen, zum anderen dadurch eine persönliche Botschaft vermitteln. Eine Zielgruppe gab es nicht. So waren es nicht nur, wie ursprünglich vermutet, Kulturinteressierte und Kunststudenten, die hier übernachteten, sondern auch Gruppen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Geselschaft. „Die Preise für eine Übernachtung sind abhängig von meiner persönlichen Tageslaune“, lachte Byung

Chul Kim, der „Hoteldirektor“ des Performance Hotels. Wer jedoch umsonst ein Dach über dem Kopf haben wollte, konnte einen Tauschhandel eingehen, als Gegenleistung eine performative Leistung zeigen und sich somit eine kostenlose Nächtigung erarbeiten, Frühstück inklusive. Ob die Darbietung originell war oder nicht, war dabei nicht ausschlaggebend. „Jeder macht das, was er am besten kann“, so Susanne Jakob. Man könnte behaupten, das Performance Hotel hatte all das, was auch ein gewöhnliches Hotel bietet. Sogar einen Wellnessbereich, der mit einem Hauch von Ironie über eine alte verrostete Badewanne im verwucherten Garten des Hotels definiert wurde. Wer auf eine luxuriöse Übernachtung hoffte, der war hier falsch. Hier galten andere Werte. Die Idee für das Projekt des Studenten der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Byung Chul Kim, stammt aus der Zeit, als er selbst als Globetrotter in Metropolen wie New York und Paris unterwegs war. „Ich war immer schon Perfomancekünstler“, gab er preis. Eine wichtige Inspirationsquelle für ihn ist der Alltag. „Leben ist Kunst“, sagte Byung Chul. So ist es nicht verwunderlich, dass er bereits extreme Lebensweisen erprobte und einige Zeit mit Obdachlosen in New York hauste. Angst hatte er keine. „Die sind ganz nett“, erklärte er lachend. Ursprünglich stand hinter dem ehemaligen Weingärtnerhaus ein vollkommen anderes


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Vollformat Zimmer frei für Kunst

Lena Lieselotte Schusters präsentiert ihre Anti-Depressionsmachine

Konzept. Es wurde einem Gemeinschaftsprojekt der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Hochschule der Bildenden Künste Saarbrücken als Basislager für die Studenten zugeteilt, die diese Räume für die Koordination ihrer Projekte nutzten. Ziel war es, die Theorie in die experimentelle Praxis umzusetzen. „Denn das ist in der Kunst und Gestaltung von essentieller Bedeutung”, begründete Susanne Jakob. Die Wahl der Location fiel auf den Osten der Landeshauptstadt Baden-Württembergs, in dem bisher weniger Kultur stattfindet wie in der Mitte Stuttgarts. Man hatte sich ein Forschungsfeld, das Susanne Jakob als „Terrain Inkognita“ bezeichnet, gezielt definiert, um wegzukommen vom politischen und kulturellen Machtzentrum Stuttgarts und dadurch die Kunst in einen anderen Stadtteil zu verlagern. Was den Osten für das Projekt so interessant machte, sei die gut durchmischte Gesellschaftsstruktur, in der viele Menschen mit Migrationshintergrund anzutreffen sind. Hier stößt der eher ärmere auf einen gut bürgerlichen Teil der Gesellschaft. Nach einem herzlichen Willkommen von Byung Chul Kim betraten wir das skurril wirkende Gebäude. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Schaufensterräume, die als Aktionsfläche für Performances dienten. Jeder Passant, der das Hotel passierte, bekam somit einen Einblick in die außergewöhnlichen Handlungen, die hier stattfanden. Eine steile,

schon fast düster wirkende Treppe führte uns in den Wohnbereich des Hotels. Es gab insgesamt drei Schlafzimmer, in denen sich bis zu 20 Besucher niederlassen konnten. Das Hotel hatte sogar eine kleine Bibliothek zu bieten für diejenigen, die nicht einschlafen konnten. Auf derselben Ebene befand sich auch die Küche und das Bad, die den Be-

Wie viel ist ein Kunstwerk wert? Was ist eine temporäre Performance wert? suchern frei zur Verfügung standen und gleichzeitig für eine kleine Koch-Performance Gelegenheit boten. Beim Rundgang durch das Haus stieß man immer wieder auf Vermächtnisse ehemaliger Hotelbesucher, die das Haus zu einem einzigen Kunstwerk mutieren ließen. Byung Chul Kim selbst hatte sein Lager im Dachgeschoss aufgeschlagen, schließlich musste er als Hoteldirektor immer anzutreffen sein. Kurz nach Ankunft im Hotel wurden auch wir dazu eingeladen Teil einer Performance zu werden. Lena Liselotte Schuster, freie Künstlerin und Absolventin der HBK Saar, wollte mit ihrem Beitrag der Anti-Depressionsmaschine der künstlichen


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Oder wie Byung Chul Kim mit wenigen Worten sagen würde: „Geld ist gut, aber langweilig.“

Spaßgesellschaft entgegenwirken. Ihr Hang zu kitschigen Sachen setzte sie gekonnt in ihrer Idee um. Inmitten einem mit Konfetti bedeckten Boden stand ein überdimensionaler Sauger, der demjenigen, der sich auf den unter der Installation angebrachten Stuhl setzte, die Möglichkeit gab, den Tag mit einer Konfetti-Dusche zu zelebrieren, und somit seiner depressiven Stimmung zu entfliehen. Als Erweiterung des Performance-Begriffs verstand sie es, nicht den Künstler in den Vordergrund zu stellen, sondern das verwendete Objekt. Dokumentiert wurden die einzelnen Performances auf einer Internetseite, um allen einen freien Zugang zu verschaffen. Susanne Jakob und Byung Chul Kim sind sich einig. Die eindrucksvollste Performance, die ihnen im Gedächtnis geblieben ist, war die Geld-Ess-Aktion von Judith Stepina, die sich in der Küche ein Sandwich mit Geldscheinen belegte und aufaß. Diese künstlerische Handlung spiegelt am besten die Botschaft des Projektes wieder. Oder wie Byung Chul Kim mit wenigen Worten sagen würde: „Geld ist gut, aber langweilig.“ Es ging darum, den Geldkreislauf zu brechen und ein anderes Modell gegen die Geldwirtschaft zu setzen – und das ist der Tauschhandel. Die Übernachtungskosten von 5-15 Euro waren nur eine Farce, ein Spiel, und das bringt ein Thema zu Tage, was in der Kunst immer latent ist: Wie viel ist ein Kunstwerk wert?

Was ist eine temporäre Performance wert? Hier wird Kapital anders definiert. Kultur ist Kapital. Kapital, das man mit Geld nicht aufwiegen kann und genau das wurde laut Susanne Jakob im Performance Hotel produziert. Am 12. Juli 2010 schloss das Performance Hotel seine Pforten für immer. Ein neues Projekt mit ähnlichem Konzept gibt es bereits. Seit Juni fährt der Performance Express des koreanischen Künstlers. Anders als beim Performance Hotel will Byung Chul Kim eine erhöhte Aufmerksamkeit erzeugen, die durch das enge Beisammensein unterschiedlicher Menschen in einem Zug ausgelöst wird. Auch bei diesem Projekt soll eine andere Ökonomie produziert werden. So erfolgt die Vergabe der begrenzten Tickets für die Zugfahrten entweder für einen geringen Preis oder eben gegen eine performative Leistung. Hin- und Rückfahrt: 30 € pro Person. Ermäßigung für Schüler, Studenten: 20 €. Langweilige Performance: 15 €. Normale Performance: 8 €. Lustige Performance: 0 €. Gute Performance: 0 €.


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Vollformat Das Modulsystem im Portrait

ISO 668 Text und Bild Lukas Tauss

Es gibt fast nichts, was nicht in diese Metallkisten passt. Definiert als eine Box, die einen nutzbaren Leerraum umfasst und eine Abgrenzung vom Innen- und Außenraum schafft. Geometrisch ein sechseckiger Quader mit mindestens einer Öffnung. Die international standardisierten Abmessungen für Frachtcontainer bilden die Grundlage für die Maßordnung für Baucontainer.

Die Konstruktion des Containers ist ein Zusammenspiel von Rahmen, meistens tragend, und einer Füllung. Die sowohl statische Lasten durch Eigengewicht und Beladung als auch dynamischen Lasten durch Transport und Montage müssen berücksichtigt werden. Durch Transportvorrichtungen in allen acht Ecken werden Lasten abgetragen und Container zu einem Tragesystem zusammen gefügt. Der Container wurde ursprünglich als Warenbehälter konzipiert, der Gegenstände sicher von A nach B transportiert. Er wird aber immer häufiger in der Architektur als Raummodul verwendet und das natürlich zu recht. Der Container steht für ein universell einsetzbares Baumodul und verkörpert, wie kein anders Modul, Mobilität. Die Bandbreite reicht von funktionellen Zweckbauten bis hin zu anspruchsvollen architektonischen Sonderlösungen.Man unterscheidet zwischen Frachtcontainern, Baucontainern und Modulrahmen. In zwei Aspekten ist der Frachtcontainer für die Architektur sehr interessant. Die charakteristische Gestalt der Container und die handfesten Vorteile

wie Vorfertigung, Mobilität, Modularität und globale Verfügbarkeit. Jedoch erfüllen sie keine grundlegenden bauphysikalischen Anforderungen wie Wärmeschutz, Schall- und Brandschutz, sowie Tageslichtversorgung. Die Raumhöhe im Innenraum ist ausreichend für einen aufrechten Gang. Oft wird der Frachtcontainer in seiner ursprünglichen Form beibehalten und das Nutzungskonzept darauf abgestimmt, meistens nur als Tragwerk, Werbeträger oder Kunstobjekt. Die Aufrüstung von nachträglich angebrachten Maßnahmen ist verhältnismäßig aufwändig. Serienmäßige Containertypen sind nach der der ISO-Norm (International Standards Organisation) in der Höhe, Breite und Länge definiert. Die Qualität des Containers zeichnet sich unter anderem durch sein Eigengewicht aus. Dieser ist für die Verwendung in der Architektur meist stark überdimensioniert. Frachtcontainer sind in ihrem alltäglichen Einsatz extrem hohen Beanspruchungen ausgestzt. Die Idee der Standardisierung und Rationalisierung von Frachtcontainern wurde auf ein Baumodul


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Es gibt fast nichts, was nicht in diese Metallkisten passt.

übertragen. Das Ergebnis ist der Baucontainer, ein vorgefertigtes Raumzellenmodul, ein Massenprodukt. Der Baucontainer wird mit einem Vorfertigungsgrad von bis zu 100 % produziert und besitzt gewisse baukonstruktive Anforderungen. Neben tragenden Stahlkonstruktionen erfüllt der Baucontainern einen mittleren Standart an Wärme-, Brand-, und Schallschutz. Die einzelnen Bauelemente können beliebig in der Fläche, jedoch maximal drei- bis vierstöckig in die Höhe addiert werden. Der Einsatzzweck von Baucontainern beschränkt sich meist auf reine Funktionsbauten, die ein Provisorium auf Zeit bieten. Die Nutzung beeinflusst maßgebend die Art der Ausführung und damit die architektonische Gestalt. Der geringe Kostenaufwand spielt ebenso eine entscheidende Rolle wie die geplante Standdauer, die mit der Nutzung in direkter Verbindung steht. Der Container tritt dann nicht mehr als Massenprodukt in Erscheinung, sondern als ein Unikat, individuell einzigartig und unverwechselbar. Die Lebensdauer beträgt circa 15 Jahre. Ausrangierte Container werden an Schwel-

lenländer verkauft, beziehungsweise in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt. Der Baucontainer erfüllt im Gegensatz zum Frachtcontainer erst durch die bauliche Nutzung seine eigentliche Funktion. Durch die Modularität ist eine ständige Erweiterbarkeit im System möglich. So kann flexibel und kurzfristig auf Platzmangel reagiert werden. Der Container ist nach Ablauf der Standzeit demontierbar, wodurch eine Wiederverwertbarkeit gegeben ist. Die Transportfähigkeit macht den Container zum mobilen Element. Der Transport erfolgt dank der standardisierten Plattform per Straße, Bahn oder Schiff. Durch die Addition der einzelnen Einraummodule verwandelt sich der Container zu einem flexiblen Mehrraumsystem. Eine gute Hochschule verträgt einen Ortswechsel und schafft im Idealfall frischen Wind in die gewohnten Strukturen. Der Alltag wird nicht automatisch so weiter laufen wie bisher. Wir alle werden zu Helden des Alltags. Es gibt Veränderungen und Erneuerungen, gute und sehr gute. Wenn wir ganz ehrlich sind, dann ist fast alles so wie im alten Gebäude – nur eben mit Containern.


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Vollformat Vom Teilen des Arbeitsplatzes

Allein daheim? Coworking! Text Anna-Sophie Helleisz Illustration Hanna Wenzel


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Ein altes Gebäude in Stuttgart gleich beim Hauptbahnhof um die Ecke. Strahlendblauer Himmel. Vor dem Gebäude sitzt eine Gruppe Jugendlicher auf der Treppe und raucht. Ein großer Eingang, der voller Konzertplakate und Wegweisern ist. Der Blick fällt in den riesigen Innenhof mit Tümpel, viel Grün und einer Bühne für Konzerte. Gerade wird eine Bar aufgebaut. Wie sich später herausstellt, Public Viewing für die WM. An diesem Ort zu arbeiten kommt wohl den Idealvorstellungen vieler sehr nahe. Wir waren nahezu sprachlos.

Wir befinden uns in der Heilbronnerstraße 7, dem Gründerzentrum H7. Hier können sich junge Unternehmer für wenig Geld einmieten und ihre Geschäftsideen verwirklichen. Wir gehen durch das riesige Gebäude und sind fasziniert von der Vielfalt an verschiedenen Firmen. Eine Frau sitzt in ihrem mit Liebe zum Detail eingerichteten Raum, der gleichzeitig Büro und Werkstatt darstellt. Sie hat in Pforzheim Schmuckdesign studiert. Seit drei Jahren entwirft und produziert sie unter dem Namen „Fingerglück“ Ringe. Fasziniert sind wir von der aktuellen Kollektion: Ringe, die sie aus Alu-Schokoladenpapierchen gelb-roter Marienkäfern fertigt. In einem anderen Flur steht ein Schild mit „Kaffee 1 Euro“. Hinter der Türe befindet sich das Künstlerfachgeschäft für Grafittizubehör „High & Mighty“. Umgeben von unzähligen Spraydosen, Copics, Skizzenbücher und anderem „Stuff“ kann man seinen Kaffee genießen und sich von der Kunst beeindrucken lassen. Zwei Türen weiter machen im Moment zwei Jungs der „Show & Eventagentur für darstellende BMX-Kunst“ ihren Shop auf. Sie stellen ein BMX und Klamottenständer vor die Tür. Was wir suchen, fragt man uns im Flur. Wir werden in den zweiten Stock geschickt und finden dort die Räumlichkeiten von „Coworking0711“. Mitten in Stuttgart, direkt gegenüber vom Bahnhof, entwickelt sich die neue Arbeitsform Coworking.


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Diese kommt aus den USA und heißt „zusammen arbeiten“. Viele Selbstständige empfinden ihre Freiheit zwar als angenehm, können sich aber nur schwer zum Arbeiten motivieren und sind ständig von der Hausarbeit oder anderen Dingen abgelenkt. Sie brauchen viel Selbstdisziplin. Für jemanden,der diese nicht hat, stellt Coworking eine effektive Arbeitsweise dar. Jeder kann sich einen Schreibtisch im Großraumbüro mieten, sich somit ein eigenes Büro ersparen und noch viel besser: Man ist nicht alleine und bekommt neuen Input von den anderen „Usern“. Es besteht die Möglichkeit zum Austausch und Netzwerken. Durch häufige und intensive Gespräche unter Kollegen entsteht nachweislich mehr kreatives Potential. Hat man leistungsstärkere Bürokollegen, kommt einem zusätzlich der Peer-Effekt zu gute. Schon durch die bloße Anwesenheit von viel arbeitenden Kollegen werden die Schwächeren mitgezogen und arbeiten produktiver. Um als Existenzgründer überzeugender zu wirken kann man sich Briefkästen mit der Büroadresse mieten, anstatt eine private Adresse anzugeben. Das wirkt auch bei anstehendem Kundenbesuch repräsentativer. Coworking wird von Arbeitsmarktexperten als die Zukunft der Selbständigkeit gesehen. Es entstand durch die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, wo es immer mehr Selbständige gibt, die für unterschiedliche Auftraggeber tätig sind. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) gab es im Jahr 2009 rund 410.000 Existenzgründungen. Das ist gegenüber dem Jahr 2008 ein Anstieg um drei Prozent. Viele Freelancer vermissen einen geregelten Arbeitsrhythmus. Beim Coworking gibt es feste Öffnungszeiten, an die man sich halten muss. Vor allem wer Schwierigkeiten hat, irgendwann

Vollformat Vom Teilen des Arbeitsplatzes

Feierabend zu machen, bekommt automatisch eine vernünftige „Work-Life-Balance“. Um 18 Uhr schließen die meisten Büros. Dann können die User ihren Arbeitsalltag hinter sich lassen und ihre Freizeit besser genießen. Viele der hier anzutreffenden Leute arbeiteten vorher jahrelang im „Home Office“. So auch Harald, einer der Gründer des „Coworking Spaces“ in Stuttgart. Als TYPO3Programmierer war er fünf Jahre selbstständig von zu Hause aus tätig. Vor zwei Jahren ist er auf Coworking aufmerksam geworden. Als er letzten Juni auf hallenprojekt.de, einem Verzeichnis für Coworking-Orte, die Entwicklung von Coworking in Berlin und anderen Großstädten in Deutschland verfolgte, weckte dies seinen Wunsch, es auch in Stuttgart zu verwirklichen. In seinem Bekanntenkreis bekam er für die Idee positives Feedback. Über einen Blog und Twitter versuchte er weitere Leute zu erreichen und ab Juli gab es regelmäßige Treffen. Letztlich fand er im September in Felicia seine Gründungspartnerin. Ende November stellten sie die Idee auf dem zweitägigen „CoWorkingCamp“ vor und erhielten Unterstützung von der Wirtschaftsförderung Stadt Stuttgart. Dann ging alles ganz schnell und schon am ersten März diesen Jahres konnten sie starten. „Werden denn hier meine Ideen nicht geklaut?“, ist die anfängliche Skepsis Vieler. Ganz im Gegenteil, vielmehr profitiere man von den


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Anderen und darf auf Synergieeffekte hoffen, meint Eva, die ein paarmal in der Woche kommt. Sie hat in Amsterdam Politik studiert und jetzt über Umwege eine Singlevermittlung glecks.de gegründet. Sollte sich die Idee als Flop erweisen, ist sie ungebunden und keinem festen Mietverhältnis verpflichtet. Gerade am Anfang, wenn man unregelmäßige Einnahmen hat, ist es eine erleichternde Lösung. Außerdem treffen Leute aus unterschiedlichen Berufsfeldern zusammen. Dadurch entsteht kein Streit um Kunden und man kann sich gegenseitig Aufträge zukommen lassen oder untereinander Hilfestellungen geben. Julia schreibt gerade ihre Masterarbeit. Sie sei froh über die Gesellschaft und zu Hause werde sie von so vielen anderen Dingen abgelenkt. Sie kommt jeden Tag und ist eine „Full“-Nutzerin, was bedeutet, dass sie 239 Euro im Monat bezahlt. Dafür hat sie einen festen Platz und ein Regal, wo sie abends alles liegen lassen kann, um am nächsten Tag sofort durchzustarten. Fünf Tage die Woche, von 9 bis 18 Uhr, schon ab 15 Euro pro Tag, bekommt man einen Schreibtisch inklusive WLAN und Fair-Use von Druckern, Scannern, Kopierern, Kaffee und Getränken. Je öfter man kommt, desto günstiger wird der umgerechnete Tagespreis. Es gibt Schließfächer und eine Lounge mit Küche. Häufig finden gemeinsame Veranstaltungen, Workshops und Diskussionsrunden im Büro von „Coworking0711“ statt. Das ist ein

Anfang! Gibt es dann mehr Bedarf, muss man nach etwas anderem schauen. In Zukunft soll das Angebot optimiert werden. Wichtig wäre die Möglichkeit zur Kinderbetreuung. Außerdem will man ein Netzwerk zu anderen Städten aufbauen. Damit könnte jeder ganz flexibel und unkompliziert, ob im Urlaub oder auf Geschäftsreise, einen Arbeitsplatz benutzen und dadurch auch Gleichgesinnte treffen.

Einige der Namen wurden geändert.


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Vollformat Im Sperrgebiet der Fehler

Das Richtige vom Falschen Text Felix Rabe, Bruno Velloso Bild Felix Rabe

„Ein Problem zu lösen ist interessant, die Lösung bereits zu kennen nicht.“ Oder: die Wahrheit des dummen Spruchs.

Aller Anfang ist schwer. Hat der Gestalter seinen Auftrag bekommen, die Projektplanung abgeschlossen und die Stifte gespitzt, so steht nun der erste Schritt in das tiefe Becken der Kreativität an. Ein spontaner guter Ansatz wäre jetzt natürlich wünschenswert, doch bleibt dieser dann und wann aus. Die Gründe reichen von einfacher Ideenlosigkeit über ein ungünstiges Team bis hin zu Motivationstiefs und körperlicher Unausgeglichenheit. Dem Gestalter fällt zumindest dazu definitiv immer etwas ein. Während die Suche nach dem ersten Stein das fertige Projekt in unvorstellbare Entfernung rücken lässt, sollte man sich für diesen Fall nach einem alternativen Ansatz umsehen und den Katalysator für unsere Kreativität in einer anderen Herangehensweise suchen. Zum Beispiel in der falschen. Es mag taktisch unklug klingen, seine Zeit bewusst mit falschen Ansätzen zu verschwenden. Wenn wir uns jedoch klar machen, dass unsere Fehler nicht dauerhaft an uns kleben bleiben und wir aus ihnen verschiedenen, hilfreichen Nutzen ziehen können, so werden wir unsere kreative Blockade

überwinden und damit auch die Angst vor dem Falschen und dem Scheitern. Erst einmal hat der Gestalter an sich schon das Problem, das Gute vom Schlechten und somit das Richtige vom Falschen konkret zu unterscheiden, zu trennen und zu definieren. Natürlich gibt es grobe Einteilungen. Über manche Dinge braucht man in dieser Hinsicht noch nicht einmalzu diskutieren, aber an gewissen Stellen sind die Grenzen nicht klar zu erkennen und müssen zuerst ausgelotet werden. Dies kann im Dialog mit Kollegen und Professoren geschehen oder durch das bewusste Wählen des unkonkreten Weges. Um den richtigen Ansatz zu finden, ist es hilfreich, den falschen genau zu kennen. Für diese Methode gibt es sogar einen Fachbegriff: „Tinkering“. Dies lässt sich etwa mit „Tüfteln“ übersetzen. Durch das Probieren von Methoden, Wegen und Entwurfsversionen lässt sich, unabhängig von einer Beurteilung in richtig oder falsch, sagen, ob unsere Idee funktioniert und wir sie weiter ausführen können. Oder ob sie uns nicht in die gewünschte Richtung führt. Dadurch bekommen wir ein Gespür für das Richtige und können das


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Das ist der Knüller! Auch ein falscher Ansatz kann unsere Kreativität beflügeln und sollte deshalb nicht im Papierkorb landen.

Falsche eingrenzen. Wichtig ist nun, die falsche Herangehensweise, den falschen Entwurf oder den unpassenden Ansatz nicht wegzuwerfen, sondern ihn für uns aufzubewahren. Er könnte sich nämlich für spätere Projektdeals hilfreich erweisen und uns weiterbringen. Werden wir uns dessen bewusst, so haben wir keine Scheu, den Einstieg in ein Projekt auf eine scheinbar unvernünftige Art zu machen und unabhängig von richtig und falsch unseren Weg zu beginnen. Der Weg führt uns mit Sicherheit zum Ziel. Der Rest ist zu Beginn noch relativ unklar und scheint extrem flexibel zu sein. In der Gestaltung geht es nicht wie etwa in der Mathematik darum, den einen richtigen Weg zu finden, sondern den für unser Projekt richtigen Weg zu schaffen. Während der Mathematikstudent im Falle des Scheiterns den Fehler in seiner Rechnung suchen und diesen dauerhaft umgehen muss, so erscheinen dem Gestalter die falschen Wege lediglich als unpassende Möglichkeiten. Genauer zu verstehen ist dies, wenn wir bedenken, dass auch falsche Ansätze mit Hingabe und Niveau gemacht werden können und so-

mit nicht mehr als falsch, sondern eben nur als unpassend erscheinen. Es wäre geradezu schade, sie zu ignorieren. Werden wir uns zum Schluss noch einmal klar darüber, wie wir als Gestalter vom Falschen profitieren können. Natürlich ist es befriedigend, einen schönen Entwurf in den Händen zu halten oder die Dokumentation eines Projekts von der Druckerei abzuholen. Aber die meiste Zeit verbringen wir damit, uns durch ein Meer von Möglichkeiten und Unmöglichkeiten zu kämpfen. Und gerade darin sollten wir unsere Erfüllung finden. Je länger wir dies tun werden, desto besser werden wir uns dabei anstellen. Und einen großen Beitrag dazu wird unser Umgang mit unseren Fehlern leisten. Wir können sie entweder konsequent vermeiden und verschmähen, oder wir sehen sie als etwas Wertvolles und befreien uns so ein Stück von unserem persönlichen Perfektionismus.


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Die Jugend von Heute Text Catharina Demmel Illustrationen Paul Kirschmann


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Auf der Suche nach den verlorenen Träumen. Kennen Sie auch diesen Typen? Er meint alles zu haben. Er hat die neuen All Stars, die das Skateboard geschickt bewegen. Die dabei entstehenden Knochenbrüche heilen mit 45 allerdings schlechter als mit 18. Seine Jeans sitzt lässig und gibt den Blick auf seine Boxershort frei. Ich muss sie sehen, ob ich will oder nicht. Sie passt farblich zu den pinkfarbenen Streifen auf seinen All Stars. Der Kaschmirpullover sitzt eng. Darunter spannt das neonfarbene T-Shirt. Die Jugend ist auf den Bierbauch plakatiert. Die Brille sitzt gut – ein dicker schwarzer Rahmen auf der nach vorne strebenden Nase. Die suchenden Augen und der gute Riecher immer aufs Ziel gerichtet. Der Undercut darüber spricht von einem elektronischen Musikregal. Unter den schon grauen Haaren rasen die Gedanken der Zeit. Nein, nicht die der Gegenwart – darauf lässt man sich nicht ein. Man ist schon im Morgen. Man jagt der visuellen Jugend hinterher. In Bildern, Ton, Musik wird alles versucht festzuhalten. Es waren die 60er. Der Mann, der heute Allstars trägt, war damals ein kleiner Junge – geblendet von Leuchtreklame und brennenden Kaufhäusern. Er trank AfriCola, die ihm von rauchenden Nonnen auf großen Werbeplakaten schmackhaft gemacht wurde, träumte von Peterchens Mondfahrt, die kurz bevorstand und hörte vom Wunder der Liebe. Die Beatles trällerten ihre Angst in diese poppige Welt: „Will you still need me when i‘m sixty-four“. Mr. Abakus, der Typ in den All Stars versucht die revolutionäre Aufbruchsstimmung seiner Jugend zu erhalten. Bis er 64 ist fehlen ihm noch 13 Jahre, aber das Gefühl der schwindenden Zeit hat schon eingesetzt. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Zeitgeschehen zu filtern und aufzubereiten. Doch vergisst er, dass es eine neue Gene-

ration gibt, die tatsächlich jung ist. Neue Prozessoren mit drei Gigahertz sind schon längst auf der Überholspur. Mr. Abakus arbeitet in einer Grafikagentur. Er weiß mit den Einsen und den Nullen zu jonglieren. Auch im Fitnessstudio fliegt er im Butterfly den Zwanzigjährigen in voller Pracht entgegen. Er ist ein „Metrosexual-Anti-Ager“, was auch die vielen Cremes in seiner Sporttasche belegen. Man sieht, dass er Bescheid weiß, aber muss ich Bescheid wissen darüber, dass er sich für einmalig hält? Ein gutes Designerstück beispielsweise, ein Klassiker: Ich liebe es, ich schalte es jeden Morgen in meinem Bad an und erfreue mich an seinem Design – das Braun Radio von Dieter Rams. Es war ein neuer Gedanke, eine neue Formsprache, doch sein Aussehen ist zeitlos. Das macht es zum Klassiker. Das Radio wirkt erwachsen. Es trägt keine Farbe. Vielleicht wäre der Knopf zum Anschalten orange, aber auf keinen Fall das Objekt an sich. Bei Mr. Abakus wäre dieser Knopf wohl das Gehirn. Hier darf es bunt zugehen, aber die Hülle sollte nach Designregeln schlicht bleiben. Der Mensch selbst ist zwar kein Designobjekt, doch erwischt man Mr. Abakus doch manchmal dabei, dass er sich genau als ein solches sieht. Die Tatsache, dass sein letzter Knochenbruch nur schwer zusammenwächst, holt in in die Wirklichkeit zurück. Die Wendigkeit des Mr. Abakus ist strapaziert, doch die Wertigkeit muss von innen angegangen werden – von dem kleinsten Detail ausgehend. Die Hülle ergibt sich letztlich daraus („Form follows function“ – dies wusste man auch schon in den 60ern). Auch wenn er es nicht wahrhaben will, so ist doch etwas vom jugendlichen Leichtsinn verflogen. Als erwachsener Mensch ist Mr. Abakus in eine komplexe Lebensform gebettet. In dieser ist es


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Vollformat Auf der Suche nach den verlorenen Träumen

hilfreich „die Dinge zweckentsprechender, im besten Einvernehmen mit der ganzen menschlichen Gesellschaft“ zu betrachten, „die Jugend bleibt aber die einzige Epoche, in der man etwas gelernt hat“ (Marcel Proust). Mr. Abakus möchte also seine Jugendlichkeit konservieren, vielleicht um weiterlernen zu können. Aber um die Welt durch adoleszente Augen zu betrachten, braucht man keine All Stars an den Füßen. Ein junger, frischer Blick für das Wesentliche genügt. Nur kann man diesen nicht kaufen. Man muss ihn sich erhalten, muss ihn hegen und pflegen. Die Generation der 60er sah die Zukunft, dieses vielförmige, große Abstraktum als eine hoffnungsvolle Blase gefüllt mit dem, was zu dieser Zeit von dieser Generation gelebt, geträumt und erkämpft wurde. Doch Blasen platzen! Die Zukunft lässt sich einfach nicht nur mit Großartigem ausfüllen. Sie scheitert immer. Man könnte behaupten, Mr. Abakus therapiere seine eigenen gescheiterten Ideen der revolutionären Nachwehen mit Jugendlichkeit. Was für ein pubertäres Verhalten! Die

Mahnung der Erwachsenen lautet stets: „Nein, das darf man erst, wenn man erwachsen ist!“ Aber wo ist denn nun die Grenze? Was darf man nur als Jugendlicher und eben nicht mehr als Erwachsener? Was bleibt der Jugend vorbehalten? Hier scheinen die Grenzen aufgehoben, die äußerlichen Erscheinungen nahtlos ineinander überzugehen. Doch sind die Nähte meiner Toleranz längst geplatzt. Der Typ hat mir doch nicht vorzumachen, was ein Jugendlicher ist. Ich erwarte eine Vorbildfunktion. Anstelle dieser erhalte ich komprimierte Ausdrucksformen. Sowohl visuell (pinke Boxershorts und All Stars for all ages) als auch verbal: Die Coolheit und Geilheit wird über mich ergossen. Das Sperma der Midager. Dass die doch eigentliche kurze Phase der Adoleszenz Ausdrucksform des Wandels zum Erwachsenen ist, wurde wohl nicht verstanden. Die Coolness des Mr. Abakus ist zeitlich sehr begrenzt. Coolness im Allgemeinen ist etwas kurzfristiges. Es kommt aber nicht darauf an, coole Dinge für den Moment zu kreieren. Werte entste-


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hen in „the long run“, erst mit der Zeit an sich kann eine Zeitlosigkeit entstehen. Geil zum Beispiel ist ein kurzer Zustand des Begehrens, eine aufflackernde Begierde. Und cool – was nicht im Kühlschrank ist, bleibt nicht lang cool. Erst einmal draußen, wird aus cool schnell lauwarm und abgestanden. Das eigentliche Gegenteil von cool ist heiß. Das umkämpfteste Attribut, mit dem sich Marken, Menschen und Produkte betiteln, wenn sie Profit einfahren wollen. Mit dem eigentlichen Erscheinungsbild hat das nichts zu tun. Auch nicht mit echten Werten oder gar Geschmack. Mr. Abakus kann sich bemühen wie er will, aus der einstigen Flucht vor der Spießigkeit in einen neuen Trend, geriet er in die neue Spießigkeit in Form von ewiger Jugend. Albern und aufgesetzt, statt hip und cool. Hip und hop, Top oder Flop. Würde das Leben des Mr. Abakus grafisch dargestellt werden, so wäre der Verlauf keine Kurve mit Tiefen und Höhen, sondern eine Gerade. Gerade ab 20, gerade und langweilig. Es gilt immer den erreichten Level zu halten. Lifestylemagazine zeigen wo es lang geht, auch wenn eigentlich gar nichts mehr geht. Wer mit dem Skateboard vor die Wand gefahren ist, versucht es mit einem Mountainbike und fährt vorbei an der verlorenen Zukunft auf der Suche nach alten Träumen. Im Winter wird Ski gefahren. Möglichkeiten sich stylisch im neuesten Outfit zu verletzen, gibt es genug. Die anschließende Reha wäre eine Chance zur Besinnung

aufs eigene Selbst, aber Dank iPhone, iPad (Mr. Abakus denkt die erste der zehn Gebotstafeln endlich in den Händen halten zu dürfen) und allgegenwärtiger Verkabelung bleibt Mr. Abakus natürlich mit seiner Agentur in Kontakt. Wieder hergestellt, werden die neuesten Ideen bei überteuerter Pasta mit der Agentur diskutiert. Die neuen Ideen sind nicht wirklich neu, sondern dienen ausschließlich zum Selbsterhalt. Mr. Abakus schafft Vorgaben fürs Konsumieren, ist aber gleichzeitig derjenige, der diese Vorgaben am treuesten erfüllt. Treu und blind, um nicht zu sagen treudoof. Kein Vorbild, sondern im Bilde über das Vorleben von Konsumrichtlinien. Es wird gelebt, was er verkauft. Jung, dynamisch und ohne Inhalt. Kein Fortkommen mehr möglich – nur noch ein hin und her im vorgegebenen Muster. Das Skateboard steckt endgültig in der Halfpipe fest.


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Vollformat Problem seeking through generative design research

Stepping outside the safe Text Bruno Velloso

The shower of e-mails with online questionnaires at the beginning of each semester draws a clear picture of the research methodologies being taught and used in design schools throughout Germany. It is clear that students have a hard time stepping outside the safe, conventional and, why not mention it, predictable methods of traditional design research.

Traditional design research methods encompass methods such as individual interviews, to methods such as context immersion where the designer/researcher immerses him/herself in the situation being analyzed. Both are widely used in User Centered Design approaches. But in order to describe and address future situations, we need a broader understanding of peoples’ needs, dreams and their emotional state; all of which cannot be fully reached with traditional methods. During interviews, the user only tells the researcher what he/she can put down in words or the researcher will only observe what the users are doing and how they accomplish certain tasks today, but nothing deeper. This way they get only an overview of the user’s past and present experiences. And what about their future experiences? Innovative design practice needs to reach for deeper information about people’s experiences, what they need and also what they dream for the future. With this rich information, designers are then able to draw a more realistic future scenario and develop new solutions for the society that we all will be living in. Therefore designers can address problems that we are still unaware of. Design is not

only problem solving, it starts with problem seeking. Design methodologies need to be adapted in order to reach into the unexperienced. A good way to start is to use generative design research, which provides the designer with deeper information about the user’s needs and desires. Generative design research is focused on what people make, in addition to what they say or think. With ambiguous visual stimuli in the form of a toolkit, people can express their thoughts and dreams, which could be difficult to accomplish with traditional market or design research methods. That means that the designers are facing now a professional evolution where their role in the creative process is changing. At the moment, the users are taking part in it. The latter are becoming more and more involved in the creative process facilitated by spaces where they can work collaboratively with designers in order to achieve new and more innovative solutions. Elizabeth Sanders is a pioneer in developing and applying such participatory methods in design research. She gave a workshop together with Pieter Jan Stappers in the Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd named „Cognitive Tools for Codesigning“, where the students had the opportunity


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to see her work and test the process of co-designing themselves. Different groups of students created different participative toolkits to research different topics. That is how it should be. There are no pre-formatted formula or templates to be downloaded. Surely these toolkits could follow a certain pattern and designers/researchers could learn from previous experiences, but it is essential to adapt the tools to each new situation in order to achieve the best results. This makes such a research process harder than traditional ones and also more time consuming. It is a resource that not all of us have to spend (and many companies are not willing or even able to pay for it). The implementation of this generative research in the early phases of the design process is incredible. The researcher can actually collect tacit knowledge that will drive the next development phases. This approach can be complementary to traditional design research methods when suited. Here is an example from my work. A girl that lives in the slums of Rio de Janeiro changed the preconceptions of designers when she showed that although she does not have proper access to treated water, she is ac-tually familiarized with computers and even has constantly updated profiles on social media websites. So far so good, this could be easily achieved by just following her around on a normal day. The difference came by using cognitive tools. That is when the designer discovered what this girl really wished from a laptop if she were given one. Which could be her future dreams? What would she want to do with this computer? After creating a personal relationship with the laptop (even though it was just a sketch), she set herself free of her disturbing reality and was able to dream about a better life, with no violence, no problems, a life that she could achieve by using the laptop as a tool to learn, to grow and to take her anywhere she wanted to. The possibility of the young user to use the low cost laptop shouldn‘t be limited. She should be able to take it home, to play with it and have no fear. Those children do not see the laptop as someone living in Germany in a middle class family does. They see it as a powerful tool to change their lives, and they won‘t take this opportunity for granted. From this point of the research on, there were already some design constraints about the product’s interface and future uses (and misuses) being established. Unfortunately, to put the knowledge taught by researchers such as Elizabeth Sanders in use is not always an easy task to do. Apart from being time consuming as already mentioned, another barrier to the implementation is that in order to bring the user to the creative process, one must believe that

everyone is creative, which is for some designers a hard thing to do. This prejudice is not only found in schools where designers are being breed but also in the business world where this hierarchy shift threatens some companies’ power structures. When provided with the right resources, specifically designed toolkits, the proper environmental conditions and a skillful mediator, the users will be able to set themselves free of any constraints and express themselves, thus achieving great results. This hierarchy shift doesn‘t mean that the designers are losing their roles, or their importance is diminishing, but the opposite. With the widespread application of the design thinking and its possible use, more and more designers will be in demand to address systematic future problems

Design is not only problem solving, it starts with problem seeking. in a design thinking process. It also lays in the hand of the designer together with the researcher the evaluation of the results of these generative research toolkits and creation of new ones. The toolkits need to be shaped to help non-designers to take an active role. Students should be exposed to new research methods during their basic studies since the quality of the product or service being developed is proportionally related to the quality of the research that is done. Teaching institutions should create alternative means to evaluate students’ work in order to have classes focusing as much on the rendered product or functional prototype as on design research and its trends. They should prepare their students to be able to get into the user‘s inner feelings and future expectations and to project themselves into new experiences. By acquiring such skills, design students will be able to leave college and engage not in an automated workforce environment, but in an international ground breaking corporation that is not only constantly providing great solutions to known problems but is also able to look ahead and pave the way we are heading for a more sustainable and conscious life in the future.

http://www.maketools.com


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Vollformat Design als Wissenschaft von morgen

Promotion im Design – Geburtsstunde einer Schnittstelle Text Sabrina Hauser, Sebastian Duda Bild Sabrina Hauser

Nach der Bologna-Reform der Hochschulausbildung, mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge in Europa, gerät die Promotionsphase zunehmend in den Fokus der Reformen in Deutschland. In den Designwissenschaften machen sich diese Entwicklungen bemerkbar, denn auch in diesem Bereich werden vermehrt Promotionen angestrebt. Am 26. Juni 2010 veranstaltete die Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung das dritte Kolloquium „Design promoviert“ in den Räumen der Hochschule der Künste Bern, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern.


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In entspannter Atmosphäre fanden an der dgtf-Veranstaltung in Bern neun Vorträge und eine Podiumsdiskussion vor einem Publikum von etwa 50 Interessierten statt. Auch Angehörige der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd saßen im Publikum. Vorrangiges Ziel solcher Veranstaltungen ist es, Designpromovierende und erfahrene Akademiker, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, zusammen zu bringen und gemeinsam Promotionsvorhaben im Design und deren Rahmenbedingungen zu diskutieren. Vor diesem Hintergrund war es besonders interessant, die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die in Deutschland und in der Schweiz herrschen, zu vergleichen. Die einstündige Podiumsdiskussion machte sich die Bedeutung und den Entwicklungsstand der designwissenschaftlichen Promotion in der Schweiz zum Thema. Anders als in Deutschland wurden in einer Hochschulreform alle Schweizer Designhochschulen auf Fachhochschulniveau eingestuft und so ein direkter Zugang zur Promotion verhindert. In Deutschland ist die Entwicklung gegenläufig, da sich hier die Zugangsmöglichkeiten für Doktoranden aus dem Design zusehends verbessern. Fachhochschulen können in Kooperation mit Universitäten Promotionsstellen anbieten; außerdem gibt es einige Universitäten bei denen im Fachbereich Design promoviert werden kann. Darunter Berlin, Essen, Kassel, München, Offenbach, Weimar und Wuppertal. Die Diskussionsrunde war mit fünf Personen besetzt. Helga Aichmaier, Doktorandin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHNW) in Basel, Minou Afzali, künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Transdisziplinarität der Hochschule der Künste Bern (HKB), Stefano

Vannotti, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Doktorand in Zusammenarbeit mit der Kunst Universität in Linz, Prof. Dr. phil. Arne Scheuermann, Professor für Designtheorie, Vizepräsident des HKB Forschungsrats und Dr. Axel Vogelsang, Forschungsdozent im Institut Design der HSLU, PhD-Absolvent.

Es gibt keine Rollenvorbilder, auf die Design-Doktoranden zurückblicken können, da es nur wenige promovierte Designer gibt. Dr. phil. Claudia Mareis, Design- und Kulturwissenschaftlerin, und seit 2009 Forschungsdozentin an der HKB, moderierte die Diskussion und führte anfangs in die Schwierigkeiten des Promotionssystems der Schweiz ein. Um designwissenschaftliche Forschungsarbeiten in Promotionen zu überführen, werden Schleichwege gegangen, denn trotz fehlendem Promotionsrecht ist die Forschung an den schweizerischen Kunsthochschulen aktiv. Die meisten Promotionen sind an Forschungsprojekte der einzelnen Hochschulen geknüpft, die ihren Mitarbeitern gleichzeitig die Möglichkeit zur Promotion vertraglich zusichern oder in einzelnen Fällen diese erst beschäftigen, wenn sie in einem ausländischen Promotionsprogramm eingeschrieben sind. Diese zum Teil etwas unorthodoxen Wege zur Promotion werfen gleichzeitig ein Licht auf die Umbruchsituation der gesamten Disziplin. Es entwickelte


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Vollformat Design als Wissenschaft von morgen

sich eine spannende Diskussion, die die Entwicklungschancen und die aber gleichzeitig damit verbundenen Schwierigkeiten thematisierte. Helga Aichmaier spricht ein Problem direkt an. DesignPromovierende haben oft Ungewissheiten in ihrem Vorgehen, da es wenige Einschränkungen gibt, die einen großen, nahezu unbegrenzten Handlungsspielraum ermöglichen. Arne Scheuermann erläutert diesbezüglich: „Es gibt keine Rollenvorbilder für uns“, auf die Design-Doktoranden zurückblicken können, was seiner Meinung nach darauf zurückzuführen ist, dass es nur wenige promovierte Designer gibt. Auf der einen Seite führt dies zu einer gewissen Freiheit, was die Herangehensweise und Methoden betrifft. Auf der anderen Seite kann dies auch zu Hindernissen führen, so dass man auf andere Wissenschaften und deren Promotionsverfahren zum Teil neidisch werden könnte. Als junge Disziplin ist man aber auch an der Etablierung einer Wissenschaft beteiligt. Scheuermann spricht in diesem Zusammenhang auch den Legitimationskampf an, dem sich Design-Promovierende stellen müssen. Sie werden genauer und auf Schwachstellen geprüft, müssen sich aber gleichzeitig der Methoden der etablierten Wissenschaften unterwerfen und diese beherrschen, wenn sie als Wissenschaftler anerkannt werden wollen. Claudia Mareis empfindet dies als schwierig, aber horizonterweiternd. Laut Helga

Aichmaier ist noch undefiniert, wo die Ausweitung der Forschungslandschaft im Design beginnt und wo sie aufhört. Bezugnehmend auf diese Frage spricht Arne von der Geburtsstunde der schnittstellenreichen Forschungslandschaft Design, die mit der der Soziologie vergleichbar ist. Denn es gibt eine große Bandbreite an angrenzenden Wissenschaften, die bei Forschungsarbeiten miteinbezogen werden müssen. Die Design-Promovierenden müssen über den Tellerrand blicken und auch in anderen Disziplinen sattelfest werden. Minou Afzali hat bereits in ihrer Forschungsarbeit spannende Randbereiche entdeckt, die immer neue Fragestellungen im Design aufwerfen. Sie bezeichnet dies als positiven, offenen Zustand mit Unsicherheiten. Solche Unsicherheiten kommen besonders in spezifischen Arten der Promotionsprogramme zum Tragen, in denen eine unterschiedlich starke Gewichtung der Theorieanteile vorherrscht. Axel Vogelsang spricht über die Unterschiede zur Design-Promotion in England. Dort gibt es unter anderem ein praxisbezogenes Ph.D.-Programm, das einen großen Wert auf die Umsetzung legt. In Deutschland ist dies mit dem Ansatz der HfG Offenburg vergleichbar, der ebenfalls weniger theoretische, sondern mehr anwendungsnahe Doktorarbeiten fördert. Aus diesem Grund und bezogen auf seine Ausrichtung sieht Vogelsang sich selbst nah


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Promovierende der Designwissenschaften müssen über den Tellerrand blicken und auch in anderen Disziplinen sattelfest werden

an den Ingenieurwissenschaften. Er sagt: „Wenn wir angewandte Projekte machen wollen, dann helfen rein theoretische Fachleute nicht.“ Weiterführend berichtet Vogelsang über die inhaltlichen und infrastrukturellen Aspekte des schweizerischen Doktorats im Design. Die Struktur müsse umfangreich sein, nur einen Doktorvater zur Betreuung zu haben, reiche nicht aus. Es müssen Besprechungen mit weiteren Beratern sowie Kolloquien mit anderen Doktoranden zum Austausch stattfinden. Außerdem müssen weiterhin theoretische und methodische Fähigkeiten erlernt werden. Diese sind nach einem Designabschluss in der Regel bei den Studenten in der Schweiz noch nicht vorhanden. Es ist diskussionswürdig, ob die Design-Ausbildung besser an gewisse Promotionsanforderungen angepasst werden soll. Arne schlägt vor mit spezifischen Masterprogrammen zu reagieren, die auf eine Promotion vorbereiten sollen. An dieser Stelle offenbart sich ein weiterer Unterschied zu den Master-Programmen in Deutschland. Denn in Deutschland sind die Programme von vornherein darauf ausgerichtet, für weiteres wissenschaftliches Arbeiten zu qualifizieren. In der Schweiz, so der Eindruck, der Gmünder Zuhörer, ist dieser Fokus auf den folgenden Wissenschaftsbetrieb noch nicht so ausgeprägt. Nach der etwa 45-minütigen Podiumsdiskussion wurde diese für eine Beteiligung des Publikums durch Fragen und Hinweise geöffnet. Der erste Themenpunkt der aufkam, betrifft die Forschungsunschärfe der Designwissenschaft. Prof. Dr. Wolfgang Jonas von der Universität Kassel meldet sich aus dem Publikum mit dem Hinweis, dass sich die Designwissenschaft anpassen und eine Spezifik formulieren sollte. Die Schnittstellen müssten konkreter benannt werden, um das Forschungsfeld nachhaltig zu manifestieren. Weiterhin kommt im Publikum, bezogen auf die erforderlichen Voraussetzungen zur Promotion, die Meinung auf,

dass sich bereits in der Designausbildung etwas ändern müsse, jedoch nicht wie vorher angesprochen im Studium, sondern gegebenenfalls in der Bewerbungsphase. Katrin Menne, gerade startende Doktorandin, erläutert dazu, dass sie oft gefragt werde, warum Design als Fach überhaupt studiert werden könne. Sie meint, die Anerkennung fehle bereits auf diesem niederen Level. „Dies hat Selbsthilfegruppen-Charakter“, merkt Stefano an und fordert mehr Selbstvertrauen. Der Respekt vor den angrenzenden Wissenschaften sei zwar notwendig, dürfe aber nicht in Ehrfurcht übergehen. Durchaus nachvollziehbar, denn oftmals haben Designprojekte bereits einen Forschungsanteil, ohne dass die Studenten dies wahrnehmen. Würde diese Forschungskomponente aber thematisiert, so könnte dies für Verwunderung sorgen. Die Zweifel, die Designer häufig ihrer eigenen Disziplin gegenüber verspüren, sollten in diesem Zusammenhang eher als Chance denn als Hindernis verstanden werden. Zum Abschluss wird noch die Problematik aufgegriffen, was nach einem Design-Doktorat folgen kann. Schweizerische Teams forschen derzeit an Antworten zu dieser Frage, die sich an die Möglichkeit eines sogenannten Post-Doc, wie er in vielen anderen Wissenschaften möglich ist, angliedert.Bislang herrscht keine bis wenig Vorstellung darüber. Dieses System ist in Zukunft noch zu konstruieren und kann durchaus Thematik der Podiumsdiskussion des nächsten „Design promoviert“-Kolloquiums werden.


Sonderformat, alles, was nicht in das Raster passt: Bilderflut, Gm端nder Studenten fotografieren










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01 South Side Festival, 2009 Kevin Kaltenhofer, kevin.kaltenhofer@gmx.de 02-03 Umkleidekabinen Fabian Kreuzer, fabian.kreuzer@hfg-gmuend.de

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04-07 Cambodia, 2010 Isabella Colette Wünsch, mail@isabellawuensch.de Daniel Grein, daniel.grein@graphicid.de

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08-09 Hong Kong, 2010 Isabella Colette Wünsch, mail@isabellawuensch.de Daniel Grein, daniel.grein@graphicid.de

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10 Damascus Gate, Jerusalem Martin Mayer, martin.mayer@hfg-gmuend.de 11 Bodensee, 12 Olympiaturm Lisa Schwegler, lisa.schwegler@hfg-gmuend.de 13-14 Portrait Christina Schöller, christinaratnadewi@googlemail.com

15-17 Fabrikruine Jonas Husemann, jonas.husemann@hfg-gmuend.de

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In Formation, Einblicke in aktuelle Studentenprojekte der Hochschule f체r Gestaltung Schw채bisch Gm체nd


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Interaktives Ausstellungsexponat

Was ist Interaktionsgestaltung? Für neun Studenten bildetet diese Frage den Ausgangspunkt des Projekts. Ziel war es, ein Interaktives Ausstellungsexponat zu konzipieren und umzusetzen. Zu den Vorgaben gehörte eine zeitliche Begrenzung auf vier Wochen und ein festes Budget. Den Begriff der Interaktionsgestaltung zu veranschaulichen ist bei einem Ausstellungsexponat auf mehreren Ebenen möglich. Zum einen auf der konzeptionellen und gestalterischen, zum anderen auf der inhaltlichen Ebene. Als roter Faden sollte hier der Entwurfsprozess der Interaktionsgestaltung dienen. Das Projekt verlangte eine klare

Planung und Strukturierung, um möglichst effizient und in der vorgegebenen Zeit bewältigt zu werden. Somit teilte sich die Gruppe, um alle notwendigen Aufgabenbereiche abdecken zu können: Die Aufbereitung des Inhalts, Planung und Umsetzung des Aufbaus und der Hardware, Entwurf und Umsetzung des Screendesigns und der Infografik, sowie der Programmierung und Umsetzung der gesamten Interaktion. Entscheidend dabei war die möglichst genaue Formulierung der Aufgaben, um Missverständnisse zwischen den Arbeitsgruppen zu vermeiden und somit den Arbeitsprozess zu koordinieren. Die einzelnen Gruppen waren hinsichtlich ihrer Ergebnisse


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In Formation

Studium 6. Semester Interaktionsgestaltung Sommersemester 2010 Kontakt Stephan Beyer Andreas Brendle Philipp Gräßer Felix Hohl Lena Irschl Ulrich Lang Barbara Saga Thomas Techert Kirstin Walker Betreuung Prof. Jörg Beck Prof. Hans Krämer

voneinander abhängig, denn am Ende mussten alle Teilbreiche fehlerfrei miteinander funktionieren. Hierbei kam ein wenig erschwerend hinzu, das alle Mitglieder gleichverantwortlich, ohne Benennung eines Projektleiters, arbeiteten. Das Exponat findet seinen Platz im Eingangsbereich der Modulbauten der Hochschule. Es teilt sich in zwei Bereiche, die sich an den beiden Wänden des Ganges gegenüber stehen und so einen Bezug zueinander herstellen. Auf der einen Seite wird der Entwurfsprozess in der Interaktionsgestaltung als Infografik in fünf Schritten dargestellt. Zusammen mit einem kurzen Erklärungstext bildet diese die Einleitung. Zu sehen sind die Abschnitte im Entwurfsprozess, Recherche und Themenfindung, Konzeption, Entwurf und Prototyping, Umsetzung und zuletzt Präsentation und Dokumentation. Unter dem jeweiligen Prozessschritt findet der Betrachter die Methoden, die in dieser Phase zum Einsatz kommen können. An der gegenüberliegenden Wand steht eine Installation bestehend aus fünf Bildschirmen, die horizontal aneinander gereiht in eine schwarze Wand eingelassen sind. Unter den Bildschirmen liegen auf einem Tresen fünf Eingabegeräte. Im Inneren des Tresens befindet sich ein Rechner der über Arduinoboards von den Eingabegeräten angesprochen wird. Die Anwendung wurde mit einer Kombination aus Flash und vvvv umgesetzt. Eine grüne Linie verbindet die

Infografik über den Boden mit der interaktiven Seite des Exponats. Jedem Abschnitt im Designprozess entspricht auf der gegenüberliegenden Seite ein Eingabegerät und ein Bildschirm. Die Eingabegeräte unterscheiden sich in ihrer Formensprache passend zum jeweiligen Prozessabschnitt. So steht beispielsweise eine Lupe für den Schritt der Recherche und Analyse, während der Stift den Schritt des Entwurfs abbildet. Zu sehen sind spezifische Inhalte des Studiums, mit denen die einzelnen Methoden beispielhaft belegt werden. Diese können durch Berühren der Eingabegegenstände aufgerufen werden. Wichtig war hierbei zu zeigen, dass in einem Entwurfsprozess angewendete Kreativmethoden aus Gestaltung, Wissenschaft und Technologie keiner starren Reihe folgen, sondern in unterschiedlicher Varianz zum Einsatz kommen können und sich dennoch ergänzen. Im Gegensatz zu bisherigen Projekten bestand dieses nicht nur aus einem Dummy und einer Simulation. Die Komplexität und die Dimension wurden erst im Verlauf des Projekts greifbar. Doch viele Komplikationen und Herausforderungen führten am Ende zu einem funktionierenden Exponat.


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In Formation

Subraum

Studium 3. Semester Interaktionsgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Dominik Huber dominik.huber@hfg-gmuend.de Ralf Retzler ralf.retzler@hfg-gmuend.de Jan Schlegel zgash3@gmx.de Betreuung Prof. Jörg Beck

Geschichtslehre ist die Lehre des Vergangen, doch die Vergänglichkeit ist auch ihr größter Feind. Durch den Zerfall und die Zerstörung kulturgeschichtlich wichtiger Orte und Objekte verlieren wir den Bezug zum Ehemaligen. Das entwickelte Konzept holt historische Gebäude in unsere Zeit zurück. Über ein mobiles Gerät wird ein 3D-Modell eines Gebäudes auf seine ürsprungliche Postion projeziert. Der Nutzer betrachtet die Projektion auf dem Bildschirm des Gerätes und kann zusätzliche Informationen zu dem Objekt abrufen; zum Beispiel: In welcher Zeit wurde es erbaut? Wann wurde es das erstemal geschichtlich erwähnt? Welche Bedeutung hatte es für die Menschen in seiner Region? Als Beispiel wurde die St.Michaelskappele der Stadt Schwäbisch Gmünd genommen. Es soll Ortsfremden als digitaler Stadtführer zur Erkundung lokaler Sehenswürdigkeiten dienen und Ansässigen erlauben, ihre Heimatstadt und Region besser kennen zu lernen. Mit diesem Konzept lassen sich auch geplante Bauprojekte visualisieren und für die Bürger im bestehenden Stadtbild betrachten. Dies soll die Städteplanung verbessern und dem Bürger kommende Veränderungen direkt vor Auge führen. Dies wird möglich, indem Architekturbüros ihre existierenden Computermodelle der Bauvorhaben in die Software laden.


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In Formation

Music Of The Spheres

Studium 3. Semester Kommunikationsgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Jonas Husemann jonas.husemann@gmx.de Kevin Kaltenhofer kevin.kaltenhofer@gmx.de Betreuung Prof. Michael Götte Veldana Sehic

„Music Of The Spheres“ ist eine Musikvisualisierung, die im Kurs „Audiovisuelle Gestaltung“ entstanden ist. Im ersten Schritt wurde das musikalische Regelwerk des ausgewählten Musikstücks auf charakteristische und syntaktische Merkmale analysiert, um es daraufhin in seiner Komplexität grammatikalisch korrekt visuell übersetzen und interpretieren zu können. Man kann zwischen fünf verschiedenen Instrumenten differenzieren. Alle wurden auf die auditiven Parameter Loops, Tonhöhe, Tonlänge, Fade-Outs, Geschwindigkeit, Hierarchie, Interaktion, prägnante Merkmale, Assoziationen, Lautstärke, Dichte und Rhytmus untersucht und verglichen. Zur visuellen Übersetzung dienten anschließend Parameter wie Position, Farbe, Helligkeit, Sättigung, Größe, Zeit, Farbe, Kontur und Form. Das Stück entwickelt eine besondere Eigendynamik, da die Struktur systematisch auf Loops aufbaut, welche das Stück Schritt für Schritt komplexer erscheinen lassen. Es wurde ein Konzept gewählt, welches sowohl Songdynamik und -struktur als auch Interaktion und Hierarchie der Instrumente für den Betrachter nachvollziehbar übersetzt. Elemente wie Sterne, Sphären und Nebel bilden Schritt für Schritt einen kleinen Kosmos in der Tiefe des Alls. Bei jedem Anschlag eines Tons, also bei jeder Geburt eines Sterns bildet sich ein kosmischer Nebel, welcher zwar an Intensität verliert, jedoch bis zum Ende des Stücks bestehen bleibt. Die Idee dahinter ist, anhand der Intensität der Farbe eines jeweiligen Nebels ablesen zu können, wie oft der Loop beziehungsweise das Instrument gespielt wurde. Entsprechend des Musikstücks verdichtet sich das Gesamtbild also mit jedem Loop – bis am Ende ein komplexer Kosmos entstanden ist. Die Umsetzung erfolgte in After Effects mit Hilfe einer Reihe von Trapcode Plug-Ins. Aufgrund der hohen Komplexität und der technischen Anforderungen wurden einzelne Loops der Instrumente – teilweise auch die einzelnen Töne – jeweils als Movieclip verlustfrei herausgerendert und in einer anderen Datei mit anderen Loops oder Einzeltönen des jeweiligen Instruments zusammengeführt und neu positioniert. Auf diese Weise sind mehrere Dateihierarchien entstanden. Im letzten Schritt wurden alle Movieclips der fertigen Instrumente in einer Datei zusammengeführt und weitere Details wie der Hintergrund hinzugefügt.


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Zwischen den Dingen

In Formation


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Studium 4. Semester Kommunikationsgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Kathrin Guther hello@kathringuther.de Tatjana Egorow tatjana@egorow.com Betreuung Prof. Ulrich Schendzielorz Oliver Jung

Das Projekt „Zwischen den Dingen“ beleuchtet den Gegensatz und gleichzeitig das Zusammenspiel von Kunst und Wirtschaft in unserer Gesellschaft. Die Inhalte wurden für verschiedene Medien und Zielgruppen passend aufbereitet. Das Ergebnis ist eine Fotoserie, ein Printlayout und eine digitale Anwendung für eine fiktive Ausstellung. Künstler oder Unternehmer? Autonomie oder Abhängigkeit? Ziel des Projekts war es, diese Gegensätze aufzuzeigen. Dazu wurden Künstler eines Kunstvereins in Stuttgart abgelichtet, die zum einen als unabhängige Künstler in ihren Ateliers arbeiten und leben, gleichzeitig aber ihren Unterhalt mit ihrer Kunst finanzieren und somit zu Unternehmern in der Wirtschaft geworden sind – zwischen Kunst und Wirtschaft stehen. Die hohen, offenen Räume der Ateliers ermöglichten es, eine große Distanz zum Künstler zu schaffen und die ihn umgebende Kunst einzufassen – der Künstler steht sozusagen zwischen seinen Dingen. Ein Punktlicht, das jeweils auf den Künstler gerichtet ist, erzeugt eine künstliche Atmosphäre und rückt die Person in den Vordergrund. Dies soll die individuell geschaffene Welt jedes Künstlers widerspiegeln. Als Text für das Printlayout dient „Das Kunststück“ von Wolf Lotterer aus brand eins 12/2009. Er beleuchtet Kunst und Wirtschaft und deren Beziehung zueinander. Der Autor setzt dabei die Thematik in einen historischen Zusammenhang und liefert einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Der Text wurde in ein sichtbares Raster gesetzt. Die Ordnung und Festigkeit des Rasters soll die Wirtschaft repräsentieren, die Bilder stehen für die Kunst. Diese bewegen sich frei im Layout, verschaffen sich ihren Platz und brechen somit das Raster – der Gegensatz wird hier dargestellt. Es ergeben sich aber auch Verbindungen. Die Bilder „verhaken“ mit dem Text, sie werden zu einer Einheit – hier zeigt sich das Zusammenspiel von Kunst und Wirtschaft. Dieses Prinzip wurde auf das digitale Medium übertragen: Bilder und Text haben ihr eigenes Raster. Pixel sind das Raster der Bilder. Diese sind zunächst nicht erkennbar, sie sind stark verpixelt. Erst durch Anklicken werden sie sichtbar. Der Text wurde in Felder platziert, Bilder und Textfelder überlagern sich beim Öffnen. So wird das Thema „Zwischen den Dingen“ wiederum aufgegriffen.


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In Formation

Stammplatz, jahrelang

»Die böse Welt draußen bleibt für ein paar Stunden ausgesperrt.« 10:0


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FUSSBALLKULTUR

Lothar, 78: Seit 46 Jahren im Verein. Für Ehrenmitglied Lothar ist das Kassierhäuschen zum Stammplatz geworden. Ingeborg, 55: Zweimal pro Woche sorgt Ingeborg dafür, dass die Vereinskasse stimmt.

Birgit, 49: Während der Spielen versorgt Birgit die Gäste im VIP-Bereich mit Kaffee und Kuchen. Claus-Jörg, 54: Als langjähriger Pressesprecher des Vereins ist für Claus-Jörg die Moderation der Spiele zur Routine geworden.

Verwaschene Trikots, eingegangene Firmen Zwischen Spielern und Publikum, da liegen die Medien. Doch auch die mediale Versorgung bietet nur graduelle Differenzen: Selbst in der Landesliga sind die Dressen der Spieler mit Werbung zugepflastert - nur der Grad

0:6

Kontakt René Ulrich mail@reneulrich.de Konradin Windhorst mail@konradinwindhorst.de Betreuung Prof. Ulrich Schendzielorz Oliver Jung

Werner, 41: Als freischaffender Künstler schenkte Werner dem VIP-Bereich mit seinen Malereien Farbe.

Peter

Günther

Lothar

Ingeborg

Birgit

Claus-Jörg

Joachim

Kaylin Mario

Werner

Auch in den unteren Klassen sind die Massenmedien präsent: Zwar hat das Verschwinden des „Wiener Sport am Montag“ eine schmerzliche Lücke hinterlassen, in den meisten Bundesländern gibt es aber noch Zeitungen, die vom Regionalfußball berichten oder sogar

davon leben, man denke nur an „BF - Die Burgenlandwoche“. Wo Lücken bestehen, werden diese zunehmend vom Internet aufgefüllt, wo vielfach auch schon Videoreportagen abrufbar sind. Wer will, kann sich also medial über die laufenden Ereignisse informieren. Dennoch, mit den Medien sind wir schon nah dran. Was die Einzigartigkeit des lokalen Fußballs wirklich ausmacht, ist der Eindruck des Unmittelbaren, des Echten. Konkret gesagt: Der Besuch am unterklassigen Fußballplatz ist nicht authentischer als die Visite im Hanappi- oder in einem der zahlreichen CasinoStadions, aber er wird so erlebt. Es ist nicht die Authentizität, die den

Unterschied macht, sondern das Flair des Authentischen. In postmodernen Zeiten ist ja vielleicht ohnedies nichts mehr echt, aber nur die Besucher von Bundesliga- oder Ländermatches wissen das. Sie wissen, dass die achte Wiederholung aus der fünften Kame-

raperspektive die Klärung der fußballerischen Existenzfrage – Foul oder Nicht-Foul – bringt. Sie wissen, dass das Kameraauge unbestechlicher ist als ihr eigenes und erst recht als das des Referees. Die Fans gehen wegen der Atmosphäre zwar trotzdem ins

Stadion, aber sie wissen: das Fernsehen böte die bessere Perspektive. Dass die Wahrheit, wenn überhaupt, in der Aufzeichnung steckt, spüren auch die Spieler: »Wie haben Sie die Szene erlebt?« – »Ich weiß es nicht, ich hab die Fernsehbilder noch nicht gesehen.« ÿ

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„Stammplatz, jahrelang“ beschreibt das Vereinsleben und zeigt Mitglieder eines Amateur-Fußballvereins. Der Schwerpunkt des Projekts lag darauf, ein Thema mit unterschiedlichen Medien darzustellen. Entstanden ist eine Portraitserie ehrenamtlicher Mitarbeiter eines Amateur-Fußballvereins, eine Text-Bild-Kombination für ein Printmagazin und eine digitale Variante für eine Ausstellungssituation.

Studium 4. Semester Kommunikationsgestaltung Wintersemester 2009/2010

Rainer

der Verwaschenheit verweist darauf, dass die Trikots vielleicht noch aus der Vorsaison stammen. Die Stadien sind ebenfalls von Werbetafeln gesäumt, auch wenn man bei manchen Tafeln die Aufschriften kaum mehr entziffern kann und bei einigen Firmen doch gehört hat, dass sie schon längst in Konkurs seien.

Wer den Torschuss verpasst, hat keine Zeitlupe, mitreden dürfen nur die, die dabei waren – eine philosophische Annäherung. Gewiss, der Fußball ist ein weites Land. Und obwohl auf dieser Ebene manche Stricke gespannt, Zäune errichtet, Mauern gebaut, Gräben ausgehoben und Stacheldrahtabsperrungen hochgezogen wurden, so gilt es doch, die zeitlichen, räumlichen und kulturellen Gemeinsamkeiten zumindest ebenso im Auge zu behalten wie das Trennende. Gibt es also einen eigenständigen, genuinen Unterklassenfußball? Oder ist das zweit- und drittklassige Gekicke in den Landesligen und darunter nur eine Reminiszenz an frühere Zeiten, in denen alles, also auch der Fußball, noch besser war? Oder ist es ein minderwertigerer Abklatsch des »richtigen« Fußballs, wie er an der Stamford Bridge oder in der Arena AufSchalke oder meinetwegen sogar im Horr- und Schwarzenegger-Stadion praktiziert wird? – Die Antwort kann nur lauten: Jein. ÿ 0:3

Kassierer, Vereinskoch oder Stadionsprecher – alle diese Personen und noch viele weitere engagieren sich ehrenamtlich im Fußballverein. Sie sind die guten Seelen im Hintergrund, die sich darum kümmern, dass alles um das Fußballspiel herum funktioniert. Die elf Portraits der Fotoserie zeigen die „Mannschaft“ dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter bei deren verantwortungsvollen Tätigkeit im Verein – an ihrem „Stammplatz“. Der Text aus dem österreichischen Fussballkulturmagazin „Ballesterer“ beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen dem Profi- und Amateurfußball und beschreibt, was den Fußball in den Unterliegen ausmacht. Die Printumsetzung ist so aufgebaut, dass der Leser erst nach und nach erfährt, dass es sich um Fußball handelt. Ein Rasenbild mit Kreideresten von alten Markierungen lässt erahnen, dass es sich um einen Fußballrasen handelt. Auf der nächsten Seite folgt eine Kreidetafel mit den Nummern und Namen der Ehrenamtlichen. Durch Pfeile wird ein Spielzug angedeutet. Langsam wird es klar, dass es sich im Artikel um den lokalen Fußball dreht. Die folgenden Doppelseiten zeigen die elf Portraits – jeweils in der selben Größe, da alle gleichermaßen wichtig für den Verein sind. Abschließend steht ein Bild des Vereinsheims bei Abendstimmung, es zeigt wie der Verein zu einem warmen Kern zusammenrückt und drückt aus, was den Amateurverein ausmacht. In der digitalen Umsetzung wird die lineare Erzählstruktur aufgehoben. Auf einem aufgezeichneten Fußballfeld zeigen die Portraits die Aufstellung der Mannschaft. Zu jedem Portrait gibt es einen Abschnitt des Textes mit eigener Zwischenüberschrift, welcher nach Auswahl einer Person erscheint. Durch verschiedene Navigationselemente ist es möglich, den Text entweder in inhaltlicher Reihenfolge zu lesen oder zu einer beliebigen Person zu springen. Der Wechsel zwischen den Personen und Texten ist dabei so animiert, dass es einer Art Passspiel gleicht.


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In Formation

Phonetik Phonologie

Studium Bachelorarbeit Kommunikationsgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Fabienne Donati fabienne.donati@web.de Katrin Schmitt katrin-maria.schmitt@web.de Betreuung Prof. Hartmut Bohnacker Prof. Michael Götte

Die Phonetik und die Phonologie befassen sich beide mit den lautlichen Erscheinungen der menschlichen Sprache und sind sehr eng miteinander verknüpft. Die Bachelorarbeit von Fabienne Donati und Katrin Schmitt behandelt diese zwei sprachwissenschaftlichen Disziplinen anhand der deutschen Sprache. Das Projekt zeigt die analytischen und funktionellen Aspekte der Laute unserer Sprache auf, informiert darüber und dokumentiert die beiden Disziplinen Phonetik und Phonologie anhand von Basiswissen. Der Leser soll sich den Abläufen der Lautbildung und dem System unserer Aussprache bewusst werden. Zum Themenbereich Phonetik und Phonologie existiert bereits diverse Fachliteratur, welche allerdings eine Grundbasis an Fachwissen voraussetzt. Bisher fehlt eine Publikation, die sich auf eine Sensibilisierung der Thematik konzentriert und diese auch für interessierte Fachfremde greifbar und verständlich macht. Aufgrund der Komplexität des Themas entschieden sich die Studentinnen für eine Umsetzung in Buch-

form. Das entstandene Buch führt mit Hilfe von Beispielen und klaren Visualisierungen Schritt für Schritt durch die Wissenschaften, ohne den Leser dabei zu überfordern. Inhalte werden anschaulich und konkret vermittelt. Ziel war es, einen Überblick über das Basiswissen der beiden Themenbereiche zu geben und den Zusammenhang und die Abgrenzung der beiden Disziplinen sichtbar zu machen. Des Weiteren werden die Laute in einen visuellen Kontext gebracht: Mittels eines Kreisdiagramms lassen sich die Konsonantenlaute eines Wortes verbinden. Lautkombinationen werden anschaulich beschrieben und visuell interpretiert. Zur Kontrolle des eigenen Verständnisses sind nach den entsprechenden Kapiteln Anwendungshefte mit Übungen und Lösungen beigelegt. Neben der Kapitelnavigation enthält das Buch eine zusätzliche Navigationsebene durch Querverweise. Aufgrund der großen Anzahl an Fremdwörtern und Fachbegriffen wurden darüber hinaus Einschübe mit deren Erläuterungen, Herleitungen und Wortstämmen angebracht.


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In Formation

Das Pixel

Studium Bachelorarbeit Kommunikationsgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt David Blank david@davidblank.de Florian Hägele fh@nais.biz Betreuung Prof. Ralf Dringenberg Prof. Ulrich Schendzielorz

„Das Pixel“ ist ein Buch über die Geschichte, die Technik sowie die Relevanz und das Wesen des Pixels. Den Studenten David Blank und Florian Hägele war es ein Anliegen, ihm auf diese Art und Weise Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Seit mehr als 125 Jahren spricht man über das Pixel. Wir alle hören davon und sehen es jeden Tag. Doch nur selten wird es auch mit der nötigen Aufmerksamkeit bedacht. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ermöglicht das Pixel immerzu neue Entwicklungen und Ideen und steht für die medialisierte Welt wie kein anderes Element. Das entstandene Buch betrachtet das Pixel von seinen spannendsten Seiten. Dabei sollen so manches Missverständnis geklärt und dem Leser dabei geholfen werden, auch Unbekanntes über das Pixel zu entdecken. Es richtet sich an all jene, die beruflich oder privat mit Pixeln zu tun haben, schon einmal davon gehört und Fragen haben oder mit ihnen aufgewachsen und regelrechte Pixelfans sind. Wer sich beispielsweise fragt, was die Auflösung mit der Pixelanzahl zu tun hat, wird auf Seite 86 die Antwort finden. Durch praktische Beispiele und Interaktion mit dem Buch wird der Leser für den Umgang mit Pixeln sensibilisiert und ihm die Möglichkeit gegeben, anders als gewohnt mit dem Pixel umzugehen. Dabei geht es auch darum, die ästhetische Qualität bewusst gepixelter Bilder zu erkennen. Es gibt vieles zu entdecken, zu schmökern, sich an Vergangenes zu erinnern, zu schmunzeln, und die Möglichkeit, das Pixel selbst einmal in der Hand zu halten.


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In Formation

Des Pudels Kern Studium Bachelorarbeit Kommunikationsgestaltung Sommersemester 2009/2010 Kontakt Valentin Fischer hello@valentinfischer.com Sebastian Bauer hey@sebastian-bauer.net Betreuung Prof. Michael Götte Prof. Ulrich Schendzielorz

Die Bachelor-Thesis „Des Pudels Kern“ bietet eine neue Art der Sekundärliteratur für den ersten Teil der Faust-Tragödie. Anhand leicht verständlicher Grafiken werden dem Leser Informationen zu den Personen, der Handlung, der Sprache und Form sowie zu den Hintergründen des Faust I vermittelt. Sie ermöglichen ihm ein leichtes und schnelles Verstehen und Interpretieren des komplexen Dramas.

Als die am häufigsten behandelte Literatur der gymnasialen Oberstufe erfreut sich der Faust auch heute noch großer Beliebtheit. Dennoch erlebt man immer wieder, dass Schüler dem klassischen Stoff distanziert und ängstlich gegenüberstehen. Auch die große Auswahl an Sekundärliteratur ändert daran wenig. An diesem Punkt setzen die beiden Studenten Sebastian Bauer und Valentin Fischer mit „Des Pudels Kern“ an: der Fokus liegt nicht auf textlichen Erklärungen, sondern auf schnell verständlichen Grafiken. Die Distanz zwischen dem Leser und dem Werk wird verringert. Die ansprechende Gestaltung trägt dazu bei, Schüler leichter mit dem Drama vertraut zu machen. Die Bachelor-Thesis teilt sich in zwei Bücher: die Sekundärliteratur „Des Pudels Kern“ und der Originaltext „Faust. Der Tragödie erster Teil“. Beide Bücher sind eng auf einander abgestimmt – und machen sie so zum optimalen Lehrmaterial im gymnasialen Schulunterricht.


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In Formation

SYMBIO+light

Studium 2. Semester Produktgestaltung Wintersemester 2009/2010

In dieser Lampe wird das vorhandene Licht und die benötigte elektrische Stromversorgung in einem Objekt vereint. Aufgabe war es, Lösungen für das ständig vorhandene Kabelproblem zu finden.

Kontakt Andrea Buhmann andrea.buhmann@gmx.de

Andrea Buhmann entschied sich die elektrische Energie der Lampe zu nutzen, um weitere Geräte direkt am beleuchteten Tisch zu versorgen, ohne dass man ständig über die Kabel stolpern muss. Individuell können die beiden Steckdosenboxen auf Höhe der Lampe belassen werden oder durch eine flexible Kabelverbindung frei auf dem Tisch positioniert werden. Darauf ist zu achten, dass die Lampe, auch wenn eine Steckdosenbox auf dem Tisch liegt, trotzdem noch als etwas „Ganzes“ betrachtet wird. Mit Magneten sind die Steckdosenboxen mit der Lampe verbunden. Nach Bedarf kann man die Steckdosenboxen sichtbar lassen oder verstecken. Es gibt zwei Variationen der „SYMBIO+light“. Die kleinere Variation besitzt die halbe Höhe von der Größeren. Bei letzterer sind die Steckdosenboxen fest an der Seite integriert, da nur ein Stecker pro Seite vorgesehen ist.

Betreuung Prof. Sigmar Willnauer


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In Formation

a bendable light

Stellen Sie sich vor, Glühbirnen wären Flach wie ein Blatt Papier und könnten von Hand in alle Richtungen gebogen werden. Mit einer OLED-Folie und einer organischen Leuchtdiode könnte dies bald Alltag werden. Aber wie würde eine solche flache Glühbirne befestigt werden? Wodurch ließe sich das Verbiegen ermöglichen und wie wäre das einzelne Lichtelement gestaltet? Diese Fragen waren die Kernpunkte des Projekts „a bendable light“ in dessen Verlauf sich ein festes Grundkonzept entwickelte: Einzelne biegbare Lichtelemente werden in eine Leiste gesteckt und dort über Induktion betrieben. Dabei wird die Biegbarkeit der Elemente durch einen die Lichtfläche umgebenden Rahmen aus einem speziellen biegbaren Polyethylen gegeben. Ihre Form selbst ist funktionsbedingt, sie gliedert sich in einen Verbindungsbereich, eine Taillierung als Torsionspunkt und eine weite Lichtfläche mit Anfasser auf. Auf der Basis dieses Grundprinzips wurden drei verschiedene Produktrichtungen erarbeitet. Die erste Variante, die Deckenleuchte „flat lightbulb“, stellt die einfachste Anwendung dieses Prinzips dar und drückt dies auch durch ihre geradlinige Produktsprache aus. Die Lichtelemente können frei auf der langen Deckenleiste verteilt werden, so wird ein lokales Verdichten der Lichtmenge möglich. Anhand der zweiten Variante, der Stehleuchte

„leaflight“, wurde die amorphe Formsprache entwickelt, welche sich in reduzierter Form auch in den beiden anderen Varianten wieder findet. Höhenverstellung durch Umstecken, dirigieren des Lichts durch Biegen – die Verstellmöglichkeiten einer Stehleuchte wurden mit dem neuen Medium OLED und dessen spezifischen Eigenschaften umgesetzt. Zusätzlich können hier einzelne aufgeladene Elemente mitgenommen werden, ein Leuchtband deutet dabei auf den Ladezustand hin. Variante drei, „she loves me she loves me not“, stellt die konsequente Fortsetzung der organischen Produktsprache bis hin zur floralen Lichtinstallation dar. Hier kann nun wirklich spielerisch mit dem „Abzupfen“ einzelner Lichtblätter umgegangen werden, was ein ganz anderes Thema eröffnet: Wieviel Licht brauchen wir eigentlich? Und dürften es heute ein paar Blätter weniger sein?


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Studium 6. Semester Produktgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Eva-Maria Nagel eva.nagel@hfg-gmuend.de Max Wesle max.wesle@hfg-gmuend.de Betreuung Prof. Sigmar Willnauer


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Heizkรถrper Joules

In Formation


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Studium 6. Semester Produktgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Matthias Borowski borowski.matthias@googlemail.com Daniel Iravedra dani_ira84@hotmail.com Betreuung Prof. Sigmar Willnauer

Kaum ein Raum kommt ohne ihn aus. Warm ist es dann und gemütlich. Ohne ihn: ein kahler Raum und kalte Füße. Trotz seiner Unentbehrlichkeit bekommt er meist nur einen unscheinbaren, unbeachteten Platz, wo sein Leben in monotonen Zyklen fristet, abgeschoben, ein stiller Beobachter. Doch der Heizkörper „Joules“ tritt aus dieser Nebenrolle heraus und wird durch Interaktion mit dem Benutzer zum Akteur. Neben seiner umfassenden Raumbeheizung lässt er genügend Freiraum, ihn an die individuellen Gewohnheiten des Benutzers anzupassen. Verschiedene aufsteckbare Module sorgen hier für eine maximale Individualisierung der Wärmequelle. Ob Schuhe- oder Schirmtrocknung nach einem verregneten Tag oder das Leben genießen mit warmen Füßen am Heizkörper und dazu eine heiße Tasse Kakao: „Joules“ Wärme zaubert ein Lächeln in den Tag. Der Grundkörper von „Joules“ besteht aus nur einem Element, welches mit fünf Laufschienen versehen ist, auf die die einzelnen Module seitlich aufgeschoben werden können. Die Modulreihe beinhaltet einen Haken, einen Wäschetrockner, zwei Handtuchhalter unterschiedlicher Länge, eine „U“-förmige Ablagefläche (Fenstersims) und zwei Ablageflächen in unterschiedlichen Größen. Durch diese Variabilität ist es möglich den, Heizkörper optimal an die gegebene Raumsituation anzupassen. Die Wärmeregulierung ist über einen Touchscreen an der rechten oberen Seite möglich. Hier kann der Benutzer durch Berührung der Plus- oder Minus-Tasten die gewünschte Gradzahl einstellen.


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In Formation

Produktindividualisierung

Studium Bachelorarbeit Produktgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Lisa Tischer lisa_tischer@web.de Betreuung Prof. PD Dr. habil. Ass. Angelika Karger Prof. Gabriele N. Reichert

Es gibt sehr viele Konsumenten, die den Drang verspüren, ihre Produkte zu individualisieren. Hierbei entsteht ein ideeller Mehrwert für das Produkt und die Beziehung von Nutzer und Produkt wird verstärkt. Wenn der Kunde also bereits im Entstehungsprozess seines Produktes miteingebunden wird, vertieft sich die emotionale Bindung zu diesem Gegenstand. Auf langfristige Sichtweise wird der Besitzer sein individualisiertes Produkt behalten wollen und ist weniger dazu geneigt, es auszutauschen oder wegzuwerfen. Die Bachelorarbeit von Lisa Tischer ist eine Studie zum Thema Produktindividualisierung, welche sich in zwei Phasen gliedert, wobei in der ersten Phase das Thema theoretisch behandelt und die unterschiedlichen Arten und Beispiele untersucht wurden. Im zweiten Teil wurde ein Produktkonfigurator in Form einer Internetseite zur Gestaltung von Pendelleuchten entwickelt. Dabei soll der Konsument bewusste Entscheidungen treffen und ausreichend Spielraum und Freiheiten für eigene Ideen haben. Wichtige Aspekte dabei waren die Transformation des Objektes, auszuprobieren und die eigene Annäherung an die Form zu finden. Dabei wird der Benutzer Schritt für Schritt durch den Gestaltungsprozess geführt. Wenn der Kunde die gewünschte Form für seinen Leuchtenschirm konfiguriert hat, kann er zwischen verschiedenen Materialien und Farben wählen, aus dem der Schirm gefertigt werden soll. Zusätzlich kann der Kunde noch die passende Farbe für Fassung und Kabel wählen. Nachdem der Kunde den Konfigurationsprozess abgeschlossen hat, werden die einzelnen Teile aus dem jeweiligen Material mit einem Lasercutter in der gewünschten Form produziert. Dadurch wird nur nach Bedarf produziert, es kann also keine unnötige Überproduktion stattfinden.


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In Formation

BOX – Möbelsystem to go

Studium Bachelorarbeit Produktgestaltung Wintersemester 2009/2010 Kontakt Manuel Knödler boxtogo@gmx.de Betreuung Prof. Peter Stebbing Prof. Gerhard Reichert

Der Wandel der Gesellschaft hin zur Mobilität erfordert ein Umdenken bei der Planung und der Gestaltung der Möbel. „BOX“ ist ein modulares und flexibles Möbelsystem, welches eine Lösung für Menschen bietet, die häufig ihren Wohnort wechseln. Kubenförmige Module können unterschiedlich kombiniert zu Schlafgelegenheit, Arbeitsplatz, Kleideraufbewahrung und Stauraum für persönliche Dinge aufgebaut werden. Durch die Modularität des Systems, kann das Mobiliar individuell auf die jeweilige Raumsituation angepasst werden. Zusätzliche Elemente wie Schubladen oder Regalböden erlauben es dem Benutzer, die Möbel nach seinen Vorlieben zu gestalten. Die Verkettung der Module geschieht über ein Verbindungselement, welches sich werkzeuglos montieren lässt. „BOX“ erleichtert nicht nur den Auf- und Abbau des Mobiliars, es bietet zudem die Möglichkeit, sein Hab und Gut zu transportieren. Die kompakten, leichten Module sind mit zwei Grifflöchern versehen und können somit bequem getragen werden. Dadurch wird die Transporttruhe als einer der Archetypen der Möbel aufgenommen, neu interpretiert und in die heutige Zeit übertragen.


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Über Format

Impressum

Herausgeber Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

Auflage / Erscheinungsjahr 1000 Stück / 2010

Chefredaktion Anna Baranzew, Dominic Specht

Druck Henkel GmbH D-70499 Stuttgart www.henkeldruck.de

Konzeption, Planung, Gestaltung Anna Baranzew, Nicole Gauch, Jonas Heuer, Dominic Specht Layout Anna Baranzew, Nicole Gauch, Sabrina Hauser, Anna-Sophie Helleisz, Jonas Heuer, Felix Rabe, Markus Schilling, Philipp Seyschab, Dominic Specht, Lukas Tauss, Bruno Velloso, Jasmin Weinmann Gründung Dominic Specht, Jonas Heuer, Asaad El Salawi, Rebecca Schellhorn Redaktionsanschrift Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Marie-Curie-Straße 19 D-73529 Schwäbisch Gmünd format@hfg-gmuend.de www.formatmagazin.de www.hfg-gmuend.de

Papier Design Offset, 250 g/m² Design Offset, 100 g/m² Bilderdruck, 135 g/m² Caribic grau, 90 g/m² Schriften Akkurat Light, Regular, Bold New Century Schoolbook, Regular Danke Cristina Salerno, Ilona Walther, George Burden, Jasmin Knoll Copyright Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung durch die Redaktion.


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Vollformat Translation

FORMAT in English Translation by George Burden


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page 7 Recycling design The throw-away consumer societies of western industrialised nations pose a growing problem for mankind and his environment. It is becoming a serious challenge to reconcile the constantly increasing production of goods and the protection of finite resources. That is why recycling will be more important in the future. Today re-cycling is no longer simply pragmatically reusing materials, but is awakening designers’ creativity. In the design branch a new and specific style direction has developed around the topic of re-cycling. The conversion of waste into new products increases the price of products. The costs depend on the amount of work and/ or the idea behind the product. Until now efforts have largely been focussed on luxury goods that not everyone can afford. Can this really be one of re-cycling’s goals? It could be argued that the do-if-yourself trend is a result of this re-using. Abroad, home production is also a counter-movement to production and is taking on the budget furniture distributors and their uniform design. In this promising phase it is good to challenge our often wasteful way of life. Two organizations working on the topic of re-use are the Herforder Arbeitskreis Recycling e.V. (AKR – Recycling Working Group) und Drap Art in Barcelona, and they could hardly be more different. The AKR was founded in 1984 and is a charitable and independent society. With the concept of “make work from old stuff” it enables long-term unemployed people to participate in a qualification project. Under the guidance of Oliver Schübbe of OS2 Design Group participants turn old furniture, discarded clothing, and copious amounts of scrap into new furniture. Their job is to discover the hidden sense in discarded things and to reinterpret this. Clothing and textiles are donated by the Herford re-cycling exchange so that a variety of colours and materials are available. It is a perfect basis for experimentation on which to grasp and apply the character of the materials. Since its foundation the AKR has maintained a running dialogue with artistic and cultural institutions and in 2007 established the Re-cycling Design Prize. To spread the idea of re-cycling an annual competition is held, and the entries are assessed for quality of design, feasibility, suitability for production in workshops for the disabled, for instance, and for utility. Novelty, future potential, and environmental compatibility are also important criteria. This is similar to one of the Bauhaus’ ideas and is based on the cooperation of crafts, technology, and the arts. The slogan “form follows function” remains valid, but in this case it could almost be “product follows product”. As already mentioned the primary goal is to preserve finite resources, and cultivate environmental concerns. In an interview Dieter Rams – a modern German industrial designer – maintained that good design is environmentally friendly. As we know, it is no use fighting a problem without doing something about its origin. That is why I feel that re-cycling is the solution to a consequence, but not the solution to the cause. ... is one of the maxims on which the non-profit organization “DrapArt” – the name comes from the Catalan for a rag-man – a drapaire – is based. The products of the enthusiastic and second-hand dealers and re-cyclers

are shown in a gallery, which somewhat contradicts the original aim of re-cycling. After its establishment in 1995 there were several festivals, exhibitions, and workshops in various locations. These helped to inspire other cities in Europe and around the world to engage with the principle of re-cycling. Since 2004 Drap Art has been resident in an old coke factory in Barcelona, and holds the Drap Art Festival there. This and other similar events are a good start to getting people accustomed to dealing with objects differently and thus perceiving them freshly. Although it is just a small step, for many critics insignificant, it is nonetheless a step in the right direction. As Dieter Rams says, unspectacular things are vital for the future. Despite this, chairs made of newspapers are not a permanent solution to improving the environment. Re-cycling might even exacerbate such problems, and much more drastic measures will have to follow to find a real solution. page 10 Performance Hotel “Every person is an artist”, said Joseph Beuys famously. It’s not as simple and basic as that though, corrects Susanne Jakob, tutor at the Academy of Fine Arts Stuttgart. What really matters is the generally forgotten second half of the saying, “… if they think and act like an artist.” Mattress: €10, bed: €8, sleeping bag: €3, floor, 50 cents – performance: free. The hand-written note on an old white-painted door leaning against the impressively wallpapered façade of house number 22 in Stuttgart’s East End carried a strange message. For a whole year performances in the middle of Gablenberg’s Main Street were a daily event. The neighbours soon ceased to wonder about the strange goings on at the early 19th century former wine grower’s house. As part of the city’s project DISTRICT_OST the Korean performance artist Byung Chul Kim opened the first hotel of its kind on 25 July 2009. The Performance Hotel offered an interface for various actions and art forms. Everyone was invited to become a part of the project. People could take the opportunity of showing their talents to the assembled audience in a performance, thereby making a personal statement. There was no target group, and so the audiences consisted not, as was initially assumed, only of art followers and art students but also of people from all walks of society. “The prices for an overnight stay depend on my personal mood on the day,” laughs Byung Chul Kim, the “hotel manager” of the Performance Hotel. You could get a free night by offering a public performance in exchange for a night’s lodging, including breakfast. It did not matter whether the performance was original. “Everyone did what they could,” said Susanne Jakob. One could say that the Performance Hotel offered all that a normal hotel does, including a wellness centre that, with a certain irony, consisted of a rusty bathtub in the wild garden behind the hotel. Anyone expecting a luxurious overnight stay was disappointed. The hotel had different criteria. Byung Chul Kim, a student at the Academy of Fine Arts Stuttgart, had the idea for the project while he was globetrotting in cities like New York and Paris. “I was always a performance artist”, he admitted, “and one of my biggest inspirations is everyday life. Life is art.”


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It’s not surprising therefore that he tried extreme living conditions and spend some time with homeless people in New York. He was not afraid. “They’re very kind,” he explained, laughing. Originally the concept for the former wine grower’s house was entirely different. Originally it was to be used by students from the Academy in Stuttgart and the Academy of Fine Arts in Saarbrücken to coordinate their activities for joint projects on translating theory into experimental practice. “That’s an essential part of art and design,” explained Susanne Jakob. The choice of location in the East End of BadenWürttemberg’s capital, where there was little cultural activity, unlike in the centre of Stuttgart. The authors of the project had originally specifically defined an area of research that Susanne Jakob calls “Terrain Incognita” to escape from the political and power centre of Stuttgart and to transplant art into another part of the city. What made the East End interesting was the wellmixed structure of the society there where many people with an immigration background live – more a poor than a well-to-do section of society. After a warm welcome from Byung Chul Kim we entered the seemingly ludicrous building. On the ground floor were two display shop windows that were used as stages for performances. Passers-by thus had a direct view of the events taking place inside. A steep, dark stairway led to the hotel’s upper residential floor. There were three bedrooms accommodating a total of up to twenty people. The hotel even had a library for those who could not sleep. The kitchen and bathroom were on the same floor. These were available for guests’ use and sometimes hosted a culinary performance. On our tour of the building we discovered works by previous inhabitants that turned the place into a total work of art. Byung Chul Kim had settled in the attic; as the hotel manager he had to be available at all times. Shortly after arriving at the hotel we were invited to participate in a performance. Lena Liselotte Schuster, a free artist and graduate of the Academy in Saarbrücken, had authored a counter to the anti-depressive machinery of the hedonistic art society. She incorporated her preference for kitschy things cleverly into the overall idea. In the centre of a confetti-covered floor stood a giant vacuum cleaner that enabled the person sitting on a chair under the installation to celebrate the day with a confetti shower and so to escape their depressive feelings. To broaden the idea of the performance she did not emphasize the artist but the object. The individual performances were documented on a website to give everyone free access. Susanne Jakob and Byung Chul Kim are agreed that the most memorable performance was Judith Stepina’s money eating action; she made sandwiches of bank notes and ate them in public. This performance mirrors the message of the project best. As Byung Chul Kim would say succinctly, “Money is good, but boring.” The idea was to interrupt the circulation of money and to replace it with something else, in this case barter. The overnight costs of €5 to €15 were a farce, a play, and that brought up a topic that is always latent in art: what is a work of art worth? What is the value of a transient performance? Capital is redefined. Culture is capital. Capital that cannot be counted in money. That’s what, according to Susanne Jakob, was produced in the Performance Hotel. The Performance Hotel closed its doors for the last time on 12 July 2010. There is already a new project

with similar aims. Since June the Korean artist’s Performance Express has been on tour. In contrast to the Performance Hotel Byung Chul Kim wants to engender the heightened awareness that groups of different people confined closely in a train can create. This project is also designed to engender an alternative economy. A limited number of tickets for the train journeys is available at a low price or free for a performance contribution. Return tickets: €30 per person, concession for pupils and students: €20, boring performance €15, normal performance: €8, funny performance: €0, good performance: €0. page 14 ISO 668 There is almost nothing that will not fit in these metal boxes. Defined as a structure surrounding a useful volume that separates inside and outside spaces. Geometrically it is a six-sided regular rectangular body with at least one opening. The dimensions of the building container are based on the internationally standard dimensions for shipping containers. The construction of the container consists of the frame, generally load carrying, and the cladding. The structure must bear both the static load of its own weight and contents, and the dynamic loads of transport and installation. Transport fittings at all eight corners transmit forces and allow containers to be assembled into larger units. The container was originally designed to transport goods safely from A to B, but in a natural development is increasingly being used architecturally as a space module. The container is a universally applicable building module and represents, more than any other unit, mobility. The spectrum ranges from functional utilitarian buildings to exciting special architectural solutions. Containers are classified as shipping containers, building containers, and modular frames. The shipping container has some very interesting aspects for architectural applications: its characteristic design and its undeniable advantages of pre-fabrication, mobility, modularity, and global availability. However it does not possess any basic required building features such as thermal insulation, sound insulation, fire protection, and provision of daylight. The interior is high enough to walk upright in. Often the shipping container is used in its original form, and the application reflects this, generally as a supporting frame, advertising surface, or art object. It is relatively difficult to add features retroactively. The height, width, and length of series-built container types are defined by ISO (International Standards Organisation) standards. Freight containers are subject to enormous loads and the quality of a container depends on its weight. For architectural purposes this is usually far more than adequate. The idea of standardization and rationalization of freight containers was transferred to a building module. The result was the architectural container, a prefabricated space module, a mass product. Building containers are completely prefabricated and comply with several building requirements. The containers have a basic steel structure and a moderate standard of thermal, fire, and sound protection. Individual modules can be utilized in any ground plan and stacked up to 3 or 4


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units high. The use of architectural containers is normally limited to purely utilitarian buildings offering temporary accommodation. Their intended use affects their layout and furnishing and thus their architectural quality. Their low price also plays a decisive role, and the planned service life is directly related to their function. The container is no longer identified as a massproduced product, but as a unique object, individual and unmistakeable. Its anticipated life is of the order of 15 years. Time-expired containers are sold on to developing countries or are reduced to components and recycled. In contrast to shipping containers, architectural containers carry out their true function only when used as buildings. Their modularity makes extensions to the system possible at all times; extra space can be provided flexibly and at short notice when needed. Containers can be disassembled after use, making them reusable. As transportable units containers are mobile elements and, being standardized, can be moved by road, rail, or sea. By adding individual space modules the container becomes a flexible multi-space system. A good university can survive a change of location, and ideally this even reinvigorates the established structure. Daily activities do not continue automatically as before. We all become everyday heroes. Changes and renewals, good ones and very good ones, take place. If we’re really honest, it’s almost like it was in the old building, just in containers. page 16 Alone at home? Co-working! An old building in Stuttgart just around the corner from the main station. A beautiful blue sky. A group of youths sits on the steps in front of the building smoking cigarettes. The entrance is spacious, full of concert posters and pointers to places. We notice the huge courtyard, with its pond, lots of greenery, and a stage for concerts. A bar is being erected, and we discover later that this is for public viewing of the World Cup. This must be close to many people’s idea of the ideal place to work. We are almost lost for words. We are in the Start-up Centre H7, at Heilbronnerstrasse 7. Here young entrepreneurs can rent space at low cost to realize their business plans. We walk through the huge building and are impressed by the variety of different companies there. A woman sits in a room furnished with an eye for detail that seems to be both office and workshop. She has studied jewellery design in Pforzheim and for three years has designed and produced the “Fingerglück” (finger luck) range of rings. We are fascinated by her current collection of rings, for which she makes orange ladybirds out of aluminium foil chocolate wrappers. Along another corridor there is a nameplate declaring “Coffee, 1 euro”. Behind the door is the art material shop for graffiti equipment “High & Mighty”. Surrounded by innumerable spray cans, Copic markers, sketchbooks, and other “stuff” one can enjoy a coffee and let the art work its charms. Two doors further along two youngsters are opening their “Show and Event Agency for BMX Art” and have put a BMX and clothes stands in front of the door. Someone in the corridor asks us what we are looking for, and sends us up to the second floor where we find the “CoWorking0711” offices. Right in the middle of

Stuttgart, directly opposite the main station a new form of working – CoWorking – is being developed. This movement comes from the USA and means simply “working together”. Many freelancers enjoy their freedom, but find it difficult to build up their work motivation, distraction coming easily in the form of housework or other jobs. Lots of self-discipline is called for. For those who cannot muster this CoWorking represents an effective way of working. Everyone can rent their own desk in an open plan office, saving the cost of their own office, and, better still, is not alone and gets new input from the other office users. There are many opportunities for networking and exchanging ideas. It has been shown that frequent and intensive discussions with colleagues release more creative potential. With highperforming office colleagues a peer effect kicks in. The mere presence of many working colleagues pulls the weaker ones along and encourages them to work harder. It is also possible to rent a mailbox with the office’s address. For a start-up this is more convincing than using one’s home address, especially for client visits, when it does not make a good impression. Work market experts see CoWorking representing the future for freelance work. It grew as a result of developments on the work market, where the number of self-employed working for different clients continues to increase. According to the Institute for Research into Medium-sized Companies (IfM) there were about 410.000 start-ups in 2009, three percent more than in 2008. Many freelancers miss a regular working rhythm. With CoWorking there are binding opening hours. Especially those who have difficulties in stopping work at the end of a day automatically get a sensible “work-life balance”. Most offices close at 6 pm and their “users” can leave their work behind and enjoy their leisure time better. Many of the people we met here had worked for years in a “home office”, like Harald, one of the founders of the “coworking spaces” in Stuttgart. As a TYPO2 programmer he spent 5 years self-employed and working at home. Two years ago he learned about coworking, and last June as he was following its development in Berlin and other cities on “hallenprojekt.de”, a register of coworking places, he became interested in starting a coworking project in Stuttgart. His friends gave him positive feedback on the idea, and through blogs and twitters he tried to contact interested parties. From July he had regular meetings, and in September he found a partner in Felicia. At the end of November they introduced the idea at a two-day “CoWorkingCamp” and obtained financial support from the city of Stuttgart. After that everything went quickly and in March this year they could open. “Won’t people steal my ideas here?” This is many people’s initial sceptical reaction. On the contrary, you benefit from the others and can expect a synergy effect, according to Eva, who comes a couple of times a week. She studied politics in Amsterdam and after a number of detours founded a singles agency, glecks.de. If the idea is a flop she is free and not tied to a binding rental contract. In the beginning when earnings are irregular this is a comforting solution. In addition, you encounter people from different branches. This means that there are no conflicts over clients and you can pass enquiries on to others or help on another on projects. Julia is busy writing her Masters thesis. She is happy to have company and at home there would be so many distractions. She comes every day and is a “full” user, meaning that


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she pays €239 per month. For that she has a fixed workplace, with shelving in which she can leave everything in the evening, and can start immediately the next day. From €15 per day you can get a desk with WLAN and “fair use” of a printer, scanner, copier, coffee, and drinks from 9am to 6pm, five days a week. The more often you come, the more favourable the daily price becomes. There are lockable cupboards and a lounge with a kitchen. Common events, workshops, discussions, and other activities take place frequently. There is space for 20 people in the “coworking0711” office. That’s just the beginning! If the demand grows, the team will have to look for something else. In the future the offer will be optimized. It would be important to offer childcare, for example. The team wants to build up networks with other cities; this would make it easy for people to use a workspace flexibly while on holiday or a business trip and to meet like-minded professionals.

page 22 The youth of today

page 20 What’s right about wrong “Solving a problem is interesting; knowing the solution already is not.” Paul Arden The very first steps are hard. Once the designer has got his brief, has done the project planning, and has sharpened his pencils, the first steps into the creative abyss are called for. A spontaneous great step is what we all hope for, but this doesn’t always happen. The reasons may be simply a lack of ideas, an unfavourable team structure, a motivational low, or even bodily imbalances. Designers can usually think of something. But while the search for the first building block pushes the finished project further into the realms of inaccessibility, it is helpful to look for an alternative approach to catalyze our creativity. For example, going in the wrong direction. It might sound tactically stupid to waste time consciously pursuing wrong approaches, but we should remember that we’re not bound to our mistakes forever and that we can extract various useful ideas from them. This could help us to overcome our creative block and dispel our fear of mistakes or failures. The designer’s task is actually to separate the good from the bad, thus differentiating the right and the wrong, and separating and defining them. Of course there are obvious decisions. Some ideas are not worth consideration, but others have unclear boundaries that must first be explored. This can be done by talking to colleagues and teachers, or by the deliberate examination of wrong directions. To find the right direction it is often helpful to be familiar with the wrong ones. There is even a term for this, “tinkering”. By essaying methods, directions, and design variants without deciding whether they are right or wrong we can discover whether our idea would work, how we might develop it, and whether it might help us in the right direction. This gives us an idea of what might be right and helps us to limit the wrong approaches. It is now important not to drop the erroneous method, not to throw away the wrong design or abandon the unsuitable approach, but to preserve them. In subsequent projects they could be valuable in helping us find the right direction faster. If we can accept this concept we shall no longer fear making a seemingly unreasonable start to a project, independent of right and wrong.

The search for lost dreams. Do you know the type? He thinks he knows it all. He has the latest All Stars, and uses them well on the skateboard. The broken bones he suffers don’t heal as well at 45 as they did at 18. His jeans sit low and show a strip of boxer shorts. You have to look, whether you want to or not. The shorts match the pink stripes on his All Stars. The cashmere pullover fits tightly over a neon-coloured T-shirt. His youth is plastered over his beer belly. His glasses fit well – a heavy black frame on his prominent nose. The searching eyes and the nose are constantly goal-oriented. The undercut smacks of an electronic music archive. Under the greying hair thoughts of the times are racing. No not today’s thoughts – that would be retrograde. We’re in tomorrow already. We’re chasing after the visual image of youth, and trying to record all the images, sounds, and music. It was in the 60s. The man who wears All Stars today was a little boy then, dazzled by neon signs and shining department stores. He drank AfriCola, just like the smoking nuns on the posters did, dreamed of Peter’s Trip to the Moon, and heard about the wonders of love. The Beatles sang their anxiety to the pop world, “Will you still need me when I’m sixty four”. Mr. Abacus, the guy with the All Stars, is trying to preserve the revolutionary awakening of his youth. His sixty-fourth birthday is still thirteen years away, but he has the obsession that time is running out. He has already made it a life goal to filter and record current events. But he forgets that there is a new generation whose members are actually young. New 3 giga-hertz processors are already in the overtaking lane. Mr. Abacus works in a graphic design agency. He knows how to juggle the zeros and ones. At the fitness studio he confronts the 20-year olds like a butterfly, dressed to the nines. He is a “metrosexual-anti-ager”, as evidenced amply by the various creams in his sports bag. You can see that he knows – but must I know it too? – and that he thinks himself unique. Like, for example, a well-designed product, a classic. I love it. I switch it on every morning in the bathroom and savour its design – the Braun radio by Dieter Rams. It was a new idea, a new formal language, yet its image is timeless. That’s what makes it a classic. The radio seems grown up. It has no colour. Maybe the power switch was orange, but never the object itself. For Mr. Abacus this button would be the brain. It might be colourful, but the packaging should remain plain according to the best design rules. Man himself is not a design object, but sometimes it seems as if Mr. Abacus thinks that he is just that. The fact that his latest broken bone will not heal easily drags him back to reality. Mr. Abacus’ manoeuvrability is compromised, but he must still demonstrate his value – starting from the smallest detail. That’s what constitutes the external image. “Form follows function” was already appreciated in the 60s. Even if he will not admit it, something of his youth irresponsibility has gone. As an adult Mr. Abacus is embedded in a complex life form. In this it is helpful to “consider things according to their purpose, in agreement with the whole of human society. Youth remains, however, the only epoch in which one learned anything” (Marcel Proust). So Mr. Abacus wishes to preserve his youthfulness, perhaps in order to continue


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learning. But to see the world through adolescent eyes you do not need to wear All Stars on your feet. All you need is a young fresh sense of the essential. But you cannot buy this. You must preserve it for yourself, nurturing and caring for it. The generation of the 60s saw the future, this manifold, great abstraction, as a hopeful bubble filled with all that their generation had experienced, dreamt, and achieved. But bubbles burst! The future is not simply a cornucopia of great things. The future always fails. One could argue that Mr. Abacus is using youth as a therapy for his own failed ideas of revolutionary nostalgia. What pubescent behaviour! The adult always admonishes, “No, you can only do that when you’re grown up!” But where is the limit? What can you do as a youth and that you can no longer do as an adult? What has youth left? Here is where the boundaries have disappeared, and the external images have merged. But my tolerance is long gone; the guy has no right to tell me what youth is about. I expect an example, but instead I get compromised expressions, both visually – pink boxer shorts and All Stars for all ages – and verbally. Coolness and sexiness are poured over me, the sperm of the midagers. They have obviously not yet understood that the short period called adolescence is an expression of becoming adult. Mr. Abacus’ coolness has a tight temporal limit. Coolness is generally a short-term phenomenon. But it is not important to create something cool for the moment. Values arise in the long run, and timelessness appears only with time. Sexiness, for instance, is a brief condition of desire, a flickering lust. And cool, if it’s not in the refrigerator, doesn’t stay cool for long. Once outside, cool soon becomes lukewarm and stale. The real opposite of cool is hot, the most controversial attribute that brands, people, and products associate with themselves when they want to make a profit. It has nothing to do with the real image, nor with values or tastes. Mr. Abacus can try as he likes, as he flees from bourgeois towards a new trend he falls into a new form of bourgeois living in the form of eternal youth, silly and contrived, instead of hip and cool. Hip and hop, top or flop. If Mr. Abacus’ life were to be plotted on a graph it would not be a curve with peaks and troughs, but a flat line from the age of 20, straight and boring. He is always trying to hang on to whatever level he has achieved. Lifestyle magazines show the latest developments, even if there is nothing more to develop. If he’s run into the wall on his skateboard, he’ll get on a mountain bike and ride past his lost future pursuing old dreams. In winter he’ll ski. There are enough ways to injure himself stylishly in the latest outfit. During the subsequent rehabilitation he could reflect about his life, but thanks to the iPhone and the iPad – Mr. Abacus thinks he has finally got his hands on the first of the tablets with the Ten Commandments – and the ubiquitous cable connections Mr- Abacus of course remains in constant touch with his agency. Fit again, he’ll be discussing the latest ideas with the agency over a overpriced pasta dish. The new ideas are not really new, but are exclusively for his self-preservation. Mr. Abacus creates pointers for consumers, but at the same time is the one who follows these pointers most loyally. Loyal and blind, if not to say plain dumb. No example but in the know about how to live up to consumer trends. He lives what he sells. Young, dynamic, and without all content. No further

progress possible – just slight variations within the prescribed pattern. The skateboard finally jams hard in the halfpipe. page 28 “Doctorates in Design” - the birth of an interface. After the Bologna reform of university education and the introduction of Bachelor and Master degrees on the Continent, reforms in Germany are focussing increasingly on doctorates. This development is becoming noticeable in the design sciences as more and more people express an interest in a PhD. On 26 June 2010 the German Society for Design Theory and Research held its third colloquium “Design doctorates” at the Berne Academy of Arts in collaboration with the University of Applied Sciences in Lucerne. The Society’s Berne event took place in a relaxed atmosphere with nine lectures and a panel discussion before an audience of about 50 delegates. A party from the University of Applied Sciences Schwäbisch Gmünd also attended. The prime goal of such events is to bring together people on PhD programmes and experienced teachers, mainly from the German-speaking area, to discuss joint projects in design and their defining conditions. In this respect it was especially interesting to compare the different backgrounds of Swiss and German programmes. The one-hour panel discussion emphasized the importance and state of Swiss doctoral programmes in design. In contrast to Germany, design schools in Switzerland have been defined as colleges and so have no direct access to doctoral programmes. In Germany the development is going in the opposite direction and designers’ access to PhD programmes is improving noticeably. Universities of Applied Sciences can offer PhD programmes in cooperation with full Universities, and there are several of these whose design departments offer PhD programmes, including Berlin, Essen, Kassel, Munich, Offenbach, Weimar, and Wuppertal. The panel consisted of five people: Helga Aichmaier, a PhD student at the University of Design (FHNW) in Basle, Minou Afzali, research assistant at the Transdisciplinary Institute at the University of Design in Berne (HKB), Stefano Vannotti, research assistant at the Zurich University of Arts (ZhdK) and PhD student on the cooperative programme with the University of Linz, Prof. Arne Scheuermann, PhD, professor of design theory, vice-president of the HKB Research board, and Dr. Axel Vogelsang, researcher at the Institute of Design at the HSLU and PhD graduate. Dr. Claudia Mareis, design and cultural scientist and researcher at the HKB since 2009, moderated the discussion and introduced the difficulties of the doctoral system in Switzerland. In order to get design research projects accepted as PhD projects it is necessary to use a little imagination and so despite not having the right to run doctoral programmes research is very much alive at Swiss art and design schools. Most PhD projects are linked to University research projects that contractually guarantee research workers a doctorate or in some cases employ them only if they are already enrolled in a foreign doctoral programme. These unorthodox paths to a PhD shed a light on the changing situation in the whole discipline. An intensive discussion ensued in which both the development op-


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portunities and the difficulties were illustrated. Helga Aichmaier addressed one problem head-on: design PhD students often experience uncertainties on their programme as there are few limits and therefore an almost unlimited field of action. Arne Scheuermann explained, “There are no precedents for us to which design PhD students can look, and this I think is related to the small number of design PhDs.” On the one hand this leads to a certain freedom in processes and methods, yet on the other hand can lead to difficulties and cause an envious attitude towards other sciences and their PhD programmes. In a young discipline one is also establishing a science. In this connection Scheuermann also spoke of the battle for legitimacy that design PhD students must wage. They are scrutinized more closely yet must conform to and master the procedures of the more established sciences to be recognized as scientists. Claudia Mareis felt this was difficult but that it widened horizons. According to Helga Aichmaier it is still unclear where the widening of the research landscape in design begins and where it will end. On this question Arne spoke of the birth of the interface-rich research landscape of design, comparable with sociology, in which there is a large bandwidth of neighbouring sciences that must be included in research projects. Design PhD students must look beyond their noses and become fluent in other fields. In her research work Minou Afzali has already discovered exciting frontiers that continuously throw up questions for design. She calls this a positively open condition with uncertainties. Such uncertainties are significant in specific kinds of doctoral programme when theoretical aspects are emphasized. Axel Vogelsang spoke of the differences between design doctorates here and in England. There these include practicallyoriented PhD programmes that place great value on the application of the results. In Germany this is comparable to the Offenburg approach, which also emphasizes the practical applications more than the theoretical aspects. For this reason and in view of his attitudes he sees himself as closer to the engineering sciences. As he says, “If we want to do practical projects purely theoretical people are no use to us.” Vogelsang also reported about the content and infrastructure of Swiss doctorates in design. There must be a comprehensive structure; it is not enough to have found a PhD supervisor. There must be discussions with other advisors and other PhD students to exchange ideas. Both theoretical and methodological skills must be learned, and these are not usually possessed by Swiss design students. It is debatable whether design education should be better oriented toward PhD programmes. Arne suggests special Masters programmes to prepare for PhD studies. At this point another difference between the Swiss and German approaches comes to light; in Germany educational programmes are designed to qualify graduates for further scientific work. The Gmünd group got the impression that the Swiss do not yet have this focus. After about 45 minutes of discussion the debate was opened to questions and comments from the floor. The first comments were about the sharpness of the research focus in design. Prof. Wolfgang Jonas from the University of Kassel suggested that design should define its focus and declare its specific interests. The interfaces must become better defined to make the research field sustainable.

Delegates suggest that, in view of the requirements of PhD programmes, design education must change but not, as previously suggested, during the courses but at the time of recruiting and application. Katrin Menne, just started on her PhD programme, explained that she was often asked why anyone would want to study design; the acceptance of design was still at a very low level. “This is like a self-help group,” remarked Stefano, demanding more self-confidence. Respect from the neighbouring disciplines is necessary, but we should not be in awe of them. This is understandable because design projects often have a research aspect without the students even realizing it. Were these research aspects to be thematized, it might be very surprising to outsiders. The doubts often expressed by designers about their own field should be re-construed as chances rather than hindrances. Finally the question of what might follow a design doctorate was raised. Swiss teams are currently looking at answers to this question, which is related to the possibility of post-doctoral programmes as run by many sciences. Until now there is not much of an idea of what might happen. The system still has to be built up and could well be the theme of the next “Design Doctorates” meeting.


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