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Mit Innovation und Vielfalt in die Zukunft
Pascal Lerch, Teamleiter Finanzieren bei acrevis Wil (links), lässt sich von Max und Salome Zeintl einen Querschnitt durch das vielfältige Sortiment zeigen.
Wer an Innovationen und Forschung denkt, dem fällt wohl nicht spontan die Produktion von Bürsten ein. Das aber ist ein Trugschluss, wie das Familienunternehmen zeintra AG in Wil seit vielen Jahren beweist. Denn Bürsten gibt es für unzählige Einsatzgebiete – die Entwicklung und die Produktion erfordern entsprechend kreative Köpfe und viel Erfahrung.
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Alles begann mit einem kleinen Laden in Winterthur. Der Bürstenmacher Franz Zeintl, einst aus Österreich zugezogen, versuchte hier 1913 sein Glück. Einige Jahre später erfolgte der Umzug nach Wil. Hausfrauen kauften bei Zeintl Bürsten für den Alltag, Handwerker solche für ihre Arbeit.
Über 100 Jahre später steht in Wil bei der zeintra AG immer noch die Bürste im Zentrum. Aber nun sind es rund 40 Mitarbeiter, die für Kunden aus der ganzen Welt arbeiten. An der Spitze steht mit Max Zeintl der Enkel des Firmengründers. Aus dem einstigen Laden ist ein KMU geworden, das 400 verschiedene Produkte im Standardsortiment führt, die über den Fachhandel vertrieben werden. Diese Standardprodukte machen indes nur einen Drittel aller Aufträge aus, zwei Drittel entfallen auf individuelle Produkte.
Für alle Branchen
Erklärt er anderen, was seine Firma macht, stösst Max Zeintl oft auf dieselbe Reaktion: «Viele Leute denken: Die Bürste wurde einst erfunden, seither hat sich nichts mehr getan.» In Wahrheit haben er und sein Team es täglich mit neuen Herausforderungen zu tun. Die Kundinnen und Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Käseproduzenten müssen die Rinde der Laibe schmieren, Zughersteller ihre Fahrzeuge reinigen, Uhrmacher Saphire bearbeiten. Stets kommt eine Bürste zum Einsatz, aber für jede dieser Aufgaben sehen die Anforderungen anders aus. «Und wir entwickeln jeweils die entsprechenden massgeschneiderten Lösungen», so Zeintl. Rosshaar? Schweinsborsten? Drähte? Pflanzliche Stoffe? Intelligente Borsten mit einem funktionalen Inhaltsstoff? Nur schon die Materialvarianten für Bürsten sind schier endlos, ebenso wie weitere Aspekte.
Der Gang durch den Betrieb zeigt das eindrücklich. In 3-DDruckern entstehen Fassungen, gleichzeitig ist fast überall auch noch Handarbeit gefragt. Eine eigene Teststation prüft Prototypen auf Herz und Nieren. So manche Maschine würde stillstehen, wenn nicht eine zeintra-Bürste für das reibungslose Funktionieren sorgen würde, oftmals verborgen im Hintergrund, ganz unspektakulär. Manche Innovation allerdings klingt auch für den Laien spektakulär. Zum Beispiel, wie zeintra AG Skirennfahrerinnen und -fahrer auf den ersten 50 Metern um zwei Zehntelsekunden schneller gemacht hat – dank der Behandlung der Ski mit einer speziell gefertigten Bürste.
Reinigen mit Trockeneis
Seit einigen Jahren hat die zeintra ein zweites Standbein, die Reinigung mit Trockeneis. Dafür entstand 2011 mit «electroclean» ein eigenes Unternehmen. Auf der Grundlage des «polarjet», einer Eigenentwicklung, sorgt das Trockeneisstrahlen für eine Reinigung ohne Wasser und Chemie. So lässt sich von Schaltschränken oder Computerplatinen bis zum Innenraum eines Autos vieles porentief und gänzlich
Vieles wird bei der zeintra AG noch in Handarbeit gemacht.

ohne Rückstände säubern. Max Zeintl: «Trockeneis hat gegenüber der Bürste den Vorteil, dass kein direkter Kontakt und damit keine Reibung entsteht und auch unebene Oberflächen gereinigt werden können.»
An Ideen und Projekten mangelt es dem Wiler Unternehmen also nicht. Wo Innovationen und damit auch Investitionen anstehen, ist ein Finanzierungspartner gefragt. Der heisst acrevis und das seit über 40 Jahren. Seit zwölf Jahren ist Pascal Lerch seitens acrevis Ansprechperson für den Familienbetrieb. «Der Vorteil einer langfristigen Zusammenarbeit wird hier besonders sichtbar», so Lerch, «man sieht die laufende Entwicklung und versteht ein Unternehmen in der Tiefe.» Dass Bürste nicht gleich Bürste ist und die Produktion von Bürsten spannend sein kann, weiss Lerch deshalb inzwischen schon lange.
Max Zeintl bestätigt den Eindruck. Seine Firma sei dynamisch aufgestellt, man wisse heute noch nicht, was morgen komme. «Deshalb ist es so wichtig, dass ein Vertrauensverhältnis zur Hausbank besteht und die Bereitschaft da ist, den Weg mitzugehen. Mit acrevis haben wir einen Partner, der mitzieht.» Das hat sich gerade wieder mit der umfassenden Sanierung der zeintra-Firmengebäude gezeigt, bei der auch energetisch alles auf den neuesten Stand gebracht wurde.
Apropos Langfristigkeit: Die vierte Generation der zeintra steht schon bereit, der Nachfolgeprozess ist angestossen. Salome Zeintl, die Tochter des heutigen Geschäftsführers Max Zeintl, ist bereits zum Unternehmen gestossen und hat dem Marketing neuen Schwung verliehen. In der CoronaKrise hat sie die Zeit genützt und eine Serie von Videoclips produziert, die einen Einblick hinter die Kulissen von zeintra geben. Einen Einblick, der viel spannender ist, als es das blosse Wort «Bürste» verspricht.