07//2023 ABRISS:REPORT HEY! HANNOVER, 7 DETEKTIV:INNEN INVESTIGATIV UNTERWEGS: Wir suchen unabgesprochen abgebrochene, vermisste und ersetzte Gebäudecharaktere. Du weißt was? Meld dich gerne bei uns unter // abriss@staedtebau.uni-hannover.de
VORWORT .3
PROLOG
UNABGESPROCHEN ABGEBROCHEN .5
FOLGENSCHWERE KETTENREAKTIONEN IM GEBÄUDESEKTOR, REFORMPOTENZIAL FÜR BESTANDSGEBÄUDE IN DER NBAUO
SAMMLUNG
DATENBANK .6
KARTIERUNG .12
PORTRAITS .16
REFLEKTION
AUSWERTUNG .26
PROJEKTKAUSALITÄT .32
TOOLBOX .34
EPILOG
ERHALTUNGS:FÄHIGKEIT SCHÄTZEN .39
MIT TOLERANZ UND WERTSCHÄTZUNG IST UMBAUEN
EINE CHANCE ZU MEHR DIVERSITÄT IN DER BAUKULTUR
IMPRESSUM .42
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ABRISS(BE)FUNDBERICHT
NACHFORSCHUNG VON ABRISS-DETEKTIVEN ZU UNABGESPROCHEN ABGEBROCHENEN GEBÄUDEN
In Anlehnung an die Arbeit der schweizerischen Initiative Countdown 2030 muss Deutschland nachziehen, aufwachen und den Verlust von Monumenten, unentdeckten Schönheiten und ungenutzten Potenzialen erfassen.
Die Sammlung abgerissener Gebäude in Hannover zeigt, welche Masse unabgesprochen verschwindet um Erhaltenswertes in Zukunft zu schützen.
Die Arbeit bildet eine Datengrundlage für den Abriss-Atlas.de von Gebäuden in der Region Hannover.
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ABB.1 EXXON, AM RIETHORST, Foto: Karen Schäfer ALLTAG, HANNOVER EXXON BÜROHAUS // PROLOG 01 *
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UNABGESPROCHEN
ABGEBROCHEN _
KETTENREAKTIONEN IM GEBÄUDESEKTOR, REFORMPOTENZIAL FÜR BESTANDSGEBÄUDE IN DER NBAUO
Liebe Alle!
PRO JAHR produziert Deutschland PRO KOPF rund 2,76 TONNEN BAUSCHUTT 1 (Umweltbundesamt)
– eine Zahl die dazu beiträgt, dass 55% des gesamten deutschen Abfalls auf den Gebäudesektor zurückzuführen ist. 2
Das ist verdammt viel. Viel zu viel, um ehrlich zu sein – das Gute daran ist aber: wir können das ändern! Die Zahl ist erschreckend hoch, zeigt aber ein genauso hohes Potenzial zur Veränderung. Und zwar nicht schleppend, sondern rasant. Für Dich, für uns, füreinander und die nächste Generation.
Bei neuen Gebäuden mit hohem energetischen Standard entstehen bereits rund 50% der gesamten Gebäudeemissionen beim Bau. Wenn Gebäude nach erschreckend kurzem Lebenszyklus, also manchmal schon nach 15-20 Jahren (!) dem Erdboden gleichgemacht werden, werden Gebäudeemisionen fahrlässig freigesetzt. Bauschutt, Verbundwerkstoffe und Abfall häufen sich an und benötigen für Recycling oder Verwertung Energie, die wir mit unserem Klima teuer bezahlen – oder sinnvoller einsetzen könnten. Gleichzeitig verschwindet dabei oft unabgesprochen ein Teil unseres umbauten Raumes, Zeitzeugen und Identität, die Platz für Neues machen. Wenn der Umbau Kult wäre, dann könnten wir etwa 10% der weltweiten C02- Emissionen einsparen, und dabei Bestand als Chance und Ressource begreifen. Unsere These, unsere Ziele und Fakten reichen sich dabei die Hände: Abriss ist kein Egoding – Abriss bedarf einer Genehmigung und Entscheidung, die die Erhaltungsfähigkeit prüft nach Werten, die über Wirtschaftlichkeit und Betriebsenergie hinaus auch Emissionen von Bau und Abriss mit einbezieht und neben Denkmalschutz auch sozialpolitische, städtebauliche und materialökonomische Potenziale prüft.
Dass Abriss nicht grundsätzlich genehmigungspflichtig- oder zumindest anzeigepflichtig ist – bis auf wenige Ausnahmen, wie Hochhäuser oder denkmalgeschützte Gebäude – kritisierte schon der offene Brief vom 19.09.2022 an Frau Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Aber wie auf Bundesebene, so ist genauso auf Landesebene – bis zu kleinen Kommunen & Gemeinden eine entscheidende Lücke im System. So fehlen niedersächsischen Bauämtern, Bürgermeistern und städtischen Instanzen der Überblick und eine Statistik über Abrisse im eigenen Land:
Nach § 60 Abs. 3 NBauO sind Abrisse nur dann anzeigepflichtig, wenn es entweder um Teilabrisse oder um Abrisse von Hochhäusern geht. Alle anderen Abrisse sind nicht einmal anzeigepflichtig sondern nach § 60 Abs. 2 Nr. 5 NBauO verfahrensfrei.
Insofern haben wir auch weder eine Auswertung noch einen Überblick über alle Abrisse im Stadtgebiet Hannover, da die überwiegende Anzahl der Abrisse verfahrensfrei geschieht.
Wünschen Sie gleichwohl ein Gespräch?
Mit freundlichen Grüßen, im Auftrag, Der Oberbürgermeister» 2
5
Heute, wo die Klimaerwärmung spürbar ist, die Energieversorgung unsicher und die planetaren Grenzen erreicht sind, ist nicht der Erhalt von Gebäudestrukturen erklärungsbedürftig, sondern ihr Abriss.»3 « « 6
Ja, wir wünschen ein Gespräch, eine Debatte, eine Diskussion und Aufklärung. Eine Aufklärung, die direkte Beteiligte, Instanzen und Institutionen, aber auch jede:n Einzelne:n darüber in Kenntnis setzt. Wenn sogar die kleinste Instanz gar nicht weiß, welche Häuser unabgesprochen abgebrochen oder ersetzt werden, dann ist das Abreißen von Gebäuden ein Problem, dass in seiner Masse folgenschwer und schleichend eine Selbstverständlichkeit etabliert, die maßgeblich unsere Abfallwirtschaft, Energie und Umwelt überstrapaziert: Der jährliche Bauabfall Deutschlands entspricht rechnerisch dem Materialbedarf für ca. 422.000 Wohneinheiten, deckt der Baukulturbericht von 22/2023 auf.4 Eine Zahl, die aufzeigt, wie sich die beiden zentralen baupolitischen Zielsetzungen – „die Schaffung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr und die CO2-Neutralität bis 2045 diametral wiedersprechen, solange die aktuelle Praxis von Abriss und Neubau beibehalten wird.5“ Neben wenigen gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen die ganzheitlichere Ansätze verfolgen, profitieren von diesen Entwicklungen zu oft einzelne Personen, die aufgrund von wirtschaftlichen Faktoren wie Flächenausnutzung, Kostendruck und Rendite, Neubauen dem Umbauen vorziehen und Scharen von mittelmäßigen Bauten hervorbringen, die den Ersatzneubau auch in Gestaltung und Ästhetik nicht rechtfertigen können.
Wenn im Jahr 2021 laut offizieller Statistik rund 14.090 Gebäude abgerissen wurden, niedersächsische Bauaufsichtsbehörden aber nur von ca. 5% aller Abrisse mitbekommen, dann können wir hochrechnen, in welchem Spektrum eine Dunkelziffer schätzungsweise liegt: um ein Vielfaches 1020 mal höher.6 So gehen wir mit dem Projekt auf die Suche wie Detektivinnen, sammeln Daten und erinnern an Geschichten, die unter Bauschutt verschüttet verschwinden.
5
FOLGENSCHWERE
3 OFFENER BRIEF, ABRISSMORATORIUM abrissmoratorium.de, 2022
STATISTISCHES BUNDESAMT Un Global status Report, 2020
UMWELTBUNDESAMT Bau- und Abbruchabfälle, 2020
DEUTSCHE UMWELTHILFE auf Basis des Statistischen Bundesamtes
BAUKULTURBERICHT 2022/23) Kreislaufwirtschaft Bau 2021; Wuppertal Institut 2022
4
BRANDEINS, UMBAU STATT NEUBAU Pressemitteilung Abrissmoratorium 01 PROLOG
über 100 Jahre altes Gebäudeensemble Arnumer Straße 24, 30966 Hemmingen Hemmingen - - Anfang
R_Hemmingen_Feuerwehrhaus Arnum Feuerwehrhaus Arnumer Kirchstraße 1a, 30966 Hemmingen Hemmingen
R_Hemmingen_Göttinger Straße_50 Einfamilienhaus Göttinger Straße 50, 30966 Hemmingen Hemmingen
R_Hemmingen_Göttinger Straße_46 Gaststätte "Alte Schmiede"
Code Objekt Adresse Kommune Bezirk Stadtteil Baujahr 01_01_Kröpcke-Center Kröpcke-Center (Teilabriss) Karmarschstraße 13-23, 30159 Hannover Hannover Mitte Mitte 1975 01_01_Hotel Körner Hotel Körner (76 Betten) Körnerstraße 24/25, 30159 Hannover Hannover Mitte Mitte 1955 01_01_Gaswerke-Verwaltung OsterstraßeGaswerke-Verwaltung Osterstraße 31, 30159 Hannover Hannover Mitte Mitte 1914 01_01_Verwaltungsgebäude RöselerstraßeVerwaltungsgebäude Röselerstraße Röselerstraße 2, 30159 Hannover Hannover Mitte Mitte 1957 07_07_AOK Zentrale AOK-Zentrale Hans-Böckler-Allee 30, 30173 Hannover Hannover Südstadt-Bult Bult 1977 02_10_IBM-Zentrale IBM-Zentrale Hamburger Allee 50, 30161 Hannover Hannover Vahrenwald-ListList 1969 03_48_Parkhotel Welfenhof Parkhotel Welfenhof Prüßentrift, 85/87, 30657 Hannover Hannover Bothfeld-VahrenheideIsernhagen-Süd1968 02_10_St. Bruder Konrad Kirche St. Bruder Konrad Kirche Overbeckstraße 3, 30177 Hannover Hannover Vahrenwald-ListList 1936 R_Hemmingen_Alte Post Hemmingen Alte Post Hemmingen Sundernstraße 4, 30966 Hemmingen Hemmingen - - ?* R_Hemmingen_Landgasthaus Bussmann Landgasthaus Bussmann Birkenweg ?, 30966 Hemmingen Hemmingen - - ?* R_Hemmingen_Hauptstraße/Ecke OstertorstraßeBaufälliges Einfamilienhaus Hauptstraße / Ecke Ostertorstraße, 30966 Hemmingen Hemmingen - - ?* R_Hemmingen_Arnumer Straße_24
- - 1975
Göttinger
- - ?*
- - ?*
R_Hemmingen_Göttinger Straße_53 Marodes Einfamilienhaus
Straße 53, 30966 Hemmingen Hemmingen
Göttinger
Hemmingen - - ?*
Göttinger Straße 43, 30966 Hemmingen Hemmingen - - ?*
Göttinger
Hemmingen Hemmingen - - ?* R_Hemmingen_Göttinger Landstraße_38Einfamilienhaus Typ "Kaffeemühle" Göttinger Landstraße 38, 30966 Hemmingen Hemmingen - - ?* R_Hemmingen_Heisterkamp_8a
- - ?* R_Hemmingen_Deveser
Hemmingen - - ?* 12_17_Grundschule Kreuzriede ehem. Grundschule Kreuzriede Kreuzriede 12, 30419 Hannover Hannover Herrenhausen-StöckenLedeburg 1975
Pavillon Expo 2000 Sydney Garden 7, 30539 Hannover Hannover Döhren-Wülfel Bemerode 2000 12_18_Freizeitheim Stöcken Freizeitheim Stöcken Eichsfelder Straße 101, 30419 Hannover Hannover Herrenhausen-StöckenStöcken ? 04_25_Oststadtkrankenhaus Oststadtkrankenhaus Pasteurallee / Ecke Podbielskistraße, 30659 Hannover Hannover Buchholz-KleefeldGroß Buchholz 1959 01_02_Zentrale Stadtwerke enercity Büro- und Werkstattgebäude Stadtwerke Glockseestraße 33, 30169 Hannover Hannover Mitte Calenberger Neustadt 1955 R_Seelze_Altes Rathaus Letter Altes Rathaus in Letter Bürgermeister-Röber-Platz 1, 30926 Seelze Seelze - - 1939 R_Lehrte_Sonderpostenmarkt Zum Alten Dorf Sonderpostenmarkt Zum Alten Dorf Zum Alten Dorf 5a, 31275 Lehrte Lehrte - - 1965 02_10_Tankstelle und Garagenhaus Podbi 200 1950er Tankstelle (zuletzt Autowerkstatt) und GaragenhausPodbielskistraße 200, 30177 Hannover Hannover Vahrenwald-ListList 1956 10_36_Continentalwerk_Gebäude 10 Gebäude Nr. 10 Conti Wasserstadt Stockhardtweg 1a, 30453 Hannover Hannover Linden-Limmer Limmer 1898 12_18_St Christophorus KircheSt.-Christophorus-Kirche + Pfarrhaus Moosbergstraße 4, 30419 Hannover Hannover Herrenhausen-StöckenStöcken 1963 08_29_Gastwirtschaft WichmannGastwirtschaft Wichmann Hildesheimer Straße 230, 30519 Hannover HannoverDöhren-Wülfel Döhren 1885 R_Neustadt am Rübenberge_Sporthalle Gymnasium Sporthalle Gymnasium Neustadt am Rübenberge Lindenstraße 52, 31535 Neustadt am Rübenberge Neustadt am Rübenberge - - 1967 R_Uetze_Gemeindesaal KirchengemeindeGemeindesaal der Kirchengemeinde Uetze-KatensenKirchstraße 7,31311 Uetze Uetze - - 1970 R_Laatzen_Altes Feuerwehrhaus Rethen Altes Feuerwehrhaus Rethen Braunschweiger Straße 4, 30880 Laatzen Laatzen - - 1957 R_Lehrte_Alte Hofstelle Immensen Alte Hofstelle Immensen Arpker Str. 9, 31275 Lehrte Lehrte - - 1954 R_Lehrte_Manskestraße 19 Stadtwerkevilla Manskestraße 19 Manskestraße 19,31275 Lehrte Lehrte - - 1927 R_Lehrte_Manskestraße 17 Stadtwerkevilla Manskestraße 17 Manskestraße 17,31275 Lehrte Lehrte - - 1908 R_Lehrte_Volksbank Immensen Volksbank-Filiale Immensen Bauernstraße 25, 31275 Lehrte Lehrte - - 1975 R_Lehrte_Einfamilienhaus Bauernstraße 25aEinfamilienhaus Bauernstraße 25a, 31275 Lehrte Lehrte - - 1920 01_01_Restaurant Kirin Am Klagesmarkt Restaurant Kirin Am Klagesmarkt 38, 30159 Hannover Hannover Mitte Mitte 2002 06_28_Büntecafé Büntecafé Bünteweg 43a, 30559 Hannover Hannover Kirchrode-Bemerode-Wülferode Kirchrode 1935 R_Gehrden_Aldi-Markt Everloher Str. Aldi-Markt Gehrden Everloher Staße 1, 30989 Gehrden Gehrden - - ? R_Uetze_Grundschule Dollbergen Grundschule Dollbergen (Teilabriss) Ackersbergstraße 6, 31311 Uetze Uetze - - ? R_Garbsen_Pavillon Grundschule StelingenPavillon Grundschule Stelingen Stöckener Straße 2, 30827 Garbsen Garbsen - - 1974 R_Seelze_Nebengebäude RegenbogenschuleNebengebäude Regenbogenschule Seelze Humboldtstraße 10, 30926 Seelze Seelze - - 1952 06_47_Hotel Kronsberger Hof Hotel Kronsberger Hof Wasseler Straße 1, 30539 Hannover Hannover Kirchrode-Bemerode-Wülferode Bemerode 1988 R_Sehnde_Aldi-Markt Bachstraße Aldi-Markt Sehnde Bachstraße 9, 31319 Sehnde Sehnde - - ? R_Laatzen_Förderschule am Kiefernweg Förderschule am Kiefernweg Kiefernweg 3, 30880 Laatzen Laatzen - - ? R_Ronnenberg_Restaurant und Hotel zur Linde Restaurant/Hotel zur Linde Hannoversche Straße 22, 30952 Ronnenberg Ronnenberg - - 1887 10_35_Kaiser-Center Kaiser-Center / Kaifi-Sportslodge Fischerhof 1, 30449 Hannover Hannover Linden-Limmer Linden-Süd 1983 10_34_Speicher Raiffeisen Speicher Raiffeisen Hauptgenossenschaft Am Lindener Hafen 32, 30453 Hannover Hannover Linden-Limmer Linden-Mitte ? 02_11_Vahrenwalder Kirche Vahrenwalder Kirche Vahrenwalder Straße 109, 30165 Hannover Hannover Vahrenwald-ListVahrenwald 1950 12_18_Corvinuskirche Corvinuskirche Moorhoffstraße 28, 30419 Hannover Hannover Herrenhausen-StöckenStöcken 1962 10_35_Sporthalle Humboldtschule Sporthalle Humboldtschule Ricklinger Straße 95, 30449 Hannover Hannover Linden-Limmer Linden-Süd 1962 10_34_Lindener Eisen-und Stahlwerke Lindener Eisen- und Stahlwerke Badenstädter Straße 52, 30453 Hannover Hannover Linden-Limmer Linden-Mitte 1872 10_34_Getränkemarkt_Dieckbornstraße 7 Getränkemarkt Dieckbornstraße 7, 30449 Hannover Hannover Linden-Limmer Linden-Mitte 1961 R_Ronnenberg_Zuckerfabrik Weetzen Zuckerfabrik Weetzen Humboldstraße, 30952 Ronnenberg Ronnenberg - - 1883 R_Neustadt am Rübenberge_Buchhandlung Biermann Buchhandlung Biermann Rundeel 1, 31535 Neustadt am Rübenberge Neustadt am Rübenberge - - 1955 R_Hemmingen_Feuerwehrgerätehaus HallerskampFeuerwehrgerätehaus Hemmingen-Harkenbleck Hallerskamp 8a, 30966 Hemmingen Hemmingen - - 1976 R_Neustadt am Rübenberge_Wohnhaus Landwehr 7 Wohnhaus Landwehr 7, 31535 Neustadt am Rübenberge Neustadt am Rübenberge - - ? vor 1950 R_Neustadt am Rübenberge_VHS-MöbellagerVHS-Möbellager (ehem. Betriebshof deutsche Bundespost)Landwehr 5, 31535 Neustadt am Rübenberge Neustadt am Rübenberge - - ? vor 1950 R_Neustadt am Rübenberge_Kubaldallee 2 Kubald-Villa und Badehaus Poggenhagen Kubaldallee 2, 31535 Neustadt am Rübenberge Neustadt am Rübenberge - - 1939 04_24_Prakla-Seismos Prakla-Seismos-Areal Buchholzer Straße 100, 30655 Hannover Hannover Buchholz-KleefeldGroß Buchholz 1983 10_34_Volksbank_Minister-Stüve-Straße 22 Volksbank Minister-Stüve-Straße 22, 30449 Hannover Linden-Limmer Linden-Mitte 55% DES DEUTSCHEN ABFALLS STAMMT AUS DEM BAUSEKTOR UNSER ALLER ERNST?
Straße 46, 30966 Hemmingen
R_Hemmingen_Göttinger Straße_43 Ehemaliger Supermarkt mit Wohnaufstockung
R_Hemmingen_Göttinger Straße_3 Alter Supermarkt
Straße 3, 30966
Ehemaliger Schrottplatz mit Betriebsgebäude Heisterkamp 8a, 30966 Hemmingen Hemmingen
Straße_24 Einfamilienhaus Deveser Straße 24, 30966 Hemmingen
R_Laatzen_Deutsche RentenversicherungHauptverwaltung Deutsche Rentenversicherung Lange Weihe 2, 30880 Laatzen Laatzen - - 1977 08_47_Polnischer Pavillon Expo 2000 Polnischer
ANZEIGEN, SAMMELN, NACHFORSCHEN
_ EINE INVENTARISIERUNG VON GEBÄUDEN, DIE ABGERISSEN, IM ABRISS ODER ABRISSGEFÄHRDET SIND
Abrissjahr Alter Abrissgrund 1 spezifische Nutzung Nutzung neue Planungen Nutzung Neubau Hinweis durch abgerissen 2010 35 veränderte Nutzungsansprüche Handel und DienstleistungGewerbe Umbau Kröpcke-Center, Architektur: Kleihues + KleihuesNichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2011 56 schlechte BausubstanzBeherbergungsstätten Andere Neubau eines Wohngebäudes mit 23 WE mit Tiefgarage, 5-geschossiges Vorderhaus und 3-geschossiges Hinterhaus Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2012 98 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Büro und Verwaltung Büro und VerwaltungNeubau Verwaltungsgebäude Deutsche Hypo Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2012 55 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Büro und Verwaltung Büro und VerwaltungNeubau Verwaltungsgebäude Deutsche Hypo Nichtwohngebäude Internetrecherche abgerissen 2013 36 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Büro und Verwaltung Büro und Verwaltungneue Conti-Zentrale
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2013 44 schlechte BausubstanzBüro und Verwaltung Büro und VerwaltungPlanungen Neubauquartier, auf dem Grundstück: neues Büro- und WohngebäudeHotelgebäudePresseberichterstattung abgerissen 2013 45 bessere Grundstücksauslastung durch BeherbergungsstättenNeubauAndere Neubau 4 luxuriöse Stadtvillen mit 41 Wohnungen Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2015 79 Sonstiges Religiöse EinrichtungenAndere
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2018 #WERT! bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Handel und DienstleistungGewerbe ca. 24 neue Eigentumswohnungen Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2014 #WERT! veränderte Nutzungsansprüche Gaststätten Gewerbe Neubau drei Reihenhäuser Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2019 #WERT! schlechte BausubstanzEinfamilienhaus Wohnen Neubau Mehrfamilienhaus mit 10-12 Parteien Wohngebäude Bauverwaltung Anfang 20. Jhdt. abgerissen 2023 #WERT! schlechte Bausubstanz Wohnen Starke Nachverdichtung durch Mehrfamilienhaus und Reihenhhausanlage Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2018 43 veränderte Nutzungsansprüche Andere Andere Neubau modernes Feuerwehrgebäude Nichtwohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2019 #WERT! schlechte BausubstanzEinfamilienhaus Wohnen zur Zeit: Kita in Containerbauweise, zukünftig Erwerb Nachbargrundstück und Erweiterung angrenzende Schule Bauverwaltung abgerissen 2022 #WERT! unbekannt Einfamilienhaus Wohnen Neubau Mehrfamilienhaus Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2017 #WERT! unbekannt Gaststätten Gewerbe Neubau 37 Sozialwohnungen und DRK Sozialstation Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2018 #WERT! veränderte Nutzungsansprüche Handel und DienstleistungGewerbe Edeka Vollsortimenter Nichtwohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2017 #WERT! veränderte Nutzungsansprüche Handel und DienstleistungGewerbe Pennymarkt
Nichtwohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2011 #WERT! erhöhter Kostenaufwand bei EinfamilienhausUmbau Wohnen sehr ähnlicher Neubau, Praxisgebäude Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2015 #WERT! bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Andere Gewerbe Neubau Mehrfamilienhaus Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2011 #WERT! bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Einfamilienhaus Wohnen Mehrfamilienhaus mit 20 Wohneinheiten Wohngebäude Bauverwaltung abgerissen 2015 40 schlechte BausubstanzBildungseinrichtungen Bildung und WissenschaftSechzig neue Wohnungen Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2016 39 erhöhter Kostenaufwand bei Umbau Büro und Verwaltung Büro und VerwaltungWohnraum, Neubau für dt. Rentenversicherung nebenanWohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2016 16 Sonstiges Kultureinrichtungen Andere Presseberichterstattung abgerissen 2016 #WERT! schlechte BausubstanzSportstätten Andere Neubau Stadtteilzentrum Stöcken Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2018 59 veränderte Nutzungsansprüche Gesundheit Andere Neubau 420 Wohnungen Buchholzer Grün Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2018 63 schlechte BausubstanzBüro und Verwaltung Büro und VerwaltungNeubau Zentrale Enercity Nichtwohngebäude privater Hinweis abgerissen 2018 79 schlechte BausubstanzBüro und Verwaltung Büro und Verwaltungkein Denkmalschutz vorhanden, Planung Neubau WohneinheitenWohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2018 53 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Handel und DienstleistungGewerbe Neubau Netto
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2019 63 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Tankstellen Gewerbe Büro- und Boardinghaus Wohngebäude privater Hinweis abgerissen 2018 120 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau produzierendes GewerbeGewerbe
Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 201956 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Religiöse EinrichtungenAndere viergeschossiges Wohn- und GeschäftshausWohngebäude
Presseberichterstattung abgerissen 2019134 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Gaststätten Gewerbe Hotelplanung (liegt derzeit auf Eis)
Presseberichterstattung abgerissen 2019 52 schlechte BausubstanzSportstätten Bildung und Wissenschaft neue Sporthalle
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2019 49 erhöhter Kostenaufwand bei Umbau Religiöse EinrichtungenAndere neues Gemeindezentrum
Nichtwohngebäude
Presseberichterstattung abgerissen 2019 62 Sonstiges Andere Andere Parkdeck der neuen Laatzener Feuerwache-Süd
Presseberichterstattung abgerissen 2019 65 bessere Grundstücksauslastung durch LandwirtschaftlicheNeubauBetriebeAndere Neubau Baugebiet 22 EFH, RH, MFH
Presseberichterstattung abgerissen 2019 92 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Einfamilienhaus Wohnen Neubau "Quartier am Stadtpark" Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2019 111 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Einfamilienhaus Wohnen Neubau "Quartier am Stadtpark" Wohngebäude
Presseberichterstattung abgerissen 2019 44 unbekannt Handel und DienstleistungBüro und VerwaltungNeubau Dorfladen und Gemeindehaus Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2019 99 unbekannt Einfamilienhaus Wohnen Neubau Gemeindezentrum St. Antonius KirchengemeindeNichtwohngebäude Kartenüberlagerung/Luftbilder abgerissen 2019 17 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Gaststätten Gewerbe neue Wohnbebauung
Wohngebäude privater Hinweis abgerissen 2020 85 erhöhter Kostenaufwand bei GaststättenUmbau Gewerbe Presseberichterstattung abgerissen 2020 #WERT! veränderte Nutzungsansprüche Handel und DienstleistungGewerbe Neubau und Vergrößerung Aldi
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 #WERT! erhöhter Kostenaufwand bei Umbau Bildungseinrichtungen Bildung und WissenschaftNeubau Projekt „Alle Kinder unter einem Dach“ Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 46 veränderte NutzungsansprücheBildungseinrichtungen Bildung und Wissenschaft neuer Bolzplatz
Freifläche Presseberichterstattung abgerissen 2020 68 veränderte NutzungsansprücheBildungseinrichtungen Bildung und WissenschaftNeubau Multifunktionsraum
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 32 bessere Grundstücksauslastung durch BeherbergungsstättenNeubauAndere Neubau "Kronsberger Höfe", 2700 m2 Nutzfläche Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 #WERT! veränderte Nutzungsansprüche Handel und DienstleistungGewerbe Neubau und Vergrößerung Aldi Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 #WERT! erhöhter Kostenaufwand bei Umbau Bildungseinrichtungen Bildung und WissenschaftErweiterung der Albert-Einstein-Schule Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2020 133 bessere Grundstücksauslastung durch BeherbergungsstättenNeubauAndere Neubau Wohngebäude Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 38 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Sportstätten Andere Bürokomplex 20.000m² NF, 26.000m² BGF Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 #WERT! unbekannt Andere Gewerbe Neubau Bürokomplex mit begrünter Fassade mit Namen Centralsilo Nichtwohngebäude privater Hinweis abgerissen 2015 65 Sonstiges Religiöse EinrichtungenAndere Kirchenneubau Nichtwohngebäude Internetrecherche abgerissen 2021 59 schlechte BausubstanzReligiöse EinrichtungenAndere Gemeindezentrum Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 59 schlechte BausubstanzSportstätten Bildung und WissenschaftNeubau Unterrichts- und Fachräume, neue DreifeldsporthalleNichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 149 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau produzierendes GewerbeGewerbe Neubau Unternehmerpark Altes Stahlwerk, 20000m² Lager-, Produktions- und Bürofläche Nichtwohngebäude Stadtspaziergang abgerissen 2015 54 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Handel und DienstleistungGewerbe Neubau Wohnhaus mit 8 Eigentumswohnungen von 65 bis 180 m² Wohngebäude privater Hinweis abgerissen 2021 138 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau produzierendes GewerbeGewerbe Neubaugebiet Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 66 bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Handel und DienstleistungGewerbe Neustadt ZOB Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2021 45 veränderte Nutzungsansprüche Andere Andere Neubau Kindergarten Nichtwohngebäude Presseberichterstattung
1950abgerissen 2021 #WERT! Sonstiges MehrfamilienwohnhausWohnen Parkplatz mit 70 STP, soll Parksituation in Innenstadt entzerren, da innerstädtisch aufgrund anderer Bauprojekte Freifläche Presseberichterstattung
1950abgerissen 2021 #WERT! schlechte BausubstanzHandel und DienstleistungGewerbe Parkplatz mit 70 STP, soll Parksituation in Innenstadt entzerren, da innerstädtisch aufgrund anderer Bauprojekte Freifläche Presseberichterstattung abgerissen 2021 82 bessere Grundstücksauslastung durch NeubauWohnen Neubau sechs Doppelhäuser Wohngebäude Presseberichterstattung abgerissen 2022 39 bessere Grundstücksauslastung durch NeubauGewerbe 3 Bürogebäude
Nichtwohngebäude Presseberichterstattung abgerissen bessere Grundstücksauslastung durch Neubau Handel und DienstleistungGewerbe 5 Mehrfamilienhäuser Wohngebäude
Baujahr Status
02 SAMMLUNG
*Abriss im Gespräch, aber (noch) nicht bestätigt
REGION HANNOVER ABB.3 VERORTUNG IN DER REGION, STAND 30.06.2023 Grafik: Abrisskollektiv
0 2 4 6km
LEGENDE ABGERISSEN ABRISS LÄUFT ABRISS ANGEKÜNDIGT ABRISSBEDROHT*
13 S.2.1
KARTIERUNG REGION HANNOVER Region Objekte abgerissen Abriss Abriss abrissbedroht Stadtgrenze Gebäude region_hannover
*Abriss im Gespräch, aber (noch) nicht bestätigt
ZOOM STADT HANNOVER 0 1 2 3km ABB.4 VERORTUNG IN DER STADT, STAND 30.06.2023 Grafik: Abrisskollektiv
LEGENDE ABGERISSEN ABRISS LÄUFT ABRISS ANGEKÜNDIGT ABRISSBEDROHT* 07 03 04 06
Zoom Hannover Objekte Stadt Hannover abgerissen Abriss angekündigt Abriss läuft abrissbedroht
SKH20_Stadtteile
SKH20_Stadtbezirke
Stadt
15
02 01 05 01 NORCON-HAUS *1982 - †2014 02 MASCHMEYER - VILLA *2002 - †2017 03 BUMKE *1955 - †2021 04 KRÖPCKE CENTER *1975 - †2012 05 LANDESARBEITSAMT NIEDERSACHSEN *1969 - †2015 06 EXXON BÜROGEBÄUDE *1972 - †2023 07 POSTSCHECKAMT HANNOVER *1973 - †2023
Gebäude
S.2.2 KARTIERUNG STADT HANNOVER
INNOVATIVER ABGANG
01 NORCON-HAUS *1982 - †2014
ABRISS VON UNTEN, ARCHITEKTEN TRAUERN UM ZEITZEUGEN DES INNOVATIVEN INGENIEURSBAU
Früher nannte man es Abriss, heute heißt es beschönigend Rückbau. Dieses Gebäude diente einer Versicherungsgesellschaft als Bürohaus. Es wurde 1982 erbaut; das Besondere ist: Das Gebäude hat keine Fundamente im eigentlichen Sinn, sondern 4 Stahl-Pylone, an denen die einzelnen Stockwerke aufgehängt
sind.»#INGENIEURSKUNST
SORRY!
ABB.6 NORCON-HAUS
Foto: Olaf Mahlstedt
Unten angefangen, oben aufgehangen. Das Hängehaus der Mecklenburgischen Versicherung wurde so abgerissen, wie es konstruiert wurde - von unten nach oben. Hätte man wie üblich von oben angefangen, wäre das Haus wohl in sich zusammen gefallen. Anstelle der prägnanten und intelligenten Stahlpylone, steht jetzt ein unspektakulärer, ja langweiliger Backsteinneubau.
Gründe für den Abriss? Rein wirtschaftlicher Art. Doch trotz angeblich ‚intensiver Diskussionen‘ für den Erhalt und mehrerer Beschwerden diverser Architekt:innen, reiht sich auch das Hängehaus in eine erschreckende Anzahl abgerissener Ikonen Hannovers ein.
ABB.5 “DAS HÄNGENDE HAUS WIRD ABGERISSEN” Foto: Detlef Müller, in: MyHeimat, 03/2014
«
ZITAT: DETLEV MÜLLER
VERSCHWUNDEN UND ERSETZT
_ PORTRAITS VON HÄUSERN UND IHREN ORTEN, DIE IM BAUSCHUTT VERSCHÜTTET WURDEN
17
S.5 PORTRAITS ABB.7 NORCON-HAUS KLEEFELD, BERCKHUSENSTRASSE Foto: Olaf Mahlstedt
02
MIT NUR 15J. VERSTORBEN
MASCHMEYER - VILLA *2002 - †2017
WEINKELLER ZU KLEIN FÜR OLDTIMER GARAGE, VILLA IM BAROCKEN GARTEN WIRD ERSETZT
«
Das Haus missfiel nicht, muss aber weichen, um den Bau einer großen Oldtimer-Garage im ehemaligen Weinkeller Maschmeyers zu ermöglichen «
‚Hannover. Rauschende Partys hat die Villa am Eilenriederand erlebt, in der Kellerdisko und im Gartenpool wurde ausgelassen gefeiert. Jetzt zerbröselt ein Abbruchunternehmen den Protzbau nahe dem Steuerndieb: Die Villa von Multimillionär Carsten Maschmeyer wird noch in diesem Monat Geschichte sein. Er ist zu seiner Ehefrau Veronica Ferres nach München gezogen, jetzt lässt sich eine hannoversche Unternehmerfamilie einen Neubau auf dem Grundstück errichten.“ Vor mehr als 15 Jahren hat sich der frühere Eigentümer des Finanzdienstleisters AWD im Hanebuthwinkel 15 die Neureichenvilla errichten lassen. Mehrere Grundstücke wurden dazu zusammengelegt, die Häuser abgerissen. Maschmeyer ließ einen parkartigen Garten einrichten, der zwar nicht an die Dimension Herrenhausens herankommt, in barocker Schönheit aber kaum nachsteht.‘
ABB.8 “ENDE DER MASCHMEYER-VILLA” Artikel: Simon Polreich, in: Neue Presse, 12/2017 “MASCHMEYER-VILLA WIRD ABGERISSEN” von: Conrad von Meding, in: HAZ, 12/2017 ZITAT: CONRAD VON MEDING
BUMKE SELBER MACHEN!
03 BUMKE *1955 - †2021
PROFITMAXIMIERUNG STATT UMBAUMASSNAHMEN
«
Wir wollen unseren Stadtteil solidarisch gestalten & wir sind keine stillschweigende Vermarktungskulisse für die Profite der Immobilienbranche.
#ERNSTHAFT!
«
Bumke selber machen“ kritisiert deshalb, dass mit einem Quadratmeterpreis von mehr als 15 Euro gearbeitet werde. „Das geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei“, sagte Bredl (35). Das Bumke-Areal sei „ein kleines Herzstück“ der Nordstadt, „wir könnten jetzt die Weichen für die Zukunft stellen“. Selbst der Abriss wird vom Bündnis unter Umweltaspekten scharf kritisiert. „Wir fordern ein Klimagutachten und unabhängige Gutachter, die unsere Argumente prüfen“, sagte Bredl. Niemand könne glauben, dass ein Neubau nachhaltiger sei als eine Sanierung.
Und doch wurde das Areal vollständig abgerissen. Die Abrissarbeiten begannen bereits, bevor der Bebauungsplan und der städtebauliche Vertrag fertig waren.
Laut Durchführungsvertrag soll es folgenden Wohnungsmix geben:
a) 33% geförderte Wohnungen, diese wiederum aufgeteilt zu 50% nach den Programmteilen B und zu 50% nach den Programmteilen C oder D des städtischen Wohnraumförderprogramms;
b) 12% genossenschaftliches Wohnen, in jedem Fall aber geförderter Wohnungsbau nach den Programmteilen C oder D des städtischen Wohnraumförderprogramms;
c) 4% für besonderes Wohnen in Miet- oder Eigentumsform;
d) 21% Mietwohnungen und
e) 30% Eigentumswohnungen
Es bleiben aber 88% der Wohnungen in profitorientierter Trägerschaft. Zwar sollen ein Teil der Wohnungen zunächst preisgedämpft sein und so auch für unsere Alltagsheld:innen wie Supermarktangestellte oder Krankenpfleger:innen bezahlbar sein. Nach Auslaufen der Fristen, wird auch dort „frei vermarktet“. In der Krise Held:innen, nach der Krise „Raus aus der Nordstadt“?
19
ABB.9 “BUMKE SELBER MACHEN!” Artikel: https://bumkeselbermachen.noblogs.org, 02/2023 “STÄDTEBAULICHER BEBAUUNGSPLAN NR. 1862 OBERSTRASSE” https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/TM/20230228_STBR13 02/2023 S.5 PORTRAITS ZITAT: INITIATIVE “BUMKE SELBER MACHEN”
VERSCHWUNDENE SCHÖNHEIT
LANDESARBEITSAMT NIEDERSACHSEN *1969 - †2015
LUKRATIVER WOHNUNGSBAU STATT CHARAKTERSTARKE BESONDERHEITEN
WIE WÄRE ES MIT AKTIVIERUNG VON POTENTIALEN IM BEREITS BESTEHENDEN RAUM?!
2.4 Planungsalternativen
Mit dem Wohnkonzept 2025 besteht der stadtentwicklungspolitische Anspruch, in verstärktem Maße das Angebot an Geschosswohnungen im preisgünstigen und höherpreisigen Segment im innerstädtischen Bereich zu verbessern und in unterschiedlichen Lagequalitäten im Stadtgebiet zu verteilen. Vorrangig im Sinne einer nachhaltigen, umweltgerechten Siedlungsentwicklung ist das Ziel der Aktivierung von Potentialen im bereits besiedelten Raum zu verfolgen.
ABB.11 GRUNDRISS LANDESAMT HANNOVER
Zeichnung: Heinz Wilke, in: detail.de, 02/1970
Drei weitere sechgeschossige Baukörper sind verschwunden und wurden durch lukrativen Wohnungsbau ersetzt. Grund dafür ist das Wohnkonzept 2025 mit dem Ziel mehr Wohnraum zu schaffen. Klingt erstmal gut. Problematisch ist es aber dann, wenn das Potential im bereits Bestehenden abgerissen wird. Wenn von nachhaltigen und umweltgerechten Siedlungsentwicklungen die Rede ist, kann das kein gutes Beispiel dafür sein. Schaut man sich die Grundrissstruktur an, schreit diese geradezu nach einer Nachnutzung als Wohnraum und wäre einfach im Sinne einer umweltgerechten Entwicklung umzunutzen gewesen. Auch aus baukultureller Sicht, war das Gebäudeensemble erhaltenswert. Durch die Zerstörung des Gebäudekomplexes ist ein weiteres Stück bekannter Baugeschichte verloren gegangen.
04
ABB.10 LANDESARBEITSAMT NIEDERSACHSEN/BREMEN Foto: Olaf Mahlstedt
BEGRÜNDUNG VORHABENBEZOGENER BEBAUUNGSPLAN Bebauungsplan der Innenentwicklung nach § 13 a BauGB, 2015
« «
21 Foto: Olaf Mahlstedt S.5 PORTRAITS
ABRISS 1000 ARBEITSPLÄTZE
EXXON BÜROGEBÄUDE *1972 - †2023
BETONBURG AUS DEN SIEBZIGERN ZERTRÜMMERT, ERSETZT DURCH KLEINTEILIGE BÜROHÄUSER
Dieses Gebäude kann man nur noch abreißen. « «
Und wieder einmal verschwindet eine weitere Betonburg Hannovers. Diesmal zugunsten drei neuer Bürogebäude und eines Parkhauses. Richtig gelesen - eines Parkhauses! Aber immerhin wird dies für Pendler als Park-andRide-Stellplätze geplant. Strabag, die Eigentümerin, gibt an, dass beim Abriss 85 Prozent des Betons recycelt werden sollen. Die Realisierung bleibt abzuwarten. Spannender wäre es gewesen, die Aussagen des Bereichsleiters zur Unmöglichkeit der Erhaltung zu prüfen. Immerhin werden hier 150 Millionen Euro in die Hand genommen, um den Neubau zu realisieren.
Hätte man mit dem gleichen Geld nicht doch eine Sanierung und den anschließenden Weiterbau durch Aufstockung oder Anbau finanzieren können? Und hätte man nicht zusätzlich Einiges an grauer Energie sowie grauen Emissionen einsparen können?
#HÄTTEHÄTTEFAHRRADKETTE
05
ABB.13
PLASTISCHE ENTWÜRFE MIT BACKSTEIN” F otos: Strabag Real-Estate, KPW, Müller-Reimann, Westphal in: haz.de, 05/2022
“
ZITAT: ULF SEIDENSTICKER, PROJEKTLEITER STRABAG REAL ESTATE
BRUTAL(ISTISCH) UNTERGEGANGEN
06 KRÖPCKE CENTER *1975 - †2012
TSCHÜSS POINT DE VUE, HALLO KAUFHAUS!
«
Wir brauchen mehr Akzeptanz für die Geschichten und Gesichter unserer brutalisischen Schönheiten.»
#DASABRISSKOLLEKTIV
Die großformatige Struktur, die gestapelten Volumina und die rohe Sichtbeton-Fassade befeuerten bis zuletzt den Diskurs um Abriss oder Erhalt.
Ist die gesichtslose Fassade des neuen Kaufhauses eine bessere Antwort als das standhafte monolithische Betonskelett?
Ein neuer Bebauungplan in den 1990er Jahren stieß die Diskussionen um den Umbau des Kröpcke Centers an. Der Erhalt des 51m hohen Turms war Bestandteil dessen.
Nach nicht einmal 40 Jahren wurde das Kröpcke Center dann vollständig abgerissen. Grund dafür - die 70er Jahre Fassadenoptiknichts Neues, wenn man sich die Abrisse dieser Zeit anschaut.
„Die Idee war es, skulpturale Architektur zu machen, wie sie in den Siebziger Jahren aktuell war“ - Ekkehardt Bollmann, Architekt des Kröpcke Centers
Hätte man diese Skultpur nicht stehen lassen und transformieren können?
23
ABB.14 “EIN VERKEHRSKNOTENPUNKT” Foto: H. Weber ABB.15 S CHNITT KRÖPCKE CENTER Z eichnung: https://www.moderne-regional.de/fachbeitrag-der-kroepcke-hannover/
S.5 PORTRAITS
SCHON EINMAL WAS VON GRAUER ENERGIE GEHÖRT?
HANNOVERS BERG AUS BAUSCHUTT
07
POSTSCHECKAMT HANNOVER *1973 - †2023
VON DER BANK FÜR JEDERMANN ZUM BERG DER GRAUEN ENERGIE
Verwaltungsspitze und Investoren sind sich darüber einig, dass es sich bei dem Projekt Goseriede um einen Teil der Stadtreparatur handelt.»
« ALSO, STADTREPARATUR = ABRISS?
Schaut man sich die Geschichte des Postscheckamtes an, könnte man denken, die Antwort lautet „Nein“. Doch der Begriff ist in der Diskussion um den Abriss definitiv gefallen. Und doch hat man sich für den Abriss des Gebäudes entschieden.
Von 1973 bis Mitte der 1990er Jahre war das Postscheckamt die Anlaufstelle Nr. 1 für Kund:innen der Postbank. Nun hat es sich ausgecheckt. 2018 standen die ersten Büroflächen leer und ein Jahr später folgte eine Anpassung des Bebauungsplans, sodass hier mit 200 Millionen Euro 334 Wohnungen und Büroflächen entstehen können.
Hätte man die 200 Millionen nicht auch in den Bestandsbau investieren können?
Selbst der Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, Robert Marlow, spricht sich für die Prüfung von abzureißenden Gebäuden aus. Hier werden also aktiv die Augen und Ohren vor allen Argumenten für die Bestandserhaltung, dem eigentlich ökologischsten Ansatz für das Quartier, verschlossen.
Naja, wenn man schon keinen nachhaltigen Ansatz in der Stadtentwicklung fährt, kann man sich das Projekt immer noch als Stadtreparatur schönreden, nicht wahr?
ABB.16 POSTSCHECKAMT HANNOVER Foto: Olaf Mahlstedt
ABB.17 ABBRUCHBAUSTELLE POSTSCHECKAMT Foto: Lilly Irmer
ZITAT: PROJEKTENTWICKLER HERTER UND BAUM
25 ABB.18 POSTSCHECKAMT, BRÜDERSTRASSE GOSERIEDE Foto: Lilly Irmer S.5 PORTRAITS
ABB.19 ABBRUCHAKTE, VOM ABRISSKOLLEKTIV Foto: Antonia Haffner ERGEBNISSE UND PROZESS // REFLEKTION 03 *
27 03 REFLEKTION KOMMUNE BEZIRK STADTTEIL ABRISSBEDROHT ABRISS ANGEKÜNDIGT ABRISS LÄUFT ABGERISSEN GESAMT Barsinghausen 0 1 0 1 2 Burgdorf 0 1 0 0 1 Burgwedel 0 0 0 0 0 Garbsen 0 0 0 3 3 Gehrden 1 0 0 1 2 Hannover 5 14 2 169 190 11 Ahlem-Badenstedt-Davenstedt 44_Ahlem 0 0 0 2 2 05 Misburg-Anderten 52_Anderten 0 1 0 0 1 11 Ahlem-Badenstedt-Davenstedt 38_Badenstedt 0 0 0 6 6 06 Kirchrode-Bemerode-Wülferode 47_Bemerode 0 1 0 3 4 09 Ricklingen 39_Bornum 0 0 0 2 2 03 Bothfeld-Vahrenheide 22_Bothfeld 0 1 0 6 7 13 Nord 49_Brink-Hafen 0 0 0 0 0 07 Südstadt-Bult 07_Bult 0 1 0 2 3 12 Herrenhausen-Stöcken 15_Burg 0 0 0 0 0 01 Mitte 02_Calenberger Neustadt 0 1 0 3 4 11 Ahlem-Badenstedt-Davenstedt 37_Davenstedt 0 0 0 0 0 08 Döhren-Wülfel 29_Döhren 0 0 0 5 5 04 Buchholz-Kleefeld 25_Groß Buchholz 0 0 0 3 3 13 Nord 13_Hainholz 1 0 0 2 3 04 Buchholz-Kleefeld 27_Heideviertel 0 0 0 0 0 12 Herrenhausen-Stöcken 14_Herrenhausen 0 0 0 6 6 03 Bothfeld-Vahrenheide 48_Isernhagen-Süd 1 0 0 1 2 06 Kirchrode-Bemerode-Wülferode 28_Kirchrode 0 0 0 2 2 04 Buchholz-Kleefeld 26_Kleefeld 0 0 0 2 2 03 Bothfeld-Vahrenheide 24_Lahe 0 0 0 0 0 12 Herrenhausen-Stöcken 17_Ledeburg 0 0 0 2 2 12 Herrenhausen-Stöcken 16_Leinhausen 0 0 0 0 0 10 Linden-Limmer 36_Limmer 1 1 0 4 6 10 Linden-Limmer 34_Linden-Mitte 1 2 0 5 8 10 Linden-Limmer 33_Linden-Nord 0 0 0 2 2 10 Linden-Limmer 35_Linden-Süd 0 0 0 4 4 02 Vahrenwald-List 10_List 0 3 0 10 13 12 Herrenhausen-Stöcken 19_Marienwerder 0 0 0 0 0 05 Misburg-Anderten 50_Misburg-Nord 0 0 0 24 24 05 Misburg-Anderten 51_Misburg-Süd 0 0 0 3 3 01 Mitte 01_Mitte 0 2 1 16 19 08 Döhren-Wülfel 32_Mittelfeld 0 0 0 0 0 09 Ricklingen 42_Mühlenberg 1 1 0 1 3 12 Herrenhausen-Stöcken 20_Nordhafen 0 0 0 0 0 13 Nord 03_Nordstadt 0 0 0 11 11 09 Ricklingen 41_Oberricklingen 0 0 0 10 10 01 Mitte 09_Oststadt 0 0 0 3 3 09 Ricklingen 40_Ricklingen 0 0 0 3 3 03 Bothfeld-Vahrenheide 21_Sahlkamp 0 0 1 1 2 08 Döhren-Wülfel 30_Seelhorst 0 0 0 0 0 12 Herrenhausen-Stöcken 18_Stöcken 0 0 0 3 3 07 Südstadt-Bult 04_Südstadt 0 0 0 8 8 03 Bothfeld-Vahrenheide 12_Vahrenheide 0 0 0 0 0 02 Vahrenwald-List 11_Vahrenwald 0 0 0 5 5 13 Nord 45_Vinnhorst 0 0 0 0 0 08 Döhren-Wülfel 05_Waldhausen 0 0 0 0 0 08 Döhren-Wülfel 06_Waldheim 0 0 0 1 1 09 Ricklingen 43_Wettbergen 0 0 0 3 3 08 Döhren-Wülfel 31_Wülfel 0 0 0 4 4 06 Kirchrode-Bemerode-Wülferode 53_Wülferode 0 0 0 0 0 01 Mitte 08_Zoo 0 0 0 2 2 Hemmingen 0 4 0 14 18 Isernhagen 0 1 0 0 1 Laatzen 1 0 0 4 5 Langenhagen 0 2 0 3 5 Lehrte 1 0 0 9 10 Neustadt am Rübenberge 0 2 0 5 7 Pattensen 0 0 0 3 3 Ronnenberg 0 1 0 3 4 Seelze 0 1 0 3 4 Sehnde 0 0 0 3 3 Springe 0 0 0 0 0 Uetze 0 0 0 3 3 Wedemark 0 0 0 0 0 Wennigsen (Deister) 0 0 0 0 0 Wunstorf 1 2 0 0 3 ANZAHL OBJEKTE 9 292224264 GEOGRAFISCHE VERTEILUNG STAND 29.06.2023 ABB.20 GESAMMELTE OBJEKTE, STAND 30.06.2023 Tabelle: Abrisskollektiv
A AUSWERTUNG UND EVALUATION
Zum Stichtag der Auswertung (29.06.2023) zählt unsere Datenbank insgesamt 264 Objekte (darunter: abgerissen: 224; im Abriss befindlich: 2; Abriss angekündigt: 29; abrissbedroht: 9).
Diese Daten bilden die Stichprobe für eine statistische Auswertung und vergleichende Untersuchung mit vorliegenden offiziellen statistischen Daten zu Bauabgängen in Niedersachsen und anderen, deutschlandweit repräsentativen Erhebungen.
Anmerkung: Trotz umfänglicher Recherche kann unsere Datenbank das tatsächliche Ausmaß des Abrissgeschehens längst nicht allumfassend darstellen. Auch offizielle Statistiken zu Bauabgängen erfassen nur einen kleinen Teil der tatsächlich abgebrochenen Gebäude. Grund dafür ist, dass Abrisse nicht in allen Fällen und nicht in allen Bundesländern anzeigepflichtig sind. In Niedersachsen sind Abrissvorhaben, bis auf wenige Ausnahmen, grundsätzlich nicht meldepflichtig. (vgl. NBauO)
Eine vollständige Statistik des tatsächlichen Abrissgeschehens kann diese Arbeit aufgrund der hohen Dunkelziffer nicht liefern, dennoch lassen sich einige Erkenntnisse herausarbeiten.
A.1 ABRISSGESCHEHEN NACH NUTZUNG
A.1.1 AUSWERTUNG
Die Anzahl der abgerissenen, abzureißenden oder von Abriss bedrohten Gebäude setzt sich zusammen aus:
Der Anteil der Nichtwohngebäude setzt sich zusammen aus:
22% Handel und Dienstleistung
17% Bildung und Wissenschaft
14% Büro und Verwaltung
12% produzierendes Gewerbe / Industrie
7% Sportstätten
6% Religiöse und kulturelle Einrichtungen
5% Gaststätten
2% Beherbergungsstätten
2% Gesundheit und Pflege
12% Andere
GRAFIK 3: ZUSAMMENSETZUNG ANTEIL NICHTWOHNGEBÄUDE
A.1.2 EVALUATION
Laut offizieller Bauabgangsstatistik des Niedersächsischen Landesamt für Statistik waren 25% der in den Jahren 20102022 in Niedersachsen als abgängig erfassten Gebäude Wohngebäude und 75% Nichtwohngebäude.4
Unsere eigens erhobenen Daten zum Anteil von Wohn- und Nichtwohngebäuden an der Stichprobengesamtheit unserer Datenbank zeigen im Vergleich mit den offiziellen Zahlen ein nahezu identisches Bild. Demnach handelt es sich bei 1/4 (26%) der abgerissenen, abzureißenden oder von Abriss bedrohten Bauten um Wohngebäude, 3/4 (74%) fallen auf Nichtwohngebäude. (Grafik 1)
Bei der nähergehenden Betrachtung fällt vor allem der große Anteil in der Kategorie „Bildung und Wissenschaft“ auf, der den Anteil der Büro- und Verwaltungsbauten übersteigt. Dies lässt sich nur bedingt mit dem tatsächlichen Anteil dieser Gebäude an der Gesamtzahl der Abrissobjekte begründen, sondern ist viel eher ein Hinweis darauf, dass für Bildungsbauten in öffentlicher Hand vergleichsweise viele Daten zum Abrissgeschehen vorliegen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Dunkelziffer bei Bürogebäuden in privater Eigentümerschaft vergleichsweise höher liegt.
GRAFIK 1: AUSWERTUNG ANTEIL WOHN-/NICHTWOHNGEBÄUDE
Der Anteil der Wohngebäude setzt sich zusammen aus:
65% Einfamilienwohnhaus
30% Mehrfamilienwohnhaus
5% Doppelhaus
GRAFIK 2: ZUSAMMENSETZUNG ANTEIL WOHNGEBÄUDE
1 ANTEIL WOHN-/NICHTWOHNGEBÄUDE
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt oder abrissbedroht
Stichprobengröße: 247
2 ZUSAMMENSETZUNG ANTEIL WOHNGEBÄUDE
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt, abrissbedroht
Stichprobengröße: 60 Wohngebäude
A.2 ABRISSGRÜNDE
A.2.1 AUSWERTUNG
Auf den Abriss eines Wohngebäudes folgt in 85% der betrachteten Fälle auch wieder der Neubau mindestens eines Wohngebäudes, wobei dies keine Aussage über die Anzahl der zuvor bzw. danach bereitgestellten Wohneinheiten enthält.
3 ZUSAMMENSETZUNG ANTEIL NICHTWOHNGEBÄUDE
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt, abrissbedroht Stichprobengröße: 169 Nichtwohngebäude
4 BAUABGANGSSTATISTIK 2010-2022 (2021 FEHLT)
Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Statistik
Stichprobengröße: 6128
(Anmerkung: Abgangsstatistik erfasst auch Gebäude, deren Nutzung zwischen Wohn- und Nichtwohnzwecken geändert wird.)
26% Wohngebäude 74% Nichtwohngebäude 33% 11% 13% 17% Gewerbe Bildung und Wissenschaft Büro und Verwaltung Andere
ERKENNTNISSE AUS DER DATENBANK
_ AUSWERTUNG UND EVALUATION GESAMMELTER OBJEKTDATEN, STAND 07.2023
Der Abriss von Wohngebäuden ist zurückzuführen auf:
85% Neubau Wohngebäude
6% Neubau Nichtwohngebäude
9% Schaffung von Freiflächen
Der Abriss von Nichtwohngebäuden ist zurückzuführen auf:
43% Neubau Wohngebäude
49% Neubau Nichtwohngebäude
8% Schaffung von Freiflächen
GRAFIK 5: AUSWERTUNG FOLGENUTZUNG
Auch der Abriss von Nichtwohngebäuden ist in 43% der Fälle auf die Schaffung von Gebäuden mit Wohnraum zurückzuführen. Insgesamt folgt auf mehr als die Hälfte der abgerissenen oder abzureißenden Nichtwohngebäude eine Änderung der Funktion. (Grafik 5)
Für die Auswertung der für den Abriss ausschlaggebenden Gründe wurden zur besseren Vergleichbarkeit die gleichen Kriterien angesetzt, die die Bundesstiftung Baukultur in der Kommunalumfrage und Umfrage bei den planenden Berufen 2021 abgefragt hat. (Grafik 6)
A.2.2 EVALUATION
Die Auswertung der Folgenutzung auf der Fläche abgerissener oder abzureißender Nichtwohngebäude ist ein erster Hinweis auf eine Veränderung von Nutzungsanforderungen und Bedarfen. Während einige Nutzungen gänzlich obsolet geworden sind, können bei anderen die geänderten Ansprüche zumindest am jeweiligen Standort nicht mehr erfüllt werden.
Anders sieht es in der Kategorie der Wohngebäude aus. Die Auswertung bildet die hohe Wohnbautätigkeit ab, für die auch Flächen abgerissener Nichtwohngebäude genutzt werden. Neben schlechter Bausubstanz, lassen sich vor allem geänderte Bedarfe und Nutzungsansprüche festmachen, einhergehend mit dem Wunsch bzw. Bedarf einer höheren („besseren“) Grundstücksauslastung. Diese Gründe allein sind jedoch noch kein Indiz für die Alternativlosigkeit eines Abrisses, könnten eine Sanierung sowie Umbau, Erweiterung oder Aufstockung des Bestandes in einer Vielzahl dieser Fälle durchaus Abhilfe schaffen.
Auch ein Vergleich mit den Umfrageergebnissen der Bundesstiftung Baukultur für den Baukulturbericht 2022/23 zeigt, dass es vor allem mögliche Risiken durch Unvorhergesehenes und ein erhöhter Kostenaufwand sind, die dem Weiterbauen im Gebäudebestand entgegenstehen und so einen Abriss begünstigen. Dies deckt sich ebenfalls mit den Ergebnissen der Umfrage zum Bauen im Bestand, die Architects for Future 2020 durchgeführt hat.
Zum Vergleich: Umfrageergebnisse der Bundesstiftung Baukultur zum Baukulturbericht 2022/23:
Häufung von Abrissgründen:
(Eigene Auswertung)
häufigste Nennung:
- bessere Grundstücksauslastung durch Neubau
zweithäufigste Nennung:
- veränderte Nutzungsansprüche
dritthäufigste Nennung:
- schlechte Bausubstanz
- erhöhter Kostenaufwand bei Umbau
GRAFIK 6: AUSWERTUNG ABRISSGRÜNDE
5 AUSWERTUNG FOLGENUTZUNG
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt Stichprobengröße: 214
6 AUSWERTUNG ABRISSGRÜNDE
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt Stichprobengröße: 257
Häufung der Gründe, die einem Bestandserhalt entgegenstehen:
(Ergebnisse der Umfrage bei den Planenden Berufen)*
häufigste Nennung:
- veränderte Nutzungsansprüche
- Risiken durch Unvorhergesehenes
zweithäufigste Nennung:
- schlechte Bausubstanz
- bessere Grundstücksauslastung durch Neubau
dritthäufigste Nennung:
- erhöhter Kostenaufwand bei Umbau
- Vorgaben des GEG
Häufung möglicher Gründe für Abriss kommunaler Gebäude:
(Ergebnisse der Umfrage bei Kommunen)*
häufigste Nennung:
- schlechte Bausubstanz
- erhöhter Kostenaufwand bei Umbau
zweithäufigste Nennung:
- veränderte Nutzungsansprüche
dritthäufigste Nennung:
- bessere Grundstücksauslastung durch Neubau
- Vorgaben des GEG
* VERGLEICHSWERTE AUS KOMMUNALUMFRAGE UND UMFRAGE BEI DEN PLANENDEN BERUFEN (QUELLE: BUNDESSTIFTUNG BAUKULTUR, BAUKULTURBERICHT 2022/23, S. 89
29
R.1 AUSWERTUNG
R_Wunstorf_Gasthaus Blumenau
R_Laatzen_Dismer Scheune
10_34_Lindener Eisen-und Stahlwerke
A.3 ABRISSGESCHEHEN IN BEZUG AUF GEBÄUDEALTER
Definition LEBENSDAUER: gesamte Zeitspanne zwischen Bau und Abriss eines Gebäudes in Jahren
Definition BAUALTERSKLASSE: Einteilung von Gebäuden in Gruppen entsprechend ihrer Entstehungszeit (Baujahr)
A.3.1
LÄNGE DER LEBENSDAUER
Die von uns ermittelte Lebensdauer beruht auf den uns vorliegenden Daten zum Baujahr und Abrissjahr einzelner Objekte. Aufgrund unvollständiger Daten konnte die Lebensdauer jedoch nur für rund 45% der erfassten Objekte unserer Datenbank ermittelt werden. Die Auswertung zeigt, dass der Großteil dieser abgerissenen oder abzureißenden Gebäude eine Lebensdauer zwischen 40 und 69 Jahren hatte.
R_Ronnenberg_Zuckerfabrik Weetzen
08_29_Gastwirtschaft Wichmann
R_Ronnenberg_Restaurant und Hotel zur Linde
10_36_Continentalwerk_Gebäude 10
R_Uetze_Wasserturm K+S-Gelände
R_Lehrte_Manskestraße 17
01_01_Niedersächsischer Städtetag
01_01_Gaswerke-Verwaltung Osterstraße
R_Lehrte_Einfamilienhaus
R_Isernhagen_Gasthaus Zum Maikäfer
06_47_Wasserhochbehälter
R_Lehrte_Manskestraße 19
05_51_Verwaltungsgebäude Deurag Nerag
06_28_Büntecafé
12_14_Bunker Herrenhausen
02_10_St. Bruder Konrad Kirche
R_Neustadt am Rübenberge_Kubaldallee 2
03_21_Freiherr-von-Fritsch-Kaserne
R_Seelze_Altes Rathaus Letter
10_36_Grundschule Pattensen_Turnhalle
02_11_Vahrenwalder Kirche
GRAFIK 8: AUSWERTUNG LEBENSDAUER
GRAFIK 7: ÜBERSICHT LEBENSDAUER (OBJEKTE NACH BAUJAHR SORTIERT)
Wohnen Lebensdauer erfasst in 8 von 61 Fällen
Gewerbe Lebensdauer erfasst in 46 von 100 Fällen
Andere Lebensdauer erfasst in 53 von 78 Fällen
01_01_Sophienklinik
R_Seelze_Nebengebäude Regenbogenschule
01_01_Immanuelkirche Hedwigstraße
R_Langenhagen_Steinofenbäckerei
R_Barsinghausen_Wilhelm-Stedler-Schule
R_Lehrte_Alte Hofstelle Immensen
01_08_Post_Adenauerallee 18
R_Neustadt am Rübenberge_Buchhandlung Biermann
13_03_Bumke
01_02_Zentrale Stadtwerke enercity
12_14_Ladenzeile Herrenhäuser Straße
01_01_Hotel Körner
10_34_Volksbank_Minister-Stüve-Straße 22
02_10_Tankstelle und Garagenhaus Podbi 200
10_36_Neuapostolische Kirche Limmer
07_04_Oesterlen-Bau
R_Laatzen_Altes Feuerwehrhaus Rethen
11_38_Versuchstierzucht Mäuseburg
01_01_Verwaltungsgebäude Röselerstraße
01_02_ ÜSTRA Betriebshof
04_25_Oststadtkrankenhaus
R_Lehrte_Altersheim Rosemarie
10_34_Getränkemarkt_Dieckbornstraße 7 12_18_Corvinuskirche
10_35_Sporthalle Humboldtschule
02_11_IGS Büssingweg
12_18_St Christophorus Kirche
03_22_St. Nathanael-Kirche
7 AUSWERTUNG AUF GRUNDLAGE EIGENER DATEN
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt
(Annahme Abrissjahr für Status Abriss angekündigt: 2023)
Stichprobengröße: 107, Stichtag: 29.06.2023
8 AUSWERTUNG LEBENSDAUER
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt
(Annahme Abrissjahr für Status Abriss angekündigt: 2023)
Stichprobengröße: 107, Stichtag: 29.06.2023
1 00 -14 9 >14 9
Bauernstraße 25a 1900 1850 1800 1750 1700 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2023
10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90-99 <10
Für eine ganzheitliche Betrachtung der Umweltbilanz von Bestandsbauten müssen vor allem auch die klimaschädlichen Emissionen, die bei der Errichtung, der Nutzung, sowie beim Abriss anfallen, bewertet werden. Der Rohbau eines Bauwerkes, der in der Regel über die Hälfte der Grauen Energie ausmacht, hat beispielsweise eine Lebenserwartung von etwa 100 Jahren, was deutlich über der kumulierten Lebensdauer der von uns dokumentierten Objekte liegt.
A.3.2 EINTEILUNG IN BAUALTERSKLASSEN
Die Auswertung der abgerissenen, zukünftig abzureißenden oder von Abriss bedrohten Gebäude hinsichtlich ihrer Entstehungszeit zeigt einen Zusammenhang zwischen der Abrisshäufigkeit bestimmter Baualtersklassen, sowie dem baukulturellen Wert, der Bauten bestimmter Baujahre und -stile zugesprochen wird.
GRAFIK 9: LEBENSZYKLUS UND GRAUE ENERGIE, ANTEILE VERSCHIEDENER BAUGLIEDER AN DER GRAUEN ENERGIE UND DEREN THEORETISCHE LEBENSERWARTUNG: Bundesstiftung Baukultur 2023
1918 und früher 1919 bis 1948 1949 bis 1969 1970 bis 1990 nach 1990
GRAFIK 10: AUSWERTUNG BAUALTERSKLASSEN
Abrisshäufigkeit nach eigener Auswertung
Schema Abrisshäufigkeit nach Baukulturbericht*
Schema wahrgenommener baukultureller Wert nach Baukulturbericht*
R_Seelze_Südflügel Georg-Büchner-Gymnasium
12_17_Bodelschwinghkirche
10_36_Grundschule Pattensen_Erweiterungsbau
10_36_Grundschule Pattensen_Erweiterungsbau
Zum Alten Dorf
R_Lehrte_Sonderpostenmarkt
10_36_Teilabriss Gymnasium Limmer
06_28_Trautenauer Hof
01_01_Ärztekammer
R_Neustadt am Rübenberge_Sporthalle Gymnasium
R_Langenhagen_Gymnasium Langenhagen
03_48_Parkhotel Welfenhof
10_35_Siloah-Krankenhaus
07_04_Landesarbeitsamt
02_10_IBM-Zentrale
R_Neustadt am Rübenberge_Kirche St. Johannes
R_Uetze_Gemeindesaal Kirchengemeinde
R_Langenhagen_Hallenfreibad Godshorn
R_Neustadt am Rübenberge_Hallenbad
03_22_Exxon Bürogebäude
01_01_Postscheckamt
R_Hemmingen_Mehrzweckhalle Harkenbleck
R_Sehnde_Kita Ladeholzstraße
05_50_Hallenbad Misburg
R_Garbsen_Pavillon Grundschule Stelingen
02_10_VHV Zentrale
R_Hemmingen_Feuerwehrhaus Arnum
01_09_Bredero-Hochhaus Westflügel
01_01_Galeria Kaufhof
03_22_IGS Bothfeld
07_06_Wohngebäude Heimkehr
R_Lehrte_Volksbank Immensen
12_17_Grundschule Kreuzriede
01_01_Kröpcke-Center
06_47_Blaue Schule Bemerode
R_Hemmingen_Feuerwehrgerätehaus Hallerskamp
09_42_IGS Mühlenberg
R_Laatzen_Deutsche Rentenversicherung
07_07_AOK Zentrale
13_21_Nexans Hannover
R_Barsinghausen_Kartonagefabrik
R_Lehrte_Aldi-Markt
R_Wunstorf_Schulzentrum Steinhude
04_24_Prakla-Seismos
10_35_Kaiser-Center
R_Ronnenberg_KSG-Häuser
R_Langenhagen_Ratstrakt Rathaus
07_07_Wertsto hof Südstadt
Schema Umbau- und Erneuerungsbedarf nach Baukulturbericht*
04_26_Hängehaus
06_47_Hotel Kronsberger Hof
05_51_Rußra inerie
08_47_Polnischer Pavillon Expo 2000
R_Lehrte_Lidl-Markt
01_01_Restaurant Kirin Am Klagesmarkt
04_25_Maschmeyer-Villa
10_35_Container-Bettenhaus Siloah-Krankenhaus
9 LEBENSZYKLUS UND GRAUE ENERGIE
Grafik: Bundesstiftung Baukultur, Baukulturbericht 2022/23, Design: Heimann + Schwantes; Quellen: BNB 2017; Einfach Bauen 2021; Hegger/Fuchs/Stark/Zeumer 2007
10 AUSWERTUNG BAUALTERSKLASSEN
Status: abgerissen, Abriss läuft, Abriss angekündigt
Stichprobengröße: 114, Stichtag: 29.06.2023
*Vergleichswerte aus Kommunalumfrage zum Baukulturbericht
(Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Baukulturbericht 2022/23)
31 R.1 AUSWERTUNG 12% 10% 39% 32% 6%
Rohbau 20 40 60 80 100 Jahre 10 % Haustechnik 14 % Gebäudehülle 20 % Ausbau
56 %
*
CA 5% DER ABRISSE SIND DEN NIEDERSÄCHSISCHEN BAUÄMTERN BEKANNT. (QUELLE: BAUAUFSICHTSBEHÖRDE)
5% WO STECKT DER REST?
STATUS QUO
N.2 OBJEKTERECHERCHE
N.2.1 MAILVERTEILER
N.2.2 AUFRUFE ÜBER INSTAGRAM, PLAKATE, RADIO
N.2.3 ONLINERECHERCHE
N.2.4 SPAZIEREN GEHEN
N.2.5 KARTENÜBERLAGERUNG
N.2.6 INTERVIEWS
N.1 HINTERGRUNDRECHERCHE
N.1.1 BAUKULTURBERICHT
N.1.2 STATISTIKEN
N.1.3 BAUGESETZBUCH
N.1.4 NBAUO
N.1.5 ABRISSMORATORIUM
N.1.6 SONSTIGE QUELLEN IM ANHANG
N.1.7 VORTRÄGE
N.1.8 DEBATTEN
N NACHFORSCHEN S SAMMELN ANHANG
S.1 DATENBANK
S.2 KARTIERUNG
S.3 STECKBRIEFE
+ FOTODOKUMENTATION
PROLOG DATENBANK
KOMMENTAR UNABGESPROCHEN ABGEBROCHEN +BEGRIFFSGLOSSAR
P/S.4 WEBSITE ABRISS-ATLAS.DE *01
PROJEKTKAUSALITÄT
_ LEITFADEN ZUR STRUKTURIERUNG VON ZIELEN, INHALTEN & ADRESSATEN
A AUFARBEITEN
S.5 PORTRAITS
VERSCHWUNDEN UND ERSETZT
INTERNE STRUKTUR
I.1 PLENUM
I.2 WORKSHOP
I.3 CHAT
A.1. DATEN AUSWERTEN VERTEILUNG UND ERKENNTNISSE
A.2 ZIELE
A.2.1 ALLE AUFKLÄREN
P PUBLIZIEREN
P.1 REPORT
P.2 ABSCHLUSSPRÄSENTATION
P.3 AUSSTELLUNG
P.4 WEBSITE
P.5 DATENBLATTORDNER
KOLLEKTIVE ERINNERUNG UND BEWUSSTSEIN ÜBER VERSCH. MEDIEN ERZEUGEN
A.2.2 UNS POSITIONIEREN ERHALTUNGSFÄHIGKEIT SCHÄTZEN BESTAND SCHÜTZEN
A.2.3 LEGISLATIVE AUFFORDERN GESETZGEBENDE MITTEL REFORMIEREN: ABRISSGENEHMIGUNG, ERHALTUNGSSATZUNGEN U.A.
*04 KOMMENTAR
ERHALTUNGS:FÄHIGKEIT SCHÄTZEN REFLEKTION
95%
33
EPILOG
R.2 PROJEKTSTRUKTUR
N NACHFORSCHUNG
Wir sind sieben Masterstudentinnen der Leibniz Universität Hannover der Fachrichtung Architektur und Städtebau. Bereits einige Monate vor dem Beginn der Recherchearbeit, deren Ergebnis hier vorliegt, stellten wir uns vermehrt die Frage: Wieso kann Abriss heute immer noch so ein Thema sein? Oder genauer - eben kein Thema.
Relativ schnell wurde klar, dass wir unser gemeinsames Interesse nutzen möchten, um diesen Missstand aufzuzeigen. Mit der Frage, wie und in welchem Rahmen wir diesem Anliegen einen Raum ermöglichen können, fiel kollektiv die Entscheidung, uns an Prof. Tim Rieniets zu wenden, mit der Bitte, unsere Recherchearbeit am Institut für Entwerfen und Städtebau zu begleiten. Engmaschiger Austausch auf institutioneller Basis erleichterte uns den Einstieg um ein Netzwerk aufzubauen, dass uns bis zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vieles ermöglicht hat.
Im Folgenden sind hier nun einzelne Arbeitsweisen und Mittel aufgelistet und reflektiert. Werkzeuge, die uns als Team auf dem Rechercheprozess begleitet haben, uns helfen, unsere Ergebnisse nach außen zu tragen und uns unsere eigene Organisation erleichtert haben.
Am Anfang stand also das große Nichts. Was uns bereits aus vergleichbaren Annäherungen an das Thema Abriss bekannt war: das Unbekannte. Niemand weiß, wie viel tatsächlich abgerissen wird, wie hoch die Dunkelziffer ist. Dass es allerdings immer noch Gang und Gäbe ist abzureißen und neuzubauen, war uns nur allzu bewusst. Es galt also im ersten Schritt zu reflektieren, welche Möglichkeiten der Informationsbeschaffung uns zur Verfügung stehen, um zielführend differenziert sowohl in der Menge als auch in der Objektvarianz das gesamte Ausmaß der Abrisskultur aufzuzeigen. Neben der Suche nach der Summe war aber auch das eigentliche „Warum?“ das große Fragezeichen. Warum wird nach wie vor so viel abgerissen? Welche rechtlichen Hebel gibt es? Warum schätzen wir gebaute Substanz so wenig? Für uns war es also nur logisch, nicht nur Quantität als Zielsetzung zu formulieren, sondern sich in einer parallelen Theorierecherche auch ein entsprechendes Hintergrundwissen anzueignen.
N.1 HINTERGRUNDRECHERCHE
Durch unser Studium und diverse andere Schnittstellen mit der Architektur sind die Auswirkungen von Gebäudeabrissen bei weitem keine neue Erkenntnis gewesen. Wie es allerdings mit rechtlichen Grundlagen aussieht, mit tatsächlichen Erhebungen, Möglichkeitsfeldern - rundum, allem womit sich schlaue Köpfe bereits vor uns beschäftigt haben, oder haben sollten - galt es zu sammeln, einzuordnen und uns selbst dadurch zu positionieren.
Um mit dem Baukulturbericht, der NBauO oder der Muster(um) bauordnung nur Beispiele zu nennen - im ausführlichen Anhang des Projektes finden sich aufbereitete Auszüge der gesammelten Theoriegrundlage.
Das Erforschen, Aufbereiten, Bewerten und letztendlich Zugänglichmachen von Wissen war sowohl maßgeblich für unsere gemeinsame Arbeit als Team als auch eine Grundlage, um ein breites, kollektives Wissen für Außenstehende bereitstellen zu können.
N.2 OBJEKTRECHERCHE
Wo wird denn eigentlich abgerissen? Das ein oder andere Projekt ist bestimmt jeder und jedem bekannt - die vielerseits diskutierten Abrisse der letzten Jahre. Allerdings kann es bei den Mengen an Bauschutt und Neubau ja bei weitem nicht mit den paar Gebäuden getan sein, die uns am Anfang unserer Recherche auf Anhieb eingefallen sind. Wir haben also nach Mitteln gesucht, die es uns möglich machen, Gebäude gezielt zu sammeln. Mit einem festgesetzten Betrachtungszeitraum, dem Jahr 2010 als Startpunkt, haben wir unsere Suche begonnen und dabei verschiedene Mittel getestet.
N.2.1 AUFRUFE ÜBER INSTAGRAM, PLAKATE, RADIO
Eine Möglichkeit Daten zu generieren erschließt sich uns über diese Mittel, indem wir mit den „direkt Betroffenen“ in Kontakt treten können. Über das Geschehen in seiner direkten Nachbarschaft ist man in der Regel gut informiert. Unsere Absicht war es also durch diverse Aufrufe Menschen zu erreichen, diese zu bitten uns ihre Beobachtungen zuzusenden und diese in unserer Arbeit festzuhalten.
ABB.21 AUFRUF ÜBER INSTAGRAM
Grafik: Abrisskollektiv
N.2.2 MAILVERTEILER
DES KOLLABORATIVEN PROZESSES
Um schnell ein breites Spektrum an potenziellen Informat*innen zu erreichen, haben wir kurz die einschlägigen Adressaten zum Thema Abriss bestimmt: die Stadtverwaltung und Behörden, Abrissunternehmen, Planungsbüros, Netzwerke und die Presse. Leicht angepasst, je nach Empfängergruppe, wurden knapp 140 E-Mails versendet. Die Reaktionen hätten unterschiedlicher nicht sein können: von vielen, bei denen bis heute eine Antwort austeht, über diese, bei denen wenig Auskunftsmöglichkeiten besteht (angesichts fehlender Datengrundlage bei Baubehörden etc.) bis hin zu jenen, bei denen wir umfängliche Antworten mit ersten Datengrundlagen und den Angeboten zu persönlichen Treffen erhielten. Die Reaktionsquote lässt sich erstmal als eher gering bewerten, die breite Masse hat sich also wahrscheinlich ausgezahlt. Allerdings lässt sich auch festhalten, dass die Informationen, wenn es welche gab, oft äußerst hilfreich waren.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir, ein kleines, motiviertes Team von Architekturstudentinnen der Leibniz Universität Hannover, arbeiten an einer Recherchearbeit zum Thema Abriss und Leerstand in Hannover. Dabei entwickeln wir eine Abrisskartierung der Stadt. In Hannover zeigte sich die Debatte um Abriss oder Erhalt bereits mehrfach zu verschiedenen Projekten. Unsere Recherchearbeit Hannover- ein Abriss soll einerseits die Dimensionen des Abrisses in der Stadt Hannover aufzeigen, andererseits Informationen über die Geschichte der abgerissenen Häuser erzählen.
Um diese Abrisskartierung umfangreich und weitestgehend genau zu erstellen, brauchen wir so viele Informationen wie möglich über bereits abgerissene, abzureißende und leerstehende Gebäude in Hannover.
Deshalb fragen wir Sie – kennen Sie Projekte, die in der Vergangenheit abgerissen wurden oder zukünftig abgerissen werden?
Wir würden uns sehr freuen, von Ihnen zu hören! Vielen Dank und Beste Grüße,
DAS ABRISSKOLLEKTIV
Sophie Kalwa, Karen Schäfer, Farina Woest, Kimberly Rahn, Anna-Lena Wallner, Antonia Haffner, Lilly Irmer abriss@staedtebau.uni-hannover.de +49 1608006778
Leibniz Universität Hannover Institut für Entwerfen und Städtebau Abteilung für Stadtundraumentwicklung Prof. Tim Rieniets
N.2.3
ONLINERECHERCHE
Die wohl ergiebigste Quelle in der Objektrecherche war eindeutig das Internet. Größere Abbruchvorhaben in der Stadt, skandalträchtige Investorenprojekte oder spekulative Neubauvorhaben, für die zunächst abgerissen werden musste - diese Informationen finden wir in der lokalen Presse gut dokumentiert vor.
N.2.4 SPAZIERENGEHEN
Da wir über die Stadt, in der wir leben, berichten, wurden Objekte, so ganz nebenbei, auch bei einem Spaziergang entdeckt. Eigens dafür angesetzte Touren waren allerdings nur bedingt erfolgreich: vorgefunden haben wir leerstehende Objekte, bei denen noch nicht klar ist, was mit ihnen passieren wird und für sie nahender Abriss zum Glück bis dato die negativste Vermutung darstellt. Dann gibt es die Objekte, die sich genau jetzt im Abriss befinden. Da unserer Recherche aber einen weit größeren Zeitraum umfasst, waren die meisten, für uns relevanten Gebäude, bereits nicht mehr existent.
N.2.5 KARTENÜBERLAGERUNG
Ein für uns als angehende Architektinnen gängiges Tool: der Schwarzplan. In der Überlagerung mehrerer Satellitenbilder aus verschiedenen Jahren war schnell ersichtlich, ob sich etwas verändert hat. In einem CAD-Programm übereinander gelegte Geodaten aus den Jahren 2010, 2017 und 2022 zeigen schnell, was Bestand, Abriss und Neubau ist.
Die in der Überlagerung erlangten Erkentnisse genügen, um das Gebäude verorten zu können. Mittels Luftaufnahmen aus verschiedenen Jahren wird anschließend ermittelt, wann genau es zum Abriss kam, zugleich doppelt geprüft ob es wirklich die im Schwarzplan gelesene bauliche Veränderung gab und die Adresse ermittelt.
Ausgehend von dieser kann das Objekt nun in die Datenbank aufgenommen werden und mit der vertieften Projektrecherche gestartet werden. Wichtige Erkenntnis hier: bei weitem nicht zu allen Abrissen finden wir überhaupt Informationen.
N.2.6 INTERVIEWS
Als Reaktion auf unsere Anfragen per E-Mail erhielten wir zum Teil nicht nur die von uns angefragten Informationen, sondern bei einigen Behörden, einem Abrissunternehmen und der HAZ noch wesentlich mehr: das Angebot zu einem persönlichen Treffen. Hier die Erkenntnis unsererseits: die Bürokratie spielt uns auch hier nicht in die Karten. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden kurzfristig Termine abgesagt, Informationen durften doch nicht herausgegeben werden. Andere Treffen waren hingegen wesentlich aufschlussreicher und wirklich hiflreich um ein Gefühl für zugrundeliegende und sich bedingende Problematiken zu erlangen.
35
_ MITTEL
TOOLBOX
ZUR ERFORSCHUNG, SAMMLUNG UND ORGANISATION WÄHREND
R.3 REFLEKTION METHODIK
S SAMMLUNG
Die Basis unserer Arbeit: das Zusammentragen abgerissener, sich im Abriss befindender sowie abrissgefährdeter Gebäude. Mit dem reinen Zusammentragen der Informationen aus verschiedenen Quellen ist dieser Schritt allerdings nicht getan. Die nachstehenden Mittel ermöglichen es uns, gesammelte Objekte zu erfassen, diese zu verorten sowie diese zu dokumentieren.
A AUFARBEITUNG
Damit die Sammlung nicht als reine Anhäufung abgerissener Objekte im Raum steht, gilt es, Erkenntnisse festzuhalten, die Daten kritisch zu bewerten und zu hinterfragen, welchen Mehrwert Datensammlungen wie diese bieten. Wir überlagern gewissermaßen unser erworbenes Wissen aus der Analyse von gesammelten Daten mit dem erlangten Wissen in der theroetischen Recherche.
A.1 AUSWERTEN
S.1 TABELLE
Mit Hilfe einer gemeinsam geführten Tabelle wurden gefundene Daten akribisch festgehalten. Dabei war es wesentlich Kategorien und Forschungsziele vorab genau festzustecken. Welche Informationen brauchen wir denn überhaupt? Wie definieren wir Kategorien so, dass sie als Information eine Aussage treffen, die uns einen entsprechenden Mehrwert bieten und für eine Auswertung interessant sind? Wie und wonach sortieren wir? Um objektspezifisch eigene Ordner anlegen zu können, wurde ein Codierungssystem eingeführt: Die Kürzel aus Bezirk_Stadtteil_Straßenname_Hausnummer sorgen für die klare Identifizierbarkeit der einzelnen Gebäude.
S.2 KARTIERUNG
Alle Objekte der Datenbank werden in einem Geoinformationssystem kartiert. Jedem gesetzten Punkt in der Karte wird der entsprechende objektspezifische Code aus der Tabelle zugeordnet. Dies ermöglicht eine spätere Verknüpfung jeglicher Informationen der Datenbank mit den jeweiligen Punkten der Karte. Auch wenn die Funktion der Karte zu einem späteren Zeitpunkt von der zukünftigen Plattform „abriss-atlas.de“ abgelöst wird, kann dieser Schritt für uns in der Aufarbeitung die Basis für eine tiefergehende Geodatenanalyse bilden.
S.3 STECKBRIEFE
Ergänzende Informationen, Bilder und die Geschichte der einzelnen Objekte werden in den jeweils dafür angelegten Steckbriefen gesammelt. Hier werden Daten so zusammengetragen, dass ein möglichst einfacher Übertrag in die Website (vgl. P.4) möglich wird. Die Kategorien sind deshalb direkt an die der Website angelehnt.
Gesammelt werden die Steckbriefe sowohl digital als auch analog - im Ordnerformat.
S.5 PORTRAITS
Ergänzend zu der Sammlung von Daten befassen wir uns vertieft mit einigen, uns besonders interessant, besonders durchschnittlich oder besonders berichtenswürdig erscheinenden Gebäuden. Wir wollen die individuelle Geschichte hinter dem Code Bezirk_Stadtteil_Straßenname_Hausnummer erfahren.
Hier gilt es, wie das Werkzeug an sich bereits verrät, Daten so zu lesen, dass möglichst präzise Antworten auf relevante Fragen zum Thema Abrisskultur gefunden werden können. Auch hier erleichtert uns Excel das Vergleichen des generierten Datensatzes. Muster und Häufungen lassen sich so ablesen - konkretere Aussagen sind hingegen nur schwer zu treffen. Dazu lässt sich hier einmal kritisch festhalten, dass wir auch trotz der zuächst umfänglich erscheinenden Datenmenge dennoch nur eine vergleichsweise kleine Stichprobe in dieser Ausarbeitung betrachten und zusätzlich auch diverse Projekte mangels Informationen nur unvollständig aufbereitet werden konnten.
A.2 ZIELE FORMULIEREN
Die gesammelten Daten, das aufbereitete Wissen, sowie die Auswertung unserer Erkenntnisse ermöglichen es uns, einen klaren Standpunkt zu beziehen. Wir haben in den vergangenen Monaten so viele Gebäude kennen gelernt, so viele Geschichten gehört, die für uns oft unverständlich waren, uns bewusst gemacht, dass Abriss nicht einmal anzeigepflichtig ist und oftmals sogar noch gefördert wird. Rundum - all das stärkt nicht nur unsere eigene Haltung, sondern auch das Bedürfnis, ein kollektives Bewusstsein dafür zu schaffen, was wir da gerade eigentlich tun. An die Gesellschaft heranzutragen, dass Abriss nicht die Ausnahme ist und an die Politik zu plädieren, gesetzgebende Mittel so zu nutzen, dass in der Baubranche ein Umdenken stattfinden kann und muss. All das so zu formulieren - das war ein weiteres wichtiges Mittel in userem persönlichen Prozess des Aufarbeitens. Ein ganzes Semester voller Recherche, Sammlung, Datenerhebung und kritischer Reflektion wäre dann nicht nachhaltig, wenn die entstandenen Erkenntnisse auf unseren Festplatten verstauben würden. Für die Veröffentlichung und Archivierung war die zentrale Frage, wen wir erreichen wollen und welche Formate sich dafür eignen. Von einer noch zukünftig stattfindenden Ausstellung bis hin zu verschiedenen Sammlungstools und Fantasien, was man mit dem erarbeiteten Datensatz noch so alles anfangen könnte - das Spektrum ist auch hier breit gefasst.
P.1 DER REPORT
Eine Erkenntniss-Sammlung. So oder so ähnlich kann man den Report verstehen. Gerahmt durch einen kritischen Prolog und Epilog spannen wir in diesem Format einmal den gesamten Bogen auf und bilden gesammelt nach Oberthemen und Kapiteln den Befund unserer Arbeit ab.
P.2 DIE ABSCHLUSSPRÄSENTATION
Hier zeigen wir Anfang Juli als Kollektiv, was wir in den letzten Monaten so recherchiert, analysiert und fabriziert haben. Verschiedene Hängungen, Medientypen - rundum eine kleine Intervention in unserem Ermittlungsbüro, C108 im Fakultätsgebäude für Architektur.
Im Rahmen eines Abrissapéros wollen wir mit Freunden und Bekannten auf unsere Arbeit anstoßen und dem aufgearbeiteten Missstand das erste Mal eine Bühne bieten.
P.3 DIE AUSSTELLUNG
Als hätte es eine glückliche Fügung sein sollen, haben wir uns mit unserer Idee eines Abriss(be)fundberichts genau dann an Prof. Tim Rieniets gewandt, als er und seine Abteilung an den Planungen zu einer Ausstellung zum Thema Umbaukultur im kommenden Herbst beteiligt waren und sind. Im Rahmen dieser Ausstellung hier in Hannover ermöglicht es sich für uns, unsere Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und uns damit ein Stück weit in die Diskussion um den baulichen Umgang mit unserer Stadt zu positionieren.
P.4 DIE WEBSITE
Analog zum schweizerischen Vorbild (www.abriss-atlas.ch) wird zur Zeit eine deutsche Internetseite aufgebaut, auf welcher inhaltlich Abrissobjekte kartiert und kurz vorgestellt werden. Die hier von uns angelegte Sammlung wird als Basis für die deutsche Datenbank dienen. Die Website soll offiziell im Herbst 2023 erscheinen - im Zusammenhang mit der in P.3 erwähnten Ausstellung.
P.5 DER DATENBLATTORDNER
Alle gelisteten Objekte bekommen im Datenblattordner ein eigenes Dokument. Hier werden alle notwendigen Informationen festgehalten, die später für den Übertrag auf die Website relevant sind. Sortiert nach Bezirken und Stadtteilen ist der analoge Ordner das Pendant zu den eizelnen Objektordnern auf unserem Server. Dieser ist auch zukünftig jederzeit weiterführbar - vorstellbar auch in einem offenen Format mit leeren Vordrucken während der Ausstellung im Herbst.
P.6 JETZIGE IDEEN FÜR
ZUKÜNFTIGE FORMATE
Der Report zeigt auf, was für uns im Rahmen des knapp dreimonatigen Seminars leistbar war - zukünftige Formate nicht ausgeschlossen.
I INTERNE ORGANISATION
Neben der bereits erwähnten Ausstellung im Herbst (vgl P.3) können wir uns gut vorstellen hierdurch auch weitere, neue Formate anzustoßen. Ein Stadtspaziergang, bei dem besucht wird, was nicht mehr da ist, Diskussionsformate in breiter Öffentlichkeit oder das Bereitstellen von Datengrundlagen für zukünftige Recherchearbeiten - an Ideen mangelt es nicht.
Wie strukturieren wir uns als Gruppe? Wer macht was, wo wird gearbeitet, wie oft treffen wir uns, welche Themen behandeln wir? – und wie können wir uns engmaschig synchronisieren?
I.1 REGELMÄSSIGE TREFFEN // PLENUM
Immer mit dabei: ein Laptop, auf dem in Form eines Protokolls alles Besprochene festgehalten wird. Sieben Terminkalender aufeinander abzustimmen wurde so weniger zur Herausforderung, da alles in jedem Fall auch bei ggf. zeitlicher Verhinderung nochmal gut im entsprechenden Ordner abgelegt nachzulesen war.
Wer arbeitet eigentlich gerade an was? Was sind die aktuellen Erkenntnisse und wie fahren wir fort? Alles Punkte, die wir in einem etwa zweiwöchigen Rythmus besprochen haben.
I.2 GEMEINSAM ARBEITEN // WORKSHOPS
Einige Aufgaben können gut alleine durchgeführt werden, für andere ist es unumgänglich sich aufeinander abzustimmen. Die in den Plena besprochenen Aufgaben erhalten so quasi ihre jeweilige Expertin. Eine Expertin, die gerade an den Karten forscht, eine andere, die akribisch das Internet durchforstet. Eine klare Tendenz ist für uns ablesbar: je mehr es Richtung Ausarbeitung ging, desto mehr wurde auch in großer Runde gearbeitet. Kommunikationswege bleiben auf diese Weise kurz, Aufgaben können schneller verteilt werden, unterstützt wird da, wo gerade der Schwerpunkt liegt. Ganz nebenbei - arbeiten wir natürlich auch einfach gerne miteinander.
I.3 GEMEINSAM GENUTZTE DATENTOOLS
A: Ein Speicherort für quasi Alles, auf den alle gleichzeitig zugreifen können in Form eines Onlineservers. Von Anfang an wurde hier auf eine Sache geachtet, die uns das Arbeiten wirklich langfristig sehr erleichtert hat: Ordnung durch Ordner.
B: Ein schnelles Kommunikationstool, in unserem Fall: ein Gruppenchat auf Telegram. Der nächste Termin wurde schnell mittels einer Umfrage festgelegt, die neuesten Erkenntnisse geteilt oder auch einfach das gemeinsame Mittagessen schnell und unkompliziert geplant.
37
PUBLIKATION
P
R.3 REFLEKTION METHODIK
NEUE ÄSTHETIK IM UMBAUEN // EPILOG 04 * ABB.22 HAUS SCHREBER, AMUNT ARCHITEKTEN MARTENSON UND NAGEL THEISSEN Foto: Filip Dujardin
ERHALTENS:FÄHIGKEIT SCHÄTZEN
_ MIT TOLERANZ UND WERTSCHÄTZUNG IST UMBAUEN EINE CHANCE ZU MEHR DIVERSITÄT IN DER BAUKULTUR
Zu allererst: 1. Abriss ist nicht pauschal schlecht, weil wir es blöd finden wollen. In den meisten Fällen wird sich aber tatsächlich nicht einmal die Mühe gemacht, die Erhaltungsfähigkeit von Gebäuden zu prüfen oder als Ziel anzustreben. Bequeme Ausreden wie Geld und Zeit machen sich breit als Hauptfaktoren von Wirtschaftsmodellen im neoliberalistischen Zeitalter. Gepaart mit Bewusstseinslücken über ökologische Auswirkungen gibt uns das Anlass zu konstruktiven Gesprächen, Austausch und Aufklärungsarbeit.
Sind und sollten Gebäude nicht ganzheitlich betrachtet werden? Über unebene Decken und alte Fliesen, die nicht mehr modisch sind, den Bestand und seine Strukturen und ihre spezifischen Eigenschaften funktional aber auch charakterlich zu verstehen? – auch wenn sie nicht der Gegenwartsästhetik oder verschärften Normen entsprechen? SOLLTEN
WIR SIE NICHT GLEICHAUF SCHÄTZEN UND SCHÜTZEN, ANSTATT SIE AUSZUSCHLIESSEN UND ABZUREISSEN?
Sie gehören doch eigentlich genauso zu uns...!
Es gibt Objekte, die mussten gehen wegen Schädlingsbefall oder Asbest. Wegen maroder Substanz oder Schäden. Aber diese Gebäude machen nur einen Bruchteil aus. Andere sind nicht mehr da, weil sie nicht mehr als „gut“ genug befunden wurden oder veränderte Ansprüche einen Ersatzneubau nahelegten. Die Fläche ist oftmals „nicht groß genug“ in Zeiten, in denen viele Einzelne – aber in der Masse eben ein Großteil unserer Bevölkerung – viel für sich selbst einfordern. Neben demografischen Entwicklungen aber auch exorbitant hohes Konsum-und Kaufverhalten folgt ein erhöhter Platzbedarf mit aktuell rund 47,7m2 pro Kopf.7 Gebäudecharaktere müssen und mussten schon viel zu oft dran glauben. Das Grundbeürfnis dem Menschen einen Raum zu geben, der vor Gewalt und Witterung, Kälte und Fauna schützt, wird mit weiteren Erwartungen von Komfort und Prestige verlagert. Kirchen stehen teils leer und werden als räumliches Potenzial eines Ortes von Zusammenkunft und Begegnung in ihrer Kraft noch unterschätzt. Neben Schulen, öffentlichen Kulturhäusern, Bildungseinrichtungen oder Krankenhäuser – als Beispiele aus meist städtischer Hand –sind viele Gebäude Eigentum von Privatleuten, Firmen oder Immobilienunternehmen, deren Entscheidungsgrundlage auf eigenen Interessen beruht. Heute ist Haus und Wohnung zu oft Statussymbol, Gebäudemasse Investment oder zweckgebunder Ort der Kommerzialisierung. Das Alltagsabrissgeschäft führt sehr oft auf wirtschaftlich-getriebene Motivationen von z.B. einer maximalen Flächenausnutzung, die mitunter eine höhere Rendite verspricht. So begrüßen auch Reglements eine verringerte Nutzungsdauer von etwa 33 Jahren, wie die 2023 in Kraft getretene Steuerreform für Immobilien, die lineare Abschreibung von 2 auf 3 Prozent per Anno erhöht.8
Im noch jüngsten Alter verschwinden sie, wobei Bausubstanz, Ressourcen und teils Sondermüll zu einem Berg voller Bauschutt unterschiedlichster Materialien heranwächst.
7 UMWELTBUNDESAMT, DATEN Wohnfläche pro Kopf
8 BUNDESMINISTERIUM FÜR JUSTIZ, EINKOMMENSTEUERGESETZ (EStG), § 7 A
9 ABRISSPRÄMIE, HAUS WEG Faz, 30.06.2023, Uwe Marx
Neuste Entwicklungen wollen Abriss sogar noch vereinfachen und fördern: Eine Abrissprämie von z.B. 20.000€ 9 als Äquivalent zur Abwrackprämie schlug die Fertighausindustrie vor wenigen Tagen vor, um ihr Geschäft anzukurbeln. Diese kapitalistische Idee wäre ein politischer Rückschlag!
«
In Deutschland verursachen Herstellung, Errichtung, Modernisierung, Nutzung und Betrieb von Gebäuden circa 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Circa 10 Prozent der Treibhausgase in Deutschland (88 Mio. Tonnen CO2/ Jahr) entstehen alleine durch die Herstellung, Errichtung und Entsorgung von Gebäuden und Bauprodukten»10
Wenn wir so weitermachen, dann wird der Gebäudesektor weiterhin Klimaziele reißen11 und auf benannte Erkenntnisse folgen wenig Taten. – So hat die Legislative unter Klara Gleywitz diverse Impulse und Forderungen wie z.B. auch durch den offenen Brief zum Abrissmoratorium ans Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen nicht ins Tagesgeschäft aufgenommen, da Bauen Landessache ist. Bauaufsichtsbehörden könnten mit geringem Aufwand über eine Anzeigepflicht zumindest erstmal registrieren was in ihrer Stadt vor sich geht, um eigene Haltung und Einschätzung zu reflektieren. Abrissgenehmigungen erfordern zwar ein Plus an Bürokratie, könnten dafür aber im Bereich von Neubaugenehmigungen einen Rückgang erwarten lassen und als Leitfaden zur Prüfung der Erhaltungsfähigkeit Abhilfe schaffen. Als Ergänzung zum B-Plan schützen Erhaltungssatzungen wichtige städtebauliche Gefüge, gewachsene Strukturen, Stadtbilder oder Merkmale vor ungerechtfertigten Abrissen – wenngleich es aber für viele Ortschaften und Bezirke noch keine Gedanken dazu gibt. Hier ist also Einsatz gefragt! So fordert ARCHITECTSFORFUTURE eine Umbauordnung, um die stärksten Hemmnisse beim Sanieren, Umbauen oder Erweitern zu vereinfachen. Baurechtliche Anforderungen wie Brandschutz, Abstandsflächen, Stellplatzschlüssel und ungeklärte Haftungsregelungen sind Hürden für den Umbau.12 Eine Muster(Um)BauOrdnung könnte die Bauwende, aber auch den lückenhaften Informationsstand im Bauwesen schließen. Die Bundesarchitektenkammer hat der Bundesbauministerin am 19.05.2023 im Zuge der Architekturbiennale Venedig einen konkreten Änderungsvorschlag für die MBO vorgelegt, der viele Aspekte der ursprünglichen Papiers von Architects For Future mit aufgreift. Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer weist dabei auf einen umfassenden Ansatz hin, der den Neubau nicht partout ausschließt. So reichen zentrale Forderungen zur Erleichterung von Aufstockungen und Nutzungsänderungen oder ganzheitlicher Lebenszyklusbetrachtung beim Rückbau von Gebäuden in einem bundeseinheitlichen Gebäuderessourcengesetz bis hin zur Einführung eines qualifizierten Freiflächenplans kurz (QFP), der neben Regenwasserretention unter anderem auch die Förderung der Artenvielfalt miteinbezieht.13
11 OFFENER BRIEF, ABRISSMORATORIUM Im Kontext von “Open for Maintenance / Wegen Umbau geöffnet“
12 ARCHITECTS4FUTURE
39
04 EPILOG
Umfrage stärkste Hemmnisse für Umbau und Sanierung
10
DEUTSCHE UMWELTHILFE, PRESSEMITTEILUNG
Abrissmoratorium könnte Millionen Tonnen C02 einsparen 16.08.2023
Die neue Musterbauordnung schlägt überfällige Erleichterungen für Abweichungen sowohl für den Bestand als auch für innovative ressourcensparende Bauweisen im Neubau vor. Außerdem plädieren wir für eine Beibehaltung von Anforderungen aus der Entstehungszeit des Gebäudes im Bestand, wenn dies nicht allgemeinen Schutzzielen der Bauordnung entgegensteht. (...) Die Zeiten, in denen erhaltenswerter Bestand abgerissen wird, müssen endlich vorbei sein.»14
Der Baukulturbericht 2022/23 weist auch auf ein ästhetisches Phänomen hin, in dem weniger Geschätzes häufiger abgerissen werde.15 Entweder brauchen wir also mehr Geduld und Respekt, den umbauten Raum auch für seine unterschiedlichen Schichten und Entwicklungen zu feiern, oder wir reflektieren, dass wir ästhetische Bewertungen oft nur an einzelnen Bauelementen wie z.B. Fassaden festmachen, die oft nur vorgehängt sind und dahinter resiliente, tragfähige oder anpassbare Struktur – vielleicht sogar versteckte Schönheiten – verbergen. Dass Abriss also in den meisten Fällen nicht anzeige- oder genehmigungspflichtig ist und daher meist unabgesprochen abgebrochene Gebäude und Orte von Stadt und unser Gesellschaft verschwinden, ähnelt einem schleichenden Skandal, der uns mit der Klimakrise und Co2-Emissionen in einer Masse wie ein Boomerang Lebensgrundlagen entzieht. Nicht nur die graue Energie, die bei dem Neubauen entsteht und tatsächlich im Gebäudeenergiegesetz nicht berücksichtigt wird – denn hier wird vorallem die Betriebsenergie als Faktor herangezogen – führt zu einer verschobenen Realität: dass Umbauen unterm Strich den Neubau nicht schlagen könne oder sich nicht lohnen würde und dabei noch viel länger dauere. Das Argument wird spätestens seit den Folgen des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 auf die Ukraine entkräftet: Erst jetzt, wo Bauherren, Unternehmer, Investoren aber auch Privatleute spüren, dass Baustoffe nicht unendlich verfügbar sind. Erst jetzt, wo wir spüren, dass wir in einer globalen Energiekrise stecken. Wo die Herstellung von Beton und Stahl Energie und Wassermengen benötigt, die teuer oder begrenzt sind und ausgetrocknete Flüsse und Dürreperioden auch das Wasser infrage stellen. Erst jetzt, wo sich Einzelpersonen anfangen zu ärgern, dass sie warten müssen, mehr Geld investieren müssen und die Synergie von Zeit und Geld Kosten verursacht. Jetzt erst hat der Umbau Chance öfter in Betracht gezogen zu werden. Aber müssen sich die Werte erst so verschieben, oder gar Kriege geführt werden, um zu verstehen, dass Umbauen eine Hauptrolle von zeitgeschichtlicher Diversität und Umbauinnovation im Sinne der nachhaltigen Nutzung natürlicher und bestehender Ressourcen in unserer Baukultur spielt? Eine Umbaukultur, in der wir nicht durch Straßenzüge laufen und unser eigenes Haus nicht mehr finden, weil ein Fertighaushersteller im Jahr XY einen Rabatt auf Haus 0815 angeboten hat. Eine Chance, bei der
13 BAUNETZ, EINFACHER BAUEN UND UMBAUEN 23.05.2023 BAK schlägt Änderungen für eine Musterbauordnung vor
14 BAK, BUNDENARCHITEKTENKAMMER, ANDREA GEBHARD Pressemitteilung zum Vorschlag der Musterbauordnung
15 BAUKULTURBERICHT 2022/23) Kreislaufwirtschaft Bau 2021; Wuppertal Institut 2022
wir verstehen, dass Häuser auch eine Biografie haben, wie der Umbau vom Architekturbüro Amunt, ein Pioniersprojekt auf der Biennale in Venedig 2012 zeigt. Eine Gebäudebiografie, die über ihre Erscheinung eine neue Bauepoche prägen könnte.
Mit der Frage „Wie Weiterbauen“ nehmen die Architekt:innen die Grundstruktur eines 70qm großen Arbeiterhäuschens ernst und schaffen für eine 5-köpfige Familie und äußerst begrenztem Budget eine architektonische Antwort, die manchmal aus Einfachheit und Pragmatismus Geschichten und Erinnerungen über Anforderungen und Wünsche fortschreibt. So braucht es keine Treppe von der Terrasse in den Garten, wenn schon der Aushub der Baugrube den Niveauunterschied aufnehmen kann und sich als Hügel und neuer Wegbereiter in den Garten anbietet.
Die Architektur will weniger auf eine stromlinienförmige Verdichtung hinaus, sondern auf das Besondere, das Wahrnehmungsräume aufbricht, vertraute Blickmuster sprengt und den rauen, spröden Charme der ehemaligen Arbeitersiedlung fortführt. Die Erscheinung stellt sich sichtbar gegen den Mainstream des allzu Glatten und Perfekten.»16
Solche Ideen können wir dann integrieren, wenn Architekt:innen und Bauherren sich auf eine neue Form des Bauens einlassen. Eine Vorstellungskraft, die über Bekanntes und Bewährtes auch zulässt, einer eigenen Ästethik Raum zu geben, die nun mal entsteht, wenn wir Altes und Neues kombinieren. Baumerkmale des Umbauens können so schön sein, wir müssen sie nur zulassen und Ansprüche neu verhandeln. Denn wirklich, dass viele Objekte nur 40-50 Jahre alt werden ist absolut unverhältnismäßig! Menschen reisen in der ganzen Welt herum, um Bauwerke wie den 5800 Jahre alten Tempel Ggantija auf den maltesischen Inseln zu besichtigen oder den gigantischen Dom zu Florenz anzuschauen, der seit dem Jahre 1436 als Orientierung und Identität, Stadt und Gesellschaft maßgeblich prägt. An technischen und handwerklichen Voraussetzungen oder der Zugänglichkeit von Wissen mangelt es uns schließlich am wenigsten. Warum formulieren wir keine Gebäudelebenserwartung von Hunderten, gar Tausenden von Jahren als Ziel? Mit einem so viel längeren Lebenszyklus kann Neubauen auch nachhaltig sein.
Die Frage ist : WIE UND FÜR WIE LANGE wir umbauen und bauen, oder WARUM wir abreißen und wie es im Verhältnis zu unserem globalen und städtischen Kontext auch immer eine Verantwortung für unser direktes und indirektes Umfeld übernimmt. Wir sind nun mal nicht alleine auf der Welt und wenn wir nicht aus der kollektiven Kraft heraus eine Umbaukultur entstehen lassen, dann ist eine Umbauordnung das Beste, was uns allen passieren kann. Dass Umbauen und Sanieren Praxis sein kann, ist nun wirklich nichts Neues, sondern ein Phänomen, das im 20. Jhd. verloren gegangen ist. „Damals {vorher} galt das Bauen Ex Novo als eine Ausnahme.“17 Was schon da war hatte immaterielle und materielle Werte, Sicherheit und Erinnerungen als eine Heimat.
16 AMUNT ARCHITEKTEN MARTENSON UND NAGEL THEISSEN Projektbeschreibung Haus Schreber
17 MARKUS JAGER, EINE FORTSETZUNGSGESCHICHTE DER ARCHITEKTUR Über Kontinuität. Beitrag in Umbaukultur, Tim Rienits und Christoph Grafe
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41 ABB.23 ANHANG, AUSSTELLUNG ABRISSKOLLEKTIV Foto: Antonia Haffner
E.1 KOMMENTAR // ERHALTENS:FÄHIGKEIT SCHÄTZEN
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ANNA-LENA WALLNER // GEODATENDETEKTIVIN
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DAS ABRISSKOLLEKTIV
// UND SEINE DETEKTIV:INNEN
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INSTITUT FÜR ENTWERFEN UND STÄDTEBAU
ABTEILUNG STADT- UND RAUMENTWICKLUNG
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