MFG - Das Magazin / Ausgabe 93

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AUSTRIA 12 POINTS

Jetzt hat uns JJ also tatsächlich den „Schaß“ nach Hause geholt und ganz Österreich ins Songcontest-Fieber gestürzt. Auch die ersten Beiträge für die Vorausscheidung trudeln bereits ein – mit überraschenden Teilnehmern und ebensolcher Songauswahl. So möchte etwa US-Präsident Donald Trump (!) mit „Du hast mich 1000 mal belogen“ oder „Wahnsinn (warum schickst du uns in die Hölle)“ an den Start gehen. Dass es der Eurovisions-Songcontest ist, stört das US-Staatsoberhaupt nicht weiter. Er möchte ihn kaufen und droht unverhohlen „One way or another, we‘re going to get it.“ Noch unentschlossen ist Karl-Heinz Grasser. Entweder es wird Fendrichs „Tango Korrupti“ oder „Was kann der KHG dafür, dass er so schön ist“. Spezi Walter Meischberger hat sich für „Küss die Hand Herr Kerkermeister“ entschieden, während René Benko bereits den „Jailhouse Rock“ probt. Angedacht ist bei guter Führung sogar ein gemeinsames Antreten als Super-Boygroup „Gangsta Rapper“ mit Verdis „Gefangenenchor“.

Von der heimischen Politprominenz geht Karl Stocker mit „Oben ohne“ an den Start, Beate Meinl-Reisinger arbeitet in „Should I Stay Or Should I Go“ die Koalitionsverhandlungen auf, Herbert Kickl singt – aufgelegt – „I bin a Volks Kanzler Oida“ (Falcos „Dance Mephisto“ hat er wieder zurückgezogen) und Andreas Babler schwankt noch zwischen „Mei potschertes (Partei)Leben“ oder „Wenn in Traiskirchen die rote Sonne im Meer versinkt“. Gerüchten zufolge steht sogar ein Sensations-Duett mit Hans Peter Doskozil und dem Ohrwurm „Wahre Freundschaft“ im Raum. Sepp Schellhorn wiederum hat sich für „Fast Car“ im poppigen Audi-A8-Remix entschieden, Michael Häupl selbstredend für ein Wiener Lied – „Die Reblaus“ – und HBP Alexander van der Bellen will „in jedem Fall etwas von Smokie singen!“ Aus Niederösterreich treten Johanna Mikl-Leitner und Udo Landbauer mit „Warum hast du nicht nein gesagt?“ an, wobei Landbauer auch einen Solostart mit einem

Medley der schönsten Melodien aus dem Liedbuch der Germania zu Wiener Neustadt nicht ausschließt. NeoLandesrat Martin Antauer hingegen verarbeitet sein gespaltenes Verhältnis zur Regenbogenfahne in „Always look on the pride side of life“.

Auf Stadtebene singt Bürgermeister Matthias Stadler „A Glocken, die 24 Stunden läut‘“, Christina Engel-Unterberger verabschiedet sich mit „Time To Say Good-Bye“, Klaus Otzelberger präsentiert das melancholische „Sag mir, wo die Parkplätze sind?“, Florian Krumböck kredenzt den „Lup Lup Song“ – möglicherweise auch in einer Protestversion als „(Grüner) Loop Loop Song“ – und Niko Formanek tritt unter dem Pseudonym „Das Phantom“ an und trällert „Schöner fremder Mann“.

Selbst die Verwaltungsebene hat der ESC-Hype erfasst. Jene Mitarbeiter etwa, die mutmaßlich gegen Bares Müll entsorgt haben, intonieren den Klassiker „Wenn ich einmal reich wär“, der Hallenwart der Prandtauerhalle will gemeinsam mit dem Chor der Union Handballerinnnen mit „Singing in the rain“ punkten, und Finanzdirektor Thomas Wolfsberger schwankt ob der Budgetlage noch zwischen „Under Pressure“ oder dem Mutmacher „Und immer wieder geht die Sonne auf“. Im Kulturbereich hat sich überraschend das Tangente-Team aus Deutschland mit dem Operetten-Kracher „Glücklich ist, wer vergisst“ zurückgemeldet, während Landestheater-Intendantin Marie Rötzer mit „Vienna Calling“ Abschied nimmt. Völlig überraschend kommt die Teilnahme der REWE-Bosse, die ob der neu entdeckten Multifunktionalität ihres Betriebsareals in St. Georgen „Haus am See“ ins Rennen schicken. Last but not least ist die St. Pöltner (Facebook)Community mit „Hey Sud!“ am Start. Übrigens, wie kurz vor Redaktionsschluss bekannt wurde, ist auch die Locationfrage endlich geklärt. Der HuberBauer aus Mank räumt seine große Maschinenhalle aus und ließ im Zuge einer PK die Weltpresse wissen: „I moch eich den Schaß!“ Austria 12 points!

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Maximilian Reichl, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmüller Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Anja Benedetter, Matthias Köstler Cover: Adobe Stock Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.

3 Editorial

6 In was für einer Stadt leben wir

URBAN

7 Shortcut Urban

8 Thomas Wolfsberger –Herkules im Rathaus

18 Deponie: Ein Fall fürs Gericht

22 Per Kreditkarte in den OP-Saal?

25 Sanierung der Prandtauerhalle?

26 Klaus Otzelberger – Vom Hoffen auf das blaue Wunder

32 Christina Engel-Unterberger –Persönlicher grüner Hotspot

40 Voll Inna!

42 So ein Müll

44 A little too fast, little too furious

KULTUR

48 Shortcut Kultur

50 Markus Hufnagl –Klangfarben + Farbtöne

52 Papier, Stein, Betriebskosten

56 Ein (Gerichts)Drama in Kassel

SZENE

68 Shortcut Szene

70 Bühnenmensch Christian Deix

SPORT

73 Abgang SKN – Liése Brancão

74 Kritiken

75 Veranstaltungen

76 Außensicht

78 Karikatur MFG GRATIS

NÄCHSTES

SPIELZEIT 25/26

PREMIEREN

Die eingebildete Kranke nach Molière

Inszenierung Leander Haußmann

Premiere Fr 12.09.25

Das NEINhorn von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn In einer Fassung von Raoul Biltgen

Inszenierung Verena Holztrattner

Premiere Fr 19.09.25

Das Schloss von Franz Kafka Inszenierung Gernot Grünewald

Premiere Sa 27.09.25

Österreichische Erstaufführung Angabe der Person von Elfriede Jelinek Inszenierung Sara Ostertag Ab Fr 17.10.25

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch von Michael Ende Inszenierung Felix Metzner Premiere Fr 07.11.25

Die Möwe von Anton Tschechow Inszenierung Max Lindemann Premiere Fr 28.11.25

Österreichische Erstaufführung Der blinde Passagier von Maria Lazar Inszenierung Mira Stadler Premiere Fr 13.03.26

Uraufführung

Speed – Auf den letzten Metern von Sarah Viktoria Frick, Martin Vischer und Ensemble

Inszenierung Sarah Viktoria Frick, Martin Vischer Premiere Do 30.04.26

Und vieles mehr!

IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...

in der sich immer mehr Touristen nicht nur zur schnellen Durchreise aufhalten. Seit Jahren freuen sich heimische Beherbergungsbetriebe über hohe Auslastung. Unter der Woche ist diese vor allem den Arbeits- und Kongresstouristen zu verdanken. Mit der aktuellen Tourismusstrategie wollen die Verantwortlichen deshalb das freizeittouristische Profil stärken und zielen auf die Wochenenden ab. So soll die boomende Zielgruppe der Rennrad-Begeisterten als Individualtouristen ein paar Tage lang in St. Pölten einchecken und von hier mit dem Rad die Vielfalt des Zentralraums entdecken. Familien mit Kindern sollen die Wochenenden und Sommermonate stärken, wobei das gemeinsame Erleben in den Vordergrund rücken soll: Der 1,6 Kilometer lange Abenteuerpfad „Bakabu & das Wolfslied von St. Pölten“ führt etwa vom Rathausplatz bis zum Kinderkunstlabor – von welchem sich die Landeshauptstadt an sich neue Anreize für Kurzurlaube erhofft. Mit dem Vorjahr ist man im Rathaus zufrieden. Zwar habe das September-Hochwasser eine Lücke in die Statistik gerissen, doch seien im April, Mai und Oktober dank des Tangente-Festivals steigende Nächtigungszahlen erzielt worden. Zudem bringe das neue B&B Hotel mit seiner guten Auslastung eine neue Kundengruppe in die Stadt. Dank eines starken Jänners ist man auch mit einem Plus in das erste Quartal 2025 gestartet.

in der ein stadtbekannter Holzpavillon schon bald eine Wiederauferstehung feiert. Waschechte St. Pöltner kennen ihn – den grünweißen Würstelstand am Neugebäudeplatz. Ursprünglich stand er im noblen ersten Wiener Bezirk und diente als Kaffeesiederpavillon, bis er schließlich in St. Pölten landete und am Eingang zur Innenstadt seine wahre Bestimmung als Würstelstand fand. Doch auch das ist schon ewig her, denn die letzten Jahre stand er leer – womit er sich ganz gut an seinen Standort angepasst hatte. Der Neugebäudeplatz ist ja auch nicht gerade ein Ort des Aufbruchs, eher ein Spannungsfeld zwischen Leerstand und leeren Versprechungen. Da traf es sich nun gut, dass man zwar im Rathaus zuerst mangels erfüllter Auflagen einen behördlichen Abbruchbescheid ausgestellt hatte, dann aber den Entschluss fasste, dieses Unikat zu erhalten. Im November 2023 beschloss der Gemeinderat den Pavillon um 25.000 Euro zu kaufen und stellte ihn kostenfrei dem Tangente-Team zur Verfügung, welches nötige Sanierungsarbeiten vornahm und ihn 2024 als Ausstellungsraum für das Kunstfestival nutzte. Mittlerweile verfügt der Kiosk wieder über alle nötigen Bewilligungen. Mehrere Nutzungskonzepte wurden eingereicht, noch im Juni 2025 will man im Rathaus entscheiden, an wen man das Objekt zukünftig verpachtet – eine gastronomische Nachnutzung scheint realistisch.

in der die Triathlon Challenge St. Pölten seit Jahren unter die beliebtesten Rennen der Serie weltweit (!) gewählt wird. Dies hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Tourismus – nicht nur durch das Event selbst, sondern weil Tausende Athleten die attraktive Radstrecke kennenlernen und so mancher als Tourist wiederkommt. Radfahren boomt ebenso in der Breite, wie auch Alex Meder vom Hotel „Das Alfred“ – einen Steinwurf vom Traisenradweg entfernt – bestätigt. „Seit Jahren steigt die Zahl von Radfahrgästen, deshalb haben wir dementsprechende Infrastruktur geschaffen – von der Radgarage bis hin zur EBike-Ladestation.“ Auch St. Pölten Tourismus forciert das Thema und hat kürzlich das „Rennraderlebnis St. Pölten“ hochgezogen. Unter www.rennraderlebnis.at werden 13 Rennradstrecken samt Karten (via App auch im GPX-Format) vorgestellt, die zwischen 65 und 170 Kilometer lang sind und Anstiege zwischen 350 bis knapp 2.000 Meter aufweisen. Das Spektrum reicht von der alpinen „Königsetappe“ nach Mariazell bis hin zu Routen in die Wachau oder den Tullner Donauraum. Via App kann man sich zudem zu organisierten „Community Rides“ anmelden. Abgerundet wird das Rundumpaket mit Links und Infos zur Region, zu Partnerhotels sowie Servicepartnern wie etwa Radhändlern und -werkstätten. In diesem Sinne: Sattelt die Drahtesel!

JEKYLL & HYDE IN THE CITY

Die St. Pöltner City stand zuletzt immer wieder im Fokus politischer Debatten mit leichtem Hang zum Jekyll & Hyde-Syndrom. Für die einen bedeutet v.a. die Parkplatzsituation einen Overkill, für die anderen läuft alles wunderbar. Bürgermeister Matthias Stadler wartete zuletzt mit aktuellen Zahlen auf, „die bestätigen: Leerstandsmanagement, Investitionen und kluge Nutzungskonzepte wirken.“ Das Stadtoberhaupt verwies dabei auf ein Plus von 4,8 % bei der Wochenfrequenz gegenüber dem Vorjahr (kumuliert 692.000 Personen). Seit dem Aderlass durch das Schließen des Möbelhauses Leiner

2021 halte sich zudem die Geschäftsfläche konstant bei rund 42.000 qm. Zwar leide, wie Hannes Lindner von Standort + Markt einräumte, der Handel auch in St. Pölten unter der Wirtschaftslage, „man geht zwar gern in die Stadt, genießt Kaffee im Schanigarten, kauft aber weniger“, trotzdem liege der Leerstand „unter dem österreichweiten Schnitt von 5,5%. Das Stadtmarketing macht hier hervorragende Arbeit“. Dieses legt einen Fokus u.a. auf die Belebung – allein von Mai bis Oktober wartet man mit 15 Veranstaltungsformaten auf. Doch eine gute Gelegenheit, die Innenstadt zu besuchen!

LICHT UND ABWÄGUNG

Wer in St. Pöltens Innenstadt eine sichtbare Photovoltaik-Anlage montieren möchte, hört vom Rathaus grundsätzlich: Njet. Eine Bürgerin wollte dies nicht akzeptieren und ging zum Landesverwaltungsgericht. Und dieses hat nun bedenken, ob die zugrundeliegende Stadtverordnung überhaupt gesetzeskonform ist. Somit prüft nun der Verfassungsgerichtshof, was die Stadt denn da so alles verboten hat. Schon bisher kritisierten die Oppositionsparteien den Bebauungsplan, insbesondere weil der mitredende „Gestaltungsbeirat“ gar keine legitime, zuständige Be-

hörde sei. Der VfGH muss feststellen, ob die Verordnung unterschiedliche Interessen ausreichend gegeneinander abwiegt: Ortsbildschutz versus Eigentumsfreiheit bzw. das Staatsziel nach ökologischer Stromerzeugung.

TRÄUMEN STATT JAMMERN

Drei gute Gründe, um sich mit Johannes Pietsch alias JJ zu freuen. Wenige Tage vor seinem Auftritt in Basel war er zu Gast bei Claudia Stöckl, die Sendung „Frühstück bei mir“ kann man nachhören. Dort gab er offen und sympathisch Einblick in sein Leben. Und er berichtete von Träumen, die er vor einem Jahr hatte. Zu einer Zeit, wo der spätere Siegersong noch nicht mal komponiert war, träumte JJ davon, dass er einen Song beim ORF eingereicht hatte. Danach träumte er, dass er wirklich ausgewählt wurde und für Österreich antreten dürfe. Schließlich sah er sich im Traum, als Sieger die Trophäe in der Hand halten. Und zu guter Letzt moderierte er in seiner Heimatstadt Wien als Vorjahressieger die 70. Ausgabe des Songcontests. Das muss man sich mal träumen trauen. Seine feste Überzeugung, diese Träume verwirklichen zu können, sind schon beeindruckend genug. Dann aber noch dieser unglaubliche Mut, seine Ziele so klar zu benennen und sich somit die Latte so unfassbar hochzulegen. Das trauen sich nur echte Helden. Mussten wir bei Conchita noch über Identitäten diskutieren, ist es heute für die meisten von uns nicht mehr relevant, ob ein Künstler auch als „Galionsfigur“ der queeren Bewegung gesehen wird. Das ist eine Errungenschaft – auch wenn der Weg zu echter Gleichberechtigung noch hart und beschwerlich ist. Seit Jahren schon sitzen wir in diesem Land in unserem Loch der schlechten Laune und kotzen uns gegenseitig mit Krisenjammer voll. Das ist nun vorbei! Hier ist der Held, der uns mit guter Laune und Selbstvertrauen raushilft. Lassen wir ihn doch!

KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

HERKULES IM RATHAUS

Die „Finance“ (© Ex-Finanzministerin Maria Fekter, aka „Schottermizzi“) ist ein hochkomplexes Pflaster, dem man als Otto Normalverbraucher gerne aus dem Wege geht. Budgeterstellung, Finanzausgleich & Co. überlassen wir lieber den Profis. Wenn dann aber – wie im Falle St. Pöltens – plötzlich von einem Budgetloch die Rede ist, die NÖ Gemeindeaufsicht ein Konsolidierungskonzept verlangt und manche gar das Wort „Pleite“ im Mund führen, wird es Zeit, sich näher mit der Materie zu befassen.

Zu diesem Behufe gingen wir zum Schmied, und nicht zum Schmiedl – in unserem Fall Thomas Wolfsberger, seines Zeichens Finanzdirektor der Stadt St. Pölten. Zwei Stunden versuchte er uns die Materie zu erläutern – danach hatten wir ein gefühltes Microburnout, nur als kleine Vorwarnung, was Sie erwartet. Noch mehr rauchen aktuell aber die Köpfe jener Protagonisten, die auf die Gachn 11 Millionen Euro aufstellen sollen, um die entstandene Budgetlücke ehest zu schließen – unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Herkulesarbeit. Thomas Wolfsberger ist aber zuversichtlich, dass sie zu stemmen ist.

Die Gemeindeaufsicht des Landes fordert eine Budgetkonsolidierung. Ab wann wird ein solches Verfahren eingeleitet? Das ist an sich gesetzlich genau geregelt: Die Gemeindeaufsicht wird aktiv, wenn ein Haushaltsdefizit über den Mittelfristplan von fünf Jahren hinaus bestehen bleiben könnte. Würde die Behörde das Ge-

setz rigoros sanktionieren, müssten aktuell wohl zwei Drittel der Gemeinden Niederösterreichs eine solche Konsolidierungsaufforderung bekommen – wer letztlich einen Brief erhält, ist allerdings nicht immer ganz nachvollziehbar. Ich finde das Schreiben aber insofern gar nicht schlecht, weil es bei Politik und den Abteilungsvorständen das Bewusstsein schärft, dass wir wirklich ernsthaft sparen müssen.

Konsolidierung ist ein großes Wort gelassen ausgesprochen. Von welcher Größenordnung reden wir eigentlich, wie viel muss aufgestellt werden? Aktuell gehen wir von einem Einsparungsbedarf von 11 Millionen Euro aus. Der Bürgermeister in seiner Rolle als Städtebundobmann kurbelt allerdings zugleich beim Bund, dass sich vielleicht noch etwas zu Gunsten der Städte dreht –falls dies gelingt, können wir diese Bundeszuschüsse abziehen, aber da werden noch immer 8 Millionen Euro überbleiben. Zudem muss uns klar sein, dass der Konsolidierungs-

prozess angesichts der negativen Prognosen mit dem einen Paket nicht abgeschlossen ist – wir werden auch bei den kommenden Budgets sparsam sein müssen.

Wie steht es um die Rücklagen der Stadt, wenn man so will, die eiserne Reserve – wie liquid sind wir noch?

Wenn ich alle 15 Konten der Stadt zusammenrechne, liegen darauf zur Zeit um die 17 Millionen Euro. Bei den Investitionen haben wir die Vorgabe, dass wir diese jeweils aus dem Cashflow – um es plakativ zu formulieren – aus der Portokasse finanzieren müssen. Erst im darauffolgenden Budget nehmen wir für die getätigten Investitionen ein Darlehen in derselben Höhe zur Finanzierung auf – dadurch kommen wir aktuell in der Liquiditätsrechnung auf insgesamt rund 34 Millionen Euro an Rücklagen.

Wie lange würden wir mit diesen auskommen, bevor wir –wie es manche Politiker schon jetzt in den Mund genommen haben – pleite sind?

Wenn man „pleite“ so versteht, dass wir unsere Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können, dann sind wir weit davon entfernt. Wir sind nicht pleite! Würden wir aber überhaupt nicht gegensteuern und einfach alles weiterlaufen lassen wie bisher, wären die 34 Millionen Euro 2027 aufgebraucht – wobei wir selbst dann noch Geld aus einem Kontokorrentkredit sowie als Statutarstadt Mittel zum Haushaltsaus-

gleich abrufen könnten, um unsere Zahlungen zu leisten. 2030 wäre aber dann wohl tatsächlich Schluss. Soweit lassen wir es aber natürlich nicht kommen, deshalb haben wir bereits mit Jänner 2024 damit begonnen, aktiv Gegenmaßnahmen einzuleiten. Vieles davon wirkt aller-

dings erst mittelfristig. Oberste Priorität ist jedenfalls, dass wir 2027 sozusagen nicht auf der 0-Linie bei den Rücklagen landen, sondern im Plus, also liquid bleiben.

Schon 2023 sorgten verschiedene Kennzahlen für Sorgenfal-

WIR KRIEGEN DAS HIN! Wolfsberger ist zuversichtlich, ein substanzielles Konsolidierungspaket auf die Beine zu stellen.

ten, 2024 wies das Budget dann erstmals ein Defizit von knapp 30 Millionen Euro aus, auch für 2025 ist ein solches in derselben Höhe veranschlagt. Wie ist es soweit gekommen?

Prinzipiell muss man festhalten, dass wir von 2014 bis 2022 immer Überschüsse erzielt haben. 2022 –was viel mit Nachholeffekten nach der Coronapandemie zu tun hatte – war überhaupt ein extrem gutes Jahr für alle Körperschaften, weshalb viele gedacht haben, so geht’s weiter – auch die Zukunftsprognosen des Bundes fielen dementsprechend positiv aus. Mit Anfang 2023 hat sich die Wirtschaftslage aber zusehends eingetrübt und sich seither nicht mehr erholt – de facto stecken wir das dritte Jahr in Folge in der Krise. Das ist insofern besonders, weil es Budgetdefizite in St. Pölten zwar vereinzelt auch schon vor meiner Ära gab, wenn ich etwa an die Krankenhausfinanzierung denke, aber nie so eine lange Durststrecke.

Um kurz bei den erwähnten positiven Rechnungsabschlüssen einzuhaken. Da hegte man als Journalist ja bisweilen den Verdacht einer gewissen Showpolitik. Der Voranschlag war immer negativer als der Rechnungsabschluss ein Jahr später, so dass man vermitteln konnte: „Schaut her, wir haben sogar noch besser gewirtschaftet!“

Also mit Show hat das gar nichts zu tun. Ich budgetiere prinzipiell vorsichtig, um nicht nachher böse Überraschungen zu erleben. Die Budgeterstellung fußt ja großteils

THOMAS WOLFSBERGER

HAUSHALTSPOTENZIAL (HH-POTENZIAL)

Das Haushaltspotenzial errechnet sich aus der Differenz der wiederkehrenden Mittelaufbringungen abzüglich der wiederkehrenden Mittelverwendungen unter Berücksichtigung der entsprechenden Forderungen und Verbindlichkeiten. Für 2025 (Voranschlag OHNE Konsolidierungsmaßnahmen) ergibt sich ein Wert von -28,551.400 Euro, für das verfügbare Haushaltspotenzial -9,253.833 Euro.

auf Prognosen, die wir zur Verfügung gestellt bekommen. Nehmen wir als Beispiel die Mittel aus den Ertragsanteilen. Für 2023 bekamen wir vom Land Niederösterreich Zahlen geliefert, von denen ich überzeugt war, dass sie nicht halten können – ich habe daher sicherheitshalber mit zwei Millionen weniger aus diesem Posten kalkuliert. Gut so, denn die tatsächlichen Zahlen fielen dann sogar noch schlechter aus! Wenn man den Job wie ich lange macht, bekommt man mit der Zeit schon ein gewisses Gespür, was man wie einschätzen kann. Zu 95 % liegen die Prognosen richtig, aber 5 % sind Spielraum. Diesen interpretiere ich eher konservativ, lege einen Sicherheitspolster an, der um die 5 % liegt – das wären in normalen Zeiten rund 10 Millionen Euro.

von der Eröffnungsbilanz 2020 + jährliches HHPotenzial 2020, 2021, 2022… Wird Ende 2025 noch positiv sein!)

SCHULDENSTAND

Der Schuldenstand gegen Ende des Jahres 2025 (Voranschlag OHNE Konsolidierungsmaßnahmen) wird mit ca. 186,6 Millionen Euro angenommen.

... Rechnungsabschluss

Zurück zum Jahr 2023. Damals wurde bereits die Notwendigkeit einer Budgetkonsolidierung betont, zugleich aber auch mit Stolz darauf verwiesen, dass man so viel investiert wie das dreimal so große Salzburg. Allein die Investitionen für das „Kulturjahr 2024“ – von Tangente über Synagoge bis KiKuLa – haben St. Pölten die letzten Jahre insgesamt rund 30 Millionen Euro gekostet. Hätte man diese angesichts der angespannten Budgetlage nicht einsparen oder zumindest auf bessere Zeiten verschieben sollen? Vorweg: Was wo investiert wird, ist nicht Aufgabe des Finanzdirektors, sondern eine politische Entscheidung. St. Pölten hat zuletzt – was aber schon weit vorher in noch „guten“ Zeiten auf den Weg gebracht worden ist – viel in Kunst und Kultur investiert, weil man sich davon nachhaltige Effekte erwartet. All diese Investitionen wären auch – das möchte ich schon explizit festhalten – fußend auf den ursprünglichen

Prognosen aus dem laufenden Budget zu stemmen gewesen. Hätten wir, wie vorhergesagt, gut 10 Millionen Euro mehr aus den Ertragsanteilen erhalten, hätten wir jetzt keine Budgetlücke.

Damit kommen wir zu einem Grunddilemma, unter dem alle Kommunen leiden: Die Ertragsanteile aus dem Finanzausgleich sind zuletzt stark gesunken.

Bekam St. Pölten nach Abzug der Umlagen 2022 noch gut 48 Millionen Euro, werden für 2025 nur mehr 37,4 Millionen Euro erwartet, Tendenz fallend! Wie ist das zu erklären?

Ganz vereinfacht gesprochen: Wenn das Wirtschaftswachstum nach unten geht und der Staat weniger einnimmt, sinken auch die Ertragsanteile. Geht die Wirtschaft nach oben, steigen sie – allerdings leider nicht in derselben Relation. Jetzt in der Krise sind die Ertragsanteile rückläufig und weit hinter den ursprünglichen Prognosen, die wir vom Land bekommen haben und auf deren Basis die Budgeterstellung erfolgt. Wären die Vorhersagen, die noch 2023 für

Alle Investitionen wären fußend auf den ursprünglichen Prognosen aus dem laufenden Budget zu stemmen gewesen.

2025 gestellt worden sind, eingetroffen, würden wir heute 25,1 % mehr aus den Ertragsanteilen bekommen – da reden wir von den besagten rund 10 Millionen Euro! Dieses Geld fehlt uns jetzt.

Vielleicht, um auch die Sache mit den Ertragsanteilen zu verstehen – wie errechnet sich überhaupt St. Pöltens Anteil daran und warum sind sie ein so wichtiger Faktor?

Die Anteile aus den Ertragsanteilen sind schlicht die größte Einnahmequelle der Gemeinden. Sie speisen sich aus den großen Steuern wie Lohnsteuer und Umsatzsteuer sowie noch einigen anderen, die der Bund einhebt. Zwei Drittel dieser Einnahmen behält sich der Bund direkt, vom restlichen Drittel bekommen die Länder ca. 60 % und die

LEXIKON

Finanzausgleich

Der Finanzausgleich regelt die finanziellen Beziehungen zwischen Bund, Bundesländern und Gemeinden. Über den Finanzausgleich werden die vom Bund eingehobenen und als „gemeinschaftlich“ bestimmten Abgaben auf die drei Ebenen aufgeteilt (= Ertragsanteile). Mit Abschluss eines Finanzausgleichs werden auch die Aufgaben vereinbart, die jede Ebene zu übernehmen und zu finanzieren hat.

Umlagen

Im Kontext des Finanzausgleichs beziehen sich „Umlagen“ auf Zahlungen von einer Gebietskörperschaftsebene (z.B. Gemeinden) an eine andere (z.B. Länder), um Aufgaben zu ko-finanzieren, die die andere Ebene erfüllt. St. Pölten zahlt an das Land Umlagen für Berufsschule, Sozialhilfe, Jugendwohlfahrt, Krankenanstalten, Standortbeitrag.

Eigene Abgaben & Gebühren

Einzelne Steuern sowie Gebühren verbleiben direkt bei den Gebietskörperschaften und unterliegen daher nicht dem Verteilungsprozess der Ertragsanteile. Die größte Gemeindeabgabe ist die Kommunalsteuer, die von Unternehmen für die Löhne der Dienstnehmer*innen an die Gemeinde abgeführt wird. Auch die Grundsteuer verbleibt direkt bei der Gemeinde. Zudem erhebt die Kommune direkt Gebühren für kommunale Leistungen wie Müllabfuhr, Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung etc.

Gemeinden ca. 40 % – das machte 2024 für alle Gemeinden Österreichs in Summe 13,6 Milliarden aus! St. Pöltens Anteil davon ist ca 0,7 %, das klingt zwar auf den ersten Blick wenig, das sind aber ca. 93 Millionen Euro.

Rächt sich in diesem Kontext die Abschaffung der kalten Progression? Ursprünglich als großer Wurf für alle Steuerzahler präsentiert, scheint selbst der Bund den Schritt mittlerweile zu bereuen – die Gemeinden waren ohnedies immer dagegen. Also de facto profitieren von der Abschaffung der kalten Progression vor allem die Besserverdiener, bei kleineren Einkommen spielt sie kaum eine Rolle. Warum sind die Gemeinden dagegen gewesen? Nun, nachdem die Steuereinnahmen des Bundes ja über den Finanzausgleich auf alle Körperschaften ausgeschüttet werden, bedeuten weniger Einnahmen schlicht weniger Geld zum Verteilen. Kumulativ betrachtet hat der Staat durch die Abschaffung der kalten Progression mittlerweile rund 6 Milliarden Euro verloren. Von diesem Kuchen hätten die Gemeinden über den Finanzausgleich ca. 12 % bekommen, St. Pölten davon wiederum 0,7 % – da reden wir immerhin von etwa 5 Millionen Euro.

Ganz prinzipiell kann man als Faustregel sagen, dass jede Milliarde Euro, die der Bund mehr an Steuern einnimmt, St. Pölten aus den Ertragsanteilen ein Plus von fast einer Million Euro bringt!

Von denen aber dann noch die Umlagen abgezogen werden. Auch hier erfolgte ein Aufschrei der Kommunen, weil diese sehr stark gestiegen sind.

Umlagen zahlen wir an das Land

Bei den Umlagen hatten wir zuletzt Steigerungen zwischen 7-17 % zu schlucken, was in Summe ein Plus von 5 Millionen Euro ausmacht.
THOMAS WOLFSBERGER

Niederösterreich, etwa fürs Krankenhaus, Gesundheit, Pflege, Soziales, Jugendwohlfahrt etc. Hier hatten wir zuletzt – je nach Bereich – Steigerungen zwischen 7-17 % zu schlucken, was in Summe ein Plus von 5 Millionen Euro pro Jahr ausmacht, die wir mehr ans Land abliefern müssen. Bei zugleich sinkenden Ertragsanteilen geht die Schere also extrem auseinander. Um vielleicht das Verhältnis und die Dynamik besser einordnen zu können: 2019 sind laut KDZ-Berechnung den Kommunen im Durchschnitt von jedem Euro aus den Ertragsanteilen nach Abzug der Umlagen noch 51 Cent geblieben. 2025 sind es nur mehr 42 Cent! In St. Pölten sogar nur mehr 39 Cent.

Aber warum ist die Situation gerade in den letzten Jahren derart prekär geworden?

Das hat auch mit den Krisen der jüngsten Vergangenheit zu tun – Corona, dann die Energie- und Inflationskrise – und wie diese seitens der Regierung gehändelt wurden. Schon 2020 wurde etwa in Reaktion auf die Pandemie der sogenannte Stabilitätspakt ausgesetzt, dass also die Neuverschuldung in allen Körperschaften nicht 3% übersteigen darf. Der wurde zwar 2024 wieder aktiviert, es hat aber den Anschein, dass sich das nicht bei allen herumgesprochen hat, wir liegen nach wie vor weit darüber. Der Bund und die Länder können einen Abgang im ordentlichen Haushalt einfach durch die Aufnahme neuer Schulden ausgleichen, Gemeinden dürfen das im ordentlichen Haushalt nicht, nur im außerordentlichen Haushalt, beispielsweise bei Infrastrukturprojekten. Zudem können wir Gemeinden nicht selber Anleihen vergeben,

wir finanzieren uns also nur am privaten Kreditmarkt zu den marktüblichen Konditionen. Zugleich sind die Möglichkeiten der Kommunen, im eigenen Bereich zusätzliche Gelder zu lukrieren, äußerst beschränkt: Gebühren etwa dürfen gesetzlich nur die Kosten decken. Am meisten kommt noch über die Kommunalsteuer herein, positives Wachstum vorausgesetzt, während

davon die beiden größten:

Die größten Einnahmenposten im Budet 2024

RA ... Rechnungsabschluss VA ... Voranschlag

Quelle: Magistrat St. Pölten

die Grundsteuer wiederum gesetzlich klar geregelt ist und seit Jahren auf niedrigem Niveau stagniert.

Die Kommunen fordern deshalb schon lange eine Neuregelung der Grundsteuer. Woran scheitert es bislang?

Zum prinzipiellen Prozedere: Das Finanzamt erhebt den sogenannten Einheitswert einer Immobilie und übermittelt diese Daten der Stadt, welche dann die Grundsteuer vorschreibt, die maximal 500 % von der sogenannten Steuermesszahl, das sind in der Regel 2 Promille des Einheitswertes, betragen darf. Für St. Pölten ergeben sich aus diesem Posten rund 6,5 Millionen Euro im Jahr.

Wir haben aber zwei Probleme: Zum einen ist das Finanzamt, nett formuliert, äußerst „lustlos“ bei der Übermittlung der Daten – bisweilen bekommen wir Einmeldungen erst Jahre später. Wir können die Grundsteuer dann zwar rückwirkend einheben, aber – wie man sich vorstellen kann – sind die Besitzer alles andere denn amused, wenn sie plötzlich z. B. fünf Jahre auf einmal nachbezahlen müssen.

Das zweite, noch gravierendere Problem: Die Einheitswerte stammen noch aus den 70er-Jahren, als das Gesetz verabschiedet wurde, und sind daher extrem niedrig –mittlerweile sind die Grundstücke aber teilweise das 10-fache wert. Sogar der Verfassungsgerichtshof hat deshalb die Bemessung der Grunderwerbsteuer auf Basis dieser veralteten Einheitswerte für verfassungswidrig erklärt und eine Reparatur gefordert.

Wie realistisch ist diese aber – das Thema verfolgt uns ja gefühlt seit Jahrzehnten ohne vom Fleck zu kommen.

Positiv ist jetzt, dass endlich eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen wurde, in der alle relevanten Stakeholder – also Finanzministerium und Kommunen – vertreten sind. Unsere Forderung ist, dass die Gemeinden zum einen selbst die Ein-

ABGABENERTRAGSANTEILE/UMLAGEN

Die blauen Balken zeigen den stark gestiegenen Anteil der Umlagen, der rote Teil das Geld, das die Gemeinde vom Land überwiesen bekommt, reduziert sich entsprechend. Im Jahr 2022 erhielt St. Pölten noch ca. 52,7% der errechneten Ertragsanteile nach Abzug der Umlagen (48 Millionen Euro), für das Jahr 2025 werden nur mehr 39,3% (37,4 Millionen Euro) erwartet.

Ich budgetiere prinzipiell vorsichtig, um nicht nachher böse Überraschungen zu erleben.

heitswerte erheben können – wir haben ja alle Daten und brauchen nicht aufs Finanzamt warten – zum anderen, dass der Einheitswert vom tatsächlichen Verkehrswert her berechnet wird und die Grundsteuer zudem, der Inflation entsprechend, jährlich valorisiert wird. Realistischerweise, selbst wenn man bald einen Durchbruch erzielen würde, ist aber nicht vor 2030 mit einer neuen gesetzlichen Grundlage zu rechnen. Und die Steuer wird dann wohl auch nicht zehnmal so hoch ausfallen, sondern durchschnittlich vielleicht um das eineinhalbfache. Aber immerhin.

Die zweite autonome Einnahmequelle einer Gemeinde betrifft die Kommunalsteuer. Wie

hat sich diese in den letzten Jahren entwickelt und was bedeutet in der aktuellen Situation der Wegfall großer Arbeitgeber wie kika/Leiner oder der Walstead Druckerei im NÖ Pressehaus?

Die Kommunalsteuer ist in St. Pölten in den letzten Jahren – mit Ausnahme des Coronajahres 2020 – stetig gestiegen, wobei sich die Wachstumsdynamik zuletzt auf ca. 1 % abgeschwächt hat. Mit rund 40 Millionen Euro ist sie die bei weitem größte autonome Einnahme, die wir haben. Als Bemessungsgrundlage liegt ihr der Bruttolohn der Dienstnehmer in der Stadt zugrunde. Daher hat jeder Verlust von Arbeitsplätzen unmittelbar negative Auswirkungen auf die Kommu-

nalsteuer – im Fall von kika/Leiner sprechen wir da etwa von einem Ausfall von rund 500.000 Euro jährlich! Umgekehrt bringen mehr Arbeitsplätze mehr Einnahmen. Diesbezüglich hat St. Pölten in den letzten Jahren aufgrund seiner Lage an der prosperierenden Ost-WestAchse, seiner Nähe zu Wien, seiner gestiegenen Lebensqualität sowie seiner aktiven Betriebsansiedlungspolitik gut performt. Die Zahl der Beschäftigten liegt mittlerweile bei über 60.000!

Beschäftigte ist ein gutes Stichwort. Die Personalkosten waren zuletzt ein Kostentreiber – rächt sich heute, zumal in einem System fixer Biennalsprünge, dass man in Vergangenheit bei Gehaltsabschlüssen und Dienstzulagen v. a. in höheren Einkommenssphären vielleicht zu großzügig war?

Also wir betreiben eine sehr ausgewogene Personalpolitik. Faktum ist, dass wir zuletzt zwei Jahre hindurch sehr hohe Gehaltsab-

schlüsse zu stemmen hatten. Zudem kommt heuer erstmals das neue Gehaltsschema zum Tragen, das für Neueinsteiger höhere Einstiegsgehälter vorsieht bei anschließend abflachender Gehaltskurve mit zunehmenden Dienstjahren – jetzt bedeutet das aber einmal Mehrkosten. Und zum Personalstand insgesamt ist zu sagen: Haben wir zu viele Leute? Nein! Müssen wir trotzdem im Rahmen des Konsolidierungsplanes auch in diesem Bereich über Effizienzmöglichkeiten nachdenken: Ja! Wo möglich werden wir daher bei Pensionierungen nicht nachbesetzen, und wenn doch, dann vorwiegend intern. Das betrifft auch meine eigene Abteilung, wo ein Posten nicht nachbesetzt wird, was nur dank der Flexibilität und Kooperationsbereitschaft der KollegInnen möglich wird, die sozusagen in den sauren Apfel beißen. Ein Spaß ist das nicht.

Ein weiterer Kostentreiber ist die Kindergartenoffensive. Inwieweit wird der Mehraufwand

WAS SAGT DIE NÖ GEMEINDEAUFSICHT?

120. Soviele Gemeinden Niederösterreichs (von 573) haben aktuell ein Haushaltskonsolidierungskonzept zu erstellen, wie man seitens der NÖ Gemeindeaufsicht Auskunft gibt. St. Pölten befindet sich also in „bester“ Gesellschaft. Aktiviert wird der Mechanismus nach § 54c des Stadtrechtsorganisationsgesetzes (STROG), wo es heißt „(1) Die Stadt hat zur Sicherstellung der ordnungsgemäßen Besorgung ihrer Aufgaben ein Haushaltskonsolidierungskonzept zu erstellen, wenn 1. innerhalb des Zeitraumes der mittelfristigen Finanzplanung (§ 54b) die allgemeine Haushaltsrücklage aufgebraucht wird und die gemäß § 59 gesetzlich maximal ausnutzbare Kontoüberziehung nicht ausreicht, um die fristgerechte Auszahlung von Zahlungsverpflichtungen der Stadt sicherzustellen, oder 2. wenn das Haushaltspotenzial innerhalb des Zeitraumes des mittelfristigen Finanzplanes laufend negativ ist.“ Die Stadt steht dabei nicht, wie man seitens der NÖ Gemeindeaufsicht betont „unter Kuratel, sondern hat die jeweiligen Maßnahmen selbstständig zu prüfen, zu beschließen und umzusetzen.“ Haushaltskonsolidierungskonzepte muss man so lange vorlegen, bis „nicht mehr die Voraussetzungen des § 54c Abs. 1 NÖ STROG vorliegen.“ Es gibt seitens der Aufsichtsbehörde auch keine weiteren Sanktions-Instrumentarien, wenn man die Ziele verfehlt.

Im Hinblick auf die Zahl der betroffenen Gemeinden bestätigt man „eine Steigerung gegenüber den Vorjahren, wobei hier insbesondere die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen.“ Konkrete Vorgaben an die Gemeinden, wie man einsparen muss, gibt es nicht – auch keine Tabus. „Die Maßnahmen für einen ‚Turnaround‘ erfordern ein kritisches Hinterfragen aller Aufgabenbereiche und Budgetposten im eigenen Wirkungsbereich.“

durch übergeordnete Körperschaften abgedeckt?

Die Kindergartenoffensive kostet der Stadt tatsächlich ein „Schweinegeld“, um es salopp zu formulieren – es werden 25 neue Gruppen geschaffen, da reden wir von 50 Millionen Euro Investition allein in den Bau, dazu kommen dann gut 70 neue Arbeitskräfte, vorwiegend KindergartenhelferInnen, welche wir anstellen und in Folge laufend bezahlen müssen. Vom Land Niederösterreich gibt es für die Baumaßnahmen eine Anschubfinanzierung, die unter 50 % der Gesamtkosten liegt, zudem wurde ein Zukunftsfonds eingerichtet, aus dem man die Etablierung von Kindergartengruppen fördert – da bekommt man 10.000 Euro pro neuer Kindergartengruppe, 20.000 für Kleinkindgruppen und 30.000 für Gruppen mit Nachmittagsbetreuung. All dies deckt natürlich bei Weitem nicht die Kosten, welche den Gemeinden entstehen, aber – jetzt ganz persönlich gesprochen – ich sehe das dennoch als extrem wichtige, gesellschaftspolitische Aufgabe, dass wir flächendeckend Kinderbetreuung anbieten, damit Eltern wieder schnell ins Berufsleben einsteigen können und nicht den klassischen Karriereknick erleiden. Das ist es wert und auch für die Betriebe wichtig.

Kommen wir von der Makroebene, die die Stadt nur bedingt beeinflussen kann, zu den eigenen Maßnahmen. Schon 2023 hat man von einer notwendigen Konsolidierung gesprochen und erste Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Tatsächlich haben wir im letzten Jahr schon rund 25 % beim disponiblen Sachaufwand eingespart – immerhin 2,5 Millionen Euro! Diese Dynamik setzen wir fort, alleine schon dadurch, dass die heuer zugewiesenen Abteilungsbudgets bereits um diese eingesparten Beträge verringert wurden. Zugleich ist klar, dass wir auch in diesem Segment weitere Anstrengungen unternehmen müssen.

WESENTLICH IST, DASS MAN IN DIE ZUKUNFT BLICKT

Erst Mitte Mai verwies das KDZ (Zentrum für Verwaltungsforschung) gemeinsam mit dem Städtebund auf die prekäre finanzielle Lage der Kommunen. Auch St. Pölten vertraut bei der Budgetkonsolidierung auf die Kompetenz der Einrichtung. Wir sprachen mit Alexander Maimer, Experte für Budgetkonsolidierung und Aufgabenkritik beim KDZ, über die aktuelle Situation für die Kommunen Österreichs und St. Pölten im Besonderen.

Was ist passiert, dass gleich die Hälfte von Österreichs Gemeinden sogenannte Abgabengemeinden sind, also ihre laufenden Ausgaben nicht mehr aus den laufenden Einnahmen decken können?

Die den Gemeinden zur Verfügung stehenden Mittel aus Ertragsanteilen sind ab 2023 nur marginal bzw. gar nicht gewachsen. Gleichzeitig haben sich zentrale Ausgaben sehr dynamisch entwickelt. Hier sind insbesondere der Anstieg der Personal- und Sachausgaben aufgrund der Gehaltsabschlüsse und der Inflation und die Transfers ans Land Niederösterreich für Soziales und Krankenanstalten zu nennen. Gleichzeitig haben sich auch die Aufgaben der Gemeinden, insbesondere in der Kinderbetreuung, sehr dynamisch entwickelt.

Haben die Kommunen es verabsäumt, rechtzeitig auf geänderte Markobedingungen zu reagieren und durch Sparmaßnahmen im eigenen Bereich gegenzusteuern oder sind sie „Opfer“ der allgemeinen Umstände?

Die Makrobedingungen haben sich für alle Gebietskörperschaftsebenen verschlechtert – siehe Sparpaket auf der Bundesebene. Die Gemeinden haben diesbezüglich den Nachteil, dass sie bei der Übernahme zusätzlicher Aufgaben bzw. bei den Transfers für Soziales und Krankenanstalten den Vorgaben der übergeordneten Gebietskörperschaftsebenen zu folgen haben.

Mehrheitsverhältnissen bei ihren Konsolidierungsanstrengungen. Wir unterstützen gerne auch die Stadt St. Pölten bei ihren Bemühungen.

Schnell schwirrt bei schiefen Budgets die Aussage „die haben über die Verhältnisse gelebt“ durch den Raum –würden Sie das auch für St. Pölten attestieren?

Wesentlich ist, dass man in die Zukunft blickt und sich damit beschäftigt, welche Leistungen bzw. welche Leistungsqualität kann die Stadt anbieten. Diese Überlegungen müssen auch mit den strategischen Zielen der Stadt abgestimmt werden.

Das KDZ wurde seitens St. Pölten als Experte für die Budget-Konsolidierung zugezogen. Diesbezüglich gab es Kritik seitens der Opposition an einer schiefen Optik, weil der Bürgermeister der Stadt zugleich KDZ-Präsident ist – sehen Sie eine Unvereinbarkeit?

Das KDZ unterstützt derzeit österreichweit Gemeinden in unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen politischen

Was empfiehlt das KDZ den Kommunen angesichts der aktuellen Situation, was konkret der Landeshauptstadt St. Pölten, um das Budget zu sanieren? Wo orten Sie Einsparungspotenziale?

Eine Stadt muss im Rahmen eines Konsolidierungsprozesses sämtliche Leistungen und Förderungen auf den Prüfstand stellen und überlegen, ob diese Leistungen und Förderungen noch notwendig sind bzw. die Leistungsqualität verändert werden soll. Die Stadt St. Pölten bietet als Landeshauptstadt ein breites Spektrum an unterschiedlichen Leistungen an. Diese müssen bezüglich ihrer Zweckmäßigkeit, Notwendigkeit und der damit verbundenen Leistungsqualität geprüft werden.

Sehen Sie für St. Pölten angesichts der aktuellen Budgetsituation Licht am Ende des Tunnels? Sämtliche Gebietskörperschaftsebenen haben in den kommenden Jahren Arbeit vor sich. Es bedarf sicher grundsätzlicher Reformen im Bundesstaat insbesondere bezüglich der Finanzierung und Aufgabenverteilung. Mittelfristig wird sich natürlich die finanzielle Situation der Städte und damit auch der Stadt St. Pölten wieder verbessern.

Mittelfristig wird sich natürlich die finanzielle Situation der Städte und damit auch der Stadt St. Pölten wieder verbessern.

Eine andere, ebenfalls schon eingeleitete Stellschraube betrifft Gebührenerhöhungen bei Kanal, Wasser, Müll und Friedhof – was bringen diese Maßnahmen?

Diese Gebühren wurden lange nicht erhöht – seit dem Vorjahr werden sie nun schrittweise bis zur Kostendeckung im Jahr 2026 angehoben. Dann sollten wir auch wieder in der Lage sein, nicht nur die laufenden Kosten dafür zu decken, sondern mittels Überschüssen auch neue Rücklagen zu bilden, um notwendige Investitionen in diesen Bereichen tätigen zu können.

Dem Vernehmen nach hat man auch beim Schuldenstand Maßnahmen ergriffen, um die Dynamik einzudämmen. Trotzdem geistert die Zahl vom zusätzlichen Anstieg bis zu 216 Millionen bis zum Jahr 2028 durch die Medien, die Rückzahlungslaufzeit liegt aktuell bei 17 Jahren. Der Schuldenstand lag mit Ende des Jahres 2024 bei 169 Millionen Euro. Zum Jahresende 2025 rechnen wir mit rund 174 Millionen. Die Dynamik hat sich mit 2025 aber bereits deutlich eingebremst, weil das Kulturjahr 2024 vorbei ist, und damit auch die großen In-

vestitionen der letzten Jahre wie etwa KiKuLa, Grillparzer Campus, die Parks „ausfinanziert“, also nun mittels Darlehen unterfüttert sind. Klarerweise muss sich die Stadt bei den Investitionen der aktuellen Situation anpassen und zurückhaltend agieren. Ab dem nächsten Jahr wird voraussichtlich der Schuldenstand sinken.

Durch Anstrengungen in den letzten Jahren ist uns beim Schuldendienst auch gelungen, dass die Zuschüsse an die städtische Immobilien Gesellschaft nicht mehr steigen – dort werden aktuell alle Wohn- und Geschäftsgebäude kostendeckend verwaltet. Im Falle von Investitionen wird man auch hier manches auf die lange Bank schieben müssen. Außerdem koppeln wir die Darlehensdauer nicht mehr wie bisher sklavisch an die Abschreibungsdauer der Immobilien, was in der Regel Laufzeiten von 10-15-20 Jahren bedeutete, sondern strecken sie bisweilen auf 25 Jahre aus – auch das verschafft uns etwas mehr Luft.

Bei einer anderen Tochtergesellschaft der Stadt, der Bertha von Suttner Uni (BSU), stellt sich die Situation hingegen genau umgekehrt dar. Diese belastete das

Budget zuletzt weit stärker als ursprünglich geplant.

Die Stadt wollte bei der BSU von Anfang an gemeinsam mit einem gleichstarken Partner agieren, aber leider war es mit dem früheren Hälfteeigentümer immer mühsam eine Strategie umzusetzen. Sie haben weder die erhofften Studierenden gebracht, noch finanziell ausreichend beigetragen. Mit den neuen Hälfteeigentümern rund um die Betreiber der Sigmund Freud Privatuniversität sind wir wirklich zuversichtlich, dass wir viel positiven Schwung reinbringen und bis 2030 keine Zuschüsse mehr nötig sein werden. Es gibt sehr gute Ideen, auch was die Vernetzung mit der FH betrifft. In den nächsten Jahren werden wir aber weiterhin mit deutlichen, aber sinkenden Aufbaukosten rechnen müssen, die wir aber als Resultat der Vorjahre sehen müssen und die wir darum auch noch großteils alleine abdecken werden.

Kommen wir zum Abschluss noch auf das Konsolidierungskonzept an sich zurück. Wie wird dieses überhaupt erarbeitet?

Im Grunde genommen läuft der Prozess auf zwei Ebenen. Auf der politischen wurde eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die zum einen aus den

THE WAY TO KONSOLIDIERUNGSKONZEPT – DIE PROJEKTSTRUKTUR

Steuerungsgruppe

Leitung

Arbeitsgruppe

Bereich

Arbeitsgruppe

Finanzausschuss (erweitert)

Magistratsdirektor/Finanzdirektor

Sachausgaben

Abteilungsleiter + weitere Mitarbeiter

Vorgaben Evaluierte Vorschläge

Vorschläge

Mitgliedern des Finanzausschusses besteht, weil diese bereits über eine Expertise in Budgetfragen verfügen, zum anderen aus je einem Vertreter von Grünen und Neos, damit alle im Gemeinderat vertretenen Parteien involviert sind. Diese Gruppe wird letztlich per einfacher Mehrheit entscheiden, welche Vorschläge dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden. Das dort abgesegnete Paket müssen wir dann bis Ende Juni an die Gemeindeaufsicht übermitteln.

Auf der zweiten Ebene haben wir im Magistrat zwei Arbeitsgruppen etabliert, welche die konkreten Konsolidierungsvorschläge erarbeiten. Zudem werden wir das KDZ um seine Expertise zu diesen bitten, das dann vielleicht noch weitere Inputs gibt, was in anderen Kommunen funktioniert hat, was wir möglicherweise vergessen haben.

Wer sind auf Magistratsebene die Hauptprotagonisten?

Eine ganz entscheidende Rolle

spielen die Abteilungsleiter. Wir haben ihnen Orientierungshilfen gegeben, in welchen Bereichen Sparpotenziale liegen könnten – Investitionen, Sachaufwand, Personal etc. Auf dieser Basis haben sie für ihren Bereich ganz konkrete Vorschläge erarbeitet. Insgesamt sind es rund 150 an der Zahl mit einem potenziellen Einsparungsvolumen von gut 15 Millionen Euro. Diese Involvierung ist uns extrem wichtig, weil wir die Abteilungsleiter ja als verlässliche Partner in der konkreten Umsetzung brauchen.

Sind Sie da als Überbringer der schlechten Nachricht aktuell nicht der meistgehasste Kollege im Rathaus, wer hört schon gerne, dass er einsparen muss?

Mag schon sein, dass manche hinterrücks sagen: „Der Wolfsberger spinnt, wie stellt er sich das vor“, aber das halte ich schon aus. Im Grunde ist es sogar ein Lob, weil es zeigt, dass wir die Sache unvorein-

THOMAS WOLFSBERGER

GEMEINSAME ANSTRENGUNG. Wolfsberger setzt auf die Abteilungsvorstände und hofft auf Konstruktivität der Parteien.

genommen angehen. Ich bin aber nicht der nüchterne Zahlenmensch, der einfach irgendwelche Vorgaben hinknallt von wegen „mir egal, wie ihr das hinkriegt“, sondern als leidenschaftlicher St. Pöltner ist mir vor allem wichtig, dass in dem Prozess das Richtige für die Stadt rauskommt. Ich orte aber eine positive Dynamik, jeder zieht mit, ist zu Kompromissen bereit, und die Abteilungsvorstände haben wirklich substanzielle Vorschläge gemacht, die für ihre Abteilungen nicht immer leicht sind. Daher bin ich zuversichtlich – wir kriegen das hin!

Bleibt noch die politische Dimension – das Paket wird wohl für einiges Ruckeln im Karton sorgen, zumal Wahlen vor der Tür stehen.

Die Vorschläge reichen von sehr allgemeinen, die man wahrscheinlich „leicht“ durchwinken kann, bis hin zu sehr substanziellen, die sicher politisch und auch in der Bevölkerung kontrovers diskutiert werden. Es geht ja auch um Fragen von Leistungskürzungen, Reduzierung von Förderungen und Zuschüssen, Einsparungen beim Personal, beim Sachaufwand etc., das sind schon heiße Eisen. Letztlich muss die Politik entscheiden, was sie davon umsetzen möchte und was sie – aus welchen Gründen auch immer – rauskickt. Ein Beispiel: Im Hinblick auf Kürzungen im Sport- und Blaulichtbereich wurde seitens der Politik bereits dezidiert festgelegt, dass Vereine, die Jugendarbeit betreiben, davon ausgenommen sind. Daher konnten deren Ansuchen schon im April-Gemeinderat behandelt werden.

Alles in allem erwartet uns sicher ein spannender Prozess. Ich hege aber die Hoffnung, dass sich alle Parteien in diesen ernsthaft und seriös einbringen und von politischem Kleingeldwechsel absehen.

UNDERCOVER. Eine Greenpeace-Recherche hat den Stein ins Rollen gebracht und das Land NÖ auf die Deponie am Ziegelofen aufmerksam gemacht.

EIN FALL FÜRS GERICHT

Die Deponie am Ziegelofen muss nach aktuellem Stand zumindest teilweise geräumt werden. Das haben Untersuchungen des Landes Niederösterreich ergeben, bis Juli hat die Zöchling Abfallverwertung GmbH nun Zeit zu reagieren.

Nach Recherchen eines Greenpeace-Teams wurde die Deponie im Dezember 2024 geschlossen. Die zuständige Zöchling Abfallverwertung GmbH sprach damals von „Spekulationen und Vermutungen“. Heute ist, jedenfalls nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen klar: Es wurden in der Deponie unsachgemäß behandelte Abfälle abgelagert und das schon

über Jahre. Nach heutigem Stand müssen diese Abfälle geräumt werden. Die Details des Untersuchungsberichtes sind noch nicht öffentlich, in einer ersten Reaktion betonte das Unternehmen jedoch, dass vom Land Niederösterreich bestätigt wurde, dass von der Deponie keine Umweltgefährdung ausgehe: „Die Untersuchungsergebnisse attestieren uns auch, worauf wir als Betreiber

nach interner Prüfung ebenfalls immer hingewiesen haben: Auch andere negative Auswirkungen können aufgrund der nicht gefährlichen Abfälle ausgeschlossen werden!“, meint Unternehmensleiter Johann Zöchling. Man arbeite derzeit an der Analyse der umfangreichen Unterlagen der Behörde und gemeinsam mit externen Fachexperten an einem Maßnahmenkatalog, um etwa das Stoffstrommanagement und die internen Logistikkontrollen am Standort zu optimieren.

Teilweise Räumung

Was von Zöchling unerwähnt bleibt, sind die durch Land und Green-

Jede neu aufgedeckte illegale Tätigkeit macht die Evaluierung

von Kontrollabläufen

notwendig.

LEOPOLD SCHALHAS, ABTEILUNG ANLAGENRECHT LAND NÖ

peace festgestellten nicht rechtskonformen Ablagerungen von unbehandeltem Restmüll – unabhängig von etwaigen Umweltgefährdungen. Die Konsequenzen der Untersuchungen fasst der Leiter der Abteilung Anlagenrecht des Landes NÖ, Leopold Schalhas so zusammen: „Das Sachverständigen-Gutachten geht davon aus, dass zur Herstellung des rechtskonformen Zustandes eine weitgehende Räumung jener Deponiebereiche, die von der Firma Zöchling geschüttet wurden, notwendig ist. Die Firma Zöchling wurde mit diesem Ergebnis im Rahmen eines Parteiengehörs konfrontiert und arbeitet aktuell an einer Stellungnahme zu den behördlichen Feststellungen.“ Die Frist für diese Stellungnahme endet am 3. Juli, aus heutiger Sicht sei die Räumung jedenfalls notwendig, so Schalhas.

Wohl auch deshalb, weil es sich um große Abfallmengen handelt, die bereits seit längerem abgelagert wurden – Greenpeace hatte im Jänner in einer Aussendung entsprechende Luftbilder veröffentlicht. Stefan Stadler, Koordinator des Investigationsteams bei Greenpeace, fasst die Ergebnisse zusammen: „Es wurden insgesamt etwa 100.000 Kubikmeter Restmüll unbehandelt eingegraben, das ist Restmüll von zirka 500.000 Menschen in Niederösterreich pro Jahr. Das ist über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren erfolgt.“ Das Unternehmen widerspricht: „Die von Greenpeace im Jänner 2025 veröffentlichte Luftbildserie belegt keinerlei Missstände. Die daraus gezogenen Schlüsse sind reine Spekulation. Ganz im Gegenteil, dokumentieren die Fotos einen ordnungsgemäßen Deponiebetrieb. Die von der Behörde festgestellten Grenzwertüberschreitungen wurden in Abfällen festgestellt, die im Jahr 2024 im Zeitraum der Hochwasserkatastrophe abgelagert wurden.”

Eine Einschätzung, die das Land Niederösterreich nach der Kontrolle im Dezember offenbar nicht teilte.

Der Verschleierungsvorwurf Zum aktuellen Fall konnte es auch deshalb kommen, weil Kontrollen von Deponien zwar stichprobenweise durchgeführt, Probeschürfungen aber nach aktueller Gesetzeslage nicht standardmäßig vorgesehen sind. Der Zustand auf der Deponie am Ziegelofen blieb so unentdeckt. Eines der Ziele des Greenpeace-Teams war es deshalb, Verbesserungen im Kontrollsystem zu bewirken und hat das auch erreicht. Abteilungsleiter Schalhas erklärt, was jetzt geändert werden soll und findet deutliche Worte zum aktuellen Fall: „Jede neu aufgedeckte illegale Tätigkeit, vor allem wenn sie wie hier längere Zeit verschleiert wurde und daher unentdeckt geblieben ist, macht die Evaluierung von Kontrollabläufen notwendig. Wir haben nach eingehenden Analysen der Vorgänge in der Deponie ‚Am Ziegelofen‘ Maßnahmen gesetzt, die es uns künftig ermöglichen werden, solche Machenschaften frühzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen.“ Zu den Verbesserungen gehören der

Einsatz behördeneigener Drohnen sowie verstärkt unangekündigte Kontrollen und Probeschürfungen im Rahmen der behördlichen Überwachung. Vonseiten der Behörde verlange man zudem, dass jährliche Probeschürfungen in die Deponieverordnung aufgenommen werden. Deponiebetreiber Zöchling kommentiert die Vorwürfe der bewussten Verschleierung illegaler Tätigkeiten nicht und hält fest, dass derzeit die umfangreichen Unterlagen der Behörde analysiert und anhand der Ergebnisse ein Maßnahmenkatalog und notwendige Schritte erarbeitet würden. Man verwehre sich jedenfalls seit Beginn der behördlichen Untersuchung gegen den Vorwurf des „Umweltskandals“, heißt es aus dem Unternehmen. Bis Juli wollte man den Behörden einen Maßnahmenkatalog vorlegen. Ob das ausreicht, um eine Räumung der Deponie zu vermeiden, wird sich erst zeigen. Wenn nicht, dürfte die Deponie angesichts des Umfanges der Falschablagerungen längere Zeit geschlossen bleiben. Das Unternehmen geht aktuell davon aus, dass nur die Bereiche, in denen Maßnahmen zu setzen sind, geschlossen bleiben.

Undercover-Arbeit

Den Stein ins Rollen brachte das Greenpeace-Team rund um Stadler.

BEHÖRDE. Leopold Schalhas leitet die Abteilung Anlagenrecht des Landes Niederösterreich.
VORWÜRFE. Mehrere Jahre soll die Firma Zöchling Restmüll unbehandelt abgelagert haben.
Es war für mich schon sehr berührend zu sehen, wie froh die Leute waren, dass dieser Wahnsinn jetzt vorbei ist.

Anonyme Hinweise im Sommer 2024 führten zur Untersuchung und der Erstellung von Video- und Bildmaterial, die die Aktivitäten auf der Deponie dokumentieren sollten. Die Arbeit ist dabei nicht nur aufgrund des verdeckten Charakters anspruchsvoll: „Unsere InvestigativArbeit ist eine neue Form des Aktivismus, bei der man viel Fachkenntnis braucht und wissen muss, wie man sich im Gelände bewegt. Auch juristische Kenntnisse sind notwendig.“ Im aktuellen Fall habe man beispielsweise Filmaufnahmen von Abfalllieferungen, die unbehandelt am Gelände eingegraben wurden, gemacht.

Die Sammlung des Beweismaterials dauerte den ganzen Herbst und wurde dann an die zuständigen Behörden übergeben. Die Videoaufnahmen hätten der Behörde dabei geholfen, die Arbeitsweise des Deponiebetreibers zu verstehen, so Stadler weiter. Die Deponie am Ziegelofen beschäftigte die St. Pöltner Bevölkerung schon seit mehreren Jahren. Im Sommer 2022 gründete sich der Verein LandeshauptstadtLuft, der unter anderem auf die

zunehmende Geruchsbelästigung durch die Deponie hinwies. Der Verein unterstützte auch das Greenpeace-Team in seiner Arbeit. „Die Initiative war froh darüber, dass sich so ein großer Player wie Greenpeace der Thematik annimmt, weil das auch entsprechende mediale Reichweite bedeutet. Ende Februar fand eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen statt und es war für mich schon sehr berührend zu sehen, wie froh die Leute waren, dass dieser Wahnsinn jetzt vorbei ist“, so Stadler.

Vertrauensverhältnis getrübt Als weitere Konsequenz aus den Untersuchungen hat Greenpeace zudem Strafanzeige gegen den Deponiebetreiber eingereicht. Der Staatsanwaltschaft wurden die Beweise übergeben, das Verfahren läuft derzeit. Bei der Firma Zöchling spricht man weiter von „haltlosen Vorwürfen“, entscheiden wird sich die Sache vor Gericht. Zöchling hält zudem fest, dass man seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner bei der Entsorgung und Verwertung von Abfällen sowie beim Recycling von Baurestmassen in Niederösterreich sei. Dass dieses Vertrauensverhältnis aktuell wohl zumindest getrübt ist, zeigt jetzt ein weiterer Fall einer Reststoffdeponie in Kettlasbrunn (Bezirk Mistelbach). Am 8. Mai führte das Land Niederösterreich gemeinsam mit dem dort ebenfalls zuständigen Bundesministerium eine unangekündigte Kontrolle inklusive Probeschürfungen durch, nachdem Greenpeace Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten erhalten und weitergegeben hatte.

Doris Nentwich, Sprecherin der Zöchling Abfallverwertung GmbH spricht von einer „Hetzkampagne“ und betont, dass auf der Deponie nur Abfälle übernommen und behandelt wurden, die gemäß Anla-

AUFGEDECKT. Stefan Stadler koordiniert das Investigativteam von Greenpeace, das den Fall aufgedeckt hat.

gengenehmigung und Deponieverordnung auch übernommen und behandelt werden dürfen. Sie verweist außerdem darauf, dass es im Anschluss an die Kontrolle keine Beanstandungen seitens der Behörden gegeben habe. Greenpeace-Sprecher Emanuel Salvarani wiederum weist den Vorwurf der Hetzkampagne zurück: „Greenpeace hat Hinweise über nicht ordnungsgemäßes Vorgehen am Standort Kettlasbrunn erhalten. Daraufhin war das Investigativ-Team mehrmals vor Ort, um den Hinweisen nachzugehen. Die gesammelte Dokumentation haben wir den Behörden übergeben, die nun den Standort kontrolliert haben. Greenpeace hat auch in diesem Fall als Anwältin der Natur gehandelt.“ Das Land NÖ bestätigt jedenfalls, dass man bei der Kontrolle keine augenscheinlichen Probleme gefunden habe, die Untersuchungsergebnisse der Probeschürfungen stehen aber noch aus. Prüfen will die Behörde nach dem Fall der Deponie am Ziegelofen jetzt auch die übrigen Zöchling-Standorte.

UNTERNEHMEN. Johann Zöchling betreibt mit seinem Unternehmen mehrere Deponien in Niederösterreich.

*Prämienaufteilung: 1. Platz 10.000 Euro, 2. Platz 5.000 Euro, 3. Platz 3.000 Euro, 4. und 5. Platz je 1.000 Euro Der verbleibende Betrag von 30.000 Euro wird in Form von Unterstützungsleistungen bereitgestellt. Diese Leistungen können verschiedene Formen annehmen, wie z.B. Bargeld, Beratungen, Schulungen, Ressourcen oder Materialien, die den Gewinner:innen helfen, ihre Projekte erfolgreich umzusetzen. Impressum: Raiffeisenbank Region St. Pölten, Kremser Landstraße 18, 3100 St. Pölten.

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PER KREDITKARTE IN DEN OP-SAAL?

Der Fall eines Arztes am Landesklinikum St. Pölten, der mutmaßlich OP-Termine gegen Geld vergeben haben soll, beschäftigt mittlerweile die Ermittlungsbehörden. Auch die Erhebungen der NÖ Landesgesundheitsagentur sind noch nicht abgeschlossen.

Es war ein interner Whistleblower, ein Mitarbeiter des Landesklinikums St. Pölten, der die fragwürdigen Vorgänge Anfang März an die Öffentlichkeit brachte. Einem Neurochirurgen warf der geheime Hinweisgeber vor, OP-Termine mit extrem kurzen Wartezeiten als Gegenleistung für private Geldzahlungen vergeben zu

haben – auf Kosten anderer Patienten. Allein zwischen Juni und Dezember 2024 soll es zu 40 bevorzugten Operationen durch den Arzt gekommen sein. Öffentlich wurden in dem Zusammenhang auch Listen, welche die teilweise gerade mal etwa eine Woche, anstatt den üblichen 46 Wochen betragenden OP-Fristen vieler Patienten

des betroffenen Arztes zeigten. Und Honorarnoten denen private Geldzahlungen von 4.000 Euro an den Neurochirurgen zu entnehmen waren. Dieser verwies ebenfalls auf eben jene Honorarnoten, allerdings um sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen. So wiesen die Papiere klar aus, dass die privaten Extragelder nicht für verkürzte Wartezeiten, sondern für „permanente direkte Verfügbarkeit vor und nach dem Spitalsaufenthalt“, „komplettes Management“ und „bedarfsweises Komplikationsmanagement für 12 Monate im ambulanten Bereich“ bezahlt worden seien. Weiters habe es schon seit längerem Hinweise

auf „handwerkliche Mängel“ und „OP-Fehlleistungen“ des Neurochirurgen gegeben. Der Arbeitgeber, die Landesgesundheitsagentur (LGA) und der Mediziner einigten sich auf eine einvernehmliche Kündigung. Wie ging es seitdem weiter? Wird es auch strafrechtliche Schritte geben? Was sagen mutmaßliche Korruptionsfälle dieser Art über den Gesamtzustand des österreichischen Gesundheitssystems aus?

LGA prüft noch intern, doch WKStA ermittelt schon Während Korruptions-Experten wie Martin Kreutner der LGA vorwerfen, den vermeintlich korrupten Arzt nicht angezeigt zu haben und durch die vermeintliche Affäre „durchzutauchen“, betont die LGA: „Wir haben uns keineswegs gegen eine Anzeige entschieden. Die diesbezüglichen Erhebungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen.“ Nach dem Eingang einer anonymen Anzeigen zu diesen Vorwürfen hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft unterdessen das Bundeskriminalamt mit Ermittlungen gegen – vorerst – unbekannte Täter beauftragt, ein Anfangsverdacht liegt vor, es geht um Bestechlichkeit gemäß § 304 des Strafgesetzbuchs.

Die LGA betont unterdessen, dass OP-Termine „ausschließlich aufgrund medizinischer Notwendigkeit und Dringlichkeit“ gereiht würden. Für die krasse Differenz zwischen der normalerweise üblichen und der stark verkürzten Wartezeiten liefert die LGA keine Erklärung. Die Letztverantwortung für die Reihung der OP-Termine trage der jeweilige Abteilungsleiter.

Sonder-Deals als legaler Vorwand für Korruption?

Laut LGA dürfe in Privatpraxen ausgehandelte Sonder-Deals wie „ständige Verfügbarkeit“ die Tätigkeit im Rahmen des Dienstverhältnisses für die LGA nicht beeinträchtigen. So sei es auch in einem internen Verhaltenskodex der Agentur festgelegt. Dass der betroffene Neurochirurg tatsächlich 4.000

„Uns Ärztinnen und Ärzten ist sehr daran gelegen, allen Patientinnen und Patienten den gleichen Zugang zur Medizin zukommen zu lassen.“

Euro für OP-Vorreihungen angenommen hat, dafür gibt es zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch keinen handfesten Beweis. Allerdings können privat bezahlte Vereinbarungen potentiell immer einen legalen Vorwand für in Wahrheit illegale Leistungen dienen. Ein kausaler Zusammenhang zu den stark verkürzten OP-Wartezeiten ist daher nicht leicht nachzuweisen. Was bleibt ist eine auffällig radikal verkürzte Warteliste als bloßes Indiz. Die LGA beteuert, eine interne Überprüfung der Warteliste des betroffenen Arztes habe ergeben: Die kurzen Wartezeiten waren medizinisch indiziert.

Patientenanwaltschaft verzeichnet aktuell (noch) keine Beschwerden

Die NÖ Patientenanwaltschaft ist eine unabhängige und weisungsfreie Einrichtung des Landes NÖ, die sich um die Rechte von Patienten und Pflegepersonen kümmert. Dort weiß man zu berichten: „Lange Wartezeiten in der Neurochirurgie sind immer wieder ein Thema.“ Eine konkrete Beschwerde bezüglich einer Nachreihung in diesem Bereich sei allerdings noch nicht vorgekommen. Das sei aus Sicht der Patientenanwaltschaft auch nicht verwunderlich. „Eine vorgereihte Person wird sich über ihre Vorreihung nicht beschweren, eine nachgereihte Person wird den wahren Grund der Verschiebung nicht erfahren.“ Ob sich dies in diesem relativ „prominenten“ Fall genau gleich abspielen wird, bleibt abzuwarten – vor allem, wenn sich tatsächliche Verdachtsmomente erhärten und eine Anzeige gegen den Neurochirurgen durch die LGA erfolgen sollte. „Die NÖ Patientenanwaltschaft kann Betroffene außergerichtlich und kostenlos bei der Prüfung und Geltendma-

chung von Schadenersatzansprüchen, zum Beispiel Schmerzensgeld, unterstützen.“

Ärztekammer für Transparenz, insgesamt aber eher wortkarg Die Ärztekammer, welche sich in der Vergangenheit scharf gegen „Vorverurteilungen der Ärzteschaft“ in Bezug auf Korruption aussprach, verhält sich in Ihrer Antwort auf eine Anfrage von MFG eher wortkarg. „Uns Ärztinnen und Ärzten ist sehr daran gelegen, allen Patientinnen und Patienten den gleichen Zugang zur Medizin zukommen zu lassen. Sollte es im gegenständlichen Fall zu Vorreihungen gekommen sein, wird das von Seiten der Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich klar abgelehnt“, sagt Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich. Damit derartige Vorfälle in Zukunft nicht mehr möglich sind, fordere seine Organisation eine Offenlegung von Wartelisten, keinerlei Duldung von Vorreihungen und somit mehr

TRANSPARENZ. Ärztekammer-Präsident Harald Schlögel plädiert für eine Offenlegung von Wartelisten.

Transparenz im Gesundheitssystem. Eine weitere Nachfrage, an welchen (inter-)nationalen Best-Practice-Beispielen man sich orientieren könnte und wie sie zur mancherorts fundamentalen Kritik am Wahlarztsystem steht, welches derartige Begünstigungen vermeintlich erst ermögliche, gab die Ärztekammer NÖ keine Antwort. Dabei gibt es diese Beispiele zweifelsohne. So begann die Frauenklinik des Wiener AKH 2018 damit, Patientenakten aus Privatordinationen zu kennzeichnen. Bringt ein Arzt einen Patienten aus seiner Privatordination mit ins Krankenhaus, muss er per Dienstanweisung und Unterschrift garantieren, diesen keine bevorzugte Behandlung im AKH zukommen zu lassen. Er darf seine Privatpatienten auch nicht selbst operieren, lediglich assistieren. Was aber hat ein strafrechtlich verurteilter Arzt abseits von den strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten? „Rechtskräftige strafrechtliche Verurteilungen eines Arztes können grundsätzlich Gegenstand eines Disziplinarverfahrens oder einer Vertrauenswürdigkeitsprüfung sein“, heißt es vonseiten der Bundes-Ärztekammer. Wird in diesem Verfahren festgestellt, dass der Arzt nur eingeschränkt oder gar nicht vertrauenswürdig ist, können Auflagen erteilt oder schlimmstenfalls eine Streichung aus der Ärzteliste veranlasst werden.

Jeder zehnte Patient bekam schon Vorreihung angeboten Wie groß das Phänomen erkaufter OP-Termine und Behandlungen ist, lässt sich schwer quantifizieren, weil viele Aspekte verdeckt ablaufen. So funktionieren Vorreihungen oft auf dem völlig legalen Weg der „Sonderklasse“. Dies bedeutet, dass Patienten Geld etwa für bessere Unterbringung, eine Zeitung am Nachtkästchen oder die Betreuung durch einen Arzt ihres Wunsches bezahlen. In Niederösterreich dürfen Krankenanstalten laut NÖ Krankenanstaltengesetz bis zu 15 Prozent ihrer Betten für diese „Sonderklasse“ reservieren. Wenn ein „Sonderklasse“-

BLOCKBUSTER UNIVERSITÄTSKLINKUM ST. PÖLTEN. 17 Abteilungen, 6 Institute, 3.600 MitarbeiterInnen, über 50.000 PatientInnen, 535.000 ambulante Kontakte pro Jahr.

EINGEMIETETE PRIVATORDINATIONEN

SIND GESETZLICH GEREGELTER KRANKENHAUSALLTAG

Dass private Ärzte ihre Ordinationen in den Räumlichkeiten öffentlicher Krankenanstalten betreiben, ist im Bereich der LGA nichts Ungewöhnliches. Die Agentur verweist dabei auf das NÖ Krankenanstaltengesetz. Dort ist geregelt, dass Einmietungen von Fachärzten in Krankenhäusern möglich sind, solange der Betrieb der Krankenanstalt dadurch keine Einschränkung erfährt. „Dabei ist auf eine eindeutige kostenmäßige und organisatorische Trennung und Bezeichnung in Abgrenzung zum Krankenhausbetrieb zu achten. Dies betrifft neben der räumlichen Trennung auch die eindeutige Kennzeichnung der Ordinationsräumlichkeiten“, so die LGA. Das Entgelt sei zumindest kostendeckend, dazu zählen auch sämtliche benötigten und verbrauchten Ressourcen. Wie viele Ressourcen bereitgestellt werden, wird durch interne Vorgaben und Einzelverträge festgelegt. Sofern der eingemietete Arzt auch ein Dienstverhältnis mit der LGA hat, dürfen seine Ordinationstätigkeiten nur außerhalb der Dienstzeiten stattfinden. Außerdem müssen der private und der öffentliche Bereich organisatorisch und räumlich getrennt oder gekennzeichnet sein. Laut LGA gebe es zurzeit keine Einmietungen privater Ärzte in OP-Sälen.

Patient früher operiert wird, dann wird dies offiziell damit begründet, dass „Sonderklasse“-Betten eben weniger stark ausgelastet seien, beziehungsweise schneller frei würden. Der frühere OP-Termin ist dann offiziell nur ein Nebeneffekt.

Dieses System stößt bei manchen Gesundheitsökonomen auf Kritik. „Ich lasse mir ja einreden, dass Sonderklasse-Patienten um wenige Wochen früher operiert werden, aber nicht um acht Monate“, sagt etwa Thomas Czypionka vom IHS zur Wiener Zeitung in Bezug auf einen Fall aus Oberösterreich. „Das würde bedeuten, die Sonderklasse sei leer, während die Allgemeinklasse heillos überfüllt ist. Dann müsste das Kran-

kenhaus aber Sonderklasse-Betten für alle freigeben.”

Zur Frage, wie oft so etwas passiert gibt der IHS-„Health System Watch“ zumindest einen Anhaltspunkt. Im Rahmen dieser Studie aus dem Jahr 2020 wurden 285 Patienten befragt. Etwa zehn Prozent gaben an, zumindest einmal das Angebot eines früheren Operationstermins durch Geldzahlungen oder Besuche in einer Privatordination bekommen zu haben. IHS-Befragungen aus den Jahren 2007 und 2013 kamen zu ganz ähnlichen Ergebnissen. So dies kein Massenphänomen ist, kann jedoch auch nicht mehr von „Einzelfällen“ gesprochen werden.

SANIERUNG DER PRANDTAUERHALLE?

BITTE WARTEN!

Was liegt fast genau zwischen Aquacity und Citysplash und ist hin und wieder etwas unverhofft feucht? Die Prandtauerhalle. Der (Wasser-)Ball liegt beim Bund, die 1974 definierten Mitspieler signalisieren Bereitschaft zur Trockenlegung der Bundesschulhalle.

Die sich selbst „am besten Weg“ zur „Fittest City of Austria“ sehende Landeshauptstadt St. Pölten, die in ihrem „am Menschen“ ausgerichteten „Masterplan stp*25/50“ die „fit_healthy*stp“ als eine der vier tragenden Säulen ausgerufen hat, wird das kaputte Dach der renovierungsbedürftigen Prandtauerhalle nicht reparieren. Der Betreiberin sind hier mittlerweile mehr oder weniger per Bescheid die Hände gebunden, obwohl es in die nach dem barocken Baumeister Jakob Prandtauer benannte Bundesschulhalle (was für eine Ironie!) mitunter sogar schon einregnet. Die gute Nachricht: Die Ampel für eine Sanierung der Halle steht auf Gelb. Die schlechte Nachricht: Auf Gelb war sie auch schon in einem Bericht des Stadtrechnungshofes im März 2021 geschaltet worden, der attestierte: „An einem Konzept der Sanierung wird weiterhin gearbeitet. Auf Grund von Unklarheiten bei der Zuständigkeit konnte bislang noch keine konkrete Planung erfolgen.“

Das Problem: Das Land NÖ ist Liegenschaftseigentümer und somit Eigentümer der Halle, das Nutzungsrecht obliegt der „Bildungsdirektion NÖ“. Die Stadt erhielt im Zuge der Errichtung 1974 lediglich die Betriebspflicht. Der Betrieb läuft: Von Montag bis Freitag beträgt die Auslastung durch die Schulen (BASOP/BAfEP und BORG) 100 Prozent; an den Wochenenden über 91 Prozent. Da sind Hauptnutzer:innen BadmintonSpieler:innen und Handballer:innen, die (schwacher Trost!) noch von entsprechend niedrigen Kosten profitieren, dafür aber gelegentlich Veranstaltungen absagen müssen, wenn es zuviel (ge)regnet (hat).

„Das notdürftige Flicken des Daches ist nicht ausreichend.“

schen dem Bund, dem Land und der Stadt „hinsichtlich einer Generalsanierung“. Die Stadt verweist auf einen Bescheid der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) – eine Tochter der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) und somit im Eigentum der Republik – wonach eine Sanierung des Daches nicht mehr ausreiche, sondern ein „umfassendes Maßnahmenpaket zum Werterhalt des Objekts“ (Prandtauerhalle) nötig sei. Selbiges wurde schon vor Jahren von Bürgermeister Matthias Stadler mit dem ehemaligen Bildungsdirektor Johann Heuras nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten der angrenzenden Bundesschule mit dem Schuljahr 2025/26 „angedacht“. „Als Betreiberin unternimmt die Stadt St. Pölten alles in ihrer Macht stehende, um die aktuellen Schäden zu minimieren und weitere zu verhindern“, versichert Sportreferent Florian Gleiss und hält fest, „das notdürftige Flicken des Daches ist jedoch nicht ausreichend, um Wassereintritte und dergleichen zu verhindern.“

Die jährlichen Wartungskosten werden zwischen Bund (samt Bildungsdirektion NÖ) und Stadt im Verhältnis 2:1 geteilt. Die Leiterin der Stabstelle Kommunikation der Bildungsdirektion NÖ, Susanne Schiller, sieht die Zuständigkeit einer Dachsanierung bei der Stadt, bestätigt dem „MFG“ aber laufende Gespräche zwi-

In goldenes Schweigen hüllt sich der am Ball befindliche Bund, der Mitte Mai mit der Kürzung der Sportförderung um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 202 Millionen Euro ein als Richtungssignal interpretierbares Zeichen setzte. Neo(s)-Bildungsminister Christoph Wiederkehr hat die BASOP/BAfEP im Mai zumindest schon einmal besucht und sich über die anstehenden Um- und Neubauten der Schule, gemeinsam mit Bildungsdirektor Karl Fritthum informiert.

VOM HOFFEN AUF DAS BLAUE WUNDER

Er wird St. Pöltens FPÖ in die nächste Gemeinderatswahl führen und mischt dafür kuschelige Sachpolitik mit klassisch blauer Systemkritik: Klaus Otzelberger hat gute Chancen bei der nächsten Wahl an Stimmen zuzulegen. Doch welche Ziele verfolgt seine FPÖ und was würde er als Bürgermeister anders machen?

Die Verhandlungen von FPÖ und ÖVP über die Bildung einer Bundesregierung sind Anfang des Jahres gescheitert. Wie haben Sie das erlebt? Sind Sie traurig, dass Herbert Kickl nicht Bundeskanzler geworden ist?

So wie die ÖVP verhandelt hat, wollten sie meiner Meinung nach gar keine Regierung mit uns bilden. Das waren in meinen Augen Scheinverhandlungen. Wenn Herbert Kickl nur auf sich selbst geschaut hätte, dann hätte er das Angebot der ÖVP angenommen und wäre heute Bundeskanzler. Aber er schaut eben nicht auf sich, sondern auf das große Ganze.

Oder die FPÖ hat es auf ein Scheitern der Verhandlungen angelegt, weil Kickl gar nicht unter diesen Rahmenbedingungen regieren wollte? War nicht der Knackpunkt die Frage, wer den Innenminister stellt?

Die Ausgangslage ist schwierig, auch die nunmehrige Ampelkoalition gibt zu, dass man aufräumen muss. Wir wären dazu bereit gewesen und hätten gerne mitgeholfen. Aber dafür hätten wir relevante Ressorts ge-

braucht. Darum war es die richtige Entscheidung der Parteispitze, die Gespräche zu beenden. Mit dem, was uns die ÖVP angeboten hat, hätten wir unsere Wahlversprechen nicht umsetzen können.

Auch die ÖVP möchte ihre Wahlversprechen umsetzen. Ja, aber wir hatten mehr Stimmen. Und als Nummer Eins stellt man Forderungen auf und sucht dann Kompromisse. Für uns war klar, dass wir nur in eine Regierung gehen, wenn wir was bewegen können. Wahrscheinlich hätte die ÖVP mit uns gar nicht regieren dürfen.

Wieso nicht?

Naja, die Europäische Volkspartei in Brüssel hätte da sicher keine Freude gehabt. Ich kann mir schon vorstellen, dass die ÖVP da einen Anruf aus Brüssel bekommen hat. Und man hat gesehen, dass SPÖ und NEOS unbedingt in die Regierung wollten und sich dafür hergeben.

Unter Herbert Kickl fährt die FPÖ eine aggressive Oppositionspolitik und greift dabei Vertreter anderer Parteien auf der persönlichen Ebene an –das mach die Partnersuche wohl nicht leichter. Wie ist denn Herbert Kickl so?

In der Politik muss man pointiert formulieren, damit man mit seinen Botschaften durchkommt und Aufmerksamkeit hat. Manche seiner Aussagen sind vielleicht überzeichnet, damit er in die Medien kommt, das ist sein politischer Stil. Ich muss teilweise auch angriffig und emotional sein – um mit meiner Botschaft durchzukommen.

Mit Herbert Kickl habe ich jedenfalls viele Jahre im Parlament zusammengearbeitet, ich kenne ihn sehr gut. Bei den Regierungsverhandlungen ging es ihm wirklich um die Sache, nicht um seine Person oder um Ämter. Er ist sehr nett, hört zu, hat ein offenes Ohr bei Anliegen. Mir fallen nur gute Sachen über ihn ein. Manche haben halt auch Angst vor seiner Intelligenz, davor dass sie

nicht genauso intelligent sind wie er und dass er darum stärker ist als sie.

Heiligt der Zweck die Mittel? Man gewinnt zwar Stimmen, aber ohne Partner bleibt die FPÖ dann letztlich doch ohne Mehrheit im Parlament. Welches Klima erzeugen diese ‚pointierten‘ Aussagen im Land? Ein Klima in dem eine Mehrheit der Menschen Herbert Kickl laut Umfragen zum Kanzler wählen würde. Bei der nächsten Wahl muss unser Ziel eine Sperrminorität sein, wenn wir ein Drittel der Abgeordneten stellen, damit können wir nicht mehr ausgegrenzt werden.

Sie könnten schon jetzt mit der Regierung zusammenarbeiten und sich für Zweidrittelmehrheiten anbieten?

Man macht vielen Menschen das Leben schwer und vertreibt sie aus der Innenstadt.
KLAUS OTZELBERGER

Natürlich. Herbert Kickl geht es nur um die Sache. Wenn die Sache gut ist, dann wird die FPÖ auch in dieser Gesetzgebungsperiode bei Beschlüssen mitstimmen, die eine Zweidrittelmehrheit brauchen.

Wie läuft eigentlich die Arbeit in der Landesregierung? Da haben sich FPÖ und ÖVP ja im Wahlkampf weniger sympathisch gefunden, kurz darauf regiert man miteinander.

Ich denke es läuft sehr gut, man hat eine sachliche Zusammenarbeit gefunden. Im Wahlkampf wird viel gesagt, aber wenn die Emotionen nachlassen, dann ist manches anders und man arbeitet wieder sachlich zusammen.

Haben Sie aus der Regierungsbeteiligung der FPÖ in der Lan-

desregierung persönlich profitiert? Bald nach der Wahl haben Sie einen neuen Job als Prokurist bei Notruf NÖ bekommen. Als Oppositionspolitiker würden Sie solche politischen Postenbesetzungen doch kritisieren?

Unser Landesrat Christoph Luisser hat mich gefragt, ob ich in seinem Büro arbeiten möchte. Jeder Landesrat hat einen Aufgabenbereich und in seinen fällt unter anderem die Zuständigkeit für den NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS). Das Land NÖ hält über den NÖGUS die Mehrheit an „Notruf NÖ“. Die Wirtschaftsprüfer hatten der Organisation empfohlen, einen Prokuristen aufzunehmen. Um diese Stelle habe ich mich dann beworben und den Job bekommen.

Entschieden hat das die Landesregierung?

Ja, das war nicht nur die FPÖ. Und ich behaupte, dass ich für den Job auch qualifiziert bin. Nicht so wie Karl Nehammer, der als ehemaliger Bundeskanzler einen Job bei der Europäischen Investitionsbank bekommt, für den er meiner Meinung nach nicht qualifiziert sein kann.

In der Landesregierung sorgt die FPÖ mit der Corona-Nachbearbeitung für Schlagzeilen. Warum ist Corona ein derartiger Fetisch – ist es, wie bisweilen Kritiker vorwerfen – schnöder Populismus, weil man damit einen Triggerpunkt in der Bevölkerung findet, oder ist es ehrliche Empörung?

Man sollte nicht verteufelt werden, weil man andere Meinungen vertritt. Anfangs haben wir die Corona-Maßnahmen mitgetragen, aber dann wurden wir kritischer und haben gesehen, dass es auch andere Wege gibt, bei denen man die Wirtschaft nicht so stark schädigt und die Freiheit der Menschen nicht so stark einschränkt. Da sind schon schlimme Dinge passiert, man konnte Angehörige nicht treffen. Aufgrund des Lockdowns waren viele Menschen eingesperrt.

Bis heute sind Familien deswegen zerstritten und gespalten. Das muss man sachlich aufarbeiten. Der Corona-Wiedergutmachungsfonds macht schon Sinn, da sind auch schon einige Millionen geflossen, es gibt viele Anträge, beispielsweise bei Impfschäden. Und diese Anträge werden ja nicht von der FPÖ freigegeben, sondern von den Landesbeamten, die genau prüfen, ob die Förderkriterien erfüllt sind.

Aber welche Kriterien das sind, das hat sich die Politik ausgedacht und daran entzündet sich ja die Kritik. Für echte Impfschäden gibt es ohnehin eine gesetzliche Entschädigung, dafür braucht es keinen Fonds. Stimmt, aber es gibt auch andere Fälle, etwa die Strafen. Ich habe selber mal 160 Euro gezahlt, weil ich bei einer Demo in St. Pölten auf offener Straße – rundherum keine Menschen in der Nähe – die Maske runtergenommen habe, weil ich als Asthmatiker Luft schnappen wollte. Da hat mich kein Polizist angesprochen, sonst hätte ich die Maske wieder aufgesetzt. Aber scheinbar hat mich wer auf Fotos erkannt und mich angezeigt. Ich verfolge das nicht weiter, aber bei solchen Fällen verstehe ich, wenn sich die Menschen ärgern.

Kommen wir zur Lokalpolitik.

Nach dem Ibiza-Absturz im Jahr 2021 auf knapp neun Prozent ist die FPÖ wieder im Aufwind und gewann bei den letzten Wahlgängen stark dazu. Wie stark möchten Sie denn nach der nächsten Gemeinderatswahl sein, welche Ziele haben Sie?

Unser Ziel ist: stark zulegen. 2016 hatten wir mit zwei Stadträten und 14,7 Prozent das historisch beste Ergebnis. St. Pölten ist für die FPÖ schon immer ein schweres Pflaster gewesen, auch die ÖVP tut sich hier schwer, wahrscheinlich weil die SPÖ traditionell hier sehr stark ist. Aber wir hoffen, dass wir so stark wie möglich werden und die große

Unzufriedenheit in der Bevölkerung auch dazu führt, dass St. Pölten ein blaues Wunder vollbringt.

Auf welchen Wahltermin stellen Sie sich ein? Denkbar ist ja alles von vorgezogenen Wahlen im Herbst bis spätestens im März 2026.

Wir sind bereit, von uns aus können wir jederzeit wählen. Matthias Stadler wird den Wahltermin davon abhängig machen, was seine aktuellen Umfragen ergeben. Wenn er da gute Werte hat, wird er wohl im Oktober 2025 wählen lassen, bevor seine Werte schlechter werden. Sobald der Wahltermin bekannt ist, erstellt unser Stadtparteivorstand die Kandidatenliste und ich würde mich freuen, wenn ich da wieder Spitzenkandidat bin.

Möchten Sie die absolute Mehrheit der SPÖ brechen? Natürlich wäre es besser, würden in St. Pölten mehrere mitreden können. Momentan entscheidet ja nur einer – und der heißt Matthias Stadler. Aber die SPÖ hat derzeit einen Überhang von vier Mandaten, damit ist ihre absolute Mehrheit gut abgesichert, so realistisch muss man sein. Wir werden jedenfalls kämpfen. Und für Stadler gibt es derzeit schon mehrere Punkte, über die sich die Leute einfach ärgern: Domplatz, Kinderkunstlabor oder das starke Wachstum und die damit verbundene starke Bautätigkeit. Ich glaube auch, dass sich der Bürgermeister mit vielen Prestigeprojekten selbstverwirklichen will. Um die knapp 17 Millionen für die Tangente hätten man für die Bürger viel mehr rausholen können.

Trotz dieser Kritik hat man den Eindruck, die St. Pöltner FPÖ fährt eher einen Kuschelkurs mit der SPÖ. Diese hat Ihnen bei-

spielsweise auch den Vorsitz im Kontrollausschuss überlassen. Ich bin ein Sachpolitiker und das weiß Matthias Stadler auch. Wenn er hin und wieder eine Zweidrittelmehrheit für einen Beschluss braucht, dann fragt er mich als Ersten, weil er weiß, dass es mir um die Sache geht und nicht um Polemik. Es ist uns auch gelungen, dass manchmal unsere freiheitlichen Anträge durchgehen. Dafür muss Matthias Stadler zustimmen und oft ist es schwierig ihn zu überzeugen, weil er seine eigenen Ideen hat und von diesen schwer wieder runtersteigt. Er ist schon lange im Amt, über zwanzig Jahre. Da ist eine gewisse Betriebsblindheit nicht verwunderlich. Und er hört immer auf die gleichen Berater, aber nicht mehr auf die Bevölkerung.

Sollte die SPÖ keine absolute Mehrheit mehr schaffen, würden Sie als Juniorpartner zur Verfügung stehen?

Natürlich wäre eine Zusammenarbeit interessant, wenn Matthias Stadler uns fragt. Aber ich glaube er würde eher mit den Grünen zusammengehen. Da denke ich an Hans Peter Doskozil. Da haben auch alle geglaubt, der kann so gut mit den Freiheitlichen – nun regiert er im Burgenland aber mit den Grünen.

Sprechen wir über Wahlkampfthemen der Stadtpolitik. Sicherheit kommt immer wieder vor, auch in Verbindung mit Migration. Was fordern Sie?

St. Pöltens Polizisten machen einen super Job und leisten viele Überstunden. Das Sicherheitsgefühl ist aber immer subjektiv und auch da-

MEHRHEITSBRECHER? Im Moment entscheide laut Otzelberger in der Stadt nur einer, das soll nach der Wahl anders sein. Wir hoffen,

rum braucht es dringend eine Personalaufstockung. Bei der Migration hat die FPÖ auf Landesebene durchgesetzt, dass Asylwerber nur mehr Sachleistungen bekommen, keine Geldleistungen. Darum gehen wieder viele Asylwerber nach Wien. Wer aber einen Asylstatus hat, der ist mit Österreichern gleichgestellt. So haben wir erfahren, dass 75% der Bezieher von Mindestsicherung in unserer Stadt gar keine Österreicher sind. Das sind alles wichtige Themen, auch im Hinblick auf die Frage, welche Menschen weiter in die Stadt zuziehen.

Was stört Sie eigentlich so sehr daran, wenn am Rathaus anlässlich des Pride Month eine Regenbogenfahne hängt oder eine Pride Parade stattfindet?

Ich habe selbst homosexuelle Freunde und jeder soll frei entscheiden, wen er liebt. Aber ich finde die ständige Politisierung der eigenen Sexualität übertrieben. Man macht eine Politik daraus, seine Sexualität zu präsentieren. Ich bin einfach gegen diese Zurschaustellung.

Solange homosexuelle Menschen diskriminiert werden,

kann man ihnen doch zugestehen, dass sie bei bestimmen Anlässen auf ihre Existenz hinweisen und um mehr Toleranz werben?

Es wird immer Menschen geben, die intolerant sind und bei diesen Intoleranten erzeugt man mit einer Regenbogenfahne am Rathausplatz oder mit durch Steuergeld finanzierten Paraden nur noch mehr Abneigung.

Für die FPÖ sind der autofreie Domplatz und die Neugestaltung der Promenade als „Grüner Loop“ Reizthemen der Innenstadt. Was stößt sie daran? Wie würden Sie die Innenstadt beleben?

Ich bin erst heute wieder über den Domplatz gegangen (zeigt ein Handyfoto): Da könnte ich nackt herumlaufen, es würde keiner sehen, denn der Domplatz ist menschenleer. Aber ein leerer Platz bringt niemandem etwas. Und so lange der Platz nicht genutzt wird, also wenn nicht gerade Markt ist oder eine Veranstaltung stattfindet, so lange kann man ihn ja auch als Parkplatz nutzen? Die SPÖ hat uns einen multifunktionalen Platz inklusive Parkplätzen versprochen und wir haben

immer verlangt, so viele Parkplätze wie möglich zu erhalten. Das wurde aber von der SPÖ nicht eingehalten. Es fehlen 120 Parkplätze, das funktioniert so nicht, die Menschen merken das und sind darum auch so verärgert. Und man darf nicht vergessen, viele Menschen sind auf das Auto angewiesen. Wir sind so erzogen worden, dass man mit dem Auto kommt, das Verbannen der Autos aus der Stadt ist der falsche Weg. Jetzt redet man im Rathaus sogar von einer Kameraüberwachung, um die Autofahrer noch mehr strafen zu können, wenn sie in die Stadt fahren. Das ist ein falscher Weg. Unser Konzept ist ein multifunktionaler Domplatz mit Veranstaltungen und Parkflächen. Wenn irgendwann die Bischofsgarage fertig ist, kann man neu beurteilen, ob es die Parkplätze am Domplatz noch braucht. Und den „Grünen Loop“ finden wir schlecht, weil er auch das Ziel hat, die Autos aus der Innenstadt zu verdrängen, womit man aber vielen Menschen das Leben schwermacht oder sie sogar aus der Stadt vertreibt – etwa ältere Menschen oder die Leute aus dem Umland. Unser Vorschlag zur Belebung war an einem Wochentag die Parkgebühren ganz zu streichen, um die Innenstadt zu beleben. Ich würde mir auch viel mehr Grünflächen und Spielplätze wünschen, dass man im Schanigarten sitzt und die Kinder ein paar Meter nebenan spielen können. Wo gibt es das in unserer Innenstadt, irgendwas Attraktives für Kinder?

Soll der Handelskonzern REWE das geplante Logistikprojekt im Süden der Stadt durchziehen?

Das Hochwasser im vergangenen Herbst hat gezeigt, es liegt im Überschwemmungsgebiet. Die Stadt hat die Grundstücke verkauft und der REWE-Konzern muss sich schon auf das Recht verlassen können. Wenn, dann hätte sich die Stadt St. Pölten das damals schon vorm Verkauf besser überlegen müssen, ob man es überhaupt an die REWE verkauft. Nun sind ja auch alle rechtlichen Aspekte ab-

geschlossen und meiner Meinung nach sollte da die Politik nicht mehr versuchen einen abgeschlossenen Deal aufzuschnüren. Aber ja, wenn Matthias Stadler der REWE ein anderes Grundstück anbietet und das für beide Seiten besser passt, dann würden wir das natürlich auch unterstützen.

Soll die S34 in der aktuell geplanten und beschlossenen

Form umgesetzt werden?

Wir sind für diese Umfahrung, weil der Schwerverkehr endlich aus der Stadt raus muss. Der kann nicht weiterhin durch die Stadt fahren, das muss doch jeder einsehen. Die beste Lösung wäre meiner Meinung nach gewesen, wenn man im Osten der Stadt von der S33 kommend eine Umfahrungsspange weitergeführt hätte. Aber das ist vom Tisch, darum ist nur mehr die aktuelle Westumfahrung S34 wie geplant eine Option und ich glaube auch, dass das jetzt bald kommen wird.

Das Stadtbudget muss konsolidiert werden. Wo würde die FPÖ konkret einsparen? Welche Leistungen, welche Gebühren müssen etwaig erhöht werden, welche Projekte vielleicht abgesagt? Warum ist das Budget aus dem Ruder gelaufen?

Wir haben sehr viele Schulden von der SPÖ angehäuft bekommen, der Schuldenstand liegt bei 196 Millionen, das sind für jeden St. Pöltner Haushalt 7.000 Euro an Schulden. Die Stadt reagiert ja schon in den letzten Jahren mit ständigen Gebührenerhöhungen, alles wird teurer für die Bürger. Das werden sie auch in den nächsten Jahren so weiterführen. Wir haben definitiv kein Einnahmenproblem, sondern wir haben ein Ausgabenproblem. Der Herr Bürgermeister hätte in den letzten Jahren besser schon einsparen sollen: Beim Kunstfestival Tangente hätte man knapp 17 Millionen sparen können, das Kinderkunstlabor ist auch etwas, das man sich nicht leisten kann, wenn man kein Geld hat. Der Domplatz ist ein Riesen-

ZUR PERSON

Klaus Otzelberger ist 46 Jahre alt und hat zwei Kinder. Schon bei der Gemeinderatswahl 2016 war er Spitzenkandidat der FPÖ, aktuell vertritt er diese als Klubobmann im Rathaus und ist Stadtparteiobmann. Der frühere parlamentarische Mitarbeiter ist seit der freiheitlichen Regierungsbeteiligung im Landtag Prokurist von „Notruf NÖ“ und zudem als Immobilienentwickler und Vermieter tätig.

brocken, der Windfänger am Europaplatz einfach nur unnötig. Das sind Beispiele für Kosten, die man sich locker hätte sparen können. Als Opposition würden wir natürlich auch gerne mitreden und machen jedes Jahr, wenn das Budget diskutiert wird, Vorschläge zur ausgabenseitigen Sanierung des Gemeindebudgets. Dass jetzt durch den nötigen Konsolidierungsweg eine Einbindung aller Parteien geplant ist, freut uns, aber ich habe noch nicht bemerkt, dass wir da irgendwo eingebunden worden wären.

Wagen wir zum Abschluss eine Utopie: Wenn Sie fünf Jahre Bürgermeister wären und mit einer absoluten FPÖ-Mehrheit im Gemeinderat regieren würden, wie würde St. Pölten dann aussehen?

Wir würden dafür sorgen, dass nicht alles zubetoniert wird durch ÖVPnahe Wohnungsgenossenschaften, die völlig überteuerten Wohnraum schaffen, den sich viele – wenn ich etwa an alleinerziehende Mütter oder Mindestpensionisten denke –einfach nicht mehr leisten können. Und wir würden gewährleisten, dass Gemeindewohnungen leistbar bleiben und diesen Menschen geholfen wird. Es gäbe unter uns mehr Polizisten in St. Pölten und wir würden das Verkehrskonzept verbessern, indem wir den öffentlichen Verkehr weiter ausbauen, etwa an den Stadteinfahrten Park & Ride Anlagen umsetzen, wo man direkt vom Privat-PKW in Busse umsteigen kann, die einen laufend in die Innenstadt bringen. Zugleich gäbe es aber auch genügend Parkplätze in der Innenstadt, und im Fall des Domplatzes würden wir eine Bürgerbefragung durchführen, ob er autofrei bleiben soll oder wieder als Parkplatz genutzt wird.

Es gäbe Kindergartenplätze für alle, damit insbesondere alleinerziehende Mütter unterstützt werden, wieder arbeiten gehen zu können und nicht in die Armutsfalle zu tappen. Zugleich würden wir aber auch jene Mütter, die daheimbleiben und die Kinder zuhause erziehen möchten, für diesen Dienst finanziell unterstützen, so dass Frauen eine echte Wahlmöglichkeit haben.

Zudem gäbe es ausreichend Vorschulklassen für Kinder ohne Deutschkenntnisse, wo sie zuerst die Sprache erlernen, bis sie fit für den Regelschulbetrieb sind. Nur so kann Integration funktionieren und diesen Kindern eine nachhaltige Perspektive auf ein erfülltes Leben gegeben werden – denn wer die Sprache nicht beherrscht, wird von der Bildung ausgeschlossen, hat keine Chance auf gute Ausbildung und damit äußerst schlechte Karten am Arbeitsmarkt. Damit produzieren wir tickende Zeitbomben, weil Betroffene dann aufgrund der Perspektivenlosigkeit Gefahr laufen, auf die schiefe Bahn abzugleiten. Das kann keiner wollen!

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Oppositionsarbeit in einem absolut regierten Biotop ist hartes Brot – wie auch Christina Engel-Unterberger als grüne Neo-Gemeinderätin vor gut fünf Jahren erfahren musste. Nicht nur, dass die Grünen nach der Wahl durch eine Reduzierung der Mitgliederanzahl plötzlich aus allen Gemeinderatsausschüssen rausflogen, wurde die Fraktionssprecherin bei ihrem ersten Besuch als nicht stimmberechtigter Gast auf die Zuschauertribüne verbannt. Kommunalpolitik ist trotzdem eine ihren großen Leidenschaften, „weil mein Chef ist ja nicht der rote Bürgermeister, sondern die Leute, die uns gewählt haben.“ Einigermaßen überraschend kam daher ihre Ankündigung, dass sie sich nach den nächsten Wahlen aus dem Gemeinderat zurückzieht.

Und, dürfen Sie bei den Ausschusssitzungen schon bei den anderen am Tisch sitzen? Ja, mittlerweile sitze ich unten (lacht). Aber es sind viele Kleinigkeiten. Wir haben zum Beispiel im Rathaus keinen eigenen Raum –ÖVP und FPÖ sehr wohl. Und es war bislang nicht möglich – auch wenn ich das in regelmäßigen Abständen beim Vizebürgermeister und auch der IT deponiere – dass wir Zugang zum WLAN im Rathaus erhalten. Tatsächlich machen wir einen persönlichen Hotspot. Das sind so kleine Machtspielchen der SPÖ, wo man uns unsere Rolle als Opposition spüren lassen möchte. Da denk ich mir schon bisweilen: Das darf doch nicht wahr sein!

Stellt man sich da nicht bisweilen die Sinnfrage? Als Beobachter der Gemeinderatssitzungen bekommt man den Eindruck, dass fast alle Anträge der Opposition abgelehnt werden. Die angenommenen kann ich tatsächlich an der Hand abzählen, eingebracht haben wir sicher um die 50. Aber die SPÖ geht schon

manchmal mit. Etwa bei unverfänglichen überregionalen Themen, wie etwa einer Anti-Atom-Resolution, oder bei Materien, wo der öffentliche Druck zu groß geworden ist, wie zuletzt bei der Streusalzverordnung. Aber selbst wenn das meiste abgelehnt wird, heißt dies ja nicht, dass die Eingaben sinnlos sind. Oft poppen sie halt nur mit Zeitverzögerung – dann als SPÖ-Vorschlag – wieder auf, wenn ich etwa an das Abgehen von PVC-Rohren hin zu umweltfreundlicheren Alternativen denke oder daran, dass auch acht Meter Straßenbreite ausreichen. Das sind schon grüne Erfolge, auch wenn man die Urheberschaft vielleicht nicht mehr sieht

Trotzdem ziehen Sie sich nach der nächsten Wahl überraschend aus dem Gemeinderat zurück. Warum?

Es war ein langer Entscheidungsprozess, denn Gemeindepolitik ist einerseits unglaublich sinnstiftend, andererseits aber auch herausfordernd. Ich habe gemerkt, dass es mich viel Kraft kostet, Politik, FH-Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

Deshalb möchte ich mich wieder voll und ganz auf meine Tätigkeit an der FH St. Pölten fokussieren. Auch wenn ich selbst kein Mandat mehr anstrebe, werde ich den Wahlkampf der Grünen als Parteisprecherin mit voller Kraft unterstützen. Erleichtert wird mir dieser Schritt durch das Wissen, dass Walter Heimerl-Lesnik und Paul Purgina wieder kandidieren – so ist für Kontinuität und frischen Wind gesorgt.

Kontinuität kann man auch der Debatte um den Domplatz nicht absprechen, der im vorletzten Gemeinderat wieder Thema war. Nach wie vor ein heißes Eisen? Beim Domplatz hat man die Chance, welche die Neugestaltung gebracht hat, leider nicht genutzt, auch aus einer gewissen Sturheit heraus. Warum ist es zu keinen Nachbesserungen gegenüber dem ersten Entwurf gekommen, obwohl dazwischen über zehn Jahre vergangen sind? Wir haben etwa mehrmals einen Antrag auf nochmalige Prüfung der Bepflanzung von Bäumen eingebracht – der wurde nicht einmal zugelassen. Nun ist der Platz

Parkplätze sind beim Handel zwar sicher ein Thema, aber bei weitem nicht das einzige und auch nicht das größte.
CHRISTINA ENGEL-UNTERBERGER

wie er ist und man muss versuchen, das Beste daraus zu machen – da haben wir viel Luft nach oben, wobei Parkplätze sicher keine Option sind! Aber neben den wenigen Großveranstaltungen könnte man auch mehrere kleinere mit St. Pöltner Künstlerinnen und Künstlern umsetzen, man sollte über die Ausdehnung der Marktzeiten – bis hin zur Idee

eines Abendmarktes – nachdenken, vielleicht würde auch die Zulassung fixer Marktstände für Belebung sorgen, ebenso weitere gastronomische Angebote. Dann ist natürlich Begrünung unbedingt notwendig, vor allem auch Schattenmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten, die nicht –wie aktuell – jetzt irgendwo am Rand in der prallen Sonne situiert

sind, sondern wirklich zum Verweilen anregen. Außerdem brauchen wir attraktive Spielmöglichkeiten für Kinder. Also man könnte schon einiges machen!

Die FPÖ hat zuletzt wieder eine Nutzung als Parkplatz gefordert, auch der Grüne Loop – die Promenaden-Neugestaltung – wird von FPÖ und ÖVP eher als Innenstadtvertreibungsprogramm denn eines zur Belebung wahrgenommen.

Vorweg – wir haben allein in der Innenstadt 3.100 Tiefgaragenplätze! Parkplätze sind beim Handel zwar sicher ein Thema, aber bei weitem nicht, wie wir es in Gesprächen wahrnehmen, das einzige und auch nicht das größte. Viele Wirtschaftstreibende wünschen sich viel mehr vor allem mehr Kommunikation seitens der Kommune, die ärgern sich, wenn etwa von einem Tag auf den anderen plötzlich eine Baustelle vor ihrem Geschäft ist, ohne dass sie irgendwer darüber informiert hat. Was abgeht ist eine Gesamtschau und ein Gesamtkonzept: Wo will man hin mit der Innenstadt, wie kann man sie attraktivieren. Dazu bedarf es – und ich verstehe nicht, warum es ein solches Instrumentarium nicht schon längst gibt – eines Dialogforums, in dem Experten, Anrainer, Kaufleute, Gemeinde zusammensitzen und sich laufend austauschen. Die Plattform Innenstadt erfüllt das – warum auch immer –bislang nicht wirklich.

Der Grüne Loop regt aber viele Bürger auf. Die Fantasie, dass man dort gerne verweilt bringen die wenigsten auf, stattdessen ist der Tenor „und für dieses Ergebnis mussten die schöne Allee und die Parkplätze weichen?!“ Wir haben den Grünen Loop mit Überzeugung mitgetragen, weil die zugrundeliegenden Pläne vielversprechend und sinnvoll sind, er zudem in einem partizipativen Prozess entwickelt wurde. Um die gewünschten Effekte zu erzielen,

Es ist völlig zukunftsvergessen und unzeitgemäß, heute eine vierspurige Autobahn mitten durch ein potenzielles Naturschutzgebiet bauen zu wollen und dabei massenhaft wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche zu vernichten.

muss man aber alle Schritte umsetzen – das heißt gleichzeitig auch die Verkehrsberuhigung der Innenstadt realisieren, sonst funktioniert das Gesamtkonzept nicht. Diesbezüglich ist schade, wenngleich organisatorisch verständlich, dass der Loop in einzelnen Abschnitten und nicht gleich in einem umgesetzt wird. Daher wirkt aktuell vieles wie Stückwerk, teils – ähnlich wie beim Domplatz – nicht bis zu Ende gedacht. Aber auch hier gilt: Ich muss parallel die anderen notwendigen Belebungsschritte setzen: Begrünung, Gastronomie, Aktivitäten und ein öffentliches Verkehrssystem, das bis an die Stadtgrenzen hinausreicht, mit Park & Ride-Anlagen an den Stadteinfahrten, einem Bussystem mit dementsprechender Taktung und Haltestellendichte, einem gut ausgebauten Radwegnetz, so dass Bürger einfach aus allen Stadtteilen in die Innenstadt kommen können.

Eine Wiederauferstehung feiert auch die S34-Debatte. Ministerin Gewessler, die das Projekt sistiert hat, ist selbst Geschichte, Verkehrslandesrat Udo Landbauer hat unlängst eine rasche Umsetzung gefordert. Wir Grüne waren als einzige Partei von Anfang an strikt gegen die S34 Und es hat sich nichts geändert: Es ist völlig zukunftsvergessen und unzeitgemäß, heute eine vierspurige Autobahn mitten durch ein potenzielles Naturschutzgebiet bauen zu wollen und dabei massenhaft wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche zu vernichten, dies fußend auf 40 Jahre alte Verkehrsprognosen, die nachweislich so nie eingetreten sind! Eine Umsetzung wäre daher grob fahrlässig, die negativen Konsequenzen immens! Wir brauchen

sicher keine Schnellstraße, die das glatte Gegenteil bewirkt: noch mehr Verkehr, nicht weniger! Gerade in Zeiten der Budgetkrise wären die hunderten Millionen Euro, die diese paar Kilometer Straße kosten würden, besser in Klimaschutz, Bildung, Wohnen, etc. investiert.

Die Belastungen für die Anrainer stehen aber außer Streit – was wäre die Alternative, eine Slimversion? Es braucht dort überhaupt keine Straße, auch keine Umfahrungsstraße! Stattdessen hätte die Stadt die Chance nutzen sollen, dass die für die S34 vorgesehenen Mittel zweckgewidmet in den Ausbau klimafreundlicher Alternativen gesteckt werden – ich denke da natürlich an den Ausbau der Bahn, die seriöse Prüfung – und zwar nicht nur als Marketinggag des Bürgermeisters – eines O-Bus Konzeptes oder eines Straßenbahnkonzeptes, die Umsetzung von Park & Ride Anlagen am Stadtrand sowie die Einführung von Carsharing-Modellen. Passiert ist nichts.

Aber wäre da nicht die grüne Ministerin gefordert gewesen? Also die konkrete Planung ist nicht Aufgabe der Ministerin. Da sind schon Vorschläge von Land und Stadt gefordert, die aber offensichtlich kein Interesse daran hatten, weil sie an diesem Wahnsinnsprojekt ja festhalten möchten. Man geht damit aber komplett an den Bedürfnissen der Bürger vorbei. Wir haben Tausende Unterschriften dagegen gesammelt, ich habe mit Hunderten Leuten geredet – nie hat jemand gesagt „wir brauchen unbedingt eine Schnellstraße!“ Daher ist unsere grundlegende Forderung, dass die S34 endlich aus dem Bundesstraßengesetz herausgenommen wird –und dass man sich seitens der Stadt vom „Lückenschluss“ zum Gewerbegebiet einschließlich REWE verabschiedet.

Eine Verstandesfrage: Nehmen wir an, dass das REWE-Lager tatsächlich nicht kommt – dann handelt es sich bei dem Areal ja noch immer um ein Gewerbegebiet und es werden dann halt vielleicht mehrere kleinere Projekte umgesetzt mit möglicherweise aber denselben Effekten. Um das klar festzuhalten: Wir sprechen uns dort generell gegen Betriebsansiedlungen oder wie immer geartete Verbauung aus, weil das schlicht ein Überflutungsgebiet ist und eine wichtige Rolle als Retentionsfläche erfüllt, wie wir ja leider zuletzt gesehen haben.

Nach dem verheerenden Hochwasser noch immer am REWE-Lager festhalten zu wollen entbehrt jeder sachlichen Grundlage und kann bestenfalls als Beleg irrationaler Sturheit des Bürgermeisters gewertet werden. Und da reden wir ja noch nicht einmal vom extremen Ver-

kehrsaufkommen, das die Umsetzung des Projekts mit sich brächte. Ich bin daher überzeugt, dass REWE selbst am Ende des Tages einsieht, dass das dort keinen Sinn macht.

Ein anderes heißes Eisen betrifft die Mülldeponie, wo ganz offensichtlich jahrelang unbehandelter Müll gelagert wurde. Hätte sich das die Stadt ersparen können, wenn sie die MBA nicht verkauft hätte?

Im Nachhinein betrachtet war der Verkauf der MBA an einen privaten Betreiber natürlich denkbar ungünstig, zumal man dies scheinbar ohne verbindliche Zusagen und Auflagen gemacht hat. Es ist unbegreiflich, dass im Laufe der Zeit zahlreiche Einzelbescheide des Landes ergangen sind, die aus der ursprünglichen Anlage – ohne ein ordentliches Genehmigungsverfahren – de facto eine komplett andere entstehen haben lassen: Die Müllmengen wurden extrem erhöht, neue Müllarten zugelassen, die Importmengen erhöht. Die Spitze des Eisberges war schließlich – wie Greenpeace aufgedeckt hat – die illegale Deponiepraxis, die für jene, die immer über die Geruchsbelästigung klagten und abgewimmelt wurden, wie ein Schlag ins Gesicht wirkt. Da muss man schon von einem Versagen der Aufsichtsbehörde des Landes sprechen, und auch von einem moralischen des Bürgermeisters, weil man stets auf die Zuständigkeit des Landes verwiesen hat, anstatt auch von sich aus proaktiv für die Bürger mehr Druck beim Betreiber zu machen –die versprochene Halle etwa gibt es bis heute nicht. Und wenn man den Betreiber jetzt noch immer relativieren hört, dann fällt mir eigentlich nur ein: „Dreist – dreister – Zöchling!“ Die haben offensichtlich spekuliert, dass den Gegnern irgendwann das Geld ausgeht – aber dank unseres Unterstützungsfonds für Bürgerinitiativen haben wir langen Atem bewiesen.

Einen Steinwurf weiter soll das Polizeisicherheitszentrum ent-

stehen. Warum sind die Grünen – auch unter dem Aspekt kurze Wege, Nähe Bahnhof – eigentlich gegen den Standort? Verstehen Sie den Vorwurf, dass dann manche sagen: Die Grünen sind sowieso gegen alles, die pfeifen auf Stadtentwicklung? Macht so eine Einrichtung in Niederösterreich Sinn? Ja! Macht sie in der Landeshauptstadt Sinn? Ja. Macht sie an diesem Standort Sinn? Nein, wenn man die eigenen Planungen ernst nimmt. Im integrierten Stadtentwicklungskonzept ist das Areal als Siedlungserweiterungsgebiet vorgesehen – nun verwässert man die eigenen Leitlinien und klotzt das riesige Polizeisicherheitszentrum hinein mit all den substanziellen Auswirkungen wie etwa erhöhtem Verkehrsaufkommen. Als Bürgermeister hätte ich daher nach einem anderen Standort gesucht. Aber ich orte da ein grundlegendes

Problem: Es ist ja nicht so, dass es an sinnvollen und durchdachten Planungsgrundlagen fehlen würde in der Stadt. Oft werden diese aber von der Politik selbst konterkariert, da muss man dann schon fragen, was sind diese Pläne wert, wenn sie nicht eingehalten werden?

Die Grünen sind also nicht generell wachstumsfeindlich und möchten nicht, wie etwa die ÖVP, das Wachstum mit einem vorübergehenden Baustopp im Wohnbau einhegen?

Nein, Wachstum an sich ist nicht das Problem, solange man Sorge trägt, dass die Infrastruktur mitwächst. Das ist eine Frage sinnvoller Planung, funktionaler Durchmischung: Nehmen wir die WWE-Gründe, die jetzt ohnedies in der Luft hängen. Aber dort muss ich mit dem Wohnbau gleichzeitig einen Nahversorger, einen Kindergarten, eine Anbin-

Wenn man den Betreiber der Mülldeponie jetzt noch immer relativieren hört, dann fällt mir eigentlich nur ein: „Dreist – dreister – Zöchling!“
GRÜNE MUSKETIERE. Bestand darauf, dass auch das Gemeinderats-Team aufs Foto kommt. Engel-Unterberger mit Walter Haimerl-Lesnik (l) und Paul Purgina (r).
CHRISTINA ENGEL-UNTERBERGER

ZUR PERSON

Christina Engel-Unterberger wurde 1982 in Graz geboren. Sie studierte Sozialarbeit an der FH Joanneum Graz, seit 2017 lehrt sie als Dozentin an der FH St. Pölten. Bei den Grünen engagiert sie sich seit 2020, als Spitzenkandidatin führte sie die Partei 2021 mit 8% zu ihrem besten Gemeinderatswahlergebnis. Engel-Unterberger ist Stadträtin und Fraktionssprecherin, nach der nächsten Wahl zieht sie sich zurück.

Indikatoren laufend auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen, sodass ich nachjustieren kann. Wir brauchen ein Wirkungscontrolling!

dung an den öffentlichen Verkehr etc. mitentwickeln. Wir sprechen von der Stadt der kurzen Wege –dann müssen wir das aber auch erfüllen und politisch so umsetzen.

Die grundsätzliche Frage in Sachen Wachstum ist ja, nach welchen Parametern ich sie ausrichte: Geht es mir wirklich nur darum, die Einnahmen aus der Kommunalsteuer zu erhöhen, oder sind vielleicht auch andere Ziele relevant, die ich priorisiere und dementsprechend im Budget abbilde. Diese muss ich in Folge aber auch auf Basis klarer

Ein schöner Übergang zum Budget. Das Land hat die Stadt aufgefordert, einen Konsolidierungspfad vorzulegen, weil der Haushalt offensichtlich aus dem Ruder gelaufen ist. Welche Gründe orten Sie dafür, und wo würden die Grünen konkret sparen? Was wir schon immer kritisiert haben ist, dass man kontinuierlich zusätzliche Ausgaben getätigt hat – die SPÖ hat, ganz banal gesagt, nicht über ihre, sondern über unsere Verhältnisse gelebt. 4,1 Millionen Euro Marketingbudget für reine Selbstinszenierung etwa sind ein Wahnsinn! 6 Millionen Euro für die Überdachung des Karmeliterhofes nicht minder. Die Spange Wörth mit veranschlagten 2,1 Millionen Euro würden wir streichen. 13,4 Millionen für den Bau des Kinderkunstlabors sind ebenfalls diskussionswürdig im Hinblick auf die Frage, ob die Kultureinrichtung auf Sicht diese Ausgaben tatsächlich rechtfertigt. Diesbezüglich war auch die Tangente mit 17 Millionen Euro reinem Programmbudget leider eine vertane Chance, weil auch hier die Nachhaltigkeit endenwollend scheint. Es ist jedenfalls zu wenig, immer nur zu lamentieren, dass man die Gemeinden insgesamt besser ausstatten muss – ja, muss man, natürlich! Aber wir müssen schon auch unsere eigenen Hausaufgaben machen und in unserem Einflussbereich sorgfältig wirtschaften – das ist nicht geschehen!

Stünden die Grünen im Fall der Fälle trotzdem als Koalitionspartner der SPÖ zur Verfügung? Ich denke, wir haben immer bewie-

sen, dass wir keine Fundamentalopposition betreiben, sondern konstruktive Sachpolitik. Wir sind von Gestaltungswillen durchdrungen, ergäbe sich also die Möglichkeit unter fairen Arbeitsbedingungen mitzuregieren, wären wir sicher nicht verschlossen – unsere roten Linien wie REWE oder S34 sind aber auch bekannt.

Utopie-Szenario zum Abschluss: Die Grünen regieren mit absoluter Mehrheit – wie würde St. Pölten nach der nächsten Legislaturperiode aussehen? Das Rathaus würde als offenes BürgerInnenhaus wahrgenommen und Partizipation wäre nicht nur auf ausgewählte, genehme Bereiche beschränkt, sondern gelebte Kultur in allen Segmenten. Auch das Informationsfreiheitsgesetz wäre ehrlich umgesetzt, Transparenz eine Selbstverständlichkeit.

Wir hätten um Zulassung des Truppenübungsplatzes in Völtendorf als NATURA 2000 Gebiet angesucht, das REWE-Areal wäre zu Grünland rückgewidmet, die S34 endgültig abgesagt und klimafreundliche Mobilität würde absolute Priorität genießen.

Als Pendant zur wirtschaftslastigen Plattform St. Pölten gäbe es genauso gut etablierte Dialogforen in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit, Kultur.

Und mit der Opposition gäbe es einen konstruktiven Austausch auf Augenhöhe, Kritik würde nicht gleich als Majestätsbeleidigung empfunden sondern vorurteilsfrei angehört und im Fall der Fälle auch aufgegriffen. Alle Fraktionen im Gemeinderat dürften in allen Ausschüssen vertreten sein und alle Mandatare bekommen das Passwort für das WLAN im Rathaus (lacht)

Das ungekürzte Interview, in dem Engel-Unterberger auch zur Performance der Grünen im Bund, die Rolle der Basis, Klimaproteste & Co. Stellung nimmt, finden Sie unter www.dasmfg.at

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Der nostalgische Wein- und Genusszug

Entdecken Sie mit diesem nostalgischen Zug auf den idyllischen 40 Kilometern zwischen Retz und Drosendorf zahlreiche touristische Geheimtipps.

Klassische Waggons mit offenen Plattformen bieten ein besonderes Flair. Im mitgeführten Fahrradwaggon werden Ihre Räder kostenlos transportiert. Eine Kombination aus Zugfahrt und einer sportlichen Tour am Reblausexpress Radweg ist besonders reizvoll.

Ein weiteres Highlight ist der Heurigenwaggon. Dort werden Ihnen von heimischen Winzerbetrieben regionale Köstlichkeiten, erfrischende Getränke und hervorragende Weine angeboten.

Eine Entdeckungsreise für die ganze Familie

Genießen Sie einen Ausflug mit der traditionsreichen Schmalspurbahn zwischen Gmünd und Groß Gerungs sowie Gmünd und Litschau

Mit einem Genusstempo von 30 – 40 km/h sind die nostalgischen Züge unterwegs. Gemächlich schlängelt sich der Zug über Brücken und Viadukte, durch Tunnel, vorbei an Teichen, Dörfern und dichten Wäldern. Diverse touristische Geheimtipps und Erlebnishalte liegen an der über 120 Jahre alten Bahnstrecke. Zahlreiche kulinarische Themen- und Veranstaltungszüge bieten für Groß und Klein ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm.

Tipp: Mit der Waldviertelbahn-Rätselrallye und den Entdeckerschautafeln sind die jüngste Fahrgäste bestens unterhalten. www.waldviertelbahn.at

Tipp: Eine Besonderheit sind die Sommerabendfahrten, die Sie in der warmen Jahreszeit erleben können. Genießen Sie die wundervolle Abendstimmung bei einer Fahrt mit dem Reblaus Express. www.reblausexpress.at

Fotos: NÖVOG/knipserl.at, Weinfranz, Wegerbauer, Schwarz-König

Action, Fun und Bergpanorama

Erleben Sie die Faszination der Bergwelt auf der Gemeindealpe Mitterbach – ein sportliches Familienparadies mit einem spektakulären 360°–Panorama.

Eingebettet im größten Naturpark Niederösterreichs bietet die Gemeindealpe zahlreiche Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt. Der Crawler Parcours und die Mountaincarts versprechen jede Menge Fun, Action und Nervenkitzel –bequem erreichbar mit dem Sessellift.

Im modernen Bergrestaurant Terzerhaus können Sie sich nach einem aufregenden Abenteuer bei kulinarischen Köstlichkeiten und erfrischenden Getränken stärken.

Eine Panoramafahrt durchs Weltkulturerbe

Erleben Sie den Zauber der Wachau mit der Wachaubahn und genießen Sie atemberaubende Ausblicke auf die Donau, sanfte Weinberge und malerische Dörfer.

Auf 34 Kilometern von Krems nach Emmersdorf gegenüber von Melk entdecken Sie 13 der schönsten Orte des UNESCO-Weltkulturerbes. Spektakuläre Panoramen, malerische Winzerorte und geschichtsträchtige Burgen machen jede Fahrt zu einem Erlebnis.

Mit dem Hop-on-Hop-off-Ticket gestalten Sie Ihre Reise individuell und flexibel – steigen Sie ein und aus und erleben Sie die Wachau in Ihrem Tempo.

Tipp: Der Fahrradtransport und die notwendige Stellplatzreservierung sowie die Reservierung Ihres Sitzplatzes sind kostenlos. www.wachaubahn.at

Tipp: Neu ab der Sommersaison 2025 ist der Escape Trail auf der Gemeindealpe. Ein abenteuerliches Erlebnis gemeinsam mit Familie oder Freunden ist hier garantiert.

HIGH HEELS-PFAD

Es wird ja grad wieder eifrig gegraben, geschüttet und gepflastert in der Innenstadt – damit der Herrenplatz zum schönen sommerlichen Wohnzimmer wird, wie Plakate auf der Baustellenabsperrung verkünden. Na, wenn das nicht die passende Gelegenheit ist, eine alte Idee wieder aufzugreifen und den planenden Bauverantwortlichen in Erinnerung zu rufen. Nämlich die Idee mit dem High Heels-Pfad in der Fußgängerzone. Nein, das ist keine Schnapsidee, die beim Stammtisch im Narrnkastl aufgepoppt ist. Das ist ein durchdachter Vorschlag, dessen Realisierung Schuhliebhaberinnen Freude bereiten würde – und weitere Vorteile bringt. Die wackelnden ungeschliffenen Steine sind nämlich tückische Fallen für schöne Stilettos. Ja, eh, derzeit sind an fast allen Füßen Sneakers, Turnschuhe oder flache Sandalen zu sehen, aber manchmal braucht’s elegantes Schuhwerk und dafür eine glatte Gehfläche. Und, noch viel wichtiger, Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte haben besonders viele Probleme mit einem Straßenbelag aus kleinen unebenen Natursteinen, von denen immer wieder einer rausbricht und ein Loch hinterlässt. Rollstuhlfahrer können sich darin verfangen und kippen. Stockbenutzer leben ebenfalls gefährlich am rauen Kopfsteinpflaster, und wer einen Rollator oder Kinderwagen vor sich herschiebt, bleibt schon mal hängen in einer Rille am steinigen Weg. Also: Wie wär’s mit einem bunten glatten Streifen durch die Fußgängerzone, neben der Pflasterung, ähnlich dem Radweg neben der Straße? Auf dem könnten Rollis flott dahingleiten und Ladies in High Heels stilvoll schreiten.

VOLL INNA!

Die städtische Initiative Smart Up St. Pölten vergibt Stipendien an Gründer, der Verein „Founders“ lädt regelmäßig zum Founderstalk und nun hat die Raiffeisenbank Region St. Pölten einen komplett neuen Preis aus der Taufe gehoben – den INNA Award!

ADass man mit dem neuen Award einen Nerv getroffen hat, zeigt allein die rege Teilnahme. Bis Redaktionsschluss waren bereits 24 Einreichungen eingegangen „mit wirklich sensationellen Ideen“, zeigt sich Wöll begeistert. Mitmachen kann übrigens jede/r, man muss kein Raiffeisen-Mitglied sein!

lle Initiativen zielen darauf ab, Potenziale in der Stadt zu heben – und die sind groß, wie Raiffeisenbank-Direktor Thomas Schauer überzeugt ist. „Mit dem INNA Award wollen wir allen Menschen, Gemeinden, Organisationen, Vereinen, Schulen, Startups und Unternehmen in der Region eine interessante Plattform bieten, ihre Ideen sichtbar zu machen, sich zu vernetzen und gemeinsam unsere Region aktiv mitzugestalten.“ Das entspricht, so Prokurist Helge Wöll, der mit seinem Team rund ein Jahr an dem Award getüftelt hat, ganz dem Selbstverständnis des Instituts. „Als Genossenschaftsbank sind wir ja seit jeher mit der Stadt und der Region eng verbunden, unterstützen zahlreiche Aktivitäten im Sport-, Kultur- und Sozialbereich. Der INNA Award ist nun so etwas wie der nächste, zeitgemäße Schritt, weil es so grandiose Ideen gibt, die oft aber nicht zur Realisierung gelangen, weil es den Entwicklern an Geld, Know-how, Öffentlichkeit und den richtigen Ansprechpartnern fehlt – genau da wollen wir helfen!“ Im Topf liegen dafür 50.000 Euro für die ersten drei Gewinner parat, welche via Voting und schließlich Juryentscheid eruiert werden. „Die Einreichungen werden dabei nach einem ganz klaren Kriterienkatalog bewertet – wer die meisten Punkte hat, gewinnt“, skizziert Wöll das Prozedere, wobei zwei Schwerpunkte jedenfalls erfüllt werden müssen, wie bereits der Name INNA verrät: Innovation und Nachhaltigkeit. Ebenso spielt Regionalität eine Rolle. Ob die Gewinner dann das Cash nehmen und/ oder auf das Know-how der Bank zurückgreifen, steht ihnen frei. „Oft geht es ja gar nicht ums Geld, sondern viele sagen, ich brauche vor allem das Netzwerk, die Kontakte.“ Auch hier steht die Raiffeisen parat und vermittelt weiter „vielleicht zu einem Steuerberater, einer Werbeagentur, was auch immer. Wir haben für den INNA Award einen eigenen Betreuer, welcher die Preisträger begleitet, damit die Ideen wirklich auf den Boden gebracht, kurzum realisiert werden!“

www.innaaward.at

KOLUMNE BEATE STEINER

blühfreudig*

WAS UNS IN ST. PÖLTEN SO BLÜHEND AUSSEHEN LÄSST? Die Liebe zur (G)Artenvielfalt: Vom glasklaren Trinkwasser, das auch als Gießwasser die Lebensgeister weckt. Bis zum „grünen Kreislauf“ in der Entsorgung von Grünschnitt.

L(I)EBENSWERT

SO EIN MÜLL

Da herrschte Rauschen im Blätterwald: Im Jänner erstattete der Magistrat Anzeige und teilte mit: „Aufgrund von Hinweisen und nach sofortiger Einleitung magistratsinterner Ermittlungsarbeiten konnte der Anfangsverdacht gegen mehrere beteiligte Personen erklärt werden, dass Abfälle in nicht geringem Ausmaß für private Gegenleistungen entsorgt worden wären, ohne dass dafür die entsprechenden Abgaben entrichtet worden wären.“

Zwei Monate später lichten sich die Nebel allmählich, wenngleich sehr zäh. Zum einen ist mittlerweile klar, dass die kriminellen Praktiken schon länger gingen. „Der Zeitraum der Tätigkeit dürfte ein Jahr deutlich überschreiten“, lässt diesbezüglich Stadt-Pressesprecher Thomas Kainz wissen.

Hatte man im Jänner in unmittelbarer Reaktion seitens des Magistrates mehrere Mitarbeiter dienstfreigestellt, so wurde mit drei mittlerweile das Dienstverhältnis beendet. „Es wird jedoch von mehr Personen ausgegangen“, so Kainz. Auch im Hinblick auf jene Personen/Firmen, welche die Dienste der schwarzen Müll-Schafe in Anspruch genommen und sich so die Gebühren „gespart“ haben, nennt Kainz eine Zahl: „Derzeit geht man von zumindest zwölf Entsorgungspflichtigen aus.“ Tendenz steigend.

Unmittelbar nach Bekanntwer-

den der Anzeige hatte sich in diversen Foren eine teils skurrile Debatte entsponnen. So wurde von nicht wenigen, ohne irgendeine Ahnung über Ausmaß, Netzwerk und Schadensumme zu haben, das Bild der (armen) „kleinen“ Müllmänner gezeichnet, wo gleich großes Trara gemacht werde, während es sich „die Großen“ doch immer richten würden. Abgesehen davon, dass das eine mit dem anderen nichts

Idyllisches Familienleben in Perschling

zu tun hat, kann im Falle der Machenschaften sicher nicht von einem Kavaliersdelikt gesprochen werden. „Aufgrund des sich darbietenden Sachverhalts wird von Geschenkannahme, Bestechung und Bestechlichkeit ausgegangen. Der Verdacht der Abgabenhinterziehung drängt sich ebenfalls auf!“, umreißt Kainz die Bandbreite möglicher Vergehen. Klar ist, dass die Stadt – sobald das Ausmaß eruiert ist – Schadenersatzforderungen stellen wird.

Ins Rollen gebracht wurde die Causa von einem internen Whistleblower. Seitens der Stadt versucht man dessen Identität zu schützen, intern wohl nicht ohne Grund. So wurde unlängst einer der in der Müllcausa Verdächtigten zu drei Monaten bedingt verurteilt, weil er einem ebenfalls dienstfreigestellten Kollegen nach dessen Aussage in einem internen Verfahren gedroht hatte.

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3142 Perschling, Alpenblickgasse 7-12

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HAUPTSTADTREGION ST. PÖLTEN: WO STADT AUF NATUR TRIFFT

Ob Ausflug oder Kurzurlaub: In St. Pölten und rundum gibt es viel zu entdecken –für Familien, Kulturinteressierte und Naturfans.

Niederösterreichs Landeshauptstadt ist lebendig und kunstvoll – und besonders familienfreundlich. Auf dem Kinder-Erlebnisweg BABAKU wird die Stadt spielerisch erkundet, das KinderKunstLabor lädt zum Staunen und Mitmachen ein und auch die Museen bieten spannende Programme für junge Gäste. Wer gerne draußen unterwegs ist, findet rund um die Viehofner Seen oder am TraisentalRadweg Möglichkeiten für Bewegung und Entspannung.

Radeln von der Basilika zur Donau

Mitten durch St. Pölten verläuft der TraisentalRadweg – eine familienfreundliche Route mit sanften Steigungen und gut ausgebauten Wegen. Vom Wallfahrtsort Mariazell, den man bequem mit der Mariazellerbahn erreicht, geht es vorbei an Seen, grasgrünen Hügeln und geschichtsträchtigen Orten bis zur Donau. Viele Ausflugsziele liegen direkt am Weg oder sind über Abstecher erreichbar, etwa die Stifte Lilienfeld und Herzogenburg, der Weiße Zoo mit Kameltheater in Kernhof oder die Allwetterrodelbahn in Türnitz.

Ab ins Grüne – mit Bahn und Abenteuer

Die Mariazellerbahn bietet nicht nur Unterstützung für Radgäste am Traisental-Radweg, sondern führt auf ihrem Weg nach Mariazell auch ins Pielachtal. Hier laden gemütliche Rad- und Wandertouren zum Abschalten ein

– auch in tierischer Begleitung mit Lamas oder Alpakas. Mehr Action bietet sich im Kletterzentrum Weinburg oder Dschungelparcours beim Ebersdorfer See.

Wer weiter mit der Mariazellerbahn über die Bergstrecke Richtung Mariazell fährt, gelangt in den Naturpark Ötscher-Tormäuer mit seinen eindrucksvollen Schluchten – oder zur Gemeindealpe Mitterbach, wo Mountaincarts und ein neuer Escape Trail für Abenteuer in der Natur sorgen.

Zwischen Stadt und Bergwelt, Abenteuer und Entspannung – in der Hauptstadtregion St. Pölten liegen Natur, Kultur und Familienzeit ganz nah beieinander.

Infos & Kontakt

Mostviertel Tourismus info@mostviertel.at www.hauptstadtregion.at

St. Pölten Tourismus tourismus@st-poelten.gv.at www.stpoeltentourismus.at

A LITTLE TOO A LITTLE TOO

Mit der 34. Novelle der Straßenverkehrsordnung wollte die damals noch schwarz-grüne Bundesregierung Extremrasern mit notorischem „Bleifuß“ einen Riegel vorschieben. Kern der Reform, welcher damals von mancher Seite auch kritisch beäugt wurde, war die Möglichkeit, unbelehrbare Extremraser um ihr Vehikel zu erleichtern, sprich: den Pkw zu beschlagnahmen und dauerhaft abzunehmen, beziehungsweise zu versteigern. Als „Extremraser“ wurde laut Novelle definiert, wer im Ortsgebiet mit über 80 km/h und außerhalb eines Ortsgebietes 90 km/h über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit unterwegs ist. Wie sieht die Straßenverkehrssituation ein gutes Jahr später aus, österreichweit und speziell in und um St. Pölten? Wie viele Autos wurden beschlagnahmt? Gibt es Probleme bezüglich lokaler Tuning-Banden und illegaler Straßenrennen?

Fahrzeugabnahmen blieben hinter Erwartungen zurück „Im Jahr 2024 gab es österreichweit

Ein Jahr nach der 34. Novelle der Straßenverkehrsordnung ziehen Polizei und Behörden Fazit. Illegale Autorennen sind im Stadtgebiet kein Problem, illegale Tunings werden weniger. Lärm durch Raser raubt Anrainern am Ratzersdorfer See jedoch den Nerv.

164 Fahrzeugabnahmen“, bestätigt Matthias Wolf von den ÖAMTCRechtsdiensten auf MFG-Anfrage. „Das ist aber nur ein Bruchteil von dem, was sich das Verkehrsministerium erwartet hat.“ Dort ging man nämlich von 445 Pkw-Beschlagnahmungen pro Jahr aus. Zu tatsächlichen Versteigerungen beschlagnahmter Pkw kam es überhaupt nur in wenigen Fällen. Die Differenz zwischen Erwartung und Realität lässt natürlich Raum für Interpretationen: Ist das Problem extremer Raserei in Österreich doch nicht so groß oder hatten die betreffenden Lenker einfach Glück und wurden nicht erwischt? „Bloß die Strafen zu erhöhen oder zu verschärfen alleine nützt nichts. Das wird Ihnen jeder Kriminologe bestätigen. Stattdessen

muss die Gefahr fürs Rasen erwischt zu werden erhöht werden“, erklärt Wolf weiter. Dies gelänge etwa durch Schwerpunktkontrollen oder Einsätze in Zivilfahrzeugen. Die öffentliche Debatte habe „sicherlich den ein oder anderen sensibilisiert“, heißt es. Ob die Maßnahme ihren Zweck erfüllt habe, könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht beurteilen.

Fünf Abnahmen im Bezirk St. Pölten Überschaubar blieben die Pkw„Enteignungen“ auch im Bereich St. Pölten Land. Nach Angaben der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten wurden im Bereich St. PöltenLand fünf Tempo-Rowdys um ihr Fahrzeug „erleichtert“ – zumindest

Es gibt eine Tuningszene und die ist seit weit über zehn Jahren ein Problem.
FRANZ BÄUCHLER, STADTPOLIZEIKOMMANDANT

vorläufig. „Die Beschlagnahme von Fahrzeugen ist in solchen Fällen ab einer Überschreitung von mehr als 60 km/h im Ortsgebiet, außerhalb des Ortsgebietes ab einer Überschreitung von mehr als 70 km/h möglich, wenn dem Lenker innerhalb der letzten vier Jahre bereits

mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wurde. Dabei wurden 82 Menschen leicht und 27 Personen schwer verletzt. Leider haben dabei auch zwei Menschen ihr Leben verloren.“ 20 der 88 Unfälle spielten sich dabei auf der A1 ab. Natürlich dürfe man nicht pauschalisieren, es

FAST, FURIOUS

einmal die Lenkberechtigung wegen gewisser Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit entzogen wurde“, so die Behörde auf Anfrage des „MFG“-Magazins. Bei „Ersttätern“ liegt die Grenze jeweils 20 km/h höher. Die Hürden, bis jemand seinem Auto wirklich „Goodbye“ sagen muss (und sei es nur vorübergehend), sind also nicht unerheblich.

Die Geldstrafen liegen in Fällen derartiger Überschreitungen der Höchstgeschwindigkeit in einem Strafrahmen von 500 bis 7.500 Euro. „Für den Fall der Uneinbringlichkeit der Geldstrafe können Ersatzfreiheitsstrafen bis zu sechs Wochen verhängt werden.“

Zu viel „Speed“ führte 2024 zu fast 90 Unfällen

Dass es bei Raserei nicht nur um Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Mitmenschen, sondern final auch um tragische Schicksale gehe, betont Bezirkspolizeikommandant Philipp Harold. „Im Jahr 2024 gab es in unserem Bezirk 88 Unfälle, weil

gebe „vereinzelt Menschen“, die mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs seien. „Eine etablierte Tuningund Raserszene“ gebe es im Bezirk St. Pölten jedenfalls nicht.

Im Bereich der Stadt St. Pölten sieht die Situation etwas differenzierter aus. So sei es im Stadtkern eher ruhig, in der Peripherie gebe es

allerdings schon lange Auffälligkeiten. „Es gibt hier eine Tuningszene und die ist seit weit über zehn Jahren ein Problem“, schildert Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler. „Gerade in der Coronazeit waren die Zustände am massivsten.“ Räumlich sei vor allem der Bereich beim Ratzersdorfer See von entsprechenden Aktivitäten betroffen. Dabei gehe es eher nicht um tatsächliche Straßenrennen, wo längere Strecken in irrer Geschwindigkeit gefahren werden. „Was es aber schon gibt, sind massive Beschleunigungen bis zur nächsten oder übernächsten Ampel“, erklärt Bäuchler. Derartige Manöver seien aufgrund der kurzen Dauer besonders schwer zu ahnden. „Nach dem kurzfristigen Beschleunigungsschub fahren die Lenker ja meist wieder normal weiter.“ Fahrzeugabnahmen gab es seit der 34. StVO-Novelle keine im Bereich der Stadt. Die 164 vom ÖAMTC ausgewiesenen (meist nur vorübergehenden) Beschlagnahmungen findet Bäuchler „gar nicht mal so wenig“. Wie Matthias Wolf betont auch er rechtlich heikle Punkte der Reform, etwa wenn es sich beim Raser-Fahrzeug um einen

Franz Bäuchler (links)
Chef Philipp Harold setzen auf Schwerpunktaktionen gegen Tunings.

PLÖTZLICH WIEDER ICH

Es gibt Momente im Leben, in denen einem plötzlich klar wird: Die Zeiten ändern sich.

Neulich war so ein Moment. „Ja, hallo, hier spricht die …. – die Lippen formten schon die Silben – MaxiMama!“ Maxi-Mama? Ernsthaft?

Oft schon habe ich in den letzten 15 Jahren ein Gespräch so begonnen. Es ging dabei um Einladungen zu Spielenachmittagen, Geburtstagspartys, Fahrgemeinschaften oder Absegnung von Übernachtungspartys. Die Antworten haben sich ebenso wie die Anfragen geändert und sind mit der Zeit gegangen. Von „Ja, gerne, Daniel spielt ja so gern mit Maxi Lego!“, über „Sicher, ich kann dann die Jungs abholen!“ bis zu „Ja, wir haben eh schon einen Termin beim Gynäkologen!“ kommt einer Mutter im Laufe ihres Daseins alles unter.

Doch der Name „Maxi“ wird dem Sprössling schon lang nicht mehr gerecht. Er ist 1,80cm groß, trägt gern die Schuhe seines Vaters und drückt lieber Gewichte als seine Mama. Das Kind fliegt davon und hört nicht mehr auf zu wachsen und auf die guten Ratschläge. „Wozu brauch ich einen Frisörtermin, eine Weste, Hausübung, eine Dusche,…?

Und jetzt? Jetzt will mein Sohn alleine zu Feuerwehrfesten nach St. Irgendwo in der Pampas fahren und dafür keine Jause, Jacke oder aufgeladenes Handy mitnehmen.

Doch ich hab dabei etwas Wichtiges erkannt. Mein Sohn wird groß und ich auch. In gewisser Weise wachsen wir beide neu. Er in die Welt – und ich wieder zu mir selbst.

Und wenn ich das nächste Mal gefragt werde, wer ich bin, dann sage ich: „Ich bin…ich!“

Mira Lobe würde nicken und Maxi wahrscheinlich auch!

Bloß die Strafen zu erhöhen oder zu verschärfen alleine nützt nichts.

Dienst- oder geliehenen Wagen handelt. Hier sieht das Recht jedoch ein lebenslanges Fahrverbot des Tempo„Sünders“ hinsichtlich des betroffenen Fahrzeuges vor.

Nicht nur Sicherheitsproblem, sondern auch Lärmbelästigung Neben der VerkehrssicherheitsKomponente gehe es auch um die Lärmproblematik. „Für die Anrainer ist das natürlich ein Wahnsinn, wenn mitten in der Nacht – da passiert das meistens – auf einmal Motoren aufheulen oder Reifen quietschen.“ Oftmals träfen sich ganze Gruppen von Autobesitzern an Parkplätzen und seien lange Zeit erst mal unauffällig. Dann komme es aber immer wieder dazu, dass sie mit hoher Geschwindigkeit ihre Runden am Parkplatz drehen. „Die machen das mit System und haben oft eine Art Aufpasser. Sie stellen jemanden ab, der darauf achtet, dass keine Polizei in der Nähe ist, oder nach potentiellen Zivilstreifen Ausschau hält.“ Dieses Geschehen zu kontrollieren sei für die Polizei nicht einfach, da man nicht jede Nacht einen Funkwagen nur dafür abstellen könne um Parkplätze zu beobachten, wo die allermeiste Zeit nichts auffälliges passiere.

Tuner bleiben zunehmend auf dem Boden des Gesetzes Bezüglich der technischen Aspekte des Autotunings seien schon länger Veränderungen zu beobachten. „Die rechtlich gesehen illegale Aufmotzerei tritt eher in den Hintergrund. Autos werden zwar getunt, jedoch bewegt sich das alles im Großen und Ganzen im legalen Bereich“, so Bäuchler. Dies sei teilweise die Folge von Schwerpunktaktionen, welche die städtische Polizei mit dem Prüfzug des Landes Niederösterreich durchführe. „Wenn an einem Fahr-

GEBLITZT. Von März 2024 bis März 2025 gab es im Bezirk 85.000 RaserAnzeigen, in der Stadt 15.000.

zeug technische Veränderungen vorgefunden werden, die nicht erlaubt sind oder als gefährlich eingestuft werden, dann gibt es auch Kennzeichenabnahmen.“

Ein weiterer Aspekt: Sowohl im Bezirk als auch in der Stadt St. Pölten wurde kräftig geblitzt. So wurden von der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten von März 2024 bis März 2025 wegen fast 85.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen Anzeige erstattet. Von März 2023 bis März 2024 waren es 342.249 Anzeigen. In der Stadt St. Pölten führten Tempoüberschreitungen zwischen März 2024 und März 2025 zu 15.667 Anzeigen. Von März 2023 und März 2024 zählte man hier 19.402. Dabei muss beachtet werden, dass zwischen dem Zeitpunkt der Geschwindigkeitsüberschreitungen und der Anzeige Monate liegen können. Immerhin: Illegale Tunings, Autorennen und Pkw-Beschlagnahmungen dürften in und um St. Pölten kein bis kaum ein Problem sein. Würde man die RaserSituation St. Pöltens in einen Film packen – er trüge wohl den Titel: „A little too fast, a little too furious.“

KOLUMNE TINA REICHL

HERE COMES THE SUN

Eigentlich wollte ich etwas ganz Anderes schreiben: eine Kolumne voll kultureller Beflissenheit, intellektueller Höhenflüge und bahnbrechender Kritik. Und dann sitze ich am Vormittag auf dem Herrenplatz an einem sonnigen Tisch des Café Schubert, greife zu einem Buch … und plötzlich kommt eine Frau um die Ecke, die ich seit Ewigkeiten und drei Tagen nimmer gesehen habe. Früher lief man einander öfters übern Weg, in der Stadt, bei Veranstaltungen, am Viehofner See – eine lebenslustige, quirlige und „goscherte“ Person, die man sofort ins Herz schließen muss, mit einem „Lacher“ versehen, der Tote zum Sambatanzen aufwecken könnte. Kein Teil eines engeren Freundeskreises, aber durch ihre pure Anwesenheit allein immer eine Wohlfühlgarantin ersten Ranges. Plötzlich verschwand sie aus dem Stadtbild, ich fragte noch ein, zwei Mal nach – doch Genaues erfuhr man nicht. Danach: Funkstille. Und jetzt: Wiedersehensfreude hoch 3. Denn manchmal geht einem jemand ab, ohne dass man sich dessen so richtig bewusst ist. Krank sei sie mittlerweile gewesen – doch nun sei alles wieder bestens. Sie sieht aus wie früher, scheint sich gar nicht verändert zu haben. Und sie hat’s wieder geschafft, dem Schreiber dieser Zeilen innerhalb von Sekunden ein frohes Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Und drum schaut die diesmalige Kolumne auch so aus, wie sie ausschaut. Weil Freude einfach klass‘ ist. Frühlingstipp: Denken Sie einmal an jene Menschen, die Sie mögen, die Ihnen sympathisch sind und von denen Sie schon länger nichts mehr gehört haben. Und rühren Sie sich bei ihnen! Nicht morgen! Heute! Jetzt!

DIE WELT RETTEN

Kürzlich präsentierte Marie Rötzer ihre letzte Spielzeit am Landestheater Niederösterreich, die wieder alles parat hält, womit die Theatermacherin das Haus am Rathausplatz die letzten zehn Jahre in neue künstlerische, gar bis New York wahrgenommene Sphären geführt hat: Spannende Stücke mit gesellschaftspolitischem Impetus, Kinderund Jugendtheater nicht als Beiwerk sondern integraler Bestandteil, Gastspiele renommierter Häuser und berühmter Schauspieler, diskursive Formate am Puls der Stadt bis hin

zu Lesungen. Mit etwas Wehmut erinnerte Rötzer daran, wie sie vor 10 Jahren als neue künstlerische Leiterin in jenes Haus zurückkehrte, von wo aus sie 1992 ihre Karriere gestartet hatte. Nun heißt es weiterziehen –die Josefstadt Wien ruft, allein schon Anerkennung ihrer Meisterschaft. Wie meinte Rötzer: „Theater kann nicht die Welt retten.“ Es kann aber anregen, emotionalisieren, in Bann ziehen, den Horizont erweitern, wachrütteln. All dies ist ihr famos gelungen! Auf eine schöne letzte gemeinsame Spielzeit! Danke!

UNENDLICHE WEITEN

Das nennt man mal ein Statement!

Der St. Pöltner Künstlerbund hat mit Aktionskünstler donhofer. innherhalb kürzester Zeit einen neuen Kapitän, vulgo Obmann auf der Kommandobrücke und ist mit der ersten Ausstellung unter seiner Ära „Voyage – wir bauen ein Raumschiff“ gleich mal so richtig abgehoben. „Wir bauen nicht nur ein Raumschiff – wir bauen an einer Zukunft. Gemeinsam. Mit Strategie, Lust auf Neues, Austausch und der Kraft der Inspiration“, skizzierte donhofer. sodenn im Zuge der Eröffnung die Marschrichtung, welche den Künstlerbund in neue Sphären

führen soll. Das Kunst:Werk im Löwinnenhof wurde zu diesem Behufe zur goldenen Raumkapsel umfunktioniert, wo noch bis 14. Juni neun Besatzungsmitglieder „sehr persönliche, kraftvolle Antworten auf die Frage ‚Wohin geht die Reise?‘ geben.“ www.kunstwerk.or.at

heißblütig*

*[ passionate ]

WAS DEN SOMMER IN ST. PÖLTEN ZUM EVENT MACHT?

Ein Stadtleben, das so richtig auf „Kultouren“ kommt. Immer schmuck aufgeräumt, egal wie heiß es hergeht: dank exzellentem Abfallmanagement!

L(I)EBENSWERT

KLANGFARBEN FARBTÖNE

Der Begriff Vielseitigkeit beschreibt sein Tun nur unzureichend. Mit ungehemmter Neugier begibt er sich auf unterschiedlichste Terrains und findet in all dem immer seinen persönlichen roten Faden. Und Gott im Alltag.

Popfans kennen Marcus Hufnagl noch als Mitglied der Band I Am Cereals, Freunde Alter Musik als Mastermind der Capella Incognita. Seit er in seinem sechsten Lebensjahr vom Großvater für die Welt der Musik begeistert werden konnte, lernte er das Klavierspiel, übte sich in elektronischer Musik, entwickelte ein Interesse an Alter Musik, studierte und spielt Orgel, stellt als bildender Künstler wiederum Bezüge zur Musik her und vermittelt Kunst in Schulen sowie in der Evangelischen Pfarrgemeinde, woselbst er als Organisator

tätig ist. Er liefert Arbeiten als Maler, Grafiker, Designer und Innenarchitekt ab. Eine Frage stellt sich also ganz massiv: Schläft Marcus Hufnagl irgendwann?

Lapidare Antwort: „Ja.“ Schon in der Schulzeit war er an so Vielem interessiert, dass er die Möglichkeit einer ausschließlichen Spezialisierung bald aufgegeben hatte. „Ich kann nichts außergewöhnlich gut, aber vieles so gut, dass ich das machen kann.“ Den ersten Teil des Satzes darf man getrost streichen –jeder, der Hufnagl schon einmal an der Orgel gehört, ein Bild von ihm

gesehen oder einer kunstvermittelnden Einführung zu einem (von ihm organisierten) Konzertabend beigewohnt hat, weiß um die umfassende Qualität seines Oeuvres. „Es fließen die Dinge ja zusammen.“ Es gehe um die Themenaufbereitung: „Da entsteht viel Arbeit. Ich weiß allerdings nicht, was ich weglassen soll, um mir etwas zu ersparen.“

In seinem Beruf als Lehrer, der für ihn auch Berufung darstellt, „kann ich etwas weitergeben, weitervermitteln, was mir wichtig ist.“ Klar bedeute dies auch Termine, Vorbereitung, Kommunikation, Werbung und sonst noch einiges. Zur Malerei komme er „eher blockweise, nicht jeden Tag ein bisschen“. Er arbeite gern in Serien, „um mich an einem Thema in verschiedenen Variationen abzuarbeiten“. Schließlich: „Bruckner und Mahler haben auch nur in den Ferien komponiert.“

In seiner Familie waren Kunst, Musik, Malerei „normal“. Klavier lernte er früh, „aber das fand ich eher fad. Der Knopf ging auf beim Orgelspiel – da war ich zwölf. Die Klänge haben mir getaugt. So wie darauf elektronische Musik und Alte Musik.“ Es gehe darum, Klänge miteinander zu verbinden: „Bei einem Bild ist’s ähnlich: Ich bleibe in einem Ton oder ich lege Dinge übereinander. Es heißt ja auch ‚Klangfarbe‘ und ‚Farbtöne‘.“ Sein Großvater war Maler. Dessen Begräbnis fand ohne das Beisein des damals etwa Siebzehnjährigen statt, da dieser zu diesem Zeitpunkt an einer Rippenfellentzündung litt. So verbrachte er die Zeit am Fenster der großelterlichen Wohnung, betrachtete die Aussicht und setzte diese in seinem Kopf in ein Bild um, wie es vielleicht sein Großvater ge­

malt haben mochte. „Und ich sagte mir: Das mach‘ ich jetzt ernsthaft!“

An der Kunstakademie wurde er allerdings fürs Erste abgelehnt – „es war wirklich noch ziemlich unausgegoren“, wie er mittlerweile zugibt. Damals war Hufnagl allerdings ziemlich wütend. Der Maler Herwig Zens, der seinen Furor spürte, meinte daraufhin zu ihm: „Nutzen Sie das und arbeiten Sie das künstlerisch auf. Schmier’n Sie sich Ihren Frust von der Seele!” Hufnagl tat es – und im nächsten Jahr klappte es. Dass er dann Lehramt absolvierte, war eine rein pragmatische Entscheidung. Wie üblich übt er sich in Understatement, wenn er meint: „Eigentlich habe ich das aus Faulheit gemacht. Auf einem Instrument bis zur Verblödung nach Noten spielen – das wollte ich nicht.“ Und dann wuchs er so richtig rein ins Lehrerleben, „was mir sehr taugt. In der Schule geht’s ja viel um Sprache. Und die Schüler sollen lernen, unser kulturelles Erbe rezipieren.“ Marcus Hufnagl – ein Traditionalist? „Eigentlich ja. Alles, was man tut, ist ja eingebettet. Von da aus kann ich

Dinge anschauen und beurteilen.“ Regelmäßig organisiert er Veranstaltungen in der evangelischen Kirche beziehungsweise in der Pfarrgemeinde: „Das hat sich zufällig ergeben. Ich habe da und dort Orgel gespielt; und eines Tages wurde ich gefragt, ob ich in der evangelischen Kirche aushelfen könnte.“ Da war er etwa zwanzig und er erkannte: „Die Musik steht dort für sich und

Es fließen die Dinge zusammen.
MARCUS HUFNAGL

dient nicht der Untermalung von Inszenierungen, wie in der römischkatholischen Kirche.“ So konvertierte er vom Katholizismus zum Protestantismus. „Erst dann habe ich mich wirklich mit dem Glauben beschäftigt. Gott begleitet mich im Alltag. Und daher bin ich auch sehr entspannt, weil ich nicht unbedingt der Chef sein muss – und andere übrigens auch nicht.“

In der Pfarrgemeinde gebe es zudem Menschen, die er sonst womöglich nicht in seinem Bekanntenkreis hätte. „Mit kulturellen Anliegen bin ich dort eher ganz vorn an der Front. Wenn mich jemand fragt, muss ich Antworten finden.“ Anders als in der Bubble, in der sowieso alle das Gleiche denken. Seit Kurzem sei er auch Mitglied des Künstlerbundes und St. Pölten werde er als Wohnort auch weiterhin treu bleiben, „da ich das, was ich tue, hier gut machen kann. Es gibt Ni­

schen, in die ich reinproduzieren kann und eine Auswahl an Leuten, die das wahrnimmt.“ Die Größe der Stadt sei gerade richtig.

Was er definitiv nicht anstrebe, sei eine Partnerschaft: „Ich bin so ausgefüllt. Ich wäre nicht gut darin, eher eine Zumutung.“ Interessen hingegen habe er genug: Politik, Geschichte, Architektur, Film. Was Marcus Hufnagl sich wünscht? „Es wäre schön, wenn jeder ein bissl mehr gewillt wäre, sich mit Dingen zu beschäftigen, teilzunehmen, wo hinzugehen. Da ist noch Luft nach oben.“

Möge der Wunsch in Erfüllung gehen. Mit etwas Gottvertrauen …

DIE BEGLEITERIN. Die Orgel ist wohl ein Zentrum in Hufnagls Schaffen.

PAPIER, STEIN, BETRIEBSKOSTEN

Das vieldiskutierte „Kulturjahr 2024“ ist Geschichte, das Tangente-Festival vorbei. Geblieben ist der Stadt aber eine aufgewertete Kultur-Infrastruktur, allen voran das neu errichtete Kinderkunstlabor im Altoona-Park am Rande der Innenstadt. Über die laufenden Kosten ist nun eine Diskussion entbrannt.

Rund 1,7 Millionen Euro an Ausgaben sind für das erste volle Betriebsjahr 2025 veranschlagt. So viel kostet es also voraussichtlich, das Kinderkunstlabor ein Jahr lang zu betreiben. Als Eigentümer teilen sich die Stadt St. Pölten und das Land Niederösterreich den überwiegenden Teil dieser Kosten. Die finanzielle Lage der Stadt hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert, vor diesem Hintergrund wird der laufende Betrieb des Kinderkunstlabors derzeit auch immer wieder als ein mögliches Beispiel genannt, wo man sparen könnte. Wir wollen darum wissen, was kostet uns dieses neue Haus am Altoona Park eigentlich –im Versuch jungen Menschen zeitgenössische Kunst näherzubringen?

Mona Jas ist künstlerische Leiterin und kam als ausgewiesene Expertin bereits 2021 nach St. Pölten. So konnte sie sowohl die inhaltliche Ausrichtung des Hauses mitgestalten als auch die bauliche Umsetzung aktiv begleiten: „Bevor ich nach St. Pölten kam, habe ich mich viel mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt. Das Kinderkunstlabor ist als Kompetenzzentrum gedacht, das geht weit über die klassische Wissensvermittlung hinaus, wie man sie aus Museen sonst kennt. Kunst kann für die Gesellschaft viel wertvolle Erkenntnis liefern, aber oft habe ich den Eindruck, dass sich dieses Potential von Kunst nicht immer in die Gesellschaft hineinöffnet. Genau das wollen wir hier anders machen, darum sind wir im ständigen Abgleich mit Expertinnen und Experten außerhalb des Kunstbetriebs. Wir tauschen uns mit ElementarpädagogInnen aus, haben laufend Weiterbildungsprogramme im Haus und haben eigentlich alles gemeinsam auf Augenhöhe mit dem Kinderbeirat entwickelt, damit dieses Hauses auch wirklich für Kinder und mit den Kindern gedacht ist.“

Unser Auftrag ist für die Leute zu arbeiten. Es geht nicht darum, dass man das Eigene auf einen Sockel stellt und ausstellt.
MONA JAS, KINDERKUNSTLABOR

Aber hätte man das nicht auch im wenige Meter entfernten Landesmuseum bewerkstelligen können? Wozu braucht es ein eigenes Haus? Weil es eben nicht nur um klassische Wissensvermittlung oder das Ausstellen von Kunstobjekten gehe. Als Kompetenzzentrum bringe man Kinder und Jugendliche mit zeitgenössischer Kunst zusammen, sei aber auch intensiv im Austausch mit ElementarpädagogInnen und LehrerInnen um jene Wege zu finden, wie dieses Zusammenbringen möglichst gut klappt, auch im regen Austausch mit der akademischen Welt. Die Stadt sei zudem in der internationalen Kunst- und Ausstellungswelt angekommen: erste Ausstellungen wandern von St. Pölten schon weiter in andere europäische Städte.

wenn etwas zubetoniert wird. Diese Sorgen waren also nachvollziehbar und ich bin froh, dass wir als spätere NutzerInnen in der Planung und Umsetzung des Baus so viele Punkte berücksichtigen konnten.“

NEU IN DER STADT. Das Kinderkunstlabor eröffnete im Sommer des Vorjahres, Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Kleine Füße, kleiner Abdruck Als vor Jahren im damaligen Planungsteam erste Ideen formuliert wurden, welche Rolle ein neues Haus spielen könnte, war Carolin Riedelsberger bereits an Bord. Heute leitet sie das Kinderkunstlabor: „Anfangs war die Kritik am Standort sehr präsent. Es ist für alle schlimm,

Umgesetzt wurde jenes Gebäudemodell, das den kleinsten ökologischen Fußabdruck verursacht. Damit möglichst wenig Grundfläche verbaut wird, entschied man sich für ein mehrgeschoßiges Gebäude und baute in die Höhe. Das hybride Gebäude ermöglicht viel Tageslicht, im Kunstbetrieb eine Besonderheit, wenn man Skulpturen und andere Werke bei natürlichem Tageslicht ansehen kann. Die Architektur öffnet sich zum Park, der auch gezielt „bespielt“ wird. Die Fußwege wurden nicht versiegelt, die Bäume werden im Sinne der Insekten nicht beleuchtet, wo möglich blieb der Baumbestand erhalten, natürlich auch die prächtigen Mammutbäume. Generell sind die Betreiber überzeugt, dass der Park und das ganze Grätzel aufgewertet wurden: „Ein barrierefreies WC im ebenerdigen Bistro war den Nachbarn vom Betreuten Wohnen ein großes An-

liegen. Wir haben es durchgesetzt, auch wenn das in der Planungsphase viele Diskussionen bedeutet hat, da man den Platz eigentlich anders nutzen wollte“, bringt Mona Jas ein Beispiel. „Wir freuen uns schon über Stammgäste, Mütter mit Kleinkindern, Großeltern mit Enkeln, die immer wieder kommen, aber auch SchülerInnen aus den benachbarten Schulen, die bei uns Hausaufgaben machen oder chillen – ab 14 Uhr haben wir von Montag bis Freitag für Kinder und Jugendliche keinen Eintritt, wir werden als spannender Raum ohne Konsumzwang wahrgenommen“, freut sich Riedelsberger. Das alles klingt spannend und erfolgreich. Aber ist das Kinderkunstlabor nicht dennoch ein teurer Luxus, der dem Steuerzahler in der Errichtung 14 Millionen Euro gekostet hat – und für das er nun Jahr für Jahr nochmals 1,7 Millionen Euro zuschießen darf? „Wir empfinden Demut für dieses Projekt. Dafür, dass Stadt und Land diese Kulturpolitik möglich machen. Unser Auftrag ist nun, dass wir für die Leute arbeiten. Es geht nicht darum, dass man das Eigene auf einen Sockel stellt und ausstellt, sondern wir möchten eher unsere Expertise, die jeder hier im Haus mitbringt, in den Dienst der Gesellschaft stellen“, erklärt Mona Jas.

Vom kleinen Budget im großen Ganzen

Zudem habe man ein relativ kleines künstlerisches Budget, mit dem man aber dennoch hervorragende Ergebnisse erzielen würde. Der jährliche Subventionsbedarf sei auch eine Grundlage dafür, dass man mit sehr moderaten Eintrittspreisen ein Angebot schafft: „Denken Sie nur, was ein Eintritt in einen Indoor-Spielplatz kostet. Und dann vergleichen Sie das mit dem, was wir hier bieten“, merkt sie an. Im Sommer 2024 wurde eröffnet, rund 17.000 Gäste zählte man im Eröffnungsjahr. Für 2025 setzt man sich 25.000 Besucher als Ziel, bis Mai war man schon bei 16.000. „Um den Erfolg der Startphase zu bewer-

ten, muss man aber mehr betrachten als nur die Besucherzahlen“, ist Carolin Riedelsberger überzeugt, denn: „Das Konzept greift bereits. Kindergartengruppen und Schulklassen besuchen uns, absolvieren einen Workshop – und dann kommen viele Kinder mit ihren Eltern wieder.“ Wofür die knapp zwei Millionen Euro genau aufgewendet werden, wird nicht verraten, aber wir erhalten einen groben Einblick in die

JAHRESBUDGET:

1.700.000 €

• 653.000 Euro als Basisfinanzierung von der Stadt St. Pölten gemäß Fördervertrag

• 653.000 Euro als Basisfinanzierung vom Land Niederösterreich gemäß Fördervertrag

• 250.000 Euro hat man beim Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport beantragt, eine Zusage steht noch aus

• 15.000 Euro werden an „sonstigen Förderungen“ lukriert

• 129.000 Euro kommen aus eigenen Umsatzerlösen durch Eintritte, Führungen, Shopverkäufe oder durch Sponsoring

Kostenstruktur. Rund ein Drittel fließt in die Instandhaltung des Gebäudes, das Facility Management und die Verwaltung. Ein weiteres Drittel wird für das Personal ausgegeben, wobei das Kinderkunstlabor, anders als klassische Museen, nicht mit Fremdpersonal, sondern mit eigenem Personal arbeitet. Gerade im Umgang mit den jungen Gästen setzt man auf ein geschultes Team und hat einen hohen Betreuungsbedarf auf den Ausstellungsflächen. Das letzte Drittel bleibt dann über für das Projektbudget, das sind die eigentlichen künstlerischen Kosten, die für Ausstellungen verwendet werden und zu denen auch die Werbekosten gehören, sowie der Pool an freien Kunst- und Kulturvermittlern, die man für konkrete Führungen oder Workshops buchen kann. Bis 31. August läuft noch die Ausstellung „Papier, Stein, Schere. Materialien und Werkzeuge der Kunst“. Ab 19. September folgt dann „Schattenfänger“. Ob St. Pöltens neuestes Ausstellungshaus in den Herzen der St. Pöltner ankommen wird? Die Protagonistinnen sind zuversichtlich, wie Mona Jas mit einem Lächeln verrät: „Ich gehe gerne durch die Ausstellung und komme mit den Menschen ins Gespräch. So manch großer Skeptiker hat dann nach einem Rundgang seine Meinung revidiert.“

KUNST UND NATUR. Auch im Altoona Park trifft man auf moderne Skulpturen, das Kinderkunstlabor möchte das ganze Grätzel aufwerten und Anrainer einladen.

UNIQA Österreich Versicherungen AG Landesdirektion Niederösterreich

Schießstattring 31-33 3100 St. Pölten

Fledermausnächte 19. und 26. August 2025 Schmetterlingsleuchten 21. und 28. August 2025

EIN (GERICHTS)DR

Die fristlose Entlassung von Schauspielleiterin Patricia Nickel-Dönicke am Staatstheater Kassel löste in der hessischen Großstadt ein kleineres Erdbeben aus, dessen Schockwellen sogar bis nach St. Pölten zu spüren waren. Wenig verwunderlich: Die gebürtige Potsdamerin tritt 2026 die Nachfolge von Marie Rötzer als künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich an.

Wenn man etwas bei einem Arbeitsplatzwechsel so sehr braucht wie einen Kropf, dann sind das Negativschlagzeilen. Fristlose Entlassungen sind (zumal wenn sich die Streitparteien über den/die Gründe in Schweigen hüllen) ein besonderer Overkill, weil sie rasch ein dem persönlichen Ruf wenig zuträgliches Spekulationskino anwerfen von wegen „Was ist da los? Gabs Unregelmäßigkeiten, persönliche Vorteilnahme, Pflichtverletzungen …?“ Der Kurier etwa thematisierte, obwohl dies in keinem Kontext zur Entlassung stehen dürfte: „Gegenüber dem KURIER haben ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter anderem eine hohe Personalfluktuation erwähnt. Ihre häufigen Job-Wechsel hätten ihre Gründe – unter anderem in der Mitarbeiterführung.“ Der Schaden ist also angerichtet, wobei Anwalt Marcus Baum auf Nachfrage betont, dass die wahren Gründe „eine Lapalie“ seien welche eine fristlose Entlassung in keiner Weise rechtfertigen würden. Der Arbeitsrechtler wurde von Patricia Nickel-Dönicke sodenn beauftragt, juristisch gegen die Kündigung vorzugehen – im Raum steht eher ein persönliches Zerwürfnis mit Intendant Florian Lutz. In einem Statement hält die Schauspielleiterin fest: „Die vom Staatstheater Kassel behaupteten Kündigungsgründe sind

DIE NEUE. Patricia Nickel-Dönicke folgt ab der nächsten Saison Marie Rötzer am Landestheater nach.

AMA IN KASSEL

entweder in tatsächlicher Hinsicht unzutreffend oder rechtlich nicht geeignet, eine außerordentliche Kündigung zu rechtfertigen. Daher werde ich gegen die Kündigung vorgehen“

Ein Einzelfall ist Nickel-Dönickes Gang zum Kadi dabei nicht, sorgte das Staatstheater Kassel in den letzten Jahren in Sachen Personal doch mehrmals für negative Schlagzeilen. Lotte Thaler kam 2024 in der FAZ zum Befund: „Was derzeit am Staatstheater Kassel aufgeführt wird, ist große Oper und Posse zugleich. Aber nicht auf, sondern hinter der Bühne. Ein kulturpolitisches Debakel, neubürgerliches Hoftheater über Manipulation von Belegschaft und Presse, Täuschung der Öffentlichkeit und einen verheerenden Führungsstil.“

Für Thaler scheint der „Schurke“ des Dramas rasch ausgemacht: „Der Intendant Florian Lutz gibt sich nach außen als Chefideologe der Wokeness. Intern benehme er sich wie ein ‚Zar‘, heißt es aus der Belegschaft.“ Auch die HNA berichtete „Im Orchester, aber auch in anderen künstlerischen Abteilungen des Theaters herrsche derzeit ein Klima der Angst – dieses Bild bestätigen übereinstimmend Gespräche der HNA mit Insidern.“ Axel Brüggemann von „Backstage Classical“ hingegen vermutet als Auslöser der Querelen einen Kulturkampf zwischen Modernisierern und Bewahrern und verwies in seinem Beitrag „Kampf um Kassel“ darauf, dass es „in Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses durchaus Stimmen gab, die sich für den Kurs des Intendanten begeistern.“

Faktum ist: Zwischen Generalmusikdirektor Francesco Angelico und Lutz kam es mehr oder weniger zum offenen Bruch. Angelico gab schließlich bekannt, seinen Vertrag nicht zu verlängern, zudem zog er sich aus dem Musiktheater-

Bereich zurück und begnügte sich mit der Rolle des Chefdirigenten, in Wahrheit ein Desaster. Im Zuge der Suche nach einem Nachfolger eskalierte der Konflikt zwischen Intendanz und Orchester und gipfelte darin, dass Lutz – wie es die Gewerkschaft Visio formulierte – einen „Maulkorb-Erlass“ an die Mitglieder verteilte sowie einige Vorstandsmitglieder wegen angeblicher Indiskretion ab- bzw. ermahnte. Die Betroffenen klagten dagegen vorm Arbeitsgericht – und bekamen recht. Das Orchester versagte dem Intendanten auch in der Frage einer frühzeitigen Vertragsverlängerung die Gefolgschaft und sprach sich mit 98 % dagegen aus – verlängert wurde er trotzdem.

Wir

haben Patricia NickelDönicke das Vertraugen ausgesprochen.

GEORG

KANDOLF/PAUL GESSL – NÖKU

Für das ferne St. Pölten wäre all dies natürlich weit entfernter Theaterdonner, wenn da nicht – als letzter Akt – eben die fristlose Entlassung von Nickel-Dönicke hereingeschneit wäre. Auch sie hatte nach eigener Darstellung wie Angelico aufgrund des allgemeinen schlechten Klimas ihren Vertrag nicht verlängern wollen. „Zu Recht weist die aktuelle Veröffentlichung der lokalen Tagespresse auf die unter der aktuellen Hausleitung geschehenen ‚personelle(n) Wechsel, die nicht konfliktfrei verlaufen sind‘ hin“, und weiter „Ich hatte mich bereits vor den aktuellen Ereignissen bewusst entschieden, meinen Vertrag in Kassel nicht zu verlängern.“ An Nickel-Dönickes Kompetenz dürfte der Bruch im Übrigen nicht liegen,

verweist das Staatstheater Kassel in seiner Erklärung zur Fristlosen doch auf den „künstlerisch hochkarätige und erfolgversprechende Schauspiel-Spielplan 2025/26“, der auch nach Abgang der Schauspielleiterin so umgesetzt werde.

Diese Erfolge, zuvor schon auf ihren Vorstationen Darmstadt, Heidelberg, Mainz oder Oberhausen unter Beweis gestellt, hatten nicht zuletzt die NÖKU-Führung im Vorjahr davon überzeugt, die 47-jährige Theatermacherin aus einem Bewerberfeld von 49 KandidatInnen zur Nachfolgerin von Marie Rötzer zu küren. Von den Vorfällen in Kassel sei man dann von Nickel-Dönicke selbst unmittelbar in Kenntnis gesetzt worden – und sieht keinen Grund an der vorjährigen Entscheidung zu zweifeln. „Wir haben natürlich auch zu den Vorfällen in Kassel mit ihr und auch einigen ihrer ehemaligen und aktuellen KollegInnen Gespräche geführt, um uns selbst ein Bild zu machen“, so Landestheater-Geschäftsführer Georg Kandolf und NÖKU-Boss Paul Gessl, „aufgrund dieser – mit großer Transparenz – geführten Gespräche sind wir überzeugt, dass Patricia Nickel-Dönicke die Umstände aufklären kann, arbeiten weiterhin konstruktiv an der Vorbereitung ihrer ersten Spielzeit am Landestheater Niederösterreich, halten an der Personalentscheidung fest und haben Patricia Nickel-Dönicke das Vertrauen ausgesprochen.“

Selbstverständlich haben wir auch beim Staatstheater Kassel nachgehakt, bekamen auf unsere Anfrage aber nur jenes dürre Statement, das man schon im April lanciert hatte: „Aus personalrechtlichen Gründen können zum jetzigen Zeitpunkt dazu keine weiteren Details kommuniziert werden.“ Aufklärung bringt also wohl erst der nächste Akt im (Gerichts)Drama in Kassel.

Begegnung der besonderen Art: Künstlerische Intelligenz und Künstliche Intelligenz.

ECHTE KULTUR IN DEN REGIONEN

Orientierungshilfen für Akteurinnen und Akteure der Regionalkultur, Unterstützung und Service für Künstlerinnen und Künstler, Bildungsformate, Konzerte und vieles mehr bietet die Kultur.Region.Niederösterreich. Und setzt „ganz nebenbei“ auf Künstlerische Intelligenz im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.

Präsentierten die Deklaration: Martin Lammerhuber, Katharina Stemberger, Sabine Köszegi, Norbert Hauer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Martin Krickl, Cäcilia Kaltenböck, Jimmy Schlager und Leona Fichtinger.

Die Ergebnisse aus 4.000 Gesprächsrunden zum Thema „Verlässlich echt. Regionalkultur im Zeitalter der KI“, die im Rahmen von 20 Kulturgipfeln geführt wurden, flossen in die Deklaration zur Bedeutung der Regionalkultur im Zeitalter der KI ein.

Was der Mensch selbst schafft, erfüllt er mit Herzblut, Leidenschaft und Begeisterung. Nirgendwo trifft das mehr zu als im Bereich der Kreativität, der Kunst und im Allgemeinen der Kultur. Das gilt für den Orchestergraben ebenso wie für das Atelier und die Konzertbühne. Das gilt aber vor allem auch für die Breitenkultur im ganzen Land – die 62.000 Musikschülerinnen und -schüler, 40.000 Chorsängerinnen und -sänger, 40.000 Aktiven im Bereich der Kulturinitiativen, Laientheatergruppen, Bands, Volkstänzerinnen und -tänzern. Sie bereichern das kulturelle und gesellschaftliche Leben in den 573 Gemeinden Niederösterreichs, sie schaffen Kunst, führen gemeinsam Konzerte, Lesungen und Ausstellungen durch, bewahren Traditionen und gehen zur gleichen Zeit neue Wege. Sie ermöglichen die Alltagskultur, bilden die Basis für die Hochkultur und sind die Muskelkraft und das Herz der Regionalkultur.

Weil ihre Arbeit nicht ersetzt werden kann, auch nicht durch die Künstliche Intelligenz, widmet die Kultur.Region.Niederösterreich diesen hunderttausenden Trägerinnen und Trägern der regionalen Kulturarbeit die „Deklaration zur Bedeutung der Regionalkultur im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“. Dieser Wertekanon der regionalen Kulturarbeit greift die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen auf: Denn, obwohl die Digitalisierung viele Möglichkeiten mit sich bringt, besonders in den Bereichen Forschung, Medizin, Wissenschaft und Industrie, muss man sich auch ihres Einflusses auf Wissen und Wertesystem, auf Demokratie, Medien, Bildung und der Wahrnehmung von Realität bewusst sein. „Wir müssen der digitalen Welt die reale Welt entgegensetzen und da kommt der Regionalkultur eine wichtige Bedeutung zu“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der Präsentation der 20-seitigen Broschüre. Und Kultur.Region.Niederösterreich-Geschäftsführer Martin Lammerhuber ergänzt: „Mit unserer Deklaration möchten wir einerseits Impulse zum Thema Künstliche Intelligenz liefern, zugleich aber auch die regionale Kulturarbeit hervorheben und den Menschen

Mut machen, sie stärken, sie animieren, den Wert der regionalen Kulturarbeit zu schätzten, zu verinnerlichen und zu leben.“

Authentische Kulturarbeit in ganz Niederösterreich

So findet sich im Heft das Kondensat aus 4.000 Gesprächsrunden zum Thema „Verlässlich echt. Regionalkultur im Zeitalter der KI“, die 2024 im Rahmen von 20 Kulturgipfeln in Niederösterreichs Bezirken mit den Akteurinnen und Akteuren der Regionalkultur geführt wurden, sowie der 1.500 Notizen dieser Gesprächsrunden. So finden sich aber auch Zitate von Expertinnen und Experten wie etwa Sarah Spiekermann-Hoff, Leiterin des Instituts für Wirtschaftsinformatik und Gesellschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, Sabine T. Köszegi, Professorin für Arbeitswissenschaft und Organisation an der

TU Wien, Leiterin des Beirats Ethik der KI der Österreichischen UNESCO-Kommission und Mitglied des KI-Beirats der Bundesregierung, Clemens Wasner, dem Vorsitzenden der AI Austria, Neurowissenschaftler Joachim Bauer und etwa von Journalist Wolf Lotter.

Authentische Unterstützung der Musikszene

Auf Authentizität setzt die Kultur.Region. Niederösterreich auch im Bereich der Musikszene. Unter der Marke „Musik.Szene.Niederösterreich“ serviciert die Dachmarke für die Breitenkultur die tausenden Bands und Solo-Musikerinnen und Musiker in Niederösterreich. Mit der hochkarätig besetzten Fortbildungsreihe „NÖ Musikszene – Kreative Kompetenz“ (Thorsteinn Einarsson, Oska, Ina Regen, Monika Ballwein,…) ebenso wie dem Liedermacherinnen- und LiedermacherWettbewerb, der 2025 zum bereits vierten Mal stattfindet und heuer den Titel „Mein Lied für … die Kinder dieser Welt“ trägt.

Abseits von handfesten Auftrittsmöglichkeiten und Weiterbildungsformaten setzt sich die Kultur.Region.Niederösterreich auch bei Partnern und Gremien ein: Gemeinsam mit der AKM Österreich lud sie zur Tagung „Musik aus den Regionen“, bei der sich Koryphäen wie die Sänger Josh. und Christian Stani, Seer-Gründer Alfred Jaklitsch, Veranstalter Peter Pansky und Musik und Kunst

links: Josh. sprach bei der Tagung „Musik aus den Regionen“ über Musik und KI.

Schulen Management-Geschäftsführerin

Tamara Ofenauer-Haas für die Live-Branche und die Künstlerische Intelligenz im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz aussprachen. Die Erkenntnisse und Botschaften aus dieser Tagung verstehen AKM und Kultur.Region als Auftrag und fordern politische Unterstützung ein.

Authentizität in vielen Formaten

Authentisch sind auch die vielen Veranstaltungen, Festivals und weiteren Formate der Kultur.Region.Niederösterreich und ihrer Tochterbetriebe, der Volkskultur, dem Musik & Kunst Schulen Management, dem Museumsmanagement, dem BhW und der Kulturvernetzung.

Nach dem Museumsfrühling, der den ganzen Mai über besondere Einblicke in 170 Museen und Sammlungen in ganz Niederösterreich gewährte, den Tagen der Musikschulen in 127 Musikschulen im

ganzen Land sowie dem mittlerweile 30. aufhOHRchen, das heuer in St. Valentin die vielen Facetten der Volksmusik zeigte, geht es vielfältig weiter: Das diesjährige Viertelfestival, das MOST/4-Festival, startete in der Remise Amstetten mit Sigrid Horn, Lou Asril, Gravögl, SarahBernhardt, und vielen mehr. Bis 20. Juli werden im Mostviertel insgesamt 120 Veranstaltungen in 39 Gemeinden stattgefunden haben – von Konzerten und Begegnungszonen bis zu Sport-Installationen und Klang-Brücken.

Das gute Miteinander hat wiederum der Tag der Nachbarschaft am 30. Mai zum Ziel. Er regt an, in ganz Niederösterreich der Nachbarin oder dem Nachbarn einmal „Danke“ zu sagen und ein Zeichen der Wertschätzung zu geben. Infos und Tipps gibt es unter www. nachbarschaftleben.at.

Der diesjährige Talk im Turm widmet sich am 5. Juni im Matrimonium Kollnbrunn im

Weinviertel dem Thema „Orientierung in einer vielfältigen Gesellschaft“. Dabei werden Journalist und Nahost-Experte Karim El-Gawhary, Demographin und Familienforscherin Isabella Buber-Ennser sowie HypnosePsychotherapeutin und Uni-Dozentin Petra Heidler zu Wort kommen.

Das bereits zweite Liedermacherinnen- und Liedermacher-Festival Niederösterreichs holt dann Szene-Größen und Senkrechtstarter nach Radlbrunn: Im Kulturpavillon treten am 29. und 30. August Bernhard Fibich, Christian Lugmayr, Tanja Trappl und David Blabensteiner, Markus Wolf, Rucki Zucki Palmencombo, Sigrid Horn und das Nest sowie Liedermacher-Legende Boris Bukowski auf.

Mehr Infos zur Deklaration und zu den einzelnen Highlights gibt es unter www.kulturregionnoe.at

Thorsteinn Einarsson, im Bild mit Kevin Lehr, referierte zum bereits zweiten Mal für die Fortbildungsreihe „NÖ Musikszene“.

SUMMER BLUES 2025 FESTIVAL AM

SEE

Samstag, 26. Juli

Ratzersdorfer See

Einlass: 17:00 Uhr

Beginn: 18:00 Uhr

PIONEER & LEGEND

ROGER C. WADE & THE HOUSEROCKERS

A GOOD ROCKIN‘ HOUSE PARTY

MOJO BLUES BAND

FEAT. LUDWIG SEUSS (SPIDER MURPHY GANG)

FOOTSTOMPIN‘ CHICAGO BLUES

Tickets erhältlich unter:

www.oeticket.com

Sparkasse NÖ, Domgasse 5

Tourismusinfo St. Pölten

VVK: €26,- AK: €29,-

AK Niederösterreich-Mitglieder sowie ÖGB-Mitglieder erhalten gegen Vorlage ihrer AK Service-Karte bzw. der ÖGB Mitgliedskarte 5 Euro Ermäßigung auf eine Eintrittskarte.

Sparkassen NÖ Mitte West AG Kunden erhalten gegen Vorlage ihrer Sparkassenkarte 5 Euro Ermäßigung auf eine Vorverkaufskarte.

DIESER SOMMER WIRD EIN HIT

Auch diesen Sommer dürfen wir uns wieder auf zahlreiche hochkarätige Sommerfestivals freuen, die das kunstsinnige Herz mit Theater, Oper, Operette, Kino, Lesungen und vielem mehr verwöhnen. Die Besucherinnen und Besucher haben also wieder die – absolut schöne – Qual der Wahl. MFG präsentiert eine kleine Auswahl an Highlights und wünscht schon jetzt allen herrliche Sommerabende bei wolkenlosem Himmel sowie spannende und vergnügliche Stunden.

30. Juli – 9. August ROSSINI HAUTNAH!

In „L‘occasione fa il ladro“ (Gelegenheit macht Diebe) ist das perfekte Chaos vorprogrammiert. Alles dreht sich um zwei vertauschte Koffer, turbulente Verwechslungen, bei denen zwei Männer und zwei Frauen ihre Identitäten vertauschen – und überraschende Liebesverwicklungen.

www.schloss-kirchstetten.at

9. Juli – 23. August

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

Mit „Der fliegende Holländer“ präsentiert die Oper im Steinbruch erstmalig ein Werk Richard Wagners. Regisseur Philipp M. Krenn und Bühnenbildner Momme Hinrichs werden dabei den Steinbruch in ein wogendes, aufpeitschendes Meer samt Geisterschiff verwandeln.

www.operimsteinbruch.at

13. & 15. August

OPERNCHÖRE & SYMPHONIC ROCK

1. Juli

Zwei Orchester-OpenAirs im prächtig beleuchteten Ehrenhof: Am 13.8. erklingen bei „Klassik unter Sternen“ Chorwerke aus weltbekannten Opern, am 15.8. fusioniert die Energie einer Rockband bei „Symphonic Rock“ zu den majestätischen Klängen eines Symphonieorchesters.

www.schloss-kirchstetten.at

BILL MURRAY / JAN VOGLER

Der legendäre Hollywoodstar Bill Murray und der Weltklasse-Cellist Jan Vogler sind mit ihrem gemeinsamen Programm „New Worlds“ auf großer Tournee. Freuen Sie sich auf einen spannenden Schlagabtausch zwischen großer Musik und großer Literatur mit zwei Meistern ihres Fachs. Mit Texten von Arthur Miller, Walt Whitman u.a. sowie Werken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Dmitri Schostakowitsch.

www.konzerthaus.at

13.

Juni – 30. August

DONAUBÜHNE TULLN

Abwechslungsreich präsentiert sich die Donaubühne Tulln mit über 20 Veranstaltungen. Neben zahlreichen Stars der heimischen Kabarettszene darf man sich auch auf internationale Top-Acts wie Beth Hart, Anett Louisan, Anastacia oder Jazz-PopRocker Jamie Cullum freuen!

www.tullnkultur.at

5. Juli – 20. Juli SOMMERTHEATERPARK

Das SommerTheaterPark Open-Air-Festival 2025 vereint Musik, Gesang und Tanz auf höchstem Niveau. Den Auftakt macht das Europaballett mit „QUEEN – Legend of Mercury“. Natalia Ushakova begeistert in der Sommernachtsgala mit Arien aus Oper und Operette. Wolfgang Gratschmaier feiert Johann Strauss. Rainer Krenstetter präsentiert mit internationalen Tänzer:innen klassische und moderne Choreografien.

www.sommertheaterpark.at

12. Juli – 2. August OPER BURG GARS: LA TRAVIATA

Im zweiten Jahr als Intendant der Oper BURG GARS bringt Clemens Unterreiner Giuseppe Verdis Musikdrama schlechthin auf die Opernbühne des Waldviertels: „La Traviata“. Ab 12. Juli entführt diese berührende Oper um Liebe, Freiheit und gesellschaftliche Norm, unter der StarRegie von Carolin Pienkos & Cornelius Obonya, in die schillernde Pariser Halbwelt der Vergangenheit. Erleben Sie Verdis unsterbliche Melodien im Herzen des Kamptals.

www.operburggars.at

19. Juni – 3. August SOMMERNACHTSKOMÖDIE ROSENBURG

In der zehnten Saison der Sommernachtskomödie Rosenburg reist eine Gruppe britischer Seniorinnen und Senioren aus unterschiedlichen Gründen nach Indien und landet dort im „Best Exotic Marigold Hotel“ in Jaipur. In dieser temporeichen Culture-Clash-Komödie prallen die Mentalitäten unterschiedlicher Kulturen lustvoll aufeinander. Angegraute kulturelle Vorurteile treffen auf ausgelassene Lebensfreude, Offenheit und Spaß am Chaos und der Improvisation.

www.sommernachtskomoedie.at

UNCHAIN MY WINE

Ein bekennender Weinliebhaber ist auch Florian Herndl, seines Zeichens Sommelier-Institution im cinema paradiso und Begründer des ersten St. Pöltner Weinfestivals „Unchain my Wine“. Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr erfährt das etwas andere Weinfest am 23. August im Sonnenpark seine Fortsetzung.

„Wir wollen in einem unkomplizierten Umfeld und entspannten Rahmen zeigen, wie facettenreich und überraschend Wein heutzutage sein kann – gemeinsam mit innovativen Winzern, die sich nicht scheuen, neue Wege zu gehen“, umreißt Herndl das Konzept. Neben „Klassischem“ darf man im Zuge dessen daher auch Naturwein, Orange-Wine oder ganz neue Rebsorten probieren.

Für „a gscheite“ Unterlage sorgen das Vinzenz Pauli mit Streetfood, Supperiör mit Nudeln und Salaten sowie Famos Delikatessen mit Käse und Brot. Und weil Unchain my wine ein etwas anderes Weinfestival ist, wird man nicht mit Heurigenmusik beschallt, sondern am Abend spielt Salamirecorder auf.

Als Winzer haben sich u.a. das Weingut Nikolaihof, Christina Hugl, Wein & Co. Josef Fritz, die Braunstein Brothers und die Domäne Wachau angesagt. Damit schließt sich auch der Kreis zum Staatsvertragsjubiläum. In den Weinkellern der Domäne Wachau liefen nämlich Vorgespräche zum Staatsvertrag zwischen Figl und Molotow. Des Kanzlers Geheimwaffe: der Grüne Veltliner „Katzensprung“.

Österreich und Wein – das ist eine fast mystische Liebesbeziehung, die bis zur nationalen Legendenbildung reicht, demnach gar der Staatsvertrag – das Gedenkjahr lässt grüßen – nicht zuletzt auch dank des gezielten „Einsatzes“ des edlen Rebensaftes (sowie der Trinkfestigkeit des österreichischen Kanzlers) zustande gekommen sei.

DAS LEBEN AM PRATERSTERN

Die Sommerspiele Melk werden in ihrer 65. Spielzeit ab 18. Juni zum Verkehrsknotenpunkt großer und kleiner Lebensgeschichten.

Berührende Alltagsgeschichten

Monika Helfer und Michael Köhlmeier haben für die Sommerspiele Melk 2025 das Schauspiel „Praterstern – Szenen aus unserem tragikomischen Leben“ geschaffen. „Mit leichtfüßigen Dialogen entwerfen die Autoren einen Bilderbogen voll Alltagsgeschichten, die uns den Blick auf das Leben schärfen. Und sie erzählen so unaufgeregt und feinfühlig, dass man nicht anders kann, als mit ihren Figuren und deren Besonderheiten, kleinen Schwächen und Ticks zu sympathisieren“, schwärmt Intendant Alexander Hauer.

Wilde Tagträume

Die diesjährige Musikrevue „Dream on – Ein kleines bisschen Glück“ entführt in der Praxis einer Expertin für Traumdeutung in die kunterbunte Welt der Traumanalyse, in der gar Sigmund Freud höchstpersönlich auftaucht und 40 Hits aus acht Jahrzehnten mit Ohrwurmgarantie für beste Laune sorgen.

„Praterstern – Szenen aus unserem tragikomischen Leben“

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

Bei der bereits dritten Ausgabe von „Kabarett unter Sternen“ aus der Wachauarena versammelt Gastgeber Gerald Fleischhacker die heimischen Kabarettgrößen Carolina Athanasiadis, Berni Wagner, Chrissi Buchmasser und Benedikt Mitmannsgruber um sich. Ina Regen macht am 16. Juli auf ihrer Geburtstagstour Halt, das kongeniale Duo Simon Schwarz & Manuel Rubey unterhält mit ihrem Live-Podcast am 30. Juli und Federspiel feiern am 13. August ihren 20. Geburtstag mit ihren Lieblingsstücken. Zudem können im Juli junge Theaterfans im Rahmen des Theaterworkshops „Lasst uns träumen“ Bühnenluft schnuppern. Ein Traum!

„Dream on – Ein kleines bisschen Glück“

FESTIVALSOMMER IM HERZEN DER STADT

Ob auf der grünen Wiese, im Museumshof oder zwischen Bücherregalen – von Juni bis September sorgen unterschiedlichste Veranstaltungen von Lese-Spaß über Musik bis zu Straßenkunst für Urlaubsflair und Unterhaltung in St. Pölten.

FESTIVAL DER BIBLIOTHEKEN

BAROCK FESTIVAL

Büchereien bieten nicht nur Lesestoff, sondern sind lebendige Treffpunkte. Das erste Bibliotheken Festival bietet mehr als 200 Programmpunkte an über 90 Standorten. Auch in der Stadtbibliothek St. Pölten stehen acht abwechslungsreiche Veranstaltungen für die ganze Familie auf dem Programm. Darunter ein MarioKart-Turnier, das Programmieren fahrender Roboter, ein Meeresabenteuer für die Kleinsten sowie ein Workshop über Ötzi und die Geheimnisse der prähistorischen Welt.

2025 steht im Zeichen der vier Elemente: Erde, Wasser, Feuer und Luft. Unter der künstlerischen Leitung von Alois Mühlbacher erwartet das Publikum ein enorm vielseitiges Programm, das Musik, Tanz, Literatur und Kunst verbindet. Zum Eröffnungskonzert konzertieren das Orchester Wiener Akademie und Countertenor Bejun Mehta mit Werken von Händel im Dom. Weitere Highlights sind eine Lesung mit Michael Köhlmeier, ein Barocktanz-Workshop sowie eine Barocklounge mit elektronischer Musik.

Das FeSTPval holt am Freitag, 25. Juli wieder Bands aus der Region in das Rampenlicht auf die Bühne am Ratzersdorfer See. Mit Acts wie Lukascher, Lost Individual, Mert Cosmus, Roman James, Copperwell, Cheek Dakota, Just Some Strangers und DJ Skarlatan ist das Programm gewohnt vielfältig und genreübergreifend. Festival-Feeling mit Strohhut ist auch am Samstag, 26. Juli beim Summer Blues Festival mit den Größen Peter Kern, Al Cook &Band, Roger C. Wade und der Mojo Blues Band garantiert.

19. BIS 28. JUNI
2. BIS 8. JUNI
25. UND 26. JULI

Für drei Tage wird der barocke Innenhof des Stadtmuseums mit je zwei Konzerten von Donnerstag bis Samstag zum Treffpunkt der Jazz-Szene St. Pöltens. Das Programm der künstlerischen Leiterin Viola Falb garantiert einmal mehr Jazz in all seinen Varianten und Farben von heimischen und internationalen Größen. Den Anfang macht die junge, österreichische Band Slowklang mit Armina Bouroyen, Robin Gadermaier und Robert Unterköfler. Bei Schlechtwetter finden die Konzerte im Freiraum statt.

FESTIVAL DER STRASSENKUNST

DOMPLATZ OPEN AIR

Am ersten Septemberwochenende verschmelzen Comedy, Magie, Musik, Theater und Akrobatik beim Straßenkunstfestival Bravissimo zu einem Spektakel der Superlative. Gegen ein kleines Hutgeld warten an den zwei Veranstaltungstagen Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt mit abwechslungsreichen und kunstvollen Vorführungen an verschiedenen Showspots. Bravissimo macht die ganze Innenstadt zu ihrer Bühne. Zudem sorgt ein buntes Rahmenprogramm mit weiteren Highlights für Unterhaltung.

Nach zwei umjubelten Ausgaben geht das stimmungsvolle Domplatz Open-Air in die nächste Runde und verspricht erneut ein musikalisches Highlight unter freiem Himmel. Vor der beeindruckenden Kulisse des Doms wird das Tonkünstler-Orchester unter der Leitung von Lorenz Aichner einen Abend um das Thema Wein gestalten. Mit dabei sind auch die Sopranistin Miriam Kutrowatz, der Tenor Robert Bartneck, 5/8erl in Ehr‘n und die Kaiser Musikanten sowie die Schauspielerin und Sängerin Katharina Straßer.

VERANSTALTUNGSTIPPS

Frequency

13. bis 15. August

VAZ St. Pölten

„Art Session STP“

19. bis 22. Juni

Glanzstoff Hallen

Sommer Theater Park

4. Juli

Queen – Ballett Open Air

13. Juli Wunschkonzert

20. Juli Sommernachtsgala

Weitere Veranstaltungen finden Sie unter events.st-poelten.at

Stadt-Land-Fluss

13. & 14. Juni

Regierungsviertel und Kulturbezirk

Jazz im Park

13. bis 15. Juni Sparkassen-Park

www.facebook.com/stpoelten www.instagram.com/st.poelten www.twitter.com/st_poelten

KOLUMNE

DAS SCHNELLE GELD

Wie oft haben Sie im Internet schon Nachrichten von fremden, aber auffallend attraktiven Personen bekommen? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen – wurde aber dann doch neugierig. Mir war klar, dass es sich um irgendeine Form von Online-Betrug handeln musste. Und ich wollte wissen, wer da wirklich am anderen Ende der Leitung sitzt. Also begann ich zu recherchieren –und war schockiert über das, was ich herausfand. Denn die Betrüger, die hinter den vermeintlichen Schönheiten stecken und in schmeichelnden Chatnachrichten Liebe und das schnelle Geld versprechen, sind oft selbst Opfer einer noch perfideren Masche.

Ich habe mit einigen dieser OnlineScammer gesprochen: Viele von ihnen wurden mit angeblich lukrativen Jobangeboten in geheime Städte im Dschungel Südostasiens gelockt. Orte, die einzig dem industrialisierten Online-Betrug dienen. Die Überlebenden dieses Systems, meist Afrikaner, Asiaten oder Araber, berichten von Zwangsarbeit, 16-Stunden-Schichten und Folterkammern. Sie werden ausgebeutet, um ein Geschäftsmodell zu erhalten, das Schätzungen nach weltweit einen Umsatz von bis zu 500 Milliarden Euro einbringt. Zum Schluss noch ein guter Rat – er stammt von den Scammern selbst: Wenn Sie von einer völlig fremden Person im Internet angeschrieben werden, antworten Sie besser nicht. Blockieren Sie den Kontakt. Es könnte Sie sonst Ihr Vermögen kosten. Dem Protagonisten meiner Geschichte, einem Wiener Chirurgen, ist genau das passiert: Er hat an einen Scammer fast 300.000 Euro verloren.

GONDELN AM TRAISENSTRAND

StadtLandFluss war 2019 das erste Ausrufezeichen St. Pöltens letztlich gescheiterter Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt. Ein vor allem starkes Statement, dass die heimische Szene im Programm eine wichtige Rolle spielen müsse. Im Zuge des „Nachfolgeprojekts“ Tangente konnte dieser Anspruch 2024 zwar nur bedingt erfüllt werden, StadLandFluss ragte aber als gelungene öffentlichkeitswirksame Kooperation zwischen öffentlicher Hand und heimischer Kulturszene heraus,

so dass allen klar war: Es muss weitergehen, auch im „großen“ (budgetären) Rahmen. In Kooperation mit dem Festspielhaus verwandeln die Kuratoren Andreas Fränzl und Klaus Urban daher heuer gleich an zwei Tagen, 13. und 14. Juni, das Regierungsviertel (samt Garage), den Kulturbezirk, den Klangturm und den Museumsgarten wieder zum chilligen Festivalgelände für Konzerte, Performances, Formate der Freien Szene, Familienprogramm u. v. m. Programm: www.festspielhaus.at

DSO EIN SCHMARRN

as heißt es ab sofort in der Kremsergasse in St. Pölten, und es ist durchaus positiv und im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen: So hat die Austrian Fastfoodkette Kaiser’s, wenn wir es so formulieren dürfen, eröffnet und bringt – nomen est omen – ab sofort Kaiserschmarren in den verschiedensten Variationen unters hungrige Volk. Wohlgemerkt bedacht auf österreichische Zutaten und Nachhaltigkeit. Die Story hinter der Marke ist beeindruckend. 2021 hob Firmengründer Oliver J. Jalloul die erste Filiale in Wien aus der Taufe, mittlerweile sind es 22 geworden –sogar den Sprung nach München hat man geschafft. „So ein Schmorrn“ würden die Bayern sagen, wir in St. Pölten sagen ab sofort guten Appetit!

BÜHNENMENSCH.

„BIS JETZT WAR’S EIGENTLICH ZIEMLICH LEIWAND …“

Christian Deix ist seit vier Jahrzehnten im Showbusiness.

Sie war ein Riesen-Erfolg, die knallig bunte Zeitreise in die 1980er: Mit Glitzer, Vokuhilas, grandiosen Vibes und besten Kritiken glänzte „Bring me Edelweiss“, die Frühjahrsproduktion im Wiener Metropol. „Die Vorstellungen waren immer ausverkauft“, sagt Christian Deix. Mit zwölf neuen Songs ließ der Musiker und Komponist im Nostalgie-Musical die wilden 80er auferstehen, darunter mit „Prominent“ auch seine persönliche Hommage an Falco. Die 1980er. Das waren fantastische, aufregende Jahre. Auch in St. Pölten.

Rückblick: Ab Mitte der 1980erJahre geht’s los mit der „Hauptstadtwerdung“ – St. Pölten soll sich in NÖ zum Zentrum mausern. Und, ja, kulturell startet die Stadt durch, St. Pöltens Musikszene wird eine starke Nummer in Österreich (zur Opus-, STS-, Wilfried-, Bukowski-Zeit!). Mittendrin und ganz vorn dabei: Espresso, mit Frontman Christian Deix, Jahrgang 1964. Schon „Say“, die erste Single der jungen Musiker, klettert auf Platz drei der AustroHitparade. „Take it all down“ ist Nummer eins in den Austro-Charts und wird für den Pop-Amadeus nominiert, „Why don’t you listen to my music“ klettert auf Platz zwei der Ö3-Hitparade. Musik & Text: Christian Deix. „Uns sind in Wien alle Türen offen gestanden, wir wurden auch unterstützt von Ö3 – bis Mitte der 90er, da verbannte Ö3 die Österreicher aus seinem neu formatierten Programm.“

Eingestiegen in die Welt der Popmusik ist Espresso Ende 1985. „Wir haben überlegt, wie wir uns nennen. Mein Blick ist auf eine schöne glänzende Kaffeemaschine gefallen – das ... sagt Christian Deix, Musiker, Songwriter, Schauspieler, Autor und Bühnenmensch über sein abwechslungsreiches Künstlerleben. So richtig begonnen hat er damit vor 40 Jahren in St. Pölten.

CHRISTIAN DEIX

SCHAUSPIELER. Christian Deix ist seit Jahren auch als Darsteller erfolgreich.

war’s“. Espresso hat damals viele Bühnen gerockt – schon das erste Konzert der Band, 1986, war ausverkauft. „Wir haben vor über 300 Leuten im Kuckucksnest gespielt. Meine Mutter ist an der Kassa gesessen und hat begeistert Tickets verkauft.“ Erzählt Christian Deix bei Kaffee und Torte am Herrenplatz. „Heute ist der Geburtstag meiner 2015 verstorbenen Mutter, da besuche ich immer ihr Grab.“ Sonst hat er nicht mehr viel Bezug zur Stadt, in der er in die Schule gegangen ist, seine musikalische Karriere gestartet hat und in den ersten Privatradios zu hören war: „Hie und da treff‘ ich noch Freunde von anno dazumal.“

Junges Musiktalent

Erste Bühnenerfahrung machte Christian Deix schon sehr früh: als Achtjähriger spielte er den Weihnachtsmann in der KinderhortWeihnachtsshow: „Ich hab‘ damals schon keine Angst vor Auftritten gehabt.“ Mit zwölf trat er mit den NÖ Tonkünstlern in „Carmina Burana“ auf. „Ich hatte zwar einen Vierer in Musik, weil ich mich beim Transponieren verhaut hab‘, aber ich war der Einzige in der Klasse, der singen konnte – also hat man mich ausge-

wählt.“ Christian Deix war dann Mitglied im Jugendensemble des Domchores, trat als Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger mit verschiedenen Bands auf. Die Instrumente hatte er autodidaktisch erlernt. Als erstes nahm er die Ziehharmonika seines Bruders Manfred zur Hand. Viele Jahre später erreichten die DeixBrüder mit ihrem gemeinsamen musikalischen Projekt „Deix & Die Good Vibrations Band – Musik aus Ameriga“ eine Goldauszeichnung für 25.000 verkaufte CDs/LPs in

MUSIKER. Am Anfang stand „Espresso“, heute ist Deix als Sänger aktiv, schreibt Musik für Kollegen, Musicals etc.

Österreich. Manfred Deix, Österreichs wohl berühmtester Karikaturist und 15 Jahre älter als sein Bruder, war Förderer und Unterstützer von Christian: „Manfred war ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben.“ Als der kleine Christian allerdings einmal seinen Eltern mitteilte, dass er Schauspieler werden wollte, bekam der Ältere einen Lachanfall. Christian Deix: „Er hat nicht mich ausgelacht. Er hat sich darüber lustig gemacht, dass auch das zweite Kind meiner Eltern auf die schiefe Künstler-Bahn geraten will.“

Schauspieler, Sänger, Komponist

Und so ist es dann auch gekommen. 2008 hatte Christian Deix sein Bühnendebüt als Schauspieler und Sänger in der Musical-Comedy „Ti Amo“ im Wiener Metropol. „Da gab es vier Fortsetzungen bis 2022, das haben über 50.000 Leute gesehen.“ Der Beginn war allerdings nicht einfach, „ich wollte schon aufgeben. Ich habe eine Putzfrau in High Heels gespielt und damit auch tanzen müssen.“ Erfolgreich. „Er hat dabei sogar die Zigarette wie eine Frau gehalten“, verrät Ehefrau Beatrix. Christian Deix spielte außerdem einige Jahre beim Kultursommer Laxenburg unter der Intendanz von Adi Hirschal. Von 2017 bis 2023 schrieb er gemeinsam mit seinem Freund und Co-Autor Olivier Lendl insgesamt sechs musikalische Komödien, die für volles Haus sorgten.

Seit 2012 ist Christian Deix mit der Italopop-Formation „Insieme“ auf Tour, auch heuer im Sommer, unter anderem am 30. Juli in Grafenegg im Wolkenturm. Er schreibt

ESC – STP

Klingt doch gut. Da gäbe es zwei Milliarden Gründe, warum der Eurovisions Song Contest 2026 nicht in St. Pölten stattfinden kann. Und einen heftigen Grund dafür, dass St. Pölten das schafft: Wir wollen es, wünschen es.

Statistisch gäbe es uns nicht, dass wir das lesen können, grenzt mit 99,9 Prozent periodisch an die Unwahrscheinlichkeit.

Wir wollten Kulturhauptstadt sein, dann stemmen wir auch den Song Contest in St. Pölten.

Ich habe meine Frau 2011 kennengelernt, weil ich 2005 es aufschrieb, konkret so, wie sie jetzt ausschaut, riecht und lacht. Und schimpft. Doch hätte sie von Anfang an nicht geschimpft, säße ich nicht hier mit Buchstaben aus der Füllfeder. Österreich macht 2026 den Song Contest, weil „unser“ JJ Johannes Pietsch daran geglaubt hat. Nie hat er Gründe gesucht, die dagegen sprechen. Er hat der Stimme seiner Seele geglaubt und mit ihr gesungen, hat ehrlich gesagt, was er fühlt, ohne herumhüpfende Requisiten aus Fleisch, Blut und Schenkel im urcoolen, ultramega Lichtgedudel.

JJ hat sich hingesungen zum Erfolg, daran geglaubt, sich festgehalten einzig an seinem Herz. Wir haben in STP knapp 60.000 Menschen, also wird es genügen, wenn wir unsere Herzerl zusammenhängen wie Spielzeuglokomotiven, so mit süßem Gsichtl, Nase, Mund und tut! tut! dampf! dampf! Von der Frau Traisen das Wasser zum Dampfmachen, die Jause aus der Innenstadt. Die Energie aus dem Baucherl, aus dem Himmel, aus der Liebe zu uns, zur Musik. Die dunklen Wolken, wir pusten sie weg und drehen hinter Stattersdorf die Sonne auf. STP – ESC – 2026.

„BIS JETZT WAR’S
Ich würde gerne in einer Film- oder Fernsehproduktion mitwirken. Das würde mir sicherlich liegen.
CHRISTIAN DEIX

Musik, zum Beispiel für die deutsche Moderatorin und Sängerin Inka Bause. „Sie hat schon als Teenie-Star in der DDR reüssiert und hat jetzt ein neues Album anlässlich ihres 40jährigen Bühnenjubiläums herausgebracht. Sechs Songs – unter anderem die erste Singleauskopplung „Gute Laune“ – sind von mir.“

Und Christian Deix präsentiert sich auch als Solo-Künstler. Vor vier Jahren veröffentlichte er das Lied und das Musikvideo „Ohne di“. Die Liebeserklärung an seine Frau Beatrix war sofort bestplatzierter Newcomer-Song auf Radio NÖ. „Die Komposition entstand aus einem Gefühl, von dem ich mich habe leiten lassen.“ Grundsätzlich sind die Lieblingssongs des komponierenden Musikers jene, die in kürzester Zeit entstehen, „fast so, als würde sich alles von selbst ergeben. Da muss man dann als Komponist einfach zugreifen und hoffen, dass man nichts vergisst. Oft ist die Stimmung des ersten Moments die richtige und wahrhaftige.“

Entwicklung im Musik-Business Warum aber werden überhaupt noch Alben oder CD’s produziert? Läuft nicht sowieso alles über Streaming-Dienste?

„Mir hat seinerzeit das Medium CD schon nicht gefallen“, sagt Christian Deix, „eine LP hingegen ist ein Gesamtkunstwerk.“ Die Entwicklung von Napster bis Spotify seit den 90er-Jahren findet der Künstler furchtbar. „Warum soll Musik gratis sein? Der Aufteilungsschlüssel der Streamingplattformen ist lächerlich. Das Einzige, wovon du leben kannst, ist live spielen.“ Video, CD und Vinyl seien eigentlich teure Werbespots vor einer Tournee. „Jeder kann alles im Homestudio zusammenschustern. Aber wenn es professionell und gut werden soll,

musst du vorinvestieren.“ Zum Verfall des Musik-Business tragen dann noch KI-generierte Songs bei. „Wer soll noch erkennen, was Realität ist oder nicht – die Entwicklung find‘ ich beängstigend. Ich bin froh, dass ich nicht mehr 25 bin.“

Aber noch jung genug, um neue Pläne Realität werden zu lassen. „Ich geh‘ mit der Idee schwanger, mit einem Solo-Programm auf die Bühne zu kommen, mit einer Mischung aus Musik und Theater. Erste Gehversuche waren ein Erfolg, aber ich habe ziemlichen Respekt vor den Kabarett-Kollegen.“ Außerdem möchte Christian Deix eine spezielle Platte gestalten, „wo klassisch und rockig und funkig dabei ist – aus jedem Dorf ein Hund.“ Und noch einen Traum hat MultiTalent Christian Deix: „Ich würde gerne in einer Film- oder Fernsehproduktion mitwirken. Das würde mir sicherlich liegen.“ Und das Leben soll leiwand weitergehen …

LEBENSMENSCH. Mit Beatrix ist Christian Deix seit mehr als 20 Jahren verheiratet.
KOLUMNE ROUL STARKA

„IN VIER, FÜNF MONATEN OHNE FUSSBALL HABE ICH

AM MEISTEN GELERNT“

Das historische Doppel gab’s noch nie: Beim Hamburger SV sind sowohl die Männer (nach sieben Jahren) als auch die Frauen (nach 13 Jahren) in die Bundesliga aufgestiegen. Die Frauen bekennen sich zur Entwicklungsarbeit und haben deswegen die Ex-St. Pöltnerin Liése Brancão verpflichtet.

NEXT LEVEL. Liése Brancão hat nach ihrem Abgang beim SKN eine spannende Aufgabe beim HSV vor sich.

Sieben Meistertitel, sechs Cupsiege, drei Mal in der Champions-League-Gruppenphase – achteinhalb Jahre, oder 229 Spiele lang war Liése Brancão Trainerin des SKN St. Pölten. Knapp vor Weihnachten zog die Brasilianerin trotz Tabellenführung selbst einen Schlussstrich. „Ich hatte keine Energie mehr“, blickt sie im Gespräch mit dem MFG-Magazin zurück. „Ich habe 25 Jahre lang immer nur daran gedacht, wie ich das nächste Spiel gewinnen kann.“ Zunächst als Spielerin (bis 2014), dann als Trainerin. Den SKN hat sie gemeinsam mit Langzeit-Präsident Wilfried Schmaus von einem Amateurverein zu einem europäischen Top-Klub

gemacht. Mehr als die Hälfte der Spielerinnen vom aktuellen österreichischen A-Nationalteam standen zumindest eine Zeit lang unter ihren Fittichen. Genau deswegen hat sie der deutsche Bundesliga-Aufsteiger HSV geholt. „Liése hat in den vergangen Jahren eindrucksvoll gezeigt, dass sie Teams nachhaltig weiterentwickeln kann“, sagt Saskia Breuer, die Koordinatorin Frauenfußball beim HSV, „ihre fachliche Kompetenz, ihre klare Spielidee und ihre authentische, offene Art haben uns überzeugt.“

57.000 Fans im Pokal-Halbfinale „Ich wäre auch dorthin gegangen, wenn sie in der 2. Bundesliga ge-

blieben wären“, sagt Brancão. Das war nach ihrem ersten Besuch vor Ort klar: „In Hamburg leben alle für den HSV, egal ob die Männer oder die Frauen spielen, oder die Basketballer.“ 57.000 Fans pilgerten zum DFB-Pokal-Halbfinale der Frauen gegen SV Werder (1:3 nV) ins Volksparkstadion. Nicht zuletzt deswegen dürfen die Frauen nun auch alle ihre Bundesliga-Spiele im Stadion austragen, gerechnet wird mit einem Schnitt von 5.000 bis 6.000 Fans.

Brancãos Batterien sind zwischenzeitlich voll aufgeladen. Ein Besuch mit ihrer Familie bei ihrer Mutter in Novo Hamburgo ist sich auch ausgegangen. Und sie hatte ausreichend Zeit, um zu reflektieren: „In vier, fünf Monaten ohne Fußball habe ich am meisten gelernt.“ Natürlich ist der HSV in die Bundesliga gekommen, um zu bleiben. Dennoch hat die Entwicklungsarbeit bei den Hanseatinnen Vorrang. „Ich werde zunächst einmal Bewegungsfreiheit schaffen. Die jungen Spielerinnen sollen lernen, dass sie Fehler machen dürfen. In den ersten drei Monaten werden wir vielleicht noch nicht allzu viel gewinnen“, weiß Brancão. Die UEFA-Pro-Lizenz macht sie „nebenbei“ als einzige weibliche Trainerin neben einem Dutzend Trainern beim ÖFB fertig. In der Bundesliga muss sie keine „Pionierarbeit“ leisten, da ist sie neben Friederike Kromp (Werder), Britta Carlson (1. FC Köln) und Ailien Poese (Unin Berlin) die vierte Frau.

ZUM HÖREN

Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Maximilian Reichl (von links nach rechts)

Das Album von SYML aus Seattle ist sein bisher klarstes Werk. Selbst geschrieben, aufgenommen und produziert, ist es von der Überzeugung getragen, dass das Leben ein Widerspruch ist. Auch wenn er den Verlust akzeptiert, heißt er andere mit Melodien, Texten und Slide-Gitarre in seiner antioptimistischen Bubble willkommen. Die Musik bleibt akustisch, cinematisch und intuitiv. Songs hart am Kitschklischee, aber nicht übertrieben.

REVENGESEEKERZ

JANE REMOVER

Mit ihrem neuen Album machen die amerikanischen DigicorePioniere eine komplette Kehrtwende und kehren zu ihren Wurzeln zurück. Mit viel technischem Geschick arrangieren sie die Songs auf Revengeseekerz und verwandeln Explosionen in Feuerwerke. Die Songs sind laut, die Snares knallen und der Gesang ist voller Swagger. So kann eine neue Evolutionsstufe des Hyperpop klingen.

ZUM SCHAUEN

Manshee | C. Schumacher

DIE VORKOSTERINNEN

SILVIO SOLDINI

Eine Gruppe Frauen wird 1943 zwangsverpflichtet, um Hitlers Essen vorzukosten. Die Situation eskaliert, als im Sommer 1944 das Attentat von Stauffenberg fehlschlägt und drakonische Maßnahmen die Folge sind. Da das nächste Attentat mit Gift erfolgen könnte und die Frauen in Lebensgefahr schweben, müssen sie einen Weg finden, um sich vor dem Tod zu retten.

KARATE KID: LEGENDS

JONATHAN ENTWISTLE

Li Fong (Ben Wang), ein Kung-Fu-Talent, muss sich nach einem Umzug nach New York behaupten. Unterstützt von Mr. Han (Jackie Chan) und Daniel LaRusso (Ralph Macchio) lernt er, Karate und Kung-Fu zu vereinen. Die Story ist eine Hommage an die alten Teile und vor allem die Chemie der Darsteller und die dynamischen Kampfszenen überzeugen.

PERFORMING BELIEF

Welche Muse auch immer den Drummer der US-Alternative-Rockband „Big Thief“ da am Krawattl gepackt hat – ihre Kraft war höchst transformatorisch. Und so schüttelt, nein, pfeffert Krivchenia (gemeinsam mit zwei Bassisten) aus weit hochgekrempelten Ärmeln die MUsikalischen Imperative jenes Labels, auf dem dieses Album erschienen ist: Rhythmusgetrieben, verschachtelt, naiv verspielt und angenehm chartuntauglich.

SUPERSTYLIN´

DANNY BYRD, SIGMA UND BASSLAYERZ REMIX

Sigma, Danny Byrd und BassLayerz haben sich für ein Knaller-Rework von Groove Armadas „Superstylin’“ zusammengetan. Mit Vocals von MC $pyda und Blu Bomma zollt dieser Remix einer der langlebigsten Hymnen der elektronischen Musik Tribut. Die Uptempo-Gewöhnung tritt schon nach wenigen Sekunden ein, die kristallklare Produktion trägt das ikonische Patois-Vocal elegant und makellos.

ZUM SPIELEN

Christoph Schipp

CLAIR OBSCUR: EXPEDITION 33

SANDFALL INTERACTIVE

Das Game bietet eine packende Story, starke Charaktere und ein innovatives, rundenbasiertes Kampfsystem. Die surreale Welt und atmosphärische Inszenierung sorgen für ein intensives Erlebnis. Trotz kleiner technischer Schwächen überzeugt „Clair Obscur: Expedition 33“ durch seine Originalität und Qualität. Ein absolutes Muss für Rollenspielfans.

DOOM: THE DARK AGES

ID SOFTWARE

„Doom: The Dark Ages“ verspricht ein düsteres, mittelalterliches Setting mit klassischer Doom-Action. Die Kombination aus altertümlicher Ästhetik und brachialem Shooter-Gameplay bringt frischen Wind in die Serie. Mit neuen Waffen, brutalen Finishern und einer dichten Atmosphäre bleibt es den Wurzeln treu und erweitert das Doom-Universum.

PINK FLOYD AT POMPEII MCMLXXII

PINK FLOYD

Nach über 50 Jahren wurde der gleichnamige Konzertfilm neu aufgelegt. Dazu erscheint das Prachtwerk nun nebst Download auch auf CD und Vinyl, tontechnisch brillant auf Vordermann gebracht. Selbst ohne die bewegten Bilder handelt es sich um einen psychedelischen Trip der Sonderklasse einer Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Set the Controls for the Heart of the Sun. Gänsehautfördernd!

SOMETIMES POSSESED

LAUNDROMAT CHICKS

Sometimes Possessed klingt wie ein verregneter Nachmittag. Ruhig und gefühlvoll. Die österreichische Band Laundromat Chicks verbinden die Indie-Szene mit 90s Nostalgie, gechillten Gitarren und ehrlichen Texten. Besonders der Song „How Do You Know“ bleibt im Herzen. Alles in allem ein perfektes Album für Menschen, die gerne nachdenklich sind und zur Ruhe kommen wollen.

ZUM LESEN

H. Fahrngruber | M. Müllner

POP-UP-PROPAGANDA

IRINA RASTORGUEVA

Wahrheiten verdrehen, Täuschungen perfektionieren und Lügen wiederholen, bis eigene Gedanken ermüdet einknicken: In Russland haben es professionelle Progagandamethoden geschafft, die öffentliche Meinung nach der Vorstellung der autoritären Staatsspitze zu manipulieren. Vorläufiger Tiefpunkt ist wohl das Neuwort für Krieg, die Militärische Spezialoperation.

ZUR VERTEIDIGUNG DER DEMOKRATIE

THOMAS MANN

Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und wird mit dieser Sammlung einschlägiger Werke („Politische Schriften“) als leidenschaftlicher Verteidiger der Demokratie wiederentdeckt: wie wenig selbstverständlich sie doch ist und wie sehr sie auch unseren Lebensstil ausdrückt, als Plädoyer für eine Gesellschaft der Pluralität.

HIGHLIGHT

VAZ St. Pölten

LYNYRD SKYNYRD

8. JULI Sweet Home St. Pölten – die US-Kultband Lynyrd Skynyrd macht im Rahmen ihrer Europatournee auch Station im VAZ St. Pölten. Mit einem Katalog von über 60 Alben, Milliarden von Streams, über 35 Millionen verkauften Platten weltweit, der Einführung des Hell House Whiskeys sowie Hits wie „Sweet Home Alabama“, „Call Me The Breeze“, „Simple Man“ uvm. bleiben die Mitglieder der Rock & Roll Hall of Fame, Lynyrd Skynyrd, eine kulturelle Ikone, die alle Generationen anspricht und noch heute jede Halle im positiven Sinne „zerlegt“. Support: Simon McBride

KINDER DES KRIEGES

LAUFEND Die neue Sonderausstellung befasst sich mit der Kindheit und Jugend vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unterschiedlicher Herkunft sowie deren Erinnerungsgegenstände: Sie bringen die Lebenswelten von damals auf persönliche und nachvollziehbare Weise näher.

MUSEUM NÖ | AUSSTELLUNG

MORRISSEY

5. JULI Als Leadsänger von The Smiths schrieb er mit nur vier Alben Musikgeschichte. Als Solokünstler hat er einen Sound geschaffen, der bis heute nachhallt und ihn zu einer der meistgefeierten Stimmen der letzten vier Jahrzehnte macht. Nun gastiert Morrissey im Rahmen seiner großen Sommertournee in der Raiffeisen Halle im Gasometer Wien.

GASOMETER | KONZERT

OLDTIMER- & TEILEMARKT

2. AUGUST Der Oldtimer- und Teilemarkt bietet Suchenden seit mittlerweile 40 Jahren die Chance, das heiß begehrte Stück zu ergattern, und ist deshalb zu einer der größten Veranstaltungen seiner Art in Europa geworden. Es warten Autos, Motorräder, Fahrräder, Teile, Zubehör, Automobilia, Literatur, Bekleidung, etc. aus allen Epochen. Eintritt frei!

VAZ ST. PÖLTEN | MARKT

VIER JAHRESZEITEN

13. JUNI Neuer Sound für einen Barock-Hit: Das Trio Cobario bringt eine eigene, kreative und hochvirtuose Version von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ auf die Bühne. In seiner Neufassung für Violine und zwei Gitarren gibt das international erfolgreiche Ensemble den vier weltberühmten Violinkonzerten ein frisches und gegenwärtiges Klangbild.

FRANZISKANERKIRCHE | KONZERT

MUSIK.STP FESTPVAL

25. JULI Das „musik.stp-Festival“, auch „FeSTPval“ genannt, holt im Sommer wieder Musikerinnen und Musiker aus der Region auf einer großen Festivalbühne vor den Vorhang. Zum 5-jährigen Jubiläum darf man sich auf Lukascher, DJ Skarlatan, Cheek Dakota, Just Some Strangers, Lost Individual, Roman James, Mert Cosmus und Copperwell freuen.

RATZERSDORFER SEE | FESTIVAL

AVEC

7. AUGUST Auf ihrer großen Europa-Tournee mit neuem Album kommt AVEC ins Open Air Kino des Cinema Paradiso. Egal ob reduzierter Folkpop nur mit Stimme und Gitarre, Indie mit feinen Elektrosounds oder entrückter Dream Pop – AVEC kreiert ihren eigenen, außergewöhnlichen Klangkosmos. Und über allem schwebt ihre herausragende Stimme.

RATHAUSPLATZ | KONZERT

13. + 14. JUNI Zum Saisonabschluss präsentiert das Festspielhaus die neue Produktion des Kollektivs Circus Baobab: Yongoyély ist das mutige Ergebnis einer intensiven künstlerischen Zusammenarbeit des Regisseurs Yann Ecauvre mit einer Gruppe von außergewöhnlichen jungen Künstler:innen aus Guinea – darunter Akrobat:innen, Tänzer:innen und Sänger:innen.

FESTSPIELHAUS |

16. JUNI Die legendäre R&BSängerin und Grammy-Gewinnerin Macy Gray kommt im Rahmen ihrer „On How Life Is 25th Anniversary Tour“ nach Wien und wird ihre größten Hits performen. Mit ihrer temperamentvollen Stimme, ihrem unerschütterlichen Soul-Gespür und ihrem funkigen Temperament versteht es Gray, die Kraft der Musik zu nutzen.

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

FR 10.10.25 // 19:30 OMAR SARSAM

SA 11.10.25 // 20:00 THE CHIPPENDALES

SA 08.11.25 // 19:30 MANUEL RUBEY & SIMON SCHWARZ

FR 21.11.25 // 20:00 FALCO IN CONCERT

FR 19.12.25 // 18:00 SINGLE BELLS

Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop

CIRCUS BAOBAB
MACY GRAY

AUSSENSICHT

ST. PÖLTEN MUSS DAS BUDGET KONSOLIDIEREN – ABER WIE?

GEORG RENNER

Der Wilhelmsburger ist freier Journalist und betreibt den Podcast „Ist das wichtig?“.

„Es braucht einen transparenten Prozess, wie es jetzt weitergehen soll.“

Ich hätte ja aus dem Bauch heraus gleich einige Ideen, wie man das marode St. Pöltner Budget entlasten könnte. Ganz weit oben stünde da z. B. die Frage, warum man anbetrachts der gewaltigen Finanzlücke unbedingt weiter die Promenade umbauen muss, statt das zumindest zu verschieben, meinetwegen auf St. Nimmerlein.

Unangenehmerweise ist der Bauch in aller Regel ein schlechter Ratgeber, wenn es um eine Budgetsanierung geht. Klarerweise hat jeder von uns eine Meinung dazu, welche Leistungen, Investitionen oder Förderungen der Stadt gleich einmal als erstes eingespart werden müssten.

Die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ hoch, dass wir da jeweils einen ganzen Rattenschwanz übersehen würden, sagen wir bei einem Straßenumbau: Langfristige Verträge mit den Firmen zum Beispiel, deren Storno Pönalzahlungen nach sich ziehen würde – oder geplante Leitungserneuerungen, die sowieso durchgeführt werden müssen und die man beim Umbau kostenschonend gleich mitnehmen kann.

Einen solchen Rattenschwanz haben so gut wie alle Posten in öffentlichen Budgets. Genau deswegen braucht es weniger Zurufe von außen, was man jetzt alles streichen muss, und mehr Expertise Dass die Stadt sich jetzt Beratung vom KDZ geholt hat, ist ein guter erster Schritt zur Konsolidierung des Budgets – aber eben nur das.

Als nächstes braucht es einen transparenten Prozess, wie es jetzt weitergehen soll: Die Gemeinde sollte von sich aus alle Überlegungen und Spardebatten öffentlich führen – statt verschämt in Hinterzimmern herumzudrucksen und dann vollendete Tatsachen zu produzieren gehört die Frage, was St. Pölten sich noch leisten kann, in den Gemeinderat und damit in die Öffentlichkeit.

Also: Klarheit schaffen und Bürgerinnen und Bürgern offen legen, welche Projekte wie viel kosten und wo welcher Rattenschwanz dranhängt. Dann, wenn es eine Liste mit Preisschildern gibt, ganz klar benennen, warum man was konkret streichen will – und was behalten. So wird aus dem Budgetdesaster am Ende noch eine Übung in Demokratie. Und das ist immerhin auch etwas wert.

JAKOB WINTER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Digitalchef beim „profil“.

„Die Zeit für Geschenke ist vorerst vorbei.“

Ein großer Teil der Gemeinden ist budgetär derart blank, dass etwa Waidhofen/Ybbs Pläne wälzt, den Gemeinderat von 40 auf 31 Mitglieder zu verkleinern, auch der Verkauf von Gemeindewohnungen ist eine Option.

Die Einnahmen stagnieren, die Abgaben ans Land –etwa für Spitäler – steigen unentwegt. Und die DreierKoalition kam dann doch wieder von dem Plan ab, die Grundsteuer nach vielen Jahrzehnten einmal zu erhöhen, sie fließt in die Gemeindekassen. Ein Fehler!

Die Kommunen müssen ihre Budgets vorerst anders in den Griff bekommen. Zur Schicksalsgemeinschaft der Budgetsanierer gehört auch St. Pöltens Stadtchef Matthias Stadler.

Ein kluges Sparpaket sollte die Lasten fair verteilen, neue Einnahmen und gekürzte Ausgaben kombinieren – und ein bisschen Symbolik schadet auch nicht. Bestes Beispiel: Wenn die Bundesregierung den Familien die Valorisierung der Beihilfen verwehrt, dann schadet es atmosphärisch nicht, wenn sie auch die Parteienförderung einfriert. Subtext: Wir sparen nicht nur bei euch, sondern auch bei uns. So ein Signal stünde St. Pölten gut. Der größte Budgetposten der Stadt ist das Personal. Die Nichtnachbesetzung von Pensionierungen ist eine vergleichsweise sanfte Einsparungsmöglichkeit, die aber nur langsam wirkt. Weniger Personal kann allerdings auch bedeuten, dass Bürgeranliegen länger liegen bleiben. Im besten Fall gelingt es der Stadt, die Personalkürzungen durch Digitalisierung auszugleichen. Spardruck kann manchmal auch die Innovation befördern.

Kurzfristig kann die Stadt nur sparen, indem sie Gebühren erhöht und Ausgaben kürzt. Neben Subventionen für Vereine und Kulturbetriebe könnte es auch Wirtschaftsförderungen treffen. Haben Sie gewusst, dass die Stadt Personalleasingfirmen 25 Prozent der Kommunalabgaben refundiert? Ziel der Übung ist offenbar, viele dieser Mitarbeiter-starken Betriebe in die Stadt zu locken. Mit genau solchen Geschenken minimieren Gemeinden aber ihre Einnahmen.

Und die Zeit für Geschenke ist vorerst vorbei.

SpezialEinsatz in St. Pölten!

GANGSTA RAPPER. Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und René Benko hat das Songcontest-Fieber gepackt. Als „Gangsta Rapper“ wollen sie am ESC 2026 teilnehmen und sind schon fleißig am Üben. In die nähere Auswahl kommen Klassiker wie „Küss die Hand Herr Kerkermeister“, „Tango Korrupti“, „Jailhouse Rock“ oder – fürs gehobene Publikum – der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“.

Z E U G N I S A K T I O N

Fr 27.6. | bis 18 Uhr

KARL LUDWIG-STRASSE 15/16

3100 St. Pölten, Fröstlgasse 1d/5 - 49,25 m² mtl. Miete inkl. BK o. HK € 382,82 | Kaution € 2.296,92 2-Zimmer-Küche | 1 OG | zentrale Lage

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