Luigi Mainolfi - Dune, paesaggi del corpo

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Personen. Sie kann die Gefühle und Gedanken harmonisieren, Informationen über interne mit ihr verbundene Organe erteilen, in Anbetracht dessen, dass es auf der Haut Beläge gibt, in denen sich die Reflexe der kosmischen Wellen wieder finden. In der Haut der Erde, die mit Scherben, Spalten und Brüchen bedeckt ist, lebt ständig ein Zeichen, ein Ausdruckscode, der uns diese Erkenntnisse mitzuteilen scheint, die das Leben mit seinem Freud und seinem Leid dort eingedrückt haben, aber auch jene nicht angehörten Stimmen voller Vorausahnungen, die aus dem Unterbewussten aufsteigen und Träume und Phantasien offenbaren. Auf diesen gebrochenen Oberflächen verlieren Raum und Zeit ihre objektiven Merkmale, um sich in einer Nähe-Ferne des Körpers auszudrücken, die trotz der vielen Bürgerkriege und Katastrophen auf der Erde ihre ausgezeichnete Verfassung feiern kann. Viele Werke sind anscheinend von unfruchtbaren und trostlosen Dünen bevölkert, die auch als Landschaften des Körpers und der Einsamkeit zu verstehen sind und eine von kleinen Hügeln bedeckte Wüste aufzeigen. Diese Hügel sind die oberflächliche Ausdehnung, unter der die Wirklichkeit zu suchen ist, indem eine Dimension der Beschwörung, der Andeutung, ein Schatz der Bilder, Erinnerungen und Wünsche, der typisch mediterranen Temperatur zu öffnen ist. Dies alles ist wahrscheinlich nicht weiter als das alchemische Rätsel, das diese technologische westliche Realität heute annullieren möchte. In der ismaelitischen Esoterik steht die Wüste für das äußere Sein, den Körper, die Welt, die blind durchlaufen wird, ohne die hinter den Erscheinungen versteckte Spiritualität wahrzunehmen. Der moderne Odysseus muss die Ferne des Mythos und das Fernsein der Natur kennen, es muss ein Forscher der Abwesenheit und der Ferne des wirklichen Lebens sein. Für Mainolfi jedoch ist es das gewählte Material, das die Bilder selbst erzeugt. Die Spalten, die Scherben, die Rillen werden so zu energetischen Eingebungen, die den Basreliefkörper – jetzt immer malerischer – durchtränken und den sensoriellen und sinnlichen Charakter der Erde hervorheben, die stets einen Sonnenfunken festhält. Manchmal bemerken wir, dass die Kerben, die sich von der Oberfläche abheben tatsächlich Frauenbrüste mit ihren aufrechten Brustwarzen sind, dem Symbol für Schutz, Mutterschaft und Sanftheit, Sicherheit und Fruchtbarkeit (die Milch ist die erste und unerlässliche Nahrung), Zuflucht und Erneuerungsversprechen. Wir wissen, dass die rechte Brust das Symbol für die Sonne und die linke für den Mond ist. Die Arbeiten des kaudinischen Bildhauers erscheinen uns also wie “geistige Räume”, die manchmal wie erneuerte Visionen der aktuellen Welt interpretiert werden: der Rückgriff auf die auch fabelhafte Vorstellung und die beschwörende Kraft einiger Bilder (Dune Harem, 2007) nähren einen feinen Dialog über die vielen Realitäten der Dinge. Im Mittelpunkt dieser Arbeiten steht jedoch nicht die apokalyptische Landschaft der Postmoderne als vielmehr die Idee der Zeit, die uns heute kräftig vorwärts treibt. Der Anblick der uns umgebenden Ruinen – wie Marc Augé meint – lässt uns die Existenz der reinen Zeit begreifen, die nicht jene ist, von der die Geschichtsbücher erzählen oder die uns die Restaurierungen versuchen zurückzugeben, sondern eine Zeit die “nicht datierbar ist und in unserer Welt der Bilder, der Scheinbilder und der Rekonstruktionen, in unserer gewalttätigen Welt fehlt, deren Trümmer nicht mehr die Zeit haben zu Ruinen zu werden”. Auch für Mainolfi ist die Ruine das Ergebnis der Zeit, von der man Erfahrungen sammeln muss. Walter Benjamin macht das Bruchstück und das Unvollendete zur unerlässlichen 25


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