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10 Jahre 35mm-Kino

| INTERVIEW |

SEIT MAI 2012 VERANSTALTET DER FILM E.V. JENA DAS ›35MMKINO‹ IM KINO IM SCHILLERHOF. Mit der Digitalisierung der Filmlandschaft ist analoges Filmmaterial zu einer Nische geworden. Diese Reihe hat sich zum Ziel gesetzt, das Wissen und die Technik für die Wiedergabe von 35mm-Film zu erhalten und analoge Filmgeschichte authentisch wiederzugeben. Tino Schmidt sprach mit Vivien Hotter und dem Initiator der Reihe Falko Bögelein (beide FILM e.V. Jena). 10 Jahre 35mm-Kino

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Glückwunsch! Gleich vorweg, was ist der Reiz am 35mm-Filmmaterial und welcher Film lief bei der ersten Vorführung?

FALKO: Danke! Analoger Film ist für mich etwas sehr lebendiges, weil jede Filmrolle eine Geschichte hat und ein Unikat ist. Seine physische Existenz fasziniert mich ungemein. Als erster Film lief am 02.05.2012 »Citizen Kane«.

Nach welchen Kriterien wird ein Film in die Reihe aufgenommen und wie wichtig sind Genres?

VIVIEN: Unser Gesamtkonzept, unsere Lust auf einen bestimmten Film und das Zielpublikum spielen eine Rolle bei der Auswahl, wobei Genres mal wichtiger sind und mal nicht. Das Filmmaterial liegt — sofern es überhaupt noch existiert — verstreut in öffentlichen und privaten Archiven. Wir haben also eine Idee und beginnen mit der Suche. Anders als beim heutigen Streaming gibt es keine zentralen Suchregister. Man muss also mühsam Archive durchforsten, Anfragen an Verleiher stellen oder Kontakte zu privaten Sammlern spielen lassen. Falko ist da Profi, ich würde ohne ihn im Nu verzweifeln. Und wenn wir Pech haben, gibt es den Film eben nicht.

Welche Vorstellung war die erfolgreichste und warum?

FALKO:: Ausverkauft waren »Pulp Fiction«, »Léon«, »The Rocky Horror Picture Show« und »Blade Runner«. Mein persönlicher Erfolg aber war der DEFA-Verbotsfilm »Denk bloß nicht, ich heule« mit 66 Besuchern, weil er durch zahlreiche aktive Empfehlungen einem jungen, neugierigen Publikum zugänglich gemacht wurde.

Die gezeigten Filmkopien sind nicht immer die besten. Gab es auch unerwartete Überraschungen?

VIVIEN: Klar, als wir zum Beispiel eine super intakte Kopie von »Tropic Thunder« zeigten, bei der niemand Probleme erwartete. Mittendrin gab es dann einen Filmriss und dabei ist der Film auch noch durchgebrannt. Verrückt.

Mit welchen Argumenten würdet ihr noch unwissende Kinogänger zur 35mm-Reihe locken?

FALKO: Wir zeigen alte Filme in der Form, wie sie ursprünglich ins Kino kamen. Das Material ist physisch greifbar und (Klassiker-) Kino hat durch das gemeinsame Filmerlebnis einen sehr sozialen Charakter. Nach der Vorstellung machen wir auch gern eine Führung. Ich bin immer dafür, Kunstwerke so auszustellen wie sie ursprünglich veröffentlicht wurden. Die Mona Lisa würde ich mir auch nicht digital anschauen wollen.

VIVIEN: Dito.

Was erwartet uns zum Zehnjährigen?

VIVIEN: Wir feiern mit der Gründung eines neuen Formats, dem »Retro-Sneak«. Für 3,30 € gibt es einen Überraschungsfilm. Soviel sei verraten: Es wird prickelnd und musikalisch.

Danke fürs Gespräch, gutes Gelingen und weiterhin viele gute filmische Ergüsse. (tis)

Die nächsten Filme im 35mm-Kino: 04.05.2022, 20 Uhr: »Retro-Sneak« 13.05.2022, 22 Uhr: »Retro-Sneak« 18.05.2022, 20 Uhr: Feuerpferde (1965) Kino im Schillerhof, Jena Infos unter: www.film-jena.de

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