0381 DEIN ROSTOCKER STADT-KULTURMAGAZIN
I BÜHNE
„MAN WIRD NICHT ALS FRAU GEBOREN, MAN WIRD ES”
Die Schauspielerinnen Sonja Hilberger und Sandra-Uma Schmitz haben sich gemeinsam mit Musiker Ralph Zedler auf eine erotisch-musikalische Suche begeben. Ab 18. März präsentieren sie ihr Stück FRAUEN in der Kleinen Komödie. Ulrike Kretschmer hat mehr erfahren …
S
chon lange trägt sich die Rostocker Schauspielerin und Regisseurin Sonja Hilberger mit dem Gedanken, einen Moritatenabend auf die Bühne zu bringen. Nun ist es so weit: Ihre Inszenierung FRAUEN feiert in der Kleinen Komödie Warnemünde Premiere. Gemeinsam mit Sandra-Uma Schmitz, Schauspielerin am Rostocker Volkstheater, hat sich Sonja Hilberger auf eine „erotischmusikalische Suche“ begeben. Zur Freude des energiegeladenen Damenduos konnte Ralph Zedler zur Verstärkung am Klavier gewonnen werden – ein wesentliches Element der Produktion, die gesungen, gespielt und gesprochen wird. Die drei KünstlerInnen geben ein kraftvolles, ein fein aufeinander abgestimmtes und harmonierendes Ensemble auf der Bühne ab. Mit viel Dynamik, Charme und auch Witz agieren sie miteinander – um ein wortreiches Statement ist Pianist Zedler, der gleichzeitig Linguist und Musikwissenschaftler ist, nie verlegen. Das Stück FRAUEN führt durch drei Jahrhunderte weiblichen Engagements, weiblicher Lust, weiblichen Lebens – teils
humorvoll, teils nachdenklich stimmend, manchmal auch verstörend. Es geht jedoch weniger um eine chronologische Aufarbeitung der Geschichte des Lebens und Liebens von Frauen im Lauf der Zeit. Vielmehr werden Gegensätze beleuchtet. Die ausgewählten Texte wechseln zwischen erotischen Episoden sowie politischen Statements; Hilberger und Schmitz greifen Schriften aus dem 18. Jahrhundert wie aktuelle Nachrichten auf. Und auch musikalisch orientieren sich die ProtagonistInnen an Gegensätzen: Von deutschem Liedgut und Volksweisen über Kampfliedern zu Ausflügen in die Popkultur bis hin zu lustvollen Moritaten reicht die Spannbreite. Frivoles und Theoretisches wird gleichermaßen präsentiert. Es geht um Frauen und Macht, Frauen und Erotik, Frauen und Politik – und natürlich auch um die drei Ks: Kinder, Küche, Kirche. Seit mehr als drei Jahrhunderten fordern Kämpferinnen für Frauenrechte im Grunde immer wieder das Gleiche. Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts verändern sich die Dinge. So ist es undenkbar, das Wahlrecht
für Frauen wieder abzuschaffen. Aber wie lange wurde dafür gekämpft? Und noch immer sind Frauen nicht gleichberechtigt auf den politischen und wirtschaftlichen Ebenen der Gesellschaft vertreten, sind sich die am Abend Beteiligten einig. Aber es gibt Visionen, wie das Zitat der Frauenrechtlerin Gloria Steinem verdeutlicht: „Wir reden über eine Gesellschaft, in der keine anderen Rollen existieren werden als die, die man sich gewählt oder verdient hat; wir reden ernsthaft über Menschlichkeit.“ Trotzdem ist es Regisseurin Sonja Hilberger wichtig, dass bei aller Ernsthaftigkeit der Thematik, der Abend vor allem Spaß machen soll, aber auch Anregung sein darf. „Wir wollen das Leben und die Liebe feiern. Und dabei einige Aspekte betonen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns an dem, was wir haben, werden keinen Schritt weichen, sondern mehr fordern!“ FRAUEN Premiere 18.03.2017 · 20:00 Uhr Kleine Komödie Warnemünde
Frauenpower in der Kleinen Komödie: Die Schauspielerinnen Sandra-Uma Schmitz und Sonja Hilberger, Foto: Dorit Gätjen
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