Aargauer Wirtschaft 03/19

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8  GESUNDHEITSWESEN AARGAU

AGV NR. 3 | 14. MÄRZ 2019

FRAKTIONSPRÄSIDIEN NEHMEN STELLUNG Die Kosten im Aargauer Gesundheitswesen steigen stetig an. Die Politik ist gefordert. Die «Aargauer Wirtschaft» hat bei der Fraktionspräsidentin sowie den Fraktionspräsidenten der drei grössten bürgerlichen Parteien nach deren Rezepten gefragt.

Sabina Freiermuth Zofingen Fraktionspräsidentin FDP.Die Liberalen Aargau

Jean-Pierre Gallati Wohlen Fraktionschef SVP Aargau

Alfons P. Kaufmann Wallbach Fraktionspräsident CVP Aargau

Die Kosten wachsen rasant:

Unser Gesundheitswesen erbringt Leistungen von hoher Qualität für die ganze Bevölkerung und geniesst eine hohe Akzeptanz. Aber die Kostenentwicklung ist ein Thema. Kostentreibend wirken sich vor allem die zunehmende hochtechnisierte Medizin, die vielen Anforderungen an die Gesundheitsversorger verbunden mit komplexen administrativen Auflagen und die hohen Ansprüche und Erwartungen der Patientinnen und Patienten aus. Zurzeit laufen viele Bestrebungen zum Bremsen des Kostenwachstums. Sei es mit ambulanten Eingriffen anstelle von stationären Aufenthalten, Kooperationen unter den Leistungserbringern und Konzentration der Leistungen. Dieser Prozess hat erst begonnen und braucht Zeit. Es ist wichtig, auf die Wirkung der ergriffenen Massnahmen zu vertrauen und weitere Eingriffe mit Augenmass vorzunehmen.

Aargau Wie beurteilt Ihre Partei die aktuelle Kostenentwicklung im Gesundheitswe­ sen (Aargau) gene­ rell und was sind die Kostentreiber speziell?

Die Kostendynamik ist ungebrochen und bringt den Finanzhaushalt des Kantons in Bedrängnis. Bedauerlicherweise fällte das Bundesgericht Urteile, welche die Situation verschärfen: z. B. zur Übernahme der Restkosten und zum Kantonsanteil Prämienverbilligung.

Beiträge des Kantons Prämienverbilligung 2008 2017 2020 60 Mio. 71,8 Mio. 105 Mio. Spitäler 2008 2017 2020 528 Mio. – Zum einen ist die Kostenentwicklung auf 237 Mio. nicht beeinflussbare Faktoren zurückzu- EL 2008 2017 2020 führen: 95 Mio. 170 Mio. – • Zunahme der Bevölkerung GWL (seit 2012) • Verschiebungen in der Altersstruktur 2008 2017 2020 24,7 Mio. – Auf diverse Kostentreiber kann jedoch 26,8 Mio. direkt oder indirekt eingewirkt werden: • Mengenausweitung durch Fehlanreize 2008–2015 sind die Ausgaben um 79 % • unnötige Konkurrenzsituationen gestiegen. Der Anteil am Steuerertrag ist • gesteigerte Anspruchshaltung von 12,1 % (2007) auf 23,1 % (2016) • fehlendes Kostenbewusstsein gewachsen. Die 30 000 Mitarbeiter im Gesundheitswesen erarbeiten einen UmAuch die Finanzierungsregeln für ambu- satz von ca. 4 Mrd. Franken (= 10 % des lante und stationäre Leistungen führen zu aargauischen BIP). Das Stellenwachstum steigenden Fallzahlen. Vielerorts fehlt es ist aber viel höher, als der Beitrag zum auch am Willen zur Zusammenarbeit über BIP-Wachstum wächst. Die Prämienzahler die Kantonsgrenzen hinweg. und die Steuerzahler bezahlen. Das jährliche Finanzloch des Kantons beträgt ca. 600 Mio. Franken (strukturelles Defizit: 150 Mio.; Finanzausgleich: ca. 450 Mio.). Das Finanzloch des Kantons ist im Bereich Gesundheit und Soziales begründet.


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