wird durch einen partizipativen Prozess erreicht, welcher alle Interessengruppen miteinbezieht und sowohl standortspe zifische Massnahmen wie auch Massnahmen auf der Ebene der Wassereinzugsgebiete umfasst. Das bedeutet etwa, dass Unternehmen ihre Auswirkungen auf und AbhĂ€ngigkeiten von Wasser sowie die damit verbundenen Risiken nicht nur in ihren direkten Betrieben, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette verstehen. Sie ĂŒbernehmen dabei ihren Teil der Gesamtverantwortung fĂŒr die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereiche, in denen sie tĂ€tig sind. Folgende PrioritĂ€ten stehen im Vordergrund: â Die Schweiz setzt sich â u.a. mit Hilfe des «Water Stewardship»-Ansatzes â fĂŒr einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser durch wesentliche nutzniessende Anspruchsgruppen wie die Industrie und die Landwirtschaft ein (Projektbeispiel 2). â Die Schweiz nimmt ebenfalls AnsĂ€tze der Kreislaufwirtschaft im Wasserbereich auf. Dadurch kann einerseits der Rohstoffverbrauch reduziert und die RĂŒckgewinnung von Rohstoffen aus Gebrauchtwasser im Vergleich zu linearen, nicht geschlossenen Produktionsprozessen, verbessert werden.21 â Die Schweiz positioniert sich als eine Innovationsleaderin im Wassersektor und entwickelt entsprechende Lösungen. â Die Schweiz setzt sich fĂŒr eine gerechte Verteil- und Preispolitik ein; sie fördert eine nachhaltige, wirksame und partnerschaftliche Finanzierung der notwendigen Lösungen im Wassersektor auf allen Ebenen in enger Zusammenarbeit mit dem Privatsektor.
21 Glossar.
Projektbeispiel 2: Reduktion des Wasser-Fussabdrucks von Privatunternehmen in Lateinamerika Die weltweit steigende Nutzung von Wasser im industriellen Sektor fĂŒhrt zu einem stĂ€ndig wachsenden Wasser-Fussabdruck des Privatsektors. Um dieser Tendenz insbesondere in Regionen mit limitierten Wasserressourcen zu begegnen, braucht es neue Instrumente und Mechanismen. Das Programm zur Reduktion des Wasser-Fussabdruckes («Water Footprint») in fĂŒnf LĂ€ndern Lateinamerikas â Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru â umfasst verschiedene aufeinander abgestimmte Interventionen: âą
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Erstellung von nationalen Wasserstudien in enger Zusammenarbeit mit Regierungen und UmweltverbĂ€nden, welche die Nutzung von Wasser und die Kontrolle der Wasserverschmutzung in verschiedenen Produktionssektoren â wie zum Beispiel beim Kaffee â dokumentieren und analysieren; ZurverfĂŒgungstellung der gewonnenen Erkenntnisse fĂŒr die Ausarbeitung und Umsetzung öffentlicher Wasserpolitiken; Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen, damit diese eigene Investitionen tĂ€tigen, um die Effizienz in der Nutzung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Wasser entlang ihren Produktionsprozessen zu verbessern und um die Wiederherstellung sowie den Schutz beeintrĂ€chtigter Ăkosysteme zu unterstĂŒtzen.
4.4 Frieden «Wir sind entschlossen, friedliche, gerechte und integrative Gesellschaften zu schaffen, welche frei von Angst und Gewalt sind. Es kann keine nachhaltige Entwicklung ohne Frieden und keinen Frieden ohne nachhaltige Entwicklung geben» (Agenda 2030 fĂŒr Nachhaltige Entwicklung). Die Schweiz setzt sich fĂŒr eine friedliche Koexistenz aller Menschen, unabhĂ€ngig von Herkunft, Geschlecht und Religion, ein. Dem Wasser kommt durch die zunehmende Knappheit und den daraus resultierenden VerteilkĂ€mpfe oftmals eine SchlĂŒsselrolle bei der Sicherung eines friedlichen Zusammenlebens zu. GemĂ€ss dem in Kapitel 3.7 erlĂ€uterten Prinzip «Frieden fördern» will die Schweiz durch einen Perspektivenwechsel und entsprechende Vermittlungsanstrengungen Wasser zu einem potenziellen Instrument fĂŒr Frieden und Zusammenarbeit machen. Wasserkrisen sind oftmals keine Krisen eines physischen Mangels an Wasser, sondern die Folge einer schlechten, ungerechten oder nicht koordinierten Bewirtschaftung desselben. Das Wasser wird
dabei von den beteiligten Akteuren und Institutionen weder nachhaltig noch in Absprache mit anderen Anspruchsgruppen genutzt. So gibt es zwar weltweit 263 grenzĂŒberschreitende Fluss- und ungefĂ€hr 300 grenzĂŒberschreitende Grundwasserbecken,22 doch existierten 2020 in nur gerade 24 LĂ€ndern mit grenzĂŒbergreifenden Wasservorkommen zwischenstaatliche Abkommen.23 Wasserknappheit oder mangelnde WasserqualitĂ€t können zu Spannungen unter Interessengruppen oder zwischen Staaten fĂŒhren. Aufgrund der steigenden Nachfrage und des Klimawandels muss in Zukunft hĂ€ufiger mit entsprechenden Konflikten und bewaffneten Auseinandersetzungen gerechnet werden. Darin kann Wasser zusĂ€tzlich als Waffe, als politisches Druckmittel oder zur Manipulation
22 UNECE, 2015 . 23 UN-Water, 2021
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