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Die Lehre von morgen
„UNS WÜRDE DAS LICHT AUSGEHEN“
Noch nie haben sich Lehrlingen so viele Karrierechancen erschlossen wie heute. Trotzdem kämpft die Ausbildungsform immer noch mit alten Vorurteilen. Wie man die Lehre reformieren könnte, verrät David Narr, Lehrlingskoordinator der Wirtschaftskammer Tirol.
INTERVIEW: DANIEL SCHREIER
David Narr
hat selbst eine Lehre abgeschlossen und arbeitet heute als Prokurist bei Holly Kaffeesysteme. Vor seiner Ernennung zum Lehrlingskoordinator war Narr als Geschäftsführer in der WKT tätig und stellte dort den Tiroler Lehrlingswettbewerb TyrolSkills neu auf.
Sie haben selbst Karriere mit Lehre gemacht. Würden Sie heute wieder diesen Weg einschlagen? DAVID NARR: Ja, zu 100 Prozent würde ich wieder mit einer Lehre starten. Sie hat mir das Rüstzeug für meinen gesamten beruflichen, aber auch privaten Weg mitgegeben und mich auf alle anderen Herausforderungen, die einem im Leben begegnen, vorbereitet. Sich in vielen Situationen zu helfen zu wissen, bringt einen schier unbezahlbaren Vorteil mit sich.
Kann die Tiroler Wirtschaft ohne die Lehre funktionieren? Nein – uns würde sprichwörtlich das Licht ausgehen. Inwieweit dann die Theoretiker im Stande sein werden, dieses wieder einzuschalten, wird sich zeigen. Ich hoffe, dass wir nie in eine solche Situation kommen werden.
Obwohl in den letzten Jahren sehr viel dafür getan wurde, das Image der Lehre zu verbessern, wollen immer weniger junge Menschen eine Lehre machen. Warum ist das so? Ich glaube, da gibt es ein paar Gründe. Für mich ist der Hauptgrund, dass die berufspraktische Ausbildung im dualen System, also Lehre im Betrieb und Ausbildung in der Berufsschule, immer noch primär als reine Arbeit verstanden wird. Mit 15 oder 16 fühlen sich viele noch zu jung dafür und viele Eltern meinen, ihre Kinder vor dem „verfrühten“ Eintritt in die Arbeitswelt behüten
David Narr, Lehrlingskoordinator
zu müssen. Darüber hinaus ist es aufgrund der demografischen Entwicklung viel einfacher geworden, eine weiterführende Schule zu besuchen. Klassen werden um jeden Preis gefüllt und die Aufnahmekriterien werden von Jahr zu Jahr nach unten gesetzt.
Um hier zu einer Verbesserung zu kommen, müssen wir in Österreich am Aufbau eines stringenten berufspraktischen Bildungssystems, man könnte sagen, der Höheren Berufsbildung als gleichwertiger Alternative zur schulischen, universitären Säule arbeiten. Wie könnte diese Höhere Berufsbildung aussehen? Konkret geht es um die Etablierung eines durchgängigen Bildungssystems, das als eigenständige Säule – neben dem „akademischschulischen Bildungssystem“ – (zukünftigen) Fachkräften zur Verfügung stehen soll. Die Einführung einer Höheren Berufsbildung ist ein wichtiges Ziel zur Weiterentwicklung der berufspraktischen Bildung. Dieser geplante Qualifikationspfad beginnt beim Lehrabschluss, führt über einen neu konzipierten Diplomabschluss, über die bereits bestehende Qualifikation Meister:in sowie neu geschaffene „staatlich geprüfte Abschlüsse“ bis hin zu Abschlüssen der Stufen 7 und 8 im Nationalen Qualifikationsrahmen, also auf der Stufe von Master- und Doktoratsabschlüssen.
Welche Vorteile hätte das neue System? Die Höhere Berufsbildung eröffnet attraktive Karrieremöglichkeiten für Jugendliche, inklusive gesellschaftlicher Anerkennung. Sie bietet Weiterentwicklungsmöglichkeiten für all jene, die bereits über Abschlüsse im dualen System verfügen und nun eine berufliche Bildungskarriere bis auf die höchsten Ausbildungsstufen weiterführen wollen.
Darüber hinaus denke ich, dass es an der Zeit ist, von der Ausbildungsbezeichnung „Lehre“ wegzukommen und diese umzubenennen. Mögliche Ansätze wären hier DAS (duales Ausbil-
dungssystem), DFA (duale Fachkräfteausbildung) oder DBAS (duales Berufsausbildungssystem).
Was sind für Sie die größten Vorteile einer Lehre? Warum sollte man sich als junger Mensch für diese Ausbildungsform entscheiden? Die Lehre in Österreich ist immer am neusten Stand der Technik. In den hunderten Ausgezeichneten Lehrbetrieben des Landes erhalten Jugendliche eine „State-of-the-Art“-Ausbildung. In keinem anderen Ausbildungsmodell kann so viel Berufspraxis erworben werden, die das
David Narr
Selbstbewusstsein in die eigenen Fähigkeiten enorm steigert. Wer eine Lehre mit Motivation und Engagement absolviert, muss sich als Fachkraft nie sorgen machen, keine Arbeit zu finden. Lehrlinge erwerben schon sehr früh wichtige wirtschaftliche und berufliche Schlüsselqualifikationen und haben beste Berufsaussichten und Karrierechancen. Vergleicht man die Verdienstmöglichkeiten, vor allem über das ganze Erwerbsleben, verdienen Fachkräfte in vielen Bereichen mehr als Akademiker:innen.
Mit welchen Vorurteilen gegenüber der Lehre würden Sie sofort aufräumen? Hier steht für mich klar an erster Stelle, dass Lehre „Arbeit und nicht Bildung“ sei. Aber auch dass die Lehre eine Bildungssackgasse sei, man mit ihr schlechte Berufsaussichten hätte und man sich mit einer Lehre den Karrierewege verbaue: Wenn man sich die vielen erfolgreichen Tiroler:innen anschaut, die auf Basis einer Lehre eine tolle Karriere gemacht haben und sich bis ins Topmanagement von großen Unternehmen hinaufgearbeitet haben, sieht man, dass diese Vorurteile alle aus einer vergangenen Zeit stammen.
Wird es die Lehre 2050 noch in der heutigen Form geben? Es gibt bereits jetzt schon verschiedenste Varianten und Modelle von Lehrverhältnissen. Die Lehre entwickelt sich stetig weiter – das hat sie immer schon getan. Wie sich die Lehre im Jahr 2050 darstellen wird, weiß ich nicht. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es diese Ausbildungsform noch geben wird. •
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Das Kufsteiner Unternehmen Single Use Support sucht nach Verstärkung – nun auch in Hall in Tirol.

Wir verfolgen die Strategie #thinkoutofthebox. Neuer Standort Hall in Tirol

Benefits:
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Seit 2016 verfolgt Single Use Support das Ziel, mit seinen innovativen Produktlösungen zu einer schnelleren und sicheren medizinischen Versorgung beizutragen. Der Erfolg von Single Use Support gründet jedoch nicht nur auf der ursprünglichen Idee von Johannes Kirchmair und Thomas Wurm. Zusammen mit ihrem Team aus mittlerweile 140 MitarbeiterInnen revolutioniert das Tiroler Unternehmen in kürzester Zeit mit seinen Anlagen zum Abfüllen, Frieren und Transportieren wertvoller Flüssigmedizin bisherige Prozesslösungen in der Biopharma-Industrie. Grund dafür, dass auch zahlreiche globale BiopharmaUnternehmen, darunter auch einige Covid-19- Impfstoff-Hersteller, auf die Technologien des Kufsteiner Unternehmens vertrauen.
Steil nach oben
Obwohl Single Use Support dank seines starken Wachstums nicht mehr als Start-up bezeichnet werden kann, behält das Unternehmen diese Mentalität bei: jung, dynamisch und innovativ. Das schnelle Wachstum fordert neben direkter Kommunikation und flachen Hierarchien zunehmend Unterstützung durch talentierte MitarbeiterInnen. „Wir suchen motivierte Menschen, die Flexibilität und Offenheit mitbringen, sowie neue Ideen, um unser Wachstum weiter voranzutreiben“, erklärt Philipp Hribar, Director of Finance und Administration. „Bei uns ist für jeden etwas dabei – vom Einkauf über das Projektmanagement bis hin zur Produktentwicklung und Produktion – sowohl für Berufseinsteiger als auch Berufserfahrene“, führt Philipp weiter aus.
Standort-Erweiterung
Zunehmende Aufträge und eine stark wachsende Anzahl an MitarbeiterInnen fordern Platz. Single Use Support erweitert deshalb seinen Hauptsitz in Kufstein mit dem Bau eines dreistöckigen Büro- und Produktionsgebäudes und hat vor kurzem einen weiteren Standort mit über 6.000 m2 in Hall in Tirol eröffnet. Dies sind nur zwei der Projekte, um das weitere Wachstum des jungen Unternehmens voranzutreiben und es zu einem attraktiven Arbeitgeber für ganz Tirol zu machen. •
Single Use Support GmbH
Endach 36 6330 Kufstein Philipp Hribar Head of Finance & Administration Tel.: 0664/54 58 201 E-Mail: p.hribar@susupport.com www.susupport.com/jobs

INHALT
Geld für Bildung: Förderungen im Überblick Neues an den Tiroler Hochschulen
