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Der Weg nach oben
LEHRREICHE KARRIERE
Diese drei Tiroler Persönlichkeiten haben eines gemeinsam: Ihre berufliche Karriere startete mit einer Lehre. Die Geschäftsführer:innen blicken auf ihren Werdegang zurück und geben jungen Menschen Tipps für die Berufsentscheidung.
TEXT: THERESA KLEINHEINZ
Cornelia Plank
Gründerin und Geschäftsführerin Tiroler Bio Pilze
Ich wollte immer schon meinen eigenen Weg gehen und mit beiden Beinen im Leben stehen. Das ist nur dann möglich, wenn der finanzielle Rahmen gegeben ist. Nach meinem
Schulabschluss an der HBLA Technikerstraße in
Innsbruck ist leider meine Mutter verstorben.
Da ich Geld verdienen wollte und nicht an einem
Studium interessiert war, habe ich mich für eine
Lehre als Verwaltungsassistentin in der Gemeinde
Thaur entschieden.
Nach dem Lehrabschluss und dem Sammeln erster Berufserfahrungen habe ich gespürt, dass der öffentliche Dienst nicht mein Bereich ist. Für mich war klar: Ich will etwas umsetzen, bewegen und vor allem Erfahrungen sammeln. Bei der
Tirol Milch habe ich meine Leidenschaft für den Vertrieb entdeckt, und die Produktion von
Lebensmitteln hat mich vom ersten Moment an begeistert. Nach einigen Jahren wechselte ich in den konventionellen Gemüsebau und übernahm
Vertrieb und Marketing. Hier habe ich auch die
Ausbildung zur Gemüsebaumeisterin absolviert.
Und da ich es liebe, zu gestalten und umzusetzen, habe ich mich dazu entschlossen, mein eigenes Unternehmen zu gründen. Heute würde ich mich für die Lehre mit Matura entscheiden. Das ist meiner Meinung nach der beste Weg, um gut in die berufliche Karriere zu starten. Man hat ein breites Allgemeinwissen, kann später studieren und hat die praktische Berufserfahrung, die für viele Arbeitgeber wichtiger denn je ist.
Facharbeiter sind gesucht wie nie zuvor. Man hat die Aussicht auf Erfolg, guten Verdienst und natürlich auch auf den Weg in die Selbstständigkeit. Die Lehre öffnet Wege in alle Richtungen. Ich habe gelernt, dass du dir Respekt dann verdienst, wenn du dich Schritt für Schritt von unten nach oben vorarbeitest. Erfolg ist kein Zufall. •
© ADEG_WIEDEMAYR-MIN

Cornelia Planks
berufliche Karriere begann mit 17 Jahren mit einer Lehre in der Gemeinde Thaur. Nachdem sie bei der Tirol Milch und im Gemüseanbau Erfahrungen gesammelt und Führungsrollen übernommen hatte, beschloss sie, ihre eigene Firma zu eröffnen. 2014 gründete Plank die Tiroler Bio Pilze. Mit einem Team von 60 Mitarbeiter:innen produziert sie Pilze für den österreichischen Markt.
„Die Lehre öffnet Wege in alle Richtungen.“
Cornelia Plank, Gründerin und Geschäftsführerin Tiroler Bio Pilze
Simon Meinschad
Geschäftsführer hollu Systemhygiene
Ich hatte schon früh den Wunsch, zu arbeiten und mir selbst etwas zu schaffen. So habe ich mich nach der Pflichtschule und einem Jahr im Sportgymnasium dazu entschieden, über eine
Lehre ins Berufsleben einzusteigen. Im Herbst 1989 habe ich bei den Liebherr-Werken in Telfs die Lehre zum Industriekaufmann gestartet und nach drei Jahren mit Auszeichnung abgeschlossen. Leider gab es damals noch keine Lehre mit
Matura, ansonsten hätte ich das ganz sicher gemacht. Besonders geprägt hat mich in der
Lehrzeit, dass mich mein damaliger Chef von
Anfang an „richtig“ mitarbeiten ließ. Schon während der Lehre wurde mir bewusst: Ich arbeite gerne mit Menschen, gerne mit Zahlen und ich liebe es, mich in komplexe Themen zu vertiefen und neuen Herausforderungen zu stellen. Nach dem Bundesheer und mehreren Jahren bei der
Unternehmensgruppe Höpperger in Rietz wechselte ich im Jahr 2000 zu hollu. Dort durchlief ich verschiedene Stationen. 2012 habe ich die
Geschäftsführung des Familienunternehmens übernommen.
Meine Töchter stehen gerade vor der
Entscheidung: Weiter zur Schule oder doch die
Lehre? In welche Richtung es beruflich gehen soll und was einem wirklich Freude macht, kann man als junger Mensch eigentlich noch nicht wissen. Deshalb finde ich eine Lehre eine tolle
Möglichkeit, in die Berufswelt einzusteigen und wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln, um eine Vision für die berufliche Laufbahn zu entwickeln. Neben Freude und Begeisterung für die Arbeit ist Veränderungsbereitschaft wichtig. Niemand weiß, wie die Berufswelt in 20 Jahren aussieht und welche Herausforderungen auf uns zukommen. Meine persönliche Erfahrung ist: Mut wird belohnt! Chancen und Gelegenheiten, die sich mir boten, habe ich am Schopf gepackt und mutig angenommen. •
Simon Meinschad, Geschäftsführer hollu
Simon Meinschad
arbeitete nach seiner Lehrausbildung zum Industriekaufmann beim LiebherrWerk Telfs zuerst einige Jahre beim Tiroler Abfallverwertungsunternehmen Höpperger und wechselte im Jahr 2000 als Controller zur hollu Systemhygiene GmbH. Seit 2012 ist er Geschäftsführer.
© GERHARD BERGER

© NOVARTIS
Mario Riesner
ist seit März 2019 Geschäftsführer des NovartisStandorts Kundl/Schaftenau. Er startete seine Karriere mit einer Lehre im Unternehmen. In der Zwischenzeit studierte er berufsbegleitend Verfahrenstechnik am Management Center Innsbruck und leitete unter anderem einen Standort zur Herstellung von biologischen Wirkstoffen in Slowenien.

Mario Riesner, Geschäftsführer Novartis Kundl/Schaftenau
Mario Riesner
Geschäftsführer Sandoz
Mit 15 Jahren habe ich mit einer Lehre als Chemielaborant bei der damaligen Biochemie in Kundl begonnen. Heute heißt der Lehrberuf Chemielabortechniker und die Firma Novartis. Der Einstieg in die Lehre war mehr ein Gefühl als eine konkrete Entscheidung mit Weitblick. Sie schien mir etwas Greifbares und Handfestes zu sein und sie zeigte mir einen interessanten Weg auf. Während der Lehrzeit erfuhr ich zum ersten Mal den Mehrwert einer theoretischen Ausbildung, weil es mir plötzlich möglich war, das Erlernte unmittelbar in die Praxis umzusetzen. Das führte wiederum zur Anerkennung seitens der Arbeitskollegen und zu Erfolgserlebnissen, was meine Lernmotivation förderte.
Und so entschied ich mich, nach der Lehre unverzüglich weiterzumachen. Alle weiteren Ausbildungen habe ich berufsbegleitend absolviert, auch mein Studium der Verfahrenstechnik. Als ich vor der Wahl stand, Dissertation oder Industrie, entschied ich mich nach einigem Hin und Her für die Industrie, was ich bis heute nicht bereue. Zwei Jahre lang durfte ich einen Novartis-Standort in Slowenien leiten, seit meiner Rückkehr bin ich Geschäftsführer am Standort Kundl/Schaftenau und gleichzeitig für einen Produktionsbetrieb in Schaftenau verantwortlich. Ich mag es, Mitarbeitende auf ihrem beruflichen Weg zu begleiten und zu fördern. Idealerweise wird einer von ihnen mein Chef von morgen.
Jungen Menschen rate ich, bei der Berufsentscheidung ihrem Bauchgefühl zu folgen. Man braucht Durchhaltevermögen, um einen Abschluss zu machen, auch wenn nicht jeden Tag die Sonne scheint, und Mut, sich weiterzuentwickeln. Ein erlernter Beruf muss nicht das sein, was man bis zu seinem Lebensende ausführt, sondern er bildet eine solide Basis, auf der man aufbauen kann. •