75th tribal art auction - 30th Nov. 2013 at 2 pm

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Objekte der Privatsammlung Dr. Eduard Hess, Oberwil bei Basel 1921 – 2009, Teil II Wer Weggefährten zu Eduard Hess befragt, wird wohl heute noch schmunzelnd manch Vergnügliches erzählt bekommen. Beat Borer, Toni Dähler und Werner Zintl erinnerten im März 2012 – anlässlich der Versteigerung eines ersten Teils seiner Sammlung – in kurzen Anekdoten an ihren humorvollen Sammlerfreund (nachzulesen im Katalog zur 68. Tribal Art Auktion in Würzburg). Erheiterndes findet sich bisweilen auch in seinen Dokumenten. So notierte E.Hess zum Erwerb einer MumuyeFigur (Los 118), die er 1970 auf einer seiner Afrika-Reisen erstand: »Der Verkäufer wollte 500 DM. Als ich ihm erklärte, ich sei auf dem Rückflug und habe nur noch 50 DM, sagte er: „donne moi les 50 DM“, gab mir die Figur und verschwand«. Und zu einer reich beschnitzten Kalebasse der Dogon vermerkte er: »… trug ein Knabe in Sanga als Trinkreserve am Hals. Ich habe sie ihm abgekauft – mitsamt dem Trinkwasser«. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle die Sammlungsgeschichte der kleinen Pende-Maske (Los 136). E. Hess ergänzte hierzu: »1967 bei Duperrier in Paris erworben – 1970 im Tausch mit Hans Hess abgegeben – 1973 zurückgekauft von H.H.!« War es Tauschreue? Jedenfalls darf er sie drei Jahre später wieder sein Eigen nennen; den Preis dafür nennt er allerdings nicht. Diese kleine Maske gehört mit rund 35 Objekten zum zweiten Teil seines Nachlasses afrikanischer Kunst, diesmal mit Schwerpunkt auf den Kongo. Eine kniende Schalenträgerin der Luba (Los 133) kann stilistisch einem der Shankadi-Unterstile zugewiesen werden, in eine Werkstatt zwischen dem Kisale-See und der Region um Mulumbu Mwanza, in der Provinz Katanga. Eduard Hess erwarb sie 1969 aus dem Besitz des Schweizer Sammlers Edwin Hubacher in Olten. Mit Expertise belegt ist die den Kumu zugeschriebene Initiations-Maske der Nkunda Gesellschaft (Los 131), von denen früheste Beispiele um 1920 datiert werden. – 84 –

Seine erste afrikanische Statue bekam er 1961 zum vierzigsten Geburtstag von seiner Frau geschenkt. Es folgten viele Afrikareisen. In Europa galt E.Hess bald als profunder Kenner, einige seiner Sammlungsstücke schenkte er noch zu Lebzeiten dem Rietberg Museum in Basel; viele sind publiziert, u.a. in Ausstellungskatalogen zu afrikanischer Kunst in Schweizer Privatsammlungen. He received his first African statue from his wife for his 40th birthday in 1961. Many journeys to Africa followed. In Europe E. Hess acknowledged as having a profound understanding of African art. During his lifetime he donated a part of his collection to the Rietberg Museum in Basel; many of the objects have been published, among others, in exhibition catalogues about African Art in private Swiss collections.

Eduard Hess kaufte sie 1990 in Paris bei Alain de Monbrison. Eindeutig lässt sich das Alter der Dogon Figur (Los 115) nicht bestimmen – allenfalls möglich ist eine zeitliche Zuordnung um 1900 oder früher. Zweifellos aber besticht die 45 cm messende ‚dege’ Figur durch ihre rote, dick verkrustete Beopferungspatina und intensive rituelle Nutzung. Über René Rasmussen (1952), der mehr als vierzig Jahre eine zentrale Rolle in der Pariser Tribal Art Szene spielte, und Hans Hess (1959) gelangte sie 1968 in die Sammlung von Eduard Hess. Eduard Hess stand auch mit Antonio Fiacco, der ihm zum 80. Geburtstag einen Yoruba Pfeifenkopf schenkte, in regem freundschaftlichen Austausch (Objekte seiner Sammlung werden unter den Losnummern 148 bis 212 aufgerufen). Fiacco, Sammler und Händler afrikanischer Kunst erwarb von ihm unter anderem zwei weibliche Masken der Zela / Songe (D.R. Kongo), die bei den Einheimischen als ‚La belle Madeleine’ Eingang fanden. In einem Essay von 2003 befasste sich Marc L. Felix in einem eigenen Kapitel ‚Cherchez la femme’ mit diesem Maskentypus eines neuen, idealisierten Frauenbildnisses (mehr dazu unter Lose 192, 193).


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