Die Strategie der friedlichen Umwälzung – eine Antwort auf die Machtfrage

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Es braucht einen Plan Es ist nicht verboten, in Begriffen des Krieges zu denken, um ihn zu verhindern. Denn dies ist das erste Ziel jeder Kriegsführung. Nun stehen wir aber bereits in einem Krieg. Die Ziele, die von einer mächtigen Minderheit verfolgt werden, sind mit so großen Schäden für die Mehrheit (und die Mitwelt) verbunden, dass sie den Schäden eines Krieges mit Waffen gleichgestellt werden müssen. Und die Waffen, die in diesem unterschwelligen Krieg zum Einsatz kommen, sind durchaus zerstörerisch: Verbreitung von Feindbildern, farbige Revolutionen oder Sanktionen. Im Fall des Irak führten sie zu Millionen von unschuldigen Opfern, ein Preis, der es nach Einschätzung der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright wert war – bezahlt haben ja andere. Es werden also Kriegsziele verfolgt auf der Erde. Sie werden zwar zunächst mit politischen Mitteln verfolgt. Aber – wenn diese nichts fruchten – sprechen die Waffen. Dieser schwierigen Erkenntnis steht unser Wunsch entgegen, die Welt als gerecht wahrzunehmen. Niemand will in einer Welt des Rechts des Stärkeren leben. Doch der fromme Wunsch ändert nichts an der Realität. In der Wirklichkeit wird die Ungleichheit größer, stirbt die Natur, werden Kriege mit Daten und Waffen vorbereitet, verschwindet die Demokratie, regiert das Geld – die ganze Litanei, die man nicht mehr hören mag. Diese Vorstellung einer gerechten Welt sollten wir ziemlich rasch zu Grabe tragen. Die Realität ändert sich dadurch nicht. Aber wir uns! Herrscht Krieg, stellt sich automatisch die Frage: Sind wir Zuschauer oder sind wir Partei? Und wenn wir Partei sind: Wo stehen wir? Einen Krieg wahrzunehmen, heißt allerdings nicht, ihn auch zu führen, selbst wenn man Partei ist. «Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen», schrieb der bedeutende chinesische Militärstratege und Philosoph Sunzi in seiner «Kunst des Krieges» vor zweieinhalbtausend Jahren. Den Kampf zu verhindern muss auch in unserer Lage, in der es buchstäblich um alles oder nichts geht, unser zweitoberstes Ziel sein. Das oberste ist, die Maschine der Zerstörung zum Stillstand zu bringen 86


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